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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 15, H. 7

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

■ m n M C N Ä K sC H R IFT r DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE

n a n a SCHRIFTLEITER D*MEyER «

15. Jahrg. Juli 1922 7. Heft

Die Schweiz und die Schiffbarmachung des Oberrheins.

Von Assessor J. H a r t m a n n , Berlin.

D ie Schw eiz h a t fü r den deu tsch en A u ß en h an d el die B ed eu tu n g ein er G ro ß m ach t. Sie h a t im letzten F rie d e n sja h r fü r 536 Mill. M d eu tsch e W a re n b ezo g en und d a m it fa st die g e sa m te d eu tsch e A usfuhr nach den s ü d a m e rik a ­ nischen S taaten erre ic h t und G ro ß m äch te w ie Italien, S panien und Ja p a n in d e r A u fn ah m efäh ig k eit fü r d eutsche E rzeugnisse ü b e rra g t. D er A bsatz D eu tsch lan d s in d e r Schw eiz h a t w eiterh in den V o rz u g ein er g ew issen S ich er­

heit u nd Z u v erlässig k eit, entfielen doch im Ja h re 1913 von d e r sch w eize­

rischen K ohleneinfuhr au f D eu tsch lan d m eh r als 80 vH , von M aschinen rd.

78 vH , von F arb sto ffen u nd F a rb w a re n 65 vH . A uch b ei d e r E in fu h r von P a p ie r un d P ap ierw aren , L eder u nd L ed erw aren u nd bei W eb w aren sta n d D eutschland u n te r den L ieferern d e r Schw eiz w eitau s an d e r Spitze. D iese g ü n stig en H a n d elsb ezieh u n g en z u r Schw eiz sind durch d en K rieg u n d die K riegsfolgen ernstlich g e fä h rd e t. Die Schw eiz, die seit dem K riegsende von schw eren A b satzk risen un d A rb eitslo sig k eit h eim g esu ch t w ird, ist fü r a u s­

ländische W a re n nich t m eh r so k a u fk rä ftig w ie v o r dem K riege. W e ite rh in aber h a t auch D eu tsch lan d seine V o rm ach tste llu n g au f dem sch w eizerisch en M ark t v erloren. U m seine frü h e re S tellung w ie d e r z u errin g en , m uß D e u tsc h ­ lands B estreben sein, M aßnahm en d e r Schw eiz zu u n te rstü tz e n , die ih r die M öglichkeit g eb en , sich w irtsch aftlich zu stä rk e n und d am it fü r a u slän ­ dische W aren w ied er a u fn a h m e fä h ig e r zu m achen.

Ein so innig m it dem A u ß en h an d el v erk n ü p ftes L and w ie die Schw eiz w ird in w irtschaftlichen N o tstän d en zu n äch st an M aß n ah m en d e r H a n d e ls ­ p o litik denken. A ber die H an d elsp o litik b ie te t d e r Schw'eiz k ein e au s­

sichtsreichen M öglichkeiten, ih re W irtsc h a ft n e u e r Blüte e n tg e g e n z u fü h re n . Die Schw eiz ist h andelspolitisch ein schw aches Land. Bei d e r g e rin g e n Z ah l ih re r B evölkerung k an n sie dem A bsatz d e r in d u striellen G ro ß m äch te, von D eutschland ab g eseh en , im allgem einen keine b eträch tlich en V orteile bieten. Sie h a t dem en tsp re ch en d v o r dem K riege tro tz g ro ß e r A n stre n g u n ­

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g e n u n d O p fe r n u r von w en ig en L än d ern E rle ic h te ru n g e n fü r d e n A bsatz ih re r E rzeu g n isse erre ic h e n k ö n n en . D iese S ch w äch e ist d u rc h d e n K rieg n och v e rs c h ä rft w o rd e n , d a infolge d e r sch w eren A b sa tz k rise n in n erh alb u n d a u ß e rh a lb d e r sch w eizerisch en L a n d e sg re n z e n d e r b ish e rig e n , au f die F ö rd e ru n g d e r A u sfu h r h in zielen d en H a n d e lsp o litik d e r sch w eizerisch en R e g ie ru n g im L an d e w ie im A usland n eu e G e g n e r e rs ta n d e n sind. Die e rn e u te S ch w äch u n g d e r sch w eizerisch en H a n d e lsp o litik ist in d e n N ach ­ k rie g sm a ß n a h m e n d e r R e g ie ru n g sch o n zum A u sd ru ck g e k o m m e n . W enn ein L and, dessen H a u p tin d u s trie n a u sg e s p ro c h e n e A u sfu h rin d u strie n sind, u nd d as d em n ac h eine den S ch u tz d es in n eren M a r k te s b ezw eck en d e A b w e h rp o litik g e g e n die E in fu h r fre m d e r E rz e u g n isse n u r m it S chaden für seine g ro ß e n A u sfu h rin d u strie n b e tre ib e n k an n , sich g le ic h w o h l zu E in­

fu h rv e rb o te n tre ib e n läß t, so k a n n dies n u r als ein V e rsa g e n d e r H a n d e ls­

po litik g e k e n n z e ic h n e t w erd en . Als F o lg e n d ieses V e rsa g e n s zeig en sich d an n auch, w ie schon frü h e r bei äh n lich en A nlässen, A u sw a n d e ru n g sb e stre ­ b u n g e n d e r sch w eizerisch en H a u p tin d u s trie n . A us d e r S tick ereiin d u strie, au s d e r S eid en in d u strie, au s d e r U h re n in d u s trie u n d au s dem M aschinenbau w e rd e n B e trie b sv e rle g u n g e n in d as A usland u n d A u sw a n d e ru n g e n schw ei­

z e risc h e r F a c h a rb e ite r g e m e ld e t.

D ie S chw eiz w ird h ie rn a c h v ersu ch en m üssen, au f dem G eb iete der V e rk e h rsp o litik eine B eleb u n g ih re s W irts c h a fts k ö rp e rs zu erreich en . Die im m er w e ite r fo rtsc h re ite n d e In d u s tria lisie ru n g u n d d as V o rd rin g e n gew isser S c h w e rg u tin d u strie n , in s b e so n d e re des M asc h in e n b a u e s u n d d e r chem ischen In d u strie , h a t in den v e rg a n g e n e n Ja h rz e h n te n eine a u ß e ro rd e n tlic h e S teige­

r u n g d es sc h w eizerisch en A u sla n d v e rk e h rs h e rb e ig e fü h rt. D iese E ntw ick­

lu n g h a t es d e r S chw eiz im m er m e h r fü h lb a r g e m a c h t, d a ß sie als einziges in d u s trie ll tä tig e s B in n en lan d d e r E rd e, d as sein e B ezu g s- u n d A bsatz­

g e b ie te e rs t auf lan g e n W e g e n erre ic h e n k an n , in e in e r au ß erg ew ö h n lich u n g ü n stig e n V e rk e h rs la g e sich b efin d et. D ie g e w a ltig e Z u n a h m e des A us­

la n d v e rk e h rs h a t d e r S chw eiz a b e r auch die S o rg e a u fe rle g t, ob der e n ts p re c h e n d g e stie g e n e B ed arf an T ra n s p o rtm itte ln im m er in a u sreich en d er W eise b e frie d ig t w e rd e n k a n n , u n d d ie zu m g ro ß e n T e il d u rc h die T ra n s p o rt­

m itte lk n a p p h e it h e rv o rg e ru fe n e K ohlen- u n d G e tre id e n o t w ä h re n d des K rieges h a t d e r S chw eiz die G e fa h r ih re r v e rk e h rs w irts c h a ftlic h e n A b h än g ig k eit v om A uslande so d eu tlich g e z e ig t, d a ß es ein d rin g e n d e s G e b o t ih rer W irtsc h a fts p o litik g e w o rd e n ist, ih ren A u sla n d v e rk e h r g e g e n E in w irk u n g en d es A u slan d es m ö g lich st z u sichern.

M an h a t die S chw eiz als d ie D re h sc h e ib e E u ro p a s b e z e ic h n e t, weil v on ih r aus s tra h le n fö rm ig E ise n b a h n e n in alle G e b ie te E u ro p a s ausgehen.

M it d ie se r B ezeich n u n g ist a lle rd in g s auch zum A u sd ru c k g e b ra c h t, daß au f dem G eb iete des E ise n b a h n w e se n s d ie S chw eiz k e in e g ro ß e n E nt­

w ic k lu n g sm ö g lic h k e ite n m e h r v o r sich h at. A nders au f dem G e b ie te des W a s s e rstra ß e n w e s e n s. D ie A lpen sin d d a s Q u e llg e b ie t d es R h ein es, d er R hone, des P o u n d w ic h tig e r Z u flü sse z u r D o n au . Ein A nschluß an eines d ie s e r F lu ß s y ste m e w ü rd e d a h e r d e r S chw eiz eine u n m itte lb a re W a s s e r­

s tra ß e n v e rb in d u n g m it dem M eere g e b e n . Bei d e r A u sw ah l u n te r d e n g e ­ n a n n te n v ie r M ö g lich k eiten w ird d e r A nschluß an die D o n a u au ssc h e id e n m üssen, da ih r M ü n d u n g s g e b ie t fe rn a b von d e r g ro ß e n M e e re s s tra ß e lieg t.

354 H a r t m a n n : Die Schw eiz u nd die S c h if fb a rm a c h u n g des O b e r r h e i n s

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D ie V e rb in d u n g sw eg e zum P o und z u r R hone m üssen gleichfalls aus- scheiden, da ihre M ü n dungen d e r Schw eiz kaum eine M öglichkeit bieten zum billigeren B ezug d e r w ichtigsten W a sse rstra ß e n g ü te r, in sb eso n d ere d e r K ohle u nd d es G etreid es. In d ie se r R ichtung tritt v ielm eh r die V erb in d u n g m it dem Rhein h ervor, an dessen M ün d u n g zw ei d e r b e ­ d eu te n d ste n eu ro p äisch en H äfen liegen, und d e r in seinem Lauf u n m itte lb a r an dem fü r die schw eizerische K o h len v erso rg u n g w ich tig sten In d u s trie ­ g e b ie t v o rb e ifü h rt. D er Rhein ist fe rn e r bei B erü ck sich tig u n g d e r z a h l­

reichen Schleusen, die eine W a ss e rstra ß e zu r R hone o d e r zum P o a u f­

w eisen w ü rd e, auch k ü rz e r als diese V erb in d u n g sstra ß e n zum M ittelm eer.

