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Die Zukunft, 23. Dezember, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 12.

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xX. Jahrg. serlhyden 23.Dezember1911. It.12.

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Berlin.

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Berlin, den 23.Dezember 1911.

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Die Wahl.

« ·asdeutscheVolkhatdasNechterworben,seinpolitischesGe- schäftselbstzu leiten. DurchdasVermögen, Menschenzu gebärenundWertheznschaffen.Warum kanneinVolk,das in HausundHof,Laboratorium undFabrik,Kaserneund Hörsaal Unübertrosfenes leistet, trotzallerGunstderZeitunddesZufalls seinen Uativnalen Machtbereichnichtweiter dehnen? Längstfra- gensinBekümmernißalleErnsthastenimLand.Jahrelangließen wiruns einlullen undwähnten,nur GrillenfängerundKlug- schwätzersähendendeutschenHimmelumdüstert.Aus diesem Wahn sindwirerwacht;undderLärm,der uns aufrüttelte, hat uns erkennen gelehrt,wie vielschon verthan,unrettbar verloren ist.Mit unseremWillen sollnicht nochmehrverloren werden;

unddaß Unser Wille auch ferner unwirksam bleibe,müssenwirhin- dern.Wir lassenunsdieLügen,offizielle,ofsiziöseundausKnechts- sinngeborene,nichtmehr gefallen.Niemals undnirgendsist,nicht imByzanz derPalaeologen undnichtinEugeniensEmpire, so dreist,mit so unanständigerHartnäckigkeitgelogen, sosystematisch jedesfürdie Nation wichtige Ereigniß entstelltworden wiebei uns. Das wissenwirnun ;und habens satt. Pfeistuns auch nicht mehrdasLied vondemFrommen,dernicht stillinFriedenleben kann,weiles dembösen Nachbar nichtgefällt.Wir werben nicht Um-Technennicht auf Liebe,müssenbereit sein, jede Dummheit, jedes JrrlichtelirendesNachbars zuunserem Vortheilzunützen, undbezahlendieWächterschaar nicht,damitsie sichmüßigüber- tölpeln läßt,sondern,damitsieuns frühvorFährnißwarne. Ver-

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magsieDas nicht,dannmüssenwirdafürsorgen,daß sie,obheute dieGnadensonnesie noch sowarm bescheint,morgen weggejagt wird.Dem tüchtigstenVolkMitteleuropas kanns nichtgarsoschwer werden,sichfähigeGeschäftsführerzubestellen.Das darf es, ohne diewirklichen,von derReichsverfassungumschriebenen Rechte desErstendeutschenFürstenirgendwozuschmälern.Wirbrauchen Ruhe. Nicht,um mitdemletztenWiderhall desGeklappers im Ohr einzuschlafen,nein: um alswacheund mündige Menschen ungestörtuns mitdenDingenzubeschäftigen,die demReichan

dieHautgehewWirbrauchenFreude.Richt,weilwir denRarren- wunsch hegen, amusirtzuwerdenzneim weildieSeeledescum-Er- Tcsdov,des logauischen»gesellichtenThieres« ohne freudigesEr- lebniszverdorren muß.Undseit allzulangen Jahren hatdieReichs- politik demDeutschenkeineernste, imRhythmus desBolksempfin- densnachklingende Freude beschert.Wir brauchenFreiheitvon demHerrschgelüsten,demgeräuschvollenoderleisen,Unzuläng- licher,die niemals genöthigtwaren,in einem vonunbestechlichen, unerbittlichen Richtern zuentscheidendenAusleseprozeßihren Rechtsanspruchzuerweisen.Das deutscheVolkistnichtfrei:denn dieEinrichtungen,unter denen eslebt,genügen seinem Bedürf- nisz nichtundes wirdnichtvonDenen regirt,dieunbarmherzige Selektion als diefür solcheAusgabenTauglichstenbewährt hat.

