• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 2. Dezember, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 9.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 2. Dezember, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 9."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

XX.Jahrg. geklinden2.Dezember1911. Ir.9.

Herausgeber-

Æaximilian Hart-en.

Inhalt:

Seite Englilcheg Hals... ........................273 EhrisiuømykkxhVonwilhelm von Schock ...............284

Bahn-Kin. VonpancScheerbart ..................VI

»DasTand begrenzt-r Möglichkeit-m VonEduard Goldbeck ..T....29J

Kleill slqjäovrlliw VonWil helm Herkog ..............294 Bypkulankem voncadon .......-.·.......·.....804

Uachdruck verboten.

f

Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteliåbelubs Rat-· sieeinzelnestumme wpi.

Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

1911.

(2)

Avonnement

pro

Puartal

du«-,

pro Isla-

M.2o.—.

Unter

kreuzband

bezogen

Ul.5.65,

pro Mis-

U.22.eo.

Ausland

I.s.ao.pko

sam-

»I.25.20.

Hatt

abonnlert

bei

allen

Buchhandlung-eh

kostaastalten

und bei

der

Etpedltjou

IGkIIII

ZW-

Is,

WIIISIIIISIL

Za- lsloel

tsanade

Bot-lis- Hamburg

Zwei der vornehmsten flotels der Neu-seid

IslllVlALAVA TEA cOMPANV - HAMBURG. II

Roln lndischer fee, Marke Hin1alaya,proPfund M.2.50,3.—, 3.50, 4.-,5.50

Die Mode-Form desVornehmen Herm

»City «

sehrdistingiuirj Äussexstbequem

Emil Jaco Friedrickvtr7

chrZsIEcke

IX

inalco

, »

Htkohotkkei

(3)

Berlin, den 2. Dezember 1911.

-' gJJN F

Englisches Salz.

»- «-2eicht,lieberVethmann,wird mirs ja auch nicht«Nochim

««

HerbsthabeichAllen,diedaraufhindeuteten, gesagt, ich könne aus demKanzlerhaus nichteinenTaubenschlagmachenund wolle dieHoffnungnichtaufgeben,daßsichIhranständigerFleiß schließlichdurchsetzenwerde.MitJhnen habeich, alsjunger Prinz, meinen erstenBock geschossen,Jhnenseitdem schnellvorwärts ge- holfenundPersönlichesWohlwollenbewahrt.DasbleibtJhnenz

wenn Sie, fürsichoderfür Jhre Kinder, eine Rangerhöhung wünschen,erfülle ichdenWunschgern. AberSie müssen selbst einsehen,daßesamtlich nichtdauern kann,wieesist.Nein?Glau- ben Sienoch immer,man müssedieschlechteWahl, dieJhnen be- vorsteht,wieeinFatum hinnehmen und,wenn dieKarre nicht läuft,denReichstagunter demZeicheneinerneuen Flottenvors lage auflösen?GreysklugeRedehatdieAusführung diesesPlän- chenshöllischerschwert;werdanachzuerstwieder dieRüstunglast erhöht,wirdnirgendsfreundliche Gefühlewecken.Auchbekämen wirdasschädlicheGerede über dieAnwendungunserer Waffen inldenWahlkampfhineinundein paarfriedlicheReden der lon- doner undPariserLeute könntendenGegnernderKreuzervorlage denScheindesRechtes geben«Außerdem weiß ich nicht,warum wirerst durchSand undMorast müssen.DaßdieHerren Sozis Jhreauswärtige,dielautestenCentrumsmännerJhregesammte Politikloben,bringtmirnochnichtdesLebens ungemischteFreude.

Meinen Sie, daßesgutwirkenwird,wenn siebenoderachtDutzend SozialdemokratenamKönigsplatzsitzen?DaßJhreFreunde von.

