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Die Zukunft, 16. Dezember, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 11.

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XX. Jahrg. xetlüyden16.Dezember1911. It.11.

Herausgehen

Maximilian Hardm

Inhalt:

Seite Psralipomena ....·......,........ .......·M Grotzdeukkchland VonK a rlJ ents ch.................M pcqchvlogie desKnustkamnwan Von21d olp hV o nath.........354 Das-Bismarrkdenkmal beiBingerbrücck VomBat-rothU enInei fte r .... 7

DieTskttksppks VOUHanS Müller .................358

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Berlin, den 16.Dezember 1911.

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Paralipomena.

«HeParteien, denendieErhaltung desNeichselends Stim- menzuwachsverheißt,hüten sich,jetztschoneinenPersonen- wechselzufordern,und würden knirschen,wenn höhereGewalt ihnenvor derWahldenVethmann nähme, der,wieJesusden Frommen, ihrHort,ihreZuversichtist.Vor vierzehn Tagenist dieser Satz hiergesprochenundseitdemdurch manches Symptom alsrichtig erwiesenworden. SchondieVorstellung, derHerrOr- dinariuskönnenochvor derWeihnacht demAuge entschwinden, hatdieUngeberdigstenverhöfcicht.Grimme Wölfe,diedenfünfteu Kanzler s0langewüthendumheulten, begnügen sichheutemitmil- demGebrumm; unddievorgesternUngeduldigenhabendieHofs- nung angedeutet,denMann, derihnendasWahlgeschästmachen

·soll,n0chsüreinWeilchenaufseinemMagisterstuhlzusehen.Na- türlich:dasStreben,Bourgeois undLohnarbeiter,dieBertheidi- ger unddieBedrängerderKapitalistenfestung,zustarken,felddienst- fähigen Vataillonen zueinen,würdesinnloses Knabenspiel,wenn vordemVlick derbuntenSchaarsich nichtmehr HerrvonBethmann AUskeckte-sein(beseuszteroderbelächelter)Namenicht,wie ein Wer- berfähnlein,von allenKreuzwegenNekruten herbeiwinkte. ,,Nur jetzt noch solleruns bleiben; sonstwärenalleSchlagwörter,alle sorgsam gestanztenBlechmarkenmorgen entwerthetuudder-Aus- wand vielerMonate fruchtlos verthan.«OberdieUrsacheder Sänstigungahntoder,wiebisher stets, verkennt,was sichrings umihnregt-? Nochscheint ihmum seineGottähnlichkeitnichtbang

»DieMittheilungen, die in derSchlußsitzungdes Reichstages

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340 « DieZukunft.

der Reichskanzler über diedeutsch-englischenAuseinandersetz- ungen währendder Marokko- Verhandlungen gemacht hat, haben im nationalen Sinn einigendgewirkt.Das Trugbildeinerschwach- müthigenHaltungunserer Diplomatie mußteangesichtsderöffent- lichbekannt gewordenenEinzelheiten derdiplomatischenVor- gänge zerfließen.Mit mehrerenFabeln überdeutsch-englische Vorkommnissehabendie in derBudgetkommissionund imPle- num desNeichstagesertheilten Auskünfteaufgeräumt.«Das ist einPröbchenderLobhudelei, dieHerrvon Bethmann aus der GesindestubeinsReich schleppen läßt.Um zubeweisen, daßnur

Tröpfe,inderen taubes OhrdieWeisheitfpriichederSalomo und Bostius niedrangen,ihn füreinenPhilosophen ausgebenkonn-- ten? sitacuissetl Dann brauchteman sichmitdemeklenKram fürs Erste nicht mehrzubeschäftigen;könnteichbei demUrtheil bleiben, daßdieeinstweilenletzteRede desKanzlerszwarnur rasch verhallendeWortschälle bot,alsVarlamentstaktikerleistung aber (Samiel-Hammann darf sichseinerold parliamentary hand rühmen)höher standalsjeeinevon ihm gehaltene.Das gehtnun nicht mehr.Sodreister Versuch,wieder dieWahrheitzutünchen, darf nicht hingenommen werden. Der imSommer, imHerbst miterfreulicher OffenheitausgesprocheneTadel war ungerecht, ward alsungerechterkannt und aus reumüthigerAndachtblickt- die Nation zuihren Geschäftsführernauf?SolcheBehauptung wäre eineruchlos frommeLüge.DieVertreter desdeutschenVol- kessindwienaseweise Bengel behandelt worden,denen man das Dreinreden mitallenerreichbarenMitteln zu verleiden trachtet- Als ihnendiefrankosdeutschenVerträge vorgelegt wurden, ließ.

