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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 21, H. 7

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TECHNIK UMP WIRTSCHAFT

M onatschrift des Vereines deutscher Ingenieure / VD I-Verlag GmbH, Berlin NW 7, Dorotheenstr.40

21. Jahrgang Juli 1928 Heft 7

D ie d e u t s c h e Z u c k e r in d u s t r ie

Von Dr. T e n i u s , Volkswirt R. D. V., Halle

Inhalt:

tm A n sc h lu ß an die Technik d e r R llb e n zu c k e re rze u y u n g w ird die E n tw icklu n g u n d B ed eu tu n g — - d er deutschen Z u ckerin d u strie a n h a n d von Z ahlen über B etriebstätten, R ü benanbau, R ü b e n ­ vera rb eitu n g u n d Z u cke re rze u g u n g von den A n fä n g e n der in d u striellen Z u ckererzeugung in D eutschland an d a rg estellt. Die S ch w ierig keiten des W ied era u fb a u e s der von den K riegs- un d N a c h k rie g sfo lg e n besonders h a rt betroffenen Z u ckerin d u strie w erden ein g eh e n d erörtert u n d der g eg en w ä rtig e S ta n d des W ie d e ra u fb a u e s a u fg e ze ig t. E s w erden auch die w irtsch a ftsp o litisch tn V o ra u ssetzu n g en behandelt, u n te r den en d ie deutsche Z u ckerin d u strie ihre V o rkrieg sb ed eu tu n g

w ied erg ew in n en kann.

1. Die T e c h n i k d e r Z u c k e r h e r s t e l l u n g Von D irektor Dr. B a u m a n n , Halle

Den Rohstoff für die H erstellung des Zuckers (R ohr­

zucker, Saccharose, C 13 H 22 O u ) bildet in Deutschland a u s­

schließlich die Zuckerrübe, in der ihn d e r deutsche C h e ­ miker M a r g g r a f um die Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte, und aus der ihn der deutsche G elehrte und Techniker A c h a r d Ende des 18. Jahrh u n d erts erstmalig fabrikmäßig herstellte. Die Zuckerrübe, deren Kultur einen außerordentlich wichtigen Z w eig der deutschen Landw irt­

schaft bildet, ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahre den Reservestoff Zucker in g ro ß e r M en ge (bis über 20 vH) in ihrer Wurzel aufstapelt, um im zweiten Jahre Samen zu bilden. Für die G e w in n u n g des Zuckers w erd en die Rüben im Herbst des erste n Jahres nach etwa sechsmonatigem Wachstum geern tet, nachdem sie ihren höchsten Zucker­

gehalt erreicht haben. Das Ernten geschieht zum größteii Teil noch durch Han darbeit, da die vorhandenen E rn te­

maschinen sich noch nicht für alle Verhältnisse des Bodens

und W etters als bra uchbar erwiesen haben. Bei der Ernte w erden den Rüben die Köpfe mit den Blättern a b ­ geschnitten, diese bilden ein wertvolles Futtermittel.

Die Rüben w erden entw eder unmittelbar in die Fabrik gefahren oder, soweit sie dort nicht gleich verarbeitet w e r­

den können, auf dem Felde in Haufen, die zum Schutz gegen die Kälte mit Erde bedeckt werden, eingemietet, ln der Fabrik w erden sie durch Waschen mit W ass er von der anhängenden Erde befreit, in den Schnitzelmaschinen durch rotierende Messer in dünne Schnitzel zerschnitten und in große, zylindrische G efäße gefüllt, von denen eine Anzahl die sogenannte Diffusionsbatterie bildet, ln dieser wird den Rübenschnitzeln durch systematisches Auslaugen der zuckerhaltige Saft entzogen, wobei b e so n ­ d ers da ra uf g eachtet wird, daß durch das Auslaugen der Saft nicht zu stark verdünnt wird. D er so erhaltene Rohsaft bildet eine schwarzgraue, tr übe Flüssigkeit, die durch Behandlung mit gebranntem Kalk, Kohlensäure und schwefliger Säure gere inig t wird und nach mehrfachem Filtrieren durch Filterpressen einen hellgelb gefärbten,

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182 T e n i u s : Die deuts che Zuckerindustr ie T e c h n ik u n d W irtsc h a ft

klaren Saft, den Dünnsa ft, ergibt. Dieser wird in d e r V er­

dam pfsta tio n u n te r m ehrfa cher V e rw e n d u n g des Dam pfes zu Dicksaft eingedampft. N achdem die ser nochmals fil­

trie rt ist, wird er in V ak uum kochapparaten bis zur Kristalli­

sation des Zuck ers eingekocht. Die dicke Kristallmasse w ird nach A bkühlu ng in Kristallisatoren (Sudmaischen) von dem g rö ß t e n Teil d e s die Kristalle u m g e b e n d e n Sirups in Z e ntrifugen befreit. Die noch gelb bis braun;

gefärbte n Kristalle bilden den Rohzucker, d e r an Z u ck er­

raffinerien zur weite ren V erfeinerung abgeliefert wird.

D er in den Zen trifu g en ab geschleuderte Sirup wird nochmals zur Kristallisation ein gekoc ht und ergibt einen Rohzucker g e ri n g e re r Beschaffenheit, d e r ebenfalls zur Raffinerie geht. Als Reste rzeugnis verbleibt ein d u n k e l­

brauner , übelriech en der Sirup, der nicht m ehr kristallisier­

bar ist, die s ogenannte Melasse. Diese dient als V iehfutter und zur H erstellu n g von Hefe und Spiritus (vgl. hierzu Abb. 1).

ln einigen Rübenzuckerfabr iken wird gleich u nm ittel­

bar aus den Rübensä ften weißer, verbrauchsfähiger Zuck er hergestellt, indem d e r Rohzucker in den Zentrifugen mit W ass er oder Dampf gew aschen wird. In den Raffinerien erf olgt die V erfeinerung des Rohzuckers du rch versch ieden ­ artig e Reinigungsverfahren und durch wiederh olte s U m ­ kristallisieren.

2. Statistik der Rübenerzeugung und -Verarbeitung sowie der Zuckergewinnung

Die deuts che Zuckerindustrie, auf d e r heimischen Scholle erw achsen, ist mit ihr bis heu te auf das engste v e r­

bunden, w echselwirkend aus ihr ihre Kraft ziehend und in gleicher Weise sie befr uchtend. D er W e g dieser Entw ick­

lu ng w ird extensiv ge kennzeichnet durch den w achsenden U m fa n g d e r mit Z uckerrüben bebaute n Ackerfläche und d e r gew altigen S te ig e ru n g der R üben v erarb eitu n g und Zucker­

e rz eugung, intensiv durch die von agrartechnisc hen, pflan- zenkundlichen, chemischen und betriebswirtschaftlichen F ortschritten bew irkte ständig e Ste ig eru n g d e r R ü b en ­ er träge, Z u ckerausbeuten un d der V er arbeitu ngsfähig keit der Betriebstätten. Ihren H ö h e p u n k t erreichte die E n t­

w icklung der deuts chen Zuckerindustrie im Betriebsjahre 1913/14, in dem D eutschland an ers te r Stelle unte r allen Zucker e rzeugenden S ta aten der W elt stand und die P ro d u k tiv itä t seiner Lan dwirtschaft u n te r dem Einfluß der intensiven Z uckerrübenkultu r eine von keinem ändern

Lande iibertroffene Stellung erreichte. Die nachstehende Zahlentafel 1 zeigt die Entw icklung des d euts chen Rüben­

an bau es und d e r Zuckerindustrie bis zum Betriebsjahre 1927/28.

Durch den K rieg w u rd e die glän zende Entw icklung jäh­

lings unte rbro chen. Staatliche M aß n ah m en , wie zwangs­

weise V e rm in d e ru n g des R übenanbaues d u rc h Entlassung der an den Rüben verarb eiten d en Fab rik en beteiligten Landwirte aus einem Teil ih rer A nbauverpflic htungen und der Z w a n g der Verhältnisse, wie s t e ig e n d e r Mangel an Arbeitskräften, G esp an n en u n d Kapital, wirkten zusammen, um den R ü b en an b au im Betriebsjahre 1919/20 auf unter 50 vH des V orkriegsanbaues, die R ü b e n v e ra rb e itu n g und Z u c k e re rz e u g u n g ab e r auf u n te r 30 vH d e r letzten Vor­

kriegzahlen zu bringen. W e n n sich auch in diesen Zahlen zum erste n Male d e r Verlust aus dem Versailler Diktat bem erkbar machte, das die deuts che Z uckerindustrie 29 Roh­

zuckerfabriken und 18 vH d e r Rüb enanbaufläche von 1913/14 kostete, so w a r d e r N ie d e r g a n g des verbleibenden Teils der deuts chen Z uckerindustrie doch so tief, daß sich dem W iede raufbau die g rö ß te n Schwierigkeiten entgege n­

stellen mußten.

Die A u frechterhaltung der Z w a n g s w i r t s c h a f t bildete in den Folg ejahren dadurc h, daß sie die Wirkungen d er W erte vernichte nden Inflation vervielfältigte und die deu tsche Zuckerindustrie von d e r dam alig en Hochkonjunk­

t u r des Zuckerw eltm arktes völlig ausschloß, die stärkste H e m m u n g des W iede raufstie ges, dessen ge rin g e Fort­

schritte denn auch im Betriebsjahre 1923/24 nahezu völlig w ieder verloren gingen. E rst mit Beginn des Betriebs­

jahres 1925/26 fielen mit d e r B eseitig ung d e r Ein- und Aus­

f u h r b eschränkungen die letzten Reste ein er Wirtschafts­

politik, an deren F o lg e n die Zuckerindustr ie noch heute schw er zu leiden hat.

