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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 8, H. 8

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONAT/CHRIFT DE) VEREINE) DEUTSCHER INGENIEURE * «REDAKTEUR D*MEVER

S. JAHRG. AUGUST 1915 ____________ 8. H EFT

DIE W IRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER FRANZÖSISCHEN KOHLENINDUSTRIE UND DIE

KOHLENFRAGE IN FRANKREICH.

Von Dr. M. UNGEHEUER, L uxem burg.

In einem A ufsatz ü b e r die w irtschaftliche B edeutung d e r ostfranzösischen Erz- und E isenindustrie x) habe ich b ereits auf dje K ohlenknappheit in F rank­

reich h ingew iesen und die K ohlenfrage als eines d e r schw ierigsten P roblem e für die französische E isenindustrie hingestellt.

Die französische E isenindustrie leidet nämlich allgem ein an drei Schäden, die einen b ed eu te n d en Einfluß auf ihre E ntw icklungsfähigkeit ausüben. D ies sind ersten s d e r M angel an K ohlen, zw eitens d e r M angel an A rbeitskraft und d ritten s d e r M angel an G esundheitspflege. W enn auch die beiden letzten P unkte vom S tan d p u n k t d e r französischen Industrie aus von fo lg en sch w erer B edeutung sind, h a t doch fü r die vorliegende A rbeit d e r erste re w e g e n s e i n e r B e d e u t u n g f ü r d e n d e u t s c h e n K o h l e n a b s a t z fü r uns ein g an z b eso n d eres Interesse. Frankreich ist h eu te gezw ungen, ü b er ein D rittel seines gesam ten K ohlenverbrauchs aus dem A usland zu beziehen, und es ist ziemlich allgem ein bekannt, daß die R uhrkohle in im m er steigendem M aße besonders von d er E isenindustrie des östlichen F rankreichs h eran g ezo g en w ird.

Bei d e r engen B eziehung nun, die zw ischen d e r französischen K ohlenfrage und d er deutschen E rzfrag e b esteh t, die schon zum g ro ß e n Teil in dem oben e r­

w ähnten A ufsatz besprochen w orden ist, kann es n u r erw ünscht sein, auch einm al n äh ere und zusam m enfassende A ngaben ü b er die w irtschaftliche Be­

deu tu n g d er K ohlenindustrie u nsers w estlichen N achbarreiches zu erhalten. Es ist nicht zu um gehen, dies an d e r H and von trockenen statistischen U n terlag en zu m a c h e n ; doch sind diese Zahlen, die uns in k u rzer und ro h e r F orm die A n stren g u n g en und M ühen eines V olkes um seinen w irtschaftlichen A ufschw ung w iderspiegeln, ä u ß e rs t lehrreich.

Um von vornherein ein zusam m enfassendes, schem atisches Bild von d e r B edeutung d e r französischen K ohlenindustrie zu g eben, will ich kurz einige d er

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ch a ra k te ristisc h ste n A ngaben h e rv o rh e b e n : Es h an d elt sich um rd. 300 im B etrieb befindliche K onzessionen, die 300 000 ha um fassen ; die F ö rd e ru n g b e ­ ziffert sich jährlich auf rd. 40 Mill. t, die an O rt und Stelle einen W e rt von rd. 600 Mill. F r d arstellen . Die K ohlenindustrie b e sc h ä ftig t etw a 200 000 A r­

b eiter, die jährlich m e h r als 300 Mill. F r an A rbeitslöhnen g e w in n e n ; dem S taat b rin g t sie an S teu ern durch sch n ittlich 20 Mill. F r jährlich ein, u nd an sozialen L asten zahlt sie 50 Mill. Fr. Die A nlagekosten beziffern sich auf an d e rth a lb M illiarden und die B ö rsen sch ätzu n g auf 3 M illiarden Fr.

D er K o hlenverbrauch in F ran k reich h a t sich in den letzten 50 Ja h re n m eh r als v erv ierfach t un d in den letzten 30 Ja h re n m eh r als v erd o p p elt. E r b eziffert sich g e g e n w ä rtig auf rd. 60 Mill. t jährlich, w as 1 l/a t alJf den K opf d e r Be­

v ö lk eru n g ausm acht. U nd w enn auch die V e rb ra u c h ste ig e ru n g nich t re g e l­

m äß ig ist, so ist sie doch b e stä n d ig und w ech selt n u r im rasc h e re n o d e r la n g ­ sam eren Z eitm aß , en tsp rech en d d e r auf- o d e r n ied erg eh en d en w irtschaftlichen M arktlage.

Es h an d e lt sich also um eine In d u strie, die im volksw irtschaftlichen G e­

trie b e F ran k reich s eine n ich t zu v erach ten d e Rolle sp ielt und d e re n w irtschaft­

liche L eb en sb ed in g u n g en u nd L e b en säu ß eru n g en fü r D eutschland als Kohlen­

a u sfu h rlan d von u n leu g b arem W e rt sind.

Ich w erd e m ich in den nachfolgenden E rö rte ru n g e n auf die m ir vorliegenden statistisch en E rg eb n isse d e r Ja h re 1910, 1911 u nd 1912 stü tzen , so w eit sie m ir in d e r offiziellen S tatistiq u e de l’In d u strie m inérale und in den statistisch en V e r­

ö ffen tlich u n g en des C om ité des F o rg e s de France zur V erfü g u n g steh en .

Die F ö rd e ru n g d e r fran zö sisch en K ohlengruben belief sich im J a h re 1912 auf 41,309 Mill. t, die aus rd. 300 G ru b en g e lie fe rt w u rd en . E tw a s ü b e r 250 G ru b en lieferten S teinkohlen und A nthrazit, d er R est B raunkohlen, die a b e r g ro ß e n te ils, d. h. zu 87 vH , au s dem D e p a rte m e n t B ouches du R hône stam m en. Die F ö rd e rm e n g e n von Steinkohlen und A nthrazit bezifferten sich 1912 auf 40,56 Mill. t, und die F ö rd e ru n g von B raunkohlen belief sich auf 748 000 t, also nicht 2 vH . Um die B estän d ig k eit d e r F ö rd e rste ig e ru n g zah len m äß ig und auch g rap h isch zu v eranschaulichen, diene die fo lg en d e A ufstellung und das Schaubild, Abb. 1, d e r F ö rd e ru n g seit 1907.

7907 08 09 7970 7/ 7972

Abb. 1.

F ö rd eru n g d e r französischen G ru b en .

J a h r

S t e in k o h l e n u n d A n t h r a z i t

1000 t

B r a u n ­ k o h l e n 1000 t

z u ­ s a m m e n

1000 t

1907 35 989 765 36 754

1908 36 633 751 37 384

1909 37 116 724 37 840

1910 37 635 715 38 350

1911 38 521 709 39 230

1912 40 560 748 41 309

Im V ergleich m it den h au p tsäch lich sten kohlen fö rd ern d en L ändern d e r W e lt sp ielt F ran k reich allerdings eine ziem lich bescheidene Rolle u nd s te h t e rs t an fü n fte r S telle:

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E IN F R A N K R E I C H 307

i I r h I

F ö r d e r u i g d e s K o h l e n lä n d e r J a h r e s 1942

1000 t V erein ig te Staaten von A m e­

rika (Steinkohlen und An­

thrazit, 1 9 1 1 )... 438 083 E ngland (1 9 1 1 ) 271 892 D eutschland (Steinkohlen und

B r a u n k o h l e n ) 259 435 Ö s te rre ic h -U n g a rn (Steinkoh­

len und Braunkohlen) . . 42 078 Frankreich (Steinkohlen und

B r a u n k o h l e n ) 41 309 B e l g i e n ... 22 983 G e g e n ü b e r den gew altigen Förder- ziffern d e r V ereinigten S ta a te n ,. E n g ­ lands und D eutschlands kom m t die französische K ohlenförderung kaum in B etrac h t; ab er im m erhin ste h t F ra n k ­ reich doch sozusagen auf gleicher Stufe

«lit Ö sterreich -U n g arn und fö rd ert noch einm al so viel wie das koh len ­ reiche Belgien, das nicht wie F ran k ­ reich den V orteil erg ieb ig er E isenerz­

sch ätze hat.

