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Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 30, 29 Juli 1833, 1 Jhrg.

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M 30.

V o n d ie se m B la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B o g . in Q u arto, su o ft e s d ie V e r stä n d lic h k e it d e s T e x te s erfordert, w ir d ein©

B e ila g e g e g e b e n .

J a h r g a n g I. 1833.

D e r P r e is d es Jahrg. ist 5 thl.

der des halb. - - 5 - u n d w ir d das A bonnem ent prä­

num erando e n trich tet.M a n un­

te r z e ic h n e t a u f d ies U latl, aus­

s e r b e i dem V e r leg e r , a u f a llen K . iJr. P o stä m tern u nd in jeder

s o lid e n B u ch h and lung.

M u $ e u 111,

B l ä t t e r f ü r b ild e n d e Kunst,

B e r l i n , den 2 9 . Juli.

Redacteur D r. F . Kugler. Verleger George*G ropius.

U e b e r

D A S B I L D V O N T I Z I A N

in der G em älde-Sam m lung des Königl.

Museums zu B erlin,

verglichen m it den W iederholungen desselben.

( H ie z u ein o lith o g ra p h irte B e ila g e .)

D a s Bild von T izian, seine T o ch ter darstellend, die eine Schüssel mit. F rü ch ten em porhebt *'), eine der schönsten Z ierden der Gemälde-Sammlung im Königl.

Museum zu B erlin, ist eins von den verschiedenen E xem plaren dieses G egenstandes, w elc h e, m it grös­

seren oder geringeren A bänderungen, in verschiede­

n e n Gidlerieen V o r k o m m e n u n d sümm tlieh d e n Namen

Vergl. die nähere Beschreibung iu >io. S.. S. 02 die­

ser Zeitschrift.

desselben Meisters tragen. D ie Vergleichung von ei­

nigen dieser Bilder m it dem unsrigen dürfte zu in­

teressanten R esultaten führen; so w e it eine solche aus Beschreibungen oder A bbildungen möglich ist, möge sie hier folgen.

Z uerst erw ähne ich eines K upferstiches von W . Ilollar, m it der Jahrzahl 1650 und m it folgender Un­

terschrift: J o h a n n i n a V e s e l l a P i c t r e s s a , f i l i e (sic) p r i m a d a T i t i a n o . Franciscus van den JTyni- gar de excudit. E x colleclione Johannis et Jacubi ran } erie. Es ist h ie r n icht mein. Z w eck, über diese N achricht von einer älteren Tochter Tizians, Johanna, und dass dieselbe eine Malerin gewesen, U ntersuchun­

gen anzustcllen; bekanntlich w ird dies von den Neu­

eren als ein M ährehen betrachtet, und nur von e i ­ n e r T ochter des T izian, Cornelia oder L avinia. G e­

m ahlin von Cornclio Sarcinelio, gesprochen. Die auf dem 'in liedc stehenden Kupferstich Dargeslellle

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234

gleicht in der Stellung im Allgemeinen dem B erliner B ilde, indem sie m it beiden H änden eine Schüssel m it F rü c h ten bis e tw a zur H öhe d er S tirn em por­

h e b t und über die S ch u lte r nach dem B eschauer zu­

rü c k b lic k t; doch u n terscheidet sie sich von jenem zuvörderst durch ein verändertes C ostüm , indem sie m it einer A rt idealer T unika bekleidet ist, w elche durch einen, tief, ü ber den Hüften, befindlichen G ür­

te l zusam m engehalten w ir d ; kurze, hängende A erm el zeigen den A rm entblösst, und der Schleier, w elc h er ü ber den N acken zurückfallt, h a t vollere Massen.

D as G esicht h a t ungefähr dieselben H auptform en, der Mangel eigentlicher A ehnliclikeit m it unserem Bilde d ü rfte , m öglicher W e ise , als ein F ehler des K upferstechers zu betrachten sein; das H aar ist im W esen tlich en auf gleiche W eise geo rd n et, doch ist es lockiger und ohne Schm uck. W ich tig er aber dünkt m ich sodann die V erschiedenheit, w elche in der A rt, w ie die angegebene Stellung aufgefasst ist, bem erkbar w ird. W ä h ren d die F ruchtträgerin in dem B erliner Bilde sich sta rk h intenüberlegt, w ä h ­ rend sie an der grossen ehernen Schüssel entschieden sc h w e r trä g t und dieselbe fest au f den Handflächen ru h en lässt, w ährend sie in einer le bhaften, aber, ich m öchte sagen, rhythm isch feierlichen Bew egung begriffen is t, ste h t die andere in dem niederländi­

schen K upferstich gerader, ist ihre Bew egung durch­

aus m inder heflig, träg t sie bei w eitem leichter und n u r m it den Fingerspitzen. D iese absichtliche, schon m eh r gesuchte Z ierlichkeit, w elche eigentlich n icht w o h l zu der schw eren Schüssel und zu der N aivität eines originalen K unstw erkes passt, lässt m ich ver- m uthen, dass das Bild, dem der K upferstich entnom ­ m e n , vielleicht nur eine N achahm ung (nicht eigent­

lich Kopie) eines Tizian’schen Originales sein mag.

Ucbrigens ist zu bem erken, dass im G runde des K u­

pferstiches n u r eine leichte S chattirung angedeutet ist und in der Schüssel n u r zw ei grosse Melonen be­

findlich sind; in dem B erliner Bilde w ird der H in­

tergrund auf d er einen S eite durch eine Mauer und einen rothen, emporgehobenen V orhang, auf der än­

dern Seite durch die Aussicht aus einem F enster in eine hüglige Landschaft, gebildet, auch trägt sie in der Schüssel Trauben, Feigen, kleinere Melonen, R o­

sen u. s. w . .

