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Deutsche Bauzeitung. Bauwirtschaft und Baurecht, Jg. 59, No. 4

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

59. J A H R G A N G » N ° 64 * B E R L IN , D E N 12. AUGUST 1925

BAUWIRTSCHAFT UND BAURECHT

A U SST E L L U N G E N UND M ESSEN

SCHRIFTLEITUNG: REG.-BAUMEISTER a. D. FRITZ EISELEN.

Alle R echte V orbehalten. — F ü r n ich t v erlan g te B eiträge k ein e G ew ähr.

Der deutsche Ausschuß für wirtschaftliches Bauen.

Von Reg.-Baurat Rudolf S t e g e m a n n , Dresden.

enn wir irgend etw as Gutes aus der fürchterlichen Inflationszeit der letzten Jahre hinübergerettet haben in die jetzige, hoffentlich dauernd bessere Zeit, so ist es die Erkenntnis der zähen Energie und des unbesieg­

baren Lebenswillens des deutschen V olk es, die es zusammen fertig­

gebracht haben, uns über Zustände hinwegzutragen, w ie sie w irtschaftlich schw ieriger w ohl überhaupt noch k ein V olk der Erde durchgem acht hat. E s wird nur zu leich t vergessen, daß uns in den Jahren der N ach­

k riegszeit n ich t nur überhaupt alles Geld verloren g e ­ gan gen war, sondern daß es auch gleich zeitig an allen m öglichen lebensw ichtigen R ohstoffen fehlte, so daß schließlich Zustände herrschten, die bei einem anderen, w eniger innerlich gefestigten V olk einfach zum S till­

stand aller Lebensäußerungen führen mußten. Es dürfte w ohl heute noch für m anche ein R ätsel sein, w ie es D eutschland fertiggebracht hat, von einem Land, das tief unten am Abgrund lag und in w enig W ochen über eine G eldwährung verfügte, die tief unter der russischen stand und eigentlich k ein Geld mehr darstellte, beinah von heute zu morgen w ieder ein V olk zu werden, dessen Geld fa st gleich w ertig notierte m it dem so hoch geh alten en amerikanischen D ollar und dem englischen Pfund.

W orin la g nun die V oraussetzung für eine der­

artige, beinah unglaubliche E ntw icklung? In erster Linie, meiner Überzeugung nach, in dem so ungewöhnlich raschen E instellen des V olkes auf die immer w echseln den neuen V erhältnisse. D eutschland war verarm t: gu t, so stellten wir uns um und richteten uns einfacher ein. Man hatte uns die R ohstoffe genom men;

vor allem K ohle und Erz fehlte uns. Der deutsche Ingenieur m acht sich auf die Suche und findet neue E rsatzm ittel, die zum großen T eil nichts mit dem be­

rüchtigten K riegsersatz zu tun haben, sondern g eeign et sind, auch neue W ege für künftige bessere Zeiten zu w eisen . Am schärfsten tritt diese Erscheinung wohl im d e u t s c h e n B a u w e s e n zutage. Schon während des K rieges hatte sich hier ein solcher Bau­

stoffm angel bemerkbar gem acht, daß das Bauw esen zum großen Schaden des V olksganzen fast eingestellt werden mußte. Aber auch die N achkriegszeit brachte hier nur eine unzureichende Besserung. Noch immer fehlten die hauptsächlichsten Baustoffe, wie Mauer­

stein e, D ach ziegel, K alk und Zement, auf der einen und H olz auf der anderen S eite. Aber gerade dieser Mangel führte zu einer neuen K raftanstrengung der Industrie und w arf eine solche F ü lle von E rsatz- und Sparbau- w eisen auf den Markt, daß heute selb st der erfahrene Fachm ann sich kaum mehr durchzufinden verm ag.

A ber gerade d iese Fülle zeitigte in der dam aligen Zeit Schw ierigkeiten , die man heute schon beinah w ied er vergessen hat. W ir standen zum T eil technisch vor gän zlich neuen Problem en, ohne w irklich über­

sehen zu können, wie w eit es sich hier nur um vor­

ü bergehende N oterschein un gen handelte, oder ob uns hier w irklich von der F ach w elt neue W ege gew iesen

würden, an deren Ende schließlich etwas Bleibendes zu finden war.

Die besonderen V erhältnisse im Bauw esen bringen es m it sieh, daß es für den einzelnen und vor allem für den Privatm ann unendlich schwierig, ja fast un­

m öglich ist, irgendwelche U ntersuchungen anzustellen, die ihm ein endgültiges Urteil darüber bringen könnten, ob die eine oder die andere neue Bauw eise, die uns angepriesen wird, w irklich die verheißenen V orzüge aufw eist und sich dann auch in langjähriger Praxis bewährt. W ohl lagen gew isse U ntersuchungs­

ergebnisse der Versuchs- und M aterialprüfungsämter vor, aber diese konnten nach ihrer ganzen Art nur gew isse wissenschaftliche Ergebnisse bringen; die Frage der Praxis konnten sie n icht berühren. W ußte man auch auf Grund dieser Ergebnisse, daß die W and eine bestim m te B elastung aushält und wärm etechnisch gew isse V orzüge oder N achteile aufw eist, so blieb doch v öllig unaufgeklärt die Frage der W irtschaftlichkeit.

Niem and wußte, ob die Leistungsziffern, die von den interessierten Unternehmerfirmen angegeben wurden, für die H erstellung der Steine und für den A rbeits­

und Materialaufwand beim Vermauern in der Praxis wirklich erzielt wurden. Niem and wußte, w ie die W and sich unter dem Einfluß von W ind und W etter verhalten würde. V iele R ückschläge und vor allem trühe Er­

fahrungen gerade hinsichtlich der von den Erfindern oft angegebenen Leistungsziffern, die unter normalen Verhältnissen m eist nie erreicht wurden und schließlich auch noch die U nm öglichkeit für den Unternehmer, infolge ungenügender Kenntnis der neuen Technik ein­

wandfreie K alkulationszahlen geben zu können, führten schließlich zu einem großen Mißtrauen und in häufigen F ällen zu einer durchaus unberechtigten voreiligen Ab­

lehnung an sich guter G edaukengänge, die allerdings erst einmal in der Hand des Praktikers eine endgültige und einw andfreie Durchbildung erfahren mußten.

E s ergab sich m it aller D eutlichkeit, daß damals die bauenden K reise, Bauherren w ie A rchitekten und Unternehmer, vor viel Zweifelsfragen g este llt wurden, die noch erhöht wurden durch die Fülle des A ngebotes.

Ließ man den D ingen ihren Lauf, so wäre das Ergebnis gew esen, daß sich zunächst einm al vielleich t einige besonders kapitalk räftige Firm en in folge ihrer um­

fassenden R eklam e hätten durchsetzen können, ohne daß dabei immer w irklich W ertvolles geboten worden wäre, während andere Erfindungen infolge des g e ­ schäftlichen U nverm ögens des Erfinders zum Schaden des Ganzen unbeachtet blieben. D iese T atsache aber und die große N otlage des deutschen Baustoffm arktes drängten aber gerade dazu, hier einmal in einwandfreier W eise eine K larheit zu schaffen, die auch einer ernst­

haften Prüfung standhielt.

W ie sollte aber eine derartige Prüfung vor sich gehen? Für eine K alkulation ist erste V oraussetzung, zu w issen, w elche A rbeitsleistungen u n t e r n o r ­ m a l e n V e r h ä l t n i s s e n al s D u r c h s c h n i t t s ­ l e i s t u n g erzielt werden können. W ieviel Hand­

arbeiter, w ieviel Facharbeiter-Stunden w erden g e ­ braucht, um einen bestim m ten Baustein in einer be­

Bauwirtschaft und Baurecht No. 4. 25

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stim m ten A nzahl h erz u stellen ? W ieviel d e ra rtig e Stunden w erden benötigt, um m it dem n eu en M a te n a die M auer selbst au szu fü h re n ? W ieviel G ru n d sto ffe, das heißt Sand, K alk, Zem ent, S ch la ck e usw ., sind erforderlich für eine bestim m te Zahl B a u ste in e? E s h an d elt sich also um F ra g en , die z. T . zah len m äß ig genau ohne w eiteres fe stg e le g t w erd en k ö n n en . D a ­ neben tre te n a W noch an d ere G esich tsp u n k te auf, die schon schw erer zu erfasse n sind, n äm lich wie oben erw äh n t — wie b e w ä h rt sich der S tein se lb st in der P ra x is? V e rä n d e rt er sich u n te r den E in flü ssen der W itteru n g ? W e ist er w ärm etech n isch N ach teile au f?

N eigt er zur W a sse ra u fn a h m e un d w as so n st noch alles in F ra g e kom m en k a n n ?