Aber nicht n u r von der Seite d e s A bsatzes und der P re i s g e s t a lt u n g her, auf die sich die Zwangswirtschaft in ers ter Linie bezog, b e g e g n e t e d e r W ie de raufbau der deutschen Z uckerindustrie d en g r ö ß t e n Schwierigkeiten.

Auch die P r o d u k t i o n s v e r h ä l t n i s s e hatten sich g ru n d le g e n d g e g e n ü b e r 1913 geändert. D er Rückgang der R übenerntefläche und der E rtr ä g e d e s R übenanbaues be­

w irkten eine V e rk n a p p u n g des Rohstoffes, die, wie Zahlen­

tafel 1 zeigt, die tatsächliche V e ra rb e i tu n g in den Roh­

zuckerfabriken w eit hinter ihrer L eistungsfähigkeit zurück­

ließ und ins besondere die V e ra rb e i tu n g s s tä t te n des Halb­

Z a h l e n t a f e l 1

Z a h l e n a u s d e r d e u t s c h e n Z u c k e r i n d u s t r i e

B e trie b s ­ j a h r

Z a h l d e r R ü b e n v e ra r b e ite n d e n

F a b r ik e n

R ü b e n ­ a n b a u flä c h e

1000

ha

R ü b e n ­ v e r a r b e itu n g

in s g e s a m t

1000

dz

R ü b e n e r tr a g

d z /h a

Z u c k e re r z e u g u n g R o h z u c k e rw e rt

1000

dz

A u s b e u te au s 100 k g R ü b e n

in k g

1 d z R o h z u c k e r e r f o r d e r t R ü b e n

in dz

Z a h l d e r R a ffin e rie n und M e la s s e e n tz u c k e ­

ru n g s a n s ta lte n

1836/37 122 i 261 2 251 13 5,00 20,00

1846/47 107 l i 2 817 26 250 201 7,14 14,00

__

1856/57 233 55 13 776 59 250 1036 7,52 13,30

__

1866/67 296 101 25 356 86 251 2 012 7,94 12,60

__

1876/77 328 141 35 500 108 252 2 894 8,15 12,27

__

1886/87 401 277 83 067 207 300 10 183 11,87 8,43

__

1896/97 399 425 137 216 344 323 18 212 12,06 7,90

__

1906/07 369 447 141 865 384 317 22 420 14,97 6,68 48

1913/141) 341 533 169 400 497 318 27 159 15,45 6,47 37

1913/142) 312 436 137 553 22 407 35

1919/20 260 258 47 962 184 186 7 019 14,81 6,75 28

1923/24 264 332 72 351 274 218 11462 15,59 6,41 31

1924/25 261 354 97 661 374 276 15 636 15,89 6,29 31

1925/26 261 370 101 672 390 275 15 994 15,59 6,42 30

1926/27 253 370 106 589 421 288 16 646 15,47 6,46 28

1927/28 250 406 106 540 426 262 16 7003) 15,523) 6,44 27

J) a lte s R e ic h s g e b ie t 2) n e u e s R e ic h s g e b ie t 3) v o r a u s s ic h tlic h

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21. J a h rg . H e f t 7

Juli 1928 T e n i u s : Die deuts che Z uckerindustrie 183

fabrikates, die Raffinerien, in verhängnisvoller Weise ihres Rohstoffes, des Rohzuckers, beraubte. Die F olg e dieses Rohstoffmangels w ar eine erhebliche S te igerung d e r V er­

arbeitungskosten über das durch die Indexzahlen bed in gte Maß hinaus. Denn die Rohzuckerfabriken inklinieren bei der Bedeutung, die die G em einkos ten notw endig erw eise bei ihnen als Saisonbetrieben mit ein er durchschnittlichen Betriebsdauer von 8 bis höchstens 12 Wochen im Jahre haben, ganz beso nders auf ein Mißverhältnis zwischen t a t ­ sächlicher und möglicher V erarbeitung. Bei den Raffinerien kam aber noch ein an drer sehr bedeuts am er U m stand hinzu.

Während der Verlust der Rohzuckerfabriken infolge der Gebietsabtretungen sich im gleichen Verhältnis zur Einbuße an Rübenanbaufläche hielt, blieb der Verlust an Raffinerien nicht nur der Zahl, sonder n besonders d e r V erarb eitu n g s­

fähigkeit nach weit dahin ter zurück, denn d e r g rößte Teil des verlorenen östlichen Rohzuckers w urd e vor dem Krieg in süddeutschen und rheinischen Raffinerien verarbeitet.

Infolgedessen führte die V eren g u n g d e r Rohstoffg ru ndlage im Verhältnis zur Raffinationsfähigkeit zu einer S t r u k ­ t u r v e r ä n d e r u n g , deren abträglicher Einfluß auf die Gestaltung der G e stehungskosten des Verbrauchszuckers bereits in den Ja hren der Zwangswirtschaft, in denen der Rohzucker nach Kon tingenten auf die Raffinerien verteilt wurde, offenbar gew orden war. In ders elb en Richtung der Verkürzung d e r Rohzuckerdecke für die Raffinerien wirkte die Tatsac he, daß in d e r Krieg- und Nachkriegzeit eine ganze Reihe von Rohzuckerfabriken dazu ü b e r­

gegangen war, im eigenen o d er gemischten Betriebe den Rohzucker bis zum Enderzeugnis, der weißen W are, zu verarbeiten.

3. Zusammenschlußbewegung

In diesem Mißverhältnis d e r Verarb ei tu ngsf äh ig kei t von Rohzuckerfabriken und Raffinerien liegt die Wurzel der Konzernbildung innerhalb d e r deutschen Z ucker­

industrie, die, nachdem Süddeutschland bereits im Kriege vorausgegangen war, ein Kennzeichen d e r o rg a n isa to ­ rischen Entwicklung d e r deuts chen Zuckerindustrie der Nachkriegzeit w urde und das äußere Bild die ser Industrie gegenüber der Zeit vor dem Kriege wesentlich veränderte.

Die wichtigsten K o n z e r n e en ts ta nden in Mittel­

deutschland (Hallescher und M ag d e b u r g e r Konzern), in Schlesien und in den baltischen Provinzen. Die K onzern­

bildung bezweckte, die Raffinations- und V ertriebskosten durch A ngliederung von Raffinerien an eine entsprechende Zahl zusammenges chloss ener Rohzuckerfabriken — sei es auf dem W eg e kapitalm äßig er Besitzergreifung o d er D urc h­

dringung, sei es durc h E rp a c h tu n g o d er Abschluß s o ­ genannter W erklohnverträge mit Raffinerien, durch e n t­

sprechende Beschickung mit Rohzucker — nach Möglich­

keit zu senken und auch d en P roduzenten d e r Rüben den entsprechenden Einfluß auf die letzte V era rb eitu ngss tu fe zu geben. Von erheblich g erin g erer grunds ätzlicher Be­

deutu ng blieb die Wahl des u m gekehrten W eges, nämlich die Unk osten d e r Raffination durch A ngliederung von Rohzuckerfabriken an Raffinerien zu senken; er w urd e von der süddeutschen Zuckerindustrie gew ählt und behielt in ihr seinen H auptv ertreter.

Wie die S te ig e ru n g des Rüben an baues der Hebel zur Lösu ng der ganzen deuts chen Zuckerwirtschaftsfr age ist, so bildete sie auch d a s G ru ndm otiv der K onzernbildung in der F o rm d e r vertikalen Konzentration. Der G r u n d ­ satz, jede Unwirtschaftlichkeit nach Möglichkeit a uszu­

schalten und einen möglichst hohen Rübenpreis — als das einzige Mittel d e r R übenanbauste ig erung — zu err ei­

chen, fand zuerst in d e r Besitzergreifung der Raffinations­

stufe seine Verwirklichung.

4. Zollpolitik und Preisbildung

Mit der so energisch eingeleiteten Selbsthilfe w ar aber das Problem des W iede raufbaues d e r deutschen Z ucker­

industrie nicht gelöst. Die Bezahlung d e r Rüben und die Rentabilität des Rübenbaues ließen auch nach Beseitigung der Z w angsw irtschaft alles zu wünschen übrig. Es stellte sich nach restlosem Wiederanschluß d e r deutschen Z ucker­

wirtschaft an den Z u c k e r w e l t m a r k t heraus, daß infolge d e r Entwicklung, die die Zuckerindustrien der übrigen Länder, insbesondere die Rohrzuckerindustrie, in der Zwischenzeit extensiv und intensiv genom m en hatten, der deutsche Zucker nicht m ehr w ettbew erbfähig war.

Hinzu kam, daß auch in d e r Zuckerindustrie der Krieg In­

dustrien ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Vora ussetzun­

gen ho ch gezüch tet und nachher mit allen Mitteln st aat­

lichen Schutzes (Schutzzöllen, Prämien und Subventionen) umgeben hatte. Die Folg e davon war, daß die R o h r­

zuckerindustrie ihre Pro duktio n bis auf das Doppelte der V ork riegerzeugung in Kuba, dem Hauptrohrzuckerlan d, gesteig ert und die Rübenzuckerindustrie Euro pas (mit Ausnahme von Rußland) ihren Stand w ie dergew onnen hatte. Dem stand die deutsche Zuckerindustrie mit einer Produktio n gegenüber, die der an fa ngs d e r neunziger Jahre des vorigen J ah rh u n d erts entsprach, ü b erb ü r d et mit den Belastungen aus dem Dawesplan und bar jeden Betriebs­

kapitals. Die H ochkonju nktu r am Zuckerw eltm arkt w ar vorüber, u nd es zeigte sich, daß der W eltverb rauch e r ­ heblich hinter der P roduktio n zurückgeblieben war. A u ß e r­

dem entwickelte sich im Betriebsjahre 1925/26 in dem hauptsächlichsten R übenanbaugebie t Mitteldeutschlands in­

folge der u ngünstigen W itterung in d e r H au p tv eg etatio n s­

periode eine Mißernte, wie sie seit 1911/12 nicht mehr zu verzeichnen gew esen war. Infolgedessen blieb d e r mit W ir k u n g vom 1. Septe m ber 1925 in Kraft gesetzte Z u c k e r z o l l , der mit 10 RM/dz Verbrauchszucker und 8 RM/dz Rohzucker die Hälfte des vergleichbaren und von d e r Zuckerindustrie gef orderte n Vorkriegzolles e r ­ reichte, erheblich hinter den Erfordernissen zurück und vers agte völlig seinen Dienst, d e r deutschen Z uckerw irt­

schaft einen Ausgleich für den Schutz an drer L änder und eine Sicher ung eines angem essen en , den Pro duktio nsk oste n ents pre chenden Erlöses zu geben.