E in z w e ite s, dem unsvigen verw andtes Bild be­

findet sich in der Gemälde-Sammlung der Hrn. Coes- velt zu London. P assavant, in seiner „K unstreise

durch England und B elgien“ (S . 82) sagt darüber F olgendes: „ D ie T o ch ter des T izian eine Schüssel em porhaltend, halbe Figur. Es ist dieses eine vor­

zügliche O riginalw iederholung oder v ielleicht auch das erste Bild von m ehreren ähnlichen bekannten dieser A rt. D ie F arbe daran ist von vorzüglicher S chönheit und K ra ft, und das Bild ist vollkom m en erh a lten.44

E in drittes befand sich früher in der G allerie O rle­

ans. D ie D escription des ta b lea u x du p d la is royal, Paris, 1727, giebt (p. 472) folgende Beschreibung des­

selben: „ L a C a s s e t t e d u T i t i e n . A uf L einw and gem alt, 3 Fuss 6 Zoll hoch, 2 F. 11 Z. b re it; Lebens- grösse, K niestück. E in schönes M ädchen, w elches für die T o ch ter des Tizian g ilt, hält eine Schaale, darauf ein m it S teinen geschm ücktes K ästchen, w e l­

ches sie e rh e b t, w ie um es sehen zu lassen; h in ter i h r , zur L in k e n , sicht m an ein en , nach A rt eines Festons zurückgeschlagenen V orhang, zur R echten E tw as vom freien H im m el.“ E ine Anmerkuns; füirtO O hinzu: „M au ist der M einung, dass Tizian in dieser S chaale ursprünglich das H aupt des Täufers Jo h an ­ nes gem alt habe. ‘4 Füssli (Künstlerlexicon II, S. 20-4-4) scheint, nach seiner gew ohnten W eise, die in dieser A nm erkung m itgetheilte Meinung für etw as ungereim t zu h alten ; w ir w erd en gleich sehen, dass dieselbe, w enn auch eben hier villeicht nich t gültig, so doch sehr w o h l im E inklang m it dem G esam m t-C harakter des Bildes sein m ochte. D ie Description giebt als früheren B e­

sitzer dieses Bildes den Chev. de L oraine an. S päter, im Ja h re 1799, w u rd e es, w ie bekanntlich ein grösser T heil jener G allerie, in London v erk a u ft, und z w a r an L ady L ucas, für 400 P fund. W e n n Passavant (a. a. O. S. 276), aus dem ich diese Notiz entnehm e, das Bild als „T izians T ochter, einen I l e l m h a lte n d44 bezeichnet, so scheint h ie r ein V ersehen in d er Ue- bersetzung des Kataloges S ta tt gefunden zu haben, indem verm ut blich das englische Casket (K ä stc h en ) m it Cash (Helm) verw echselt ist.

E ine vierte W iederholung endlich desselben G e­

genstandes, für uns die in teressanteste, ist in dem Königl. Museum zu Madrid vorhanden. H ier ist w irk ­ lic h , eben w ie es bei dem letztbesprochenen Bilde angedeutet w urde, in der Schaale, w elch e jenes Mäd­

chen em porhebt, das H aupt des Täufers e n t h a lte t U cbrigens gehört dies Bild n ic h t, w ie m an zu ver- m uthen geneigt sein d ü rfte , zu denjenigen, w elche bereits u n te r den R egierungen K arl’s V. und P h i-

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se ih st, w ie die S panier zu erw eisen sich bem ühen, von T izian gem alt w u rd e n ; erst um die M itte des siebzehnten Jahrhunderts kam es dahin. V orher näm ­ lich in der Gemälde-Samm lung K arl’s I. von England befindlich, w u rd e es nach dessen E nthauptung, für 150 P fu n d , sam m t anderen K u n s t s c h ä t z e n , von dem spanischen G esandten D on Alonzo de C ardenas, ge­

k au ft und nach Madrid gebracht (S. Passavant a. a. O.

S. 262 und 267). In einem der neuesten Ilefte der Coleccion lltograjica de cuadros del Tey de Espatia el Sehor Don Fernando V I l . Cuaderno) w ird uns eine Steinzeichnung nach demselben niitgetlieilt, die eine klare Anschauung davon giebt und eine ge­

w isse Vergleichung m it unserem Bilde zulässt. D er diesem B latt beigefügte T ex t sagt Folgendes:

„ S a l o m e m i t d e m H a u p t e d e s T ä u f e r s , v o n T i z i a n . W ir sehen a u f dieser Tafel das Bild eines blonden M ädchens, zierlich geschm ückt, ange- th a n m it einem S ch leier, einem leinenen Hem d m it b reiten A erm eln und einem O berkleide von karm oi- sin ro th e r Seide. S ie trä g t eine Schaale m it einem abgeschlagenen m ännlichen Haupte, w elches, obgleich e n tste llt, doch E h rfu rch t einfiösst. A n diesen letz­

te n Zeichen erkennen w ir die Salom e, w elche das H aupt des Täufers zeigt. W e n n w ir aber auf der einen S eite die U nschicklichkeit des gew ählten Mo­

m entes in allem , w as A usführung und G egenstand b e trillt, und eb«nso in R ücksicht auf die Züge einer V enelian erin , dahin gestellt sein lassen, so w agen w ir doch den K ünstler zu fragen: w ie er der L ein­

w and das A ndenken an einen so ungeheuren Frevel aulprägen konnte, ohne in der Jungfrau die W ollust, die F re ch h e it, die G rausam keit, die A bscheulichkeit eines H erzens darzustellen, w elches m it Sprüngen und unzüchtigen Stellungen den Tod des H eiligsten u n te r d en , von m enschlicher M utter G ebornen er­

k au ft? E tw a darum , w e il dieselbe in diesem schö­

nen G esiebte, iu diesen F orm en, w elche Liebens­

w ürd ig k eit zeigen und das Ilerz anziehen, s ta tt Ab­

scheu zu erw ec k en , als jene verruchte T änzerin, als jene T o ch ter d er Herodias erk an n t w erden muss?

