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Die Zukunft, 14. Mai, Jahrg. XVIII, Bd. 71, Nr 33.

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(1)

XVIlLJahrg. Berlin,den14.Mai1910. Ye.33.

W

Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt :

Seite Edward ...........................·..-205 Kugel-ohKarlerage und preis. VonGustav Ruhland ...—......222

Unxeigenkvon AuguftcHauschner,5akheim,Lux. Grabcin ....231

Dingen-d VonStefan Zweig .......·............234 Rvkhschilddämjneruag.VonTadon ..................235

Uachdruck verboten.

f

.

Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelne Nummer50Pf,

ges

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstraßesa.

1910.

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Verlin, den lit.Mai 1910.

- »du-V T

Edward.

HmJanuar1842fuhrFriedrichWilhelmder Vierte nachEng- käxszland. Erhatte, neunzehnMonate vorher, nichtnur der Königin Bictoria, sondern auchdemPrince Consort of Hermost gracious Majestyineinem miteigenerHand geschriebenen Brief angezeigt,daßerdenHohenzollernthron bestiegenhabe,durchdiese Artigkeit,derbaldandereZeichenhöflicherDevotion folgten,das HerzderjungenHerrscheringewonnen und,unter demEinfluß BunsensundHeinrichsvonVülow,inderkurzenZeitseinerNe- girungsichimmer alsBewunderer britischenWesensbewährt.

Warbendie größtenKontinentalmächtenicht,RußlandundFrank- reich,umEnglands Gunst? Mit demumbuhltenJnselvolkmußte Preußen, mußtederDeutsche Bund,indemFriedrich Wilhelm undseineLeuteeineMacht ersten Ranges sahen, sich auf guten Fußstellen.Das schien, nachBülows DenkschriftÜber die innere Lage Großbritaniens, auchgarnichtschwer.Robert Peel,der neue Premier, war schon wegen seinerFrommheitderMann des PreußenkönigsundalsPolitiker gewißkeinFeindderDeuts chen.

Auch Palmerstonwars,wennmanBÜlowhörte,niemals gewesen;

undLordAberdeen, sein Nachfolger,war alsAnhängerMetter- nichsdem berliner Hofbesonderswillkommen. DieseStimmung desHohenzollern verhießdenVriten ansehnlich-In Konjunktur- gewinn.DerKoburgerStockmar,der in derSchuledesLands- mannesLeopold erwachsenwarundnun anderThemsedasWetter

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206 DieZukunft.

machte, wußte,anwelcherStellederschwärmendeKönigzuPacken

war: auf seinenRathwurdeFriedrichWilhelmalsPathe zurTaufe desPrinzenAlbertEduard geladen.Zwarwarnte Metternichvor einergefährlichenErregungprotestantischerParteileidenschaftund auchderZarNikolairiethvonderReiseab,die zu einerVegegnung mitdembelgischenBlusenkönigoder einemderPrinzenvonFrank- reich führenkönne«DochFriedrichWilhelm ließ sichnicht halten.

ErfühltesichdurchdieGevatterschafthoch geehrtundwarvon der Unfehlbarkeit seiner Charmeurkunst so innigüberzeugt,daßer

