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Die Zukunft, 21. August, Jahrg. XXVIII, Bd. 110, Nr 47.

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(1)

ie -Zukunft

Herausgeber

Maximilian Harden

IN H A L T

^Hte

Der W eg nach Mirgorod II 209

Russische Gewerkschaften . 224

Z u ck er... 234

Nachdruck verboten

Erscheint jeden Sonnabend

Preis vierteljährlich 22 Mk., das einzelne Heft 2.00 Mk.

BERLIN

Verlag der Zukunft

Großbeerenstraße b?

1920

(2)

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‘D i e f ü h r e n d e 3f t a r f e

R eg in a -P a la st am Zoo pee? & Arnold

(Kaiser- Wilhelm- G edächtnis-Kirche) Telephon: SteinpTatz 9955

Kurfürstendamm 10 und Kantstraße 167-169

^ u n d abends: ^ Erstes Intern. Kammer-Orchester

D irigen t: O t t o H a r t m a n n . K on zertm eister: C. B a r t h o l d y . . Am F lügelt W. L a u t e n s c h l ä g e r

( • • D m I I a m I a m J u w e le n , P e r le n . S m a ra g d e • • •

B r i l l a n t e n u n d P e rle n s c h n ü re 8

k a u f t I- - ,‘ — " - * E--- -

• • I M « H . S p i t Z y

zu h o h e n P r e i s e n §

B E R L I N , F r i a d r l c h s t r a s s e 91/92 § z w is c h e n M i t t e l , u n d D o r o th e n a tr a s s e • • • • • •

Besfes

zur Pflege d e rZ äh n e.

Verlag Hütten ® Loening / Frankfurt a. Main

M i M o t : ffltifiet M g n o i

ß i n f r ö l? (i dj e et

@e f H 3 W ö r f / ( 3 e & u n d e n i S 3J?arf JDiefe# 39udj &ebt fi<$ in iidjter £eiterfeit t>on floUandtf fn^erigem 3Berfe oft. 0 er £elt> i>er <9eföid?te {fl 5er lebensfrohe und trinffcflc

&o(s&l(dfjauer und <5d)reiner 60(00 Sreugnon. öiefer berietet in 6er Jortn eine« Sage&udjetf, daö er »ährend eine« ,3<*l?retf fü^rt, t»on feinem £efcen. 3Bir werden in da* 17.3atyri?unt>ert werfest und erleben ftiirgedidje« $ami(fengftitf und t>ornef>me* .gjerrendafein (n einer bur«

gundifdjen äieinjladt, Belagerungen, ©djto^ten, pefHienjen, Jaft.

na^tetreiben und gfufruftr jener 3 e(t anfd)au(ld) mit. (£0 ift ein fröb*

Hdjee, ein übermütige# 2Jud>, da*-um mit GRoJIariöct Borten gu reden

— über da* £eben iaäft, weil if?m da« £eben gut erfdjeint, und fomit ein 3u<fc, daei gerade beute gans

befonder* willfommen fein wird.

(3)

D er W eg nach M irgorod

i r )

T n zeitgem äß veränderter T rach t w erben die groß en Volks«*

bedürfnisse, u n w an delb ar u n ter w echselnder Himmelsbe*

w ölku n g , m it im m er erneutem U ngestüm um B efriedigung.

W e il K atharina von R u ß lan d nach d reiß ig Jah ren zähen M ü h en s vor der E rfü llung ihres W unsches stand, Polen, als die Brücke nach W este u ro p a , zu erobern, w ußte Preuß en die G elegenheit zu Schließung der an seiner O stgrenze b reit klaffenden Lücke zu nutzen. Frankreichs R evolution, der ih r nachpolternde Zerfall der w estlichen Staatengesellschaft, die austro» preußische Z w ietracht u n d O esterreichs D ra n g nach der R ückeroberung Belgiens erm öglichten 1794 den russi*

sehen V orsprung. U n d Friedrich W ilh elm durfte nicht länger säum en,sein em L an dedie V erbindungS chlesiens m it den alten O stp ro v in zen zu sichern. D e r A ufm arsch des Fritzenheeres erw irkte die zw eiteT h eilu n g Polens, die dem P reu ßen D anzig, T h o rn u n d die Bezirke um Posen u n d G nesen einbrachte.

D a ß es dabei n icht sauber zuging, m u ß selbst Treitschkes W ah lp reu ß e n h e rz seufzend bekennen. „ D u rc h W o rtb ru c h u n d Lüge, du rch B estechung u n d Ränke jed er A rt erreichte d e r preußische Staat sein Z iel; nicht befried ig t m it der Siche*

ru n g seiner G ren zen , griff er schon w eit ü b er das N oth*

w endige hinaus, bis zur Bzura, tief in reinpolnisches Land hinein. D as also verstüm m elte P olen kon nte nicht m ehr be#

*) S. „Z ukunft" vom vierzehnten A ugust 1920.

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2 1 0 D ie Zukunft

stehen; die zweite T h e ilu n g führte unaufhaltsam zu einem letzten U m stu rz , der fü r D eu tsch lan d v erderblich w erden m u ß te .“ D as nach dem A u fstan d in d er O sterw oche 1794r vo n Friedrich W ilh elm erfolglos belagerte, von dem gro ß en R ussenfeld herrn Suw orow erstürm te W arschau hat dan n e lf Ja h re lang dem preußischen Staat zugehört, der u n ter zehn

M illio nen E inw oh n ern dam als vier M illio n en Slawen hatte.

D iesem ungesu nden Z u stan d hat, m it einem Streich, der schwa*

chen Seelen tötlich, starken ein n o th w e n d ig e r A d erlaß schien,.

d erF ried e v o n T ilsit das E nde bereitet. A ls in Frankreich dann eine neue R ev o lu tio n ausgebrochen u n d zugleich in R u ß la n d die in ihrem W esen kaum noch erforschte C holera bis nach M o skau vo rgedrungen war, stand Polen, im N o v em b er 1830, w ieder auf. N ich t, wie zuvor, aus un ertrag barer K nechtschaft.

Z ar A lex an der hatte, u n ter russischem P a tro n a t, die U nab*

hängig keit Polens w iederhergestellt, ihm die nationale Ver<»

w altun g u n d A rm ee zurückgegeben; u n d sein B ruder u n d Folger, N ik o lai Paw low itsch, hatte noch im F rüh ling als Kö*

n ig von Po len u n d E rbe Sobieskis, dem er ein D enkm al er«

richtete, in W arschau H o f gehalten u n d den b ald trägen, b a ld vo n w ildem G e b rü ll aufgescheuchten Reichstag väterlich er«

m ahnt, in w eiser M ä ß ig u n g das W e rk des W iederherstellers zu vollenden. D e r noch im m er m ißhandelte, rechtlos ausge«

beutete Bauer, dessen G em ü th u n d K leid einm al, in Thad*

daeus Kosciuszko, zu kurzer H errschaft gelangt war, d u ld e te stum m ; u n d der A del, die Slachta, w urde nicht von russi*

schem D ru c k in A u fru h r getrieben, sondern von der Hoffnung»

je tz t,d a das verseuchte R u ß la n d kein starkes V ertheidigerh eer senden könne, die alten G renzen u n d schrankenlose V orrechte zu erraffen, in P o d o lie n , Litauen, W estp reu ß en , Posen die alte Slachzizenherrlichkeit zu erneuen. D as noch falsche, von Ver«

schw örerlist erfund en e G erüch t, der Z ar w olle dem revolutio*

nären Frankreich m orgen den K rieg erklären u n d , weil die russi«

sehe M o b ilm achu n g durch C holera gehem m t sei, zuerst d ie P olen ins Feuer w erfen, trieb Z au d erer in Eile. Ju n g e Lieute«

nants u n d Studenten stürm en aus dem D oppelrausch v o n T anz u n d P unsch zur T h a t: sie tö te n H ofgenerale, rufen das V o lk zum Kam pf, b edro h en den Statthalter G ro ß fü rsten Kon*