Es ist wohl se lb st für den L aien k la r, d a ß m an alle diese F ra g e n n ic h t b e a n tw o rte n k a n n au f G ru n d von U n tersu ch u n g en an ein er einzigen B austelle. D er Bau eines H auses ist eben kein F ab rik a tio n sp ro z e ß m it m aschineller P rä zisio n sarb eit, d er überall gleich­

m äßig v erlä u ft. H ier sp rich t vor allem die T a tsa c h e b e ­ sonders m it, daß es sich bisher noch um einen a u sg e ­ sprochen h an d w erk sm äß ig en V o rg a n g h an d e lt, bei dem die H an d a rb e it des einzelnen A rb eiters u nd die hieraus e n tsp rin g en d e n L eistu n g sziffern den A usschlag geben W ürden w ir also, um ein B eispiel zu b rin g en , n u r auf einer einzigen B austelle die U n tersu c h u n g ab sch ließ en und d ara u f unsere S chlüsse au fb au en , so hieße dies die b esonderen gerad e d o rt h errsch e n d en g ü n stig e n oder ungünstigen M omente einseitig bew erten . H a t m an aber B a u arb eiter, die schon au f eine bestim m te B a u ­ w eise ein g estellt sind, so w ird m an g ü n stig e re E rg e b ­ nisse erzielen, als w enn m an A rb e itsk rä fte v erw en d e t, die der ganzen T echnik noch völlig frem d g e g e n ü b e r­

stehen. E s w ird also n o tw en d ig sein, h ier au f dem W ege des V ergleiches von vielen einzelnen B au stellen D u rch sch n ittszah len zu erzielen, um d iejen ig en U n te r­

la g en an die H an d zu bekom m en, die der U ntern eh m er als w irklich ein w an d frei v erw en d e n k a n n . Diese U n tersu ch u n g serg eb n isse e rs t bieten d ann die w eitere G rundlage für eine w esentliche F o rsc h erarb eit, d a w ir e rs t je tz t im stan d e sind, an der H an d der so erzielten Z ahlen festzu stellen , ob die n eu e B auw eise der a lt­

b ew ä h rte n Z iegelbauw eise w irk lic h ü b erle g en ist und sie u ns so w ertv o ll erscheint, d a ß sie au ch u n te r n o r­

m alen V erh ältn isse n als F o rts c h r itt u nd n ic h t als E rs a tz anzusehen ist.

Schon dieser kurze A briß zeigt, d aß es sich hier um A rb eiten h an d e lt, die niem als d u rch den w issen ­ sch aftlich en T h eo retik er e rle d ig t w erd en k ö n n en un d ebenso w enig d urch den viel zu sch w e rfä llig e n V er­

w a ltu n g s-A p p a ra t der B ehörden. A u ßerdem d a rf n ic h t ü berseh en w erden, daß m it R ü c k sic h t a u f die oben festg e ste llte N o tw en d ig k eit w irklich um fassen d er U n ter­

suchungen selbst m ittle re S tä d te m it ihrem h eu te noch so v erh ä ltn ism äß ig k le in en B au p ro g ra m m au s eigener K ra ft g a r n ic h t im stan d e w ären , w irk lich e rn sth a fte U n tersuchungen anzu stellen . Ich m öchte h ie rz u d a ra u f hinw eisen, d aß H am b u rg m it sein er L an g e n h o rn e r S iedlung H u n d erte von W oh n u n g en e rric h te t h a t, um nur ganz w enige B austoffe bezw. B auw eisen zu e r ­ proben. H inzu kom m t, daß n u r der P ra k tik e r, n u r der Mann der B austelle, der au f G rund der eigenen E r ­ fahrungen w eiß, w o rau f es an k o m m t, in der L ag e sein wird, die erfo rd e rlich e n V o ra u sse tzu n g e n zu schaffen.

W er sollte ab e r n un nach L age der D inge hier die F ü h ru n g in die H and nehm en? Sachlich am m eisten in te re ssie rt u n d in n e rlich b e te ilig t w ar u n ­ zw eifelhaft das B a u u n te rn e h m ertu m u n d das B a u ­ h an d w e rk u n d zw ar v o r allem , w enn es zu r E rk e n n t­

nis kam , daß sich hier w irklich etw as N eues un d W ertvolles en tw ick elt, das auch ü b er die Z eit der N ot hinaus B estan d h ab en w ird. L eider m u ß te n w ir auch hier w ieder die T a tsa c h e verzeich n en , d a ß g e ra d e diese K reise in ihrem s ta rr e n u n d k o n se rv a tiv e n F e s t­

halten am A lth e rg e b ra ch ten sich n ic h t entsch ließ en k onnten, m itzugehen u n d m itzu a rb e ite n . Sie le h n ten einfach ab u n d ste llte n sich a u f den S ta n d p u n k t, daß es w ichtiger sei, so w eiter zu b au e n , wie m an es vor

h u n d e rt J a h re n b ere its gem acht h ä tte . W enn man b e rü c k sic h tig t, d äß in allen anderen Zweigen der T e c h n ik u n d zw ar n ic h t n u r im M aschinenbau, sondern a u c h im E ise n b e to n - u n d B rückenbau usw. in den le tzten J a h rz e h n te n F o rts c h ritte über F o rtsch ritte g e m a c h t w o rd e n sind, die alle auf dem G edanken auf- b au te n , m it dem g e rin g ste n A ufw and an M aterial und A rb e itsz eit H ö c h stle istu n g e n zu erzielen, so w ird ge­

rad e d ieses V e rh a lte n um so u n v erstä n d lic h er bleiben.

Die B e h ö rd e n se lb st sc h ied e n au s den oben erw ähnten G rü n d e n a u s, o d e r k o n n te n doch n u r zum kleinsten T eil m ita rb e ite n , so w eit sie näm lich selbst im größeren U m fange b a u te n . G erad e a b e r diesen behördlichen B a u ste lle n fe h lte m it R ü c k sic h t au f die eingehenden b ü ro k ra tis c h e n B e stim m u n g en m eistens die nötige B e w eg u n g sfre ih e it. Um so erfre u lic h e r ist es, daß es tro tz d em m öglich w ar, eine g an z e R eihe maßgeblicher F ach leu te , die im s ta a tlic h e n k o m m unalen Leben sich einen N am en g e m a c h t h ab e n , zur M itarbeit heran­

zuziehen. N eben diesen w a re n es v o r allem die Woh- iiu n g s fü rso rg e g e se llsc h a fte n , die in e rste r Linie die In itia tiv e e rg riffe n u n d v e rsu c h te n , die oben gefor­

d e rte n U n te rla g e n zu sc h affe n . D er U m stand, daß die W o h n u n g sfü rso rg e g e se llsc h a fte n in den letzten Jahren T a u se n d e von W o h n u n g e n e r ric h te t haben, bei denen es d a ra u f a n k a m , m it v e rh ä ltn ism ä ß ig geringen Mitteln auszu k o m m en , e rle ic h te rte ih n e n die Durchführung dieser A u fg ab e. A b er es w a r z u n ä c h st immer noch ein N e b e n e in a n d e ra rb e ite n , d as n ic h t die unbedingt n o tw en d ig e Z u sa m m e n fa ssu n g a lle r Untersuchungs­

e rg e b n isse b ra c h te .

U n ter diesen U m stä n d e n is t es zwei Stellen zu d an k e n , die in ra sc h z u g re ife n d e r In itia tiv e die Lösung dieses P ro b le m s b ra c h te n . Im J a h re . 1920 berief die L an d e s-S ie d elu n g sg ese llsc h aft „S ächsisches Heim“ in D resden an 40 F a c h le u te zu sam m en , um sich mit ihnen einm al ü b er die d am als so a k tu e lle L e h m b a u f r a g c a u szu sp rec h en , eben v on d e r Ü berzeugung ausgehend, daß h ier n u r a u f dem W e g e des gemeinschaftlichen E rfa h ru n g sa u sta u sc h e s eine n ic h t zu unterschätzende G efahr b eh o b e n w e rd e n k ö n n te . A uf dieser Sitzung, die eine u n e n d lic h e F ü lle w e rtv o lls te r A nregungen und U n terlag en b ra c h te , g ab n u n d e r V e rtre te r des preuß.

V o lk sw o h lfah rtm in iste rim u s, Geh. B a u ra t Dr. Friedrich, die A n re g u n g , den so g lü c k lic h zusamm engebrachten K reis von F a c h le u te n n ic h t w ie d e r au sein an d er laufen zu lassen . U nd so w u rd e d am a ls d e r „ D e u t s c h e A u s s c h u ß z u r F ö r d e r u n g d e r L e h m b a u - w e i s e “ g e g rü n d e t, d e r sich b e re its n ac h 2 Jahren in den „ D e u t s c h e n A u s s c h u ß f ü r w i r t ­ s c h a f t l i c h e s B a u e n “ u m w an d e lte , da man b ald zu r E rk e n n tn is k a m , d a ß d as A rbeitsgebiet viel g rö ß e r g e fa ß t w e rd e n m üsse, w enn m an überhaupt w irk lic h e E rg e b n isse erz ie le n w ollte.

