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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg. 6, Nr 16

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Academic year: 2022

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\ WOCHENSCHRIFT Dg ARCHITEKTEN-VEREINSiMBERLI

HERflUSGECEBEN 122 VEREINE

$ E rsch ein t Sonnabends u. M ittw ochs. — B ezu g sp reis halbjährl. 4 Mark, postfrei 5,30 Mark, einzelne Numm ern v o n gew öhn. U m fan ge 30 Pf., stärk ere en tsp r, teu rer $

^ D er A n zeigen p reis für die ig e s p a lt e n e P e titz e iie b e tr ä g t 50 Pf., für B eh ö rd en -A n zeig en und für F am ilien - A nzeigen 30 Pf. — N achlaß auf ’W iederholungen ^

N u m m e r 16 Berlin, Sonnabend den 22. April 1911 VI. Jahrgang

Z u b ezie h en d u rc h alle B u c h h a n d lu n g e n , P o stä m te r u nd die G e sc h ä ftsste lle C a r l H e y m a n n s V e r l a g in B erlin W .8 , M au erstr. 43.44

A l l o R e c h t e V o r b e h a lt e n

Technik und Sozialpolitik

V o r t r a g des S t a d t r a t s P r o f e s s o r Dr. Stein zu F r a n k f u r t a. M., g e h a l t e n am 7., 9. u n d 10. M ä r z 1911 im V o r t r a g s k u r s u s ü b e r - w i r t s c h a f t l i c h e F r a g e n mitgeteilt von Regierungsbaumeister B. Hoffmann

P ro fesso r K raft m u te t in seinem W e rk e „Das System der te c h ­ nischen A rb e it“ dem T echniker die L ösung der sozialen A rb eit zu und tr a u t sie ihm auch zu. Denn u n te r allen B erufsklassen höherer g e is tig e r P o ten z sei der T echniker der einzige M ittler zwischen A rbeitern und U nternehm ern bzw. dem S taat.

D as W o r t „T echnik“ bedeutet, ganz allgem ein genomm en, das V erfahren bei irgendeiner A rb eit, m it dem Ziel der bew ußten Ge­

sta ltu n g der M aterie. Die Technik will, m ethodisch arbeitend, den rech ten W e g finden, das Zweckm äßige suchen. In der M ethode is t sie eng verbunden m it der N aturw issenschaft, n ich t abor etw a so, als ob sie die dienende Magd dieser w äre oder u m gekehrt; vielm ehr streb en beide, sich gegenseitig fördernd, verschiedenen Zwecken zu. Die N aturw issenschaft will forschen, die Technik aufbauen oder verändern.

A ehnlich is t das V erh ältn is zwischen Sozialw issenschaft und Sozialpolitik. E rste re will forschen, le tz te re verändorn.

Engverbnnden m it der Technik is t die Oekonomik. Man su ch t bei beiden zu z i e l e n , hier m echanisch, d o rt ökonomisch. U eberflüssige U ebergänge sollen au sgeschaltet w erden. D er oberste G rundsatz is t es, den höchsten E rfolg m it den geringsten M itteln zu erreichen.

Im nachstehenden soll die U n tersu ch u n g auf die gewerbliche Technik und ihren Einfluß auf soziale V erh ältn isse beschränkt, bei d er Technik aber n ich t n u r ih r m echanischer T eil, sondern auch die organisatorischen E lem ente b erü ck sich tig t w erden. Denn der eigen­

artig e A ufbau des m odernen G roßbetriebs is t nicht m inder technisch in te re ssie rt als das W u n d er der A rbeitsm aschinen. Die W issen sch aft der O rganisation w ird als solche zu rzeit e rs t begründet. K lar erkennbar sind die großen system atischen G ru n d sätze, daß durch Ordnung, A rbeitszerlegnng und A rbeitszusam m enfassung das geschlossene U n te r­

nehm en en tsteh t.

