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Die Zukunft, 2. Dezember, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 9.

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XXV.Iaykg. Juliu,den2.Dezember1916. Ir.D.

Jahrgang 25

Mir Zukunft-Es

Heraus-geben

Maximilian Kardew

DisfrierlichsipBkundt ....... ...............247

Uachdruck verboten.

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Erscheint jedeitSonnabend.

preisvierteljährlich5Mark, die einzeer Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Z ukunft WilhelmstraßeZa-

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Berlin, den 2.Dezember 1916.

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Die seierlichsteStunde.

Von Sturz zuSturzen.

eutschlandbeziehtetwaeinDrittel biseinViertel seines

, WeizenbedarfesundeinknappesZehntel seines Roggens bedarfesausdem Ausland. Jm Falleines Krieges sollnun die Gefahr bestehen, daßUnsdiesenothwendigenZusuhren abge- schnittenwerden unddaßDeutschland,selbstwenn seineAkmeen AnbesiegtandenGrenzenStand hielten,wie einebelagerteFestung durchdenHunger bezwungenwerden könnte.Jchweiß nicht,ob esmilitärischeAutoritäten giebt,diesolcheAnsichtvertreten ;aber ich·glaube,daß diesochachtungvordemdeutschenMilitärsolche Annahmevonvorn herein ausschließt.Gerade bei derGestaltung derdeutschen Grenzen istdieMöglichkeiteinernachhaltigenUnter- bindungderGetreidezufuhrsogutwieausgeschlossen.Wir haben sovieleNachbarn,erstensdas große Meer,dann Holland,Bel- gien,-Frankreich,dieSchweiz,Oesterreich,Rußland,daßesgänz- lich undenkbar scheint,daßuns all die vielenGetreidezufuhrwege quass erund zuLandauseinmal versperrtwerdenkönnten.Dle ganzeWelt müßtegegenunsimBund sein; und einesolcheMög- lichkeit überhauptnur einenAugenblick sestinsAugezufassen:

Das heißtdochunsererauswärtigenPolitilein grenzenloses Miß- trauen entgegenbringen.«DiesesechsSätzehat,vorsechzehnJah- ren,HeernKarl HelsserichgesprochenundfüreinSammelbuch tedigirt,dasbeiDuncker F;Humblot erschienen,heute aber(warum wohl?)aufdemWege des Buchhandelskaumnochzuerlangen ist.Der neunundzwanzigjährigeHerrHelsserich,Landsmann,

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248 DieZukunft;

Schüler, Schützlingdes klugenFreihändlersund Cobdenitm LudwigBamberger, Feind agrarischenZollschutzes,Vewunderer britischer Staatsweisheit, Wirthschaftreferent in derKolonials abtheiiung desAuswärtigen Amtes, hattedasWort von der ,Ruchlosigkeit englischen Aushungerungplanens«,dasihm jetzo geläufigist,noch nichtinseinenSprachschatzaufgenommen;daer nur europäischesFestlandalsGetreidelieferanten erwähnt,war ihm offenbar,wiedenerstenKanzlerndesReiches, Gewißheit-, daßimFalldeutsch-englischenKriegesBritanien sofortdie Meere sperrenundüberseeischeZufuhrhindernwerde.Undnurein ganz und garVerruchter, der aus »grenzenlosemMißtrauen« auf Deutschlandsinternationale Politikblickte,konnte,nachder Mei- nung des imAuswärtigenAmt bediensteten Herrn Helfferich,mit derMöglichkeiteines Zustandesrechnen,der»unsall die vielen GetrcidezufuhrwegezuWasserund zuLand aufeinmal ver- sperrt.«DieserZustandistnun anLebensmonaten so alt,wieder Redner,der vorderThorheitwarnte, ihn »überhauptnur einen AugenblickfestinsAugezufassen«,anJahren war: und derso- ,ausgiebig« widerlegteProphet gilt,denMatthaeus, Marcns, Lucas,Johannes zumTrotz,nochinseinem Vaterland. vAlles istinsteterWandlung und mit Allemwandeln auchwiraus«-:

dererste RömischeKaiserLothar, einst aucheines LudwigsLieb- ling,sprach,alseraus demPurpurin dieMönchskuttegeschlüpft war, dasWort,dem ausdemLateinerkleide dannFlügelwuchsem DerKolonialreferent wurdeNath,Wirklicher, VortragendenDi- rektorderAnatolischen"Eisenbahnen,der DeutschenVanhReichss schatzsekretär,HerrimReichsamtdesJnnerenzund schonaus der MauerstraßesickertederEinflußseinesgeschäftigen,bisheutenie- malsvonSchöpferkrafibedientenWollenssoreichlichindasAus- wärtigeAmt,daßichimFrühjahr1914, nichtzumerstenMal,hier davor warnen mußte.Erhatsichgewandelt undneuerAufgabege- schmeidigangepaßt; wennerdemRufin diestaatswiss enschaftliche Fakultätder bonnerHochschule gefolgtwäre,hießeervielleichtnoch fetztinderseitungein,,namhafter VertreterderGoldwährungund der vonRichard CobdenüberliefertenHandelslehre«.War rings umihnWandlung? Dieinternationale PolitikdesDeutschen Reiches ist aufdemWeg,dessengefährlicheKurvenfrüherkennbar waren, weitergeschlittertund inDrang gerathen,dessen Wahr-

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Diefeierlichste Stunde« 249 scheinlichkeithier, ohneFurchtvordemtäglichvonallenMeinung- pflanzstättengeernteten Tadel»übertreibenderSchwarzseherei«, hundertmalangedeutetwurde. RichthofemTschirschky,Scher- verschiedene Nummern desselbenFadens,den derKanzlerBü-.

lowinberHandhieltundinallerleiNadelöhre schob. (Alser, 1907,sichbestimmenließ,denHerrnvonTs chirschkyundVögen- dorf,dernoch1906diePolitikHolsteins andächtigbewundert, denUnbequemenbald danach aber, nichtdemeigenen Triebge- horchend,aus demAmtgeärgerthatteund als Staatssekretär unmöglichgewordenwar,nachWienzuschicken,schrieb ich: »Die Deutsche BotschaftinWien istkeinSanatorium ;dasungemein wichtige Recht,amHofdeseinzigen VerbündetendasReichzu vertreten,sollte nicht,wie eineUnfallprämie, Entgleistengewährt werden.«DerkränkelndeTschirschky,denschonEbiNeußalssei- nen jungenSekretär fürWien unpassend fandunddrum weg- schickteshat sichfleißiggemüht,dochnieeineinderHofburg,am Ballhausplatz, imHochadelstarkeStellungerlangt;undnochan seiner Gruftmuß gesagtwerden, daßeinHaupttheilder dort ge- machten Fehler aufdas SchuldkontodesBotschafters,nichtder berliner Amtshäupter,zubuchen ist.)Warum Kiderlen,trotzder- 'b«enTalenten,inderWilhelmstraßeversagen mußte,habe ichim Januar 1913 erklärt. »Erstensnur Diplomat (Balkankaliber), nichtStaatsmannz unter Bülow fürbestimmte,deutlichabge- grenzte Aufträgesehr gut verwendbar, dochvölligungeeignetzu selbständigerInstruktionundstetigerZügelführung.Einbestauns terAnekdotenerzähler,derauch aufdenGipfelnderPolitikdurch AnekdotaRuhm werbenwollte.Zweitens,alsernach·sechzehn- jährigem ExilausPosten,dieihn nichtbeschäftigenkonnten,zu Macht kam, schonverwüstetundmorschzmitKrankheitkeimemvor deren grausigerAusreifein einePsychose vielleichtnur der Tod ihnbewahrthat.HemmunglosließersichinjedeLaune gleiten;

leugnen-,was nichtzubestreiten, bestritt,was erweislichwar;

wußte,wenn erdieWanderstiefelanzog, nie, wohinergehen lwolle;war heutesackgrob,morgender nettste Kumpanundüber- morgen süßsauerwieeine zufrühvom StrauchgepflückteStachel- beere.Daß Deutschland endlichwieder denWillen zukräftigem Handelnzeigenmüsse,ward ihm nochkllarznichtmehr,daßdieses Wille anderen Ausdruck heischeals einen durchunhöflichvol-