W enn m an h e u te n a c h fü n fjä h rig e r Tätigkeit dieses A u ssc h u sses, d essen V o ro rt die ganze Zeit D re sd en w ar, z u rü c k b lic k t, so k a n n m an wohl mit R e c h t b e h a u p te n , d aß in diesem K reis, der sich sehr b a ld e rw e ite rte , w irk lic h w e rtv o lle A rb eit geleistet w o rd en ist, w obei n o ch b e so n d e rs hervorgehoben zu w erd en v e rd ie n t, d a ß es m öglich w ar, dies alles mit ü b e rra sc h e n d w e n ig M itteln d u rc h z u fü h re n , d a alle be­

te ilig te n K re ise in se lb stlo s e ste r W eise sich zur Ver­

fü g u n g ste llte n , ohne irg en d w e lc h e n finanziellen G ew inn a u s ih re r A rb e it erz iele n zu w ollen.

H e u te v e rlo h n t es sich w ohl einm al k u rz zurück­

z u b lick en , a u f w elch em G eb ie t v o r allem gearbeitet w o rd e n ist. Z u n ä c h s t b e s c h ä ftig te m an sich — wie schon a n g e d e u te t — m it dem so außerordentlich

•hw ierigen L eh m b au p ro b lem . W enn m an damals sc

diese A rb e ite n n ic h t g e le is te t h ä tte , w enn n ic h t von e rn s th a f te r F a c h s e ite au s z u n ä c h s t die w arnende S tim m e des A u ssc h u sses erh o b e n w o rd en w äre, so w ü rd e u n z w e ife lh a ft u n e n d lic h viel S chaden ent­

s ta n d e n sein. W ir d ü rfe n n ic h t v erg essen , daß in den J a h re n 1920/21 in m a n ch e n T eilen D eu tsch la n d s eine L eh m b a u b e g e iste ru n g h e rrsc h te , die h eu te schlechter­

d ings n ic h t m eh r v e rs ta n d e n w ird. E s g a b F achleute, No. 4.

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die allein im L eh m b au alles H eil sahen. A ber es gab seh r w en ig M enschen in D e u tsc h la n d , die w irklich w u ß ten , w ie es g e m a c h t w erd en sollte. D am als is t in u n en d lich m ü h se lig e r F o rsc h e ra rb e it, an d e r n ic h t n u r die p ra k tis c h e n F a c h k re ise , so n d e rn au c h die M a teria l­

p rü fu n g s ä m te r u n d die p re u ß . G eologische L a n d e s­

a n s ta lt ih r g a n z b eso n d eres V e rd ie n st hab en , die g an ze M aterie e in g eh e n d e rfo rsc h t w o rd e n , so d aß es m öglich w ar, eine a lte T ec h n ik , die seh r v iel G utes an sich h a t u n d u n te r b e stim m ten V o ra u sse tz u n g e n ohne w eiteres m it E rfo lg v e rw e n d e t w erd en k a n n , w ied er zu re k o n ­ stru ie re n .

A us diesem S o n d erg eb ie t w uch sen d an n die U n te r­

su c h u n g en au f dem G ebiete d er B a u sto ffe u n d B a u ­ w eisen ü b e rh a u p t. H eu te , n a c h m e h rjä h rig e r A rb eit w issen w ir, d aß es n o tw e n d ig w ar, u n en d lich viel W a sse r in den W ein zu gieß en u n d d aß ein g ro ß er T eil des u ns d am als G ebotenen h eu te als abw egig a n ­ g eseh en w e rd e n m uß. A b er dies b e d e u te te eben n u r eine S ch eid u n g der S p re u vom W eizen u n d die F e s t­

ste llu n g d er T a tsa c h e , d aß w ir m it gew issen Id ee n ­ g ä n g e n — ich e rin n e re n u r an die Ziegel- un d S ch lack en -H o h lb au w eisen u n d v o r allem an das Guß- u n d S c h ü ttv e rfa h re n — d u rc h a u s n eu e W ege e in g e­

sc h lag e n h ab e n , die z. T. g ee ig n e t sind, so g a r g ru n d ­ sä tz lic h e V e rä n d e ru n g e n bei der H erste llu n g von W oh­

n u n g e n im F la c h b a u h e rv o rz u ru fe n .

E s is t se lb stv e rstä n d lic h n ic h t m öglich, im R ahm en d ie ser k le in e n Skizze a u f E in z elh e ite n einzugehen. W ir w ollen a b e r doch n och einm al feststellen , d aß selbst d e r U m sta n d , d a ß w ir h e u te n o ch n ic h t a llen th alb e n w irk lic h so g u te E rg e b n isse erz ielt hab en , w ie sie ü b e r­

eifrig e F ö rd e re r des G ed a n k en s sich w ohl w ünschten, kein B ew eis d a fü r ist, d aß w ir h ie r n ic h t v o r w irklich w e rtv o lle n n eu e n W eg en steh en . W ir d ü rfe n n ic h t v erg e ssen , d aß gew isse V o rzü g e e r s t zu r G eltu n g k om m en w erd en , w en n w ir w ied er n o rm ale Zeiten h a b e n u n d an S telle d e r B a u erei von einzelnen H äuschen g an z e S tra ß e n z ü g e oder n o ch b e sse r g an z e S ta d tv ie rte l e rric h te n . E s m uß ja ein leu c h te n , d aß die G uß- und S c h ü ttb a u w e ise — um n u r ein B eispiel zu n en n e n — u n te r den h e u tig e n V e rh ä ltn isse n ein fach n ic h t zur w ah ren W irts c h a ftlic h k e it k om m en k a n n , d aß sie aber beim B au en im g ro ß en w ohl g e e ig n e t ist, so g a r den a ltb e w ä h rte n Ziegel zu v e rd rä n g e n o d er sich doch zum m in d e ste n ihm als d u rc h a u s g leich w ertig zu r S eite zu ste lle n .

U nd so fo lg te n denn in dem D eu tsch en A usschuß fü r w irtsc h a ftlic h e s B au en in ra s c h e r R eihenfolge U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d i e w i r t s c h a f t ­ l i c h e r e n M a u e r w e r k s k o n s t r u k t i o n e n i n Z i e g e l n , ü b e r d i e E i g n u n g d e r S c h l a c k e a l s B a u s t o f f , ü b e r S c h l a c k e n - u n d Z e m e n t b a u w e i s e n u n d n i c h t z u l e t z t ü b e r d i e M ö g l i c h k e i t , d u r c h G i e ß e n u n d S c h ü t t e n w i r t s c h a f t l i c h b e s s e r e E r g e b n i s s e z u e r z i e l e n . A us diesen A rb eiten h e ra u s w u ch se n a b e r w ied e r n eu e U n t e r ­ s u c h u n g e n w ä r m e w i r t s c h a f t l i c h e r A rt, die h e u te schon zum g ro ß e n T eil A llg em ein g u t der F a c h w e lt g ew o rd en sin d u n d eine B e d eu tu n g gew onnen h ab e n , w ie m a n sie n o ch v o r w en ig e n J a h re n k a u m ah n te . A uch D a c h - u n d D e c k e n k o n s t r u k ­ t i o n e n w u rd e n in den B ereich der U n te rsu c h u n g e n einbezogen.

A ls g rö ß ere zu sam m en fasse n d e V erö ffen tlich u n g en ersc h ien e n als J a h re s b e ric h te des A ussch u sses:

1920: Stegem ann: „ D i e T e c h n i k d e r L e h m b a u w e i s e “ (Sonderheft der „V olksw ohnung“, V erlag von Wilhelm E rnst & Sohn, Berlin W 66).

1921: Stegem ann: „ D i e L e h m b a u w e i s e “ (Verlag von O skar Laube, Dresden-A.).

1922: Stegem ann: „V o m w i r t s c h a f t l i c h e n B a u e n “ (Verlag der Bauw irtschaftl. V ersuchsstelle in Sorau N.-L.).

E in e b ein ah g ru n d sä tz lic h e U m ste llu n g des A u s­

sc h u sses e rfo lg te d an n w ied e r i. J . 1924, die a b e r au ch w ie d e r als lo g isch e F o rte n tw ic k lu n g d er b ish e r d u rc h ­ g e fü h rte n A rb e ite n an z u se h e n ist. D am als k am m an zu r E rk e n n tn is , d a ß n ic h t in d er V e rb e sse ru n g ein zeln er

B auw eisen das W e rtv o lle u n d M aßgebliche lieg t, so n d e rn in der N o w en d ig k eit, u n se re n g a n z en B a u ­ b etrieb ü b e rh a u p t n e u a rtig um zu stellen . D as H au s als solches w u rd e b ish e r zu seh r als In d iv id u a l-O b je k t b e tra c h te t, w ä h re n d es doch ta tsä c h lic h M assenw are ist. M an d a rf n ic h t v erg e ssen , d aß 85 v. H. der d eu tsch e n B ev ö lk e ru n g u n te r u n g e fä h r gleich en w irt­

sc h aftlic h en V erh ä ltn isse n leben u n d in fo lg ed essen in K lein- u n d K lein st-W o h n u n g e n von 2 bis höch sten s 4 R ä u m e n sich au fh a lte n . K om m t m an a b e r einm al zu d ieser E rk e n n tn is , so bek o m m t der B au des H auses ein g anz an d e res Bild. D er G edanke des T y p en h a u ses, der b ew u ß t od er u n b e w u ß t ta tsä c h lic h sich in den G ro ß städ te n wie D örfern in der Z eit der S p ek u la n ten - B a u erei von se lb st e n tw ic k e lt h a t, t r i t t b ew u ß t in den V o rd e rg ru n d u n d d am it die E rk e n n tn is , d aß w ir das H aus n u n m e h r au ch fab rik m ä ß ig h erste ile n m üssen.