D e r R hein ist schließlich d e r einzige Strom , d e r durch das G eb iet m e h re re r N atio n en fü h rt, und d e r in V erw altu n g und G e ric h tsb a rk e it sow ie in seinem V e rk e h r von alters h er eine gew isse In te rn a tio n a litä t aufzuw eisen hat.

D er R hein w ird d a h e r in e rs te r Linie die M ö g lich k eit bieten können, den sch w eizerisch en A u slan d v erk eh r von frem d en E in w irk u n g en u n a b h ä n g ig zu m achen.

D er V erk eh r, den das R heintal m it d e r Schw eiz v erm ittelt, ist heute ein g e b ro c h e n e r V erk eh r. D ie R heinschiffe m achen in M an n h eim -L u d w ig s­

hafen, K arlsruhe o d e r S traß b u rg -K eh l ih rer F a h rt ein Ende, und die G ü te r w erd en hier auf die B ahn um g elad en . D er U m schlag v e ru rsach t fü r die V erk e h rsb e te ilig te n K osten und fü r m anche G ü te r auch Q u alitätsm in d eru n g en . Die V e rk e h rsu n te rb re c h u n g e rfä h rt noch eine V e rstä rk u n g durch die fü r viele G ü te r n o tw en d ig w erd en d e E in lag eru n g im O b errh ein h afen — eine E in lag eru n g , die den schw eizerischen B eziehern d e r ein g elag erten G ü te r w enig V orteile b rin g t, da die au fg estap elten G ü te r in N otfällen nicht so fo rt g re ifb a r sind und zudem sich im G eb iete eines frem den S taates befinden.

Um diese N achteile des h eu tig en O b e rrh e in v e rk e h rs zu beseitigen, w ird bei d e r S ch iffb arm ach u n g des O b e rrh e in s an zu streb en sein, den E n d p u n k t d e r S ch iffah rt nicht w ied er an einen g ew isserm aß en w illkürlichen O rt zu v erlegen. Als E n d p u n k t d er R h ein sch iffah rt k o m m t d em en tsp re ch en d nicht Basel in B etracht, sondern ein P latz, d e r zu dem w ichtigsten schw eizerischen In d u strieg eb iet, näm lich d er N o rd o stsch w eiz, z en tral g eleg e n ist. D a das ü® e n g e R heintal zw ischen Basel und dem B odensee, in dem die B erge teil-

$ w eise u n m ittelb ar bis an die U fer h e ra n tre te n , zu r E rrich tu n g u m fan g reich er H afe n a n la g e n w en ig g e e ig n e t ist, k o m m t als E n d p u n k t d e r R h ein sch iffah rt fc? n u r d as von d e r N a tu r gesch affen e g ro ß e H afen b eck en des B odensee9

in B etracht.

Eine zw eite F ra g e ist die, in w elch er W eise die H erste llu n g e in e r

i p W asse rstra ß e am O b errh ein technisch am zw eck m äß ig sten vollzogen w ird.

Auf der T eilstreck e o b e rh a lb Basels k o m m t n u r die K analisierung des S tro m es j Et in F rage, d. h. d e r E inbau von S tau d äm m en in den F luß und die V erb in d u n g :te* d e r g e sta u te n W a sse rh a ltu n g e n durch Schleusen. D iese F orm d e r S ch iffb ar­

s t m achung des O b errh ein s ist durch die v e rh ältn ism äß ig zah lreich en S tro m - liiJ: schnellen g eb o ten , die durch den A ufstau des W assers b eseitig t w erd en . 10 Die S chiffbarm achung d ieser S treck e g e h t H an d in H an d m it d e r G ew in n u n g

■jp von W asse rk rä fte n , von denen d e r O b e rrh e in zw ischen Basel und dem jeida B odensee bei H ö ch stleistu n g m eh r als 700000 PS z u r V erfü g u n g stellen kann.

|jtjt M ehrere K raftw erk e m it ein er m ittleren Ja h re sle istu n g s fä h ig k e it von rd.

H a r t m a n n : Die Schweiz und die Schif fbarm achung des O b e rrh e in s 355

l*

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356 H a r t m a n n : Die Schw eiz un d die S chif fb a rm a c h u n g des O b e r r h e i n s 150 000 PS sind z u rzeit in B etrieb, u nd w e ite re W e fk e sind g e p la n t. E s h an d e lt sich d a h e r fü r die S ch iffb arm ach u n g d ie s e r S tre c k e n u r darum , die einzelnen a u fg e s ta u te n S treck en d u rch S chleusen m ite in a n d e r in V er­

b in d u n g zu b rin g en u nd den R heinfall b ei S ch affh au sen , d essen E rh altu n g im In te re sse d e r F re m d e n in d u strie g e b o te n ersch ein t, d u rc h einen mit S chleusen *Versehenen K anal zu u m g eh en .

F ü r die S c h iffb arm ach u n g d e r S treck e S tr a ß b u rg - Basel sind zwei L ö su n g sv o rsc h lä g e g e g e b e n . E n tw e d e r w ird diese S tre c k e im Anschluß an den bis S tra ß b u rg re g u lie rte n , d. h. d u rc h H e rric h tu n g ein e r Fahrrinne im freien S tro m sch iffb ar g e m a c h te n , R hein re g u lie rt o d e r im Anschluß an d as o b e re T e ilstü c k k a n a lisie rt. S eit dem W a ffe n stillsta n d ist der fran zö sisch e P lan eines R h e in se ite n k a n a ls h in z u g e k o m m e n . Um die F ra g e R eg u lieru n g , K an alisieru n g o d e r R h e in se ite n k a n a l to b t ein heftiger M ein u n g sstreit. E r ist auch d u rch einen jü n g s t e rg a n g e n e n B eschluß der in te rn a tio n a le n Z e n tra lk o m m is sio n fü r die R h ein sch iffa h rt, w elch er gleich­

zeitig die R e g u lie ru n g u nd die H e rs te llu n g d e s R h ein seiten k an als gen eh ­ m igt, nich t g e sc h lic h te t w o rd e n , da diese K o m p ro m iß lö su n g technisch und w irtsc h a ftlic h w o h l u n b e frie d ig e n d e r ist als irg e n d eine d e r drei anderen L ö su n g en . Z u r K en n zeich n u n g des V o rsch lag es eines R h ein seiten k an als ist d a ra u f h in zu w eisen , d a ß ihre V e rfe c h te r, die S ta d t S tra ß b u rg un d F ran k ­ reich, ein er W e ite rfü h ru n g d e r O b e rrh e in sc h iffa h rt ü b e r S tra ß b u rg hinaus e n tg e g e n stre b e n . Bei S tra ß b u rg e rk lä rt sich d ies zum T e il aus dem bei V e rk e h rse rle ic h te ru n g e n m eist a u ftre te n d e n W id e rsta n d d e r örtlichen Be­

te ilig te n , die in fo lg e d e r b e ste h e n d e n , d en V e rk e h r e rsc h w e re n d e n V erhält­

nisse einen g ü n stig e n S ta n d o rt fü r .U n te rn e h m u n g e n d es H an d els, des Ver­

k e h rs un d d e r In d u strie zu h ab en g la u b e n . D ie S ta d t S tra ß b u rg hegt a b e r a u ß e rd e m die E rw a rtu n g , als S c h e ite lp u n k t d e s fran zö sisch en Kanal­

n etze s, E n d p u n k t d es sch iffb aren R heins u n d z u k ü n ftig e r A usgangspunkt eines in n ersch w eizerisch en W a s s e rs tra ß e n n e tz e s ein st V erk eh rsm ittelp u n k t und H a n d e lsm e tro p o le fü r einen g ro ß e n T eil d es m itte le u ro p ä isc h e n V erkehrs zu w erd en . F ra n k re ic h s tre b t d ah in , den H a n d e l d e r S chw eiz nach W esten a b z u le n k en . D iesem Ziel d ie n t u n te r a n d erm seine W asserstraß en p o litik . Auf G ru n d eines G e se tz e s vom 27. M ai 1921 soll z u n ä c h st die R hone bis h in a u f zum G e n fe r See k a n a lisie rt un d so d e r S chw eiz eine W asserstraß en ­ v e rb in d u n g m it dem M ittelm eer u n d M arseille e rö ffn e t w erd en . Ferner sind am H ü n in g e r K anal ein u n te rh a lb B asels vom R hein abzw eigendes, in den R h ein -R h o n e-K an al sich e rg ie ß e n d e s k u rz e s K an alstü ck und am R h ein -R h o n e-K an al E rw e ite ru n g sb a u te n im G an g e, d u rc h w elch e diese Kanäle fü r 3 0 0 t-K ä h n e b e fa h r b a r g e m a c h t w e rd e n sollen. M it d ie s e r planm äßigen, im H in b lick auf die S chw eiz b e trie b e n e n F ö rd e r u n g des fran zö sisch en Kanal­

n etze s u nd d e r R h o n e sc h iffa h rt s te h t F ra n k re ic h s V e rh a lte n zum O berrhein in einem sch ro ffen , w enn auch v e rs tä n d lic h e n G e g e n sa tz . Im Versaillen V e rtra g h a t F ra n k re ic h sich d a s R ech t e rru n g e n , dem R hein W a ss e r zur S p eisu n g von S ch iffah rts- o d e r B e w ä sse ru n g sk a n ä le n » o d er fü r jed en anderen Zw eck« zu en tn eh m en . U m d ieses R ech t d u rc h z u s e tz e n , h a t F ra n k re ic h der Z en tra lk o m m issio n fü r die R h e in sc h iffa h rt den P lan d e r E rric h tu n g des R h ein se ite n k a n a ls v o rg e le g t. W ie leich t F ra n k re ic h die A u fg a b e d e r H er­

ste llu n g ein er S c h iffa h rtstra ß e n im m t, lä ß t im ü b rig e n schon d e r U m stand

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e rk e n n e n , d a ß d e r E n tw u rf im w esentlichen n u r die W ie d e rg a b e ein es älteren P lan es d e r S ta d t M ühlhausen z u r E rrich tu n g eines K ra ftw e rk s en th ä lt un d sich hinsichtlich d e r F ra g e d e r S c h iffa h rtstra ß e auf w enige sum m arische u n d zum T eil oberfläch lich e A ngaben b e sch rän k t.