U ngeachtet dessen h at das Bild einen grossen W e rth durch die R einheit d er Z eichnung, durch die H ar­

m onie und Schönheit des C olorils, w elches von solcher W a h rh e it ist, dass man das Blut u n te r der zarten H aut rinnen zu sehen glaubt. Es genügt '/u sagen, dass es von Tizian h errührt. __ Das Bild

hoch, 2 F. 10 Z. breit*).

Jose fflusso y p alienic. “ D ie beiliegende L ithographie, eine!*1 verkleinerte Nachbildung der spanischen, w ird dem L eser die An­

ordnung des Ganzen bequem er, als dies in der Be­

schreibung möglich ist, vorlegen und die se h r bedeu­

tende A ehnlichkcit des Originales m it unserem Bilde d arthun: n u r trä g t hier das schöne M ädchen noch m ehr, le h n t sie sich noch m ehr zurück, ist ihre B e­

w egung noch leidenschaftlicher. Und eben diese grössere Leidenschaftlichkeit, dies kühnere V ortragen der S chüssel, so w ie das leich tere, prächtigere K o­

stüm und der m ehr fliegende Schleier, Alles dies giebt zu erkennen, dass h ie r eine T änzerin dargcstellt ist, deren B ew egungen noch von w ildem , bacchantischem Taum el erfüllt sind. A uch das G esicht ist unver­

kennbar dasselbe, w ie es au f unserem Bilde verlok- k end auf den B eschauer blickt, n u r m it leisen Nüan- ce n , w elche w iederum für eine Salom e nöthig w a ­ re n un d w elche die tiefe W e ish e it des K ünstlers zeigen: das Auge ist m inder sch arf, schw im m ender, w ollüstiger; die Nase ein w enig stum pfer, und um den schönen Mund zuckt es, w ie ein leiser H ohn.

D ie Ausstellungen, w elche der spanische B eschrei­

h e r an der Auffassung (les Gegenstandes m acht, be­

greife ich n ic h t; cs spricht sich in denselben ein gänzliches V erk en n en , so w o h l des C harakters der S alom e, als des Momentes aus, iu w elchem das F urchtbare geschah.

„ Und es kam, so sagt die Schrift, ein gelegener T ag, dass Ilcrodes auf seinen Jahrslag ein A b e n d ­ m a h l gab den O bersten und U auptlcutcn und V or­

nehm sten in Galiläa. D a tra t hinein die T ochter d er Herodias und t a n z e t c : und g e f i e l w o h l dem H erodi und denen, die am Tische sassen. D a sprach der König zum Mägdlein: B itte von m ir, w as du w ills t, ich w ill dir’s geben. U nd sch w u r ih r einen E id . . . . Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mut­

te r: W a s soll ich bitten? D ie sprach: D as H aupt Johannis, des Täufers. Und sie ging b a l d hinein m i t E i l e zum Könige, und bat und sprach: Ich w ill dass du m ir gebest j e t z t so b a l d auf einer Schib- sel das H aupt Johannis, des Täufers...Und der H enker . . . trug her sein H aupt auf einer Schüssel,

*) Das Berliner Bild isl 3 Fuss 3£ Zoll hoch, 2 F. 7J- Z.

breit.

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und gab’s dem Mägdlein; und das Mägdlein gab’s ih re r M u tter.“ (E v. S. Marci 6, v. 21.)

M usste das M ädchcn, das zu n ächtlicher W eile, den versam m elten M ännern zur Augcnlust, tan zte und ih n en w ohlgefiel, n ic h t schön sein? nich t u nw ider­

stehlich schön, w enn der g u tm ü tig e König, der dem P ro p h eten „ in vielen S achen gehorchte und ihn gern h ö rte “ (a. a. O. v. 20), ihrem Begehren so schleunig und ohne n u r A usflüchte zu suchen, w illfahren liess? K onnte die H ast, m it w elcher sic selbst dem furchtbaren Befehl der M utter gchorsam tc, anders als im bacchantischen R ausche möglich sein? ko n n te sic w enigstens, anders aufgefasst, noch ein Gegenstand für w ah rh aft künstlericlie D arstellung bleiben? Und sind dies etw a die reinen Züge einer V estalin? — G erade aber der Schauer, den der C ontrast zw ischen dieser üppigen, verführerischen T änzerin und dem heiligen, still zürnenden L cichenhaupte des P ro p h eten hervorbringt, ist das T ief bedeutsam e in diesem Bilde.

A ehnliches zw ar habe ich stets vor den B ildern Tizians em pfunden, auch w enn das Memento m ori n ic h t so, w ie liier, auf den H änden getragen w a r d ; ich konnte m ich bei seinen glühenden G estalten nie des alten Liedes vom V enusberge erw ehren.