Fährnissen nichtauswich,sondernsiesuchte.MitdenOrleans kam ernicht inVerührung; LeopoldvonBelgienabersaherschon auf derHinfahrtinOstendeundbesuchteihn,der densichlegitimdün- kelndenMonarchen nochalsUsurpatorund Kronräuber galt,dann inLaeken, pourletravailler. SeinerVeredsamkeitkonnte keinSterb- licher widerstehen;undwenn erdenKoburgereinpaarStunden bearbeitet hatte,war zwischenVelgienunddenNiederlanden ge- wißAlles inschönsterOrdnungundderbelgisch-luxemburgische GrenzverkehrimSinn desZollvereinsgeregelt.JnLondongings natürlichhoch her.Victoria trugbeidenTaufsesteneinArmband mit demBilde desPreußenkönigsundließ sichdieFreudenicht nehmen,denPathen ihres SöhnchensselbstmitdemHosenband- ordenzuschmücken.JnschwülstigenTrinksprüchenwurde dieun- verjährbareFreundschaftder beidenVormächtedesProtestantis- musgefeiert.BeiderEröffnungdesParlaments saßFriedrich Wilhelm,nurer, als demKönigshaus nah Verwandten zwischen derKöniginund denLords. JnderPauluskathedrale bewun- derte erdieAndacht anglikanischen Gottesdienstes,im Theaterdie sorgsame Jnszenirung shakespearischerLustspiele,inNewgate die kluge HumanitätderGefängnißeinrichtungErwar vonAllem, was ersah undhörte,entzückt;hinterließaber,trotzde1nerdieJn- stitutionendesJnselreichesmitüberschwingendem Pathos lobte, keinentiefenEindruck. JmOberhaussprachLordVroughamdie Hoffnung aus,derPreußewerde seinemVolk endlich gewähren, wasschon seinVaterverheißenhabe,undzeigen, daßeraus dem AnblickenglischerFreiheitzu lernenwisse. MancheZeitung(die londoner Pressewar nochnicht so straff disziplinirt,wiesiesheute ist) schalt ihneinen Spion,HeuchlerundNarren. DiePolitiker ließensichvondemGlanzeseinerRhetoriknichtblenden;diefreund-

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Edmard. 207

lichsten Beurtheilersaheninihm,wiespäterTreitschke,nur »den größtenalljener geistreichenDilettanten,andenendievielgestaltige moderne Kultur soreich ist;aufkeinem derunzähligenGebiete des geistigenLebens,diesein ruheloser Geistzuumfassen strebte, zeigt ersichwahrhaftmächtig,wahrhaftschöpserisch,am Wenigstenin seinempolitischenBeruf.«DieReisebliebohneErtrag.Diephän- tastischen PlänedesGasteswurden höflich,aberkühlangehörtund Stockmar selbst,deranzweiHöfen dochdieKunstderVerstellung gelernt hatte,konntedenSchreckkaumverbergen,als derKönig ihmeinesTageserklärte,Belgien(der ausPreuszens Antrag1830 alsneutral anerkannte Staat) müsseindenDeutschenVundein- treten. FriedrichWilhelmmerkteaberstetsnur,wasseinemSelbst-- gefühl schmeicheln konnte,undbliebfestüberzeugt,dieReise nach England habederprotestantischenund derdeutschen Sachewe-

sentlichenNutzengebrachLNicht einenAugenblick dachteerdaran, mitdenErgebnissenbritischer Erbweisheit seinVolkzubeglücken.

DochVictoria undAlbertsollten erfahren,wiestarkdieStimmung derlondoner Tageinseinem Herzen nachklang.Cornelius mußte fürdasPathenkindeinenSchild zeichnen,derdann inSilber aus- geführtwurde. Jnder Mitte einChristuskopf,darunter die Dar- stellungderevangelischen Sakramente,amRande derchristliche König, der,inMuschelmantelundPilgerhut,in einem vom ge- fesseltenHöllengeistdesDampses vorwärtsgetriebenen,voneinem Engel gelenkten Schiffübers Meer fährtundanderAngelnküste vonSankt Georg,WellingtonunddemPrinz-Gemahl erwartet wird; auchdiePortraits Alexanders vonHumboldt(miteinem Oelzweiginderhand),Natzmers undStolbergs waren, dichtne- benJesu Einzug inJerusalem, aufdemSchildrand zusehen·Die britischenHöflingelächeltenleis,dieradikalenWhigs lachtenlaut überdieses wunderlicheSymbol.DenunstetenSinn desKönigs aberplagtekeinZweifel.Wieder wars einenstaatsmännischenund psychologischenTalenten einwichtiger Sieggelungen.

DerirrlichtelirendeKönig,derKonsequenzdieelendestealler Tugendenzunennen pflegte, ist auchdenVriten nicht langetreu geblieben;inderZeitdesKrimkrieges ärgerteersie,dieihn frei- lichschlechtgenugbehandelt hatten, durch seine deutlich wahrnehm- bareHoffnung aufRußlandsSiegNoch vierzethahre nachder Taufreiseaber,alsendlich,allzuspät,diePsychosedesredseligen

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208 DieZukunft.

