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Die Zukunft, 9. Dezember, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 10.

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xx. Jahrg. Hatt-»dku 9.f-— gez-most1911.M It. 10.

Inhalts

Selte

Rinillx .....··....·........«-.......·.807

Jrülxlingskaumph VonHedwig V ohm ............».·..823

Verhaerenø Rhendllundem vonStefan Zweig .............325

Kug-Bergmanntt Briefru ...................-....327

Kaum-. Voncadon ........................335

Unchdrnck verboten f

Erscheint jeden Heimat-end

Preisvierteljährtttdssitt-atdie einzelneNunme-50Pl.

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Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstraßesey-.

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Berlin, den 9.Dezember 1911.

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. ieRede,inder,am dreißigstenMärztag,derKanzlerdes

»O.Deutschen Reicheszu erklärenversucht hat,warum eran dieWirksamkeitinternationalerAbrüstungverträgeundSchieds- gerichtenichtglaube,hattenebendemsachlichenoffenbar nocheinen persönlichenZweck· JhreTonart,die,alsProdukt einerschmal

scheinendenBrust,Überraschenmußte,war durchdeannsch be- stimmt,sichausdem hemmenden Gehäuseiner Legende endlich zu,lösen.DerLegende,die denKanzler füreinebetrachtsame,in sehnsüchtigerPein nachdenFirnenphilosophischerBlickweite lan- gendeNatur ausgiebt; füreinen inNirwana, nichtinSansara heimischenMann grauer Theorie,derdiegemeineWirklichkeit nichtausnüchternemAugezusehen,zu denvonihrmitdrängen- derHast geheifchten Entschlussensichnicht aufzuraffenvermöge.

FüreinenJntellektualmenschen,deralle Seiten jedesDingeser- kennen möchte,demRufzurascher ThatmittausendBedenken, tausend durchdachtenEinwändenantwortet,anderSauberkeit des WegesundderVeförderungmittelAllerleiauszusetzenhat,ohne denBeifall seines bedächtigenGewissensnicht athmenmagund stets (nach GoethesWort) ,zwischenzweenEmpfindungenschwebt, gernbeidevereinigen möchteund nichtbegreift,daßnichts siever- einigenkannalsebenderZweifel,dieUnruhe, dieihnpeinigen.«

PhilosophundPrivatdozent, OberlehrerundGouvernante: all diese Spottnamen sindinseinOhrgedrungenzundmußtenschließ- lichselbstdemSchoßeinesZauderersdenWunsch entbinden,als

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308 DieZukunft.

den unter desLebensgoldenemBaum erwachsenenMann harter Realität sichvordenLandsleuten aufzurecken.Weilernichtdas StigmadesTräumers,eines imAktenstaubdemLebenfernen, tragenwill,wendet ersichschroffvom Bild einer neuen Utopia.

WähntetJhr,erwerdeKantcitiren undEuchinden,süßenTraum«

vonewigemFriedenzulullentrachten?Jhrirrtet.Der großeJmma- nuelrief: ,DieMaximen derPhilofophenüber dieBedingungen derMöglichkeitdesöffentlichenFriedenssollenvondenzumKrie- gegerüstetenStaaten zuRathgezogenwerden«Erfordertein den Definitivartikeln denFörderalismusfreier Staaten, derenbür- gerliche Verfassungrepublikanischseinmüsse..Nichts füreinen Royalisten,ders schnellerals«Bismarck,als Bülowsogarbis zum Generalmajor gebrachthat. Träumer? Die Anderen sinds,die Zünftigen,denenderKanzlerausZüchtungdesinnerenDienstes als Weltfremdling und derDiplomatieUnkundigerkonfrontirt wird.DieGrey, Birrel,Knox,die vonWehrmachtkontingentirung undSchiedsverträgenfchwatzenundmitihrenbuntenWortnetzen den VölkerndasGefichtsfeldverhängen.Einfester Griff:und das Gespinnst zerfälltinWekthlofeFetzen;Unddas frei gewordene Augesiehtdiestraffe GestaltdesRealpolitikers,dessen wohlthä- tige GrausamkeitgefährlicheTäuschungvondenHirnenriß.Plau- djte!SowünschtetJhr jadenKanzler.Dürft Jhrnun froh sein?