Mit d e r S c h iffb arm ach u n g d es O b e rrh e in s ist auch auf d e r S treck e S traß b u rg -B asel die F ra g e d e r A u snutzung d e r R h e in w a sse rk rä fte v e rk n ü p ft w orden. M it R ücksicht d arau f, d a ß auf d ie se r S treck e durch A u sn u tzu n g d e s G efälles bis zu 769000 PS g ew o n n en w erd en k önnen, w ird von m an ch e r S eite eine K analisierung des S trom es v o rg esch lag en . M an m uß es b e d a u e rn , d a ß die fü r d ie B eurteilung dieses g ro ß z ü g ig e n P lan es schließlich au s­

sch la g g e b e n d e F ra g e , w o fü r solche g ew altig en K raftm en g en A bsatz zu fin d en ist, b ish er noch nicht g e k lä rt ist. D iese F ra g e kan n a b e r heu te, da d e r Ü berfluß an industriellen P ro d u k tiv k rä fte n ein M erkm al d e r w irtsc h a ft­

lich en L age E u ro p as g e w o rd e n ist, n ich t u n g e stra ft beiseite g e sch o b en

•werden. Z u r V o rsich t m a h n t auch die E n tw ick lu n g am O b e rrh e in o b e r­

h a lb B asels, w o in m e h r als 20 Ja h re n n u r fü r etw a ein V iertel d e r v e rfü g b a re n W a ss e rk rä fte eine n u tz b a re V e rw en d u n g g efu n d en ist. U n te r d iesen U m stän d en w ird es sich em pfehlen, die technische G e sta ltu n g d e r S c h iffb arm ach u n g des O b e rrh e in s e rs t dan n durch die K ra fta u sn u tz u n g b e ­

einflussen zu lassen, w enn d e r S tro m a b sa tz g e sic h e rt ist.

W en n hiern ach bei d e r B eurteilung d e r S tre itfra g e von den sch iffah rt- fein d lich en B estreb u n g en F ra n k re ic h s u n d d e r S ta d t S tra ß b u rg u n d v on d e r F ra g e d e r K raftau sn u tzu n g ab g eseh en w erd en k an n , so g e w in n t m an einen einheitlichen A u sg an g sp u n k t fü r die g an ze F ra g e . D ie F ö rd e ru n g d e r S ch iffah rt ist d ieser A u sg an g sp u n k t.

Von diesem A u sg an g sp u n k t aus sp rechen g ew isse allgem eine V orteile fü r die R eg u lieru n g des S trom s, allerd in g s, m angels eines d u rc h g e a rb e ite te n tech n isch en E ntw urfs, v o rb eh altlich d e r technischen D u rc h fü h rb a rk e it d e r R egulierung. E inm al sch ließ t die R eg u lieru n g die sp ätere K an alisieru n g nich t a u s; w eiterh in ist sie v oraussichtlich erheblich billiger, und schließlich w ird sie sich, sowreit sich d as b ish er ü b erseh en läß t, in erh eb lich k ü rz e re r Z e it h ersteilen lassen als die K analisierung. Die R eg u lieru n g w ird sich n a c h einem v o rläu fig e n G u tach te n des k ü rzlich v e rs to rb e n e n M in isterial­

d ire k to rs a. D. S y m p h e r d as Z iel zu setzen haben, auf d e r 1 2 7 k m lan g en S tre c k e zw ischen S tra ß b u rg und B asel eine 90 m b re ite u n d 2 m tiefe F a h r ­ rinne herzu stellen . Die F a h rw a sse rtie fe von 2 m soll nach S ym phers G u t­

achten an 347 T a g e n im Ja h re erzielb ar sein, an 312 T a g e n so g a r eine T iefe von 2,20 m. N ach R eg u lieru n g des O b errh ein s w ü rd en R h ein k äh n e m it ein er T ra g fä h ig k e it bis e tw a 1000 t bis in den B odensee v e rk e h re n k ö n n en . Als S chleppdam pfer w ü rd en bei d e r v e rh ältn ism äß ig g erin g en F a h rw a sse rtie fe zw eckm äßig die auf dem R hein üblichen S e ite n ra d d a m p fe r V erw e n d u n g finden.

Eine R eg u lieru n g des O b errh ein s in d ie se r A rt w ü rd e v o r d e r K anali­

sierung den V o rzu g g e rin g e re r F a h rz e it h ab en . F ü r den k a n a lisie rte n S trom w ü rd e die F a h rz e it eines S chleppzuges b e rg w ä rts von S tra ß b u rg bis Basel und z u rü ck nach den B erechnungen von S y m p h er um n ich t w en ig er als 23 S tu n d en o d er 61 vH lä n g e r sein, als bei dem re g u lie rte n

H a r t m a n n : Die Schw eiz und die S chif fbarm achung des O b e rrh e i n s 357

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Strom . H insichtlich d e r B e trie b sk o ste n d e r S c h iffa h rt lä ß t sich ein z u v e r­

lä ssig e r V erg leich zw ischen R e g u lie ru n g u nd K an alisieru n g m an g els g e n a u e r te c h n isc h e r U n te rla g e n z u rz e it n ich t ziehen. Im m erh in m ü ß te die erheblich k ü rz e re F a h rz e it auf dem re g u lie rte n S tro m e tw a ig e h ö h e re B etrieb sk o sten d e r B e rg fa h rt m in d esten s zum T eil au sg leich en . E n tsc h e id e n d a b e r w ird f ü r die S chw eiz die F ra g e sein, o b ein k a n a lis ie rte r R hein ih r eine g eg en frem d lä n d isch e E in w irk u n g en sichere B en u tzu n g d es S tro m e s v ersp rich t. Bei einem k a n alisierten O b e rrh e in w ü rd e F ra n k re ic h d e r S c h le u s e n w ä rte r sein.

Ihm w ü rd e d am it eine H a n d h a b e g e g e b e n sein, d u rch V ern ach lässig u n g d es B etriebes, d u rch A u sb e sse ru n g sa rb e ite n , die bei dem v erw ick elten Bau ein er n eu zeitlich en G ro ß sc h iffa h rtsc h le u se sich leich t b e g rü n d e n lassen, oder d u rch so n stig e U m stän d e den S c h iffa h rtb e trie b zu b e h in d e rn . D iese H an d ­ h ab en sind so g e fa h rd ro h e n d , d a ß die S chw eiz g rö ß te s G e w ic h t d arauf legen m uß, sie u nm öglich zu m achen.

Im ü b rig e n w e rd e n in d e r Z e n tra lk o m m issio n fü r die R heinschiffahrt a b g e se h e n von den F ra n z o s e n auch die H o llä n d e r, B elgier, E n g lä n d e r und Ita lie n e r e in e r K an alisieru n g d es O b e rrh e in s, die m it K ra ftg e w in n u n g ver­

b u n d en ist, k au m freu n d lic h g e g e n ü b e rs te h e n , d a sie k e in In teresse daran h a b e n , d a ß am O b e rrh e in eine n eu e m ä c h tig e K raftq u elle e n tsteh t, die neue In d u strie n an z ie h t u n d d a m it ih ren e ig en e n In d u strie n W ettb ew erb bereiten k an n . D ie K an alisieru n g , die, vo n D e u tsc h la n d a b g eseh en , von keinem S ta a te in d e r Z e n tra lk o m m is sio n fü r die R h e in sc h iffa h rt befü r­

w o rte t w ird, e rs c h e in t h iern ach n ic h t e rre ic h b a r. Es w ird v ielm eh r dringend g e b o te n sein, g e g e n den v e rh ä n g n isv o lle n fra n z ö sisc h e n P lan eines Rhein­

se ite n k a n a le s B u n d esg en o ssen zu sam m eln, un d diese B u n d esg en o ssen sch aft w ird sich n u r a u f d en in e rs te r L inie vo n d e r S chw eiz v e rtre te n e n Plan d e r R e g u lieru n g d es O b e rrh e in s v e re in ig e n k ö n n en .

D ie neue S c h iffa h rtstra ß e v on S tr a ß b u rg bis zum B o d en see w ü rd e dem V e rk e h r eine S treck e von 291 km n eu e rö ffn en . D er R hein w ü rd e dam it vom B odensee bis zu sein er M ü n d u n g au f e in e r S tre c k e von m eh r als 1000 km sc h iffb a r sein, ein e r fü r e u ro p ä isc h e V e rh ä ltn isse au ß e rg e w ö h n ­ lichen L änge.

Die n eu e V e rk e h rs s tra ß e w ü rd e d e r S chw eiz die e rw ü n sc h te V erbilli­

g u n g ih res A u sla n d v e rk e h rs b rin g en . N ach B erech n u n g en , die S ym p h er im J a h re 1914 a n g e ste llt h a t, w ü rd e sich die K o h le n fra c h t fü r rh ein isch -w est­

fälische K ohle g e g e n ü b e r dem b ish e rig e n U m sc h la g v e rk e h r ü b e r einen O b e rrh e in h a fe n um rd. 25 bis 50 vH e rm ä ß ig e n . F ü r h ö h e rw e rtig e G üter, w ie G e tre id e un d R o h sto ffe, w ü rd e die F ra c h te rs p a rn is v o rau ssich tlich noch h ö h e r sein. W ie hoch d e ra rtig e E rsp a rn isse von d en sch w eizerisch en Be­

zieh e rn b e w e rte t w e rd e n , g e h t d a ra u s h e rv o r, d a ß d e r V e rk e h r auf dem v e rw ild e rte n S tro m zw isch en S tr a ß b u rg u nd B asel v o r dem K rieg e im all­

g e m e in e n eine g ü n stig e E n tw ick lu n g g e n o m m e n u n d im J a h re 1913 einen U m fan g vo n 96000 t e rre ic h t h a t. Am h ö c h ste n w e rd e n die erzielbaren F ra c h te rsp a rn iss e v o rau ssich tlich bei den A u sfu h rg ü te rn d e r schw eizerischen In d u strie sein, die b is h e r im allg em ein en u n m itte lb a r m it d e r B ahn in den S eeh afen b e fö r d e rt w o rd e n sind u n d in fo lg e d e sse n n u n m e h r au f d e r ganzen R h ein streck e bis zum S eeh afen den V o rz u g d e r b illig eren R h e in fra c h t e r­

la n g e n .