K arl Marx erblickte in den P rodu k tiv k räften den prim ärsten F a k to r der w irtschaftlichen, politischen und sozialen Entw icklung. Die Technik aber is t ihm das revolutionierende und grundlegende E lem ent der E ntw icklung.

Som hart, der das Schöpferische im K apital sucht, g elan g t zu dem eigentlich nichtssagenden Schlüsse, daß alle K u ltu r von der Technik b estim m t sei.

D em gegenüber is t festzustellen, daß die Technik n ich t an und für sich das P rim äre ist. Denn vom S ystem des geschlossenen Hausfleißes bis zur M anufakturperiode vollzogen sich Jah rta u se n d e hindurch ge­

w altige politische und soziale V eränderungen, ohne daß die Technik sich w esentlich änderte. A llein bedeutungsvoll und in teressan t is t es zu verfolgen, wann und u n te r w elchen B edingungen sie das B estim ­ m ende oder das B estim m to gew esen ist.

I. D er Zusam m enhang zw ischen T echnik und Sozialpolitik ergibt sich aus ih re r V erbindung in der W irtsch aft.

D as Ziel der T echnik is t der Effekt.

Das Ziel der W irtsch a ft is t der Erfolg.

Das Ziel der Sozialpolitik is t die ausgeglichene K raft der G esell­

schaft und n ich t wie nach A n sich t vieler das G lück und das B ehagen der M ehrzahl.

Die M enschen sind n ich t für G lück und Genuß geboren, sondern um sich die W e lt u n te rta n zu m achen. Also muß auch etw as E n e r­

giehaftes im Ziel der Sozialpolitik liegen.

Bei dem m ethodischen Streben, zweckm äßig zu verfahren, h a t es sich als nötig h erausgestollt, den B etrieb z w a n g l ä u f i g , rasch und exakt einzurichten. D as R otationsprinzip h a t die H errschaft gowonnen.

R euleaux faßte dies e in st in A bänderung des alten „A lles fließt“ in die W o rte „A lles r o llt“. So will es die Technik, so die Oekonomik.

Die Sozialpolitik indessen is t von einer ausschließlich zweckbestim m enden M ethode noch w eit en tfern t; das Sentim entale, das Gefühl sp ielt noch eine große Rollo.

E inige soziale Einzelw irkungen technischer N euerungen sind leicht zu verfolgen, wie das A utom obil das H errentum der reichen L eu te g e ­ ste ig e rt hat, wie das F ah rrad den A rb eiter unabhängiger m acht von der A rb e itsste lle , wie anderseits die H offnungen au f S tärk u n g des K lein­

gew erbes durch E inführung der K leinm otoren sich nicht e rfü llt haben.

Tiefer eingreifend aber ist, daß das ganze Leben rasch er und voller gew orden ist. Die G onußm ittel verbreiten sich allgemein. Neue Ideen gew innen schnell ihre A nhänger. N a c h r i c h t e n , wie der S turz des K önigs Manuel, sind sofort überall bekannt. D er Boden selb st is t ertragreicher gew orden. In den deutschen L anden, die früher nicht Raum fü r 24 Millionen M enschen boten, finden ie tz t 64 Millionen N ah­

ru n g u n d A rbeit.

Die älteren Oekonomen und T echniker sahen zu n äch st n u r die w underw irkende K raft der Technik, so noch U re und B abbage in ih rer Nationalökonom ie den technischen F o rts c h ritt als den W o h ltä te r der M enschheit. Die V olksw irtschaft w ird wie ein Fabrikbetrieb aufge­

faß t zu r E rzielung eines m öglichst hohen N ationalprofits. S elbst 1 8 stü n d ig e A rb eitszeit der Jug en d lich en w ird als angenehm geschil­

d e rt und gegen die E inschränkung der K inderarbeit gesprochen.