W e n n nunm ehr die, in sünim tlichen Bildern w ie- d crkchrende, für eine P ortraitfigur w enigstens sehr gew agte Stellung, w en n die e ig e n tü m lic h e n , — um den A usdruck des spanischen Bcschrcibers zu brau­

chen: — die vcnetianischen Ziige des Gesichtes eben in , dem M adrider Bilde ihre tiefere Bedeutung finden, i und hier ein dichterisches Ganze sich d arstellt; so

! frägt cs sich ferner, in welchem V erhällniss, sow ohl die ändern, als nam entlich das B erliner B ild , zu je­

nem stehen. Ich habe bereits die characteristischcn U nterschiede der Stellung in den beiden letztgenann­

t e n Bildern angeführt, aus denen hervorgeht, dass

von einer eigentlichen Kopie des einen nach dem ändern nich t die R ede sein k a n n ; dies bestätigt auch noch der U m stand, dass das gelbscidenc, blumig ge­

w irk te K leid der B erliner F ruchtlrägcrin m it langen, engen, bis an die Handgelenke reichenden Aerm eln versehen ist, w ährend die M adriderin ein kurzärm ­ liges Kleid trägt. W ü rd e ein K opist einen der schön­

s t e n Theile eines Tizian’schen Bildes verhüllen? oder

w ü rd e e r, um gekehrt, cs w ag en , w o Tizian beklei­

d e te Arme, gemalt, das Original übertreffen zu w ollen?

W ichtiger ab e r, als all diese äusseren Gründe für die O riginalität unseres Bildes, — die des spani­

schen scheint m ir, d er obigen D arstellung zufolge, gleichfalls n ic h t w ohl zw eifelhaft, — sp rich t das in­

nere L eb e n , w elches dasselbe durchdringt, es za einem der ersten S terne unserer Gallerie m acht, verm öge dessen das Bild, w ie klein auch in seinen D im ensionen, doch die Stellung Tizians zu der üb­

rigen K unstw elt w ürdig v e rtritt. W e lc h eine Mo- dellirung m it den leisesten, klarsten S c h a tte n ! w elch eine K raft und In tensität der Färbung, ohne dass ir­

gend eine besondere la r b e hervorspriugt! W e lc h eine M acht und F ülle des L ic h tes, ohne dass irgend ein blendender Effekt den B eschauer v erw irrt! W o soll die S prache WTorte hernclim en, um diese W a h r­

heit, dies L eb en , diese originelle N aivilät genügend zu bezeichnen! D ies Alles lässt sich nich t beschrei­

ben oder bew eisen, n u r fühlen. W irf einen Blick auf das nebenhängende berühm te Bild von Licinio P o rd c n o n e , die E hebrecherin vor C hristus *), w e l­

ches stets als ein M uster im C olorit gerühm t w a rd : w ie grau erscheinen die lebhaften F arben dieses Bil­

des, w en n dein Auge eben au f dem d er Cornelia verw eilte! w ie, ich m öchte sagen, leblos diese meis­

te rlich gem alten Köpfe! w ie kalt, im höchsten G rade k a lt, jenes in seinen F orm en doch so üppig schöne W eib**)!

Uebrigens ist es b ek a n n t, dass T izian in d er langen Bahn seines künstlerischen W7irkens, zumeist w o h l auf Bestellung, verschiedene, besonders beliebte W e rk e seines Pinsels w ied erh o lt bat; auch nehme ich keinen A nstand, an die O riginalität auch noch

anderer W iederholungen des in R ede stehenden Bil­

des zu glauben. Gew iss w a r es ein Gegenstand, der den Zeitgenossen sehr gefallen, den Vornehmen zum S chm uck eines festlichen Zim m ers vor vielen will­

kom m en sein m usste. A uf Originalwiederholungen deuten auch die verschiedenen Gegenstände, w elche bei den verschiedenen B ildern, w ie zur Benennung d erselben, in der em porgehobenen Schaale vorge- stcllt sind.

*) Abtlil. I., No. 82 des Katalo ges, von den Franzosen früher bekanntlich Sebastian del Piombo genannt.

**) Die Retouchen, welche bei näherer Untersuchung das schärfere Auge des Kenners auf dem Tizian’schen Bilde entdeckt, thun gleichwohl seiner grossen W ir­

kung nicht deu mindesten Abbruch, und sind somit erst rccht ein Beweis für die Aechtheit und deu ausserordentlichen W erth dieses Bildes.

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S ehr w ichtig endlich dürfte cs fiir uns sein, zu erforschen, w elche S telle u n te r diesen verw andten B ildern das unsrige cinnim int: ich w ill nur v er­

suchen, ü b er das V crhältniss, in dem cs zu dem Ma­

drider Bilde ste h t, w elches ich als den eigentlichen M ittelpunkt, als die H auptdarstcllung bczciclm ct habe, eine A ndeutung zu geben. liie r nun glaube ic h , in unserem Bilde ein f r ü h e r e s zu schon, so dass das­

selbe hiedurch näm lich einen besonderen W erth be­

käm e. In allen Theilcu erscheint unser Bild näm lich als einfaches P o rtr a it, zw a r als ein P o rtra it ersten R anges, doch überall n u r als Nachbildung der ein­

zelnen N atur m it ihren Zufälligkeiten und Besonder­

heiten. Z u dem M adrider Bilde aber stellt cs ge- w isserm assen, w en n ich m ich bei einem so vollen­

