XXlLJahrg. zetlhgden169Mai1914.I gr.33.
Herausgeber-
Maximilian Karl-m
Inhalt: ·
»Es-ice streicht-ich undDeutlclxland .... .................sgm Zweiwelken. VonRichckvrdBahr- ............ ...«...218
DerTod« DonElse Franken ......... .... ......220 Dmeriransx.Voncädon .......«...............224
DosfvjsjvshijøIts-est ........... '.,..·....
«...·. ...228
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Berlin, den 16.Mai 1914.
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Frankreich und Deutschland.
. .z«ieFranzösischeRepublik wünschteineruhige, friedliche,von Lsanfter Hand besorgteFührungdesinternationalen Ge- schäftes und,alsdessenHauPtertrag, würdigeVerständigungmit demDeutschenReich: daist,in einemSatz,dasfüruns wichtigste ErgebnißderWahlschlacht. Vor derStichwahl,demscrutjn de ballottage, gehtsbeidenNachbarn noch wüsterzu alsinunserem liebenVaterland. FraktionenundPersonen,die einander gestern an«pien,schließenNothbündnisseundempfehleneinander dem Wohlwollen desWählers.DerHerrKandidatus,derdiefürden Wahl-gang aufgewandten,aufgebettelten,au·fgepumpltenzwanzig- tausendFrancs sammtder Hoffnung-aufeinMandntHalsozins- ,los,,wegschwimmensieh«t,vsuchteinBruchtheilchszendesAufwandes
—zuretten;derMitwerbeyder ihmeinDrittel»diehälfte(ode,rgar mehr)derKosten ersetzt,.wird».denwackerenBürgernalsAbzuoid-
nender vorsAugegerückt.GesternwarerleinstinkendesSlchmutzs bläschen-im;AbkschaumzderzMenschheitzallermindestenseinber- ruchtetVolkssein »undvonWammonsKnechtenzerkaufterWicht;
heute ister ein immerhinachtbarer«-R»epul).lik«anzer,und«lnebendem
.drittenWerber(der,n.ijchts.odexznichtvs«y«:i»),ie«lgebotenhat),dasge-
.ringereUebel.Einin—der Stichwahlerstrittener istoft rechttheuerikund-imb21Wege-wardoffenbar,daßdierxeiingken Sozialistenunp dieBei-einigtenjzRadiWenI-.i·n,—siärkexerGolds
19
204 DieZukunft.
rüstungaufmarschirtenalsihreGegner.Deren rechtesFlügelchen, dieRoyalistender ActionFrangaise (Maurras, Daudet), flatterte unter derLosung:»Wählet,wenn unsereLeutenichtdurchzubrins gensind,niemals das kleinere, stetsdasgrößereUebel!« Nicht denLiberalen oderRadikalem sonderndenröthestenallerwähl- barenSozialdemokraten.Aehnelt dieneue Kammer einemMohn- seld,dann wirddieWehrdienstzeit gekürztundeineEinkommen- steuer beschlossen,deren Härte jeden BesitzendeninEmpörung treibt. DiefranzösischePräsenzzifserwirdum dreihunderttausend Köpfekleiner alsdiedeutsche,Frankreichsinkt aufdieStufeeiner Macht zweitenNanges und ist nicht mehr -bündnißfähig. Da, meinte derallzukluge Herr Maurras, istdieeinzige Möglichkeit, denFranzosendierepublikanische Staatssorm raschzu verekeln undunserem König PhilippdenWegnach Paris zuöffnen.Des- halbsprieserdiepolitjquedupire undschalt(wie dernichtweniger begabteundbessergeschulte Gras Hans OppersdorsfdieHirtenuns serer Centrumspartei, sogarmitdemselbenNügeworoallean- derenMonarchisten,weilihr Streben von der»integralen«Glau- benslinie abirre. Auch diese Taktik,die denKollaps,alsVorbe- dingungderEntgiftung, erzwingen will, hat denNöthlichenund Rothen genützt.Die,,machten«dieWahlen, hattendasMiniste- riumDoumerguealsbureau de bienfaisance electorale eingerichtet, versügtenüber dieGeheimfonds, dieBändchenundPfründen, EhrenzeichenundFördermitteldesStaates: und durftendrum mitgetrosterZuversichtindenKampf ziehen. Doch ihr Sieg ist größer geworden,als sie selbst ihrzuhoffen wagten.Leicht ists ja nicht, sichimDickichtderGruppenzurechtiufindew Zwölf Frat- tionen. Bereinigte (Jaurås)und sliepubiikanische(Augagnc-ur)
·Sozia;istcnzAtbeiterpartei(Allem-:ne);BereinigteRadikale(Dou- merguc-Caillaux); Nadikale Linke(Delcass6);Vereinigte Linke (Biiand); DemokratischeLinke(Thomson); Demoirrstische Repus blikaner(Carnot);Nepub.ikanerbund(Benoist);Liberale(Piou);
Rechte(GrafdeMun); Unabhängige (Barrås).Und diesebun- tenFirmenschilde gebe-n noch keinenBegriffvondemWirrwarr-, derschonunter demMärzmondinderboutique entstanden war.
