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Neue Bücher. Ein Bücherblatt für Volksbibliothekare, Jg. 7, 1930, H. 1.

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Dieses Heft

wurde zusammengestellt unter

Leitung von Dr.-Schumm, Leiter der Kruppschen

BücherHalle,

Essen

Inhalts-Verzeichnis

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Seite l.Aus demfchöngeistigenSchrifttum . . . . . . . . . ,

Romane undErzählungen . . . . . . . . . . 1

Wegweifer nachStoffgruppen . . . . . . . . . . . . » Il.Jugendfchriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . is Ill. VomWissenundErkennen . . . . . . . . . . . . . . 19

a)Lebensbilder nndBriefe . . . . . . . . . . . . . . . 19

b)Vonfremden Ländern . . . . . . . . . . . . . » c)ZurLiteraturgefchichte . . . . . . . . . . . . . . . 2o d)Psychologie, CharakterkundeundPädagogik . . . . . . . 21

c)Geschichteund Rassenkunde . . . . . . . . . . . 24

k) ZurWirtschaftsgefchichte . . . . . . . . . . . . . 26

g)Geiellfchaftolehre . . . . . , . . . . . . . . . . , 26

b)Büchereiwefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

i)EssapoundVermischteo . . . . . . . . . . . . . . · 27

s

.

Naclulkadt verboten.

Verantwortlich fürdenGefamtinhalt LudwigRöhrfcheid,Bonn,fürdie einzelnenBeiträge dieVerfasser. Druck Konrad TriltfchinWürzburg·

M

Von,,NeueBücher-«erfcheinenim JahreoHefteimUmfangVon je z-« By- zuni Preisevon Mk.2.5«obeiportofreier Zufendung.

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NEUE BUCHER

BESPRECHUNGEN VON NEUERSCHElNUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON DER

FRElEN ARBElTsGEMElNScHAFT

DEUTSCHER VOLKsBlBLIOTHEKARE

JAHRGANG 7- HEFT 1 .

l.AUS DEM SCHONGElsTlGEN SCHRlFTTUM

ROMANE UND ERZÄHLUNGEN

Almanache.

i.Jahrb uch193 o.B»W» L.:Zsolnay.475 S. br. 1.50,Lu.

2.20 REM.

2. DasglückhaftSchif Fahrt-enbuch1930. Stgt.:Dasglück- haftSchiff.106 S. Lu.1.50 NEM.

Z.Gestä ndnis se. Braunschw.,Berl»Hambg.:G.Westermann.

96S. br.——.25RM.

4.Vol ksbuch1 9 3 0.Berl.: Neuer Deutscher Verlag.225 S.Ln.

3.——NM.

Jmmer schonwurde andieserStelle aufdieBedeutungdesAlmanachs als Reklamemittel desVerlagsbeiderV. B.hingewiesen.Eswurde be- tont,daßderProspekt seine Werbekraftverloren habe, seitderBücherei- leiter täglichmitProspekten zugedecktwird,daß auchdienormale Buch- kritikinZeitungundZeitschrift sich fürdenFachmannalswertlos erweist, weilsieimallgemeinen ,,preisendmitvielschönenReden«um dasObjekt herumläuft,aber wedervom Stoff nochvom Problem, nochvon derPro-

«blemlösung,nochvon denspezifischen Formqualitäteneines Werks eine Ahnung gibt. So bleibt fürdenBibliothekar, außerderTätigkeitvon einigenKritikern,dienichtnur Urteilskraft haben, sondern auch wissen,

was von einerBuchkritikerwartet wird,nur nochdasEineübrig:dieKost- probedesAlmanachs. Jeder Büchereileiter müßteinseiner Handbibliothek einewachsende Almanachecke besitzenundsieauchfleißig benützen.

Zu1.Dieser Almanach enthält zwei Originalbeiträge,eineNovellevon

Franz Werfel:Kleine Verhältnisse,und einen Neigenvon Geburtstags- gratulationien fürden 60jährigen FelixSalten. Von den Kostproben seienalswichtigstegenannt aus: RogerMartin duGard,DieThibaults, TheodoreDreiser,DasGenie,Walter von Molo, DieScheidung,Egmont Colerus, KaufherrundKrämer, Kasimir Edschmid,LordByron, Franz Wekfel, Barbara, HeinrichMann, Siesind jung.Man sieht schonaus

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diesemAlmanach, daßseinVerlagindieallererste Reihederdeutschen schöngeistigenLiteraturverlage vorgerückt ist.

Zu2.DiesistnichtsosehreinVerlagsalmanachalseineGruppierung vonAutoren einerbestimmten Weltanschauungundzwar einerSchattierung desProtestantismus. Einpaar Namen werden dieseam besten kennzeich-

nen: DiedrichSpeckmann,Jngeborg Maria Sick,Siegfriedvon der Trenck,etwas überHelene Christallerund-über Friede Kraze. Auchvon Albert Schweitzer isteinkleines Stück vertreten.

Was denBibliothekaran diesem Almanach besonders interessiert, sind

dieneuen Namen, dieerindiesem bestimmten Zusammenhangkennenlernt.

DieErfassungvon geistigen, stilistischen,weltanschaulichen,politischenZu- sammenhängenist jadasWichtigste für»denBibliothekar.

ZuZ.,,Geständnisse«enthältStücke dernordischenAutoren desVer- lags,Knud Andersen, Ernst Didring,Marie Bregendahl, Gösta af Geijer- stam, sodanneinegrößere Probeaus Wilh.Engelkes ,,Obermeyer«,um

nur einigezunennen. DazuBilder derVerlagsautoren.