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250 DieZukunft-

ternde Worte. DenWestenkannte ernicht. Wollte nieeinsehenI daß durch seinFuchtelndielockereTriplesEntente zu einem fürs NächstefestenDreibund geworden, Jtalien nachTripoli getrie- benund diegewaltsame quuidation desOsmanenreiches be- wirkt worden sei; niemals,daß seinelauteAnkündung,Deutsch- land wolle dieMöglichkeitdesEinspruchesindasfranzösische Vorkaufsrecht aufdenKongostaaterlangen,Belgienin das La- gerderWesttnächtegedrängtundzurascherStärkung seinerWehr- macht aufgescheucht habe.«DerkrankhaftLaunischehat argesUn- heilgestiftet;undderDuftdesVermächtnisses,dasvonihmblieb, reizteVerwöhntenicht, aufden leeren Stuhlsichvordas ange- richteteMahl zusetzen.Drei-mal hatHerrGottlieb vonJagowge- fleht, ihnindemRömerpalastderDeutschenBotschaft,demHim- melsblitzfern,zulassen. Wer zwangihnauf steilen Pfad?

Er wolltenicht nachBerlin. Seltsam:mit einemBuchhalter, dernichtProkurist,einemHausdiener,dernichtPförtnerwerden will,verhandeltderGescheite nichtlänger;daerallzuoft erlebt hat,daßLeutesichmehr zutrauen,alssie können,achteterdensich selbstmißtrauischBescheidendenund hütetsich,ihninSelbstsicher- heitzu überreden. Herrnvon Jagowaber, der, dreimal, rief,er·

taugenichtins Staatssekretariat, wurde durchsanftenZuspruch dieAmtslastaufgezwungen, fürdieerselbstseine Schulternzu schwachfand. Dürfteman ihntadeln,wenn Hoffnung,dererab- gewinkthat, nicht erfülltworden wäre? Daßerjetzt, nachdem Rücktritt,vonLeuten,diejeden hochBeamteten mitSch meichelei mästen,gescholten,wiederdümmsteTron heruntergehunzt wird, wundert mich nicht;gehörtinsKapiteldererbärmlichenSitten, dieunserpolitischesLebenMitwirkern undZuschauernverekeln.

Und wirdobendrein durchdie haine inassouvje erklärt,dievondrei manchemZeitungmachernoch wichtigen Stellen ausgeradeHerrn Gottlieb vonJagowumzüngelte.Mir scheint auchindiesemFall vernünftig,dasUrtheilzuwiederholen,dasüber den auf seinem ThrönchenSitzenden hiergefälltwurde. JmMai 1914hatteder Staatssekretär,dermühsamund leisespricht,imReichstag eine Rede gehalten.»Einenette,ungemeinsorgsam ausgefeilteRede, indernicht jederSatz nachdenFriseurdüftenderHammannei roch,dienichtsAlbernes, nichts täppischsagte.Dieanständige Arbeit eines feinen Köpfchens,das dieRothwendigkeitvon heute,

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DiefeierlichstcStunde-i 251 diePflichivonmorgen erkennenmöchte;eineswohlerzogenenDi- plomaten,dersichTage langumjedesWörtchenabgeplagt hatund

von dessenLeistung diesunfigenossenschaftnun rühmend spricht- ,MoutonVerchtoid;soverständig,leise,klarundartig istinVers linlangeschonnicht geredetworden.«Nirgends blinkt daskleinste Fünkcheneines Schöpfergeistesauf; dochderschmächtigeTon, dieBescheidenheitdesWollens und diefrommeAbsichtaufkais play verbieten auchdem vomReiz solcherTugendUnbefriedigten schroffen Tadel. JndergemeinenWirklichkeitist jaAlles anders als aufdemFilm,deruns, unter Kunftlicht, vorüberflimmert.

Daran aber sindwirmählichgewöhntworden.DieGrundbegriffe internationaler Politiksind verschüttet,sind erstwieder auszu- grabenundin die dannleereGruft istderWahnzubeftatten,stete Selbfttäuschung(dieinehrlichenHerzendem Versuch,Andere zutäuschen,vorangeht)könne überSchwierigkeithinweghelfen.

