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Linguistica et res cotidianae

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Linguistica et res cotidianae

Wrocław – Dresden 2008

herausgegeben von

Iwona Bartoszewicz / Joanna Szczęk / Artur Tworek

Linguistische Treffen in Wrocław

vol. 2

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Gutachter Andrzej Kątny Umschlaggestaltung Paulina Zielona DTP-Gestaltung Paweł Wójcik

Niniejsza publikacja ukazała się dzięki wsparciu fi nansowemu

Rektora Uniwersytetu Wrocławskiego, Dziekana Wydziału Filologicznego oraz Dyrektora Instytutu Filologii Germańskiej

Dieses Werk ist durch den Rektor der Universität Wrocław, den Dekan der Philologischen Fakultät und den Direktor des Instituts für Germanische Philologie fi nanziell gefördert worden

© Copyright by Ofi cyna Wydawnicza ATUT – Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe Wrocław – Dresden 2008

ISSN 1426-7241

ISBN 978-83-7432-???-?

ISBN 978-3-940310-??-?

Beiheft e zum ORBIS LINGUARUM

Herausgegeben von Edward Białek und Eugeniusz Tomiczek Band ??

Linguistica et res cotidianae

Linguistische Treff en in Wrocław, vol. 2

Herausgegeben von Iwona Bartoszewicz, Joanna Szczęk und Artur Tworek

Ofi cyna Wydawnicza ATUT – Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe ul. Kościuszki 51a, 50-011 Wrocław, tel. +48 71 342 20 56, fax +48 71 341 32 04 e-mail: ofi cyna@atut.ig.pl, www.atut.ig.pl

Neisse Verlag, Neustädter Markt 10, 01097 Dresden, Tel. 0351 810 7090, Fax 0351 810 7346,

www.neisseverlag.de, mail@neisseverlag.de

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Inhalt

VORWORT . . . . 9 THEOLINGUISTIK . . . 11

Michael Thiele

Sprechakte beim Predigen . . . 13 Albrecht Greule

Emotionen in der deutschen Sakralsprache . . . 25 Józef Jarosz

Das Bild des Lebens und des Todes in den dänischen Grabinschrift en . . . 33 Luiza Śniadecka

Der Hirtenbrief als Textsorte unter funktionalem Aspekt (am Beispiel der Hirtenbriefe zur Fastenzeit von Wolfgang Haas,

Erz bischof von Vaduz) . . . 49 Elbieta Kucharska-Dreiss

Mensch und Gott in deutschen und polnischen Predigten der Gegenwart (an ausgewählten Beispielen) . . . 61 SPRACHE IM GEBRAUCH . . . 73

Anna Buczak-Kalinowska

Deutsch-polnische Kulturunterschiede im

Kommunikationsverhalten am Beispiel der Internetseiten

von deutschen und polnischen Unternehmen. . . 75 Jarochna Dbrowska-Burkhardt

Der politische Diskurs und seine Metaphorik am Beispiel deutscher

und polnischer Zeitungstexte über die EU-Verfassungsreferenden 2005 . . 83 Adam Gołbiowski

Zur bildlichen Darstellung der politischen Situation in Deutschland

nach den Bundestagswahlen 2005 in der tageszeitung . . . . 95 Michail L. Kotin

Hat Sprachpragmatik eine ontologische Dimension? . . . .103 Elizaveta Kotorova

Kommunikativ-pragmatisches Feld

als Modell des kulturbezogenen Redeverhaltens . . . .113

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Łukasz Kumiga

Diskursivität: Konzeptionen, Th eorien und Praxis . . . .121 Marcin Maciejewski

Unternehmenswebsites aus textlinguistischer Sicht . . . .131 Ida Naová

Das Wort und seine Veränderungen in der Sprache der Zeitungen . . . . .143 Roman Opiłowski

Intertextuelle Montagen, Mischungen und Metamorphosen

von Textsorten in Werbetexten . . . .149 Magdalena Żyłko-Groele

Das Bewerten in Musikkritiken

– eine semantische und pragmatische Frage. . . .163 INTERKULTURELLE ASPEKTE IN DER GLOTTOPÄDAGOGIK. . . .173

Magdalena BiałekAnna Gackowska

Inhaltliche Bestimmung der interkulturellen Kompetenz

polnischer Fremdsprachenlehrer(innen) – ein Versuch. . . . .175 Roman Lewicki

Th e European cooperation project COALA

and its impact on communication and language promotion

in training Polish pre-school teachers and their instructors. . . . .183 Magdalena Lisiecka-Czop

Kinderwörterbücher – ein Stiefk ind

der deutsch-polnischen Lexikographie? . . . .191 Heidemarie Sarter

Austausch und Partnerschaft als Tandem-Arbeit

mit modernen Medien auch im Frühen Fremdsprachenunterricht . . . . .199 Artur Stopyra

Jugendmusik als Hilfsmittel zur Beschäft igung mit der Jugend sprache

im Deutschunterricht . . . .205 INTERKULTURELLE ASPEKTE IN DER GLOTTODIDAKTIK . . . .215

Sylwia Adamczak-Krysztofowicz

Methodisch-didaktische Postulate zur Ausbildung der interkulturellen Kommunikationskompetenz im universitären DaF-Unterricht in Polen . .217 Zofia Chłopek

Intercultural education in a foreign language classroom:

Preparing our learners for participation in the multicultural world . . . .229 Anna Konieczna

Th e double social world of a bilingual . . . .241

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Mieczysława Materniak

Storyline Approach und die Ausbildung von Fremdsprachenlehrern.

Wie kann man mit einer Storyline

für interkulturelle Aspekte sensibilisieren? . . . .247 Pavla Neasová

Auff assung der Landeskunde im Fremdsprachenunterricht auf Grund der Analyse von Kurrikula seit dem Jahre 1869 bis zur Gegenwart

auf dem Territorium der Tschechischen Republik . . . .257 Małgorzata Niemiec-Kna

Die interkulturell-kommunikative Begegnung während

der komplexen Projektaufgabe – Schüleraustausch . . . .263 Magdalena Pieklarz

Zu den Wechselbeziehungen von Stereotyp und Aff ekt in

der universitären Fremdsprachenvermittlung – empirische Befunde . . . .273 Małgorzata Schier

Tandemlernen als ein Weg zur Entwicklung

der interkulturellen Kompetenz und der Schülerautonomie . . . 287 EINSATZ VON FACHTEXTEN IM UNTERRICHT.

RECHTSSPRACHE, SPRACHE DER MEDIEN... . . . .297 Sambor Grucza

Instrumentalisierung von (Fach)Texten in der Ausbildung

von (Fach)Übersetzern und (Fach)Dolmetschern – Grundannahmen . . .299 Vra Höppnerová

Erhöhen oder steigern? Verben für Wachstum

oder Rückgang im Wirtschaft sdeutsch . . . .311 Monika Kowalonek

Einige Bermerkungen zum medizinbezogenen DaF-Unterricht . . . .323 Ida Naová

Einige Bemerkungen zu den Spezifi ka der Terminologie in

den Dokumenten der EU . . . .335 Małgorzata Osiewicz-Maternowska

Muss man Jura- bzw. Juristentexte verstehen,

um sie übersetzen zu können? . . . .339 Paweł Rybszleger

Organisatorische Funktion von Partikeln

in deutschen massenmedialen Texten am Beispiel Talk-Show . . . .349 Gerald G. Sander

Braucht Deutschland ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache? . . . .361

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Rafał Szubert

Rechtsübersetzung bzw. Rechtsvergleichung

– eine hermeneutische Herausforderung. . . .373 Monika Witt

Kulturelle Prägung wissenschaft licher Texte im Studium . . . .381 TRANSLATORIK,THEORIE UND PRAXIS DER ÜBERSETZUNG . . . .391

Susanne Göpferich

Empirische Methoden zur Bestimmung von Translatqualität

im funktionalen Paradigma. . . .393 Magdalena Jurewicz

Deutsch als Lingua Franca in interkulturellen Geschäft ssituationen

am Beispiel niederländisch-polnischer Gespräche in der Metallbranche . .411 Anna Małgorzewicz

Kognitive und übersetzerische Strategien des Translators im transkulturellen Verstehens- und Kommunikationsprozess

am Beispiel literarischer Übersetzungen . . . .419 Peter Öhl

Althochdeutsche Literatur im Rahmen einer Th eorie der Translation . . . .431 Petra Szatmári

Realien in der interkulturellenLinguistik und Übersetzungswissenschaft (anhand der Übersetzung einer Erzählung von Th . Mann) . . . .445 Lech Zieliski

Ist das Konsultieren von Fachleuten beim Übersetzen von Fachtexten immer noch notwendig?