derKanzler ihnen nichteinmal die zuflüchtigerPrüfung nöthige Zeit.(Wer nichtwenigstensdie vierGelbbücherüber die Affaires duMaroc,dieGeschichtedesanglo-scherifischenVerkehrsundder Kongostaatenbildung durchaus studirt hat, dürfteüber den Ge- genstandgarnicht mitsprechen-)Was ihneninderKommission- gezeigt wurde,war unvollständigoderkünstlichgefärbt.Undals siedasUrtheilletzterJnstanzzufällen hatten,waren ihre Koffer gepacktund ihre Wünscheeilten indieWahlkreise,zuderenDurch- pflügungvorderFeststillenureinpaarTageblieben.Wardirgend-

wojedieBeantwortung einer fürdieVolkszukunftungeheuer wichtigen Frage mitso bewußterAbsicht erschwert?Amersten

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Paralipomena. 341 Morgen mußtederReichstagAlleserfahren,wasihm, ohneGe- fährdung deutscherJnteressen,gesagtwerdenkonnte; undnichtin seinerletztenDämmerungdurfteerzumEndspruchberufenwerden.

Wer magdennnoch ernstlich arbeiten,werauchnur ausführlich reden,wennerweiß,daßermorgen nichtmehrAbgeordneterist und Alles,was Hirn,LungeundZungezuleisten vermag, aufbieten muß,umsichwieder in die Glorie des M.d.R.zuheben?Trotzdem hatkeinFührereiner großenFraktionamfünften Dezemberge- sagt, seitdemneunten November seien ihmThatfachenbekannt geworden,unter derenWuchtsich dieMeinung gewandelt habe;

nichtein·einziger.ManchesTrugbildist»zerflossen«,mitmancher Fabel »aufgeräumt«worden ;die aberwaren nichtvon denGeg- nern derFirmaBethmananKiderlen gemaltundersonnen, son- dernunter staubigenAmtsdächern entstanden. Undkeine Mit- theilungdesKanzlers hat »imnationalenSinneinigend gewirkt«.

Welchedenn? »Wir wollten und mußtenmitFrankreich allein verhandeln.«Nichteinen Taglang hatHerrvon Beth- mann mitFrankreichallein verhandelt. Jmmer habendie Vot- schafterFrancisVertie undPaul Eambon mitgewirkt;derKanz- lersagt selbst:»Frankreichstand (SirEdward Grey hatDasmit- getheilt)währenddesganzen Verlaufes derVerhandlungen in intimem Meinungaustausch mitEngland und erbat beiallen Fragen, dieenglischeInteressenberühren konnten, Englands Rath.«AmsiebenundzwanzigstenJuliließdieberlinerRegirung denStaatssekretär Grey, »dessengroßeLoyalität sich so oftbe- währt hat«,durchdenVots chafterum »eineöffentlicheErklärung«

bitten, »daßEnglandeinen erfolgreichen Abschlußderdeutsch- französischenUnterredungen gern sehenwürde«;dadurch(stand indemaide—m6moire)könneFrankreich beruhigtundeinerasche Verständigung ermöglichtwerden. Einefast demüthigeBitteum britische Vermittlung; fünfTagenachderunverschämtenRede desSchatzkanzlersLloydGeorge. WelchenWerth hat danach dieBehauptung, DeutschlandhabemitFrankreich,,allein«ver- handelt? »Wir mußten aufdieOeffentlicheMeinung Frank- reichsRücksichtnehmen-«Das sagteinKanzlerdes Deutschen Reiches. Und ist nochim Amt. DieOeffentliche Meinung des Landes,dasihnbezahlt, dessenGeschästeer(leider) führen darf, verkümmert ihmkeineViertelstunde;nur aufdieFrankreichs