Was heutegetriebenwird, istFibelpolitikfürKinder. Herrvon JagowistausderSchule,derenZöglingeniemals zuzeigentrachs ten,wasist,sondernimmernur,was siewünschen.Daswirddurch Wortbilder erleichtert,diealleStümpergräuelderKubiftenund SynchromisteninsGedächtnißzurückrufen.,DieallgemeineEnt- spannunghatFortschritte gemacht.«,DurchgroßeUmwälzungen entstandeneDifferenzenwerden aufdemWegderVerständigung ausgeglichen.« ,Wir habenkeinenGrund,dieallmählicheKonso- lidirungdesalbanischenStaates alseineUtopie zubehandeln.«

,Die Grundlagen, von denen diedeutsche Politik sich leitenließ, werden uns auchinZukunftalsRichtschnur dienen.«D-.rsistnicht Zufallsentgleisung: istdasEchoauskahlennur mitWorten noch möblirterBegriffswelt.« HerrvonJagow priesdiekluge Politik Rumäniens undgabdersuversichtAusdruch daß»dieAnlehnung

an alteFreunde«dauern werde.»DieRumänen,denkt er, werden dankbarsolchesZauberwerknaschen.VielleichtzdochdieKnabber- lustwischtnichtdieThatfachenaus demGedächtniß: daß der-Ru- mäneindemFranzosen dasMusterbild feinerKulturrnenschheit bewundertzdaßeraufdieFreundschaftderSlawen, desSüdens unddesNordens, heute,alsaufUnentbehrliches angewiesen ist;

daßseinGroßrumäniennur aufOesterreichsundUngarns Kosten entstehenkann.DasistzundwerüberdiefeWirklichkeit einenWort- schleierwebt, darfsichnichtindenGlauben brüsten,ihm seieine

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252 DieZukunft-

That gelungen.«Noch wunderlicherklingtunsheutederSatz (den ichschondamals denschönsten,unhaltbarstenderRede nannte)r

»MitGenugthuung dürfenwirfeststellendaßwährendderBalkan- ereignissedie berechtigten Interessenderverbündeten Monarchien invollemUmfange gewahrtworden sind.«Was noch? »Es-wund- schastliches Einvernehmen«mit derpetersburger Regirung,die entschlossen ist,-derPreßtreibereinichtzuachten und»andem al- tenfreundnachbarlichen Verhältnissfestzuhalten.«Mit England werden dieVerhandlungen (über KleinasienundAfrika) »indem freundschaftlichenGeistgeführt,derauch sonstinunserenBezie- hungenzuGroßbritanien herrscht.«Mai 1914.Meiner Antwort habeich mich nichtzuschämen. »Alle sind uns,wirsindAllen inniglich befreundet:deshalb brauchenwirimseilsjahr 1914für unsere Wehrmacht fast dreitausend Millionen Mark. Durste ich sagen,diegemeineWirklichkeitbiete unsein ganz anderes Bild als derKurblerimWallotkino? Regt sichinunseremLandetapfe-

rerMenschheitnicht endlichdieScham-,die im Gelände der-Po- litik dastrügendeFlimmerspielherrischverbietet? Wirsindwe- derdenRufsennochdenBritenbefreundet zund findendenDrang, dieBehauptung solcherFreugidschastanjedeEcke zuplakatiren, mitder Würde desReiches nichtvereinbar. Unsereinternatio- nale Politikistschlechtrdenn siebringtvongewaltigem, schmerz- haftdrückendemAufwandkeinenErtrag. Sieistblind: dennihr Ziel,dieErhaltung desdeutschenBesitzstandes,könntesiemitder HälftedesKraftaufwandes erreichen. Sieist thöricht:dennsie schafft selbst sichdieSchwierigkeit,diesiedann zuüberklettern, öfterzuumgehensucht.WollenwirnichtsAnderesals dieSiche- rungunsererHabe:morgen ist sieumdenPreis derWehrmacht- begrenzung, die uns dann janur nützlichseinkönnte,von der TriplesEntente zuerkaufen.DerDreihund? Jchbinüberzeugt, daßkeinKönigundkeinMinisterdasJtalervolkzu einemKrieg denOesterreicherngesellenkönnte;daßdieMachtder in Rom Regirenden schon sehr großseinmüßte,umnur zuhindern,daß der nationale Zornsichnicht,wieSpringfluth,aufdasinKrieg verwickelte Oesterreichstürze.ObJtaltenzurHilfeleistung(durch denWortlaut seinesVertrages)auchnur verpflichtetwäre-« die Antwort aufdieseFragehingevonderGewandtheit derKriegss regieab.« JmMai 1914waren diese Sätze hierzulesen.