EinGewimmel vonRadicaux-Fådårås undF6..«årås-Radicaux,von
NadikosSoziaiisten und soziaiistischenPatrioten, Antisemiten, Katholiken.JederKlüngel hatte fürSchicbcbciickchenvorgesorgtz
Frankreich undDeutschland. 205
aufdenenseine SchaarflinkansnächsteUfer gelangen,die drüben unruhig gewordene Mannschaft imDunkel hetübergerudertwer- denkonnte-Da wirdsichsbaldmannichfachknäuelnundbündeln.
FüreineWeile aberistdieHerrschaftder Radikalen (verschiede- ner Farbentönung)gesichert.Das ist, erstens,einepersönliche SchlappedesHerrn Poincar6.Wird eralsPräsidentderRepus blik dieHoffnungebenso enttäuschenwiealsMinister der Aus- wärtigenAngelegenheiten?Damalshater,währenddeslibyschen Krieges,dieJtaliener verärgert und,vordemBalkankrieg,durch Dilettantenformeln dieGeduld erfahrenerStaatsmänner auf schwererträglicheProben gestellt.Als Präsident sollteer(dem dieClemenceau,Combesund GenossendeshalbinVersaillesihre Stimme versagten)dieJakobinermachtbrechen,denFroschpfuhl imBombonenpalast austrocknen und derRepublikeine in dievon Pioubis zu Vriand undBarthoureichendeSchichteingewurzelte, imJnnerenundbesonders nach außen starke Regirung schaffen.
EifigerFrühreifhatdieBliithesolchenHoffens getötet.HerrPoin- caråmöchtenichtden Märtyrweg gehen,denCasimirsPårier ging:
undhat sichin trauter StillemitClemenceaus Vorhutverständigt.
DeralteTiger selbst pfaucht ihnnurselten nochanunddaskleine Raubthierzeug heultdemMann Lobgesänge,der nichtinden Parteienkrieg einzugreifen trachte,inwürdiger Haltung hinter demGitter derVerfassungbleibeund nur ausderentriegelten Thür trete,um diegetreulicheAusführungdesVolkswillens zu sichern.(Erneuungderalten,nichtnur inFrankreich schmerzhaft fühlbar gewordenen Lehre:Wer irgendwoeinewundeStelle hat, irgendwas verbergen mußunddeshalb aufwohlwollendeSchos nung angewiesen ist, taugt nicht aufdieGipfe, woVölkerschicks sale gehütet,gestaltetwerden.)DerWahlertrag ist, zweitens,aber aucheininternationales Ereignis.DerWirthschaft Frankreichs fehltindiesemWunder spendenden FrühlingderGlanz,dersie fastimmer demAuge umgoldete. DieUngunstderWeltkonjunktur wirkte auch da,wodasKapital fremdeJndustrienreichlicherals heimische gespeist hat. Bankbrüche erschrecktenden Rentner. Die BörsenumsätzeschrumpftenvonTagzuTag;woausMaklermund sonstTobsuchtzu brüllenschien, nistetnun schwüles Schweigen; und ausdenLuxusgewerbcstätten,Theatern, Nestaurants weht Gestöhn durchdieSchleier,die denblühenden Lenz verhängen.