BölligeUnkenntnißakustischerWirkungemwerjeeinevom fünften Kanzler gehalteneRede hörteoder las, fühltesichvon dieserWahrnehmung gerührt. DieMärzredebrachteuns das bisher lehrreichsteBeispiel solcher VerkennungAmzehntenDe- zember1910erzählteHerr vonBethmann imReichstag, zwischen GroßbritanienundDeutschland habeeinvertrauensvoller und zwangloserGedankenaustauschbegonnen. ,DiePourparlers wa-

ren vonfreundschaftlichemGeist getragen-«DeutscheundBriten vereine der Wunsch,inihrerRüstungjedeRivalität zu meiden.

Am dreizehntenMärz1911 antwortet Sir Edward Grey.So artig,wiejeeinenglischer Minister sprach.ErliestdemUnter- haus diewichtigsten Sätzeaus derDezemberrededesKanzlers vor,stimmt ihnenmitfrohemLobzu,giebtderHoffnungAus- druck,daß guterWille dieMöglichkeit allseitiger Wehr-macht- begrenzungfinden werde, rühmtlautdenRutzen internationaler Schiedsgerichteund läßtdieHörerahnen,daszüber einanglo-

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Finifh. 309 amerikanisches Bündniszverhandeltwird. DiesesBündnisz,das zunächstin derunauffälligenFormeines Schiedsvertrages ans Lichtkommen soll,wird von Jubelchören begrüßt.Der Lord Mayor vonLondon organisirt dieVegeisterung Zuden inder Albert Halllauschenden Massenspricht,amneunundzwanzigsten März,derPräsidentderPereinigten Staaten durchden Mund seinesBotschafterszUndHerr Asquith,derPremierminister,er- . widert ihmimToneinesbisaufdenGrund der Seele vonfest- licherFreudeErfüllten. AmnächstenTagredet der deutsche Kanzler. Erwird,dachteman, Herrn Grey danken, sichzujeder würdigenVerhandlung bereit erklären, einigesRette über den werdenden Schiedsvertrag sagenund Kant citiren. ,Der ewige FriedeistkeineleereJdee,sonderneineAufgabe, die, nachund nachaufgelöst,ihremZielbeständig näherkommt.DerHandels- geist,dermitdemKriegnichtzusammenbestehen kann, bemäch- tigtsichfrüheroderspäter jedesVolkes. Weil dieGeldmacht wohldiezuverlässigsteseinmöchte,sehensichdie Staaten gedrun- gen,den edlenFriedenzubefördern und,woauchimmer in der WeltKrieg auszubrechendroht, ihn durch Permittelungen abzu- wehren,gleichalsobsie deshalbinbeständigenVündnissenstün- den.«Prüfungdesvon1795bis1911fürPölkerrechtund Staats- VetmmftErreichten. So(ungefähr)hattemans erwartet. Und ward durchdiezwischenJronieundHärtewechselndeTonart jäh überrascht.Folge?Lord Noberts undHerrDelcafså preisendie Rede, dieEnglandund Frankreichan diePflicht mahne, ihre Rüstungbis andieGrenzedesMöglichenzustrecken.AlleNa- tionalistenempfehlen,anderThemse,Newa,Seine,ihren Volks- genossen,demdeutschenMusternachzustreben.DieLiberalePar- teiEnglandsist verstimmtund hörtvondenKonservativen,daß einWahn siegeäfft habe. ,BautDreadnoughts undschafftEuch einLandheer,dasEinfallsversuche abwehrenkann. DasDeutsche Reichwill keineVerständigung; willseine Seewehr kräftigen,bis sie unserer gleicht.Alleanderen Völkerlechzen nachFrieden.Der Störenfriedwohnt,derErzfeind,inBerlin.« DesKanzlersWerk Wars nöthig?Das eiferndeMühen, durchoffiziöseNach- trägedieWirkungderRede abzuschwächen,zeigt, daßsieunwill- kommen war; nichtderAbsichtdes Redners entsprach.Derlernt sichin dieSchallgesetzenichtfchicken.Was ersagte,hattenhundert

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310 - DieZukunft.