G eographisch stam m t der g rö ß te T eil d e r K ohlenförderung F rankreichs au s den beiden nördlichen D epartem ents N o rd und Pas-de-C^lais, die in den letz­

te n Jah ren durchschnittlich 68 vH der G esam tfö rd eru n g F rankreichs liefer­

te n . D as d o rtig e K ohlenvorkom m en, Abb. 2 2), bildet die F o rtsetzu n g des

2) Im Pas-de-C alais liegen sechs G ru b e n , die sich zurzeit im O p e­

ratio n sg eb iet d er deutschen A rm een befinden, still. Die ü brigen sind im B etriebe, w enn auch natürlich mit gew issen B eschränkungen. Von diesen G ru b e n fö rd erten im M onat Jan u ar Bruay 225 000 t, N oeux 93 000 t, M aries 88 000 t, B éthune 57 000 t, Ferfay 19 000 t, Ligny 13 000' t S tein ­ kohlen. Im V ergleich zu den Z ahlen d es V orjahres erg ib t sich bei Bruay und F erfay keine P ro d u k tio n sv er­

m inderung, bei Ligny 20 vH , bei M aries und N oeux 40 vH Ausfall,

/

1*

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belgischen K ohlenbezirkes und g e h ö rt je n e r m äch tig en L ag e ru n g an, die n a c h d e r A nsicht einiger G eo lo g en ihren U rsp ru n g in d e r G eg en d von P a d e rb o rn nim m t, sich durch das R uhrbecken nach dem W esten hinzieht, durch Belgien u nd N o rd fran k reich sich bis W ales au sd e h n t und die b e k an n te n d eu tsch en , bel­

gischen, n ordfranzösischen und englischen K ohlenbecken bildet.

N eben diesen b e d eu te n d sten K ohlenbecken F ran k reich s kom m en dann n o c h verschiedene an d ere Bezirke in B etracht, von denen das Loire- und d as G a rd - D e p a rte m e n t volksw irtschaftlich b eso n d ers h erv o rzu h eb en sind. Die ü b rig en kom m en vom volksw irtschaftlichen S ta n d p u n k t aus kaum in F rag e, da sie m eist n u r v e rs tre u te Flöze m it b esch eid en er M äch tig k eit aufw eisen. Die schönen L ag er von M ontçeau, C arm au x , D ecazeville-A ubin usw . liegen v er­

einzelt und sind oh n e g ü n stig e A bnehm er. S ieht m an noch von den B raun­

k ohlenlagern des D ep artem en ts B ouches du R hône ab, d eren E ntw icklung durch den W e ttb e w e rb d e r englischen K ohlen zu rü ck g eh alten w ird, die von b e ss e re r B eschaffenheit sind und durch die v o rteilh afte B efö rd eru n g zur See be­

g ü n stig t w erden, so kann m an beim b e ste n W illen in dem R est d er franzö­

sischen K ohlengruben, selb st bei den finanziell am b e ste n g estellten , w eiter nichts m e h r sehen, als w esentlich örtliche U n te rn e h m u n g e n , d en en die natür­

lichen V o rb ed in g u n g en fü r eine g ro ß e A u sd eh n u n g fehlen.

Die folgende Ü b ersich t zeig t uns den A nteil d e r einzelnen B ezirke an d e r G e sa m tfö rd e ru n g F ran k reich s, und zw ar in d e r g eschichtlichen E ntw icklung.

K ohlenbecken 1834' 1840 i 1860 1880 1890 1900 1000 t

1905 1910 1911

N ord und Pas-de-C alais 428 791 2185 8546 14211 20 264 23 174 25 493 26 140 L o i r e ... 634 1114 2387 3638 3 587 4 022 3 743 3 750 3 734 G ard und H érault . . 78 223 943 2192 2 317 2 280 2 220 2 298 2 357 T arn und A veyron . . 125 127 538 986 1 453 1 700 1 805 1 825 1 891 Provence ... 34 58 174 494 448 621 645 646 64«

Isère ... 16 40 89 127 153 274 298 344 382 O u e s t ... 97 177 237 175 159 125 131 99 109 B o u rg o g n e, N ivernais,

V osges M éridionales 207 318 875 1752 2 130 2 270 2 239 2 320 2 460 C e n t r e ... 35 104 777 1402 1 593 1 801 1 637 1 537 1 596 die ü b r i g e n ... 8 38 36 50 32 47 36 38 33 zusam m en 1662 2990 8241 19362 26 083 33 404 35 928 38 350 39 350 D as K ohlenbecken des D ep artem en ts G a r d , als d as d rittw ic h tig ste , ist von bescheidenem U m fang. Es w eist u n reg elm äß ig e L ag eru n g sv e rh ä ltn isse w äh ren d B ethune, wo bekanntlich heftige K äm pfe stattfin d en , kaum noch ein V iertel sein er g esam ten P ro d u k tio n fö rd ert.

Die b e d e u te n d ste G ru b e des N o rd -D e p a rte m e n ts, Anzin, fö rd e rt täglich 2000 t K ohlen. Die m onatliche F ö rd e ru n g v o r K rieg sb eg in n b e tru g 300 000 F D ie m eisten G ru b en d e r U m g eg en d liegen e n tw e d e r still, o d e r können n u r in g an z b esch rän k tem M aße fördern.

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E IN F R A N K R E I C H 309 a u f und liegt vereinzelt in ein er g eb irg ig en G egend, wo es m it g ro ß en te c h ­ nischen A bbauschw ierigkeiten zu käm pfen hat. T ro tz m ancher sch ö n er E rfolge erzielt es tro tzd em nicht die E rgebnisse, die den g em achten A ufw endungen entsprechen, und entw ickelt sich äu ß e rst langsam . Die w ichtigste G ru b e ist die von G ra n d ’C om be, die im Jah re 1912 eine F ö rd eru n g von 861 000 t aufw ies.

Das K ohlenvorkom m en des L o i r e - D ep artem en ts ist zw ar m ächtig in d er M itte des Beckens, keilt aber u n te r steilem E infallen d e r Flöze in voll­

stä n d ig e r Z erb rö ck lu n g aus. Die F ö rd e ru n g dieses Beckens d ien t h a u p tsä c h ­ lich dem örtlichen V erbrauch und m acht seit Jah ren keine F o rtsch ritte. An eine S teig eru n g der F ö rd eru n g ist auch nicht m ehr zu denken, da säm tliche K onzessionen bereits in A ngriff genom m en sind und die m eisten in ihrem V o llertra g stehen o d er ihren H ö h ep u n k t bereits übersch ritten haben.

Abb. 3. K ohlenförderung in N ord und Pas-de-C alais.

Das H au p tg e b ie t d er französischen K ohlengew innung bilden u n streitig die beiden nördlichen D ep artem en ts N o r d und P a s - d e - C a l a i s . D ieses K ohlenbecken um faßt n u r 130 000 ha und bleibt som it w eit h in ter den g ro ß en Lagern d e r R uhr zurück; ab er es b irg t in dieser verhältnism äßig bescheidenen Fläche säm tliche K ohlensorten. Von den 130 000 H e k ta r liegt u n g efäh r ein V iertel aus technischen G ründen, teilw eise vielleicht auch aus Rücksichten d er P re is­

politik, b ra c h ; auch g e h ö rt ein Teil davon zu den neu verliehenen und, erst zum Teil in Aus- und V o rrichtung begriffenen F eldern, die im letzten J a h r ­ zehnt im Süden d er bekannten L ager des Pas-de-C alais entdeckt w orden sind.

Die F ö rd e ru n g d e r beiden D ep artem en ts N ord und Pas-de-C alais ist, wie au s d er obigen Z ahlentafel und aus Abb. 3 h erv o rg eh t, in stetem S teig en begriffen. Sie erreicht g e g e n w ä rtig annähernd 30 Mill. t, aiso

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u n g e fä h r drei V iertel d e r G e sa m tfö rd e ru n g Frankreichs, un d alle A nzeichen d eu ten d a ra u f hin, d aß die F ö rd e ru n g in diesem Becken in den kommende«*

Ja h re n noch erheblich steig en w ird.