Monarchenerkannt worden war(deralsjungerRegent oft schon, mitblitzendem Auge, gerufen hatte:»Ichmußreden; esläßtmir keineRuhe!«), noch1856übermannte inFrankfurtHerrn Ottovon BismarckdieWuth, wenn ervonderAnglomaniedespreußischen Hofessprach. SeinUrtheil überEnglandwar, wiefastimmerübcr Dinge,dieseinGenieblick nicht nahundlangegesehen hatte,von beinahebonapartischerUngerechtigkeit D’Jsraelischien ihmda- malsnureinjüdischerDialektikervomNange Stahls,die gerühmte Erbweisheit derBriten seitderReformbill von 1832,diedas Wahlrecht erweiterthatte,für immerverloren; ermerkte nicht,daß nur dieFassadeeinBischen verändert,dasoligarchische Wesen auchunter Pictoria abererhaltenwar,undmeinte,derBulle sei zwarnoch stark,,,wisse aber, seit ihm derNasenring derOligarchie abgenommen ist, nicht mehr,woerhinstößt.«AlsMinister hater dieUnklugheit dieses Porurtheils dann bereuen gelernt. Richtig war und blieb aber,was eran Gerlachschrieb,derihn gefragt hatte,wieerüber die,,englische Heirath«desPrinzenFriedrich Wilhelm denke,dieinNußlandargverstimme: »DieHeirathmag ganz gut sein;dasEnglischedaringefälltmirnicht. FürstlicheHei- rathengeben imAllgemeinendemHause,aus welchemdieBraut kommt, Einflußindemanderen,inwelches sie tritt; nichtumge- kehrt.Das istum so mehrderFall,wenn das Vaterland derFrau mächtigerund inseinem Nationalgefühlentwickelter istalsdas ihresMannes. Bei uns wirdbritischerEinflußinderstupiden Bewunderung desDeutschen Michels fürLords undGuineen, inderAnglomanievonKammern,Zeitungen, Sportsmen,Land- wirthenundGerichtspräsidentendenfruchtbarstenBoden finden.

JederBerliner fühlt sichjetzt schon gehoben,wenn einenglischer Jockeyihnanredet undihm Gelegenheit giebt,theQueen’senglish zuradebrechen;wiewirdDas erst werden,wenn dieerste Frau imLandeineEngländerin ist! Jch wünschtejedenfalls, daßun- sere BewerbungzurHeirath etwasspätererfolgte,nachdem Eng-»

landGelegenheitgehabt hätte,dievielenNoheiten,die es inPresse, Parlament undnamentlichin derDiplomatiegegen uns verübt hat,wieder inVergessenheitzubringen.EinPrivatmann würde nichtdie Stirn haben,in einemHaus,woerso unwürdig behan- deltworden ist, ohneWeiteres um dieTochteranzuhalten-«Diese Stimmung war indenKöpfender bestenPreußen entstanden,

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Edward." 209 während FriedrichWilhelmmitdemschüchternenEifereines ar- men,oft gedemüthigtenVerwandten um Vritanias Gunstwarb.