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stantin. D er, ein ängstlicher W ü th erich , giebt das Spiel sofort als verloren auf, zieht m it d er G a rn iso n ab u n d lä ß t das Land den B rausköpfen der A delspartei, die im ja n u a r die Entthron«

u n g der noch vom G lanz d esN am en sR o m an o w besonntenFa*

milie H o lstein * G otto rp verkündet. H o ch lo d ert n u n N iko lais Z o rn auf. U nw illig hat er als Erbe die Pflicht übernom m en, die vom B ruder begonnene schwächlich unklare Völkerbeglück«

u n g p o litik fo rtzuführen. O h n e Erbarm en will er jetz t denU n«

dank, die T ücke polnischer V erschw örer strafen; u n d m it dem selben H ieb den ganzen „faulen W esten “ züchtigen. Sein Ge«

fü h l für Polen schw ebt zwischen H a ß u n d V erachtung. Alles in M itrede zugelassene R ussenvolk fo rdert lau t die Strafexpe«

d itio n gegen das Land, das der ihm (in größerem U m fange als den R ussen selbst) gew ährten Freiheit sich u n w ü rd ig er«

w iesen habe. Feldm arschall D iebitsch, der T ürkenbesieger, soll das .Polenheer zerm alm en, P reu ß en in den K rieg mit*

reißen u n d am R hein w ider die neuen Ja k o b in e r die Sturm«

fahne östlicher C h ristenh eit entrollen. Er siegt bei G ro ch o w ; h a t aber die indische Seuche m itgeschleppt; w agt, m it ge«

schwächtem H eer, den Sturm auf W arschaus B rückenkopf Praga nicht m ehr; m uß, wie Friedrich W ilh elm der Z w eite, die B elagerung abbrechen u n d du rch unw egsam es G elände den R ückzug antreten. G neisenau, den der K önig zum Ober«

befehl an der O stgrenze beruft, rettet d u rch die ruhige Kühn«

h e it seines H an d eln s Posen u n d W estp reu ß en , die, trotz gleißnerischer T reuversicherung aus W arschau, schon ernst«

lieh gefährdet waren. D e r europäische Liberalism us jauchzt, weil R uß lan ds R acheplan m iß lu ng en scheint. „ D ie Polen theilten m it dem R öm ischen Stuhl das Schicksal, d a ß die ihn en gew idm ete V erehrung m it der räum lichen E n tfernung w uchs. Ihre N ach b arn in den p reußischen G ren zlän d ern w u ß te n w ohl, wie tief der polnische Bauer u n ter dem russi«

sehen stand; im W esten aber, wo N iem an d je ein polnisches D o rf betreten hatte, hielt m an sich an die herköm m lichen Begriffe von lateinischer u n d byzantinischer K u ltu r u n d glaubte treuherzig, diese willenlose, vo n Ju n k e rn , Pfaffen u n d J u d e n getretene M asse bilde ein starkes B ollw erk ge»

gen die asiatische Barbarei. D ie Freiheit der V ölker u n d die

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212 D ie Zukunft

G esittu n g E uropas fechten u n ter d en F ahnen des W e iß e n A d lers: so lautete das allgem eine U rth eil.“ (T reitschke.) E uropas B eifallsgeheul ü b e rtö n t im O h r der. bedächtigeren Slachtaköpfe nich t die Stim me der E rk enntniß, d a ß der Eintagssieg ihres H eld en Skrzynecki noch nicht den B estand des Sarm atenreiches verbürge. Sie m öchten m it P etersburg verhandeln, dem Z ar sacht w ieder den T h ro n anbieten; w erden aber m it N ikolais höhn isch er A n tw o rt abgew iesen: „Ich bin d a n k b a r u n d tie f g e rü h rt.“ D iebitsch, der bei O strolenka, wie bei G ro cho w , den Sieg n ich t ausg en ützt hat, soll ab«

berufen u n d d u rch einen echten R ussen ersetzt w erden; w ird schon zuv o r aber ein O p fer der C holera. Bis zur A n k u n ft des M arschalls Paskiew itsch fü h rt T o ll,kder G eneralstabschef D iebitschs, das Russenheer. P reuß en, das trotz französischem D ru ck in ihm selbst gefährlichem A ufru h rsfall nicht neutral bleib en will, entw affnet u n d in te rn irt die auf sein G eb iet üb ertreten d en Polen, sorgt für G renzm ärkte, auf denen die Russenarm ee einkaufen kann, u n d sich ertau f seinem W eichsel#

theil die Z u fu h r vo n B rückenbaugeräth. V on W o la, dem G efilde d er einst zu altpolnischer K önigsw ahl versam m elten Plasten, b eg in n t Paskiew itsch den Angriff. A m siebenten Septem ber 1831 erstürm en, u n ter T olls F ü h ru n g , die Russen W arschau. D a herrscht, in asiatischer U e p p ig k e it u n d Grau#

sam keit, fo rta n Paskiew itsch. D em von T ho rw ald sen ge*

m eißelten D enk m al des N atio n alh eld en P oniatow ski lä ß t er den K op f abschlagen, seinen eigenen au f d en R um pf k itten:

u n d stellt dieses M o n u m e n t rachsüchtigen U eberm u thes vor seinem Schloß allem V olk zu Schau. W arsch au verliert die U niversität, P o len die V erfassung u n d das H eer. W ird eine russische P ro v in z; das W eichseU G ub^rnatorium . D as von den feinsten D ip lo m aten E uropas m ühsam gefügte W e rk des W ie n e r Kongresses liegt in Scherben. D ie W estm ächte waggn keinen E in spru ch; u n d in d er pariser Kam m er w iederholt Feldm arschall G ra f Sebastian!, A usw ärtiger M inister u n d F reu n d des B ürgerkönigs L ouis P hilippe, d en Satz, den aus d e r von B lut dam pfenden polnischen H a u p tsta d t Paskiew itsch an d en glanzgierigen G o ssu d a r geschrieben h aben soll: „ In ( W arsch au ist Ruhe u n d O rd n u n g w iederhergestellt.“

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„W as thatest D u , m oskow itischer K riegsknecht, dümm«*

ster u n d grausam ster aller B ü tte l? “ Polens lyrischer E piker A dam M ickiew icz fragt. D e n F u ß des Kreuzes, an das der H eilan d genagelt ist, sieht er von M u tte rth rän e n d er Frei*

h eit genetzt; des G ekreu zigten d o rren de Lippe von dem Bo«

ussen m it G alle g e trä n k t, d en Leib des Schuldlosen von der Lanze des R ussen d u rch b o h rt. D e r aber, er allein, k ehrt einst in Reue um ; u n d n u r ihm w ird G o tt verzeihen. W e n n Polens M ission vollendet ist: m itF rankreichs H ilfe sich selbst u n d dad u rch dieM en sch h eit zu erlösen. G läser klingen. „A uch dieser A dam w ird sein Paradies verlieren. Frankreichs H ilfe!

