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c) Das Flußbett und die Korrektionsmittel im Unterlauf

D as Ziel der Korrektion ist hier w ie im Oberlauf die größtm ögliche und gleich­

m äßige Vertiefung des ganzes Flußbettes. D as anzuwendende M ittel ist aber ein völlig anderes. Im oberen Fluß muß m it der für jeden Z eitabschnitt und Ort gleichen W assermenge gerechnet werden. Im Flutgebiet gilt es, die W asser­

m enge, die als F lu t in den Strom tritt, nicht nur weiter stromauf als bisher zu führen, sondern auch auf das mehrfache des ursprünglichen zu steigern. Im Ober­

lauf heißt es, den zu w eiten und daher zu flachen Querschnitt zu verkleinern, dam it er sich vertiefe, im unteren Teile des F lutgebiets kom m t es aber m eist auf eine Vergrößerung des Querschnitts an.

L u d w ig F r a n z i u s 1) sieht m it R echt die Lösung der Aufgabe in der An­

erkennung des Satzes:

„Je ungehinderter die F lutw elle sich an jedem P unkt bewegen kann, eine desto größere Wassermenge ström t bei der F lu t nach oben und vergrößert sowohl während dieser als auch rückströmend bei der E bbe die Strom kraft oder die Fähigkeit, ein geräumiges, nam entlich tieferes B e tt auszubilden und zu erhalten.“

Hierzu ist noch zu bemerken:

Der wirkliche W ert des Flutwassers liegt weniger in seinem Aufwärtsström en als in der R ückström ung bei Ebbe. Gerade das Streben nach m öglichst großer Flutm enge läß t die R äum ungsarbeit des W assers während seines Aufwärtslaufs als nutzlos erkennen. D ie Geschiebemenge wird dabei ja sogar aufwärts geführt, es wird dadurch Arbeitskraft nutzlos vernichtet. Also A ufw ärtsleiten der F lu t unter m öglichst großer Schonung ihrer A rbeitsfähigkeit und Abfluß von F lu t­

wasser und Flußwasser zum Meer unter Vergrößerung ihrer Abbruchsleistung am Grund und ihrer Transportkraft ist zu erstreben. U m dieses Ziel zu erreichen, sind m öglichst alle, besonders aber die im folgenden aufgeführten Hinderungen und Schwächungen der F lutw elle aus dem Flusse sow eit als angängig zu beseitigen.

D ie Linienführung des Flusses bedarf nicht wie im Oberlauf der Krümmungen.

Sie sind sogar hier, wie bereits ausgeführt, als schädlich zu bezeichnen. Dieses gilt theoretisch auch dann, wenn sie ganz sanft verlaufen, weil immer die F lu ß ­ länge dadurch vergrößert wird. Praktisch wird m an aber sanfte Krümmungen der großen K osten wegen nicht beseitigen. D ie Voraussetzung für den Ausbau langer gerader Strecken ist aber, daß das N W .-B ett genau festgelegt ist und in seinen A bm essungen so bestim m t wird, daß Ablagerungen sich in ihm nicht festsetzen können. U m dieses zu gewährleisten, m üssen seine Ufer eine völlig schlanke Linie zeigen und nach unten regelmäßig weiter werden. Jed e plötzliche Bettverbreiterung birgt die Gefahr in sich, daß unregelm äßige Ablagerungen stattfinden. Das Ideal des korrigierten U nterlaufs ist die gerade Linie.

Scharfe kleine Krümmungen zwingen das W asser zu plötzlichen R ichtungs­

änderungen und verzehren einen Teil der lebendigen K raft der F lut. Sie kolken an der einbiegenden Seite aus, versanden an der ausbiegenden, ihre Querschnitte sind daher ungleichm äßig; ein Teil des Wassers fließt rasch, der andere langsam,

*) H a n d b u ch der In gen ieu r-W issensch aften I I I , 3 .~ 1901.

