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Neue Bücher. Ein Bücherblatt für Volksbibliothekare, Jg. 6, 1929, H. 5.

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wurde zusammengestellt unter

Leitung von Dr.»Schumm,Leiter der-K«ruppschen

Bücherhalle,

Essen

Inhalts-Verzeichnis

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Sin-

1. AugdemfchöngeistigenSchrifttmn . .. . . . . . . . L.— )

Romane undErzählungen . . . . .

,. . . . . . . 1

Wegweifee nach Stoffgeuppen. . . . . . . . . . . . 40

lLEiniges fürdieJugend . . . . .., . . . . . . .s.- 42 Ill.Vom Erkennen undWissen. . .—. . .-; . . . . . . . 45 a)Lebensbilder nndLebengekinneeungen. . . . . . . . . . 43 b)FahrtemlAbenteuerundJagden . . . . . . . .

z . . »

c)Pfycheldgie nnd Charaktcekunde . . . . . . . . .,. .

, 54

el) Die-Frau«unddieEhe... . . . . . · . . .- . ,. . . es e)Weltanschauung, Ethik, Lebensweioheit . . . . .H.. ., 58"

h ErziehungundBildung . . . . . . . . . . . . . do E)AueGeschichte und Wirtschaft, Kulturgcschichte. . . .'. 62 b) zurLänder-undVölkerkunde . . .·. . . . . . . . . cis-s i) ZurAnthropologie . . . .«. . . . . . . .-. . . . 71

le)Kunst.-....,...«;..l... 7z

l) Soziaceo . . .. . .·· . . . .. ?·.· 75

m) Ausverschiedenen Gebieten

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Nudallkadkszsetbotcth « Verantwortlich fürsdenGefamkischalt LudwigRöhrscheid, vie einzelnenBeiträge die Verfasser-.Druck Konrad Triltschjn HAVE-XIVng-

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NEUEBUCHER

«BESPRECHUNGEN VON NEUERSCHElNUNGEN

HERAUSGEGEBEN voN DER

FREIEN ARBElTsGEMElNSCHAFT

DEUTSCHER VOLKSBIBUOTHEKARE

JAHRGANG6- HEFT 5 .

l.AUS DEM sCHONGElsTlGEN scHRlFTTUM

ROMANE UND ERZÄHLUNGEN

Almanarh 1930. S. Fischer-VerlagBerlin. Mit 35Bildern undeinem Verzeichnisderneuen Bücher1924 bis1929 einschließl.derfHerbsb novikäten 1929. 198 S. br.1.— NM.

Jch habe schoneinmal aufdieBedeutungderVerlagsalmanache für dieHandbibliothekdesBibliothekarshingewiesen,dieeinen Einblick indas SchaffenderVerlage gewähren,wie ihn allenochsolobenden Kritiken nichtbieten können. NochmalsseiendieVerlage darauf hingewiesen, daß sieeinen Teil ihrerNeklamekosten sparenkönnten,wenn siedafürihre Almanache rechtzeitigindieHändeder BibliothekareUndBücherkenner leitenwürden. Denn Handauf-s Herz, verehrte Kollegen,wer von uns glaubtdenn an alledieLobeshymnen,diedieVerlageüberihrecBücherals Abdrucke von Zeitungs-undZeitschriftenkritikenindieWelt hinausflattern lassen?Wervon uns liest überhaupt noch soeineAnzeige? Danach müßte jadiedeutscheLiteratur von Meisterwerkennur sowimmeln. Man kann sichvorstellen,wiesäuerlichdiemeistenVerlage aufdiewohltemperierten undmanchmal recht kritischenAusführungeninden,,NeuenBüchern«hin- blickenwerden, unddochwird durcheineinzigesHeft dieser Publikation unter Bücherliebhabernmehr Vertrauen gewonnen alsdurchdiefein stili- siertenundübersublimiertenWortprächte unserer literarischen Zeitschriften, deren Kritik-en meist noch nichteinmal ahnen lassen,was eigentlichindem kritisierten Buch steht.WasnütztdemLeiterderkleinenV.-B. eineHymne

aufdenneuen Döblin oderFlakes Hutten-BiographieoderHeinrich Hau-

sersneue Werke odergarauf jenewundervoll farbige,aberzeitlich soent- legeneElisabethundEssex-Biographi«eStracheysC2 (AlleimVerlagS.

Fischer erschienen).Ob dieseWerke gerade für seine Bücherei eignen, kann er dochletztenEndes nur selbst bestimmen.EinVerlagsalmanach hilftihm" dazu auf billigske" undbequetnsle Weise. · sp

Sulz,St.-B., Essen.

Bartsch, Rudolf Hans,Dergroßeal teKater. EineSchopenhauer- Geschichte.Leipz.:Staackmann. 1929. 343S.br.5.—,geb.7.50 RM.

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Ein guterSchopenhauer-Noman,derdenPhilosophenimMenschen unddenMenschenimPhilosopheninlebendiger Einheit zusammenschauen würde, wäreeinVerdienst, umso größer, je schwieriger tatsächlichdieAuf- gabe ist. Obwohlindieser »Geschichte«das LebendesPhilosophenvom 35.LebensjahrebiszuseinemTode abrollt,kommt man ihmnichtrecht.

nahe,weildochdas meistedesErzähltenam Äußerlichenhaftenbleibt.