D essen stä rk sten M an n h atu n serM ü tterch en M o sk au m it einem Scheit aus dem Feuerofen nach H a u s gejagt. Bei Sebastopol h a t ihn sein N effe, das schillernde Fettbläschen au f dem w id er uns anstinkenden W estsu m p f, gerächt. A b e r m it d er K ornilow *Bastion fiel nicht R u ß lan d u n d sein o rtho do xes C hristen thu m . Fiel nur, nach dem W o rt des höllisch klugen B jelinskij, die Z u n ft regirender G a u n e r u n d ihr Schutzherr N ik o lai Paw low itsch m it dem Stöckchen u n d der kathrinen*

haft lüsternen N elido w a. D ie B otschaft vom T o d e des Kaisers platzte in eine K artenpartie des H o fes; u n d unterbrach sie n u r für eines R undblickes D au er. Frankreichs H ilfe u n d Polens M ission ist röm ischer Pfaffenpopanz. M ickiew icz?

D as ist ja der feige H u n d , F lü ch tlin g u n d Versschm ied, der d en W e ste n gegen R u ß lan d hetzt u n d , ohne Scham, geschrien hat, des U nfreien einzige W affe sei d erV errath. Ihm , nach Ge*

bü h r, zu lohnen, w ürfe ich mich auf sein eM u tter, des H unde«

sohnes. M enschheiterlösung ist unsere Sache, nicht des Polen«

gesindels. A u f den T a g von W arschau! N e i n : erst das Gold*

geschirr her u n d die Pokale aus E delkristall. Sputet Euch, W eißjacken. Inzw ischen, Z igeunerm ädel, das W ild este, was Ih r kö nn t. H e ru n te r das M ieder. A u s D einem A chselbusch, braunes A as, schlürfe ich den Rest m eines Sektbechers. So.

D ie andere H älfte dieses T ausendrubelscheines findest D u m orgen früh u n ter m einem K opfkissen. D er T ag von W ar«

schau: U rra!“ D ra u ß e n ist k lirren der Frost. In der sibirischen G efängnißkaserne, zwischen verschneiten W ällen, schlottern die Sträflinge. N u r dem jun g en , langen M ichailow ist noch

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214 Die Zukunft

zu h eiß . Einem „P olitischen“ der gefährlichsten A rt, dessen schw eigsam er Sanftm uth alle H erzen ero bert hat. Im K erker ist der A rm e m ählich ausgetrocknet. H eu te hö rten sie ihn stöhnen;

n u r ein R öcheln kam noch aus gesperrter A them bahn. D ie härene D ecke, den K ittel, das grobe H em d sogar h at er, als wärs der B rust noch unerträgliche Last, abgestreift; u n d liegt n u n nackt, ein G erip pe m it hohlem Bauch, nichts an ihm als eiserne F ußfesseln, nichts auf ihm als ein H olzkreuzchen, das ih n zu drück en scheint. D a m ans ihm ab g eb u n d en hat, ver#

ächzt sein A them . D e r vom W ä rter gerufene Sanitätoffizier stellt d en T o d fest u n d geht, den W a ch th ab en d en zu holen.

W a s für w eiße,junge Z ähne u nser M ichailow u n ter den d ün n en L ippen hat! Sollte m an ihm nicht die A u g lid er schließen? Einer w agts, beh u tsam ; b in d e t dem T o te n w ieder das Kreuzchen um ; b ek reu zt sich, der Sträfling, d ann selbst. V or dem hageren Leichnam in Eisenketten steh t n u n , in gem essener E ntfernung ru n d u m die Sträflingschaar, d er W ach th aben de, hin ter ihm zwei M an n , starr. A h n t der verw etterte G ra u k o p f die Ma*

jestät dieses T o d e s ? Er löst die K innkette; nim m t den H elm ab ; u n d sein Finger zeichnet langsam ein großes Kreuz. A us der Schaar der K ettenträger ta p p t Einer, der A elteste, nach vorn, blick t dem grauen K riegsm ann fest ins W e iß e des A uges, zeigt, wie u n b e w u ß t, auf den nackten Leichnam u n d läß t von d er beb en d en U n terlip p e die W o rte fallen: „ H a t auch eine M u tte r g e h a b tl“ D ie Leiche w ird w eggetragen. Rasselnd schleift die K ette nach. „ D e r Schm ied soll k om m en!“ E r durchfeilt die Fesseln. In der E isgruft des T o tenhauses w ird M ichailow frei. „ N o c h einm al den C h or, Frauenzim m er;

m an d e n k t an die Steppe, h ö rt u n ter dem H o lz der F lößer die W o lg a seufzen, danach das G ekicher verliebter R ussalken;

noch e in m a l. . D a n n a b erM azu rk a u n d Punsch auf polnische A rt, den A n b ru c h des T ages v o n W arsch au zu feiern.“

D ieses R u ß lan d d er H ö h e n u n d T ie fe n war. D ie N ik o lai m od ern m it ihren N e lid o w a u n d R asputin. P etrograd ist eine schrum pfende A rb eiterstad t. M oskau s Prunkschänken sind Schiebergefängnisse. K ein Holz* o d er Pelzhändler läß t in Nish*

nij* N o w go ro d noch, seinen T afelfreu n d en zu G lotzw o nn e, das dickste B alletkind in einer m it A yalasekt gefüllten W an n e ba*

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d en .V o n S ib irien sT o tenhäu sern sind dieR iegel gebrochen un d d e r b u n te Schwarm G efangener, T ataren, Polen, K leinrussen, A rm en ier, K irghisen, Finen, Lesginen, G eorgier, Ju d e n , ist, M än n er un d Frauen, nach G ro ß ru ß la n d u n d in die U krainen geflattert. Alles ist'a n d e rs; aus O rien talisch Jrratio n alem auf d er O berfläche nüchterne V erniinftherrschaft, aus Theokra#

tie unter W irb elstürm en D ik tatu r des Proletariates gew orden.

D o ch w ieder w älzt ein R ussenheer sich gegen Pragas W alle, rü tte lt an W arschaus T h o r, will aus verödetem O st die Brücke nach W esten schlagen. U n d w ieder h eb t sich, wie bei dem ersten V ersuch, K atharinens W u n sch zu erfüllen, für P reu ß en aus N e b e l die Lebensfrage, ob es die G elegenheit zu Schließung der an seiner O stgrenze breit klaffenden Lücke

•nutzen kann. In zeitgem äßerT racht werben die großen Volks*

bedürfnisse, u n w and elbar u n ter w echselnder Him melsbewöl*

k u n g , 'mit im m er erneutem U ngestüm um B efriedigung.

