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Siedlung und Wirtschaft, 13. Jahgang, März 1932, Heft 7.

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Academic year: 2022

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Siedlung und Wirtschaft

Zeitschrift fiirden wirtschaftlichen Aufbau des deutschen Ostens -

Mitteilungsblatt der Ostpreuszischen Heimstätte,BrandenburgischenHeimstätte,

Wohnungssviikspkgp

gesellschaft Oberschlesien, Schlesischen Heimstätte,Heimstatte Grenzmark,Pommerschen Heimstatte und desReichsverbandesDeutscherBaugenossenschasten,Bezirksverband Ostpreuszen.

von Wilhelm Schlemm und Dr. Ferdinand Neumann

unter Mitarbeitvon Oberregierungsrat DrBock- Ministerial

«« ocki - Direktor Becker X . -

EkeekrtzrrasideklxrsXDAZTTTsiZingröfessgkFTtBruck-Regierungs- undLandeskulturratDr:DiettrichLVerwaltungs-

rechtsrat von Gruner -PrivatdozentDr.Hellwig sDiplom-LandwirtDr.Huchos Direktor Dr.Jmmenkotter —- Landeskulturdirekor Dr.Kurig J UniversitätsprofessorDr.Lang sDirektor Linneke sGeneraldirektorNadolnyJ Negierungsbaumeistera.D.Naske XProfessoranderHandelshochschuleDr.Dr.Schack!-Mmistertald1rektora.D.

UniversitätsprofefsorDr.Schneider J HochschulprofefsorDr.Vetterle1n

I

Die Standortbedingungen derOstsiedlung

von Dr.Martin Pfannschmidt, Berlin

Aufgaben der Ostsiedlung. Ijeweiligenindividuellen Aufgabenbeider Siedlungs- Die UmstellungderWohnungs- und Siedlungs- I arten zuvermitteln vermag. Auch diese Gesamt- politikinAuswirkungderWeltwirtschaftskrisemacht I lagerung selbst istkeine fest gegebeneGröße. Bei es erforderlich, sichvon neuem überdie baupoliti- Idemgroßen Umfangderzukünftigenlandwirtschaft- fchen Aufgabestellungen Rechenschaftzugeben.Die 1lichenundvorstädtischenSiedlungstätigkeitist durch- Rotverordnung vom 6.10.1931stelltdievorstädti-aus dieMöglichkeit gegeben,die räumlicheVer- sche Siedlung unddie landwirtschaftliche SiedlungiteilungundGewichtung von Großstadt, Mittelstadt, indenVordergrund undverzichtetzumerstenMal JKleinstadt und Dorfzubeeinflussenund dieland- aufdieFörderungdes bisheram stärkstenbevor- EwirtschaftlicheUndvorftädtischeSiedlungderart an- zugten städtischen Miethauses. Die landwirt- zusetzen,daßanerkannte SchädenderGesamtlagerung schaftliche Siedlung solldendeutschenOsten verbessertwerden. Hierdurchwerden nichtallein mitkrisenfesteren kleinbäuerlichenBetrieben besiedeln, der Erwerb der landwirtschaftlichen und vorstädti- um ihndem deutschenVolkstum zuerhalten und schen Siedler, sonderndarüber hinaus die Erträge um Deutschland durchihre Veredlungswirtschaft derGesamtwirtschaft gesteigert.

unabhängigvon derGinfuhr hochwertigerLebens- Der Wiederaufbau der ostdeutschen Wirtschaft mittel zumachen. Siesollendamit dasVerhältnis bietet hiereine Reihe besonders dringlicher Auf- zwischen landwirtschaftlicher und gewerblicher Be- gaben. Wieweit auchinungünstigerenlandwirt- oölkerungwieder in das richtige Gleichgewicht schaftlichenGebieten anstellevon notleidenden Groß- bringen, das zur Zeit bei der Abhängigkeitvon betrieben kleinbäuerlicheSiedlungen angesetztwerden etwa einem Viertel der deutschen Bevölkerungvon können, wieweit esmöglich sein wird,indendar- ausländischem Warentausch empfindlich gestört ist. niederliegenden Klein- undMittelstädtenneue städti- Die vorstädtische Siedlung willmit anderen scheGewerbe zuentwickeln,wieweit das Gedeihen Mitteln das gleiche Zielerreichen, indem siedie beider Siedlungsarten bei der Durchsetzungder gewerblichenArbeiter selbstinKleingärten ansiedelt, LandwirtschaftmitländlichemHandwerkundKlein- diesie durch landwirtschaftliche Zufatzrentenunab- gewerbevoneinander abhängig ist,—- dag alles hängigervon sinkendenRenten aus gewerblichem sindTatfragen, dieeiner sorgfältigenBeantwor-