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Diefeierlich-sieStunde- 253 AlsHerrvonJagowim Amtheimischgewordenwar,blieb nichtmehrviel zuretten;dieVeschuldigung, daßerviel verdor- benhabe, istungerecht.JndenerstenJulitagen war eraufHoch- zeiturlaubundwurde von demUnterstaatssekretär vertreten,der Ietzt sein Erbe geworden ist. Später standerimSchattender Ent- schlüfse,die demGeneralstabunddemKriegsministeriumnoth- wendig schienen.Nur dadurch istdieHaltungzuerklären,indie ersichamsiebenundzwanzigstenJuli schickte.DemBotschafter Ju- lesCambon,derihm Greys Vorschlag, England, Frankreich, DeutschlandundItalien zumWerk derFriedensstiftungzu ver- einen,drängend empfahl,antwortet er, in denaustrosrussischen»

nichtaberindenaustrosserbischenZwistseivermittelnder Eingriff möglich.Eambon: »Ausdemzweiten istder ersteZwistentstanden undunsereAufgabeistzzuverhüten,daßdurchneuen Vorgangein Zustand geschaffenwerde,derRußlandzuEinmischungnöthigt.«

Jagow:»WirmüssendiePflicht erfüllen,die wirOesterreichschul- den.« Eambom »Aber Siebrauchenihm doch nichtmitverbunde- nenAugen überallhinzufolgenlGewißhabenSiejadieAntwort- note Serbiens gelesen,die derserbische GeschäftsträgerIhnen heutefrühvorgelegthat.«Jagow:»Dazuhabeichnoch nichtMuße gehabt.«Eambom »Dasbedaure ich.Siewürden aus derNote erfahren, daßSerbien,bisaufkleineAebensachen, sichdurch- aus unterwürfig zeigt.DaJhr BeistanddenOesterreichernalso Genugthuung verschafft hat, könnenSieihnenrathen,sichdamit zubegnügenoder wenigstens sichmitSerbien über den end- giitigenWortlautdeerte inRuhezuverständigen.WillDeutsch- land denndenKrieg?« Jagow:»Ganzund garnicht! Jch weiß, daßSieunsdieseAbsichtzutrauen; aberJhr Verdachtistunbe- gkündet.«Cambom »Dannmüssenwirauchdanach handeln.Jm Namen derMenschheitbeschwöreichSie,dieserbischeAntwort zulesen,jedenAusdruck inJhremGewissenzuwägenundnicht einen TheilderVerantwortlichkeitfürKatastrophenauf sichzu nehmen,derenVorbereitungSiedulden.« (Documents diploma- tiquesz1914"1.No.74.)DieBehauptung, daßerdieSerbennote noch nichtgelesen habe,istdemVehutsamensicher nichtleichtge- worden. Werihn fürbeschränkthielt,hat geirrt.Ein kultivirter Mann, dernichtforsch,imTonschlechterVurschenschaft,alsKraft- prahletauftreten mochte undallesRasselnundGrimassirenals

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254 .DieZukunft-

Gräuel empfand.ZweimalhatderfeinekleineHerrauch »Civil- courage« gezeigt,die beiuns, leider, selten geworden istundin dieersichnichtaufzuschwingenvermochte,als er,stattdie Staats- bürdeabzuschütteln,sichin ein Amtverleiten ließ,für daserselbst sichnichttauglich glaubte.Erwollte solange,wie esdie Würde desReichesirgend erlaubte,Streit mitdenBereinigten Staaten meidenund war deshalbgegen dieFormdesTauchbootkrieges, fürdieseineStandesgenossenihreganze sichtbareundgeheime Machteinsetzten. JhrTadel schmerzte seinJunkerherztieferals jederandere. Docherblieb standhaft;undwar entschlossen,das Amtlieberals dieUeberzeugungzuopfern. Nocheinmal,als Fragenausden von deutschenTruppen besetztenLändernzu be- antworten waren, hatersichgegendiemilitaristischeAuffassung gewehrt.Und ist,vonruheloserArbeit müde,gegangen.