In der letzten Ju liw o ch e hat Reichsm inister Simons ge*

sagt, von d en Bolschew iken sei „eine geradezu enorm e Auf#

b au arb eit geleistet w orden, die w ir nach m ancher R ichtung zum M u ster nehm en k ö n n te n “ ; er sei „gern bereit, d arü b er M aterial vorzulegen“ . D am it waren, wie das folgende Lob der K raftquellenvereinung lehrte, die Pläne gem eint, die Le*

nins F reu nd K rzyzanow skij bis ins w inzig Einzelne entwor*

fen hat, deren A u sfü h ru n g aber erst beginnen kann, w enn R u ß la n d ü b er die dazu n öthigen M aschinen, Techniker, Mil#

liard en k red ite verfügt. D a ß solche Pläne im V ord erg rund russischen W o llen s stehen, zeigt im m erhin einen W a n d el der D in g e. W eil der Z arism us die T echn ik eben so wie die M enschenw ürde verachtete, k o n nte er, k o n nten die östlichen Form en der Einherrschaft sich nicht m odernisiren u n d da#

d u rc h erhalten. D esh alb m uß ten auch seine Kriege miß#

lingen. Bei Sebastopol fochten Segler gegen D am pfer, ver#

altete Böller gegen w eittragendes G eschütz; 1877 war das ju n g e rum änische H eer dem N iko lais (d e s G ro ß fü rs te n ) technisch voraus; im m andschurischen Krieg saßen in Ruß#

lands guten T o rp e d o b o o te n M aschinenschlosser, die „sich in dem T eufelszeug nicht zurecht fan den “ ; im H e rb st 1914

(10)

216 D ie Zukunft

lasen die deutschen A rm eechefs die entzifferten Telegram m e, ehe sie an die R ussenfront gelangt waren. A us den fast un«

blutigen Erfolgen in der U k rain a u n d in Polen w ar schon zu schließen, d aß die civilisirende, den Staatsm echanism us kräfti-»

gende A rb e it der B olschew iken nicht ertraglos geblieben sei.

E in m ech an isirtes,aufdero stsib irisch en F lan ke(w o dem C haos in du n k ler Stille sich die „R ep u b lik des Fernen O sten s“ ent«

b in d en w ill) japanisirtes R u ß la n d : da w ürde neue W elt. A m T ag nach der L obrede hat, freilich, der vom W u th g eh eu l aller Groß« u n d K leinbü rg erpaiteien eingeschüchterte M in ister Sim ons anders gesprochen. D e r Bolschew ism us sei nicht zu W e ltero b e ru n g berufen, sei „innerlich zum T heil schon er«

ledigt, eine A lles verzehrende Flamme, die n u r Asche hinter«

lä ß t“ (was sie von anderen Flam m en nicht auffällig unter«

scheidet), u n d nicht als A u f b äum uster zu em pfehlen, son«

d e m d urch die „A rbeitgem einschaft“ (des U nternehm ers m it dem G elö h n te n ) zu überw ind en . G em einschaft, das schon von Z enos hellenischer Stoa gepriesene K lein o d, „d er G eb ieter üb er T h u n u n d Lassen, Sein u n d W o llen aller von der N a tu r au f d en W e g zu dem selben sittlichen Z iel gesetzten W e*

sen“ , glitzert noch dem gew andelten A uge. Ist aber nicht gerade die tiefe Spaltung des sittlichen Begriffes, W illen s, Zielpfostens die g roße N o th u n d A n g st unserer Tage u n d kann zwischen warm im Besitzrecht H ausend en u n d den Be«

Streitern dieses V orrechtes h altb ar innige, nicht schlau n u r einer bangen Stunde angepaßte G em einschaft w erd en ? H ie r ist nicht H ellas; w ird, auch w enn kein A ben d lan d der Speng«

ler, der K osm osklem pner untergeht, au f gebahntem Pfad nie«

m als K ultureinheit. A rbeitgem einschaft (Borsig»Legien D R P ) als W ettfah rzeu g u n d K am pfgeräth gegen die tosende Licht«

geschw indigkeit des B olschew ism us: h in ter dem flinkesten A m erikanertank k n a rrt ein H euw agen her. U nser M inister m öchte R u ß lan d a u s d e r„ U e b e rsp a n n u n g d e r Räthe. Idee“ so in O rd n u n g bringen wie G ontscharow s redlich tüchtiger Inspek«

to r Stolz die W irthsch aft O b lo m o w s; m öchte ein R uß land , das leb t u n d leben läßt, u n d b itte t deshalb, m it gew ichtigem E rnst, den Stein w egzuwälzen, der die D iplom atenpforte sperrt. „B is w ir für die E rm ordung des G rafen M irbach, des D eutschen Ge«

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sandten, aus M o sk au G e n u g th u u n g erhalten haben, ist die A ufnahm e am tlichen V erkehrs unm öglich.“ A u f einem lecken Schiff,dem der Schornstein vom D eck gesp ült ist, d erD ünung«

gischt in die Kessel spritzt, will d er Erste O ffizier seine Leute nich t in den M aschinenraum schicken, ehe der Ingenieur von einem T aktfehler E ntschuldig u n g erbeten hat. G ra f M irbach«

H arff ist, vor zwei Jah ren, nicht von Bolschew iken, sondern v on deren Erzfeinden, den Sozialrevolutionären, erschossen w orden. D ie T h a t sollte den B ruch des brester Friedens u n d dad u rch die E ntm achtung der Sowjets erzw ingen. D e rT h ä te r w urd e n ich t g efaß t; k ann aber in dem Schwarm V erdächtiger gewesen sein, die, ungefähr zw eihundert, der m oskauer Straf«

Sow jet erschießen ließ, „um den B erlinern R uß land s guten W ille n zu zeigen.“ H err Joffe sprach in der W ilhelm straß e das B edauern seiner R egirung aus; u n d h o b , w enn er von unzulänglicher S ühnung reden hörte, beschw örend die H ände.

„Soll denn noch m ehr B lut flie ß en ? “ W ie der rastatter Ge«

sandtenm ord, ü b er d en doch eine ganze B ibliothek zusam«

m engeschrieben w urde, w ird auch der m oskauer w ohl nie ganz aufgeklärt w erden. H e rr Simons vergaß aber, die That«

sache zu erw ähnen, d aß nach dem M o rd schnell der diplo«

matische V erkehr w ieder aufgenom m en, Staatssekretär Helffe«

rieh au f M irbachs Posten gesetzt u n d dam it die „G enugthu«

u n g “ als zulänglich anerkannt w orden ist. W e r D o n nerstag Einen besucht hat, der ihn M o n tag gekrän k t haben soll, w ird danach vom S ühnrecht nicht fester beschirm t als der G atte, der nach entdecktem E hebruch physisch der Schuldigen sich w ieder verm ählt hat. U n d : hem m t den V ölkerrechtsgelehrten ein Z w irnsfaden noch, da ringsum d er Felsgrund b e b t?

„R eich w ähnst D u D ich, heuchelst den U ebersatten u n d b ist doch arm, in B lindheit des Elends Beute u n d zum Er«

barm en nackt. W eil D u aber lau bist, nicht h eiß un d nicht kalt, will mein M u n d D ich ausspeien.“ (D e r H e rrjo h a n n is.d e s O ffenbarers u n d B ruders in T rüb sal, an die G em einde von Laodikaia.) „E in V olk, das den felsfesten G lau ben verliert, es sei, allein, zu Erw eckung u n d E rrettung aller V ölker berufen, auserw ählt, fähig, ist kein V olk m ehr, n u r noch Stoff fü r d en E thnographen. W ie n u r eine W ah rh eit, so ist auch n u r

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2 1 8 D ie Zukunft

ein G o tt, unserer, u n d n u r das R ussenvolk sein V erkünder.