JndenerstenPartien wirdman eigentlich bloß durchdieAmouren (sau- beren undunsauberen) dieses stark sinnlichen Weiberfeindes geschleppt;

später,inderSchilderungderFrankfurterZeit, gehtesdannwenigerwild undderbzu,mancheEpisoden (z.B.dasheroischeSterben desSchusters undchristlichenPhilosophierersDaut undSchopenhauers hilfreicheMensch- lichkeit dabei) sind sogar ergreifend.Aber imGanzen istder schwierige Stoff nicht gemeistert;wäre Schopenhauer nicht mehr gewesenals ein pathologischer Grillenfänger,wie er Uns hier entgegentritt, so brauchte

man um ihn nichtzukümmern. Diese Geschichteerfüllt alsodenge- wünschtenZweck nichtundkann entbehrtwerden.

Schumm,Krupp-B.

Braun,Felix,Die Heilung der Kinder. 3Erzählungen.Wien u.

Leipz.: Speidel1929. 257 S. br.3.70,La.5.— RAE Tiefes Wissenum dieMenschenseele,ihr ewiges Wandeln,gläubi- gesBejahendesLebensstnnes istderGrundton indenWerken FelixBrauns.

SieelischeEntwicklungenvon Kindern schilderndievorliegenden3Er- zählungen. Dasgeheimnisvoll BestimmendederKindheitfürdasganze Leben wird offenbarinden Schicksalender ,,Friedhofskinder«.Zwei Jugendgespielen entfremden sich,zuscharf istderGegensatzihrer Lebens- gesetze.Aus demKnaben wird einGrübler,um denTod kreistallsein Denken. DasMädchen,dieFrau,die,,um desLebens willengeschaffen«, wehrt instinktivgegen seineVerbundenheitmit denlebensfeindlichen Mächten.Sie finden wieder, alsererkennt,daß jederdemGesetzdes anderen dienen muß. Heilung erwächst ihmaus derWiederkehrderKind- heit,derVerbindungmitdemMädchen,dasseine Jugend, sein wahrstes Wesen, ihm längst verschüttetunter ,,dunklenGedanken",bewahrt hatte undihmzurückgab.

Diezweite ErzählungistinLegendenform gefaßt, sieerinnert an Tol- stois Volkserzählungen.»DerEngel,dereinKindgetötet«,aus Vermessen- heit,wird dazuverdammt, dasvorbestimmteLebendiesesKindes weiter zuführen.Esistdas tief tragischeLeben eines Menschen, aufdemdas Böse,daserniewill,dumpf lastet,denschmerzlicheSehnsuchtnach dem Guten erfüllt. Genesungwird ihm,als er seine Schuld sühnt, aufalle eigenenWillensanstrengungen,das Gutezutun,verzichtet,Gott allein als gut anerkennt undsich seinerGnade überläßt.

»DieHeilungderKinder«erzähltvon denVersucheneinesjungenStu- denten derMedizin, durch suggestive Kräfte zweiKinder zuheilen,von

seinem Scheitern,weildierechteanrunst, dertiefeGlaube fehlt,Menschen- kräftedanicht reichen. Ohne fein WissenundWollen bringterdennoch FriedeninsHaus, durch seinenjungenGlauben an dasGuteerlöstereine Frau,derenStarrheitbisherübserdemHause lastete.

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AlleErzählungenzeichnensich durch feine,von innen her durchleuchtete Spracheaus. Anbesinnliche Leser, auch junge Menschen auszuleihen.

Arnold, St.-B. Essen.

Brodersen,Ange,Ballade imNeb el.Zwei Erzählungen.Übers.von E.Stein und G.Haupt-Placzek. Leipzig:Weller (1928). 240 S.

bkosch.3.50,G.-L.5.— NM.

EsistkeinevergnüglicheUnterhaltung, diesebeiden seelenanalytischen Studien, von denendiezweite (,,Frandsen«) mitUnrechteinen No- man nennt, zulesen.Dieerste, ,,Regentropfen", schildertdasAuseinander- lebenzweierVerlobten durchdas besondersinnigeVerhältnisderBraut zuihremverbummelten Bruder. Dadurch, daßdieGeschichteals Auf- zeichnungendesetwas literarischenMannes nachdemTodederGeliebten, dievorher nochdieGattin einesandern geworden ist, gegebenwird,erhält siedas trostlosNiederdrückende eines nebligen Herbsttages Diezweite Novelle schildertdasvöllige plötzlicheVerkommen eines gutmütigen,ein- fältigen Kohlenschippers nachdemSelbstmord seiner Frau. Obwohl sie ihmdasLebenzurHölle gemachtundihn betrogen hatte,liebteersie noch immer. JetztinseinemHinuntersinkenkann keinHund so verlassen sein wieer,denalleBekannten verachten.

ObwohldemDichtereine tiefeSeelenkenntnis undeineMeisterschaft inderDarstellung seelischerNuanren nicht abgesprochenwerden kann, dürfte dochinbeidenErzählungennicht jeder Zweifelan derEntwicklung der,,Helden«getilgt sein. Hinzukommt,daßÜbertreibung,ja Karikatur, besondersinderDarstellungderNebenpersonen nichtganz fern geblieben ist.Das beeinträchtigtdieWirkung außerordentlich.