DieEinrichtungen stammenauseinerZeit,dieunsere Wirthschaft- struktur, staatlicheundprivate,noch nicht ahnenkonnte unddie Mär von solcherEntwickelungwieeinKapitelaus derUtopia eines neuenMore belächelthätte;das regirende Personal ist für di·e Erfüllung heute drängender Pflicht nicht vorgebildet. Der deutscheStaat wareinst vielleichtdasBeste,Bornehmste, Brauch- barste,was sicherreichen ließ; darfseinGefügedeshalbniemals angetastetwerden? DerArchaeopteryxwar (mitdemReptilien- schwanz)imReichderLüfte einst König:undwird jetztnur noch inMineralogischenMuseen bestaunt.DerStaat istRothbehelfz ist nichtderZweck,nichtdas Zielnationalen Lebens. Soll der Staat um desStaates willen erhalten werden? KeinFlickwerk kann helfen. Derneue Gedanke forderteinneues Kleid. Der gährende Trank taugt nichtin denalten,undichtenVehälter.Und wieGewand undGefäß beschaffen sein soll, darfnichtlängereines MenschenWillebestimmen.Dasistinkeinem LandEuropasheute

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nochmöglichzwirdin keinemheuteauchnur noch versucht.Jstder Deutscheunreifer,untüchtiger,derBormundschaftbedürftigerals derNomane undAngelsachse,derNordgermane undSüdslave?

Seines HirnesundseinerHände FleißhatseinLandzurMacht undfast schon zumReichthumgefördert.Das giebtihmdasRecht auffreiejGestaltungseines Schicksals.Wir dürfen nicht mehr auf erlösendeGeniewunderhoffen.Wirlassenuns nicht mehrinden mitGoldgittern eingezäunten Pfercheines Monarchenmythos zwängen,derKindersinnenalsTummelplatzgenügen konnte, für dienachBethätigungmöglichkeitlangende Kraft Ewachseneraber zu engist.Wirmüssenden Kreis deramReichsbestand Inter- essirten,zurMitwirkungamReichsgeschäftBerufenenerweitern.

Wirwollenuns selbstregiren;so gutundgewissenhaft,wiewirs vermögen. SelbstdieWahldesWegesbestimmen,der inhelle Weite führenkann.Keinem für unserenGewinn Dankschulden, Keinenalsanunserem Verlust Schuldigen anklagen.Undwollen, da wir zumUrtheil,zurEnthüllung unsererWünscheaufgefor- dertsind,mitunzweideutigerOffenheit aussprechen,wasunsfehlt.

Luthers Werk ist nichtvollendet worden; konnte vielleicht nicht vollendet werden. UndLuthersWaffenwirken nicht mehr.

Waseingenialisch wüthenderMönchaus seinem KäfiginsLand schrie, taugtenur füreinebestimmteStunde. Wollen wirheute noch leugnen, daßdie Kultur denPäpstenundihrerKleriseiUn- ersetzlichesverdankt? Noch thun,als seiendieMönche,deren mancheran einGemälde,eineAbschrift,das Schnitzwerkeiner Orgeleinlanges Zellenleben wandte,TagdiebeundgeileBöcke gewesen?Alssei«derCölibat,dieErfindungfeinsterPsychologie, eitelLügeundHeuchelei?DieBeichteeinVorwand zurStillung lüsternerGier? JstDas dievonGoethe erhofste »edleEntwicke- lung,in derwirProtestantenvoranschreiten«?FruchtlosesMühen ists; undwidrigerZank,der unsnichtumeineFußbreitevorwärts bringt. DieFrage lautet längst nicht mehr: SollenwirKatholiken oderProtestanten sein?Sie lautet: Können wiruns mitgutem Gewissen noch Christennennen? Oder:Lebenwirwirklichdenn dieLehre,dieunserMund bekennt2 Wir könnensie nichtleben.

