Jan Pryszmont
Bischof Feofan der Klauser : ein
russisch-orthodoxen Moraltheeologie
(1815-1894) : Leben und Schaffen
Collectanea Theologica 48/Fasciculus specialis, 211-229
JA N PRYSZM ONT, W A R S Z A W A
BISCHOF FEO FA N DER KLAUSNER
EIN RUSSISCH-ORTHODOXER M ORALTHEOLOGE (1815— 1894) L eben u n d Schaffen
M an h a t fast h u n d e rt J a h re g eb rau ch t, um d ie R ich tig k eit v iele r A u ssa g e n d es g ro ssen ru ssisc h e n D enkers, V. S. S o l o v 'e v, ü b e r d ie V e re in ig u n g d er C h risten v o ll u n d ganz zu w ü rd ig en . A ls M o tto seines L ebens w ä h lte S o l o v 'e v die D evise: C a e te iu m censeo:
Ρτim u m et ante om nia E cclesiae u n ita s instauranda est; ign is ίο - v e n d u s in grem io spo nsae C hristi.1 Er s te llte fest, d ass es e in e b e
so n d ers sch w ere S ün d e des zur V e re in ig u n g d e r M en sch h eit b e ru fe n e n C h risten tu m s sei, d ie E inh eit z e rsch lag en zu h a b en u nd d ass d ie w ic h tig ste A u fg ab e d a rin b este h e , je n e E in heit w ie d e rh e rz u ste lle n .2 Seit der Z eit S o l o v ' e v s h a t sich n ich t w e n ig zum B esseren g ew en d et. D ie A b n eig u n g g e g e n ü b er d en g e tre n n te n ö stlich e n B rüdern h a t sich n ic h t n u r e rh e b lic h v e rrin g ert, so n d ern a u ch das In te re sse an ih re n g e istig e n S ch ätzen w ä c h st ständig. Im R ahm en d iese s seit D u tzen d en v o n J a h re n a n h a lte n d e n Prozesses w e rd e n ste ts n e u e ,.E n td e ck u n g e n '’ gem acht. So e rw e ck te n z.B. in d en zw anziger J a h re n d ie Id e e n S i m e o n s d es N e u e n T h eolo gen im W e ste n w a c h e s In te resse . G eg e n w ä rtig ist die L ehre d es hl. G regor P a 1 a m a s w e ite rh in G e g en stan d leb h a fte r U n te rsu chungen. D arüb er h in a u s gibt es b estim m te B ereiche des ch ristlic h e n Lebens d e s O stens, d ie d e n W e ste n u n v e rä n d e rt faszinieren w ie z.B. sein e S p iritu alitä t. A u f diesem G eb iet w ird in le tz te r Zeit dem o stc h ristlic h en G ebet g ro sse A u fm erk sam k eit gew idm et, d e sse n P ra k tik e n u n d M eth o d en sich d u rch sp ezifisch e M erk m ale a u s zeichnen.
Es gibt jed o c h au ch a n d e re B ereiche, die d e r W e ste n in grösserem M asse für sich n u tze n k ö n n te. D azu g e h ö rt au ch die ru ssisch -o rth o d o x e M o ralth eo lo g ie.3 Z w ar ist d iese D isziplin im V e rg le ich zu a n
1 V. S. S o l o v ' e v, Pis’ma, Bd. 2, S. P e te rb u rg 1909, 118.
2 V gl. V. S. S o l o v ' e v , V e li k ij sp o r i chrisłianskaja politika, Sobranie
socinenij, Bd. 4, S. P e te rb u rg 2 1911— 1914, 63, 107.
3 V gl. J. P r y s z m o n t , A n s ä tz e moraltheolo gischen D enkens in der ru ssi
schen O rth odoxie und die Erneuerung der kath olis chen Mor altheologie, O stk irc h li
ch e S tu d ien 17(1978) 25— 36.
212 JA N PRYSZMONT
d e re n Z w eigen d e r T h eo lo g ie in R u sslan d v e rh ä ltn ism ä ssig sc h w ä c h er en tw ick elt, d e n n o c h ist sie e in e r n ä h e re n U n te rsu c h u n g w ert. Sie verm ied in ziem lichem M asse die F e h ler d er k a th o lisc h e n Mo- ra lth e o lo g ie d es 17. u n d 18. Jh . u n d b e w a h rte in h ö h e re m G rade als d er K atholizism us d ie V e rb u n d e n h eit m it d en Q u ellen d e r ch rist lich en L ehre — d e r hl. Schrift und d en K irch e n v ä te rn . D ie T heologie d es O ste n s z e ich n et sich d u rc h grosse T reue g e g e n ü b er d e r frü h e s te n 'ch ristlich en T rad itio n u n d d e r p atrio tisch en L ehre aus. O bw o hl m an m an c h e n W e rk e n d e r ru ssisch e n M o ralth eo lo g ie eine gew isse P rim itiv itä t o d e r so g ar A rchäo lo gism u s oder eine zu schul* m ässig e F assu n g v o rw e rfe n k ö n n te, e n th ä lt sie v iele w e rtv o lle D in ge
U n te r d en ru ssisch e n M o ra lth e o lo g en k a n n m an W e rk e antreffen, d ie n ic h t n u r n ic h t d u rch sch n ittlich , son d ern sogar h erv o rrag e n d sind. Zu le tz te n ist v o r allem d a s Schaffen Bischof F e o f a n s d es K lau sn ers zu rech n en . D ieser T h eo lo g e v e rd ie n t es w e g e n d er O rig in a litä t se in e r Idee, d e r S e lb stä n d ig k e it d e r K onzeption sow ie w e g e n sein es u m fassen d en S ch rifttum s u n d sein es g ro ssen Ein flusses sow ohl auf die ru ssisch -o rth o d o x e n T h eo lo g en als a u c h auf b re ite M assen d er G läu b ig en in E rin n eru n g g eb ra c h t zu w erden. S. T y s z k i e w i c z , H isto rik er d e r ru ssisch e n M o raltheologie, n e n n t ih n o hne Z ögern d e n h e rv o rra g e n d ste n ru ssisch e n M o ra lth e o lo g en d e s 19. J h .4
In v o rlie g en d e m A rtik e l b e h a n d eln w ir zu e rst sein Leben und se in e w issen sc h a ftlic h e Bildung u n d d an n sein sch riftste lle risc h e s Schäften, d as w ir am S chluss m it d e r ru ssisch -o rth o d o x e n M o ral le h re zu v e rg le ic h e n suchen.
1. L eben un d w issen sch aftlich e Bildung Bischof Feofans B ischof F e о f a n in d e r th eo lo g isc h e n L ite ratu r als „d er Klaus-: n e r" b e k a n n t — in d e r W e lt als G eorgij V a sil'e v ic G o v o r o v , w u rd e am 10.1. (des G re g o rian isch en K alenders) 1815 im Dorf Cer- n a v s k d es G o u v e rn e m e n ts O re l geboren, w o sein V a te r P farrer w a r.5 1823 kam er im S tä d tc h e n Liven' zur Schule, ab 1829 b e su c h te e r das G eistlich e Sem inar in O rel. N ach B eendigung des Sem inars (1937) w u rd e e r zu w e ite re n S tu d ien an d ie K iev er G e istlic h e A
ka-4 S. T y s z k i e w i c z , M oraliste s d e Russie, R om e 1951, HO, 200.
5 Bei d e r B e a rb e itu n g des b io g ra p h isc h e n A b risse s des B ischofs F e o f à n w u rd e v o r a llem auf fo lg e n d e B io g rap h ien z u rü ck g eg riffen : I. K o r s u n s k i j ,
P r e o s v j a s c e n n y j ep is k o p Feoian, b y v s y j V la dim irskij i Suzdalskij, Biogra lic eskij ocerk , M o sk v a 1895: P re o sv ja sö e n n y j Feoian Z atv orn ik V y s e n s kij, M o sk v a 1895:
M. A. K r u t i k o v , S v ja t it e l Feoian Z atvo rn ik i p o d v iz n ik V y s e n s k o j pu styni, M o sk v a 1895: P. A. S m i r n o v , Zizn' i uëenie P reo svja sëen n o g o Feoiana V y s e n -
sk o g o Z atv ornika, S a c k 1905; M. I. C h i t r o v, P re o s v j a s c e n n y j Feoian Z atv orn ik V y s e n s k i j, M o sk v a 2 1905.
dem ie g eschick t. A m 15.2.1841 le g te er d ie M ö n ch sg elü b d e ab und nahm d en N am en F e o f a n an, am 1.7. em pfing er die P rie ste r w eihe.
Im selb en J a h r ü b e rn a h m er' d ie F u n k tio n d es R ek tors d er K iever S ophienk irch en -S ch ule, die er bis D ezem ber 1842 au sü bte, als er zum In sp e k to r u nd P ro fesso r für P h ilo so p h ie im G eistlich en Se m inar in N o v g ro d e rn a n n t w u rd e. D ort w e ilte er bis 1844, d an n w u rd e er D ozent am L eh rstu h l für M oral- u n d P a sto ra lth e o lo g ie an d e r G eistlich en A k adem ie in P e tersb u rg u n d ü b te die F u n k tio n des ste llv e rtre te n d e n In sp e k to rs aus. 1847 w u rd e er zum M itglied d er o rth o d o x en M ission ern an n t, d ie sich n a c h Je ru sa le m begab, w o er bis 1855 w eilte. D ie R ü ck reise n u tz te er dazu, S eh en sw ü rd ig k eiten in Italien u n d D eu tsch lan d zu b esuchen.
N ach sein er R ü ck k eh r n ach R ussland e rh ie lt F e o f a n die B erufung zum D ozen ten fü r K irch en rech t an d er P etersb u rg e r G eist lic h e n A kadem ie. Im selb en J a h r w u rd e er A rch im an d rit u n d d an n R ek to r des G eistlich en Sem inars in O loneck. Im J a h re 1856 w u rd e er zum R ek to r d e r K ap elle an d er ru ssisch e n B otschaft in K o n stan tin o p e l u nd 1857 zum R ekto r d e r G eistlich en A k ad em ie in P e te rs b u rg ern an n t. 1859 ü b ern ah m er d a s B ischofsam t in T am bov (W eihe am 1.6.). N ach dem er sich v ier J a h re lan g sorgsam d e r V e rw a ltu n g d es Bistum s g ew id m et h a tte , w u rd e er n a c h der D iözese V lad im ir v ersetzt, w o er sein A m t bis 1866 au sü b te. D ann e n tsa g te er diesem A m t u nd b eg ab sich in die K lause beim K lo ster V y sa im Bistum Tam bov.