A risto teles h a tte gem eint, daß die Sklaverei ein E nde haben w ürde, wenn die W eberschiffchen von selbst gingen. U nd Marx z itie rt den H ym nus eines griechischen D ichters auf die E rfindung der W asserm ühle: „S chonet die m ahlende H and, ih r M ägde, — la ß t uns der Gaben arbeitslos uns freuen, welche die G öttin uns schenkt.“

D ie erw artete E n tla stu n g der einzelnon durch dio F o rtsc h ritte der Technik von der A rbeitsm ühe is t n ich t eingetreten. W ohl aber führte dio M aschinentechnik stä rk ste soziale U m w älzungen herbei.

D er w irtschaftliche F o rts c h ritt w urde in der U ebergangszeit m it Leib und Loben der U nteren b ezahlt genau wie in den Kämpfen von R evolutionen und K riegen. In der englischen T extilindustrie ver­

drängten nach E inführung der M aschinen die ungelernten A rb e ite r und F rau en die kunstgeübton M änner. U nternehm er von K onquistatoren- n a tu r n u tz te n das verm ehrte A ngebot zum rücksichtslosen Lohndruck aus. J e d e technische E rfindung w urde von den A rbeitern als persön­

liche Schädigung em pfunden und zeitw eise im A ufruhr bekäm pft.

Vom früheren patriarchalischen B etrieb des H andw erks u n te r­

sch eid et sich der Fabrikbotrieb vor allem d ad u rch , daß die M aschine das A rbeitstem po angibt. D er A rb eiter kann die H ände gar nicht z e it­

weise ruhen lassen, e r is t zur intensiven A rb eitsleistu n g gezw ungen.

A ns einem vollen M enschen wird e r zum R ädchen in der großen B etriebs­

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S i Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 22. April 1911 maschine, zu der das w issenschaftlich durchdachte System der B e­

triebsorganisation den B etriebsm echanism us g e sta lte t hat. D er G roß­

betrieb wird eine technische N otw endigkeit. A uch bei kaufm ännischen B etrieben wird das gleiche Prinzip der A rbeitszerlegung und Z u­

sam m enfassung angew endet. W ährend der kleine M eister womöglich den ganzen B etrieb versieht, w ird im G roßbetrieb alles zum Spozialfach, auch das schöpferische L eiten, das Erfinden, das U nternehm en. Alles wird fachm ännisch aufgeteilt und verteilt. Einige zw ar gehen durch m ehrere oder alle F ächer hindurch, die m eisten bleiben in einem Fache.

Eine V erzögerung dieser Entw icklung t r i t t ein durch die V erbin­

dung der W erk e zu K artellen und Syndikaten. D er W ettbew erb, der A nlaß zu technischen V erbesserungen, w ird eingoschritnkt. E in sozialistisches Prinzip kom m t zu r G eltung. Dio w irtschaftlich Schw ächeren genießen in einer solchen organischen P eriode des W irtschaftslebens vertraglichen Schutz. Doch das A usreifen der Technik in solchen Z eiten b rin g t ein inneres M om ent zum Sprengen der K artelle h erv o r, dio z u e rs t eine H ilfe, dann eine L a s t sind.

E ino E ntw icklung vom K artell zum T ru st m it dom V erdrängen w eniger ren tab ler W e rk e s te h t wohl auch in D eutschland bevor.

2. D er Zusam m enhang zwischon Technik und den O rganisationen des w irtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens.

In allen L ändern is t durch die moderne w irtschaftliche E ntw icklung die A rbeiterschaft entw urzelt worden. Die Dorfschaft, die sie früher bei der A rb eit und bei der F e ie r umschloß, is t verlassen. D er Mensch bedarf aber von N atu r des A nschlusses an andere. D urch die M aschinen­

arbeit, das A ufeinanderangew iesensein im G roßbetrieb sind die sozial tiefer stehenden M a s s e n an D isziplin gew öhnt und in A rbeitervereinen w ird dor soziale Gedanke der D isziplin und S o lid arität zum einigenden, den ganzen M enschen beherrschenden Prinzip entw ickelt. E s bedarf n u r eines A nstoßes von außen, um die M asse zum B ew ußtsein ih rer K raft zu fuhren. D ieser A nstoß fand sich in der politischen B e tä ti­

gung. Sie, die sozial T iefstehenden, erfüllte dor G edanke: „ Ih r seid die T rä g e r der komm enden W e lt“ zunächst m it überhitztem S elb st­

vertrauen, das ähnlich den chiliastischen B estrebungen des M ittelalters, das tau sen d jäh rig e Reich, den Z u k u n ftsstaat in n äc h ste r N ähe träu m te.