N o rm en fen ster u n d N o rm e n tü re n m it alle n E inzelheiten g ew innen an B ed eu tu n g . Man w ird sich ab e r auch d a rü b e r k la r, daß w ir se lb st dem G ru n d riß u n d der A n sich t des H au ses eine a n d e re A u fm erk sam k eit u n te r diesem G esic h tsp u n k t zuw enden m üssen, um so die M öglichkeit zu haben, die H e rste llu n g der H ä u se r im g ro ß en w irtsch a ftlic h b esser v o rzu b e re ite n .

U nd h ie ra u s w ieder w ä c h st m it eise rn e r N o tw en d ig ­ k e it der G edanke, den A rb e itsv o rg a n g se lb st m ehr zu ü berw achen u n d festzu stellen , wie w eit er den w irt­

sc h aftlic h en A n fo rd eru n g en u n se re r Zeit e n tsp ric h t.

W enn auch — w ie schon oben a n g e d e u te t — der B a u ­ v o rg a n g m it dem F a b rik b e trie b n ic h t voll zu v e r­

g leichen ist, so w ird m an doch beim K lein w o h n u n g sb au u n b e d in g t zu n ä c h st zu ein er T re n n u n g des A rb e its­

v o rg an g e s in M a teria lb e re itste llu n g ein erseits u n d M ontage des H auses a n d e re rse its zukom m en m üssen.

I s t m an a b e r einm al so w eit g eg a n g en , so w ird m an a u c h n o ch w eiter u n te rsu c h en , ob m an h ier n ic h t im Sinne F o rd ’scher G ed a n k en g ä n g e den A rb e itsv o rg a n g se lb st an d e rs ein rich te n m uß, als es bish er geschehen ist. U n tersu c h u n g en a rb e itsp sy c h o lo g isc h er A rt, F e s t­

ste llu n g e n ü b er die E ig n u n g der einzelnen B a u g e rä tc u n d n ic h t zu letz t U n tersu c h u n g en des A rb e ite rs selbst au f seine p ersö n lich e E ig n u n g u n d V e ra n la g u n g zu der b etre ffe n d e n A rbeit, das sin d alles G edanken, die sich u n w ilk ü rlic h dem F o rsc h e r in der F o rte n tw ic k lu n g sein er A rb e it a u fd rän g e n .

U nzw eifelhaft is t es dem D e u t s c h e n A u s ­ s c h u ß f ü r w i r t s c h a f t l i c h e s B a u e n * ) in erste r L inie zu d an k e n , d a ß er au f diesem G ebiet in den letzten J a h re n a u ß e ro rd e n tlic h b e fru c h te n d u n d a n ­ reg e n d g e w irk t h at. D er A u sschuß w ird es n ic h t fü r sich in A n sp ru ch nehm en, h ie r schon in j e d e r B e­

ziehung e n d g ü ltig e E rg e b n isse g e b ra c h t zu h a b e n ; aber er h a t diese g an z en A rb e itsg e b ie te im m er w ied e r in die D eb a tte gew orfen, h a t es v e rsta n d e n , die g ee ig n e ten F a c h m ä n n e r zum W o rt k om m en zu lassen u n d h a t so erreic h t, d aß doch schon g ew isse F o rts c h ritte in dieser R ic h tu n g erz ielt w o rd en sind u n d d a ß die b ete ilig te n K reise im m er n a c h d e n k lic h e r w u rd e n .

U n te rs tü tz t w u rd e seine T ä tig k e it d u rch den g lü c k lic h en U m stand, d aß sow ohl das „ S c h l e ­ s i s c h e H e i m “ (V e rlag : Schlesische H eim stä tte, B reslau 9, S te rn str. 40) w ie die „ B a u w i r t s c h a f t ­ l i c h e n N a c h r i c h t e n f ü r H e s s e n , H e s s e n - N a s s a u u n d B a d e n “ (V e rla g : W o h n u n g s­

fü rso rg e g e se llsc h a ft fü r H essen, D a rm sta d t, P a u lu s ­ p la tz 1) in en tg e g e n k o m m e n d ste r W eise sich b e re it e rk lä rte n , la u fe n d die A rb e ite n des A u ssch u sses zu v erö ffe n tlic h en . A u ß erd em h a b e n f a s t alle a n d e ren g ro ß e n F a c h b lä tte r D eu tsch la n d s sich an d ieser V e r­

ö ffe n tlic h u n g b eteilig t.

R e c h t g lü c k lic h a n g e le g te öffen tlich e T a g u n g e n , b ei denen die E rg e b n isse d e r A rb e ite n des A rb e its­

au ssch u sses der A llg em ein h eit ü b erg e b e n w u rd e n , w irk te n w e rb en d im S inne des oben D arg eleg te n . T ra te n 1920 in D re sd en e rs t etw a 40 F a c h le u te z u ­ sam m en, so w u rd e n a u f d e r zw eiten T a g u n g in D resd en

*) A n m e r k u n g d e r S c h r i f t l e i t u n g : D i e G e s c h ä f t s s t e ll e b e - fin d e t s ic h in D r e s d e n A ., K a n z le ig ä ß c h e n 1 II. —

12. August 1925. 27

(4)

1921 bereits 150 D elegierte b eg rü ß t. 1922 a u f der B erliner T ag u n g w ar diese Zahl b e re its ü b e rsc h ritte n und 1923 in M ünchen u n d 1924 in B reslau k o n n te n ru n d 250 b ev o llm äch tig te V e rtre te r b e g rü ß t w erd en . Es fehlte dabei fa st k e in e r der g ro ß e n T ec h n isc h en V erbände D eutschlands. R e ic h sre g ieru n g u n d die V e r­

tre te r der einzelnen L ä n d e r saßen n eben den V e rtre te rn des D eutschen S tä d te ta g e s u n d d er d eu tsch e n T e c h ­ nischen H ochschulen.

Es is t w issenschaftliche u n d p ra k tisc h e deu tsch e F ein-A rbeit, die h ier g eleistet w ird. E s ist das B e­

streben, auch u n se r deutsches B auw esen au f der G rundlage ä u ß e rste r W irtsc h a ftlic h k e it w eiter zu e n t­

w ickeln, wie w ir es — wie schon g e s a g t — in den

ü b rig e n S chw esterw issenschaften der T ec h n ik schon s e it la n g em sehen. W ir sind uns auch d a rü b e r k la r, d a ß diese A rb e it n ic h t von h eu te zu m orgen geleistet w erd en k a n n , j a d aß es g era d e h ier ja h re la n g e r pein­

lic h ste r U n te rsu c h u n g e n b ed a rf, ehe m an w irklich zu einem e n d g ü ltig e n E rg e b n is kom m t. A ber wie diese A rb e it e n ts ta n d e n is t au s dem unbesiegbaren Willen zum W ie d e ra u fb a u d u rc h selbstlose A rb eit aller betei­

lig te n K re ise in sc h w e rs te r Zeit, so w ird sie jetzt, wo m an ch e H em m nisse v ersc h w u n d e n sind, w eitergeführt a u s dem G ed a n k e n h e ra u s, daß S tillsta n d R ückschritt is t u n d d a ß der U m stan d , bish er G utes geschaffen zu h ab e n , n ic h t d az u fü h re n darf, au f das N euere und B essere zu v erz ic h te n . —

Der W ohnungsbau in W ürttem berg.

V on R e g .-B a u m e is te r H. W e r n e r , S t u t tg a r t . n N r. 26 d. J ., S. 210 sin d s e in e rz e it d ie v o n

d e r S ta d t S t u t tg a r t so w ie v o m w ü rtte m b . S ta a t fü r d. J . 1925 fe s tg e le g te n W o h n u n g s ­ b a u p ro g ra m m e in a u s fü h rlic h e r F o rm d a r ­ g e le g t w o rd en .