1872 fasste B ischof F e o f a n den E ntschluss, sich völlig z u rü c k z u z ie h e n . Zu diesem Z w eck b rach er fast a lle p ersö n lic h e n K o n ta k te ab, a u sse r der K orrespondenz. Seitdem w id m ete er sich au ssch liesslich dem G eb et und d er sc h riftste lle risc h e n A rbeit. In A n e rk e n n u n g sein es B eitrages zur th eo lo g isc h e n W issen sch aft v e rlie h ihm die P etersb u rg e r G eistlich e A k ad em ie 1890 für sein W e rk d en G rad ein es D ok to rs d e r T h eo lo g ie (sehr se lte n v erlieh en ; schon d er G rad e in e s M a g isters b e re c h tig te d azu sogar, den T itel eines o rd en tlic h e n P ro fesso rs zu erlang en ), und alle v ier G eistlich en A k ad em ien w ä h lte n ihn zum E hrenm itglied. Er starb am 6. 1. 1894. im Rufe d e r H eiligkeit.
W ä h re n d sein es S tudium s erw arb F e o f a n ein e g rü n d lich e th e o lo g isc h e A u sb ild u n g u nd e in e g u te w issen sc h a ftlic h e V o r b e re itu n g . Er w a r ein ü b e rd u rc h sch n ittlic h b e g a b te r und ä u sserst arb e itsa m e r M ensch. D iese p e rsö n lic h e n E igenschaften, die d u rch d ie M üh e g u ter L ehrer e n tw ic k e lt w urd en , e n tsc h ied e n üb er sein e Liebe zum S tudium u n d d e sse n stä n d ig e r V ertiefu ng . B esonders n a c h h altig b e e in flu sste ih n sein Studium an d e r K iev er G eistlich en A kadem ie, d ie zu je n e r Z eit ein h o h es N iv e a u aufw ies. U nter d en M enschen, d ie ein e d a u e rh a fte S pur in d e r P e rsö n lich k eit F e o - f a n s h in terliessen , ist in sb e so n d e re d e r dam alig e R ekto r der
Kie-214 JA N PRYSZMONT
v e r A kad em ie Bischof I n n o k e n t i j ( B o r i s o v ) zu erw äh nen , ein w u n d e rb a re r M en sch so w ie ein h e rv o rra g e n d e r W isse n sch a ftle r u n d S c h riftste ller — e in M o ra lth e o lo g e u n d b e rü h m te r Prediger, d e r s p ä te re Bischof v on C herson, d e r d u rch sein e P e rsö n lich k e it d ie g e sam te A k ad em ie b eein flu sste. V iel v e rd a n k te er au ch dem A rchi- m an d rit D i m i t r i j, In sp e k to r d e r K iev er A kadem ie, d er die S tu d e n te n als Professor für D og m atik m it sein en V o rlesu n g e n b e g e i ste rte . V on d e r P e rsö n lich k e it D i m i t r i j s k a n n d ie T a tsa c h e zeu gen, d a ss er sp äter als Bischof v o n Tula, als e r n a c h O d essa v e rse tz t w urde, k e in G eld für d en U m zug h a tte , w e il e r alles, w a s e r besass, an d ie A rm en v e rte ilte . A ls m an G eld für d iesen Z w eck gesam m elt h a tte , h a t e r es w ie d e r a u sg eg eb en , u n d m an m u sste d e sh alb eine z w e ite S am m lung d u rch fü h ren . Er w a r s p ä te r B ischof v o n C herson. F e о f a n v erb lieb a u c h u n te r dem Einfluss des V erfassers des e rste n L eh rbuch s d er H o m iletik in ru ssisc h e r S prache, dem L aien-Professor d iese s Fachs, J.K. A m f i t e a t r o v , d e r für ihn S y m p ath ie und F re u n d sc h a ft em pfand u n d d ie e rste n w issen sc h a ftlic h e n S c h ritte des ju n g en T h eo lo g en ü b erw ach te.
G rosse B ed eu tung für d ie w issen sc h a ftlic h e Bildung F e о f a n s h a tte sein A u fe n th a lt im A usland, d.h. in Je ru sa le m un d K o n sta n ti nopel; in sb e so n d e re d e r sie b e n jä h rig e A u fe n th a lt in Je ru sa le m sp ie lte in seinem Leben ein e b e d e u te n d e Rolle. Er erm ö g lich te es ihm, d ie m o d ern en S p rach en k e n n e n z u le rn e n (in sbeson dere fran zö sisch), se in e G riechisch- u n d H e b rä isc h k e n n tn isse zu v e rtiefe n u n d sich das N e u g rie c h isc h e u n d A ra b isc h e an zu eig nen . D ieser A u fe n t h a lt g e s ta tte te es F e o f a n auch, en g er m it dem K atholizism us, P ro te stan tism u s un d d en ö stlich e n K on fession en (z.B. d e n A rm eniern) in B erühru n g zu kom m en u n d die L ehre a n d e re r c h ristlich er G em ein schaften, ih re L iturgie u n d ih r k irc h lic h e s Leben n ä h e r k e n n e n z u le r n en. In je n e n J a h re n h a tte F e о f a n d ie M öglichkeit, zah lreich e K o n ta k te an zu k n ü p fen und D ialoge zu fü h ren u nd m anch m al an e in e r g em ein sam en k a rita tiv e n A k tio n teilzu n ehm en . V or allem je doch w a r d as ein Z eitrau m in te n siv e n S tudium s d e r hl. Schrift, die ste ts F e o f a n s L ieblinsgfach d a rste llte , sow ohl im Sem inar als a u ch an d e r A kadem ie. Es b e re ite te ihm a u ch V erg nü gen , die S chrif te n d e r V ä te r zu lesen, w obei er n ic h t n u r n a c h g e d ru c k te n S chriften griff, so n d ern a u ch n a c h H a n d sc h rifte n in d e n B ibliotheken a lte r k le in e W e rk e a lte r a sk e tisc h e r S ch riftsteller.
U n ter B erü ck sich tigun g se in e r w issen sc h a ftlic h e n K o n ta k te und sein es F leisses k a n n m an o h n e w e ite re s sagen, d a ss e r e in e w issen sch aftlich e Bildung erw arb, w ie kau m e in e r se in e r Z eitg eno ssen. Es ist also n ic h t v e rw u n d e rlic h , d a ss er als e in e r d e r g e b ild e te ste n u n d g e le h rte s te n M än n er se in e r Z eit in R u sslan d galt.
B esonders d ie B ibliothek, d ie F e о f an b esass, k a n n ihn als M ann d e r W isse n sch a ft au sw eisen . In sein er K lo ste rk la u se v e rfü g te er w o h l üb er e in e der g rö sste n d am alig en p riv a te n B iblio thek en in
R ussland. B ew eis für d ie R eich w eite se in e r In te re sse n ist n ic h t n u r d ie rie sig e A n zah l d e r B ände in d ieser B ibliothek, so n d e rn auch ih re in h altlich e V ielfalt. In sein en S am m lungen b efand sich n ich t n u r die 29 b än d ig e G esch ich te R u sslan ds v o n S. S о 1 ο v' e v, son d e rn a u c h d ie W e ltg e sc h ic h te v o n S c h l o s s e r , W e rk e v on H e g e l , F i c h t e u nd J a c o b i . Es ü b erw o g en n a tü rlic h th e o lo gische W erk e, also fast alle th eo lo g isc h e n Z eitschriften, v e rsc h ie d e n e A u sg ab en u n d Ü b ersetzu n g en d e r hl. S chrift u n d v e rsc h ied e n e K om m entare zur hl. Schrift, d ie S ch riften d e r K irch en v äter, d a ru n te r auch in e in e r m o n u m en talen A u sg a b e v o n M igne, u n d v iele a n d e re W e rk e in fran zö sisch er, d e u tsc h e r u n d en g lisc h er S prache. Es sei hinzugefügt, d as F e o f a n a u sse ro rd e n tlic h b e sch e id en w a r und sein e p e rsö n lic h e n B edürfnisse auf ein M inim um b e sch rän k te, w ä h re n d er e rh e b lic h e Sum m en für B ücher ausgab.
F e о f a n b e sch ä ftig te sich v o rn eh m lic h m it P a tristik u n d den alte n a sk e tisc h e n S ch riftstellern . Das w a r en g v e rb u n d e n m it seiner A ch tu n g für d ie b o d e n stä n d ig e ru ssisch -o rth o d o x e T radition. Sie v erfo lg te die Linie, die v o n so lch en M e istern des ch ristlic h e n Lebens v e rtre te n w urde, w ie d er hl. N i l v o n Sora, d e r hl. D i m i t r i j vo n R ostov u n d d e r hl. T i c h o n v o n Zadonsk. In sb e so n d e re Letz te re r ü b te ein e n g e w a ltig en E influsss auf das Leben un d Schaffen F e о f a n s aus.