F ü r die Verhältnisse, auf die die deutsche Z ucker­

industrie am Zuck erw eltmark t im Betriebsjahre 1925/26 traf, sind folgende Zahlen kennzeichnend. G e g e n ü b e r dem Betriebsjahre 1913/14 mit rd. 19 Mill. t w ar die W e l t - z u c k e r e r z e u g u n g auf rd. 25 Mill. t gestiegen. D em ­ g e g e n ü b e r besc hränkt sich der Verbrauch auf 24,3 Mill. t;

die am Schluß des Betriebsjahres verbleibenden sichtbaren Vorrät e von 7,8 Mill. t o d er 32,1 vH d e s Verbrauches stellten die höchsten Ziffern d e r Nachkriegzeit dar. U n te r dem Einfluß die ser ungünstig en statistischen Verhältnisse sank d e r für den W e l t m a r k t typische P r e i s für Kuba- Rohzucker cif N ew York, unverzollt, von rd. 5 cts/lb in den Ja hren 1923 und 1924 auf 2,30 bis 2,50 cts/lb im Betriebsjahre 1925/26 und stellte sich Ende O k to b er 1925 zu Beginn der R ü benkam pagne in Deutschland auf einen Stand von u n ter 2 cts/lb. D am it w ar nicht nur d e r V or­

kriegsta nd erreicht, sondern auch die P roduktio nskoste n des Rohrzuckers um m indestens 50 vH unterschritten.

So kam es, daß von ein er Ausfuhr deuts chen Zuckers, die vor dem Kriege mit ü b er J.1 Mill. dz einen d e r b e d e u t­

sam sten Posten d e r deu tschen Handelsbilanz bildete, nicht die Rede sein konnte und es erst d e r Schaffung einer b e ­ sonderen O rg anis ation, der sogenannten A u s f u h r v e r - e i n i g u n g d e r D e u t s c h e n R ü b e n z u c k e r f a b r i ­ k e n , im F rü h jah r 1926 bedurfte, die den mit d e r Ausfuhr

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184 T e n i u s : Die deu ts ch e Zuckerindustr ie T e c h n ik u n d W irtsc h a ft

verbundenen Verlust auf die gesam te Zuckerindustrie ü b e r ­ tr u g , um den Inlandmar kt, dess en A ufnahmefähigkeit von de r W irtschaftskrise erheblich beein trä chtig t w urd e, von den übers chüssigen Beständen zu befreien. Das Ergebnis des Betriebsjahres w a r ein Z ucker i n l a n d p r e i s von durchschnittlich 61,82 RM/Ztr. Melis (F rach tg ru n d lag e M a g d e b u r g ) und bei E in rec hnung des Ausfuhrverlustes ein Rübenpreis von 0,90 bis 1,10 RM (s. auch Abb. 2). Daß

f f M / 5 0 k g

Abb. 2

Monatliche Durchschnittspreise für gemahlenen Melis, Magdeburger Notierung bei prompter Lieferung (Mittelpreis) für 50 kg in RM, abzüglich Sack und

Steuer1) vom September 1925 bis April 1928

d ie ser Preis, d e r dem Stand d e r V o rk rie g sv e rw e rtu n g der Rüben entsprach, keinen Anreiz zur A usd eh n u n g des R ü b en ­ a nbaues bieten konnte, liegt auf d e r H and, wen n man b e ­ rücksichtigt, d aß sich d e r Q estehungspreis je Z entner Rüben auf 1,80 bis 1,90 RM stellte. Nach Abschluß des ersten Jah res d er freien W ir tschaft und des Wiedera nsc hlusses an den W eltm arkt b e tr u g d aher d e r Anteil Deutschlands an der W eltzu ck ererzeu g u n g etw a 6 vH g e g e n ü b e r etw a 13,5 vH im Jahre 1913/14. An der Rübenzuckererzeugung allein b e tr u g d e r Anteil D eutschlands 19 vH g e g e n ü b e r 30 vH im letzten Vorkriegsjahr e.

W enn gleichwohl d e r Kampf um den W ie deraufbau d er deuts chen Zuckerindustrie nicht a u fg e g e b e n w urde und d e r Z u c k e rrü b e n a n b a u n u r um ein G erin g es zurü ck ­ ging, so lag das an d e r A bhängigkeit d e r intensiven Land­

wirtsc haft von d e r Rübenanbaukultur, d e r ebenso ent- Z a h l e n t a f e l 2

V e r t e i l u n g d e s Z u c k e r r ü b e n a n b a u e s i m D e u t s c h e n R e i c h 1925

P reuß. Provinzen und L änder

R ü b e n ­ a n b a u ­ fläche

ha

In vH der R ü b e n a n b a u ­ fläche des D e u t­

schen Reiches

In vH des Acker­

landes O s tp r e u ß e n . . . 3 424 0,87 0,18 B r a n d e n b u r g . . . 21 865 5,55 1,32

P o m m e rn . . . . 25 553 6,49 1,62

Schlesien . . . . 77 072 19,58 4,12

S ach sen ... 110 736 28,13 7,56

Schle sw ig-H olstein 336 0,09 0,05

H a n n o v e r . . . . 38 198 9,70 3,13

W estfalen . . . . 2 279 0,58 0,29

H essen -N assa u . . 3 376 0,86 0,56

Rheinland . . . . 21 045 5,35 2,02

Bayern ... 6 570 1,67 0,24 Sachsen ... 6 760 1,72 0,91 W ü r t t e m b e r g . . 5 469 1,39 0,74 Baden ... 2 003 0,51 0,37 H essen ... 5 902 1,49 1,62

Mecklenb.-Strelitz . 2 646 0,67 2,10

M ecklenb.-Schwerin 15 914 4,04 2,32

B ra u n sc h w e ig . . . 21409 5,44 12,51 A n h a l t ... 13 489 3,43 10,53 O l d e n b u r g ... 48 0,01 0,03 T h ü r i n g e n ... 7 308 1,86 1,41

ü Vom September 1025 bis Juli 1927:' 11 RM, vom August 1927 bis April 1928: 5,75 RM.

täuschenden V e rw e r tu n g d e r übrigen A g ra rp ro d u k te und an den H offnungen, die die Rüben an b au en d e Landwirt­

schaft an die Einsicht d e r R e g ie ru n g knüpfte, daß ein positives W irtscha fts program m , in dem d e r landw irtschaft­

lichen Seite d e r Volkswirtschaft die ihr g e b ü h re n d e Stellung eingeräum t w ürd e, ohne die E rh a lt u n g und Förder ung des Z u c k errü b en an b au es und die E r h ö h u n g des Zoll­

schutzes nicht durchzuführe n sei. In d e r gleichen Rich­

t u n g wirkte die geschlossene Opferwilligkeit, mit d e r die Zuckerindustrie in ihrer G esam th eit die Verluste über­

nomm en hatte und w eiter zu ü b e rn e h m e n bereit war, die mit d e r Z uckerausfuhr verbunden w are n, sowie die sich am W eltzuckerm arkt entwicke lnde Erkenntnis, daß von einer A np assu n g d e r ü b ers teig e rten P roduktion an den Verbrauch die Erzielung eines an g em e ssen en Preises und das Schicksal aller Zuckerindustr ie n abhin g. Diese Er­

kenntnis w u rd e erstm alig von dem Rohzuckerlande Kuba, das hierzu freilich auch angesichts d e r Verdoppelung seiner P roduktion die g r ö ß t e V e ran las su n g hatte, in die T a t um ges etzt, indem die kubanische R e g ie ru n g die Pro­

duktion von 1926 auf 90 vH ihrer Vorjahrsproduktion hera bsetz te und, wenn auch reichlich spät, die Produktion von 1927 auf 4,5 Mill. t b eg ren zte sowie den Beginn der V erg an g en h eit g u tg e m a c h t w erd en können.

Die Z u ck errü b en ern te des folgenden Betriebsjalires 1926/27 fiel besser aus als die des V orjahres, obgleich die anfänglich h o chgespannten E rw a rtu n g e n nicht erreicht wur­

den, weil d e r Z uckergehalt d e r Rübe sehr zu wünschen ü brig ließ. Ebenso erf uhr die Zuckerw elt m arktla ge infolge eines auch abso luten Rückganges d e r P roduktio n, an der neben Kuba und Java auch d e r hau ptsächlich ste Rüben­

zucker-M itbew erber Deutsch lan ds, die Tschechoslowakei, beteiligt war, besonders zu A nfang des Betriebsjahres eine erhebliche V erbesserung. Diese g in g aber teilweise im Laufe des Jah res w ie der verloren, weil d e r Weltzucker­

verb rauch die E rw a rtu n g e n nicht erfüllte, und der Ferne O sten infolge d e r chinesischen W irren in seiner Aufnahme­

fähigkeit vers agte . Die Zusam m en b rü ch e g r o ß e r Zucker­

w elthande lsfirmen und der schwarze T a g , den die New- Y ork er Z uckerb örs e A nfang Juni 1927 erlebte, beleuch­

te ten grell den Umsturz , in dem sich der Zuckerweltmarkt seiner G ru n d te n d e n z nach befand, und d e r schon zum Vor­

schein kam, als n u r die V ora ussicht einer grö ß eren Er­

z e u g u n g im folgenden Jahre sich b e m e r k b a r ,machte.