= = = J D ie S t a d t S t u t t g a r t h a t ih r P r o ­ g ra m m g leic h f ü r 1925 u n d 1926 a u f g e s te llt u n d s ie h t fü r d ies e b e id e n J a h r e je 1000 n e u e W o h n u n g e n m it ein em K o s te n a u fw a n d v o n 8— 9 Mill. M. cor. H ie rv o n w u rd e z u ­ n ä c h s t d e r B au v o n 525 n e u e n W o h n u n g e n g e n e m ig t, d ie b is 1. N o v e m b er d. J . b e z ie h b a r se in so llte n . — B ei d e r B e ra tu n g d es s tä d t. H a u s h a lts e r k lä r te n u n a b e r k ü rz lic h d e r F in a -n z b e ric h te rs ta tte r d e r S ta d t S tu ttg a r t, d a ß d ie s e s W o h n u n g sb a u p ro g ra m m n u r d u rc h g e fü h rt w e rd e n k ö n n e , w e n n w e ite re M ittel a u fg e b ra c h t w ü rd e n , u n d in d e r S c h lu ß sitz u n g d e r H a u s h a lts b e ra tu n g , in d e r n a c h v e r s c h ie ­ d e n en , h e ftig e n K ä m p fe n ein e E rh ö h u n g d e r G e m e in d e ­ um lag e sow ie eine so lc h e d e s G a s p re is e s g e n e h m ig t w u rd e , lie ß e n d ie b ü rg e rlic h e n P a r te ie n d u rc h ih re n V e r­

t r e te r b e to n e n , d a ß d ie A u fw e n d u n g e n f ü r d a s W o h n u n g s ­ b a u p ro g ra m m , so w eit n ic h t g e s e tz lic h e in T e il d e s E r ­ tra g e s d e r G e b ä u d e -E n ts c h ä d ig u n g s s te u e r (M ie tz in s s te u e r) h ierz u zu v e rw e n d e n is t u n d s o w e it n ic h t A b s c h re ib u n g e n au s b ish e rig e n G eb äu d e n z u r V e rfü g u n g s ta n d e n , a u f a u ß e ro rd e n tlic h e M ittel a n g e w ie s e n sei. D e r V o rs itz e n d e fa ß te sch ließ lich d a s E n d e rg e b n is d a h in z u sa m m e n , d a ß d a s P ro g ra m m h ä tte d u rc h g e f ü h r t w e rd e n k ö n n e n , w e n n die Stadt, g rö ß e re B e trä g e a u s d e r G e b ä u d e - E n ts c h u ld u n g s S teuer e rh a lte n h ä tte ;, d ie S ta d tv e r w a ltu n g se i a b e r j e t z t d a b ei, w e ite re M ittel f ü r d e n W o h n u n g s b a u h e r e in z u b e ­ k o m m en . D iese E r k lä r u n g e n k lin g e n g e g e n ü b e r d e m im F r ü h ja h r a u fg e s te llte n g ro ß z ü g ig e n P r o g r a m m ziem lich k le in la u t.

A u ch beim w ü r t t e m b e r g i s c h e n S t a a t lie g e n die V e rh ä ltn is se n ic h t se h r a u s s ic h ts v o ll. D e r L a n d ta g h a tte am 28. F e b r u a r d. J . d ie F in a n z V e rw a ltu n g e r m ä c h ­ tig t, sch o n v o r V e ra b s c h ie d u n g d e s H a u s h a ltu n g s p la n e s 1925 zu W o h n u n g s b a u te n im la u f e n d e n J a h r d e r W o h ­ n u n g s k r e d ita n s ta lt b is zu 10 Mill. M. a u s S te u e r- o d e r A n le ih e m itte ln zu r V e rfü g u n g z u ste lle n . N e u e rd in g s h a t n u n a b e r die R e g ie ru n g bei d e r B e r a tu n g d e s H a u s h a lts im F in a n z a u s s c h u ß d e s L a n d ta g s e r k lä r e n la s s e n , d a ß f ü r d ie F o rtfü h ru n g d e s W o h n u n g s b a u e s k e in G e ld v o r h a n d e n sei, u n d d e r w ü rtte m b . L a n d ta g s c h e in t d e n s e lb e n S ta n d ­ p u n k t v e r tr e te n zu w o llen .

D a sich in W ü rtte m b e rg z. Z. e tw a 2 5 0 0 0 W o h n u n g s ­ su c h e n d e b e fin d e n , die sch o n s e it J a h r e n w a r te n u n d sic h b e h elfen m ü sse n , sin d d ie h ie rd u rc h g e s c h a ffe n e n A u s­

sic h te n r e c h t trü b e u n d V iele z w e ife ln , ob d ie z u s tä n d ig e n S te lle n ü b e r h a u p t d e n e rn s te n W ille n h a b e n , d e r W o h ­ n u n g s n o t m it a lle n n u r d e n k b a re n M itte ln a b z u h e lfe n , ttie A r b e i t s g e m e i n s c h a f t f ü r g e m e i n ­ n ü t z i g e W o h n u n g s b e s t r e b u n g e n — b e s te h e n d a u s dem .„ H e im s tä tte n a u s s c h u ß “ s ä m tlic h e r S p itz e n v e - w e rk s c h a fte n in W ü rtte m b e rg , d em „ V e rb a n d d e r g e m e in ­ n ü tz ig e n B a u v e re in e W ü r tte m b e r g s “ , dem „ S c h w a b . S ie d ­ lu n g s v e re in , d em „ W ü rtte m b . L a n d e s v e r b a n d fü r V o lk s ­ h e im s tä tte n u n d B o d e n re fo rm “ u n d dem „ L a n d e s v e r b a n d d e r w ü rtte m b . M ie te rv e re in e “ — b e a b s ic h tig t d a h e r, in ein em ciffentliehen A u fru f R e g ie ru n g u n d G e m e in d e n a n ih re P flic h t zu e rin n e rn , d u rc h u m g e h e n d e B e s c h a ffu n g w e ite re r D e c k u n g s m itte l d ie B a u tä tig k e it n ic h t n u r im G an g zu h a lte n , s o n d e rn a u c h w e ite r zu fö rd e rn .

i , 6i" er am. 23- d- ^ g e h a lte n e n Besprechung der Arbeitsgemeinschaft wurde sodann über den a u g e n ­ b l i c k l i c h e n S t a n d d e s w ü r t t e m b . W o h - iV l M ? -S u a i l<i S b e ™ h t e t u n d F o lg e n d e s m itg e te ilt: B is 15. Mai d. J . lag e n bei d e r W ü rtte m b . W o h n u n g s k r e d ita n ­

stalt Baugesuche für über 3000 Wohnungen, von teilweise dringendster N atur vor, die trotz des oben erwähnten Gesetzes wegen Mangels an D eckung nicht beschafft werden konnten; d. h. es fehlten, bei einem Kreditbedarf von 3000—4000 M. für die W ohnungseinheit, rund 10 Mill.

M. Der im H aushaltsjahr 1925 als staatlicher Ertrag der G ebäude-Entschuldungssteuer (Mietzinssteuer) für 1925 vor­

gesehene B etrag von 5 Mill. M. muß zur Deckung der auf Grund des oben erw ähnten Gesetzes vom 28. 2. 25 be­

reits ausgegebenen K reditbescheide dienen. Für den Rest des Jah res m üßte also der W ohnungsbau aufhören, falls nicht w eitere Mittel flüssig gem acht werden. Die Re­

gierung und die Mehrheit des L andtages erklären jedoch, daß w eder an dem P ersonal- noch an den Sachausgaben des H aushalts nennensw erte Abstriche möglich seien, daß w eder im Inland noch im Ausland Anleihen gemacht wer­

den können und daß eine stärkere Anspannung der ver­

fügbaren Steuern unerträglich wäre. Allerdings soR nun­

mehr (was inzwischen übrigens geschehen ist) die Ge­

bäude-Entschuldungssteuer erhöht und hiervon ein Betrag von 7,7 Mill. M. zur D eckung des allgemeinen Bedarfs ver­

w endet werden. Aber ein A ntrag, diese Summe nun rest­

los dem W ohnungsbau zufließen zu lassen, wurde im Fi­

nanzausschuß des L andtags abgelehnt. — Demgegenüber wird von der A rbeitsgem einschaft daran erinnert, daß andere deutsche L änder diese Steuer meist in weit grö­

ßerem Umfang als W ürttem berg für den Wohnungsbau- kredit verw endet haben, so 1924 Preußen und Sachsen 10 v. H.. Bayern 6 v. H., Baden 4 v. H.. Hessen 2.4 v. H..

W ürttem berg dagegen nur 1.5 v. H. Ab 1. April 1925 er­

hebt Preußen diese Steuer, die im wesentlichen die Mieter belastet, in Höhe von 28 v. H. der Friedensm iete, wovon mindestens die H älfte m it 14 v. H.. gleich 315 Mill. M.

(neuerdings sogar 15 oder gar 20 v. H.) für den Woh­

nungsbau verw endet w erden sollen. Auch in Württemberg wird die geplante E rhöhung der genannten Steuer mit einer entspr. Steigerung der Mietpreise Hand in Hanfl gehen und, nach F reistellung der Landw irtschaft in Würt­

temberg. nur noch als Sondersteuer auf die nichtlandwirt­

schaftlichen Gebäude wirken. Schon vom Standpunkt der steuerlichen G erechtigkeit aus könnte eine solche Maß­

nahme nur veran tw o rtet w erden, wenn ihr Ertrag we­

nigstens in erster Linie dem W ohnungsbau zugute kommt:

angesichts der vorhandenen dringenden Notlage ist je­

doch die genannte Redingung dahin zu verschärfen, daß dieser E rtra g a u s s c h l i e ß l i c h für den Wohnungsbau zu verw enden ist. w as nachgerade übereinstimmend von allen m it der W ohnungsfrage sich befassenden Kreisen gefordert wird. Denn erst, wenn ein planmäßiger und gleichm äßiger F o rtg an g der W ohnungsbautätigkeit_ auf eine Reihe von Jahren gew ährleistet ist. kann auch wieder von einer W irtschaftlichkeit des Bauens gesprochen werden.