S eit frü h e ste r K in d h eit v e re h rte F e о f a n d e n hl. T i с h о n, d en er sich zum V orbild w äh lte. B ereits d am als p ilg e rte F e о f a n an das G rab des hl. T i c h o n ( F e o f a n s H eim atdo rf C ern av sk lag n ich t allzu w eit v o n Z ad o n sk en tfern t), u n d d ie V e re h ru n g für ih n b e w a h rte er sein ganzes Leben lang. D ie B iographen h eb en diese V e rb u n d e n h eit b e re its in d er Sem inarzeit h erv o r, er selbst h in g eg en b e sch re ib t leb h a ft sein e F reu de, als er 1865 als Bischof an d er Ö ffnung der R eliq u ien des H eilig en teiln ah m . F e o f a n ist V e r fasser des L eb enslaufs des hl. T i с h o n in d e n „T am bover Diöze- sa n n a c h ric h te n " . Er m alte a u c h e ig e n h ä n d ig sein Bild u n d b e w a h rte es in sein er K lause auf.6 Er e ife rte dem hl. T i с h ο n in seinem ganzen Leben nach . G en au w ie je n e r lie b te er d a s ein sam e Leben, tra t ins K loster ein, m a c h te K a rrie re auf w issen sch aftlich em G ebiet, w a r ein eifriger H irte im B ischofsam t, sch liesslich v e rz ic h te te er jed o ch auf d iese s A m t u n d sch loss sich in d e r K lause ein. Er w a r ein h e r v o rra g e n d e r P red ig er u nd S ch riftsteller, d er sich einem äh n lich en Them a w id m ete w ie T i с h о n, d.h. d e r A sk e tik u n d M oral. Beide w e rd e n a u ch zu d en h e rv o rra g e n d ste n ru ssisc h e n M y stik e rn gezählt. Ihre W e rk e w u rd en v o n d e r ru ssisch e n B ev ö lkeru n g u n w a h rsch e in lich v iel g e le se n . A uch, w en n es sich um th eo lo g isc h e A n sich ten handelt, h e rrsc h t zw ischen b eid e n w e itg e h e n d e Ü bereinstim m ung.
6 M an ch m al w id m ete sich B ischof F e о f a n au ch d e r M a le re i u n d b an d se lb st B ü ch er ein. A u sse rd e m h a tte e r e in e D reh b an k .
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Bischof F e о f a n w a r n ic h t n u r T h eo lo g e und T h e o retik e r des g e istlic h en Lebens, er fü h rte a u c h selb st ein a u sg e p rä g te s g eistlich es Leben. Seine M o ralth eo lo g ie ist n ic h t n u r d as E rgebnis v o n S tu dien und Ü berlegungen, so n d ern auch, v ielle ic h t v o r allem , e ig e n e r A rbeit an sich selbst, g ro sseh Eifers, g rö sse r H a rtn ä c k ig k e it, stre n g e r A s k e s e u n d d es tiefen, dem G ebet g e w e ih te n Lebens. F e о f a n re a li sie rte sein g anzes Leben h in d u rc h das, w as er in sein en Schriften un d P red ig ten leh rte. A n a c h o ret aus Ü berzeugung, v e rw irk lic h te er 28 J a h re lan g das Id eal des ö stlich e n M önchs, d e r sich d u rch eine h e ld e n h a fte A n stre n g u n g (russ. p odvig), darum bem üht, sein H erz v ollkom m en zu rein ig en u nd die L eid en sch aften zu däm pfen, um d u rch im m er v o llstä n d ig e re V e rg e istig u n g G ott n ä h e r zu kom m en.
Es k ö n n te d e n A n sch ein h ab en, d ass F e о f a n infolge seiner Liebe zur E insam keit und W issen sch aft in sein er K lo ste rk la u se vom Leben a b g e sc h n itte n w ar. T atsäch lich jed o c h w a r ihm das z e itg e n ö ssisc h e Leben m it sein en P rob lem en nah, u n d er k a n n te es gut. A ls Bischof stan d er d en B edürfnissen sein er D iözesanen au fg esch lossen g egenüber, er tru g Sorge um das in te lle k tu e lle und m o ralisch e N i v e a u des K lerus.7 Er w ar a u ch g u t m it S tröm u n g en v e rtra u t, d ie die B ev ö lk erun g sein er Z eit b esch äftig ten . Er h a tte in sein er B ibliothek W e rk e d er M aterialisten , die in je n e r Z eit g elesen w u rd e n und k a n n te sie. Er b ek äm p fte die A n h ä n g e r d er S ekten, d ie dam als v o ller F an atism u s w irk ten . Er b e m e rk te d e n n e g a tiv e n Einfluss d e r A n sich ten v o n Lev T o ł s t o j u n d s te lle sich ih n en m it aller K raft e n tg eg en . Er w a r sich der N ö te u n d S ch w ie rig k e ite n d er orth o d o x en K irche in R ussland b ew u sst, e r n ah m den m an g eln d en Eifer u n te r dem K lerus, d ie N o tw e n d ig k e it e in e r Reform d e r litu rg isch e n B ücher u nd d e re n A n p a ssu n g an d ie B edürfnisse d es z eitg en ö ssisch en Le ben s sow ie d ie U n z u lä n g lich k e ite n d er hl. S y n o d e w a h r (die M issv e r stä n d n isse m it ihr w aren e in e r d er G rü n d e dafür, d ass er sich in d ie K lau se b eg ab ).8
2. Das Schaffen Bischof Feofans
Das S chaffen Bischof F e o f a n s ist sehr um fangreich. Er schrieb schon als ju n g e r Professor, gab P red ig ten heraus, a u ch jene, die er als H irte b eid er D iözesen h ielt. In seinem sc h rifstellerisch en Leben ist b e so n d ers d ie Zeit, die er in d e r E insam keit v erb ra c h te , ein Z eitraum um fassen d en Schaffens.
Das sc h riftste lle risc h e W e rk F e o f a n s lä sst sich in d rei G ru p p e n ein teilen . Zur ersten, die u n s h ier vo r allem in teressiert, 7 V gl. A. K l u c a r e v , P ie o s v ja S c e n n y j FeoSan Z a tv o r n ik i ego p a s ty is k a ja d e ja te l'n o st', P ra v o s la v n y j Sobesedm ik 1901, T eil 1, 498—522, 571—595.
8 V gl. I. K o r s u n s k i j , S m ysl żizni i d e ja te l'n o s ti p reo s. F e o f a n a (G o v o r o v a ) , B o g o slo v sk ij V e s ta ik 4(1895), Bd. I, 101; P. A. S m i r n o v , a.a.O., 84.
g eh ö ren W e rk e a sk e tisc h e n u n d m o ra lth e o lo g isc h en Inh alts. Die zw eite bild en K om m entare zur hl. Schrift. Die d ritte G ru p pe sch liesslich sind Ü b ersetzu n gen d er K irc h e n v ä te r und der M eister d es g eistlich en Lebens.
A us d er a sk e tisc h e n u n d m o ralisch en L iteratu r b esitzen folg en d e W e rk e b e so n d ere B edeutung: A b riss der ch ristlich en M oral9 und
Der W e g zu m H eil.10 Sie e n th a lte n ein e sy ste m atisc h e D arstellu n g
der S itten leh re. Sie stam m en aus d e r frü h en S chaffenszeit des Bi schofs, n o ch aus d en J a h re n 1846-47, u n d b ild e te n die G ru n d lag e für sein e V o rlesu n g en an d er P etersb u rg er A kadem ie. U rsp rüng lich w u r d en sie in Form v o n Briefen u n te r dem T itel B riefe über das christli
che L eb en 11 v erö ffen tlich t. N e u ü b e ra rb e ite t u n d erg än zt ersch ien en
sie als zw ei g e tre n n te Bücher. D iese b eid en W erk e, d a rü b e r sind sich alle B iographen und F o rsch er d es Erbes v o n Bischof F e о f a n einig, e n th a lte n ein e g ru n d sä tz lich e D a rste llu n g se in e r th eo lo g isc h e n L ehre im B ereich d er M o ral und des g e istlic h en Lebens.
Für U n te rsu c h u n g e n d er S itte n le h re F e о f a n s h a t der A b riss
der ch ristlich en M oral g ru n d le g e n d e B edeutung. M an k a n n ihm zw ar
ein e sk izzen h afte B ehandlung g ew isser P roblem e u n d ein e n ich t sehr ü b e rsic h tlic h e G lied eru n g vorw erfen, d as ä n d e rt jed o c h n ich ts an der T atsache, d ass d arin die H au p tid e e n F e o f a n s zum A u sd ru c k kom m en. D ieses W e rk ist eh er d er allg em ein en M oral (Fundam en- talm oral) gew idm et. Es b e h a n d elt die G ru n d lag en d es ch ristlich en Lebens, die E ig en sch aften sow ie die S tru k tu r des sittlich e n H an d eln s ein es C hristen. G eg en stan d der E rö rteru n g en im zw eiten Teil sind ein zeln e F rag en d e r T h eorie des sittlich e n Lebens. Im e rste n K apitel sp rich t der V erfasser vom G lauben u n d vom Leben au s dem G lauben, w obei er dem Leben in d er K irch en g em ein sch aft das H a u p ta u g e n m erk w idm et. Das zw eite K apitel b efasst sich m it d en P flich ten im B ereich des F am ilienlebens, des k irch lich en und sta a tlich e n Lebens.
Der W e g zu m H eil ist d as W e rk F e o f a n s , das sein e A uffas
sung vom ch ristlic h e n Leben am d e u tlic h ste n zeigt. D ieses W e rk b ild e t das F u n d am en t aller S chriften des V erfassers u nd ist d er A u s d ru ck sein es eig en en W e g es.12 N ach d en W o rte n F e o f a n s selbst b e fin d e t sich im W e g zu m H eil alles, w a s er bish er g esch rieb en hat, alles, w om it er sich g eg e n w ä rtig b e sch ä ftig t u n d alles, w as er noch sch reib en w ird. A ls d e r V erfasser sein W e rk am Ende sein es Lebens d urchsah, s te llte er fest, d ass es voll u n d ganz seinen A n sich ten
0 N a certa nie christiansk ogo nra voucen ija , M oskva 1891.
10 Put' ko spaseniju. K ratkij о cerk asketik i. S. Peterburg 1868— 1869.
11 Pis’ ma o ch ristianskoj żizni w 4-ch ćastjach e p is k o p a Feoiana. Pribavlenija M oskva 1858— 1860.
12 V gl. I. K o r s u n s k i j , Preos. ep. Feoian, a.a.O., 251; N. A r c h a n g e l s k i j, Zadaća, soderzanie i plan s i s te m y praw oslavn och ris tian skogo nravoucenija, S im birsk 1894, 36.
