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Neunter Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums zu Inowraclaw

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Academic year: 2021

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(1)

N e u n t e r

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lUintgltdje» (Ghjmmtöiume jtt Jmmttadrt«»,

rooburd) ju ber

am » 6 . Sötärj 1879 , t>on 8 Uhr SSorgenS an flattfinhenften öffentlichen Prüfung t>ee (Schulet

ergebend einlabet

&beobor S$cmh<**& < Süntlfcv,

©irettor beS ©brnnafiumS.

I n h a lt : 1. ©ne Tlbbanblung bom ©bmnaftallebrer Dr. ©ottfrieb ©6rrt§:

„SRatberbe unb feine Seit”.

2. ©dfutnadmĄiten vom £>ireftor.

i— jiumwem

35tm! bon Sp. £>law$fi in 3non>racIaro.

1872.

(2)

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(3)

h a lb e r be uttft feine SJeit*

M n ba$ flurmbewegte fed)öief)nte 3af)rf)»»nbert ftd) feinem @nbe juneigte, f>atten in granfreicb bie politifeben unb religiöfen ©türme bereite auögetobt, unb ber halbe griebe unb bie füge ©intradjt waren jurücfgefeljrt. Oie beiben feinblidjen Parteien, in welche bie Nation gefpalten gewefen, hatten ftd)

»erföhnt unb unter baö ©cepter ber Bourbonen gebeugt; baö ©taatögebäube war auf gefunberen gunbamenten wfeber aufgebaut worben unb f)atte eine foldje geftigfeit erlangt, baß eö »ölte jwei 3af)rf)unberte f)inburcf) allen ©türmen Orofc bieten fonnte, baß nad) fünfjfg 3af)ren fdjon bie rühm#

reiche unb begpotifdje Jperrfcbaft Subwig’g X IV . möglich war.

ÜRit biefer politifeben ©ntwicflung ging bie Itterarifdje Jpanb in £anb. üßie bie politifeben unb religiöfen Bewegungen, fo feilten aud) bie literarifeben am ©nbe beö fed)gjef)nten 3af)rt)unbertd ihren »erföhnenben 2Jbfd)luß erhalten. Oaö ganje 3ahrl)unbert f)inburcf) batte man baö Bebürfniß einer Reform in ©prad)e unb Literatur bringenb gefüllt unb unauögefefct barnad) gerungen. Slnfangd batte SJicmanb wagen wollen, biefe 3Jtla6la|l auf feine fdjwacben ©djuftern ju nehmen; ba erfebien enblicb Stonfarb unb feine „B rig a b e ," um baä gefährliche ©agefiuef $u unternehmen unb ©pracbe unb Literatur ju reformiren, Die Brigabierö waren aber »on fo febtefen 2Jnfid)ten befangen unb »on fo falfcben ©runbfäfcen ausgegangen, baß jTe halb auf bie bebenfliebfien Srrwege gcrietben, auf welche fie bie meifien ihrer Bettgenoffen nad) fid) jogen. ©ie felbft waren fo fefjr »on ber Bortreff#

liebfeit ihrer für unantaflbare Dogmen erflärten Sehre überjeugt, baß fie ihre eigene Spothefe a«g»

fpracben unb fleh mit eigener £anb alö baö leucbtenbe ©efitrn ber „'Pfe/abe" an ben Fimmel »er#

festen. SKonfarb unb feine ©enoffen förberten jw ar mandjeö ©Ute ju Oage unb trafen einige wirf#

liebe Berbefferungen, aber ledere würben burd) ben ungeheuren ÜBufl fo »ieleö Berfehlteu unb ©cbled)ten erbrüeft, fo baß fie fafi »öHig wirfunggloö blieben. Die gefährlidjjie unb anmaßenbfle Behauptung, bie SRonfarb aufftettte, ging bahin, baß nur w irflid j flaffifd) ©ebilbete, ©eiehrte »on gad), wahre Dichter fein fönnten. ÜBährenb big bahin alle klaffen ber ©efellfdjaft, »on ber 5Berffiatt big jum S^rone hinauf, jebe auf ihre üßeife, ihre £anb fn ber ^oefte hatten, fottte biefeö 9ted)t fortan nur auf eine äußerfi geringe ©djaor Slugerwäblter befdjränft fein, ©owohl bie frühere literarifebe Od)lo<

fratie alö bie neue Oligarchie war »om Uebel; eg beburfte eineg ÜJlittlerg, ber Sllleg auf bag richtige 9JJaß jurücffüfjrte.

„©nblicb fam ÜRalberbe" ruft Soileau in feiner ^Joetif, gleicbfam wie »on einer febweren Saft befreit unb neu aufatf)menb aug, nadjbem er fid) burd) fo »tele febledjte IReimer hat hinburd) arbeiten müffen. Dem Ufurpator SRonfarb, ber fid) burd) eine gewaltfame llmwäljung jn r Jperrfdjaft in ber Siteratur emporgefebwungen hatte, (teilte ÜRalberbe eine ®egenre»olulicn entgegen, flürjte fü t

(4)

I I

immer t>en etteln „XJichterfönig" unb marf feinen goliantentf)ron um. OaS ©eflirtt ber «JMejabe zeigte flcf> nun als bloße ©ternfcfjnuppe, eS erlofd) unb fanf in bie tieffle ttlacht ber 3Sergeffenf)eit.

@f)e mir jur Sefprechung ber fiterarifcben Hßirffamfeit beS berühmten ®prad)reformatorS über«

gel)en, muffen mir einen flüchtigen »lief auf fein Sebeu merfen, ber unS manches ©eltfame in ben UBerfen unb Anfld)ten beS Oid)terS erfiärlid) ftnben laffen mirb.

F r ü i i f o i § i l c M a l l i e r l i e mürbe 1555 ju Eaen geboren, mo er eine febr gute Erhebung erhielt. Oa fein SSater ftd) bem '■ProteflantiömuS anfdßoß, fo litt ben Oidtter fein eigen«

thümlid) flauer ©inn nid)t mehr im elterlidien £aufe; er nahm Sriegöbienße unb flanb, ein treuer f))artifan feiner SWigion unb ber Opnafiie ber 93aloiö, auf ©eiten ber Itgiflifcijen gartet. 3« ben Kriegen ber Cigue gegen Heinrich IV . jeidjnete er ftd) rühmltd) aus, unb ©uttp empfanb einfi fd)mcr bie ungefiüme Xapferfcit beS Dichters, bem er bieś niemals ganj oerjeihen fonnte. ©pater änberte üRalherbe mit feiner ganjeu Partei feine politifchen Anftdjtcn unb mürbe nun ein treuer Unterthan JjieinrtdfS IV . Durd) eine Obe auf bie glücfiid)e Anfunft ber Königin ÜJlaria non ÜJlebici in granfreid) mürbe er allgemein befannt unb gemantt (Td) einen mädjtigen ©öntter an bem Earbinal Düperron.

Diefer, ber felbfł Oidjter mar, mad)te ben Söntg juerfl auf Sffialherbe aufmerffam unb fdjilberte ihn alö „un gentilhomme de Normandie, etabli en Provence, nomme Malherbe, qui avoit porte la poesie

„franęoise ä nn ei haut point que personne n’en pouvoit jamais approcher.“ Aber ber Äönig mar ju fehr mit politifdjen Angelegenheiten unb galanten Abenteuern befdiäftigt, um für biefeömal oiel auf bie Empfehlung ju achten unb ftd) Wiüt)e unb Sofien ju machen, fein £ofperfonal um einen Ebelmann auö ber fProoinj ju oermehren. E rfl als üflalherbc oier 3a!)re fpäter nad) <pariö fam, erinnerte (ich feiner ber Sönig unb berief ihn an feinen £ o f. Dort hatte er bcun, rnettn auch nicht ben Xitel bod) baS Amt eines £ofbid)terS unb in biefer Eigenfchaft fang er ben Dluhm unb bie fiebfdjaften JpetnridfS IV.

unb feiner ©ünfllinge. ©eine ©tellung am £ofe mar übrigens nid)t fehr glänjenb, beflänbig mußte er baS leichtoergeßlidje @ebäd)tniß beS SöuigS unb ber ©roßen an feine ©egenmart mahnen unb immer auf’S neue um Unterftühung bitten, ©ein Umgang mar auf nur menige ^erfonett befd)ränft, unb mit biefen »erfehrte er meniger ju gefelligen als ju literarifihen 3mecfen. '.Nur feinem @d)üler SKacan manbte er ftd) mit einiger SBarme unb XheÜnahme ju. E r flarb im 3a[)re 1623 ju ?a Dlodjelle ein grämlidjer, oermaifeter ©reis, ber alle feine Sinber, bie er innig liebte, unb feine ©attin in ber SSlüte ihrer 3at)re oor ftd) hatte in’S ©rab finfett fthen.

«JJlalhcrbc’S literarifdie ifierbienfłe flnb oft überfchäfct morben; man hat in ihm nicht nur einen firengen Artfiardjen erfennen, fonbern ihn auch ju einem großen Dichter flempeln motten, melcheS lefctere jebod) in feiner üöeife jugegeben merbett fantt. Aber felbfł menn feine ißerbunfle auf baS rid)tige ÜNaß *urücfgefüf)rt ftnb, bleiben ße nod) immer bebeuteub genug, unb fein Siteraturhiflorifer mirb ‘IRalherbe’ s Flamen ohne bie größte Achtung nennen fönncu. iöoifeau hat mit ber ihm eigenen fritifchen 'prägnanj ÜRalherbe’ S >ffiirfen unb iißerfe ridjtig gemürbigt:

„Enfin Malherbe vint et le premier en France.

Fit sentir dans les vers une juste cadence, D ’un mot mis en sa place enseigna le pouvoir, Et reduisit la muse aux regles du devoir.

Par ce sage ecrivain la langue reparee N ’offrit plus rien de rude al’oreille epuree.

Les stances avec gräce apprirent ä tomber, Et le vers sur le vers n’osa plus enjamber.

Tout reconnut ses lois$ et ce guide fidele Aux auteurs de ce temps sert encor de modele.