Centrum,wenn sie zehnbisfünfzehnMandate verloren hätten,

25

(4)

274 - DieZukunft.

durch artiges Veharreningouvernementaler Haltungneue Ver- lusteriskiren würden?UmJhrenAnhang nichtwegzuärgern,muß ich Sachen hinnehmenwiedasneue päpstlicheMotuProprio,das diekatholischenGeistlichendemweltlichen Gerichtentziehenwill und,als eineanDreistigkeitkaumüberbietbareVerhöhnung staat- lichenRechtesundevangelischenSinnes, vomKönig,vomHaupt derLandeskirche,vomDeutschen KaisermitschärfstemRügewort abgewehrtwerden müßte. Dagegen,wird jederWahlagitator brüllen, darfder summus Episcopus nichts thun, weilseinemKauz-- lersonstdieletzten Männeken entlaufen. Weil Sienochhoffen, mitdenPolen die LückenJhrerMehrheit imnächstenReichstag ausfüllenzukönnen,muß ich mich inPosenwiedermalaus diean- dere Seite legenund ausderAkademie,nachdequnsch desOber- präsidenten,amEndegar eineUniversitätmachen,die demPanpo- lonismus auf deutscherErde einenneuen Mittelpunktgäbe.Und draußensiehtsnoch vielärgeraus. OhneirgendwieVeträchtliches eingesacktzuhaben, sindwirso unbeliebtwieniemals zuvor;nicht inFrankreichundEnglandnur: auchinNußlandundAmerika, inItalien, VelgienundderSchweiz. ,Gernemagich hören, daß Karlos meine Näthehaßt;dochmitVerdrußentdeck’ich, daßer sie verachtet-«Mein Standpunkt;nichtnur imeigenenHaus. Jch habeSie schalten lassen, Jhnen sogar-,weil Sie ihndurchaus wollten, nach eindringlicher Warnung Kiderlen zugeschanzt. Jch

war müde,stetsdcrbeschosseneTürkenkopfaufderScheibe zusein, derUbiquitäre,derAlles alleinmachen wolle,undgabJhnenZeit undMachtzurBewährung JhresKönnens. DerRuss envertrag, der unsnach langemLärmvages VersprechenundeineErkältung derTürkenfreundschaftbrachte,demZarendieHälftevonPersien unddieErlaubniß gab,anseinerWestgrenzedieTruppenzahlzu verringern,war dieersteEnttäuschung.Wievielesindihrgefolgt!

Erinnern Siesich,mitwelchem Nachdruck ich,inWiesbaden und Kiel,vonderAgadirsAktionabrieth?AndieDepeschenaus Straß- burgundHamburg?Das Ziel,hießesjedesmal, istdiedeutsch- französischeFreundschaft,dieEureMajcstät selbst seit Jahrzehn- tenerstreben; diesemZielsindwirschonganznahundEnglands sosicherwieeinGefreiter je seinerKöchin. Gesegnete Mahlzeit!

JmVergleichmitIhrem Kiderlen scheintderStier imPor- zellanladeneinbehutsames Thier. AlleirgendErreichbarenbat ervordenKopfgestoßenzzuletztnochdieOesterreichermitderjetzt

(5)

EnglischesSalz. 275 überflüssigenErklärung,daßwir imJuli,allein« gewesen seien.

ErdurfteEngland,wosichsumdessenLebensfragen handelt, nicht alsquantitånägligeable behandelnUndmich nichtdadurch,daßer anüberfpanntenForderungenfestzuhaltenschien,vorKönigGe- orgblosstellen,mitdemichebeninsReine gekommenwar. Er mußtedenfranko-italienischenVertragbedenken,der in dem Au- genblick;wowir denFranzosendas Protektorat über Marokko anboten,dieJtalienerzwang,sichTripolitanien zusichern.Und soweiter.Jetzthabenwir, langevorWeihnachten,dieVescherung Aus Frankreichbekomme ich fast täglicheinBuch,dasdenKrieg predigtoderaus demmindestenseinwahnwitzigerDeutschenhaß lodert; und, weiß,wasCambons über dieManierenJhres Stutt- garterserzählen. Marschallläuft sichdieHackenabundfindet mit seinen(vielleicht allzueifrig herumgetragenen) Wohlwol- lensversicherungen dochkeinGehör-.Wir haben Schewketver- loren,dieneue GruppeEntente Liberale,der Kenner guteWahl- chancenzuschreiben,hebtdenvon KopfzuFußverengländers tenKiamil aufdenSchildundfüruns istnur nocheinmachtlo- sesHäuflein. Natürlich: wir, heißts,habendasLicht gehalten,als dieOesterreicherVosnien unddieHerzegowina,dieVriten und RussenPersiennahmen,Marokko vondenFranzosen, Tripolis unddieKyrenaikavondenJtalienern annektirt wurden. Riesen- verluste fürdenJslam;wirhaben nichts für ihn gethanundges- ternnochdenProtestgegendieDardanellenblokade denMächten dertripleentente Überlassen.Wie stehe ich, nachden Reden auf Saladins GrabundinTanger,nun da!VonDeutschland, sagen dieMohammedaner, ist außer schönenWorten nichtszuhaben.