A u f uns, der freien G esellschaft G leicher, liegt die Pflicht, d en Sturz eines fau len d en Reiches u n d seiner U n m oral zu erw irken, die Q uellen d er M acht in Besitz zu nehm en u n d A lles, was aufw ächst, so um zuerziehen, d aß es der Freiheit w ürdig, w ird. D ie T eufel, die, nach dem L ukasgleichniß, aus dem Besessenen in die Säue fuhren, sind die schlechten Säfte u n d bösen G eister, der Schm utz, Stank, Lügenkram , die seit Ja h rh u n d e rte n sich im K örper R u ß lands, unseres lieben K ranken, angehäuft haben. A ll D as m u ß in die Schweine fahren. System atisch (versteht Ih r? ) m uß d ieG rund*

feste des Staatsbaues zerrüttet, die G esellschaft zersetzt, das V olk entm uth ig t, in einen Brei gestam pft w erden: u n d dann erst sei die Fahne m it dem führenden, rettenden G edan ken erhoben. G e h e t zu Spilugin in die Fabrik. D e r beste Cholera«

h e rd , den ihr finden k ö n n t; seit fünfzehn Jah ren nicht gründ«

lieh gereinigt. D ie Besitzer hab en M illionen. A b er die fünf#

h u n d e rt A rbeiter wissen auch, was L ohnabzug ist. D ie ha«

ben eine durchau s richtige V orstellung von R evolution u n d In te rn a tio n a ^ . W a rte t n u r ein W eilchen: d an n w erdet Ih r sehen. W as w urde bei uns d enn g eleh rt? K rieg u n d Kriegs«

geschichte. D as H eer, dieses Balletheer, w ar A lles. Patrio#

tism us ein G eschäft. W e r keine Schm iergelder nahm , galt als R evolutionär. U nsere B rücken stürzen ein. U nsere Eisen«

b ahnen verschlingen U n su m m en ; fahren aber kann m an au f ih nen nicht. D am it der B edarf des Staatshaushaltes gedeckt sei, m u ß das V olk O zeane von B ranntw ein aussaufen. Men«

schenschacher deckt Spielverluste. N ie w ar R u ß lan d tiefer in Schmach heruntergekom m en. V o r die no w goroder Sophien#

kirche aber w ird ein riesiger B ronzeglobus gestellt: zu Er«

in n eru n g an unseren tausendjährigen B ankerot, an B lödsinn u n d B estialität.“ (D o sto jew sk ijs Besessene sprachen.)

Pack schlägt sich . . . Sie w erden sich w ieder vertragen.

N a c h 1830 u n d 63 w ar zwischen R u ß la n d u n d Polen der G rab en noch tiefer. E instw eilen reiben w ir die H ä n d e (u n d nicken Beifall, w enn aus d en selben B lättern, die zwei Jah re langv on V erd am m n iß der„m oskauerV erbrecherbande"rausch#

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ten , n u n das L ob des „tadellos d iszip linirten“ H eeres, der

„ a u ß ero rd en tlich geschickten D ip lo m atie“ R u ß lan d s sich in Bächen ergießt). D e n Polen, die in W e stp reu ß e n s Korridor«

Städten du rch H u n g e r u n d H etze den D eutschen das Leben verleidet haben, steht das W asser bis an den H als. (Sie sind noch die A lten. W e itab vom kü h len K lim a still w agender V ern un ft u n d im G la u b e n an ihren M essianism us so wurzel«

fest, d a ß sie nicht einm al m ehr nach Frankreichs F ührerhand greifen: als der im W estkrieg bew ährte G eneral W ey gand die A nnahm e des Feldherrnam tes an die B edingung knü pfte, d a ß O stgalizien u n d der lu b lin er Bezirk fürs Erste geräum t, die ganze W e h rk ra ft zu V e r te id ig u n g der anderen Reichs«

hälfte geballt w erd e, bat m an ih n , noch auf dem Sitz des Berathers au szuharren.) Läßt der Russe sie, in der m it allem R ost aus H a b sb u rg s Z eu gh au s ererbten R üstung, lange zap«

p e ln : um so besser für uns, denen der O stfriede nichts nehm en, dochM ancherleigeb en kan n .In zw isch en w eh tüberdenA erm el«

kanal ein herbstliches Schauerw indchen. Paris hat, dem Briten«

k ab in et zu u n h o ld er U eberraschung, den politisch von G iers, dem Sohn des G ortschakow schülers, flankirfen Krimbeherr«

scher G eneral W ran gel als regirende M acht anerkannt. W ird dem eleganten D re iß ig e r mit dem K inngrübchen ü b er dem h o hen T ressenkragen das G lück, K rim kriegsglück, zärtlicher lächeln als dem m itM annschäft u n d W affen üppiger ausgestatte«

ten D e n ik in ? D er alte G iers, G ortschakow s Schwiegerneffe, N achfolger u n d , wie die livischen Barone W rang el, verrußter N ord g erm an e,h at zwischen P etersburg un d Berlin den lockeren D ra h t w ieder gefestet. D as w ürde der Sohn, w enn Schick«

salsgunst ihn in M acht höbe, w ohl w ieder versuchen; trotz der E ntente. D ie löst sich ja schon. Im französischen Senat ist gesagt w orden, für Calais sei m ehr F ranzosenblut als für Paris geflossen; u n d H errn M illerand ist das W o rt von der

„Selbstsucht m ancher B undesgenossen“ entfahren. In E ng­

la n d , das noch im M ärz die B edingliste unseres Gewerk«

schaftbundes als ein Z eichen u n erh ö rter R echtsanm aßung u n d jäm m erlicher R egirungschw äche bespöttelte, sind poli«

tische A ufsichteR äthe entstanden, richtige A rbeiter»Sow jets, die dem Prem ier u n d dem P arlam ent ins G eschäft dreinreden

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2 2 0 D ie Zukunft

u n d die stö rrig aufgebäum ten H ü te r reiner D em okratie m it dem U eberg an g in H an d lu n g bedrohen. In E u ro p a h at Polen n u r Frankreich als A nw alt. D em aber lähm t d er W ille der zu A b w eh r neuer R ussenbed räng n iß geeinten A rbeiterschaft aller Länder die H än d e. G ru n d genug, unsere behaglich zu reiben. W e n n Zw ei sich zanken, bekom m t der zuvor vo n Bei«

den G edrosselte Luft. D es alten W ilhelm s letzte M ah n u n g an d en Enkel war, sich an R u ß lan d zu halten. Seitdem sind w ir klein gew orden. N u n w ollen w ir, was w ir m üssen. G rü ß G ott!

W ie Schützengruß ü b e r schon gespannte H äh n e h in schallts. D ra u ß e n , h in ter der W a ld fro n t, m öchten sie die Fahne des Z ollernreiches hissen, den Fall von W arsch au zu feiern, wie vor fü n f Jah ren den E inzug des alten B ayern­

prinzen. D a ß aus dieser Freude Leid, aus dem G aukelspiel von V olksjubel finsterer P o lenhaß, wirre D eutschenflucht w urde, scheint, m it anderer E rlebnißlehre, vergessen. Hü«

ben ; nicht d rü b en . D e r Ja g d ru f der H ö rn e r hat den uralten W ij aus seiner H ö h le gescheucht. U n te r ihm zittert die russische Erde. Bis in ihr A ngesicht hängen seine schweren, tief gefurchten A ugenlider. D ien stb are G n o m en heben sie.