Marchez douc sur ses pas; aimez sa purete, Et de son tour heureux imitez la clarte.“

*

(5)

I I I

Sn biefen SBerfen, melcbe ganj genau, nichts mehr unb nidRS weniger, bie öebeufung ffRal*

berbeS auSetnanberfeęen, lobt Soileau, mte man ßeßt, t'bn nirgenbś als großen Dichter, fonbern bebt nur, unb baS aßerbingS mit eben fo großem Sacbbrucf als SRecbt, feine f)»f)( gormooßenbung, Sflarbeit unb ©pradjreinbeit bereor.

®?a(berbe’S ganjeS 2eben mar, mte er fetbfl auf feinem ©ferbebette auSfpracb, nid)tS als ein unauögefefcter, utiperföbnltcber Stampf für bte SReinbeit ber franjößfdjcn ©pradje unb 'poeße. 2>urd) feinen ©barafter mar er merfmürbig ju ber Soße, bie er übernommen batte, befähigt morben. ©eine ganje Satur batte etmaś ©tarreS, JjerrtfcbeS unb 33arfd)befeblenöeS, unb feine 'Flanieren maren raub, um uidn ju fagen uttgefdßadß. Jpäuölidjeö Ungfücf, ber £ob feiner ©afttn unb fo eieier boffnungS*

ooßer Stinber batte eine gemtße Sitterfeit in feiner ©ecie jurücfgelajfen, bie ßd) bei junebmenbem Sliter burd) bie ©infatnfeit unb Sßeriaffenbeit, in ber er lebte, immer fteigerte unb julefct einen mifantbropifeben Slitßrid) annabm. ©r geberbete ßd) faß mie ein ÜRenfd), ber ntdjrö mebr ju eeriieren habe unb beS*

baib affen ungefdjeut bie ilöahrbeit fagen bürfe. ©in anberer Sllceß, fagte er MeS unoerbofen heraus, mie eS ißm um’S Jperj mabr, unb feßonte meber ben Stönig, menn berfelbe in feinen bid)terifd)en 33er*

fueben gebier gegen bie ©rammattf ober F le trif madjte, nod) bie übrigen SDtdjter unb Did)teriinge.

©ein ©treben ging öor Sillem babin, bie franjoßfeße Sprache, in meteber Sonfarb unb feine

©djuie SißeS oerfeßrt batten, mieber ju orbnen. ©r ßieß alle Sfßörter, mcidje Pon ber SBrigabe aus affen Üänbern unb Seiten jufammengeichleppt morben maren, um rote ße meinten, bte franjößfehe

©prad>e ju öerebeln unb ju bereichern, auS ber ©pradie mieber auS unb geßattetc nur foidjen ©ittgang, bie er nad) reißieber ©rmägung, gieidifam nad) Prüfung ihres PaffeS ober ©tammbaumeS, als edjt franjößfcf) erfannte. ©r ging oon bem ©runbfage auS, baß bie franjößfdje Sprache fdjon an ßd) reich unb ebei genug fei unb ßd) nicht mit ben bunten gebern frember Sprachen ju fdjmücfen brauche, mte Sübeßap gemeint f>atte. SaS ©rtedjifdje, baS Sateinifd)e unb bie üerfdßebenen franjößfeben Patois, bie oon ber plejabe jum 3n>ecfe ber ©pradjoerebelung oermanbt morben maren, fdjtcfte er mieber in tßre Spetmat jurücf unb nahm nur bte Sprache oon 'Paris als maßgebenb unb mußergülttg an, meebaib man tbm »ormarf, baß feine Plufe fpredje: ,comme ä St. Jean parlent les crocheteurs.“

21ile geßler gegen bie ©rammattf unb Ptetrtf maren ißm unauöflef)Itcf>; er geßattete feine balSbredte«

rifd)en Snoerßonen unb füßne 3afammenfegungen unb 'Ißortbilbungen, buibete im SSerfe feinen jpiafuS, fein „enjambement,“ jäf)Ite bte ©üben mie etn ©afßrer feine ©eibßücfe, beßanb unerbittlich auf ber

©aefur tm Siieranbriner unb auf feinen Porfcbrtften für ben Seim, ©r ließ nicht bie gertngße Sücenj ju unb »erlangte SlßeS mte auS einem ©uffe, fehlerlos, glatt unb fiar. ©r glaubte, baß nur eine brafonifebe ©trenge gegen baS Uebermaß oon greibeit, baS ßd) bte ©d)uie SRonfarb’ S erlaubt batte, eon mirfitebem ©rfolge unb 9iu($en fein fönne, unb baß er beSbalb and) nicht baS ©erinaße oon feinen ßrengen gorberungen ablafiett bürfe. Slbgefeben *on einer nicht unbebeutenben 35etmtfd)ung non gehantene läßt ßd) fein Verfahren rnoßl rechtfertigen, 3Da er mit ber mächtigen 'Partei SonfarbS ßd) in einen Stampf auf 2ob unb Ceben etngeiaßen batte, fo maren feine SBorfct)rtftett gteiebfam ® artiai<

gefe^e, bie nur auf frtegertfebe 3«itcn beredetet unb hier and) ganj rnoßi an tßrer ©teile maren, ffßäbrenb er, fo lange bte geßbe bauerte, aud) fü r bie geringßen ©chmächen unb gebier feinen Karbon jugeßeben moüte, mürbe er oieffetd)t nad) glücfüd) auSgefocßtenem ©treite nadjßcbtiger geroefen fein.

$ a biefer aber fein ganjeö ?eben in Slnfprucf) naßm, fo biteben feine @efe(je tn Straft, meii feine

©cbüler, mie baS gemöbnltd) gefchtebt, in bitnbem ©cbmören auf baS 'fßort beS 'IRetßerS, fein ütera«

rifebeö ißermäd)tniß für unantaßbar unb jebe Sorfcßrift, bie eS enthielt, alö ©laubenSartifel btnßefften, ßatt am Uöerfe beS ffReißerS tm ©eiße beö 'IReißerS felbßßänbig fortjubauen unb t i ber Coffenbung entgegenjufübren.

(6)

Um allen feinen grengen gorberungen ©enüge leigen gu fönnen, rietb ©talberbe ben angebenben Lichtern bie emflgfle geile itjrer ©Berfe an unb hielt ihnen unaußgefefct »or, wie man ein

®ebid)t immer non neuem »ornebmen, umfchmelgen unb bearbeiten muffe, biß eß geh bem Sluge unb Obre alß gang fefylerloś unb »ollenbet barbiete. Oaß „nonum prematur in annum“ beß #orag war beiligcß @efe£, unb er pflegte oft gu fagen, bag man nad) einem ©ebidge »on bunbert ©erfen jebn Sabre außruben mügte. (Sr felbfi war ber erfie, ber biefe gorberung erfüllte, unb man bat außge*

rechnet, bag er wfrflicb in einem Sabre burchfchnittlid) nicht »iel mehr alß breigig biß »iergig ©erfe gefchrieben bat.

©tan ergäbt wunberliche ©nefboten über bie Stücfgchtßloggfeit ober »ielmebr Un»erfd)ämtbeit, mit welcher er feine 2lngd)ten »ertrat unb aUeß feinem ©urißmuß nicht ©enebme fabelte. Oer Siebter Deßporteß batte einmal ©talberbe gur Oafel gebeten unb wollte ibm noch eben »or bem (Sffen feine Ueberfeęung ber <pfalmen gur ©eurtbeilung »erlegen. Slber ©talberbe bat ihn giemlid) unhöflich, fief) bod) bie ©tübe gu fparen, ba er bie Ueberfefcung berettß fenne, unb bie Suppe auf bem gifdje beffer fei alß bie ganje ©)falmenübcrfe&ung. jrnerburd) jog er ftd) nicht nur bie geinbfdjaft Oeßporteß’ gu, fonbern erhielt auch an bem jungen Steffen beffelben, an Dtegnter, einen mehr alß ebenbürtigen ©egnfr, ber in einer ©atire ben groben ©pracboerbejferer nid)t übel mitnabm. ©elbg Honig Jpeinrid) blieb

»on ©talberbe’ß Sabel nicht »erfchont. S a nämlich ber Honig bie ©Jtunbart feiner Jjeimat, baß

©aßconifcht rebete, unb alle Höflinge um ihrem £errn ju gefallen, ein ©leidjeß gu tbun geh bemühten, fo überhäufte ©talberbe, beffen purigifeben Oboen folcher Sargon ein wahrer ©räuel war, ben gefammten Jpof mit unaußgefefcten ©orwürfen unb würbe baburd) allen fo lägig, bag man fcbliegltd), blog um ben ungebetenen ©orbaltungen gu entgehen, rein unb rid)tig fprad). ©tan rächte ftd) jeboch an ihm, inbem man ihm ben ©einamen „le tyran des mots et syllabes“ gab, eine Situlatur, auf bie

«r ftd) nicht wenig gu ©Ute getban gu haben fchetnt. Stoch auf feinem (Sterbebette, eine ©tunbe oor feinem Sobe, foll er feine ©Bärteritt wegen eineß ungrammatifdjen Slußbrucfeß gefabelt unb feinem

©eidgoater, ber ihm barüber ©orgellungen machte unb thn an fein nabeß (Snbe gu benfen bat, erflärt haben, bag er biß gum Sobe bie Sfeintgit ber frangögfdgn Sprache »ertbeibigen werbe.

©Baß man auch über biefe unb ähnliche ©eltfamleiten benfen möge, fo (fi boch nicht gu läugnen, bag ©talberbe baburd) feinen 3«>ecf erreidjt unb für bie frangögfdje ©pradje unb Literatur äugerg fegenßrefch unb frudjtbrfngenb gewirft bat. 2luß einem formlofcn (Sbacß fchuf er, ohne ©ewaltmittel, eingtg auf bem ©Bege ber Stegation, eine reine unb flare, man möchte fag fagen, fpiegelbelle ©pracbe, bie ben b&dbgen Slnforberungen ber ?)oege wie ber <Profa gleichmägtg ©enüge gu leigen im ©tanbe war. (St begrünbete gugleid) ben poetifchen ©efdjmacf unb bie literarifche H ritif feiner Canbßleute.