ZU-

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342 - Die Zukunft.

mußer»Rücksichtnehmen«. Vielleicht hat schoneinNachfolger Vismarcks sogedacht;keinerwar soentschüchtert,daßerSolches auszusprechenwagte.EinVrite,Franzose,Russe,Japaner oder Türke,einSerbe sogarkönnte nie wieder vordasParlament hin- treten, dem erdiesen Satzzugemuthethätte.DerDeutsche, der ihnüber dieLippe ließ,wird nichtvomGeheul zorniger Scham ins Dunkel gescheucht;kann sichvier TagedanachmitderVe- hauptungbrüsten,seineRedehabe»imnationalen Sinn einigend gewirkt«.ErschickteinKriegsschiffnach Agadir: und läßt fein Handelndann»insbesonderevonderRücksichtausdieOeffentliche MeinungFrankreichs« bestimmen.Erwill,um jeden Preis, mit Frankreichallein verhandeln: und erfleht,fünf Tage nacheiner vorbedachten,weithinwiderhallenden britischen Jnsolenz,Eng- landsVeistand. »UeberdenAbschlußderVerhandlungenhatuns England amtlichseineVefriedigung ausgesprochen.«(Natürlich:

denAbschluß auf dieser Basis hatteesstetsgewünscht; hättees schonim Mai denVarisern empfohlen.) »Und trotzAlledem hat sich einZustandentwickelt,derenglischen AugeneinenKrieggegenuns tiahrückte.« (Weil englische Ohren nicht glauben mochten, daß Deutschlandeines heißenEierkuchens wegensolchenLärmmache.

Weil dieLeute derWilhelmstraße aufeinehöflicheFragedrei Wochenlangkeine Antwort gegebenunddadurchdieAnnahme erzwungen hatten,einungemeingroßesVlanen solle verschleiert bleiben.)»Wenn sichalleLagerso heißlaufen,mußdieMaschine irgendeinen Defekt haben.«AnseinenBildern solltJhrihner- kennen.Dieähnelndenen derwinzigstenSchreiber. »DerStarke brauchtseinSchwert nichtimMund zuführen.«Eingräulichdür- rer undkrummerGedankensplitter. JstdasftählerneKriegswerks zeuggemeint:wiesiehtdas Maulaus,zwischendessenZähnenauch nur einesKnabenSäbelPlatzfände?WardasWortmetaphorisch angewandt: wiesiehtsindemKopf aus, derdemStarken das SchwertderRede versagt?Von solchen Katachresenwimmelts in den«-Reden deshuckebeinernenKanzlers.EineGesammtheit,deren einzelneTheilegemeinsamem Zweckdienende Arbeitleisten,nennt derTechnikereineMaschine.Dient dieArbeit derAuswärtigen Aemter inLondon und Berlin demselbenZweck?Nein. Dennoch sprichtHerrvonBethmann voneinerMaschine.derenLager »sich«

heiß laufenund derenlondoner TheiledeninBerlin bedienten

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Paralipomena. 343 dieArbeit erleichtern müßten. »VonBismarcks Vildern,Tropen, Metaphern wirdzu vielgeredet.Hohenfinowliefert mindestens ebenso guteSorten wieVarzin«. Noch herrlichersindaber die ins Historisch-PolitischelangendenSätze.AusdreiReden dreiPro- ben.Neunter November: »Die Voraussetzung derAlgesirasakte war einselbständiger,das LandthatfächlichbeherrschenderSul- tan,imStande, dievorgesehenenReformen durchzuführen.«Hat dieserunwahrscheinlichsteallerKanzlerdieAktejemals gelesen?

