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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 1, H. 8

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(1)

TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONATSCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE »REDIGIERT U HERAUSGEGEBEN VON DR-HERMANN BECK UND D-MEyXR-

I. JAHRG. AUGUST 1908 8. HEFT

DIE KOSTEN DES ZEICHENSAALES.

Von F. KERNER, Pittsbarg U. S. A.

In den meisten B etrieben Europas und in den kleineren B etrieben A m e­

rikas ist es noch im mer üblich, die Kosten des Zeichensaales als G eneral­

unkosten aufzufassen und nach P rozen tsätzen auf die Produktivlöhn e der W e r k ­ statt aufzuschlagen. V om Standpunkt einer scharfen Kostenbestim mung für jedes einzelne Erzeugnis ist dieser V organg, der Prop ortion alität von Zeichen- und W erkstattk osten voraussetzt, jedoch unzulässig, da eine solche P ro p o r ­ tionalität eben im allgem einen nicht besteht. B eisp ielsw eise erfordern Stücke, d ie in ähnlichen Ausführungen schon oft hergestellt wurden, w en ig er Zeichen­

arb eit als Stücke, die erst von teuern Kräften in zeitraubender A rb e it neu ent­

w o rfe n w erd en müssen, ob w oh l beide gleich e Lohnkosten verursachen können.

D er beste W e g , um genaue E rgebnisse zu erzielen, dürfte jedenfalls der vo n allen gut organisierten Firm en der V erein igten Staaten von A m erik a b e­

folg te sein, w onach das technische Bureau als eine selbständige Abteilung auf­

gefaß t w ird , w elch e A u fträge auf zu liefernde technische Arbeiten von der D irektion erhält und sie unter Verrechnung jeder einzelnen A rb eit an diese .abliefert.

Das technische Bureau ist organisatorisch und buchhalterisch ebenso w ie irgen d eine A bteilun g der W erk stä tte zu behandeln, und es sind die Kosten der menschlichen A rb eit als Produkt aus au fgew endeter Z eit und Stundenlohn zu bestimmen. D a die Ingenieure und Tech niker jedoch festen M onatsgehalt ihaben, bestim m t man m ittels angenom m ener durchschnittlicher M onats- Stundenzahl den m ittleren Stundenlohn und le g t ihn den Verrechnungen zu­

grunde. Durch das A b w eich en der w irklichen Stundenzahl von der a n g e ­ nomm enen, sei es durch U rlaubstage, U b e rzeit usw., ergib t sich am Ende des M on ats ein Unterschied zw ischen errechneten Kosten und tatsächlich ausge­

zah lten Gehältern, der den Generalunkosten der Abteilung „technisches

© u reau “ zuzuw eisen und gew isserm aßen als Verlust oder Gewinn dieser A b ­ teilun g anzusehen ist.

(2)

G leich den Löhnen der W erk stä tte zerfallen die G ehälter des Zeich en­

saales in produktive und unproduktive, w elc h letztere den Generalunkosten des Bureaus zuzuschlagen sind. Eine scheinbare S c h w ie rig k eit e rg ib t sich nur aus der Behandlung der A n gebotarbeiten, die produktiv sind, w enn ihnen eine B estellung folgt, unproduktiv, wenn dies nicht der F all ist. W ie dieser scheinbaren S c h w ie rig k eit ohne w e ite res beizukom m en ist, w e r d e ich später zeigen.

D ie Gesam tkosten einer Zeichenabteilung setzen sich zusammen aus:

1. Kosten und Instandhaltung des Raum es, den der Zeichensaal einnimm t;

2. Verzinsung, Abschreibung und Erhaltung der Einrichtungsgegenstände, Beleuchtung, H eizun g usw., An teil an der Versicheru ng;

3. Zeichenm aterialien und W e rk ze u g e n ;

4. G ehältern für O beringenieure, Konstrukteure, Zeichner, Kopisten, R e ­ gistrator, Schreiber, Lichtpauser und Diener.

D ie Posten 1 bis 3 sind Generalunkosten und sind um die unproduktiven Kosten aus 4 zu verm ehren . D ie so erhaltene Summ e ist den P ro d u k tiv­

kosten aus 4 nach Pro zen tsätzen zuzuschlagen.

D ie P rod u k tivkosten aus 4 sind:

A . Kosten der zur Ausführung gebrachten A n geb ote, als Zeichnungen, Rechnungen, G ew ich t- und M aterialau szü ge;

B. Kosten von W erkstättenzeich nun gen und den dazu gehörigen R ech ­ nungen, M aterialauszügen usw.

D ie Unproduktivkosten aus 4 sind:

a. Gehalt der O beringenieure, des A rch iva rs, der Sch reiber, Lichtpauser, D iener;

b. Kosten der nicht ausgeführten A n g eb o te und der inneren Arbeiten.

D ie Kosten der Erzeu gnisse des technischen Bureaus w erd en daher nach folgendem Schem a bestim m t:

li -[- 2, -f- 3-, —J—3, —|— b,

K osten = ( A + B ) + A^ + B^ (A + B)l

w o b e i sich die mit Index versehenen Größen auf eine Abschlußperiode, z. B.

1 Jahr, beziehen.

Es handelt sich nun darum, die zur A u sw ertu n g der F orm el nötigen Unter­

lagen zu finden, und z w a r w ir d ein W e g einzuschlagen sein, der neben ge­

ringster S ch reibarbeit die größte Ü bersichtlich k eit und K on tro lle über die T ä tig k eit des Zeichensaales und die K osten der einzelnen A rb eiten gibt.

D er Ursprung jeder A rb e it des technischen Bureaus ist eine A n fra g e nach A n gebotstellung, an deren S telle in Ausnahm efällen auch ein so fo rtig e r A u f­

trag auf Ausführung bestim m ter A rb eiten treten kann. B ei einer A n fra g e inter­

essiert uns zunächst, von w e m sie g estellt ist, w a s sie behandelt, w an n sie ein­

gelaufen, dem technischen Bureau übergeben, von diesem e rle d ig t und von der D irektion dem A n fra g er b ea n tw ortet ist; ferner, w a s ihre B earbeitun g g e ­ kostet hat, und ob ihr eine B estellung g e fo lg t ist. W ir w erd en uns daher ein

„A n fragen bu ch “ nach folgendem Schem a anzulegen haben:

(3)

Anfragenbuch.

1 2 3 4 5 6 7 8 9’ 9 10 11 121

Cegenstand der A nfrage

einge­ Technisches ab-

Ober­

in ­ genieur

Arbeitslohn Kosten U Ä ßT3 S l/> .

•o <u w.O» «3

Anfrager

gangen ein

Bureau

| aus

gesandt prod, zur

Aus­ S .* o» h

E

o 2

1

= 13

c bx 13 w 13

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e M führung c a>

- < ” ä | ' S »

— 3 = ■3 m ja

2 o 2

£ H o

S H o

£ t-

g H M Pfg. M Pfg. C

Übertrag 9540 60 7772 50

5632 Deutsche

BaugeseUsch Brücke 70 m Dez. 4 Dez. 6 Dez. 15 Dez. 17 N oll 84 06 84 06 5614 4903 40

5633Elektr

Gesellsch. Dachstuhl 4 , 5 12 » 18 Russ 75 24 75 24 5637

4908 41

5634 eigeneFabrik Oberlicht 6 , 6 » 8 N oll 30 20 30 20 4905 41

5635 K abelw erk Türe 7 . 9 12 15 N oll 25 60 5639

5120 43 5636 M eyer und

Sohn Kranbahn 8 » 12 » 23 28 Russ 92 30

5637Elektriz.

Gesellsch. Dachstuhl 10 . 11 16 . 18 Russ 60 10 60 10 4908 41

5638 Bacher u.

Comp. Träger 27 . 30 . 30 31 N oll 5 30 5633

31 D ezem ber 1097 9933 40 8022 10

produktiv 8022,10 M . unproduktiv

1

1911 30

1

9933 40 9933 40

1 9 0 8

5639 Kabelwerk Türe Dez. 7 Dez. 9 Dez. 12 Dez. 15 N oll 25 60 5635

5120 43 5640Gummi-

Fabrik Stellage Jan. 2 Jan. 4 Jan. 8 Jan. 13 Russ 27 30

Spalte 9 sagt uns, w as das A n geb ot an Produktivlohn gek ostet hat, ohne Rücksicht, ob es ausgeführt w u rde oder nicht. Spalte 9’ w ir d nach Eingehen des A u ftrages ausgefüllt und z e ig t uns dann den E rfo lg des A n gebotes und seine Prod u k tivkosten an. B leib t die Spalte leer, so heißt es: vorderhand ist noch keine B estellung erfolgt. Ist die B estellung eingegangen, so w ird die be­

zügliche Ausführungsnummer in Spalte 11 verm erkt. B etreffen m ehrere A n ­ fragen den gleichen Gegenstand, so w erden sie fortlaufend eingetragen und num eriert und ihre Z u geh örigkeit in Spalte 10 verm erk t, indem man die Nummern aller früheren und späteren A n fragen einschreibt. D ie am Ende einer Abschlußperiode g ezo g en e Summe der Spalte 9 gibt die Gesam tkosten aller A n gebote, die der Spalte 9’ die der zur Ausführung gebrachten. D ie D ifferenz dieser, also die Kosten der nicht ausgeführten A n gebote, w ird am Abschluß­

tage als T e il der Generalunkosten der Abteilung technisches Bureau erscheinen.