358 H a r t m a n n : Die Sch w eiz un d die S chif fb a rm a c h u n g des O b e rrh e i n s

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Die S ch iffb arm ach u n g des O b e rrh e in s w ird die Schw eiz w eiterh in in v e rk e h rsw irtsc h a ftlic h e r B eziehung vom A usland bis zu einem gew issen G rad e u n a b h ä n g ig m achen. Die V erleg u n g des E n d p u n k tes d e r R h ein ­ sch iffah rt von S tra ß b u rg bis in den B odensee w ird eine V erle g u n g d e r oberrh ein isch en L ag erp lätze in die schw eizerischen H äfen m it sich bringen.

Im Besitz g ro ß e r L ag er an den w ich tig sten G ü tern zu r A u fre c h te rh a l­

tu n g ih rer W irtsch a ft, in sb eso n d ere an Kohle u nd G etreid e, w ird die Schw eiz ihren B edarf an ausländischen T ra n sp o rtm itte ln bei e in tre te n d e n w irtsc h a ft­

lichen o d e r politischen N o tstän d en streck en k ö nnen. D a rü b e r h inaus b ie ­ te t d er A nschluß an die R heinschiffahrt d e r Schw eiz die M öglichkeit, fre m ­ den E in w irk u n g en auf die fü r die Schw eiz bestim m ten T ra n sp o rte einen w irk sam en R echtsanspruch en tg eg e n zu stellen . Die Schw eiz h a t in d e r Z e n ­ tralk o m m issio n fü r die R heinschiffahrt Sitz und Stim m e und d em nach die M öglichkeit, ihrem A nspruch auf u n b eh in d erte B enutzung des R heins G e ­ h ö r zu verschaffen. Schließlich w ird sie in d e r L age sein, sich durch eine eigene R heinflotte von d er G estellu n g au slän d isch er V erk eh rsm ittel bis zu einem gew issen G ra d e u n a b h ä n g ig zu m achen.

M it d e r S ch iffb arm ach u n g des O b errh ein s w ird die Schw eiz eine e n t­

scheidende B esserung ih re r V e rk e h rsla g e erzielen und som it eine M öglich­

k e it gew innen, ihre W irtsch a ft n e u e r Blüte e n tg eg e n zu fü h ren . Solche S tä r­

k u n g des schw eizerischen W irtsch a ftsleb en s m uß m ittelb ar, w ie aus den A usfü h ru n g en am E ingang h e rv o rg eh t, auch D eutschland zu g u te kom m en.

M it d e r Z u n ah m e d e r K au fk raft d e r Schw eiz w erd eti sich fü r die d eu tsch e A usfuhr in die Schw eiz neue A ussichten eröffnen, und z w a r nicht n u r fü r G ü ter, die, w ie K ohle und Eisen, den R hein als Z u g a n g stra ß e in die Schw eiz b en u tze n können, so n d ern auch fü r F a b rik a te , die in dem n e u ­ b eleb ten und g e s tä rk te n sch w eizerischen W irtsc h a fts k ö rp e r neue A b n eh m er finden w erden. D er R heinschiffahrt, d eren V e rk e h rsra d iu s — g e g e n w ä rtig zw ischen S tra ß b u rg u nd R o tterd am rd. 700 km — um fa s t die H ä lfte v e r­

lä n g e rt w ird, w erd en neue g ro ß e V e rk e h rsa u fg a b e n zufallen. D iesen w e rt­

vollen A ussichten fü r die deutsche A usfuhr und fü r d eu tsch e V e rk e h rs ­ un tern eh m u n g en g e g e n ü b e r m üssen gew isse w irtsch aftlich e N achteile m it in K auf g en o m m en w erd en . D iese N achteile, in d e r H a u p tsa c h e A b satz­

ein sch rän k u n g en d e r o b errh ein isch en M ü hlenindustrie und V erk e h rsv e rlu ste d er badischen E isen b ah n en , sind nicht so sch w erw ieg en d , d aß sie d as G e ­ sam turteil ü b e r die S ch iffb arm ach u n g des O b e rrh e in s en tsch eid en d b e e in ­ flussen k önnen. D eu tsch lan d m uß vielm ehr an d e r Seite d e r Schw eiz d ie ­ ses g ro ß e W e rk des F ried en s aufnehm en und zu einem erfo lg reich en Ende

führen. [1375]

H a r t m a n n : Die Schweiz und die S chif fbarm achung des O b e rrh e in s 359

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EntwicKlung des niederschlesischen IndustriebezirKes.

Von Diplom-Bergingenieur Ge r k e . (S chluß von S. 317)

III. D e r B r a u n k o h l e n b e r g b a u .

In d e r dem G eb irg e u n d dem H ü g e lla n d v o rg e la g e rte n E bene sind a u sg e d e h n te B ra u n k o h le n v o rk o m m e n ersch lo ssen , die d e r M iozänform ation a n g e h ö re n . N u r ein k le in e r T eil d ieser V o rk o m m e n w ird z u rz e it au sg e­

b eu tet. Die b e k a n n tg e w o rd e n e n V o rk o m m en lassen sich v ier verschiedenen B ra u n k o h le n b e z irk e n zu te ile n : dem K a tz e n g e b irg e -B ra u n k o h le n b e z irk , dem N ied erlau sitzer, dem O b e rla u s itz e r un d dem M ittelsch lesisch en B ezirk. D er K a tz e n g e b irg e -B ra u n k o h le n b e z irk e n th ä lt im N o rd e n 2 bis 4 m eist steil­

ste h e n d e F löze, die von d en G rü n b e rg e r G ru b e n u n d d e r F e rd in a n d g ru b e bei S a a b o r g e b a u t w erd en . Im S ü d o sten ist ein bis zu 18 m m äch tig es Flöz n ach g ew iesen , d a s b is h e r n u r von d e r B ra u n k o h le n g ru b e M athilde bei N e u stä d te l g e b a u t w ird . D iesseits d e r O d e r ist d a s b e d e u te n d ste B raun­

k o h le n v o rk o m m e n d as dem N ie d e rla u sitz e r B ezirk a n g e h ö re n d e V orkom m en, d a s T eile d e r K reise H o y e rs w e rd a un d R o th e n b u rg ü b e rd e c k t. H ie r w ird b ei v e rh ä ltn ism ä ß ig g e rin g e r D e c k g e b irg s m ä c h tig k e it a n sc h e in e n d die F o rt­

s e tz u n g d es N ie d e rla u sitz e r U n te rflö z e s in 7 bis 15 m M äch tig k eit im T a g e b a u g e b a u t. V on G ru b e n , w elch e in F ö rd e r u n g steh en , seien hier g e n a n n t: H e y e III, K lara III, W e rm in g h o ff, E rik a , H o ffn u n g III, H erm ann, K arolinę II, M arie, die T sc h ö p e ln e r W e rk e u nd G e w e rk s c h a ft Q uolsdorf.

D ie F o rts e tz u n g d e r säch sisch en V o rk o m m e n in d e r G e g e n d von Z ittau g e h ö r t zum O b e rla u s itz e r B ezirk. H ie r lieg en A ufschlüsse von P rauske u n d W e ig e rsd o rf, von R eich w ald un d von a n d e re n O rte n vor. F rü h er w u rd e n im T a g e b a u 2 bis 3 F lö ze von 1 bis 4 m M ä c h tig k e it g ew onnen, seit lä n g e r e r Z e it ru h t jed o c h d e r B e rg b a u v o llstä n d ig . E b en falls zum O b e rla u s itz e r B ezirk g e h ö re n die V o rk o m m e n d e r G e g e n d von K ohlfurt, w o ein 8 bis 9 m m ä ch tig es F lö z in 75 m T ie fe im T ie fb a u a b g e b a u t w ird.

D ie g e w o n n e n e K ohle d ie n t z u r V e rso rg u n g ein es d e r S ta d t G ö rlitz g e ­ h ö re n d e n T u rb in e n k ra ftw e rk e s von e tw a 8700 k W L eistu n g . V on G örlitz n ach L au b an zieh en sich w eitere A b la g e ru n g e n hin, die g ro ß e n te ils durch T ie fb a u g e w o n n e n w e rd e n . In s g e sa m t sind 3 F lö ze von 2 bis 9 m M ächtig­

k e it b e k a n n t g e w o rd e n .

D ie V o rk o m m en d es m ittelsch lesisch en B ezirk es g ru p p ie re n sich um die O rte H a y n a u , L iegnitz, Ja u e r, S trieg au , N e u m a rk t, S a a ra u u n d F ra n k e n ­ stein. B erg b au w ird schon seit lä n g e re r Z e it n ich t m e h r b e trie b e n . Die K ohle lie g t in rd. 10 bis 60 m T iefe u n d la g e rt sich in d e r R eg el n u r in einem F lö ze ab, d as bis zu 9 m M ä c h tig k e it e rla n g e n k an n .