Frei liegt das Blickfeld vor dem ewig U ralten; u n d es ist, als wecke erst das G esicht ganz ihm des O h res entschlum«

jn e rte Kraft. Eine M inute schauenden Lauschens, lauschenden Schauens d ü n k t die Entsetzten ein Jahr. „K indergelall ins K indergem ach! N u n ström t unseres Landes Stimme aus F luß u n d Steppe, Schacht u n d Schw arzerde herbei. Still die Russal«

ken; u n d bändiget, freche W aldm ännchen, auch Ih r h eute die B runst. U nsäglich G rauses w ar hier, in Ja h rh u n d e rte n so u n ertragb ar Schreckliches, d a ß ich das U eberw achsen des A uges als höchster G nad e V erhängniß em pfinden m ußte. D as k o n n te nicht enden wie G nom enprügelei. Kein Palmzweig, der breiteste unseres Südens nicht, w eh t G räuelgebirge hin«

weg. H ö re t die Erde h ü p fen l Ein neuer Ilja, dem aus M urom an W u c h t verw andt, stam pft sie; u n d M ütterchen freut sich des H errn . D o ch n u r des russischen Barins. N iem als des frem den. D e r tau g t ih r nicht m ehr zum G ebieter, nicht ein«

mal (lachet, Kerlchen!) zum L eitpferd unserer T roika. N ach M irg o ro d w ollt Ihr, in das g ro ß e D o rf, wo viele Völker,

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von allen F arben u n d scheckig, in E intracht die ins Jahr*

tausend gereckte Fettw oche feiern? Ist noch weit. R ußland w ird, n u r R u ßlan d kann F ührer sein. A n unzähligen K reuzen sauset Ih r vorbei. Sorget, d aß kein Balkenarm breche, keinen der H o lzw u rm zernage: ü b er die höchsten schwölle sonst des B lutes See. D aß w ir noch sind, ist das W e rk des G eistes, d er in diesem G ebälk lebt. U n se r B rot u n d unser K reuz rettet die W elt. A ls geschm eidiger Bursche im ro th en H em d h ö rte ich an heiliger Stätte diese W eissagung. H ö rte ge*

nug. U n d sah schon zu viel. Rollet, Lüm mel, aus dem Stirn*

bogen behutsam die Lider herab. Ih r aber, Frem dvolk, stopfet den H ö rn e rn das M a u l!“ Schnee trin k t des Schreitens Ges räusche. M y th os od er S p u k ? A uch hier ist R u ß land .

Polen w urde so g ro ß , weil es D eutsche von R ussen trennen, von d reiß ig M illio n en Franzosen einen T heil der sechzig M illionen D eutsch er abziehen sollte. D e r Plan kurz*

sichtiger F u rcht störte E n g lan d nicht. D as begnügte sich m it den Schlüsseln zum Schwarzen M eer, zu den H ellespont*

schlossern, zur O stsee u n d hoffte, in u n g etrübtem Behagen fortan m it seinen europäischen K olonien u n d D o m inions schalten, an R ohstoffverkauf u n d A bn ah m e fertiger W aare au f ihren M ärk ten anständig verdienen, die K riegskosten all*

gem ach decken zu können. U n sere E rde ist w eit u n d reich genug, um alle au f sie G eb oren e zu nähren. W o Mensch*

h eit in F ru cht reift, seelischer Internationale sich neues W elt*

gesetz e n tb in d e t, w ird die Frage, ob noch G renzpfähle, Schlag#

bäum e stehen u n d bis an w elchen Prellstein N ationalm acht sich strecken dürfe, b a ld , als die unw ichtigste aller E rnsten vo rschw ebenden Fragen, h eiter erörtert. Sonne u n d M eer, W a ld u n d Firn ist A llen beschert u n d ein E den selbst n u r G lücksstatt, weil in ihm m annichfache B lum en sind, au s ihm eine Sym phonie von D ü ften him m elan klingt.

Freundliche W eish eit findet schnell den W eg in Verstän*

dig u n g ü b er den E rtrag aus F lu r u n d Schacht, ü ber N oth*

d ü rft u n d Lebenszier. Erster Irrth u m : nicht ein E den w ird bereitet, sondern das L äuterungfeuer des H ö llenfürsten in B rand gehalten. „A uge um A uge, Z ah n um Z ah n , Beule

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222 D ie Zukunft

um B eule!“ D eu tsch lan d soll das Rachegesetz spüren, Ruß#

land die D ro h u n g hören. W e r, zu W a rn u n g , ruft, ohne Ruß«

lands Brot, D eutschlands T ech n ik u n d M assenfleiß k ö n n e E u ro p a niem als genesen, h a t sich in A b erg lau ben sdickicht verrannt. B olschew ism us? Ein Fieber; die M o d ek ran k h eit G eschlagener. T äglich ein V o llb ad in D em o k ratie: das Puls#

geflacker h ö rt a u f u n d A lles k eh rt in die alte O rd n u n g zu­

rück. Keine W estm acht verbietet den Polen frevlen E inbruch in russisches Land. G elin g t er, so ist für Frankreich dieStraße zu seinen M illiard en frei u n d von E nglands O sthim m el schwin#

den die W o lk en . Z w eiter Irrth u m : dam it d er A ngriff gelinge, m u ß te er aus europäischer W illen sein h eit vorbrechen (die listig zerstört w orden ist), ehe R u ß lan d s Sache die H erzen aller auf dem E rd ru n d M ü hsälig en erobert hatte. D as ist vollbracht.

A u f dem zw eiten K ongreß der D ritten Internationale durfte Lenin sich den A n w alt von zw ö lfh u n dert M illionen M enschen, zwei D ritte ln aller E rdb ew o hn er, nenn en ; d u rfte er als die vierte seiner zw ölf T hesen den Satz k ü n d e n ; „In den M ittel#

p u n k t aller n ationalen u n d k olonialen P o litik der Kommu#

nistischen Internationale m u ß das Streben gestellt w erden, die Proletarier, die A rbeiterm assen aller L änder u n d V ölker zu gem einsam em K am pf gegen G ru n d b esitz u n d B ourgeoisie einander zu n ähern; denn n u r nach solcher A nnäherung, n u r d u rch solche G em einschaft ist ü b er den K apitalism us der ih n vernichtende Sieg zu erfechten, der nationale Unter#

d rü ck u n g u n d U ngleichheit fü r im m er v erh in d e rt.“ D u rc h G em einschaft von M enschen aller Farben u n d Z u n g en (die anders aussieht als die R eichspatentm arke Borsig*Legien).

W o rte n u r? Seit G ew erkschaften u n d A rb eitergild en vor#

schreiben, welchem V olk zu helfen, welches in einsam er Kälte zu lassen sei.istR egirerm acht enger als je zuvor eingeschränkt.

D u rc h eigene Schuld hats jede verdient. D e r ganze „Kom#

fo rt der N e u z e it“ , von form aler G leichheit der Staatsbürger#

rechte bis in den W ip fel des Parlam entarism us, tau g t nicht m ehr; ist T u d o rstil, der den V ölkern von heute nicht Heim#

stätten schafft. W ird eine im O ste n ? Ehrliche P rob e m u ß, nicht in vergittertem Käfig, erw eisen, ob Eintracht un d W ohl#

stand nicht geknechteter, nicht in Z inspflicht noch in K ugelfang

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erniederterM enschen w erden u n d dau ern k an n .Jetzt noch die P ro b e zu h in dern , ist der Stärkste nicht stark genug. A u f dem W eg , den vor h u n d e rt Jahren die C holera ging, schleicht n un , rast m orgen ostw ärts, was den G efährdeten Pest, den Hoffen«

den H eilsw ahrheit heiß t. Schon h at sichs der harten Lehre des K orans verm ählt; w ird es, von allen Popen u n d O b e rp o p en d er Z arkirche gesegnet, die Stadt K onstantins als sein Erbe fo r­

d e rn ? U n d w enn es, m it Seuchengift o der G lau b en sin b ru n st, Polen ansteckt, das M illionenheer der H ö rig en , B auer u n d Stadtfroner, in A u fru h r reißt, keinem P ilsudski oder E bertski, n u r einem den Sow jets ergebenen M archlew ski Frieden ge­

w ährt, bis in P reuß ens A ltm arken d en W e rb e ru f der P ro ­ letarierd iktatu r hallen läß t: reibst D u , B ürger, dan n noch in Schadenfreude ü b er franko*britischen Z an k die H än d e, setzest D u , in G lanz banger Franzos, spielfroh auf D eines W ran g els Karte, fädelst, deutscher M inister, D ein Sühnver- langen ins blanke N a d e lö h r sauber geschliffenen V ölker­

rechtes? . . . E nglands D ru ck au f M oskau ist w uchtig; nicht p lu m p ; begann n u r ein Bischen spät. D ie A m erikanerflotte, fü r K auffahrt u n d Krieg, w ächst schnell aus den W erften.