Geht im nächsten Jahr auf eine A n frage des vorhergehenden Jahres ein A u f­

tra g ein, so versehen w ir Spalte 9’ mit einem Haken und schreiben die Spalten 2 bis 8 nochmal ein, geben ihnen jedoch eine neue Anfragenum m er, indem w ir in Spalte 10 auf die alte b e zw . neue Anfragenum m er verw eisen . Nachdem w ir d erart die A n fra g e auf das neue Jahr v o rg e tra g en haben, schreiben w ir den

(4)

B etra g in Spalte 9’ ein und verseh en Spalte 9 m it einem Haken, dam it ein und derselbe B e tra g nicht zw e im a l verrech n et w ird .

Durch diesen V o rg a n g w erden genau genom m en die unproduktiven Kosten des vorhergehen den Jahres v e rr in g e rt und die des neuen Jahres v e r ­ größert, da ein in das alte Jahr g eh ö riger P osten in das neue Jahr gebucht w ird , w a s jedoch praktisch ganz und gar bedeutungslos ist, da sich die B e ­ träge am Ende des Jahres g eg e n se itig aufheben.

D ie eingehenden A n fragen w erd en m it fortlaufenden N u m m ern . versehen (finden sich in einem B rief m eh rere An fragen , so erhält er m eh rere Num m ern) und eine A b sch rift jed er A n frage, verseh en m it der betreffenden Numm er, dem O berin genieur übergeben. An diese A b sch rift w ir d ein A n fra g e ze tte l auf Aus­

arbeitung des A n geb ots angeheftet, w ie aus dem folgenden Schem a ersicht­

lich ist.

V on diesem Zettel, der v o n g elb e r F arb e sein m ag, b leibt eine K opie bei dem betreffenden O berin genieur zurück, w äh ren d das ausgefüllte O rigin al in das kaufmännische Bureau geht, w o es nach e rfo lg te r Buchung m it irgend einem Zeichen verseh en w ird .

D ie fe rtig g estellten Zeichnungen w erd e n m it B e g le itb rie f der Direktion übergeben, die den B rie f unterschreibt, w o ra u f er m it den Zeichnungen zur Absendung und Buchung in das kaufmännische Bureau zu rü ck ge h t

A n fra g ezettel.

ein: Dez. 6

Anfragenummer: 5632 Datum aus; ^

An frager: ^ U s c h S “ ' Gegenstand d. Anfr.:

Mitarbeiter

Stundenzahl Stunden­

lohn Betrag Art der Arbeit täglich insgesamt M P fg M Pfg.

Schulz

6V2+ 8 + 3 + 6 + 8 +

IVa

33 82 27 06 konstruiert

A lt 5 + 8 + -8 +

2 + 6 29 1 10 31 90 konstruiert

u. gerechn.

Marx 7 + 8 + 8

+ 2 25 50 12 50 gezeichnet |

Luders 8 + 8 + 8

+ 6 30 42 12 60 kopiert |

--- Sum m e:

L S e b u c h * j

84

C 06

»berin g. N o l l .

I

Um den A n fra g e ze tte l auszufüllen, muß der O berin genieu r eine L is te aller

(5)

K O S T E N DES Z E IC H E N S A A L E S 293

Stundenlöhne seiner B eam ten haben, und fern er muß jeder B eam te auf einem beispielsw eise w eißen Z ettel (s. das folgende Schem a) sein T a g e w e r k v e r ­ m erken und diesen Z ettel täglich abgeben.

Tagesau sw els.

täglich auszufüllen und abzugeben.

Name: Schulz Datum: Dez. 8

Anfrage-Nr. Ausfiihrungs-Nr. Stundenzahl Art der Arbeit

5632 6V* konstruiert

4812 1 »

innere Arbeit Nr. 47 l/2 kopiert

1 Übertragen am: Dez. 9. Oberingenieur N o l l

Ausführungsbuch.

1 2 3___________ 4________ 5 6_________7 8__________ 9 10 11 12

Aushrungs- Nummer

Auftraggeber

Gegenstand des Auftrages

einge­

gangen

Technisches Bureau in | aus

abge­

liefert Ober­

in­

genieure

Produktiv­

kosten m o n CD . „ oj X3 <V o> £:

Anfragenummer Kalkulations­ buchseite Cj

Co

£ M«J f-

«ja

s

o M« f-

acs

s

o (-Sf CUa

s

o wM

H M Pfg.

¡ s *

< c/>

Übertrag 23850 80

4903 Deutsche

Bauges. Brücke 70 m Dez. 22 Dez. 23 Dez. 27 Dez. 30 N oll 32 30

5614 5632 40

4904 Langer 2 Säulen n 24 » 26 » 28 » 29 Russ 25 60 5210

40

4905 eigene

Fabrik Oberlichte 24 27 » 28 . 31 N oll 46 10 5634

41

4906 M alzfabrik Wasserturm

* 25

26

26 30

31 Russ 92 60

5180 5272 5276

41

4907 'Stadt­

gem einde

W ächter­

haus . - 26

26

» 30 » 30

31

N oll 85 20 4830

4852 5082 5093 41

4908 Elektric.-

gesellsch. Dachstuhl » 26 » 30 » Russ 52 70

5633 5657 41

31. D ezem ber 1907 P ro d u k t: 24185 30

-

(6)

In entsprechender W e is e hat man bei erfo lgten Au fträgen vorzu geh en . Man hat statt des Anfragebu ches ein „Ausführungsbuch“ zu v e rw e n d e n und es genau so zu führen w ie das Anfragebuch. D ie Endsumme der Spalte 9 gibt die K osten aller auf w erkstättenm äßige Ausführung abzielender A rb eiten des technischen Bureau.

D er A u ftra g auf Ausführungsarbeiten w ir d seitens der D irektion durch einen „Ausführungsauftrag“ gegeben , der rote F arb e haben m ag. Eine K opie der erfo lgten Bestellung, versehen m it der Ausführungsnummer, m öge ihn be­

gleiten.

D ieses Form ular, dessen K opie beim O berin genieur verb leib t, w ir d genau so behandelt w ie der A u ftra g zettel, und es w ir d nach ordnungsgem äßer Buchung seitens des kaufmännischen Bureaus die Zeichnung der W erk stä tte übergeben. D ie Anhaltspunkte zur Ausfüllung dieses Z ettels gew in n t der O ber­

ingenieur aus der Loh nliste und dem T a g esau sw eis. F alls ein zeln e Zeich-

Ausführungsauftrag.

Auf Orund beiliegender Bestellung sind Ausführungsarbeiten vor­

zunehmen. Direktion.

Anfragenummern: (5614), 5632.

Ausführungsnummer: 4903. ein: Dez. 23

Datum aus: „ 27

Auftraggeber Deutsche

' Baugesellschaft. Gegenstand d. A u ftr.:

Mitarbeiter

Stundenzahl Stunden­

lohn Betrag Art der täglich insgesamt M Pfg. M P fg. Arbeit

Schulz 8 + 8 + 3 19 82 15 58 konstruiert

Marx 7 + 8 + 5 26 50 10 — gezeichnet

Lüders 8 + 8 16 42 6 72 kopiert

Summe: 32 30

Ober-Ingenieur:

N o l l .

nungen schon v o r F ertigstellu n g der übrigen in die W e rk sta tt gehen müssen, läßt man sich v o m kaufmännischen Bureau, w elch es M ittelsp erson ist, eine B estätigu ng darüber geben, die außer Ausführungsnummern und Datum irgend eine nähere B ezeichnung der betreffenden B lätter enthält; der Ausführungs­

auftrag w ird jedoch erst gebucht, wenn die le tzte Zeichnung hinausgegangen ist. N achtragarbeiten erfordern einen neuen Ausführungsauftrag.