Arbeitslohn machen. tung bedürfen,um dieMöglichkeitenundGrenzen

Beide Siedlungsarten erfordern nicht nur eine

desErreichbarenzuübersehenundum die imGang sorgfältige Anpassungan diebesonderenStandort- befindliche zweite Kolonisationdesdeutschen Ostens verhältnissederlandwirtschaftlichenunddergewerb- zu einem vollen Erfolg zu führen. Durchdie lichen Siedlungen, sondern bedingen sich wechsel- gegenwärtigen außerwirtschaftlichenStörungenund- seitigund stehenin einer foengen Verbindung Verwirrungen derWeltwirtschaftwird eineschlüfsige miteinander, daßnur eine zusammenhängendeBe- Beantwortung dieser Fragen allerdings erheblich trachtungihrer Gesamtlagerung ein klaresBildder erschwert. DernatürlicheAus gleichder land- Herausgegeben

ETFahra gskgsxuikstgxäåig

Z

März 1932

235

(2)

wirtschaftlichen und gewerblichen Preisewird dadurch gehemmt, daßdiegewerblichen Preiseund Löhne durch straffe Organisationen derArbeitnehmer undArbeitgeber hochgehalten werden,währenddie individualwirtschaftlich organisierte Landwirtschaft erst amAnfangeinerengeren genossenschaftlichenOrgani- sation stehtund sichbei stärkererAbhängigkeitvon den Weltmarktpreisen auch durch überhöhte Schutz- zöllekaum gegen einen weiteren Preisverfall zuer- wehrenvermag EineIntensivierung derlandwirt- schaftlichen Erzeugung istnur beiniedrigemZins- fuß möglich, währendzur Zeithohe Zinsenbei den meisten landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu einer stärkeren Extenfioierung zwingen. Vor dem Krieg war der Zinsfuß dementsprechend in den europäischenLändern mit intensiver Wirtschaft niedriger als in den extensiv bewirtschafteten Ko- lonialgebieten. NachdemKriegwerden alle Be- mühungen Deutschlands, den Zinsfuß durch eine Verbesserung derZahlungsbilanz zusenken, durch das Diktat von Versailles und seine Folgeerschei- nungen verhindert.

Eine langfristigeBetrachtung der fürdie oft- deutsche Siedlung maßgebendenStandortbedingungen wird nichtmiteiner Verewigung dieser wirtschaft- lichen Sinnwidrigkeiten rechnenkönnen. Unter Be- achtung der weltwirtschaftlichen Marktoerhältnisse kann sieallein auf den dauernd maßgeblichen natürlichen Standortbedingungen der landwirt- schaftlichenunddergewerblichen Siedlung undauf den gesellschaftlichen Bedingtheiten einer Volks- wirtschaft aufbauen, dienicht durch politischeStörun- gen außerhalbderGesetzevon Wirtschaft und Ge- sellschaft gestelltwird. Die aktuellen Fragen der Agrarpolitiksindvor kurzemindemabschließenden Enquetebericht MaxSerings1)so eingehend darge- legt worden, daß dessen Ergebnissedenfolgenden Ausführungen über landwirtschaftliche Standort- bedingungen inersterLinie zugrundegelegtwerden können. Ergänzende Ausführungenüber diegewerb- lichenStandortbedingungen undüberdie Gesamt- lagerung derlandwirtschaftlichenund gewerblichen Standorte beruhen neben der besondersnamhaft gemachtenLiteratur auf eigenenArbeiten desVer- fassers2).

Die landwirtfchaftlichen Standort- bedingungen: Die Standortentwicklung

von 1830—1930.

