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3ut Öolf0(un6ß dec (DpSdeutf^en*

ffbelgelb Beil

Bie Bedeutung öec baurifcben Hracfyt für bas Bieli^ec Beutfrfjtum.

On ben beutfd) gebliebenen Dörfern, bie tote ein breitet Ärang bie fireisftabt Bieltg umfdjliegen, roirb eine €racf)t getragen, bie ftd) bie „bäurifdje" nennt, unb bie iroie faum eine anbere beutfdje Öolfstradjt btefen Hamen mit Bed)t füfjrt. On igr brücft ftd) bös föefen bes oftfd)left[d)en Bauern aus: feine rufjtge Befonnengeit, feine iftille ^eiterfeit, ifetne böberrfdjte Crauer. ©ei es p r Arbeit ober p r #etet

— immer geugt fte non bem ©tolg unb bem ©elbftberougtfein biefer Hlenfdjen, bie aud) bann bäuerlid) geblieben flnb, roenn fte tl)ten iebensunterif)alt in ben £ud)=

unb iTtafdjinenfabrifen tljrer tfreisftabt nerbtenen.

Dtefe beutfd)en Dörfer gaben feine bir-efte Derbtnbung megr gum übrigen Deutfd)tum. ©ie flnb non einem feften Bing umftglojfen, beffen Dörfer tnte fle felbft in ber beutfcgen ianönagmegeit enfiftanben, nun aber längft igres Deutfdytums nerluftig gegangen flnb.

On ©renggebieten roirb gerabe bie beutfdje Crad)t gum ©tnnbtlb ber eigenen A rt, unb bie Betnagrung biefer Crad)t ift ein — tnenn au<g gäuftg unbetnugter — Aus»

brud biefes füillens gut ©efbftbegauptung gegenüber bem fremben Dolfstum.

$ür bie Bteltger ^rauentradjt fcgeint bies auf ben erften B ltd n i^ t gugutreffen, benn aud) bie Polen ln ben umliegenben Dörfern tragen bie bäurtfdje ©tatgt, bie erft beim nägeren £)tnfcgauen einige Abroetdjungen geigt.

Die Auseinanbetfefpng ber beiben ÄulturtneEen im <2>ften gat im Bieliger Baum auf frieblkgem ©ege ftattgefunben. Don ber füngften Dergangengeit abgefegen, gat gier nie Dolfstum gegen Dolfstum geftanben. Darum geigt ber Deutfege gier aueg ein nermittelnbes ©eifen, bas man non anberen grengbeutifegen ©tämmen ger niegt fennt. Die ^roeigeit bes Dolfstums tnurbe feg on früggeitig gu überbrüden gefuegt. On allen Augerungen bes tägliegen -Lebens gaben bie Breiiger Deutfegen ftarfen ©tnflug auf bie Polen ausgeübt; allerbtngs ftnb ge niegt gang unbeetn»

floigt »cn ifjrer flawifcften Umgebung geblieben, roenn au^ biefe Beetnfluffungen äußerft gering finö.

‘©rlange öie 'Pcten nur als Slrbeitsfralfte in hie beutfcfyen Ößrfer famen, folange blieb i>er große ilnterjdlirb zmiffyen beut}d)em unö polntfdjem Dolfstum befteßen.

öt'e Polen faßen öas tDoßl, unö manges iRaö^en, öas btsßet in öet €radE)t öer poluilfcßen (Bebirgsleute gegangen roar, fonnte nicßt fcßnell genug „in öie Ctad)t ßineinfriecßen", öie ifie aud) nad) Ülüdfeßt in ißt altes ^eimatöorf beibeßielt. Die Polen felbft roollten öen Slblftanö guoiifdjen fld) unö öen Deutfcßen oerringern, unö öies fonnten fie am beften burd) öas Anlegen bet Prad)t, öie öie öeutfcßen t>on öen anöeren unterfißieö. Die Deutfd)en ßatten nid)ts öagegen, ja, fie faßen es in öem Jidjeren '©.efüßl ißrer tDüröe nicßt einmall ungern, öenn öa fie fe'lber ftolg auf ißre Praißt maren, freuten fie fid), trenn fie aud; anöeren gefiel.

Dagegen traren nie öeutfd)e grauen öarauf gefommen, öen Polinnen ron ißrer Sleiöung etxoas aßsufcßauen; felbft bann nicßt, trenn fie einfeßen mußten, öaß öie Polen ißnen in irgenöeiner ©adte ettras rorausßatten.