(7)

295

Ein drittes Buch, das geführt w erden muß, ist das „allgem ein e Kosten­

buch“ des Zeichensaales. Es hat zu enthalten einen angenommenen W e r t für die Jahreskosten des Raumes und den B etra g aller Reparaturkosten. Sind diese sehr bedeutend und ihre W irku ng auf m ehrere Jahre veranschlagt, so setzt man sie nur zu einem Bruchteil ihres W e r te s ein. Ebenso ist m it den Einrichtungsgegenständen zu verfahren, indem man den Zinsenbetrag ihres N eu w ertes einsetzt, w e ite r einen Abschreibungsw ert, dem N eu w ert ent­

sprechend, und die Neuanschaffungen ebenfalls ihrem Z in sw ert und A b ­ schreibungsw ert nach bucht. Die Kosten für Beleuchtung, Heizung, An teil an V ersicherung usw. w erden v o ll eingesetzt, ebenso Zeichenm aterialien, die man

Kalkulationsbuch der technischen Abteilung.

Seite 42

Anfrage­

nummer

Ausführungs­

nummer

Datum der Erledigung Monat | Tg.

Kalkulation über: M Pf.

Haupt- Kalkula- tionsbuch-

seite A b s c h lu ß : 31. D e z e m b e r 1907

Gesamtkosten des technischen Bureaus 35108 70

Kosten der zur Ausführung gebrachten Angebote 8022,10

Kosten der Ausführungsarbeiten 24185,30

Produktivkosten 32207 40

Generalunkosten 2901 30

Generalunkostenzuschlag für das Jahr 1908:

2901,30 32207,40 — 9 v H

3840 4899 Januar 2 Hall enverlängerung A. E. C.

Angebotkosten 112,80

Ausführungskosten 120,20

Produktivkosten 233,00

Generalunkosten 0,09X233,00 20,97 253 97 22

3720 4912 Januar 3 Turm.Meyer&Brüder

(8)

w o h l nie in V o r r a t auf m eh rere Jahre k a u ft D ie gesam ten ausgezahlten G e ­ hälter (auch die der prod u k tiven B eam ten ) sind hier zu buchen. D ie Sum m e am Ende des Jahres g ib t die Gesam tkosten des Zeichenbureaus.

D iese Summe w ird am A n fan g des nächsten Jahres in das v ie r te und w ich tigste Buch, das „Kalkulationsbuch“ , eingetragen. H inzu gefü gt w ir d die Summe der Ausführungs- und produktiven A n fragek osten und der G en eral­

unkostenzuschlag in v H für das neue Jahr b estim m t In dasselbe Buch w erd en dann die Kalkulationen der ausgeführten A rb eiten eingetragen, w o m it der Z w e c k der vorhergehen den Buchungen erreich t und die G rundlage für die endgültige, rich tige Preiskalkulation einer W a r e geschaffen is t

Es erü brigt noch, einer T ä tig k e it des technischen Bureaus zu gedenken, die w ir als „inn ere A rb eiten “ bezeichnen können, und die die Ausarbeitung von Zahlentafeln, D iagram m en, Norm alzeichnungen usw. in sich sch ließ t D ie Kosten dieser A rb eiten gehen selbstverständlich auf Generalunkosten, da sie der ganzen A bteilu n g zugute kom m en; doch ist es jeden falls -wünschenswert, sie kennen zu lernen, da sie manchmal ganz bedeutend w e rd en können (N o r ­ m alisierungsarbeiten). M an le g t sich zu diesem Z w e c k ein „B u ch für innere A rb eiten “ an. Dam it kein M ißbrauch m it diesem K on to getrieb en w ird , bei-

Buch für innere Arbeiten ,

Nummer der inneren

| Arbeit

Dat ein

um

aus Gegenstand

Produkt.- kosten Ober-

ingenieur

Mon. Tg- Mon. ' Tg. M. Pfg.

47 Dez. 7 Dez. 10 Tabellen

200

5 20 N oll

48 s 23 > 29 Normalien 52 80 Russ

Abschluß 31. Dez. 1907; 258 00

49 Jan. 5 Jan. 10 Normalien 23 60 N oll

sp ielsw e ise verb u m m elte Stunden ihm zugeschrieben w erd en , em pfiehlt es sich auch hier, A u ftra g zettel auf innere A rb eiten (sieh e S. 297) herauszugeben, d ie v o m O beringenieur gezeich n et und in w ich tigen Fällen v o n der D irektion g eg en g ezeich n et w erden .

D ieser Zettel, v o n dem eine K o p ie beim O berin genieur v erb leib t, g eh t zur Buchung in das kaufmännische Bureau. D er Z ettel m öge grüne F arb e haben.

D er neben der Loh nliste als B e le g dienende T a g es a u sw eis (S . 293) enthält dann in den Spalten A n fra g e-N r. und Ausführungs-Nr. die W o r t e : Innere Arbeiten , N r. 47. Eine eigen e Spalte hierfür ist w e g e n der Selten heit

dieser A rb eiten nicht erforderlich . s

(9)

Im Anschluß an das G esagte sind noch einige damit in Verbindung stehende F ragen zu erörtern.

W ie kalkuliert man Fabrikate, die zu w iederh olten M alen bestellt w e rd e n ? M an belastet den ersten A u ftrag m it den gesam ten Kosten des technischen Bureaus und geht m it dem Gew inn so w e it herunter, w ie es die M arktlage erford ert. D ie späteren A u fträge w erden daher höheren Gewinn aufweisen.

Auftrag auf Innere Arbeiten.

Innere A rb eit Zahlentafeln über Trägheitsmomente.

Oberingenieur: Noll, Direktion:

|i Auftragnummer: 47 ein: Dez. 7

Datum aus: . 10

Mitarbeiter

Stundenzahl Stunden­

lohn Betrag Art der Arbeit täglich insgesamt M. Pfg. M. Pfg.

Kellner 2 2 55 1 10 gerechnet

il

1 Schulz V2- H V2 5 82 4 10 gerechnet

u. kopiert

p g e b u c t at

j

Summe 0 | zu

Oberingenieur: N o ll.

Gibt das S ystem einen Ü b erblick über die T ä tig k e it der O berin genieure?

D a die Erlangung eines Au ftrages nicht von der Güte des E ntw urfes allein ab­

hängt, sondern mit durch W erkstattkosten, L ieferzeiten , Preisp olitik und eine R eih e unkontrollierbarer Um stände bestim m t w ird , nur in beschränktem Maße, indem das Verhältnis zw ischen den Kosten des ausgeführten A n gebotes und den Gesam tangebotkosten festgestellt w ird.

G ib t das System eine K on trolle über das B ureau? Ja; w e il man in P reis und Raschheit der Lieferu n g der A rb eiten stets einen Gütemaßstab dafür besitzt.

Es ist wahrscheinlich, daß es neben dem hier erläuterten System eine R eih e ähnlicher, gut arbeitender System e gibt; jedoch glaube ich immerhin m it der Veröffentlichung dieser Zeilen ein Steinchen zum Aufbau einer auf w issenschaftlicher und logischer Grundlage beruhenden Organisation tech­

n ischer G roßbetriebe b eigetragen zu haben.

(10)

WIRTSCHAFTLICHES INGENIEURSTUDIUM IN AACHEN.

Von Prof. Dr. W. KAHLER, Aachen.

V o r zehn Jahren w u rde an der K gL Technischen Hochschule in Aach en ein z w e ijä h rig e r Kursus für H andelsw issenschaften eingerichtet, dem später der N am e Handelshochschule b e ig e le g t w u rd e. Es w a r dam als das B edürfnis nach akademischen Bildungsstätten für Kaufleute erw ach t, und aus den K reisen der A ach en er Kaufleute w u rd e der Gedanke freu d ig begrüßt, daß man schnell und m it Aufw en du ng verhältnism äßig g erin g er K osten unter B enutzung der an der Technischen Hochschule bereits vorhandenen L eh rk rä fte und L eh r­

m ittel eine B ildu ngsgelegenh eit für K aufleute d ort schauen könne. Im L a u ie v o n 10 Jahren sind über 200 000 M für diese A r b e it au fgebracht w ord en . M an gin g dabei v o n dem Gedanken aus, die Handelshochschulbildung w e r d e N utzen ziehen einmal v o n der Anlehnung an ein b ereits g efes tig tes Studium, w ie es an der Technischen Hochschule b etrieben w ir d ; zudem w ürden die studierenden Kaufleute v o n vorn h erein en g ere Fühlung m it der Industrie und der W e lt der T ech n ik gew in n en ; endlich aber w ürden die für die K aufleute geschaffnen Studieneinrichtungen auch den Studierenden der Technischen Hochschule zugute kommen.