DieEntwicklungderdeutschen Landwirtschaftund Industrie inden letzten hundert Jahren ift aufdas engstemitderEntwicklung derWeltwirtschaft ver- bunden. DieAgrarkrisis nachdenFreiheitskriegen

1) DiedeutfcheLandwirtschaftunter volks- undwelt- wirtschaftlichen Gesichtspunkten. 50.Sonderheft derBe- richte überLandwirtschaft Verlagsbuchhandlung Paul Parey,Berlin 1932.

2) D. Vers.:Standort,Landesplanung, Baupolitik. Earl Heymanns Verlag. Berlin 1932.

wird von derdeutfchen Landwirtschaft schonin den dreißiger Jahren überwunden. In derdarauffol- genden Auffchwungsperiode steigertsich--die land- wirtschaftliche Erzeugung mit dem Wachstum der gewerblichen Bevölkerung aufden alten Kultur- flächen durch verbefferten Fruchtwechsel, durchGrün- düngungundkünstlichenDünger. Darüber hinaus werden insbesondere inOstdeutschlandgroßeWald- flächen gerodetundmitdengleichenMitteln urbar gemacht. Es finddiesfast durchweg ertragsärmere Böden,diejetztzuden Krisengebieten zählenund unter die ungünstigstenGebiete derAbb.1fallen.

Gleichwohl kann die deutscheBevölkerungin der zweitenHälfte des 19.Jahrhunderts nicht mehr von der eigenenScholle ernährtwerden. Dieland- wirtschaftlichen Preisewerden damit vom Weltmarkt abhängig. Jnsbesondere werden dieGetreidepreife durchdieErzeugungderost-undmittelamerikanifchen Weizengebietederart gesenkt, daßdieRentabilität derdeutschenLandwirtfchaftinderZeitvon 1875 bis 1900 trotzdesÜbergangszumSchutzzoll ernst- lich gefährdetwird. Mit derbeendigtenErschließung der regenreicheren amerikanischen Weizengebiete öst- lichdes 100sten LängengradesundmitdenSchutz- zöllenBülows von 1902bis1906 ift diese Periode abgeschlossen. Es folgt von 1900 bis 1925 ein neuer Abschnitt, dessen agrarwirtschaftlicheStabilität durch die annähernd gleichbleibende Ausdehnung der Getreideanbauflächen bedingt ist,aber durch denWeltkriegundseine Nachwirkungen gestörtwird.

WährendindenEntenteländern landwirtschaftliche MindestpreisezurHöchsterzeugunganreizen, wird die landwirtfchaftliche Erzeugung derMittelmächte durch Höchstpreise,durch den Ausfall männlicher Arbeits- kräfte, durchdieEntziehung künstlicherDüngemittel und durchVerminderung des Viehbestandes ge- schwächt.InDeutschland machen fich jetztdie Wir- kungeneiner verfehltenZollpolitikbemerkbar. Ein einseitigerSchutzderGetreidewirtfchaft hattedie Rentabilität derNindviehhaltung undMilchwixt- schaft geschwächtund zuderen UngUnstenzueiner übergroßen Ausdehnung des Noggenanbaues und zueiner übersteigertenSchweinehaltungunter Zu- hilfenahmevon ausländischen Futtermitteln geführt.

Eine vermehrte Auslandseinfuhr muß nach dem Kriegeden Fehlbedarfan Weizen, Butter, Fleisch undMilch ersetzen. Damit werden diewährend desKrieges überhöhtenWeltmarktpreiseabhängig

vondergeschwächtenKaufkraftdermitteleuropäischen Grenzkäufer. Ihr Sinken währendder Inflation bewirkt die erste Weltagrarkrife nachdem Kriege.