Zur Übersetzungistzubemerken,daßdiezweiteGeschichte durchden Dialekt derPersonen nachBerlin verlegt ist,währendsie nochinKopen- hagen spielt.DasdürfteeinemerkwürdigeUngereimtheit sein.

Dadas Buch heute nicht mehrvieleLiebhaber findenwird inseinem brutalen Naturalismus, seiesnur größerenstädtischenBüchereienzurAn- schaffung empfohlen. Langfeldt,St.-B. Mülheim (Nuhr).

Bronnen, Arnolt, Q.S. Roman. Berlin: Ernst Rowohlt1929. 410 S.

geh.4.——,Ln.6.— NNL

O.S. bedeutet Qberschlesien.Der Roman versuchtdieWirken und KämpfeinOberschlesienimFrühjahr1921 zwischenderVolksabstimmung undderendgültigenZerreißungQberschlesiens durchdenMachtspruchun- ser-er Feinde darzustellen.Was hätteaus diesemdankbaren Stoffalles gemachtwerden können! Statt dessenbietet uns derVerfassereinen un- erfreulichen Wirrwarr, der fast ausschließlichindentiefstenNiederun- gendes menschlichen Daseins abspielt.Trotz mancherguterAnsätzege- lingtesihm nicht, sein Buch aufeinNiveau zuheben,dasdieLektüreauch für gebildete Menschen erträglich macht.Das Schlimmste istdieSprache, diemit Ausdrücken aus derGossenur so gespickt ist.Beialler Wert- schätzungfür naturalistische Darstellungsweise darf dieses Bestreben doch Nichtsoweit führen, daßdemLeserandauernd dergemeinste Schmutzder Straße vorgesetztwird. Wenn einSchriftstellerzurgeistigenundkulturel- lenHebungdesVolkes beitragenwill,so mußeraucheineAusdrucks- weise anwenden,diewenigstens bescheidenenästhetischenAnsprüchengerecht

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wird. Trotz seines interessanten ThemaskanndaherdasBuchfürVolks- büchereiennicht empfohlenwerden. Dr.Boshart,Duisburg.

Burg,Paul, Goethe und die Kaiserin Ludovika. Roman.

München:Curt Pechstein1928. 295 S. Ln.6.— RM.

Eine durcheinpaar Jahre hindurchziehendeEpisode im Le- ben Goethes ist hier nichtübelgestaltet:esist sein nahes Freund- schaftsverhältniszuder jugendlich-schönemaber schwerleidenden öster- reichischen KaiserinLudovika aus demHauseEste,derdritten Gemahlin Franz I.,diewährend ihres kurzenLebens derMittelpunktderantinapo- leonischenBewegunginOsterreichwar. Goethe hatte siebeieinem seiner vielen AufenthalteinKarlsbad kennen gelerntundstarkenEindruck auf siegemacht.Beideschwärmtenfüreinander; so oftdieKaiserin nachKarls- badkam, zogsieG.inihre Nähe,derbestrebtwar, dieleidenschaftliche Frauaus ihrer AtmosphärederPolitikindie derWissenschaftundKunst herüberzuziehen.DieGeschichtedieserzartenFreundschaft ist hineingestellt indiegesamtenbewegten Zeitereignisse,die derVerfasser durchvieleEinzel- histörchenundunter Verwendungvon mancherleiKlatschquellen anschau- lichzumachen versteht.Neben derKaiserinLudovika erfährt auchderen StieftochterMarie Luise,dieGemahlin Napoleons,eineeingehende Schil- derung;dasliederliche gesellschaftliche(wenigerdas politische)Treiben auf demWiener Kongreßwird gemalt, Metternich gezeichnetunddiehohe Politik spöttischalsdas trübe Resultatvon SalonintriguenundWeiber- affairen entschleiert.So bietet derRoman geschichtlich interessierten Lesern manchesWertvolle undistfürmittlere undgrößere Büchereienzu

gebrauchen. Dr. Schumm,Krupp-B.

Cabell,James Branck,Jürgen. EineKomödie um dieGerechtigkeit Leipzig: Insel-Verlag 1928. Ln.8.50 NM.

Eingeistreiches Buch.DieHauptgestalt isteinalter Pfandleihermit einer keifenden Frau,derinseiner frühenJugendeinmal einDichterwar, undderplötzlichdurch Zaubereiin einenJüngling zurückverwandeltwird.

Dieserverwandelte Jürgen hataber nicht mehrdieHemmungenseiner echtenJugend.Erist ausgestattetmitdenErfahrungendesreifenMannes underobert mitdemFeuerdesJünglingsdieWelt. Erdurchreistalle Reiche,diemenschliche Phantasie erschaffen hat,diereiche heidnischeund christlichePhantasieundMythologie,ertrisst sogar seine einstige Jugend- liebe, dieernieerrungen hat,inzwei Gestaltenwieder,-einmal sogarin derVerkörperungderschönenHelena, ist jedoch aufGrund seinererrun- genen Mannesweisheit äußerst zurückhaltend,daer Enttäuschungenbe- fürchtet;erhat tolle LiebesverhältnissemitHalbgöttinnen, Nymphen,der KönigindesLandes Philisteria, sogarmiteinem Vamypraus derHölle, kurzumertrinkt von allenWassern,wieersichvorgenommen. Aberbald ermüdetihndieEintönigkeit um solche Genüsselängere ZeitalsGenuß zuempfinden, mußman schon unerfahrenundblindwieeinJüngling sein.