Zu4.Viele kleinere Büchereien werden esnichtwagen, eine größere AuswahlderWerke desNeuen Deutschen Verlags,desführendenkom- munistischen Verlags,zuhalten,schonaus demGrund, weilsie sie nicht kennen und nichtwissen,wieweit sieinihrenbesonderen Wirkungskreis hineinpassen. Diesenmag das vorliegendeVolksbuch besonderswillkom- men sein,daseinen guten Eindruck von dembedeutsamen Schaffen dieses Verlags gibt. Fürdieandern seialswichtigerwähnt,daßdasBucheine Reihevon Originalbeiträgenbekannter undunbekannter Autoren bringt, auch solcher,die inanderen Verlagenvertreten sind.Esseiengenannt: Al- fons Goldschmidt,WI. Lidin,A.Swirski, Fritz Schiff,Virtor Bauer, Wera aner, Jaroslav Haseku.a. DaßLeninundKarl Liebknecht,daß WilliMünzenbergundOttoNühlevertreten sind, ist selbstverständlich.

Sulz, St.-B., Essen.

Arlen,Michael:Li l yC hristine.Lpz.,Wien: C. Weller. 1929. 447S.

br.5.—, Lu.8.— NM.

Von diesem englischen Verfasserwurde vor einigerZeitdas Werk ,,KompromißVenetia« angezeigt (vgl.Neue Bücher,Jg.6, 1X2,S.

12), durchwelcheserinEngland berühmt geworden ist.Dasvorliegen-de behandelteinganz ähnlichesThema,denFraue ncharak ter,derseine Liebe bisindenTodaneinen unwürdigenMann verschwendenkann. Und zugleich isteswieder dieSchilderungvornehmer eng l is cherGesel l- schaftskreise.

Diese Frau also verzeiht ihrem Schuftvon Mann alles,was ertut, verdient denLebensunterhalt derFamilie, istbereit,um eineranderen Frau willen sichscheidenzulassen,wir-dschließlichalsSchuldigewegen Ehe- bruchsmiteinem Freund geschieden,undsowird inihr einzigesschönes Freundschaftsverhältnisnoch Schmutz geworfen.Alsselbst dieses Opfer nicht mehrnütztunddieVerwirklungimmer größerwird,läßt sie schließlichüberfahren,um denPlatzzu räumen.

Man magwohleine solche Frauengestalt heroischnennen, undgewiß ist solch unbegrenzte prerfähigkeit nichteinmal soselten,aber dieDich- tungsoll ja doch nichtnur psychologische Phänomeneschildern.Vonihr erwartet man eineAntwort aufdieFrage: welchen höheren Zweckenoder 2

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Menschheitsaufgabendient denn solcheinHeroismus? Gewiß gäbees vielerlei positiveAntworten auf dieseFrage, auch solche,die durchausnichts mit banalen Nützlichkeitenundkleinen Moralitäten zutun.haben.Aber beidiesem Buch gibtesnur eineAntwort: indieserWelt hatdas Schöne undEdlenur nochdeneinenSinn, sichmöglichstschnellauszumerzen, weil eshiernichtsmehr verloren hat.Man mag einesolcheAntwort alsKri- tikerdergegenwärtigenGesellschaftszuständedurchaus bejahen,aberdann müßtedas Produktiveeiner solchenKritik indemWerk etwas deutlicher zumAusdruck kommen. Sonstbleibt nur eineHaltung übrig: Dekadenz.

Deshalbvielleichtnur fürdiegroßeV. B.geeignet.

Sulz, St.-B.,Essen.

Auer,Grcthe,Bonvouloir. Ein Roman aus den Vendåekriegem Stuttg., Deutsche Verl.-Anstalt,1930. 442 S. Lu.8.— NM.

DerTitel dieses Bucheserweckt denEindruck,alsobessichum einen historischenRoman handelnwürde,unddochkann man eskaum alssol- chenbezeichnen.Diegeschichtlichen Vorgänge es handelt um die royalistische ErhebungdesAdels undderBauern inderVendäe gegendie französischenRevolutionsarmeen bilden nur denHintergrund,vor dem sichdieSchicksalederHeldendesBuches abspielen.Sie sind daher auch

nur lürkenhaftundziemlichoberflächlichbehandelt, sodaßdie denLesermit- reißendeSpannung historischer Ereignissebeinahevollständigfehlt. Schon dieArtderDarstellung Erzählungeiner alten Dame inderstillenAt- mosphäre ihr-esBoudoirs wirkt diesem Spannungsmoment entgegen undtaucht allePersonenundVorgängeineingedämpftes LichtderVer- gangenheit,demdieHärteunddasSchmerzhaftedergrellenSonne fehlt.

Es scheintderVerfasserinvielmehrdarum zutun zusein,ihreneigenen Standpunkt zudenheutigen Tagesfragendarzulegen,diedurchdieRe- volution unddenSturzderMonarchieinDeutschlandbrennend geworden sind. Jhrkamesdaraufan, nichteinezeitgebundeneErzählungzubieten, sonderneinen Menschen darzustellen,derzwischendenpolitischenStand- punktenundStänden schwebt,dermitallen Kräften nachwahrerGerech- tigkeit sucht, gleichvielinwelchem Lager sie anzutreffen ist. Daher istdie wahreHeldindesRomans nichtBonvouloir, daseinfache Mädchenaus demVolke,»dasohneZögernundseelischeBeschwernisdenÜbertritt

zur WeltdesAdelsvollzieht, sonderndietragischeFigurderAristokratin Louise Texier,diezwischendenKämpfen fürdieJdeale ihres eigenenStandes undderBegeisterung fürdiemenschheitsbeglürkendenThesenderRepublik hinundhergerissenwird. NichtdieHandlungenderPersonen geben diesem Buch seinGewicht, sondern vielmehrdiezahlreichen MonologeundDia- loge,dieBetrachtungenüberGut undBöse,überStaatsform undReli- gion.Spannungshungrigen Lesernwird daherdieserRoman nicht beson- derszusagen, wohlaber solchen, welchesichinruhiger,leidenschaftsloser Weisemitdenzeitlosen Menschheitsproblemeningepflegter Spracheaus- einandersetzenwollen. Dr. Boshart,Duisburg.

