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Geier um Marienburg : Roman.

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Academic year: 2022

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m /t a t

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D m W erk to n

W e r n e r J a n s e n

D a s B u c h T r e u e N ibelungenrom an D a « B u c h L i e b e

G udrunrom an D a s B u e h L e i d e m e b a f t

A m elungenrom an H e i n r i c h d e r L ö w e

W eifenrom an R o b e r t d e r T e u f e l

K reuzzugsrom an G e i e r u m M a r i e n b u r g

D eu tsch ritterro m an V e r r a t e n e H e i m a t

W idukindrom an D i e K i n d e r I s r a e l

Rasserom an D i e I n s e l H e l d e n t u m

Rom an D i e M i r e h e n D i e V o l k s b ü c h e r

D i e V o l k s s a g e n

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G E I E R UM M A R I E N B U R G

R O M A N

V O N

W E R N E R J A N S E N

1 9 4 2

H E R B E R T S T U B E N R A U C H V E R L A G S B U C H H A N D L U N G / B E R L I N

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136.— 145. T ausend

Alle R ech te V orbehalten. C opyright 1925 b y H e rb e rt S tu b en ran ch V erlagsbuchhandlung. P rin te d in G erm any. B u c h a u ssta ttu n g :

Scholz-Peters, B erlin. M 1300. A rchiv-N r. 34.

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E r s t e s B u c h

PRACOWNIA ZŁOTNICZA

P io tr Z im n y

lll. G i k t ń s k a

fw budynku lecznicy ilLi zwierzał)

4 8 - 100 GŁUBCZYCE

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as F e st w a rd T r u n k e n h e it; d e r H o ch m eister v e rlie ß d en Saal u n d begab sich, Z u sp rin ­ gende ab w eisen d , u n a u ffä llig in seine G em ächer.

V e rsu n k en , fa st stu m p fsin n ig sah e r vom F e n ­ s te r aus zu, w ie d e r D ie n e r die b e id e n L eu ch ter a u f d en Tisch setzte, das B e tt z u r N a ch tru h e b e re ite te u n d d en S ch la ftru n k in d en B echer fü llte . M it leisem S ch n ap p en fiel die T ü r ins Schloß; d ie plö tzlich e S tille lä h m te Ju n g in g en , e r k am sich w ie g efan g en v o r. E r w u ß te k ein e U rsache f ü r sein en G e m ü tszu stan d , d a h e r p e i­

n ig te ih n die A te m lo sig k eit d e r Seele um so h e f­

tig e r; in d e r E rre g u n g e ilte e r aus dem eb en b e ­ tre te n e n R aum in d en S o m m e rre m te r, dessen M itte lfe n ste r bei d e r schönen W itte ru n g aus­

gehoben w aren , u n d ging n u n w irklich im w ei­

chen S trom schier so m m erlich er H e rb s tlu ft ru h i­

g er a u f u n d n ie d e r. Es w u rd e ihm leicht, u n d schon em p fa n d e r ein lü ste rn e s B e d a u e rn , aus

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dem fe u c h tfrö h lic h en K reise d e r F re u n d e u n d G äste abgeschieden zu sein.

E in g e d ä m p fte r W ortw echsel a u f dem F lu r h ie lt ih n in se in e r W a n d e ru n g a u f, e r lauschte u n d läch elte ü b e r die S tim m e des B ru d e rs M i­

chael K ü c h m e iste r von S te rn b e rg , d ie selb st im F lü s te rto n ih re lie b en sw ü rd ig e M esserscharfe nicht v e rlo r. S eh r b e re itw illig ö ffn ete Ju n g in g e n die T ü r u n d b e fre ite d en L an d v o g t von d en B e­

schw örungen d e r W ächter.

„Schicken sie nach m ir? “ fra g te e r neu g ierig .

„B e ru h ig e dich, U lrich — w o llt sagen E u e r G n ad en — d o rte n g la u b t k e in e r, d aß d u zu r R u h gegangen b ist, u n d b a ld w ü rd e n sie nicht ein m al G o tt verm issen. D en n se h t!“ A us dem O rd e n sm a n te l S te rn b e rg s stieg ein e u m fängliche S ilb e rk a n n e u n d aus ih r ein s ü ß h e rb e r D u ft.

„ A rn o ld h a t von se in e r S ip p e ein D o p p e lfa ß b ek o m m en , u n d das fiel ih m je tz t e rs t ein. E in Stück H e im a t, E u e r G n a d e n .“

E r b e o b ach tete aus k ü h le n g rau en A ugen die b lau en des H ochm eisters, in d e n e n sid i die J u ­ g en d so n n e d e r N eck arb erg e sp rü h e n d w id e r­

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sp ieg elte. F re u d ig b ew egt r ie f Ju n g in g e n nach L icht u n d B echern. Es w ar n ich t d e r W ein, d e r ihm das H e rz w e ite te ; es w a r die u n v e rh o ffte m enschliche S o rg lich k eit dieses ü b e rk lu g e n M an­

nes, die jä h e E rin n e ru n g an die N eck arh eim at, die ih n in d ie se r z e rrisse n e n S tu n d e seltsam w o h ltä tig b e rü h rte u n d aus se in e r b e w u ß tlo sen E in sa m k e it e rlö ste . „L aß die G n ad en , M ichael!

A b er hock zu m ir u n d tu m ir Bescheid. D ies ist ein gutes Stüde von d ir u n d ju s t z u r Z e it.“

„D u so n d e rst dich a b “ , sagte M ichael u n d fu h r fo rt, o h n e ein e A n tw o rt a b z u w a rte n , „w ie d e r P la u e n , d e r an d e r N o g at m it d e r schönsten J u n g fra u P re u ß e n s d ie S te rn e b e w u n d e rt.“

Sein Blick flog s p o tte n d d urch d en F e n s te r­

bogen, u n d das e rs ta u n te A uge des H ochm eisters folgte ihm nach. T rä g e p lä tsc h e rte d e r F lu ß durch die tru n k e n e n F re u d e n des G elages, die w arm e, h elle N a d it leu c h te te aus d en W ellen.

U lrich sah noch nicht, was e r se h en so llte, jedoch in ein em seligen G efü h l erschien ihm nichts la s te rh a ft, w as im m er diese b ra u n e , d u ftv o lle H e rb ststu n d e e n th ü lle n m ochte.

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„ D o rt“ , sagte M ichael u n d h a lf ih m m it ge­

recktem F in g e r, „ a b e r du h a s t ihm nichts zu v erg eb en , d e n n d e r B rav e u n te r h ä lt sich m it dem V a te r ü b e r die abscheuliche N o t des L a n ­ des, in d es die Schöne einsam am U fe r sitzen m u ß u n d h öchstens m it ih re m eig en en n ix e n ­ h a fte n B ilde sp rich t. Ach, U lrich“ — e r se u fzte v e rlie b t au f u n d ta t e in en G riff an d en M antel

— „m ich w ü rd e dies K leid nicht schützen, m ir gab d e r H im m el B lu t s ta tt W assers in die A d e rn

„M ichael! M ichael!“ m u rm e lte Ju n g in g e n e r ­ rö te n d . „ I h r fe s te t zu viel u n d fa s te t zu w enig.

A b er ist m ir rech t, so g eh t d o rt n e b en P la u e n d e r jü n g e re T e p p e r; e r w ünschte mich' h e u t zu u n g eleg en er S tu n d e zu sprech en , ich m u ß te ihn abw eisen. J e tz t h ab ich Z eit, doch n u n m ag ich die d re i u n d uns n ich t s tö re n .“

„ W a ru m n ic h t? “ r ie f M ichael triu m p h ie re n d .

„B efiehl, u n d ich h o le sie in d e n R e m te r.“

„D ie J u n g fra u ? “ fra g te Ju n g in g e n verw eisend.

M ichael lachte o h n e Scheu. „S o ll sie etw a au f d e r S tra ß e b le ib e n ? Es m öchten noch m e h r

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O rd e n sm ä n te l ih re W einschädel am S tro m au s­

k ü h le n , u n d nicht o ft fin d e t m an solche sa n fte n H e in rich e w ie d en P la u e n .“

„ W ä rt ih r alle n u r so!“ brach d e r H o ch m eister p lö tzlich los, ein e A d e r lie f ihm schw ellend ü b e r die S chläfe; u n d d a n n , als ih n das hochm ütige, du ld sam e E rs ta u n e n in M ichaels Z ügen v e r­

w irrte : „ H o l die d re i, w enn sie k o m m en w ollen.

D ie d re i, P la u e n auch!“

A llein gelassen, griff e r nach dem B echer, iu dem e r e in en R e st g lau b te, fa n d ih n ra n d v o ll u n d v e rsc h ü tte te einiges m it z itte r n d e r H an d . Z o rn ig le e rte e r ih n m it einem Zuge. N un b ra n n te die U n ru h e w ie d e r in se in e r B ru st, er fü h lte , d aß sie ihm b e k a n n te r w u rd e , a b e r noch blieb sie u n g re ifb a re u n d verschw om m ene P lag e;

M iß tra u e n u n d T r a u e r so n d e r Ziel, so n d e r N a­

m en. E r m e in te sich von d u n k le n M ächten hin u n d h e r b ew egt, h ilflo s w ie ein K ö n ig a u f dem S chachbrett, u n d rin g s um ih n fü h rte n B au ern , L ä u fe r, S p rin g e r u n d T ü rm e a u f eigene F a u st K rieg, u n te rh a n d e lte n , schlossen V ergleiche; er d u rfte nichts w e ite r dazu tu n , als sie nach au ß en

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h in um H a u p te slä n g e zu ü b e rra g e n u n d G utes u n d Böses m it se in e r W ü rd e zu v e rtre te n . J e ­ doch in seinem B em ü h en , je n e g ew a lttä tig e n Schicksalshände zu b e n e n n e n , v e r ir r te e r sich in ein en w irb e ln d e n K re is v ie lfä ltig e r G esichter, Z e ite n u n d B e k e n n tn isse , d ie se in e r ritte rlic h ein fach en Seele fre m d e r w a re n als d e r tü rk isch e S ultan.