D ie Handelshochschulbewegung hat in Deutschland einen glänzenden A u f­

schw ung genom men. N eben der L e ip z ig e r , an H andelslehranstalt und Uni­

v e rs itä t angelehnten stark besuchten Hochschule stehen die selbständigen Handelshochschulen in Köln, Frankfurt und B erlin. N eu erdings sind ähn­

liche Einrichtungen w ie in Aachen, in Mannheim und K ö n igsb erg ent­

standen; andere süddeutsche Gründungspläne sind in der S ch w eb e. Es ze ig te sich im G ang der E ntw icklu n g der A ach en er Handelshochschule bald, daß die v o m ersten A n fa n g an zu g erin g e F requ en z durch d ie m ächtig fo r t­

schreitende B ew eg u n g, namentlich durch die K öln er Hochschule, auigehalten

■wurde. Außerdem m achte man aber die Beobachtung, daß die jungen Kauf- leute w e n ig N eigu n g zeigten , sich in die Grundzüge der T ech n ik einiühren zu lassen. Z w a r haben eine A n zah l Kandidaten das D iplom exam en nach d e r kaufmännisch-technischen Richtung a b g ele g t; aber die im Leh rp lan v o r ­ gesehene Studienrichtung selbst w u rd e kaum benutzt, vielm eh r w a re n diese Exam enskandidaten in der R e g e l durch ein m ehr od er m inder ordnungs­

m äßiges technisches Studium hindurchgegangen und hatten dieses durch kaufmännische Studien ergän zt, um m it dem D iplom der Handelshochschule abzuschließen. D er Grund der Erscheinung lie g t darin, daß keine besonderen enzyklopädischen V orlesungen für Kaufleute gehalten w urden, sondern diese aui die für die Ingenieure bestim m ten F achvorlesu ngen h in gew iesen wurden.

A ls die v o n vornh erein in Aussicht genom m ene zehn jährige V ersu ch sfrist sich ihrem Ende näherte, la g es für die an der A ach en er Handelshochschule beteiligten L eh rk rä fte und S tifter nahe, sich die F ra g e vo rzu leg en , ob unter diesen Um ständen die F ortsetzu n g des Handelshochschulbetriebes die persön­

lichen und finanziellen O p fer lohnte, die jährlich erfo rd erlich w aren . D ie Sach lage hatte sich gegen Ende der 90er Jahre w esentlich dadurch g eä n dert, daß an derw ärts v ollk om m en ere Einrichtungen zum gleich en Z w e c k g e ­ schaffen w aren und für junge Kaufleute kaum eine L ü ck e entstand, w e n n die Aach en er Einrichtung aufgegeben w u rde. Durch die Anlehnung an die T e c h ­

(11)

299

nische Hochschule und die bereits erw ähnte Tatsache, daß v ie le der für die Handelshochschüler gehaltenen Vorlesungen und Übungen bereits zahlreich von Ingenieurstudierenden besucht w aren, lag es nahe, die L eh rk räfte und Einrichtungen der Handelshochschule ganz den Bedürfnissen des künftigen Ingenieurs anzupassen und damit dem Ingenieurstudium einen eigenartigen Einschlag zu geben. Dam it w aren dann allerdings wesentliche Veränderungen notw endig. Z w a r konnten die bisher gelehrten Fächer alle beibehalten w erden , aber ihr B etrieb mußte nach zw e i Richtungen v ö llig um gestaltet w erden . Einmal mußte mehr als bisher die Industrie in den Vordergru nd aller wirtschaftlichen Belehrung treten; fern er mußte gegenüber dem konzen­

trierten, auf z w e i Jahre beschränkten Studium, dem die jungen Kaufleute ihre ganze Z eit widm en konnten, eine neue Anordnung der Stundenzahlen und eine andere S toffverteilu n g platzgreifen. Denn wenn auch innerhalb des heute achtsem estrigen Fachstudiums des Ingenieurs im ganzen leicht eine größere Zahl von Vorlesungen und Übungen auf wirtschaftlichem G ebiete g eh ört w erden kann, so muß doch damit gerechnet w erden , daß im einzelnen Sem ester der Studierende je w eils nur einige w en ig e Stunden für diese Studien erübrigen kann. Es müssen also die Vorlesungen in solche von g e ­ ringer Stundenzahl aufgelöst w erden , damit sie leichter in die stark belasteten Fachstudienpläne ein geglied ert w erden können.

Innerhalb des wirtschaftlichen Studiums w ird nach dem neuen Lehrplan eine sehr m annigfaltige Kombination m öglich sein. Denn neben den a llg e­

meinen und besonderen Vorlesungen über (1 ) V olk sw irtsch aft w erden V o r ­ lesungen und Übungen aus der (2 ) P riv a tw irts c h a ft abgehalten. Nicht, daß man sich auf die technische Seite des p rivatw irtsch aftlich en B etrieb es be­

schränken und e tw a nur Buchführungstechnik oder Selbstkostenkalkulation darbieten w ill, w ie das bisher gelegentlich an Technischen Hochschulen g e ­ schah. Es soll vielm eh r der Versuch gem acht w erden , alle die Elem ente, die im akademischen U nterricht und in der nationalökonomischen und p riv a tw irt­

schaftlichen, insbesondere handelstechnischen L iteratu r zerstreut vorliegen , zu einheitlicher V erarbeitun g zusammen zu fassen. Es soll eine etatsm äßige Professur (O rdin ariat) errichtet w erden , damit eine v o lle A rb eitsk raft sich der Forschung und L e h re auf diesem G ebiete w idm en kann. An Vorlesungen sind v o r allem ins A u g e gefaßt: Organisation und B etrieb industrieller sow ie kaufmännischer Unternehmungen; an Übungen: das Lesen und die K ritik von Bilanzen.

Zu dem volk s- und privatrechtlichen U nterricht treten dann (3 ) die Ein­

führung in die Rechtslehre und gew erb lich e Gesetzgebung, (4 ) die W irtsch a fts­

geographie und (5 ) ein m öglichst von ausländischen Lek toren zu erteilender Sprachunterricht. W ährend aber diese Fächer zum T e il auch an anderen Technischen Hochschulen in gleichem Um fang oder in ähnlicher W e is e v e r ­ treten sind, w ird der privatw irtsch aftlich e Unterricht bisher allein in Aachen in dieser W e is e beabsichtigt.

Es ist nun natürlich undenkbar, daß ein Ingenieur sich in allen diesen G e­

bieten neben seinem Fachstudium umsehen kann. V ielm eh r w ird er eine Kom bination einzelner solcher Studiengebiete vornehm en müssen und je nach N eigung sich mehr in der Richtung der Volksw irtschaftslehre, der P r iv a t­

w irtschaftslehre, der R echtslehre, der Geographie spezialisieren und dazu die

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eine oder andere Sprache treiben. A ls zunächst erstreb en sw ert m öchte ich hinstellen, daß jed er Studierende eines Ingenieurfaches w äh ren d seiner acht Sem ester in jedem Sem ester eine M indestzah l v o n 2 W ochenstunden diesen Studienfächern w idm ete. Er bekäm e dann eine kurze Einführung in das G esam tgebiet der für seine künftige praktisch-geschäftliche B etätigu n g notw endigen Kenntnisse. V on den so verfü g b aren 16 W ochenstunden = 8 Jahresstunden w ürden e tw a 8 der N ation alökonom ie zu w idm en sein, 4 der P riva tw irtsch a ftsleh re, 3 bis 4 der R echtslehre. A b e r neben dieser normalen B eschäftigung w ü rd e dann je nach N eigu n g b ei einzelnen Studierenden eine w e ite r e V ertiefu n g in eines der genannten oder der anderen G e b iete ein- treten. W e r von vornh erein die Tech nische Hochschule bezieht, um nicht v o r allem sich als kon struktiv tä tiger Ingenieur auszubilden, sondern w e r in die Leitu n g industrieller Unternehmungen eintreten w ill oder soll, der w ird sich aus dem angebotenen Vorlesu ngsm aterial einen Studienplan zusam m en­

stellen können, der bis zu einem gew issen G rad e die Ingenieurausbildung der Technischen Hochschulen und die Unternehm erausbildung der Handelshoch­

schulen verbindet.