Ammeisten langweiltihnschließlichderHimmel,den»diePhantasie seiner Großmutter-«schufund vor allem enttäuschtesihn,daßerdas edelsteGutderMenschheit,nach demerüberallgesucht hat,dieGerechtig- keit,auchdort nicht findet, sondernnur ,,Liebe«. Soisterallmählichgerne bereit, wieder inseinaltes bequemesLebenalsPfandleiherundzuseiner 4

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keifenden Frau,dieimmerhingutkochenkann,sich zurückzuverwandeln.

Ein humoristisch ironischer Roman, dermit vielen Dingender Kultur Abrechnung hält,aberwegenseinervielenmythologischenBegeben- heitendenungebildeten Leser vielleichtetwas fremdanmutet, inmittleren undgroßenV.-B. jedoch sicherwillkommen seinwird.

Sulz, St.-B., Essen.

Cather, Willa, Antonia. Stuttgart: Engelhorn.352 S. br. 4.50, La.6.50 RM.

DieVerfasserin,eineAmerikanerin, hatvor kurzeminAmerika für einen großen Kriegsromaneinen Preisbekommen undistaugenblicklich dort ieinedergelesenstenSchriftstellerinnen.

Antonia isteinprächtiges Naturkind, dieTochter böhmischerEin- wanderer aus jenerZeit,dadieAnsiedler noch aufdenweiten Prärien

einen zähen KampfmitderNatur führen mußten.Die Darstellung ist

indirekt,dieSchilderungeinesMannes, derineiner benachbartenFarm aufgewachsenundihr herzlich befreundet gewesenwar. Später wohnter mitihrinderselben Kleinstadt,wo sieals Dienstmädchenarbeitet undhat soGelegenheit, ihrenweiteren Lebenswegzuverfolgen.Siewird alsTyp eines lebenskräftigenmütterlichenWeibes geschildert,dasimmer zuletztan sich selberdenkt,immer andere betreuen undsich für sie opfern muß.So wird siezurKontrastfigur gegenüberdem geschäftstüchtigenAmerikaner- tum, dasnur immer an seinen eigenenVorteil denkt. Eingutgeschriebener Frauenrom an,von echterundtapferer Weiblichkeiterfüllt.Füralle

Sulz,St.-B., Essen.

DjinPingMeh. Der chinesische Sittenroman. (Verfasser WangSchidschen). Obers.u.hrsg.v.Otto u.ArthurKibat. Gotha:

Engelhard-Reyher.283 S. 1928. br.5.80 NM.

Der Verfasser diesesNomans lebteim16.Jahrhundert. Dieäußere Ausstattung desWerkes erinnert etwas an chinesischeBlockbücher,es ist jedoch doppelseitig gedruckt.Das Buch ist interessantundamüsantund gibt tiefeEinblicke inalte chinesischeGesellschaftskultur.EinCharakter- spiegelderverschiedenen Gesellschaftstypen:derLebemann,dieDirne,der arme Kuchenhändler,derStraßenjunge,dieKupplerin,derbrave Soldat, sie bewegen auseinemHintergrund,derwohldieSchönheitdesLandes hervortreten läßt, zugleichaberauchdieUngerechtigkeitund Bestechlich- keitseinerBeamten unddiejämmerlicheHilflosigkeitderArmenmitschwar- zerTusche aufträgt.DieSprache ist sehr bilderreich, unwillkürlichdenkt man an orientalischseLiteraturstücke,etwa an dasHohe-Lied.EineVor- liebefür realistische Liebesszenenerinnert ebenfallsan orientalischeund altromanischeLiteratur. Man wird deshalbmitEinstellungundAusgabe desBuchesvorsichtig sein müssen, dochkanndiegrößereV.-B. einsolches Musterbeispiel« fremderLiteratur nicht leicht missen.

Sulz,St.-B., Essen.

III-TischTheodore,SchwesterCarrie.Roman. B» W» L.:P. Zsol- nay1929. 606 S. br.4.30,Lu.7.50 RM.

Jn diesem amerikanischenNomanschriftstellerkönnen wir eine der stärkstenBegabungendesgegenwärtigenAmerika erblicken. Jm vorliegen-

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denRoman stehtwieder wiein demschonbesprochenen ,,Jennie Gerhardt«

eineFrauenfigurimMittelpunkt, aber SchwesterCarrie isteindurchaus anderer Frauentypals jene.Sie ist nicht passivwiejene, nichtbereit, ohneBesinnen fürdengeliebtenMann zuopfern. Für Jennie istdieLiebe Urgewalt,dersie blind unterwirft!AuchCarrie läßt vom Leben undderLiebetreiben,abernur soweit dieserStrom inderRichtung ihrer Ziele fließt. Glück, Glanz-undReichtum ist ihre starke Sehnsucht,und Liebedaswichtigste Mittel,derErfüllung ihres Verlangens näherzukom- men. Denn das hat sie,dieaus denärmlichstenVerhältnissen stammt, balderkannt, daß durchArbeit,ihre Arbeit,ihrDrang nach Schönheit undErfolgniezuWirklichkeitenführt. Zweimalbindet sie an einen Mann, derihrjeweilsalsVerkörperung ihrer Sehnsucht erscheint,und jedesmal istesnur eineEtappe,überdiesie hinauswächst. Erschütternd istderZusammenbruch ihres zweitenGeliebten gestaltet,vom erfolgreichen Geschäftsmannzumobdachlosen Straßen-Bettler.Sie aberhat recht- zeitigvon ihmlosgelöstundwird eineberühmte Schauspielerin. Doch auch aufderHöhe ihres Ruhmes stehend findet siekeineinnere Befriedigung;

einGegenstückzum,,Titan«, demSiegesgewaltigen jenesanderen Dreiser- schenWerks. EshilftdemMenschennichts,wenn erdieganze Welt ge- winnt undan seinerSeele Schadenleidet.