Die w ich tig sten G ru b en m it ein er F ö rd e ru n g von m eh r als 2 Mill. t sin d folgende, vergl. auch Abb. 4:

G r u b e n g e s e l l s c h a f t

Lens Lens

Arrzin

Ccurr/eres

ßj-'uay

AnrcOe

ß e /fiu n e

l/ e v / n

is o s o c o

3471000

3030ÛOO

Anzin C o u rrières Bruay Aniche B éthune . Liévin

F ö r d e r u n g im J a h r e 1912.

1000 t . 3908 . 3411 . 3096 . 2742 2405 . 2309 . . 2075

Z 742000

2405000

.2303000

2075000

Abb. 4.

G elegentlich d e r R evision des B erg­

g esetzes w urd en in den letzten Jah ren in d e r französischen A b g eo rd n eten k am m er, beson­

ders von den A n h än g ern d e r V erstaatlichung d er B odenschätze, sch w ere V orw ürfe g eg en die G ru b en g esellsch aften e rh o b e n ; man w a rf ihnen vor, sie su ch ten zum N achteil d e r A llgem einheit soviel K onzessionen wie n u r m öglich vom S ta a t zu e rg a tte rn und be­

sch rän k ten tro tz d e m aus rein g eld sü ch tig en G rü n d en ih re F ö rd e ru n g auf einige g u t g eh en d e und in B etrieb befindliche G ru b en . D adurch suche m an ein erseits die A rbeitslöhne n ied rig zu halten un d an d erseits d urch eine ein g e sc h rä n k te F ö rd erziffer die Preispolitik auf dem französischen K oh len m ark t zu b eeinflussen- D ieser V o rw u rf ist natü rlich zu e in se itig ; den n m an kann n ich t u m h in , einerseits die S chw ierigkeit d er A rb eiterb esch affu n g und an d erseits die tech ­ nischen Schw ierigkeiten des A bbaues in d e r französischen K ohlenindustrie m it in B e tra c h t zu ziehen; a b e r im m erhin b leib t doch eine g ew isse B e g rü n d u n g fü r den erw äh n ten V o rw u rf b esteh en . D enn w enn w ir uns b eispielsw eise d ie G e g en ü b erstellu n g ansehen, die die S tatistiq u e de l’In d u strie M inérale f ü r das J a h r 1910 von dem V erhältnis zw ischen den verlieh en en und den ta tsä c h lic h erschlossenen und im B etrieb befindliche^ F eldern g ibt, so m ü ssen w ir g e ­ steh en , d aß jedenfalls d e r A ngriff d e r sog. E ta tiste n n ich t je d e r G ru n d la g e e n tb e h rt und m anches fü r sich zu haben scheint. Die am tliche S tatistik g ib t uns näm lich fü r F ran k reich die recht b em erk en sw erten Z ahlen d e r Z u sam m en ­ stellung auf S. 311.

Von in sg e sa m t 1579 K onzessionen w erden h iernach n u r 614 a u sg e n u tz t. Vor*

den 965 u n g en u tzten K onzessionen fielen 1910 41 m it ein er G esam tflä ch e von 26 530 ha w ied er an den S taat zurück infolge N ic h tig k eitserk läru n g g e g e n die E ig en tü m er, die den gesetzlichen V orschriften ü b e r die E rsch ließ u n g n ich t n a c h ­ gekom m en w aren. Von den 641 K ohlen b erg w erk sk o n zessio n en w erd en n u r 298 au sg en u tzt. D ieses V erhältnis ist denn doch etw as so n d e rb a r, und m an kann nicht leicht annehm en, daß d e r U nterschied zw ischen den verlieh en en u n d den erschlossenen G ru b en feld ern einzig und allein auf tech n isch en S ch w ierig ­ k eiten b e ru h t; die L age ist m einer A nsicht nach teilw eise auch gew ollt. E s

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E I N F R A N K R E I C H 311

F ö r d e r g u t

Z a b i d e r i in A u s - v e r l i e - ! n u t z u n g h e n e n b e f i n d ­

lic h e n K o n z e s s io n e n

U m f a n g d e r

! in A u s - v e r l i e - n u t z u n g h e n e n b e f i n d ­

l ic h e n K o n z e s s io n e n

h a h a

A n te il d e r in A n s n u t z u n g b e f i n d l ic h e n K o n z e s s io n e n Z a h l U m f a n g

v H v H

F r a n k r e i c h K o h l e n ...

E i s e n e r z e ...

andere m etallische Erze . . V e rs c h ie d e n e s ...

S a l z ...

zusam m en A l g i e r

K o h l e n ...

E i s e n e r z e ...

andere m etallische Erze . . V e rs c h ie d e n e s ...

zusam m en in Frankreich und A lgier zu­

sam m en ...

641 34S 353 82 59

298 102 93 23 41

55S468 345 761 187 738 84 243 395 539 124 558 31 256 15 471 33 418 24 853

46 29 26 28 69 1483 557 1 206 419 594 S86 37

62 45 31 49 74 49

2 22 70 2

13 44

1 9S1 21 504 11 194 83 399. 36 233

1 347 — 59 63

52 43

96 57 108 231 47 427 53 49

1579 614 1 314 650 642 313 38 44

gib t ja für den B esitzer so manche leicht durchsichtige B ew eggründe, die E r­

schließung n u r allm ählich vorzunehm en und vor allem aus den im B etrieb b e ­ findlichen G ruben alle G ew innm öglichkeiten auszunutzen, die sich bieten. Bei der K ohlenknappheit F rankreichs leidet allerdings d e r ganze volksw irtschaftliche K örper u n te r ein er solchen T aktik, ab er es ist w ohl kaum anzunehm en, daß die p rivaten G rubengesellschaften sich viel daran kehren w erden, w enn nu r ihre P riv atin teressen g u t g e w a h rt sind. U nd das haben sie w u n d e rb a r erreicht, denn es ist w irklich verblüffend, w ie treib h au sa rtig die A ktienkurse und D ivi­

dendenanteile d e r französischen K ohlengrubengesellschaften in die H ö b e g e ­ gangen sind. Im S itzungsbericht d er französischen K am m er vom 1. A pril 1909 finden w ir h ie rü b e r recht lehrreiche Beispiele.

B etrachten w ir beispielsw eise die Entw icklung d e r G ru b e von Anzin, die eine d e r ältesten und auch d e r b ed eu ten d sten N o rdfrankreichs ist. Die C om ­ pagnie d ’Anzin v e rfü g t ü b e r 8 K onzessionen, die eine G esam tfläche von 28 054 ha um fassen. Sie b eg reift in sich :

die K onzession von V ieux-Condé F resnes R aism es Denain O dem ez H asnon Saint-Sauh Anzin .

e

h a

3962 2073 4820 1343 316 1488 2200 21 852

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D er U rsp ru n g d e r G esellsch aft reich t bis in das 18. J a h rh u n d e rt zurück. Sie w ar zu e rst in P riv a th ä n d e n ; s p ä te r w u rd e infolge ein er V erschm elzung eine G e ­ sellschaft g eb ild et. D as G esellschaftskapital w urde in 24 französische Sols o d e r 288 D eniers eingeteilt, die w iederum in je 100 A nteile z erleg t w urden, so dal}

d as G esellsch aftsv erm ö g en sich aus 28 800 A nteilen zusam m ensetzte. D er D en ier g a lt ursp rü n g lich u n g e fä h r 1000 Fr, so d aß auf jeden A nteil rd. 10 Fr E inlage entfielen. D iese A nteile ab e r b rach ten in den beiden letzten Jah rzeh n ten auf je einen A nteil ein :

Fr F r

1894 . . . 160 1901 . 290

1895 . . . 170 1902 . . 260

1896 . . 190 1903 . . 260

1897 . . . 200 1904 . . 250

1898 . . . 220 1905 . . 260

1899 . . . 260 1906 . . 293,60

1900 . . . 320 1907 . . 364,80

Die V erzinsung ist also keinesw egs zu verachten. A ber sehen einm al d en K urs des D eniers in dem selben Z eitraum an! E r b e tru g :

Fr F r

1894 . . . 443 200 1902 . . 533 400

1895 . . . 412 200 1903 . . 560 700

1896 . . . 440 000 1904 . . 553 787

1897 . . . 508 300 1905 . . 590 949

1898 . . . 560 600 1906 . . 611 328

1899 . . . 582 800 1907 . . 599 531

1900 . . . 691 100 1908 . . 760 000

1901 . . . 566 500

Eine ähnliche finanzielle E ntw icklung nim m t die G ru b e n g e se llsc h a ft von A n i c h e. Die A ktie von Aniche, auf die u rsp rü n g lich nich t einm al 1000 Fr eingezahlt w orden w aren, g a lt 1897 156 000 Fr, 1898 201 000 F r, 1899 312 000 Fr.