218 JA N PRYSZMONT
e n tsp rä ch e .13 Er em pfahl es a u c h als L eitfaden d es ch ristlich en Le bens. D ieses Buch, das d ie P ro b lem e d e s ch ristlich en L ebens v o n der p ra k tisc h e n S eite h e r b eh an d elt, also d ie R ealisieru n g d e r ch rist lic h e n Id ea le selbst, b ra c h te F e о f a n d ie g rö sste P o p u larität. Es w u rd e in v iele n A u flag en h era u sg e g e b en , u n d S. T y s z k i e w i c z b e m ü h te sich 1962 in B rüssel um sein e R éédition (in O ffset) als e in e r P ublik atio n , d ie für d as G e d a n k e n g u t des ru ssisch e n M o ral th eo lo g e n b e so n d ers c h a ra k te ristic h ist.
U n ter d e n an d e re n W e rk e n F e o f a n s sind die Briefe über das
g e istlic h e L eb en 14 an e rs te r S telle zu n e n n e n . D en G rund dafür, d ass
F e о f a n sie n ied e rsch rie b , lie ferte d ie V erö ffen tlich u n g d e r Briefe d e s G rafen S p e r a n s k i j (1772-1839) im J a h re 1870, d e s V e rk ü n d ers des „w ahren, in n erlic h e n " C h riste n tu m s im G eg en satz zum k irc h lic h e n C hristen tum . In diesem W e rk skizziert d e r o rth o d o x e Bischof die H a u p te ta p p e n des g e istlic h en Lebens, es b ild e t so zusagen e in e Z usam m enfassung sein er L ehre vom W e g zu m H eil.
Eine w ic h tig e P o sitio n ste llte d as Buch dar W a s ist das g eistlich e
Leben u nd w ie so ll m an sich darauf e in s te lle n 15 das an ein en k o n k re
te n A d re ssa te n („ein g ew isses ju n g e s F räu lein ") g e ric h te te Briefe e n th ie lt u n d sich m it d e sse n k o n k re te n P roblem en befasste. D ieser e in g ä n g lic h e und ü b e rz e u g e n d e V o rtra g d e r L ehre des ch ristlich en L ebens ist, n a c h M ein u n g F e o f a n s , b e so n d ers für d en ju g e n d li
ch en L eser g eeig n et.
W e rtv o ll sind au ch die B riefe an v e rsc h ied e n e Personen über
v e rsc h ied e n e G eg en stä nd e d es G laubens u n d d e s Lebens.15 Bischof
F e о f a n b e rü h rt d a rin g ru n d le g e n d e P roblem e d e s ch ristlich en Lebens: die F ra g e d es Z iels d es M en sch en als W esen , das auf den U m gang m it G ott e in g e ste llt ist; d as Problem , auf d en W eg des H eils z u rü c k z u k e h re n u n d d en Eifer bei der V e rw irk lich u n g dieses W e g s sow ie d ie F orm en d e s Z usam m enw irk ens des M en sch en m it d e r G nade, B eso n dere B each tu n g v e rd ie n e n die in d iese r Sam m lung e n th a lte n e n Briefe an ein e g e w isse Person in P etersburg, da dort ein
neu er Lehrer d es G laubens a u fg eta u ch t ist17 — sieben an d er Zahl.
Z u erst in d e r Z eitsch rift „D uśep olezn o e cten ie" v e rö ffen tlic h t u n d g egen P a ś к о v, ein en A n h ä n g e r Lord R e d s t o c k s , g erichtet, g e h ö re n sie zu d e n b e s te n S chriften, d ie d er F eder F e o f a n s e n t stam m en. Sie sind ein w a h re s M eisterw erk , in dem m an die T iefe d e r G edanken, d ie P räzision d e r F orm u lierung en, die T reffsicherheit d e r A rg u m en te b e w u n d e rn k an n . Sie h a b e n v o r allem d o g m atisch en
13 P is'm o. D u śep o lezn o e C ten ie, M o sk v a 1894. 14 P is'т а о d u c h o v n o j iiz n i. M o sk v a 1872.
ls C to to e s t' d u c h o v n a ja żiz n ' i к а к na n e e n a s tio it'sja, M o sk v a 1878. 16 P is’m a к r a ź n y m lica m o r a ź n y c h p re d m e ta c h v e ry i iiz n i, M o sk v a 1882. 17 Pis'm a к o d n o m u licu w S a n k tp e te rb u rg e po p o v o d u p o ja v le n ija n o v o g o ucitel'a v e r y .
un d a p o lo g e tisc h e n C h arak ter, e n th a lte n jed o c h a u ch tie fe sittlich e Im plik ation en , in sb e so n d e re dort, w o d a v o n d ie R ede ist, d a ss d er G laube a lle in n ich t a u sre ic h t u n d m en sch lich es M itw irk en v o n n ö ten sei, um das H eil zu e rla n g en u n d die K o n seq uen zen g e n a n n t w erd en , d ie sich au s dem e k k le siale n C h a ra k te r d es ch ristlic h e n Lebens e r geben.
Zur selb en K ateg o rie g e h ö rt d as W e rk W a s für d e n je n ig e n n o t
tut, der sich b e k e h re n lie ss u n d d en re ch te n W e g des H eils e in sch lug .18 D er V e rfasser m ach t auf d ie N o tw e n d ig k e it aufm erksam ,
sich der g eistig e n L eitu n g zu u n terw erfen , sich an die ä u sse re O rd n u n g u nd die im g eistig e n Leben g e lte n d en R egeln zu h alten , um auf dem W eg des H eils d u rch z u h a lte n . D ieses W e rk v e rm itte lt ein e V o rste llu n g v o n d e r B edeutung, d ie d er g e istlic h en F ü h ru n g u nd der Art, d ie se F ü h ru n g d u rch d ie S tarzen zu prak tizieren , b e ig em es sen w u rd e.
M an darf die k le in e re n W e rk e Feo fan s n ich t um gehen, d ie aus A ph o rism en en tsta n d en , die in Z eitsch riften a b g e d ru c k t w u rd en , w ie
G ed a n ken für je d e n Tag d e s Jah res n ach kirc h lic h e n L esu ngen aus d e m W o rt G o ttes19 u n d K u rze G ed a n ken für je d e n Tag d e s Jahres, dargelegt n ach T agen der M o n a te.20 M an k a n n d o rt v ie le w e rtv o lle
A u ssag en finden, d ie sow ohl ask etisc h -m o ra lisch e P rinzipien als a u ch d e re n A n w e n d u n g im Leben b etrafen. Es sei n o ch d as B üchlein
S eele und Engel, nich t Körper, so n dern G eist21 erw äh n t, in d e r auch
E lem en te d e r A n th ro p o lo g ie F e o f a n s au ftau chen .
Zur G ru p p e d e r W e rk e m o ra lisc h er T hem atik m u ssten in g ew is sem S in ne au ch d ie P re d ig te n des Bischofs F e о f a n g e re c h n e t w erden . N e b e n e in e r d o g m atisch en D arleg un g e n th a lte n sie v iele H in w e ise rein m o ralisch en C h arak ters. Ih re K larh eit u n d T iefe v e r w eisen auf d ie P e rsö n lich k eit d es V erfassers als T heologe. Dabei zeu g en die tre ffe n d e n F o rm u lierun g en, die k la r e n tw ic k e lte n G ed an k e n v o n dem h e rv o rra g e n d e n T a le n t F e o f a n s als P rediger. C hro n o lo g isch sind d ie P re d ig te n d ie ersten , die er als R ek tor d e r P e te rs b u rg er G eistlich en A k adem ie h ie lt.22 E inen rein m o ralisch en A sp ek t h a b en d ie P red ig ten ü b e r Busse, hl. K o m m u nion und V erb esseru n g
d e s L ebens.23 Die w ic h tig ste n P red ig ten sam m lu n g en stam m en aus
18 C to p o treb n o p o k a ja v s e m u i v s tu p iv s e m u na clobryj p u t’ sp a sen ija , M o sk v a 1882.
« M y s'li na k a ż d y j d en ' goda po c e r k o v n y m ć te n ija m i z slo v a B oźija, M osk v a 1883.
20 K ra tk ie m ys'H na k a ż d y j d e n ' goda, ra s p o lo ze n n y e po äislam m e sja c e v , M o sk v a 1883.
*1 D uśa i A n g e l n e te lo a d u ch , M o sk v a 1891.
22 S lo v a S. P e te ib u T sk o j D u c h o v n o j A k a d e m ii R e k to ra A rc h im a n d rita Feo- la n a , S. P e te rb u rg 1859.
28 O p o k a ja n ii, prića ścen ii sv . C h r is to v y c h ία /η i is p ra v le n ii żizn i. S. P e te rb u rg 1868.
220 JA N PRYSZMONT
der Zeit, als F e о f a n das B ischofsam t ausüb te, zw ei aus d er A m tszeit in d e r D iözese T am bov24 u n d ein e g ro sse au s d e r Zeit, a ls er d ie D iözese in V lad im ir25 v e rw a lte te . Ein T eil v o n ih n en w u rd e in d e r Sam m lung u n te r dem T itel P redigten zu F esten C hristi, der
M u tte r G o ttes u n d zu anderen F e ierlic h k e iten 26 v erö ffen tlich t.
Eine g ro sse G ru p p e u n te r d e n W e rk e n F e o f a n s b ild en Bibel kom m entare. Eine b e so n d ers w ic h tig e P o sition n eh m en die K om m en ta re zu d e n P au lu sb riefen ein .27 F eo fan k o m m e n tie rte alle Briefe, n u r den K o m m entar zum Brief an die H e b rä er k o n n te er n ich t m eh r b eenden. W e rtv o ll sind in sb e so n d e re die K om m entare zu d e n v ier g ro ssen Briefen des hl. P aulus, h a u p tsä c h lic h an d ie R öm er und die G alater, w obei er erst erem zw ei g ro sse B ücher w idm ete. D er V e r fasser n u tz te zah lreic h e A u ssa g e n d e r K irch en v äter, an e rste r S telle des hl. Jo h a n n e s C h r y s o s t o m u s . Er fü g te jed o c h a u ch eig en e In te rp re ta tio n e n hinzu, in d e n en m an v iel M aterial aus dem B ereich d er M oral fin den k an n . Es seien n o ch die auf sittlich e W e isu n g a u sg e ric h te te K o m m en tare zu d en Psalm en 3328 u n d 11829 e rw äh n t.