Bartsch, Rudolf Hans, ildundfrei.ThemamitVariationen. Leip- zig:Staackmann 1928. br.3.50,Ln.5.50 RM.

Man wirdR. BartschalsHeimatschriftstellerfürdassüdwestliche slawischealteOsterreich gelten lassenwie man Ganghofer fürdiebayri-

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schen Bergeundetwa Löns fürdieniederdeutscheHeide gelten läßt.Wie diesebeidenverstehterdieNatur desgeliebtenLandes fesselndzuschildern, dentiefen Wald, diekahlen Höhen,dasGetier an derErde undinder Luft; undwiediese versagter,wo ermehrwillalsEinfachsteszuzeich- nen, das zusolcherNaturgegebenheit paßt.Verirrt er sichvollends zu erotischenDarstellungen unddiei.dervorliegenden Erzählungenz.B.

isteinegrobeVerirrung sowird er,wenigstens fürdenNorddeutschen, unerträglich.

Schon dieser ersten Erzählungwegen wirddieAnschaffungdesBuches fürdiemeisten BüchereiennichtinFragekommen. Allerdings enthältes auch einigebessere Sachen, soz. B. dieGeschichtevom »Medwjed" (in demderVerrat derEinsamkeit durchdenMenschenzumZweckederIndu- strialisierung geschildert wird),die unter UmständenverkürztzumVor- lesen eignen.

· Kühl, Mülheim-Nuhr.

Bjelych,G. und Panteleiew, L., Schkid, die Nepublik dek Strolche. Berl.: VerlagderJugendinternationale1929. 503 S.

br.4.50,LU.6.50 NM.

BekanntlichisteinederseltsamstenLandplagendesheutigen Sowjet- rußlanddieMasseverwilderter undverwahrlosterKinder,die inderNähe derGroßstädte sich rudelweiseherumtreiben, von DiebstahlundEinbrü- chen, wohl auch räuberischenÜberfällen,lebenundübrigenseinen schlim-

men Seuchenherdfür Geschlechtskrankheiten darstellen.

Im vorliegenden Buchwirdvon zweiVerfassernaus eigenemErleiben einSchulheim »Schkid« geschildert,wo von einemedlen Pädagogender Versuch gemachtwird,diese StrolchedermenschlichenGesellschaftwieder- zugewinnen.DerSchulleiter hatkeinewissenschaftlichbegründeteErzieh- ungsm.ethode,aber eristeingeborener Erzieherundeingütiger Mensch, derweiß,wieseineJungenzubehandeln sind. TrotzderprimitivstenMit- tel,trotz ständigenLehrerwechsels gelingtesihm,aus dergrößten Mehr- zahl seiner verwahrlosten Schüler lebenstüchtigeMenschenzu bilden. Die Jungenbilden eineSch ülerrepub lik für sichmitSelbstverwaltung, Ausschüssen,EhrenämternundeigenerZeitung,womit auchdas Interesse undVerständnis für Politik frühzeitiggeübtwird.

Das lebendiggeschriiebeneBuch ist durchausnicht zurechtfrisiert.Die Jungens sindnichtalsMusterknaben gezeichnet,aber doch spürtman in ihnendenechtenKern,dessenguteEigenschaften durchdieErziehungskunst desSchulleiterswieder gekräftigtundherausgehobenwerden. Man mag dasBucheineNeklame fürdasheutige Nußlandundseinenneuen Moral- begriffnennen, aberman wird ihmkaum parteilicheVerfärbungvorwer- sen dürfen. Jedenfalls isteseineFundgrube für Erzieherundinseiner durchausethischen Haltung zugleicheinwertvolles Buchfürdieheran- wachsende Jugend. FüralleV.-B. Sulz,St.-B., Essen.

Birkenfeld, Günther,Dritter Hof links. Roman. Berlin: Bruno Cassirer1929. 240 S. br.4.50,Lu.6.50 RM.

DerDichter hat sichdasLebendesGroßstadt-ProletariatszumVor- wurfgenommen. Jn irgendeinerfinsteren MietskaserneimNorden Ber- linslebtkümmerlicheine Witwe mit ihren3heranwachsendenKindern.

Währenddiebeiden Töchter widerstandslos imSumpfder Großstadt 4

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untergehen dieältere bekommt einuneheliches Kind,diejüngere ergibt sichsdemLebeneiner Straßendirne weisenMutter undSohn bessere Charakterzügeaufundsuchen als ehrlicheundanständige Menschen durchsLebenzuschlagen.Abertrotzaller AnstrengungenundgutenVor- sätzeunterliegt auchderSohndemMilieu,indemerausgewachsenundzu lebengezwungen ist.Ererkennt mitklarem BlickdentraurigenTiefstand seinesDaseins,aberdas Schicksal verweigert ihm jede Hilfe, sichaus seiner Umgebung loszureißenundindieHöhezu kommen. DerVerfasser stellt einleuchtend dar,wieschweresunter denheutigen sozialenundwirtschaft- lichenVerhältnissen füreinenarmen Teufel ist,zueinem menschenwürdigen Daseinaus eigenerKraft emporzusteigen. Beeinträchtigtwird dieVerwen- dungdesBuchesinVolksbüchereiendurchdieallzustarke Betonungdes erotischen Moments,dieSchilderungderPubertätskämpfederbeidenjün- gerenGeschwister.BeiderAusleiheist daher Vorsicht geboten, für jugend- licheundunreife Menschen istesnicht geeignet

Dr.Boshart,Duisburg.

Borchardt, Rudolf,Das hoffnungslose Geschlecht. Vier zeit- genössischeErzählungen.Berlin: Horen-Verlag1929. 375S.Ln.8.—-.