Einige Überlegungen zur Verdrängung

der Konsultationen durch das Internet. . . .457 Tanja Žigon

Sprachtransfer als Kulturtransfer im 19. Jahrhundert in Krain . . . .469

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Vorwort

D

er vorliegende Band, betitelt: Linguistica et res cotidianae, enthält Artikel der bedeutenden germanistischen Linguisten, die im Februar 2006 an einer durch das Institut für Germanische Philologie der Universität Wrocław organisierten inter- nationalen Konferenz teilgenommen haben, und ist komplementär mit dem 2007 erschienen: Band 1: Fundamenta linguisticae. Die Th ematik dieser Konferenz: „Ohne Sprachen wäre Europa ein leerer Begriff – Deutsch als eine Sprachbrücke im vereinten Europa“ hat die Freunde der germanistischen Linguistik zu einer aufschlussreichen wissenschaft lichen Diskussion zum Platz, der Rolle und Entwicklungsperspektiven der linguistischen Forschungen in dem so defi nierten Bereich angeregt.

Der hier erwähnte erste Band der neuen linguistische Serie „Linguistische Treff en in Wrocław“, die im Rahmen der durch das Institut für Germanische Philologie der Universität Wrocław geführten Reihe „Beiheft e zum Orbis Linguarum“ herausgegeben wurde, hat Ergebnisse systemorientierter Forschungen präsentiert.

Band 2 dergleichen Serie, den wir den Lesern eben anbieten möchten, doku- mentiert den Verlauf dieser Diskussion, dieses Mal mit dem Schwerpunkt: Aspekte und Untersuchungsdimensionen des Deutschen als Mittel der Kommunikation in verschiedenen Lebenssituationen. Die weitgehende Analyse des Sprachgebrauchs in authentischen Situationen ermöglicht einerseits unser Wissen über die Eigenarten der natürlichen Sprachen, in diesem Fall des Deutschen, ständig zu ergänzen und zu verifi zieren, andererseits aber veranlasst die Forscher, sich mit dem Problem der Normen und Regeln des Sprachgebrauchs zu befassen. Als ein besonders interessantes Problem erscheint dabei die Frage nach der Relation zwischen der sog. grammati- schen Norm und der pragmatischen Norm der Sprache. Daneben erweisen sich die Wechselbeziehungen, aber auch Spannungen, die sich sowohl zwischen diesen zwei Bereichen, als auch zwischen den Betrachtungs- und Interpretationsweisen der dabei auft auchenden Probleme schnell bemerken lassen, als ein separates und wegen seiner unbestrittenen Wichtigkeit zu ergründendes Problem.

Wir hoff en, dass auch die weiteren Bände von Linguistischen Treff en in Wrocław ihren Beitrag dazu leisten werden.

die Herausgeber

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Theolinguistik

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MICHAEL THIELE

Sprechakte beim Predigen

1. Fachsprache Predigt?

Selbst wenn es keine religiöse Sprache gibt, sondern immer nur religiöse Verwen- dung von Sprache, so lassen sich doch predigttypische Merkmale aufweisen, die den

‚Typ Predigt‘ substanziell aus ma chen und eine fachsortenspezifi sche Einordnung ermöglichen. Es liegt allerdings nur eine Fach spra che im weiteren Sinne vor, da die Begriff e, selbst wenn es sich um religiöse Fachbezeichnungen handelt, nicht, wie bei Fachsprachen im engeren Sinne üblich, terminologisch festgelegt sind. Viel mehr sind die religiösen Begriff e – und genau das macht ihren Charme und Reiz aus – im Ge- gen satz zu den eindeutigen theologischen Termini oft erst noch unbestimmt, oder sie werden im re li giö sen resp. homiletischen Diskurs konventionell, beziehungsweise werden sie dann jeweils neu vereinbart und mit Inhalt gefüllt (Vogel 2004, 89–91);

sie werden neu konditioniert: Religiöses Sprechen ist Sprechen in Modellen, um eine neue Situation zu erreichen (de Pater 1983, 206); es „intendiert jede Predigt eine Veränderung der konventionellen Sichtweise, indem sie das usuelle Modell in ein konkretes und diff erenzierteres mentales Bild überführt: Sie präsentiert [...]

eine neue, einmalige Perspektive auf die Situation“ (Hermelink et al. 1995, 237). Die inhaltliche Füllung voll zieht sich in predigttypischen Sprechakten.

Das Verständnis des religiösen Sprechens wurde durch die Sprechakttheorie beträcht- lich er wei tert. Wenn die Sprachlichkeit des mythischen Seins in der Religion refl exiv wird, wenn das sprach li che Bewusstsein zur Bewusstheit von Sprache wird (Moxter 1994, 240), dann kommt in der Th eo rie der religiösen Sprechakte Th eologie auf den sprachlichen Begriff . Die sprechakttheoretische Kehre in der Th eologie (Heimbrock 1998a, 182), welche die Phase der Th eolinguistik einleitete, hat tiefe Bedeutung nicht nur für die homiletische, sondern auch für die exegetische Arbeit der Th eo lo gen (Klaus 1977, 169). Die homiletische Arbeit der Predigt ist jedoch das allererste Feld für eine sprechakttheoretische Refl exion;

denn dort wird Religion alltagspraktisch und ist Lebenshilfe. In der Predigt will der Pre- diger über Gott sprechen. Wenn Predigt Rede des Menschen ist, in der das Divine zur Sprache kommt (Josuttis 1998, 172), so fragt es sich schon, wie das denn geschieht. In welchen Akten kommt das Göttliche zu Sprache? Wie geschieht das, wenn das Numinose in der Homilie sprachlich wird? Wie wird es für die Menschen Wort?

FRANKFURTAM MAIN, DEUTSCHLAND

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Es ist unbedingt erforderlich, bei der Klärung der Fachsprachenfrage die prag- matische Di men si on zu berücksichtigen. Die Einbeziehung der Sprechakttheorie soll dazu dienen, „die Kriterien der wissenschaft lichen Erfassung des Phänomens

‚Fachsprache‘ – vorzugsweise auf der mündlichen Ebene – zu erweitern, um [...]

relevante Strategien, Handlungs- und Ablaufmuster der fachlichen Interaktion auf- zeigen zu können“; das ist insofern von Wichtigkeit, „als die spezifi sche sprachliche Ausprägung in den einzelnen Fachkommunikationstypen, also deren Fachstil, nicht willkürlich, sondern von interaktiven Zielen sowie der sozialen und fachlichen Position der Gesprächspartner und der jeweiligen Redekonstellation abhängig ist“

(Löning 1985, 141). Der Fachmann resp. die Fachfrau stehen vor dem Problem, ihnen selber deutliche theologische Sachverhalte und theo lo gi sche Fachtermini in Gemeinsprache und allgemein verständliche Äußerungen übersetzen zu müs sen.

Dies ist für den Experten nicht selbstverständlich ein problemloser Vorgang, gilt es doch, die spröde Th eologie in dynamische Sprechakte umzusetzen, welche die Hörer in eine actio versetzen (die eine re-actio ist). Die dabei relevanten und für die pragmatische Textsorte Predigt typischen Sprechakte sollen hier benannt werden.

Dabei steht das Wort ‚Sprechakte‘ im Plural. Denn: Gibt es einen typischen Sprechakt

‚predigen‘? Wohl kaum, es sei denn im umgangssprachlichen Sinne von: „Ich predige dir jetzt schon seit fünfzehn Minuten, dass du endlich in die Gänge kommst!“ Also im pejorativen Sinne von ‚ausschelten, eine Gardinenpredigt halten‘. Nur dies dürft e ein Sprechakt im engeren Sinne sein. Die auf das Sakrale bezogenen Begriff e ‚predigen‘

und ‚Predigt‘ umfassen hingegen in einer einzigen Homilie gleich eine ganze Menge von einzelnen Sprechakten bzw. einen dominierenden speziellen Akt wie trösten, zusprechen, loben, feiern, verheißen – je nach Anlass und Typ der Predigt.

2. Die Dreieinigkeit in der Vierheit des Sprechens

Alle Dimensionen des Sprechens kommen in der Predigt zur Wirkung. Landläufi g glaubt man, eine Äußerung habe nur einen Informationswert. Man glaubt, sie habe nur eine explizite Botschaft . Sie enthält weit mehr. Neben der ausdrücklichen Message, gebunden an den verbalen Wortlaut, ex pres sis verbis formuliert, hat sie implizite Bot- schaft en. So hat es der Psychologe Karl Bühler in seinem Organonmodell erschlossen (1982, 24–33). Jede Äußerung hat vier Ebenen. Sie machen die Struk tur einer Botschaft aus. Diese umfasst: 1. Information (ich sage etwas), 2. Selbstmitteilung (ich ge be von mir, d. h., ich gebe von mir), 3. Beziehung (ich sage für jemanden), 4. Appell (ich will etwas vom anderen). Bühler geht allerdings nur von drei Seiten der Nachricht aus:

Darstellung (= In for ma ti on), Ausdruck (= Selbstmitteilung), Appell. Paul Watzlawick hat nur zwei Aspekte der Sprachäußerung pointiert: die Sach- und die Beziehungs- ebene (1990, 53–56). Die Leistung von Friedemann Schulz von Th un besteht darin, Bühler und Watzlawick zum Quartett der Äußerungsfunktionen gemixt zu haben (1989). Es fällt allerdings äußerst schwer, Selbstmitteilungs- und Beziehungsebene

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strikt zu trennen. Insofern ist letztlich das Gedankengebäude Bühlers als sub stan zi- el les Modell anzusehen.