Es handelt sich b ei der N eugestaltung in Aach en also nicht um die Schaffung einer besonderen neuen Richtung des Ingenieurstudium s oder um eine neue A r t von Ingenieuren; das haben die Ingenieurabteilungen ausdrück­

lich abgelehnt. Infolgedessen w ir d auch nicht ein neues D iplom exam en g e ­ schaffen. V ielm eh r soll durch diese A usgestaltun g des Lehrplanes der bis­

h erige Fachunterrichtsbetrieb e r w e ite r t und erg ä n zt w erden . Es ist anzu­

nehmen, daß allmählich, w enn die Einrichtung B oden gew innt, die bisherigen Prüfungsordnungen der Fachabteilungen die w irtsch aftlich en Fächer fakultativ oder obligatorisch berücksichtigen w erden , w ie dies zum T e il in Süddeutsch­

land und in B erlin und an derw ärts schon der F a ll ist. A b e r bisher sind b e­

sondere Änderungen in dieser Hinsicht noch nicht in Aussicht genom men.

Eine eig e n a rtig e Neuerung ist nun b ei der N eu gestaltu ng ein g efü gt: die Aus­

bildung besonderer F eu erversicherungsingen ieure. D ie en ge Verbindung, in der seit lange finanziell die Aachen-M ünchener F eu erversich eru n g m it der Technischen Hochschule steht, ist der Anlaß g ew esen , g era d e für Aachen die B efriedigu n g eines bei der F eu erversich eru n g empfundenen Bedürfnisses ins A u g e zu fassen. S o w o h l im Außendienst, bei der G efahrenabschätzung w ie bei der Schadenregulierung, als im inneren D ienst groß er F eu erversicheru ngen ist technisches Verständnis v ielfa ch n otw endig, um einm al berech tigten A n ­ sprüchen der Versicherten, aber auch der S ich erh eit der Unternehmung g erech t zu w erden . Eine v o lle selbständige Ingenieurausbildung ist dazu kaum erforderlich , w o h l aber eine g ed ieg en e Kenntnis der technischen Grund­

fragen in B auw esen, M aschinenw esen, C hem ie und W aren k u n de und zugleich eine g ew iss e w irtsch aftlich e und juristische Schulung. S o sind also ein Studienplan und eine Prüfungsordnung für Versicheru ngsingenieu re ins A u ge gefaßt, die für große Versicherungsunternehm ungen eine fühlbare Lü ck e im P erson a l ausfüllen können. T e ils w erd en diese Studierenden an den a llg e ­ meinen Vorlesungen teilehm en, zum T e il aber sind für sie besondere V o rträ g e aus T h e o rie und P ra x is des Versicheru ngsw esen s, über F eu erlöschw esen, feuersichere Konstruktionen usw. in Aussicht genom men.

D ie in Aachen geplante, am 1. O ktober d. Js. in K ra ft treten de N euein­

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richtung des w irtschaftlichen Ingenieurstudiums w ird erm öglicht durch die B eiträg e derjenigen Körperschaften und Personen, die bisher die Handels­

hochschule unterhielten. Es sind die V ertreter von Industrie, Handel und V e r ­ sicherung des Aachener W irtschaftsgebiets, die ihr Interesse an einer g e ­ eigneten Vorbildung leitender K räfte im W irtschaftsleben w ie früher auf jenem, so jetzt auf dem eigensten G ebiet der Ingenieurbildung betätigen. So ent­

stammt die Neueinrichtung nicht dem grünen Tisch oder der Studierstube, sondern den Bedürfnissen der Praxis. Ihre grundsätzliche Bedeutung ist aber darin zu sehen, daß an einer Technischen Hochschule unter ausdrücklicher A n ­ passung an die Verhältnisse des Ingenieurstudiums die M öglich k eit einer um­

fassenden wissenschaftlichen Einführung in die wirtschaftlichen Verhältnisse geboten w ird , die sich nicht, w ie sonst üblich, auf die N ationalökonom ie be­

schränkt. Die M ittel sind w ie d e r auf die Dauer von 10 Jahren zur Verfügung gestellt. Innerhalb dieser F rist w ird die Erfahrung lehren, ob die Einrichtung das nötige Verständnis bei der akademischen Jugend findet, und ob sie in ihren Grundzügen richtig an gelegt ist.

JAPAN ALS ABSATZGEBIET

FÜR DIE DEUTSCHE MASCHINENINDUSTRIE.

Von H. NÖLKE, Ingenieur in ToUio.

(Schluß von S eite 253.)

D ie heutige A rt des Einkaufes ist in der R e g e l folgende. W en n bei einer Behörde oder G esellschaft die Anschaffung einer M aschine bevorsteht, so ist es im allgemeinen für die Einfuhrhäuser leicht, die A n fra g e zu erhalten, falls nicht überhaupt eine öffentliche Ausschreibung erfolgt.

Handelt es sich um eine Maschine, die sow ohl in A m erika als auch in England und Deutschland h ergestellt w ird , dann schickt eine große Anzahl von Einfuhrhäusern die A n fra g e an ihre A genten in N e w Y ork, London und H am ­ burg, von denen sie an alle in F rage kommenden Fabriken w e ite r g e ­ geben w ird.

So kom mt es dann, daß ein Fabrikant die gleich e A n fra g e von 6, 8 oder mehr Seiten erhält, w as die L e ite r deutscher W e r k e aus der P ra x is bestätigen können. Oftm als glaubt nun der P rodu zen t am meisten Aussicht auf den Au ftrag zu haben, wenn er an alle A n frag er P re is e abgibt. Auf diese W e is e kommen bei einem Einfuhrhause zuw eilen 20 bis 30 A n geb ote zu­

sammen, von denen dann dem Kunden eine ganze Anzahl eingereicht w erden, gew isserm aßen zur Auswahl. Geschieht das gleich von m ehreren Seiten, dann erhält der Kunde schließlich eine solche M en ge von Angeboten für denselben Gegenstand, daß zur ordnungsmäßigen Prüfung ungewöhnlich v ie l Z eit erfo rd er­

lich sein w ürde. Man sieht also, daß heute für ein einziges Geschäft eine Un­

summe von Arb eiten von dem Fabrikanten w ie auch von den Einfuhr­

häusern aufgew en d et w ird. Und schließlich ist es doch nur e i n Ausfuhrhaus und e i n W e rk , das den A u ftrag erhält.

G anz neuerdings habe ich von deutschen Fabrikanten die Ansicht gehört, daß sie sich bei Erhalt eines A u ftrages für Japan verpflich tet haben,

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an alle Firmen, denen sie A n geb ote gem acht haben, P ro visio n en zu zahlen. H ierfür läge eine B erechtigung nur dann v o r, w enn m eh rere Firm en gem einsam ausschließlich für das Interesse des betreffenden W e r k e s eingetreten w ären, nicht aber, w ie es m eist der F all ist, w enn sie die A n fra g e noch an v e r ­ schiedene andere W e r k e gesandt hätten. V ielfach nimmt der Fabrikan t auch an, daß sein A n geb ot an den Kunden im O rigin al w e ite rg e g eb e n w ird . W ä re dies der Fall, dann w ä r e die Einschließung einer P ro v isio n ja am P la tze . D a zu dem P re is e des Fabrikanten aber noch eine gan ze R eih e Unkosten zu rechnen sind, w ie Frachten, Versicherung, Z oll usw., so reicht das Einfuhrhaus dem Kunden in der R e g e l sein eigenes A n geb o t ein, dem das des Fabrikanten zugrunde g ele g t ist. D a das Einfuhrhaus auch m eist als Selbstkäufer auftritt, so ist eine P ro v isio n im K ostenanschläge des F abrikanten gew öhnlich überflüssig.

B ei der E rteilung von Au fträgen spielen, w ie auch an dersw o, persönliche B eziehungen eine große R olle, und so kom m t folgen d er F all des öfteren vor.

Sagen w ir z. B., ein japanisches W e r k w ill einen Kran kaufen. D er A llein ­ v e rtr e te r A eines deutschen Fabrikanten, dessen E rzeu gn isse dem japanischen W e r k e gut bekannt sind und deshalb gute Aussichten haben, ist bei dem W e r k e nicht beliebt. Er w ir d daher die A n fra g e überhaupt nicht erhalten, sondern das Einfuhrhaus B, das dem Kunden gut befreundet ist, w ir d von ihm aufgefordert, von demselben Fabrikanten ein A n g eb o t einzuziehen. Selbst w enn dann der F abrikant seinem V e rtre te r ein A n geb ot für denselben G egen ­ stand übersendet und ihm auch günstigere P re is e stellt, w ir d er, w ie die Verhältnisse nun einmal liegen, den A u ftrag doch nicht durch seinen V ertreter erhalten können. Er muß vielm eh r das G esch äft durch das Einfuhrhaus B machen, w enn er nicht ganz darauf verzich ten w ill. Für solche V o r ­ kom mnisse gibt es eine gan ze R eih e von B eispielen, w o die F ab rik die A u f­

trä g e nicht durch ihren A lle in v e rtre te r, trotzdem dieser das G esch äft be­

arbeitete, sondern durch eine andere F irm a erhielt.