Deshalbhabe ichmirGwinnerbeftellt. DerBersuch, dieBagdad- bahn füreindeutschesUnternehmen auszugeben,kannkünftig nur nochschaden.DerDirektor derDeutschenBanksoll wissen, daßallePolitik auszufchalten und dieSachejetztinternational undrein geschäftlichzubetreiben ist;sonst giebtsneue Rucken- fchläge.Dabei hatunsereAbkehrvonderTürkei uns nichteinmal Dankaus Jtalieneingetragen;unsereebenso instinkt-wieleitung- lose Presse hatgegenden,Raubzug«unddie,Varbarei«derIta- liener gezetert,bisdieLeutehinterdenAlpenschonbeimHören eines deutschenNamens inWuthkrämpfefielen.Und nun, als comble,die Rede Greys,diemeineRegirung bisaufdieKnochen blamirtund anderEure offiziöseFriseurkunsterlahmt.Eigentlich

I-

(6)

276 « DieZukunft.

müßteichdemMann telegraphiren:,JederGentleman muß Ih- nenRecht geben.«Fehlersindnichtimmerunverzeihlich;Anstand, würdigeHaltung, WahrhaftigkeitdürfeninderLeitung großer Reichsgeschästenicht vermißtwerden. Fürbrutale Räuber mag man uns halten;nicht fürunzuverlässige,schäbigeKerle,mitde- neneinMann vongutenManieren sichkaumnoch einlassenkann.

Mir war schondieGeschichtemitdem wackeren Lindequist recht eklig.DerneusteStreich,bei demwirobendrein nichtdasGe- ringsteverdienen, schlägtdemFaßden Boden aus. JnJapan magKiderlen,wenn ersichnicht amortisirt fühlt, noch brauchbar sein;zuleugnen, daß erinderWestzone unmöglich ist,wärewider dasNeichsinteresse. Jhre Schuld istnur, das Sieihn, trotzmei- ner undBismarcks Warnung, sichindenPelzsetzten.Als Pa- triotunddemKönigtreuergebenerMann können Sie abernicht wünschen,daß ichalles inEurer Küche Eingerührte auslöfsle.

Ob derDeutsche einsehen lernt, daßseinKohl,weilichdemTopse fernbleibe, noch nicht fett wird, istmirim Grunde, wieMaxEgon zusagenpflegt, Wurscht.AberichwillnichtdenvonAnderen gemachtenStank aufriechen;nichtmeinem HauseinenGroll zu- ziehen,andemichunschuldigbin.EinMagensoderDarmleiden, dasLuftveränderungundRuhe fordert, ist schnell attestirt.Jch brauche fürs Ersteeinen ordentlichen,vonkeiner Partei abge- stempelten,ankeinenVersprechenszwirn gebundenenMann von nobler HaltungunddemVermögen,einen aus derNationwiders hallendenTonzufinden.DasReichbrauchtihn.Ersollzunächst einmalUnrath undExplosivstoff,dersichgehäuft hat,wegschaffen unddann ausallenLagerndieWohlgesinnten,denenderKrakehl nichtLebensbedürfnißist,zurArbeit ausrufen. Finanzreform: er- ledigt;Schutzzoll:voninnen nichternsthaftbedroht;preußisches Wahlrecht:dasKönigswort,das Modernisirung(alsonichtEgas lisirung) verhieß,ankeinennochgiltigenKommentar gekettet;Ver- hältnißzu denFraktionemnur durchdasStaatsbedürfnißeiner kräftigen,deutschen,also auch nichtrömischgefärbten,inmodernem GeistdemVolkswohldienstbarenPolitik bestimmt. Dannmußdas Gekreischüberden,schwarzblauenBlocFendlichverstummen.Dann hatdasSchwertderOppositionkeineSchneide mehr; sindall die Schlagwörtervonheute entwerthet. Dann mögendieDeutschen wählen;inschrankenloserFreiheit.Sie,lieberVethmann,müssen