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206 DieZukunft.
SchlechteZeit.MußMarianne sichinengeren Haushalt ge- wöhnen?Frankreich bezahltnichtnurdie eigeneArmeeundMa- rine,sondern, fürs Erste, auchRuszlandszhat seit achtzehn Jahren fastachtzehntausendMillionen Francs insAusland verliehen;
unddieneuen Truppen, Schiffe, Kolonien, Wege,Waffen,Ka-
sernenkEisenbahnemGrenzforts,Munition undKriegsgeräthfür Erde, Meer, Luft habenvielGeldgekostet.DieNegimenter,die
vor demBritenköniginParade standen, sahen nichtaus wiedie berliner undPotsdamer Garde (die eleganteste,üppigsteTruppe desErdballs), sondernwiedas Kriegsvolkeines Staates, der fürKinkerlitzchennichtsverschleudern darf.Undnun sollgardie Rente desReichsgläubigersbesteuertwerden; derAbertausende, mit derenGelddieNepublik wirthschaftet.Millionen (Mancher behauptet: Milliarden) waren inschweizerischeund londoner Banken ausgewandert, denStahlkammern derstärkstenpariser HäuserdieDepositen entzogen worden,unter derfestestenKredits burgderProtestanten dieStützen gebrochenunddieFeindeder herrschendenJakobinerundihrer makes stagnanteshattenmitallen erlangbarenMitteln dasBörsengeschäftzulähmen gestrebt. »So kanns nicht weitergehen«:überallwar derSeufzerzuhören.Und diejäheodersachte Abkehrvon demSumpf zuerwarten, derso übleDünste ausshauchte Zabernundderdeutsch-russischeZwist, dieins PolitischenachwirkendenGaunerstreichedestüchtigen Herrn R«ochette,dessen BegünstigungzweihäuptlingederNadis kalen,dieMinister CaillauxundMonis, vonder Staatsanwalt- schast crpresjt hatten,dievorbedachte, tückischausgeführte,dann indickeLügenwattisruuggewiekelteMörderthatderFrauCaillaux:
trotz "dem-Goldhort,deinGunstköder,der(süditalischen Geheim- bünden schlau nachg.ebildeten) Organisationder-Radikalen konnte man-glauben,daß sie diesmalgeschswächtindieKammer zurück- kehren würdemDaßdieNation-,·wieHerrPoincarc-Seinst,sprechen werde-—»Le-progriesv n'est"quetde Pordre en·mouvement.« ;-Daß.dje Vertreter- strammerOrd"nung,-fletkloserAutorität,rüstigerWe-hk- EfähigkeitderSiegkrönenwerde; WeilsiedieseErwartung völlig en-ttäuscht.h«at,gistdie-SchlußrechnungdesfranzösischenWohlge- schästessxmitGewinn-und Verlustseininternationales Ereigniß.
NurrascherModenwechselbewahrtdenFranzosen-vor-Miß- muthsEr-markt,wennihm zugemuthet-swird,dieselbeTrachtdurch
Frankreich undDeutschland· 207·
zweiLenzezuschleppen;lauter jetztalsindenKindertagengal- UschekVollheit, daJulius Caesar schrieb:»Gall.isunt novarum
rerum c..ipjdi.«Unser Snob, der,weilerdie Krümel von Berg-—-
sons Mahl aufgeklaubt hat,Frankreichs Seele zu kennen wähnt, schwatztenochvon derzerrüttendenWirkungdesrevolutionären Geistes,alsdessen Spur schon, durchdenWirbel deswiederer- wachendenNationalftolzes,ausdemBodenderRepublikverweht worden war. Seit dieblinde Thorheit unserer Politikdenreveil national ertrutzthat,gabesinFrankreichkaumnocheinen dem HeerwesenfeindlichenWillen; war derSyndikalismus derUm- sturzliisternenschüchtern,dieTyrannenmacht der c. G. T.(Com- pagnieGänserale duTravail)morsch gewordenzfolgtebis in die dü- sterstenArbeiterviertel despatiserOstensdenausrückenden,heim- kehrenden Trupven aus demHerzenderMasse morgens und abends derRuf: »VjveParmeelss Herr Hervå,derJahrelangzur WeigerungderWehrpflicht aufgeforderthatte, schriebnun in den
»Matin«,unter demDruckdeutscher Drohungwerde er,wenns sein müsse,fürfünfjährige Waffendienstzeiteintreten. Daßauch·