1900 392 000 F r und 1906 s o g a r 480 000 Fr.

U nd bei C o u r r i e r e s , das uns noch b ek an n t k lin g t von dem fu rc h t­

b a re n G ru b en u n g lü ck im Ja h re 1906, finden w ir ebenfalls eine g län ze n d e fin an ­ zielle E ntw icklung. Die C om p ag n ie des m ines de houille de C o u rrie re s w u rd e am 27. O k to b e r 1852 g e g rü n d e t. D as G esellsch aftsk ap ital w u rd e auf 600 000 Fr fe stg e se tz t un d auf 2000 A ktien zu je 300 F r verteilt. N ach A bzug ein e r pflicht- m äß ig en R eserve von 10 vH vom jährlichen R eingew inn verteilte die G esellsch aft bis zum Ja h re 1896, w o sie u m g ew an d elt w u rd e, die folgenden D iv id en d en :

J a h r g a n g D i v i d e n d e

F r J a h r g a n g D i v i d e n d e

F r

1852/53 1861 . . . 200

1854 . 1862 . . . 200

1855 . 1863 . . . 200

1856 . 1864 . . . 250

1857 . 150 1865 . . . 300

1858 . . 150 1866 . . . 500

1859 . . 150 1867 . . . 600

1860 . 150 1868 . . . 400

(9)

K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E IN F R A N K R E I C H 313

J a h r g a n g Dividende

F r J a h r g a n g D iv id e n d e

F r

1869 . . . 500 1883 . . 1300

1870 . . . 450 1884 . . 1200

1871 . . . 600 1885 . . 1 1 5 0

1872 . . . 800 1886 . . 1 1 5 0

1873 . . . 1600 1887 . . 1200

1874 . . . 1750 1888 . . 1300

1875 . . . 1600 1889 . . 1450

1876 . . . 900 1890 . . 2000

1877 . . . 500 1891 . . 2300

1878 . . . 600 1892 . 2000

1879 . . . 700 1893 . . 1500

1880 . . . 825 1894 . . 1600

1881 . . . 900 1895 . . 1600

1882 . . . 1000

diesen Zahlen g e h t hervor, daß die A ktien von C o u rrieres

m it 300 F r eingezahlt w orden w aren, nach fünf Jah ren 150 F r o d er 50 vH ein b rach ten ; 1865, also nach 13 Jah ren , brachten sie b ereits 300 F r o d er 100 vH , 1867 600 Fr o d er 200 v H , 1890 2000 F r o d er 666,66 v H , 1891, also nach 39 Jah ren des B estehens d er C om pagnie des mines de houille de C ourrieres, 2300 Fr o d er 766,66 vH .

D iese Entw icklung erscheint außerordentlich, und m an w ird bei einer solchen S teig eru n g d er D ividenden w ohl kaum noch ü b e r die rasche A n­

schw ellung der A ktienkurse staunen. Ich greife bloß einige Jah re heraus und verzeichne den höchsten und den niedrigsten K urs:

J a h r h ö c h s t e r K u rs

F r

n i e d r i g s t e r K u rs F r

1872 . . . . 13 100 11 «00

1873 . . . . 25 000 17 250

1874 . . . . 38 500 23 625

1875 . . . . 55 000 37 350

1876 . . . . 39 825 24 000

1877 . . . . 29 000 23 000

1878 . . . . 27 500 23 000

1879 . . . . 27 500 22 550

1880 . . . . 29 480 25 750

1881 . . . . 28100 25 205

Die Aktie von C ourrieres, die zu 300 Fr au sgegeben w orden w ar, w urde also 1875 schon m it 55 000 Fr notiert.

Am 5. N ovem ber 1896 beschloß die G esellschaft, sich in eine A k tien ­ gesellschaft um zuw andeln. D ies geschah offenkundig nur, um durch eine finanzielle V erschiebung die g ew altige K urs- und D ivid en d en steig eru n g etw as zu v erbergen. Das A nnuaire des valeurs adm ises ä la cöte officielle de la Bourse de P aris schildert die U m w andlung fo lg en d erm aß en :

„Bei d e r U m w andlung d er G esellschaft von C o u rrieres in eine A k tien ­ gesellschaft w urde das G esellschaftskapital auf 6 Mill. F r fe stg e se tz t und in 60 000 Inhaberaktien zu 100 F r eingeteilt, die u n te r die T eilnehm er der früheren G esellschaft im V erhältnis von 30 neuen Aktien fü r jede alte o d er jeden alten A nteil v erteilt w u rd en .“

2

(10)

D as G anze ist n u r ein S ch ein v erfah ren . F rü h e r h a tte die G esellsch aft 2000 A ktien zu 300 F r o d e r 600 000 Fr. D urch die U m w an d lu n g e rh ielten die alten G esellsch after fü r jed e alte A ktie 30 neue, in sg esam t also 60 000 A ktien zu 100 F r o d e r 6 Mill. Fr. D as tatsächlich eingezahlte K apital ist a b e r im m er das alte K apital von 1S52, näm lich von 600 000 F r; die näm lichen P erso n en , die die u rsp rü n g lich e E inzahlung g em ac h t h ab en , erh alten u n te r dem N am en und u n te r d e r Form von d reiß ig D reiß ig steln die näm liche Sum m e.

W ir seh en auch an d e r D ividen d en b erech n u n g , daß d as V erhältnis g en a u d a s­

selbe geb lieb en ist. 1S95, im J a h re v o r d e r U m w an d lu n g d e r G esellschaft, w ird auf die 2000 A ktien ein G ew inn von 3,2 Mill. F r v erteilt, also u n g e fä h r 1600 F r au f die A ktie, und auf die 60 000 neuen A ktien von 1896 entfielen 3,74 Mill. F r o d e r 54 F r auf die Aktie, w as auf d as alte S ystem u m g erech n et 1620 F r ausm achen w ürde. Im G ru n d e g en o m m en ist also g a r nichts g e ä n d e rt, n u r w ird m it den h o h en E in n ah m eziffem etw as V ersteck gespielt. W enn w ir also von diesem A k tien v ersch n itt von 1896 ab seh en und die A ktie nach dem u rsp rü n g lich en M aß stab b erech n en , so tr u g sie an D ividende:

F r F r

1896 . . 1620 1902 . . 3000

1897 . 1800 1903 . . 3000

1898 . . 2100 1904 . . 3000

1899 . . 2700 1905 . . 1950

1900 . . 3750 1906 . . 1500

1901 . . 3300 (G ru b en u n g lü ck )

U nd d e r D u rch sch n ittsk u rs d e r u n g e te ilte n A ktie b e tr u g :

F r F r

1901 . . . 71 790 1908 . . . 88 500

1902 4 ■ . 72 840 1909 . . . 98 400

1904 ’ . . 82 980 1910 . . . 99 750

1905 . . . 94 350 1911 . . . 102 270

1906 . . . S3 310 1914 (7. Juli) 141 030 1907 . . . S1110

M an k ö n n te diese R eihe noch um ein g u t S tück w e ite r au sd eh n en u n d noch an d e re G ru b en , w ie Le C reuzot-B Ianzy, B ethune, D o u rg es, Lens, V icoigne, N oeux, B ruay und Lievin, erw äh n en , die ebenfalls eine glän zen d e finanzielle E ntw icklung gen o m m en h a b e n ; doch g e n ü g e n die a n g e fü h rte n Bei­

spiele, um uns ein Bild d e r g u te n finanziellen E n tw icklung im n o rd fran zö sisch en K o h len b erg b au zu g eben.