JhreVoraussetzungwar einunselbständiger,machtloser Sultan, der unter VormundschaftgestelltundzurDurchführungder Re- formen(Polizei,Finanz,öffentlicheArbeiten, Zoll, Steuer,Con- trebande) gezwungen werden konnte. ZehnterNovember: »Wie könnenSie behaupten,derZugderJtaliener nach Tripolis sei eineFolgevon Agadir!«Wie könnenSie,HerrvonVethmann, esauchnureineSekundelangleugnen? Derfranko-italischeBer- trag(Delcafså-Prinetti)bestimmt, daßFrankreichinMarokko nicht von denJtalienern,-Jtalien aufdemValkan, inTripolis und derKyrenaikanichtvon denFranzosen gestörtwerden solle.Als dieberliner derpariser Negirung dieMöglichkeit bot,Marokko alseineProvinz der Republikeinzugliedern,·muszteJtalienflink dieAnnexionTripolitaniens vorbereiten: sonstwäre esauchum dieses Land,wieeinstum Tunesien,gekommen;wäre dietürkir sche Küstengarnison verstärktundderPanislamismus alsHelfe- herangeholtworden. ObdieFranzosennachUdjidaoder nach Fez Matfchirtemkonnte denJtalienern gleichgelten; daßDeutsch- land demNachbardieHerrschaftüber Marokko antrug, triebsie zurMobilmachung Fünfter Dezember:»Der englische Minister desAuswärtigenhat gesagt,dieEntsendungdes,Panther«nach AgadirhabeVesorgnisseerregt; derZugderFranzosennachFez und dasVorgehenSpaniens scheintinEnglandkeinerlei Ve- sorgnifsefürdiemarokkanifchenInteressenhervorgeruer zuha- ben.« Man glaubt, einen Weltfremdling zu hören,derden Nostradamus besserkenntalsdasBuchneuer Staatengeschichte.

Amachten April1904 hatEnglandderFranzösischenRepublik, alsdenPreis für ihrenEintritt inEduards antideutschenCon- cern, Marokko überlassen,ihr,inGeheimartikeln,auchschondie RechtederSchutz-sundVerwaltungmacht zugesagt:soll es, sieben Jahredanach,»beforgt«sein,weilFrankreichseinen Rechtsan-

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344 Die Zukunft.

spruchzuverwerthen beginnt? Oderunruhig werden,weil die spanischeFilialedieAuszahlung derHypothekensumme verlangt?

VritanienlebtmitDeutschland inHader,mitFrankreich inFreund- schaft,mitSpanien imVerhältnißdes Vormundes zum MündeL Vritanien hatdreiViertel vonMarokko denFranzosen,einBier- teldenSpaniern zugedacht.Kann eindeutscher Kanzlerdarüber staunen,daßderdeutschePanthersprung, nichtderVormarsch französischerund spanischerTruppen,inLondon die Stirnen um- wölkt? Wir haben auf jeden Einflußin dierussischeZonedes Perserreiches verzichtet;wenn dortplötzlichJapaner auftauchten undderDeutsche VotschafterinTokioAufklärungerbätei dürfte Greydann ironischfragen,weshalbman inBerlin zwardurch diejapanische, doch nicht durch die-russische Jngerenz sichbean- ruhigt fühle? HerrvonBethmann aber bescheinigtsichmitleuch- tendem Auge, daß seine Sammlung sinnlos verhallender Wort- schälle,,imnationalen Sinn einigend gewirkt habe.«sjtacuisset!

DadieAnnahme, daßerwider besseresWissenFalsches aussage,verboten ist,bleibt nur die andere: daßerdieGegen- stände,dieeröffentlich,aufdemPlatzdeshöchstenReichsbeamten, beredet,nur aus hastigerOberflächenbetrachtungkennt. Diese traurigeNednerei wäreunmöglich,wennimReichstageinSach- kundiger säße.Das Geprahl, siehabe Alldeutschland,habe auch nur einHalbdutzendwacherJünglingeüberzeugt,fordertdie grausamste Rüge heraus.Die zurletztenFreifahrtErsterKlasse fertigenAbgeordnetenwarensanft; dieklügerenlächeltenüberden Harmlosen, der, nach ruhmlosverlorener Schlacht,sichinFeld- hcrrnposestrafftundinderMannesbrustdenMuth seine Spann- kraftübenläßt. »Meintet Jhr etwa, ich habedenSieg erstrebt?