3. Predigtebenen

Wie können wir das Ebenenmodell auf die Predigt übertragen? Über die rhetorisch- analytische An wen dung hinaus – die Lehre von den vier Ebenen hilft uns als Redner oder Rednerin, die Wirkung unserer Aussagen besser einzuschätzen, und hilft uns als Zuhörer oder Zuhörerin, Aussagen in ihrem Wert besser zu durchschauen und zu erkennen – lässt sich redepsychologisch sagen, dass der Zuhörer umso mehr Informationen auf der Inhaltsebene wahrnehmen und aufnehmen kann, je mehr das Beziehungsmoment aufgeht, die Beziehungsebene also richtig strukturiert ist, je mehr die Be zie hung glückt, dem Prediger also Wertschätzung entgegengebracht wird (Schrüfer 1998, 138). Wenn wir die vier Aspekte der Botschaft auf die Frohe Botschaft beziehen und nach den ho mi le ti schen Parallelen zu den vier Ebenen einer

‚normalen‘ Äußerung fragen, so lassen sich anhand der Th eorie der Ebenen vier Fragen an die Homilie stellen, die erhellend wirken können bei der Re cher che, wie Predigt sich in Kommunikationszusammenhängen gestalten lässt.

Wie können wir Gott auf der Informationsebene aussagen?

Die Inhaltsebene erscheint homiletisch als ganz spezieller Gegenstandsbezug des Sprechens. Da der ‚Gegenstand‘ der predigenden Sprache der Glaube und die Be- ziehung des Menschen zu Gott ist, Gott aber letztlich unaussagbar bleibt, weil er nicht Gegenstand, sondern Grund und Horizont aller Gegenstände ist, muss jeder Versuch seiner sprachlichen Objektivierung unzureichend erscheinen. Die Sprache der Predigt kann Gott nur analog-metaphorisch zu erfassen versuchen in Erzählung, Bildsatz, Gleichnis, Paradox, anthropomorphen Glaubenssätzen, analog zu unserem Leben und Denken. Die ‚Sach‘information der Predigt sagt sich gut als narratio oder metaphora aus.

Wie manifestiert sich die Selbstmitteilung des Predigers?

Die Selbstkundgabe des Predigers dokumentiert sich im Zeugnis. Zeugnis gibt dabei aber nicht nur der bezeugte Glaube, sondern ‚zeugnisgebend‘ sind auch die Stimme, die Sprechmelodie, die In to na ti on, die Lautstärke, die Sprechgeschwindigkeit des Homileten, ferner sein Stil, sein Wortschatz, seine Syntax. All diese Elemente müssen zueinander passen und machen die Authentizität des Pre di gers aus. Nur wenn die verschiedenen Dimensionen der Predigerpersönlichkeit kongruent sind, entsteht die Glaubwürdigkeit des Zeugen, der seine Sache über-zeugend unter den Mitmenschen vertritt. Nur wenn der Prediger predigend er selbst ist, zeigt sich Aufrichtigkeit als kundgebende Kategorie der Verkündigung. Aus ihr und seinem kirchlichen Auft rag

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ergibt sich im Sinne des beglaubigten Zeugnisses eines Gewährsmannes seine Auto- rität. ‚Predigen‘ ist oft die Übersetzung des griechischen kerýssein ‚Zeugnis ablegen‘.

Im Zeugnis erlangt der Predigende Autorität über Autorschaft . Im Zeugnis autori- siert er seine Homilie. Die Selbstoff enbarung des Homileten äußert sich demnach als testimonium oder auctoritas.

Was passiert homiletisch auf der Beziehungsebene?

Die Beziehungsebene wird homiletisch gefüllt mit Zuwendung, Zuneigung und Begegnung. Dies Sich-Begegnen kann sich in den unterschiedlichsten Sprechakten vollziehen, im Scherzen, Pro vo zie ren, Versprechen, Verheißen, Zusprechen, Einander- Helfen. Hier geht es immer um die be tei lig ten Subjekte, die sich gegenseitig Impulse geben und so Energien freisetzen. In der Paraklese kommt die Zuwendung zu ihrer Vollendung. Die Paraklese der Predigt ist allerdings oft Trost- und Mahnwort glei- chermaßen. Das also ist der Blickpunkt der communicatio oder consolatio.

Wie realisiert sich der Appell in der homiletischen Situation?

Gott lässt sich ein auf die conditio humana, die Situation des Menschen. Gott teilt mit dem Men schen sein Leben. Die klärende Homilie klärt die Situation des Individuums und macht sie zu einer Situation, die zu bewältigen ist. Das klärende, aufdeckende, kritische, unheil- oder heilansagende oder heilbringende Wort ist die prophetische (divinatorische) resp. evangelische Rede der Schrift und des auslegenden Homileten.

Prophetisch heißt nicht nur seherisch, Zukünft iges vorausschauend und weissagend, sondern auch in göttlichem Auft rag und aus numinosem Drang heraus redend. Es heißt nicht nur ekstatisch und religiös-verzückt sich auslassend, sondern auch das Volk lehrend, es in allen seinen inneren und äußeren Angelegenheiten beratend, es also innen- und außenpolitisch unterweisend, ihm strafend und warnend zur Seite stehend. Prophetische Rede ist Rede, die dazu anhält, „recht aufzuwachen“ (Iwand 2004, 497). Das gilt auch christianisch. Auch dort ist pro phe ti sche Rede ‚kritische Rede‘. Prophetische Rede – des Alten wie des Neuen Bundes – ist Anrufung des Menschen und Appell an den Menschen (Sobotta 1968, 91). In der Kommunikation erst kommt die Prophetie zum Tragen; nur in der kommunikativen Situation vermag das prophetische Wort zu wirken und sie aufzubrechen, sie transluzent zu machen für das angesagte Heil. Wirkmacht kommt dem Propheten nur in der konkreten kommunikatorischen Situationsbezogenheit zu. Der Prediger will den Hörer für etwas gewinnen. Darin äußert sich die Appellstruktur der Predigt. Letzten Endes gilt es die Welt zu verändern. Dafür wirbt der Verkünder beim Hörer. Metanoia des Be- wusstseins und der Praxis, Umkehr des Denkens und des Tuns sind Ziele christlicher Verkündigung. Nur auf der Basis des evangelischen Trostes ist ein geschwisterlicher Imperativ möglich. Dann fallen Ap pel la ti on und evangelische Rede zusammen. Das ist die Perspektive von prophetia und euangelium und appellatio (Zerfaß 1970).

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4. Akte auf den Ebenen

Der Sprecher kann klar machen, auf welcher der vier Ebenen er seine Primärbot- schaft ansiedelt. Zu Hilfe kommen ihm bei diesem Unterfangen vor allem Verben, die den vorherrschenden Sprechakt bezeichnen und damit die Ebene markieren, auf denen der Predigende seine Botschaft primär meint. Wenn er sagt „Ich rufe auf “ oder „Ich erwarte“, so wird ein Appell im Vordergrund stehen. Will man also den vier Aspekten einer Nachricht bestimmte Sprechakte zuordnen, so kann man gemäß Habermasscher Nomenklatur zu folgender Überlegung kommen (Habermas 1995, 427–452; Bu kows ki 1990):

4.1. Sprechakte auf der Informationsebene

Hier werden wir Konstativa auffi nden. Die konstativen Sprechakte erheben einen Wahr heits an spruch; ihnen ist das Postulat anhängig, dass die Welt den Worten entspreche. Das ist die Kategorie informativer Faktizität, der Sachinhaltsaspekt.

Es werden Verben auft auchen wie: ich beharre auf, behaupte, bemerke, berichte, beschreibe, bestehe auf, bestimme, beteuere, betone, bezeichne, deute an, erhärte, erkläre, erwähne, erzähle, führe an, führe auf, führe aus, gebe an, halte fest, infor- miere, komme zu sprechen auf, konstatiere, lasse durchblicken, lasse einfl ießen, lehre, lege dar, mache bekannt, mache kenntlich, male aus, markiere etwas als, melde, merke an, nenne, sage, sage an, sage aus, schildere, schneide an, setze fest, setze in Kenntnis, signalisiere, skizziere, spreche an, spreche aus, stelle dar, stelle eine Behauptung auf, stelle fest, stelle klar, trage vor, umreiße, ver glei che, verleihe Nachdruck, zähle auf.