dieseMode bald,wenn Deutschland sichruhig hielt,abgetragen sein werde,war vorauszusehenzistimvorigenFrühjahr,nachder Rede desGenerals PauimLuxembourg, hier vorausgesagtwor- den.Siewärenur nochimMuseum zusehen,wenn das unnütz- licheGelärm um Lunöville, Rancy, Zabern,Fremdenlegion ihr nichteinen TheildesAnhanges erhaltenhätte.Wir helfenden französischenNationalisten aus jeder Noth; so oftdieRepublis kancrsich naher Sorgeledigglaubenundden Riemen der Rü- stunglockernmöchten,rütteltMichel sieaus träger Ruhe. Sechs- malthaters seit 1904;undhaterreicht, daßdieRepublik heute zuLandundzuSeestärker bewehrt ist,alsvorTangerderhitzigste patriotardzuhoffenwagte.Jhm war dieDurchdrückung,istdieEr- haltungdreijähriger Dienstzeitzu danken. DochdieWuchtder nationalen Gemüthsbewegung hat sichschonwieder gemindert.
NeueProbleme heischenLösung;Finanz-,Wahl-,Verfassungre- formwird gefordert.EineSteuer,die,nach deutschemMuster,den Wählers chwarm zärtlichschontunddenörtlichgetrenntenHäuflein derWohlhabenden dieHanptlastaufbuckelt.EinWahlsystem,das auchdenWillen derMinderheit zuwirksamemAusdruck bringt,
Gelegenheitzuschwieriger Vezirksmächlereieinschränktund
208 DieZukunft.
sichdochderunausrodbaren Gewohnheitdes Bauers anpaßt:das Schwein,daserkaufen,unddenMann, denerwählen soll,zu- VokmachdemLeitsatz:»Jeveux connaitre mon cochon est mon dä- pute«)genau anzusehen,zuberiechenundabzutasten.EineVer- fassungform,die dasVolk aus denhartkantigen, denVlutumlauf hemmenden Klammern des Centralismus löst,denProvinzen wieder inselbständigschöpferischesLebenhilftunddemReichdle MöglichkeitstetigerNegirunggewähtttdUkchMiUistekieUpdie-als Mehrheitausschüsse,fürdie ganze Dauer derLegislaturperiode, wie inEngland,gebildetwerden, oderdurcheineTrias (fürJn-.
neres, Finanzen, Jnternationales), diesich,wieimDeutschen ReichderKanzlerdie zurStellvertretung befugtenStaatssekres täre,dieihr tauglichscheinenden Gehiler Wählt«AufdieseUWeg ruftdienochdurchsSchlachtgetümmelvernehmbareStimme des reichenundklugen Herrn MarcelSembat, derseineSozialisten- parteiausdenWüstendesin StarrheitausgedörrteuMatxlsmus (Guesde)undderfruchtlosen Menschenrechtschwätzekei(JUUI·E3) insGelobte Land führen,»mjnistrable« machenwill. Einer der aufsteigenden, nachdemErbeder Briand, Millemndp Divian gierigenMänner,diedetNachbarnichtaus demAuge lassendarf, damit Werdendes ihn nichtzuspät überrumple. (Einwichtiger Kömmling ist auch HerrAndre Tardieu, Premier secråtaired"am- bassade honoraire, Kopfdes»Temps«- Verfasserdkk inihkkkAkt meisterlichenVücherüberAlgesirasundAgadirz erkennt die Ge- schichteund dasPersonal europäifchekDipkomatiebesserAls it- gendeininderWilhelmstraßeSeßhaftek-ist-WieZweiflem schon seinVuchüberdenFürstenBülow beweisen könnte,ebensowenig einwüthenderDeutschenseindwiederGenosseSembatundspllkep alscomngman desAuswåktigenAmtes, vonbetlinkschUnwissen- denSchreibern nicht sofort verschrienundgeknüppeltwerden.) AlteFeindschaft (Clemenceau-Jaures, BriandsJaures) sperrt manche Fahrstraße.Neue Männer erklimmen denAusguckund lugen nach Leuchtfeuern,dieankünden,wiedasSchiffleinzusteu- ern sei.Und allenParteien, dennachFreiheitunddennachOkd- nunglangenden, denPatriotenunddenPfaffenfressern,empfiehlt sich,als Lotsen,als Fergen,Herr Delcasse:Reorganisatorder Flotte,Ritter deshöchstenRussenordens, Managerderfrankos rumänischenFreundschast,LrägerdesBritenvertrauens,nichtin
Frankreich undDeutschland. 209
denScharmützelnsundSchlachtendesletztenJahres geritztoder ernstlich verwundet, keinem-Reformplan verlobt und, seiterden altenClemenceau gestürzt hat,vonSankt Jaurås entvehmt; er könntedieRömer,dieihm Tripoli danken,derNepublikwieder engbefreunden; könnte,nur erjetzt,ohneindieGefahrdes Ver- rufeszugleiten,das JochdreijährigerDienstzeitmählichlockern.