DieNachfolge istnachdemDienstranggeordnetworden. Daß derneue Staatssekretärnichtadelig ist, hatdiealteWehklage überdie»ZurückstellungderBürgerlicheninderDiplomatie«er- neut. Kinderklage.GehörtderSohndeswormserFabrikbesitzers August Schoen,weilerheuteFreiherrist,demAdel an?K-ommen dieMühlberg,KiderlemMumm,Kühlmann,Lucius,Stumm undmancheAndere,diejetztimAdelsbuch stehen, nichtausdem Vürgerthum?Wird Einer,demgestattetist,die dreiBuchstaben vorseinenNamenzusetzen,dadurch Edelmann? Und hat echter Adelnicht,vonBismarck bis zuHatzfeldt,Radowitz,Bülow,Lich- nowsky,demDeutschen Reich brauchbare Diplomaten geliefert?

Solange BürgerinderAdelung ihres Strebens Ziel sehenund nicht erfassen,daßAdelnur alsAusdruck alterGeschlechtszüch- tung Werthhat, so langedie Sitte herrscht,den inhohemAmt Schaltenden nacheinerAnstandspause auch»indenAdelsstand zuerheben«,istKlageundSonderung thöricht.Einstweilenmüs- senwir uns mit demGelöbnißdesKanzlers begnügen,daß jeder AmtsplatzdemTüchtigstenzufallenwerde. La carrjere ouvette au tatent:Vonapartesund Bethmanns Grundsatz. JmAuswärttgen Amt-istdieRachfolgevomDienstrangbestimmtwordemWernun nichthoffen lernt,,müßteunsererauswärtigenPolitikein grenzen- loses Mißtrauenentgegenbringen.«Dieleitet,allein verantwort- lich,derKanzlerdesDeutschen Reiches. DerStaatssekretärist seinErster GehilfeundVortragenderRath.Kannihm aberauch

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Diefeierlich-steStunde. 255 nuralsVallastgelten,den derGefährdeteauswirft,umsichauf der Höhezuhalten.ManchmalistsimFluge gelungen. Nichtimmer..

Kaiser von Oesterreich.

KaiserFerdinandvonOesterreichhatMetternichs Sturznur

um einHalbjahrüberlebt.Nachder wiener Mairevolte war er-

nachJnnsbruck,nachdem Oktoberaufstand, dessenOpferder KriegsministerLatour wurde,ausderunterwühltenHauptstadt ins stille Oimützgeflohen. RadetzkysSiegbeiCustozza,der dem KaiserreichdieLombardei zurückgewann,hattedengutmüthigen Schwächlingermuthigt,ausTirol,nachdreimonatigerAbwesens heit,in dieHofburg heimzukehren.Bald aberhäuften sichwieder dieHiobspostewWindischsGraetzhatteinPragmitSchwertund FeuerdieFügungin alteOrdnungerzwungenz dochinderAsche, denräuchendenTrümmernglommderFunkefort undüber Slasi wenrümpfe recktengekrampfteFingersichzumRacheschwurhim- melan. In UngarnhattenZrinyisEnkelsich,die gedrücktenKroa- ten,unter ihrem Banns JellacicgegendenUebermuthderMas gyaren erhoben;derErzherzogPalatinus Stephanwar ausdem Land gescheucht,dervom wiener Hof aufgelösteReichstagver-sv sammeltgebliebenundLudwig Kossuth herrschte,alsPräsident desLandesoertheidigungausschusses, wieeinKönig hinterder Leitha. Kaum hattendieTrupper, dieJellaclc, zurStärkung seiner Macht, nach Ungarnrief,Wien verlassen:daPrasseltedas Feuerwieder aus;undwarnun nicht so raschwie imMärznoch zulöschen.DerReichsrath,der als constjtuante gedc chtwar,wurde vertagt und fürdieNovembermitte nachKremsier berufen.Win- dischsGraetzsolltewieder helfen;zuerstWien,dannBudapestmit demSchwertberuhigen.FürstFelixSchwarzenbergbildete,mit Stadion undBach,ein neues Ministerium (indasspäterauch Schmerling eintrat). TrotzallemMühenwollte abernichtRuhe werden. Schonweissagte MancherleisdenZerfalldesHabs- burgerreiches.DahatteeinWeibdenMuthzuschweremEnt- schluß. FriderikeDorothea Sophie,die demErzherzogFranz Karlvon Oesterreich vermählteTochterdeserstenVayernkönigs Maximilian Joseph,hatte erkannt, daßwederderschwerkranke KaiserFerdinand noch,alsdernächsteAgnat, ihr braverMann fähig sei, OesterreichausderWirrnißzu retten. Diekluge, starke