Rednerund SchreiberdemErdkreis gekündet.Nichtdas winzigste Keimchen eigenenDenkwillens guckte, nahenLenzverheißend, aüsdenversandetenRasenflächendieserGemeinplätze.Dennoch- geradeindieserStunde durftederGeschäftsführerdesDeutschen Reiches nicht soreden. Bierzig Jahre deutscher Politik,meinte « er,haben erwiesen, daßwirnirgends Händel suchen.Abrüstung?

EinschönerGedanke. Aber dieedlenSchwärmer haben noch keinebrauchbareFormelgefunden.Nirgends. Kriegewerden nicht mehrvondenKabineten, sondernnurnochvomVolksinter- esseundvonderOeffentlichenMeinungbewirkt. (Alexejew!)Ber- trägederRegirungen genügen also nicht.Wer dieGroßmächte zurAbrüstung bestimmen will, muß zuersteineRangordnung schaffen,mitder allezufriedensind.Englandfordert für sichdas Recht aufeineFlotte,deren Stärkevon keinermöglichenKoalis tionüberbotenwerden kann. JstdieserRanganspruch,den kein Berständigertadeln darf,mitdenWünschenanderer Großmächte vereinbar? JedeNation will dieMachtstellung,dieihrdieGe- sammtsumme ihrer Kräfte anweist.Keinewillaufdie diesenKräf- tenerreichbarenWehrmittel verzichten. Wer schreibtdenRang, dieMachtrelation vor? Werschlichtet entstehendenStreit und bürgtdenzurAbrüstungBereiten dafür, daß ihr Nachbar sich gewissenhaftandasVereinbarte hältundnichtimstillenDunkel HeerundFlottevergrößert?,So langedie Staaten Staaten, die Menschen Menschen bleiben, istdasProblem derAbrüstunguni- lösbar.«GroßbritanienundDeutschlandkönnenüberihreFlot-

«tenbaupläneNachrichtenaustauschenundeinander dadurchvor

Ueberraschungenschützen.Wermehr erhofft,wiegtsichinholden Träumen. Schiedsverträgewerden nur dagehalten,wosiedie EhreunddieSelbständigkeitder Völkerunberührtlassen.Noch giltderSatz, daßderSchwachedesStarkenBeutewird.EinVolk, dasfür seine Rüstung nicht mehr sovielausgebenwill oderkann, daßessichinderWeltdurchzusetzenvermag,sinktindie Rolleeines Statisten, derthatlosdenim Drama handelndenPersonenzu- steht.JederSatz solltevernünftig klingen, nicht unfreundlich;wie eines kühlenRechnersRede, nichteinesFeindes. Doch nicht auf Tauris nur sprichtman vergebensviel,um zuversagen.Vritas nias Ohr hörtevonAllemnur dasschroffeNein,das ihrenVor- schlagbarschvon derSchwellewies. Wars nöthig?

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Finish. 311 DieKurzsichtmagsicheinbilden, einVretterzaun schützedas Werftgeheimniß.Derdeutscheund derbritische Admiralstab ha- ben einander nichtallzuvielNeues mitzutheilen;unddieAuf- gabedervomPatriotendrang ins Spionenamt Getriebenen ift meistnur,dieAngabenbezahlterSpäheranOrt und Stellenach- zuprüfen.DieWehrmachtfremderStaaten istunkontrolirbar?

Und welchen Bortheilverheißtdann derRachrichtenaustausch, von demderReichskanzlereinewesentliche BesserungdesVer- hältnisseserwartet? Wenn England sein Bauprogramm inBer- linvorlegen läßt, sindwirvorUeberraschung sicher.Wenn wir uns ineinem festenVertragmitEnglandüber dieZahl,Armirs ung undLeistungfähigkeitneuer Kriegsschiffeeinigen,bleibtdie Gefahr, daßeineMachtdieandere heimlichzu überbietensuche.