Der deu tsche Z uckerm arkt b erechtig te ebenfalls zu Be­

ginn der K am pagne zu b eso n d eren E rw a rtu n g e n . Die E rh o lu n g des W eltzuckerm arkte s wirkte sich naturgemäß auch auf ihn aus. D er Z uckerverbrauch im Inland erfuhr un te r dem Einfluß des industriellen Konjunk tu raufsch w ungs eine erfreuliche Belebung, und w en n auch die Hoffnung d e r rechtzeitigen Z uckerzollerhöhung nicht gleich erfüllt w urd e, so schien die Lage doch zu gew issem Optimismus V eranla ssung zu geb en . Es entwicke lte sich eine Lage, die w en ig sten s einen teilweisen E rfo lg d e r jahrelangen W ie d e ra u fb a u b e m ü h u n g e n erhoffe n ließ. D urc h eine ent­

sprechende W ir tschaftspolitik hätte m ancher Schaden der V e rg a n g e n h e it g u tg e m a c h t w erd en können.

In diesem P u n k te tr a t jedoch ein, w as nie m and hatte voraussehen können. Die R e g ie ru n g und noch m ehr das P arla m e n t v ers ag ten , d e r Zucker w u rd e in die Arena des parteipolitischen Kampfes gezo g en , und die Zollerh öhung blieb aus. Die n o tw e n d ig e Fo lg e w a r die Entwicklung einer U nsic herheit auf dem Z uckerm arkte , die noch durch die in die Diskussion g ew orfene Z u c k e r s t e u e r erhöht w urd e, und die allmähliche L a h m l e g u n g der G eschäfts­

tätig keit. Mit dem U m s c h w u n g am W eltm ärk te zur Baisse setzte, wie v o ra u s g e sa g t, u n te r Ü b e rs p ri n g u n g d e s völlig

(5)

T e n i u s : Die deuts che Z uckerindustrie 185

21. J a h rg . H e ft 7 Juli 1928

unzureichenden Zolles die Ü berflutung des Inlandes mit Auslandzucker ein, insbesondere aus der Tschechoslowakei.

Als dann schließlich durch Gesetz vom 15. Juli 1927 der Zuckerzoll um 50 vH mit W irk u n g ab 1. A ugust 1927 e r ­ höht und die Z uckers teuer von 21 RM/dz auf 10,50 RM/dz herabgesetzt wurd e, w ar die K onjunktur des Betriebsjahres in großem U m fange verpaßt und die auf 12 vH der E r­

zeugung bem essene Ausfuhr zu zwei Drittel durch das Eindringen ausländischen Zuckers illusorisch gemacht. In­

folgedessen erreichte der Durchschnittspreis von 21,GO RM, so erfreulich die Ste ig eru n g g e g e n ü b e r dem Vorjahre auch sein mochte, doch nicht die Selbstkosten, und auch die Rübenverw ertung blieb mit durchschnittlich 1,60 bis 1,70 RM darunter.

Als Folge des Verlustjahres 1925/26 w urde dann im Betriebsjahre 1926/27 eine Reihe von Rohzuckerfabriken zusammengelegt. Ist schon diese oft fälschlich „ R a t i o - n a l i s i e r u n g “ genannte Erscheinung in einer landw irt­

schaftlichen Industrie, die au den Sta ndort gebunden ist, mit ganz ändern Augen zu betrachten als der entsprechende Vorgang auf dem Geb ie te der rein industriellen Erzeugung, so kann sie nur d o r t als gew isser F ortschritt angeseh en werden, wo sie in en ts pre chende Bahnen gelenkt wird und einen Verlust an d e r Rübenfläche nicht im Gefolge hat. Außerdem ist sie eine Erscheinung, die, wie die E n t­

wicklung der Zahl der Rüben verar beitenden Fabriken zeigt, so alt ist wie die Zuckerindustrie selbst. D er auffallende Rückgang der Zahl der Rohzuckerfabriken im Betriebs­

jahre 1926/27 ist also in jedem Fall ein Zeichen des krisenhaften Zustan des , in dem sich die Zuckerindustrie in­

folge verfehlter wirtschaftspolitischer M aßnah m en befindet.

Inwieweit er zur Rationalisierung tatsächlich beiträgt, muß erst die Zukunft lehren.

5. Internationale Zuckervereinbarungen In das Betriebsjahr 1927/28 tr a t die deutsche Zucker­

industrie infolge d e r E nttäuschungen, die das Vorjahr trotz allem wieder gebracht hatte, unte r wesentlich ungünstig ere n Aussichten ein, als sie zu Beginn des vorhergehenden Jahres geherrscht hatten. D er Rübenanbau w a r freilich unter dem Eindruck d e r im ganzen verhäl tn ism äß ig g ü n ­ stigen Lage im F rü h jah r 1927 nicht unerheblich gesteigert, und der deutsche Zuckerverbr auch hatte sich erfreulich e n t ­ wickelt. Dem stand ab er eine entsprechende Ste ig eru n g der R übenvera rb eitu ng und der Z uckererzeugung nicht gegenüber, da d e r R ü b e n e rtr a g infolge der ungünstig en Witterung des Späts om m ers und Frühherbste s auf 262 dz/'ha sank und auch d e r Zuc kerg ehalt den niedrigen Stand des Vorjahres nur ganz gering überstieg. Außerdem hatte sich die statistische Lage infolge starker Einfuhr ausländischen Zuckers wieder verschlechtert. Hinzu kamen Änderungen in der Entwicklung d e r Zuckerweltmarktlage.

Es stellte sich heraus, daß d e r die Überproduktion u n ­ te rbrechende R ück g an g der W eltzuckererzeugung doch nicht von nachhaltiger W irk u n g in bezug auf die An­

pass ung von E rzeu g u n g und Verbrauch gewesen war, und daß die Z u ck ererzeu g u n g nicht nur erheblich die Vorjahrs-, sondern auch die R e k o rderzeugung des Betriebsjahres 1925/26 überste ig en würd e. Diese dann tatsächlich ein ­ trete nde P r o d u k tio n ss te ig e ru n g erstreckte sich, da Kuba nicht nur an seiner Ernte ein schränkung festhielt, sondern sie durch H e ra b s e tz u n g d e r H öchste rzeugung auf 4 Mill. t g e g e n ü b e r 4,5 Mill. t im Vorjahre und durch H in aus­

schieben des V erarbeitu ngsbeginns seiner Zuckerfabriken auf den 15. J a n u a r 1928 verstärkte, lediglich auf den Rübenzucker, der mit rd. 91 Mill. dz seine E rz e u g u n g um rd. 18 vH steigerte. Ein Sinken der Preise bis u n te r

den Stand von 2,50 cts/lb für kubanischen Rohzucker und allgemeine Sta gnatio n w ar die Folge. Diese Entwicklung setzt sich, der T e n d e n z nach, wenn auch hin und w ie der durch eine gew isse Geschäftsb ele bung unterbrochen, bis zur G e g e n w a rt fort.

Wen n auch die statistische Lage zweifellos eine solche Entw icklung begünstigte, so löste diese doch allgemeine Ü berrasc hung aus, denn d i e i n t e r n a t i o n a l e n Z u c k e r v e r e i n b a r u n g e n , die auf Betreiben Kubas Ende 1927 zwischen den hauptsächlichsten europäischen Zuckera usf uhrstaate n (Tschechoslowakei, Polen, D eutsch­

land und Belgien) geschlossen wurden, stellten zweifellos einen Lichtblick für die zukünftige G esta ltu ng des Z ucker­

w eltm ark tes dar. Wenn sie auch erst einen Teil d e r für den W eltzuckermarkt maßgeblichen Staaten umfaßten und insbesondere dadurch, daß J a v a als das nach Kuba b e ­ deute ndste Zuckerausfuhrland zunächst u n b e t e i l i g t blieb, einen Schönheitsfehler aufwiesen, so stellten sie doch einen Anfang zur O r d n u n g d e s W eltm arkte s dar. G e ­ fördert w urd en diese Verhan dlu ngen wesentlich durch die Politik Kubas, das als Auftakt zu seinem V org ehen zunächst seine A usfuhr nach Europa erheblich vermehrte.

Für die übrigen Länder wird sich die Konvention übrigens erst im Betriebsjahre 1928/29 praktisch auswirken. Hierbei wird sich auch erst heraussteilen, ob die bereits ratifi­

zierten Beschlüsse der drei Rübenzuckerausf uhrstaaten Deutschland, Tschechoslowakei und Polen, die G e s a m t­

ausfuhr 1928/29 auf 1 150 000 t (mit einem Anteil von 66 vH für die Tschechoslowakei, 17,5 vH für Polen und

16,5 vH für Deutschland) zu beschränken, verwirklicht werden.