©talberbe ig ber erge frangöfffdg H rittfer in granfreich, ber biefen ©amen mit »ollem Siechte »erbient.

©in eingtger ©lief auf bie ©ebidjte ©talberbc’ ß tf)ut fogleid) übergeugenb bie ©Babrbeit beß

©efagten bar unb geigt ben Ungeheuern g ortfdjritf, ben bie frangögfehe Sprache unb ?)ocge in ben wenigen Sabrgebnten »on ©tarot biß ©talberbe gemadg bat. ©ei tbm gnben w ir nidgß »on unflaren

©ebanfen, bie gd) mübfam, wie ber Schmetterling auß ber ?ar»e, auß bem ©Bortfchwall bernorwinben,

»pn uneblen ober unfrangögfeben ©Börtern unb ungrammatifchen ©ongructionen, »on holperigen ©erfen unb fdgeebten übelflingenben Steimen, bie gufammenpaffen wie ein ©rautpaar, baß geh ohne Steigung unb unter bem 3t»ange ber ©erbältniffe »ermäblen mug; Sllleß ig »ollenbet, feblerloß unb burchgdjtig wie flareß ©Baffer; in fProfa fönnte man gd) nicht beffer unb eleganter außbrüefen. SJber man wirb auch einräumen müffen, bag bie ?3oege ©taIberbe’ ß mit einer ober gwei Slußnabmen nichtß alß ©Baffer unb nichtß alß 9>rofa ig, ober wie Stegnier fagt: „C’est proser de la rime et rimer de la prose.“

(7)

V

Wan braucht nur feine Obe auf bie Slbreife Subwig’ä X I I I . nach Sa Kochelle, welche alö SKalherbe’d SReiilerwerf gepriefen wirb unb nach Saharpe, bem fritifchen 'Porphprogenneten beö franjöflfdjen ÄlaffTciämuS, »oll ift »on bem „beau feu qui doit animer l’ode,“ ein wenig näher inö Sluge ju faffen, um fofort ju begreifen, bag SKalherbe bidjterifcfjed ©enie ganj unb gar abging.

Oie Obe beginnt mit einer pomphaften SInrebe an Subwig X I I I . :

„Donc un nouveau labeur ä tes armes apprete:

Prends ta foudre, Louis, et va, comme un lion Donner le dernier coup ä la derniere tete D e la rebellion.“

@r befchwört fobann ben $fönig, bie Einwohner »on Sa KocheHe mit geuer unb ©djwert ju

»trtilgen, weil fie allein Schulb an bem noch fortbauernben relfgiöfen Haber, an bem Unglücf, Grlenb unb ber ©erwüflung beö Sanbed feien. Oarauf folgt ein in ben l)bd)|ten Hyperbeln ftcf> ergefyenbeś Sob Kichelieu’ö:

„Richelieu, ce prelat de qui toute l’envie Est de voir ta grandeur aux Indes se borner, Et qui visiblement ne fait cas de sa vie

Que pour te la donner.“

©einem ©djarfflnn entgeht nicbtś, nidjtö feinem f}eQert Sluge:

„Et quelques bons yeux qu’on ait vante Lyncśe, U en a de meilleurs.“

hierauf ermuntert er ben Äönig jum Slufbrud) unb »erfpridjt ihm im Kamen SlpoKo’ö © lu d unb ©ieg. folgen bann lange mpthologifche Slnfpielungen nnb SBergleidje »on ben Titanen unb

©iganten unb ihrem jfampfe mit ben ©ötfern, »on Kcptun unb ben Oritonen, »on Slefon, ber wieber

»erjüngt würbe; »on ÜSegära u. f. w. Kachbem er bann nod) einige SBerwünfdjungen gegen bie geinbe auögeflogen fchliegt bie Obe mit einer feid)ten Kachahmung be$ $ o ra j. 2Benn er ben

„grogen" Subwig beflngt, fo werben feine SSerfe „© u n b e r tljuen."

„Le fameux Amphion, dont la voix non pareille Bätissant une ville, etonna l’univers

Quelque bruit qu’il ait eu n’a point fait de merveilles Que ne fassent mes vers.

Par eux de tes beaux faits la terre sera pleine Et les peuples du Nil qui les auront ouis, Donneront de l’encens comme eeux de la Seine Aux autels de Louis.“

SSon biefer Obe fann breifl auf alle übrigen gefd)foffen werben, bie ganj in berfelhen Spanier gehalten ftnb unb berfelhen wie Bmillinge, ober wie man jn fagen pflegt, wie ein @i bem anbern gleichen. OHan wirb ohne 3rceifel biefem flrengen Urtheil bie fcfjöne Obe an Oüperrier über ben Oob feiner Ood)ter entgegenhalten, in ber SWefnung, baffelbe baburd) ju entfräften. 3unächfi i|i biefed

©ebid)t, beffen poetifdjer 2Gerff) nicht im geringflen t>erabgefcßt werben foll, eingeflanbnermagen um bie Jpälftc, wenn nicht um jroei O rittel ju lang, weöhalb baffelbe, wenn man eö in einer Slnthologte mitthetlt, in ber angegebenen SfBetfe »erfür^t, um ben Grinbrucf nicht ju frfjwächen ober ju jerflören.

Oie bann übrig bleibenben Strophen finb fd)ön, hurmonifch unb gefühlöinnfg, jeigen aber hödlf^enö, bag SKalherbe e in m a l eine glücfliche ©tunbe, einen Slugenblicf wahrhaft poetifcher Snfpiration hatte' unb beweifen nichtd gegen bie aufgefleUte ©ehauptung.

Oie ungebührliche Sänge bfefeö ©ebichtö lenft unfere Slufmerffamfeit auf einen Hauptfehler ber ©ebichte SKalherbe’ d, auf bie ungeheure ©reite feiner O rtu n g e n , gafi jebeö ©ebicht, ba$ nicht

(8)

gcrabe «in Sonnet ober Epigramm ifi unb fo fdjon burd) bie »orgefdjriebene gorm etngefdjränft wirb, tft ju einer un»erhältnigmägigen Hänge auSgefponnen unb eerltert (Td) fd)lieglid) fafł ohne eigentltdjen Schluß in leere Huft. SefonberS ifi bteö bet ben panegprtfcfjen Oben ber gaß, bie alte ol)ne Sföühe nod) weiter auSgefponnen unb um baS ©rei» ober SBierfadje eermehrt werben fönnten. 2lfleS ifi (pbrafe eine ©irabe reifjt (Td) an bie anbere, wie bie ©lieber einer Äette, unb baS ©ebidjt geffattet nod) immer bie 2Jufnahme neuer. So wären bie ®ebid)te SDialherbe’S in ber ÜJlanufcriptenjeit ein banfbareS gelb für Snterpolatoren gewefen, benen man hier fct)werlid) itjre ©infdjwärjung l)ätte nachweifeit fönnen.

©te Ständen an ©üperrter fiehen nt’cfjt nur in ben ÜBcrfen 5Ralf)erbe’S, fonbern aud) in ber ganjen bamaligen franjofifchen Literatur einjig ba unb bejeichnen einen üöenbepunft, ben Oiarfjietn einer anbämmernben befferen 3eit. Vergebens (Tef)t man (Td) in 9Walf)erbe’S ©ebichtcn nad) einem poetifchen ©rjeugnig um, baS biefe Obe trcfj aller il)rer CDlängel aud) nur annäbernb erreiche. 2IIS iljr junächfifiehenb, wiewol)! in ber gorm nod) fef)r ungelenfig unb edig, führen w ir bie Stanjen an, weldje er im Sahre 1586, alfo in feinen erfien SünglingSjahren, fdjrieb unb bie beginnen: „Si des maux renaissants avec ma patience.“ jptcr ftitbet (Td), ba ber ©id)ter nod) nicf)t fein Jpoffleib ange*

jogen hat, ein wenn aud) nur fd)wad)glimmenber gunfen wahren eigenen ©cfüljlS, ber gern weiter jünben unb jur glamme aujToben möchte, aber eS i ,d)t permag unb halb erflirbt.

©r erinnert feine ©eliebte, bie ihn graufam unb (iolj »erfd)mäf)t, an ihr fünftigeS HooS; an ber ©eite eineö rauhen ©atten werbe (Te, eine »erroelfte ©d)önt)eit, ihre ©age in ©rauer »erbringen, währenb er bann, hod)gead)tet unb berühmt, ein ©ünffling ber gürßen, gleichgültig an thr »orüber*

gehen unb über feine frühere Siebe ju ihr als eine Änabentf)ort)eit lachen werbe; bann weibe (Te fehen, welch’ reichen hohen ©eiji (Te cinji fo tief gefränft unb »erachtet habe. ©iefeS @ebid)t unb bie Obe an ©üperrier (Tnb SluSuahmen, aber ;wei SluSnafjtnen (Togen feine (Kegel um.

(Bon einem folgen 3D?eifler wie ©?alf)erbe fonnte natürlich nid)t fofort eine ©chule auSgehen, bie (Td) über bie Stufe poetifdjer Sßiittelmäßigfett erhoben hätte. ©r(i nad) längerer 3e‘t feilte ber Saum, ben 2Jlalf)erbe gepffanjt hatte, SSlüten unb grüdjte tragen. Unter üRalherbe’S eigentlichen Sd)ülern »erbicnen nur jroei einige ©rwähnung. ©S (Tnb bieS (Racan unb üJiapnarb.

H o n o r a t d e B u e i l ,

SRarquis

d e B a c a n

würbe 1589 auf beut Schlöffe (Kod)c<

(Racan in ©ouraine geboren. Schon in früherer 3ugenb würbe er an ben fjo f jpeiurich’S IV . gcfdjicfr unb unter bie föniglid)en (Pagen aufgenommen, © ort lernte ihn ÜJialherbe fennen uttb ba er in bem fed)Sjehnjährigen Unaben ein nicht geringes poetifcheS ©alettt ju erfennen glaubte, ging er bemfelben mit (Ratf) unb ©hat an bie Xpanb. 9?ad) einem bewegten Heben, baS theifS in Sfriegen, theilS am jpofe ober in länblidjer 3urücfgejogenf)ett baljinfloß, (Tarb er, eilte (Ruine auS alter 3eit unter neuen ÜRenfchen, im Sahre 1670.