Jn diesemSinne istdasWerk mehralseineweibliche Charak- tersiudie, eswächstzumW.eltanschauungsroman.

Sulz,St.-B., Essen.

Droonberg, Emil,Alaska-G old. Leipz.: Hesseu.Becker,1928. 279 S. br.3.—, Ln.4.50 RM.

Der Roman diesesbekannten Abenteuerschriftstellers spieltinderGold- gräberstadt DawsoninAlaska in denneunzigerJahrendesvorigen Jahr- hunderts. Erschildert anschaulichdie NöteundEnttäuschungenderGold- sucher,dieoft Hunger, qualvolleKälte undunsäglicheEntbehrungener- tragenmüssen,um dasmühseligerworbene Goldhinterherinsinnlosober- flächlichemGenußtaumelraschwieder zuverlieren. Dazwischen stehenein paar aufrechte ehrlicheMänner,dieeinen erbitterten Kampfgegen die korrumpiertenBeamten unddie verrohten Sitten führen.

DieKomposition ist äußersteinfach.DenvielenBösen stehendie paar Guten inreinlicherScheidung gegenüber,zuerst scheintdasLasterzusiegen,

bisunter hörbarem AufatmendesgespanntenLesers natürlich doch

am Schluß norhalles zumGuten wendet. Einesaubere,aber äußerstan- spruchsloseAbenteuererz ählung,unschädlich,aber entbehrlich.

Sulz,St.-B., Essen.

Duhamel,Gieorges,Gewi t te rnacht. Roman. Leipz.: Insel-Verlag

1928. 234 S. Lu.5.50 NEM.

Dieser französischeSchriftstellerkann als VorläuferundFührerder bewegteren,von politischenundZeit-Problemenstärker interessiertenEr- zählergruppedesheutigen Frankreich gelten (im Gegensatzzuder,,klassi- schen«LinieFlaubert Anatole France Andre Gide).

Das vorliegendeWerk willeinenEindruck von derinneren Krisisder jungenIntelligenz unserer Zeit geben,inderen Geistigkeit scheinbardie 6

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Vernunft absolut herrschend ist,inderenTiefeaber geheimnisvolle Kräfte vernunftzersetzend wühlen. Mystizismus, Okkultismus,kurz:denGlauben sind sielosundsindzumAberglauben geflüchtet.Es wirddieEheeines akademisch gebildetenPaars geschildert,diegestörtwird durchdas Auf- taucheneinesUnglücksamuletts. Natürlich lachtman darüber undister- haben,bisaufeinmal dieFrau aufs schwersteerkrankt. Kein Arztkann dieKrankheitsursachefeststellen (in Frankreich scheinendieDichtervon Psychoanalyse mehrzuhalten als dieÄrzte) plötzlichistdas Amulett verlorengegangenundseltsam:dieKrankheitderFrau schwindet,dasAmu- lett hat seineMachtverloren,dabei findetes allerdings erstnach Jahren, friedlichhintereiner Kommode,undschließlichstelltes her- aus, daßesüberhauptkeinUnglücksamulett,sonderneinGlücksamulett sei.Umdiese Handlungranken noch einige ähnlich mysteriöseFälle, diealledasBersagendesmodernen RationalistenimNerven- undSeelen- untergrund widerspiegeln.

Duhamel ist interessantzulesen,erist geistreichundtief,aber daer weder mitKriminalfällenund Abenteuern, nochmitLiebeundEhe befaßt, so schaltet schondergrößteTeilderLeserschaftaus unddaher ist dasWerk wohlnur dermittleren undgrößerenV.-B. zuempfehlen.

Sulz,St.-B., Essen.

Dunois, Dominique,Georget teGarou. Roman. Wien,Leipz.:

G.SpeideL1929. 349 S. br.4.50,Mu. 6.80 RM.

Die bisherunbekannte französischeVerfasserin diesesBauernromans

wurde 1928 durchVerleihungdes großen Frauenpreises berühmt.Die

HeldindesNomans isteinejener prächtigen bäuerlichenFrauengestalten, wiesie schonJacobseninseiner »FrauMarie Grubbe«,wie sieMottram inseinem,,Spanischen Pachthvf«,wiesie Friedrich Wolffinseiner,,Krea- tur" geschildert hat: großzügigundverschwenderischmitLeibundSeele unddennochreinundherbwiedieLandschaftderTourraine, dersieent- stammt.Sie wirft wegan einen Knecht,dernur diereicheErbin des Bauernhofs inihr liebt,sie wirft wegan einen gleichgültigenTage- löhner,um ihremMann denErben zubringen,denerihr nichtschaffen

kann. Und siewird weggeworfen,undihrOpferwird nicht gewürdigt,

selbst ihrKindwird ihr entfremdet:diejämmerlichenKreaturen sindim Dorfgenau soinderÜberzahlund beherrschenSitte undGesellschaft wieinderStadt. Schließlichrettet sie aus demSumpfihrer,,christ- lichen" Eheundverläßt ihr HabundGut,um ihreSeele zuretten,um

inihremBestenreinzuerhalten.Einer derwertvollstenBauern-

roma ne.Für jedeV.-B. Sulz, St.-B., Essen.