21ts Seif piel ßierfür ifei öle üopftucßbinöung ertrSßnt. Die Deutfcßen fnüpfen öas ÜDpftucß aud) gur fommerlicßen ^elöarbeit unter öem Sinn. Das ift natürlicß unbequem unö ßetß. Die Polen finö öa riel praftifcßer: fie binöen öas üucß im Staden unö laffen es über öie © tirn überfteßen. Das fießt aus trie ein rorfprm»

genöes Dad), meid)es öie ©onne abtreßrt, unö öie Deutfcßen fagen nicßt ?u unrest öarauf: ,,©ie macßen fid) eine Suöe". Docß nur, menu ein SPaödjen ober eine

£tau ganj alle in auf öem ^elö mar, mad)te fie es öen Polen nacß. Arbeitete eine anöere ^rau in öer Haße, ißatte fie ficß lieber tot gefirnißt, als fid) nadjfagen ?u laffen, fie ßatte öen Polen etmas abgefe'ßen.

'Slucß bei öen Holzpantoffeln ßaben öie Deutfcßen tängft gemerft, mie praftifcß fie finö. STtan laßt fie an öer © talltür fteßen unö fdjlüpft fdjnell ßinein, roenn man Zum üieß muß. 21uf öiefe fOetife bleiben öie ^üße immer fauber unö öie Dielen länger blanf. o ie ßaben es ISngft gemerft, aber öa öie polnifcßen ©ebirgoleute öie Holzpantoffeln in öie öeutfd)en Dörfer mitgebrad)t ßaben, ßat es ißnen bis ßeute niemanö nad)gemacßt.

Die SIbetnaßme öer öeutfdjen bäutifd>en Cracßt öutcß öie Polen öagegen ging roeit. ©ogar öas fcßlicßte Halstücßel unö öen „Dracß” , jene Haubenform, öie auf

©runö ißrer (Eigenart nicßt nur mie fonft öie Haube als 5tbgeicßen öer bauet*

ließen $rau, fonöern als befonöeres ^enngei^en öet ganzen €rad)t gemertet metöen muß, ßaben ße übernommen. 51ls öie Deutfd)en öen Dracß ablegten, meil fie nicßt meßr „m it fo einem ©cßuppen auf öem Sopf" ßerumiaufen moeßten, ßaben fie noeß immer gäß öaran geßalten. Pereinzelt (Sunzenöorf) geßen fie aueß ßeute noeß im

Dracß-■Jlls öie polen nacß öer Sefeßung öes ianöes öle bäurifeße ibraeßt als „nieraieefa moöa" abCeßnten unö oeraeßtlid) maeßten, ließen fteß ciele polen meöer öutcß ©pott noeß öutcß Dtoßungen öaeon abfeßteden, ,fie meiter zu tragen. 3n Dreffelöorf*

©traconfa preöigte öer polmfcße Pfarrer con öer Kanzel gegen öie Slnfitte öes Dracßtragens, aber öie Polinnen ließen m'4)t öaeon ab, fonöern fd)idten aueß roeiterßin gut Draßbinöerin nad) Sungenöcrf, fie folle ißnen öie Pücßel roieöet binöen fommen. SPas öann öer Pfarrer öen cerftodten .SPeibern antat, mutet mie ein ©ßmant an, ift es aber nicßt. €rBlärung fei gefagt, öaß öer Dracß ein fteif geftärttes Sopftu^ ift. öas funfxooll gu einer 2lrt Sjaube^ gebunöen mirö, öie nur bei ^rodenßeit ßält. Der polm'fcße Pfarrer -befprißte mit öem eingetaußten

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tÖsifyrosM iie 'tOet'ber folanac, bis fk ganj na^ roaten uni mit „dngefkmmfen Öradjen" be' mi9eb2n mußten. Diefes '©piel mieberbclte er fotange, bis fid) Me grauen ausredjneten, baß es fie giemlid) teuer gu fteßen fam, 311 febem fórdjgang einen fauberen örad) auf^ufe^en, um fcßon auf bem ^eimroeg roieber ßaßlid) aus=

^ufeßen unb uon ben Jtlännern uerlad)t su merben. ©0 ließen fie aümäi)lid) bauen ab, aber es ift bejeidynenb, baß es erft ifoldjer ©eraaltmittel beburfte, um fie ber beutfeßen bäurilfdjen ^raeßt gu entfremben.