(Racan ifi wie gefagt, ber Schüler (Kalherbe’S, ifi jebocf) in poetifcher ,£>infld)t feinem Hehrer weit überlegen. 3*»ar (Tob feine (Berfe nicht ganj fo glatt unb fehlerlos, feine ©arfteßung nicht fo burchgearbeitet wie bie feines (irengen (DleifierS, beffen jahrelange, nie ju ermübenbe ©ebulb ihm nicht gegeben war. ©r liebte bie geile nicht, fonbern warf gewöhnlich in ©tunben poetifdjer ÜBeihe feine (Berfe fcfjneß auf baS Rapier, ohne fpäter »tel baran ju änbern. 2Bie fef)r auch ber grämliche HBort*

unb Silbentprann feinem fonfl fo lenffamen Sänger (Borfießungen barüber machte unb ihn bringenb bat, biefe Unart abjulegen, fo hat er bod) nichts gegen ben unoerwüfilichen poetifchen Heid)t(Tun (Racan’S ausgerichtet, ©teht (Racan in biefer (Beziehung unter dßalherbe, fo übertrifft er ihn bod) bei wettern an (fßahrheit unb fföärme beS ©efühlS. ÜRalherbe’S (Berfe (Tnb Schöpfungen beS nüdjternfien unb

(9)

Y II

fälteflen Serffanbeć, bie Sichtungen Dlacan’d bagegen (Tnb bem innerffen £erjen entffrömt. lieber alle liegt ein leifer Sinflug oon ©chwermuth auögebreitet, unb trog aller DJegclmäßigfeit ber gorm, ^>ot)lf)elt unb jlälte, in welche ©lalherbe bie ©oeffe einjufcbnüren oerfudff hatte, bridff ftcf) wafjreö ©efülff bod) überall ffcgreirf) burd). Öefonberö liebt er eś, bie Schönheit ber © atur unb bie greuben bed Sanblebenö ju fingen^

©egenffänbe, bie fiel) faff >« allen feinen ©ebicfjten behanbelt ftnben. ©Jan faun ntdff behaupten, baß er biefen feinen Stoffen bei jeber neuen Seijanblung aud) immer eine neue Seite abgewonnen f)ßbe;

faff jebeö ©ebiefft bringt baffelbe in anberer gornt wieber, aber biefe gorm tff fo einfchmeichelnb, baß mir gerne baö fd)on fo oft ©ehörte noch einmal hören, ©litten im ©etöfe ber ©Soffen, auf bem fdffüpfrigen ißoben eineś tntriguenooffen Hofeö fchwebt ;f)m alö tröffenber ©eniuö baö 23tlb länblidjen

©lücfeö unb grfebend oor unb erfüllt if)n mit ©leichgültigfeit uttb ©eradffung gegen bie ©itelfett ber SDelt, ben ©hrgeiz ber ©lenfehen UHb bie ungewiffen ©üter beö launifd)en ©lüefed. S o gebt ein elegifrfjer ©runbton burd) alle feine Stdffungcn, ben fein oon innerer 3erriffenf)eit unb Unjufriebenhett erpreßter ©Jißflang ffört. greiltd) furfff man tiefe unb originelle ©ebanfen bei Diacan umfonff, feine einige höbe 3bee w irft if>r Sdjlaglicbt über feine ©cbicbte, fein ©etffeöblig erhellt biefeö fo behagliche Sämmergrau, fein £on gewaltiger marferfdjüttenber Seibenfdjaft trifft unfer Jperj; ber Sefer glaubt bad ©Jurmeln etneö IBacfjeö ju hören, bas ib« mit angenehmer ©Jonotonie leife unb langfam in ben Schlaf lu llt.

©d iff ben „bergeries“ DJacan’d mit Sledff ber Sorwurf gemacht worben, baß bte ©djäfer unb Schäferinnen $u galant unb geziert unb eigentlich nur oerfleibete Höflinge feien. Siefer Sabel trifft jebod) nicht Diacan allein, fonbern itteffeiebt mit ber einzigen Jluditahme Slnbre (Sbenter’ö, affe franjö»

fffchen 3bpffenbid)ter, felbff bie mit Unrecht fo lange gepriefene Seöhouliered. Diacan hatte eben fein anbereö ülcrbilb alö ©Jalhcrbe, unb non biefem war wenig anbered ald bie gorm unb Sprache ju lernen. Sich aber oon feinem ©ieiffer burd) ein birefted Burucfgehen auf bie antifen ©Juffer ju emanciptren, baju war Dlacatt ju fchülermäßig fdjüdffern unb aud) wohl zu befeffränft. Slbgefehen oon biefem ©Jangel bezeichnen Diacatt’d ©d)dfcrgebid)te immerhin einen bebeutenben gortfebritt gegen ihre Vorgänger; man braucht biefelben nur mit ähnlichen ©robuf’tcn Dlonfarb’d unb felbff ©lafherbe’d ju oergleichen, um biefen Slbftanb ju erfennen. ©Bie h°d) ffeiff er mit feinen „bergeries“ nicht über ben

„Eclogues“ Dlonfarb’d ober mit feinen Alidors, Tircis unb Phillis über ©Jalberbe, wenn berfelbe Dlhobante ober anbere Sdjönen beffngt ober für Äötttg Heinrich »im ©harafter Sicanthe’ö“ arfabifche

©alanterten reimt. Ohne ju oerwehren, baß man SBoileau’d mehr ald hpperbolifdjed Sob „Racan pourrait chanter en defaut d’un Homere“ recht berjltd) lächerlich ffnbet, muß man Dlacan’d SBerbienff

©erechtigfeit wiberfahren laffen unb nicht ju ffreng über einen Sidffer urtheilen, ber ©Jalfjerbe’d troefene, wenn aud) elegante unb formooffenbete Sunff burd) Sarffetlung wahrer eigener Jjerzenö*

empfxnbungen ber echten ©oeffe näher gebracht unb zugleich bem 2Jlerattbriner felteue S3ewegtid)feit unb

©Jelobie ju geben oerffanben hat.

Höährenb bet ©acan Slffed in elegifcher Sffieichheit zerfließt, unb nur bie Hirtenflöte ihre fchweri*

müthigen ©Seifen oernehmen läßt, griff fein greunb unb Schulgenoffe unter ©Jalf)frbe’d ffrenger Bucht, ber ©taatörath unb Slfabemifer F r a i i ę o l s M a y n a r d (15S2—1646) etwaö berber in bie Saf<

ten ber Saute unb fdffug in ber Sprif einige £öne ooll Ä raft unb ©nergie an. ©r liebte wie fein

©leiffer ©Jalherbe bie SHeinheit ber Sprache, bie Ulellenbung ber gorm unb bte Klarheit ber ©ebanfen, beren ©Jangel er bet einem Sichter in einem ©pigramm fehr fcharf rügt:

„Ce que ta plume produit Est courert de trop de voiles;

(10)

VIII

Ton discours est nne nuit Veuve de lnne et d'estoiles.

Mon ami, chasse bien loin Cette noire rhßtorique, Tes ouvrages ont besoin D ’un divin qni lesexplique.

Si ton esprit vent cacher Lea belles choses qu’il pense Dis-moi, qui peut t’empescher De te aervir du silence?

Seine Oben finb recht gut gufammengereimt, (Inb jebocb gu fef>r über ben Meißen SKalherbe’ß gefcblagen; in feinen Sonnetten ftnben (Td) manche beacbtenßwerthe ©tücfe, unb er eerjlebt eß meijler*

baft, Epigramme red)t fcbarf gugufpifcen, beren SSerbienfi er jebocf) nur gu häufig in einer mehr alß gweibeutigen ©pifce fudjt. fja fi affe feint @ebid)te finb in einem gereiften Zone gefrfjrieben, ber burd) fo »ielt »on ©eiten beß Jpofeö gemalten aber nicht erfüllten ^Besprechungen unb getäufchten Jpoffnun»

gen hereorgerufen würbe. S a er nämlich eine nicht geringe SWeinung »on feinem poetifcfjen Zalente nnb ber 5BortreffIid)?eft feiner SBerfe hatte, fo ergebt er ffcf) in bitteren Älagen über ben Unbanf ber

©roßen, bie einem fo eminenten ©enie wie bem feinigen Seförberung unb Dleichtbum »erfagen, unb über bie Unwiffenheft unb ©tumpfbeit ber ffKenge, bie feinen hoben ®ei|i nid)t begreift unb gebübrenb wür*

bigt. S r beflagt bie geringe (Rentabilität ber Sid)terprofefflon, fo tnie bie Slrmutl) unb buufle Sebenßßeffung ber ^oeten unb fdjreibt barüber fm ©eifte beß üefffngfcben: „ffö e il nad) beß ©cf)icffalß em’gern ©d)luß Sin jeber Siebter barben muß" SBerfe »off beß bttterfien ©arfaßmuß. ©o fagt er in einem ©ebicfjte an SDlalherbe:

„Malherbe, en cet äge brutal Pegase est un cheval qui porte Lea granda hommes ä l’hoapital.“

unb gu Siacan:

„L’art dea vers eat un art divin, Maia aon prix n’eat qu’une guirlande Qui vaut moins qu’un bouchon ä vin.“

3ebod) batte er felbfi am aflerwenigfłen ©runb (leb über baß ©cbicffal unb fein Sid)terlooß gu beflagen, ba feine SBerbältntffe, t»enn auch nid)t gerabe glängenb, bod) immerbin nid)t fo übel jlar.ben.

Über er f>atte gehofft bebeutenb geförbert gu werben, wfe in ben 3eiten ber ORignonß gu hob«« unb bód)(łen SBürben emporgußeigen, weithin angefeben unb berühmt unb reich wie ein Äröfuß gu werben.