SieverbietetAlles,was uns starkundreichmacht;waseinthäti- ges, Werthe sschaffendesLeben fordert. Undweilwirnicht han-

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deln,wie wirsprechen,verspottendieGottlosenuns;istdieEin- heitnationalenWollensnicht zuerreichen. Vfasfenjagd istunzeits gemäß; brennend aberdieFrage,ob wir denherrlichsten Mythos noch ferner fürdasKompendiumderunserLebenbeftimmenden Gebote ausgebenwollen; obunserenKindernnichtdieschreckende, marternde,in einemLenzsturm oftalle Normen sittlichen Handelns zerstörendeErkentniß erspartwerdensoll, daßsiemitdemKatechis- musindergemeinenWirklichkeitnichtweitkommen. Aufkeinem FeldihresTrachtens NichtimHeer nochin derHütte; weder imFürstenpalastnochin derEngedesKaufmannskontors.

Auf solcheFragengiebtkeinWahltagdie Antwort. Kann einFrommer,ohnevon seinem Kinderglauben ein werthvolles Stück zuopfern,sichmitdemmodernen Lebenabfinden,all die imLausderZeitentbundenen Kräftelenkenundnützen:wir wol- lensihmneiden. MüssenszmagerPiusoderDryander anhan- gen.Dennerweiß seinen Weg,fühltsichstetsin Gottes Handund kannniemals zagen. HatderGlaube andieVernunftjesobe- glückt?Als esnachteteunddieGreisenhand zitternd nachdem Kalon griff,sprach Goethe: »MagdiegeistigeKultur nur immer fortschreiten, mögendieNaturwissenschafteninimmer breitere Ausdehnung undTiefewachsenunddermenschlicheGeistsicher- weitern, wieerwill: überdieHoheitund sittlicheKultur des Christenthumes,wiees in denEvangelienschimmert,wirdernicht hinauskommen!«WähntEuch,JhrGottlosen,nichtaus edlerem Stoff gezeugtalsdiewarm ineinfältigem Glauben Wohnendenl Von Euch aber, JhrFrommen, istzufordern, daß Jhrdie An- deren,deren HimmelleeristoderderenChristengefühlnicht über einevage piåtåsans la foihinweglangt,nichtalsschlechteKerle,als Menschenniederen Schlagesverschreit.DieSpittelweisheit,ohne Christenthumsei sittlicher Wandel, seieine Heldenleiftungder FaustoderdesHirnesnichtmöglich,wollenwirnichtmehrhören.

Beide ParteienmüssendenVersuch ausgeben,einander nieder- zuschimpfen.Werdens aberwohl erst thun,wenn sie nicht mehr um dieMacht,denTrogunddieVüttelgerechtsamedes Staates taufen. »Ichmöchteglauben«-sagtFritz,»daßvonKonstantin dem Großenbisauf LutherdieganzeWelt blödsinniggewesen sei;man strittin einemunverfälschtenRothwelschüberungereimte VisionenunddieKirche befestigte ihreGewalt dadurch,daßFür-

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stenund Völkerleichtgläubigundalbern waren «.Seht dochrecht genau zu, obihre Gewalt seitdem wesentlichgelockertward. stat ctuxpdumVOMtUkOkbisstat:weil derSteinfirstderKircheesstützt- DenGrundmauern derKathedralen drohtvon keinem Tolstoi, keinem WaltWhitmanernste Gefahr. Laßtvon demnutzlosen Mühen ab,gegen diesesalteGemäuer Sturm zulaufen.Sorgt nur dafür, daßder Staat esnicht länger nochalsFestungund Zwingburg benutzeundseine VeamtenschaftwieeinenMörtels bienenschwarmdrinüberwinternlasse.Trennungdes Staates von derKirche:Das isteineLosung. Eine,dieauchdenFrömmsten nichtmißfällt.Eine,dieaufderLiniederLutherthatliegt. Keine, die bis zumnächstenDonnerstag siegenkann. JmLandeVayles undVoltaires hatdersichtbareKampfvor hundertzwanzigJah-

ren begonnen. Das Konkordat war einWaffenstillstand. Jetzt liegtdiecalotteam Boden. Fürimmer? Vielleicht hörtder Enkel noch einmaldasstolzeWort VondengestaDeiperFrancos. Doch bleibts einfortwirkendes Ereigniß, daßimExperimentirland europäischerMenschengeschichteauch dieseRevolution gewagt werdenkonnte. DieVfaffenfressereiderCombistenschieneinhäß- liches PossenspieLDieEntkirchlichungderRepublik isteinever- ,dammt ernsteSache.Nichtnur einefranzösische;ebenso wenig,