D urch seine G e d a n k e n f u h r d e r u n g e h e u re B aß A rn o ld s von B ad en , aus d en F e n s te rn des g ro ß en R e m te rs d rö h n te u n d d o n n e rte es in die N acht: „ C h ris t ist e rs ta n d e n !“ u n d „ K y rie e le i­

son!“ B eschäm t sah U lrich im selben A ugenblick

*

die w eiß en M än tel P la u e n s u n d S te rn b e rg s v o r 'dem G rab en , u n d zw ischen ih n e n flüchtig u n d s c h a tte n h a ft K lau s von T e p p e r m it seinem K in d e.

D ie K ö n ig in g re ift in das S piel ein, dachte e r h a lb la u t, u n d seltsam erw eise packte ih n bei dem G e d a n k e n sp ru n g n ä rrisc h e r L au n e ein e u n ­ b ew u ß te, schier h ö h e re W a h rh e it. E r erh o b sich, um die rasch N ä h e rk o m m e n d e n ste h e n d zu e m p ­ fan g en , sein H erz k lo p fte b e tro ffe n , h astig flog sein Blick ü b e r das G ew and, ob auch nichts feh le.

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M ichael g e le ite te die J u n g fra u an d e r H an d ; vielleicht b esch äm ten sich d esh alb ih re W angen, o d e r d e r fre m d e A nblick d e r fü rstlic h e n B urg v e rs tö rte sie. Sie b ra c h te k e in e n L a u t ü b e r die L ip p en , als J u n g in g e n sie fre u n d lic h w illk o m ­ m en h ie ß ; ih re R echte h u sch te z a rt u n d scheu wie e in V ögelchen d urch die sch lan k en F in g e r des H ochm eisters, in d es ih re A ugen am B o d en h in ­ gen. Ju n g in g e n läch elte m it d en ä n d e rn ; er w u ß te w ie sie, d aß ein u ngew öhnlich schönes H a u p t a u f sein en S ch u ltern saß, e r k a n n te W im ­ p e rse n k e n u n d n eu g ierig es S ta rre n d e r F ra u e n , die ihm begegneten; es h a tte ih n n ie e rre g t.

N ie bis au f d iesen Tag. B e s tü rz t riß e r sein H erz von d e r P fe ilsp itz e des k le in e n G o ttes u n d tr a t a u f K lau s v o n T e p p e r zu. D a lag allerd in g s eine a n d e re F a u st in d e r sein en ; d e r K u lm er, an sich schon ein ü b e rla n g e r M ensch, h a tte w ah re B ä re n ta tz e n u n d g eb rau ch te sie m it e rfrisc h e n ­ d e r N ichtachtung. U lrich v e rb iß d en Schm erz, h in d e rte d en g eziem en d en K n ie fa ll m it einem S ch erzw o rt u n d fü h r te V a te r u n d T o c h te r au d en Tisch.

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„Z w ei B echer f ü r v ier R itte r u n d ein F r ä u ­ lein — ei, da tr in k t die J u n g fra u aus dem m ein en u ns d en g u ten A b en d zu“ , r ie f er, fü llte u n d reich te d en W ein d e r n u n völlig E rg lü h e n d e n , die S üchtig die L ip p e n n e tz te . Ih m schien es, als d o n n e rte n seine m ag e re n W o rte v o n den zierlichen W ö lb u n g en w id e r u n d e n tb lö ß te n ih n v o r allen. — „W as f ü h r t Euch zu m ir, R itte r?

B re n n t das K u lm e rla n d ? B rich t d e r K ö n ig w ie­

d e r ein m al b eschw orcne V e rträ g e ? — M ichael, ich b itt dich, laß B echer u n d Z u ck erw erk k o m ­ m en — P la u e n — B ru d e r H ein rich , setz dich n e b en das J ü n g fe rle in , d a m it es in g u te r H u t ist — ach, u n d n u n sp rech t, R itte r m it d e r s o r­

genvollen S tirn ! W ie k ö n n t I h r n u r so fin ster schauen n e b en diesem lich ten E ngel!“

Ju n g in g e n ließ sich in d e n Sessel fa lle n ; in seinem v o rn e h m e n , eng an sch ließ en d en K o lle r sah e r m e h r einem W e ltm a n n d e n n ein em O r­

d e n s b ru d e r ähnlich, stra h le n d e E rd e n fre u d e v e r­

k lä rte sein A n tlitz .

D e r T e p p e r e rw id e rte u n d d re h te jed es W o rt w ie e in en a lte n G roschen. „ V e rz e ih t, d aß ich

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mein K in d m itb ra c h te ! Doch Sw olke w ollte d ie­

sen H o f d e r Zucht u n d S itte schauen —“

M ichael kam zurück, lauschte u n d u n te rb ra c h :

„D a m u ß te t I h r sie in d e n G ro ß e n R e m te r fü h ­ ren , wo d e r G esang d e r C h eru b im e . .

„ . . . nicht a b e r k am sie, solche R e d e n zu h ö re n “ , v o lle n d e te d e r L a n d ju n k e r tro ck en .

M ichael u n d U lrich lach ten u n b e k ü m m e rt, das F rä u le in sah in d en Schoß. P la u e n s ta r r te v e r­

ächtlich a u f d en G ra n itp fe ile r, dessen schm ale S chlankheit das ganze G ew ölbe tru g . Es a rb e i­

te te h in te r d e r b re ite n S tirn . D ies ist d e r O r­

den! dachte e r e r b itte r t. E r s p ü rte ein e n fa d e n Geschmack im M unde u n d tr a n k ein Schlückchen vom B a d e n e r W ein ; u n g e rn , da e r zu d ieser S tunde nicht um W asser b itte n m ochte. E r e r ­ m angelte des Sinnes f ü r die leichte F re u d e , seine tüchtige A rt w ar zu ra stlo s g esp an n t, um fü r T än d eleien Z eit zu finden. „K la u s von T e p p e r m öchte E u e r G n ad en v ielleich t f ü r sich allein b e m ü h e n ? “ fra g te e r sachlich.

Ju n g in g e n blickte e rs ta u n t, S te rn b e rg verzog böse getro ffen die L ip p en u n d rie t: „D a d u die

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B otschaft schon genossen h ast, B ru d e r H einrich, so g ilt dies w ohl m ir.“

„ D ir w ie m ir“ , sagte P la u e n a u fste h e n d . A b er d e r T e p p e r zog ih n am M antel. „ B le ib t, ih r H e rre n , es g e h t euch alle an. V iel v erm ag ich doch nicht zu m eld en u n d v erh o ffe, auch das w enige h a t m ein ängstlich H erz ü b e rtrie b e n . W isset also: d e r K u lm e r L a n d a d e l schielt nach P o le n .“

P lö tzlich e S tille. S te rn b e rg fa ß te sich u n d w itzelte: „ W a ru m auch nicht? Doch w ohl, um d e r K ro n e Jag els m it dem Schw erte a u fz u sp ie le n .“

D e r R itte r von T e p p e r lag m it k la re n , lü g en ­ losen A ugen ü b e r ihm . Sein sta rk e s, von Som ­ m er- u n d W in te rw e tte r g e rö te te s G esicht schien a u f ein m al aschgrau v o r N ot. M ühsam fo rm te e r d en k a rg e n G ed a n k e n : „D ie R a tte n verlassen das sin k e n d e Schiff.“

Ju n g in g e n u n d S te rn b e rg sp ra n g e n gleichzeitig a u f u n d sa n k e n w ied er in die Sessel, d e r eine u n g läu b ig lachend, d e r a n d e re d ie jä h e Ü b e r­

raschung schnell v e rb e rg e n d , die so rg fältig en A ugen au f P la u e n g e h e fte t. A llen d re ie n kam

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es wie ein W ort aus dem M unde: „D as sin k en d e Schiff?“

„D en O rd e n “ , sagte K lau s von T e p p e r se lb st­

verständlich, als e rz ä h lte e r alte, län g st b e k a n n te Geschichten.

D er M ann h a t recht! dach te P la u e n so fo rt;

ihm w ar n u r die S chärfe des A usdrucks, nicht sein I n h a lt ü b e rra sc h e n d , e r h o ffte ; seine H off­

nung galt dem k o m m e n d e n K rieg.

R echt h a t er! dachte auch M ichael K ü ch m eister und pfiff d urch die Z ä h n e in B ew u n d e ru n g d e r K ulm er R a tte n , die k lü g e r w a re n als er.

