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Widok Thomas v. Aq. in Geistesgeschichte und Gegenwart

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Academic year: 2021

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II. Z ZAGADNIEŃ KATOLICKIEJ NAUKI SPOŁECZNEJ

R O C Z N IK I N A U K SPO Ł E C Z N Y C H T om III — 1975 JOHANNES MESSNER* TH OM AS V. AQ. IN GEISTESGESCHICHTE UND GEGENWART

In F olgenden soll nich t eine A rt A pologie u n tern o m m e n w erd en . Eine solche V erm u tu n g liegt nahe, w e n n m an b ed en k t, w ie se h r T h o ­ mas h eu te v o n k ath o lisch en (nur v o n solchen) P hilo so p h en und T h eo ­ logen a b g e w e rte t w ird, die noch v o r k a u m zehn J a h re n auf ihn g e­ schw o ren haben. W as h ier v e rsu c h t w e rd e n soll, ist ein e o b jek tiv e Sichtung se in e r philosop h isch en L ehren b eso n d ers m it dem Blick auf die Ethik und M etaethik . Den A n la ß dazu b ietet die 700 J a h rfe ie r sein es Todes, ab e r au ch ohne diesen A n laß w ä re ein e solche S ichtu ng a n g e ­ zeigt angesichts der g eg e n w ä rtig e n K rise d er E thik un d des N a tu r­ rech tsgedan k en s.

V ielleicht darf ich im R ückblick auf m eine w issen sch aftlich e Le­ bensarbeit noch ein en sp e zie lle re n A n laß für das a n g e g eb e n e U n te r­ fangen erw äh nen. O bw ohl beim P hilosopiestudium in n erh a lb d e r th e o ­ logischen S tu d ien jah re im m er w ied er auf Thom as h in gew iesen , w a r ich in jen e r Zeit eh e r re s e rv ie rt ihm g eg en ü b er. V ielleich t h a tte d er Philosophieprofessor Thom as zu ein seitig m it einem Z itaten sch atz zu W o rt kom m en lassen und zu w enig Z eit auf die A n a ly se ih re s Sach- gehaltes verw en d et. Er w u rd e zu se h r als „ A u to ritä t" geb o ten , w as einen gew issen W id e rsta n d h e rv o rrie f. A ls sich m ir a b e r d a n n im Exil in Birm ingham bei d er A rb e it am N a tu rrech t n eu e A n sa tzp u n k te und n eue L ösungen au fd rän g ten , m u ß te ich fü rch ten , auf h eftige O p ­ position bei dem die Szene b e h e rrsc h e n d e n Thom ism us zu sto ß e n . Ich begann dah er Thom as zu d u rch fo rsch en . Zu m einem nich t g e rin g e n E rstaunen fand ich bei ihm G edanken, die er zw ar nu r n e b e n h e r in einem g rö ß ere n Z usam m enhang ä u ß e rte , die m ir ab e r g e n a u das boten, was ich b rauch te. Einer m einer e n g sten F reun de, A lb e rt M ittere r, K ollege an der K atholisch en T h eo lo g isch en F a k u ltä t d er U n iv e rsitä t

* Profesor em erytow any uniw ersytetu w W iedniu (Austria), senior m oralistów i filo ­ zofów społecznych strefy języka niem ieckiego.

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W ien u n d d e r fo rtg e sc h ritte n ste V e rtre te r eines k ritisc h e n Thom ism us («W eltbild v e rg le ic h e n d e T hom asfo rschu n g''), sa g te m ir n ach E rschei­ n en des N aturrechts: „Du b e n ü tz t T hom as als P a rav a n t". Ich k on nte nur erw id e rn , d a ß ich tatsä ch lic h fro h w ar, in Thom as für vieles N eue w e n ig ste n s a n satz w e ise eine S tütze zu finden, daß m ir ab e r auch klar g e w o rd e n w ar, w ie v iele A n sätze für die E ntw icklung eines m odernen N a tu rre c h ts n ich t au fgegriffen w o rd e n w aren.

O h n e Zw eifel tru g Schuld daran , d aß Thom as h u n d e rt J a h re lang fast v e rg e sse n w ar. A le J o h n H e n ry N ew m an nach seiner B ekehrung in Rom w eilte, e rfu h r e r im C ollegio di P ro pagan da, d aß T hom as in der P hilo so ph ie d e r th eo lo g isch en L e h ran stalten Ita lie n s k e in e Bedeutung h a t t e l . Die v ie le Ja h rz e h n te a lle ro rts in E uropa b e h e rrsch e n d e A uf­ k läru n g sp h ilo so p h ie h a tte für das D enken des A q u in aten k ein en Platz. A u ß e rd e m w a r m it d e r E ntw icklung d er N a tu rw isse n sch a fte n das T a t­ sach e n w isse n b e h e rrsc h e n d gew o rd en . A n d e re rste its w ä re N ew m an über die s p ä te re e in se itig e B evorzugung d e r Schule vo n Thom as nicht g lü ck lic h gew esen. O ft k lag t e r ü b e r den V e rlu st des Pluralism us der th eo lo g isch en u nd philo so p h isch en Schulen, d er im M ittela lte r so reiche F ru ch t g e tra g e n h a tte . Er h ä tte es d a h e r sich er schm erzlich em pfunden, d a ß im k irc h lic h e n G esetzbuch vo n 1917 (CIC c. 589; 1366, §2) die th eo ­ lo gischen L e h ra n sta lte n auf die M eth o d e u n d P rinzipien v on Thom as in P hilo sop h ie u n d T h eo lo g ie v e rp flic h te t w u rd e n u nd so seine Lehre eine A rt M o n o p o lstellu n g erh ie lt.

M it fast a lle n G ro ß en im R eich v o n P hilosophie und W issenschaft h a t T hom as gem ein, d aß er sich als ideologieanfällig erw ies. Für die Soziologie d e r E rk en ntnis u nd des W issens bildet h eu te die Id eo lo g ie­ k ritik ein e n w e se n tlich e n B estandteil. M ax S cheler hat als e in e r der e rs te n zu B eginn des g e g e n w ä rtig e n Ja h rh u n d e rts, w o so v iel v o n der „ v o ra u sse tz u n g slo se n " W issen sch aft g esp ro ch en w urde, gezeigt, daß es eine so lch e W isse n sch a ft n ich t gibt, w eil die W irk lic h k e it immer m it der färb e n d e n Brille d e r e in e r Zeit eig en en E rfahrungs-und Denk- io rm en g e seh e n w ird.