Der erste Erzählungsbanddieses schonalsDichterundseinen Stilisten bekannt gewordenen Dstpreußen.DerTitel erinnert andenDänen Her-

mann Bang,dieSchreibweiseundStoffbehandlung passen ebenfallsin diese Nachbarschaft, mehr vielleicht nochindiedes NovellistenEduard von Keyserling

Der Band enthältzweiernsthafteundzwei scherzhafte Stücke,von denendieerstenBeiden sicher besser gelungen sind. Jn diesen,»Derun- würdige Liebhaber«und»DerHausbesuch"klingteinähnlichesGrund- motiv an: dieEheeiner Fraumiteinem Mann, zudemsieinderjungen Eheaus mangelnder Menschenkenntnisundmangelndem Instinkt hinauf- geschauthat, undüberdensiemitderZeit hinausgewachsen ist.Sodann dieurplötzlicheinbrechende Haltlosigkeitbeim Auftaucheneines anderen Mannestyps, seiesunter derSuggestioneiner alten Jugendliebe, seies

um irgendeinerBlenderei willen, dieabsolute Wertlosigkeitverdeckt,seies

um deswirklichenWertes willen. JedesmalaberisteseineLiebe,dienicht miteiner Eheendenkannunddarf. Jm erstenStück, demwertvollsten, ist dieKontrapunktik besonders interessant dadurch, daßeinederFrauenmit vollemBewußtseinvom wertvollen Gatten losreißtunddemwertlosen Abenteurer hinwirft, bloßweildieErinnerungan eine alteJugend- leidenschaftalles GesetzmäßigeundGewohnteüber denHausen wirst. Also:

dasalteGegenspiel romantifche LeidenschaftundbürgerlicheLiebeunddie hoffnungslose Tragödieder heutigen Weiblichkeit,dieihreromantischen Triebeaus mangelnderSelbstdisziplin abreagieren muß, seiesauch aufdie Gefahrhin,einendummen Streichzubegehenundsichundandere Men- schendamit unglücklichzumach-en. FüralleV.-B.

Sulz, St.-B., Essen.

Ebermayer, Erich,KampfumOdilienbe rg.B., W»L.: Isol-

kmy1929. 437 S.br.4.—, Lu.6.50 NM. ·

DerVerfasser ist erst kürzlichalsdeutscherErzählerindieArena ge- treten undbietet hier seinen erstenRoman. Er spieltineiner freien

5

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Schulgemeinde

,undman erkennt bald,daßes um Wickersdorf handeltunddiebeiden freien Schulmänner WynekenundLuserke.

Diebeiden Hauptgestaltenverkörpern zwei verschiedene Jdeale. Der einstigeGründer derSchule ist einsam,aristokratisch, fordertimmer und überall noch die altenJdeale,dieihnvor JahrzehntenbeiderGründung derSchuleleiteten;eigensinnig verschließtersichallenNeuerungen. Trotz- demisterderHelddesBuches,derdenGenius insichhat, derzwar zu- nächst unterliegt,»dennJugendstimmtimmer erstdemzu,deresihrbe- quem macht«. Endlichaberbleibt erdochSieger. Derandere istmo- dern. Erkämpft leidenschaftlich fürdenFortschritt,aber dieser istnur äußerlich.Ergewinnt keinenneuen Boden undvermaterialisiertdieSchule.

VonRussenundJuden läßter stark beeinflussen.DieFreiheitartet in wüste Ausschreitungen,Trinkgelage,Liebeleien aus. Dabei leidet seine Üsberempfindlichkeitdochbitter unter der stillenVerachtung seinesalten Vorgängers,undals geradeder Konfliktunlösbar sichzuverknäueln scheint, erscheintdieguteFeedesNkärchens, nämlicheineehemalige Pri-

manerin derSchule,diedenjüngeren Führer heiratetundes leisten

kann,ihm gleicheineneue Schulgründungan derOstseemitindieEhezu bringen.Und alleGegensätzegleichen aus, undwas bösewar, liebt wieder.

Der Schlußzeigt,daßesdemjungenSchriftsteller noch nicht möglich ist,einen so wirklichkeitsnahenStoff ganz indieSphäre etzählerischer Kunstzuheben.EssindzweifellosguteSchilderungenindemBuch, sodie FigurdesKnaben Erhard,der nacheinem Führer sehntundihnschließ- lichindemalten Mahr findet,dieAussprache ErhardsmitMirjamsVa- ter,demDichter,indessenArbeitszimmer.Man hatwohl denEindruck, daßderDichter sein OdilienbergalspädagogischesJdeal hinstellenmöchte, aber imFeuerderCharakterschilderungderbeiden Führerübertreibt er deren besondereEigenschaften so, daßman an ihrerFührerqualitätwirk- lichzweifeln mörhte.Esmag sein, daß seine persönlichenEindrücke von jenenbeidengenannten Männern so gewesen sind,aberdannhatereseben nicht verstanden,das UnwägbareinihnenzuerfassenundalsDichterzu gestalten.Undauchdiegeschilderte Jugendwirkt imganzen eher unsym- pathisch.»Anihren Früchten solltihrsieerkennen« dieFrüchte dieser Schulebedeuten inderNkehrzahl sicherkeineBereicherungdermenschlichen Art.

Man magdasBuchum desStoffeswilleninvielenV. B.beschaffen, aberman wird esnoch nichtalsseine endgültigeGestaltung fassen dürfen.

Sulz, St.-B.,Essen.

Frank, Leonhard,DieE ntgleiste n.Berlin: N.Hobbing.1929. 95S.

be.2.4o,Lu.3.— NM.