Jm erstenFallgenügtdieKontrole;·imzweiten ist sie unzuläng- lichundkannnurMißtrauenundFeindschaftstiften. ,Gewöhn- lichglaübt derMenfch,wennernurWorte hört,es müssesichda- beidoch auchwas denkenlassen.«DiemächtigsteIndustriegeer- schaftkannihren Bankier nicht hindern, sichamFinanzgeschäft ihres Konkurrenten heimlichenGewinn zusichern.Das stärkste Syndikat ift nichtgegenjede ListeinesMitgliedes geschützt.Sind festeVankverbindungenundSyndikatedeshalbwerthlos? Herr vonBethmann müßtedieFragebejahen. EinVertrag, der die Wehrmachtzweier Länder begrenzt, scheint ihm unnützlich,weil erumgangen, gebrochenwerden könnte. Erzählt,mitgefurchter Stirn, alleBedenken auf,die gegen einanglo-deutschesFlotten- abkvMMeU sprechen,und hofft,Britanien werdesichmitderZu- versichttrösten,daßdieSteigerung deutscherWehrmachtnurden Zweckhabe,demReichdesFriedens freundlicheGewohnheitzu wahren. Nochists nicht gelungen. ,Deutschland wartet,bisseine Dreadnoughts (unddieOesterreichs)fertig sind,schwenktinzwi- schen TagvorTagdieFriedensfahne: undüberfällt uns,wenn dieRelation ihm günstigundunserealterndeArmada entwerthet ist,mitForderungen, diedemJnselreichKriegoder Demüthig- ungaufzwingen.«Das istdrübenOeffentliche Meinung. Wäre DeutschlandmitseinemVesitzstandzufrieden, dann, sagtderPeer von Englandundder Mann aufderStraße,würdeesGreys Vorschlag gern annehmen. DerKanzlerdesDeutschen Reiches hatihn unannehmbargenannt;jedeHoffnungaufeinenVertrag,

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312 DieZukunft-

der dieStreitkräfte zweier Mächtebindet,utopisch.Das entschei- dendeWort istgesprochenworden. Dürfenwirfroh sein?«

DieseFragewurde imFrühjahrhier gestellt. »Derbritische Vorschlag,denWehrmachtumfangzubegrenzen,bot Staatsmän- nern einRhodus, aufdemsichdieSpringkrafterprobenkonnte.

Was hätteVismarck aus solcher Situation gemacht! Auchein Kleinerer vermochte ansehnlicheMengenvon dem Voden zuern- ten,aufdenGrey sich soweitvorgewagt hatte. Zustimmen, Spe- zialvorschlägeerbitten, mitartigstemDank amendiren, an das Spalier glaubwürdiger VegeisterungBedenken von dunkelster Föhrenfärbungranken,sich neigenoderbäumen,vetterlichlächeln odersorgenvoll dreinstieren, bis,inkompromittirendem Hinund Her,derGegenkontrahent so weichundpalpable gewordenwar, wieman ihnhabenwollte: dawar viel zuerlangen.Unter allen ZünftigeneineStimme,daszwirs täppischgemachtund ausdem psychologischenMoment nichtsherausgeschlagenhaben.«Der konnte ergiebiger werden,alsim Mai draußenzuahnenwar.

Schon hatte Muley HafiddieFranzosenalsHelfer nach Fezge- rufenundHerrvonKiderlen (nachdemhübschenSpottwort Ga- brielsHanotaux)indermarokkanischen SachedieGelegenheitzu starkerMarkirung seinesAmtsantrittes gewittert.Wer dieFran- zösischeNepublikingeduldigeFügsamkeitzwingen wollte, mußte sichderMöglichkeitfreuen,Englands Antrag,imTon klugerHerz- lichkeit,Monate langzu erörtern undso,durchdieBeschäftigung mit verschiedenem Gesprächsstoff,dieEinheitderWestmächte wenigstens füreinWeilchenzu lockern. Wenn dieAllgemeine Elektrizität-GesellschaftinderTürkeieinGeschäftmachenwill, wirdihr fürdieZeitderVorarbeit unddesAbschlussesein An- tragderDeutschenBank,einander fortan nichtdieHandelswege zusperren, besonderswillkommen sein:weilerdem schwebenden GeschäftdieGefahr mindert,durch denEingriffderimOrientmächs tigstenBankgestörtzu werden. Solange sieaufanglo-deutsche Verständigungüber dieFlottenrelation hoffen durften, hättendie HerrenAsquithundGrey Frankreichgesänftigt,nichtinWuth gehetzt DochinderWiegewarddieHoffnunggewürgt. Herrvon Vethmannkonnte sagen:»Wirwerden uns niemals unter frem- denMachtspruch beugen; niemals einobligatorischesSchiedsge- richtanerkennen. Gern aberjedenVertrag abschließen,der uns