Zu T hom as, id eo lo g ieb ed in g ten L eh ren sind e tw a zu zählen, d aß er die S k lav erei als g esellsch aftlich e E in richtung v erteid ig te, soziale A b h ä n g ig k e itsv e rh ä ltn isse m it dem F eh len v o n G ru n d freih eiten k ritik ­ los a k z ep tie rte , d a ß e r die m itte lalterlic h e O rdn un g von G esellsch ft u n d S taat, v o n K irche u n d S taat zu w illig hinnahm . Er w ar befangen v o n dem G edan k en, das m ensch en m ög lich e sei im angeblich b e ste h e n ­ d en E inklang v o n C h risten tu m und N a tu rre c h t erreicht. Infolgedessen

1 J. N e w m a n , The Letters and Diaries, V ol. XI, ed. Charles Stephan Dessain, 1961, 279.

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m uß er dem A ppell des C h riste n tu m s zu e in e r d y n am isch en g e se ll­ sch aftlich en O rd nu n gspolitik zu w en ig G ew icht bei. M itbestim m end w ar die allgem eine Ü berzeug u n g v o n d e r R e la tiv itä t alles D iesseitigen im V erg leich zu dem n ach dem G lau ben des C h risten kom m enden G ottesreich.

Zu allem kam die A b h än g ig eit sein es W eltb ild es v o n A risto teles. Für seine A nth ro p o lo g ie h a tte das zur Folge, d a ß d e r Blick auf die dauernden, u n v e rä n d e rlich e n W e se n h e ite n g e ric h te t blieb. Die T atsach e, d a ß e r m it A risto teles das Sein d e r L ebew esen in ihrem Leben sieht, ,,vivere v iv en tib u s est esse" 2, h ä tte ihn au fm erksam m achen kö n n en , daß für das Leben W e rd e n und V e rä n d e ru n g w e se n tlich sind. Dam it h ä tte e r eine m etaeth isch e Position g ew onnen, die ein e g rö ß e re N äh e der Ethik zur gesch ich tlich en und k u ltu re lle n W irk lic h k e it u n d d er individuellen S ituation erm öglich ten .

W as ihn ab e r A risto teles leh rte, w a r eine n eu e Sicht in d e r E r­ kenn tnisleh re. Thom as e rk a n n te die G ren zen des die id ee lle B ew u ßt­ seinsw elt b eto n en d en N eoplatonism us, d er seit A u gu stin s ta rk e G eltu ng besaß. Fest stan d für Thom as zw ar das ev id en te, e le m en ta re , dem M en ­ schen k raft se in e r V a rn u n ftn a tu r eig en e G run d w issen (lum en n a tu ra le ), er v erw ies ab e r alle k o n k re te E rken n tnis auf die S in n e se rfa h ru n g als ihre G rundlage. Damit ist g ru n d sä tz lich ein e W e n d e in d e r W isse n ­ sch aftsth eorie vollzogen. G eg enstand d er E rken ntn is ist das Sein und das Seiende. E rkenntnisziel ist das Sein in a lle n sein en Form en, a b e r so, d aß für alle E rk en n tn is des k o n k re te n S eiend en die E rfa h ru n g sg eg e ­ benh eiten den A u sg an g sp u n k t bilden. Die W irk lic h k e it d er D inge (nicht d e re n „Ideen") m acht sie u nd e rk e n n b a r. Ih re W irk lic h k e it, ih re N a tu r, erk e n n e n w ir aus ih ren W irk w eisen . Z w ar besitzt d e r V e rsta n d u n ­ m ittelbar einsichtige „u n b e w e isb a re" P rin zipien fü r die E rk en n tn is der ä u ß e re n W e lt w ie der sittlich e n O rdnung, sie b iete n ihm a b e r kein e k o n k rete E rkenntnis d er W irk lich k eit, noch k o n k re te N o rm en des sittlich en V erh alten s. Die V ern u nft sieh t W irk w e isen u n d W irk u n ­ gen, sagt er, und fäh rt fo rt m it einem Satz, d e r die k om m ende Z eit des W issen schaftsgeistes ankündigt: Dem M en sch en ist ein n a tü rlic h e s V e r­ langen eigen, die U rsache d e rse lb en zu k e n n e n und e r e rk e n n t sie m it bew und ern dem S taun en 3.

M it d e r H inw endung zur W irk lic h k e it v e rb in d e t sich bei Thom as die Stellung d er V ernunft, die e r ihr für die S e in se rk e n n tn is u nd die S elb stv erw irk lich u n g des M en sch en zuw ies. V o n k einem a n d e re n W esen, sagt er, w issen wir, w as sein e N a tu r ausm acht, n u r v o n einem

*1, 18. 2. c. 1; 2. II. 179. l . l. 3 I. 12. 1; I. 76. 1. c.

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W e se n ist es u ns bekan n t, vom M enschen. W as das Löwesein, das A d le rse in ausm acht, w issen w ir nicht. D arin b e h ä lt e r recht, auch w e n n in jü n g ste r Zeit die M o lek ularb io log ie v ieles ü b e r E rbanlagen zu finden v erm o ch te. Sie v erm ag n ich t die M o lek u la rk o n stitu tio n des Löw en so zu v e rä n d e rn , daß d a ra u s ein A d le r en tste h t. N u r vom M en­ schen, sagt Thom as, w issen w ir, w as seine N a tu r ausm acht. Das ist se in e V e rn u n fta n la g e 4.

Die g lau b en s-u n d z e itb ed in g ten B indungen seines D enkens, die v o r­ hin g e sp ro c h e n w u rd en , h in d e rte n T hom as nicht, an d er W eg k reu zu n g d e r a b e n d lä n d isc h e n G eistesg esch ich te m it a lle r K larh eit u n d Ent­ sc h ie d e n h eit die R ichtung zu w eisen, in d e r das fundam ental M enschli­ che, die tra g e n d e n W e rte eines u n iv e rsa le n H um anism us, zu suchen w aren . U n b e irrb a r ric h te t sich sein Blick auf die V ernunft, die den M en sch en zum M en sch en m ach t und ihm alle n o tw end ige O rien tieru n g b iete t auf dem W eg zu L eb en so rd n un g en gem äß den G eboten der h u m an e n W e rte.