Man ist überrascht,indiesem hübschenkleinen Bändchendesbekannten Erzählersein Filmbuchzuentdecken mitdem nicht geradeneuen INotiv von dementgleistenBeamten, der,weil seinWecker einmal nichtweckt, aus allenBanden beamtlicherOrdnung hersausgerissenwird. DiesesMo- tivistmitallen Feinheiteneines Schauerfilms durchgeführt,sodaßeinem Nichtromantiker vor ErstaunendieHaarezuBerge stehen.Esfehltweder dieZuhälterkneipe,nochldieErmordungderBaronin, nochdiedramatische Gerichtsverhandlung;undderHöhepunkteines richtigen Schundfilms,die 6

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große Gasterei, bekanntlichderGipfeldesallbeneideten Lebens dergroßen Gesellschaft, fehlt natürlich ebenfalls nicht. Möge derDichter diese Quintessenz menschlichenErlebens mit HilfederTantiemen desFilm- theaterserringen,zudenen ihmallerdingsdieV.-B. undderBuchhandel hoffentlich nicht allzuviel beisteuernwerden. Sulz,Sk.-B., Essen.

Gagern, Friedr.von, Die Straße. Roman. Leipzig:Staackmanm

1929. 584 S. br.7.—, Ln.10.— NM.

SchauplatzderHandlung isteinWinkel inderzerklüftetenundwald- reichen Bergwelt Kroatiens, durchdeninden 60er Jahr-en vorigen Jahrhunderts eineStaatsstraße gebautwurde. DurchdasZusammenströ-

men derArbeitermassenwar das Völkergemischnochbunter gewordenals esdortohnehin schon ist.SoistderRoman eineBolkskunde inepischer Form geworden,inderaufdemHintergrundeeinerwundervoll geschilder- tenLands chaftundunterbrochen durch prächtigeJag dsze nendas barbarischwildeundgewalttätigeTreibenderzusammengewürfeltenMen- schen erzähltwird. Geheimeundoffene Mordtaten, zügellosecBrunsh Geiz, HaßundNeid inbrutalsterForm sinddieHauptthemen. Da«das durch beinahe600 Seiten fortgeht,wird esetwas ermüdend trotz derfastdä- monischen ErzählergabedesDichters. glaube nicht, daßdasBuchviele Leserfindenwird,dieeszuEndebringen; deshalb eignetes nur für große Bücher-eien,dieesdesVerfasserswegeneinstellen müssen.

Dr.Schumm,Krupp-B.

Green, Julien, Leviathan. Berlin: G.Kiepenheuer.1930. 412 S.

br.5.—,Ln.7.—RM.

Der Verfasser istals Amerikaner geboren,lebtundschreibtaber in Frankreich,wo erschoneinen sehr geachtetenNamen errungen hat.Sein inallen Werken wiederkehrendesGrunidthema istdieGestaltungdes Dumpfen, Gewaltigen, Unheimlichender Affekteingewissen Menschen, Liebe,Haß, Stolz usw.biszurBesessenheit.

Jn diesemWerk istdieLiebe der,,Leviathan«,dasmenschenfresserische Tier derOffenbarung.Weneserfaßt hat,derschrecktvor nichtszurück, deristvon Raserei besessenundreißtandere mit selbstzumAbgrund hin.Da istGuäret,derHauslehrer, derbishereinbraves bürgerliches Lebengeführt hat;daistdas käuflicheMädchen,das,erschrecktvon dem Neuen,was injenemMann aufsteigt, ihm verweigert,weilesetwas anderes istalsdie,,Liebe",diesie bisher gekannt.Siewird von Guäreh dersich verschmäht glaubt, niedergeschlagenund brutal behandelt. Ein Greis,von demsichGuåret verfolgt glaubt,wirdvon diesemermordet. Da istdannnocheinealteKupplerin,bei dereineandere, wenigerheroischeals widerliche Leidenschaftgezeichnetwird,dieNeugier,einpikantes Gegenstück.

(Da suchendieHerren Dichter nachdenverrücktestenMotiven, bloß,um etwas Neues zubringen,unddienaheliegendsten Problemewiediesesz. B»

NeugieralsLasterundGemeinheit, liegen noch völlig brach).Amunheim- lichstenwird dieAuswirkungdesLeviathanbeijenerreichenalten Dame, beiderGuåret Hauslehrer war. Sie wirddurch Guärets Tat sehendund empfindetmit einem SchlagdieErbärmlichkeit ihrer eigenen verlogsenen Eheundihres verpfuschten Daseins. Sie wird von einer tragikomischen Liebe zuihm ergriffenundversinktimAbgrund.

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DaßdasBuchkeineUnterhaltungsware ist, dürfte durch sein Problem genügenderwiesen sein. Dafüraber isteseinesderkraft-vollstenRoman-

werke derGegenwart. Sulz, St.-B.,Essen.

Grünberg, Karl,Bre nnendeNuhr. Roman aus demKapp-Puksch.

Nudolstadt: Greifen-Verlag 1929. 409 S. br.5.80,La.7.80 RM.

Das Buch istvon einem einfachen Proletarier geschrieben,derals cBergmanninder ZeitdesKapp-PutschesimNuhrrevier lebte undaus

seiner kommunistischen Gesinnungkein Hehl machte. Es ist besonders wertvoll durch seine Schilderungaus demLebenderKumpels, ja,esist vielleichtdas beste,was an Darstellungenunverfälschtenproletarischen Familien-und Versammlungslebensinunserer Zeit erschienenist.Auch indiegeistigeundseelischeLagederArbeiterschaftinjenen blutigenMärz- tagengibtestrefflichenEinblick.

AmStil wird man wenigerdieunliterarische Proletariersprache be- mångeln,diehier durchausam Platz ist,alsseine vielfacheDurchsetzung

miteinem ledernenZeitungsdeutsch,das leiderdieliterarische Sprachedes Proletarierszuwerden beginnt.