D ie d ritte A rt v o n F e o f a n s Schaffen u m fasst die Ü b ersetzu n g en d er K irch e n v ä te r u n d M eister des g e istlic h en Lebens. S ein e L eistu ngen auf d iesem G eb iet sin d ta tsä c h lic h im posant. H ierzu g e h ö rt v o r allem die P h ilo ka lia ,30 Das ist e in e A n th o lo g ie a u s 38 A u to ren, m eist h e sy c h a stisc h e r T radition, au s d e r Zeit vom 4. bis 14. Jh. Ih re V erfasser w a re n zw ei F reunde: M ak ariu s N a t a r a s, d e r M e tro p o lit vo n K orinth u nd d e r hl. N ik od em u s H a g i o r i t e s . D er T itel sch ein t vom hl. B a s i l i u s und v o n hl. G r e g o r von N azianz übern o m m en zu sein, die ih re A u szü g e aus d en S chriften v o n O r i g i n e s ü b er d ie hl. Schrift so n a n n te n . D ie P hilokalia w u rd e 1782 in g rie c h isc h e r S p rach e in V en ed ig h e ra u sg e g e b en . In d ie a ltsla w isc h e S p rach e ü b e rtru g sie P aisij V e l i c k o v s k i j , in D ruck e rsc h ien sie 1793 in zw ei B änden in P etersb u rg . V on n u n an ü b te d iese s W e rk ein en g ro ssen E influss auf die E inführung d e s g eistlich en L ebens in R u sslan d aus. In s R u ssisch e ü b e rs e tz te es e rst B ischof F e o f a n , w o b ei er erh e b lic h e U m arb eitu n g en v o rn ah m u nd E rgän zun g en h in zu fü g te. Sie b e ru h te n auf d e r E inführung n e u e r A uszüge, d a ru n te r au ch a n d e re r V erfasser, sow ie au f e in e r M oder n isieru n g . D ieser A rb e it w id m ete F e o f a n fast zw anzig Ja h re . D ie
P hilokalia in sein er Ü bersetzu n g e rsc h ie n in fünf B änden in q u a rto
(der se ch ste e n th ä lt ein e n Index), die über d re ita u se n d S eiten zählen.
24 Slo va к T a m b o v s k o j p a s tv e , Bd. 1, S .P e te rb u rg 1861, Bd. 2, M o sk v a 1867. 25 Slo va к V la d im irsk o j p a s t v e , V la d im ir 1869.
26 Slo va na G o spodskie, Bogorodićy e i io rz e s fv e n n y e dni, M o sk v a 1883. 87 T olkovan ie poslanija sv, Pavla A p o s to l a к... M eisten s n a c h 1875 e rsc h ie n e n . 28 T rideat' treti j psalom , M o s k v a 1871.
29 Psalom sto-o s'mnadca tij is to lk o v a n n y j, S .P eterb u rg 1877.
30 Dobrotol'-ubie, S .P eterb u rg 1877, M o sk v a 2 1883 (v e rg rö sse rte A u sg ab e), M o sk v a 8 1895.
D er e rste Band e n th ä lt u.a. A u szü g e aus d e n S ch riften d es hl. A n t o n i u s des G rossen, d e s hl. M a k a r i u s des G rossen (sein W e rk e rin n e rt in d er S tru k tu r an F e o f a n s W e g zu m Heil), des A b ts I s a j a des K lau sn ers u n d d es E v a g r i u s v on Pont. Der z w e ite Band um fasst u.a. d ie S chriften v o n J o h a n n e s K a s s i a n , N i 1 von Sinai, dem hl. E p h r ä m v on Syrien, dem hl. J o h a n n e s dem S äu lenh eilig en, dem A bt D o r o t h e u s un d I s a a k dem Syrier. D ieser Band ist h a u p tsä c h lic h so lchen Problem en gew id m et w ie d er R ein ig un g d e s H erzen s u n d dem K am pf g egen d ie Lei densch aften , der G n ade u n d d em Z usam m en w irken m it ihr, dem G e bet. Der d ritte Band, d e r v o n d e n g ru n d le g e n d en ch ristlic h e n T u g e n d e n h a n d e lt, in sb e so n d e re v o n Liebe u n d d e r W ach sam k eit, e n t h ä lt u.a. d ie A u szü g e aus d e n W e rk e n des D i a d о с h, des hl. M a x i m u s des B ekenners und T h e o g n o s t s . D er v ie rte Band gibt a u ssc h lie sslic h H in w eise des hl. T h e o d o r о s vo n S tudion für M önche. F e о f a n b e to n t jed o ch , d a ss d ie s e L ehren a u c h für L aien n ü tzlic h sein k ö n n en . Der fü n fte Band um fasst s p ä te re g riech isch e V erfasser, in sb e so n d e re S i m e o n d e n N e u e n T h eolo gen u n d d e n hl. G rego r P a 1 a m a s.
Die P hilokalia w a r ein seh r b e lie b te s W e rk in ru ssisch e n K reisen u nd e rfre u te sich w e itre ic h e n d e r B edeu tu n g als u m fassender A us d ru c k d e r L ehre vom c h ristlic h e n Leben, in sb e so n d e re in K löstern. S ie g e s ta lte te die A n sic h te n im B ereich des g eistlich en L ebens und d ie Form en d e r Fröm m igk eit u n d ste llte zu g leich eine A rt L ehrbuch dar, das v o n d en S tarzen a n g e w a n d t u nd em pfohlen w u rde. W e lc h e g ro sse B edeu tun g ih r zu g esch rieb en w urde, d av o n k ö n n e n d ie A u f
ric h tig e n E rzählungen e in e s Pilgers zeugen, ein in R ussland seh r
b e k a n n te s u n d v ie lg e le se n e s W erk . Der V e rfasser e rz ä h lte d ass er d ie w a h re L ehre und E rk läru n g en ü b e r das im m erw äh ren d e G ebet sow ie die A rt u n d W e ise des S eelen h eils tro tz h a rtn ä c k ig e r Suche n irg en d w o fin d en k o n n te, e rst die Philokalia lie fe rte ihm a u sre ic h e n d e L ehren u nd H in w eise.31
N eb en d e r P hilokalia gab F e о f a n zah lreich e Ü b ersetzun gen d e r M eister d es g e istlic h en L ebens und W e rk e d e r p a tristisc h e n Li te ra tu r h erau s. E inige v o n ih n en h ab e n d en C h a ra k te r w ic h tig e r A rb e ite n m it ask etisch -m o ralisch em A n k lang. Ein Teil v o n ih n en w u rd e g e so n d ert h era u sg e g e b en , n o ch b e v o r sie in die P hilokalia ein g in g en . A u fm erk sam k eit v e rd ie n e n d a rü b e r h in a u s A lte R egeln
d es Pachom ius d es G rossen, des hl. Basilius d es Grossen, K assians u nd d e s hl. B e n e d ik t,32 S te h auf, Schlafender. A u sw a h l a sketisch er
31 O tk r o v e n n Y e ra s s k a z y stro n n ik a d u c h o v n o m u s v o e m u otcu. P ariż 1930, passim ; d eu tsch ; A u fr ic h tig e E r z ä h lu n g e n . e in e s ru ssisc h e n P ilgers, h rs g v on R. W a l t e r , F re ib u rg i.Br.4 1968.
82 D r e v n y e in o ä e s k ie u s ta v y : p repod. Pacho m ija v e lik o g o , s v . V a silija v e li- k o g o , p rep o d . Jo anna K a ssia n a i prepod. B e n e d ik ta . M o sk v a 1892.
222 JA N PRYSZMONT
S ch riften zu r E rw e c k u n g d es M en sc h e n aus d em sü n d ig e n S chla f zur W a c h sm a k e it in C hristus,33 K om m en ta r d e s G ebets des H errn m it d en W o rte n der hl. V ä te r,34 Sam m lun g a sk etisc h e r S chriften , g e schö pft aus d e n P a teriko nen d e s K lo sters des hl. S a vva s, das sich in der N ä h e v o n Jeru sa lem b e fin d e t,35 Die a s k e tisc h e n S ch riften u n d P redigten S im eo n s des N e u e n T h eo lo g en ,36 so w ie U nsichtbarer K am pf v o n N ik o d e m o s H agiorites.31 E inige d iese r W e rk e e n td e c k te
F e о f a n selb st w ä h re n d sein es A u fe n th a lte s als M itglied d e r o rth o d o x e n M ission in Jeru salem , u n d d a er sie als in te re ssa n t ansah, ü b e rse tz te und v e rö ffe n tlic h te er sie. D azu g eh ö ren die o ben e r w ä h n te n A u szü g e au s d en P a te rik o n e n o der M iteriko n . Sam m lun g
der H in w e ise d e s A b ts Isaja für die h o c h v ere h rte N o n n e Feodora.38
Die v on Bischof F e о f a n ü b e rse tz te n W e rk e sind v o n sein er P e rsö n lich k e it g ep räg t. D avon zeug t sow ohl ih re Z u sam m en stellu n g selbst, sei es in Form ein er freien, auf d en L eser z u g e sc h n itte n en Ü b ersetzun g oder a u ch in Form g e k ü rz ter T exte, b e so n d ere r E in lei tu n g e n oder d e r v o n F e о f a n n ied e rg esc h rie b e n e n B iographien der S ch riftsteller.