Ettl, Emil,DasLat tacherk ind. Ein Roman aus der Bergwelt.

Leipzig:Staackmann. 1929. 277 S. br.4.—,La.6.— NEM.

Das Buchgibt alsNoman aus, mutet abereherwieeinMärchen an,denneswimmelt inihmvon Unwahrscheinlichkeiten psychvlogischerund anderer Art. DieMenschen,inderHauptsacheeinfache Bergbauern, spre- cheneine sonderbar gehobene Sprachewie aufeinemschlechtenTheater, dieBegebenheitenrollenteilweise so raschundsprunghaftabwieimFilm,·

derübrigensaucheinewichtigeRolleinderGeschlichtespielt.Deren Inhalt 7

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kurz anzugeben, lohnt nicht,daerzuverworren undunmöglichist.Das Buchfälltvollkommen aus demSchaffen Ertl«ssherausunderscheintdem ReferentenalseinMißgriff. Schumm, Krupp-B.

Eulenburg,Karl zu,Die Schicksalslosen. Lng.: W.Grunow

1928. 389 S. br.5.—,Lu.8.— RM.

EinUnterhaltungsroman, teilweiseganzspannend geschrieben,beidem derdurchschnittlicheLeser auf seine Kostenkommt. Aus allen Gebieten

wird etwas geboten:vornehmer AdelundMünchener Bohåme, Szenen

von realistischerErotik undstrengeAskese, Theosophie,Qkkultismus, Ma- giemit gruseligen Geisterbeschwörungen,dazuallerlei philosophischeBe- trachtungen. Natürlich stehenineinem Buchvon diesem Umfang auch mancheguten Gedanken, aberallesinallemistesebendocheinSalat ohne Sinn undformbewußtenAufbau. FürV.-B. nichtzuempfehlen.

Sulz,St.-B., Essen.

Ewers,HannsHeinz, Fundvoge l.Die Geschichteeiner Wandlung.

Berl.: Sieben-Stäbe-Verl. 1928. 534 S. br.5.—,Ln.7.50 NM.

Man wird nichterwarten, daßderbeliebte Ewers nach soviel erzeugtemKitsch nocheinenbedeutenden Roman schaffenwird,aber wenn

schon angesehene Verlage dieseDingedrucken,so mußman schließ- lichdamit auseinandersetzen Der Schlüsselpunkt diesesNomans, die ,,Wandlung« istdieVerwertungderwissenschaftlichen Entdeckung Prof.

Steinachsvon derMöglichkeitderUmwandlungdersexualen Funktionen aufoperativemWeg.EineamerikanischeMillionärstochterhatsichleiden- schaftlichinAndrea,dieHeldindesNomans,verliebt,unddiese sucht ihrer Gönnerin dadurch entgegenzukommen, daß sie aufoperativem Weg zumMann machenläßt zurallergrößtenEnttäuschungjener Dame,die sichdarob dasLebennimmt. Vielleicht hatman nun schongenug von dem Roman, immerhin solldamit nicht gesagt sein, daßeinfeiner Psychologe undtiefbohrender Dichter nicht auchaus diesemStoffeinwertvolles Werk schaffenkönnte. Nur istleiderEwers weder daseinenochdasandere,und sobleibt zumLobdieses Buchs,von derunterhaltenden undvielfach span- nenden Erzählweise abgesehen,nicht vielübrigals etwa dieSchilderung

von AndreasKindhei t,ihrfrisches AufwachseninländlicherUn- gezwungenheit zwischenallerlei Getier, ihre KinderstreicheunddieSchil- derung ihrer jungenLiebezuihrem Vetter,der,ohneesselberzuwissen, stets ihrLebengestaltend beeinflußt.

JngroßenV.-B., falls überhaupt Beschaffung für notwendiger- achtet wird,mitVorsicht auszuleihen.

Sulz,St.-B., Essen.

Fleuron, Svend, Flax Aedilius. Das bunte Lebeneines Schäfer- hundes. Jena: Diederichs1929. 229 S.br.3.—, G.-L.5.— NM.

Der Untertitel sagt ungefährschon,was indemBuchzufinden ist:

dieGeschichtedesFlaxvon derGeburt bis zuseinemTode.WiealleBücher Fleurons einfachimAufbau, berichtetesinallmählicher Steigerungvon denruhmvollenTaten desHundesalsPolizeihund,dann imKampfgegen Wilderer,von seiner größten Tat,demKampfmit demwildgewordenen

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Stier undschließlichvon seinem ruhevollenAlteraufeinem Kopenhagener Fort.

Das Buch ist sogutwievieleandere von Fleuron,aber man fragt dochjetzt allmählich,wo jedesJahr »einneuer Band oderauchgar zwei erscheinen,obes notwendig ist, daß Fleuronimmer weiter schreibt.

Ich möchteglauben, daßeseigentlichgenug desSegens ist.