D ie F ö rd e ru n g an B rau n k o h le w a r v o r dem K rieg e in N iederschlesien nicht erh eb lich . E inzig u nd allein d e r O b e rla u s itz e r B ezirk tr u g in n en n en s­

w ertem M aße m it 1 185000 t R o h k o h le z u r d e u tsc h e n E rz e u g u n g bei. Auf eine erh eb lich e V e rs tä rk u n g d e r B ra u n k o h le n g e w in n u n g d ü rfe n in den n äch sten J a h re n keine g ro ß e n H o ffn u n g e n g e s e tz t w e rd e n . D ies lieg t vor allem an den u n ü b e rs e h b a re n w irtsch aftlich en V erh ältn issen , die d a s Ka­

pital z u r A nlage n e u e r U n te rn e h m u n g e n nich t a n zu reizen v e rm ö g e n . D azu 360 G e r k e : Entw ick lu n g des nie dersc hlesischen In d u s trie b e z ir k e s

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kom m t, d aß die b eso n d eren V erhältnisse im niederschlesischen B rau n k o h le n ­ b e rg b a u die A ufschließung von V ork o m m en in v ersc h ie d e n e r H in sich t se h r schw ierig g estalten . In dem g rö ß te n T eile d er V orkom m en liegen die rechtlichen V erh ältn isse so, d aß d as V erfü g u n g sre c h t ü b er die K ohle nu r d e r G ru n d b esitzer hat. D am it w ird a b e r die S chaffung eines g rö ß e re n F eld erb esitzes, die V o rb ed in g u n g fü r die A nlage eines lebensfähigen U n te r­

nehm ens, unm öglich g em ac h t, da viele G ru n d b e sitz e r einfach nicht zur E rteilung d e r A b b au erlau b n is zu b ew eg en sind. Solange diese alten R ech ts­

g ru n d s ä tz e nich t von G ru n d auf g e ä n d e rt w erd en , so lan g e ist nicht d a ra n zu d en k en , daß diese B ra u n k o h len v o rk o m m en d er A llgem einheit zu g u te kom m en. A ußerdem spielt die A b satzfrag e bei B eurteilung d e r E n tw icklung des B rau n k o h len b e rg b au es eine Rolle. D er H a u p ta b n e h m e r fü r B rau n k o h le ist der H a u sb ra n d . Infolge des g ro ß e n W asserg eh altes d e r R o h b rau n k o h le sind n u r w enige industrielle W e rk e in d e r L age, diese n u tz b a r zu v erw en d en .

Die A nlage eines g ro ß e n T a g e b a u e s m it m aschinellem A bbau und K ohlen­

g ew in n u n g sa rb e ite n ist ab e r heute te u e r un d e rfo rd e rt g ro ß e K apitalien, die bei d e r U n ü b e rse h b a rk e it d e r V erh ältn isse nicht leicht z u r V erfü g u n g g e ste llt w erden. So g ro ß die V o rrä te an B raunkohle sind, die noch d e r E rsch ließ u n g h arren , so g ü n stig vielfach auch die A b b au v erh ältn isse hier sind, so w ird dennoch in a b se h b a re r Z eit m it ein er erheblichen S te ig e ru n g d e r F ö rd e ru n g nicht g e re c h n e t w erden können.

\

IV. D i e s o n s t i g e I n d u s t r i e .

D as V o rh an d en sein eines billigen B rennstoffes, w ie ihn d e r S tein ­ k o h le n b e rg b a u seit J a h rh u n d e rte n g e lie fe rt h at, g a b die V eran lassu n g zur A nsiedelung ein er au sg ed eh n ten , die m annigfachsten G ew erb ezw eig e u m ­ fassenden In d u strie. D iese In d u strie e n tsta n d schon, b e v o r die E isen b ah n e n aufk am en , d a bei dem V o rh an d en sein ein er zahlreichen, g en ü g sa m e n Be-^

v ö lk eru n g und eines billigen B rennstoffes eine g esu n d e G ru n d la g e v o r­

h an d en w ar, auf d e r m an w e ite rb a u e n k o n n te. D er Ü b erg an g z u r G ro ß ­ industrie vollzog sich im Z e ita lte r d e r D am pfm aschinen frü h zeitig .

a) D ie lF a s e rs to ff in d u s trie .

N eben dem B ergbau ist die T u ch w eb erei die älteste In d u strie N ie d e r­

schlesiens. Auf den alten H a n d e lsstra ß e n vom N o rd w esten nach dem O sten und Süden w u rd en b ereits im M ittelalter englische und n ied erlän d isch e T uche nach dem O sten g e b ra c h t, w äh re n d u m g e k e h rt W olle aus Schlesien und den N a c h b a rg e b ie te n z u rü ck w an d erte. H ierb ei e n tsta n d eine n am h afte T u c h ­ w eberei, die so lan g e in Blüte w ar, als die a n g ren zen d en slavischen L än d er das G eheim nis d e r T u ch w eb erei nicht k an n ten . Als m an a b e r auch in Böhmen un d P olen die V era rb e itu n g d e r W olle g e le rn t h a tte , g in g die T u ch w eb erei zu rü ck . Sie w u rd e d urch die L einenindustrie e rse tz t, die sich auf den F lach sb au d er T iefe b en e stützt.

Die L einenindustrie g e la n g te b ald zu h o h e r Blüte, und b ereits g e g e n Ende des 17. Ja h rh u n d e rts w u rd e schlesisches Leinen ü b e r H a m b u rg nach dem A uslande a u sg efü h rt. N ach d e r B esitzerg reifu n g Schlesiens durch F ried rich den G ro ß en setzte u n te r dem S chutz d e r von ihm erlassen en G esetze eine neue B lütezeit ein, bis d e r englische, durch V erw en d u n g von D am pfm aschinen ü b erm äch tig e W e ttb e w e rb um die J a h rh u n d e rtw e n d e

T . u . W . H e f t 7 . 2

G e r k e : E ntw ic klung des niederschlesischen Industriebezir kes 361

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d e r H a n d w e b e re i einen tö d lich en S ch lag v ersetzte. D a m an im H a n d ­ b e trie b e n ich t m e h r w e ttb e w e rb fä h ig w ar, so w u rd e b e re its im J a h re 1818 in W a ld e n b u rg die erste F la c h s g arn -M asch in en sp in n erei m it 1000 Spindeln errich tet.

D er w ach sen d e W e ttb e w e rb d e r a u slän d isch e n B au m w o llerzeu g n isse zw an g auch die n ied ersch lesisch e F a se rsto ffin d u s trie , die W e ite rv e ra rb e itu n g von B aum w olle au fzu n eh m en . D iese In d u s trie en tw ic k e lte sich schnell, und im J a h re 1801 w a re n b e re its 3300 S tühle m it 6200 A rb e ite rn in d e r Baum- w o llh a n d w e b e re i v o rh a n d e n . In d en fü n fzig er J a h r e n d es v o rig e n J a h r ­ h u n d e rts e rfo lg te allgem ein d e r Ü b erg an g z u r m ech a n isch en W eb erei.

D ie h eu tig e F a se rsto ffin d u s trie g lie d e rt sich in fo lg e n d e Z w e ig e : die L einenindustrie, zu d e r B leicherei-, F ä rb e re i- u n d A p p re tu ra n sta lte n

g e h ö re n ,

die B au m w o llin d u strie, die W o llin d u strie.

Die L ein en in d u strie ste llt G esp in ste (Z w irn e) un d G ew eb e her. B eson­

d e re S p ezialitäten sind g la tte L einen un d H alb lein en , D am aste u n d T a sc h e n ­ tü ch er. H a u p to rte d e r L ein en in d u strie sind F re ib u rg , M erzd o rf, Liebau, W a ld e n b u rg , L an d esh u t, T a n n h a u se n u. a. D ie Z a h l d e r H a u p tb e trie b e b e ­ tru g v o r dem K riege 5398, die d e r d a rin b e sc h ä ftig te n P e rs o n e n 16152.

Die B au m w o llin d u strie ste llt B lusen-, H e m d e n - u n d S c h ü rz e n z e u g e , D ecken, B esatz, Satin, F lan ell- u n d a n d e re W a re n h er. Sitz d e r B au m w ollindustrie sind die O rte R eichenbach, L an g en b ielau , P e te rsw a ld a u , N eu ro d e . V o r dem K riege g a b es 57 B au m w o llsp in n ereien un d 1955 B au m w o llw eb ereien mit in sg esam t 16544 b e sc h ä ftig te n P erso n en .

D ie W o llin d u strie fe r tig t rein - u nd h alb w o llen e Z e u g e , H e rre n - und D am en tu ch e, F lan elle u nd a n d e re E rzeu g n isse. 302 B etrieb e m it 9599 P e r­

sonen b e sc h ä ftig te n sich m it d e r W o llb e re itu n g , d e r W o llsp in n erei, der W o llw eb erei, d e r W o llfä rb e re i un d -d ru ck erei.

b) Die In d u s trie d e r S te in e u n d E r d e n , C h em ik alien u n d H o lz v e r a r b e itu n g .

D ie In d u strie d e r S teine un d E rd en lä ß t sich b is in d a s M ittelalter zu rü ck v erfo lg en . N och h e u te g ib t es in G ö rlitz , B unzlau, B reslau und H irs c h b e rg B au w erk e, die au s d ie se r Z e it stam m en u n d m it schlesischem S an d stein e rric h te t w u rd en . M it d em A ufk o m m en d e r E ise n b a h n e n w urde den reichen S tein v o rk o m m en ein g rö ß e re s A b sa tz g e b ie t ersch lo ssen , und h eu te sind w eite T eile des O sten s im B ezüge von S tein en au f die n ie d e r­

schlesische In d u strie an g ew iesen . D ie In d u s trie d e r S tein e un d E rd e n u m ­ fa ß t die eigentliche S tein in d u strie, die P o rzellan -, die G las- u n d die T on- und C h a m o tte-In d u strie.

D ie S tein in d u strie g lie d e rt sich in die G ra n itin d u strie , die S a n d ste in ­ in d u strie, die M a rm o rin d u strie u n d die B asaltin d u strie.

Die G ra n itin d u strie b e sc h ä ftig t rd. zw ei F ü n fte l a lle r in d ie s e r In d u strie tä tig e n A rb e ite r D eu tsch lan d s. E rz e u g n isse sin d W e rk s te in e a lle r Art, P fla ste rste in e u n d S ch o tter. G e w in n u n g so rte sind S trie g a u , J a u e r, G örlitz, S chw eidnitz, H irs c h b e rg u n d S treh len , w o ein G ra n it vo n a u s g e z e ic h n e te r B esch affen h eit u n d w e iß g ra u e r F a rb e g e b ro c h e n w ird . W e n ig e r b e d e u te n d ist d as V o rk o m m en d e r p re u ß isc h e n O b e rla u s itz in d e r G e g e n d v on K önigs­

hain. Bei Ja n n o w itz -F isc h b a c h im R ie se n g e b irg e w ird n e u e rd in g s G ra n it 362 G e r k e : Entw ick lu n g des nie dersc hlesischen In d u s tri e b e z ir k e s

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von rö tlich er F a rb e g e w o n n en , d er sich zur V erw en d u n g in M o n u m en tal­

bau ten g u t eignet.