Fielmirnichtein.Was erreichtwerden sollte,ward erreicht. Hat derFeindnun nichtdasFürchten gelernt,dannsoll ermichkennen lernen.«Noch aufderRetirade jederZolleinHeld.Und nochim Kollet einOberlehrer,derfuchswild ist,weileinKollege ausge- plaudert hat,was im·Konferenzzimmer neulich geschah.Dieser Greyzwingt Einen,zuentschleiern,was(,,insbesondereausRück- fichtaufdieOeffentlicheMeinungFrankreichs«)niemals demLicht ausgesetztwerden sollte.»Verhandlungnur zwischenuns und Frankreich,nichtunter ZuziehungDritter. Durchnichts, durch keinenEinflußvonaußenodervoninnen habenwirunsvondie-

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Varalipomena. 345 sem Programm auchnur um einen Schritt abdrängenlassen.Jn derVankettrede des englischen Ministers LloydGeorgewurde Deutschlandnicht erwähnt.EineBedeutung gewann sie dadurch, daßdiegesammte französischePresseund eingroßerTheildereng- lischen siein einer chauvinistischen,gegen Deutschland gehäfsigen

"Weise interpretirte unddaß dieserInterpretation vonenglischer Seite inkeinerWeiseentgegengetreten wurde. Jchhabe mich veranlaßtgesehen, dieseDinge durchdenKaiserlichenVotschafter inLondonzurSprache bringenzulassen.Dieenglische Negirung hat danachkeinerlei Wunschmehrzu erkennen gegeben, sichan unserenVerhandlungenmitFrankreichzubetheiligen.Daßdie Rede dazu benutztworden ist,gegen diedeutsche Negirungden VorwurfeinerunsicherenundfchwächlichenPolitikzubegründen, muß ich bestimmt zurückweisen.Thatfächlich ist unser Programm einer verständigenAuseinandersetzungmitFrankreichohneEin-

mischngDritter durchgeführtworden«. Nichteinerdieser stolzen Sätzevom neunten November ist nach GreysNede haltbarge- blieben. Vorfüanochenhießes: »Unsere Verhandlungen mit Frankreich sindohne Unterbrechung aufbeiden Seiten von dem Bestrebengetragen gewesen,zu einem fürbeideTheileannehm- barenGeschäftsabschlußzu kommen. JnkeinemStadium derAns gelegenheitistvon irgendeinerSeite eineSprachegeführtoder einAnsinnengestellt worden, das mitderEhredes einen oder desanderenTheilesunverträglichgewesenwäre«.VomJulibis -.in denNovemberalsohellerHimmel,unter deminnüchterner Seelenruhe einannehmbarer Gefchäftsabschlußerstrebtwird.

NachderDebatte imUnterhaus mußderHerr Kanzler seinen Wetterbericht gänzlichrevidiren. »Wir sind durcheineschwere und ernste,durcheine bedrohlicheZeithindurchgegangen. Das hatdas Volkrichtiggefühlt.«Derfürs Neichsgeschäftallein ver- antwortliche Beamte aber bestritten. DieserSirEdward bringt Einen indieunbequemstenLagen. Jm höflichstenTonsagter,die amtliche berliner Darstellung sei unvollständig,inWesentlichem unrichtig,dieVerletzunginternationaler Schweigepflichtmitguter Diplomatensitteunvereinbar gewesen;undsein Scherzwortüber den»politischenAlkoholismus« wecktringsum leise Heiterkeit.

Der altadeligeWhig,derdenLords härteran denLeibwollte als derbürgerlicheSchatzkanzler(undin derPeerskammer drum

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346 DieZukunft.

manchen Feind hat), ist Theobaldo Magno fast so lästiggewor- den wiederkonservative HerrvonLindequist.Beiden solltedes- halballes Erläaglicheans Zeuggeflicktwerden. Wider allen Brauch sprach HerrvonVethmann imReichstagüberbritische Kriegsvorbereitungen, dieamtlich geleugnet,nur voneinem ver- ärgertenOffizier bezeugtworden waren. SchlechteManier. Wo- zugewinnenwar,wurdenichtsgewagt.WoeinstweilenkeinOfen zuheizen ist,wirdmitglimmendenKienspähnengespielt.