Es ist klar, daß nicht alle G ru b en o h n e A usnahm e des N o rd und Pas-de- C alais diesen erstaunlich raschen A u fschw ung g en o m m en h ab en . F ü r eine v olksw irtschaftliche B etrac h tu n g k o m m t es auch w e n ig e r auf die E n tw icklung d e r einzelnen G ru b en als vielm ehr auf die G esam ten tw ick lu n g an, und d esh alb m üssen w ir zum A bschluß dieses G e d a n k en g an g es die F ra g e w ie d e r auf ein e b re ite re G ru n d lag e ste lle n : W ie ist die E n tw icklung d e r K o h len g ru b en des N o rd und P as-de-C alais in ih re r G e sa m th e it? Ist das G e sa m te rg e b n is G ew inn o d e r V e rlu s t? D iese F rag e m uß sich aus d e r g e sa m te n finanziellen E n tw ick lu n g h erau s b ean tw o rten .

Die G e sa m th e it d e r tatsächlich zu A nfang (1S50 1851) an g e le g te n K api­

talien b ezifferte sich auf 70 bis 75 Mill. Fr. F ü r die Z e it von 1870 bis 1880 belief sich im D u rch sch n itt d a s aus den B örsenkursen d e r A ktien sich e rg e b e n d e

(11)

K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E I N F R A N K R E I C H 315 G csam tkapital auf 320 Mill. Fr. U nd w enn w ir die K urse d er Börse von Lille vom Ja h re 1900 nehm en, so finden w ir, daß die 70 bis 75 Mill. Fr von 1850 nach den im U mlauf befindlichen Aktien sich auf annähernd 1 M illiarde Fr bezifferten, die m ehr als 40 Mill. F r D ividende ergaben.

Diese rasche S teig eru n g g e h t unaufhaltsam w eiter. Um zu zeigen, wie sich sow ohl bei den einzelnen G ruben u n tern eh m en als auch bei d e r G esam th eit d e r G ru b en diese W ertste ig eru n g entw ickelt hat, diene die folgende Ü bersicht ü b er die N otierungen d er Aktien d er K ohlengrubengesellschaften an der Börse von Lille in den Jah ren 1907, 1908 und 1909.

G r u b e n g e s e l ls c h a f t 20. D e z e m b e r 1907 20. D e z e m b e r 1908 20. D e z e m b e r 1909

Al b i ... 6 000 000 5 730 000 6 600 000 An ich e ... 112 320 000 115 200 000 130 480 000 A n z i n ... 184 320 000 119 440 000 226 080 000 B e t h u n e ... 82 110 000 79 900 000 89 930 000 B la n z y ... 43 500 000 46 800 000 54 000 000 Bruay ... 263 700 000 279 900 000 343 500 000 C a m p a g n a c ... 742 000 1 890 000 2 230 000 C a r v in ... 7 199 625 8 284 500 12 229 500 C l a r e n c e ... 3 500 000 4 900 000 8 780 000 C o u r r i e r e s ... 156 000 000 170 400 000 201 900 000 C r e s p i n ... 5 040 000 6 300 000 6 300 000 D ouchy ... 18 110 680 18 238 220 20 934 780 D o u r g e s ... 55 440 000 55 800 000 64 800 000 D r o c o u r t ...■ 15 925 000 17 500 000 21 000 000 E s c a r p e l l e ... 28 143 375 29 009 325 30 019 600 F e r f a y ... 6 282 500 7 009 800 7 980 000 F e r q u e s ... 120 000 474 000 in Liquidation F lin e s -le s -R a c h e s... 2 550 000 2 100 000 1 800 000 L e n s ... 235 500 000 252 000 000 296 100 000 L i e v i n ... 123 055 200 123 930 000 131 220 000 L ig n y -le z -A ir e ... 7 200 0C0 7 440 000 7 932 000 M aries 3 0 p r o z e n t i g ... 34 960 000 36 720 000 39 340 000

» 7 0 p r o z e n t i g ... 99 840 000 97 920 000 104 000 000 M e u r c h in ... 53 900 000 53 760 000 58 800 000 N ord d ’A l a i s ... 1 568 000 1 976 000 7 280 000 O s t v i c o u r t ... 12 510 000 13 320 000 18 750 000

Thivencelles . . . . 3 970 000 4 450 000 5 825 000

V i c o i g n e ... 96 880 000 112 400 000 132 800 000 zusam m en 1 660 386 380 1 752 791 845 2 030 610 880 Diese E rgebnisse m achen eine längere E rläu teru n g ü b erflü ssig ; sie b e ­ w eisen zur G enüge, wie fru ch tb ar die E ntw icklung sow ohl im einzelnen als auch in der G esam th eit ist. M an w irft beim Lesen dieser Z ahlen unw illkürlich die F rag e auf : W o h er kom m t es, daß die französischen K ohlengruben-G esell- schaften eine so erstaunliche finanzielle E ntw icklung genom m en haben, eine Entw icklung, die m an in dem M aß stab e bei den gew altigen G ru b en g esell­

schaften des R uh rg eb ietes nicht fin d et?

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(12)

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A O E I N F R A N K R E I C H 317

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>) nom. Kapital 3 Mill.Fr;davonwurdeneingezahlt0,9 Mill.Fr oder 0,72Mill.M. 2) gegenwärtigesKapital 85Mill.M. s) DieseAnleiheist getilgt worden. ■•) zusammen36Mill.M; davonsindgetilgt 14,462Mill.M; bleibennoch 21,538Mill.M.

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Eine A n tw o rt auf diese F rag e läß t sich von vorn h erein nicht g eb en . D azu b e d a rf es d e r G e g e n ü b e rste llu n g einer d eu tsch en und ein er französischen G ru b en g esellsch aft und des V ergleiches ih re r w irtschaftlichen und finanziellen E ntw icklung.

E inleitend g lau b e ich jedoch b em erken zu d ü rfen , daß m ein er A uffassung nach die H a u p tu rsa c h e d ie se r v ersch ied en artig en E n tw ick lu n g sfo rm en in den e n tg e g e n g e se tz te n A uffassungen o d e r in den industriellen und finanziellen B etriebsform en d e r beiden L än d er liegt, die ih rerseits w ieder im C h a ra k te r d e r beiden V ölker b e g rü n d e t sind. D er französische Industrielle su ch t gleich zu A nfang durch die erfo rd erlich en R ücklagen fü r alle v o rkom m enden Fälle sein U n tern eh m en und die D ividenden sicherzustellen, w äh ren d d e r deutsche Industrielle von v o rn h erein sein A ugenm erk auf m ö g l i c h s t e A u s d e h ­ n u n g u n d V e r g r ö ß e r u n g s e i n e s U n t e r n e h m e n s richtet. Alle ü b ersch ü ssig en G eld er w erden m öglichst zu diesem Z w eck v erw an d t, und da in den A ugen des u n g esch u lten P u b lik u m s und vielfach d e r A ktionäre die H ö h e d e r D ividenden allein fü r das V e rtra u e n m aß g eb e n d ist, das man dem U n tern eh m en e n tg e g e n b rin g t, so ist die G esellsch aft m eist noch gezw ungen, fü r eine an g em e ssen e V erzinsung in Form d e r D ividende zu sorgen. D aher auch das ste te S chw anken in d e r D ividendenpolitik d er deutschen U n tern eh ­ m ungen, die den w irtschaftlichen R ückschlägen des M ark tes in höherem M aße schutzlos g e g e n ü b e rs te h e n als die französischen, die sich auf ihr u rs p rü n g ­ liches U n tern eh m en b eschränken, um das sie einen F estu n g sw all von V o r­

sich tsm aß reg eln g eg e n alle etw a vorko m m en d en w irtsch aftlich en R ückschläge g e b a u t h ab en . Jed es d e r beiden V erfah ren h a t m anches fü r und m anches gegen sich. W elches a b e r vom volksw irtschaftlichen S ta n d p u n k t am m eisten zu billigen ist, w ollen w ir e rs t e rö rte rn , nachdem w ir v o re rst eine v erg leich en d e G eg en ­ üb erstellu n g ein er deu tsch en und ein er französischen K o h len g ru b e vorgenom m en h aben. D er G e n e ra ls e k re tä r des C om ité C en tral d es H o u illères de France g ib t uns ein Beispiel ein er solchen G e g e n ü b e rste llu n g , an das w ir uns a n ­ lehnen können, da es ziem lich g u t g e w ä h lt ist und zahlreiche w irtschaftliche, finanzielle und geschichtliche V erg leich sp u n k te b ietet. Es ist die S ociété des M ines de Lens im Pas-de-C alais einerseits und die H a rp e n e r B ergbau-A ktien- G esellschaft in W estfalen an d erseits.