wie dieVerkündungdesJakobinerevangeliums eine war. Noch aberbrauchen unsereChouanssichnichtzuwassnen. Mindestens einJahrzehntstiller Vorarbeit wärenöthig, ehean dieinnere SäkularisationPreußens gedachtwerdenkönnte.Preußens,nicht des NeicheszdasVerhältnißzudenLandeskirchenist nach Par- tikularrechtzu ordnen. SolangedemSchülervonStaates wegen Religion eingedrillt, dieWeltschöpfungnachdem mosaischen Schemaerklärtwird,ist rechts nichtszufürchten,links nichtszu hoffen.Bleibt auchin der Mitte Alles hübschbeimAlten.

Von demEntschluß,dieReligion,alsdiepersönlichsteAn- gelegenheit,dem Vrivatrechtsbezirk zuzuweisen,sinddieRegiren- denheuteweiter entferntals vorhundertJahrenzweiter nochals indendunkelstenTagenFriedrich Wilhelmsdes Vierten. Selbst damals wurde nichtsolaut dieChristenpflichtpostulirt,vonThro-

nen undThrönchenherabderausrechteAtheist nicht so rauhan- gefahren. HörtenwirnichtsogardieBehauptung, nur einguter Christkönne einguterSoldat sein?DieOberflächebliebglatt.

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Man hattesichansoVieles gewöhntundnahm auch Dieses noch hin; mitgeduldigemLächeln.LängstaberklingenderVolksmehr- heit solche Kommandorufe wieDysangelien zund derAergerdar- überhateinen großen TheilderzünftigGebildeten demProle- tariat verbündet. Der Unwille übereinStaatswesen, das auf seine Rückständigkeitnoch stolz ist.Wir sindderKinderfibelund demVakel nun entwachsen.Wir wollen nicht, daßdenstärksten Geistern,denMännern,dievor demhellenTaggestirnnicht scheu blinzeln,dieMitarbeit amStaatsgeschäftverwehrtwird. Wollen nicht, daßeinLand,das Helmholtzens Heimathwar Unddessen Sprache Mach spricht,vongeschniegeltenLeutenregirt werde,de- nen diedeutschenDenkerund Dichternie lebten.Wir sindsmüde, das Ewig-Gestrige gehätscheltund alles Kräftige,von Keimen Trächtige verpöntzusehen. Zu hören,wieDeutschland draußen verspottetwird. Laßt unsern Herrgottaus demSpaß!Derwird selbst für sichsorgenundbedarfEurer Hilfe nicht.Euer Reich ist von dieserWelt.Eures Amtes nicht,dieGläubigkeitzubeschnüf- feln.EurePflicht, jede nutzbare Kraftzuverwerthen; auchwenn ihrkeinHeiland geboren ward.DochJhr brauchtGendarmen.So viele,daßdieZahlauffallenundärgern könnte,wennallein Eure Farben gekleidetwürden. DerPastorsolldieHürde bewachen.

Und doch ruftman zumKampfgegendieCentrumspartei? Die stellt ja noch heutediebestenWächter.JhrhabtdieSchwarzenin dieGnadensonne geholt,weilEuchvordenRothen bangwurde.

SchutzundPutzwolltet Jhr. AuchdasBekenntnißzu einerNe- ligionwar, sagt Goethe, manchemHochgeborenen(dem persön- liche Größe fehlte)einMittel zurPopularität.Jhrwolltdie Vät- telschaar,dasGeprängunddenNimbus nichtmissen,dienur die Kirchezuliefern vermag; undwerdet Euer pompösesStaats- christenthumfürs· Erste deshalb ruhigweiterschlevpen.