G egen J a p a n ? D as hatte bisher im m er den längsten Löffel.

K leinasien ist von Rachsucht, nicht n u r islam ischer, vergast.

Im g ro ßen A sien harren, geduckt, das Flim m ern im Blick zu bergen, sieb en h u n d ert M illio n en der Losung. W a s ist P olen dem W eltreich, was E u ro p a selbst der vorgelagerten In se l? „ W ir öffnen Euch, Russen, die Pforte zur Staaten­

gesellschaft; neben uns d ü rft Ih r gebieten.“ A b e r die Z w in g ­ b u rg kapitalistischer W irth sc h a ft b richt erst (steht in M arxens A p o k aly p se), w enn E ngland fiel; u n d so lange sie aufragt, ist Lenins R u ß lan d ein ungern gedu ldeter G ast. V ertagung des Streites ist m öglich. D o ch Einer m u ß weichen. Die K uppel des E uropäerproblem es w ird hell. A u s allen D om en der vom K rieg verschütteten V ölkerw ünsche läuten die G locken. D e r H ö h le n g e isth a tn ic h tz u K urzw eil die schweren L idergehoben.

N eg atio n , d ie h ö f lieh behendeste, w ird V erbrechen. A u c h d e m Besiegten m u ß in trächtiger Stunde w ieder ein W ille wachsen.

D erR ieg elam S perrthor der M enschengem einschaft istm orsch.

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Die Zukunft

R ussische G ew erkschaften

" D i s zum Jahre 1905 kannte Rußland legale B eru fsverbän de überhaupt n icht . D ie V erein igu ngen d er A rbeiter nach B e ­ ru fszw eigen existirten unterirdisch, illegal. D ie R evolution v on t

1905, d ie den A rbeitern K oalitionfreiheit gew äh rte, w u rd e zum Stoß , der d ie gan ze illegal verrichtete orga n isa to risch e V o r­

bereitungarbeit zu T age förderte. Im Jahr 1905 w urde m it der O rganisation von legalen V erbänden b eg o n n en . Zu Beginn d es Jahres 1905 sollte d er erste A llr u ssisch e Kongreß d er B erufsverbände tagen. D o ch von N eu em trium phirte d ie R e­

aktion, von N eu em w urde die G e w erk sch a ftb ew eg u n g zu u n ­ terirdischem Leben v er u r th e ilt V on 1906 b is zur R evolution von 1917 m ußten d ie B erufsverbände ein en hartnäckigen K am pf um ihre E xistenz führen. A ber w ährend d ieser gan zen Z eit ver­

folgten d ie ru ssisch en Arbeiter aufm erksam die G ew erk sch aft­

b e w eg u n g im A u slan d e, und als d ie R evolution ausbrach, trat d ie ru ssisch e G ew erk sd h aftb ew egu n g, an Erfahrung, K ennt­

n issen und O rganisirm eth oden reich, aus ihrem unterirdischen V ersteck hervor. D er O rganisirarbeit w urde der G ru n d satz der V erein igu n g n ach Prod uk tiongebieten , n ich t nach H andw erkern, der G run dsatz d es d em okratisch en C entralism us, d er G ru n d satz d er U n terord n u n g der A u fgab e geg en seitig er U n terstü tzu n g1 unter d ie A ufgaben d e s K am pfes eingeprägt.

Im Februar 1917 w urden alle von der S elb stherrsch aft g e ­ schaffenen D äm m e zerstört und d ie W elle der S trik eb ew egu n g ergoß sich u n g ew ö h n lich rasch über d a s g a n ze Land. Z u ­ gleich began n der in tensive, kräftige A ufbau der G ew erk sch aft­

verbände. Zu Z eh n - u nd H und erttau sen den ström ten die A r­

beiter den V erbänden zu. In den vier M onaten, d ie der ersten A llru ssisch en K onferenz d er G ew erk sch aftverb än d e vora n g in ­ gen , w urden über tau sen d V erbände m it ü ber 2 M illionen M itgliedern gesch affen (die 9 6 7 V erbände, die ihre Vertreter au f die K onferenz schicken konnten, um faßten allein 1 475 129 Arbeiter, Eisenbahner, P o st- und T elegrap henarbeiter n icht ein ­ begriffen. D ie se Ziffern b ew eisen sch on , daß d ie jun ge ru ssisch e G ew erk sch a ftb ew eg u n g in vier M onaten d ie B e w eg u n g der w esteu rop äisch en Länder ein g e h o lt hat. A lle d ie se V erbände, d ie soeben er st d a s L icht der W elt erblickt hatten, 4 w urden so fo rt in den p olitisch en K am pf h in ein gezogen . N eu trale p o ­ litische G ew erk schaftvereinigun gen g a b e s in Rußland nicht.

In der Frage d er w eiteren E n tw ick elu n g d er R evolution ist in

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d en G ew erkschaftverbänden von A n fa n g an d ie selb e S p altu n g festzustellen w ie in der S oziald em ok ratischen Partei. D ie Einen hielten für ihre A u fgab e nur die B e fe stig u n g der Errungen­

schaften d er Februarrevolution, w ährend d ie A nderen fanden, daß die bürgerlich dem okratisch e R evolution in ein e sozialistisch proletarische übergehen m ü sse. A n fan gs w ar d ie erste S trö­

m u n g die stärkere, ab er sch on im Juli 1017 trat ein jäher allgem einer U m sch w u n g zu G u n sten der A n erk en n u n g der N oth w en d igk eit d es K am pfes für d ie M acht d er Räthe ein. D ie G ew erk schaftverb änd e b etheiligten sich, w ie an der V orberei­

tung des O ktoberum sturzes, so auch am U m stu rz selbst.

D er Zeitraum vom Februar bis zum O k tober 1917 w ar die Periode d es h öch sten organ isatorisch en A u fsch w u n g es. D ie G ew erk sch a ftb ew eg u n g hatte sich d ie A u fgab e gestellt, d as gan ze industrielle Proletariat zu organisiren. D ie V orzü ge der V ereinigungen nach P roduktiongebieten vor den Z unftverein i­

gu n gen w urden von den ru ssisch en A rbeitern nur seh r la n g ­ sam erfaßt und ein groß er T h d l der dem O ktober v o ra n g eh en ­ den Periode w urde von d er G e w e rk sc h a ftb ew e g u n g auf den A nb au kleiner Z unftverbände verw endet.

A u f ök on om isch em G eb iet käm pfte d ie A rbeiterklasse Ruß­

lands in den ersten acht M onaten der R evolution um den A ch tstu n d en tag. Ein kleiner T h eil d er U nternehm er zeigte sich bereit, den A ch tstu n d en ta g in d en Fabriken einzuführen.