©eit jener $ e it baben fid) bie 2lbt»eid)ungen uon ber bautifdjen Cradst f)eraus=

gebilbet, bie gmar fdjon früher einfeßten, aber nie als foldje empfunben mürben,

©ie beruhen uor allem auf ber anberen €inftettung ber Polen gut $arbe unb gum Ornament ©ie lieben bas Bunte, ©rette, üuffattenbe unb bilben ifid) fo bie ©tadjt um, beren ©runbformen )ie uon ben öeutfdjen übernommen haben. Ohre <5arb=

gufammenftettungen finb oft grell, nur baß 'fie mie bie öeutfdjen bie rote ^arbe je'hr fparfam gebraudien.

Dod) nicht alle färben, bie fie uermenben, bebeuten etroas fieues in ber ©raeßt B is gum €nbe bes nötigen 3ahthunberts unb uielfach aud) nod) im erften 3ahrgehnt biefes 3af)uhunberts haben a u ^ bie Deufcfdien braune, ftahlblaue unb bunfelgrüne

„pienten" (Bode) getragen, śjeute finb fie burd) bie fdyroargen pienten uerbrängt, unb es mürbe feiner 5tou einfatten, ben bunten Bod, ber uietfad) nod) uorhanben ift, auf bie ©traße angugiehen. ^o^ftens als iln te rro d ober gut Hausarbeit finbet er nod) Dermenbung. Bie Polen bagegen haben bie bunten Bode beibehalten; bei ißnen finbet man bie feßmargen plenten feiten.

€nge gepreßte Sattelung mar bis 1840/50 noch in ber STtehrgaßl ber beutfdjen Bbrfer Blerfmal ber baurijdjen plente. ^eute ift -fie bas Blerfmal bes polnifd)eu Bodes. Bie Polen tragen Bode aus Cheuiotfammgarn, ba laffen ficß bie Ratten leichter legen als in bem ftarfen Ou^, bas bie Beutfchen beuorgugen. ^eute muffen bie beutfchen grauen fdjon uielfach Cheuiotfammgarn faufen, aber fie mürben fid) nie galten in bie plenten legen laffen, mie es bie „P o lfie " tun. Benn „bas ift nießt unfere 5lrt", lagen fie. 1936 haben ein paar Stauen aus 21'lgen bie Saltenröde mieber einführen motten, aber fie fließen auf fo erbitterten fOiberftanb, baß fie halb mieber bauen abließen.

Biefe gmei Beifpiele geigen, baß bie Polen g. C. niel langet an Cigenheiten ber bäurifd)en ©rächt feftgehalten haben als bie Beutfchen, bie immer mieber nach einer Steuerung fudjen. ©0 mürben m it ber 3eit Bterfmale ber eigenen ©rächt gu STlerfmalen bes fremben Dotfstums unb als folcße für unpaffenb erflart unb abgelehnt.

Ber größte Unterfdjieb in ber bäurifd)en © ra ^t ber Beutfdjen unb polen befteht in Sarbenroahl unb Dergierung ber 3aden. Bie 3aden ber beutfdjen Stauen finb für ben ©onntag immer aus Jdjmargem Sammgarn ober fdjmargem ©ud), mit fdjroargen Borten ober Perlen befeßt. Jflie bürfte eine Bäuerin eine helle Dergie=

rung auf bie 3ade nähen. SDo fie es bennod) barf, mie in tilgen, ift bie SJberfrem=

bung bereits meit fortgefdjritten. Stur unter ber SDod)e finb bie 3aden aus geblüm=

tem ober gefäfteitem ilattun, bod) immer finb bie SBufter im © to ff ftein unb unauf=

füllig, mahrenb bie Polen große unb bunte SBufter beuorgugen. „Bas hat fid) fd>on immer Jo unterifcheibet", erflären Bäuerinnen aus Sungenborf.

Bie 3adenpuffen finb im ©egenfaß gu benen ber Polinnen immer m it ©teif=

lernroanb unterfeßt. Bie 5lrbeiterinnen, bie aus SOilfomiß in bie Bielißer Sabrifen famen, lad)ten bie beutfdjen STtabcßen aus, meil ißre 3adlenpuffen „mie Suhhorner"

afrftanAen unß aud) fo ifjarf i d i e Äut).prner toaren. öa waren es Me Stlgnerinnen, Me fid) ra'd)t ausfad)en laffen m olten: fie näf)ten fortan 6ie puffen i^rer 3aden wie Me Polinnen unö liegen Me ©teifleinwanó fort, öas fal) „fegr flarffig" aus uni» es gatte au(^ „gar feine $affon", fo 5ag man )ie nur ungern trug, lüenig fpäter famen Me Puffen wieder in 6er ftaMifdjen iTloie auf, unö nun m alten es

aud) 6ie Polinnen fo, 6afj }le In iljre 3ad’enpuffen <5teifleinwan6 nagten.