Solche boebfabeenben Srwartungen mußten natürlich enttäufebt, unb foldje Slnfprüche fonnten nur abgewiefen werben. Ipeinricf) IV . batte wenig auf bie poetifdjen Settelbriefe, mit benen ihn STOapnarb behelligte, geachtet; (Richelieu, ber gegen Siebter nichtß weniger alß fnauferig war, batte feine gubring»

liehen Sitten mit einem barfchen „rien“ abgefd)lagen, unb unter Slnna »on Oeflerreid) unb ORagarin ging eß if)m nicht »iel beffer. 2tlß er fab, baß Sllleß nichtß fruchtete, würbe eß ihm bod) gu arg, unb er gerietb in folcben Slerger unb folche »erbiffene SButb, baß er (Id) nach Sluriffac fn feine Heimat gurüefgog, nadjbem er »orber noch feinen © ro ll in ©onnetten unb Spigrammen außgelaffen nnb affe, bie ihn abgewiefen, gehörig burcbgefjecbelt hotte. 3« feiner 3 “ e«rfgegogenheit fcfjrieb er benn über bie Zhüre feineß ©tubirgimmerß bie berühmten HBorte;

„Laa d’esperer et de me plaindre De la cour, dea granda et du aort, C’est ici que j’attends la mort Sana la deairer ni la craindre.*

(11)

IX

Die Ü6rigen Schüler unb ©ettoffen Sftalberbe’d finb unbebeutenb unb oerbienen feine befonbere

<5rn?äf)«ung5 w ir gefjen bee^aTb gEeid) ju r Scfprerfjung oon 'Iftalherbe’d ©egner «Hegnfer über.

J f la t liu r in I S e g n i e r ,

fcer ©egrüuber fcer flaffTfchen ©atire ber granjofen, würbe

im

3a()re 1573 ju @hartred geboren. Da ber Didjter Dedported, »nelefjer f>of)e fircfjficfjc Söürben befleibete unb im ©enuß äußerft fetter «Pfrünben ftd) befanb, bed jungen «Hegnier Oljeiin war, fo gEaubte ber Vater, ein ehrfamer Spießbürger, für feincd ©ol)ned 3ufunft nirfjtö Veffered tf)un ju fönnen, ald il)n in ben geifllidjcn ©tanb treten ;u taffen, weil ber ©o!)n bort unjweifeEhaft baEb burd) ben Hinflug bed Ofjetmö $u einer tnädjtigen ©äule ber Sirdje werben atüfte. DedljaEb ließ ihm ber Vater fdjon im neunten 3ahre bie Xonfur geben unb ifjn jum SEerifer beranbilben. Slber ber Snabe Ijatte feinedwegd fonberlidje Neigung ;um geglichen ©tanbe, unb fiatt ftd) burd) grómwigfeit unb eifriged ©tubiren auöjujeidjnen, befdjäftigte ftd) ber junge ^frünbensßrxfpectant mit ber Verfertigung oon ©affenliebern unb «padquillen, in welchen er uretjrere befannte «Perfönlidjfeiten feiner Vaterflabt oerfpottete. Durd) bie jat)(reicf)en Vefchwcrbeit unb S'Eagen, welche bie ^Betroffenen barüber an ben Vater rid)teten, faf) ftd) tiefer genötigt, bad fcf)on fo früf) fid) entwiefetnbe fatirifche DaEent bed Änaben mit ©ewaEt nieber»

jutiaEten, burd) berbe 3üd)ttgungen audjuretten. SJegnier fagt mit Vejteljung auf btefe Hcbeitdperiobe oon ftd);

„Et bien que jeune enfant mon pere nie tansast, Et de verges souvent mes chansons menassast.*

Siber alle 9iuthenfd)Iäge frudjteten tttchtd unb ber junge SEerifer fufjr in feinem biöf)erigen Dreiben fort. 3Iad)bem er mit einem «Prälaten mehrere weite «Keifen gemadjt unb Statten unb anbere flänber befudjt batte, würbe er im 3at)re 1601 Sanontcud ju Shartred. Slber unter bem geifllidjen fEleibe fd)Iug ein febr weltliched £ e rj; er (tebte bie guten Wabljeiten unb bie oollen Jpumpen unb febeint aud) bad fd)6ne @efd)Ied)t mit nid)t gteidigüEtigen Slugen augefeben ju haben. Daher reichte bad ©infotnmen feiner farg botirten ^früiibe für feine oielen Vebürfniffe baEb nicht mehr aud. Slber er wollte unb fonnte ftd) nid)t befcf)ränfen, er fud)te auf bem alten guße fortjuleben unb follte ed felbft auf Soften feiner Sleibung gefd^ehen. Um nur nid)t bem geliebten ©ecber entfagen ju rnüffen, trug er lieber einen alten jerriffenen ÜKantel ober wie er fagte: „un habit partout cicatrise“ unb fiürjte ftd) in nicht geringe ©diulben. ©eine Sludfcßweifungen jerriitteten baEb feine ®efunbl)ett unb bereiteten ihm ein früheö ©rab; er ftarb im befien ‘IKannedaEter im 3ahre 1613. Durd) feine Sooiatftät unb feinen liebendwürbigen Seidjtjtnn fo wie feine reichfprubetnbe fattrifche Haune war «Kegnier ein echtcd „Enfant saus Soucy,“ ber legte ©d)ilbhaltcr jener Eocferen EeidjtEebigen burjtigen ©efeEEfdjaft oon 9Kufenf6hnen/

beren Sorpphäen SKabelaid unb ViHon waren, ©r felbft hat feinen Sharafter unb fein Heben treffenb in feiner © rabfdjrift gefd)ilbert:

„J’ai vecu sans nul pensement, Me laissant aller doucement A la bonne loy naturelle;

Et si m’etonne fort pourquoy La mort osa souger ä moy Qui ne songeay jamais ä eile.“

«Kegnier ifl ber ©rünber ber fEafflfchen franjofifdjen © atire; er ifi juglefd) ber erfte unb bid fn bie neuefte 3eit hinein einzig n a tio n a le © atirifer ber granjofen. SUIerbingd hatte fid) fdjon lange

»or SBegnter in ben ©iroenten unb @h“ nf° ng/ in ©pigrammen, gabliaux unb «Romanen, in ben ©ottied unb garten, bad fatirifche ©lement geäußert, aber fid) nie ju einer eigenen ©attung abgelöjt unb aud»

gebilbet. ©elbft ber coq ä l’asne, ben matt ald ben erften rohen Verfud) ju einer Satire betrachten 2

(12)

fattn,

mar nicht Bielmcljr als ein ©affenitcb ober ein 9)aSquttt, baS ßd) entmeber nie ober böchßenS in langen 3ai)ren feibßßänbfg $ur eigentticfjen Satire entmicfeit haben mürbe. ES beburfte hier ebenfo mie im Drama einer ßarfen Einmirfuug unb Anregung non außen, »eiche beim auch halb burd) bie SHenaiffance unb fpeßell burch bie *piejabe auSgeübt mürbe. Die neue Schüfe, Bor aßem ihre Etjor*

führer Dubettap unb Dlonfarb hatten anfangs nur mit ttBtbermitten bcr Satire 3 n trttt }u ihrem neuen pergamentenen SBinftlpnrnaffe geßattet, aber bie Siutorität unb baS ©cifpicl beS £ c ra j unb beS 3uocnai mar ju ßarf, als baß jTe gereagt batten, bie Satire ganj unbeachtet ju laffen. Sie übermanben baib baS erße ©orurfbeil, unb Dubeüap feibß ocröffentltchte eine Satire „le poete courtisan,“ ber bann 3eatt be la Dailie ben „poete retire“ fofgen ließ. So hat bie ffMcjabe auch baS SSerbfenß, auf bie antife Satire unb bie antifen S a tirife r aufmerffam gemacht ju haben. 2BaS bie ijjfejabe nur ange*

beutet ober mit fchüchtener qpanb tnS ttöerf jn feßen Berfucfjt hatte, g r if Diegnter mit Ä ra ft unb Energie auf unb führte eS ber Sßottenbitng entgegen. Dcmnad) ifi 9'fegnicr eigentlich ein SluSfäufer ber spiejabe, aber er ließ ßd), ähnlich mie Oobcße, oon ber Schnie nur in ber ffia iji ber ©attung beein<

füuffen, mahrenb er in alicm übrigen feine oeffe Sclßßänbigfeit mährte unb ßd) »on ben SSerirrungen ber Sd)uie fernhieft. ES iß fdjon oben bemerft morben, baß Siegnicr ber ©egner ißfalberbe’S tß unb benfeiben auf eine recht einbringltcije ttDctfe angegriffen hat. Slber er that ?e£tereS mehr aus Sichtung gegen feinen ©beim DeSportcS, ber oon ttttaiberbe gröblich beieibigt morben mar, als auS Ueberjeugung.

Er iß meit entfernt baoon, aife ©runbfaße 9?onfarb’S unb bcr ©rtgabe oerfed)ten ju motten, fonbern er »erfolgt feinen eignen ÜBeg uttb biibet ßd) feine eigenen iiterarifchen Sinßdjten, bie ohne fein ttßiffest unb üßotten tn ben mefentiichßen fü n fte n mit benen ©iaiberbe’S jufammenßeien. Eut richtiger 3nßinct fcheint ihn fjietbet geieitet unb ihn bie Sitppe haben »ermeiben laßen, an meießer bie fpiejabe gefcheitctt mar.

ffBir haben bie ^Behauptung gernagf, baß Diegnier ber einjtge mahrhaft nationaie S atirifer ber grattjofen fei. SlfferbittgS ßnb bie granjofen oon jeher ßarf tut Satirißren gemefen, aber ße haben ihre Ä ra ft ju fehr in Epißein, Epigrammen, EbanfonS u. f. m. jerfplitrert, ßatt biefeibe auf einen ipunft ju concentriren unb ßd) mit atter ®tad)t auf baS gelb ber eigentlichen Satire ju merfen.

ttiegnier ßef)t uubebingt meit über ©otieau, ber bie Ä raft unb O riginalität feines ©orgäugerS nicht theiit unb meißenS nur ein furdjtfamer, roeuig begabter UJacßtreter ber Sitten iß. ©otieau ßnbet hödjßenS einige treffenbe 3üge, menn er bie fdffecßten Dieimer feiner 3e>t geißelt, mährettb ttJegnier nid)t nur biefe le^tcren bödjß crgöljlich mit att ihrer Eitelfeit, Sinmaßung unb ihren Souberiichfeiten ju fchiibern meiß, fonbern auch, moju ßd) ©oileau faß gar nicht aufjufchmingen oeruiocht hat, in ein»

brtnglicher ttöeife baS üaßer unb bie Sd)mäd)en unb bie Schattenfeiten beS gefeflfcf)aftfid)en hebend feiner 3 ttt angreift. Die S atirifer ber neueren unb neueßen Seit, ©arbter unb anbere ergehen ßd) ju fef)r in bolffen rhetorißheu Defiantationen, unb gemöf)n(td) iß mehr als bie £>älftc ihrer Satire leere fPhrafe. Dfegnicr muß trog mancher großen genfer noch beute «IS ber erße S a tirife r ber granjofen betrachtet merben.