Das F lußbett und die Korrektionsmittol im Unterlauf. 1 8 9 beides ist wieder Kraftvergeudung. Scharfe Krümmungen m üssen abgeschnitten oder stark begradigt werden. J e näher der H afen der Flutgrenze hegt, desto geringer ist die W assertiefe. A n der Flutgrenze selbst besteht ein schneller Ü ber­

gang zur geringen Tiefe des Oberlaufs. I s t die Gefahr vorhanden, daß die F lu t­

welle nicht mehr in genügender H öhe an der H afenstadt vorbeiläuft, dann müssen auch große Krüm m ungen durchschnitten werden, um den W eg zum Meer abzu­

kürzen. Der Flutw echsel an der S tad t wird dadurch vergrößert.

Kurze Krüm m ungen können durch Abgraben der vorspringenden und A us­

bauen der hohlen Seite verbessert werden. Der Ausbau der hohlen Seite darf natürlich nicht durch Buhnen, sondern durch Ziehen von Leitdämmen, die hinter­

füllt werden, geschehen. B ei großen Halbmessern sind Durchstiche das einzige Abhilfsm ittel, sie sind aber in Flüssen m it großem Fluttrichter der K osten wegen nur im oberen Flutgebiet anwendbar. Im unteren Flutgebiet bedingt ihre große Breite zu gewaltige Bodenbewegungen. Zu bedenken ist bei jedem Durchstich, ob man den alten Arm am oberen E nde nur schließen und im übrigen als Spül­

becken bestehen lassen w ill (Vermehrung der Flutm enge für die Strecke unter­

halb), oder ob m an ihn zuschütten darf (Verminderung der Flutm enge gegen die erste Annahme). D as Zuschütten wird gewöhnlich die Korrektion verbilligen, da oft Mangel an Ablageflächen für Boden besteht, das Offenlassen kann aber die Wirkung der Korrektion vergrößern.

S p a l t u n g e n . Sowohl Inseln als Sandbänke erzeugen Spaltungen. Sie ver­

größern die R eibungsfläche und vernichten noch mehr an lebendiger K raft aLs die Krümmungen. Sind die Arme zu beiden Seiten einer Insel verschieden lang, dann wird der kürzere schneller durchlaufen, dessen Flutwasser tritt dann von oben in den mehr gekrüm m ten Arm und vernichtet noch einen Teil der dortigen Flutwelle. Alle größeren Spaltungen sind zu beseitigen, sehr kleine Arme sind m eist unschädlich und tun dem größeren Arm wenig Abbruch. Man kann diese kleineren m eist ruhig unverändert beibehalten.

B ei der Sperrung von Strom spaltungen muß der Sperrdamm (Abb. 225) stets am oberen Ende des abzutrennenden Armes liegen, selbst wenn er dort teurer würde.

Der tote Arm w irkt dann als Spül­

becken günstig für das untere Flutgebiet. D ie Zuschüttung des ganzen Armes wird m anch­

mal der Kostenersparnis halber

ausgeführt und em pfiehlt sich i m _______ — oberen Teile des Armes bis zur """...

vollen Hochwasserhöhe, weil da- Abb. 225. Sperrdamm einer Stromspaltung.

durch der Sperrdamm gegen die

Wirkung des Überfalls besonders hoher Fluten gesichert wird. Sind zw ei Arme gleich breit, dann wird der längere abgetrennt; ist ein Arm wesentlich breiter, dann wird er ausgebaut, falls er nicht gerade bedeutend länger ist als der schmale. D ie Frage kann nur von Fall zu F all entschieden werden.

N otw endig ist es, die Sperrdämme gegen Unterspülung zu schützen, bei lockerem Untergrund also Sinkstücke zu legen. D ie Däm m e müssen so schnell wie möglich hochgeführt werden, dam it die Gefahrzeit für einen Durchbruch infolge Hochwassers verkürzt wird. D a der offenbleibende Arm doch verbreitert werden muß und dieses durch Baggern zu geschehen hat, wird diese A rbeit am besten gleichzeitig m it dem Dam m bau ausgeführt. Dadurch kann m an den fertigen Teil des Dam m es immer gleich m it dem Baggergut von beiden Seiten einschütten und so sichern.