Wenn derGeistlichkeitdie bonatemporaliasacht(in freund- 1ichsterRuhe,verstehtsich,nichtetwain einemneuen Kulturkampf) entzogen, dieSchulen gesperrtwürden und dieKirchensich auf dieWerbekraftihrer Lehren verlassen müßten,wäreauchimSinn deskatholischenVolkes nach einemMenschenalter vielleichteine Wandlungmerkbar. Vielleicht.DerRufzurHatz aufSchwarz- wildmuß zunächstdasBand festigen,dasStädter undLandvo!k, Großindustrielleund Großgrundbesitzer,Gewerkschaften und

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Bauern im Centrum zusammenhält.»DerProtestantismus,dem, sobaldersich auf seinen UrsprungundZweckbesinnt,allunser Sein und TrachteneinGräuel scheinen muß, rüstetwider uns; einSchust,wer dahinterm Ofen bleibt,stattderFahne zufolgen.«

Das Centrum ist nicht mehrdiePartei derHerrenvon Mallincks rodt,Schorlemer,Savigny,Huene;ist demokratisirt. DaßReligion undPolitikihm nicht zweieinander fremdeLebensmächtesind, daß seinePolitikimDienstseinerReligion steht, ist seineStärke ; wer solcheDienstbarkeit unsittlich nennt, hat Pauli Briefeund Luthers Lebensbuchschlechtgelesen. Jstdas Centrum zuvernich- ten? Nein. Sozuschwächen,daßesdenheute Regirenden nicht denWillenskanal verstoper kann?Nein;wenn dieGruppirung der anderen Parteien sichnichtvölligändert.WozualsodieHaß?

DerKampfum diedeutscheKultur istgegen dieRegirenden zuführen;nichtgegeneinePartei. Auch nichtgegen dieSozial- demokratie. DieMänner derGewerkschafthaben redlich gearbei- tet undmanchemvorwärts weisendenGedanken ansLicht gehol- fenzdenpolitischenFührernwar dasSalz jämmerlich verdumpft undsie reiztenzumLächeln,wenn sie sichgeberdeten,alsseivon derHöheheran siederRufergangen: Vosestisluxmundi. Die deutscheSozialdemokratie, schriebderFabier Bernhard Shaw imJuli1906,»istdiekonservativste,sittsamste,bürgerlichstealler europäischenParteien ;sieglaubtanKarlMarxwieaneinen all- wissenden,unfehlbaren Propheten,siehtinseinemVuchdieBibel derArbeiterklasseundgiebtdamitunserer skeptischenZeiteinVei- spiel einfältiger Pietät; ihreFraktionhältderverworfenen kapi- talistischenWeltMoralpredigten undbehandelt Jeden,der die Verantwortlichkeit eines Amtes auf sich nimmt,wie einenPer- räther.«Soschiens; und diesentimentalePathetikwar langwei- liggeworden.AuchdieSucht,mitMarktschreierkunsteinnie und nirgendserprobtes Allheilmittel anzupreisen.Werglaubtdenn noch dran? Glaubt an diePerheißungdes Kommunistischen Manifestes, anMarxens Mehrwerththeorie, an dieVergesell- schaftungder zurProduktion nöthigenMittel? Pon Allen,die

vornan stehen,kaumnochEiner; undnur vomFels festerUeber-

zeugung aus dürfte dochderVersuchgewagtwerden, unsere Welt inTrümmer zuschlagen. »Es liegteinmal indermenschlichen Natur, daß sie leichterschlafft,wenn persönlichePortheile oder

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Nachtheilesienichtnöthigen«,sathoethe; und:»Ichhasse jeden gewaltsamenUmsturz,weildabei ebensovielGutes vernichtet wiegewonnen wird ; binichdarum keinFreunddesBolkes?«

»Vourgeoisgeschwätz«,würdeihm heute geantwortet ;»Widerhall Eurer albernen Vulgärökonomie. Erstwenn keinVortheil mehr lockt,keinNachtheilmehr droht,wirddiemenschlicheNatur zei- gen,was sie vermag. Gewaltsamer Umsturz?Denwollen wirja nicht,brauchenihn auch nicht:denn dieEntwickelungarbeitet für uns,bringtvonJahr quahr uns demersehnten Endziel näher«.