In früheren Jah rh u n d e rte n w ären ähnliche R egungen allein schon an dem F ehlen der V erkehrsm öglichkeiten g esc h e ite rt J e t z t fü h rten die technischen und w irtschaftlichen Z eitum stände sie m it N otw endigkeit zur E n tfaltu n g zum G roßbetrieb, und zw ar sowohl in der P a rte i, in der G ew erkschaft, wie in der G enossenschaft. E ine geheim e Gegon- regiorung gegen R egierung und In d u strie entstand. A ls typische G liederung kann b e tra c h te t w erden, daß u n te r der obersten O rganisation, dem Roichsverbande, dio G auverbände, u n te r diesen w ieder die lokalen V ereine stehen, und daß diese w ieder V ertrauensm änner in den einzelnen W e rk s tä tte n unterhalten. So sind die M assen straff zen tralisiert worden, um die höchste S to ß k raft zu entfalten. Beispielsw eise sind von den M etallarbeitern allein 400 000 in einem V erbände vereinigt m it einem großen teils besoldeten, teils unbesoldeten B eam tenheer.

Die R essortentw icklung t r i t t auch hier ein. Mit w achsender B ureau- k ratie w achsen auch die zentralistischen T endenzen bei diesem demo­

k ratischen Gebilde. W e n n auch einzelne dies als inneren W iderspruch empfinden, so m üssen sie sich doch unterw erfen.

Auch das P arteip rin zip der Sozialdem okratie is t allm ählich im m er undem okratischer gew orden. D ie O rganisation, die dem U nternehm er das R ocht des H errn im H ause b estreitet, m uß es im eignen H ause a u frech t erhalten. D ie V erantw ortlichkeit, veranlaßt durch das W achsen der M assen und M ittel, tre ib t die M acht dem Z entralvorstand z u , der allein das V erh ältn is von M acht und M itteln überschaut und die Zwecke kennt. E in V erbandsleiter aber, der diplom atisch gew andt ist, kann jede G eneralversam m lung nach seinem W illen lenken. Dies is t n u r eine F rag e der G eschicklichkeit. A uch is t es G rundsatz gew orden, H e rr im H ause zu bleiben den k o nkurrierenden V ereinen gegenüber. A rb eits­

kämpfe w erden j e t z t aus eignen M itteln ausgefochten, ohne die Hilfe von andren G ew erkschaften, von G ew erkschaftskartellen in A nspruch zu nehmen. S treik s m üssen heute nüchtern, ü b erleg t und vorbereitet w erden.

D er Z entralvorstand lä ß t durch die Z ahlstellen S tatistik en anfertigen, in denen Zahl und U m fang der zu zahlenden U n te rstü tzu n g e n , L ebens­

m ittelpreise usw. genau vorher festgelegt werden. Dio Technik, stark differenzierend, fü h rt z u r F re ih e it d er Persönlichkeit, gegenüber der sozialen G ebundenheit der B ureaukratie. Die A rbeiterschaft is t daher keinesw egs uniform , sondern im m er stä rk e r sozial differenziert. So­

lange aber die A ngriffsstim m ung vorw iegt, h a t die D ifferenzierung keine M acht gegen das S olidaritätsgefühl. S p ä te r kann, w ird dies anders w erden. In O esterreich z. B. h a t sich das N ationalitätsgefühl als m ächtiger erw iesen wie die S o lid arität auf sozialer G rundlage. In den Sitzungen dieser V erbände spielen übrigens die eigentlichen Kam pfes­

vorbereitungen gegenüber d er F ürsorge für w irtschaftlich Schw ache der Z eit nach eine u n tergeordnete Rolle. In ih re r A llta g stä tig k e it gleichen sie m ehr einer A rm enpflegeorganisation, als einer K am pfesorganisation.