Nicht von ungefähr und nicht zu Unrecht ist der konstatierende Sprechakt, sofern er behauptet, heute anrüchig geworden. Behauptungen werden in der Regel vom Publikum einfach nicht ak zep tiert. Akzeptabel ist der behauptende Sprechakt allein in einer gemeindlichen Situation, in der die Beziehungsebene ‚stimmt‘, wenn sie also geprägt ist von wechselseitiger Achtung und ge gen sei ti gem Verstehen. Obwohl in der Krise, tauchen verba constativa dennoch in Predigten immer wieder signifi kant häufi g auf (Bukowski 1990, 64). Die Frage ist, ob so viele behauptende Sprechakte überhaupt nötig sind. Denn die Behauptungen sollen ja im besten Fall nicht ein- fach Behauptungen sein, sondern Antworten auf Fragen, die die Gemeinde stellt oder die in der Gemeinde virulent sind. Insofern ist bei der Predigtpräparation die Überlegung anzustellen, ob die angestrebte Behauptung in der Gemeindeöff entlich- keit eigentlich fraglich ist. Ist sie das nicht, besteht die Gefahr, dass der Predigende Antworten auf Fragen gibt, welche die Gemeinde gar nicht stellt, oder dass er sie mit fraglosen Wahrheiten einschläfert. Von daher kann die Th eorie der Sprechakte schon bei der Pre digt vor be rei tung helfen, indem sie den Prediger anhält, zu fragen und zu überprüfen, ob der Sprech akt des Behauptens der homiletischen Situation angemessen ist oder nicht.

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4.2. Sprechakte auf der Selbstmitteilungsebene

Die Expressiva stehen für den Selbstausdruck des Sprechers. Es sind Verben der Selbstdarstellung, Verben der Wahrhaft igkeit, der Subjektivität und Authentizität der Person, Verben der Auf rich tig keit und Selbsttransparenz. Besonders die Aufrichtigkeit taugt dazu, tendenziell symmetrische Kommunikation herzustellen. Bei der Predigt hat der Sprecher ja Situationsmacht. Diese kann er herunterspielen, indem er den Gleichheitsgrundsatz herausstellt – alle Menschen sind vor Gott gleich – oder indem er eigene Schwäche oder Sündhaft igkeit einräumt. Unverzerrte In ter ak ti ons be din gun- gen sind die Prämissen für repressionsfreie Kommunikation. Die kann der Prediger durch ex pres si ve Sprechakte zu erzeugen suchen. Zu den verba expressiva zählen: ich baue darauf, bedanke mich, bedauere, befürchte, begrüße, beichte, bekenne, beklage, bereue, beteuere, bezeuge, danke, enthülle, erhoff e, eröff ne, gebe zu, gestehe, gestehe ein, hoff e, lasse zu, lege ein Geständnis ab, lege off en, lege Zeugnis ab, off enbare, räume ein, rechne damit, sage zu, setze auf etwas, spekuliere dar auf, steuere bei, träume von etwas, versichere, vertraue an, vertraue auf, verzichte auf.

4.3. Sprechakte auf der Beziehungsebene

Die Kommunikativa gestalten die Beziehung, die communio zwischen Verkündiger und Hörer. Kommunikative Sprechakte transportieren den pragmatischen Sinn des je einzelnen Sprechens überhaupt. Über sie tritt der Prediger in Kontakt zur Gemeinde oder zu Gemeindegliedern bzw. verhält sich gegenüber Phänomenen in der Gemeinschaft . Verba communicativa sind Ausdrücke wie: ich akzeptiere (was aus der Gemeinde kommt), antworte, beanstande, befrage, beruhige, bestätige, bestreite, entgegne, erhebe Widerspruch, erkenne an, erkundige mich nach, erlaube, er mu ti- ge, erwidere, fechte an, feiere (Gott mit der Gemeinde), frage, gebe Kontra, gebe zu bedenken, halte dagegen, heiße gut, heitere auf, kontere, lade ein zu, lehne ab, lobe (Gott oder die Gemeinde), muntere auf, pfl ichte bei, protestiere, spreche zu, stärke, stelle in Frage, stimme überein mit, stimme zu, trete entgegen, tröste, verheiße, ver- spreche, wende ein, widersetze mich, widerspreche, willige ein.

4.4. Sprechakte auf der Appellebene

Regulativa geben den Sinn von Sätzen wieder, was ihre praktische Anwendung, ihre appellatio, betrifft . Die regulativen Sprechakte wollen die Welt so ‚regeln‘, dass sie den Worten entspreche; sie wollen umgestalten, umwandeln, fordern zum Handeln auf, haben appellativen Charakter. Auch die prophetischen Sprechakte des Warnens und Ins-Gewissen-Redens lassen sich fi nden, allerdings ebenso die ‚evangelischen‘ Sprechakte des Bittens und freundlichen Ersuchens. Verba regulativa sind: ich appelliere, beauft rage, beschwöre zu tun, bitte, bitte mir aus, ermahne, ersuche, fordere auf, gebe die Anweisung, halte an zu, lese die Leviten, mahne, ordne an, rate ab, rede ins Gewissen, rufe auf, spreche die Warnung aus, treff e die Anordnung, untersage, verbiete, verfüge, warne.

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4.5. Verdeckte Appelle

Manchmal weiß der Prediger gar nicht, dass er appelliert – dann lauern Kommuni- kationsgefahren. Gerade wenn er Konstativa benutzt, kann es sein, dass er implizit stark appelliert, also einen ver deck ten Appell äußert, ohne dass es ihm bewusst wäre. Was meint der Prediger denn wirklich, wenn er konstatiert: „Diejenigen, die in den Neuen Bund aufgenommen sind, können auf Christus vertrauen“? Will er trösten und der Gemeinde zusprechen: „Ihr könnt auf Christus vertrauen“? Oder will er etwas versprechen? „Ich verspreche euch, dass ihr auf Christus vertrauen könnt.“ Oder in ten diert er nicht tatsächlich einen Sprechakt mit verbum regulati- vum? „Ich fordere euch auf: Vertraut auf Christus!“ Oft wird eine Predigt dadurch, dass sie indikativisch-konstativ formuliert, un ver bind lich und bietet dem Zuhörer die willkommene Chance, sich auf diese Unverbindlichkeit zu rück zu zie hen. „‚Da gibt es nicht mehr Juden und Heiden, Sklaven und Freie, Mann und Weib. Denn alle bildet ihr eine Einheit in Christus Jesus.‘ Eine Gemeinde, die dieses Wort des Galaterbriefes [3,28] ernst nimmt, kann beim Problem der immer noch exi- stierenden Rassendiskriminierung nicht neutral bleiben. Sie muss vielmehr alles tun, was in ihrer Macht steht, um den diskriminierten schwarzen Brüdern und Schwestern in der Abschiebehaft zu ihrem Recht zu verhelfen.“ Der direkte Appell, explizit gemacht, hätte besagt: „Ich appelliere an euch: Verhelft den Afrikanern in Abschiebehaft zu ihrem Recht!“ Er hätte die Gemeinde viel stärker zumindest zu expliziten Reaktionen provoziert. Befragt, warum sie nicht den direkten Appell formulieren, tun die Prediger dar, sie fürchteten, mit einer unmittelbaren Auff or- derung den Gemeindegliedern zu nahe zu treten, man wolle sie nicht mit Appellen erschlagen, vielmehr ihnen die Freiheit belassen, das, was der Prediger konstatiere, selbst in Handlung umzusetzen. Genau damit aber verliert die Intention ihre Wir- kung; denn die Freiheit abzulehnen hat der Hörer allemal. In Wahrheit dürft en die Prediger fürchten, sich angreifb ar zu ma chen. Insofern ist es nicht nur während der Vorbereitung opportun, die Sprechakte explizit zu ma chen – vielen Predigten täte direkte Rede ebenso gut (Bukowski 1990, 67–70).

5. Der evokative Sprechakt

„Dieses Deckengewölbe müssen Sie sehen. Die Perspektive, die Schattierung, den Flucht- punkt. [...] Die sich verfl üchtigenden Diagonalen vermitteln die Illusion von Realität, so dass man, wenn man die Gestalten auf dem Gemälde als real sieht, an den Gegenstand glaubt. Masaccios Th eologie war die Perspektive. [...] Nur – bis man endlich dorthin kommt, zum Fluchtpunkt, ist er verschwunden. [...] Es war eher wie bei einem Kaleido- skop [...]: all die kleinen bunten Glas- oder Plas tik stück chen, die sich zu einem Muster fügen. Der Fluchtpunkt. Wenn man ihn sieht, ist es zu spät, dann ist er weg“ (Grimes 2004, 210, 244, 476).