F o lg erich tig h ielt d e r v o r k u rzem v e rs to rb e n e K u ltu rh isto rik e r der H e rv a rd U n iv e rsity C h risto p h e r D aw son ,,die S y n these vo n ch ristli­ ch e r und a risto te lisc h e r E thik für die a lle rb e d e u te n d ste d er L eistungen des T hom as v o n A quin" 5. M ag sein, daß, w ie oft b e h a u p te t w ird, sich das W isse n sch a ftse th o s z u erst im a n tik e n G riech en lan d fand. T atsache ist, d a ß T h o m as das sich der V ern u n ftfu n k tio n in der D eutung des M en ­ sc h en und d e r E rforschung d e r W e lt b e w u ß t gew ordene, leid ensch aftli­ che Bem ühen um die W a h rh e itse rk e n n tn is und E rk enn tnisgew iß h eit se in e n Platz im ch ristlic h e n D enken g eg en alle W id e rstä n d e d u rc h ­ zu setzen v e rsta n d . Das h at ih n zu einem W e g b e re ite r der w issen ­ sc h aftlich e n E ntw icklun g der auf ihn fo lgen den J a h rh u n d e rte gem acht. W as a b e r Thom as im b e so n d ere n in d e r a rtisto te lisc h e n Ethik fand, w ar, d a ß die W e rte des fu n d am en tal M enschlichen durch die V ern un ft a lle in e rk e n n b a r sind. V iele d e r b e ste n G eister u n seres K ulturkreises, so m it B etonung Jo h n H e n ry N ew m an, .s in d ihm darin gefolgt. Sie h a b en so w ie e r ein e G ru n d b ed eu tu n g des C hristentum s darin gesehen, d a ß es dem M en sch en die G ew iß h eit d a rü b e r gibt, w as e r schon k raft s e in e r V e rn u n ft ü b e r die für sein w a h rh a fte s M enschsein m aßgebenden W a h rh e ite n u n d v e rp flic h te n d e n W e rte w eiß 6. A b er auch um gek ehrt g a lt ihm u nd ihnen: sind d iese W a h rh e ite n und W e rte einm al vom

4 V gl. dazu R. G a r r i g o u-L a g r a n g e O. P., Le sense du M y s te r e et le clair- obscur in tellectu al chez Thomas de Aq., Paris 1934, Itroduction; dt. 1937.

5 C hristopher D a w s o n , C hristian ity and the Humanist Tradition, in: „Dublin R eview " IV, 1952, 1.

6 J. H. N e w m a n, A polo gia, A usg. 1865, 245, 253; Essays Critical and Historical, Bd. II 1871, 96.

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C h risten tu m h e r B ew ußtsein g ehoben, fin d et die m enschlich e V e r ­ nunft sich selbst in ihnen m it d e r E insicht in ih re allgem eine G ültigkeit. W en n D aw son sagt, die S y n th ese v o n ch ristlic h e r u n d a risto te lisc h e r Ethik sei die b e d e u te n d ste Leistung v o n Thom as, so lie g t d e r S c h w e r­ punkt zw eifellos auf d er d e r V e rn u n ft z u e rk a n n te n F unktion. Thom as dachte nich daran, die dem M en sch en aus d er O ffenbaru ng e rw a c h ­ senen E insichten in die fu n d am en talen W e rte se in e r S e lb stv e rw irk ­ lichung anzu tasten . Ihm ging es darum , zu zeigen, d a ß diese W e rte , auf die die G ebote des D ekalogs abzielten, n ichts dem M en sch en u n te r Blitz und D onner A ufgezw ungenes, so n d e rn die F o rd e ru n g e n seines w ahren M enschseins sind. D araus e rg a b sich 1. ein e A utonom ie der sittlich en V e rn u n ft in dem w a h rn Sinn, d a ß sich die sittlich e n Im p e ra ­ tiv e als das von d er m en sch lich en N a tu r selb st G efo rd erte erw iesen ; 2. eine A utonom ie d e r p h ilo so p h isch en E thik als W isse n sch a ft m it e ig e ­ n er M ethode. Das u n g e h e u erlic h e M iß v e rstä n d n is d e r k ath o lisc h e n T heologie d er A u fk lärun g szeit bis w e it in das 19. J a h rh u n d e rt h in ein w ar es, eine seichte H u m an itätsm o ral zu rezip ieren , s ta tt ihr m it der ihr v erfü g b aren, auf die . V e rn u n ft g e g rü n d e te n p h ilo so p h isch en Ethik zu begegnen.

T atsäch lich w irk t die S y n th ese v o n b ib lisch er u n d ra tio n a le r Ethik, die D aw son rühm t, bis in die sä k u la risie rte G eg e n w a rt fort. M an w ird an Thom as zu d en k en haben, w en n für K arl J a sp e rs feststan d : „S tellt m an die F rage, ob und w as E uropa o hne Bibel aus sein em v o rb ib lisch en U rsprung sein könnte, so zeigt sich im m er w ied er: W as w ir sind, sind w ir d urch die biblische R eligion und d u rch die S ä k u larisie ru n g e n , die aus dieser R eligion h e rv o rg e g a n g e n sind, v o n den G ru n d lag en d er H um anität bis zu den M otiven d er m o d ern e n W isse n sch a ft u nd zu den A n trieb en u n se re r g ro ß en P hilosophien. Es ist in d e r T at so: O hne Bibel gleiten w ir ins N ic h ts” 7.

G ew iß h at ab e r Thom as auch geseh en , d a ß es g en u g M en sch en gibt, die hinsich tlich m ancher sittlich e r Im p e rativ e lie b e r im D unkel bleiben, nach dem W o rt von Pascal, daß in alle n d e r „ m e tap h y sisch e n U n ru h e" en tstam m en d en sittlichen u n d relig iö sen F ra g en „D unkel g e n u g ist, für die, die n ich t seh en w ollen, ab er au ch Licht genug fü r die, die seh en w o llen ” 8. W ie d e r ist es aber n ach Thom as die V ernu nft, d e r die e n t­ scheiden d e Rolle im S e lb stv erstän d n is des M en sch en zufällt. W e il es v o n seinem V ern un ftw illen ab h äng t, ob d e r M ensch se h en w ill od er nicht, ste h t die W ille n sfre ih eit schon an d e r S chw elle d e r E rk enn tnis

? Karl J a s p e r s , V om Ursprung und Ziel d e r Geschichte, 1952, 86; drs. Europa der Gegenwart, 1947, 50.