Die fühlbare M acht dieser K am pforganisationen fü h rt zu G egen­

bildungen auf der U nternehm ersoite. V erbindungen, die m e ist m it rein w irtschaftlichen Zwecken begonnen h atten, w urden allm ählich zu bew ußten K am pfesorganisationen ausgebaut. D er W e g zum straff zentralisierten G roßbetrieb w ar hier schw ieriger, weil die w irtschaftlichen In teressen verschiedener sind (K rupp und kleine H andw erksm eister).

A nderseits sind die U nternehm er gew ohnt, großbetrieblich zu denken und R isikopräm ien zu zahlen. D ie so entstandenen V erbände organisierten

zu erst den A rbeitsnachw eis aus betrieblichen G ründen zugleich als ein M ittel gegen K ontraktbruch und zwecklosen A rbeitsw echsel. Das le tz t­

genannte Ziel h a t zunächst einen rein technischen und organisatorischen G rund, denn zwischen der H äufigkeit des A rbeitsw echsels und der A nzahl und Schw ere der B etriebsunfälle bestehen direk t B eziehungen.

Das beliebte K am pfm ittel der A ussp erru n g h a t zu einem Teil technische G ründe. Die ganze M aschine muß Stillstehen, weil ein Teil ausge­

sch altet is t. H äufig aber lie g t auch n u r ein soziales Prinzip zugrunde:

dio K assen der A rbeiterorganisationen sollen geschw ächt werden.

A uch eine V ersicherung gegen den S treik is t eingeführt, um den K am pf zu isolieren. Die b estreik ten U nternehm er w erden von den ändern u n te rstü tz t. — Die Bergbau-, M etall-, T extil- und H olzindu­

striellen sind besonders sta rk organisiert.

Die T echniker nun, von denen die V ersöhnung dieser wider- streiten d en In teressen erhofft w ird, m üssen vielfach den D ruck von beiden Soiten aushalten. Schm oller glaubte einst, daß m it dem R ück­

gang des Standes der K leinm eister die M ittelstufen der sozialen S tu fen ­ leiter ausbrächen. W enn aber auch das K leinm eistertum durch das A nw achsen der In d u strie und der freien Berufe an sozialer B edeu­

tu n g verliert, so tre te n dafür neue Schichten ein, ein n eu er M ittel­

stand, der an Zahl prozentual schneller w ächst wie das U n tern eh m er­

und A rbeitertum , der S tand der technischen und kaufm ännischen A n­

gestellten. D er Einfluß dieses S tandes w ird dadurch g e stä rk t, daß die staatlichen und kom m unalen B eam ten m it ihm vielfach gleiche In teressen haben. E in B eam tenstaatsw esen bildet sich heraus. U eber eine Million A ngestellte w irken in V erbänden geschlossen dafür, daß das bestehende B eam tenrecht einheitlich festgelegt und daß noch w eitere R echte hinzuerw orben w erden. Denn s te ts bleiben alte und v eraltete R ech ts­

sätze und G ew ohnheiten länger bestehen, obwohl sich inzw ischen die U nterlagen g eän d ert haben. So fehlt für das E rfin d errech t der A n­

gestellten eine R egelung, die sich besonders dann schw ierig g estaltet, wenn die E rfindungen im A nschlüsse an die gem einschaftlichen A r­

beiten der im E rfinderressort vereinigten A n g estellten erfolgen.

3. Die R ückw irkung der Sozialpolitik auf dio Technik (A rbeiter­

schutz, U nfallverhütung und Gewerbehygieno). E s lieg t im eignen In teresse des U nternehm ers, W o h lfah rt zu treiben. Owen in England empfahl daher bereits vor einem J a h rh u n d e rt Fabrikw ohlfahrtspflege n ich t aus sozialer G esinnung, sondern aus kaufm ännischen G ründen.