d eten M eisterw erke so ausdrücken darf, in dem V cr­

hältniss einer S tu d ie, indem jenes v ie l, auch im Einzelnen A nklingendes zeigt, aber Alles dem ZwTeck des dargcstelllcn Momentes gemäss m odificirt und v erä n d ert; und zw a r dies auf eine solche W eise, dass, w as w iederum m eist n u r künstlerisch naclizu- fiihlcn is t, nie die V eränderungen in um gekehrtem V erhältniss können S ta tt gefunden haben. Ueber die verän d erte Stellung überh au p t, über die Züge und den A usdruck des G esichtes habe ich schon gespro­

chen; Ä hnliches w ird auch an mein* untergeordneten T hcilcn b em erkbar, nam entlich an dem schw eren K leide. In unserem Bilde zeigt sich h ie r überall ein bestim m ter M odeschnitt und dem gem äss, von der T aille n ie d erw ärts, gewisse cingenähte Falten. In dem M adrider Bilde is t, m it Ausnahm e der Aermel, ein ähnlicher S c h n itt, m it ähnlichen F a lte n , selbst das P crlenschnürchen um die T aille, beibchalten, doch w erden, besonders eben im F altenw urf, viel freiere M otive bem erkbar. D ie S ch u lter sodann ist bei un­

serem Bilde durch den höher hinaufgehenden Aer- m el b edeckt; bei jenem dagegen w ird der überaus zarte Ansatz der S chulter gegen den Hals hin be­

m e rk b a r; hätte ein K ünstler sich eine solche F ein­

h e it, nachdem er sie einmal geschaffen, bei einer W iederholung entgehen lassen?

Ob aber Tizian unser Bild in der bestim m ten A bsicht gem alt, dasselbe zugleich als S tudie zur Sa­

lome zu benutzen, oder ob der Gedanke zu letzterer erst später, nach Vollendung des ersten, in ihm en t­

standen, — w e r w ag t cs, in die geheim e W e rk sta tt des künstlerischen Schaffens cinzudriugen?

F ranz Kugler.

N E U E S A U S G R I E C H E N L A N D .

Bei d er grossen Thcilnahm c, w elch e die griechi­

sche K unst u n te r uns gew onnen h a t, ist auch das geringste Neue fiir uns nich t ohne Interesse. Bei der politischen W iederbelebung. G riechenlands freute man sich längst der zu erw artenden antiquarischen E ntdeckungen, und aus den uns zukom m endenN ach- richt.cn entspricht bereits der Anfang den gehegten E rw artungen. F ast noch erfreulicher aber w ird eine in G riechenland selbst neu erblühende K unst sein, w elche in diesem ihrem Gcburtslande, bei irgend gün­

stigen Um ständen, einervollcn üppigenBlüthe entgegen- gehen dürfte. D ie Hrn. A r c h i t e k t e n S c h a u b e r t , aus B reslau, und K l c a n t h e s , aus Macedonien gebürtig, haben ihre künstlerische Ausbildung liier in B erlin u n te r S ehinkcl’schen V orbildern gew onnen, und m den Mappen des A rchitekten-V creins, dessen Mitglie­

der sie noch je tzt sind, zeigen sich B ew eise ih re r T üchtigkeit. D ieselben haben ihren W ohnsitz in A then genom m en, und es freut uns, h ie r den Aus­

zug eines Briefes m itzutheilcn, w elchen der erstere vor einiger Z eit an einige M itglieder des V ereines sa n d te :

. . . . „D a ss w ir nach Griechenland sehr unvorberei­

te t k am en , ist E uch b ek an n t, nam entlich ic h , da cs anfänglich nich t so ganz mein P lan w a r, nach G rie­

chenland zu reisen und ich auch gar nichts von den griechischen S prache verstand, n u r allenfalls so e t­

w as von den A lterthüm ern, die w ir auch bald G ele­

genheit fanden, w enigstens die besser erhaltenen, zu sehen. W7as für ein Unterschied zw ischen den rö ­ m ischen und griechischen sei, w issen die, die Italien durchzogen, und unsers v erehrten Schinkels W e rk e so genau ken n en , rec h t g u t, also n ichts davon, als einige unserer B em erkungen, die w ir je tz t bei un- serm A ufenthalte zu A then gem acht haben. D ie Ausführung der T em pel, nam entlich des P arthenon, geht ü ber jede Id e e , die man sich davon m achen kann. D ie gew altigen M armorblöckc scheinen w ie auf einander geschliffen, und oft sind die verschie­

denen Stücke n u r durch die Farbe zu erkennen, die sie durch ein dunkleres oder helleres G oldbraun aus- zeiclinet. D ie schönen Constructionen der Simse und Mauern sind in S tuarts Zeichnungen oft gar nich t bem erkt. D ie schönen scharf ausgeführten Profile, die man n u r durch D urchzeichnungen gut w ied er­

geben k önnte, h at S tu a rt oft falsch verstanden. E r

(6)