Die deutsche Zuckerindustrie hat sich den Bem ühungen zur Stabilisierung des Zuckerweltmarktes bereitwilligst a n ­ geschlossen, nachdem die freilich unverzichtbare V oraus­

setzu ng seitens der übrigen Länder anerkannt war, daß sich Deutschland auf den bisher erreichten Pro d u k tio n s­

stand mit Rücksicht auf seine besonderen Verhältnisse nicht festlegen kann, und hat durc h V erlän g eru n g d e r Ausfu hr­

vere inig ung bis zum 30. Septe m ber 1930 das notw endig e In strum ent für die D urc hführung geschaffen. Denn d a r ­ über muß man sich klar sein, daß die deutsche Zucker­

industrie, die vor dem Kriege mit ü b e r einem Drittel ihrer E rzeugung auf den W eltm arkt angew iesen war, ohne dessen G e su n d u n g nicht vorw ärts kommen kann. Gleicli- wohl leidet sie bisher noch unter den W ir kungen der Ü b e r p r o d u k t i o n d e s B e t r i e b s j a h r e s . Diese haben es bewirkt, daß trotz des erhöhten Zollschutzes die Einbrüche ausländischen Zuckers, insbesondere a u s der Tschechoslowakei, fortdauern. Alle Versuche, diesem Übel, das der deutschen Zuckerindustrie auf d e r ändern Seite er höhte Ausfuhrverluste bringt, zu steuern, sind bisher e r ­ folglos gewesen. Die deutsche Zuckerindustrie kann auch mit der tschechischen auf dem W eltm arkt nicht an einem Stran ge ziehen und sich von ihr im ure igensten Besitzstände einen W ettbew erb gefallen lassen, der infolge d e s inneren Auf­

baues der tschechischen Zuckerwirtschaft und des hohen tschechischen Zollschutzes vom Begriff des D um pin g nicht weit entfernt ist.

6. Voraussetzungen für den Wiederaufbau der deutschen Zuckerindustrie

Wen n auch der Zuckerv erbrau ch in Deutschland mit 21,02 kg Rohzuckerwert je Kopf der Bevölkerung im Be­

triebsjahre 1926/27 — 3 k g m ehr als 1913/14 — erfreu­

lich war, so ist dennoch die allgemeine Lage der Industrie sehr problematisch, zumal da auch die Politik k onse­

(6)

186 U n g e h e u e r : Die lu x e m b u rg isc h e E isenindustrie der G e g e n w a r t T e c h n ik u n d W ir ts c h a f t

q u e n t ihre frü h er e rw ähnten Eingriffe w ie der fo rtsetzt und das G egente il von dem tut, w as n o tw e n d ig ist, um in dieser Lage fö rd ern d zu wirken.

W ir hatten d arau f hingewiesen, daß d e r S c h l ü s s e l d e r d e u t s c h e n Z u c k e r w i r t s c h a f t b e i m R ü ­ b e n a n b a u liegt. Ist schon die g e g e n w ä rtig e Krise, in d e r sich die Landw irtschaft in ihrer Gesamtheit, die in ten­

sive Landwirtschaft a b er aus den bekannte n G rü n d e n in besonderm befindet, alles andre als ein Ansporn, den viel Kapital und Arbeit erheischenden R ü benanbau auszu d eh ­ nen, so kann es nicht w und ern eh m en , d aß die im mer w e i­

te re H e r a b s e t z u n g d e s a u s l ä n d i s c h e n S a i ­ s o n a r b e i t e r k o n t i n g e n t s , dessen H ö h e jährlich von d e r R e g ie ru n g festg esetzt wird, verheerend wirken muß. Der Laie m a g dem Problem d e r Besc häftig ung von Ausländern im Rübenbau verständnislo s g eg en ü b ers teh en , wenn er von den g ro ß e n Arbeitslosenziffern im Inlande hört. Die R e g ie ru n g a b e r kennt se h r wohl die b e sondern A rbeitsbedin gungen, denen die intensive Lan dwirtschaft unterliegt, und weiß auch, d a ß die in der Nachkriegzeit betrie bene Arbeitsmarktpolitik die Landflucht in u n erh ö rter Weise fö rdern mußte. T ro tz d e m b rin g t sie den R ü b e n ­ an b a u v o r eine Schicksalsfrage ersten Ranges in dem gleichen Augenblick, in dem manche andre w irtschaftspoli­

tischen V oraussetzungen einer günstig eren Entwicklung vorhanden sind, und in dem sich am W e ltm a r k t W a n d ­ lungen und G e sta ltu n g e n vollziehen, die für die Z ukunft d e r deutschen Zuckerindustrie entscheidend sein werden.

H a tte schon die H e ra b se tz u n g des A usländerkontingents

auf 100 000 Köpfe Ende 1926 tr o t z spätere r, aber zu spät kom m ender, Nachbe willig ungen zum erheblichen Teil das Ergebnis der E rn te 1927 mitverschuldet, da sie bekannt­

lich die A n b a u ste ig e ru n g illusorisch machte, so ist die Kon­

tingentspolitik für 1928, die die Lehren d es Vorjahres in den W in d schlägt und die Beschränkung auch trotz In­

dustriekonjunktu r, A rbeitslo senvers icheru ngsgesetz , spätem Frü h jah r und g e steig ertem A rbeiterbedarf aufrecht erhält, unverständlich. Von einer w esentlichen Anbaustei gerung

— und dabei fehlen noch ü b er 35 000 ha und üb e r 10 Mill.

Ztr. Zucker an d e r vergleic hbaren V o rk rie g e rz e u g u n g — kann u n ter solchen U m stän d en selbst d a n n keine Rede sein, wenn der W eltzuckerm arkt die neuen H o ffn u n g e n erfüllen sollte. Denn von d e r rechtzeitigen und ord nungsmäßig en B earb eitu ng d e r Rüben h ä n g t die Rentabilität des Riihen- anbau es in ers te r Linie ab. Die H offnung, d aß hier wenig­

stens der d rin g en d sten N otw en d ig k eit R ech n u n g getragen wird, ist die wesen tlichste V o ra u sse tz u n g dafür, den so schwierigen Kampf um den W ie d e ra u fstie g d e r deutschen Zuckerindustrie ü b e rh a u p t fortzusetzen. Von diesem W iede raufstieg h ä n g t weit m ehr ab als d a s Schicksal der deutschen Zuckerindustrie, die rd. 90 000 Menschen un­

mittelbare Besc häftig ung bietet. Eine intensive Landwirt­

schaft und dam it eine A ktivieru ng d e r Handelsbilanz und die Erfüllu ng d e r Auslandsverp flic htungen sind ohne eine gesunde deuts che Zuckerindustrie nicht möglich. Allein die Z uckerausfuhr d e s Betriebsjahres 1926/27 mit rd.

2 Mill. dz und einem W e r t von 50 Mill. RM ließe sich bequem verdreifachen.

D ie lu x e m b u r g is c h e E is e n in d u s t r ie d e r G e g e n w a r t

Von Dr. M. U n g e h e u e r , L u xem burg

I n h a l t : D ie R o h sto ffe : E r z u n d K o h le — Die lu x e m b u rg isc h e E ise n in d u strie . E isen - u n d S ta h le r z e u g u n g — --- D ie R a tio n a lisie r u n g u n d d ie N e u g ru p p ie r u n g d er lu xe m b u rg isc h e n E ise n in d u strie n a ch dem

K rieg e — V e rk a u fso rg a n isa tio n en u n d K a rtelle

1. D i e R o h s t o f f e : E r z u n d K o h l e 1).

Die luxem burg isc he Eisenindustrie ist auf den ein­

heimischen M inettela gern a u fg e b a u t und bezieht ihren H au p tro h s to ff unm ittelb ar aus den eigenen G ruben, die sie in L uxem burg, in dem benachbarten L othringen und im Briey-Bezirk besitzt. Die Erz re serv en d e r einzelnen lu xem ­ burg isc hen W erk e sind folgen de:

A r b e d rd. 9281 ha E rz gelände mit einer sicht­

bare n Erz re serv e von mindestens 350 Mill. t, da v o n 80 Mill. in L u x em b u rg ;

T e r r e s R o u g e s rd. 2008 ha Erzbesitz mit einer Reserve, die auf etw a 200 Mill. t g eschätzt wird, davon 35 Mill. in L u x e m b u rg ;

H a d i r rd. 2000 ha E rzgelände mit einer geschätz­

te n Reserve von rd. 200 Mill. t, davon etw a 70 Mill. in L u x e m b u rg ;

O u g r e e - M a r i h a y e hat au ß e r 963 ha u nm ittel­

barem Besitz noch Beteiligungen an d en fr anzösi­

schen Berg w erk sg ese lls chaften O e ttin g e n II, Jou- dreville, Moutie r, Sexy, Am erm ont, Beuvillers und Sauines, so daß seine Erz re serv e sich auch reich­

lich ü b e r 200 Mill. t ers treckt, davon in L u x e m ­ b u r g rd. 35 Mill. t.

9 Für weitere Ausführungen verweise ich auf mein im Verlag Kraus in Luxemburg 1910 erschienenes Werk: Die Entwicklungsgeschichte der luxem­

burgischen Eisenindustrie im XIX. Jahrhundert, sowie auf meine Veröffent­

lichungen in T. u. W. 1910 und in Schmollers Jahrbüchern 1916.

D er Bedarf d e r luxem burgischen H ü tte n w e rk e ist also, nach diesen Schä tz ungen zu urteilen, noch auf lange Zeit reichlich gedeckt. Doch neben d e r F ö r d e r u n g für den eigenen Bedarf g e h t auch die A usfu hr H an d in Hand.

1910J1 1Z 13 19 15 16 11 18 19 1930 Z1 ZZ Z3 2 9 25 Z6

|RT56Z1|

Abb. 1

Förderung der luxemburgischen Eisenerzgruben von 1910 bis 1926

Die beträchtlichen F ö rd e r sc h w a n k u n g e n in diesem Zeit­

raum sind auf d en Krieg mit all seinen wirtschaftlichen S tö ru n g en z u rü c k z u f ü h re n 2). D azu kam nach d e m Waffen-

2) Ober die Kriegskonjunkturen vgl. die ausführlichen Erörterungen von

Qorski: Die luxemburgische Eisenindustrie nach der Loslösune vom Deutschen

Zollverein, T. u. W. 16. Bd. (1923) S. 169.