DieParteinahmedesVerfassers verführt ihnleiderinderBeurteilung derZusammenhängeundGründe,sichnichtum dieheuteimallgemeinen möglichenquellenmäßigenFeststellungenzukümmern,sondernalles ver- dreht durchseineParteibrillezusehen.Beieinem solchenWerk,das auf naheliegendeZeitereignisse aufgebaut ist, gibtesaber eineForderungder Wahrheit als Voraussetzung,diemit der etwas billigeren ,,poetischen Wahrheit« nicht zufriedenzustellen ist. Immerhin istesvielleichtfürdie vielenMenschen,diemitklarem Kopfundoffenen Augendamals inmitten des Ruhrbrandes gestanden haben, interessantzusehen,wieanders ge- schichtlicheEreignisse aussehen,wenn man mitdembestimmten Willen, sie sooder sozusehen,an sie herantritt.

JedeV.-B. desengeren und weiteren Nuhrgebiets sollte dieseswert-

vollehistorische undsoziale Zeitdokument besitzen.

Sulz, St.-B., Essen.

Herwig, Franz, HosfnungaufL icht.Roman. Kösel-Pustet,Mün- chen.373S. Ln.8.— RM.

Herwig siehtdieGroßstadtproblemeundweiß sie dichterischzugestal- ten. VorliegenderRoman ist eigentlicheineFortsetzung seines ,,Sebastian

vom Wedding«undbesonders seiner ,,Eingeengten«,zumalderPaterBern- hardundvor allem derjunge PauldieVerbindung zwischen seinemneuen Roman undden,,Eingeengten«herstellen. Jnbeidensehenwir die»Ent- wurzelten«,deren dieGroßstadt soviele aufweist. Nicht so sehrdiewirt- schaftlichundsozialEnterbten sindes,alsvielmehrdieseelisch Zerrütteten, dieimGetriebe derGroßstadt ihren sittlichen Haltunddeninneren Men- schenverloren haben.UnddieseArmen finden sich nicht bloßindenProle- tariergeschichten wiein den,,Eingeengten" sondern auchindenbes- serenKreisen:EinLandgerichtsrat,derbeieinem bösen Schicksalsschlag seinseelischesGleichgewichtverliert undimLebenderBohåmeelenddurch Selbstmord zugrunde geht.Seine TochterGitta, dieihr Elternhaus ver- läßt,unddiedie,,Hoffnung auf Licht«indieuntersteSchicht führt,aus dersieimletztenAugenblicknochgerettet wird. Einreicher, kurioser Jung- 8

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geselleDr. Hahnemann,dendieOdeund Ziellosigkeit seines Daseinsin dieVerbrecherkneipen führtUndderindieserGesellschaftumkommt. Ein von Natur künstlerischveranlagtes Mädchen,das seinen Weltschmerzin lasziver Weisezustillen suchtundvor seinerRettung Handansich selbst legt. AllediesePersonenteilendieselbeNot,kranken an derSinnlosig- keitihres Lebensundsuchen nacheinemhöheren Ziel.Wieistzuhelfen?

DenWegzumLicht zeigenderPater BernhardundderganzimLaien- apostolat verzehrendePaul, dessen Zeichnung leideretwas unwirk- lichdarstellt. Einfrischer Gesell ist auchGittas Bruder,derdenLichtweg

aus derStumpfheitdesGroßstadtlebenshinausindiefreieGottesnatur (Kanada) weist.

DerRoman mitseiner reichenProblematik,mitseinem tiefen Erfassen derGegenwartundihrerMenschen,mitseiner vornehmenDarstellungund Form,verdient allseitige Beachtungundempfiehlt für reifere Leserder

Volksbüchereien. Dr.Leuken,Bonn.

Heyck, Hans,DerAußenseite r.Roman. Leipzig:Staackmann 1928.

br.5.—,Ln.7.—-NM.

Der Abiturient Jürgen Meinders, Sproßeiner alten Künstler-und Gelehrtenfamilieund selbst künstlerischbegabt,kommt alsKaufmanns- lehrling nach Hamburg. Mit Interessearbeitet er durchalleAbtei- lungeneines großen Handelshauses hindurch, während Menschenund Dinge außerhalbdesBerufs ihmzum eigentlichenErlebnis werden. Er kommt alsjungerKaufmannsgehilfe nachBuenos Aires, lernthier,was ihm wichtig ist, macht baldaus beengenden Verhältnissen freiundfolgt demZuge seiner Sehnsucht nachSamoa. Hier erschließen seinen offe-

nen Sinnen LandundLeute,wieeressich schönernichtträumen «konnte.

AusderFülledesErlebten herauswird er, währenddesWeltkriegeszu unfreiwilliger Mußeverurteilt, zum«Dichter.1919 kehrternachDeutsch- land zurück, findet Beschäftigungals Parteisekretär, heiratetdieFrau, dererschonals Schüler nahe stand, zeigt denForderungendesTages gewachsenundkommt so,,am EndederWelt«alsAußenseiterzurRuhe.

Jstdas Werk alsGanzes auch nicht bedeutend, sowird esdochwegen derLebhaftigkeitderDarstellungundum derFeinheitmanchkleiner Szene willen schoninkleineren Büchereien Leser finden.

Kühl, Mülheim-Nuhr.

Jelusich,Mirko, Cäsar. Roman. Wien undLeipzig: SpeidelischeBer- lagsbuchhandlung1929. 499 S. br.5.—,Lu.8.— NM.

Jn diesemRoman ist nicht ohneErfolgderVersuchgemacht,einen der bedeutendstenMänner des griechisch-römischenAltertums uns näherzu bringen,Caius JuliusCäsar,denEroberer Galliens undspäterenDif- tator Roms. Das umfangreiche Buch gliedert sichin3Teile. Dererste Teil schildertdas HeranwachsendesKnaben undJünglings,indem sich schon frühderhoheEhrgeizunddiegewaltige Energie Cäsars zeigen, seinen Kampfmit denpolitischen Parteien, sein langsamesAufsteigenzustaats- männischerBedeutung trotz mehrfacher Rückschläge.Jm zweitenTeil er- leben wir Cäsars berühmte FeldzügeinGallien,diezurvollständigen UnterwerfungundNomanisierung diesesLandesführen. Hier vollbrachte Cäsar zweifelloseineTat von welthistorischer Bedeutung,dieauchheute 9

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noch nachwirkt.Denn wenn erdamals dieinGallien eindringendenGer-

manen nichtwieder überdenRheinzurückgeworfenhätte,sowäredieses

Landinkurzer Zeit germanisiertworden unddertausendjährigeGegensatz zwischen Deutschenund Franzosen hätte wohl niemals entwickeln können.