Solche Lockerung ersehntderHerzenswunschderVolksmehrs heit.Siehätte ihn deutlich ausgesprochen,wenn wirstill geblie- ben wären(und hätte ihnindiedunkelsteEcke desVrustschreines versteckt,wenn dielothringischeGrenzeeinpaarTagefrüherder Schauplatz deutfcherGefechtsübung,allenLaienblickenunzugäng- licher,vordemAugedesKriegsherrn gewordenwäre).Amvier- zehnten Märzwurde hier gesagt: »Die hellsten KöpfederRepus blikhattendieNothwendigkeitmuthiger, nicht entehrender Re- signationerkannt.UnsereAufgabewarnur,ihnen undihrenLands- leuten Ruhezulassen.Wir mußten wünschen,daßdieVriand, VarthouundPoincar6,die zwarnichtdenKrieg,dochdie Bereit- schaftzumKrieg wollen,inderWahlschlachtvonden Radikalen undSozialisten,denGegnerndreijährigerDienstzeit,nichtnur besiegt,sondern für JahreinOhnmacht zurückgeworer werden.
Jhr seht ja, hättennachsolchem SiegdieRothenzudenNöthlichen gesagt, ,daßdieDeutschen Vernunft angenommen habenundin Eintrachtmit uns lebenwollen;wozualso noch dreiDienstjahre, unter derenLastderStudent, Techniker,Kaufmannknirschtund die demwichtigstenBolkstheildieRepublikverleiden?«Daßunsere HeeresftärkungdenWegindieseErkenntnißbahnen werde,war desPolitikers Hoffnung.Frankreich,dachteer, wirdbaldmerken, daßesdieKluft zwischen seinerundunsererBevölkerungzisfer nicht überbrücken,dieverhaßtentroisans gegen einhöflichmitihm verkehrendes Deutschland nicht halten kann,undsicheinesTages auchfragen,wie langeesdas für zweiHeere,zweiFlottennöthige Geld aufzubringenunddennochderBankier Südosteuropaszu bleiben vermöge.« Wirwaren nicht still,zwangen durch nutzlos schrille GeräuschedenNachbarinscheueWachsamkeitundlesen jetzt, daßdendreiJahrenauchinderneuen Kammer dieMehr- heitgewißsei.Wie lange?DieAntwort wirdvon Deutschlands Haltung bestimmtwerden«Frankreich hat leise,behutsam gespro- chen; feinemOhraberfeinenWunschklarangedeutet. DenRa-
210 - DieZukunft-
dikalen undSozialisten,vonderenAusdünstungundLeistunges durchaus nicht entzücktist, hättees dieMannschaftdes Präsiden- tenPoincare unddeskingmalcerVriand vorgezogen, wenn diese DonnerlegionnichtaufdiedreiJahreverpflichtetwäreDiemüssen, weilsie(dielängsteDienstzeitimBereicheuropäischerWehrpslicht) aufdie Dauer unhaltbar sindnndihre Wirksamkeitschwindet,je höher inDeutschland dieZahlderfürsHeerTauglichensteigt,den Willen zurascher Erzwingung desKriegsfalles schüren.Undso lange,wieWürde undSelbstachtungbedürfnißderNation es ir- genderlaubt, willFrankreich diesen Kriegvermeiden. Derbonsens seines wortkargen, arbeitsancen,nüchternenLandvolkes hatlängst erkannt, daßdieNepublikdie verlorenen Provinzen aus eigener Kraft nicht zurückerobernkannundnochim(unwahrscheinlichen) Fall ausreichender fremder Hilfederersten Ausdrunstdeutschen ZornesallzunahwäreDaszihrSchickfaIstadUichtindieVogesew schlucht zurückbiegendarf, sondernvorwärts führen muß:in die Weite desungeheuren Asrikanerreiches, dasjetzt, nachder Ein- nahmevon Tazza,durchdenEisenbahnstrang Tunis-Oran-Fez zurEinheit zusammengeschmiedetunddessenHauptstadtdannvon Paris aus insechzigStunden erreichtwerden kann.(Wiederein Grund,dankbar desHerrnDelcassåzugedenken-Ohne dessen psy- chologisch richtige Behandlung derMarokkaner, ohne dessendrei VerträgemitEngland, Jtalien undSpanien dieses gewaltige, nahe,inErntehoffnung prangendeReich nichtzuerlangengewe- sen wäre.)DerNepubtikgehörtTongkingundMadagaskar,Se- negambienund einbreites LendenstückderAequatorialprovinz,