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Untersuchen wir näher einen in kirchlichem und speziell homiletischem Rahmen ganz elementaren und fundamentalen Sprechakt: den evokativen. Es ist der Sprechakt, der Glaubensentscheidungen auslöst.

5.1. Evozieren und entgrenzen

Wenn die Predigtkommunikation klappt, hat die Predigt ihre größte Chance: sie kann dem Men schen den Glauben erschließen. Predigt hat dann ihren Kairos, wenn sie für den Hörer zu einer Er schlie ßungs si tu a ti on wird. Das kann sie schaff en über den evokativen Sprechakt. Was soll das heißen? – Gott ist ein Grenzwort. Wenn wir uns eine Zahl vorstellen wie 0,999999999..., so wird diese periodische Zahl die 1 nie erreichen. Oder wenn wir sagen, dass zwei Geraden sich im Un end li chen schneiden, so gibt eine solche Aussage der Mathematik Hinweise auf das, was wir unter der Unendlichkeit Gottes verstehen können. Verstehen wir die periodische Zahl als un- vollkommen und die 1 in Bezug auf sie als vollkommen, so wird die unvollkommene Zahl die vollkommene zwar nie erreichen, da sie diesen Qualitätssprung nie schaff en wird, aber sie kann uns eine Vorstellung von eben dieser Grenze vermitteln. Religiöses Sprechen ruft Konstellationen des Transzendierens her vor (de Pater 1971, 179).

5.2. Definieren: Erschließen

Ian T. Ramsey (1983) helfen solche Analogien, um das zu verdeutlichen, was er unter einer dis clo sure, einer Erschließung, einer Erschließungssituation versteht. Irgend- wann fällt der Groschen, ir gend wann kommt die Erleuchtung. Erleuchtung ist das, was aus einer Erschließungssituation sich ergibt (Seip 2000, 283). Wenn sich Gott uns in einer Grenzerfahrung erschließt, wenn wir uns ihm, dem Erstbegründenden, auf diese Weise nähern, so erschließt er sich uns elementar. Gerade dadurch, dass er sich uns so fundamental erschließt, gewinnen wir an Komplexität hinzu. Er schlie ßen des und Elementares, Fundamentales, Ursprüngliches sind Kategorien, die in einem we- sen haft en Zusammenhang stehen und durch ihren elementaren Charakter Komplexes zugänglich machen (Grunder 2000). Erschließungssituationen sind Situationen, in denen sich dem Menschen etwas entschlüsselt, was ansonsten unverfügbar ist, was sich für gewöhnlich der Verfügung entzieht. In ihnen vollziehen sich Prozesse, die wesentlich dadurch gekennzeichnet sind, dass sie sich dem Menschen eben immer nur erschließen können. In ihnen tun wir die Lernschritte, die wesentlich wichtig sind, etwa Schritte auf jenem Wege, das Lieben zu lernen oder das Sterben (Heimbrock 1998b, 101). Hier greift die „Erschließungskraft der Emotionalität“ (Deuser 1999, 41).

Der evo ka ti ve Sprechakt provoziert Erschließungen, ruft sie hervor, evoziert sie.

5.3. Predigt als Erschließungssituation

Die Predigt ist Spielraum, Begehens-, Verstehens-, Bedeutungs- und Entscheidungs- raum für den Hörer – sehr wohl im Sinne einer Entscheidungsrhetorik –, der ihm eben auch Spiel bietet für die von ihm zu leistende Interpretation, damit der gesamte

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Predigtraum, textlich wie architektonisch gesehen, ihm wirklich zum Erschließungs- raum der göttlichen Botschaft werden kann (Engemann 1998, 195–196). Dem Spiel verwandt ist das Poetische. Auch Gleichnisse – ein poetisches Genre – modeln lite- rarisch „ein Erschließungsgeschehen für verändertes Sehen und Hören“ (Schneider- Quindeau 2001, 149). Sie modeln Wende und Wechsel.

Der Prediger kann von eigenen Erfahrungen ausgehen und aufweisen, wie diese Erfahrungen über sich hinausweisen, auf das Gottesgeheimnis nämlich. Oder der Prediger deckt Erfahrungen auf, die hinter den Texten der Schrift stehen und unsere Erfahrung konfrontativ oder komplementär oder konkludierend herausfordern, sodass wir uns diesen Geschichten mit unseren Geschichten hin zu ge sel len oder in sie hineinstellen. Beide Zugehensweisen nennt die theologische Sprachlogik eben disclosure-Erfahrungen – Anstoß zum Umschwenken, zum Hinübersteigen von einem tech no lo gi schen oder gar technokratischen Umgang mit der Welt zu einem staunend-fragend-lauschenden (Zerfaß et al. 2002, 454).

Das Modell des evokativen Sprechaktes versucht solche Disclosure-Erfahrungen in einem theo re ti schen Konstrukt zu erfassen. Demnach ereignet sich der evokative Sprechakt in fünf Stationen (Grabner-Heider 1975, 133–135; Th iele 2004, 47–49, 57–64, 69–70):

A. Die Phase der Situation:

Der Homilet beschreibt tatsächliche, konkrete, signifi kante Lebenssituationen des Zuhörers. Ansatzpunkt ist folglich die Lebenswelt der Gemeindeglieder.

Der Verkünder deskribiert und analysiert die vorgestellte Situation in Ansät- zen. Er weckt auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Hörer.

B. Die Phase der Internalisierung:

Der Homilet bezieht die deskribierte und analysierte Situation nachdrück- licher und ein ge hen der auf seine Gemeinde. Zumindest teilweise soll diese sich mit der Konstellation identifi zieren können: sie ist gemeint und potenziell betroff en. Die Internalisierung geschieht auf emo tio na lem wie auf rationalem Plateau. Die Internalisierung erweitert sich zudem auf die Verhaltens- und Einstellungsebene.

C. Die Phase der Erschließung:

Der Prediger führt die Situation an das Konfi nium des Beobachtbaren heran.

Es ist zu spüren: Die Situation ist nicht statisch, sie ist in motu, sie vertieft sich, sie kann auf eine neue Di men si on stoßen. Der Hörer wird nun wirklich betroff en sein oder staunen und fragen. Der Hörer kommt an seine Grenzen.

Möglicherweise zieht er die Schlussfolgerung: Hier fi ndet sich mehr als die empirisch zu beobachtende Realität, hier fi ndet sich Gott. Hier leuchtet religio als Rückbindung an das Göttliche auf.

D. Die Internalisation der neuen Konstellation:

So ist eine neue Situation erreicht und gewonnen. Die alte Situation ist gesprengt in ihrer Geschlossenheit; sie fi ndet sich nun unter Umständen rückbezogen auf die metaempirische Wirklichkeit des Numinosen. Die neue

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Situation, die auf Gott hin relationale Konstellierung soll nun internalisiert werden. Der Hörer soll erkennen: Ich bin gemeint, Gott meint mich und mein Leben. An dieser Stelle sollte sich die Internalisierung noch tiefer auf Gefühls- und Ver stan des pla teau gleichermaßen erstrecken.

E. Die Phase der Lebensform:

Die neu geschaff ene Glaubenssituation hat, so Gott will, Konsequenzen für die Lebensweise des Gläubigen. Eventuell folgen Handeln und Verhalten dar- aus. In diesem letzten Schritt denkt der Glaubende nach über das gebotene Agieren. Die Erfahrung „Gott“ soll er transponieren in das Tun in seinem realen Lebensraum. Er soll die persönliche Beziehung zu Gott in der neuen Le bens form leben. Denn Religion ist allererst way of life, nicht view of life, ist zuvörderst theo lo gisch angeregte Lebenspraxis, kein Ideengebilde.

6. Conclusio

Predigen ist ein fachkommunikativer Übersetzungsprozess: der Experte (rite vocatus) überträgt sein Wissen und seine theologische Deutung in den Verstehenshorizont der Gemeinde. Die Prediger begreifen für gewöhnlich als Proprium der Homilie eine Neudefi nition der Lage des Hörers. Diese Neudefi nition wird initiiert durch predigttypische Sprechakte; es sind vor allem Predigtakte nar ra ti ver, metaphoraler, testimonialer, auktorialer, parakletischer, prophetischer, divinatorischer und evan- gelialer Provenienz.

Kritisch sind die konstativen Sprechakte. Sie sind nicht nur generell in unserer Gesellschaft ob so let geworden, sondern häufi g Antworten auf Fragen, an die der Hörer gar nicht denkt – falls sie überhaupt responsorisch orientiert sind. Die Konstativen laufen außerdem Gefahr, für den Prediger unbewusst, zu verdeckten Appellativen zu werden. Hier täte die rhetorische Tugend der claritas Not.