Nordamerika reagiert aufdiefe Krise jedoch nicht miteiner EinschränkungderlandwirtschaftlichenEr- zeugung, sondern gerademitihrererneuten stärksten Ausweitung. Der Tatkraft amerikanischer Farmer gelingt es bekanntlich, Mit Schlepperund Mäh- drescher die weiten Trockengebiete westlich des 100stenLängengrades für extensivsten Weizenanbau zuerfchließen. Defsen niedrigste Grenzkostenbe- stimmenvon jetztabdieWeltgetreidepreife.Kann 236

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au das ar entinische Gefrierfleifch aufdieDauer

den?deutscheigiFrischfleischkeine

ernsthafteKonkurrgnz

bereiten,wird sichdie deutsche Milchwirtschaft verbesserter Organisation des Wettbewerbes dei

Nachbarländerundbeimäßigem Zollfchutz auchderer

übermächtigenWeidewirtschaftNeuseelands erwehren können, so sindweite Gebiete vdesnorddeutschen

Getreidebaues infolgederErfchließungder ameri- kanifchen Trockengebiete dauernd unrentabel»ge-

worden. Alle künstlichenStutzungfsverfuchemusfen hier aufdie Dauer verfagen,da«ein autarkesALolk

lösender deutschenGetreidepreisevonden e- marktpreiseninfolgeeines ftandigenGinfuhrbedarfg

beifchlechteren Ernteergebnissen unmoglichseinwir

Und eine dauernde Minderung der

Preisspannite

durch- hohe Schutzzölle füreinverarmtes Volk-—niGch-

tragbarerscheint. Diebesonders starkaufdie :

trägeschen Großbetriebe sindder Getreidewirtschaft·angewiesenendamit großtenteilsostdeut:unwir -

schaftlich geworden. IhreIntensivierung wirddurch gestiegeneLöhne undSteuern erschwert.Aucheine extensivere Bewirtschaftung kann nicht»dieNein- erträge zur Tilgung derSchuldenherauswirtfchaften, dienach derJnflation aufgenommen worden sind.

Die einmalige große Aufgabederlandwirtschaft-

lichenOftfiedlungbestehtdarin, diefeGroßbetriebe öftlichder Elbe durchrentablere Betriebsgroßen

zu ersetzen.Die schwach punktiertenGebieteder

Abb. 1 stellen die ungünstigstenGebiete der deutschen Landwirtschaft mitEinheitswertenunter

500 NMje Hektar dar,indenendieMehrzahldieser

Betriebe liegt. Ihre Ausdehnung gibt veinBild von derGrößederAufgabe. Aberauchinnerhalb

der weißen Flächenmit höheren Ginheitswerten findviele Großbetriebe nicht mehrzuhaltenund reif fürdiebäuerlicheBesiedlung»ImGegensatz

zuderInflationszeit, wo beifastvolligerBoden- sperre nur ungünstigstesLand befiedeltwerden konnte,und zuderFolgezeitmitubergroßerGeld- flüsfigkeitundimmer nochhohenBodenpreisenliegt jetztder größteTeildes gefahrdetenGrundbefitzes

zubilligsten PreisenaufdemMarkt. Damit-bietet sichzur Zeitdie vielleichteinmaligeMoglirhkeit,

dieoftdeutsche Siedlung unterfastfreierVerfügung

über den Grundund Boden mitdenwirtschaftlichsten Betriebsarten undBetriebsgroßenvon Grund aus neu auszubauen.Esmagim folgendenkurzunter- sucht werden, welchen Standortbedingungen diese Unterworfen find.

ukiin ti eStandortbedingungen der land- Z fwgrtschaftlichenOstsiedlung.

An natürlichen Standortbedingungen beeinflussenBoden undKlima»dienaturliche«Vege-

tation· Die Bodengüten konnen durchdiever- bundene Kartierung dergeologischenBodenarten (Sand, Lehm,Ton undLöß)undvderBodvenenv ftehungstyp en(Steppenböden,nicht«bis-maßigge- bleichtebraune Waldböden undwenig bisstarkge-

bleichte rostfarbene Waldböden,NaßbödenundGe- fteinsböden)nachdenneuestenVerfahrenvon Prof.

H. Stremme-Danzig undderPreußischengeologischen Landesanftalt aufdas genauefte örtlich festgestellt und großflächig übersehenwerden. Siewerden«all- gemeinbiszudenMaßftäbenderMeßtischblätter 1:25 000 und deren Vergrößerungen1:10000 herabkartiert werden müssen,um nachMöglichkeit inallen Siedlungsgebieten dieMeliorationen, die DüngungundFeldbestellungund nicht zuletzt auch dieAufteilungsplänederkleinbäuerlichenSiedlungen selbst auf den Bodenkarten aufbauen zukönnen.