-)(-

DerChristenschild,dessenSkizzePeterCornelius mitten in derNiesenarbeit anseinenKartons entwerfen mußte,hingindem ZimmerdesKnäbleins,demsechzigJahredanachinWestminster die KronedesKönigsundKaisers aufsHauptgesetztwardFromm hatder Anblickden kleinenAlbertEduard nicht gemacht.Die Ko- burger ließenden liebenGottimmer einengutenMann sein.Und derFürstvonWales wareinechterKoburger. SeinVater war Leopolds Neffe, seine welfischeMutter dieTochterderLuisevon Koburg,diedemFürsten vonLeiningen vermähltwar.Demschönen Prince Consort,derehereinLehreralseinVater gewesenzusein scheint,mißlangderVersuch,mit seinesWesensStempel denSohn zuprägen.Gar zulangweiligkorrekt;zuwenigimStilaltenglischer LustigkeitxPünktlichwurden imElternhaus ehrbareKiissegetauscht, PünktlichdieStaatsgeschäfte erledigtundpünktlich,wie eineBill nachWestminster,kam derKlapperstorchindenVuckingham-Pa- last. Zu so kleinbürgerlichwohlanständigerLebensart (Cleopold undseine Töchter bewiesen,- daß sie nichtzumkoburgischenErbe gehört)"hatteBickys Aeltesterkeinen Blutstropfen in sich.Der wollte diesüßenWonnen einesKronprinzendaseinsausschlürfen, als arbiter elegantiarumimWeltreichderMode anerkannt sein undalleLustbunterAbenteuerlichkeitgenießen,dieseitHeinzens tollenTageneinem Britendauphin ziemt.Sankt Georg,Sankt Wellingtonund SanktAlbert konnten ihniiichtverleiten,Trübsal zublasen.LehrzeitfürdenHerrscherberuf?«Unsi11n!Derconstj- tutionel cantherrscht:unddenSchattenköniglerntselbstder Un- begabteschnellspielen. Amusirenwollte ersich;liebteNouletteund Karten, herbenSektundpfiffige Mädchennochimmer mitaller Zärtlichkeit,als erSirJohnmehr schonalsdemPrinzenvon Eastcheap ähnelte;alsseineAugenschon,dieFischaugender Mut- ter,Glaskugelngleich,ingeräumigen Schädelhöhlen lagenund

dernervus facialisunter Fettpolsternzuschlummern schien.Wir

hörtenihnleben.HörtenvonseinengalantenHändeln,seinenKar- tentischgeschichten,seinem VerkehrmitfleckigenSpekulanten,die, somußteman glauben,nur aufgoldenerLeiterzusolcherHöhege- klettertseinkonnten. DerTürkenhirsch,der vomPariserJockeyklub

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210 Die Zukunft-

abgelehntworden war(und,umsichfürdieschwarzen Kugelnzu rächen,dasKlubhaus gekauftunddieJockeys obdachlos gemacht hatte),war so oft sein Gast, daßLabouchereschreiben konnte,in Marlborough House gebeeskein Diner ohneParfajt auHirsch.

JahrzehntewährtediesesgeräuschvolleLeben,dessenEchobis in denGerichtssaal hineinhallte. Meistwar Paris oder Monte Earlo derSchauplatz.Dawar lePrincede0a11e8,denjedesKindkannte, jedesJüngferchenwieeinenOger anschmachtete,inseinemEle- ment;dabestimmteerdieMode,lancirte Weiber undPferde, schienzumEntzückenverruchtundkroch,wenn ihndieLust juckte, indieschmierigstenSpelunken.Nichtfromm undsäuberlich;doch wenigstenskeinHeuchlenUndistsetwaleicht, solangeKronprinz zusein?Jm HausVictorias, die denSohnvonallenStaatsge- schäftenabsperrt,thatlosdesvielleichtnoch fernenTageszuharren, derzuschöpferischerArbeit ruft? Allmählichwurde auchdieser Modernonarch, dessenBitalitätallenStürmen getrotzthatte,müde; so trägundmors ch,daßerdieMühe scheute,denanEuropensfein- stenKrippen gehätscheltenLeib ausderFetthüllezuschälen.Wozu sichnoch anstrengen? Mama überlebt uns Alle. Riennevaplus.

Wenn diePolster weggeschafft sind, erwacht aufdemGrab des Vermögensam EndegardieBegierde. DieSchürzenjagd hatte seinemNufnieernstlich geschadet;dasGeldbedürfnißdesknapp gehaltenen Thronerben brachte ihn spät noch,alsderMutter die letzteSonne schien,inschlimmesLicht.Woersichsehen ließ,schrien heisereWuthstimmenihm nach,erhabeinGoldshares spekuli1·t, mitNhodes, Milner,Beitdas Vaalwasser getrübt,anderVor- bereitungdesJamesonRajdmitgewirktunddurch seinen Eingriff dieUntersuchung derMächlereienzurPosseerniedert. Wahroder falsch:bequemwar esnicht,unter derLast solcherAnschuldigung aufdenThrondesReicheszusteigen,das einenzähenVauern- stammnichtniederzuzwingenvermochte.DendickenHerrnschreckte dasGeraun nicht;ärgerten mehrdieSpötter, dietuschelten, ersei madeinGermany.Das konntegefährlichwerden. Flink also fort mit demVatersnamen, derandenkleinen deutschen Prinzener- innert. Eduard: beidiesemNamen denkt der VritedesKönigsaus derVaronetkriegszeit,der dieVerwaltung organisirte,dieMagna charta bestätigteunddas FürstenthumWales demAngelngesetz unterwarf. Als Eduard derSiebente wurde derBaccaratprinz amAltargesalbtUnddieAppendizitiswarbihmmitleidigeHerzen.