Wenn das Sprechen in der homiletischen Situation es vermag, eine Disclosure- Erfahrung her bei zu füh ren, so wird es zum evokativen Sprechakt: in Erschließungs- kontexten fällt der Gläubige (oder auch Nichtgläubige) Glaubensentscheidungen.

Pneumatisch verstanden, sind diese zwar letzt lich, vom Prediger aus gesehen, unver- fügbar, aber sein Translationsprozess kann hier doch der zün den de Funke sein, der das Feuer entfacht. Dann kommt Homiletik auf den Punkt, ist das homilein (Predigen) doch in seiner erotischen Konnotation nicht nur das kommunikative Miteinander- Um gang-Haben, sondern auch das Vollziehen des geschlechtlichen Aktes (Th iele 2006). Ob das noch ein Sprechakt sein wird, dürft e den jeweiligen Umständen zu schulden sein. Im sittsamen Bereich der Predigt wird es sich in der Regel um einen verbalen Vollzug handeln. Aber der Körper ist ele men tar beteiligt.

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ALBRECHT GREULE

Emotionen in der deutschen Sakralsprache

Entsprechend der im Titel implizierten Aufgabenstellung, mit der auf eine For- schungslücke im Bereich der Th eolinguistik aufmerksam gemacht werden soll, sind die folgenden Ausführungen in drei Kapitel gegliedert; diese gehen folgenden Fragen nach:

1. Was ist Sakralsprache, speziell deutsche Sakralsprache?

2. Was sind „Emotionen“ und wie ist ihr Verhältnis zur Sprache generell?

3. Wie verhalten sich Emotionalität und Sakralität zueinander?

1. Was ist Sakralsprache, speziell deutsche Sakralsprache?

Sprachtheoretisch verankere ich die Sakralsprache in der Sprachkultur. Das heißt:

Eine Kultursprache wird unter Anderem defi niert durch das Vorhandensein von Literalität, von Überregionalität und Polyfunktionalität. Alle Merkmale, es kom- men noch weitere hinzu, konstituieren die Sprachkultur einer Kultursprache. Ohne Sprachkultur keine Kultursprache.

Zur Sprachkultur gehört – das lehrt vor allem die Sprachgeschichte – die Sakralität, die Ausbildung einer Sakralsprache (Greule 2004, 140f.). Das lässt sich im Falle des Deutschen etwas vereinfacht an der Bibelübersetzung durch Martin Luther zeigen.

Mit Luthers Bibelübersetzung war die autochthone Basis gelegt, auf der eine deutsche Sakralsprache entstehen konnte.

Wenn wir das Problem der Defi nition von Sakralsprache so – wie vorgeschla- gen – angehen, dann muss man allerdings der Vermutung Raum geben, dass es im Deutschen mindestens zwei Sakralsprachen gibt: die auf der Luther-Bibel und den von ihm verfassten Texten beruhende und eine römisch-katholische, um die noch immer gerungen wird.

Aus Gründen einer klaren Abgrenzung plädiere ich dafür, Sakralsprache nicht mit Sprache der Religion gleich zu setzen. Vielmehr halte ich dafür, unter Sakralsprache nur das zu verstehen, was im Rahmen des Gottesdienstes oder der Liturgie und seiner unterschiedlichen Formen, also in spezifi schen Kommunikationssituationen, konkret gesprochen wird oder gesprochen werden soll.

REGENSBURG, DEUTSCHLAND

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2. Was sind „Emotionen“ und wie ist ihr Verhältnis zur Sprache?

Wer defi nieren will, was Emotionen sind, steht vor großen Schwierigkeiten. Auch in der neuesten Handbuchliteratur wird eingeräumt, dass „der Begriff der Emotion in der Psychologie nicht einheitlich gebraucht und die Phänomene, die gemeint sind, wenn von Emotionen die Rede ist, nur schwer zu defi nieren“ sind (Hielscher 2003, 470).

Dennoch wird heute von den Fachleuten ausdrücklich betont, dass es Emotionen als eigenständiges Phänomen tatsächlich gibt (Hielscher 2003, 470). Dabei handelt es sich off ensichtlich um leib-seelische Zustände eines Menschen, an denen sich eine subjektive Erlebniskomponente, eine neurophysiologische Erregungskomponente, eine kognitive Bewertungskomponente und eine interpersonale Ausdrucks- und Mit- teilungskomponente unterscheiden lassen (Hielscher 2003, 471). Emotionen werden vor diesem Hintergrund defi niert als zeitlich begrenzte, intensive, auf ein Ziel oder Objekt gerichtete aff ektive Zustände, die dem betroff enen Menschen bewusst sind.

Relativ einig ist man sich unter den Psychologen auch in der Annahme bestimmter Basisemotionen wie Freude, Ärger, Angst und Traurigkeit, die genau wie die zuge- hörigen Stimmungszustände sprechsprachlich artikuliert werden können, z.B. ich freue mich über und ich bin glücklich.

Der selten thematisierte Zusammenhang zwischen Emotion und Sprache wird, wenn schon, auf der Ebene der kognitiven Repräsentation von Ereignissen und Gefühlen hergestellt.

Versuchen wir, uns die sprachliche Verarbeitung von Emotionen zu verdeutlichen:

Liegt eine Emotion beim Sprecher/bei der Sprecherin vor, die aktuell vom Sprecher intensiv erlebt wird, handelt es sich also um eine „hot emotion“, so wird davon eine sprachliche Äußerung in mehrfacher Weise beeinfl usst. Zur Verdeutlichung beziehe ich mich auf das Modell von Martina Hielscher, das die Interaktion von emotiona- len und sprachlichen Verarbeitungsmechanismen schematisch verdeutlichen will (Hielscher 2003, 477).

Vereinfacht gesagt, sind drei Verarbeitungsebenen bzw. Module zu unterscheiden:

die konzeptuelle Verarbeitung, die Formulierung und die Artikulation. Das heißt mit anderen Worten: Zuerst wählt der Mensch aus, über welches Ereignis gesprochen wird, dann muss er die geplante Botschaft über die Auswahl aus seinem mentalen Lexikon und seiner Grammatik sprachlich umsetzen und dann schließlich konkret artikulieren; er muss z.B. entscheiden, ob er schnell spricht, laut spricht usw.

Wir sollten nicht vergessen, dass das vorliegende Modell ein Sprachproduktions- modell ist und dass es sich dabei nur um die eine Seite der sprachlichen Kommu- nikation handelt. Es wird mit diesem Modell auch kein Bezug genommen auf den kommunikativen Rahmen, in dem die Emotion sprachlich umgesetzt wird; dies scheint mir im Hinblick auf die Kommunikationssituation des Gottesdienstes nicht unwichtig zu sein. Auch sollte in diesem Zusammenhang bedacht werden, dass wir in bestimmten Rollen handeln, wenn wir kommunizieren. Von wessen Emotionen

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reden wir also? Von den artikulierten Emotionen des Priesters oder Pfarrers oder von denen der Gläubigen? Gibt es überhaupt kollektive „hot emotions“ im Gottes- dienst? Und schließlich bleibt die Frage völlig off en, wie die Verarbeitung gehörter (und gesehener) Emotionen beim Hörer selbst vor sich geht. Löst das Hören von Äußerungen, die auf Emotion beim Sprecher schließen lassen, beim Hörer ebenfalls Emotion aus? Ist es die gleiche Emotion wie beim Sprecher? Ist es vorstellbar, dass der am Gottesdienst teilnehmende Gläubige sich ärgert über die vom Prediger ge- äußerte Emotion? Ich denke schon.

Stellen wir diese Fragen zunächst zurück und schauen wir, was die Forschung grundsätzlich und empirisch zu den sprachlichen Mitteln zu sagen hat, durch die der Sprecher die Emotion transportieren kann. (Das Folgende nach Hielscher 2003, 478–487). Bei der konzeptuellen Verarbeitung der Emotion sind wichtig, nämlich:

‘Was wird berichtet?’ und ‘Wie wird die Äußerung eingeführt und gestaltet?’ Zum Beispiel weiß man, dass emotional gefärbte Alltagserlebnisse weit häufi ger repro- duziert werden als neutrale Ereignisse, wenn nachgefragt wird. Noch ungeklärt ist die Frage des Zusammenhangs von Emotion und Wahl des Sprechakttyps. Für uns wichtig ist dabei die Frage, ob der Sprechakttyp BETEN eine Affi nität zu einer be- stimmten Emotion hat. Ist die Emotion gemäß dem Sprichwort „Angst lehrt beten“

ein Movens, das den Sprechakt BETEN auslöst?