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d e r G ru n d w irk lic h k eite n d e r m en sch lich en Existenz, ja auch an der S ch w elle d e r E rk en n tn is d e r W ille n sfre ih eit selb st als eines w e se n tli­ ch en B estan d teiles d ie se r W ir k lic h k e it9.

In d iese r F re ih e it, die dem M en sch en m it se in e r V ern un ft gegeben ist, lie g t n a c h T hom as d e r G ru n d d e r M ensch en w ü rd e. Die Definition d ieser: W ü rd e k ö n n te e r aus einem d e r T ra k ta te , die h e u te ü b e r die M e n sc h e n w ü rd e h a n d eln , a b g e sc h rie b e n haben. Er sa g t näm lich, sie b e s te h e d arin , „ d aß d e r M en sch v o n N a tu r aus frei ist und um seiner selb st w ille n e x is t ie r t 10. W eil frei u n d d a h e r für sein w ah rh aftes M en­ sch sein im p riv a te n u n d g esellsch aftlich en Leben v e ra n tw o rtlic h , w eiß d e r M en sch um n a tü rlic h e R echte. Thom as sieh t sie g e n au w ie G ustav R adbruch, d e r eh em alig e R ech tsp o sitiv ist und sozialdem okratische R eic h sta g sab g e o rd n ete , in ein e S pätschrift: „Das R echt ist die M öglich­ k e it s ittlic h e r P flich terfü llu n g oder, m it a n d e re n W o rten , dasjenige M aß ä u ß e re r F reih eit, ohne das die in n ere F re ih e it d er e th isch en Ent­ sch eid u n g nich t e x istie re n kann. J e n e ä u ß e re F re ih e it zu g aran tieren , ist W e se n u nd K ern d e r M en sch en rech te. So erg ib t sich, d aß diese R echte a b so lu te r N a tu r sind, n ich t zw ar, w ie sie in d ieser o d er jen e r F assu n g p o sitiv -re ch tlic h G estalt g efu n d en haben, w ohl aber, w ie sie n o tw e n d ig sind, um sittlich e P flich terfü llu n g zu erm ög lichen 11.

N a tü rlich stellt sich die F rage, w ie m an ang esichts sein er frü her e rw ä h n te r B lick v eren g u n g in F rag en d er G leich heit und F reih eit in T hom as den W e g b e re ite r eines u n iv e rsa le n H um anism us sehen kann. Die w ic h tig ste V o ra u sse tz u n g dafür, d a ß die V ernunft diese Funktion zu e rfü lle n verm ag, sieh t e r w ie v iele h e u tig e N ich tch risten in der Evolution. Dies n ich t in d e r E ntw icklung des M enschen von tierisch en A h n e n h er, v ielm e h r in d e r E volution d er m enschlichen N a tu r und der m en sch lich en V e rn u n ft des in die G eschichte e in g e tre te n e n Hom o sapien s. T hom as g e b ra u c h te se lb stv e rstä n d lic h den m odernen A usdruck „E volution" nicht, sein W o rt d afü r ist, d aß die m enschlich e N a tu r und die m en sch lich e V e rn u n ft „ v e rä n d e rlic h ” sind 12. F ür sein e Zeit ist das eine h ö ch st ü b e rra sc h e n d e B ehau p tun g an g esich ts d e r das Denken p rä g e n d e n a n th ro p o lo g isc h en O nto lo g ie m it ih re n festen W esen heiten . W as e r u n te r „ v e rä n d e rlic h " m eint, e rk lä rt Thom as so: Das sittlich ­

9 S.c.g.-. in tellig im is quia volum us. D ie G leich stellu n g des W illen s mit der Erkenntnis, v ertreten in Kap. 12 des „Naturrechts" findet sein e B estätigung in dem w ich tigen Buch von Klaus R iesenhuber, Die Transzendenz der Freiheit zum Guten. Der W i l l e in d e r A n th ro p o lo g ie und M e t a p h y s ik des Thomas v. Aq., M ünchen 1972.

i» 2. II. 64. 2 ad 3.

11 G. R a d b r u c h , Einiührung in die Redhtsw issenschait, 9. Aufl. hrsg. v. K. Z weigert, 1952, 38 f.

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rechtliche B ew ußtsein des M en sch en u n te rlie g t d e r E ntw icklung g e n a u ­ so w ie die E rken ntnisse d e r „W issen sch aften ", eb enso e n tw ic k e ln die M enschen ihre F äh ig keit zur E inrichtung m en sc h lic h e re r G esellschaften, weil sie d u rch E rfahrung und N a ch d en k en , b y tria l an d e rro r, zu einem vollkom m ener sein e A ufgabe erfü lle n d e n G em einw ohl gelan g en , das für alle eine reic h lic h ere B efriedigung ih re r leiblichen, se elisc h e n und geistigen B edürfnisse b ed eutet.

M an beachte: W ir b e h a u p te n k ein esw eg s, Thom as h ä tte die ganze n euzeitliche E ntw icklung des m en sch lich en G eistes v orw eggen o m m en . W ir haben im G egenteil Z e itb e d in g th e ite n seines D enkens h e rv o rg e ­ hoben. G ezeigt w e rd e n k an n aber, d a ß ihn die K raft sein es logischen D enkens in m eh rfach er H insicht d en Blick öffnete fü r E insichten, ohne die die w issen sch aftliche G eistigk eit v o n h eute, ja a u ch d e r em anzi- patorisch e Effekt d er A ufk läru n g n ich t d e n k b a r ist. S e lb sv e rstä n d lic h hat sich die n euzeitlich e w issen sch aftlich e F orschung, an d e re n A nfang die R ev o lu tio nierun g des k osm ischen W eltb ild es stand , nich t auf T h o­ mas berufen. A b er von seinem D enken in F rag en d e r W irk lic h k e its­ und W a h rh e itse rk e n n tn is ging ein sta rk e r A n sto ß auf den aufko m m en ­ den Geist d e r w issen schaftlich en W e lt aus u n d blieb w irksam ohne das B ew ußtsein sein er Flerkunft. G alilei, K epler, K opernikus, N ew to n a rb e ite ten n ach dem n e u en Geist, d e r sich an die E rfo rsch u n g d e r E r­ fah ru n g sw irk lich k eit g eb u n d en w eiß. Die W isse n sch a ft m u ß m it H y p o ­ thesen arbeiten, diese k ö n n en ab e r n ach T hom as' E rk e n n tn isle h re nich t F antasien sein, sie m üssen g estü tzt sein auf T atsach en . B ekannte ist der Satz N ew tons: H y p o th e re s non fingo. Die sie stü tz e n d en T atsach en m üssen fo rtsch re ite n d n e u ü b e rp rü ft w erd en .