A b w e c h s e l n d e V e r e n g u n g e n u n d E r w e i t e r u n g e n d e s B e t t e s . Diese treiben die Hochwasserlinie teils plötzlich in die H öhe, teils lassen sie sie abfallen. In beiden Fällen wird die günstigste Querschnittsform und die größte

1 9 0 M ünd un gen m it sta rk en G ezeiten.

Strom geschw indigkeit dadurch verhindert. D iese Verringerung der Geschwin­

digkeit bedingt wieder einen Verlust an lebendiger K raft. D ie Querschnitte m üssen ausgeglichen w erden, so daß sie unter Verkleinerung nach oben all­

m ählich in ihrer Querschnittsgröße ineinander übergehen. Vgl. Abb. 235 auf B a r r e n b i l d u n g . D ie B a r r e n bestehen aus Sandbänken, die den Fluß in ganzer Breite durchsetzen und ihre Lage wenig ändern. Außer in der Mündung finden sie sich oft strom auf an der oberen Grenze des Flutstrom s, weil dort regel­

mäßig ein Stau, aber keine darauffolgende verstärkte Spülwirkung, sondern nur die gewöhnliche Flußström ung eintritt. Hier wird man vor allen Dingen durch Baggerung helfen müssen. Als sicherstes M ittel für die B eseitigung der Mündungsbarren dient die Verstärkung des Flutstrom s und die Baggerung.

D ie Barren verhindern bei genügender Flutgröße nicht die Schiffahrt, lassen aber die tiefgehenden Schiffe nur bei höheren W asserständen hinüberfahren.

Dadurch werden die Dampfer oft gezwungen, fast eine Tide lang vor der Barre zu warten, falls sie erst nach H W . vor der Barre anlangten. E s kann auch allgemein dem Tiefgang der Schiffe für niedrige F luten zu früh ein Ziel gesetzt werden, so daß die W ettbewerbsfähigkeit m it anderen H äfen stark gem indert wird. B ei den Außenbarren sind B auten m eist nicht möglich, hier kann nur Baggerung helfen.

Gew, Hochwasser

D ie einzelnen Grundelemente des Flußbaues, wie Deckwerke, Leitdäm m e usw. werden auch bei der Verbesserung der Strommündungen verwendet. Nur die Gesichtspunkte, nach denen diese B auten angelegt werden, sind andere.

D ie Einfassung von N W .- und M W .-Bett darf über das seitliche H W .-B ett nicht hinausragen, da bei E bbe das seitlich stehende Flutw asser ohne Hinderung in das N W .-B ett ström en muß. Tatsächlich ist in gu t korrigierten Flüssen bei F lu t stets ein Strömen von der M itte nach der Seite, bei E bbe von der Seite nach der M itte zu bemerken. D ie niedrigen Leitdäm m e sind in Anlage und Unterhaltung billiger als solche, die das Niedrigwasser überragen. E in Beispiel dafür bietet Abb. 226, die einen L e i t d a m m fü r d a s N W .- B e t t d e r W e s e r darstellt. W esentlich stärker werden H W .- L e it d ä m m e ausgebildet. Abb. 227 zeigt einen solchen der Elbe unterhalb Ham burgs vor dem Park. Der Damm besteht aus einem Sandkern m it Kleiabdeckung, ist an der Strom seite durch Pflasterung, an der R ückseite durch Rasenabdeckung geschützt. D ie L eit­

dämm e werden zweckm äßig m it Baggergut hinterfüllt. Sie gehen in dem oberen F lutgebiet nach und nach in die üblichen höheren Parallelwerke über und sind dann als solche häufiger durch Querdämme an das Ufer anzuschließen.

D as H ochw asserbett bedarf keines so sorgfältigen Ausbaues. Es muß mög­

lichst w eit sein, ohne aber zu große Unregelm äßigkeiten zu zeigen. Diese sind, falls es w irtschaftlich möglich ist, durch Abgrabungen oder A nschüttungen an­

nähernd auszugleichen. E ine sehr genaue Abgleichung ist aber nicht nötig, weil

■ die Ström ung an den Rändern eines breiten B ettes gering ist. Oft wird Gelände S. 197!).