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Finish. 313 nicht Unwiirdigeres zumuthetals demanderen Kontrahenten.«

Erhatgesagt: »EineVerständigungüberdieGrenzenderWehr- machtist unmöglich«Seitdem mußteEngland,um seineZukunft zusichern,neue Freundesuchenundvon denalten,wie vonsich selbst,diehöchsteKraftleistungfordern.Konnte die Bankanders handeln,der diegrößteJndustriegesellschaftdenEinigungwunsch abgelehntunddieMöglichkeitgelassenhätte,derSpröden schnell einwichtigesGeschäftzustörenJBismarcksPolitik,sagtHanotaux (mit dem,als ernochamQuaid’Orsay regirte, selbst Holsteins Preußenherz gutauskam),,,wardochgewißkräftig;aberauchweit- sichtigundihrerZiele bewußt.Wo sieGewalt anwandte, galts einem erreichbarenZweck,zudessen WerthderKraftaufwand in richtigemVerhältnißstand,unddieLinie desHandelnswar,vom Anfangbis ans Ende,weislich besonnen. HabendieEpigonen diesen Brauch verlernt?«Seit demdreißigstenMärztag mußte England«überzeugt sein, daßimDeutschen ReichderWille zur Machtmehrung mitrauhemRuf jede sanftereStimme übertöne; mußtedieLiberaleRegirung,dersooft nachgesagtworden war, daß sieiminternationalen Geschäft durch Schwachheit sündige, nachderGelegenheit ausspähen,die AblehnungdesDezember- antrages zurächenundvor demvondeutschemWunsch begehr- tenGebiet einen Graben zuziehen.DieGelegenheitkamschnell.

ErstdieErinnerungandenMärzvorgang lehrt einhaltbares Urtheilüber dasin denletztenNovembertagen ausWestminster Gehörte finden.SirEdward Grey: »Deutschlands Kraft istdie besteBürgschaftgegen denVersuchanderer Länder,mitdiesem starkenReichStreit zusuchen.DieOeffentlicheMeinung Deutsch- lands kannabernicht verkennen, daßeineNation, die über das größteHeer-derErde verfügt,die einegroßeFlottehatundeine nochgrößerebauenwill,mit derFurchtfriedlicherMächterechnen muß,dieses25eerunddieseFlottekönntezumAngriffbenutztwer- den. Deutschland,dasaufseineStärkestolz sein darf, mußdes- halb,wie mirscheint,allesihmMöglichethun,umdenVerdacht zuentkräften, daßeseinen Angriffvorbereite. Wir habenden ernsten Wunsch,mitdemDeutschenReichalsmit einergleichbe- rechtigten Machtzuverkehren;wirdenkennichtdaran,ihm inden Wegzutreten,aufdem es zufriedlicherVereinbarungüberafris kanische Gebietstheile zugelangenhofft;undichwerde,wasich

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314 Die Zukunft.