Langfeldt, St.-B.,Mülheim (Ruhr).

Fönhus, Mikkjel,Die Wildnis brau A.d.Norwegischenvon Sandmeier undS. Angermann.München:Beck1928. V,260 S.

Geh.5.25,G.-L. 7.— NM.

»ErhatteimGesetzdesWaldes gelesen.DasGesetzdesWaldes war hart. Essagte, daßderStärksteundderSchlaueste herrscht.Das eine Tierist dazuda,von einem zweiten gequältundaufgefressenzuwerden.

Undwenn dieses zweite sattgefressen hat,wird sesselbervon einem dritten getötet....Jn jeder Nacht schließen AugeninQual. Aber niemand hörtes.«

Jnwahrhaftmonumentaler Weise hatder DichterdiesGesetzdes Waldes an demGeschickeines Bären,einer Habichtsfamilieund eines Menschen dargestellt.Jn ganz ruhiger,kalt erscheinender Weise, ohne sentimentale Rührung, ohne sentimentale Empörung,wie einealteSaga, berichteteruns dieerschütterndenSchicksale, auch ohne sentimentalesNai- sonnement das obige Zitat istein-eAusnahme. Selten istdas kleine Erdenleben von so hoherWarte gesehen.

Überall,wo man mit einer Leserschaft rechnenkann, dieeineTier- geschichte nichtnur zusentimentaler Befriedigung liest, sollteman dies Buch einstellen,dasweit überallesähnliche hinaus-ragt

Langfeldt, St.-B., Mülheim (Ruhr).

Frank, Leonhard,Karl undAnna. Berlin: Propyläen-Verlag.1928.

174S. La.3.— NEM.

Jm Schaffendes bedeutenden deutschen Erzählers gehört dieseEr- zählungindiezweiteGruppederpsychologischenEinzelstudien, welcheden ,,Bürger«,die,,Ursache«unddie kleinenNovellen umschließt.

KarlundRichard sind seit AnfangdesKriegesinrussischerGefangen- schaft. Auf einsamem Arbeitsposten sindbeide allein aufeinanderange- wiesen, ihr einzigerGesprächsstoffistAnna,Nichards Frau,biszuletztdie kleinstenEinzelheiten dieses Frauenlebens sichvor diesem fremdenMann enthüllthaben. Jnhundertschlaflosen Nächten verwächstAnnas Erschei- nung mitKarls Sehnsuchtzurtiefsten Verbundenheit. Karl gelingtdie Flucht.WieerzuAnna kommt,wiesie zusammenfindenundwiespäter diegroße AuseinandersetzungmitdemheimkehrendenRichardvor geht, dasisteinederfesselndsten Seelenstudien unsrermodernen Literatur.

EinekleineNovelle »DieSchicksalsbrücke«bildetdenSchlußdesBan- des.Für jede B.-B. unbedingtzuempfehlen.

Sulz,St.-B., Essen.

Galicz, Jurij, JmSchattendesDrache ns.Braunschw.:G.Westen

mann. 1928. 175 S. La.5.— NEM.

Das Werk eines noch unbekannten,imExillebenden Nussen. Ein

junger russischer Fürstundehemaliger Marineoffizier,derderRevolution 9

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unddemTodentflohen ist, führtinChinaeinbuntbewegtesAbenteurer- leben. Bald leideterHungerundbittre Not,baldtrifftihnirgendeinbun- terGlückszufalldes Lebens,um ihnnach einiger Zeitwieder zurückzu- stoßeninneues Elend Undneue Abenteuer. EristGegenrevolutionärund glühender Hasser Sowjetrußlands,was ihn nichthindert,vorübergehend eine Stelle beidersowjetrussischen Propaganda anzunehmen.Ernimmt dieGelegenheit wahr,einMunitionsschmuggelschiffindieLuftzuspren- genundmacht damit von neuem brotlos. Das Werk istzwar kaum etwas anderes als einAbe nteuerbuch,aber esenthältvielnatür- licheWärme undeinige feingezeichneteGestalten. Für größereV.-B.

Sulz,St.-B., Essen.

Geiger-Gog, Antri, Hei niJermann. Der Lebenstageines Jungen.

Mir farb.Vollbil.d. Sturng D.Gundekk 1929. 190S.Lu.5.20 NEM.

EinBuchfürdie erwachsene Jugend etwa vom 15. Lebens- jahrab,abernicht wenigereinBuchfür Erwachsene. Diese Geschichteder tapferen Schwäbinvon demarmen Jungen Heini mußteeinmal geschrie- benwerden,um unsereJugendliteraturaus derGartenlauben- undFlieget- leutnantsromantik heraus indierauheWirklichkeitzuführen.Wie soll unsereheranwachsendeJugend imstande sein,diesozialeMitverantwor- tungzutragen, dieaufuns allen lastet,wenn sie durchdieLektürekünst- lichinderRomantik exotischerWelten undhistorischer Zeiten gehalten wird? Das Schicksaleines Proletarierjungen,derdurchalleProletarier- elende,durchallenJammer falschen PädagogeneifersundderLieblosigkeit derErwachsenen hindurch mußbiszuseinem frühenTod. Aber esist nicht schwarz aufgrau gezeichnet. ManchesLichtundmanchesbischen Wärme erreicht auch noch dieses liebebedürftigeDasein,esist jaauch nichtso sehr dieSchuldderEinzelnen,esistdieSchuldeinesGesellschafts-undWirt- schaftssystems,das wieeinMolochseine eigenenKinder verschlingt. Ir- gendwelcheParteitendenz liegt völlig fern. Ehrederwackeren Frau,die dieses Jugendbuch geschriebenhat. Mögeihmnoch manchesandere dieser

Artfolgen. Sulz, St.-B., Essen.