©olange jwifcfyen öeutfd)en unö Polen nur eine Slrbeitsgemeinfdjaft beftanö, fjatte eine tÖecfyfelbegiefmng nidjt ftattfinöen fönnen. Dmmer war es eine öeutf^e

^ulturform , 6ie gu öen Polen überging, immer waren öie öeuffdien 6er gebenöe Ceil, bas wuröe anöers, fobaló 6ie Polen in 6ie <Bl)egemeinfd)aft aufgenommen wuröen unö nun als gieidjwertig unö gleidjberedjtigt betrad)tet wuröen. 3m wefentlidjen fegte öieje €ntwitffung nur in tilgen ein, wo öie gemeinfame fatfjolifdje Äeligion m it öem ilm o o lf eine eljelidje Derbinöung foröerte oöer guminöeft begün=

ftigte. fjie r geigen ftd) önrum aud) fd)on öie erften feetifdjen Beeinfluffungen 6es öeutfdjen Kulturgutes öurd) öie fremöe Umwelt.

Die fürgeren Böde, öle öie Polen trugen, fjat man aud) in anöeren öeutfdjen Dörfern angenommen, weil man fie ifelgr praftifd) fanö, öenn „es fdjlumperte fid) nid)t fo” . 21'ber öas ift nod) etwas Sugerlid)es, öas augeröem im attgemeinen Seitlbeftreben lag. Unöers ift es in 5IIgen. Die oerfudjte €infüi)rung öer tfaltenröcfe ift bereits ermähnt woröen. Sjier erwiefen fid) aber öas bäuerliche 6mpfinöen unö öie Derbinöung gur baurifdjen »Eracht als fo ftarf, öag öiefer Derfud) fcheiterte.

CSlIhnlid) erging es öen grauen, öie wie öie ladjen ( = flame für öie Polen aus öem ßorgebirge) ohne ©chürge gehen wollten. Don jeher gilt öie ©d>ürge als 5lbgeid)en öer $rau. Den lad)en fdjeint öiefe 5lnfd)anung fremö gu fein, flu r öie, öie aud) fonft ron öen öeutfd)en Kutturformen erfagt woröen waren, hatten jie angenommen, flu n mad)ten es einige wurgellos ©eworöene nad). 3n öem EÖunfd), anöers ausgufehen als öie anöeren im Dorf, in öem löunfd), etwas Heues gu tragen, riffen jie fid) aus öer alten Binöung an igre tBemeinfdjaft heraus, aber fie mu|ten es balö wieöer lernen, (ich eingufügen, öenn öie bäuerliche <5emei'nfd)aft, öie nod) ftarf genug war, gwang fie öagu.

Hid)t fo ablehnenö oerhielt man fldj in 5flgen gu öer weifen feidjfen ©ommerfade öer Polen, tfrüfjer hatten öie Utgnerinnen gum Cang öie fchwarge 3ade aus»

gegogen, öann fal) man öas weife 3ö'Pla unö öas fd)warge Hlieöer. Hun gegen fie wie öie polen am ©onntag nadjmittag weife 3aden an unö behielten fie aud) wie öiefe beim £ang an.

Don J a ^ z gü 3ahr wirö öie 3ade in tilgen ähnlich öer 3ade öer polen, immer länger, ©ie reicht fd)on bis gu 15 cm an öen Bodfaum heran. Uuf öiefe Weife ift eine 5lr,gnerin fdjon non weitem an ihrer 3ade gu erfennen, öenn in öen übrigen Dörfern haben öie grauen öiefe (Enfmidlimg nidjt mitgemadjt.

Dhre Beöeutung in öer ifrieölidjen Uuseinanöerfegung öer beiöen Dolfsgruppen hat öie bäurifche tEra^t fdion oerloren, wie fie überhaupt feit öem €nöe öes Welt»

frieges an Beöeutung oerloren hat, unö gwar fowohl hei öen Polen wie bei öen Beutifdjen. Wandje Polin, öie fid) fo rafd) wie möglid) häutifd) umgetleiöet hat, geht heute ftäötifd), weil öas oiel bequemer ift, unö weil fie öann mehr p u g tragen fann. 5tud) öie öeutfdjen $rauen finö oielfad) gut ftäötifdjen Hloöe übergegangen.

$ür öie anöeren aber ift öie IErad)t — ob bewußt oöer faum bewußt, blerbt fich gleich — für öiefe anöeren aber ift öie £rad)t nad) wie oor 5lusörud ihrer befon»

öeren ftänöifchen unö oölfifdjen Wefensart.

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