Demgemäß w urden von der Arbeitsgemeinschaft folgende F o r d e r u n g e n aufgestellt:

1. Im H aushalt 1925 müssen für den Wohnungsbau Mittel mindestens in dem Umfang vorgesehen werden, daß die W ohnungskreditanstalt in der Lage ist. auf die bis 15. Mai 1925 bei ihr eingelaufenen kreditwürdigen Gesuche einen z u s a g e n d e n Rescheid zu erteilen.

2. Der Einw and, daß diese Mittel nicht aufgebracht werden können, beruht auf einer Verkennung der unmittel­

baren Lebensnotw endigkeit des W ohnungsbaus und ist daher n i c h t s t i c h h a 11 i g.

3. Solange und sow eit die Gebäude-Entschuldungs­

steuer erhoben oder durch eine ähnliche Abgabe auf die W ohnungsw irtschaft ersetzt wird, ist deren E rtrag r e s t - 1 o s dem W ohnungsbau zuzuführen.

28

(5)

4. So bald wie möglich, spätestens im Zusammenhang mit der auf 1. April 1926 zu erw artenden Neuregelung der M ietzinssteuer muß ein w ü r t t e m b . B a u p r o g r a m m mit F inanzierungsplan für die nächsten 5 Jah re aufge­

stellt und die Deckung des hierzu erforderlichen öffent­

lichen B aukredits gesichert werden.

Sollten diese Forderungen einem ferneren W ider­

streben der Regierung und des L andtags begegnen, so will sieh die A rbeitsgem einschaft nicht scheuen, auch die letzten ihr zur Verfügung stehenden Mittel anzuwenden.

So bedauerlich dieser Ton berührt, so kann man doch nach dem oben Gesagten das scharfe Vorgehen der A rbeits­

gem einschaft verstehen und möchte nur wünschen, daß es nicht zum offenen Kam pf kommt, sondern die zustän­

digen Stellen schon vorher geeignete Maßnahmen in die Wege leiten mögen.

Daß übrigens nicht alle K reies der Bevölkerung auf dem S tandpunkt der ..Arbeitsgemeinschaft stehen, be­

w eist nachfolgende, ebenso schroff gehaltene Erklärung der W ü r t t . H y p o t h e k e n g l ä u b i g e r - u n d S p a ­

r e r s c h u t z v e r b a n d s E. V. S t u t t g a r t :

„Der w ürtt. L andtag hat erneut eine Erhöhung der so­

genannten Gebäude-Entschuldungssteuer beschlossen. Der V erband erhebt entschiedenen Einspruch gegen diese Sondersteuer, die eine ungerechte Belastung der Mieter wie der Hausbesitzer darstellt. Schon die Benennung muß als durchaus unangem essen abgelehnt werden. W ir bestreiten auf das entschiedenste, daß durch die Inflation eine Gebäude-Entschuldung eingetreten ist; es kann dem­

nach auch keine G ebäude-Entschuldungssteuer geben. Die genannte Steuer stellt eine ungerechte Sonderbelastung dar. die eigentlich im W iderspruch steht zu Art. 134 der Reichs Verfassung, wonach alle Staatsbürger ohne U nter­

schied im V erhältnis ihrer Mittel zu allen öffentlichen L asten beizutragen haben. Besonders ungerecht w irkt diese Steuer dann, wenn sie solche Hausbesitzer oder Mieter trifft, die durch die Inflation beraubt worden sind.

Es wäre zu wünschen, daß der w ürtt. L andtag darauf hinw irkt, daß diese Steuer so rasch als möglich beseitigt wird und w enn er sofort dafür Sorge tragen würde, daß w enigstens die durch die Inflation Verarmten — Hausbe­

sitzer oder Mieter — in weitestgehendem Umfang von die­

ser Steuer befreit w erden.“

Dam it w ürden allerdings der W ohnungs-K reditanstalt w eitere Mittel für die staatliche U nterstützung des W oh­

nungsneubaues entzogen werden. Der letztere müßte in kurzem überhaupt vorliegen.

Inzwischen ist im w ürtt. L andtag am 17. Ju li fest­

gestellt worden, daß für den W ohnungsbau in W ürtt. i. J.

1924 insgesam t etwa 23 Mill. M. flüssig gemacht werden konnten, w ährend für das laufende Ja h r 151/* Mill. zur V erfügung stehen w erden: 3,5 Mill. als Darlehen von der O berpostdirektion S tuttgart, 2 Mill. aus den Mitteln der Erw erbslosenfürsorge und 10 Mill., die durch das Gesetz vom 28. Febr. d. J. bewilligt worden sind. Von den durch den L an d tag der W ohnungskreditanstalt seit ihrem Be­

stehen bisher insgesam t zur Verfügung gestellten 28,6 Mill. sind zur Zeit erst 12 Mill. verbraucht, während 16.2 Mill. noch zur Verfügung stehen. Sollte es sich zei­

gen, daß diese Mittel zur Erledigung der noch vorliegen­

den — begründeten — Baugesuche nicht ausreichen, so h at sich der Finanzm inister bereit erklärt, durch Ver­

rechnung auf 1926 w eitere Mittel zu beschaffen.

Es ist erfreulich, gegenüber diesen W ortgefechten und Streitereien der Behörden und Verbände auch von w irklich p raktischer Arbeit im W ohnungsbauwesen zu hören. So fand in S tu ttg art kürzlich eine Besichtigung der im F lachbau erstellten N eubauten des S c h w a b . S i e d l u n g s v e r e i n s G r o ß - S t u t t g a r t in der Frühlingshalde und Mönchhalde statt. Es handelt sich um 16 W ohnungseinheiten in 2 Reihen m it je 4 Doppelhäusern, von denen die etwas einfachere Reihe je m it 1 W ohn­

küche und 3 Schlafräumen auf die W ohnungseinheit, die etw as anspruchsvollere je m it 1 K üche nebst Neben­

räum en. 2 W ohn- und 3 Schlafräum en au sgestattet sind.

In beiden Fällen ist die V erkehrsfläche zugunsten der W ohnfläche auf ein Mindestmaß beschränkt. Auch hin­

sichtlich der G esam tanlage ist dieser Grundsatz durch­

geführt: so entfallen von der gesam ten Siedlungsfläche 25 v. H. (1097 qm) auf Überbauung, 58 v. H. auf ausgiebig genütztes G artenland und nur 17 v. H. auf Verkehrsfläche, während in Berlin teilweise bei 30 v. H. Überbauung 70 v. H. als Verkehrsfläche verloren gehen oder als Öd­

land unbenützt liegen bleiben. Die Siedlung ist, wie die frühere Anlage des Vereins am Kanonenweg, nach den G rundsätzen des Reichsheim stätten-G esetzes erbaut, d. h.

es herrscht gebundenes Eigentum srecht, da der W ert der

Heim stätten, um Spekulationen vorzubeugen, fest ins Grundbuch eingetragen ist. Das Gelände konnte unter günstigen Bedingungen z. T. von P rivaten erworben w er­

den. Von der im ganzen aufzubringenden Summe von 386 500 M. ist von den Siedlern etwa die Hälfte (190 300 M.) bereits abgetragen. 106 200 M. konnten von der O rtskran­

kenkasse und W ohnungskreditanstalt als langfristige Darlehen erhalten werden, so daß zur Zeit ein vorläufig noch ungedeckter Betrag von nur 90 000 M. übrig ist, der aber längere Zeit gestundet w erden kann.

Auch aus dem Lande kommen da und dort erfreuliche Nachrichten über Fertigstellung neuer W ohnhäuser oder Siedlungen. Besonders aber verdient ein Unternehmen Beachtung, das während der letzten Jah re in aller Stille hierzulande herangewachsen ist und. wenigstens zur Zeit noch, sein H aupttätigkeitsgebiet in W ürttem berg hat, es ist der Deutsche Eigenheim-Verein „ G e m e i n s c h a f t d e r F r e u n d e E. V.“*) mit Sitz im L uftkurort W üsten­

rot bei Heilbronn a, N. Der Gründer, der dort ein kleines Eigentum m it Eigenwirtschaft besitzt, h atte sich schon vor dem K rieg die dankensw erte Aufgabe gestellt, die W ohnungsfrage, nam entlich für die Unbemittelten in den Städten, praktisch zu lösen. Infolge des K riegs mußte der Gedanke ruhen und ein nach dem K rieg 1921 in S tuttgart gem achter Versuch scheiterte an den damaligen unsicheren Verhältnissen. Inzwischen h at der Gründer in der Stille w eiter gew irkt und w ar auf Grund der Selbst­

versorgung aus seinem Eigentum in der Lage, alle er­

forderlichen Vorarbeiten auf seine Rechnung: und Gefahr zu leisten, so daß nach einer Vorbereitungszeit im Ja h r 1924 das gemeinnützige Unternehmen m it diesem Jah r seine T ätigkeit aufnehmen und. bis Ende Juni, bereits 31 Eigenheime mit rund 400 000 G.-M. zu dem billigren Zins von 5—7 v. H. finanzieren konnte. Die G. d. F. stellt nicht eine Baugenossenschaft oder einen auf genossenschaftlicher Grundlage aufgebauten Bauverein dar, sondern eine gremeinnützige Treuhand-Bausparkasse, bei der ein Kapitalgew inn satzungsgemäß ausgeschlossen und der Finanzierungsplan so durchgeführt ist, daß jeder Bausparer in absehbarer Zeit zu seinem eigrenem Heim gre- lang. Es werden zu diesem Zweck sog. Bausparverträge abgeschlossen und sobald eine gewisse Summe beisammen ist, findet eine Auslosung: statt. Die Sparverträge haben folgende Formen:

V ertrag I bezw. III ("ohne W artezeit): Der Bausparer nimmt an der Auslosung teil, wenn 6 v. H. bzw. 16% v. H.