N ur U lrich w a rf das b lo n d e H a u p t in d en Nacken u n d lachte im m e r noch in h e lle r A h n u n g s­

losigkeit. H ie r saß e r an seinem eig n en Tisch u n d ließ sich von einem n ä rrisc h e n B a u e rn — m it gol­

denen S p o ren a lle rd in g s — v e rg ew altig en ; seinen O rd en , den G lanz alles R itte rtu m s , ein W rack schelten! Es gab k e in e n Z w eifel: K lau s T e p p e r w ar v errü ck t. Es w ar Z eit, ih n m it A n sta n d lo s­

zuw erden.

Da b eg eg n ete e r d en A ugen S w olkes; sein L a ­ chen v e rstu m m te , das B lu t strö m te q u ä le n d in

S J t n e e n , Geier

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sein H erz, so tie f u u d sehnsüchtig sta u d B e­

d a u e rn , ja M itleid d a rin geschrieben.

D e r M itte rn a c h tsw in d h a tte sich aufgem acht u n d stieß k ü h l in die F e n ste r. U lrich sah die ju n g en , u n b e d e c k te n A rm e leise frö s te ln ; fro h ü b e r ein e A b len k u n g e ilte e r in sein G em ach, kam schm unzelnd w ie d e r u n d leg te d e r v e rg e b ­ lich W e h re n d e n sein en M e iste rm a n te l um die S chultern. D ies geschah m it so lie b e n sw ü rd ig e r A n m u t, d aß d e r stre n g ste R ic h te r das A b so n d e r­

liche nicht zu ta d e ln g ew u ß t h ä tte ; die helle Schönheit Sw olkes leu c h te te ü b e r dem w eißen G ru n d e w ie ein e R ose im Schnee. Sie erg ab sich, d a n k te noch ein m al m it d en A ugen u n d b arg d a n n , au fs höchste v e rw irrt, ih r b lo n d es K ö p f­

chen in d en H ä n d en .

D e r V a te r stre c k te g e rü h rt sein en lan g en A rm ü b e r P la u e n s Achsel u n d zog ih re H ä n d e h e ra b .

„D as v erg iß d e in L eb tag nicht, K in d , u n d sei f ü r ein W eilchen die F ü rs tin , die d ein K leid v o rtä u sc h t. — U b e r euch a b er, ih r H e rre n , m u ß ich mich w u n d e rn . H a lte t ih r in W a h rh e it e u re n O rd en noch fü r le b e n sfä h ig ? “

. 18

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E r sah sich tre u h e rz ig um , a b e r n u r H einrich von P la u e n blickte ih n an, die b e id e n ä n d e rn tauschten ein L ächeln m it Sw olke, die ih re Scheu v erlo r u n d m it w eiblichem Geschick ih r F ü rs te n ­ tum in F a lte n o rd n e te . D e r R itte r K laus schien nicht d a ra u f zu ach ten , es w o h n te ein g rü n d ­ licher B a u e rn m u t u n d zugleich ein g ro ß e r Schalk in se in e r Seele, u n d ih r e r e in e r f u h r h arm lo s fo rt: „S ollen nicht A rm u t, K eu sch h eit u n d G e­

horsam dieses O rd en s B o d en u n d W esen sein?

Sagt, ih r H e rre n , ist dies noch wie in K n ip ro d e s Z e ite n ? “

„S teckt an d en S ch w ein eb raten !“ b rü llte A r­

nold von B ad en aus dem e rs te rb e n d e n G elage u n d v erla n g te des w e ite re n in ein em G ew altto n , d e r je d en W id ersp ru ch ausschloß: „D azu die H ü h n e r ju n g !“

Ü b er T e p p e rs F ra g e schlugen die W ogen des G elächters zusam m en, U lrich, M ichael, Sw olke

— selbst P lau en k o n n te es n ich t v e rh a lte n . E r­

geben sen k te d e r R itte r K lau s die S tirn ; e r ta t nicht m it, allein die h u n d e rt Schelm enfältchen sp ielten u n d zuckten um seine A ugen, u n d v ie l­

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leicht w ar es n u r dies, d a ra n P la u e n sich fre u te . U lrich fra g te lau n ig : „ M iß g ö n n t I h r u n s dies bißchen L eb en slu st, R itte r ? W ir so llen ja k e in e K la u sn e r sein, sin d R itte r u n d h a b e n ritte rlic h e G äste aus E n g e lla n d , aus dem R eiche, aus F la n ­ d e rn , B ö h m en , U n g a rn .“

„A lles rech t, E u e r G n a d e n “ , sagte d e r T e p p e r,

„ w ir zechen auch. A b e r“ — aus sein en ru h ig en A ugen brach p lötzlich ein L eudbten w ie von S tahl — „ sä ß e ich an E u re r Stelle, ich tau sch te das M önchskleid m it dem H erzo g sm an tel. T u ts, u n d P re u ß e n ist E u e r!“

Leise k lir r te n die seitlichen F en sterflü g el.

D er B a d e n e r verschw or sich, das K a ise rtu m , die P fa lz b ei R h e in u n d auch V en ed ig durch die G urgel zu jag en , falls sie sein eigen w ären . V e r­

w u n d e rt h o rc h te Sw olke a u f diese V ersich eru n ­ gen u n g e h e u e rlic h er S chlem m erei; die d re i O r­

d e n s ritte r sah en T e p p e r u n d d a n n , m it erb leich ­ ten W angen u n d so n d e rb a re n A ugen, e in a n d e r an. J e d e r fü h lte , T e p p e r h a tte W o rte gesagt, die seit Jag iello s K rö n u n g u n g esp ro ch en im O r­

d en g e iste rte n . D ie P re u ß e n w aren v e rn ic h te t

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o d e r aufgesogen, die H e id e n k ä m p fe in L itau en nichts als k o stsp ielig e S chaufeste f ü r die fre m ­ d en H e rre n o d e r blo ß g em eine G re n z rä u b e re ie n ; das O rd en sziel w a r erre ic h t.

M ichael K ü c h m e iste r v o n S te rn b e rg schob sein en L e h n stu h l zurück u n d äu g te spöttisch u n te r d en Tisch. „W o h a st d u d e in e n P f e r d e ­ fu ß , te u flisch er V ersu ch er? G lau b st du, w ir fo lg te n d ir a u f d e in e n B erg u n d w e id e te n uns an d en Schätzen d e r E rd e ? U n d w enn, uns schw indelt nicht! — W ard dies je g eseh en ? H och­

v e rra t im H e rz e n d e r B u rg U n s re r lieb en F ra u ! T e p p e r, T e p p e r, um dieses h o ld e n K in d es w il­

len sei d ir von m ir aus v e rz ie h e n .“ M it u n v e r­

sch äm ter G e b ä rd e w a rf e r sein en d re iste n , gie­

rig en Blick a u f die Ju n g fra u .

A b e r an Sw olkes S ta tt schien ein e a n d e re zu sitzen. „S chw eigt, H e rr!“ rie f sie, in d es das s tä h le rn e L euchten auch aus ih re n A ugen brach.

„M ein V a te r v e r r ä t w e d e r L an d noch M ann!“

In diesem A ugenblick sah sie so schön aus, so e r f ü llt von e d le r L eid en sch aft, d aß ein H eilig er an ih r zum S ü n d er g ew orden w äre.

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U lrich von Ju n g in g e n w a r k e in H eilig er, o b ­ zw ar e r noch k e in W eib b e r ü h r t h a tte ; sein H erz schlug bis in d en H als, e r w u ß te, diese b ra u n e n , k n a b e n h a fte n H ä n d e h ie lte n sein See­

len h eil a u f im m er g efangen. W as H erzo g sh u t, was O rden! B efiehl, du A lle rsü ß e ste , u n d ich w erfe sie h in te r mich.

E r h a tte seine Züge nicht in d e r G ew alt, sein Blick h ü llte das M ädchen in F lam m en . D iese S ch rift v e rste h e n alle F ra u e n , ob ju n g , ob a lt;

Sw olke las u n d se n k te die W im p ern . E in M ann des O rd en s, m a h n te ih r K o p f; ein H errlich er!

flü ste rte ih r H erz.

„ H ie r k a n n je d e r u n g e s tra ft seine M einung ä u ß e rn “ , sagte U lrich u n d rä u s p e rte sich, da er m e rk te , w ie ihm die S tim m e nicht gehorchte.