Gide,Andrä,Der Jmmoralist. Minden: C.C.Bruns. 1928.

190 S. br.3.60,Lu.4.50 REM.

Neben Anatole FranceundinseinerLiniekann Andrä Gidealsder KlassikerdergegenwärtigenfranzösischenLiteratur gelten. Für seineArt besonders bezeichnend istdiekühle Gelassenheit,mitdererdieGeschehnisse seiner Erzählungen aufzeichnet,hinterdernur bisweilen eineleise Ironie oder melancholischer Ernst füreinen Augenblick aufzuleuchten scheinen.

EinfranzösischerGelehrter heirateteineentzückendejunge Frau, nach französischemMusteraus Konvention. Ererkrankt auf seiner Reiseund wird nach seinerGenesungzum ,,Jmmoralisten«,d.h.eine heidnische Lebensfreudigkeit erwacht inihm,eine Artvon heiligem Egoismus,der durchausüberzeugendist,ohnedaßderMann hierdurch besonders sym- pathischwürde. Diejunge Frauhat ihnliebgewonnen,hat während seiner Krankheit ganzfürihnaufgeopfertundschließlichdieKeimeseiner Krankheitin aufgenommen.Wiesie nach schweremLeidenstirbt, ister unbewußt beinahe frohdarum, unddieSituation desSchlusses,diezu- 10

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gleichdenAnfangderErzählungbildet,istdie,daß Freundeesversuchen-- ihnaus einem animalischen Hindämmernwieder zurMoral derArbeit zu bewegen.

DasBuch hält inStil undProblemführung fernvon dendurch- schnittlichenLiebesromanen derheutigen Franzosen.Eristan für jeder-

mann verständlichunddochinersterLiniefürdiereifstenunter denLesern

bestimmt. Sulz,St.-B., Essen.

Gieser, Ernst,Aus dem Tagebuch eines Dobermanns von Guy. Berlin-Zehlendorf:1929. 34S. 8o(Editeufra-Bücher,Bd.4).

InhumorvollerSprache schildertuns derVerfasser Begebenheitenaus demLebeneines Hundes.Zu köstlich,wenn er ,,Gut)«»philosophische«

Betrachtungenanstellen,Parallelen ziehen läßt zwischen Hunde-und Menschendasein. ,,Guy« weiß, daßerdemMenscheninderBeurteilung aller Lebensfragen überlegen ist,einerlei,obes um Wohlerzogenheit, Takt,Herzensbildungundnicht zuletztum Liebehandelt, einHund weiß nach Guys Auffassunginallem besserzubenehmenals der,,kulti- vierte«Mensch.DieLektüredesWerkchenswirdnichtnur Tierliebhabern eineFreudebereiten. FüralleVolksbibliotheken geeignet.

H. Dicke, Essen.

Ginzkey,FranzKarl,DerWundervo

gel. Leipzig:Staackmann.

1929. 259 S. br. 3.50,gebt-.5.50 RM.

Die Erzählung istaus drei Themen zusammenkomponiert: einer Liebesgeschichte, einerTiergeschichte (eines Steinadlerpärchens,

von demdas Weibchenweggefangenundineinen Cirrus gesteckt wird)

undeinersatirischen politischen Allegorie. EinaufdemDach-

bodeneiner Kaserne stehender, abgetakelter österreichischerK.u.K. Doppel- adler wird plötzlichlebendigundentflattertindieBerge,wo erimNeste einesSteinadlers Unterkunft findet.DieReden,diediebeiden Adler derechteundderaus Blech führen,geben Gelegenheitzuallerhandbos- haften AusfällengegendenZeitgeistunddieTorheitundSchlechtigkeitder Menschen. Manche-s istganz hübsch gesagt,aber notwendigistdieEin- stellung für Volksbüchereiennicht.

Dr.Schumm, Krupp-B.

Gluth,Oscar,Unser Christ l! EinSchalk aufGottes Straßen.No- man. Leipzig:Staackmann. 1929. 286 S. br. 4.—, Lw.6.— NM.

Die Charakterentwirklung eines Schauspielers, dem seine große komischeBegabungundseinewilde Lebenskraft beinahezum Fluchewird. Sein Ehrgeiz zielt nach höherenRollen,aber Theaterleitung und Publikumverdammen ihnzum dauernden Hanswurst und Spaß- macher. InderVerzweiflung machterdas Lebenselbstzur tollen Ko- mödieundist nahedaran einzynischerAbenteurer zuwerden. Immerhin steckt soviel ErnstundMännlichkeitinihm,daßernacheinigenbitteren undbeschämendenErfahrungen wieder fängtundauch nocheineLiebe erlebt,dienicht bloß Spielereiist.Neben diesemLiebeserlebnis sindeine echteMännerfreundschaftunddiereinigende Wirkungeiner langen Wan- derungundversenkenden Hingabean dieSchönheitundStille derNatur 11

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