Der dritte Teilbringt endlichdiegewaltsame Auseinandersetzungmit demSenat, dieKämpfegegenPompejusunddieErrichtungderDiktatur überRom. Mit demGang CäsarszuderSenatssitzung,von dererle- bendnichtmehr zurückkehrensollte, schließtderRoman.

EsisteingewaltigesSchicksal,dasanunseremgeistigen Augevorüber- zieht, weshalbesauch trotzdesgroßen UmfangesdesRomans nicht lücken- loserfaßtwerden konnte. SeineLektüresetzt gewisse historischeKenntnisse desrömischenAltertums sowiederpolitischen Einrichtungenderrömischen Republikvoraus; ohnesiewürdedasBuch lückenhaftwirken unddenLe- serunbefriedigt lassen.Es ist daherfür einfache LeserWohlekwlls zu schwer, dagegenwird esbeidenhumanistischgebildekenLefekschichkensicher Interesseerwecken, weiles uns zahlreicheaus derSchulewohlvertraute Gestalten menschlich näher bringt. Freilichwilluns scheinen,alsobder Verfasser seinen Helden allzu stark idealisiert hätte, währenderanande-

ren Männern wiez. B.Cirero kaumeingutesHaarläßt.AberdasBuch willebeneinmännlichesBuchseinundkann nur fükganzeMänner begeistern,dieselbständigdenihnenvom Schicksal vorgeschriebenen Weg gehen,ohnevielnachrechtsund linkszuschauen, nichtaber fürklein- liche,charakterlose Parteibonzen,diestets ihre eigenen kümmerlichenInter- essenüberdasWohl desStaates stellen. Dieser Kampfderpolitischen Jntrigen,dasBuhlenum dieGunstdesGroßstadt-Pöbels,dieCharakteri- sierungderGallier wirken soaktuell,daßdamit unschwerderAnschlußan die-heutige Zeit hergestellt ist. FürallegrößerenBüchereiengeeignet.

Dr.Boshart,Duisburg.

Johansson,Adolf,DieA lrauntalsaga. Ausd.Schwed.von Jlse

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Meyer-Lüne. Jena: Diederichs1929. br.3.50, Ln.5.80 NM.

Dunkler,nordischserBergwald istderSchauplatzderHandlung. Berge werden durchSee undMoor getrennt. Diesseits herrscht Friede, Einsam- keit,Gutsein. JenseitsliegtderBann: daistKampf, Geheimnis, Tod;

denndasollderAlraun,derGlückbringt, verborgen sein.DerMann, der diesseits geborgen ist,ohneErinnerung jedochanHeimatundVergangen- heit, wird beherrschtvon derSehnsuchtnachdemGlück, dem Alraun. Er überschreitetdieBannlinie undistvon nun an seinen Leidenschaftenaus- geliefert.Esgeht ihmwieUngezähltenvorher:,,Alleinwilljeder laufen, jagen,über der Beute sitzen, währenddieHerde heult.Dereinehatden BärenspießimRückendesandern. Solaufen sieimKreis, sie erschrecken sich selbstsozusagen«undbegreifen nicht, daß»dieZeitdesSpeeresvorbei ist«.AlleMühenundQualen derrohenGewalt sind umsonst, Bannsriede ist erst,woLiebeundderGlaube daran unddergezügelte,starkeWille sind.

DerEindruckdesGeheimnisvollen, DüsternundGewalttätigenist stark indiesemWerk,dessen letzte Formvon dembegabtenVerfasser allerdings wohl noch nichtgefundenwurde.

Füralleaußer für kleinsteBüchereien.

Kühl, Mülheim-Nuhr.

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Kallas,Aino, De rtö de ndeEros. Köln: Schaffstein1929. 271 S.

br.4.50,Lu.6.50 NEM.

EinefinnischeSchriftstellerinderGegenwart. Das Buchenthält drei Novellen, dieimMittelalter spielen,ineiner Umwelt desGlaubens an

Hexen, Werwölfeundallerhand bösen Zauber. Der gewaltigste Zauber jedochundderunheimlichste istdieLiebe,eineGewalt allerdings,dienichts mitdenschönenGefühlenundnichtsmit,,beseelterErotik«zu tunhat,eine Urkraft,derdieMenschen auchgegenihrenWillen verfallen.Siereißtden Menschenaus seinemAlltagheraus, sie zwingt ihninihrenBann, seies auchzuseinem eigenenTod undVerderben. DiemittelalterlicheUmwelt trittstärkerundbestimmender hervor,alsdiesetwa beidenNomanen der Unsdsetgeschieht,aberauch hieristesletztenEndes nur eineKulissenwelt, inder dieSchicksalsgöttindes Menschengewaltig erschütterndeinher- schreitet. FüralleV.-B. Sulz,St.-B., Essen·

Kesten, Hermann, Die Liebes-Ehe. Berlin: G.Kiepenheuer1929.

206 S. br.3.—,La.5.— NEM.

Der Verfasser isteinschon ziemlichbekannt gewordenerVertreter der jüngsten deutschen Schriftstellergeneration.DasBuch enthältzwei Novel- len. BeidererstenscheintderTitel »DieLiebes-Ehe« ironisch gemeintzu sein,unddochistdemnicht so,dennwas dereinsameundweltfremde Jung- geselle gegenüberderschon rechtramponierten Frau,dieerschließlichhei- ratet, empfindet, läßt sehr wohlmitdemBegriffLiebekennzeichnen.