Unfer Dichter ahmt, mie er feibß fagt, bie alten S atirifer nach: „Reglant ia medisance a la faęon antique.“ E r brüeft ßch fuer fehr befcf)eiben auS, befeßeiben meitigßenS unb ehrlicher als fein tttacßfolgcr ©oileau, ber feine 3iad)ahmung nicht fo unummunben einräumte unb gern SltteS, menn eS möglich gemefen märe, für eigene Erßnbung auSgegeben hätte, g ü r Dtegnier ßnb bie alten SNeißer nur Cehrer, ihre SBerfe nur SSotbtiber für eine btö bafßn fo gut mie nicht gepßegtc Dichtungsgattung; er lernt ihnen bie Xcchutf unb baS ©eitte ber Satire ab, borgt jeboef) nur fjöcbß feiten oon ihnen ©ebanfen ober Stoffe. Die Satire beS dporaj fpricht ihn meniger an, ße iß ihm ju jaf)m unb ju btSfrct, uttb er jfelff ihr hie Ieibenfchaftlid) aufbraufenbe, beißenbe Satire beS 3n»enal meit oor. E r liebt eS, bie

(13)

XI

Farben redjt grell aufjutragen, fucfjt aber habet immer nocf> angenehm ju bleiben. @r w ill baß SSer*

lefjenbe footel alß möglich milbern: „II faat mieux sucrer notre moutarde.“ ©eine Sprache marfig unb ferngefuttb, ßrogenb oon naturwüd)ßger Ä ra ft; feine Slußbrücfe finb merfroürbig nadibrucfßooll unb berb, aber fall immer Wohl att ihrem splafce. @r iß überall natürltd), nur läßt er nicht feiten einen hohen ©rab oon (Spntßmuß burd)blicfen. äßoileau, ber an feinem Vorgänger feine anbere Stöße and»

jtnbig madjen fonnte, fabelt ihn hierüber fct>r fdjarf. ÜBcr merft nidjt glcicfj betn ßrengen TOora*

Itßett ben fteintichen Söetbbart iii ben folguiben SSerfcn an:

De ces muitres savants disciple ingenieux

Regnicr seul parmi nous forme sur leurs modeles, Dans son vieux style encore a des graces nouvelles;

Heureux si ses discours, craint du cliaste leeteur Ne se sentoient des lieux oü frequentoit l’auteur;

Et si du son hardi de ses ritnes cyniqnes II n’alarmoit souvent les.oreilles pudiques.“

Uttermüblidje Uebung oon 3ugenb auf, trübe Hebenßfdjicffale, weite SKeifen unb unauögefe^te

^Beobachtung ber SOJenfcfjen hatten ihm bte für einen S a tirife r nothwenbtgen ©tgenfdjaften gegeben; er fennt oon ©runb attß bau Heben unb Jreiben ber ÜJlenfdjen unb baß Snnere beß menfdßichen Jperjcnß;

er weiß bte ©ebredjen, an benen feine 3eit franft, unb bie Sitten unb gehler beß Jpofeß unb ber

©roßen (Tnb ihm ebettfo befannt wie bte beß gemöt)ulid)en SBolfeß. Daher haben alle feine ^ortraitß unb Sharafterc, bie er uitß gelegentlid) entwirft, eine feltene 3Bat)rf)eit unb 2Uiftf)aultd)fett, fo baß w ir oft oerfudß ßnb, ju glauben, Habrupere’ß ober ’JKoltere’ ß befie fomifdje giguren ßänben oor unß. Sille Satiren jufammen bilben ein recht anjiehenbeß Sultur« ttttb Sittengemälbe auß beut ©nbe beß fedjß»

jehnten 3a!)rf)unbertß; baß ganje Heben ber Seit mit all feinen wechfelnben ©eßalten bewegt ftd) oor unferen Singen. D a erbltcfett w ir beit intriguenoollen aalglatten Höfling, ben feljr weltlich gefilmten S3ifd)of, ber burd) ein erotifcfjeß Sonnet an Diane ober ßlarine in ben golbenett Seiten ber 'Uliguonß ßd) ein 93ißtf)uut ju erßegen wußte, ben gaßconifd)en Schöngeiß unb fHobomont mit gewaltigem Sdntaujbart, wie er irgenb einem Spießbürger feilte ßJlärchen aufbinbet unb ihn attborgf, ben behäbigen SSÜrger oon ^a rlß unb feine werilje jjä lfte , bte Somttagß mit ihrer Docfßer einen Slußflng nad)

©entillp madjen, ben reichen gtnaiijier, ber burd) SSeruittrcuungen unb ÜBucher reicher alß ber Üönig geworben ijl, uttb feinen Sohn, ben gelahrten Slbbć; bann ben nteberen ßlerifer, ber bet farger •'Pfrünbc barbt, ben hungrigen ^oeten, — bod) auf biefett wie auf bte f)eud)Ierifcf)e ©etfehmeßer uub ben Doftor werben w ir unten näher jurüeffommen. Seber SBerß, ja faß jebeß äBort eröffnet unß eine weite fPerfpeftioc in baß bunte Xrciben ber 3eif, in weldjeß ftd) ber Dtdßer felbfl in feinem burd)(öd)erteit ÜRantel uttb feiner in ber flafilfdjen jt'neipe „Pomme de P in“ erlangten üBetnlautte fdjeinbar glcid)»

gültig, in ber Xhat aber um bie tDletifchen unb ihre Xf)orf)eit ju ßubieren, Ijineinanfcf)t.

Die erfte Satire iß eine Slnrebe an ben Äönig. iliachbem ber Dichter an ben ^Monarchen bie herfömmlichen Hobeßerhebungen gerichtet hat, läßt er einige treffenbe SBemerfungen über bie Didjter feiner 3eit folgen. @r ertfjeilt beufelben, tnßbefonbere benjenigett, bte etwa geneigt ßnb, ihm auf baß fchlüpfrige gelb ber Satire ju folgen, recht etr.Drtnglidjc Hehren. Die ^oeße unb fpeßefl bie Satire fei nidjt ein Spiefjeug für unbärtige Säuglinge, bie oon ber UBelt ntdßß fennen, unb laffe ßd) nicht in einem Xage erlernen, fonbern erforbere, um wahrhaft oollenbet ju fein, reife SDlenfchenfenntntß unb unermüblidjen gleiß. Grr fagt mit tBejicßung hierauf oon ßch unb ber S atire:

„C’est qui m’a contraint de librement escrire, Saus rieu piquer au vif me mettre ä la Satyrę.

(14)

X I I

Oü pousse du caprice, ainsi que d’un grand vent Je vais haut dedans l’air quelquefois ra’eslevant;

Et quelquefois aussi, quand la fougue me quite, D e plus haut au plus bas mon vers se precipite, Selon que du suject touche diversement,

Les vers ä mon secours s’offrent facilement.

Aussi que la Satyrę est commune prairie, Qui n’est belle sinon en sa bizarrerie;

Et comme un pot-pourry des Freres Mandians Elle forme son goust de cent ingredians.

Sie jmeite @atire ergebt ftd) in beißenden SSemerfungen über bie ©onberlid)feiten unb 21nma*

fiungen fdjlecbfer Sichter. 3unäcf)(i beflogt er bab üooö beö Dichter^, baö and) bei it)m feine 2luö«

nähme gemacht bat:

„C’est que la pauvrete comme moy les affole, Et que, la gräce ä Dieu, Phoebus et son troupeau Nous n’eusmes sur le dos jamais un bon manteau.“

Sßelcbe braftifdje ©djilberung entwirft er bann nicht »on einem mittelmäßigen aber babei bed) äußerft anmaßenben Poeten in ben folgenben Serfen:

„Aussi lors que l’on vit un homme par la rue, Dont le rabat est sale et la chausse rompue, Les gregues aux genoux, au coude son pourpoint, Qui soit de pauvre mino, et qui soit mal en point;

Sans demander son nom, on le peut reconnaistre Car si ce n’est un Poete, au moins il le veut estre.“

unb weiter:

Or laissant tout cecy, retourne ä nos moutons, Muse, et sans varier, dy nous quelques sonnettes D e tes enfants bastards, ces tiercelets de Poetes, Qui par les carrefours vont leurs vers grimmassant, Qui par leurs actions font rire les passans;

Et quand la faim les poind, se prenant sur le vostre, Comme les estourneaux, ils affament l’un l’autre, Cependant sans souliers, ceinture ny cordon, L ’oeil farouche et trouble, l’esprit a l’abandon, Nous viennent accoster comme personnes yvres, Et disent pour bonjour: Monsieur, je fais des livres, On les vend au Palais, et les Doctes du temps, A les lire amusez, n’ont autre passetemps.“