Die S a n d stein in d u strie h a t ihren Sitz in den K reisen Bunzlau, L öw en­

b e rg und G o ld b e rg -H a y n a u . Die Steine, die hier g e b ro ch en w erden, zeichnen sich durch g an z v orzügliche H a ltb a rk e it aus. D er g eb ro ch en e Sandstein w ird in D ia m an tsäg ew erk en und Schleifereien in han d elsü b lich e F orm en g eb rach t.

Die M arm o rin d u strie ist in d er G eg en d von H irs c h b e rg und in den Kreisen N im ptsch und G örlitz zu H ause. Ein b ed eu te n d es V orkom m en befin d et sich noch in d e r G eg en d von K auffung an d e r K atzbach, aus dem schon F riedrich d er G ro ß e M arm o r fü r seine B auten bezog.

Die B asaltindustrie u m faß t eine A nzahl , von B asaltbrüchen, die in den Kreisen von G örlitz, L auban und G o ld b erg -H ay n au liegen. H au p tsäch lich w ird hier B asalt fü r E isen b ah n b a u ten g eb ro ch en . Ein b e so n d e re r Z w eig d ie se r B rüche ist die A n fertig u n g von M osaiksteinen. Bei S treh len liegt ein Q u arzitb ru ch , in dem d er fü r K uppelöfen und Z u c k erfab rik en seh r w ichtige Q u arzit g ew o n n en w ird.

Die P o rzellan in d u strie ist durch 12 W e rk e v ertreten , die zu rzeit rd.

3900 A rb eiter b eschäftigen. Die H a u p tw e rk e liegen im K reise W ald e n b u rg , d a n e b e n g ib t es noch F a b rik e n in den Kreisen Schw eidnitz, S trieg au , H irsc h ­ b e rg un d Bunzlau. D er U m satz d ü rfte im verflossenen Ja h re 75 Mill. M ü b ersteig e n . H e rg e ste llt w erd en u. a. gew öhnliche und feine G eschirre, H och- und N ied ersp an n u n g siso lato ren , P o rzellan e für technische Z w ecke.

V or dem K riege h atte die P o rzellan in d u strie einen b ed eu te n d en A bsatz nach dem A uslande, d e r in letzter Z eit w ied er g rö ß e re B ed eu tu n g erlan g t.

D u rch w eg sind die F a b rik e n nach dem neuesten S tande d e r T ech n ik ein ­ g e ric h te t. D a B rennstoff ihnen leich ter als änd ern industriellen B etrieben z ugänglich w ar, hab en die niederschlesischen P o rzellan fab rik en die schw eren K risen d e r letzten J a h re g u t .ü b e rs te h e n können.

Die G lasin d u strie N iederschlesiens ste h t in D eutschland an fü h ren d er S telle. Im Ja h re 1919 g a b es 1046 B etriebe m it insgesam t 50 597 A rbeitern in d e r deutschen G lasindustrie, und hiervon entfielen 108 B etriebe m it 11351 A rbeitern auf die Sektion III, d . h . auf N iederschlesien. Die L o h n ­ sum m e b e tru g 41537870 M o d e r rd. 21 vH d er G esam tsum m e d e r in d e r G lasin d u strie D eutschlands g ezah lten Löhne. G lash ü tten befinden sich in den K reisen W ald e n b u rg , H irsch b erg , Sagan, G örlitz, H o y e rsw e rd a usw.

Es w erd en alle A rten von G las h erg estellt, insb eso n d ere Tafel-, Spiegel-, H o h l-, O rn am en tg las, F laschen und K ristallgläser.

Die T o n in d u strie Schlesiens hat ihren U rsp ru n g in d er S tad t B unzlau, w o schon v o r Ja h rh u n d e rte n w eit b e rü h m te H an d - und K unsttöpfereien ansässig w aren. In d er M itte des v e rg an g en en Ja h rh u n d e rts fü h rte man hier den fab rik m ä ß ig en B etrieb ein und w an d te sich b eso n d ers d e r H e r­

stellu n g von T o n w aren fü r B auten und technische Z w ecke zu. D aneben w erden auch S tein zeu g -K an alisatio n srö h ren und K acheln h erg estellt. Auf den reichen V ork o m m en von feuerfestem T on in N eu ro d e und S aarau baut sich eine C h am o ttein d u strie auf, die W eltru f g en ie ß t und b eso n d ers für die o berschlesische H ü tte n in d u strie m it ihrem g ro ß e n B edarf an feuerfestere .Stoffen unen tb eh rlich ist.

G e r k e : E ntw ic klung des niederschlesischen Industriebezir kes 363

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364 Q e r k e : E n tw icklung des nie dersc hlesischen I n d u s trie b e z ir k e s Die chem ische In d u strie ist durch die »Silesia« in S a a ra u vertreten . H ie r w erd en S ch w efelsäu re, k ü n stlich e D ü n g em ittel, A nilin und andere E rzeu g n isse h e rg e ste llt. Bei D eu tsch -L issa w ird T o n e rd e aus K ryolith g e ­ w onnen, in R eichenstein w ird au s dem seit dem 6. J a h r h u n d e rt gew o n ­ nenen g o ld h a ltig e n A rsen ik k ies a rse n ig e S äu re u n d G o ld h e rg e ste llt. Kleinere W e rk e b esch äftig en sich noch m it d e r H e rs te llu n g von w issenschaftlichen P rä p a ra te n .

Schon frü h zeitig e n ts ta n d e n P a p ie rfa b rik e n am O b e rla u fe d e r schle­

sischen G eb irg sb ä c h e und F lü s s e 2), w o die in dem z . T . bedeutenden G efälle au fg esp eich erte billige K raft und rein es F a b rik a tio n sw a s se r die G ru n d b e d in g u n g e n für die P a p ie rfa b rik a tio n schufen. Als in die Papier­

tech n ik d er auf m echanischem W eg e g e w o n n e n e H o lzsch liff seinen Einzug hielt, b o t w ied er d as schlesische G eb irg e m it seinem R eichtum an Holz und b illig er W a s s e rk ra ft eine se h r g e e ig n e te G ru n d la g e fü r den Aufbau d ieser neuen In d u strie. A uch die Z e llsto ffin d u strie faß te h ier bald festen F uß. H e u te w erd en in N ied ersch lesien P a p ie re und P ap p en aller Art, da­

neben auch P a p p a rb e ite n h erg estellt.

c) D ie M e ta llin d u s trie .

Die Eisen- und M asch in en in d u strie s te h t im g ew e rb lic h e n Leben Nieder­

schlesiens m it an e rs te r Stelle. Sie v e rd a n k t ih re E n tste h u n g dem Auf­

sch w u n g des B erg b au es, d e r nach d e r B e sitz e rg re ifu n g S chlesiens durch P reu ß en ein setzte. Die erste M asch in en fab rik , die C a rlsh ü tte , wurde bereits im Ja h re 1821 g e g rü n d e t. Ih r fo lg te im J a h re 1831 die Wilhelms- h ü tte in E ulau, die im Ja h re 1837 b e re its die erste D am pfm aschine lieferte.

Im Ja h re 1853 w u rd e die G ö rlitz e r M a s c h in e n b a u a n sta lt g e g rü n d e t, d er bald w eitere G rü n d u n g e n von M asch in en fab rik en und E isen g ieß ereien folgten.

In den fo lg en d en J a h rz e h n te n n ah m die M e ta llin d u strie einen im m er be­

d e u te n d e re n A u fschw ung und b ild ete sich zu ein e r reinen F ertigw aren­

in d u strie aus.

Die nied ersch lesisch e Eisen- u nd M e ta llin d u strie g lie d e rt sich in fünf v ersch ied en e Z w e ig e : die E isen g ieß erei, den rein en M asch in en b au , die In­

d u strie d e r la n d w irtsc h a ftlic h e n M asch in en , den E isen b ah n w ag en - und B arack en b au und die H e rste llu n g v e rsc h ie d e n e r B e d a rfsg e g e n stä n d e klei­

n eren U m fanges.

Die E isen g ieß erei h at ih ren Sitz in d e r n ied ersch lesisch en Ebene des R e g ie ru n g s b e z irk e s L iegnitz. N eb en R o h g u ß fü r den B a u m a rk t und für die an d e re M asch in en in d u strie w e rd e n vo r allem G u ß w a re n fü r Haus­

h a ltu n g sz w e c k e g e fe rtig t. Die h ier a n sä ssig e n E ise n h ü tte n beschäftigen rd.

7500 A rb eiter. In- u nd A usland b ild en , vo r allem fü r H a u sg e rä te , einen a u fn ah m efäh ig en A b n eh m erk reis.

D er reine M asch in en b au ist b e so n d e rs in den O rte n G ö rlitz, Schweid­

nitz, A ltw asser u n d H irs c h b e rg v e rtre te n . In G ö rlitz w erd en Dampfma­

schinen, D ieselm o to ren , Ö lm otoren, W e rk z e u g m a sc h in e n , L o kom otiven, Zie­

g eleim asch in en , F a se rsto ff- .und P a p ierm asc h in en g e b a u t, w ä h re n d Altwasser und S chw eidnitz E in rich tu n g en fü r B e rg w e rk b e d a rf liefern, ln Hirschberg 2) Industrie und Ingenieurwerke in Mittel- und Niederschlesien. F e s ts c h rif t

zur 52. H auptversamm lung des Vereines deutscher Ingenieure in Breslau 1911, S. 239.

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w e rd e n H eiß d am p fm asch in en , D am pfkessel, Ü berhitzer, M aschinen fü r H o lz ­ schleifereien usw . h erg estellt. In diesem Z w eig e d e r M etallin d u strie sind rd. 6500 A rb eiter tätig . D er A bsatz ist nicht auf d as Inland b e sch rän k t, v ielm eh r stehen %uch die M ittelm eerlän d er, d e r O sten und S ü d a m e rik a in G esch äftsb ezieh u n g en zu den M aschinenfabriken d ieser G attu n g .