Der Prozess der Formulierung, um zum nächsten Schritt zu kommen, betrifft zunächst die Wahl der lexikalischen Einheiten; zum Beispiel die Wahl des Wortes stinksauer als Ausdruck heft igen Ärgers. Dabei ist erwiesen, dass sich die emotionale Bewertung nur selten in der konkreten Bezeichnung der Emotion ausdrückt. Die direkte Formulierung Ich bin enttäuscht, dass… ist weit seltener als die Wahl von Nomina, Adjektiven oder Verben mit entsprechender Konnotation – wie etwa Dieser Köter kläfft nerventötend als Ausdruck des Ärgers. Um die Intensität des Ausdrucks zu steigern, werden häufi g metaphorische Ausdrücke und Umschreibungen einge- setzt. Dies ist ein wichtiges Mittel, um z.B. das eucharistische Hochgebet emotional herauszuheben. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle der Interjektionen wie ach Gott! hervorgehoben. Für die Sakralsprache müsste untersucht werden, wie die so genannten Rufe in der Messliturgie Ausdruck der Emotionalität sind.

Auf die lexikalische Kodierung folgt die grammatisch-syntaktische. Hier kann im Deutschen das Durchbrechen des gewohnten Satzrahmens durch Ausklammerung oder Spitzenstellung durchaus zum Ausdruck erhöhter emotionaler Beteiligung des Sprechers benutzt werden. Bei der phonologischen Kodierung sind Einfl üsse der Emotion auf die Prosodie interessant: Wählt der Sprecher zum Beispiel metrische Muster oder wählt er gar Melodien, um die Emotionen zu artikulieren? So soll eine Anhebung der Tonhöhe Erregung, Anspannung und erhöhte Emotionalität ausdrücken; die Wahl eines tieferen Registers Entspannung, aber auch Bedrohung (Hielscher 2003, 485). Am Ende unseres Modells steht die eigentliche Artikulation bzw. der vokale Ausdruck, also das, was hörbar gesprochen wird. Nach den Ergeb-

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nissen der Psycholinguistik können aktuell erlebte Emotionen die Muskulatur der Stimme direkt modulieren; beeinfl usst werden der Stimmklang, die Klangfülle, die Sprechgeschwindigkeit und die Sprechpräzision, wobei diese Parameter nur bedingt der willkürlichen Kontrolle des Sprechers unterliegen.

Wir wissen jetzt, auf die Forschungsergebnisse der Psycholinguistik gestützt, wel- che sprachlichen Mittel der Sprecher/die Sprecherin in der deutschen Sprache zur Verfügung hat, um Emotionen auszudrücken, oder umgekehrt – was für uns noch wichtiger ist –, aus welchen sprachlichen Mitteln auf eine Emotion des Sprechers geschlossen werden kann.

3. Wie verhalten sich Emotionalität und Sakralität zueinander?

Während die Psychologen die Ergebnisse, die ich eben kurz und zugespitzt zusam- mengefasst habe, auf empirische Versuche stützen können, ist mir das nicht möglich.

Es liegt bei meiner Fragestellung „Emotionalität in der Sakralsprache?“ eine durchaus andere Datenlage vor: Es ist nämlich vorderhand unmöglich, bei einem konkreten Gemeindegottesdienst Versuche über das Vorhandensein von Emotionen und ihre Klassifi kation zu machen. Ich werde mich auf die römische Messliturgie, in der ich mich am besten auskenne, beziehen und von dort her auch die Beispiele nehmen.

Zu beobachten wären dort der Zelebrant, der Lektor, der Prediger, der Sprecher/die Sprecherin der Fürbitten und die Teilnehmer/innen (die Gemeinde) an diesem konkreten Gottesdienst.

Ich gehe einen anderen Weg, der zwar nicht unproblematisch ist, aber schneller zu ersten Ergebnissen zu führen verspricht. Ich untersuche die im Messbuch vorgeschrie- benen Texte auf sprachliche Äußerungen, die nach der oben gemachten Erfahrung auf Emotion schließen lassen, und zwar untersuche ich die Texte des Ordinariums und des Propriums des 12. Sonntags im Jahreskreis (Lesejahr A), weil dieser Sonntag (der 19. Juni 2005) dem Zeitpunkt der Abfassung des Vortrags am nächsten lag und ich an diesem Sonntag an einem Gottesdienst teilnahm.

Problematisch ist dieses Vorgehen deshalb, weil ich nicht weiß, ob die vorge- schriebenen Texte in allen Gottesdiensten auch tatsächlich gesprochen wurden und wie sie gesprochen oder gar gesungen wurden. Mit anderen Worten: Rückschlüsse von der Artikulation bzw. Singweise auf Emotionen sind mir nicht möglich. Wir müssen uns ferner im Klaren sein, dass wir nicht die spontan gesprochene Sprache des Menschen XY untersuchen, sondern die – im Rahmen eines Rituals – vorge- schriebene Sprache.

Möglicherweise ist der Hinweis auf die Ritualität bereits ein Indiz dafür, dass alle sich zum Gottesdienst einfi ndenden Menschen einer Grundemotion folgen, die ich zu umschreiben versuche als ein Getriebensein aus Gewohnheit, aus geistlichem Be- dürfnis, aus Verantwortung, an dem Gottesdienst teilzunehmen, die aber sprachlich nicht zum Ausdruck kommt. Im Übrigen gelten die Messe und ähnliche christliche

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Liturgien als „Feierrituale“. Mit dem offi ziellen Titel „Die Feier der Gemeindemesse“

wird möglicherweise auch eine weitere Grundemotion versprachlicht, die für den Gottesdienst charakteristisch ist und für deren Ausdruck alle zu sorgen haben sollten, die die Liturgie vorbereiten und daran teilnehmen. Ein weiterer Ausdruck dieser Feier-Emotion sind selbstverständlich Musik und Gesang.

Untersuchen wir die Texte, die in den Messen am 12. Sonntag im Jahreskreis mit großer Wahrscheinlichkeit in Gottesdiensten des deutschen Sprachraums gesprochen wurden, auf die Versprachlichung von Emotionen!

3.1. Die biblischen Texte

Der Eröff nungsvers aus Psalm 28 enthält keine Hinweise auf Emotionen.

Im Zwischengesang aus Psalm 69 (68) sendet der Psalmist hingegen deutliche Si- gnale, die auf konträre Emotionen schließen lassen, aus. Es ist die Rede von „Schmach“,

„Schande“, „Fremdsein“, „Schmähung“ und „Gebeugtsein“ einerseits und von „Eifer für das Haus des Herrn“, von „Freude“, vom „Aufl eben des Herzens“ andererseits.

Dieser emotionale Kontrast zwischen Schmach und Freude in den Psalmworten folgt auf die 1. Lesung aus Jeremias (20, 10–13), wo aus den Worten des Propheten heft igste Emotionen deutlich werden, die sich auf ihn, aber auch auf die, mit denen er kommuniziert, beziehen: „Grauen ringsum!“, „sich rächen wollen“, „Verfolger“, „sie werden schmählich zuschanden“, „in ewiger, unvergesslicher Schmach“, „ich werde deine Rache schauen“.

Die zweite Lesung, aus dem Römerbrief (5, 12–15), ist demgegenüber ohne je- den erkennbaren Ausdruck von Emotion – es sei denn, dass aus dem belehrenden Ton auf eine tiefe Glaubensüberzeugung quasi ex silentio als Emotion geschlossen werden kann.

Wieder ganz anders verhält sich das Evangelium aus Matthäus (10, 26–33). Durch das dreifache „Fürchtet euch nicht“, das Jesus den Jüngern zuruft , kann nicht auf eine Emotion des Sprechers geschlossen werden; vielmehr benennt Jesus wie ein Arzt, der die Ursache der Krankheit diagnostisiert, eine bei den Menschen permanent und latent vorhandene Emotion, nämlich die der Furcht.

Ist das Warten eine Emotion, dann wird auch sie, und zwar im Kommunionvers aus dem Psalm 145 (144), zum Ausdruck gebracht.

3.2. In den Eigengebetstexten

In den Eigengebetstexten des 12. Sonntags wird die Emotion Furcht im Tagesgebet direkt aufgegriff en, aber es ist die Furcht des Menschen vor Gott und sie wird mit der Liebe verbunden. Im Gabengebet wird sie durch die Metapher „Verstrickung des Menschen“ umschrieben und präzisiert. Das Schlussgebet artikuliert möglicherweise eine neue, letzte Emotion, nämlich das Bewusstsein der Stärke. Wollen wir dieses Bewusstsein als Emotion verstehen, dann wird sie im selben Gebet von der Angst, die gewonnene Stärke zu verlieren, begleitet.

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Welches liturgische Psychogramm vermitteln diese Eigentexte?

Im Vordergrund werden deutlich die urmenschlichen Emotionen von Furcht und Angst thematisiert. Auf sie wird reagiert mit der Botschaft des Evangeliums, mit einer Auff orderung, „Fürchtet euch nicht!“ Der Ausdruck anderer Emotionen stützt dies ab: die Freude, Glaubensüberzeugung, Warten!