denKonservativen,denenSie öffentlichPatriotismusundRedlich-

(7)

Englisches Salz. 277

keitabgesprochenhaben,gefälligersein,alsgeradejetztwünschenssS werth ist; ausHeydebrands ziemlichsanfterAntwortklang jadie« Zuversicht:,Den habenwirnun alsWahlgeiselk DieParteien sollen zeigen,was ihre eigene Kraft aufbringen kann,wenn die Kampfstättevon Trümmern und Marodeurbeute gesäubertist.

Danachwirdgewissenhaftzuprüfen sein,wieregirtwerden solle·

DeralteProviant istaufgezehrtoder verschimmelt.Wirbrauchen, drinnen unddraußen,neue Gedanken; neue Männer, siezufin- den undauszuführen.Wir braucheneineimernstestenSinn frohe Politik,die denDeutschendas Bewußtsein schärft,daß sichsbei jedemReichsgeschäftumihre Sache handelt,undsiedas Pater- land tieferliebenlehrt. Jchbinnicht mehr junggenug, um zu wähnen, seinPolk solcherLeistung seiwieeineHeerdezuleiten;

doch auch nichtalt genug noch,um micheigensinniganPersonen zuklammern, die,schuldigoderschuldlos,zuHemmnissenderna- tionalen Entwickelunggeworden sind.Jchwillmeinen Lands- leuten dasMitbestimmungrechtnicht schmälern. Jchwillnicht, daß siemitRechtsagendürfen:Diehälter, weilsein Stolz nicht zugebenmag, daß auchermenschlichemJrrthumunterthanist.«

SowürdeWilhelmderZweitesprechen,wenn ihmdasEm- pfindenderdeutschenMenschheit,dieStimmung derbestenEu- ropäergenau bekannt wäre«Jnjedemanderen Landwürdendie füreinesospottschlechteGeschäftsbilanz verantwortlichen Staats- leitekVetschwinden;vielleichteinemUebergangsministeriumwei- chen,demUUVdiestille Perscharrung allenunfruchtbar verwesen- denHaders aufgegebenwäre.JnjedemanderenLandwürdeman trachten,demStaatssinn dieHindernissefröhlichvertrauender Vethätigung wegzuräumen,und dasVolk,sreidonrostigemPors urtheil,dochunter demZwangdervordemGerichtderZukunft zutragenden Verantwortung, vor dieFragestellen,ob es wirk- licheinerPartei, nachdereannsch doch,weilsiealleGrundbe- dingungen staatlichenLebens verwirft,nichtregirtwerden kann, zum Sieghelfenund dadurchdiegefährlichsteReaktion her- aufbeschwörenwolle. DieNothwendigkeitsolchenEntschlusses scheint aufderZinnedes DeutschenReiches noch nichterkannt zusein;man läßteinem hundertmal alsuntauglich erwiesenen Pedanten die·LeitungundbautdasLuftschloßderHoffnung auf dieZauberkraftneuer Wehrvorlagen. DieParteien, denen die Erhaltung desNeichselends Stimmenzuwachs verheißt,hüten

(8)

278 - DieZukunft.