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irgend vermag, thun,um unserVerhältnißzudiesem Reichzu bessern.« HerrVonar Law, Valsours Nachfolgerander Unter- hausspitzederKonservativenPartei: »DievonunsererRegirung getriebene Politikwar richtig.Wir gönnendemDeutschen Reich denPlatz,denessich aufderErde erobert hat,und trachten nicht,esan neuer Vergrößerungzuhindern.« Premierminister Asquith: »Nachmeiner Rede vom siebenundzwanzigstenJuli konnte nur Einer,deruns fürunredlicheMenschen hielt,uns dieAbsicht zutrauen, demzwischen FrankreichundDeutschland jetztabgeschlossenenVertragHindernissezu bereiten. Wirwollen denFriedenund suchen nichtGründe zuirgendwelchemStreit mitanderen Mächten.«LordLansdowne,GreysVorgängerim Auswärtigen Amt,dermitDelcassådie Entente Cordiale verein- barthat: »GreysRede isteinederbedeutsamsten,diejevonder Lippe britischer Minister kamen.Jch glaube, daß inDeutschland, wieinBritanien, derWunsch nachfreundlichemBerkehrund nach ruhiger Beantwortung dernoch schwebendenFragenfortlebt.«

BiscountMorley, derBiograph Cromwells undVurkes,Wal- Polesund Cobdens, mitseinendreiundsiebenzigJahren noch derkühnsteDenker desOberhauses: »DeutschlandsrascherFlot- tenbau erzwingt,weil erauchuns großeAusgaben aufbürdet, unsereAufmerksamkeit,darfuns aber nichtdas Gefühl herz- licherFreundschaftfüreinLand rauben, dessenEhrgeiz nicht nurleicht verständlichist,sondern sogar erhaben genanntwerden kann. Ein Volk,das aufallen Gebieten so ungemeine Fort- schritte gemacht hat, mußsichRaum wünschen,aufdemder im alten Haus überschüssigeTheilgedeihenkann,ohne sichvon seinem Volksthum, von denhohendeutschenJdealen zulösen.

Und ansolchemRaum fehltesjaunter derSonne nicht« Eng- lands Märzantragwar abgelehnt, Englandwar seit fünfMo- naten verdächtigtworden,denFriedensfchlußzwischen Deutsch- land undFrankreichzuhemmen:keinUnbefangenerdarf danach dasEcho,das ausWestminsterüber den Kanal klang,unfreund- lich schelten.DieVriten haben würdigund höflichgesprochen;

weder Furchtgezeigtnoch herausforderndeWorte über denZahn- wall geschickt.Sie möchten,KonservativewieLiberale,mitdem Deuts chenReich,dess enWachsthum siebeunruhigt, dessenNieder- werfung ihnen höchstensmitrussischerHilfenochdenkbar scheint,

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Finish. 315 inFriedenlebenundwärenfroh,wenn essichentschlösse,ihnen in derislamischenWelt denBorrang zulassenundsie nicht mehr, durchhastigen Flottenbau,zuschwererschwinglichemGeldauf- wand zuzwingen.DieSchanzendieserWünschekönnensie nicht räumen: Jndienist verloren,wenn dieMohammedaner sichgegen sdasHäufleinweißerHerrenwenden,und der(nicht aufDemokratie eingerichteten)ReichsruhewirddieMasse gefährlich,wenn sieihre HoffnungvonderUnersättlichkeitderWehrmächtebedroht fühlt.

DaßEnglanddiesmal denfreundschaftlichstenTonanschlagen werde,warvorauszusehen (undist hiervorausgesagtworden).Der blasseJulmondblicktaufeineandereErde alsdieSeptembersonne.

Turko-italischerKrieg (dessenFolge, wenthalien seinenWillen durchgesetzt hätte,einBalkanbrand gewesen wäre).Revolution in China,wobritischesMißtrauengegenJapaner undYankees auf derWacht sein muß. Rußland,das sichzueuropäischerAktion noch nichtstarkgenugdünkt,dochschonwieder an demSchloß sei- nesSüdmeerkäfigszu zerrenbeginnt,suchtinOstasienundinPer- sien seingesunkenesAnsehenzuhebenund bringtdurch jähes Handeln,dessenUngestüman dieGewittertage Jgnatiewserin- nert,denaufMusulmanenfreundschaftangewiesenenlondoner Partner in argeVerlegenheit.DiePflicht,diestärkstenGeschwa- der,alskleet inbeing,inderNordseezuhalten, muß jederMini- sterundAdmiral Britaniens insolcher Zeitals drückendeLast empfinden. England,dasgerade jetzteinen (von Veressorder-

sehnten)BefehlshaberwechselinderMarine für nöthighielt, sprach höflich,weilesmorgen seine SchiffeinsüdlicherenGewässern brauchenkann unddrumDeutschlands Groll schwichtigenmöchte.