„Ich billige nicht, d aß B ru d e r S te rn b e rg Euch v e rle tz t. N u r, R itte r, h a b t I h r uns zu g roße B rocken zu schluckeu gegeben. W as w iß t I h r von d en K u lm e rn ? M ein t I h r die E id ech sen ?“

K laus von T e p p e r e rw id e rte langsam u n d stockte bei jed em W o rt: „Ich k a n n Euch nichts sagen, H e rr. M ein V a te r ist ü b rig en s auch bei

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den E idechsen, doch g lau b t, H e rr, e r s te h t au f den a lte n S ätzen, daß d ie K u lm e r R itte rsc h a ft e in a n d e r b e iste h e n soll, a u ß e r gegen d en L an ­ d esfü rste n . Ich m ein e, E u e r G n ad en , es g ä rt nicht n u r im K u lm e rla n d ; auch so n st in P r e u ­ ßen sitzen U n z u frie d e n e genug, die neidisch au f d en u n ab h ä n g ig e n P o le n a d e l sind. D o rt, H e rr, d ü n k t ih n e n F re ih e it, h ie r n u r P flich t.“

S tö h n e n d leg te e r seine H ä n d e offen au f den Tisch, als w o’lte e r a n d e u te n , d aß e r alles ge­

geben h ä tte , u n d w ie d e rh o lte noch le ise r u n d g e d rü c k te r: „Ich k a n n Euch nichts w e ite r sagen, E u e r G n ad en , I h r m ü ß t n u n selb er die A ugen a u ftu n .“

U lrich w a r von d e r M acht, dem G lanz u n d d e r T ü c h tig k e it seines O rd en s d u rc h d ru n g e n . E r h ie lt d e n le tz te n d e r D eutschen R itte r so w e rt wie sich selbst, u n d da e r sich fre i von G em ein ­ h e it w u ß te u n d allzeit sein W app en sch ild ta d e l­

los b la n k e rh a lte n h a tte , b lieb e r d e r E insicht verschlossen, d aß irg e n d w e r m it d ieser m il­

d e n u n d g erech ten H e rrsc h a ft u n z u frie d e n sein k ö n n te . Am a llerw en ig sten d e r A del, d e r dem

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O rd en zu m eist s ta rk v ersc h u ld e t w a r u n d einen g näd ig en G läu b ig er ü b e r sich h a tte . E r w u ß te nicht, w as e r T e p p e r a n tw o rte n so llte ; in se in e r V e rle g e n h e it w a n d te e r sich an P la u e n : „ K a n n s t du dies glau b en , B ru d e r H ein rich ? Mich d ü n k t, d e r R itte r K laus sie h t zu schw arz u n d n im m t ein e H a n d v o ll U n z u frie d e n e r fü r die ganze L a n d sc h a ft.“

M ichael m ischte sich w ie d e r ein, frech u n d sorglos: „D ie B o sh eit m öchte ich sehen, die B ru d e r H ein rich n ich t zu g lau b en v e rm ö ch te.“

„ A c h te t n ich t d a ra u f“ , b a t Sw olke u n d legte d ie H a n d e in en H erzschlag lang a u f P la u e n s A rm .

Ü b errasch t sah d e r K o m tu r a u f, U n g e k an n tes flog d urch sein L eb en , ein schim m ernd schöner V ogel aus dem P a ra d ie se sla n d e h in te r d en B e r­

gen d e r A rb e it u n d Sorge. Sein stren g es G esicht w u rd e weich, u n d sie, die f ü r ih n e in g e tre te n w ar, sah e rs ta u n t ein e gren zen lo se G ü te aus d en tie fe n A ugen leu ch ten . I h r e B licke san k en in e in a n d e r, geheim nisvoll schien ih r B lu t in e in em ein zig en K reise zu schw ingen. E in A te m ­

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zug, u n d sie fielen in die G eg en w art zurück, e r­

m a tte t, w ie W ogen nach d e r B ran d u n g .

H ein rich b e sa n n sich, d aß e r a n tw o rte n m üsse. „Ich b in nie ju n g gew esen, E u e r G n a­

d e n ; d a ru m fä llt m ir das V e rtra u e n schw er u n d das M iß tra u e n leicht. Bei Euch ists u m ­ g e k e h rt.“

,W ah rlich “ , fiel S te rn b e rg geschm eidig ein,

„ d e r M eister ist um h u n d e rt J a h re zu sp ät geb o ren . E r g e h ö rte in ein e ritte rlic h e re Z eit.“

P la u e n e rg ä n z te k ü h l: „ U n d du um fünfzig J a h re zu frü h . D ie Z e it ist trü b e , a b e r noch nicht trü b e genug f ü r d e in e N etze.“

M ichael e r s ta r r te in H ochm ut, je d e s W o rt e r ­ schien ihm V erschw endung, e r b eg n ü g te sich m it e in e r w eg w erfen d en G eb ärd e, als schnippe er eine F liege von seinem G ew and.

T e p p e r g rin ste : „ I h r schießt m it P fe ile n aus dem H in te rh a lt. W ie w ollt I h r k lag en , w enns Euch v erg o lten w ird ? “

„D reschflegel sind k e in e P fe ile !“ w id e rs tritt Michael scharf, u n d d e r T e p p e r: „ Je d e m das

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Seine, H e r r L an d v o g t. D as G e rä t h a n d fe s te r A rb e it h a t m anches f ü r sich.“

„Ich ü b erlasse es E uch“ , sagte M ichael se u f­

zen d u n d hob die A ugen E rb a rm u n g heischend an die Decke.

G u tm ü tig griff Ju n g in g e n ein : „ J e tz t, R itte r K laus, d e n k t Ih r , d e r O rd en sei in Z a n k z e r­

fallen . A b e r es ist nichts als G ep lä n k e l u n ­ ru h ig e r G esellen, die lie b e r ins F e ld zögen. W as an d en schrägen B licken d e r K u lm e r R itte rsc h a ft ist, w e rd e n w ir se lb er sehen. W ir sin d entschlos­

sen, d o rth in zu reisen . N u n m ü ß t I h r uns e n t­

h ü llen , w aru m Euch d e r O rd e n u n leb en d ig d ü n k t, eb en je tz t, da w ir ih n in h o h e r B lü te m ein en .“

P la u e n rü ck te in a u fste ig e n d e r U n g ed u ld h in

•und h e r, d e r T e p p e r sah U lrich v e rstä n d n islo s in das lächelnde G esicht. E r k o n n te sich nicht v o rste lle n , d aß die v e rb ü rg te n G eschichten ü b e r die ä u ß e rste S o rg lo sig k eit in d e r H a n d h a b u n g d e r G elü b d e, G eschichten, so d ie S p atzen von d en D ächern pfiffen, dem H o ch m eister v e rb o r­

gen g eblieben sein so llten . E r k o n n te sich nicht

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denken, d aß d ie se r v o rn eh m e, d u rch au s e h re n ­ h afte E d e lm a n n ih n m it a rg listig e r V erstellu n g betröge. D an n e rk a n n te e r in U lrichs A ugen die E in falt e in e r w a h rh a ftig e n , ta p fe re n Seele, ein tiefes E rschrecken b em äch tig te sich se in e r ob solcher A h n u n g slo sig k eit. E r n eig te sich zu S tern b erg . „ D a rf ich sprech en , H e rr L an d v o g t?

B rin g t I h r m ich n ich t vors G e ric h t? “

M ichael k re u z te die A rm e u n d le h n te sich ge­

m ächlich zurück, w ie um ein e lange E rz ä h lu n g n eu g ierig zu g en ieß en . E r w agte noch einen Blick a u f Sw olke. „ R itte r, Euch h e lfe n die him m lischen H e e rsc h a re n , sp re c h t, was I h r w o llt

— n u r v ersch o n t die z a rte n O h re n E u res K indes, u n d v o r allem : b rin g t N eues.“

„ D a n n “ , sagte T e p p e r grim m ig, „w o llen w ir die d re i G elü b d e b eiseitelassen , w ie es d e r O r­

d en nicht m in d e r tu t. Es ist dies auch das G e­

rin g ste u n d so se lb stv erstän d lich , d aß es d er R ed e nicht lo h n t. Sagt jedoch, ih r H e rre n , was w ü rd e t ih r m it e in e r S tu te b eg in n en , die nicht m e h r trä c h tig w e rd e n k a n n u n d die, um ih r Leben zu fris te n , ih re eig n en F ü lle n a u ffriß t?

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W as m it einem A p fe lb a u m , d e r n ich t m e h r t r a ­ gen w ill, jü n g e re n d e n P la tz w eg n im m t u n d seine W u rzeln m it f rü h e re n E rn te n d ü n g t? D e r O rd e n h a t seine Pflicht g e ta n u n d ein h errlic h e s W erk geschaffen; ich w eiß k e in g rö ß eres. N u n ab e r ist e r d ab ei, seine eigne S chöpfung zu v e rz e h ­ ren . F ü r e in e n ärm lich en G e d a n k e n ist e r h e r ­ gezogen: das heid n isch e G esin d el u n te rs K reu z zu zw ingen. E in em h e lle n S te rn ist e r h a lb u n ­ b e w u ß t g efo lg t: aus tro s tlo s e r W ildnis ist ein b lü h e n d e s, b e frie d e te s L an d g ew o rd en . D e r O r­

d en h a t dem L a n d e g e d ie n t; je tz t soll das L an d dem O rd e n d ien en . F asse es, w er m ag: das K in d ist g rö ß e r als sein V a te r; dem V a te r a b e r fe h lt die T re u e zu seinem K in d e , e r b rin g t es u m .“

D e r H o ch m eister w ar a u fg e sta n d e n u n d in b e b e n d e r U n g ed u ld h in te r sein en S tu h l ge­

tre te n . „ R itte r “ , sagte e r m it v e rd u n k e lte r Stim m e, „ is t dies E u re A nsicht allein , o d e r lebt e in M ensch in P re u ß e n , d e r sie te ilt? “

D e r T e p p e r e rw id e rte in g ra m v o lle r V e rle g e n ­ h e it, die A ugen von dem schönen, zo rn ig en A n t­

litz ab g ew an d t: „ H e r r , fra g t die E u re n h ie r au f

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ihr ritte rlic h W o rt u n d k n ü p f t m id i am H alse über den Z in n en au f, w en n sie nichts von m ein en W orten g elten lassen .“

„K o m tu r!“ rie f U lrid i u n d sah P la u e n m it großen A ugen an.

„ Ja !“ sagte P lau en .

Michael n eig te sich an T e p p e rs O h r u n d w is­

p erte: „ D er Strick ist Euch geschenkt, I h r leich t­

sinniger Mensch. N un la ß t m id i re d e n u n d den M eister b e ru h ig e n .“

V erächtlich s ta r r te T e p p e r an ihm vorbei.