E ine g e so n d e rte G rupp e b ild en die Briefe F e o f a n s . Es sei e rw ähnt, d ass v ie le se in e r W e rk e aus Briefen an k o n k re te P erso n en e n tsta n d e n sind, in d e n e n er v e rsc h ie d e n e F rag en des in n ere n u nd m o ralisch en L ebens b e h a n d elte . E inige v o n ih n en w a re n um fang reich e T ra k ta te und w u rd e n m anch m al in Z eitschriften v e rö ffe n t lic h t un d sp ä te r in g e tre n n te n S am m lungen u n d W erk en . F e о f a n fü h rte auch ein e um fan g reich e K o rresp o nd en z im e n g sten S inn e des W o rtes. W ä h re n d sein es A u fe n th a lts in V y sa z.B. e rh ie lt er täg lic h im D urch sch n itt 20-40 Briefe. E inige Briefe w u rd e n in Z eitsch riften v erö ffen tlich t, ab e r ta tsä c h lic h w u rd e n sie d er A llg em ein h eit e rst n ach d e r H e ra u sg a b e in zeh n B änden zu g än g lich gem acht, d e re n D ruck 1898 b e g o n n e n w u rd e .39 Es gelan g jed o c h nicht, die g esam te K orrespo nd en z F e o f a n s zu sam m en zu tragen und zu v erö ffen tli chen. Z w ar h a b en ein ig e Briefe rein p e rsö n lic h e n C h a ra k te r und betreffen so lch e D inge w ie z.B. ed ito risc h e Problem e, d e r ü b e rw ie g e n d e T eil d e r Briefe b e rü h rt jed o c h F rag en d es g e istlic h en L ebens
** V o s s ta j sp ja j. S o b ia n ie s v ja to o te c e ts k ic h p isanij, n a p ra v le n n y c h к probuź- d e n iju c e lo v e k a ot sn a g te c h o v n o g o dl'a b o d r s tv o v a n ija о C h riste, O d essa 1886.
34 Is to lk o v a n ie m o lit v y G o sp o d n e j s lo v a m i s v ja ty c h O tc e v , M o sk v a 1882. 85 S b o rn ik a s k e tic e s k ic h p is a n ij iz p a te r ik o v ö b ite li sv . S a v v y O s v ja s c e n n o - go, cto b liz E m sa lim a , M o sk v a 1891.
86 S io v a P rep o d o b n o g o i B o g o n o sn o g o otca n a szeg o S im eo n a B o g o slo va , M o sk v a 1879.
87 N e v id im a ja bran, M o sk v a 1885.
88 M ite rik o n . S o b ra n ie n a s ta v le n i) Isa ii v s e c e s tn o j in o k in e P eodore, M o sk v a 1891.
u nd m o ralisch e P roblem e un d b ild e t ein e w ic h tig e P osition in sei nem g esam ten sc h riftste lle risc h e n Schaffen.
D ieses Schaffen w ird in d er R egel m eist als a sk etisc h e s Schaffen d a rg e stellt, u n d er selb st w ird zu den g ro ssen a sk etisc h e n und m y stisch en S c h riftste llern g e rech n et. Es w ä re jed o c h ein e zu sta rk e V ereinfach u n g , w o llte n w ir ih n au ssc h lie sslic h als a sk e tisc h e n u nd m y stisc h e n S ch riftsteller b e tra c h te n . Er stan d sch liesslich auf dem S tan d p u n k t d er E inheit d er M o ralth eo lo g ie u nd d e r a sk etisc h e n L ehre u nd sp rach sich e n tsc h ied e n g eg e n die T re n n u n g d iese r beid en G eb iete in T h eo rie u n d P rax is d es c h ristlic h e n L ebens aus. M an k a n n F e o f a n eh e r als T h eo lo g en d es ch ristlic h e n L ebens b e zeich nen, also als M o ra lth e o lo g en im e n g ste n S inne des W o rtes. N icht n u r deshalb, w e il er k u rze Z eit lan g V o rlesu n g en ü b er die ch ristlich e S itte n le h re h ielt u n d ein L ehrbuch d e r M o ra lth e o lo g ie h in terliess, in dem er v ersu ch te, die m o ra lisc h en F ra g en sy ste m atisc h zu erfassen, son dern v o r allem desw eg en , w eil sein g anzes Schaffen ein e einzige fast u n u n te rb ro c h e n e D arstellu n g d e r c h ristlich en S itten w ar, ganz zu sch w eigen v on d e n W erk en , d ie sich auf re in m oralisch e P ro b le m e und d a s in n ere Leben beziehen, v o r allem d ie A rbeiten, d ie a u sser k lein e n A usnahm en, d ie M o ralp ro b lem atik berü ck sich tig en . F e o f a n ist au ch d e sh alb ein M oraltheo lo g e, w eil er ein e eig en e F assu n g d e r T h eo rie des ch ristlic h e n Lebens u n d ein e eig en e A u f fassu n g v o n d er c h ristlic h e n S itte n le h re hat.
3. Das Schaffen Bischof Feofans
im Lichte d e r ru ssisch -o rth o d o x e n M o ralth eo lo g ie
N ach d em d ie ru ssisch e T h eo lo g ie d ie ritu e ll-le g alistisc h e Erfas sung d e r M oral, die für d ie e rste n Ja h rh u n d e rte n a c h der A n n ah m e des C h risten tu m s c h a ra k te ristisc h w ar, v erw o rfen hatte, e n tw ic k e lte sie sich in zw ei g ru n d le g e n d e R ich tu ng en . In d er e rste n ü b erw o g die N ach ah m u n g d er k a th o lisc h e n V orbilder, d ie im 17. Jh. v o n d er K iever th eo lo g isc h e n S ch u le des M e tro p o lite n P. M o g i 1 a einge- . le ite t w urd en , in d er z w eiten z e ic h n e te n sich p ro te sta n isc h e Ein
flüsse au s d er Z eit d e s Erzbischofs F. P r o k o p o v i c ab, d ie in s b e so n d ere im 18. und n o c h 19. Jh . sta rk w aren . Im E rgebnis ä h n e lten die ru ssisch e n L eh rbü cher im a llg em ein en den w estlich en , die ziem lich oft an d as S ystem des hl. T h o m a s 40 a n g e le h n t w aren . A uch die V ersuche, d ie se n Zw eig d e r T h eo lo gie zu vervollk om m n en , v e rb lie b e n im P rinzip in R ahm en d ie s e r g ru n d le g e n d en T e n d e n zen. D iese V e rsu ch e k a m e n u.a. in d en d e u tlic h e re n A n le h n u n g e n an d ie hl. Schrift (О 1 e s n i с к i j), d e r B erufung auf die K irch en v ä te r (F i v e j s к i j , S o l a r s k i j), ein er so lid e re n B earb eitu ng vo n w issen sc h a ftlic h e r S e ite ( 0 1 e s n i с к i j), oder a u ch e in e r tie f
224 JA N PRYSZMONT
g reif e n d e re n p h ilo so p h isch en u nd p sy c h o lo g isch e n E rfassung (J a n y ś e v) zum A u sd ruck. T rotz g ew isser Ä h n lic h k e ite n k a n n m an F e o f a n zu k e in e r d iese r R ich tu n g en rech n en , m ehr noch, er k n ü p ft fast g ar n ich t an die ru ssisch e n M o ra lth e o lo g en an u n d er n u tz t n u r in g erin g em M asse d ie frü h e ren o der z eitg en ö ssisch en E rru n g en sch aften d e r M oraltheologie.
Eine A u sn ah m e b ild e t d e r d e u tlic h v o n F e o f a n fo rtg e se tzte G e d a n k e d es hl. T i с h ο n v on Zadonsk. F e o f a n v e rb a n d ein e tie fg re ife n d e P ie tä t für d e n W o ro n e se r Bischof m it d e r Ü b ernahm e se in e r M eth o d en u n d g ru n d le g e n d e n V o ra u sse tz u n g en d er L ehre vom ch ristlic h e n Leben. G en au so w ie er gab er m o ra lisc h e H in w eise in A n le h n u n g an d ie hl. Schrift u n d die L ehre d er V äter, w obei er in e rs te r Linie die p ra k tisc h e E influssnahm e auf d ie G läu b ig en im A u g e h a tte . Es ist a u ch n ic h t schw er, d ie Ü bereinstim m ung der L ehren b eid er M o ra lth e o lo g en u n d Bischöfe in solch en P u n k te n festz u ste lle n w ie d ie Id ee d e r F orm ung d es M en sch en n a c h G ottes Ebenbilde, die H e ilsid e e selb st u n d ih re V erw irk lich u n g , d ie A n e r k e n n u n g d e r N o tw e n d ig k e it d er in n ere n W a n d lu n g als w e se n tlich e s E lem ent des ch ristlic h e n L ebens sow ie d e r B ed eutu ng d e r A sk ese für diese W an d lu n g . D iese Ä h n lich k e it b etrifft auch a n d e re A sp e k te w ie z.B. d en c h risto z e n trisc h e n C h a ra k te r b eid er T h eo lo g ien (die T ra g w e ite d e r N ach fo lg e C hristi) sow ie ih re e sch a to lo g isch e und m o n astisc h e A u srich tung .