H y p o th esen fallen u n te r den „ k ritisc h en R atio nalism u s", w ie ihn Thom as v erstan d . Sein W e rk ist g e tra g e n v o n jen em h ö ch st w ichtig en Prinzip d er w issensch aftlich en F o rsch u n g u n d des w issen sch aftlich en E rkenntn isfortsch ritts, das in d e r S e lb stk ritik b e ste h t. S e lb stk ritik p rü ft die E rgebnisse des eig en en D enkens n ach In h a lt u n d B egründung. Trom as übt sie bis zur E rm üdung des L esers: In a lle n sein en Q u aestio - nes stellt e r eine Reihe v on E inw änden auf, legt d ann seine Lehre und seine A rgu m en te d a r u n d gibt d a ra u f fo lgen d die A n tw o rte n auf jen e Einwände. Zum g ro ß en Schaden des w issen sch aftlich en F o rtsc h ritts ist das Prinzip d er S elb stk ritik in d e r P h ilo so ph ie (auch d e r T heologie) w eithin fallen g elassen w orden. V ieles, w as h e u te dem L eser zu g em u tet wird, ist F antasie, nich t Philosophie. M an e rs p a rt sich die B egründung, auch die A naly se der w issen sc h a ftsth e o re tisc h e n V o rau ssetzu n g en . S elbstkritik ist eine Sache des W issen sch aftseth o s, des V e rp flich tu n g s­ bew u ß tsein des F o rsch ers und D enkers g e g e n ü b er d e r W irk lic h k e it und W ah rh eit. Denn W a h rh e it ist e rk a n n te W irk lich k eit.

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V o n ein em B eitrag zum p h y sik a lisc h e n W e ltb ild der G egenw art d u rch T hom as k an n n a tü rlic h k e in e R ede sein. In seinen L ehren da- ü b e r w ie au ch in se in e n L eh ren zur H um anbilogie ließ e r sich durch A risto tele s v ö llig i r r e f ü h r e n 13. T rotzdem sind in seinem W eltbild P e rsp e k tiv e n e n th a lte n , die fü r die E ntw icklung des n atu rw issen sc h a ft­ lich en D enkens h ö ch st b ed e u tu n g sv o ll w aren. F reilich w u rd e n sie so v o llstän d ig vom w issen sch aftlich en D enken assim iliert, d aß kaum je ­ m and sich ih re r Llerkunft e rin n e rt. D iese P e rsp e k tiv e n w a re n in sein er U n iv ersu m id ee gelegen. In einem eben e rsc h ien e n e n Buch ü b e r N a tu r­ w issen sch aft u n d C h risten tu m sc h re ib t d er V erfasser, die u n e rlä ß lic h e V o ra u sse tz u n g n a tu rw isse n sc h a ftlic h e r F o rsch ung sei d er feste G laube an die V ern ü n ftig k eit d e r n a tü rlic h e n W e lt und ihres F unktionsgefüges sow ie d er G laube an d e re n E rk e n n b ark e it d u rch die m enschliche V e r­ nunft; alle d iese V o ra u sse tz u n g en entstam m en, w ie d er A u to r betont, dem jü d isc h -c h ristlic h en G lauben, w esh alb die N atu rw issen sch aft nu r im c h ristlic h e n E uropa und n ich t in e in e r d er an d e re n g ro ß e n K u ltu r­ n a tio n e n e n tste h e n k o n n te 14. W en n dem so ist, dann ste h t auch Thom as' Beitrag zu d iese r E ntw icklung fest.

W as die V e rn ü n ftig k e it d er W e lt ang eht, e rin n e rt m an sich an A lb e rt E instein u n d sein W o rt vom „v erz ü c k te n S taunen über die H arm o n ie d e r N a tu rg e se tz lic h k e it, in d er sich eine so e rh a b e n e V e r­ nunft offenbart, d a ß alles S innvolle m en schlichen D enkens und An- o rn en s d a g e g en e in ganz n ich tig e r A bglanz ist" tr\ N a tü rlich ist bei T h o­ m as ,die e rh a b e n e V e rn u n ft" v o n d e r E instein spricht, d e r p ersön liche G ott u n d das die S chöpfungw elt d u rch w a lten d e „ew ige G esetz". G erade d a d u rc h e rh ä lt sein e U n iv ersu m sid ee die G ew ißh eit der allum fassenden und u n b e d in g te n O rd n u n g se in h e it. A ls O rd n u n g sein h eit w ird die W elt zu d er ein e n W e l t 16. Thom as g ew in n t g e g e n ü b er d e r K osm osidee des A risto te le s m it dem g ö ttlich em E in heitsgru nd des U niversum s ersten s eine feste B egründung, zw eitens eine g e sic h e rte S tellung d e r se k u n ­

13 Der N a ch w eis dafür w urde von A lbert M itterer in den Bänden seiner W elt­ bild v erg leich en d en Thom asforschung erbracht, erw ähnt seien besonders: Die Ze­ ugung der Org anismen, in s b e so n d e re d e s M en sch en nach dem W e l tb i ld des hl. Thomas und der G eg en w a r t, 1974; Elternschalt. und Mutterschaft, nach dem W e ltb ild des hl. Thom as und der G egen w ar t, 1949; Dogma und Biologie, 1952; Die E ntw ic k­ lu n gsleh re ehre A ugustins, im V e rg le ic h mit dem W e l tb i ld des hl. Thomas und dem d e r G eg en w a r t, 1956.

14 R. E. D. C l a r k , Scie nce and Christianity: A Partnership, 1974.

15 A . E i n s t e i n , Mein W e l tb i ld . U llstein Buch nr 65, 1964, 18. A. a. o. S. 17 schreibt Einstein: „W elch ein tiefer Glaube an die V ernunft m usste in Kepler und N ew to n leb en d ig sein, dass sie den M echanism us der H im m elsm echanik in der ein ­ sam en A rbeit gieler Jahre entw irrn konnten!"