wirdmorgen eingroßerundsaftiger FetzenkleinasiatischerErde gehören.Und einGespenst sollsie hindern, ihre Kraftzulohnen- demWerkzusammelnundihresLebensfrohzuwerden? Frank- reich.willdenFrieden, weilesihnwollen muß.DasistderSinn seiner Wahl. Dadurchward siezuminternationalen Ereigniß.
Zudemfüruns wichtispzstenseitdemFriedenvonVukarest.
Lasset nichtvon Thorheit nochvonRandalirsuchtdenSinn der Wahlwieder fälschen!DieSozialisten undNadikalen verdanken dreiViertel derWählerftimmen ihrerimVolksgedächtnißhaften- denVereitschaft,leisjeden gefährlichenFunkenzulöschen,jeden Vrandstoffzuwässern,biserunschädlichgeworden ist. Scheuchet, Diplomaten undAbgeordnete,Redner undSchreiber,sie nicht
Frankreich undDeutschland. 211
abermalsvonnützlichemThunaus!Von einem,d"as ihresVater- landes Zukunftmitlauterer Stimme alsunseres fordert. Frank- reich braucht,alsKolonialmacht ersten Nanges,eine neueTrassi- rungseinerWillenswege;musz sichindenEntschlußzuvölligge- wandelterPolitikaufraffen. Withitanien nichtungestrast Jahre langindieNordfeestarremjeder anderen-Pflicht fehlen,umjeden Preis fürdenFalldesKanalkrieges Genossenschaft erkaner und seinGeld hastig verschleudernkönnte, so darf Frankreich sein Schickfalnicht längerin einWahngebild verankern,daseszwingt, dievageHoffnung aus HilfemitdemAufwand vonSummen zu miethen,dieihmam nächstenTagdann für größere Aufgaben unentbehrlich, aberauch unwiederbringlich sind.Den Krieggegen Deutschland,denK1-iegfürzweiProvin zeu,denen schon dasWirths fchaftinteressedieSehnsucht nach derRückkehrinFranzosenherrs schaft wehrt, dürftedieRepubliknur wagen, wenn inihrder zu- versichtlicheGlaube lebte,dasDeutsche Reichzerstücken,ausein Jahrhundert hinausinkraftlose Staatenbröckchenzerstamperzu können.EineinzelnerSiegwürdeihr nicht genügen:weilsiedie LastderSerienkriege,dieihmfolgen müßten,alsmusulmanifche undasiatische Großmacht nicht, ungefährdet,auchnur durch fünf Lustrenzutragen vermöchte.UnddieNepublik müßtediesen Krieg, der,wiemancherdemZoologen bekannte,eine wimmelndeVolkheit vernichten soll,morgen ausfechten oder ihn fürimmer aus dem BezirkihresWillcns,sogarihrerVorstellung scheiden.Die Politik desrachsüchtigenMillionärs, derFäusteundRevolver erdingt, oderderWeltmacht,die,1nitvernarbterBruft,selbst sichdenWerth schufundzuwahrenentschlossenist:vordiesem Scheideweg steht Frankreich.Heute nochkannesfürdenganzenUmfang seinesBes sitzstandesin dreiErdtheilen diedeutscheVürgschafterlangen:und brauchtedieGewißheit solcher Assckuranznur mitdemstummen Verzichtan einenGestuszubezahlen,der nichtmehr schreckt,doch immer noch ärgert.Jedeneue Sonne breitet denLichtpfad solcher Esrkenntnisz. Jedes unbesonneneGelärm deutscherMenschheit engt ihnundschleiertdenStrahl indieSchatten ehrwürdigerLeis denszeit. Eindringlichernochals imAugustdesGedenkjahres 1913113nedrumheutedieMahnung: »DadieMehrheitdes deut- schenVolkes einenKrieggegenFrankreich nicht wiinfcht und auch dieMinderheit ihn(deransichkeinen von demnöthigen Kraft-