sich, jetzt schoneinen Personenwechselzufordern,undwürden knirschen,wenn höhereGewalt ihnenvor derWahldenBeth- mann nähme, der,wieJesus denFrommen,ihrHort, ihre Zuver- sicht ist.Der leidigenPflicht,immer wieder dieLeistung dieses Mannes und seines wichtigstenGehilfenausTrugschleiernzu schälen,darfdrumderPolitiker,demDeutschlandsSchicksaldas HauptstückdesLebensinhalts ist,sichnichtträgentziehen.Er will nicht,wiedaskleineMagisterherz desgrämlichselbstzufriedenen Kanzlersannimmtund denPedellenchorplärrenheißt,,,dieeigene Negirungdiskreditiren«,sondern zeigen,um welchenTheilalten Kredites siedasReichschon gebracht habe,um welchen,wenn der nationale Wille sichihr nichtentgegenstemmt,siees morgen brin- genwerde.«SogutdieKrafteines Einzelnenesvermag, willer hindern, daßLugdieDeutscheninschwächendenTraum einlulle unddraußensichderGlaubefestwurzele, rascherGelderwerb habe diesemVolkden Sinn so verweicht, daß es,wiedergehorsamste Großgimpel, sichzujedemLied,zumschändlichsten,abrichtenläßt.

Seit sechzigJahren hatniemals eineberlinerNegirung eine Niederlageerlitten,die derjetztsichtbargewordenenauchnur zu vergleichenwäre. Wer nichtblindund taub sein, nichtmitbe- wußter Absichtvom Trugsichumgarnen lassen will, weiß heute, daß diese ruhmloseNiederlagenurdenHerrenvonVethmannund von Kiderlen ins Schuldbuchzuschreiben ist.Nur ihnen;keines Anderen Uebermaeht,Tücke,Verrath hatzurUnheilsstiftungir- gendwiemitgewirkt.Mildernde Umstände?Nichteiner. Was dieBeiden, nach ihrerAussageinallenöffentlichenundgeheimen Verhören, erstrebten,war,ohne jedesGeräusch,ohnedas win- zigsteAergerniß,alsSiebentagewerk-zuerlangen. Sie wollten denFranzosendas Rechtschaffen,aus Marokko eineProvinz derNepublik zumachen,undalsEntgelteinpaarFetzenderun- -gesunden, sumpfigen,vonEuropäern aufdieLängenicht bewohn- baren,mitGesellschaftmonopolenundSchlafkrankheit belasteten Aequatorialprovinz heimbringen.Dankbare Ehrfurcht vorBrazs zasHeldenleistungimKongogebiet hättedenherrschendenJako- sbinernhöchstensfüreinkurzesWeilchendas einträglicheGe- schäftverleidet. Von derAbtretungsolcher Kongostückewar seit sechs Jahrengeredet worden; ließ sie sichgar,weileinwerthvol- lerTheilkameruner Gebietes zugewogen wurde,atsTauschhan- delhinstellen.dann fieldie vonNationalstolz undPietät leicht

(9)

EnglischesSalz. 279 gezimmerte Schranke.Was Deutschlanddavonträgt, hatim Ro- vember einFranzosegesagt,neiden ihmweder großenochkleine Mächte;einfranzösischerBischof hatderFurchtAusdruck gege- ben,Deutschlandwerde inWuth gerathen,wenn esdasEinge- handelte erst richtigschätzengelernt habe;undHerrvonLindequist hat Amtswürde undWirkensmöglichkeithingeworfen,um nicht imReichstag sagenzumüssen,daßervondenneuen Landzacken undSumpfzipfelninabsehbarerZukunft irgendeinenRutzenfürs Reicherhoffe.KeinLügengespinnstkanndemAugedieGewißheit bergen, daßeinehöflicheOffertevielschnellerenAbschlußerwirkt hättealsdiejähe Kriegsschiffsdemonstration,die alsDruck und Drohung empfundenwerden mußte;keinsdieThatsacheaus dem Gesichtsfeldrücken,daßschonindererstenJunihälfte,dreiWochen vordemPanthersprung, Herr JulesCambon bereit war,inPa- ris einsAbkommen zuempfehlen,wieesfünfMonate danach in Berlin unterzeichnetworden ist.England? Hätte sich(einPo- litisch auchnur Halbflüggerbrauchteesnicht erstvonGreyund Asquith zuhören) solchesAbkommens injederStunde redlich gefreut. Erstens: weilesihmdas Recht aufdieMeistbegüns stigungverewigt,dasnach demAPrilvertrag von 1904nachdrei- ßigJahkenerloschenwäre. Zweitens:weilesihmdieMöglich- keitgab,am TagnachderfranzösischenProtektoratserklärungsich inEgyptenvon denResten fremderMitregentschaft(Kapitula- tiOUeU-GekichtsverfassunOzubefreien,denKhediveausderFigu- rantenrolle zudrängenundKitchenerzumVicekönigzuernennen.