Jungingens Z o rn w a r von d e r h e iß e n Scham überdeckt, h e ise r w ü rg te e r d ie W o rte. „ U n d du, M ichael?“

D er V ogt von S am aiten h ie lt sich vorzüglich;

was ihm v o n G e b u rt aus etw a noch feh len mochte, h a tte e r im V e rk e h r m it d en L ita u e rn zugelernt. A u ß e rd e m e rre g te ih n die S tre itfra g e in k e in e r W eise, L an d u n d O rd e n g a lte n ihm gleich w enig, ihm lag nichts am H e rz e n als dag eigne H e il; doch da e r O rd e n sm itg lie d w ar, so suchte e r es im O rd en . E r trä u fe lte seine billige W eisheit wie ö l a u f die W u n d en . „ D e r H im m el

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h a t seine H ölle, die M ü n2e ih re K e h rse ite . W er schw arzsehen w ill, f ü r d e n ist alles schw arz.

D e n k t, E u e r G n ad en , m o rg en e rz ä h lt e in e r, I h r h a b e t h ie r m it e in e r J u n g fra u m itte rn ä c h tig beim W ein gegessen u n d ih re S ch u ltern u n d b lo ­ ß en A rm e m it dem h o ch m eisterlich en M an tel b ed eck t — u n d d e r E rz ä h le r v e rg iß t zu b e rich ­ ten , d aß w ir ä n d e rn auch zugegen w a re n — was m e in t I h r w ohl, E u e r G n ad en , wie die W elt dies B ildnis d e u te n w ü rd e ? Im H im m el w ie au f E rd e n tra g e n die D inge ein d o p p e lte s G esicht, sie trü g e n alle, w en n sie v o n d e r falschen Seite g e w e rte t w e rd e n .“

„D ie Schlange h a t ein e d o p p e lte Z unge; sie lü g t au f b e id e n E n d en . I h r h ä tte t das K in d aus E u re m M unde lassen d ü rfe n !“ sagte T e p p e r.

S eine riesige F a u st lag v o r M ichael au f dem E ichenholz w ie ein e g esp an n te D ro h u n g ; u n ­ w illk ü rlich sah en alle d a ra u f h in .

D e r L an d v o g t w u rd e b laß bis in die N asen ­ sp itze, erh o b sich schroff u n d n eig te sich gegen d en H och m eister. „ I h r seid m üde, E u e r G n a ­ d e n ; e rla u b t, d aß ich mich zu rü ck zieh e.“

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Aach P la u e n rta n d a u f, u iit ihm Sw olke, v e r­

h alten es W einen in d en A u g en ; d en M an tel legte sie säuberlich g e fa lte n a u f d en Stuhl. Z u letzt K laus T e p p e r, schw erfällig, ersc h ö p ft wie ein S ch n itter am A bend.

Ju n g in g en v erg aß alles u n d w u rd e so fo rt d e r liebensw ürdige W irt se in e r G äste. „D ieses Tags m uß ich lange g ed en k en , R itte r. I h r d rä n g te t Licht u n d S ch atten zu eng in ein e S tu n d e.“

H e ite r blickte e r a u f Sw olke, die ein z itte rn - des L ächeln a u f die L ip p e n zw ang: „W an n re iset I h r ? “

„ H e u t in d e r F rü h , E u e r G naden. D er H e rr K o m tu r n im m t uns in sein G eleit bis Schwetz.“

„ B e n e id e n sw e rte r!“ scherzte U lrich, a b e r sein H erz schlug m it einem M ale u n g estü m u n d bang.

H in te r d e r schlichten, etw as d e rb e n E rscheinung H einrichs lag ein e v e rb o rg e n e G röße, eine schwere, d u n k le G ew alt. S o n d er W issen em p ­ fa n d Ju n g in g en q u alv o lle E ife rsu c h t u n d fü h lte das B lu t in seine W angen steigen. „ W ir sehen uns b a ld w ied er, R itte r “ , sagte e r ü b e rstü rz t,

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„v ielleich t noch in diesem M ond; ich will m id i selbst ü b erzeu g en , w ie es im L a n d e ste h t. D e r W affen stillstan d g ibt m ir Z e it —“

„D ie P o len rü s te n “ , sagte T e p p e r e rn st, „ in M asovien schlagen sie b e re its H eerw eg e d u rd i d ie W ald u n g en .“

Ju n g in g c n w ischte sich ü b e r die S tirn , als e r­

w achte e r aus ein em bösen T ra u m in einen ä rg e re n Tag. E r leg te dem K u lm e r b e id e H än d e a u f die S chultern u n d sah ih n redlich b itte n d an. „ I s t das w ah r, T e p p e r? — J a , ist es w ah r!

D an n ist d ie se r W a ffen stillstan d ein e N a rre te i o d e r ein V erb rech en .“ D e r Z o rn f u h r w ie ein B litz a u f ih n n ie d e r, e r k ra m p fte die F ä u ste v o r die B ru st u n d h e rrsc h te S te rn b e rg u n d P la u e n a n : „ B in ich auch in diesem P u n k te d e r einzig U nw issen d e? W as tre ib e n u n sre G re n z b u rg e n ? Mich d ü n k t, w ir sin d diesem R itte r h o h e n D an k schuldig. S precht, T e p p e r, seid I h r in des O r­

dens Schuld?“

T e p p e r sc h ü tte lte b itte r lächelnd d»n K opf.

„N ein . U nd w a r ichs, so w o llt ich es zu d ieser S tu n d e nicht g etilg t. L eb t w ohl!“

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Die e isern e P flugschar bog sich um Jun- gingens R echte, d aß ih m S te rn e v o r d e n A ugen tan zten ; ein R o se n b lä ttle in fla tte rte k ü h l d a r­

über, u n d d a n n sta n d e r allein in dem w eiten Raum u n d h ö rte die S ch ritte in d e r still ge­

w ordenen N acht v e rk lin g e n .

E ine fre m d e Seele schien von seinem K ö rp e r Besitz erg riffen zu h ab en , sie trie b ih n an den verlassenen Tisch, sie zw ang ih n in d en Stuhl, darin das schöne K in d des K u lm ers gesessen, sie gab ihm d e n M an tel in die H ä n d e , d e r ih re Schultern um schm iegt h a tte . E r d rü c k te ih n an das b re n n e n d e G esicht u n d a tm e te d en D u ft d e r rein en L ieb lich k eit, e r ta s te te nach seinem Becher u n d k ü ß te d en S ilb e rra n d , d en ih re L ip ­ pen b e r ü h r t h a tte n .

Ih m w ar, als schaue seine eigne Seele n e u ­ gierig diesem Spiele zu; seu fzen d riß e r sich los, löschte die K e rz e n u n d ging in sein Gemach.

G edankenlos sprach e r das N achtgebet, e n tk le i­

dete sich u n d legte sich n ie d e r. Seine h eiß en Augen w u rd e n m a tt, schon im E n tsch lu m m ern faß ten sie in dem d ä m m e rn d e n L icht das B ild

t J a n s e n , Geier 33

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des H eilan d s, das bleich u n d b lu tig von Beiuccn go ld en en K re u z e sah.

H ast d u n ie g e lieb t? fra g te U lrich, o h n e die L ip p e n zu reg en , das H e rz v o lle r T rä n e n .

Ü b e r dem S ch lafenden läch elte d e r G öttliche sa n ft aus u n e n d lic h e r F e rn e : S iehe, ich hänge h ie r, w eil ich lie b te .

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U

lrich v e r r itt v ie r T age s p ä te r o h n e eigenes G efolge m it d en K o m tu re n von G rau d en z, E n g elsb u rg , R h e d e n u n d Schönsee nach Süden.

D ie M au ern d e r M a rie n b u rg e rd rü c k te n ih n , sein H erz w a r fassungslos g ew eitet von zwei G e­

w alten , die nie d a rin gew o h n t h a tte n : M iß­

tra u e n u n d L iebe. E r r itt, um die M einung d e r K u lm e r R itte rs c h a ft zu e rk u n d e n , doch v o r seinem in n e re n G esicht s ta n d allein das feste H aus d e r T e p p e r, das zw ischen R h e d e n u n d Schönsee gelegen w ar. S c h a tte n h a ft g e iste rte d a ­ zw ischen die B u rg von R enys, wo das H a u p t des E id ech sen b u n d es saß. A uch d o rth in w o llte Ju n - gingen, um in se in e r offenen A rt m it N ikolaus von R enys selb st zu re d e n . Sein leicht b e d rü c k ­ tes G ew issen sä n ftig te sich u n te r dem k la re n H e rb sth im m e l; e r sah die K o m tu re ie n in gutem S tan d e u n d v e rlo r sein M iß tra u e n fa st so schnell, w ie es ihm erw achsen w ar.

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K u rz v o r Schönsee, d e r le tz te n K o m tu re i, schw enkte e r nach W esten ab u n d v erab sch ied ete sich von dem a lte n V iltz m it u n ru h ig e r F re u d e .

„D ein H aus, B ru d e r N ik o lau s, b rau ch e ich nicht zu sehen. D ein e red lich en A ugen b ü rg e n m ir.