Liefe hungrigen jerlumpten Settefpoeten mit ihrer Un»erfcbätntf)eit unb ihren ewigen Klagen über üJJißacbtnng beś ©enieś, ben SKangel an Wäcenaten unb bie Unbanfbarfeit ber ©roßen, müften ftd) auf ba$ ‘Parafitenlcbeii »erlegen unb fehen ffcb allenthalben nacb einer guten ÜRabljeit um, um ihren fortmährenb rebellirenben 9D?agen jufriebenjuftellen. # a t fein böfer ©tern 3emanb »erleitef, fle einjulaben, fo fcbwäfct ber eine wäfjrenb ber ganjen Sftahljeit nidjtö alö un»erftänblidjeö tolleö 3eug, ein anberer fdjeint in ®eland)olie »erfunfen ober mit ber ft'olif behaftet ju fein; foll er etmaö fagen, fo haftet unb räufpert er ftd) auf eine erfcbrecfltdje SBeife unb fpridjt fcbließlicb fo fein, baß ihn fein SWenfd) »erfteben faun. Siele »on ber Sippe pflegen ftd) nod) ber nun längft eerfdjmunbenen fd)6nen

/

(15)

X I I I

3eiten ju erinnern, wo man ein Sonnet mit einer fetten 8btei ober einem Sidtbume belohnte, unb biefer ®ebanfe befdjäftigt fte £ag unb 9iacht:

Un autre, ambitieux pour les vers qu’il compose, Quelque bon benefice en l’esprit se propose;

Et dessus un cheval, comme un singe attache, Meditant un sonnet medite un evesche.“

ireffenb cfjarafterifirt er bie (Sitelfeit biefer Poeten, bie fldj fur bie (Beliebten ber ©ötter erfiären unb ihre eigene Underblichfeit oerfünben:

— Encore apres cela, ils sont enfants des lieux, lis font journellement carrouse avecqu’ les Dieux, Compagnons de Minerve, et confits en science Un chacun d’eux pense estre une lumiere en France.“

(Sr aber liebt biefen connentioneüen Unflnn nicht; er weiß nicht, welcher (Sott ober wel(f)er

£ämon il)n jum Dichter gemacht I)at, genug er hieltet, troßbem er niefjt wie £eftob auf bem £e!icon gefdjlofen t)at:

„oü ces doctes mignons

N aissent en une nuict comme les Champignons,“

Die britfe ©atire ffanbelt öom Seben am Jpofe, bie er ald:

„un pays estrange

oii comme un vray Prothee ä toute heure on se change.“

bejeichnet. (Sr f)at biefe ®abe nicht, er fann nicht wte ein Höfling fich buchen unb fchmiegen unb beu ÜHignond fd)nieidjelu.

Die vierte ©atire nimmt bad Sihewa ber erden unb jweiten noch einmal auf unb entwicfelt ben ©afc: „La poesie toujours pauvre.“ ÜJiit Jpülfe ber ^oefie t'd nictjtd audjurichten, man bleibt arm unb nagt am £ungertucbe; um ed ju etwad (Srfiecflichem ju bringen, muß man Höfling werben:

„Apprenous ä mentir, ä propos desguiser, A trabir nos amis, nos ennemis baiser,

Faire la cour aux grands et dans leur antichambre Le chapeau dans la main, nous tenir sur nos membres, Sans oser ny cracher, ny tousser ny s’asseoir,

Et nous couchant au jour, leur donner le bon soir.“

Sei biefen Setrachtungen fä llt tf)tn fein eigened trübed ©chicffal fdjwer auf’d Jjperj; bie ÜBahrheit bed „Oleum et operam perdidi“ wirb ihm immer Harer, uub er bricht

wfe

fein ©efinnungd*

genoffe Bidon in Jłlagen über feinen verfehlten Sebendberuf aud:

„Mais pour moy, mon amy, je suis fort mal paye, D ’avoir suivi cet Art. Si j ’eusse estudie

Jeune, laborieux, sur un banc ä l’escole, Galien, Ilippocrate, ou Jason ou Bartoie, Une cornette au col debout dans un parquet A tort et a travers je vendrois mon caquet;

Ou bien tastant les pouls, le ventre et la poitrine, J’aurois un beau teston pour juger d’une urinej Et me prenant au nez, boucher daus un bassin, D es ragousts qu’un malade offre ä son medecin;

(16)

X IV

En dire mon advis former une ordonnance D ’un rechape, sil peut, puis d’une reverence, Contrefaire l’honneste; et qnand viendroit au point Dire, en serrant la main, Dame, il ne falloit point.“

Diefe Betdjnung efned bamaligen 2)r;ted ijl fefjr gelungen unb bed großen $einbed ber Slerjte, ÜMiered, nicht unwürbfg.

Die fünfte Satire entwicfelt ben S a g : „Le goust particnlier decide de tout.“ g r erflärt beti Ärittfern unb üRoralijlen, bie <f)n wegen feined eben ntctjt fet)r geijllidjen Sebenö „desbauche* nennen, baß er fiel) nicht tut geringften »ou ihrem SLabef beirren taffen werbe. Seber (fabe über biefelbe Sache eine anbere Slnjicfjt; bie Sßiohren malen ben Teufel weiß, ber eine ftnbe bad S a l; füg, ber anbere ben 3ucfer bitter, fu rj „quot capita, tot sensus.“ Dedfjalb mögen bie ÜBelt unb bie bämtfcfyen Dabier eon if)m nur immer benfen, wad ihnen gutbünfe, er werbe gegen Slßed rtirf>te> tljuen ald ladjen.

Die bret folgenben Satiren bebürfen nur einer furjen grwähnung. Die fedjjle jeigt, wie bie ghre, b. h» bie 91uhmfud)t, ein geinb bed Sehend fei; bie fTebentc fdjilbert mit großer gleganj bie Slßgewalt ber Siebe, bie feine ©?ad)t ber grbe ju bänbigett »erwöge; bie acfjte „L’Importun ou les Facheux“ ijl eine Sladjahmutig bed Jporaj.

Sie neunte Satire „le Critique outre“ ijl gegen äftalfyerbc unb beffen ^Reformen gerichtet unb nimmt ben jlrengen Sßort* unb Silbentprannen nidjt übel m it:

„Contraire ä ces resveurs, dont la muso insolente.

Censurant les plus vieux, arrogamment se vante

D e reformer les vers, non les tiens (de Rapin) seulement, Mais veulent deterrer les Grecs du monument

L es Latins, les Hebreux et toute Antiquaille.

Et leur dire au nez, que n’ont rien fait qui vaille;

Ronsard en son mestier n’etait qu’un apprentif,

* II avait le eerveau fantastique et retif:

Desportes n’est pas net, Dubellay trop facile, Belleau ne parle pas comme on parle ä la ville, II a des mots hargneux, bouffis et relevez, Qui du peuple aujourd’hui ne sont pas approuvez.

Comment il faut doncq’, pour faire une oeuvre grandę, Qui de la calomnie et du temps se deffende,

Qui tronve quelque place entre les bons Autheurs, Parier comme ä St. Jean parlent les crocheteurs.

Heber Stöalfjerbe unb feine Dichtungen wirb bann fdjließlid) folgenbed rid)ttge Urtheil gefällt:

„ — s’ils font quelque chose,

C’est proser de la rime et rimer de le prose.“

Die äefynte S atire: „Le Souper ridicule,“ welche bem Ditel nach für eine Dladjahmung bed jporaj gehalten werben fönnte, hat nur bie 3bee bem römtfehen S a tirife r entlehnt, aber SBoileau reiched ÜRaterial für ein ähnliches ©ebidjt geliefert. 2luf bie Satire „le mauvais gite“ wollen w ir hier nur burd) SRennung bed SRamend h*nw>eifen, ba ber gpntdmud, in welchem hier SRegnier (ich gefaßt, fein nähered gingehen gejlattet; w ir wenben und baf)er gleid) ju r brei'iehnten unb wohl bejlen S atire:

„Macette ou lTIipocrisie de’concertee.“

(17)

X V

Facette, bic früher einen febr fchlecbten ÜebenSroanbel geführt, f>at geh auf igre alten Dage befebrt unb ig, wie ed fcheiut, eine äußerfi fromme ©ügerin, eine zweite 9Kagbalena geworben, ©ie (leibet jtd) fo ciitfnd) unb fchmucflod ald nur immer möglich; ihre weifen üöangen unb U)r gerunjelteö

©egd)t prebigen ©nthaltfamfeit; ge lieft © t. 23ctnharb unb bie ^Betrachtungen ter (jeeTtgen Dberega, unb begänbig fliegt if)r SD?unb über oon frommen ©prüdjen, ©ermouen unb jfrnftgebeten, fo bag felbg 'prieger bei ft>r in bie ©chule gehen unb grömmtgfeit unb ©oftedgelabrtbeit lernen fönnten. ©ie wohnt fern non bem gottlcfen Dreiben ber 2J?enfd)en, ftill für geh/ um nicht in ihren gottgefälligen Ucbungcn oon ber SEBclt gejtort ;u werben. Dag unb 9iad)t wanbelt ge oon Äloger ju Äloger, oon einer ©nabengätte }ur anbern, beichtet uub nimmt baö 2lbenbma!)l fob>r bäugg unb weig alle 3nbuU genjen unb Sibläge, bie ber *papg jum Jpetle ber ©laubigen oerliehen hat, unb wenn ge in Slnbacht oerfunfen ba fnict uub ihrer ©ünbenfehulb gebenft, fo weint ihr wehmütig unb in ber 3crfnirfc()ung beö Jperjeu gefenftcö 2luge, weint nichtö ald — üöeibwaffcr:

„Son oeil tout penitent ne pleure qu’eau benite.“

©ie ig ihrer grogen grömmigfeit wegen allbefannt unb geht fchon im ©eruche ber .ipeiligfeit;

ber *Papg hat fct^oit Oon ihrer Dugenb gehört unb erwartet, wie eö heigt, nur noch ben Dob ber gott*

fcligen Sungfrau, um ge ju canonigren. — 9?uit auf einmal (ehrt Dtegnier bie *Diünje um unb zeigt und bie Äehrfcite, inbem er und ein 3wiegefpräd) ber ?lltcn mit einem jungen ©äbchen, feiner ©eliebten, belaufchen lägt. Da entpuppt geh beim bie alte SBetfdiwcger in ihrer ganjen inneren 8lbfd)eulid)feit;

ge ig oon einem reichen Jperrn beauftragt, bad junge ®äbd)en ju oerführen. 2üir lernen ge jefct als eine ocrläumberifdje boppeljüngige ©d)lange fennen, bie mit allen Süngcn ber fdjlauegen ©ophigif unb Safuigtf bem Dichter feine SBerlobte ;um Dreubrud) eerführen w ill. ©ie, bie heilige SWacette, hören w ir jefct ©runbfäfse oertheibigen wie folgenbe:

„L’honncur est un vieux sainct, que l’on ne chomme plus“

ober „Estimez vns amans selon le revenu.