212 DieZukunft.
aufwandentschädigendenErtragverheißt)nuralsdas unvermeid- bareMittel gegen unerträglichenDrang hinnähme,sollteJeder, deröffentlichspricht,Jeder,deröffentlichemUrtheicRaumgewährt, sichsorgsameralsbishervor ungerechtem,dasSelbstachtungbe- dürfnißderFranzosen verletzendemMeinensausdruck hüten.
Auch dasGezeter gegendierömischemMusternachgebildeteFrem- denlegion sichinminder hartzackigeForm sänftigen.JstdieseLegion deutschen JünglingeneineGefahr,so wirdFrankreich höflichfestem AntragdenWandel desRekrutirungsyftems nicht weigern.Das Geschimpf schadetnur. Räth kluge Selbstsucht nichtbeidenVöl- kern,das Vergangeneendlichnun vergangen seinzulassen?a
FrankreichsWahl hatdieFrageschüchternbejahtzdieNoth- wendigkeitderWeltmachtwahrung wirdsielautbejahen. Wenn nichteinneuer incident franco-a11emand demMuth zu klarerAnt- wort dasGenickbricht.DerPantomimikerfeldzuggegendieFrem- denlegionwar eingutgemeintes, doch schlecht bedachtesUnter- nehmen, das,weildeutscheSoldaten mitgewirkt, deutscheOffiziere undMinisterialbeamte zugeschauthatten, denKanzlerin einen lästigenEntschuldigungversuchnöthigte. Fremdenlegionen leben nicht seit gestern, nichtnur inFrankreichsKolonien undwerden, alsletzteZufluchtstätte,vonmanchemSünder gerühmt,dem-siedie Möglichkeitboten, ohne EnthüllungdesNamens,detAbkunft,des Fehltrittesunderlittener Strafesichein neues Daseinsrechtoder, zu-neuetAusfahrt, docheinschmalesFloßzuzimmern. Daßes in derLegion nichtimmerlustigzugeht,ift glaublich;daßalleMäken
vonderMißhandlung,Einkerkerung,TötungdeutscherLegionäre alsunwahrerwiesen wurden,hat,mit löblicherUnerschrockenheit
vordemPfaugekreis chOeffentiicherMeinung,Unterstaatsfekretär ZimmermannimReichstag bestätigt.(Doch, leider,in derselben Rede denJnhalt unverbindlicher Gespräche mitdemBotschastek Frankreichsals eingiltigesAbkommen erwähnt;indas,über Angelegenheiten seinesHeerwesens, einunabhängigerStaatsich niemals bequemen dürfte.Woraus wiederfichtbarwird,wieleicht selbstdertüchtigsteKonsularbeamte indemihm fremden Gelände derDiplomatie strauchelnkannund wienothwendigdemReichein erfahrener undverantwortlicher Leiter desinternationalen Ge- schäftes ist. Herr Doumergue, dersich leidlich eingearbeitetund gegen dieNoutiers desQuaid’Orsay durchgesetzthat, ließge-