Andererseits tritt aber auch oft der F all ein, daß das Einfuhrhaus, das eine bestim m te F irm a v ertritt, nicht konkurrieren kann, w e il der Kunde für ein anderes F abrikat eine V orlieb e hat. In solchem F a lle müßte sich das Ein­

fuhrhaus ein Geschäft entgehen lassen, für das es sonst auf Grund seiner B e ­ ziehungen gute Aussicht hätte. Das Einfuhrhaus befindet sich aber in der günstigeren L a g e, w e il es die Verhältnisse besser übersehen kann. Es w ird daher m eist bei anderen W e rk en anfragen, sobald es sieht, daß die v e r ­ tretene F abrik keine Aussicht hat. D er F abrikant dagegen, der die V e r ­ hältnisse nicht kennt, ist v ö llig auf seinen V e rtre te r angew iesen, der w ohl selten oder nie die Tatsach e zugeben w ird , daß seine V erm ittlu n g für den Fabrikanten unter Umständen ein Hindernis bedeutet.

Das z e ig t also, daß das A llein vertretu n gssystem , w en igsten s in seiner heutigen Form , große M än gel mit sich bringt. D ie F ra g e der V ertretu n g kann vielm eh r nur von F all zu F all auf Grund eingehender Kenntnis der Verhältnisse in zw eck m ä ß ig er W e is e entschieden w erden .

Es ist angebracht, hierbei darauf hinzuweisen, daß in g ew issen Fällen und auf einigen Gebieten durch eine g eeig n ete V erständigu ng und durch gem einsam es V orgeh en der interessierten W e r k e eine bedeutende V e r ­ einfachung in der Behandlung der Einfuhrgeschäfte erreich t w erd e n könnte.

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Es w ü rd e v ie l unnütze A rb eit gespart, und manche Mißstände, w ie P re is - schleudereien, würden verm ieden und das Geschäft dadurch ersprießlicher gestaltet.

Zur Förderung des deutschen Außenhandels ist bereits von seiten des Reich es und m aßgebender V ertreter der deutschen Industrie der Gedanke einer R eich szentralstelle für die gesam te deutsche Ausfuhr in E rw ägu ng gezogen w orden. Von der Ausführung hat man aber vorläufig Abstand genommen, nicht, w e il die Einrichtung als unzweckm äßig erkannt w urde, sondern w e il man eingehende V orarbeiten hinsichtlich der A rt und W e is e der Durchführung und eine Prüfung der Frage, w elch e — jedenfalls nicht unerheblichen — M ittel hierfür erforderlich sind, als n otw endig erachtete. M ir erscheint der Gedanke zu rzeit nur in sow eit durchführbar, als W e r k e gleicher oder verw a n d ter F ab rik atio n szw eige sich zu gem einsam em V orgeh en bei der Ausfuhr zu­

sammenschließen und sich besonders bei B ew erb u n g um größere A u fträge v e r ­ ständigen. — D er Boden ist hierfür schon in geeign eter W e is e vorb ereitet, da für den inländischen M arkt eine große Anzahl solcher Verbände besteht.

Für den Ausfuhrhandel ist ein d erartiger Zusammenschluß noch w e it not­

w e n d ig er und zw eckm äßiger.

Ich verkenne nicht, daß man bei Durchführung des Gedankens auf S ch w ierigkeiten stoßen w ird . D er bedeutende Erfolg, den sie jedoch v e r ­ spricht, muß den einsichtigen Fabrikanten dazu führen, alle Hindernisse hin w eg zu räumen.

Das R eich entsendet heute technische Sach verstän dige nach Ländern, die als Abnehm er für unsere Industrie in F rage kommen. Ein solcher technischer S ach verstän diger ist auch für Japan von großem Nutzen, wenn der Posten in geeig n eter W e is e ausgefüllt w ird.

Ich w eiß nicht, w elch e Vorbedingungen die B ehörde von den Kandidaten verlan gt. M eines Erachtens braucht man dafür einen Mann aus der P ra x is m it technischen s o w ie kaufmännischen Erfahrungen und guten allgem einen Kennt­

nissen über die deutsche Industrie. Eine w e ite re unerläßliche Vorbedingung ist, daß der Kandidat die englische Sprache beherrscht. W en n angängig, sollte ein Mann genom men w erden , der die japanischen Verhältnisse schon kennt.

D ie Erfüllung dieser letzten Bedingung m ag sch w ierig erscheinen, es hat jedoch in den letzten Jahren schon Leu te gegeben, die die japanische Industrie gut kannten und Kennern der Verhältnisse für einen solchen Posten geeignet erschienen.

D iese H erren w erden meines W issens für 5 Jahre verpflichtet. W en n sie zum ersten M ale nach Japan kommen, können in der ersten Z eit h ervorragen de Leistungen v o n ihnen nicht e rw a rtet w erden. Nach Ablauf der 5 Jahre würden sie jedoch, w enn die Z eit richtig ausgenutzt w ord en ist, v o llw e r tig e Dienste leisten können.

Die erste Au fgab e des technischen Sachverständigen sollte m eines Erach­

tens darin bestehen, daß er die japanische Industrie gründlich kennen lernt, und z w a r nicht nur aus Büchern und Statistiken oder Besuchen in den Ministerien, sondern v o r allem aus eigen er Anschauung durch den V erkehr mit Männern der Industrie.

D er B etreffen de sollte sich m it jedem Z w e ig e der Industrie vertrau t machen, sodaß er genau den Stand und die A rt jeder w ich tigeren Firm a des

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Z w e ig e s kennt und m it jedem m aßgebenden M ann in dem betreffenden W e r k e bekannt ist und m öglichst dessen Vertrau en genießt. Um das V ertrau en zu g e ­ winnen, muß der Sach verstän dige auch etw a s bieten können, d. h. er muß dem Ingenieur zu verlä ssig e An gaben über deutsche Fabriken machen können, deren Erzeu gnisse für seinen B etrieb em pfehlensw ert sind. Es w ir d den Ja­

panern nur angenehm sein, auf diese W e is e in dem technischen S a ch v e r­

ständigen einen R a tg e b er zu sehen, der ihnen gern zur V erfügun g steht.

Durch diesen V erk eh r mit den m aßgebenden Leuten w ir d der S a ch v er­

ständige auch lange v o rh er wissen, w o und w a s für V ergrößeru ngen und Neuanschaffungen geplant sind. D iese w erd en m eist Jahre vo rh er durchdacht und überlegt. H ierauf w erd en Erkundigungen über die zw eckm äßigsten Maschinen eingeholt und gegeben enfalls besondere R eisen ins Ausland unter­

nommen. Dann ist der rich tige Zeitpunkt gekom m en, w o der deutsche F ab ri­

kant m it dem Abnehm er in Verbindung treten muß. W en n die P lä n e erst in Zeitungen behandelt sind und e tw a die A uszü ge als B erich te in Deutschland veröffen tlich t w erden , ist die Entscheidung v ielfa ch schon gefallen.

H at der Sach verstän dige so die Textilin du strie, den B ergbau, die D ruckerei und all die anderen Z w e ig e der japanischen Industrie kennen gelernt, so w ird er in der L a g e sein, den heim ischen Fabrikanten g eeig n e te M itteilungen zu machen. W ill dann ein F abrikant von Drahtseilen oder B ergw erksm asch inen usw. über sein Interessengebiet in Japan unterrichtet sein, so kann ihm der S ach verstän dige die Namen der B e r g w e rk e und der dort tätigen m aßgebenden Ingenieure aus seinem V erzeich n isse nennen und angeben, w e lc h e Konkurrenz­

fabrikate im Gebrauch sind.

W en n der Posten so b e setzt ist, dann kann er auch als zu verlä ssig e und unparteiische Q uelle für solche deutsche Ingen ieure dienen, die zur E r­

oberung des Feldes v o n ihren Firm en nach Japan gesandt w e r d e n ; denn der Spezialfachm ann w ir d im m er nötig sein, da er von keinem technischen Sach­

verstän digen e rs etzt w erd e n kann.