(7)

21. J a h rg . H e f t 7

J u li 1928 U n g e h e u e r : Die luxem burgische Eisenindustrie der G e g e n w a r t 187

Z a h l e n t a f e l 1

F ö r d e r u n g d e r l u x e m b u r g i s c h e n M i n e t t e ' g r u b e n

Mill. t

Ja h r F ö rd e r u n g in 1000 t

1910 6 263

1911 6 060

1912 6 534

1913 7 333

1914 5 007

1915 6 139

1916 6 752

1917 4 277

1918 3 131

1919 3 112

1920 3 704

1921 3 032

1922 4 489

1923 4 080

1924 5 334

1925 6 678

1926 7 756

Stillstand die vollständige wirtschaftliche D esorganisierung, die Unterb indung jeglicher Erzausfuhr und der Ausfall des inländischen Erzverbrau ch s infolge des Stillstandes der luxemburgischen Eisenindustrie, so daß sich der Sturz der Förderziffer von rd. 7,3 Mill. t im Jahre 1913 auf rd.

3 Mill. t 1921 erklären läßt.

1922 w ar die N euorie ntie rung der luxemburgischen Eisenindustrie vollendet, d e r wirtschaftliche Anschluß mit Belgien erfolgt und die Erzausfuhr speziell nach diesem Land sowie auch nach Deutschland w ie der in normale Bahnen geleitet; auch erreichte die Förder ziffer bald wieder ihren Vorkriegstand, überschritt diesen so g ar im Jahre 1926.

Z a h l e n t a f e l 2

A u s f u h r d e r l u x e m b u r g i s c h e n M i n e t t e i n 1000 t

nach Loth­

ringen

W e s t ­ falen

S a a r­

gebie t Belgien F ra n k ­ reich

G e s a m t­

au sf uhr

1910 143 554 318 1519 377 2961

1911 214 502 371 1318 350 2755

1912 181 526 352 1295 367 2721

1913 279 541 240 1470 375 2905

1914 148 545 224 662 147 1726

1915 400 1779 193 142 2514

1916 455 1293 225 349 3 2355

1917 51 601 178 2 832

1918 92 375 109 576

1919 347 438 328 91 1204

1920 ___ 828 475 552 188 2043

1921 699 445 358 167 1669

1922 ___ 469 512 748 190 1919

1923 ___ 254 28 742 120 1144

1924 ___ 401 200 1175 274 2050

1925 ___ 348 450 1289 231 2318

1926 — 400 454 1696 280 2830

Abb. 2

Erzverbrauch der luxemburgischen Werke. Erzein- und -ausfuhr

b ew egungen aufgehalten und dann durch die am 31. D e­

zembe r 1918 erfolgte Kündi­

g u n g des Zollvereins voll­

ständig eingestellt wurden, geriet die luxemburgische Eisenindustrie in die kri­

tischste Lage, die sie seit ihrem Bestehen durchzu­

machen hatte. Erst das Ab­

kom men von Spa, das Lu­

x em burg die Zufuhr von Brennstoffen seitens Deutsch­

lands auf die Dauer von fünf Jahren zusicherte, sowie die gleich nach dem W affen­

stillstand ange bahnten belgi­

schen Lieferungen, ferner die energische A nspannung der bereits früher innerhalb der luxemburgischen Eisenindu­

strie zustandegekommenen Beteiligungen und Interes­

sengemeinschaften an aus­

ländischen Kohlenbergwer- der luxem burgischen Eisenin- Lage hinaus.! D er Zoll- k e n 3) halfen allmählich

dustrie über diese schwierige

vereinsvertra g mit Belgien hat in die ser Hinsicht keine um stürzende Änderung in den Verhältnissen mit sich g e ­ bracht; denn w enn er auch zu einem gute n Teil auf die g ro ß e Kohlen gru ndlage B elg iens4) für die V erso rg u n g d e r luxem burgischen Eisenindustrie hinzielte, hat sich der Bezug aus Deutschland doch beibehalten und so g ar in den letzten Ja hren so verstärkt, daß Deutschland heute wieder erster Kohlenlieferer L uxem burg s gew ord en ist.

Z a h l e n t a f e l 3 K o k s e i n f u h r L u x e m b u r g s

J a h r

Aus D eu tsch ­ land 1000 t

Aus den übrigen Ländern

1000 t

Zusamm en 1000 t

1923 2 762 183 2 945

1924 1153 1 485 2 638

1925 1345 1409 2 754

1926 1860 1092 2 952

Im Rahmen d e r W eltfö rd eru n g nahm 1925 das kleine Luxem burg die vierte Stelle unter den eisenerz fö rdern den Ländern ein und w urde nur von den Vereinigten Staaten, Frankreich und England übertroffen. Wen n jedoch L uxem ­ bu rg auch reich an Eisenerzen ist, so fehlt ihm doch die Kohle, und es ist für den Bezug dieses zweiten wichtigen Rohstoffes d e r Eisenindustrie ausschließlich auf das Aus­

land angewiesen. Solange L u xem burg Mitglied des D eut­

schen Zollvereins war, fiel diese F ra g e g a r nicht in die W agschale, d a es stets aus Westfalen die erforderlichen Kohlen- und Koksmengen erhielt. Als ab e r nach dem W affenstillstand die K okstransporte erst durch d ie T r u p p c n -

Aus dieser Tafel geht hervor, daß trotz des Zoll­

vereins mit Belgien die deutsche Kokszufuhr dennoch auf dem besten W eg e ist, w ie der eine M onopol stel lung in d e r luxemburgischen Eisenindustrie einzunehmen.

Die notw endig e F o lg e r u n g ist, daß die natürliche An­

passung dieser beiden Gebiete sich nach ihren w irtschaft­

lichen Bedürfnissen tr o tz aller Schwierigkeiten durchsetzt, und daß nach wie vor der Austausch der notw endig en Rohstoffe sich allmählich w ieder in normalem Maße voll­

ziehen wird. Alle diese W irtschaftsfrag en beruhen auf Gegenseitigkeit, und nichts ist geeig net, die politischen

3) Die Gruppe ARBED hat seit 1913 eine Interessengemeinschaft mit dem Eschweiler Bergwerksverein, der den Konzern ARBED-TERRES ROUGES mit Kohlen und Koks beliefert. Ferner hat diese Gruppe 1920 eine Beteiligung an den Kohlengruben Helchteren und Zolder im belgischen Limburg, sowie an den holländischen Kohlengruben Laura und Vereeniging genommen.

Schließlich ist sie 1920 eine Beteiligung an den Braunkohlengruben Ribbert bei Köln eingegangen.

Die Rodinger Werke gehören zum belgischen Konzern Ougrée-Marihaye, der in seinen Kohlengruben in Ougrée, Bray, Six Bonniers, ferner in seiner Interessengemeinschaft mit der Société des Fours à Coke de Gentbrugge eine breite Kohlengrundlage hat.

Steinfort ist zur Hälfte an der Société Hollando-Belge de Maestricht be­

teiligt, die 80 Koksöfen in Betrieb hat.

4) Siehe meine Arbeit in T. u. W. 6. Bd. (1913) Heft 10: Die wirtschaftliche

Bedeutung der belgischen Kohlenindustrie.

(8)

188 U n g e h e u e r : Die lu x e m b u rg isc h e E isenindustrie der G e g e n w a r t 1 ecnniK u n d W ir ts c h a f t

S tu r m w o g e n schneller zu glätten, als die gegenseitige Z u sam m en arb eit auf wirtschaftlichem Gebiet.

W ir haben diese T atsac h e schon vor dem Kriege zwi­

schen D eutschland und Frankreich bestätigt g e f u n d e n 5), und die heu te bereits erf olg te n Kartellierungen zwischen den H auptindustrien der beiden Län der deu ten darauf hin, daß die wirtschaftlichen Interessen bald wieder das Ü ber­

gew ic ht ü b er die politischen G eh ässigkeite n haben werden.

2. D i e l u x e m b u r g i s c h e E i s e n i n d u s t r i e , E i s e n - u n d S t a h l e r z e u g u n g

Die luxem burg ische Eisenindustrie nimmt g egenw ärtig, tr o tz des kleinen G ebie ts um fa nges des Landes, die sechste Stelle un te r den eisenherstellenden Ländern der W elt ein.

Auf den Kopf d e r Bevölkerung gere chnet, kann natürlich kein an dres Land den W e tt b e w e rb antreten, wie dies Zahlentafel 4 zeigt.

Z a h l e n t a f e l 4

E i s e n - u n d S t a h l v e r b r a u c h i n d e n w i c h t i g s t e n E r z e u g e r l ä n d e r n

j e K o p f d e r B e v ö l k e r u n g

i n 1 0 0 0 t

Land Roheisen Stahl

L u x e m b u rg . . . 9000 kg 8000 kg B e l g i e n ... 440 „ 440 „ Frankr eich . . . 230 „ 230 „ D eutschland . . . 146 „ 190 „

Diese G e g e n ü b e rste llu n g bew eist einmal, daß die Eisenindustrie eine ung e h e u re wirtschaftliche B edeutu ng für d a s kleine L u x e m b u rg e r Land hat, und anderseits, daß d e r eigene Verbrauch im Vergleich zur Ausfuhr nur eine vers chwindende Rolle spielen kann.

Im A ug u st w aren von 47 H ochöfe n 41 in Betrieb, d. h. der P r o d u k t io n s g a n g wird von J a h r zu J a h r norm ale r;

denn 1924 w aren es erst 32, 1925 w aren es 35 und 1926 bereits. 40.

Aus d e r nach fo lgen den Aufstellung ers ehen wir die unu n te r b ro c h e n e S te ig e ru n g d e r E rz e u g u n g vor dem Kriege und die stark en Schw ankungen w ä hrend d e s Krieges und nach dem Waffen stillstan d bis zum Jahre 1922, die durch die wirtschaftlichen S tö r u n g en des Krieges, die Koks- und

A bsatzfrage b e d in g t w are n 6).