238

Lat w ahrscheinlich die zur christlichen Zeit, einge­

setzte, schlecht construirtc T h ü re für die alte gehal­

te n ; ferner den, vielleicht zur Aufstellung eines D rei- fusses oder anderer M onum ente gem achten Kreis für den D urchm esser d e r innern Säulen angenom m en;

doch nichts von solchen kleinen B em erkungen, die erst n ähere U ntersuchung verdienen. W as m eint Ih r dazu, w en n w ir E uch sagen, der ganze Tem pel sei m it F arben b ed e ck t gew esen? dass die C assetten gem alt un d die F riese m it buntem M äander geziert w a re n , ist E u ch bekannt. A ber die ganzen Tem pel w aren m it dergleichen F arbe g eziert, die man dick aufgetragen in den Metopen und G iebelfelder^, selbst, in den F altenw ürfen der F iguren, au f den K apilälen, k u rz au f allen Profilirungen findet, — so dass, w enn m an sich alle diese E ierstäb e, H erzb lättch en , an­

dere V erzierungen und bunte Linien überall verge­

g en w ä rtig t, der einfachscheinende dorische Tem pel des Theseus viel reic h er w a r , als die reichste co- rintliische O rdnung; und in der T h at verlohnte cs sic h , eine R estauration von einem solchen bunten Tem pel zu m achen. — W ir beschäftigen uns je tzt m it einer genauen Aufnahme des Planes von A then, so bald w ir sie been d et, w erd en w ir uns die F re i­

h e it nehm en, dem H errn O b er-B au d irek to r Schinkel eine D urchzeichnung davon m it den Bem erkungen der, n och neu dazu gefundenen A lterthüm er zu schik- k e n , um seine so sehr w ünschensw erthe Meinung ü b er einen neuen P la n zu erfahren... W ir haben an­

gefangen, L andhäuser und, so viel als möglich, länd­

liche S tadthäuser zu bauen. W ir m öchten gern aus A then ein D o rf m achen, das h eisst, jedes Haus m it einem hübschen Hofe oder G arten versehen.

D as Haus des A dm iral M alkolm, des russischen und österreichischen Consuls, m eh rerer A m erikaner und E ngländer, selbst das eines A theniensers sind in un­

sere H ände gerathen, und w ir suchen m it unseren schw achen K räften nach M öglichkeit für bessere A usführung und B equem lichkeit zu w irk e n ; beide, B equem lichkeit und Ausführung, sind ganz von unsem Begriffen v erschieden, aber vorzüglich le tz te re , da naän gar keine Idee von den kleinen Kunstgriffen u n se re r H andw erker besitzt. — W ir haben angefan­

gen, uns selbst ein kleines H aus zu bauen, zw ischen dem E rechtheum und dem T hurm der W in d e , dicht u n te r dem Abhange der A kropolis; dieses Haus w ird von den A theniensern die kleine A kropolis genannt.

E s ist noch nich t ausgebaut, enthält aber ein grosses

A ttelier, w elchcs w ir m it aufgehangenen Gypsabgüs- se n , Bildern und alten B ruchstücken nach Möglich­

k e it geziert haben. Diese alten B ruchstücke, die in allen H äusern eingem auert w a re n , finden sich jetzt auf allen jp r a s s e n , oft vielleicht von sehr schönen M onum enten, deren ganze F orm und Zusam m en­

setzung zu w issen , W onne für uns sein w ürde. . . . Scliaubert. “ Z ur V ervollständigung lassen w ir diesem Briefe noch eine S telle aus dem , in den B lättern für lite­

rarische U nterhaltung erschienenen grösseren Be­

ric h te , auf den w ir unsere L eser liiem it zugleich aufmerksam m achen w o llen , folgen, w elche interes­

sante Aufschlüsse über einige so eben auf der Burg zu A then entdeckte architektonische und Sculptur- fragm ente giebt, indem w ir w ünschen, dass dieselben n ic h t ohne bedeutende Folgen bleiben mögen.

. . . . „ F ü r uns Frem de h at die A nw esenheit der Bai­

ern zunächst den grossen V ortheil, dass w ir frei und ungehindert zu jeder Stunde des Tages die Akropolis besuchen können. D urch S ubscription ist eine kleine Sum m e zusammengebracht, w orden, um m it W eg räu ­ m ung des S chuttes zu beginnen, und schon h a t die A rbeit zu interessanten R esultaten geführt. Zunächst ist, etw a 40 Fuss von d er östlichen F ro n te des Par­

thenon, die Inschrift w iedergefunden w orden, w elche C yriacus von A ncona in d er ersten Hälfte des fünf­

zehnten Jahrhunderts copirte („ Corp. inscr. g r.“ 478).

Sie findet sich auf der äussern S eite eines grossen bogenförmigen ionischen A rchitravs auf den drei Bän­

dern u n te r den R esten des P erlen k ran zes, w elche von den architektonischen V erzierungen am obern R ande allein übriggebliebcn sind. D ie innere Seite h a t ebenfalls die Bänder, so dass kein Zw eifel bleibt, dass es ein A rchitrav w ar. D ie neuern Reisenden gaben n u r die beschriebene Seite, und vielleicht auch diese n ic h t vollständig, in dem Fundam ente eines tü rkischen H auses; daher L eake in seiner Topogra­

phie den Missgriff m ach t, das S tü ck (gegen den In­

halt der Insch rift, die eines P riesters d er Rom a und des Augustus erw ä h n t) für ein P iedestal einer ko­

lossalen S tatu e des Augustus zu erklären. B oeckh schliesst aus der Inschrift schon richtig au f einen Tem pel oder jedenfalls ein Gebäude zu E h ren der beiden G ottheiten. N ach der G estalt des A rchitravs w a r es ein runder T em pel, dessen in n erer D urch­

messer über den K apitalem der Säulen gegen 20 Fuss engl, b etru g , und dessen H öhe vom Fusse der Säu­

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len bis an die S p itze des gew ölbten D aches (w e n n anders die gew öhnlichen V erhältnisse beobachtet w o r­

den w a re n ) gegen 40 Fuss betragen haben muss.