In d er lan d w irtsch aftlich en M asch in en in d u strie sind rd. 2500 A rb eiter beschäftigt. H e rg e ste llt w erd en A ck erb earb eitu n g sm asch in en , D resch m asch i­

nen, M olkereim aschinen u. a. m. Die In d u strie e rfreu te sich b ish er eines g ro ß e n A b n eh m erk reises in den östlichen P rovinzen P reu ß en s, h a t a b e r d u rch den R aub von Posen und W estp reu ß en einen g ro ß e n T eil ih res

A b satzm ark tes v erloren.

D er Schiffbau w ird durch eine in G lo g au g eleg e n e W erft b etrieb en , die rd. 500 A rb eiter beschäftigt.

D er B arack en b au , v erb u n d en m it dem E isen b ah n w ag en b au , ist im K reise H o y e rs w e rd a bei N iesky, in G örlitz und in G rü n b e rg zu H ause. M eh r als 6 0 0 0 A rb eiter finden hier ih r B rot d urch Bau von E isenbahn- u nd S tra ß e n ­ b a h n w a g e n sow ie durch A n fertig u n g von B aracken.

D er letzte Z w eig d e r M etallin d u strie zeichnet sich durch a u ß e ro rd e n t­

liche M an n ig faltig k eit aus. H au sh altu n g sm asch in en , R aubtierfallen, e le k tro ­ technische W aren , K leineisenzeug, S tellw erk an lag en , S ig n alan lag en usw . w e r­

d e n in ein er R eihe g rö ß e re r un d k lein erer F a b rik e n h erg estellt. Die Z ahl d e r b esch äftig ten P erso n en b e trä g t rd. 4000. D er A bsatz, d e r v o r dem K riege auch d as A usland um faßte, h a t u n ter dem rücksichtslosen V o rg eh en d e r so g e n a n n te n S ieg erstaa ten m it ernstlichen S chw ierigkeiten zu k äm pfen.

d) Die V e rs o r g u n g m it E l e k tr iz itä t un d m it G a s 7).

a ) E lektrizität.

Die V erso rg u n g N iederschlesiens m it elektrischem Strom ist seit den n eu n z ig e m Jah ren in raschem Steigen b egriffen. D iese E n tw ick lu n g ist e in e F o lg e d e r dichten B esiedlung und d e r Z u n ah m e d e r In d u s trie tä tig k e it, d ie die V orzüge d er elektrischen K ra ftü b e rtra g u n g sich bald zu n u tze m ach te.

Z um T eil ist die seh r rasche Z u n ah m e des V erb rau ch es an elek trisch em S trom auch auf das H o ch w assersch u tzg esetz vom Ja h re 1900 zu rü ck zu fü h ren , d as in g ro ß z ü g ig e r W eise durch zahlreiche K unstbauten die A nw o h n er d e r vielen, zeitw eise H ochw asser fü h ren d en schlesischen G e b irg sw ä sse r g eg e n die v e r­

d erb lich en W irkungen d e r Ü berschw em m ungen schützte. D urch die T a l­

sp e rre n w u rd e elek trisch e K raft in g rö ß e re n M engen v e rfü g b a r, die m it die G ru n d lag e d e r E lek trizitätsv erso rg u n g N iederschlesiens bildet. Im w e se n t­

lichen ist N iederschlesien in vier verschiedene V erso rg u n g sg eb iete ein g eteilt, u nd zw ar in d as V erso rg u n g sg e b ie t

des P rovinzialverbandes von S chlesien-M arklissa-M auer,

d er N iederschlesischen E lek trizitäts- und K lein b ah n -A k tien g esellsch aft in W aldenburg,

des E lek trizitätsw erk es M ittelschlesien und des E lek trizitätsw erk es Schlesien A.-G.

D as V erso rg u n g sg eb iet des P ro v in zialv erb an d es von Schlesien e rs tre c k t sich ü b er die K reise L auban, L öw enberg, H irsch b erg , B unzlau, G o ld b erg , G e r k e : Entw ic klung des niederschlesischen Industriebezir kes 365

s ) Vergl. Festschrift S. 282 u. f.

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H a y n a u u nd Schönau. N eb en e in e r g rö ß e re n Z ah l von S ta u w e ih e rn sind zw ei T a lsp e rre n v o rh a n d e n , von d en en die eine im Q u eis bei M ark lissa, die an d e re im B ober bei M au er e rric h te t ist. In d e r T a ls p e rre von M ark- lissa sind fünf F ra n c is-T u rb in e n von je 620 k W L eistu n g a u fg e ste llt, w äh­

ren d die S p erre von M au er v ier T u rb in e n von je 1550 k W e n th ält. Beide T a lsp e rre n sind, w enn die N ie d e rsc h lä g e nicht, w ie b eisp ielsw eise in diesem Ja h re , g a r zu g e rin g sind, in d e r L age, jäh rlich zu sam m en rd. 18 bis 20 ¿Will.

kW h a b zu g eb en .

D as V e rso rg u n g s g e b ie t d e r N ied ersch lesisch en E le k triz itä ts-A k tie n g e se ll­

sch aft in W a ld e n b u rg u m fa ß t die K reise W a ld e n b u rg , S trie g a u , Landes­

hut, B olkenhain, F re ib u rg un d T eile von S ch w eid n itz. Im G e g en satz zu den b esp ro ch en en W e rk e n ist d a s K raftw erk d ie se r G ese llsc h a ft ein reines D am p fw erk .

Z w ei K esselanlagen sind v o rh a n d e n , eine alte, die m it 9 a t Spannung, und eine neue, die m it 13 at B e trie b sp a n n u n g a rb e ite t. Die alte Anlage e n th ä lt neun k o m b in ierte C o rn w a ll-R ö h re n k e sse l m it se lb sttä tig e n W urf- fcu eru n g en . Die neue A nlage h a t W a ss e rro h rk e s se l, und z w a r drei Kessel m it S c h rä g ro st fü r reine S c h la m m fe u e ru n g u nd zw ei K essel m it E v ap o rato r­

feu eru n g , die w ä h re n d d e r K rieg zeit e in g e b a u t w u rd e n , u n d u n te r denen Schlam m und W a sc h sta u b v e rfe u e rt w e rd e n k ö n n e n . F ü r reine W asch stau b ­ feu e ru n g sind vier K essel m it g ew ö h n lich e m W a n d e rr o s t und zw ei Kessel m it U n te rw in d -W a n d e rro st v o rg eseh en .

Die M asch in en an lag e b e ste h t au s d e r alten A nlage, die d re i unm ittel­

b a r m it dem G e n e ra to r g e k u p p e lte D am p fm asch in en von 2600 k W Leistung en th ält. In d e r neu en A nlage fü r 13 a t B e trie b sp a n n u n g steh en drei T urbo­

g e n e ra to re n m it 16672 k W L eistu n g z u r V e rfü g u n g . E rz e u g t w ird D rehstrom von 3130 V, d e r im V e rso rg u n g s g e b ie t von W a ld e n b u rg se lb st und 5 km im U m k reis u n m itte lb a r an d as u n te rird isc h e K ab eln etz a b g e g e b e n w ird, w ä h re n d fü r die w eitere E n tfe rn u n g d u rch im K ra ftw e rk befindliche, zw isc h e n g e sc h a lte te T ra n sfo rm a to re n d iese S p a n n u n g au f 10000 V gebracht w ird . Eine w eitere T ra n s fo rm a to re n a n la g e e rh ö h t die S p an n u n g auf 30000 V, um die V e rb in d u n g m it d en W a s s e rk ra ftw e r k e n Breitenhein, M au er u nd M ark lissa h e rz u ste lle n . D urch d iese 30 000 V - L eistung ist d a s K ra ftw e rk W a ld e n b u rg ü b e r B reiten h ein m it d en K raftw erk en des E le k triz itä tsw e rk e s Schlesien in M ölke u n d T sc h e c h n itz un d dem Bahn­

k ra ftw e rk in M ittelstein e v e rb u n d e n . Ü ber M a rk lissa h in au s b e ste h t eine V e rb in d u n g m it dem K ra ftw e rk d e r K o h lfu rte r H e id e , d a s d e r S ta d t Görlitz g e h ö rt, un d au ß e rd e m ist eine V e ib in d u n g m it dem säch sisch en staatlichen E le k triz itä tsw e rk in H irsc h fe ld e bei Z itta u i. Sa. im Bau.

A u ß er d e r allg em ein en B elieferu n g d es e n g e re n V erso rg u n g sg eb ietes lie g t die B ed eu tu n g d es W a ld e n b u rg e r K ra ftw e rk e s noch d a rin , d aß es die w ich tig ste D am p freserv e fü r die e rw ä h n te n W a s s e rw e rk e b ild et. Dies ist b e so n d e rs im v e rg a n g e n e n tro ck en en S o m m er in E rsc h e in u n g getreten.

W e ite r ist b e m e rk e n sw e rt, d a ß d as W a ld e n b u rg e r K ra ftw e rk z u r gegen­

seitig en A ushilfe m it den K ra ftw e rk e n d e r G ru b e n d es W a ld e n b u rg e r Re­

v iers auf M elch io rg ru b e, Ju liu ssc h a c h t un d H e y d sc h a c h t v e rb u n d e n ist. M : dem K ra ftw e rk ist ein S tra ß e n b a h n b e trie b v e re in ig t, d e r zw isch en W alden­

b u rg und den V o ro rten B ad -S alzb ru n n , N ie d e r-H e rm sd o rf, D itte rsb a c h und 3öö O e r k e : E n tw ic k lu n g des nie derschlesis chen I n d u s trie b e z ir k e s

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N ieder-S alzbrunn den V e rk e h r v erm ittelt. An d as F e rn le itu n g sn e tz sind 91 G em einden angeschlossen.