Z a h l e n t a f e l 5

H o c h o f e n - u n d S t a h l w e r k e r z e u g u n g L u x e m b u r g s

J a h r

E rz e u g u n g der H ochöfe n

1000 t

E rz e u g u n g der Stahlwerke

1000 t

1910 1 683 598

1911 1 729 716

1912 2 252 947

1913 2 458 1 335

1914 1 827 1 1.36

1915 1 591 980

1916 1 951 1 296

1917 1 529 1054

1918 1 267 858

1919 617 366

1920 693 570

1921 970 751

1922 1 679 1 379

1923 1 407 1 193

1924 2 157 1 881

1925 2 363 2 080

1926 2 559 2 231

1927 2 700 2 450

Abb. 3. Erzeugung der luxemburgischen Hochöfen und Stahlwerke

In der A ufstellung fällt w eiter d e r A bsta nd auf, der vor dem Kriege zwischen der E rz e u g u n g der Hochöfen und der der Stahlwerke bestand. Dieser Abstan d kam besonders daher, weil L u x e m b u rg die w eiterverarbeite n­

den Industrien Rheinlands und W estfa lens belieferte.

W egen des hohen Kohlenverb rau ch s lohnte es sich damals nicht, in L u x em b u rg F ertigerz eugnisse herzustellen; des­

halb verlegte sich die Industrie hauptsächlich auf die H erstellung von Roheisen und H albzeug. Hierin ist seit der L o str e n n u n g vom Deu tschen Zollverein un d der damit zusam m enhängenden U m o rg an isatio n der luxemburgischen Eisenindustrie eine vollständige W a n d lu n g eingetreten.

Sta tt Roheisen zum g ro ß e n Teil au szuführen, verarbeitet es die Indus trie in steig endem Maße selbst zu Stahl, H alb zeug und F ertig erz eugnissen für den unmittelbaren Verbrauch.

Z a h l e n t a f e l 6

R o h e i s e n - , S t a h l - , H a l b z e u g - u n d F e r t i g w a r e n e r z e u g u n g L u x e m b u r g s

Ja h r

R oh eisen ­ hers te llung

1000 t

Sta hl­

hers te llung 1000 t

Davon 1 f f b í k í t e 1000 t 1000 t

1910 1 683 598 _

1924 2 457 1881 616 972

1925 2 363 2 080 615 1 114

1926 2 559 2 231 535 1 285

5) Vergl. in dieser Beziehung meine Arbeit in T. u. W. 8. Bd. (1915) Heft 9:

Die wirtschaftliche Bedeutung der französischen Kohlenindustrie und die Kohlen­

frage in Frankreich.

6) Hierüber ausführlich Oorski, a. a. O.

Dieser A usb au d e r S ta h le rz e u g u n g zur FertigfaDri- kation entspricht einem ge su n d e n privat- und volkswirt­

schaftlichen G ru n d sa tz und w u rd e für die luxemburgische Eisenindustrie n otw endig , einmal durc h die Neu orien tie­

ru n g d e r W ir tschaftspolitik des Landes, durc h die sä m t­

liche alten Absatz gebiete verloren gin gen, und anderseits durch die W ett b e w e rb v e rh ä ltn is se und die Preispolitik im allgemeinen nach dem Kriege.

In A np assu n g an die v e rä n d e r te n Verhältnisse haben dem entspre chend die lu xem burgischen W erk e ihre Walz­

w erk anla gen au s g e b a u t und auch Intere ss engemeinsc haften, Beteiligungen und Ankäufe in d e r m annigfa ltigen rein w eite rverarbeite nden Industrie Belgiens v o rgenom m en.

3. D i e R a t i o n a l i s i e r u n g u n d d i e N e u ­ g r u p p i e r u n g d e r l u x e m b u r g i s c h e n E i s e n ­

i n d u s t r i e n a c h d e m K r i e g e

Bis ge g e n 1900 w are n die meisten lu xem burgischen W erk e reine Hochofe nwerke. Mit d e r Ja h r h u n d e r tw e n d e setzten Verschm elzungen, U m w an d lu n g en , In te re ss e n ­

(9)

21. J a h rg . H e ft 7

Juli 1928 U n g e h e u e r : Die lu xem burgische E isenindustrie der G e g e n w a r t 189

gemeinschaften nach den bekannten Grundsä tzen der Z u ­ sam menfa ssung von Betrieben und U ntern eh m u n g en ein und wandelte n allmählich sämtliche reinen Hochofenvverke in gemischte Betriebe u m 7). Daß diese Entw icklung sich hauptsächlich nach Deutschland zuwandte, w ar a n ­ gesichts der Zugehörigkeit Luxem burg s zum Zollverein nur selbstverständlich. Die Z u w a n d e r u n g der deutschen In­

dustrie w ar vornehmlich bedin gt durch die technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte, die eine Verschiebung zwischen den beiden Rohstoffen d e r Eisenindustrie, zwischen Kohle und Erz bewirkt hatten. Da zur H e r ­ stellung einer Tonne Roheisen auf drei T o n n e n Erz über eine Tonne Koks gebraucht werden, w ar es w i r t ­ schaftlicher, die Kohle zum Erz zu bringen, und so wan- derten die rheinisch-westfälischen Betriebe nach d e r Mosel aus. Nach Luxem burg kamen die Gelsenkirchcn er Berg ­ werks A. G., die D eutsch-Luxem burgische B ergw erks­

und Hütten A. G. und Felten-Guillaume, die dort ihre Betriebserweiterungen Vornahmen und dorthin nach und nach den Schwerpunkt ihrer Interessen verlegten. Die Konzentrationsbewegung, die sich in der Hau ptsache von 1900 bis 1912 vollzog, hatte zu folgendem Ergebnis geführt:

Von sämtlichen lu xemburgischen H üttenw erken waren bei K ündigung des Zollvereins vier vollkommen unte r deutschem Einfluß: Differdingen, Esch-Belval, Rümelingen und Steinfort; ein W erk w ar im belgischen Interessenkreis:

Rödingen. Die übrigen hatten sich unte r luxe m burg isc her Flagge gesam melt: Düdelingen, Esch (Metz), Eich und Demmeldingen.

Nach Beendigung des Krieges und der K ündigung des Zollvereins w urd e die Lage der deutschen Gesell­

schaften aus politischen G rü nden sehr kritisch. In den interessierten deutschen Kreisen erw artete man, daß die luxemburgische R eg ie ru n g die H and auf die dortigen Industriegesellschaften legen würde, um sich an diesen für die erlittenen Kriegsschäden sowie für die Einlösung des in Luxem burg um laufenden deutschen Papiergeldes (250 Mill. M.) nach Möglichkeit schadlos zu halten.

Nichts von dem geschah. Dennoch erachteten die d eu t­

schen Gesellschaften ihre Lage im luxem burgischen In­

dustriebezirk für unhaltbar, da vorauszusehen war, daß der Einfluß der Sieger und der nicht zu um gehende t ä g ­ liche Verkehr mit dem lothringischen Gre nzgebie t zu zahlreichen Unzuträglichkeiten und zu unüberb rückbare n Gegensätzen führen mußte.

Die Verhan dlu ngen , die Gelsenkirchen um die Ab­

stoßung seiner W erke in Esch-Belval führte, kamen am 4. Dezember 1919 zum Abschluß. Die übernehm ende Gruppe setzte sich aus folgenden Gesellschaften zu sammen:

Arbed (Aciéries Réunies Burbach-Eich-Düdelingen), Schneider & Co., Creusot,

Société anonyme d ’Athus-Grivegnée, Cie des Mines de Houille de Blanzy, Cie des F o r g e s de Chatillon-Commentry, Société anonyme des F o rg e s et Aciéries de

Commercy,

F o rg e s et Aciéries de St. Etienne,

de W endel und schließlich die Banque de Bruxelles.

Wie ersichtlich, sind a ußer der Arbed, die mit der Banque d e Bruxelles den Hauptteil der Aktien ü b e r­

nom men hat, fast nur französische Industrie- und Berg­

werkgesellschaf ten daran beteiligt. Die Gesellschaft ü b e r ­

1. Bankengruppe

2. Indus triegru ppe

~)

Für weitere Einzelheiten sowie die geschichtliche Entwicklung dieser Werke verweise ich auf meine Schrift: Die Entwicklungsgeschichte der luxemburgischen Eisenindustrie im XIX. Jahrhundert.

nahm den Firmentitel: „Société Métallurgique des T erres R ou g es“ , und das Aktienkapital w urd e auf 100 Mill. Fr.

fes tg eset zt. Betrieb und V erw altu ng w urden unte r die Leitung d e r Arbed gestellt.

Durch diese Zusam m ensetzung des übern ehm enden Konzerns und beso nders durch die E ingru ppieru ng in die V erw altu ng der Arbed sind der neuen Gesellschaft nicht nur alle Rohstoffe in reichlichem Maße gesichert, sondern auch d e r Absatz seiner Erzeugnisse.

Die Werk e d e r Deutsch-Luxemburgischen Bergw erks­

und Hütten A. G. in Differdingen und Rümelingen wurden am 5. N ovember 1920 von einer französisch-belgischen G ruppe übernom men, die sich in der Hau ptsache aus den folgenden Gesellschaften zusammensetzte:

Société Générale de Belgique, Banque Belge pour [’Etran ger, Banque d ’Outrem er,

Société Nancéienne de Crédit et de Dépôts.

Aciéries d ’Angleur, Dillinger H üttenwerke,

H auts-F ournaux de Pont-à-Mousson, G ru ben - und H üttenw erk e von

Redingen-Dillingen, Rombacher Hüttenw erke,

F o r g e s et Aciéries de Marine et Homécourt,

Société des Aciéries de France, Société de Fives-Lille,

Aciéries de Micheville,

Mines, Fonderies et F orges d ’Alais, Cie de Railways et d ’Electricité.