Leb w ohl! L e b t w ohl auch ih r, H e rre n u n d B rü d e r!“

E r w in k te m it d e r H a n d u n d r i t t eilig davon, b a rh a u p t, sein H a a r le u ch tete go ld en ü b e r die g em ä h te n F e ld e r.

D e r a lte V iltz s p e rrte d e n zah n lo sen M und a u f u n d gaffte ihm v e rb lü fft nach; so rasche H a n d lu n g lag ihm nicht, e r sc h ü tte lte d en K o p f u n d sah sich h ilfesu ch en d nach d en S einen um . Sie lä ch elten alle v e rstä n d n isv o ll, ein ig e lach­

te n la u t h e ra u s im sicheren G efü h l d e r Ju g en d . D e r K o m tu r ließ d en K o p f h ä n g e n u n d s p o rn te sein R ö ß lein g elin d e, e r w a r n ich t n e u ­ gierig, e r h a tte n eb en seinem p einlich g e fü h r­

te n A m t ü b e rh a u p t n u r noch e in en G ed a n k e n : B ei Schönsee, h a r t an d e r G ren ze, w o h n te ihm ein B ru d e rsso h n , d e r L e tz te seines G eschlechts.

D em schanzte e r an L an d zu, w as e r e rreich en

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k o n n te. L and! h ie ß sein T ra u m bei T age, L and!

bei N acht, u n d wo e r d en P o le n ein en F e tz e n zu e n tre iß e n v erm o ch te, ta t e r es m it L ist o d e r G ew alt. A u f B itte n u n d B e tte ln w a r e r im zw ölften J a h r e K o m tu r zu Schönsee, n u n h o lte ih n d o rt n ie m a n d m e h r als d e r T od.

D i e K a rre n s p u re n a u f d en S to p p e lfe ld e rn w ie­

sen nach dem W alde, U lrich r i t t m it tru n k e n e r B ru st u n te r das fa rb e n s p rü h e n d e G eäst. D ie b lau en H im m elsau g en zw ischen dem b lo n d en B la ttw e rk d ü n k te n ih m v e r tr a u te E rin n e ru n g , die süße, frie d e v o lle Stille w ischte das g roße, lä rm ­ volle H au s an d e r N o g at aus seinem G ed äch t­

nis. K ein M a h n e r h e m m te seine E ile, in k in d ­ licher F re u d e g la u b te e r sich a u f dem W ege m m Glück, nicht zu r Schuld.

W iesen ö ffn eten sich, je n se its eines Bach- iaufes sch im m erten w eiße G e h ö fte , B uchen u n d Eichen sta n d e n d a h in te r w ie tau sen d fach ge­

zackte F e u e rw o lk e n , schön u n d ste tig stieg H e rd ­ rauch in die u n b ew eg te L u ft. H äh n e sc h m e tte r­

ten u n d Schv/eine g ru n z te n , an d en R a u fe n k lir r ­

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te n geschäftige K e tte n , alles a tm e te L eben, Sonne, L ust. D e r g ro ß e schneew eiße H sn g st des H ochm eisters roch d e n H a fe r u n d w ie h e rte d rö h ­ n en d , U lrich ließ ihm die Z ügel u n d tr a b te m it b la n k e n A ugen in d en H e rre n h o f.

I n d ie se r G egend, d a K o m tu re i bei K o m tu re i lag, w a r d e r A nblick w e iß e r O rd e n sm ä n te l nichts S eltenes, gem ächlich schloff ein K n e c h tle in h e r u n d griff die Z äum e. „ W o llt I h r ab steig en , R itte r? U n ser H e r r ist nach T h o rn v e r r itte n .“

M it Z auberschlag v e rsa n k die leu ch ten d e W elt v o r U lrich u n d w ard g rau w ie ein Asdben- h au fen .

„ E r h a n d e lt W ein e in “ , p la p p e rte d e r K necht w ichtig, „ d e n n w isset, d e r H o ch m eister selb er gibt u n s die E h re . D e r tr in k t u n se r B ie r nicht, h a t das F rä u le in gesagt. W ollt I h r ab steig en , H e r r ? “

„ I s t das F rä u le in auch beim H a n d e l? “ fra g te Ju n g in g e n v e rzw eifelt.

Da ging die T ü r au f, u n d Sw olke s ta n d au f d e r Schwelle, im ein fach en b la u e n L einenrock, m it k ü ch en h eiß en W angen, d en Schöpflöffel

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noch in d e r H an d . Sie 6chrie erschrocken auf, die K elle k la p p e rte a u f die F liesen . „ D e r H och­

m e ister!“

Das K n e c h tle in b ra u c h te nicht m e h r zu f r a ­ gen, U lrich w a r w ie ein B litz aus dem S attel, griff d en Löffel m it ih r zugleich, d r ß b e id e r K ö p fe u n s a n ft a n e in a n d e rs tie ß e n , u n d d a n n fa ß ­ te n sie sich b ei d e r H a n d u n d lach ten v e rw irrt u n d e rlö st zugleich ü b e r dies d e rb e W ie d e r­

sehen. Sie w o llte d en G ast in d e n F lu r ziehen, zögerte u n d sah suchfend ü b e r d e n H of. „U n d das G eleit, E u e r G n a d e n ? “

U lrich lachte u n d e rrö te te ein w enig. „ N e h m t fü rlieb , J u n g fe r, ich b in a lle in .“

B löde g rin se n d f u h r d e r K n ech t m it dem Schimmel an die K rip p e , m it zagen H ä n d e n nahm e r Z aum u n d S a tte l ab, se tz te sich a u f die F u tte rk is te u n d b e tra c h te te das T ie r, als sei es ein h ö h eres W esen. E rs t nach g e ra u m e r Z eit w agte er ein G espräch m it ihm .

J o h a n n von T e p p e r, Sw olkes G ro ß v a te r, tru g achtzig J a h r e au f d en S ch u ltern ; sie h a tte n ihn

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nicht g ebeugt. E r w a r noch m äch tig er im K ö r­

p e rb a u als K lau s, seine H a g e rk e it ü b e rtrie b den E in d ru ck b e d e u te n d . E r schien ein k rä ftig e r Sechziger, lachte m it allen Z ä h n e n u n d h a tte den K o p f voll g ra u g e lb e r H a a re . S eine lu stig en A ugen m u s te rte n bew eglich jed es b etrach ten s- w e rte D ing, e r s ta n d m it d e r E rd e d u rch au s a u f gu tem F u ß e u n d dach te noch lan g e n ich t an d en him m lischen Saal. V on d e n d ü rre n G elen k en h in g en die sch au felfö rm ig en H ä n d e schw er u n d b äu erlich w ie bei dem Sohn.

D iesm al h a tte U lrich sich v o rg e se h e n ; e r w a r­

te te d ie Z ange g a r n ich t ab, schlang die A rm e um d en A lte n u n d k ü ß te ih n in se in e r H e rz e n s­

fre u d e a u f b e id e W angen. „D aß ich Euch noch so im L eben sehe, V äterch en ! Ich w eiß noch, w ie w ir B rü d e r ju n g u n d dum m in dieses L an d k am en , da w u rd e t I h r u n s schon als ein H o rt e h rw ü rd ig e r Z e it gezeigt. N un sin d w ir in schlim m er S tu n d e , R itte r ; es w ird m ir g u ttu n , E u re n R a t zu h ö re n .“

Es w a r n ich t w eit bis z u r T ag esm itte. Sw olke lief, G esch irr tra g e n d , h in u n d h e r, die b e id e n 40

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R itte r se tz te n sich an d e n Tisch n n d p lä n k e lte n . Ulrich m e rk te , d aß ihm d e r A lte vieles von dem verschw ieg, w as e r am lie b ste n g ew u ß t h ä tte , w agte nicht g e ra d e h e ra u s zu fra g e n u n d lauschte schm unzelnd a lte n G eschichten, die Jo h a n n T e p p e r m it u n n ach ah m lich er L au n e zu erz ä h le n w ußte.

Inzw ischen ließ U lrich d ie Blicke d urch den behaglichen R au m schw eifen, d a rin v e rsp ä te te Fliegen in d en S o n n e n stra h le n su m m ten u n d b u n te F e ld b lu m e n fre u n d lic h an d en F e n s te rn p ra n g te n — h ie r w a r H eim at.

„So sie h t M u tte r aus“ , sagte e r v e rso n n e n , als Swolke m it fla tte rn d e n B ä n d e rn in die K üche lief; seine A ugen w u rd e n e in fä ltig u n d sahen in eine u n e rre ic h b a re F e rn e .

„So ju n g w ie dieses K ä lb ch en ?“ fra g te d e r A lte lächelnd.

U nd Ju n g in g en , noch in seinem T ra u m : „So ju n g u n d b lo n d u n d k la r. Ach — v e rz e ih t, R itte r Jo h a n n , so ersch ein t sie in m e in e r E rin n e ru n g . Ich sah sie n im m er, se it ich fo rtz o g .“

D er A lte nickte stum m v o r sich h in , seine

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lu stig en F a lte n w u rd e n h a r t, e r k o n n te sich d e r W o rte nicht e n th a lte n : „E uch fe h lt das h ä u s­

liche L eb en , e u d i vom O rd en ! Es is t ein J a m ­ m er, d aß ih r o h n e K in d e r d a h in s te rb t, ein g ro ­ ß er, g o tte slä ste rlic h e r J a m m e r!“

Sw olke b ra c h te eb en den B ra te n h e re in u n d sah p u r p u r n a n d en b e id e n v o rü b e r.