Drittens :weilderunverhüllte VorstoßinsKongogebietdie Bel- gierdenDeutschenverfeinden,dienachwirkendeErinnerungan dievonVismarck einst LeopolddemZweitengewährteHilfetil- gen unddiebrüsselerRegirung denbeiden großenWestmächten nähern mußte.Biertens: weiljeder klugeBrite demdeutschen LandhungereineScheinsättigungmitschlechtenGebieten wünscht, dieaufJahrzehntehinausGeldopfer heischen,dieKolonialkraft Deutschlands zersplittern,ihminAfrikaeineeuropäischeGroß- machtzumNachbar gebenunddochanzuführen sind,wenn sich inBerlin morgen neuer Drang nach Expansionans Licht wagt.

(,,HabtJhrnicht neulich erstfastdreihunderttausendQuadratkilos meter,vonEuchselbstausgesuchtesLand,mitunsererZustimmung geschluckt?«)Fünftens:weiljedembritischenMinister einfrankos deutscherVertragwillkommen seinmuß,der, ohnedieWurzeln

(10)

280

«

DieZukunft.

vierzigjährigenGrolles aussujätemdemDeutschenReichdie An- standspflichtaufzwingt,Frankreich,solangeessichnichtzuoffener Feindsäligkeitregt,inNuhe zulassen. (NurdieFurcht,nacheng- lischemAngrisfalsKontinentalgeiselbehandelt und mitden Kosten des Aordseekriegesbebürdet zuwerden, schrecktdieNepublik manchmal nochaus derBritenfreundschastzschwindetsie,dann drohtder entente cordjale kaumnochnaheGefahr.)Sechstens: weil

derneue Vertragjedenweiteren VesitzwechselimKongogebietvon demMehrheitspruchderfürdieKongoakte haftbarenMächteab- hängigmacht,anderen Rechtsstreiteinem vomHaagauszubestim- menden Gerichtsstandzuweist,dasDeutscheReichalso willkürlich- sterDeutung undsteterMajorisirung aussetzt.Siebentens: weilein Ende desMarokkohaders,das uns nichteinVündnißmitFranks reichals Praemie bringt, jedenPolitikereinVerlust,nur den OberlehrerkopfeinGewinn deutscherWirkensmöglichkeitdünken muß; weildasDeutscheReich,aufdessenAntragMarokko eine französischeProvinz gewordenist, sichselbstdenRaum geschmälert hat, aufdemesHakeneinschlagen,Nothbastionenerrichten,dem leis oderlautzürnendenVogesennachbarUnentbehrliches ge- währenoderversagenkann.(Der VerlustsolcherMöglichkeitwäre miteinemKranzblühenderHafenstädtenoch nichtgedeckt;von denVerweserndesReichesward sie füreinenNamschbazarpreis verschleudert.) EnglandhättedemZwillingvertragimJunimit demselbenVergnügenzugestimmtwieimNovember.Jstihm,im TonhöflicherWürde, gesagt worden,was Deutschlandwolle?