Qui donnera le plus qu’il soit le mieux venu.“ —

Dad 'Portrait üWacette’d ig Dtegnicrd SOJeigerwerf unb gnbet feftteö ©(eichen in ber franjogfegen Literatur nur an bem „ta rtü ffe “ 'Dloliere’d.

Die pierjcljnte ©atire „La folie est generale“ beginnt mit ben etnbrittglichen UDorten:

J’ay pris, cent et cent fois, la lanterue ä la main, Cherchant en plein rnidy parmy le genre humain, Un komme qui fust l’homme et de fait et de raine, Et qui pust des vertus passer par l’etamine.“

unb fudjt nun bad Dbrnia burchjuführen: „que tout le monde radote“ unb bag alle gRenfchen, jeber auf eine befonbere 2Jrt Dh^ren gnb, wofür einige Seifpiele ooll Ä raft unb 2Baf}tbeit angeführt werben.

3n ber fünfzehnten © atire: „le poete malgre soy,“ beflagt gd) ber Dichter über feine „verve poetique,“ bie ihn oon 3«it ju 3eit mit unwibergefgicher ©ewalt ju bem unbanfbaren, unfeligen SSerfcmadjen jwinge.

3n ber feegdzehnten ©atire hat fRegnier fein poetifeged Degament, eine 2Jrt fPbilofopbie bed gebend niebergelegt, beren Äern in ben SBorten „ni crainte, ni esperance“ begeht. Dad Ztyema ber beiben Slnfangdoerfe:

„N’avoir crainte de rien, et ne rien esperer, Amy, c’est ce qui peut les hommes bien heurer.“

(18)

X V I

wirb mit S£fefe unb ®rünblid)feit burchgeführt. ®ß ift fcfjwer ju entfcffeiben, ob man bem »Nil admirari“ beß fporaj ober bem oerwanbten ©prudje Kegnierß ben Sorjug geben fott.

Kegnier’ß Grpifteln flnb minber bebeutenb, wiewohl eß eigentlich nur Satiren unter anberem Kamen flnb; mit bem Kamen aber fcheinen ffe and) bie flra ft, bie ben Satiren beß Lichterß fo eigen ifl, eingebüßt ju haben. ©eine Cben, Dialoge, Epigramme unb ©tanjen flnb in bem gewöhnlichen

© tit ber Außläufer ber ^lejabe gehalten unb fugen ju feinem Kuhme nidjtß tffnju.

Auß bem oben ©efagfen geht he^oor, baß Kegnier ein burcffauß origineller unb nationaler

© atirifer ift, ber, wie wenige, feine 3ett unb bie SDlenfdjen fannte. Grr greift nicht, wie ber jahme, fchüchterne Soileau, bloß einjelne harmlofe ober eon ber öffentlichen Meinung wie oon ber 3 u ftij fchon

»erurtffeilte ^erfönlichfeiten an, fonbern fchwingt bie Jfnotengeißel feiner ©atire über £od) unb Kiebrig, über ber Dummheit unb ber Ueberflugheit, über bem felbftgeniigfamen gä!>en ©tattbeßöorurtffeile unb Staflengeijte wie über ber 3erfahrenhcit unb SBetterwenbifchfeit ber Menge, über bem Unglauben wie über bem Aberglauben unb bem heudjlerifchen ‘Pharifäcrthum. 5Beun er lejjtereß angreift, fo ftnbet ber rebliche, offene „bon Regnier,“ ber gewohnt ift, fleh ju geben wie er ift, unb ben ber 5Sein noch offenherjiger macht, Söorte oofl ungewöhnlichen Kadjbrucfß unb tief einfdjneibenber ©chärfe. Aber feine

©atire greift nicht bloß baß Uebel an, fonbern fudjt auch bie M itte l unb ilBege ju jeigen, wie bem*

felben abjufjelfcn ifi; ben Seftraften fudjt er burch jahlretdje gutgemeinte Sebenßregeln auf ben 5ßeg ber Sefferung ju letten. @r ift nicht immer ber weinfrohe 3ed)er ber »Pomme de Pin,“ nicht immer baß wifcfprüf)enbene farfaftifdje »Enfant sans Soucy;“ plö&lid) auch oerfchwinbet ber heitere Sd)erj »on feinen Sippen, unb ber fonft fo leichtfinnige © d;olf fleht alß ernfler M oraltfi »or und. Labei wirb er niemalß troefen, »erfüllt nie, wie baß bei Soileau oft bei foldjen ©egenftänben ber gaff ifł, in ben fPrebigerton, fonbern er bleibt immer frtfeh unb anjiehenb.

2 a « ÜBirfen Kegnierß hat, wiewohl unbewußter ÜBeife unb in fchet'nbarer Cppojltion, bie Seftrebungen Malherbe’ ß mächtig geförbert. Selben war eß mit ihrem Lichten heiliger ©rnft, beibe waren mit bem ganzen Aufwanbe ihrer Ä raft bemüht, bie ^oefle if>reö Saterlanbeß ju förbern unb ju heben, beibe griffen fchonuttgßloß baß Unwefeit an, baß biß bahtn in ber Siteratur gcherrfdjt hatte, unb übten gegen bie talentlofen Keimer ihrer 3ett eine »ernidjtenbe S ritif.

Alß fte beibe in’ß ®rab fliegen, hatte ihr 2Berf noch Wae ober bod) nur fümmerliche grucfjt getragen, fah eß in ber franjöflfchen Siteratur nod) red)t traurig unb troflloß auß, aber fchon war ber

®eniuß geboren, ber in ihren gußflapfen wanbelnb, bie franjöflfche Siteratur mit unfterblidjen Meifter#

werfen bereitem foffte, fd>on umfeffwebten ben ®eifl beß jugenblid)en Gornetffe bie hehren ©eflalten eineß Sib unb $orace.

(19)

S - Książnica Kopernikanska

w Toruniu O G R j^

3 d ) u l n < d m d ) t e n

für fctc tton ßficrn 1871 bi$ ;©flcrit 1873.

A. 8 c f; i t) e t f « f f u u < 5 .

©et Sefyrplan für bie untern tinb mittlern .Klaffen, fomic fur bie SSorfeljule l)at feine S5ev=

ónberung erlitten; id) oerroeife begl;alb auf baś> oorjdl)rige Programm unb taffe l)ier nur bcn für bie bciben obern klaffen folgen, ©ie 5ßcrtl)eilung ber Seftionen rodfyrenb ber beiben ©emejłer bcS

©ci)uIjaf)reS wirb in ben unten fotgenben SabeHen angegeben.

S e c ci 11 «1 a-

©rbinariuö: u. © o le n ś fi.

1. R e lig io n 2 © t. tt). cotnbinirt m it fPrima.

a) e o a n g e lifd ): Secture be5 JRómcrbriefś im Urtcrt. Äird)engefd)id)te oon ber Seit .Kon*

ffantinS an.

b) fa tl)o lifc f> : ©a§ 23erf unfever Heiligung, .Kird;cngefcl)id)te ber neucften Seit.

2. ©eutfcb 2 © t. m. ©elefen würbe ba3 -Ribelungenlieb tinb Koriolan oon ©Ijafeś*

peare in ber Ueberfetjung. Hebungen im ©iśponircn unb ©eclamiren. Sm S<d)re 10 2fiiffdfje.

3. fia te in ifd ) 10 © t. 1 0. «) f ) ) r o f a 8 © t. m. ©elefen würbe in ber klaffe L iv in s lib. 1 u. 2, al§ fPrioatlectüre S allust C atilina u. Cicero pro L ig a rio . Sn bet ©rammatif: auśge*

mdf)lte Äapitet aus ber ©pntar nad) 9Roift|j'|ig. 9Rünblid)e§ Ueberfefeen au6 ©üpfle unb STetrooer*

■ftonen. 2B5d)entlid)e ©rerciticn ober ©rtemporalien. © it ©ber=©ecunbaner lieferten im Saljre 6 ?fuf=

fafce. — b) © id ) t e r 2 © t. w. V ir g il Aeneis lib. 7 u. 8. ©inige ©flogen.

4. © rie d )ifd ) G © t. m. «) § ) r o f a 4 © t. w. ©elefen mürbe in © . H erodot lib . 9, im SBinter A rria n . Anabas. lib . 1. © pntar be§ S3erbum§ nad) Jpalm. OTe 2 SSodjen ein ©rerci*

tium ober ©rtcmporale. b) © i d) t e r 2 © t. ro. Hom er Od. lib. 5 — 11.

5. S r a n jó fifd ) 2 © t. m. ©tńcfe au§ SübedingS Sefebud) SI). 2 mürben überfefct. Sn ber ©rammatif: $piófc (Surf. 2. SBortftellung; oom ©ebraud) ber Sempora u. SRobi. Anleitung jum munblid)en ©ebraud) ber franjófifdjen ©prad)e. Tflle 2 SSodjen ein ©rercitium ober ©jrtemporale.

6. oInifcf) 2 © t. m. a) $ o ln ifd ) e 7 fb tl)e ilu n g : ©rfldrung ber Gro/.yna unb be§

Konrad W a llenrod oon M ic k ie w ic z , greie SSortrdge unb ©eflamirubungen. Sm S«I)re 10 Tfuffdbe.

Cytaty

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ba* für ein »oßftäiibtgeS ©hmnafium eingerichtet »erben foffte. g u tteiueu Stabten i)t eine SorbereitungSflaffe Diel bringeubereS ©ebürfnijj als in grojjeu, weil

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bo finden wir doch nicht, dass Leiden und Schuld einander entsprechen müssen, wir müssten denn die Sehuld mit dem Leiden identificiren. Unter Schuld verstehen wir