Höflichdurfteessprechen:dennseinerSommerwünscheZiel warderreicht. HerrvonBethmannistanderer Meinung. Jnei- nerNede,die alsParlamentstaktikerleistunghöherstehtalsjeeine von ihmgehaltene,diefreilichabernur rasch verhallendeWort- schällebietet, hatergesagt: »Wir haben erreicht,was wirerrei- chenwollten.« Was habenwirerreicht?Erstens:einenWirth- schaftvertrag,deruns inMarokko genau dieselben Recht giebt wieallen anderen SignatarmächtenvonAlgesirasund derbis heute nochvon keinerdieserMächtealsBerheißungneuen Heils begrüßtworden ist.EinenVertrag,ausdessenWortlaut nur ein allzu HarmloserdieHoffnung schöpfenkann,dasdeutscheGe-

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316 - Die Zukunft.

werbe werde sichimScherifenreichdenselbenRaum erorbern wiedasderwarm imProtektoratsrechtsitzendenRepublikEinen Zustand,deruns schon aufdemPapier imWesentlichstenun- günstiger istals der1909 vereinbarte. DieStaatsbank, an die Artikel 34derAlgesirasaktedennach Schatzscheinen langenden Maghzen wies,verliert sacht ihr Vorrecht undFrankreichkann seinemarokkanischen Schatzgeschäftedann mit pariserBanken machen,diefremdem Einflußunzugänglsichsind.JndenHaupt- kommissionenkann Frankreichs überwiegendeMacht mit der DeutungdesZollgesetzesunddemZuspruchnach Submissionen schalten,wieihrbeliebt-EinfranzösischerAdministratorderStaats- bankhatalljährlichÜber dasEisenbahnwesenzuberichtenund kanndemBerichtdievom InteressederSchutzmacht geforderte Farbegeben-DieRepublik,derdieAusbeutung dergrandesentre- prjses(Häfen, Eisenbahnen, Straßen,Telegraphen)vorbehalten bleibt, ist nichtgehindert, durchdieGewährungvon Jmportprä- mien anihren europäischen Grenzendieerstrebte Gleichheitder Ausführbedingungen für Eisenerzeunschädlichzumachen.War- umsuchenunsereBankenihrenmarokkanischenVesitzloszuwerden?

Warum habendie Brüder Mannesmann, nachdem ihre Bitte, dieUnterzeichnungdesfrankosdeutschenAbkommensfüreinkur- zes Weilchenzuvertagen, inderWilhelmstraßetaubeOhrenge- funden hatte, sichindas Jocheiner (so langehartnäckigabge- wehrten)Franzosenmehrheit geduckt?Weil deronembervers tragdenaus demJahr1909überlebendenHoffnungrestvernichtete.

ZweitenswarddieAngliederung vonZackenundZipfelnerreicht, inderenKlima derEuropäer nichtarbeiten kann,dievonSchlaf- krankheitund Raubbau verwüstet,nur durchdieDüngungmit DutzendenvonMillionen vielleichtzusanirensindundzu deren Empfehlung HerrvonLindequistum keinen Preis auchnur ein armes Wörtchen sagenwollte. (Unbegreiflich, daßimReichstag nicht gefragt wurde,werdiesesGebietdenn aus eigenerAnschaus ungkenne, aufwessen Gutachten derKanzlersich gestütztundwes- halbernichtvordemVertragsabschlußdieGouverneure vonKas

merun undTogo nach Aequatorialafrika geschicktundzuBerich-

tenaufgeforderthabeKolonialamtundKolonialgesellschaftschroff dagegen,nichteinalssachverständiganerkanntesUrtheildafür:daß eineGroßmachtmitsolchemunbesehenenGebietszuwachsprunken

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