Nein. ObinternationalerBrauch dieseMittheilungempfahl oder insberlinerVelieben stellte: siewäreverständigundnützlich gewesenundhätteeinerRegirung,dieentschlossenwar,steifund fest aufdem einmal Gefordertenzustehen, nichtsvonihrerWürde geraubt.Unverständig aber,demInteressedesReichesundder Würde seinerVertreter schädlichwar dieFluchtindieneue Sitte, Diplomatengespräche,sogar halb private, ohne Einwilligung des GesprächspartnersansLichtzuzerrenzwers,trotz demSchaden,der seinenNachfolgern aussoüblerManiererwachsenkann,thut,dütste sichwenigstensnichtdemBorwurfaussetzen, seineDarstellungha- begroßeLücken undseiparteilich gefärbt.EinJournalistenvercin, deneinVierwitzdesHerrnvonKiderlen alseineNarrenschaar höhnte,hatgeantwortet,derStaatssekretärhabedieThatsachenent- stellt.EinRechtsanwalt, dessenVrochureHerrvonKidc rlcn als ein

(11)

EnglischesSalz. 281 lächerlichesMachwerk schilderte, hatdenStaatssekretärder-Un- wahrhaftigkeitundunerhörtenBertrauensbruches beschuldigt.

MaxJaenccke,der einernster,treuer undgescheiterMenschwar, hat nochvorseinemTodmanchemFreundundParteigenossener- zählt,wiefalschihn,der als Vertrauensmann derdeutschen Zei- tungbesitzervor ihm stand, HerrvonKiderlen informirt, welchen großenundwichtigenTheildesfranzösischenKongogebieteserihm aufeinerbilligen Aequatorialkarte alsdie unter allenUmständen fürDeutschlandzuerlangende»Kompensation«gezeigt habe. Jetzt hatSirEdward Greyihn unvollständigerDarstellungundeines Verstoßeswider dieguteSitte alter Divlomatiegeziehenzmit kaum hörbarerJronieaberhinzugefügt,erbegreife,daßdieLage der berliner Negirung ungewöhnlicheBerkehrsformen empfahl.

Das Alles istohneVeispielindeutscher Geschichte.Weiter. Wenn die»vertraulichenMittheilungen«,mitdenen derStaatssekretär dieVudgetkommissionbewirthete, nichtderenGeheimnißbleiben sollten:weshalblegteman siedann nicht,inbeglaubigtem Wort-s laut,demReichstag,eheerdie»Besprechungderdeutsch-fran- zösischenAbkommen«begann,vor,statt sie nachhervon demoffi- ziösenDepeschenbureauveröffentlichenzulassen,das nun troms petet,HerrvonKiderlen habemitdieser Publikation garnichts zu thun?Weshalb? Weilman nachdemReichstagsgewitter in

camera carjtatjs mit»allerneustenEnthüllungen«wirken,aberkei-

nenTextherauslassenwollte,andensichderKritiker haltenkonnte.

DerGedanke kam auseinem kaltenSchlaukopf.Werheute nach- weisen wilhan welchenHauptpunktenGreyHerrnvon Kiders lenwiderlegt, muß aufdie Antwort gefaßt sein,derBerichtüber dieVerhandlungen inderKommissionseiungenau und ohne Mitwirkung desStaatssekretärs ans Licht gelangt.Vielleicht entschließtderBridgekiinstlersich nochzunachprüfbarerReplik.

lnterim habemus Theobaldum. NachdemgedrucktenStenvgtamm hatderKanzler gesagt: »Der3weckderEntsendungunseresKriegs- schiffes (nach Agadir)und ihreBeschränkungauf diesenZweck (SchutzderdeutschenUnterthanen)istunmittelbar vorEintreffen desSchiffesdenMächten durchunserebeiihnenbeglaubigten BotschafterundGesandtenkundgegebenworden. Esistalsoeine unwahreBehauptung,wenn inderfremdenPressedieSchiffs- sendung nachAgadirals eineProvokation undeine Drohung dargestelltwurde. Nun hatman gemeint,wirseienvorEngland

(12)