Schonein großflächiger Vergleichder Bodenkarte desmittleren Norddeutschland3) mit dervorhandenen Waldverbreitung zeigt, daßzwar faft sämtlichevor- handenenWaldftücke aufden ertragsärmeren rost- farbenenWaldböden stehen, daßaberweiteFlächen der letzteren auchbeistarker Bleichungmit Acker bedecktsind,diefast durchwegindieungünstigsten Gebiete derAbb.1fallen.

Die ertragärmftenGebiete insbesondereaufdem Südhangdes baltifchenHöhenrückens,beiderseits dermittleren OderundimöftlichenFlämingwerden daherunter Anwendung verfeinerter Bodenkartie- rungen auchvon der kleinbäuerlichenBesiedlung ausgeschlossenwerden müssen,um alsSchafweiden oderals aufzuforstendeWaldgüter riesenbetrieblich genutztzuwerden. Das gleiche giltvon schwersten nassen Böden,diefichnur für Wiesen eignen. So- weit vorhandene Klein- undMittelbetriebe inder- artigeGebiete fallen,sind sie umzusiedeln,wie es ProfessorLang-Königsbergbeispielsweisefürden ostpreußifchenKreis Sensburg und seine Nachbar- kreisevorfchlägt.4)Ein weiterer VergleichderAb- bildung1undderoben erwähntenBodenkarte mit derstärkstenVerbreitungderGroßbetriebezeigt aber, daß diese sich keineswegsmitdenGebieten geringster Bodengütendeckt. In denbeiden Mecklenburg,in Vorpommern und in Ostpreußen außerhalbdes Bistums Ermland habenmächtige Grundherrenden mittel- undkleinbäuerlichenBefitzgeradevon besseren Bodengiiternverdrängt.DiemecklenburgischenGroß- betriebeliegen daher größtenteils auf besserenlehmigen braunen Waldböden,diemittelbäuerlichenBetriebe derPriegnitz aufdensüdweftlichangrenzenden sandigen roftfarbenen Waldböden mit geringeren Erträgen.

ÄhnlichliegeninOftpreußendiemeistenGroßbetriebe aufden besserenBöden imEinflußgebietderOstsee füdöstlichvon Königsberg,die groß-und mittel- bäuerlichenBetriebe aufgeringeren Bodengüten an der Oft-undSüdgrenzederProvinz. Groß- betriebe, die auch auf diesen besserenBöden un- rentabel geworden sind, sindinersterLinie auf- teilungsreif.

3)Ausgenommenvon Dr.von Hoyningen-Huene’im Maßstab1:1500 000. Tafel68desJahrbuchsder Preu- ßifchengeologischenLandesanstalt, 1930.

4)a.a.O. 1)cVll,§6.

237

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DeckaenzurKaste:

DieGrundlagender deutschenLandwirtschaft

Abbildung 1,entnommen aus dem50.Sonderheft derBerichteüberLandwirtschaft,VerlagPaul Parey

Neben denBodengüten bestimmen Tempera- turen und Niederschläge die örtlichenAnbau- verhältnisse. Die kürzere Begetationsperiode der nordöstlichenGebiete wird durch erhöhteSommer- temperaturen des östlichenBinnenklimas z. T.auf- gewogen. Wesentlicher sinddieNiederschlägeins- besondere fürdieGrünlandwirtschaftderwiesen-

armen Gebiete. Nach ProfessorFreckmann5)be-

nötigtdiese Grünlandwirtschaftin der Zeitvon Mitte Mai bis Ende Juli eine NegenhöheVon mindestens150 mrn. Diese ist vorhanden inOst- pommern undOstpreußen,inderLausitz,inbeiden SchlesienundinSchleswig-Holstein. IhreWirkung wird inden südlichenGebieten jedoch durch höhere Sommertemperaturen beeinträchtigt.Diedazwischen liegendenGebiete sind niederschlagsärmer.Natürliche Grünlandgebiete sind daherdie Gebiete derKoppel- wirtschaft inSchleswig-Holstein und der Futter- wirtschastinOstpreußenmit Klee-uud Grasbau.