Daß sies nicht tut, ist erwiesen. Erwiesen auch, daßdieLagedes Arbeiters nichtschlechter, sondern besserwird unddaßergerade jetzt,da unsere Reserven fasterschöpftsindundauchdieIndustrie schondieLeutenothzuspüren anfängt, hoffen darf,seinenRechtss anspruchbaldnoch wirksamer durchzusetzen Einerlei: dieFrak- tionbleibt bei dermarxischenFahne. VehmtJeden, dernichtin Ehrfurcht sichvor diesemFeldzeichen beugt.Hatdas Palladion, von dem alles Heilkommt;undgerietheinarge Verlegenheit, wenn siemorgen gezwungen würde, inrauherWirklichkeitdiesem HeilRaum zuschaffen. DazudaskläglicheBildderParteitage, dieseitder dresdener Trianonkomoedie Froschmäusekriegenäh- neln. DieEnthüllungdesHasses,deneinNottenführergegenden anderenfühlt,und einesTyrannengelüftens,das denwirthschaft- lich Schwachen,wenn ersichnicht duckt,unbarmherzigerals ein Fronvogtdes Kapitalismus mißhandelt.Das endloseGeschimpf.

DiedemagogischeUmschmeichlungderMasse,derenHöflingenicht schöneraussehenals diederThronenden.DieLust,jedesWahr- zeichen deutscher Größezubesudeln, jeden FeinddeutschenWe- sensunddeutscher Machtzurühmen, auchwenns einschwarzer Halunke,einblutdürstigesNiggerweibist,unddemfürsHeimath- rechtfechtendenLandsmann, dersichdoch nichteinenKapitalisten

nennen kann,vor dräuenderFrontnochzuschmähen.DieOppo-

sitionderSozialdemokratenwarunwirksam geworden.Sie brach- tenkeinen schöpferischenGedanken insHaus,konnten imGroßen nichts verrichten,kaumimKleinen Etwas hindernundreizten durchihreUebertreibungen dieAnderen zurAbwehr.Wenn Herr Vebel pfauchte,dieTagedesTiberiusseienwiedergekehrt,konnte ihmkeinBerständiger zustimmen. Jneinem sozialdemokratischen Wahlaufrus standendieSätze: »Wir habenunausgesetzt verlangt

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und verlangen immer wieder, daßdieKulturvölker, stattinder ErrichtunggroßerArmeenundFlottenundinderErfindungund Herstellungdervollendetsten Menschenvernichtungmaschinen,in denWerken desFriedens und derEivilisation wetteifern. Die Erdeistgroßundreichgenug, um Allen Glück und Wohlseinzu ermöglichenund siezu einerStättefriedlichenWettbewerbes in denWerken derEivilisationundKultur zugestalten.«Wem soll dennsolcheEhiliastenpredigtnochfrommen?DiecivilisirtenPöls kerhörennichtdrauf,dieganzoderhalbbarbarischenwaffnensich gegen denPersuch,siezusittigen;undfürdieAufgabe,derVar- barei Landabzuringen,neue TheilederErde zucivilisiren,ist geradedieSozialdemokratie nichtzuhaben. Eivilisirt, sagt sie, aber hübschfriedlich,ohne Waffengewalt anzuwenden;daßder Versuchniegelungenist,niegelingen kann,kümmertsie nicht- SchafftdasHeer ab, schreit sie;daß einwehrlosesLanddenNach- barn zumSpottundzurBeute würde,kümmertsie nicht. Diplos matie ist ihreinPoss enblödsinn,vondemernsthafte Menschengar nicht mehrreden. DieGroßindustrieeinePerschwörungzu dem einzigenZank,demarmen PolkblutigenSchweiß auszupressen.

DieArmee einParadespielzeugundInstrumentderKnechtung DieWissenschafteinimDienstderherrschenden Klassen ersonne- ner PhrasenschwindeLMorgen, übermorgen spätestenskönnte das Proletariat dasAlles vielbesser machen;dieeinzig wahre Wissenschafthatesheuteschon.UndseineVertreter können ein- ander Lügner,Denunzianten, abgefeimte Perleumder, infame Burschenschelten:undbleibendennoch höchsterAchtungwürdig.