D iese beiden K o h len b erg w erk su n tern eh m en hab en u n g e fä h r das näm liche A lter (Lens b e g in n t 1852 und H a rp e n 1856), und sie hab en auch m e h r o d e r w en ig er ihren C h a ra k te r als reines B e rg w erk su n tern eh m en b eib eh alten , indem sie nicht, wie dies zum g ro ß e n Teil in W estfalen d e r Fall ist, die „ v e rtik a le “ E ntw icklung, d. h. V erschm elzung m it H ü tte n w e rk e n , m itg em ach t haben. (H eu te ist Lens auch diesen W e g g e g a n g e n , w as jedoch keinen E influß auf u n sere U n tersu ch u n g au sübt, da die statistisch en E rg eb n isse, die w ir h ier v erw erten , vom Jah re 1911 sind, also v o r d e r V erschm elzung liegen.) Ein V ergleich d e r E ntw icklungen d ieser beiden G esellschaften b ie te t uns g en ü g en d e ch arak teristisch e A nhaltpunkte, um uns ein Bild ü b e r die p riv at- und volks­

w irtschaftlichen U rsachen und W irk u n g en d e r beiden g ru n d v ersch ied en en Be­

trieb sfo rm e n zu m achen.

Die Ü b ersich t auf S. 316/17 g ib t uns ein g e n a u e s Bild d e r E ntw icklung d e r beiden G esellschaften.

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A G E I N F R A N K R E I C H 319 Selbst bei einem flüchtigen Blick auf diese Z ahlen fallen uns so fo rt u n er­

klärliche U nterschiede auf. V ergleichen w ir einm al das V erhältnis zw ischen A nlagekapital und F örd erziffer: Lens erreichte 1911 eine F ö rd erziffer von 3 1 / 2 Mill. t, u nd sein K apital b e tru g n u r 900 000 F r; H arp en fö rd erte nur das D oppelte, ab er sein A nlagekapital b e tru g 85 Mill. M. D abei h a t H arp en noch eine u n g etilg te O bligationenschuld von rd. 22 Mill. M, w äh ren d Lens schulden­

frei ist. H arp en verteilte 9 vH D ividende, Lens d ag eg en 420 vH . Die E n t­

w icklung von H arp en w eist erhebliche D ividenden- und K ursschw ankungen auf, w äh ren d bei Lens D ividende und Kurs auch bei den stä rk ste n w irtsch aft­

lichen R ückschlägen einen hartnäckigen Stand bew ahren.

Die U rsachen dieser grundverschiedenen E ntw icklung d er beiden G esell­

schaften ergeben sich ebenfalls zu einem g ro ß en Teil aus den vorsteh en d en Zahlen.

V or allem fällt die T atsache auf, daß Lens sich w äh ren d d e r g anzen D auer seines B estehens auf s e i n e u r s p r ü n g l i c h e n K o h l e n f e l d e r v o n e t w a s ü b e r 6000 h a b e s c h r ä n k t ; denn die w enigen H ek tar, die es in den ersten 20 Jah ren noch hinzuerw orben hat, brauchen kaum in B etracht gezo g en zu w erden. A ußerdem m uß noch ein U m stand h erv o rg eh o b en w erden, der zw ar nicht u n m ittelb ar aus d e r vorsteh en d en Z ahlentafel ersichtlich, aber doch seh r w esentlich ist, nämlich daß Lens, wie die m eisten d er älteren fran ­ zösischen G ruben, die F elder als kostenfreie o d er doch beinahe als k ostenfreie E inlage erhalten h at, so daß es also bei dem ergiebigen K ohlenvorkom m en und den g ü n stig en A bsatzverhältnissen m it d e r vorsichtigen W irtschaftsw eise un d m it dem bescheidenen K apital von 900 000 F r auskom m en, aus d er B ew irt­

sch aftu n g d er G rube selbst sich eine stark e R eserve als g eeig n e tes D eckungs­

m ittel schaffen und vom fünften Jah re ab eine regelm äßig von 300 000 F r bis 12,6 Mill. F r steigende D ividende verteilen konnte. D as U n ternehm en von Lens bildete also seit seiner G rü n d u n g ein in sich ab geschlossenes G anzes, bei dem die A ktionäre n u r das einzige S treben h atten , m ö g l i c h s t v i e l K o h l e z u f ö r d e r n , s i e m ö g l i c h s t b i l l i g z u f ö r d e r n u n d m ö g ­ l i c h s t t e u e r z u v e r k a u f e n , dam it am E nde des Jah res eine g ro ß e G ew innziffer in d er Bilanz erscheine. F ü r den A ktionär ist w ohl diese A rt von U nternehm en das D orado ; a b e r tro tz ih rer schönen E rgebnisse b irg t diese A rbeitsw eise doch etw as K leinlich-Philisterhaftes in sich, das den g ew altigen industriellen A ufschw ung, das A nw achsen von kleinem B ergw erksbesitz zu m ächtigen G esellschaften verhindert.

D er U ntern eh m u n g sg eist, die Seele d e r gem ischten R iesenw erke d er In­

dustrie, d er D ran g zu w achsen und sich auszudehnen, g e h t dieser A rt von U nternehm en vollständig ab. U nd daß Lens nicht vereinzelt diese E ntw ick­

lung genom m en hat, bew eist ein Blick auf die K onzessionskarte des n o rd ­ französischen K ohlengebietes, die jahraus, jahrein das näm liche Bild w ied er­

spiegelt, w ährend w ir g ew o h n t sind, im w estfälischen Bezirk jedes Ja h r infolge von V erschm elzungen, A b tretungen, V erkäufen, Interessen v erein ig u n g en usw . ein v erän d ertes Bild vorzufinden. D ieses V erfahren ist also unzw eifelhaft ein G rundzug im französischen K ohlenbergbau. W ie einseitig seine B estrebungen sind und wie lähm end es auf den U n tern eh m u n g sg eist w irkt, bew eist d e r U m ­ stand, daß die französischen K ohlengruben-G esellschaften sich beim Erschließen und G edeihen d er bedeutenden ostfranzösischen Erz- und E isenindustrie voll-

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kom m en u n tä tig verhielten, s ta tt den S ch w erp u n k t ih re r In teressen , ih rer E n erg ie und ihres reichlichen K apitals in dieses a u fg eh en d e E isenland zu w erfen und m it ihren K o h len b erg w erk en jene g ro ß e n gem ischten W e rk e zu schaffen, wie w ir sie als R egel im rheinisch-w estfälischen Becken vorfinden.

In den letzten Ja h re n sch ein t F rankreich allerdings etw as au s d e r U n ­ tä tig k e it erw a c h t zu sein, in d e r es so rg lo s w äh ren d des g ro ß e n industriellen A ufschw unges D eu tsch lan d s un d d e r ü b rig en g ro ß in d u striellen L än d er schlum ­ m erte, und als es e rs t lange die sch laftru n k en en A ugen g erieb en , schien es endlich, w enn auch n u r in b eg re n z te n K reisen, zu m erken, w as d ra u ß e n los sei.