Im G esc h ä ftsja h r 1920/21 b e tru g die H ö c h stb e la stu n g im K raftw erk 10 3 0 0 k W , w ä h re n d n u tz b a r an einem T a g e als H ö ch stleistu n g 1 88700kW h ab g eg eb en w urden. D iese Z ahlen sind in diesem Jah re schon erh eb lich ü b e r­

schritten w o rd en , so d aß die A ufstellung von w eiteren 2 bis 3 K esseln und einer w eiteren 6000 k W -T u rb in e fü r die nächste Z eit in A ussicht gen o m m en ist. Die g esam te S trom m enge einschließlich E ig en b ed arfs und des v e rh ä lt­

nism äßig g erin g en S traß e n b a h n b e d a rfs, die im Ja h re 1920/21 im eigenen W erk e rz e u g t w u rd e, b e tru g 44416680 k W h , w ovon noch 10360760 kW h von frem den W erk en abgenom m en w urden. Die T a ls p e rre n k ra ftw e rk e erh ielten allein 5,6 Mill. kW h. Auch diese Z ahlen w erden in diesem J a h r erheblich ü b ersch ritten w erden.

D as E lek trizitätsw erk Schlesien v e rs o rg t in N iederschlesien die K reise F ran k en stein , R eichenbach u nd N eurode. Es v erfü g t ü b er zw ei K raftw erk e, von denen das eine in T schechnitz g eleg e n ist, w ä h re n d sich das an d ere in M ölke auf d e r W en ceslau sg ru b e befindet. Beide K raftw erk e sind d urch eine 70 km lange H o ch sp an n u n g sleitu n g verb u n d en . D as K raftw erk in T sch ech n itz ist durch eine K esselexplosion vo r k u rzem z .T . z e rs tö rt w o rd en . D er W ie d e r­

au fb au ist ab e r b ereits in A ngriff gen o m m en w o rd en , und es ist zu e rw a rte n , daß in w enigen M onaten die A bgabe von S trom w ied er in vollem U m fange aufgenom m en w ird. V or dem U nfall k o n n ten in sg esam t 24000 PS n u tz b a r ab g eg eb en w erden.

D as E lek trizitätsw erk M ittelschlesien ist fü r die K reise Ja u e r, S trieg au , N eu m ark t und T eile des K reises Schw eidnitz zu ständig. D as K raftw erk liegt in B reitenhein, w o eine T alsp erre in d e r W eistritz e rric h te t ist. H ier w urde vo r dem K rieg eine L eistung von 1200 kW h d urch W a ss e rk ra ft e r ­ zeugt. D ieses K raftw erk h a t in dem W a ld e n b u rg e r W erk d e r N ied ersch le­

sischen E lek trizitäts-A k tien g esellsch aft ihre H a u p tre se rv e , m it dem es durch eine H o c h sp an n u n g sleitu n g v erb u n d en ist.

Ein w eiteres K raftw erk befin d et sich in M itte lste in e 4). D ieses K raftw erk liefert den S trom fü r die elek trisch e Z u g fö rd e ru n g auf d e r S treck e des R iesengebirges L auban-K önigszelt un d den südlich von ih r nach dem K am m des G eb irg es ab zw eig en d en S treck en H irs c h b e rg -S c h re ib e rh a u -G rü n th a l, H irsch b erg -S ch m ied eb erg -L an d esh u t, R u h b an k -L ieb au un d N ied er-S alzb ru n n - H alb stad t. D er von den S am m elschienen ab g e g e b e n e W ech selstro m von 80000 V S pan n u n g w ird zu vier U n terw erk en g e fü h rt und h ie r auf 15000 V herabgesetzt. D as W erk h a t eine L eistu n g sfäh ig k eit von 20000 kV A E in­

phasenw echselstrom von 16 2/s P erio d en un d von 5000 kV A D reh stro m von 50 Perioden, 10000 und 2000 V S pannung.

ß) G as.

Die B elieferung m it G as ist einheitlich n u r fü r die n äh e re U m g eb u n g von W ald en b u rg d u rch g efü h rt. Die G aszen trale N iederschlesien v e rs o rg t 30 O rtschaften, d aru n te r die S täd te F re ib u rg , S chw eidnitz, den S tad tteil W aldenburg-A ltw asser und die B adeorte S alzbrunn und C h a rlo tte n b ru n n m it G e r k e : Entw icklung des niederschlesischen Indus triebezirkes 367

4) F«stschrift S. 264.

(16)

K o k ereig as. d a s sie von d e r Z e c h e n k o k e re i d e r F u c h s g ru b e se it rd . ein em J a h r z e h n t b e z ie h t D ie S tille g u n g eines T e ile s d e r v o rh a n d e n e n G a sw e rk e u n d die ein h eitlich e A b g ab e v on K o k e re ig a s w u rd e z u e rs t im J a h r 1911 fü r d ie B ezirk e W a ld e n b u rg - A ltw asser u n d B a d - S a lz b n n m au fg e n o m m e n , im F rü h ja h r 1912 k a m d ie Z e c h e n g a sv e rs o rg u n g f ü r d e n B ezirk H a u s d o rf in B etrieb. Bis zu m J a h r e 1913 w a re n G a slie fe ru n g s v e rträ g e m it in s g e sa m t 20 L an d g em ein d en ab g esch lo ssen , d ie an die n eu e F e rn g a s v e rs o rg u n g a n g e ­

sch lo ssen w u rd en .

Im J a h re 1913 w u rd e d ie K o k so fe n v e rs o rg u n g d e s P riv a tg a s w e rk e s von N ie d er-S alzb ru n n u n d d e s stä d tisc h e n G a sw e rk e s F re ib u rg , im J a h r e 1914 die d es stä d tisc h e n G a sw e rk e s S ch w eid n itz a u fg en o m m en .

In d e r In d u s trie g e la n g es, d a s G as fü r fo lg e n d e V e rw e n d u n g sz w e c k e m it g u te m E rfo lg e e in z u fü h re n : in S p in n e re ie n u n d W e b e re ie n , in M a­

sc h in e n fa b rik e n u n d in d e r K lein eisen in d u strie, in B u c h d ru c k e re ie n , in d e r P o rz e lla n in d u strie , in d e r H u tfa b rik a tio n , in d e r G la sin d u strie , in Z ieg eleien , fü r F e rn h e iz w e rk e , fü r B ru n n en - u n d B a d e b e trie b u n d in Öer L a n d w irt­

s c h a ft fü r d ie H e iz u n g v o n F u tte rd ä m p fe rn , K ra f tan trie b usw .

W ä h re n d b is zum H e rb s t 1918 d ie G a s fe rn v e rs o rg u n g — tr o tz d e r g ro ß e n S ch w ie rig k e ite n , w elch e d e r K rieg m it sich b ra c h te — o h n e die g e rin g s te S tö ru n g u n d E in sc h rä n k u n g a rb e ite te , als a n d e re G a sw e rk b e trie b e schon se it m eh reren J a h re n ih re A b g ab e s ta r k e in s c h rä n k e n m u ß te n , m ach ­ te n sich die F o lg e n d e s K rie g sb e trie b e s d a n n fa s t p lö tzlich in s e h r em p fin d ­ lichem M aß e g e lte n d . D ie L e istu n g sfä h ig k e it d e r A n lag en g in g z u rü c k , so d a ß es z u E in sc h rä n k u n g e n in d e r G a s a b g a b e k am .

D a d e r B ed arf an G as in stä n d ig e m S te ig e n b e g riffe n w a r, die b e s te ­ h e n d e n A n lag en a b e r z u r D e c k u n g d e s v o ra u ssic h tlic h e n B ed arfes nicht a u sreich ten , so e n ts c h lo ß m an sich , d a s b is h e r z u r U n te rfe u e ru n g d e r Öfen v e rw e n d e te G a s d u rc h G e n e ra to rg a s au s g e rin g w e rtig e n B ren n sto ffen zu e rse tz e n . Z u n ä c h st w u rd e ein e Z e n tra lg e n e ra to re n a n la g e e rric h te t, die tä g ­ lich 135 M ill. k cal in F o rm vo n k a lte m G e n e ra to rg a s e rz e u g e n k an n . D iese A nlage lie fe rt d ie U n te rfe u e ru n g fü r ein e O fe n g ru p p e , die sch o n beim ersten A u sb au d e r G a sfe rn v e rs o rg u n g n a c h d em V e rb u n d sy ste m e in g e ric h te t w o r­

d e n ist. D u rc h d iese M a ß n a h m e n w u rd e n z u n ä c h st 10 M ill. m 5 h o c h w e rtig e s K o k so fe n g a s fü r d ie G a sfe rn v e rs o rg u n g fre ig e m a c h t.

M it d e r E ise n b a h n d ire k tio n B reslau k a m ein V e rtr a g ü b e r d ie L ieferu n g v o n P re ß g a s z u r W a g e n b e le u c h tu n g fü r d en B ed arf d e s D ire k tio n sb e z irk e s B reslau z u sta n d e . D as G a s w e rk lie fe rt v on se in e r A n la g e a u f d em Ju liu s­

sc h a c h t au s d a s G a s u n te r 15 a t D ru ck . D ie G e n e ra to r a n la g e u m fa ß t v ier G e n e ra to re n fü r je 12,5 t D u rc h sa tz in 24 S tu n d e n (K o k sg ru s u n d K leinkoks g e m isc h t).

N eb en dem alten G a s b e h ä lte r g e w ö h n lic h e r B a u a rt vo n 1250 m1 G a s­

in h a lt, d e r n u r als P u ffe r d ien te, is t ein n e u e r w a s s e rlo s e r G a s b e h ä lte r von 20000 m 1 In h a lt, e rw e ite ru n g sfä h ig a u f 37000 m1, a u fg e s te llt w o rd e n . D iese B a u a rt w u rd e g e w ä h lt, w eil sie d u rc h d e n F o rtfa ll d e r W a s s e rfü llu n g d en B au g ru n d , d e r h ie r g ru b e n u n s ic h e r ist, n u r wre n ig b e la s te t. Bei S e n k u n g d e s B a u g ru n d e s k a n n d e r B e h ä lte r im B etrieb e g e h o b e n w e rd e n .

363 G e r k e : E n tw ic k l u n g des nie derschlesis chen In d u s tri e b e z ir k e s

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