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Ediva1·d. 211

UeberseinerWiege hing derGlaubensbekennerschild des ber- linerGevatters JndenKrönungstuhl,aufdemKönigEdward desPriesters wartete,ward der Stein eingefügt,an denJakobdie Stirn lehnte,alserdiegenHimmel führendeLeitersah. Einfrom- mes Gemüthmag wähnen, aufdemvonsolchen Reliquienum- hegtenLebenruhesegnenddieHanddesHerrn. NüchterneNa- tionalistenwerden sagen,derUmgangmitGeschäftsleuten habe denKronPrinzen dieKunst gelehrt, gute Geschäftezumachen.Ei- nerlei.Hans Lüderlich istein tüchtigerKönig geworden.Jmersten JahrseinerNegirung schienernur imehrwürdigenPlunderprunk mittelalterlichenHofceremonialszuleben; saßinseinem Palast, studirteKostümwerkeundsuchtein alten HofchronikendieMög- lichkeitneuen Mummenschanzes Das warnichtdumm (diedic- torianischeAera hatte derSchaulustnur kargeNahrunggeboten), währteabernicht lange.DaszweiteJahr brachtedieUnterjochung derVurenrepubliken, denwerthvollsten Erfolg,derdemverwöhn- tenBritenreich seitderEroberung Indiens beschiedenwar. Und dann sorgteEduard fürseinLandwieeinGroßkaufmannfürseine Firma;erstrebteunderlangte Verbindungen, dieLohn verheißen, nütztedieSchwächenoderThorheiten derKonkurrenten aus und lösteEngagements, vondenennichts mehr zuhoffenwar. Manche Vriten fanden,erregirezuviel,treibeeinePersönlichePolitik,die hartanAbsolutismus grenze,und braucheeinenJunius,derihm sagt, daßdieVerfassung Englands Könignnr schützt,wenn er ihren Geist nicht verletzt.Jeder Koburgerstandeinmal vor dieser Gefahr«DaßEduards Wulstfinger behutsamdieDrähte lenkten, warfrüh schonzuspüren. Doch hat nicht auchdie alteQueen still ihre Fädenüber Europahingesponnen und,mochteVeaconsfield, GladstoneoderSalisburyihralsMinister vorgesetztsein,mehrPo- litikgemacht,als aufdemFestlandedieHarmlosen ahnten?Eng- land-ließsichsgefallen,weil esVortheildavonhatte,undwirdsichs, trotzderLegende, Magnacharta seiinGroßbritanien mächtigerals dermächtigsteMann, auchferner gefallen lassen, so langeder Reichsprofitdadurchnichtgeschmälertwird.UnterEduardwardie Bilanz so gutwiejeindenfettstenJahren desJnsulargeschäftes EgyptenundSüdafrika gesichert.JtalienamVugsirtau.Eingün- stiger Vertrag mitPortugalabgeschlossen. JnAsiendererwachsen- denGroßmachtverbündetDer StreitumNeufnndland geschlichtet.

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2 l 2 Die Zukunft.

Diezuverlässige,zqufern bereiteTreuederKolonien imBurcn- krieg bewährt. Ruszland ohnebritischen Schwertstreich aufein Menschenalterhinaus geschwächt.FürJndiennichtszufürchten.