282 DieZukunft.

zurückgewichen.Dabei istbesonderseineBankettrede des eng- lischenMinisters Lloyd George verwerthet worden.Jn dieserRede wirdDeutschland nicht erwähnt.EineBedeutung gewann sieda- durch, daßdiegesammte französischeund eingroßer Theilder englischenPressesiein einerchauvinistischen,gegen Deutschland gehässigenWeiseinterpretirte und daß dieserJnterpretation

vonenglischerSeiteinkeinerWeiseentgegengetretenwurde. Jch habe mich veranlaßt gesehen, diese Dinge durchdenKaiserlichen VotschasterinLondon zurSprachebringenzulassen. (Ersuchen, falls England seineInteressenberührt glaube,denüblichenWeg diplomatischer Erörterungzuwählen.)Dieenglische Regirung hat danach keinerleiWunsch mehrzu erkennen gegeben,sichanuns seren Verhandlungen mitFrankreichzubetheiligen.« Also nicht Rückzug,sondern Triumph bethmännischerThatkraft.Wars so?

AmerstenJuli, alsder,Panther« auf demWeg nach Agadir ist,wirddemStaatssekretärGreyvonunseremVotschaftergesagt, DeutschlandhabenichtgegendenMarschnach Fezprotestirt,denke nichtdaran,denFranzosen»wegenihresVorgehensVorhalte zumachen«,wolleaberLebenundEigenthumderNeichsangehöris genschützen,bisinMarokko,,geordneteZuständewiedergekehrtsei- en« ;deshalbdieSchissssendung.Keinerglaubts;auchin Deutsch- land,wiedieHerbstenttäuschunglehrte, fastKeiner. (Aatürlich.

JnAgadirgabs keineDeutschen.Die paarimSus lebenden wa- ren niegefährdet.Die,,Zustände«am erstenJuligenau so»ge- ordnet«wieamsiebenundzwanzigstenNovember, da,unmittelbar vorGreys ängstlicherwarteterRede, alsoamungeeignetstenTag dasdeutscheKriegsschiffheimberufen wurde.)Jederwittert hin- ter derdünnenBorwand eineernsteVedrohungFrankreichsDer Kronprinzselbst,derHerrnvonKiderlen mehrmals besuchte,muß wohlan einenweiterreichendenPlan geglaubthaben; sonstwäre sein Aergerüber denAusgang desHandels nichtzuverstehen.

Am vierten Julisagt GreyzuWolffsMetternich, dasMinisterium habedenberechtigten Wunsch,von denGesprächenüberneue

"Machtvertheilungenin Marokko nicht längerausgeschlossenzu

sein.(VerechtigtwardieserWunschEnglandistSignatarmachtvon MadridundAlgesiras,warderScherifenschützer,ehees einDeut- schesNeichgab,undsähedurcheinedeutscheFlottenstation ander Susküste nichtnur denWegnach Egyptenund Jndien,sondern auchdieWeizenzusuhrausSüdamerika, alsodieErnährungdes

Cytaty

Powiązane dokumenty

Es versteht sich nun von selbst, dass es sich fiir uns hier nicht handeln kann von dem rohen Kampfe wilder oder manchen wilden Zug bewahrender Vblker, weder von dem erst

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

« Drum heischt er das Wort und ruft seinen Mitbürgern zu: »Dem Vorwurf des Pharisäerthumes will ich von vorn herein durch die Erklärung begegnen, daß Nie- mand mehr,alsich

Als es nachtete und die Greisenhand zitternd nach dem Kalon griff, sprach Goethe: »Mag die geistige Kultur nur immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften in immer

(Wie dunkles Verhängniß wirkts, daß Jeder, der diesen grauen Häuptern ein Kränzlein winden will, auf der Lorbersuche sich in Sumpf oder Dickicht verläuft. Selbst

Jch würde mich fern davon halten, mit ihm in eine Diskussion über die Diagnose der Krankheit und über ihre Behandlung zu treten, aber untersuchen würde ich dann, wenn ich es für

bauanstalt oder nach der Angabe von Frank und Caro in unregelmäßigen Schollen gewonnen, nach kurzer Austrocknung bis auf etwa 50°/0 AVassergehalt nach dem von

chen , aber ruhenden und unbeweglichenan tößt , o verliert der: er tere eine Bewegung völlig und -ruhet nach dem Stoße — die es i gegen die Theorie und auch gegen die Erfahrung;