Daß gerade deshalbdieEheeineganz scheußlichewird,weildieFrau,eine reineDirnennatur, denINann nur zurVersorgung geheiratethat,das ist daseigentliche ThemadesBuchs.Beide hassen am Endesinnios,was dochschließlichauchnur ineiner Liebesehemöglichist.Sieentschädigt anderweit, erzieht insichselbst zurückundhofftnur noch aufEines, einKind. Daspielt ihr Haß seinen letzten Trumpfaus: siemordet daser- wartete Kinidvor derGeburt. Daran stirbter,weilerderSchwächereim ,,Liebeskampf«ist.

Das zweite Stück ,,Vergebliche Flucht« behandeltein Thema,dem schon FranzNabl inseiner ,,Galgenfris«dieklassische Form gegeben hat:

dieReaktion einesMenschen ausdiebestimmteAnsagedesTodestermins.

Auchbeiihm gehtderTodschließlichvorüber,aber währendbeiNabl die HochspannungderErwartung zugleicheineErziehungzumLebenbedeutet, isteshierumgekehrt:derTodeskandidat findet nicht mehrimLebenzu- rechtundsuchtnun selberdenTod.

DieErzählkunstindenbeiden Stücken istbedeutend, aber von einem FührerderjungenGeneration hofftman wohlmitRecht,auchinderPro- blematik neue Töne zuhören,unddas istvor allem indemwichtigeren erstenStück nichtderFall. Immerhin solltenmittlere undgrößereV.-B.

dasBuch besitzenundesgelegentlichdenLeserniderRudolf Herzog Stefan Zweig-Richtung»indieHände schmuggeln. Zum Abkühlen.

Sulz, St.-B., Essen.

Lehmann, Friedrich,Wir vonde rJnfanterie. Tagebuchblätter einesbayerischen Jnfanteristenaus fünfjährigerFront-undLazarett- zeit.INünchem LehmannsVerl. 1929. 194 S. br.3.—,geb.

4.50 NEM.

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Dieses Buchbildet einerfreulichesMittelding zwischenRoman und- Tagebuch,indem esdieGefahren dieserbeiden GattungenbeiSchilderun- genaus demWeltkrieg glücklichvermeidet. Einerseits fehltdiedichterische FreiheitdesRomans, diegar oftzuEntstellungen, Übertreibungenoder gartendenziösenDarstellungen führt wiez.B.indemvielbesprochenen Buchvon Nemarque »Im Westen nichtsNeues« andererseitsaberhält

es freivon allzutrockener undallzu persönlicherWiedergabederKriegs- erlebnisse.Der Verfasser istals Kriegsfreiwilliger1914 eingerürktund machtdengrößtenTeildesKriegesimWestenals einfacher Jnfanterisl mit,erstgegenEndewird er

zumLeutnant befördert.ErkenntdieStim- mung unter deneinfachenSoldaten, ersiehtmitklarem Blick,wo Fehler begangen werden,ererkennt aber auch ehrlichan, was von allenKämp- fern FührernundMannschaften—- geleistetwird,oftunter denschwie- rigsten Verhältnissen.AusdemcBuchspricht nichtderhinreißendeSchwung desBewegungskriegesfrüherer Zeiten, sonderndas tödlicheund entna- vende Einerlei desGrabenkriegesundderMaterialschlachten,wo derein- zelneDNenschzumwehrlosen Spielball desblinden Schicksalswird. Aber sowar esfürdieMehrzahlderKämpfer!KeinHurra-Patriotismus, aber aufrechteBekennungzumDeutschtumund Ablehnungdesschwächlichen, unmännlichen Pazifismus. FürjedeBücherei geeignet.

Dr.c-Boshart,Duisburg.

Naschiwin, Jwan, Une rsät tlicheSeelen. Leipz»Wien: C.Wel-

lek.1928. 351 S. br.5.—,La.7.— RM.

Diesen russischenAutor magman merken.ErisieintypischerVer- treter derbreiten russischen Erzählungskunsi,die denrussischen Menschen aus derweiten, schwermütigenrussischen Landschaft herauswachsen läßt, lselber schwermütiguniddumpfwiedieseLandschaft,aber, wo dieJdee hineinwirkt,fanatischundunmenschlichbrutal. Die Seele desrussischen Menschen ist unersättlich;immer sucht sie nach Höherem, Größerem.Und

wodasZiel greifbarinderNäheist,imWeib,um dasder alternde Künst- ler,derreifeMann undderknabenhafte Jüngling ringen,dawird auch hierderDurstderSeelen nichtgestillt, sie zerfalleninihrerMüdigkeit.

Daneben spieltaber einblutigesStück Wirklichkeit:dieKämpfeder Gegenrevolutionmitder ausbreitenden Roten Armee,von beiden Sei- ten mitunersättlicherGrausamkeit undBlutgier geführt.EineDarstel- lungdes russischen Volkscharakters unddergesellschaftlichen Zustände nachder großen Revolution, zusammenals Einheitge- sehen. Fürmittlere undgrößereV.-B.

Sulz, St.-B., Essen.

Newerow, Alexander, Taschkent, die brotreiche Stadt.

Ssekafimowitsch,A., DereiserneStrom. Berl.: Neuer Deutscher Verlag1929. 379 S. br.3.50, La.5.—NEM.

BeideErzählungengebeneinBild von derfurchtbarenNotdesrus- sischenVolkes in derÜbergangszeitvom Zaren-zumSowjetstaat.Hunger undMassenelendinaller Grausigkeit,aber gemeisiertvon einer unendlich stark-en Energie,demWillen ein-esjahrhsundertelangunterdrückten Volkes, das keinOpfer scheut,um zurFreiheitzugelangen.

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