DeutschlandinEuropa isolirt(derDreibundspuk ängstetnurKin- der),inAfrika, dichtneben englischenNiederlassungen,die inun- geftörtemFrieden gedeihen, Jahre langzuschwerem Kampfge- zwungen, inOstasienwegendesKreuzzugesunddesPachtver- tragesvonMißtrauenumlauert. Und das fürdenAugenblick Wichtigste:die eniente cordiale mitFrankreich,die, sobaldden Briten solcheErweiterung nützlichschien,zurVerständigungmit Rußland führenkonnte. Wie lange ists her, seit aufden Boule- vards dieMenge denaltenKrüger umjauchzte,inallenbeuglants vonMontmartre diegreiseLiqueurköniginundderarme Tommy gelästertwurden? Jm Jahr1905verbrüderten inPortsmouth französischesichenglischenSeeleuten undinderCity las, zwischen Guirlandenund Trikoloren,derWanderer dieHuldigung:Gloire å la France! So,nachdemfeinsteandustriesystem,machtman Ge- schäfte.Still,nachsorgsamerDisposition,mitklugerAusnützung fremderFehler,ohne ungeduldigeHast,ohnesäumigdieKonjunktur zuverpassen;sosteigertman denWerth einerFirma undweckt in Konkurrenten dadurchdeannsch nacheinemPool, einerJnter- essengemeins chaft,einemVündniß.Eduard hat ziemlich wüstgelebt, aberinParis,New York,LondonundMonte Mancheskennenge- lernt,was korrekterePrinzenniesahen. Vergebens, sathoethe,

»bemühenwiruns,denCharaktereines Menschenzuschildern; man stelle dagegen seineHandlungen,seineThaten zusammen:

undeinVild seinesCharakters wirduns entgegentreten.«Seine Thatenzeugen fürEduard. TrotzdemerausVudapest abreiste, ohnedenSpielpartnern diehoheGuldenfchuldzubezahlen,trotz- demervorherund nachher mancherNana sachkundigbeimTricot- wechselhalfundnochindenneunzigerJahrennur ein vieuxmar- cheu1·schien,hatersichalsgescheitenKaufmann entpuppt.

MitDeutschland wollteersicherin Friedenleben.Sohneines Sachsenprinzen, PathenkindeinesKönigs, SchwagereinesKron- prinzenvon Preußen,dereinstdie Krone derDeutschenKaiser tragensollte:warum alsoZwist?DieDeutschensindnette Leute.

DerberlinerHochadelnimmts nichteinmal übel,wenn die Kron- prinzessinaufHofbällen fürdenBruder fälligeSpielschuldenein-

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Edward. 213

kasfirt. Besonders liebenswürdigundehrerbietig istderNeffe Wilhelm. Ganz entzückt,wenn erinEowes nicht distanzirt wird, denAdmiralsrock bekommt oderimPiraeus unter derFlagge desGeschwaderchefseinStündchenderVritenflottevoranfahren darf.Zwarhat fein verheißenderZurufdieVuren indasWag- nißdesKriegesgetrieben;docherhatdenFehlerbald bitterbe- reut,Krügers Besuch abgelehntundallesErdenkliche gethan,um Englandzuversöhnen.EinVischenhitzig isterjanochzvonrast- loser Betriebsamkeitz möchtezeigen, daßerinallen Gebieten menschlichenWollensheimisch ist, aufjedemSattel zureiten,die Widerspenstigen schnellzubezaubernversteht.JungesKoburger- blut. Mit derZeitwird aucherwohl ruhiger.Und schließlich brauchtman dieDeutschen:wirds einmal ernst,dann deckensie Englands wehrlose Flanke. Das war die Absicht.Wie kam es nun, daß schoninEduards viertem Regirungjahr dieWarme- ämterinBerlin undLondon dieWeisung erhielten, füreinen nahen KriegzwischenDeutschlandundGroßbritanienzurüsten?