M an m achte deshalb v o r einigen Ja h re n den ersten S ch ritt zur „ v e rtik a le n “ E ntw icklung, als sich Lens m it d e r H ü tte n g e se llsc h a ft C om m en try -F o u rch am - bau lt v erb an d und neben den K oksöfen von Lens den Bau eines schönen g e ­ m ischten H ü tte n w e rk e s, d e r H a u ts-F o u rn e a u x , F o rg e s et A ciéries de Pont-ä- V endin, beschloß. Auch die zahlreichen E lek trizitätsg esellsch aften , die sich in den letzten Ja h re n an die K ohlengruben an g lied erten , sind ein Z eichen, daß d e r alte S chlendrian au f industriellem G eb iet nach und nach verschw indet und ein er neuen E ntw icklung P latz m achen will. Auch in d e r H ü tten in d u strie des französischen O sten s b eg in n t es sich allero rts zu re g e n ; auch hier w ird allem A nschein nach ein a n d e re r G eist lebendig. W enn nun auch noch d e r en g ­ h erzig e G e ist im F inanzw esen versch w in d et und die In d u striew erte nicht allein dem b esch rän k ten K undenkreis d e r R egionalbanken und d e r R egionalbörsen au sg eliefert sind, so n d ern von g ro ß e n , m äch tig en B anken und W eltbörsen au fg eg riffen und g e h a n d e lt w erden, dann kom m t ein le b h a fte re r G eist in die finanzielle und d am it in die w irtsch aftlich e E ntw icklung d e r g anzen Kohlen- und E isen in d u strie hinein, und jene E ntw icklung d e r g ro ß in d u strie lle n O rg a n i­

satio n u n d V erschm elzung w ird a n g e b a h n t w erden, die in D eu tsch lan d schon seit J a h re n auf d e r H ö h e ist. D ann w ird von selb st jen e b e sch rän k te D ivi­

d endenpolitik verschw inden, die vo r allem in dem U n tern eh m en das zufriedene G esicht des A ktionärs und nicht den w irtschaftlichen A u fschw ung und die Z u k u n ft d e r Ind u strie und d e r g esam ten volksw irtschaftlichen O rg a n isa tio n sieht.

W ie ist d a g e g e n die E ntw icklung von H arp en und d as im d eu tsch en B erg ­ bau allgem ein an g e w a n d te B etrieb sv erfah ren ? H a rp e n b eg an n m it einem A ktienkapital von 3,3 Mill. M ; a b e r w äh ren d die Z echen von Lens d e r G esell­

sch aft als k o sten freie E inlage in den Schoß fielen, m u ß te H a rp e n fü r seine anfänglichen zwei K onzessionen 1,35 Mill. M, also ü b e r ein D rittel seines g e ­ sam ten A ktienkapitals zahlen. D abei h a tte H arp en dam als kaum den d re i­

ßig sten Teil von seinem h eu tig en U m fang. D enn von den 22 Z echen, die es heu te um faßt, besaß es ursp rü n g lich n u r zw ei, die Z echen H ein rich G u stav und P rinz von P reu ß en , die im ganzen n u r einen U m fan g von 556 ha h atten . H a rp e n b e g n ü g te sich a b e r nicht, w ie es im französischen B erg b au üblich ist, m it diesem ursprü n g lich en Besitz, so n d ern sein gan zes B estreb en g in g dahin, sich zu v e rg rö ß e rn und auszudehnen. Alle an d eren In teressen un d B estre­

bu n g en m u ß ten v o r diesem einen zurückstehen, un d n u r so w a r es m öglich, in einigen Jah rz e h n te n tro tz sc h w e re r finanzieller O p fe r den B esitzum fang von 556 auf 17 121 ha zu erw eitern , d e r a u ß erd em noch von h e u te auf m o rg en durch die B eteiligungen im N o rd o sten um die H älfte v e rg rö ß e rt w erd en kann.

Die G esellschaft erw arb zu den beiden u rsp rü n g lich en G ru b e n H einrich G u stav und P rinz von P re u ß e n in den 70 e r Ja h re n noch die G ru b en C aro lin e und

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K O H L E N I N D U S T R I E U N D K O H L E N F R A O E I N F R A N K R E I C H 321 Amalia, 1889 N eu-Iserlohn fü r 5,7 Mill. M, V ollm ond fü r 4 Mill. M, von der H eydt, Julia, R ecklinghausen I und II fü r 20,7 Mill. M, 1891 G neisenau, S charnhorst, P reu ß en , 1896 H u g a I, II, III, 1899 C ourl, 1904 Sellerbeck und Roland, 1905 Siebenplaneten, M ainkette, 1908 V iktoria und K obold. D am it ist jedoch die ganze E ntw icklung noch nicht gekennzeichnet.

T rotz aller E rw eite ru n g en und V e rg rö ß eru n g en ist H arp en doch im m er reines K ohlenbergw erksunternehm en geblieben, im G eg en satz zu G elsen­

kirchen und einer ganzen Reihe a n d e re r K ohlenbergw erke, die sich durch die vertikale E ntw icklung zu g ew altig en gem ischten U nternehm en d u rc h g e ­ a rb eitet haben. D iese letztere E ntw icklungsart ist so g ar, im G eg en satz zu d er französischen Entw icklung, charakteristisch. E ben weil H arp en diese Be­

w eg u n g in „v e rtik a le r“ R ichtung nicht m it durch g em ach t h at, lä ß t es eh er einen V ergleich m it den französischen B ergw erksunternehm en zu. H arp en hat sich bloß in „h o rizo n taler“ H insicht au sg ed eh n t und sich a u ß e r d e r ste tig e n E r­

w eiterung seines K ohlenbesitzes h ö chstens T ran sp o rtu n te rn eh m en fü r den V er­

sand sein er Kohlen, wie die B ergbau- und Schiffahrt-A kt.-G es. u nd die m it dieser verbundene Central-Akt.-GeS? fü r T auerei und S chleppschiffahrt, a n g e­

g lied ert o d er Koksöfen und B rikettpressen fü r die V erkokung sein er Kohlen o d er fü r die B rik etth erstellu n g angelegt. — D aß bei dieser E ntw icklung K apitalerhöhungen und O bligationenschulden g em ach t w erden m ußten, lieg t auf d er H a n d ; auch ist ohne w eiteres klar, daß bei diesem stän d ig en A usdeh­

n u n g sd ran g w eniger Rücksicht auf die D ividendenpolitik als vielm ehr auf die w irtschaftliche und finanzielle Z ukunft d e r G esellschaft genom m en w urde.

A bgesehen von d e r G efah r d e r K reditüberspannung, die durch das deutsche V erfahren b e g ü n stig t w ird und u n te r gew issen U m ständen d er V olksw irtschaft verhängnisvoll w erden könnte, ist dieses V erfahren vom allgem einen v olksw irt­

schaftlichen Standpunkt aus doch u n b ed in g t dem französischen vorzuziehen, das zw ar alle b eän g stig en d en K reditoperationen vollkom m en verm eidet, d a ­ neben ab e r des befruchtenden T aten- und A usdeh n u n g sd ran g es e n tb eh rt, die die H au p tg ru n d lag e jeden volksw irtschaftlichen A ufschw unges, Blühens und G edeihens sind. Es ist etw as anderes, die G eldinteressen einiger w eniger A ktionäre in einem solchen U nternehm en erfolgreich zu v erw alten, etw as anderes, u n ter g ew isser H in tan setzu n g dieser spezifischen P riv atin teressen das U nternehm en auf eine b reitere volksw irtschaftliche G ru n d lag e zu stellen. Die K apitalisten aus aller H erren L än d er sind sich zw ar alle darin einig, aus ihrem U nternehm en einen m öglichst g ro ß en priv aten N utzen zu ziehen, n u r w eichen ihre W e g e v oneinander ab, indem die einen eine m öglichst beschleunigte, w enn auch etw as kurzsichtigere G eldpolitik treib en , die än d ern m eh r auf die D auer und die Z ukunft des U nternehm ens Rücksicht nehm en. D ieser letztere W eg ist jedenfalls fü r den g e reg elten G an g und B estand d e r volksw irtschaftlichen W aren erzeu g u n g ersprießlicher als d er erstere und läß t auch in technischer wie in sozialpolitischer H insicht g ü n stig ere M öglichkeiten zu.

Vom privatw irtschaftlichen S tandpunkt, d. h. hier vom S tan d p u n k t des beteiligten G eldgebers aus ist das französische W irtsch a ftsg eb aren also v o r­

zuziehen, vom volksw irtschaftlichen S tandpunkt aus m uß m an sicherlich dem

deutschen den V orzug geben. (Schluß folgt.)

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PRAKTISCHE W EG E DER AMERIKANISCHEN AUSZENHANDELSFÖRDERUNG.

Eia Beitrag zur Ausländerfrage.

Von Dipl.-Ing. Dr. TH. SCHUCHART.