Pausanias, d er ungeach tet seiner tro ck n e r "mosaischen N atu r dennoch griechisch genug fühlte, um die nie­

drige S chm eichelei seines Volkes gegen die röm i­

schen B eherrscher m it A bscheu zu sehen, erw äh n te dieses Tem pels w ahrscheinlich m it A bsicht n ic h t O hne Z w eifel w ird die völlige Ausräumung der A kro­

polis noch zu Auffindung des Fundam ents und an­

d erer B ruchstücke führen.

V on dem F ries des P arthenons sind bis je tz t v ie r P la tte n aus dem S c h u tt hervorgezogen w orden, d rei von d er nö rd lich en , eine von d er südlichen S eite d er Cella. Von diesen is t, so viel ich w eiss, erst eine durch Zeichnungen bekannt; sie gehört zu dem Theil« d er P rocession, w o m ehre Q uadrigen a u f e in a n d e r folgen. D ie beiden ändern P la tte n von der N ordseite *) enthalten folgende D arstellungen.

E rste P la tte (4 F. E. breit): zur L inken ein O p­

fe rstie r, n u r von d e r S ch u lter an sic h tb a r; neben ihm (a u f seiner rec h ten S e ite ) ein Jüngling in lan­

gem G ew än d e , das e r ü ber die linke S ch u lter ge­

schlagen trä g t, so dass der linke O berarm , so w e it e r n ic h t durch den Leib des S tieres v erd cck t w ird , frei b le ib t; die Füsse u n te r den K nöcheln nackt.

H in ter dem S tie r ein anderer Mann in ähnlichem langen G ew än d e, über das e r einen faltigen Mantel geschlagen bat, der seinen Hals und sein G esicht bis ü ber die L ippen verhüllt und bis auf die äussersten F inger der linken H and, w elche er eben zu erheben im Begriff ist, hinabreicht. W ä h ren d der erste S lie r ruhig h in sc h re ite t, tr itt d er folgende gar unbändig auf m it den v o rd em Füssen zum Sprunge ausliolcnd;

das kräftige H aupt ist rü ck w ärts gew orfen, so dass er m it dem Maule fast die S chulter des vor ihm ge­

henden V erhüllten b erührt. Sein F ü h re r, der ihm z u r R e c h te n g eb t, ist w ie d e r nu r bis an die B rust sic h tb a r; er scheint b em ü h t, d en S lier zu halten o d er ih n durch S trcicheln zu besänftigen; durch die leb h a fte Bew egung ist ihm sein G ew and von den

S chultern geglitten, so dass B rust und O berarm frei sind.

V om Rande des Steines h e r w ird n och eine Hand und ein V orderarm m it darüberhängendem . G ew ände sichtbar, w elche von dieser S eite den S tie r fassen oder ihm liebkosen zu w ollen scheint. D ie P latte ist vollständig erhalten bis auf die u n te re E c k e der rec h ten Seite.

Z w eite P la tte (4 F. 8 Z. E. b re it): drei männ- liclic F iguren schreiten hintereinander h e r, von d er R echten gegen die L inke, in gleichmässiger Stellung, auf dem linken Fusse stehend, den rechten vorw ärts setzend. Sie tragen lan g e, u n g e g ü r t e t e , fast bis auf die K nöchel reichende G ew änder; der rechte A rm und ein T heil der rechten B rust sind blos. A uf der linken S chulter tragen sie niedrige bauchichte Vasen m it zw ei kurzen H en k e ln ; d er rech te blosse Arm ist ü ber den K opf zurückgebogen, um das Gefäss an einem H enkel zu h alten ; die beiden vordersten stützen es überdies noch m it d er lin k en Hand. So gleich sich diese Figuren auch sind, so h a t doch der grosse K ünstler einer jeden eine schöne Individualität zu geben und in die D raperie M annigfaltigkeit zu legen gew usst. H inter ihnen ist ein v ie rte r junger Mann in gebückter S tellung, von dem n u r der K opf, der rech te A rm und die linke Hand sichtbar sin d , be­

sch äftig t, eine ähnliche Vase an den H änden von d er E rde aufzuheben. U cber seinem Kopfe sieht m an die beiden vorgestreckten V orderarm e und Hände, w elche etw as einem Stabe Achnliclies h alten ; leider ist dies zerbrochen, schcint aber nach d er A rt, w ie die F inger von beiden Seilen übergreifen, eine t löte m it L öchern gew esen zu sein. D ie F igur selbst ist nich t sichtbar, w eil sie erst auf der folgenden P latte enthalten w a r; ihr vom linken V orderarm h e r a b h ä n ­

gendes G ew and verd cck t den K örper der vor ihr stehenden gebückten Figur. Von d er obem Lcke an der rechten S eite dieser P latte w aren einige Stücke abgebrochen, sind aber zugleich gefunden w o rd e n , so dass sie vollständig w ieder zusam m en­

gesetzt w erden kann.

D ie letzte P la tte , von der Südhälfte des Frieses, ist stark beschädigt, oben, unten und an beiden Sei­

te n abgebrochen; sie enthält vier hintereinander fort­

schreitende, nur von den S chultern bis ans Knie er­

haltene w eibliche Figuren.

A usser den erw ähnten Gegenständen sind noch einige Inschriften und eine Menge kleinerer B ruch­

stücke von S cu lp tu ren , architektonischen Ornamen-

*) Da die Procession von W esten nach Osten vorschrei- tet, so stehen die Figuren von der Nordhälfte des Frieses dem Beschauer von der Rechten zur Linken gewandt, und kehren ihm also (mit einzelnen Aus­

nahmen) ihre linke Seile zu; die von der Südhälfte sjehen dem Beschauer von der Linken gegen die Rechte vorüber.