„ N u n , n u n “ , s to tte r te Ju n g in g e n beschäm t,

„ d a n n m ü ß te t I h r je d e n M önch sch elten .“

„ I h r w o llt die e d len d eu tsch en G eschlechter doch nicht m it d en S cherm äusen au f ein e B an k setzen !“ e rw id e rte d e r a lte R itte r verächtlich.

„V o n dem Zeugs w ird es im m er n o d i zu viel au f d e r W elt geben. I h r a b e r sü n d ig t an u n s allen.

Z w e ih u n d e rt J a h r e lang h a b t ih r die B lü te d e u t­

schen A dels e n tm a n n t, u n d je tz t w u n d e rt ih r euch ü b e r die F rü c h te .“

Ju n g in g e n h a tte k e in e A n tw o rt. D e r A lte w ar keinesw egs e rre g t, e r h a tte m it e in e r tro ck en en S ich erh eit gesprochen, w ie ü b e r alltäg lich e D inge.

In d e s m e in te U lrich, so stu m m k ö n n te e r sich n ich t an d ie M ah lzeit setzen , o h n e ein e B itte r ­ nis zu h in te rla sse n , u n d es kam aus seinem gii-

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ten , eh rlich en H e rz e n : „E n tsc h u ld ig t, d aß i<h Euch nichts zu en tg e g n e n w eiß ; a b e r ich h ö rte solche D inge erstm a lig le tz te W oche durch E u ren Sohn, u n d je tz t von Euch. D as sch w irrt m ir im H a u p te w ie ein B ienenschw arm .“

„ B rin g t ih n n u r g u t zu K o rb e !“ sagte Jo h a n n T e p p e r fre u n d lich . „ U n d je tz t: gesegne es G ott!

L angt zu! D en W ein m ü ß t I h r Euch d en k en , den h o lt K lau s zu T h o rn , a b e r Sw olke b ra u t ein gutes B ie r.“

Ulrich w a r k e in B ie rtrin k e r, doch da Sw olke ih re H an d im B rau k essel g e h a b t h a tte , d ü n k te es ihn N e k ta r, u n d e r sc h lü rfte d en d ü n n en , säuerlichen T ra n k w ie M alvasier. D ie R e d e n des A lten fra ß e n sich in sein G e h irn , m it einem w u r­

den ihm die A ugen a u fg e ta n , u n d au fs höchste v e rw u n d e rt g estan d e r sich, m e h r als ein K o rn W ah rh eit in T e p p e rs W o rt zu finden. D as tu n d ein e bösen W ünsche! sagte sein H e rz ; e r riß die A ugen von Sw olkes lichtem Scheitel u n d jag te sie a u f d en Z in n te lle r v o r sich, allw o ein saftiges B ra te n stü c k in sch ierer B u tte r schwam m .

„N ach dem M ahl“ , b e d e u te te d e r T e p p e r zwi-

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schien zw ei B issen, „ m ü ß t I h r m ich ein e W eile en tsch u ld ig en ; d en n d an n h o le ich nach, was ich nachts v ersäu m e. A us irg e n d e in e m Loch m u ß ja das A lte r seine T ück en h e rv o rk e h re n . D as K in d zeigt E uch in d es d en H o f.“

D a w ä h rte U lrich d ie Z e it zu lan g ; H e r r J o ­ h a n n ach tete se in e r n ich t m e h r, e r aß u n d tra n k fü r d re i s ta rk e M än n er, u n d a u f ein u n g eh eu eres S chinkenstück v e rz e h rte e r noch in b ed äch tig er R u h e ein e an seh n lich e S thüssel s a tte r Milch m it ein g eb ro ck tem K uchen. Sein M agen w ar ü b e r allen Z w eifel v o n d e n T ücken des A lte rs v e r­

schont geblieben. E ndlich fa lte te e r d ie H än d e ü b e r dem Bauch u n d schloß die A ugen.

U lrich u n d Sw olke schlichen a u f d en Z e h e n ­ sp itz e n h in au s, u n d da sie ins F re ie tr a te n , sahen sie sich w ie d e r R u te e n tro n n e n e K in d e r f r ö h ­ lich an , ein e ü b e rm ü tig e H e llig k e it fü llte ih re Seelen. Sie b lick ten in die schöne, b u n te W elt, ih re A ugen g estan d en sich, w as d e r M und v e r­

schwieg: d aß sie ein herzliches W o h lg efallen a n ­ e in a n d e r h ä tte n u n d d aß dieses T ages S ü ß ig k eit noch lange nicht a u sg e tru n k e n sei. E in jä h e r

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F ie ih e its ta u m e l erg riff sie, die b e id e gefangen w aren, d e r ein e in seinem G elü b d e, die a n d re in ib re m m u tte rlo s e n M agdtum . W o rtlo s, m it innigem E in v e rstä n d n is s tre ifte n sie die F essel ab, v o rsich tig u n d zag, je d e n A ugenblick g ew är­

tig, zu rü ck zu sch lü p fen : sie sp ie lte n w ie die K in d e r, sie sp ie lte n F re ih e it.

D e r K n ech t m u ß te ih n e n die P fe rd e sa tte ln , es lü ste te sie, in ein e noch h eim lich ere S tille zu fa h re n , u n d so r itte n sie S eite an S eite ü b e r das leu ch ten d schöne L an d w e stw ärts, wo B uchen­

hain e w ie g o ld e n ro te T ep p ich e a u f sm a ra g d e n e r W iese lagen. Ü b e r d e r L an d sch aft, die zum W in te rto d e rü s te te , w ogte ein R ausch ju b e ln ­ den V erschw endens, ih re u n g e p rü fte n H erzen schw angen in seinem R eigen. Sie e rre ic h te n den W ald; h ie r u n d da, wo die B äu m e e n g e r s ta n ­ d en, s tre ifte n sich ih re G lie d e r, k n is te rn d s p ra n ­ gen die F u n k e n .

Da lag m itte n im g elben B ra n d e des H e rb s t­

laubes ein W eih er, d e m a n te n b litz te in d e r M itte W elle u m W elle in le ic h te r S trö m u n g , am je n ­ seitig en U fe r b le n d e te n w eiß e Flecke m it gol­

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d en en Schnäbeln, d a h in te r hockte a u f einem Eichen; tu m p f ein e u ra lte , v e rsc h ru m p e lte H irtin u n d stich elte an einem Flicken. Sie sah nicht au f, sie w a r sto ck tau b , die g u te M u tte r Z ipps, a b e r ih r D asein gab Sw olke p lötzlich ein e tie fe B efried ig u n g , ein e E rlö su n g aus e in e r A ngst, die sie je tz t e rs t fü h lte . „D ie M ärch en h ex e!“ rie f sie a u fa tm e n d .

„ U n d w ir H äu sel u n d G re te l“ , sagte U lrich, en tzü ck t ü b e r das w e lte n trü c k te B ild , „ h ie r ist g u t sein .“

Sie k a m e n ü b e re in , sich in das U fe rg ra s zu legen u n d d en w eiß en W olken n a c h zu stau n en ; doch da sie es ta te n , sta n d e n die H alm e u n d Stengel so hoch um sie, d aß M u tte r Z ipps, w äre sie auch so b lin d w ie ta u b , nicht w en ig er von ih n e n h ä tte sehen k ö n n e n . Sw olke m e rk te es sogleich, m ochte sich nicht z ie re n u n d b lieb m it v ersch äm ten A ugen liegen. Sie h a tte n sittsam ein e g u te E lle R aum es zw ischen sich, a b e r sie fü h lte n durch das selige Schw eigen ih re H e rz e n a n ein a n d e rp o ch e n . Schönheit, Ju g e n d , R eife z e it u n te r einem lächelnden H im m el — sie n a h m en

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es fü r L iebe, u n d d e r w eite W eg von M ensch zu Mensch schien ih n e n n u r ein S ch ritt im T anz.

H o ch m eister D eu tsch en O rd en s! dach te U lrich beglückt. E r fü h lte sich au f einem ä n d e rn S tern , alles T rä g e , Schw ere, F o rd e rn d e d e r E rd e w ar von ih m a b g eg litten . D urch d ie G rä se r sah er wie d urch ein e n Schleier d en ro te n W ald am je n se itig e n U fe r v o n d e n S ilb e rp fe ile n flim ­ m e rn d e r B irk e n stä m m e durchschossen, d a rü b e r bauschte sich d ie w eiße W äsche d e r him m lischen H eersch aren u n d schw am m in dem seligen, u n ­ endlich z a rte n B lau g eru h sam , in h e ite r e r F e ie r.

Ju n g in g e n w a r z u m u te, als schlösse sich diese S tu n d e u n m itte lb a r an sein e Ju g e n d a n ; so stan d d e r H im m el ü b e r d e n N eck arh ü g eln , so lag er e in st w ünschelos im w e in d u fte n d e n H e rb st, un d alles, was ih n s e ith e r um g eb en h a tte , w ar ausgelöscht: K a m p f u n d H e ld e n tu m , P flicht u n d R uhm .

„ D e r H e r r G ro ß v a te r w acht n u n a u f“ , sagte Sw olke. Sie stü tz te sich a u f d e n E llbogen, h a tte ein Z w eiglein im M unde u n d Schelm engrübchen in d en W angen.