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Wir befi nden uns – im Rahmen der liturgi- schen Kommunikation – auf einer Metaebene. Nicht die Teilnehmer an der Liturgie sagen: „Ich fürchte mich. Ich habe Angst“, sondern es wird von Emotionen anderer (Prophet, Psalmist) berichtet und es wird berichtet, dass einer, nämlich Jesus, die negative Basisemotion der Angst kennt und sie mit uns bekämpft .

3.3. In den Texten des Ordinariums

Im Unterschied zu den Eigentexten ist es schwieriger, in den Texten des Ordinariums den Ausdruck von Emotionen klar und deutlich zu erkennen. Es dominieren vielmehr die Sprechakte des BETENs und BEKENNENs, die – das will ich nicht bestreiten – mit einer eigenen Gestimmtheit, sei sie feierlich, sei sie „zerknirscht“, sei sie stolz, bei denen, die sie sprechen (oder singen), verbunden sein können. Eine Ausnahme macht sicherlich das Eucharistische Hochgebet, das sowohl durch den Einladungsdialog als auch durch die deutsche Benennung „Hoch-gebet“ auf eine außerordentliche, an die Emotion heranreichende Stimmung schließen lässt. „Erhebet die Herzen“: diesen Imperativ und diese Wortwahl verstehe ich als eine ritualisierte Auff orderung, sich aus den alltäglichen Stimmungen und Emotionen zu lösen und sich der Heiligkeit des Geschehens mit allen Kräft en des Gemüts bewusst zu werden. Dazu werden wir aufgefordert in Gestalt einer wunderbaren Metapher, was wir, weil die Formel

„eingeschliff en“ ist, meist vergessen. Ich muss es mir versagen, an Beispielen aus Präfationstexten weiters die besondere Gestimmtheit dieses Teils des Gottesdienstes, die im gesungenen Dreimalheilig ihren besonderen Ausdruck fi ndet, zu verdeutli- chen. Schließlich scheint mir die mehrfache, durch Gesten unterstrichene Zusage des Friedens und die Auff orderung zum Frieden am Ende des Gottesdienstes – durch das Schlüsselwort „Friede“ zum Ausdruck gebracht – jenen leib-seelischen Zustand des Menschen zu benennen, zu dem ihn der Ritus und dessen Sprache letztlich führen wollten: durch Tiefen und Höhen menschlicher Emotionen zum inneren Frieden – und damit vielleicht gänzlich zur Freiheit von Emotionen.

Schluss

Wo und wie fi ndet sich der sprachliche Ausdruck von Emotionen im Verlauf eines Gottesdienstes? Das war die Ausgangsfrage des letzten Teils meiner Ausführungen.

Fassen wir zusammen, was wir bei der Untersuchung der bei der Messfeier eines Sonntags im Jahreskreis verwendeten Text-Menge feststellen konnten. Ich erfasse alles kurz mit einigen wenigen Worten und Formeln. Dies sind: Feier (der Gemein-

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demesse); Schmach, Schande, Fremdsein, Gebeugtsein, Verstrickung, Freude, Aufl eben des Herzens, und ganz zentral: Fürchtet euch nicht und Erhebet die Herzen, und zum Schluss Der Friede sei mit euch.

Diese Ergebnisse sind aber völlig anders gewonnen worden als die Erkenntnisse der Sprachpsychologen zum sprachlichen Ausdruck von Emotionen. Diese schließen von sprachlichen Besonderheiten in der Rede eines Menschen auf dessen Emotion.

Ganz anders war unsere „Versuchsanordnung“: Wir untersuchten die Sprache eines Formulars, das den Ritus und damit auch die Texte, die in diesem Ritus zu verwen- den sind, vorschreibt. Abgesehen von der Frage, ob und wie die vorgeschriebenen Texte von den am Ritus Beteiligten sprachlich umgesetzt wurden, ist fest zu halten, dass verschiedenste Emotionen benannt werden. Dies geschieht, wenn das Formular realisiert wird, auf verschiedene Weise: durch die Lektionen, durch den Gesang der Psalmen, in Begleitung von Bekenntnissen und Gebeten, in Auff orderungen des Priesters an die Gemeinde.

Wenn mein liturgisches Psychogramm stimmt, dann werden der Gemeinde auf diese Weise Emotionen vor Augen geführt und sie wird zu Emotionen aufgefordert;

wir wissen aber nicht, ob jede/r Teilnehmer/in am Gottesdienst die benannten Emo- tionen gewissermaßen akzeptiert und welche anderen Emotionen dagegen stehen.

Zweifellos müsste man, damit man die von den Psychologen angewandte Methode auch auf die Emotionen in der Sakralsprache übertragen könnte, einen tatsächlich stattgefundenen Gottesdienst mit Eigenbeobachtung und Befragung ausgewählter beobachteter Teilnehmer genauestens untersuchen. Dies böte auch die Möglichkeit, die Predigt in die Untersuchung der Emotionen einzubeziehen. Die Analyse eines Fernsehgottesdienstes auf der Grundlage von dessen Aufzeichnung wäre wohl ein möglicher vorbereitender Schritt.

Bibliographie Quellen

Schott (1975): Der große Sonntags-Schott – für die Lesejahre A-B-C. Originaltexte der deutschsprachigen Altarausgabe des Messbuchs und des Lektionars, ergänzt mit den lateinischen Texten des Missale Romanum. Mit Einführungen herausgegeben von den Benediktinern der Erzabtei Beuron. Freiburg, Basel, Wien.

Sekundärliteratur

Greule, Albrecht (2004): Über die Anfänge deutscher Sprachkultur und Sprachkultivierung. In:

Greule, Albrecht/ Meineke, Eckhard/ Th im-Mabrey, Christiane (Hrsg.): Entstehung des Deutschen. Festschrift für Heinrich Tiefenbach. Heidelberg. S. 133–142.

Hielscher, Martina (2003): Emotionen und Sprachproduktion. In: Rickheit, Gert/ Herrmann, Th eo/ Deutsch, Werner (Hrsg.): Psycholinguistics/Psycholinguistik. Ein internationales Handbuch. Berlin, New York. S. 468–490.

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JÓZEF JAROSZ

Das Bild des Lebens und des Todes in den dänischen Grabinschriften

1. Gegenstand und Ziel der Untersuchung

Die vorliegende Untersuchung setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Inhalt der dänischen Grabinschrift en auseinander und kann damit als eine epigra- phische Analyse angesehen werden. Der Schwerpunkt der Inhaltsanalyse liegt auf der Beschreibung und Bewertung der Lebens- und der Todesvorstellung. Der Tod als kulturelles Phänomen steht im Mittelpunkt der Th anatologie, einer Forschungs- richtung, die sich mit den Problemen des Sterbens und des Todes befasst. Die Todesproblematik als Gegenstand der soziologischen Untersuchung wurde in den letzten Jahren von den dänischen Forschern relativ oft aufgenommen. Es liegt auch eine umfangreiche Literatur über die dänische Sepulkralkultur vor, wo Friedhöfe als gärtnerische Anlagen oder Sammlungen kunstgeschichtlich wertvoller Grabmäler charakterisiert werden. Über den Inhalt der dänischen Grabinschrift en ist meines Wissens nichts Systematisches veröff entlicht worden. Eine systematische Gliederung und eine Auswertung der Grabinschrift en fehlen. Auch wenn manche Autoren zu den Grabinschrift en greifen (u.a. Kjersgaard 2001, Lunding Johansen 2002), wurden sie nie zum Gegenstand einer sprachwissenschaft lichen Forschung.

Die Grundlage der Analyse bilden ca. 250 Grabinschrift en aus der Periode von 1770 bis 2003, die den Grabsteinen des Kopenhagener Friedhofs Assistens Kirkegård entnommen wurden. Dieser 1757 entstandene „Hilfsfriedhof “ wurde nach den Erfahrungen der großen Pest angelegt, als die damals üblichen Kirchen-Friedhöfe nicht mehr ausreichten.

Der Assistens-Friedhof ist ein einmaliges und unersetzbares Denkmal der däni- schen Geschichte und Kultur und zugleich ein Spiegelbild der dänischen Gesellschaft , denn in den Inschrift en und in der künstlerischen Gestaltung des Friedhofs spiegelt sich das geistige, wissenschaft liche, künstlerische und sozialpolitische Leben der letz- ten 250 Jahre wider. Die Analyse ermöglicht die Varietäten- und Mentalitätswandel in der Versprachlichung der Lebens- und Todesvorstellung festzustellen, weil die Texte aus verschiedenen Epochen und Entwicklungsphasen der dänischen Kultur stam- men. Das über die Sprache vermittelte Bild des Lebens und des Todes kann aus zwei WROCŁAW, POLEN

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