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d ä re n U rsache (causae secundae) u n d d e re n E igen gesetzlich keit. E ige­ n a rt und E igenkräfte d e r N a tu r zu e rfo rsc h e n ist ja H au p ta u fg a b e der N atu rw issen sch aften : Der M en sch soll die N a tu r n a c h der in ih r a n g e ­ legten und in ih r zu e rk e n n e n d e n O rd n u n g in se in e n D ienst stellen . W enn Thom as davo n die E rh altu n g (conservatio) d e r N a tu r fü r die Z w ecke des M enschen, d ag eg en vom H an d eln g e g en d iese O rd n u n g deren E ndergebnis (corruptio) ab h än g ig m a c h t 17, h a b en diese G ed an ken einen e rsta u n lich e n u n m itte lb are n Bezug auf die h e u tig e P ro blem atik der Ö kologie.

A n diese H inw eise ü b e r die S tellu ng u n d A ufg abe d e r V e rn u n ft und V ern u n fterk en n tn is an g esich ts des U niversu m s w ü rd e n sich u n ­ schw er Ü berlegu n gen an sch ließ e n ü b e r T hom as' p h ilo so p h isch e G e­ danken ü b er die M öglichkeit d e r G o ttese rk en n tn is aus d e r g esch affen en W elt, also aus dem, w as K arl J e sp e rs die C hiffren d e r tra n sz e n d e n te n W irk lich k eit gen an n t hat. W ir w en d en und in d essen w ie d e r d e r d u rch die V ernu nftb egab un g g ek e n n ze ich n e te n Existenz des M en sc h e n zu.

H eute w ird im N am en d e r W issen sch aft b e h a u p te t, d e r M ensch sei d urch K räfte des U n b ew u ß ten d eterm in iert: d u rch die Libido o d er das durch die P ro d u k tio n sv e rh ä ltn isse bestim m te g e sellsc h a ftlic h e B ew u ß t­ sein oder die A rc h e ty p e n des k o lle k tiv e n U n b e w u ß te n o d e r d e n aus seiner tie risc h en V e rg a n g en h e it stam m end en A g g ressio n strieb . M it dem von ihm v e rtre te n e n „k ritisc h en R ationalism us" b esitzt T hom as ein A rgum ent, w onach ein so lch er D eterm inism us ein e n S e lb stw id e rsp ru c h en th ält. Denn, sagt er, die V e rn u n ft b esitzt die F äh ig k eit, ih re U rtetile der k ritisch en B eurteilung zu u n te rw e rfe n J8. Der M ensch v e rm a g d a h e r aus d er E in k erkerun g d u rch das U n b ew u ß te a u szu b re c h en u nd d en W eg in die F reih eit e in e r G esellschafts- u n d W e ltg e sta ltu n g zu finden gem äß dem G eheiß d er hu m an en W e rte, v o n denen ihm sein e V ern un ft, g ew iß oft e rst ach b itte re r E rfahrung, a b e r n ich t zuletzt d u rch d iese seh en d gew orden, Zeugnis gibt. Thom as e rw ä h n t auch das h e u te in d e r E r­ ken n tn isle h re und W issen sch aftsth eo rie sta rk im V o rd e rg ru n d steh en de, eng m it dem e rw ä h n te n reflex iv en U rteil v e rb u n d e n e n W a h rh e its k ri­ terium der In te rsu b je k tiv itä t: die M en sch en u n te rstü tz e n sich w ie in allen leb en sw ich tig en A n g e le g en h e ite n im E rk en n en d e r W a h rh e it d urch die K om m unikationm ittels d e r S p rache 19.

W ill ab e r der h eu tig e M ensch sich dieses a rch im ed isch en P u nk tes d er M öglichkeit se lb stk ritisch e n U rteils bem ächtigen, d e r ihm eine C hance g eg en ü b er a lle r g eistig e n U nfreiheit, K nechtung, M an ipulatio n ,

17 S.c.g. III. 141.

18 D e ver. 24. 2 c: iudicare de suo iudicio, ein V erm ögen, das e st so liu s rationis, quae actum suum reilectitur.

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V erdum m un g u n d S e lb sttäu sc h u n g bietet? Läßt e r nicht zu w illig seine V e rn u n ft v e rg e w a ltig e n d u rch Ideologien, d u rch ein seitig e M edien in­ form ation, d u rch die K om m erzw erbung? Das E igenste d e r V ernunft, das n u r ih r E rreich b are, das d en M en schen v o r alle n L ebew esen Pri- v ile g ie re n d e ist, sagt Thom as, das ihm d u rch seine V e rn u n ft erm ög­ lic h te S u chen u n d S ehen d e r W a h rh e it. W a h rh e it ste h t h e u te nicht hoch im K urs, sie ist n ich t g efrag t. V ielm ehr h e rrsc h e n Ü berzeugungen, b e ste h t ein e Inflation v o n Ü b rzeugungen, sich im W e ste n ' k rista llisie ­

re n d im w e lta n sc h au lich e n P luralism us. Ü berzeugungen sind das

S u b jek tiv e, W a h rh e it ist das O b jek tiv e. Ü berzeugungen k ö n n e n die L egitim ation d u rch die o b je k tiv e W a h rh e it besitzen, das h e iß t das sach lich e A rg u m en t für sich haben.

W a ru m T hom as so u n n ach g ieb ig die F äh ig k eit und V erpflichtung d e r m en sch lich en V e rn u n ft zu r W a h rh e its- und W irk lich k eitserk en n tn is v erfich t, ist alles a n d e re als ein e K aprize. D enn n u r w enn der M ensch die eig en e, die g esellsch aftlich e u n d die ä u ß e re W irk lic h k e it zu e r ­ k e n n e n v erm ag, k a n n ihm sein e S elb stv erw irk lich u n g gelingen, seine G lück serfüllung , ein leb e n sw e rte s Leben. W eil er v e rsu ch te, sich cler E rkenn tn is d er W irk lic h k e it zu sp erren , u n d die ä u ß e re N a tu r durch die T ech n ik v e rg e w a ltig e n zu k ö n n e n m einte, findet e r sich h eu te in e in e r so b e ä n g stig en d e n Lage. Er kan n seine S elbstverw irk lich u ng n ich t fin d en im G egensatz zur ä u ß e re n N a tu r oder, w ie das Ö kologi­ sch e M an ifest (1972) v o n m eh r als zw ei D utzend N atu rw issen sch aftlern u n te r F ü h ru n g v o n K on rad Lorenz in seinem e rste n Satz sich a u s­ d rü ck t: „D er M en sch ist e in Teil d er N atu r, v on d er e r lebt. D er M ensch k a n n nich g egen die N a tu r leben, e r m uß sich ihr anpassen, w ie alle a n d e re n L ebew esen au ch ". Thom as w ü rd e dem voll und ganz zustim ­ m en. Er w ü rd e m it d e r g leic h en E n tschiedenh eit sagen, d e r M ensch k a n n sich a u ch n ich t geg en sein e eig en e N a tu r selbst verw irklichen, n ich t L ebenssinn und G lü ck sb efriedig u n g finden, w en n e r w ider seine N a tu r sich selb st G esetz sein will.