G ut g en äh rte A rbeiter leisten m ehr, zufriedene A rb eiter bilden einen F abrikstam m . Daß der M ensch der k o stb arste und w ertvollste Produktionsfaktor ist, dieser Gedanke w ird in U ebergangszeiten bei W irtschaftskäm pfen am leichtesten verkannt. Die persönlichen Fäden zwischen A rb eiter und U nternehm er zerreißen, und es sind die großen Tragödien des G roßbetriebs, wenn in ihnen die patriarchalischen V erhältnisse in harten, e rb itte rte n und verb ittern d en Käm pfen in das m oderne A rbeitsverhältnis sich um bilden. In U ebergangszeiten ge­

w innen rücksichtslos h a rte N aturen auf beiden S eiten die Führung.

D er S ta a t m ußte regelnd eingreifen schon aus m ilitärischen G rün­

den, um kräftige R ek ru ten zu erhalten. Die G ew erbeordnung p ro ­ k lam ierte den G rundsatz, daß der U nternehm er seinen B etrieb so oin- rich ten müsse, daß Leben, G esundheit und S ittlich k eit der A rbeiter g ew ahrt bleibt. D aher w urde die F abrikaufsicht ein g efü h rt, weg­

w eisend, strafend und technisch w ie organisatorisch ratgebend. Das U nfallversicherungsgesetz m it dem Zusam m enschluß der U nternehm er in B erufsgenossenschaften w irkte noch k räftig e r infolge des finanziellen In teresses. D ie U ntern eh m er paß ten gegenseitig auf, weil sie m it­

bezahlen m üssen. E s w urden M aschinen gefordert, die durch ihren B au selbst die M öglichkeit eines Unfalls ausschließen. Die S ch u tz­

vorrichtungen m üssen ihnen innerlich k o n stru k tiv angehören, w ährend sie früher m anchm al so unpraktisch angeflickt waren, daß sie beim In b etrieb setzen au sg esch altet w erden m ußten. D ieses F o rtsch reiten der Technik h a t auch gü n stig gew irkt. W ie n ötig es war, zeigte ein H inw eis auf die Opfer des Schlachtfeldes der In d u strie. Von 1885 bis 1908 w urden 97 000 M enschen g e tö te t

und 24 000 „ dauernd erw erbsunfähig

„ 486 000 „ toilw eise „

„ 394 000 „ zeitw eise ,

so daß insgesam t fast eine Million M enschen zu Schaden kam . An E ntschädigungen w urde 1 1 3 3 000 000 M. ausgezahlt. Bis 1907 nahm en die Unfälle an Z ahl zu. S e it 1901 aber nim m t bereits die Zahl der schw eren U nfälle ab. Bei dem landw irtschaftlichen B etriebsw esen in ­ dessen is t noch im m er ein absolutes und relatives Zunehm en der U n ­ fälle zu verzeichnen.

D er Blick der T echniker muß sich e rs t eingewöhnen, seine tech ­ nischen P läne in ihren w irtschaftlichen und sozialen F olgen zu über­

sehen. W er baupolizeiliche V orschriften entw irft, m uß an die in M ietskasernen aufwachsende J u g e n d denken. W e r U nfallverhütungs­

vorschriften und -m aßnahm en ersinnt, muß sich die G ew ohnheiten der A rb eiter gegenw ärtig halten. S elbst zu häufiges H inw eisen auf die G efahr kann schädlich wirken, weil die dadurch hervorgerufene A ngst

j und N ervosität w ieder zur G efährdung führt. A n d erseits verm ehrt die intensivere A rbeitsw eise, zu w elcher 'die größere B eschleunigung der m aschinellen T ä tig k e it und der O rganisation fü h rt, die U nfallm öglich-

! keiten. D as E instellen der ungew ohnten A rbeiter, ebenso wie die G e­

w öhnung an die Nähe der G efahr führen die S teig eru n g der U nfälle herbei. Deswegen liegen in der V erbesserung der technischen M aß­

nahm en die besten G egenm aßregeln.