Diedazwischenliegenden niederschlagsärmeren Ostsee- gebiete eignen sich besondersfürdenAnbau von Futtergetreide (Hafer- und Menggetreide), die schwerenBöden inMecklenburgund Vorpommern

5)Archiv für innere Kolonisation Heft 3J1931.

fürdenZuckerrübenbau. Die übrigen östlichenGe- biete mit subsarmatischemBinnenklima eignen sich meistnur fürGetreide undKartoffelbau undbe- dürfeneiner VermehrungdervorhandenenWiesen durchMeliorationen.

DieAufgabe derBodenkunde bestehtindiesen Gebieten darin, dieBodengrenzen aufzufinden, innerhalb deren eineUmstellungvon Noggen auf Weizen möglich ist,unddie Klimagrenzen ge-

nauer zuerkunden, innerhalbderen derAckerauf

Weidenutzung umgestelltwerden kann.

DieoptimaleGrößederlandwirtschaftlichenBe- triebe wird ebensovon diesennatürlichenBedin- gungen wie von den gesellschaftlichen Stand- ortbedingungen derMarktlageundderVerkehrs- lage beeinflußt.Abb.2zeigt,daßdergrößteTeil derBetriebe in demdünnbevölkerten Ostdeutschland gezwungen ist, seine Erzeugung auf fernerenMärkten abzusetzenund mit derEisenbahnzuverfrachten.

Ihr Reinertrag hängt daher starkvon derEntfernung zur nächsten Bahnstreckeab- Nach Max Sering6) beträgtzur Zeit der durchschnittlicheErtrag von Kleinbetrieben inunmittelbarer Bahnnähe52NM

6)a.a.O.1),S.283.

238

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HX s IX

-.—-—.-HEX-- EEz. - VO l-k- Sd·I cMh te.

Einwohner auf 1qkm:

F- - übe-szoo g 75-100

»T- '-" UM 150-zoo100-150 III so-i—7550

;

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H

Nachfischeis-6eistdeck Stufenatlas.

bildung2,entnommen aus W. VolzundH. Schwalm: Diedeutsche Ostgrenze, 1929, Carl Heymanns Verlag je Hektar,in einerEntfernungvon1l)kernoch11NM.

BeiGroßbetriebensinkterschonbeieiner Entfernung

von 5——6 km unter Null. Furden Ertragders IandwirtschaftlichenBetriebe ist daherauchbei»kon- junktureller Besserungder Marktlage von größter

Bedeutung, welcherTeilderErzeugungaufden«ort- lichenMärkten derbenachbartenKlein-undMittel- städte abgesetztwerden kann.Hier fahrtderLaniä

wirt selbst seineWaren mit demnyagenzumMar

und verdient außer dem Handlergewinneine zusätzliche Lagerente durchgeringereFraclhtk

kosten. Die Betriebsgroßenkonnendahgdei

gleichen Ertragen undunabhangig von den oen;

güten näherderStadt sinken. MußderLandrgir

auf fernenMärkten absetzen,sofgehenaußetrden

TransportkostenzurBahnnochdieBahnfrach»,dlek

Händlergewinnund die Frachtzum·Kleinhgn

zuseinen Lasten.Letzterebetragenbeieinem ur schnittswertder landwirtschaftlichenErzeugung