D o ch die R egirun g kam der A rbeiterklasse in d ieser H in sicht n ich t en tgegen. D er zu gleich b eg in n en d e K am pf um d ie L oh n ­

erh ö h u n g nahm alle Kräfte in A nsp ru ch . D er A rbeitlohn war im A llgem einen niedriger als d a s zum L ebensunterhalt erfor­

derliche. M inim um . D ie U n ternehm er lehnten kategorisch ab, in dieser Frage Z u g estä n d n isse zu m ach en ; und d ie R egirung Kerenskijs konnte sich n icht en tsch ließ en , sich offen au f d ie Seite des Proletariates zu stellen . Zu gleich er Z eit nahm en d ie V erbände den regsten A ntheil an d er D u rch fü h ru n g der Be- triebskontrole und b em ühten sich auf jed e m ö g lic h e Art, die ru ssisch e Industrie vor dem en d giltigen V erfall zu b ew ahren.

Zu B eginn der R evolution w aren in allen größeren U n tern eh ­ m ungen sogar F abrik ausschü sse geb ild et w orden, die aus der Zahl der Arbeiter und A ngestellten d es gegeb en en U n tern eh ­ m ens gew ä h lt w urden. Mit d er H ilfe d ieser A u ssc h ü sse führten d ie G ew erk schaftverb änd e d ie Betriebskontrole durch. .N a c h der O ktoberrevolution hatte d ie S trik eb ew egu n g m it einem S ch lag ihre g a n ze B ed eu tu n g verloren. D ie n eu e M acht gab den W erk ­ t ä t i g e n den A ch tstu n d en ta g und b estim m te den A rbeitlohn.

IG

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2 2 6 Die Zuknnft

D er A ufbau einer neuen ök on om isch en O rd n u n g begann . und nun m ußten die G ew erk schaftverb änd e ihre g an ze T aktik ändern. A u s O rganen d es ö k on om isch en K am pfes der A r­

beiter w urden sie zu H ilforganisationen d es sozialistisch en S taa­

tes. T h atsäch lich verw andelten sie sich in O rgane der S taats­

m acht. Ihre H au ptaufgab e b esteh t jetzt in d er bestm öglichen.

A u sn u tzu n g • aller Kräfte zur R egu lirun g und O rgan isiru n g der P roduktion. Im A ugenb lick d e s O k tob erum sturzes stand die:

ru ssisch e Industrie vor ihrem völligen Z usam m enstu rz. D ie Fabriken stellten d ie A rbeit ein, d ie Industriellen plünderien- A lles, w a s zu plündern m öglich w ar, ließen ihre Fabriken im Stich und m achten sich a u f und davon. D ie A rbeiterklasse g in g en ergisch an d ie W ied erh erstellu n g d er zerstörten W irth ­ schaft. In der S tad t g e la n g e s d en F abrikausschüsSen und- den G ew erk schaftverb änd en , d ie ru ssisch e Industrie vor d'em ihr d roh en den U n terg a n g e zu retten.

N a ch dem O k tober 1917 b estan d d ie A rbeit der V er­

b änd e: ersten s in der K ontrole über d ie In du striebesitzer und zw eiten s in d er A rbeit für d ie N a tio n a lisiru n g d er Industrie. D ie F abrik ausschü sse und G ew erk schaftverb änd e verhinderten durch, w ach sam e A u fsich t jede ab sich tlich e S ch ließ u n g der U n tern eh ­ m ungen d urch die B esitzer; sie verboten d ie A b fu h r von R oh ­ stoffen , H eizm aterial, fertigen E rzeugn issen aus der Fabrik.

A rb eiterk ontrolau sschü sse w urden gesch affen . A ls d as D ek re t über d ie N ationalisir.ung der Industrie verw irklicht w erden sollte, stand en d ie G ew erk schaftverb änd e vor einer Reihe neuer A u f­

gaben, d ie sich au s der R eorganisation d er P roduktion er­

gab en . D ie w ich tigste von d iesen A u fgab en w ar die H eb u n g“

der Produktivität der Arbeit.

W a s d ie O rganisation der V erbände an belangt, so b eg in n t m it d er O ktoberrevolution ein Sam m eln und V ereinigen aller kleinen Z u nftverbän de zu großen, nach P rod uk tiongebieten o r- ganisirten V erbänden. Im Januar 1918 gab es

V erbände m it einer M itgliederzahl

bis 3 000 ...

von 3 000 bis 5 000 . • • .

5 000 „ lOCfOO . .

„ 10 000 „ 20 000 . . .

über 20 000 ...

Im G anzen

D ie T abelle zeigt, daß sch on im Januar 1918 über 60 P ro­

zen t aller A rbeiter und A n gestellten in G ew erkschaftverbändere

Anzahl Anzahl

der Verbände der M itglieder

21 37 300

41 160 300

41 356 500

32 441 300

11 1 257 200

. 146 2 252 600

(21)

organ isirt waren. Eine solch e Ziffer hat n och kein Land in W esteu rop a e r re ic h t

D ie Stufe der B eth eilig u n g ergiebt laut A ngab en d es K on­

g resses vom A u g u st 1918 d as fo lgen d e B ild:

M e ta lla rb e ite r... obligatorische M itgliedschaft L e d e r a r b e i te r ...

T e x tila r b e ite r ...

C h e m i k e r ...

Glas- und P orzellanarbeiter . . . S te in g u tp r o d u k tio n ...

H o lz b e a rb e itu n g ...

Post- und T elegraphenverband W assertransportarbeiter . . . . E i s e n b a h n e r ...

H a n d e ls a n g e s te llte ...

B a n k b e a m t e ...

B a u a r b e i t e r ...

S c h n e i d e r ...

D r u c k e r ...

A ngestellte der H eilanstalten . . L e b e n s m itte lg e w e r b e ...

Feuerw ehr ...

Städtische A rbeiter u n d A ngestellte

n u r in Petrograd und Moskau . über 300 000 T a b ak arb eiter. . ... 20 000

Zu dem E rfolg einer schn ellen inneren R eorganisation und eines solchen W a ch sth u m s der V erbände hatte d ie v ö llig e Ver­

schm elzun g der F abrik ausschü sse m it den G ew erk schaftver­

bänden beigetragen . D ie F ab rik au ssch ü sse w urden zu O rganen der G ew erk schaftverb änd e und ein b eson d eres „R eglem ent"

bestim m te ihre A u fgab en . D er Fabrikausschuß füh rt auf den G ebieten d er W irth sch aft, der R egu lirun g d er Industrie, dtes A rb eiterschu tzes, d er Kultur- und A ufklärungarbeit die B e ­ sc h lü sse d er V erb an d sorgan e au s. D urch d iese V ersch m el­

zu n g erhielten d ie V erbän de d ie M öglich k eit d e s Einflusses/

auf d a s D ien stp erson al, auch d a s techn isch e, d a s gezw u n gen war, den O rganisation en der V erbände beizutreten.

Ein U eb erb lick über A lles, w as au f dem G eb iete der O rgan i­

sation der V erbän de im Jahr 1917 geleistet w ord en war, w urde auf dem Ersten A llrussischen K ongreß der G ew erk schaftver­

bände g eg e b e n , der im Januar 1918 tagte und die n eu en B e ­ stim m u n gen über die V erbän de und deren A ufgaben im Z u ­ sam m en h än ge mit dem (nach der proletarischen R evolution)

600 000 212 797 60 000 50 000 30 000 50 000 350 000

108 000 (80% in der Ukraine) 50 000

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