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Nr. 16. VI. Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

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Die Gewerbehygiene is t noch in den A nfängen, darum voll von U obertreibungen. E s w ird zu viel geglaubt und teils zu günstig, teils zu ungünstig geu rteilt. D ie Zahl der gew erblichen G ifte is t ins W eite g esteig ert. Die Einsichtigen bemühen sich um Schutzm aßregeln:

Es w erden eigene F ab rik ärzte als H ygieniker a n g e ste llt; aber erst wenn es g elin g t die G ew erbekrankheiten u n te r gleiches R ech t wie die U nfälle zu setzen, w ürden die N ichteinsichtigen w egen dos finan­

ziellen In teresses zu r Abhilfe gezw ungen werden künnen.

Das In s titu t für Gowerbohygieno in F ra n k fu rt a. M. is t für A r­

beiten auf diesem G ebiete g eg rü n d et worden. W ünschensw ert wäre os, wronn von don neuen F o rschungsinstituten der K aiser-W ilhclm - StiftuDg auch sozial praktische Ziele e rs tre b t w ürden und sowohl arbeitshygienische als auch arboitsphysiologische F ragen bearbeitet w ürden. Boi alledem han d elt es sich w eniger um kostspielige E in ­ richtungen, als um einsichtige L e ite r und B etriebsbeam te, die den A rb eitern n ich t m indere A ufm erksam keit zuw enden als der In sta n d ­ h altung und V ervollkom m nung der Maschinen. E in Beispiel soll dies zeigen: Schon län g st w ar es aufgefallen, daß eine B leihütto in dem R egierungsbezirk W iesbaden, tro tzd em sie sehr einfach eingerichtet war, fast vollständig von B leikrankheiten frei war, w ährend andere g u t eingerichtete H ü tte n hohe K rankenziffern aufwiesen. Des R ätsels L ösung brachte das P reisausschreiben über die V erh ü tu n g der B leierkrankungen, in welchem des H ü tte n le ite rs dieser H ü tte , des vor kurzem verstorbenen Richard M üllers W e rk „U obor B loigefahr in den H ü tten b etrieb en “ die beste L eistu n g war. E r h a tte durch einfache technische M aßnahm en den gefährlichen B leirauch g a r n ich t in die A rbeitsräum e dringen lassen, j

er h a tte sich um jed en A rb eiter persönlich geküm m ert und denjenigen, die g efährdet schienen, andere A rb eit zugew iesen. So is t dies ein Beispiel dafür, daß der Sinn w ichtiger is t als der Aufwand.

4. Technische und m enschliche A rb eit in der m odernen U n te r­

nehm ung, Technik und Lohnform und A rb eitsin ten sität. Die Höhe des L ohnes is t ein soziales E lem ent, die Form des L ohnes ein tech ­ nisches und betriebsorganisatorisches. F ü r den K leinbetrieb w ar der Zeitlohn das natürliche. D er M eister gab durch persönliche G egen­

w art das A rbeitsm aß und das A rbeitstem po an. D er norm alen D urch­

sch n ittsleistu n g en tsp rich t der norm ale D urchschnittslohn. D er größere oder geringere Fleiß des einzelnen h a t n u r geringen Einfluß auf die Höhe des Lohnes. D er U nternehm er kann seine S elbstkosten nicht genau berechnen und is t deshalb in U nkenntnis der Schw ächen und der S tärk en seines B etriebes.

Beim M aschinenbetrieb muß sich der U nternehm er über die E inzelleistung k lar sein. Die A rbeitsteilung b rin g t Ordnung. H ier­

durch e rs t w ird eine genaue S elbstkostenberechnung erm öglicht. V or Subm issionen kann der U ntern eh m er m it seinen A rbeitern akkordieren.