U n te r B eib eh altu n g d e r a llg em ein en Linie d er T h eo lo g ie des hl. T i с h о n, ü b e rtrifft sie d e r K lau sn er au s V y sa e rh eb lich im H in b lic k auf Form u nd In h alt. W ä h re n d T i с h ο n es oft dabei belässt, d ie T e x te d e r hl. Schrift u n d A u szü g e au s d e n W e rk e n des hl. J o h a n n e s C h r y s o s t o m u s zusam m enzustellen, ist die D arstellu n g F e o f a n s reifer. W ä h re n d d er W o ro n e se r Bischof m eisten s a llg e m ein e R ich tlin ien angibt, k a n n m an bei F e o f a n v on e in e r s y s te m atischen , g e sch lo ssen e n u n d b e g rü n d e te n D arstellu n g d er g e sam ten M o ra lle h re sp rech en. D er hl. T i с h ο n stü tz t sich fast au ssch liesslich auf d en hl. J o h a n n e s C h r y s o s t o m u s , F e o f a n b e rü c k sic h tig t d ie P a tristik in b reitem U m fang. A ls d e u tlic h e s Bei spiel für d ie R eife v o n F e o f a n s Lehre, k a n n das Problem des e k k le sia le n C h a ra k te rs d es ch ristlic h e n L ebens a n g e se h e n w erden, d as in sb e so n d e re in d en Briefen an ein e g ew isse Person in P eters
burg e n tw ic k e lt ist, w ä h re n d d a sse lb e Problem bei T i с h ο n kaum
a n g e d e u te t ist (obw ohl au ch er d ie K irche als Leib C hristi b e tra c h te t).41
Im V e rh ä ltn is F e o f a n s zum hl. T i с h ο n k a n n m an au ch die F o rtse tzu n g der a sk e tisc h e n u n d m y stisc h e n ru ssisch e n T rad i
41 V gl. T. P o p o v , E tik o -b o g o slo v sk o e v o z r e n ie s v ja tite la T ich o n a Zadon- sk o g o , 2 u rn . M osk. P atr. 1958, N r. 5, 47—57.
tio n erblicken, d e re n h e rv o rra g e n d ste V e rtre te r n e b e n dem hl. T i c h o n de r hl. S e r g i u s v o n R adoneś, d e r hl. N i l v o n Sora, d e r hl. D i m i t r i j v o n R o sto v (auch ein M oraltheo log e, auf d en sich d e r K lau sn er au s V y sa n ic h t se lte n beruft) sow ie d er hl. S e r a f i m v o n S aro v w aren . D iese v on d en e rh a b e n ste n Id ee n d e r ru ssisch e n O rth o d o x ie in sp irie rte R ich tu n g d rü c k t se in e Spezifik am b e ste n aus. V or allem d ie se r S tröm ung v e rd a n k t R usslan d die B ezeichnung „h eilig es R u sslan d ” .
Die F o rtse tzu n g d e r a sk e tisc h e n u n d m y stisc h e n S tröm ung v e r b in d et F e o f a n m it T reu e g e g e n ü b er d e r g esam ten T rad itio n d er O stk irch e. Er s tü tz te sich sow ohl au f die L ehre d e r K irch e n v ä te r (vor allem d er ö stlich en ) als a u ch au f d ie fü h re n d e n V e rtre te r d e r b y z a n tin isc h e n T heologie. W e n n jed o c h d ie T re u e g e g e n ü b er d er T radition, w ie d e r h e rv o rra g e n d e g riech isch e o rth o d o x e T h eolo ge P. J. B r a t s i o t i s ric h tig festste llte, d a s w e s e n tlic h e u n d c h a ra k te ristis c h s te M erkm al d e r O rth o d o x ie ist42 (und m it d iese r M ein ung sta n d e r n ich t allein), so ist d ie T heologie, m it d er sich F e o f a n befasste, auf jed e n Fall o rth o d o x . D iese E in sch ätzu n g w ird d u rch d ie T a tasa c h e b ek räftig t, d ass d ie o rth o d o x en T heologen, in sb e so n d e re se it d e r Z eit d es e rste n W e ltk rie g es, im P rinzip d e n g leich en W e g in ih re n V e rsu ch e n ein sch lu g en , d ie Id e n titä t d e r O rth o d o x ie zu um reissen . T rotz d e r M erkm ale e in e s g ew issen K o nserv atism u s griff d e r K lau sn er au s V y sa n ach dem , w a s dem U rch risten tu m n a h e ist, er s te llte d a s dar, w a s d a rin a u th e n tisc h u n d g ro ss ist u n d zu g leich a llg e m e in ch ristlic h e W e rte re p rä se n tie rt. D arin lie g t d er W e rt sein es S chaffens u n d d er S ch lüssel für die A n e rk e n n u n g d er V e rd ie n ste F e o f a n s . So w u rd e er b e re its zu L ebzeiten e in g e schätzt. Das k am u.a. d a rin zum A usd ru ck, d ass ihm d er G rad eines D oktors der T h eo lo g ie (der h ö c h ste w issen sc h a ftlic h e G rad in R uss land, d e r u n se re r H a b ilita tio n en tsp rich t) für sein g esam tes Schaffen v e rlie h e n w urde. Es w a r d e r e rste Fall e in e r d e ra rtig e n A u szeich n u n g d u rch die P e te rsb u rg e r G eistlich e A kad em ie.43
Die B estim m ung d e r allg em ein en Linie d e s th eo lo g isc h e n G e d a n k e n g u ts d es K lau sn ers au s V y sa b e h ä lt ihr G ew ich t a u ch bei der E rö rteru n g sein es B eitrags zur M oralth eo lo g ie. Seine u n b e s tre it b a re S elb stä n d ig k e it u n d T reu e g e g e n ü b er d er O rth o d o x ie u n te r strich b e re its d ie zur B ew ertu n g sein es W e rk s b e ru fe n e K om m ission, b e v o r F e o f a n d e r D o k torg rad v e rlie h e n w u rd e.44 D iesen selb stä n d ig e n W e g bei d e r E rarb eitu n g d e r M o ralleh re w ä h lte d e r or
42 V gl. P rin cip es e t c a ra ctèristiu es d e I'E glise o rth o d o x e , Is tin a 8(1961— 2)108 f. 43 V gl. d as G u ta c h te n d e r K om m ission d e r P e te rs b u rg e r G eistlich en A k a d e m ie zur V e rle ih u n g des D o k to rg ra d e s a n B ischof F e o f a n , v e rö ffe n tlic h t in d e r Z e it sch rift „C erk o v n y j V e s tn ik ” 1895, N r. 4, 51 ff.; N r. 6, 83 ff.
44 V gl. ebenda. 15 2 -C o llectan ea T heo lo g ica
2 2 6 JA N PRYSZMONT
th o d o x e Bischof bew usst, indem er sich en tsc h ied e n v o n frem den, in sb e so n d e re d eu tsch en , V o rbildern, ab w a n d te.45 V on w e ittra g e n d e r B ed eu tu n g w a re n sein e m eth o d o lo g isc h en P räm issen, in sb e so n d e re im H in b lick auf d ie W ah l d er Q u ellen d er M o ralth eo lo g ie un d ih rer e n g en V erb u n d e n h eit m it d e r D ogm atik. Die E in leitu n g zum A briss, in d e r d iese G ru n d sätze e n th a lte n sind, w u rd e zu den b e ste n m eth o d o lo g isch en F o rm u lieru n g en im ru ssisch e n m o ra lth e o lo g isc h en S chrifttum g ezäh lt.46 W ie n iem an d u n te r d en ru ssisch e n M o ra lth e o lo g en v e rsta n d er es zu zeigen, w o ra u f d as W e se n u n d die Spezifik d e r c h ristlic h e n M o ra lle h re b e ru h e n . D as Id eal des ch ristlic h e n L ebens ste llte e r m it e in e r bei d e n ru ssisch e n S ch riftstellern n ic h t a n g etro ffen en A u sfü h r И ch k eit d e r T h em atik und T iefe d e r a n g e fü h rte n B eg rü n d u n g en dar, u n d zu gleich v e rw ie s e r auf d ie dem C h risten tu m in n e w o h n e n d e Kraft, die fäh ig ist, d en M en sch en zu v e rw a n d eln . Eine E rru n g en sch aft d es K lau sn ers ist d ie D a rste llu n g d e s P ro zesses d es c h ristlic h e n Lebens. Er b e le u c h te te m it p sy c h o logischem E in fü h lu n gsverm ö g en sein e H au p te ta p p e n , d.h. d e n S tand vor d e r U m kehr, d ie B ek eh ru ng selb st u n d d en S tan d n a c h d e r Be k e h ru n g .47
D avon, d a ss d ie Z e itg e n o ssen d en B eitrag F e o f a n s zur M o ra lth e o lo g ie g e b ü h re n d sch ätzten , zeu gt u.a. die T atsache, d a ss u n te r sein em E influss d as T ra k ta t ü b e r d ie B ek eh ru ng in d e n L ehr p la n d e r g e istlic h en S chu len a u s dem J a h re 1867 aufgenom m en w urde, u n d ein ig e sein er H a u p tw e rk e zur P flic h tlite ra tu r auf diesem G ebiet g ezäh lt w u rd e n . Es fe h lte au ch n ic h t an Stim m en, die F e o f a n s W e rk e für k lassisc h u nd b e so n d ers w e rtv o ll im ask etisch - -m oralisc'hen S chrifttum h ielte n . So w a r z.B. N. A r c h a n g e l ' s k i j d e r M einung, d a ss es für je d e n C h riste n u n b e d in g t n ö tig sei, sich m it dem A b riss v e rtra u t zu m achen, w e n n e r n ich t n u r ,,dem N am en n a c h ein C h rist sein w ill, so n d e rn m it Leib u n d S eele".48 A n d e re S c h riftste ller b e z eic h n ete n F e o f a n als gro ssen u n d a u th e n tisc h e n L ehrer d e r c h ristlic h e n M oral.49 A. B r o n z o v , H isto rik er d e r M o ra lth e o lo g ie in R ussland, n e n n t ih n ein en g e w a ltig en M o ra liste n ,50 w obei e r in sb e so n d e re auf sein en B eitrag b ei d er B earb eitu n g des
46 A ls B eisp iel k a n n d ie v o n M. K r u t i k o v a n g e fü h rte A u ssa g e v o n F e o f a n d ie n e n : ,,W ir m ü sse n se lb s tä n d ig e r a rb e ite n , g e stü tz t auf die e rs te n Q u e l le n d e r hl. S ch rift u n d d e r W e rk e d e r K irc h e n v ä te r, u n d d an n k a n n m an die d u ts c h e n G e le h rte n , w e n n au ch m it V o rsich t, h in zu z ie h e n ” (a.a.O., 109)
46 V gl. N. А г с h a n g e l's к i j, a.a.O., 310
47 V gl. A. B r o n z o v , N r a v s t v e n n o e B o g o slo vie v R o ssii v te ć e n ii X I X sto-
letija, C h risti a n sk o e Ctenie 1901, Bd. 212, 724; I. K o r s u n s k i j , Preosv. ep. P eoian, a.a.O., 275 ff.; P. S m i r o о v, a.a.O., 22 f.; G. F 1 о г о v s к i j, Puti russko-
go b o goslovija, P ariż 1937, 400. !