Betrieb von 9Milliarden undeinem durchschiH-

lichenMarktwert von 18Milliardendurchschnitich

1007ound sind je nachdemGewichtder Gärzgug

nisse,der Entfernung der Absatzgebieteuntr em

Stand der Absatzorganisationaußerordenichten

Schwankungen unterworfen. Gegenuberdendicher

" - tdeutschlands

bevolkerten Gebieten Mittel- undWes «

sinddiemeistenGebieteOstdeutschlandssonich;nig

durch geringere natürlicheErtrage, sondern auchur

größere Entfernungenvon denAbsatzmärktenbenach- teiligt. Dazu haben sie durchdieAbtretung des Weichselkorridors aufdasschwerste gelitten, derin- folge größererFruchtbarkeitgleichfalls dichterbe- völkert ist. Jnsbesondere ist Ostpreußen hierdurch geschädigt worden, das vor dem Krieg mit dem Korridor in einem regen Austauschvon Getreide, KartoffelnundMagervieh stand. Nach dessenAb- tretung istesganzaufdenBerliner Markt undauf fernereMärkte angewiesen. Der Getreideversand von Ostpreußen beträgtz.Zt.nur dendritten Teil der Vorkriegsmenge, kostetaber infolgedesFort- fallsder Kanalfrachtund infolgederVerteuerung derBahn-undSeefrachten sovielwievor demKrieg der gesamte Getreideversand von Ostpreußenund Westpreußen zusammengenommen. Dieostpreußische Ausfuhr beschränktsichinfolgedessen jetzt auf Erzeug- nisse geringster Frachtempfindlichkeit,insbesondere auf Butter undZuchtvieh Ähnlichkönnen in denwestlichen NachbargebietendesKorridors NoggenundKartoffeln an Ortund Stelle nur durch vermehrteSchweine- haltung und Geflügelzuchtoder durch vermehrte Fabrikation von Spiritus, Flockenund Stärke für fernereMärkte nutzbar gemachtwerden. Bei den Kontingentierungen von Spiritus, Futterroggenund Flocken,dieinfolgederwachsenden Agrarnot immer mehr planwirtschaftlich geregelt werden, sind diese lnotleidenden Gebiete inersterLiniezuberücksichtigen 239

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FürdieDurchführungeiner verstärktenVeredlungs- wirtschaft fehltesindiesenGebieten besondersan Molkereien, an Kartoffelflockenfabriken,an Lager- häusern für Eetreide, anGroßschlächtereienundan Kühlhäusern für Fleisch, Eier, Käseu.a. Ebenso fehltesanderDurchbildung genossenschaftlicherAb- satzorganisationen fürden Fernabsatz dieser Waren, diemit derErrichtungderAnlagen HandinHand gehen muß.:

Die Standortbedingungen der gewerb- lichen Siedlung.

Auchdiebeste Absatzorganisationvermag jedoch keinen Ausgleich fürden unmittelbaren Absatzder landwirtschaftlichen Erzeugung aufdenbenachbarten örtlichenMärkten zuschaffen.DerReinertrag der landwirtschaftlichenBetriebe hängt so aufdasengste mit derEntwicklungderstädtischenund ländlichen Gewerbe unddesHandwerkszusammen. Auchbei einer ausschließlichenBetrachtungderlandwirtschaft- lichen Standorte bedürfendie gewerblichen Standortbedingungen daher einer näheren Untersuchung.

Vondenostdeutschen Provinzen zeichnet sichallein Schlesien durcheinen vielseitigeren Aufbauroh- stoffgebundener undverarbeitender Industrien aus, der es bei gleichzeitigem Reichtuman fruchtbaren Böden Verhältnismäßig krisenfest macht, trotzdem dieFrachtlage zu dengewerblichen Absatzgebieten ungünstig ist.DieKohle-undEisenindustrien, mannig- faltige Industrien der Steine und Erden und alte Textilindustrien bieteneinengutenAbsatzmarkt fürdie blühende LandwirtschaftMittel- und Südfchlefiens.

Außerhalb Schlesiens findderNiederlausitzerBraun- kohlenbergbauund dieLausitzer Textil-undGlas- industrie ortsgebundene Industrien von größerer Bedeutung. Dieübrigen Industrien desGroßberliner Wirtschaftsgebiets und derOstseeküstesind aufden Bezugauswärtiger Rohstoffe angewiesenundhaben sichdort an wenigenfrachtgünstigen Punktenent- wickelt. Insbesondere leiden dieIndustrienderöst- lichen Hafenftädte Königsberg, Elbingund Stettin aufdas schwersteunter demVerlustderruffischen Märkte und derMarineaufträge. Ebenso leiden die absatzgebundenen Industrien derbenachbarten Großstädte,Mittel- undKleinstädteunter demVer- lustdesKorridors Die ostpreußischenSägewerks- induftrien,dieHolzverarbeitungsindustrien,Maschinen- fabriken und Lebensmittelfabriken in allen Rand- gebieten,dieZigarrenindustrieinSchwerin,dieTuch- industrieinSommerfeld,SchuhindustrienundZucker- fabrikensind hierdurch empfindlichgetroffen.7)

Besser gehalten hatsich außerhalbdersüdlichen NohstoffgebietealleindasWirtschaftsgebiet von Eroßberlin, das infolgederBelieferungfernerer Märkte von den schädlichenWirkungenderGrenz- zerreißungund von der ostdeutschenAgrarkrisis wenigerberührtworden ist. Dankdesüberlegenen 7) vgl. W. Voltz und H. Schwalm: DiedeutscheOst- grenze. Leipzig1929.