Die neue Gesellschaft führt den Finnentitel: Hauts- Fourneaux et Aciéres de Differdange, St. Ingbert, Rume- lange (abgekürzt HADIR).

Die in Lothringen gelegenen Werk e w urd en von der Rombacher H ütte (Société Lorraine des Aciéries de R om ­ bas) gekauft, da ein französisches Gesetz den Verkauf der ehemals deuts chen W erk e an eine ausländische Firma untersagte und an H AD IR verpachtet, so daß trotzdem de r ganze frühere Besitz der Deutsch-Luxemburgischen auf den neuen Konzern ü b e rg e g a n g e n ist. Die neue G e ­ sellschaft hat einen ausg edehnten Erzfelderbesitz in Luxem ­ bu rg und Lothringen, doch fehlt ihr die eigene Kohlen­

grundlage vollständig. D agegen verfügen die im Konzern interessierten Gesellschaften über so große Beteiligungen in der Kohlenindustrie, daß H ADIR wohl kaum diesen Mangel fühlen wird.

Die Hochöfen und Stahlwerke von Steinfort, die mit Felten-Guilleaume zusammenhingen, gingen an die Société Métallurgique de la Loire über, die sie im N o v em b er 1921 an die belgische Gesellschaft A thus-Grivegnée verkaufte.

W as die zwei übrigen außerdeu tschen Gesellschaften anbela ngt, so hat Rödingen durch seine Zugehörig ke it zur belgischen Gesellschaft O ugré e-M arih aye keine U m ­ än d e ru n g nötig gehabt.

D agegen hat die Arbed, die bereits vor dem Kriege einen interess anten und mächtigen Konzern darstellte, durc h ihre weitere Ausbildung einen derartigen U m fan g an genomm en, daß man heute diese Gesellschaft als das gew altigste und ausgedehnteste U nternehm en der Eisen­

industrie bezeichnen kann. Ich kann alle diese Interessen­

gru ppen, die heute in der Arbed zusammengeschlossen sind, nicht klarer und deutlicher darstellen als du rch die W ie de rgabe eines Schemas von M. E. F a b e r in seinem

(10)

190 U n g e h e u e r : Die lu xem burgische E isenindustrie d e r G e g e n w a r t T e c h n ik u n d W ir ts c h a f t

Clouteries Otlet Société anonyme Produrac Etablissements Guilbert Société métallurgique de Bissen Tréfilerie Gantoise

Clouterie et Tréfilerie des

Flandres à Gentbrugge

Kalkwerke von Kontern | Ziegelwerke von Steinfort Konstruktionsmaterialien

J

Rubenit )

Société des Ci­

ments Luxem­

bourgeois in Luxemburg

Mines d’Errouville Mines de Bellevue Gewerkschaft Henriette

Kohlengruben Laura und Vereeniging Kohlengruben von Helchteren und Zolder Almeta, Vilvorde

Société d’ Electricité el de Mécanique Crédil Foncier de la Sarre Bübinger Kalk- und Sandsteinwerke Soc. an. pour la Construction de maisons

ouvrières à Luxembourg (Samod)

Companhia Siderúrgica Belgo-Mineira in Brasilien

Talleres Metalúrgicos San Martin in Argentinien Ribbertwerke, Hermülheim

Veitsche Magnesitwerke

Anciens Etablissements Paul Würth, Luxbg.

Société Internationale des Combustibles liquides.

Columeta, Luxemburg (in 31 Ländern vertreten) La Belgo-Luxembourgeoise, Brüssel

Artewek, Köln a. Rh.

Soc. an. des Ane. Magasins Jules Neuberg, Luxbg.

Transaf, Antwerpen

A. G. für Grundbesitz, Köln a. Rh.

Société Inmobilière, Verlorenkost

Eisenerzgruben in Gießerei in Eich

Luxemburg (Luxbg.) “‘

Eisenerzgruben in

Frankreich A R B E D Hüttenwerke in

Dommeldingen . (Luxbg.) - Eisenerzgruben in Nassau (Deutschi.) Hüttenwerke in

Düdelingen (Lxbg.) - Hüttenwerke in Hüttenwerke in Hüttenwerke in

Burbach (Saar) Hostenbach (Saar) Esch a. Alz. (Lxbg.)

Ribbertwerke Hermülheim Gewerkschaft Henriette Gewerkschaft Karl Friedrich Concordia-Werk

Eisenwerke Pümpchen Eisenwerke Hasselt Walzwerk Aue

Eschweiler Bergwerks­

verein Kohlscheid

Schamottewerk Hinter­

meilingen

Silikasteinwerk Urmitz Stein- u. Ton- Tonwerke Ringen Industrie Ges.

Antweiler Ton- u. Schamotte­ „Brohlthal“

werke Burgbrohl

Stein- u. Tonindustrie,Weitefeld Gewerkschaft Stratt, Limburg

Eisenerzgruben in Luxemburg Eisenerzgruben in

Frankreich

>

Hüttenwerke in Esch a. Alz. (Lxbg).

T E R R E S R O U G E S

Kalkwerke in Bü­

bingen (Deutschi.) Hüttenwerke in Eschweiler (Dtschl.)

Hüttenwerke in Aachen (Deutschi.) Hüttenwerke in

Esch-Belval (Lxbg).

Société Minière des

Terres Rouges Felten &Guilleaume Carlswerk, Köln

Walzwerke Böcking, Mülheim

Deutsch Südamerik. Telegraphen Gesellschaft Kabelwerke Wilhelminenhof (A. G.) Berlin Braunkohlen Grube- und Brikettfabrik Norddeutsche Seekabelwerke, Nordenham Land- und Seekabelwerke, Köln Süddeutsche Teleph. Apparate, Kabel- und

Drahtwerke

Franz Clouth, Rhein. Gummiwarenfabrik A. G.

Meirowsky & Co. A. G. Porz Felten & Guilleaume A. G. Wien Société Métallur­

gique d’Aubrives Villerupt___

Abb. 4. W ir tsc h a ftlic h e r A ufbau des K onzern s A RB E D — T E R R E S R O U G E S (nach M. E. F a b e r)

J) Kürzlich ist die ARBED eine neue Interessengemeinschaft mit den Ateliers de Thiriau in Belgien eingegangen.

Buche „La M etallurg ie d u L u x e m b o u rg “ (Abb. 4). Es veranschau lich t den wirtschaftlichen Aufbau dieses U n t e r ­ n ehm ens besser als lange E rö rt e ru n g e n und gib t einen zu­

sam m enfa ssenden Überblick ü b er dessen ge w altige Aus­

de h nung.

4. V e r k a u f s o r g a n i s a t i o n e n u n d K a r t e l l e Hinsichtlich d e r Absatzfäh ig kei t seiner E isenerzeug­

nisse ist L u x e m b u rg als abgeschlossenes W ir tsc h a fts­

gebie t wohl am schlechtesten von sämtlichen G r o ß e r z e u ­ gern gestellt, und zw ar sowohl infolge seiner u n g ü n s t ig e n geo g rap h isch en Lage als auch infolge d e r vers chw in­

den d en B ed eu tu n g seines Binnenmarktes. L u x e m b u rg kann den W e ltm a r k t n u r über fr em de H äfen erreichen, und sein Bin nenm arkt ist im Vergleich zur E rz e u g u n g gleich null.

Sein V erbrauch an Roheisen beziffert sich d u rc h s c h n itt­

lich auf 18 000 t, also rd. 0,7 vH seiner E rzeu g u n g , und sein V erbrauch an Stahl auf 45 000 t, also rd. 3,3 vH seiner E rzeu g u n g . Die Erzeugungsziffern von 1926:

2 559 151 t Roheisen und 2 231 437 t Stahl kennzeichnen ohne weiteres d a s Absa tz proble m für die luxem burg ische Eisenindustrie in se iner g an zen G rö ße.

Bis zur K ü n d ig u n g d e s Zollvereins w a r die A bsatz ­ fr age für L u x e m b u rg ohne Belang, d a nicht der kleine

luxemburgische, sondern der g ro ß e und se h r aufn ahm e­

fähige Innenm arkt d e s ganzen Zollgebie tes in Betracht kam und seine W ir k u n g auf die Stabilität und die Elasti­

zität des Eisenm ark tes ausiibte. F e r n e r g e h ö rte n die luxem burg isc hen W e rk e den deuts chen A bsatzver bänden als aktive M itglieder an, so daß eine eigentliche Absatz­

fr age für sie nicht bestand.

Als am 1. J a n u a r 1919 L u x e m b u r g auf eigene Füße gestellt w urd e, m ußte es sehen, wie es diese schwierige F ra g e lösen konnte. Ein erste s Ventil w u rd e durch den Versailler V e rtr a g geschaffen, d e r d urch Art. 268 c den luxem burg ischen E rzeugnissen nach M a ß g a b e der alliierten M ächte auf fünf Ja h r e zollfreie Ein fuhr nach D eutschland gew äh rte. D er Zollanschluß mit Belgien im Jah re 1921 eröffn ete w eiter den belgischen Markt, der jedoch infolge seiner eigenen Ü b e rs ä t tig u n g n u r einen kleinen Teil d e r lu xem burgischen Erzeugnisse au fnehm en konnte. Die luxem burg ischen W e rk e w a re n also ge z w u n ­ gen, sich eigene O rg a n is a tio n e n für die B e a rb e itu n g des W eltm ark tes zu schaffen, und wir w erd en im folgenden kurz darlegen, wie sie diese A ufgabe meisterlich gelöst haben.,

F ü r das H ü tte n w e rk von R ödingen bildete die Ab­

sa tzfrage infolge seiner Z u g e h ö rig k e it zur belgischen

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