48 N. A r c h a n g e l s k i j, a.a.O., 35.
49 V gl. P. S m i r n o v , a.a.O., 2. 50 A. B r o n z o v , a.a.O., Bd. 212, 274.
Problem s d e r B ekeh run g u n d d er G nad e im M o ralleb en v e rw e ist.51 S. Z a r i n u n te rstre ic h t, d ass d e r K lausner au s V y sa d ie A sk etik und dam it das W e se n d es m o ralisch en H an d eln s g ut e rö rte rt h a b e .52 I. K r u t i k o v ist d er M einung, d a ss F e o f a n den R ang der M o ralth eo lo g ie in R ussland g eh o b en habe, d e n n sie g alt bis dahin als zw eitran g ig u n te r a n d e re n th eo lo g isc h e n D isziplinen.53
Sein e g ro sse A u to ritä t in d er O rth o d o x ie v e rd a n k t F e o f a n n ich t n ur den th e o re tisc h e n W e rte n sein er Lehre, so n d ern auch ihrem p ra k tisc h e n N utzen, d e r sich in d e r fru c h tb are n B eeinflussung d er G läu b igen ä u sserte. A u sd ru c k d afür sind B ekehru ngen u n ter dem Einfluss sein er W e rk e so w ie B eispiele dafür, d ass sich M enschen eifrig dem ch ristlic h e n Leben w id m eten .54 B esonders w irksam w ar, d ass F e o f a n , der sich in d e n z eitg en ö ssisch en k u ltu re lle n und w e lta n sc h au lich e n T en d en zen h e rv o rra g e n d a u sk an n te , sich der V e rw e ltlic h u n g d er G esellsch aft u nd a n tirelig iö se n S tröm ungen sow ie d e r D oktrin L. T o l s t o j s w id ersetzte, d e re n S chäd lichk eit er d e u tlic h b em erk te. B ekannt sind die A n stre n g u n g e n des K laus n e rs bei d er B ekäm pfung d e r S ekten, d ie in hohem M asse von Er folg g e k rö n t w aren . D aher w ird F e o f a n , der v iel für die m o ralisc h e W ie d e rg e b u rt d er ru ssisch e n G esellsch aft g e ta n hat, neb en Bischof Ig n atij B r j a n c a n i n o v zu d e n e in flu ssreich sten M en schen sein er Zeit in R ussland g e z äh lt.55
D ie T reu e F e o f a n s g e g e n ü b er d e r T h eo lo g ie der O stkirche, d e r W e rt seiner M o ra lle h re u n d ih re A u sse rg e w ö h n lic h k eit im W e rk d e r g eistig e n E rn eu eru n g d e r G esellsch aft sind d ie w ic h tig ste n Fakto ren, die ihm ein so g ro sse s A n se h e n in d er ru ssisch e n K irche sich erten . Er w u rd e als S ä u le d e r O rth o d o x ie 56 bezeichnet, als d e r jenige, der den g e sam ten G eist d e r o rth o d o x e n K irche57 u nd die re in e G estalt d e r O rth o d o x ie 58 in sich v e rk ö rp e rte . Es w u rd e a n e r kan nt, dass die o rth o d o x e K irche in ihm ein en tre u e n F ü rsp re c h e r des L ebens d ieses G eistes g e fu n d en hat, d e r ihr e ig e n tlic h es W e se n d a rste llt.59 S elbst d er ihm n ich t g ü n stig g e so n n en e N. B e r d j a e v
51 E benda, 733.
5* S. Z a r i n , A s k e tiz m po p ra v o s la v n o -c h r istia n sk o m u u ćen iju , Bd. I, Buch 1, S. P e te rb u rg 1907, 7.
58 M. K r u t i k o v , a.a.O., 57.
54 Vgl. P. S m i r n o v , a.a.O., 251; I. K o r s u n s k i j , P reosv. ep. Feoian, a.a.O., 258; I S m o l i t s c h , R u ssisc h e s M ö n c h tu m . E n tste h u n g , E n tw ic k lu n g und W e s e n (988-1917), W ü rz b u rg 1953, 510.
55 V gl. M. I. A m m a n , A b r is s d er o stsla v isc h e n K irc h e n g e sc h ic h te , W ie n 1950, 556; N. L o s s k y , H is to r y o f R u ssia n P h ilo so p h y, N ew Y ork 1951, 406.
56 V gl. M. K r u t i k o v , a.a.O., 132. 57 V gl. P. S m i r n o v , a.a.O., 9.
68 V gl. A. K r u t k o V, S v ja tite l F eoian — Z a tv o r n ik i n r a v o c y te ln y e izrece- n ija iz ego tv o r e n ij, M o sk v a 1895, 7.
59 V gl. P. S m i r n o v , a.a.O., 9. 15‘
228 JA N PRYSZMONT
n e n n t ihn ein e S äu le d e r O rth o d o x ie 60 u n d ih re n k lassisc h e n V e r tre te r im 19. J h .61.
W e n n m an in d iese n A u ssa g e n a u ch e in e g ew isse Ü b ertreib u n g se h en k an n, so k a n n m an ih n en n ic h t ab sp rech en, d a ss au ch sie A u sd ru c k für d ie b e re c h tig te A n e rk e n n u n g für Bischof F e о f a n d e n K lau sn er sind.
Schluss
D ie G e stalt des K lausners, v o n dem allgem ein b e k a n n t ist, d a ss er sein g an zes Leben d er V e rw irk lich u n g d es ech ten C h risten tu m s gew idm et, ein en h o h en G rad d e r H eilig k eit e rre ic h t h a t u n d so E igentum d e r a llg em ein en K irch e g e w o rd e n ist, k a n n d ie A n n ä h e ru n g d e r C h risten b e a ch tlic h fördern. T rotz sein er m an chm al m it A b n e ig u n g g eg en d ie „ P a p iste n ” oder „K etzer" (w irklich scharf v e ru rte ilte er n u r d ie S e k tie re r in n erh a lb d e r O rth odox ie) erfü llten A ussagen, ist se in e D arstellu ng , d ie v o ller A c h tu n g für d ie O rth o doxie u nd die reic h e T rad itio n d e r O stk irc h e ist, ste ts sach lich und p o sitiv un d w e it v o n ein er a g g re ssiv e n p o lem isch en H a ltu n g e n t fernt, die bei m an c h e n z eitg en ö ssisch en o rth o d o x en S ch riftstellern an zu treffen w ar. Eine solche H a ltu n g k a n n als Beispiel für alle P a rtn e r im h e u tig e n ö k u m en isch en D ialog dienen.
W ic h tig e r ist jed och , d ass F e о f a n, d e r gem äss den oben g e n a n n te n A u ssa g e n d e r o rth o d o x e n G ele h rten d e n G eist d er O rth o d o x ie so g u t zum A u sd ru c k bringt, in sein er Lehre dem K atho lizis m us sehr n a h e steh t. Das u n te rs tre ic h t d e r oben e rw ä h n te k a th o lisc h e G e le h rte S. T y s z k i e w i c z , d e r n ic h t n u r feststellt, d ass m an n a c h dem W e rk des K lau sn ers g reifen m uss, um d ie O rth o d o x ie k e n n e n z u le rn e n ,62 so n d ern auch, d ass sein e D oktrin u n te r d e n or th o d o x en M o ra lth e o lo g en am m eisten an d ie k a th o lisc h e M o ralleh re e rin n e rt.63 Es la sse n sich n äm lich in d e r D oktrin F e o f a n s k e in e F eh ler feststellen , a u sse r v ie lle ic h t einigen k le in e n M än g eln (z.B. im H in blick auf d en Begriff d er Seele, d er ü b rig e n s au ch für die O rth o d o x ie u n a n n e h m b a r ist64). Der V erfasser ist d e r M einung, d ass d ie L ehre F e o f a n s o h n e w e ite re s v o n den K ath o lik en ü b e r nom m en w e rd e n k ann , d e n n sein e a sk e tisc h e n H in w eise stim m en m it dem In h alt d er S ch riften d e r k lassisc h e n k a th o lisc h e n V erfasser
«o N. B e r d j a e v , S m y s l tv o ic e s tv a , M o sk v a 1916, 205. 61 V gl. eb en d a , 172.
62 „P our c o m p ren d e la p ra v o s la v ie ru sse , il fa u t a v o ir c o m p re n d re le c é lè b re re c lu s " (S. T y s z k i e w i c z , a.a.O., 127).
вз E benda, 125.
zu d iesem T hem a ü b e re in .65 D ieser G e le h rte le n k te schon frü h e r die A u fm erk sam k eit au f d ie Id e n titä t d e r A n sic h te n d e s K lau sn ers m it d en U n te rsu c h u n g e n E. M e r s c h s ü b er d e n M y stisch e n Leib C hristi u nd sein e Im p lik a tio n e n für d as ch ristlic h e Leben, d ie in seinem W e rk M orale et C orps m y s tiq u e e n th a lte n sin d .66
D aher g e h ö rt B ischof F e о f a n d e r K lausner, d e r so o rth od ox ist u nd zug leich dem K atholizism us s o n a h e ste h t, zu d e n P e rsö n lic h k e ite n , d ie im Z e ita lte r d e s ö k u m en isch en D ialogs b eso n d ere s In te re sse v erd ie n en . D enn sein w a h rh a ft h eilig es Leben zeigt allen C h risten d e u tlic h d en W e g zur V e rw irk lich u n g d e r Id ea le C hristi. S ein sch riftste lle risc h e s W e rk so llte zum b e re ich e rn d e n E igentum d e r g e sam ten c h ristlic h e n W e lt w e rd e n .
65 V gl. P red islo vie. P ut' k o sp a se n iju , B rju ssel 1962, 1. D. B a r s o t t i c h a ra k te r is ie rt die L eh re F e o f a n s fo lg e n d e rm a sse n : " C 'e st la v é rita b le , la p u re d o c t rin e c a th o liq u e . Et il e st b e a u de p e n s e r q u e c 'e st ju s te m e n t le m a ître le p lu s a u to ris é de la s p iritu a lité ru s s e qui se tr o u v e si p rè s de n o u s, qui p a rle n o tre la n gag e". (Le c h ristia n ism e ru sse, T o u rn a i 1963, 90).