-)(-

DieHoffnung,mitSchiffsgeschützeneinen lästigenKonkur- renten ausdemWegzuräumen,hättedenKaufmannsgeiftEdu- ards gewiß nicht leicht umgarnt. TrotzdemdieGelegenheitso günstigwar, wiezweiJahrevorher nochkeinVrite siezu träumen wagte. NußlandohneFlotte,ohnejedeMöglichkeit,demDeutschen Reich gegen Englandwirksamzuhelfen, ohnedie innere Kraft, die zueinemAngriffaufdievonKitcheners Kriegstechnikergenie geschirmte indische Grenze nöthigwäre. Frankreich,die zur See zweitftärkfteMacht,demJnselvolk befreundet, für denFall eines britisch-deutschen Krieges sicher sogarverbündet. AnZahlund

an Qualität derGefechtseinheiten ist Englands Flotte unserer heute noch so.überlegen,daßwirdenKampf nichtwagen könnten, auchwenn wirunsereKolonien bessergeschütztwüßten.Einfür Jndustrie,TechnikundHandel ungewöhnlichbegabtes, fleißiges, aufreichemVodenlebendes undbilligarbeitendesVolkvon sechzig MillionenMenschenist auf dieLänge abernichtdadurch uns chäd- lichzumachen, daßman ihm seine Schiffezusammenschießtoder in dieLuft fliegen läßt.Das fieht jeder Großkaufmann ein;und keinerwürde feinGeld ineinso kurzsichtigesGeschäftstecken.

Konkurrenz iftzuertragen;unerträglichnur steteGeschäftsstörung.

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2121 DieZukunft.

UndEduardfand,daßDeutschlandihmseinGeschäftstöre.Deutsch- land? EigentlichthatsderDeutscheKaiser-Die derselbenFamilie Angehörigenkritisireneinander seltenmitdemGleichmuthdes kiihlenRichters Der Onkelärgerte sichüberdenNeffen,derSohn über den Enkel desKoburgerszunddieWorte,diehinundher- slogen,klangenDem,dersieauffing,nicht gerademild. Was will dennouerlliam ?WelchePläne birgterinseinerSeele? Daßwir uns zugünstigenVedingungenmitdenFranzosenverständigtha- ben,kanner,dersauchlängstthun möchte,uns dochnichtverargen.

Seitdem aber, seitdieentente cordjale ansLichtkam,ister schlechtauf unszusprechen;undwirhattenanGuirlanden undKränzen fiir ihn dochnichtgespart.NewdeparturePGehtsjetztwieder ostwärts?

WirbtderunzärtlicheVerwandteimDunkelderMohammedaner- welt,inWashington,indenskandinavischen Königreichenwider unsBundesgenossen?SollFrankreichmitWaffengewaltnieder- geworfenoderdurchdeutliche Drohunggezwungen werden,uns denRücken zukehren?Niemand weißes;ausjedemBotschafter- bureaukommteine andere Versio11.KeinTagohneUeberraschung- GesterneinefastkriegerischklingendeRede, heute einunerwarteter Besuch,morgen vielleichteineFriedensverkündung Luj,toujours lus.Das fällt aufdie Nerven. Noch fehltalldendialektischen SpielendiePointe, denWorten nochimmer dieThat.Sollman sieaberinmüßigerNuheerwarten? Wernichtzuberechnenver- - mag,wie morgen der Markt aussehen, welcheWaare angeboten undwelcheverlangtwerden wird,kannkeinersprießlichesGeschäft machen. Deutschland braucht fruchtbaresLandundbaut Schiffe, um es zu erobern;wahrscheinlichvonuns, mitamerikanischer, französischeroderrussischerHilfeMitsolchenMöglichkeitenkann man sichabfinden;nur dürfen nichtimmer neue auftauchen, darf esnicht dahin kommen, daßdieFurchtvorjähemWetterwechsel jede bedächtigeVorsorge lähmtundderStaatsgeschäftsmann früh undspätvorJmprovisationen zittern muß,dieseinem Planendie Grundmauer derTatsachenzerbröckeln.Wars nichteinPreußi- scherOfsizier, der,vor fast hundert Jahren,gegen die Willkür- herrschaftdesKorsen sichmitdemSchlachtruferhob,lieberals endloser Schrecken müssedemTapfereneinEnde mitSchrecken sein?Soungefähr hatEduard gesprochen, geschrieben;und leider in allenZonendesaltenErdtheiles Gehör gefunden-

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