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256 DieZukunft-

und ehrgeizigeFrau hatmitderStachelpeitscheihres Wortes beideMänner zurAbdankunggetriebenundihrem ältestenSohn, demachtzehnjährigenFranz Joseph,am zweiten Dezember1848 dieKrone gesichert.Aus OlmützschriebGrasProkesch vonOsten, derinAthenOesterreichsGesandtergewesenwar,am drittenMärz 1849 an seineFrau: »DieErinnerungandieHaltungder Kai- serin (A nna)in denTagendesgewaltigenEntschlussesumgiebt siemit der Glorie einerseiligew Sie tratfest fürdieAbdankung aus, ,Der Kaiser hatSchmacherlitten,erkannnicht mehr Kaiser bleiben«:diesesThemasocht sieaus und hattedabeidie vor- nehmsteHaltung.einekaiserlicheWürde,einestrahlendeSchön- heit.Die viel verkannte ErzherzoginSophiemitihremgehobenen HerzenundsicherenVerstand führteden Thronwechsel durch.Die Monakchie ist ihr großenDank schuldig.Sieweicht vonihrer heu- tigenStellung nebenihrem Sohn nicht;undsie hatvollkommen Rechtdarin. Unter denordentlichenLeutenistnur eineStimme übersie.Alles achtet ihrenVerstand, ihrenCharakterundMuth.

DerBanns (Jellacic)hatwirklichgroßartigeMomente gehabt.

Seingrößterwarvielleichtder,alser,mitEhrenundLobüberhäuft, Jnnsbruck verließundzveiTagedarausindenZeitungenseineEr- klärungzumHochverrätherlas,die demKaiser(Ferdinand)ab- gerungen worden war-«Das war einmal. Ueber denneuen Hof schreibtProkesch:»Ichwartete demKaiser aufundwurdezurTasel geladen. VeiTischmachtedieErzherzogin Sophie dieHonneurs DerKaisersitztzwischenVater undMuiter (FranzKarlundSo- -phie),neben DieserFürst Felix (Schwarzenberg);diejüngeren Erzherzoge sitzennach. Dieganze Haltung istmilltärisch,aber ohneZwang.DasFünftel-undTinterlwesenderHöfeist weg- geblasenunddieWürde unddieKraftistindenErnstder ganzen Haltunggelegt.Jchbinüberzeugt,daßdieserHos aufJedermann einenZauberausübt.Alles jung,Alles ernst;dieBedeutungdek Zeitinjedem Angesicht.KeinekaltenFormphrasenz lebendiges, svertrauendes Wort undalleDinge ohneFurchtbeim Namen ge- nannt. Soschwer auch unsere Lage ist: ichhoffedasBeste.Der Glaube an dasneueOesterreichmußaußenerstsestgestelltwerdew Obenisteshell;aberderZopsistnochinallenBureaux.Einneues Geschlechtmuß heranwachsen.«Drei Jahredanach(Preußens Schwachheit hattedemjungenFranz JosephinOlmützseitdem

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Die Jdeien der Zeit«um 1813 eilten als politische Vekenntnisse der geschichtlichen Entwicelung weit voraus. Auch kosnstruirten sie sich, Ivon den unfertigsen Dingen ihrer

Seine leidenschaftliche Bewunderung für das Deutschland Luthers, Friedrichs, Schillers nnd Goethes ist zu bekannt, als daß wir darüber Worte zu verlieren brauchen. — Aber als

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