N ach dem G esagten k a n n die S tellung des h e u te v ielberufenen „ S a c h v ersta n d e s" in d e r G esellsch aftsleh re des Thom as nicht ü b e r­ rasch en . Die V e rn u n ft w e iß in d en ein fach eren L ebenssituationen um die sittlich e n Im p erativ e, in den ko m p lizierteren F rag en der R echts­ u n d G esellsch aftspo litik k ö n n e n n u r die F ach leu te die dem fundam ental M e n sch lich en g em äßen R eg elun g en finden, und das m eist n u r nsch fach w issen sch aftlich en A u s e in a n d e rs e tz u n g e n 20. W eil es sich bei G e­ se llsc h a ftsle h re u nd E thik um „ p rak tisch e" W issenschaften handelt, kom m t es n ich t n u r auf die K enntnis d e r Prinzipien so ndern auf die

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S achkenntnis in den E in zelh eiten a n 21. T hom as ist a b e r rea listisc h genug, um kein e id ea len Lösungen zu e rw a rte n : Letzte G ew iß h eit ist sehr oft nich t zu erre ic h e n , so n d e rn n u r ein e „ w a h rsc h e in lich e G ew iß ­ heit" d e r rich tig en Sacheinsicht. Eine solche „ g en ü g t" 22. Sein G edanke ist: Die E ntw icklung ist stän d ig im Fluß, die g etro ffe n e n R eg elu n g en sind ohnedies nie etw as E ndgültiges, die S itu atio n m uß ste ts n e u ü b e r­ prüft w erd en. D aher darf sich die V ern u n ft, w eil sie den W e g zum totum bene v iv ere, zum vo llm en sch lich en Seim ein zelm en sch lich und gesellschaftlich, zu w eisen hat, nie v o n ih re r V e rp flich tu n g zur W a h r­ h eitserk en n tn is nach dem v eru m n ecessariu m , e n tb u n d e n w issen 23.

Für Thom as h a tte das Problem d e r M ö g lichk eit d e r W irk lic h k e its ­ erk en n tn is g e g e n ü b er allen F orm en d e r Skepsis noch ein a n d e re s M otiv. W enn die m en sch liche V e rn u n ft zur E rken n tnis d e r W irk lic h k e it u n ­ fähig w äre, w ä re für sie auch die K en n tn is d e r E xistenz G o ttes u n m ö g ­ lich. W eil die V e rn u n ft die W irk lic h k e it u n d die sich d a rin fin d en d en A b h än gigk eiten des ein e n vom a n d e re n zu e rk e n n e n v erm ag , sie h t sie sich schließ lich v o r d e r Frage, w o rin die S e in sw irk lic h k e it des U n iv e rs­ ums ih ren U rsp ru n g hat. F ü r v iele ü b e rra sch e n d : T hom as z ö g e rt nicht, die M öglichkeit d e r ew ig en Existenz des W e ltsto ffe s an zun ehm en; n u r dürfe nicht b e stritte n w erden, d a ß e r auf die S chöpfung d u rch G ott z u rü c k g e h t24. Das w a r g ed ach t n ach d e r E rfahru ng m it d er F u ß sp u r im Sande, die gleichzeitig m it dem F uß da, a b e r doch v o n ihm v e r u r ­ sacht ist. So so u v e rä n sich dem n ach Thom as die S tellu n g d e r V e rn u n ft im ganzen U m kreis d e r m en sch lichen Existenz, daß e r sie v o r dem zeitbedingten W o rtla u t des bib lisch en S ch ö p fu n g sb erich tes n ich t h a lt­ m achen läß t. M elan chton , L uthers Z eitg en o sse u nd Freund, b estan d darauf, d aß die W e lt n ach dem Z eugnis d e r O ffen b aru n g 3692 J a h re v o r C hristus geschaffen w o rd e n sei. U nd noch fast 150 J a h re sp ä te r m einte Jo h n Locke, d e r B egründer des Em pirism us in d e r en g lisch en E rk enntn isleh re, in seinem „Essay", das sein en Ruhm b eg rü n d e te: „W ir n ehm en an, daß es v o n d e r G eg en w art bis zum e rste n D asein irgend jem andes am Beginn d e r Zeit 5639 J a h re sind".

Da uns d a ra n lag, aufzuzeigen, d a ß Thom as v o n A quin g e ra d e für en tsch eid en d e F rag en u n se re r T age v iel zu sag en hat, lag die Be­ sch rän k u n g auf sein e P hilosophie und auf die F u nktion d e r V e rn u n ft nahe. N icht u n e rw ä h n t soll bleiben, d aß e r a u ch d e sh alb m it so lch er E ntschiedenheit auf die F äh ig k eit d er V e rn u n ft zur E rk enn tnis d er

21 S.c.g. I. 65: D ie Erkenntnis der singularia ist erforderlich; I. 103. 6: minuta particularia.

22 2. II. 70. 2: sufficit probabilis certitudo. 22 1. II. 57. 5. 2. II. 47. 2 u. 3.