Durch einen solchen S ach verstän digen kann fern er M ißverständnissen in der Behandlung von Japanern in Deutschland v o rg e b e u g t w erden . Einmal w erd en sich nämlich die Japaner, die deutsche Maschinen studieren w ollen , an den Sach verstän digen w enden, und dieser w ir d ihnen die in F ra g e kom menden W e r k e nennen. A n derseits kann der S ach verstän dige z u v e r ­ lässige An gaben über den Z w e c k der Besuche machen, sodaß der deutsche Fabrikan t w eiß, m it w e m er es zu tun hat, und durch den S ach verstän digen eine g ew iss e G ew äh r geboten erhält.

A u f diese W e is e kann ein S ach verstän d iger eine sehr w e r tv o lle Aus­

kunftstelle sow o h l für Japaner als auch für D eutsche sein und so das beste M ittel zur Annäherung der beiden T e ile bilden, die eine unerläßliche B e ­ dingung zur Verbesseru n g der H andelsbeziehungen i s t

D ie Ausfüllung des Posten s in dieser W e is e stellt aber hohe An forderungen an die P ersön lich k eit und A rb eitsk ra ft des Sach verstän digen. D er B e ­ treffen d e darf nicht stets in T o k io oder Y okoh am a bleiben und nur von Z elt zu Z eit in seiner amtlichen E igenschaft den G en erald irektor der japanischen Eisenbahnen od er die Spitzen der anderen B eh örden besuchen und sich seiner P flich ten nur in rein bureaukratischer W e is e entledigen. D iese H erren w erden

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ja sicher mit diplom atischer H öflichkeit verbindliche D inge über die deutschen Beziehungen und über die deutsche Industrie sagen. D er praktische W e r t solcher Besuche für die deutsche Einfuhr darf aber nicht zu hoch angeschlagen w erden. Denn die T ä tig k eit dieser hohen Beamten liegt auf anderen G ebieten als der Entscheidung über die Ausw ahl einzuführender Maschinen. H ierfür haben sie ja erfahrene Ingenieure unter sich, die die nötigen Vollm achten besitzen und selbst ihre Entscheidungen treffen.

Überhaupt sollte das Auftreten der Sachverständigen so w e n ig amtlich als m öglich sein, da dadurch das Vertrauen der Japaner v ie l leichter gew onnen w ürde. D ie japanische Industrie kom mt auch nicht nach Yokoham a zum Sach­

verstän d igen , solange sie nicht w e iß , daß er ihr von Nutzen sein kann.

Deshalb muß der Sach verstän dige die japanische Industrie aufsuchen und mit ihr Fühlung gewinnen. Das kann er aber, w ie gesagt, nur durch häufige und ausgedehnte Reisen, auf w elchen er die W e r k e und deren L e ite r persönlich kennen lernt.

W e r Japan kennt, weiß, daß Reisen dortselbst namentlich ins Innere nicht gerade bequem und angenehm sind. D er bedeutendste Industrieort Japans ist heute Osaka. H ier w ä re ein w ied erh olter und m ehrm onatiger Aufenthalt für den Sachverständigen notw endig, um diese Z iele zu erreichen. Durch eine T ä tig k e it in der angedeuteten A r t w ü rde er auch erkennen, über w elch e Z w e ig e der deutschen Industrie er besonders gute Kenntnisse haben muß. Um über Neuerungen und Fortschritte der heimischen Industrie stets w ohlunter­

richtet zu sein, erscheint es ratsam, daß der Sach verstän dige von Z eit zu Z eit nach Deutschland zurückkommt. W ährend eines solchen Aufenthaltes in Deutschland hätte auch der deutsche Fabrikant w iederum seinerseits G elegen ­ heit, sich vom Sachverständigen persönlich Auskünfte über Japan geben zu lassen. S o w ü rde ein ständiger Austausch von unparteiischen und maß­

gebenden Nachrichten über die Entw icklung der Industrie beider Län der statt- finden.

M it der Entw icklung der japanischen Industrie und dem steigenden B ed arf des Landes hat auch der japanische Handel Schritt gehalten. Es gibt heute eine Anzahl japanischer Handelshäuser, die durch ihre Bedeutung nicht nur in Japan die erste Stellung einnehmen, sondern sich auch mit den größten amerikanischen und europäischen Firm en dieser A r t messen können. W ährend früher der frem de Kaufmann der V erm ittler im G eschäftsverkehr mit dem Aus­

lande w ar, w ird er im m er mehr von japanischen Firm en zurückgedängt, die heute den w eitaus größten An teil am japanischen Handel im allgem einen und am M aschinengeschäft im besonderen haben.

D iese großen japanischen Häuser sind durchw eg europäisch oder am eri­

kanisch organisert und von Japanern geleitet, die langjährige Erfahrungen im Auslande gesam m elt haben. S ie vereinigen daher in sich die Kenntnis aus­

ländischer G eschäftsgepflogenheiten und enge Vertrautheit mit japanischen Verhältnissen.

Große japanische Handelshäuser schicken ihre Ingenieure und kauf­

männischen A n gestellten m ehrere Jahre nach England oder Am erika, damit sie die vertreten en Fabriken kennen lernen. Dadurch ist das japanische Einfuhr­

haus oft v ie l besser über die betreffenden Erzeugnisse unterrichtet als das frem de.

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A u fträ g e auf A n la ge gan zer Fabriken usw., die großen R egieru n gsau f­

trä g e gehen in den m eisten F ällen durch japanische Häuser. Es ist ja auch naturgemäß, daß die Japaner es vorzieh en , durch ihre Lan dsleute zu kaufen.

M ehrfach ist v o r unm ittelbaren G eschäftsverbindungen zw isch en deutschen und japanischen Häusern unter H in w eis auf ungünstige Erfahrungen g ew a rn t w orden. D era rtig e W arnungen berech tigen jedoch nicht zu einem allgem einen Mißtrauen, denn es gibt eine R eih e von japanischen Häusern, die in jeder W e is e kred it- und vertrau en sw ü rd ig sind.

D ie Verbindung m it solchen Häusern kann den deutschen W e rk en nur em pfohlen w erden . Englische und am erikanische W e r k e , die ihre Interessen seit Jahren durch japanische Einfuhrhäuser wahrnehm en lassen, haben ihre großartigen E rfo lg e zum großen T e il diesem Um stande zu ve rd an ken .*)

W en n die von m ir geschilderte B enachteiligung Deutschlands auch besteht, so haben w ir doch auf der anderen S eite gute Aussichten, unsere Stellung zu verbessern.

A ls sich Japan v o r e tw a 35 Jahren nach einem L eh rm eister für seine Industrie umsah und sich an England anschloß, w a r Deutschland für diese Stellu ng noch nicht reif. In der seither verflossenen Z eit hat unsere Industrie jedoch m ächtige Fortsch ritte gem acht und steht heute keiner anderen nach.

D as w issen auch die Japaner, die die E ntw ick lu n g unserer Industrie mehr v e rfo lg en , als w ir annehmen, und ein Japaner, der im W irtsch aftsleb en seiner H eim at eine bedeutende Stellung einnimmt, hat unsere E n tw icklu n g m it dem m achtvollen unaufhaltsamen V orw ärtssch reiten eines jugendlichen M annes v e r ­ glichen und als V orb ild hingestellt.

In An betracht dieser verän derten Stellung Deutschlands w ir d auch von Japan alles aufgeboten, um Deutschlands Errungenschaften und Erzeugnisse näher kennen zu lernen. S o sind denn auch heute m ehr japanische Tech niker in Deutschland als früher. Es w ird auch v o n jedem L e h r e r an der technischen Hochschule ve rlan gt, daß er v o r A n tritt seiner T ä tig k e it ein ige Jahre in Deutsch­

land g ew esen ist. Das ist zur B esserung der B eziehungen nur zu begrüßen, und es ist zu wünschen, daß deutsche Fabrikanten ein entsprechendes Ent­

gegenkom m en zeigen.

Japan rüstet sich zu einer W eltau sstellu n g im Jahre 1912 in T o k io , deren Bedeutung für die deutsche Industrie ich einer späteren B esprechung V o r­

behalten w ill. D er Zeitraum bis zur Eröffnung der Ausstellun g erscheint g era d e noch hinreichend, um den B oden vorzu b ereiten , dam it auf dieser selbst unsere Industrie durch den sichtbaren B e w e is deutscher Leistungen die Stellu ng erobert, die ihr zukommt.

* ) Im Interesse der deutschen Industrie ist es sehr zu begrüßen, daß die M itsui Bussan Kaisha, die in H am burg unter der F irm a M itsui & Co. ein Z w e ig ­ haus hat, ihr neuerdings A u fm erksam keit zuw endet. D ie H an delsgesellschaft M itsui hat im letzten Jahr einen U m satz v o n nahezu 500 M illion en M gehabt.