Abb. 220. Lcitdamm der Weser für Nicdcrwasser. Abb. 227. Hochwnsserleitdamm der Elbe.

Maßstab 1:3 0 0 .

x) D ie A bb ild u n gen sin d sehr lehrreich, w e il sie zeigen , w ie w eitgeh en d m an im Interesse der B illig k e it die a lten Q uersch nitte un verän d ert ließ.

B eisp iele fü r die K orrektion des U n terlau fes der T ideflüssc. 1 9 1 für das Aufspülen von Boden erwünscht sein. Durch diese Aufspülungen kann man wertvolles Land gew innen und zugleich das H W .-B ett gleichmäßiger machen.

B ei allem ist auf eine m öglichst geringe R auhigkeit des B ettes größtes Gewicht zu legen. D ie R auhigkeit des B ettes kann eine natürliche (vor­

springende Reisen, K lippen am Grund) oder eine durch mangelndes Ver­

ständnis künstlich geschaffene sein (Buhneneinbauten). Ihr kraftverzehrender Einfluß zeigt sich vor allem im Zusammenhang m it den vorhergehenden Punkten dann, wenn das Wasser unregelmäßig zu plötzlich schnellerem Lauf gezwungen wird. Besonders die Anlage vieler Buhnen im Flutgebiet ist schäd­

lich. Sie verm ögen eine sonst genügende Flutw elle nach kurzer Zeit zu ver­

nichten und erreichen stets das Gegenteil des Erstrebten. D ie Anlage von einzelnen Buhnen wird dagegen m eist keinen großen Einfluß auf die Flutw asser­

menge haben, sie kann aber örtlich von großem N utzen sein.

In viel höherem Maß als die obere Strecke bedarf das Flutgcbiet während und nach der Korrektion der Baggerungen. Im wesentlichen ist die Baggerung in folgenden Fällen erforderlich:

1. W ä h r e n d d e r A u s f ü h r u n g , wenn die Ström ung nach Anlage der Regulierungswerke den Boden nicht von selbst lösen kann, und um die Wirkung der Regulierung zu beschleunigen. E s kann z. B. eine starke Sandbank der F lut den W eg sperren. Wird diese Bank schnell fortgebaggert, dann wirkt die F lu t bereits während der Regulierung weiter oberhalb sandabführend.

2. N a c h d e r A u s f ü h r u n g , sowohl an der Grenze des Flutgebiets als auch in seinem m ittleren Teile. D ie Grenze des Flutgebietes unterliegt leicht der Ver­

sandung. Ist hier noch die tiefe R inne erforderlich, dann kann sie dauernd nur durch Baggerung freigehalten werden. D ie Stromkraft reicht hier allein nicht aus. Im m ittleren Flutgebiet können Ablagerungen durch besonders hohe Oberwasser oder Sturm fluten erzeugt werden. Diese würden nach E in tritt der normalen Verhältnisse von selbst verschwinden, brauchen hierzu aber viel Zeit.

Ein reger Schiffahrtsbetrieb kann eine längere Störung nicht ertragen, in seinem Interesse ist die schnelle Beseitigung der Sandbänke durch Baggern erfor­

derlich. D ie Anschaffung eines genügendes Parkes von Baggern, Prähmen und Spülern ist gleich bei dem Entwurf der Korrektion m it vorzusehen, besonders die Verwendung von Dam pfprähm en ist sehr zu empfehlen, weil sie die Transport­

kosten des Baggerguts besonders verringern.

V e r k e h r s t e c h n i s c h ist folgende R egel bestimmend für die K orrektion:

Die von See bei H W . -einfahrenden Schiffe reiten den Fluß gleichsam auf dem Scheitel der H W .-W elle ab, wobei sie bei genügender Tiefe annähernd m it der Geschwindigkeit des W ellenscheitels fahren. D ie zur See auslaufenden Schiffe fahren gegen die W elle an und haben die schlechteren Fahrverhältnisse. D ie Korrektion ist so auszuführen, daß die ausfahrenden Schiffe m ö g l i c h s t in einer Tide das tiefe W asser erreichen, vgl. die Weserkorrektion S. 203.