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tc n u n d Inschriften gefunden w orden. D ie A rbeit rü c k t bis je tzt langsam v o r, da die geringen M ittel n ic h t erlauben, eine grosse A nzahl von A rbeitern anzustetien*).“

KUNSTLITERATUR.

Geschichte der Malerei in Italien vom W ie­

deraufleben der Kunst bis Ende des acht­

zehnten Jahrhunderts von Ludwi g' L a n z i . Aus dein Italienischen übersetzt und mit Anmerkungen von J. G. v. Q u a n d t her­

ausgegeben von A d o l p h Wa g n e r . D ritte r Baud. L eipzig, 1833.

D as W e rk von Lanzi gehört zu den jungen A rbeiten des vorigen Jahrhunderts, w elche, durch ein lleissiges, möglichst vollständiges Zusam m entragen des Materials, dem künftigen K unsthistoriker (d en n an einem sol­

chen fehlt cs, w enigstens für die neuere Kunst, noch im m er) G rund und Boden gew onnen haben. Es ist, verm öge seines grossen R eichthum s, ein u nentbehr­

liches Com pendium gew o rd en , vornehm lich für den R eisen d en , dem die ungeschichtliche Behandlungsart des V erfassers3 w elche sia tt einer m ehr durchgrei­

fenden periodischen E intheilung die lokale V erschie­

denheit der Schulen als H auptsache betrachtet, eben re c h t genehm und bequem ist. S chon vor langer Z eit w a rd es in’s Englische, später in’s Französische übersetzt. D ie deutsche U ebersetzung, w elche der vorliegende dritte Band schliesst, erhebt dasselbe, w ie cs in der Regel der F all ist, w en n D eutsche Frem des sich aneignen, auf eine höhere S tufe, in­

dem sie , nam entlich in den m it grösser Umsicht geschriebenen A nm erkungen, die Mängel des ü rig iu a -

Das Obige war bereits zum Druck befördert, als, am folgenden Tage, der Besuch des Ilrn. S c lia u b e r t , Architekten der Künigl. Griechischen Regierung, seine Freunde in Berlin auf unerwartet .erfreuliche W eise überraschte. W ir sind nunmehr im Stande, die hier mitgctheilten Bemerkungen in den nächsten Blättern auf’s Bedeutendste zu vervollständigen. Eine, hei der jetzt erneuten archäologischen Wichtigkeit Athens und bei dessen zu hoffender Wichtigkeit für lebende Kunst, vielversprechende Corrcspondenz, wird sich diesen nächstfolgenden Berichten anschliessen.

les vervollständigt und berichtigt und insbesondere den vagen U rthcilcn des italienischen V erfassers (den seine Landsleute für einen W inckclm ann zu halten geneigt w a re n !) gründlichere gegenüber stellt.

D e r d ritte Band (w elcher den fünften und sechs­

ten der O riginalausgabe b ild e t) zeichnet sic h , w ie die beiden, m it grösser Theilnahm e aufgenommenen ersten, sow ohl durch die Tüchtigkeit der Uebersetzung als durch die zw eckm ässigen A nm erkungen aus. D ie B rauchbarkeit des W e rk es w ird durch zw ei, diesem Bande zugefiigle, ausführliche R egister erhöht, dc;en eines die Namen der M aler, m it Angabe deä Get b u rts- und S terb ejah res, und literarische N achwei- sungen, das andere die gesamm te in den drei Bänden b erührte L ite ra tu r enthält.

E ndlich sind noch zw ei Aufsätze angehängt, w e lc h e , ähnlich dem V o rw o rt des ersten Bandes, das auf den reichen In h alt den L eser • vorbereiten sollte, h ie r von dem selben, nachdem e r jene vielge­

staltige W e lt d u rch w an d ert h at und von ih ren bun­

te n E rscheinungen erm üdet u n d v e rw irrt an sein Z iel gelangt ist, m it einigen allgem einen, zusammen- fassenden Bem erkungen A bschied nehm en. D e r erste dieser A ufsätze: R ü c k b l i c k , von H errn v. Q u a n d t , m acht auf eine geistreiche W e ise auf die H auptm o­

m ente der im B uch abgehandelten G eschichte auf­

m erksam und bestim m t m it w enigen, aber festen und entschiedenen Umrissen die verschiedenen Charaktere derselben. W ir tlieilen unseren L esern aus diesem R ückblick die gehaltreiche C h a ra k te ris tik des gros- sen D reigestirnes italienischer Kunst, des L e o n a r d o d a V i n c i , M i c h e l A n g e l o und R a p h a e l , mit.

. . . „ W ie aber die K unst (sagt der Hr. Verf.) sich im m er m ehr vervollkom m net h a lte , so w a r ihr zur S eite die W issenschaft in allen Zw eigen einpor- gcw achscn. D enn w as ist W issenschaft anders als ein E rk en n en aus G ründen? D ie K unst aber, der W u rz el nach dasselbe, ist ein aus in n erer und äus­

serer W ahrnehm ung hervorgegangenes, durch intel- lectuelle K raft erzeugtes D arstellen.”

„ W issen sch aft und Kunst unterscheiden sich also. • w ie w i s s e n und s c h a u e n , w ie k e n n e n und k ö n ­ n e n , w ie denn auch Einige das W o rt K u n s t; von k ö n n e n w irklich ablcitcn w olleu und S c h ö l l i n g sinnvoll die K unst die w erklhälige W issenschaft n e n n t." (Beschluss ibhil.i

Gedruckt bei J. G. B r ü s c lic k e , Breite S trafe Nr. 0.

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