(— %) der Bausumme einbezahlt sind, frühestens jedoch nach Ablauf eines Jahres vom Zahlung:sbeginn an. In beiden Fällen werden die eingezahlten Gelder m it 3 v. H.

jährlich verzinst. Im ersteren F all jedoch laufen die Ab­

zahlungen nach Ausfolsrung der Bausumme weiter, wozu noch die Zinsen auf die Restschuldsumme kommen: im zweiten Fall hören die Abzahlungen nach Aushändigung der Bausumme auf und die Restschuld ist mit nur 5 v. H.

zu verzinsen und mit 1 v. H. zu tilgen, so daß insgesam t 6 v. H. zu zahlen sind. Die Zinszahlung erfolgt so lange, bis durch das eine Prozent Tilgung zuzüglich Zinseszins die Restschuld bezahlt ist. Außerordentliche Zahlungen zur rascheren Tilgung sind möglich. V ertrag H l (als Abart von D wurde deshalb aufgestellt, weil manche Mitglieder Bedenken hatten, ob sie bei zu früher Auslosung die Ab­

zahlung und Zinsen gleichzeitig w ürden aufbringen könnten.

V e r t r a g n b z w . IV ("mit W artezeit). Es stellte sich bald heraus, daß häufig Beamte, die eine Reihe von Jahren noch im Besitz einer gesicherten Dienstwohnung sind, erst für die Zeit ihres Ruhestandes ein Eigenheim erstreben. F ü r diese Fälle wurde, u nter Abänderung obigen Entw urfs, ein V ertrag mit W artezeit geschaffen, der gleichfalls in 2 Formen abgeschlossen werden kann:

Der A ntragsteller v e r z ic h te t--- Jah re vom T ag der ersten Einzahlung an auf die Teilnahme an der Auslosung und erhält dafür einen höheren Zins als oben. d. h. im Falle II 16 v. H. der Bausumme) 5 v. H. jährlich, im Falle IV (16% v. H. d. B.) 4 v. H. jährlich. Die W arte­

*) A n m e r k u n g : d e r S c h r i f t l e i t u n g ' : A u s e in e r Z u s c h r ift d e r g e n a n n t e n „ G e m e in s c h a f t d e r F r e u n d e “ e n t n e h m e n w ir , d a ß in d e r - H e i m ­ s tä t t e , e in e m B e ib la t t d e r v o n D r. D a m a s c h k e h e r a u s g e g e b e n e n „ B o d e n ­ r e fo r m “ a n d e in ig e n a n d e r e n Z e itu n g e n v o n J o h . L u b a h n g e g e n d i e s e s U n te r n e h m e n e in e W a r n u n g e r g a n g e n i s t in d e r a u s g e fü h r t w ir d , d a ß d ie v o n d e r G e m e in s c h a f t h e r a u s g e g e b e n e n U n t e r la g e n n ic h t a u s r e ic h t e n , um s ic h e in k l a r e s U r te il ü b e r d a s U n te r n e h m e n z u b i ld e n , d a s d e r V e r f a s s e r fü r n ic h t d u r c h fü h r b a r h ä lt. D e m g e g e n ü b e r e r k lä r t d ie G e s e l l s c h a f t d a ß u . a. e i n i g e e r fa h r e n e S ie d lu n g s p r a k t ik e r (O b .-B r t. S p e c h t , K a r ls r u h e u n d B a n k d ir . F r e m e r e v v o n d e r S ü d d e u ts c h e n D i s c o n t o A .-G . in H e i d e l b e r g ) d ie S a c h e s tu d ie r t u n d s ie fü r e in e n s ic h e r e n W e g a u s d e r W o h n u n g s n o t e r k lä r t h ä t te n . W ir s in d n ic h t in d e r L a g e , in d e m M e in u n g s ­ s t r e i t s e lb s t S t e ll u n g zu n e h m e n , d i e v o r s t e h e n d e n A n g a b e n ü b e r E i n ­ r ic h t u n g u n d E r f o lg e deR U n te r n e h m e n s , d ie u n s e r V e r f a s s e r g ib t d ü r fte a b e r u ü s e r e L e s e r i n t e r e s s i e r e n . —

12. August 1925. 29

(6)

zeit muß mindestens 3 bezw. 1 Ja h r länger laufen, als 6 v. H. bzw. 16% v H. der Bausumme einbezahlt sind.

Um endlich auch denjenigen mit der Zeit zu einem Eigenheim zu verhelfen, die zwar gerne einen B auspar­

vertrag mit W artezeit abschließen möchten, deren Mittel aber nicht ausreichen, dies in solcher Höhe zu tun, daß mit der betr. Sparsumme ein eigenes Heim geschalten werden könnte, wurde schließlich noch der „H i 1 f s b a u - s p a r v e r t r a g “ geschaffen. Dieser besteht darin, daß für den an der erforderlichen Höhe fehlenden Teil des eigentlichen B ausparvertrags die Vorgesetzte Behörde, die Gemeinde, der Arbeitgeber, Verwandte, Freunde, Ver­

bände oder religiöse Gemeinschaften einspringen und zu­

gunsten des Betreffenden einen H ilfsbausparvertrag ab­

schließen. Die ersteren werden dann Gläubiger für die von ihnen aufgebrachte Hilfsbausparsumme _ gegenüber dem kleinen Bausparer. Behörden könnten hieran noch die Bedingung knüpfen, daß die von ihnen für derartige Hilfsverträge einbezahlten Gelder, solange bis die Aus­

losung stattfindet, im wesentlichen nur für solche ihrer Be­

amten verwendet werden, die bereits einen vollständigen Bausparvertrag abgeschlossen haben und kurz vor dem Ruhestand stehen.

A l l g e m e i n gilt, daß jeder Bausparer, ehe er an der Auslosung teilnehmen darf, mindestens 1 Ja h r seine Einzahlungen geleistet haben muß, daß die Verzinsung der Einlagen erst beginnt, wenn die Summe von 300 M.

erreicht ist, sowie daß Zinsen und Zinseszinsen nicht aus­

bezahlt, sondern jährlich dem Bausparkonto gutgeschrieben werden. Außerdem zahlt jeder A ntragsteller als ein­

maligen Beitrag zu den Verwaltungskosten '-!•> v. H. von dem beantragten Baudarlehen ein.

Schon Ende November 1924 (d. h. noch in der Vor­

bereitungszeit) fand die 1. A u s l o s u n g statt. Die erste Bausumme mit 10 000 M. gelangte nach Heidenheim a. Br.;

das betreffende Haus wurde am 1. März d. J. begonnen und dürfte in nächster Zeit bezugsfertig werden. Seit­

her fanden weitere Auslosungen statt: im Januar, am 1. März, am 20. Mai, sowie Ende Juni d. J. Die Mehr­

zahl der Bausparer kommt bis je tzt noch aus W ürttem berg;

doch beginnt das Unternehmen nunmehr auch in ändern Gegenden des In- und Auslands Fuß zu fassen, und zwar bewegt sich die Kurve bereits steil nach oben: Mitte März waren erst etw a 6 Mill. gezeichnet, Mitte April waren es 900 Sparer mit 12 Mill., am 1. Juni 1500 mit 21 Mill.

und Ende Juni 2000 mit rund 30 Mill., wovon, wie bereits bemerkt, über 400 000 G.-M. für 31 Eigenheime bereits aus­

g e g e b e n w o r d e n s in d , so d a ß ein e g a n z e R e ih e v o n B au ­ s p a r e r n n o c h m d ies em J a h r d a s E ig e n h a u s beziehen k ö n n e rn A m 1. J u l i d J . w u rd e n a lle in B a u s p a rv e rträ g e v o n 921 000 M. a b g e s c h lo s s e n .

Zu d ie s e m g lä n z e n d e n E rfo lg t r ä g t v o r a llem die T a t­

sa c h e b ei. d a ß d ie G. d. F . se h r v ie l m eh r le is te t, als sie (v o r s ic h ts h a lb e r ) v e r s p r ic h t, w o d u rc h so w o h l B ehörden a ls P r i v a te im m e r m e h r zu d e r E r k e n n tn is g e la n g en , daß h ie r d e r s ic h e r s te u n d s c h n e lls te W e g g e g eb en is t zu b illig em B a u g e ld zu g e la n g e n . In s b e s o n d e re e rfre u e n ’ sich d ie H ilf s b a u s p a r v e r tr ä g e , d ie v o n S ta d t- u n d L a n d ­ g e m e in d e n z u g u n s te n e in z e ln e r B a u s p a re r abgeschlossen w e rd e n , e in e r s te ig e n d e n B e lie b th e it. A u f diesem W e"

k ö n n e n G e m e in d e n u n d a n d e r e S te lle n , die v o n ihnen v o rg e s e h e n e n B a u z u s c h ü s s e m it g e rin g e m G eldaufw and, d e r a u s la u f e n d e n M itte ln g e z o g e n w ird , finanzieren.