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W irk lic h k e it und W a h rh e it bestan d , w eil ihm k la r w ar, d a ß das ganze C h risten tu m auf diesem E rk en n tn isv erm ö g en d er V e rn u n ft b eru h t. Be­ stü n d e dieses nicht, w ie h ä tte n die Z eitgenossen C hristi seine M en­ sc h h eit e rk e n n e n u n d sein e L ehre v e rs te h e n können? E tienne Gilson, e in e r d e r' b e d e u te n d ste n T hom as-K enner, d ü rfte re c h t haben, w en n er v on T hom as sagte, d a ß d iese r sich w ohl b ew u ß t w ar, m anche from m en L eute w ü rd e n ih n als H eid en b ezeichnen, w eil e r philosop hisch e P rob­ lem e auf ein e p hilo so p h isch e W eise, das h e iß t n u r m it den M ethoden d e r V e rn u n fte rk e n n tn is b e h a n d elt h a b e 25. V ielleicht ist Thom as ab er g e ra d e a u ch w eg en dieses „H eidentum s", sein er ein zig artig en Ehrung der V e rn u n ft im O rien tieru n g sfe ld d e r m ensch lichen Existenz: der V e r­ nunft, in d e r sich G ott selb st sp ieg elt, so d a ß der M ensch G ottes Eben­ bild sein kann, ein H eilig er d e r K irche gew orden.

TOMASZ Z AKW INU W HISTORII MYSLI I WE WSPÓŁCZESNOŚCI

A utor zam ierzał podać tu n ie ty le rodzaj apologii Tomasza, aktualnie poniża­ nego przez k atolick ich (i tylk o tych) filo zo fó w i teo lo g ó w , którzy jeszcze przed 10 la ty p raw ie w y sła w ia li go, ile raczej ob iek ty w n e spojrzenie na filozofią Tomasza ze szczególn ym u w zględ n ien iem etyk i i m etaetyki. Stwierdza, że w czasie sw ych studiów teo lo g iczn o -filo zo ficzn y ch od n osił się do k oncepcji Tomasza z dużą rezerw ą. Przy­ czyn ą teg o b yło jednostronne p rzedstaw ianie p ogląd ów Tomasza, operow anie bo­ g a ctw em cy ta tó w bez przeprow adzania g łęb szych analiz. Po prostu przedstawiano go jako „au torytet”. M ów i także o J. H, N ew m anie, który po sw ym naw róceniu n ie b ył za d ow olon y z jednostronnego faw oryzow ania szk oły Tomasza i z tego, że w k o d ek sie praw a k anonicznego (c. 589, 1366 § 2) tom izm ow i przyznano p ew ien ro­ dzaj m onopolu.

A utor w yk azu je, że p ogląd y Tom asza, tak samo zresztą jak i innych autorów, są u w aru n k ow an e epoką, w jakiej żył. Do id eo lo g iczn ie uw arunkow anej nauki To­ m asza zaliczyć można obronę n iew oln ictw a jako instytucji społecznej, bezkrytyczne a k cep tow an ie poddaństw a z błędną zasadą w olności, przyjm ow anie śred n iow ieczn e­ go porządku sp ołeczeń stw a i państw a. Od A ry sto telesa przejął Tomasz obraz św iata i pogląd na teorię poznania. Stał na stanow isku, że całe konkretne poznanie oparte jest na d ośw iad czen iu zm ysłow ym , jako sw oim podłożu. Tym sam ym dokonał się zasad n iczy zw rot w teorii naukow ej. Przedm iotem poznania stał się byt w e w szy ­ stkich formach, a punktem w y jścia — konkretne d ośw iadczenie. Z tym nachyleniem się ku rzeczy w isto ści łą czy się u Tomasza przyznanie rozum ow i istotnej funkcji w p oznaw aniu rzeczy w isto ści. Tomasz przyznając rozum owi funkcję badania św iata, p oznaw ania praw dy oraz p ew n ości teg o ż poznania, jak rów nież w prow adzając ro­ zum do ch rześcijań sk iego sposobu m yślenia, stał się zw iastunem i prekursorem rozw oju n au k ow ego w n astęp n ych stu leciach . W ed łu g D aw sona Tomasz dokonał syn ­ te z y ch rześcijań sk iej i a ry sto teleso w sk iej ety k i. T om aszow i chodziło o w ykazanie, że norm y D ekalogu n ie są nam narzucone pod przymusem, lecz w y p ły w a ją z n a­

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tury ludzkiej, że człow iek na drodze rozum ow ej dochodzi do ich poznania. Z tego w ynika autonom ia ety czn eg o rozumu, uw ydatniająca się w p ostaci rozum o­ w ych im peratyw ów w yprow adzanych z sam ej ludzkiej natury, oraz autonom ia etyk i filozoficznej jako nauki posiadającej w łasną m etodę. A utor w yk azu je, że Tom asz w prawdzie n ie p osługuje się term inem „ew olucja", a le m ówi, że natura ludzka podlega zmianom. Etyczno-praw na św iadom ość czło w iek a pod lega dokładnie tak samo rozw ojow i, jak poznanie „naukowe". Było to, jak na o w e czasy, bardzo zna­ m ienne stw ierdzenie. W praw dzie n ie można utrzym yw ać, że Tomasz oddziałał na ca ły rozwój w spółczesnej nauki, na czele k tórego znajduje się zrew olu cjon izow an ie św iata kosm icznego, ale jego k oncepcja poznaw ania rzeczy w isto ści i praw dy oraz ukazany przez n iego obraz jed n ości Universum w y w a rły w p ły w na rozw ijającego się ducha św iata naukow ego i działają do dziś, lecz n ie jest uśw iadam iane ich po­ chodzenie. Poznanie, w ed łu g Tomasza, n ie m oże być rodzajem fantazji, lecz musi być oparte na faktach. G alileusz, Kepler, Kopernik, N ew to n pracow ali zgodnie z tą koncepcją. Tomasz p rzyw iązyw ał dużą w agę do sam okrytyki i w ery fik a cji w do­ chodzeniu do prawdy. S taw iał najpierw szereg zarzutów, n astęp n ie przedstaw iał swą w łasną naukę łącznie ze sw ym i argumentami, a dopiero potem daw ał odpo w iedź na zarzuty. Sam okrytyka jest rzeczą etosu nauki, obow iązkiem badacza i m y­ śliciela. E. G ilson podkreśla, że Tomasz zdaw ał sobie spraw ę z tego, że n iektórzy określali go mianem poganina z uw agi na to, że problem y teologiczn o-filozoficzn e rozw iązyw ał przy pom ocy metod poznania rozum ow ego. Być m oże, że z pow odu t e ­ goż „pogaństwa" („H eidentum s”), z pow odu sw o isteg o oddw ania czci rozum ow i, w którym sam Bóg się odzw ierciedla, tak że człow iek m oże stać się obrazem Boga, został Tomasz ogłoszon y św iętym K ościoła.

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