Nichteinevon ernsthaftenTadlern desAgadirspektakelsund seinesJammerendes angeführteThatsacheistalsunwahr,alsin denNachtbereichderFabeln undTrugbilder gehörig erwiesen worden. Das VolkmitMärchenabzuspeisen,das Bild empören- derWahrheit seinemforschendenVlickzuverhüllen: diesesschäd-- lichenBersuchessinddieeiferndenLoberderSozienschuldig,die mit einemGetös,alsgeltederKampfeinerKrone,imSonnenlicht auszogen undabends einelahme,räudigeMähre heimtrieben.

(Wiedunkles Verhängnißwirkts, daßJeder,derdiesengrauen HäupterneinKränzleinwinden will, aufderLorbersuchesichin Sumpf oderDickicht verläuft. SelbstdenGeneralfeldmarschall Colmar von derGoltz,dereinweitsichtiger Truppenführer,doch einkurzsichtigerPolitiker ist, hat diesesSchicksalereilt. Zuden Leserndes»Lokalanzeigers«haterdurchden Mundeines Me- diums,zu denen der,,Woche«persönlichgesprochen.»Weilwir Marokko demvorwiegenden EinflußdesbenachbartenFrankreich überlassenhaben, sollenwirdas in denletztendrei Jahrzehnten mühevollaufgebaute guteVerhältnißzum OsmanischenReich selbst zerstört haben. Woher solldieVerpflichtungDeutschlands kommen, derTürkei halber fürdieUnabhängigkeitMarokkosein- zutreten, fürdieDieseselbstsichmitFugundRechtniebemüht- hat?Was würdewohl FürstVismarck zu einersolchen Schluß-—- folgerung gesagthaben?«Das läßt sich errathen. »Jhre Frage- stellung, HerrMarschall,ist falsch. Nicht ,derTürkeihalber«waren wirverpflichtet, fürdieUnabhängigkeitMarokkos einzutreten,.

sondern,weilderKaisersichdafürmitseinemAnsehen eingesetzt

"

hatte.DieReden an Saladins Grab undinTanger:Das ver-

pflichtet.WirhabendenTürkenvielversprochen,abernie,weder am Sinai nochaufdemValkan,geholfen.Mit unsererZustim- mung hat Oesterreich ihnen zweiProvinzengenommen, ist Ruß- landin dieVerschalungPersiens eingedrungenzunsere Konsums-

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Paralipomena. 347 flaggeschütztdieItaliener,derenHeimathregirung derTürkei den letzten afrikanischenBesitznimmt;undwirbieten denFranzosen Marokko aufdemPräsentirtelleran. Meinen Sie, daß danach auchnur derScheinmusulmanischerHerrschaftüberEgyptenund Tripolitanien zuwahren seinwird?Deszlam sieht,daßwirBer- sprochenesnicht haltenkönnen,auch,sobalduns einTrinkgeldin dieHandgestecktwird,nichthaltenwollen; erinnert sichderkaiser- lichenBürgschaftfürdieUnabhängigkeitund Unantastbarkeit Marokkos, desAufrufes andiedreihundertMillionen Moham- medaner,indemDeutschenKaiserihrenFreund zuerblicken;ver- gleichtWortundThatundfindet,daßunsereLeute gegendietrjple entente niewas Brauchbaresausrichten. DieseWahrnehmung muß unser,gutes Verhältniß«zumOsmanischen Reich zerstören.

Merkwürdig, daßSie esbestreiten. Jch hätteniesolcheTürken- politikgemachcknochgarmich aufeineislamischeDemokratie zu stützenversucht-Diemußeines Tages ja doch nach Westenten- diren. Der würdeich jetztinaller Stille Oesterreichund Nuß- land aufdenHalshetzen,diesichüber dieMeerengenöffnungund über dieWege nachSaloniki undBender Abbas verständigen undsoeinenfestenDreikaiserbundvorbereiten könnten.Aufden gefährlichenBerfuch,England,mitseinenhundertMillionean sulmanen,imReichdesKhalifen zuüberbieten, hätte ich michnicht füralleSchätzeVagdadsund alleTracenAnatoliens eingelassen;