Arbeitsmarktes undderVorzüglichenFrachtlageund AbsatzorganisationGroßberlins haben sich nachdem Kriegneben denIndustrienderMetalloerarbeitungins- besonderedieElektroindustrien undNadioindustrien starkentwickelt. Da diese Industrien größtenteils ungelernte Arbeiter beschäftigen,wäre esbei einer zielbewußtengewerblichen Siedlungspolitik nachdem Kriege wohlingrößerem Umfange möglich gewesen, Betriebe Von genormten Halbfabrikaten und von Fertigfabrikaten geringererHandfertigkeit inKlein- undMittelstädtedes weiteren EroßberlinerWirschafts- gebietszuVerlegen, dessen Entwicklung bisherunter derübermächtigenAnziehungskraftdesengeren Wirt- schaftsgebiets GroßberlinsinhalberWurzelstecken geblieben ist. Nachdem diese Möglichkeiteninder letztenInvestierungsperiode ungenutztgeblieben sind, wird esbeidembevorstehenden Wiederaufschwung größerer Aufmerksamkeit bedürfen,um neue Möglich- keiten einer Hinausverlegung Von Fabrikationsvor- gängen rechtzeitig wahrzunehmen, die gegen hohe Grundrenten oderArbeitskostendes engeren Groß- berliner Wirtschaftsgebietsbesondersempfindlich sind·

Im Vergleichzu denhochentwickelten gewerblichen Nohstoffgebieten und Arbeitsgebieten des übrigen Deutschland liegen die zukünftigen Aussichtendes GroßberlinerWirtschaftsgebiets keineswegs ungünstig.

Die beginnendeStagnation derdeutschenBevöl- kerung,die infolge des Geburtenrückgangs trotz längerer Lebenserhaltung etwa um 1950 zueinem Stillstand derBevölkerungszahl führen wird,wird sichvor allem ineinem Rückgangder Grundstoff- industrienundProduktionsmittelindustrien auswirken.

Damit gewinnen alleVerbrauchsgüterindustriener- höhte Bedeutung, dieIndustrien derlandwirtschaft- lichen GenußgüterwiedergewerblichenFertigwaren der Elektroindustrie, der Nadioindustrie und der Konfektionsindustrie, ebendie oorherrschendenGe- werbe desdeutschen Ostens. DieVermehrungder Iandwirtschaftlichen Siedlungen Verbessertdaneben denMarkt derMaschinenindustrieund stärktdie Industrien derMetallverarbeitung, dieneben der ElektroindustrieundNadioindustrie diegrößteAug- sicht haben,sich auchinZukunft aufdem Weltmarkt zubehaupten. HandinHandmiteinerzielbewußten landwirtschaftlichen Standortpolitik bedarfes daher einer planmäßigen gewerblichenStandortpolitik,um alle Möglichkeiteneiner StärkungderKlein- und MittelstädteOstdeutschlandsauszunutzen. Beialler notwendigen Freiheit derIndustrie in derWahl ihrer Standorte hat die öffentlicheHand durch Schaffung der Zusatzeinrichtungen für Verkehr und Versorgung, durchgemeindliche Bodenpolitik, durchIndustriewerbung und anderes mehr Mög- lichkeitengenug, um geeignetenIndustrien einen AnreizzurAnfiedlunginkleinereStädte zugeben.

AuchdieInvestierungen vonMitteln für vorstädtische Kleinsiedlungen bieten wirksame Möglichkeiten,8)

8) vgl.d.Verf.: Aufgabeneiner Wirtschaftsplanung für dasWirtschaftsgebietEroßberlm BaugildeNr.24f1931.

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