Bei keinem L ande m ehren sich die Zeichen d e r w eltw irtsch a ftlich en E x­

p an sio n in n e u e re r Z eit so seh r, und n irg en d w o zeigen sie so einheitlich o rg a n isie rte u n d g ro ß z ü g ig e A usdrucksform en, w ie bei den V erein ig ten S taaten.

Die K räfte, die seit d e r Ja h rh u n d e rtw e n d e A m erikas F o rtsc h ritte in dieser R ichtung b eflü g elt haben, sind um so h ö h e r einzuschätzen, als es d er B undes­

reg ie ru n g w ie dem P riv a tu n te rn e h m e rtu m an den w irk sam en H ilfsm itteln auf diesem W eg in d e r em pfindlichsten W eise se h r lange Z eit g eb rach . D er M angel einer leistu n g sfäh ig en H an d elsflo tte, eine g ew isse technische R ückständigkeit d e r F inanzorganisation, die sich bei d e r E ntw icklung des A usfuhrgeschäfts peinlich b e m e rk b a r m achte, das u n en tw ick elte am tliche N achrichtenw esen, schließlich die in d e r U n ste tig k e it d er R eg ieru n g u nd d er Von ihr vertretenen G ru n d sätze b e ru h en d e S p ru n g h a ftig k e it jeg lich er P olitik, g an z besonders der H an d elsp o litik : das w aren von v o rn h erein schlim m e H in d ern isse aller auf eine g ro ß z ü g ig e A u ß en h an d elsfö rd eru n g g e ric h te te r B estreb u n g en .

U n te r diesen U m stän d en m uß das, w as die A m erik an er au f diesem G e­

biete bis h e u te tatsächlich erreich t h ab en , se h r hoch ein g esch ätzt w erden. Ihre ru h ig e und ste tig e A rb eit h a t hier zw ar noch nich t e n tfe rn t das M aß von B eachtung im A usland g efu n d en , das ih r zw eifellos zukom m t. U nd doch hab en g e ra d e w ir b eso n d ere U rsache, d er schnell a u sg re ife n d e n am erikanischen E ntw icklung in dieser H insicht b eso n d e re A u fm erk sam k eit zuzuw enden.

Ein Teil je n e r H em m nisse d arf h e u te schon als b e se itig t g e lte n : D ie jü n g st vollzogene R eform des B ankw esens schuf die G ru n d lag en fü r die E ntw icklung des ausländischen W ech selg esch äfts und b e g ü n stig t dam it die E rrich tu n g am erikanischer B ankniederlassungen im A uslande. D as K o n su latw esen ist vor w enigen Ja h re n von G ru n d auf neu g e re g e lt w o rd en u nd w ird m it regem E ifer system atisch au sg eb au t. Es m uß h eu te schon g e ra d e in D ingen w irt­

schaftlicher N ach rich ten ü b erm ittlu n g als rech t leistu n g sfäh ig bezeichnet w erden.

D en g rö ß te n F o rtsc h ritt h a tte dieser w ichtige Z w eig d e r V e rw a ltu n g w ohl sein er A u sso n d eru n g aus d er G a ttu n g d e r politischen Ä m ter zu v erdanken, dank d eren je tz t K enntnisse und berufliche L eistu n g en u n d nicht m ehr, wie ehedem , das V erd ien st um die jew eils h errsch en d e politische P a rte i als au ssch lag g eb en d fü r die Ä m terb esetzu n g und B efö rd eru n g a n g eseh en w ird ; ein G rundsatz, dessen A n erk en n u n g um so h ö h e re W ü rd ig u n g v erd ien t, als es selb st die W ilson-R egierung b ish er nicht g e w a g t h a t, ihn auf die d ip lo ­ m atische L aufbahn anzuw enden.

D en b e d eu te n sten A nteil an d e r g esam ten A u ß en h an d e lsfö rd e ru n g h at a b e r tro tzd em w ohl die P riv atin itiativ e d er K aufm annschaft un d d e r Industrie.

N icht nur, daß d e r Eifer, m it dem diese K reise die N o tw e n d ig k e it zielb ew u ß ter A u ß e n h an d elsau sd eh n u n g seit g e ra u m e r Z e it v e rtre te n un d m it dem sie ihre B estreb u n g en zu verw irklichen trach ten , g e ra d e z u vorbildlich ist. W a s u n s D e u t s c h e n v o r a l l e m h i e r i n d i e A u g e n s p r i n g t , i s t d i e

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A M E R I K A N I S C H E A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 323 f a s t s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e E i n m ü t i g k e i t , v o n d e r i n a l l e n K r e i s e n d i e g r o ß e j u n g e B e w e g u n g g e t r a g e n w i r d , d a s s t r e n g e Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t s g e f ü h l , d a s h i n t e r d e m G e d a n k e n d e r n a t i o n a l e n u n d w i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e n N o t w e n d i g k e i t d e r A u ß e n h a n d e l s b e w e g u n g a l l e s K r ä - m e r t u m u n d j e g l i c h e E i g e n b r ö d e l e i z u r ü c k t r e t e n l ä ß t und so ein vorzügliches Beispiel fü r den praktischen E rfolg d e r politischen E rziehung durch den dem okratischen S taatsg ed an k en abgibt.

D er zuversichtliche G laube an die M öglichkeiten eines die W elt m it M assen­

erzeugnissen v erso rg en d en A m erikas sitzt h eu te schon, zum g u te n Teil ein E rg eb n is d e r unerm üdlichen A ufklärungsarbeit d er g esam ten P resse, die von d e r B un d esreg ieru n g in d er geschicktesten und au sg ieb ig sten W eise m it allem einschlägigem Stoff v erso rg t w ird, tief in allen V olksschichten. M an läß t keine G eleg en h eit v o rü b erg eh en , bei d er e r nicht m it d er g anzen P ro p a g a n d a k ra ft des am erikanischen G esch äftsg eistes aufs neue b eleb t und den K öpfen der M asse eingehäm m ert w ird. W irtschaftlich liegt fü r die n eu ere E ntw icklung d e r Union das E ntscheidende vor allem darin — und das ist ein se h r d e u t­

licher Z eig er —, daß in ihrem letzten A bschnitt d i e S t e i g e r u n g d e s G e s a m t a u s f u h r w e r t e s nicht etw a auf K osten d er N ah ru n g ssto ffe und d e r industriellen R ohstoffe erfolgte, so n d ern u n t e r k r ä f t i g s t e i g e n ­ d e m A n t e i l d e r z u r W e i t e r v e r a r b e i t u n g u n d z u m u n m i t t e l ­ b a r e n G e b r a u c h b e s t i m m t e n F a b r i k a t e . Es entfielen bei d er A usfuhr *) in vH :

im Jahre auf N ahrungsstoffe auf F ertig w aren

1880 55,75 14,78

1885 44,74 20,67

1890 42,21 21,18

1895 40,11 25,84

1900 39,80 35,37

1905 26,90 40,98

1910 21,59 44,87

1911 19,13 47,07

1912 19,29 47,02

1913 20,12 48,80

Die U n tersu ch u n g d er am erikanischen A usfuhrstatistik m it Bezug auf den F ertig g rad und die A b satzländer d e r' versan d ten W aren zeigt in den letzten 15 Jah ren außero rd en tlich deutlich das V o r d r i n g e n d e r h o c h ­ v e r f e i n e r t e n W a r e n a m e r i k a n i s c h e r H e r k u n f t n a c h s o ­ g e n a n n t e n f r e i e n M ä r k t e n , d. h. solchen, um deren V erso rg u n g sich alle In d u striestaa ten auf zollpolitisch gleicher o d er doch ähnlicher G ru n d ­

lage bem ühen. Im V o rd erg ru n d stehen h ier bezeichnenderw eise die W aren industrieller M assenerzeugung, wie Eisen- und S tahlw aren, W ag en und F u h r­

w erke, landw irtschaftliche M aschinen und G eräte, L eder und L ederw aren und dergl., E rzeugnisse, fü r w elche die am erikanische W irtsch a ft sow ohl

x) A usführlichere A ngaben ü b er die Z usam m ensetzung d e r am erikanischen Ein- und A usfuhr finden sich im H eft 4 des Ja h rg a n g s 1914 d e r T. u. W .:

D r. Schuchart, Zum am erikanischen Zolltarif.

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