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J u n g in g e n r ü h r te sich n ic h t; w eit, w eit von d en H e im a tb e rg e n erh o b ein a lte r M ann sieb aus dem Schlaf — w as ging ih n das a n ? D e r N eckar rau sch te im T ale, die W in zerm äd ch en sangen w ie k la re G locken — ta n d a ra d e i — tan- d a ra d e i.

E r w a rf d en K o p f hoch, sah sie spielerisch sitzen , e n tw a n d ih r das Z w eiglein u n d n ah m es w ollüstig zw ischen d ie L ip p e n . „ K a n n s t d u sin ­ gen, S w olke? U n te r d e r L in d e n an d e r H e id e ? “ Sie e r r ö te te u n d w a n d te d en fe in e n K o p f e in e n A ugenblick von ihm . „E s g ib t ein W e tte r, E u e r G n a d e n “ , sagte sie leise. „ G ro ß v a te r w ird mich schelten, w enn ich Euch naß nach H au se b rin g e .“

„ E in W e tte r? D as g lau b t d ir n iem an d , M äd ­ chen. L aß d en G ro ß v a te r, laß die G n a d e n , laß m ir diese S tu n d e, ich b itte dich.“

Sie sah in sein rein es, v o rn e h m e s A n tlitz u n d e m p fa n d , d aß d ie se r N ach m ittag ihm g eh ö ren m üsse u n d d aß sie b illig sch en k e; d ie V e r­

tr ä u m th e it d e r S tu n d e kam ü b e r sie, sie k re u z te d ie A rm e u n te r dem N acken u n d lag w ied er still.

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„U nd das W e tte r k o m m t d en n o ch “ , sagte sie endlich. „ S e h t nach W esten !“

A b er U lrich v e rlo r k e in e Z eit m it d e r B e­

tra c h tu n g trü g e risc h e r W ölkchen, e r v e rtie fte sich in die sü ß en Z üge Sw olkes u n d p rä g te sie seinem G ed äch tn is ein. So w ü rd e e r sie im m e r­

d a r seh en , re in u n d ju n g u n d b lo n d , u n d n ie­

m an d w ü rd e ihm das h o ld e B ild aus d e r Seele re iß e n k ö n n e n . W ie ein L ich tlein so llte es ihm scheinen, w ie ein S o n n e n stra h l v o ra n g e h e n in die Schlacht. W er d iese ro te n L ip p e n küssen d ü rfte — selig d e r M ann! E r d a rf es nicht, e r d a rf sie n ich t v e rs tö re n — die T e p p e r h ab en re ch t: d e n O rd e n s b rü d e rn f e h lt das B este, e in ­ sam u n d fru c h tlo s m üssen sie h in zu G rabe.

S eufzend w a rf e r sich zurück, d e r h e lle Tag d ü n k te ih n d u n k le r, h e iß e re W ünsche sp ran g en ih n an. N un sah e r selbst, w ie sicher Sw olkes A ugen w a re n : v o n W esten h e r sam m elten sich viele W ölkchen zu ein em schw ärzlichen B allen, ü b e r d ie K ro n e n d e r B äu m e lie f ein e sa n fte W oge, w a rd schneller u n d sch n eller u n d rau sch te endlich o h n e E n d e. M ochte das W e tte r k o m m en,

4 Jan sen G eier 49

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e r ließ nicht von diesem T ag! M it g lü h e n d e n W angen lag e r da u n d w ünschte u n d w o llte seine eigenen W ünsche n ich t w issen.

„ L eb en noch v iele E u re s G eschlechts, H e r r U lrich ?“

Da stieg ihm fa st ein W ein en a u f, so ü b er- raschte u n d erg riff ih n d ie e in fä ltig e F rag e. A us irg e n d e in e m u n b e k a n n te n G ru n d e schäm te er sich, u n d als e r seines G rü b eln s H e rr w u rd e, e rk a n n te e r die G esichter se in e r A h n e n , die ih n z o rn ig a n s ta rrte n . „Ich b in d e r L e tz te “ , sagte er schroff. D a n n m u ß te e r das M aß seines F rev els fü lle n u n d fü g te selb stq u älerisch b in z u : „ M u t­

te r le b t allein in u n s re r B u rg d a h e im .“

Sie schw iegen w ie d e r u n d lie ß e n d en w achsen­

d e n S tu rm ü b e r sich b ra u se n . D ie Sonne v ersa n k schon ab u n d zu h in te r g ra u e n R ie se n h ä n d e n , d ie M ärch en h ex e lockte ih re G änse u n d h u m p e lte von d an n e n .

Ju n g in g e n sah, w ie Sw olke die B ra u e n e r n s t­

h a ft zusam m enzog. „ I s t Euch das n ich t le id ? “ fra g te sie still.

U n d U lri<h, ganz w ie d e r im O rd en gefan g en ,

ÜO

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b e te te g ed an k en lo s sein ausw endig g elern tes Sprüchlein: „W ie k a n n ein em leid sein, was m an G o tt g elo b t h a t? “

Seine A h n e n w a n d te n sich v o lle r V erach tu n g ; eine a lte F ra u , n ich t m e h r die b lo n d e , schöne junge se in e r E rin n e ru n g , ein e alte, w eiße, ge­

bückte, einsam e F ra u s ta n d a u f dem S ö ller sei­

n e r g u te n B u rg u n d sp ä h te m it m ü d en B licken nach dem Sohne aus. Es fiel ihm w ie Schuppen von d en A ugen, e r zuckte m it h alb em L eibe au f und sah die frech e L üge se in e r G ew öhnung.

Sein ehrliches H e rz w and sich in V erzw eiflung, sein G esicht b ra n n te , e r b a rg es in Sw olkes Schoß u n d sta m m e lte : „ J a , ja, ja! Es ist m ir leid!“

Ih re H a n d leg te sich a u f sein en Scheitel. E r m e rk te nicht, w ie se h r sie z itte rte , e r h a tte m it sein er eig en en N o t zu tu n . So h ä tte e r liegen und en tsch lu m m ern m ögen, m a tt u n d zerschla­

gen w ie e r w ar, a b e r Sw olke m a h n te : „D ie e rste n T ro p fe n fallen . E rm a n n t Euch, H e rr.“

G ehorsam s ta n d e r a u f, u n v e rle g e n , fa ß te ihre H a n d u n d h a lf ih r vom B oden. E r b e h ie lt

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d ie H a n d in se in e r u n d sagte: „ V e rz e ih t, Sw olke.

Ich b in w ie u m g etau sch t, seit ich Euch k en n e.

Ich h ab e w ohl u n te r d e r E rd e g eh au st, so lan g e;

w ie ein M au lw u rf. N u n sehe ich d en w e ite n H im ­ m el u n d lin d e m ich nicht zu rech t, die A ugen tu n m ir w eh.“

Sie sc h ritte n h a stig e r, d e r R egen b egann. Als sie die P fe rd e e rre ic h t h a tte n u n d au fsaß en , s tü rz te n die F lu te n ; sie sp re n g te n u n te r die B uchen, v e rh ie lte n d ie Z ügel. U lrich le g te ih r den M an tel um , u n d sic, so n d e r Scheu, d rä n g te ih r P fe rd dicht an sein en Schim m el u n d sagte:

„D as T uch deckt u n s b eid e, H e r r .“

A lso saß en sie u n te r dem d u n k le n Z elt. E r h a tte d e n A rm um ih re S ch u ltern gelegt u n d h ie lt d e n M an tel ü b e r ih re n K o p f, a b e r es tr o p f te dennoch a u f ih r K leid . Da h o b e r sie leich t w ie ein e F e d e r aus dem S attel, se tzte sie v o r sich h in u n d h ü llte sie ein w ie e in K in d . N u n w a re n sie b e id e g eborgen.

Sie lag ganz still an se in e r B ru st, das Glück m achte sie ü b e rm ü tig , sie sc h n u rrte plötzlich wie eiu K ätzchen. E r lü fte te heim lich die D ecke,

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sah sie m it seligen L ip p e n , die A ugen geschlos­

sen, n eig te das G esicht a u f ih re n K o p f u n d a tm e te m it b e d rä n g te r B ru st den D u ft ih re s H aares.

M it ein em M ale w u rd e es h ell in ih r e r H öhle, durch d e n M an tel schien die Sonne u n d zeich­

n e te das schw arze O rd e n sk re u z w ie ein e finstere M ahnung ü b e r Sw olkes K leid . U lrich riß das Tuch fo r t, d ie W elt s ta n d w ie d e r in G lanz, d e r H im m el b la u te . E rrö te n d bog sie d en K o p f zurück u n d o rd n e te ih r H a a r. M it einem Satz w ar sie im S a tte l u n d r i t t v o ra n , heim , u n d e r fo lg te m it ja g e n d e n P u lsen .

Doch da d e r W ald zu E n d e w ar, h ie lte n sie noch ein m al eng n e b e n e in a n d e r, w ie v o n einem Z a u b e r a n g e rü h rt. I n d e r F e rn e , im O sten, ü b e r dem w inzigen G e h ö ft lag ein g o ld e n e r A b e n d ­ s tre ife n , d a rü b e r ein z a rte s B la u ; rin g s in ge­

w altigem K reise schw eres G ew ölk, u n d d arin von N o rd nach Süd in w u n d e rv o lle r K la rh e it ein R egenbogen, ed el u n d hoch w ie ein T o r zu einem m äch tig en G o ttesh au se.

Sie h ie lte n u n d sta u n te n erg riffen . S a n ft e n t­

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