D a m it e r ü b r ig t sic h d ie g e g e n w ä r tig n o ch o ft geübte Auf­

n a h m e v o n G r o ß k a p ita lie n zu h o h e n Z in sen m itsam t der n o tw e n d ig e n H e r a b s e tz u n g d e s Z in s fu ß e s , w elch letzter d a n n d e r G e m e in d e z u r L a s t fä llt.

Um d e n B a u s p a r e r n d ie S ic h e rh e it zu geben, daß für ih r G eld a u c h t a ts ä c h lic h e n ts p r e c h e n d e Bausachwerte g e s c h a ffe n w e rd e n , h a t d ie G. d. F . a b 1. April d. J.

in S t u t t g a r t e in e b e s o n d e re B a u b e r a t u n g s s t e l l e e in g e r ic h te t, d e r e n L e ite r d e r s e in e rz e itig e technische Or­

g a n is a t o r d e r B a u a u s s te llu n g S t u t t g a r t 1924 ist und die alle B a u p lä n e d e r a n g e s c h lo s s e n e n B a u lu s tig e n auf ihre Z w e c k m ä ß ig k e it u n d ih re D u r c h f ü h r b a r k e it m it den vor­

h a n d e n e n M itte ln p r ü f t. Im ü b r ig e n k a n n d e r Bausparer d e n P la n e n tw e d e r s e lb s t fe rtig e n , d u rc h irgend einen B a u fa c h m a n n a n f e r tig e n la s s e n , o d e r g e g e n m äßige Ge­

b ü h re n d ie B a u b e r a tu n g s s te lle s e lb s t d a m it beauftragen.

M an s ie h t, e s h a n d e lt sic h b e i d ie s e m U nternehm en d e r Z w e c k s p a r k a s s e k e in e s w e g s e tw a um uferlose Spe­

k u la tio n e n irg e n d e in e s T r ä u m e r s , s o n d e rn um eine neue, f in a n z te c h n is c h e E r f in d u n g e in e s F a c h m a n n e s au f diesem G e b iet, d ie z u m e r s te n m a l d u r c h d ie G. d. F ., die politisch u n d r e lig iö s v ö llig n e u tr a l is t, in d ie W irk lic h k e it um­

g e s e tz t w u rd e . D ie s w ir d a lle r s e its a u c h m eh r u n d mehr a n e r k a n n t u n d d ie G e m e in s c h a ft a r b e ite t m it v o ller Kraft d a r a n , ih re w o h ltä tig e E in r ic h tu n g d e r B ild u n g neuen K a p ita ls f ü r k le in e L e u te m ö g lic h s t v ie le n Volksgenossen z u g ä n g lic h zu m a c h e n . E s is t v ie lle ic h t n ic h t zu viel ge­

s a g t, w e n n m a n d e r H o ffn u n g A u s d ru c k g ib t, daß das, w a s d em S t a a t u n d d e n G e m e in d e n a u f d em bisherigen W e g n ic h t g e lin g e n w ill, a u f d ie s e n e u e A rt doch zur D u rc h f ü h r u n g g e la n g t: e in e z ie lb e w u ß te , w en n auch nur a llm ä h lic h e B e h eb u n g u n s e r e r W o h n u n g s n o t. —

G e d a n k e n z u d e n E n t w ü r f e n d e Von Dr. K 1 a u ß , Geschäftsführer ie Entwicklung unserer W irtschaft hat mit der Veränderung in der Produktionstechnik eine Veränderung in den V erkehrsverhält­

nissen mit sich gebracht. Die Umgestaltung der Verkehrsverhältnisse, insbesondere die --- Veränderungen in den Absatzverhältnissen, haben das Handwerk in seinen Grundfesten erschüttert.

Von dieser Entwicklung ist naturgemäß auch das Bau­

handwerk nicht verschont geblieben. An Stelle des Lohn­

werks tra t das Preiswerk. Der Unternehmer führt die Arbeit mit eigenem Material durch und übernimmt sie auf eigenes Risiko.

Der unmittelbare V erkehr des Bauherrn (Kon­

sumenten) mit dem Handwerker verschwindet allmählich.

Der Bauherr überträgt die gesamte Arbeit einem Zwischen­

unternehmer, meist einem Architekten, und dieser vergibt die Arbeiten weiter auf dem Wege der Submission. Das Submissionswesen ist eine Erscheinungsform unserer kapi­

talistischen W irtschaftsweise und h at sich zwanglos heraus­

gebildet. Auch der S taat und die Gemeinden haben sich dieser Entwicklung angeschlossen. Von diesen Stellen wurde allerdings das Submissionswesen unter dem Ge­

sichtspunkt der g l e i c h m ä ß i g e n V e r t e i l u n g d e r A r b e i t gefunden; jedem Meister sollte Gelegenheit geboten werden, sich um Arbeiten bei S taat und Gemeinde zu bewerben, unter Ausschluß jedweder Bevorzugung eines Einzelnen.

Handwerk und Verdingungsw esen*).

*) A n m e r k u n g d e r S c h r i f 1 1 e i t i m g t B pi d , r d i e s e r F r a g e s p i e l t d ie S t e llu n g n a h m e d e r B e h ö r d e n a ls d e r w ü ß t e n A u ft r a g g e b e r n o t w e n d i g e r w e is e e in e w ic h t ig e B o lle . I h r e I n t e r e s s e n « te h e n o ft d e n j e n ig e n d e s U n te r n e h m e r s u n d d e s H a n d w e r k e r s e n t g e g e n D a s g l e i c h e g i lt v o n d e r S t e llu n g d e r P r iv a ta r c h ite k t e n . D e r S t a n d p u n k t d i e s e r m n e ' s t 1, e " * U n sr n L e s c r n inl e rnßpn s a n z e n b e k a n n t s e in

I n t e t e s s o s e im a - 6 " ü'd d a g e g e n v o n

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s R e i c h s v e r d i n g u n g s a u s s c h u s s e s , der Handwerkskammer Ludwigshafen.

In diesem idealen S in n e h a t a b e r d a s Submissions­

wesen nicht gew irkt; d ie m it d e r Z eit sich herausbil- denden Mängel haben im G e g e n te il d a z u b e ig e tra g e n , das Bauhandwerk zu schädigen. D ie im m e r s tä r k e r ein­

setzende K onkurrenz, insbesondere in Z e ite n in denen der Raum arkt brach lag. h a t in s c h ä d ig e n d e r A rt u nd Weise auf die Preisbildung eingewirkt. S e h r o ft h a b e n sich die Behörden diese Zwangslage zu N u tz e n g e m a ch t, Das Verdingungswesen bedarf einer d u rc h g re ife n d e n Ver­

besserung und man ist. sich darüber k la r , d a ß diese An­

gelegenheit. für das B auhauptgew erbe u n d fü r das Bau- nebengewerbe eine Lebensfrage s c h le c h th in b ed eu tet.

Man ist. sich grundsätzlich darüber k la r g ew o rd en , daß eine gesetzliche Regelung der ganzen Frage n ic h t möglich ist und auch gar nicht w ünschensw ert e rsch e in t. Die Heilung des Submissionswesens k ann nur a u f dem Wege der Verhandlung und der G e m e in s c h a f ts a r b e it zwischen vergebender Stelle einerseits und B e ru fs s ta n d an d rerseits erfolgen. Aus diesen Gedankengängen h e ra u s w u rd e s. Z.

der R e i c h s v e r d i n g u n g s a u s s c h u ß g e b ild e t und beauftragt, einheitliche G rundsätze fü r R e ic h u n d L änder für V ergebung von Leistungen und Lieferungen zu schaffen.

In beinahe vierjähriger A rb e it sin d n u n die gem achten Erfahrungen gesamm elt u n d v e r a r b e ite t w o rd en . Im Juli 1924 h at man d e m d e u ts c h e n B a u g ew e rb e den W i n t e r s t e i n ’ s e h e n E n t w u r f f ü r e in e R e ic h sv e r­

dingungsordnung vorgelegt. Tn m ü h e v o lle r A rb e it h at der V erdingungsausschuß d e s R e ic h s v e rb a n d e s zu jeder einzelnen Position Stellung g e n o m m e n u n d n u n w ird das deutsche Baugewerbe m it e in e m z w e ite n R e fe re n te n -E n t- wurf beglückt, Der R e ic .h s v e rd in g u n g s a u s s c h u ß h a t b e­

schlossen. den W interste in ’s c h e n E n tw u r f fa llen z u lassen und den E ntw urf des U n te ra u s s c h u s s e s z u r G ru n d la g e der weiteren Verhandlungen zu m a c h e n .

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