Zur Kennzeichnung dieses riesenhaften B etra g e s ist zu erw ähnen, daß der g e ­ sam te Außenhandel Japans im Jahre 1907 die H öhe v o n e tw a 1950 M illion en M erreic h t hat. Ü b er die Stellung dieser F irm a im japanischen W irtsch aftsleb en siehe die B roschüre des V e rfassers „D as Haus M itsu i“ . (N eu e L itera tu r S. 334.)

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DIE GRUNDLAGEN

DER NEUEREN ENTWICKLUNG DES RUHRBERGBAUES.

Von Dr. E. JÜNGST, Essen, Ruhr.

(Schluß von Seite 259.) lk

N eben der Änderung und Ausgestaltung der in Betracht kommenden R ech ts­

verhältnisse und der Verbesserung und Entw icklung des V erkehrsw esen s sind die F ortsch ritte der B erg - und Maschinentechnik ein w esentlicher H ebel für den Aufschw ung des Bergbaues. Die Dampfmaschine hatte schon 40 Jahre vo rh e r ihren Einzug gehalten, ehe es zum ersten M ale gelang, das Steinkohlen­

g eb irg e direkt von der O berfläche aus zu erreichen. Seitdem sind im S c h a c h t a b t e u f e n sehr große Fortsch ritte gem acht w orden. Einen v o ll­

ständigen Um schwung in der bisherigen Abteuftechnik rief der durch W illiam M u 1 v a n y 1855 auf den Zechen Sham rock und Hibernia eingeführte w a s s e r ­

d i c h t e S c h a c h t a u s b a u v erm ittels eiserner Tübbings h ervor, des­

gleichen das e tw a zu derselben Z eit aufkommende, bei starken Wasserzuflüssen allein E rfo lg bringende Schachtabbohren von K i n d - C h a u d r o n , neben dem in lockeren Schichten die Senkarbeit eine hohe Ausbildung erfahren hat.

Neuerdings hat auch das Schachtabteufen unter Anw endung des G e f r i e r ­ v e r f a h r e n s im R u h rrevier Eingang gefunden. Zum ersten M ale ist es im Jahre 1902 bei dem W etterschacht von P ro s p er I bis 22,5 m angewandt w orden. Seitdem sind w e ite r die Schächte I und II der G ew erksch aft Auguste V ik toria bis zur T e u fe von 140 und 146 m, die Schächte Baldur I und II der G ew erksch aft T r ie r (b is 138 m T e u fe) und ein Schacht der G ew erkschaft Deutscher K aiser (b is 175 m T e u fe ) m ittels des G efrierverfa h ren s abgeteuft w orden. Außerordentlich groß sind auch die Errungenschaften auf dem G e ­ biete der A u s - u n d V o r r i c h t u n g und eigentlichen A b b a u e s . Bei ]®;. der Aus- und Vorrichtung der Bausohlen w a r in früherer Z eit die M öglich keit

einer baldigen Einleitung des Abbaues in erster Lin ie ausschlaggebend. Die

¡gj^ mit den Hauptquerschlägen als erste aufgefahrene F lözreih e w u rde in der R e g e l auch als erste zum Abbau vorgerich tet. D er Verh ieb nahm am Haupt­

querschlage seinen Anfang und rückte von da nach den Feldesgrenzen vor, U w o b ei jedes F lö z seine eigen e Grundstrecke erhielt und gruppenw eiser A b ­

bau m ehrerer F lö ze eine Seltenheit w a r ; die besten F lö ze wurden vielfa ch zu ­ erst verhauen und dadurch der Abbau der übrigen erschw ert. Im G egensatz hierzu ist man seit längerem mehr und mehr dazu übergegangen, die Aus­

richtung neuer Sohlen frühzeitig in A n griff zu nehmen und planmäßig durch­

zuführen, den B etrieb nach rein technischen Gesichtspunkten, nach w e it voraus­

schauendem P lan e zu regeln. D er alte Pfeilerb au m it seiner Gefährdung der Erdoberfläche und damit auch der Vorflutverhältnisse, seiner durch den V erlust erheblicher Kohlenm engen bedingten U nw irtschaftlichkeit w eich t im mer mehr dem Abbau m ittels B e r g e v e r s a t z e s . D ie Anwendung von S c h r ä m - m a s c h i n e n , die nach und nach in Aufnahme kom mt — es m ag e tw a 1 vH der geförderten Kohle m ittels Schrämmaschinen gew onnen w erden — , bedeutet einen w eiteren Fortschritt auf dent G ebiete des Abbaus. D ie u n t e r ­ i r d i s c h e F ö r d e r u n g erfo lgte bis zur M itte des vergangenen Jahr- mj) hunderts ausschließlich durch M e n s c h e n k r a f t , die damals durch die

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P f e r d e f ö r d e r u n g ers etzt w urde. S eit e tw a 20 Jahren ist m it dieser die m a s c h i n e l l e S t r e c k e n f ö r d e r u n g in W e ttb e w e r b getreten , für die als T rieb m ittel Dampf, Preß lu ft und E lek trizität dienen. Auch die S c h a c h t f ö r d e r u n g hat im R uhrkohlenbergbau eine hohe Stufe der Ent­

w icklu n g erreicht, w o zu in erheblichem M aße die An w endu n g der D oppel- rörderung b eigetragen hat. D ieses F örd ersystem b ietet u. a. den V o rte il, mit demselben Schacht g leich zeitig von z w e i versch ieden en Sohlen fördern zu können. Das glänzen de B eispiel für die außerordentliche Leistu ngsfähigkeit der für D oppelförderu ng eingerichteten Schachtanlagen, das seit Jahren die Schäohte Sham rock IV und P ro sp e r II mit einer T ag esförd eru n g (in 2 Schichten) von 3400 bis 3500 t boten, hat zur F o lg e gehabt, daß dieses F ö rdersystem neuer­

dings stark in Aufnahm e gekom m en ist. H eu tzu tage leistet jed e Schachtanlage im R u hrbezirk das V ielfa ch e der G ew innung eines B e r g w e rk s v o r 50 Jahren.

Den Höchstleistungen der Gruben F riedrich W ilh elm und K ön igin Elisabeth von 80 000 t in 1854 stehen heute H öchstleistungen von über 1 M illion t gegen ­ über. D iese Zahlen illustrieren am besten die E ntw icklu n g zum G roßbetrieb.

G roße F ortsch ritte sind auch auf dem G eb iete der W a s s e r ­ h a l t u n g zu verzeichn en. A ls m it Entstehung der Tiefbau anlagen die ursprüngliche W asserhaltu ng m ittels Stollen nicht m ehr ausreichte, ging man dazu ü ber, die W a ss e r durch m eh rere, im S ch achte übereinander angeordnete Pum pensätze zu heben, w e lc h e durch die ve rm ittels T reträ d er oder G öp elgestä n ge übertragene A rb eit v o n M enschen oder P ferd en ihre B ew eg u n g erhielten. D ie Einführung der D am pfkraft in den B erg ­ w erk sb etrieb führte bald zur A n la ge der großen o b e r i r d i s c h e n D a m p f ­ w a s s e r h a l t u n g e n , neben denen in den 70er Jahren b ereits, in größerem Um fange jedoch erst seit 15 bis 20 Jahren, die je tzt allgem ein üblichen u n t e r ­ i r d i s c h e n W asserhaltungen Aufnahm e fanden. In diesem Zusammenhänge sei auch die V e r b e s s e r u n g d e r W e t t e r f ü h r u n g erw ähnt, die auf einer R eih e v o n Zechen eine erhebliche H erabdrückung der T em peratur erm öglich t und zusam m en m it der B e r i e s e l u n g und den Maßnahmen auf dem G eb iete des F e u e r s c h u t z e s , der F e u e r b e k ä m p f u n g und des R e t t u n g s w e s e n s die S ich erh eit der Grubenbaue und der darin B e ­ schäftigten w esen tlich gehoben hat. H ierfü r einige Zahlen.

Es kamen zu T o d e beim Steinkohlenbergbau im O b erb erg a m tsb ezirk Dortm und:

im Durchschnitt auf 1000 M ann der Jahre der B elegsch aft

1867— 1870 3,523

1871— 1880 3,389

1881— 1890 3,318

1891— 1900 2,726

1901 2,484

1902 2,144

1903 1,981

1904 2,050

1905 1,931

1901— 1905 2,112

1906 2,102

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