wohinerführt, zeigt sichja jetzt: schnelleralsderFlottenwettlauf inantideutfche Koalitionen. Wäre ich durch kaiserlicheJmpulse aber indieer kaltenEngpaßgerathen,dann hätte ich michmit beidenFüfzenaufdas VersprechendesHerrngestellt undmichge- hütet,denTürken,aufdieichinsolchemDrang angewiesenwäre, denGlauben beizubringen,daßwirgegen dürftigenEntgeltMu- kaMaUeUläUdersammtderhypothekarisch eingetragenen Bürg- fchaftdesKaisers verschachern.DieFrage, obdeervemberhans delUns imJflam schadet, müßteeinhalbwegsgelüfteter Tertia- NekbejaheU-«)Uns ward,denKritikern derbeschämendenPosse, dieArbeit nichtleicht.Und harte Pflichtband denVlutstrom.

»Wir finddurcheineernsteundschwere, durcheinebedroh- licheZeithindurchgegangen.«Uman das gesternerreichteZiel zugelangen?Dahinführtenbreite,helle, bequemeWege.Die Ab- tretungvonSumpfzipfelnundWüstenzackenwollte,dreiWochen

vorAgadir, Herr Jules Cambon inParis empfehlen,wenn als

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348 - Die Zukunft.

Zahlungausgleich derunzweideutige Verzicht aufMarokko ge- sichertwurde. Grey, Nicolson,Bertie hättengernzudiesemAbkom- men gerathen; mitso geringem Kostenaufwand gernihren guten Willen erwiesenunddasDeutsche Reich füreinelangeWeile ab- gefunden.Das siehtheute,wernichtblindseinwill.Unwahr istdie Behauptung,ohnedenPanthersprungwärendieFranzosennichtfür dasTauschgeschästzuhabengewesen.UnwahrdieAngabe,durchdie

,,deutschen Vorstellungen« (die GreymiteisigerJronieabwehrte) seiEnglandsAbstinenz erzwungen worden. Britanien solltedrei Wochengeschwiegen,nichteineFrage gestellt,dieRede desSchatz- kanzlers erst durch Preßdeutungeinenuns unfreundlichenSinn erhalten haben.Alles unwahr.AuchdieHintertreppengeschichte

von demBruchdes Amtsgeheimnisses,durchdenLindequists Abgangbedingtworden sei. UnwahrdieBetheuerung,über das ErlangteseiderWunschniehinausgegangen Gab esjedenn einenbisans Ende durchdachtenPlan? Unwahrscheinlich;sonst wäreeinSachverständigerin daseinzutauschendeLand geschickt worden« Wer eineverwohnte Laube,einenvertragenenNockaus- tauschen will, läßtdieErsatzstiickevorderEntscheidungprüfen.Das Deutsche Reichübernimmt ungeheure Landflächen,die kein zum Zeugnisz Verufenerjegesehen hat,überderen Werth oderUn- werthkeinGutachteneingefordertworden ist,diederdeutscheUn- terhändler ausdervomFranzösischenVotschaftergeliefertenKarte kennen lernte. Das ist ohneBeispielinderGeschichtemoderner Staaten.Des Reichstages erste Frage mußte sein: »Wer hatdas Aequatorialland gesehen,wer dieseneuenSiedlungstreckendurch- forscht?«Wahrhaftigkeithättedann zu derAntwort genöthigt:

»Keinervon uns; keinuns Unterstellter.Wir bekommen,was Englanduns alsTropenzuwachs gönnt;einGebiet,defsenEnt- wickelungmöglichkeitdenStaatssekretärimNeichskolonialamt so gering dünkte, daßerseinAmt,dieihmliebsteArbeit,Machtund Gunst hinwarf,umderPflichtzuleisesterEmpfehlungdieserBe- zirkezuentgehen«Dafür derMarsch durchdieernste,schwere,be- drohlicheZeit;AnsehenseinbuszeundMilliardenverlust; darum dieschroffe Abkehr derneutralenStaaten, dieHäufungderFeind- schaft,dieLockerungdesletztenBundes Capridi,Hohenlohe,Bü- low, Mars chall,NichthofemSchoen:nebenunserenUnmöglichen scheinen siefast schonGiganten.Wie lange währtdeutscheGeduld?

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