JedeanderePartei strebt nachpolitischerMachtundverheißtor-

ganischeFortbildungdesnützlichBestehenden. Pfuiübersolche Streber! DieSozialdemokratie willkeineMacht (die ja dochnur

korrumpirt);willum keinen Preis aufdas schäbigeRechtver- zichten,dieMächtigenzuschimpfen.Diedeutschen Genossen, rief Jaurås einst, haben sichdas Lebenszielgesetzt,zugleicherZeit unentbehrlichundunthätigzusein,undwarten mitverschränkten Armen denTagab,der ihnendiekapitalistischeGesellschaft sammtderMonarchie unddemHeer aufGnade und Ungnade ausliefern wird. Warum nicht?Sie ,,untergraben dieExistenz- bedingungen derbürgerlichen Gesellschaft«,wollen nicht sehen, daßesdieserGesellschaftvon Jahr zuJahr bessergeht,und

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382 - DieZukunft.

harrengeduldig des Märchenmorgens,an dem das von der Heilandsglorie umleuchtete Proletariat dieMenschheit erlösen wird. Bequem ists;nur merktmählich auchdieKurzsicht,wiebe- quem Ethos undPathos, Perneinung undPerdammung Dem ist,dersichausPrinzip derProbeauf seineLeistungfähigkeitent- zie.ht. Dennoch: Zetert nichtzulaut wider dierotheFraktionk Sienur zuhöhnen,ist unklug. Vergeßt nicht, daß sie,mitallihren Mängeln, ihrer sentimentalen Pathetik, ihrerMarktschreiersucht- ein(nochnieerprobtes)AllheilmittelanzupreisenundderKund- schast Paradiesseligkeit zuversprechen, ihrem Sklavenhaßaller Machtpolitik,dieVertretungdeandustrievolkes istundalsGroß- macht respektirtwerden muß. Auch ihrTagwird kommen; wenn dieBonzeninsGrab gesunkensindund anständigbezahlte,an derErhaltung desReiches interessirte Arbeiter ihre Sache selbst indieHand nehmen. Sorgt für starkeundgerechte Regirung Ve- seitigt, so weitMens chenkraftes vermag, dieempörendeUngleich- heitderWaffenrüstungbeimBeginndesKampfesumsDasein.

(Millionäre solltenbegabtePolksschüler auf höhereSchulenund Universitäten schicken,statt Legate fürKrankenhäuserund ähn- liche Anstaltenzuhinterlassen,derenBau undErhaltung Sache desStaates und der Gemeinde ist.) Oeffnetdem Talent jede Lauf- bahn. Behandelt denArbeiter wie einenGentleman;auchwenn JhrEuerRechtgegenseinen Anspruch streng wahren müßt,immer wieEuresgleichen. Seufztoderjubelt:nie wieder wirderEuch hörig.Weil erzutüchtig,zuselbständigist,um sichinKnechts- demuthzubescheiden,konnteerEuchunddemdeutschenLandin Wohlstand helfen.JhrmeidetgefährlicheGährung,wennJhrihn fühlenlasset, daßJhrdenebenbürtigenKontrahenteninihmachtet.

MorgenzwingterEuchdazu. Sorgt für starkeundgerechteNe- girung!DieGloriades Sozialismusverbleicht schon. Dochgegen die SozialdemokratischePartei ist,wiegegen dasCentrum,von Staates wegen nichtsBeträchtlichesauszurichten, solangekein schöpferischerGedanke dieMasseinsLagerderHerrschendenlockt.

ZwischenKonservativenundLiberalen wäre eineVerständi- gung denkbar;wenn einStaatsmann präsidirte.Der würde zu denKonservativen sprechen:»Ihrmüßtüber denTaghinausvor-

sorgen.Bleibt JhrdiePreußischeJunkerpartei, blind vor allen großenZeichenderZeit,dann entwafsnetEuchnächstensderHaß.

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