W ie eine M aschine n ich t um g estellt w erden darf, soll sie ihren N utzen n ich t verlieren, so m uß im G roßbetrieb auch die m enschliche A rb eit m öglichst gleichm äßig, in stetigem G ang vollziehen. W enn im K lein­

betrieb ein S chustergeselle bum m elte, so w urden ein P a a r Stiefel einen T ag sp ä te r fertig. V e rsa g t ein A rb eiter in der Schuhfabrik, so bleiben H underte von Stiefeln, die durch seine H ände gehen m üssen, liegen oder sie w erden durch falsche B ehandlung zerstö rt, selb st die M aschine kann Schaden leiden. Die V erantw ortlichkeit des einzelnen is t also gestiegen. H ierdurch wird eine v e rs tä rk te A ufsicht nötig, welche entw eder von außen au sg eü b t w erden kann, oder von innen: durch In teressieren am Erfolg. H ierin lie g t der V orzug des A kkordlohns und der Präm ien. D er Z eitlohn muß bestehen bleiben bei w echselnder B eschäftigung. A uch g ib t es Z w ischenstufen zwischen A kkordlohn und Zeitlohn. E s is t möglich, den V orarbeitern und W erk m eistern allein Präm ien zu geben. Schon is t es sow eit gekomm en, diesen ein Sechstel ihres Einkom m ens fest, den R est für quantitativ und qualitativ höhere L eistung, sowie für E rsparnis an R ohm aterial, K ohlen, Schm ieröl und dergleichen zu zahlen. D er V ersuch, den A kkordlohn allein den M eistern zu geben, führte zur E rb itte ru n g der A rbeiter, w elche ange­

trieben w urden, ohne selb st V orteile aus der M ehrleistung zu empfangen.

D er A kkordlohn m acht die A ufsicht fast entbehrlich. Die A uf­

sichtsbeam ten w erden für andere Zwecke frei. E r h a t die Tendenz, die A rb eitsleistu n g auf die höchste Stufe zu bringen und dadurch die A rbeitsfähigkeit zu steig ern ; denn technisch b etrachtet, is t der Mensch diejenige M aschine, die hinzulernen kann. Die P ro d u k tiv k raft eines Landes h än g t n ich t w eniger als von den B odenschätzen von der menschlichen K raft in der höchsten S tufe ih re r L eistungsfähigkeit ab.

E in A rb e ite r kann auf Erfindungen kommen, durch die er be­

quem er arbeiten kann. B ietet sich ihm die M öglichkeit, dies finanziell auszunutzen, so h a t sein A rbeitgeber wie auch die V olksw irtschaft den V orteil, b ietet sie sich ihm nicht, so bleibt es bei dem bequem eren A rbeiten dos einen Mannes.

D er A rb eiter muß darauf rechnen können, daß er don V orteil seiner Mühe voll genießt. S o n st schränkt er seine T agesleistung bald ein. E s künnen aber auch F e h le r in der S chätzung unterlaufen sein, so daß die M ehrleistung n ich t auf den V erd ien st des A rbeiters be­

ru h t, sondern auf der W irk sam k e it der M aschine oder ähnlichen G ründen. In diesem F alle h a t der U nternehm er ein R echt auf H erab­

setzung der A kkordsätze.

U m F e h le r in der S chätzung n ich t so seh r zu Buche schlagen zu lassen, sind P räm iensystem e zusam m engestellt worden. Bei dom H alslyschen w ird dem A rb eiter, der das fü r einen A rb eitstag g e ­ schätzte A rbeitspensum in g erin g erer Z eit erledigt hat, die H älfte der ersparten Z eit bezahlt, beim Rowanschen System w ird der S tu n d en ­ lohn der- g eleisteten A rb eitszeit im V erh ältn is zw ischen ersp arter Z eit und A rb eitstag erhöht. D as letztere System is t für den A rb eiter günstiger, solange er n ich t w eniger als die H älfte der geschätzten A rb eitszeit verbraucht hat.

A uf alle F älle aber m uß darauf gehalten w erden, daß dauernde A kkordverträge geschaffen w erden. Man rü ttle n ich t an den verein­

b arten P reisen, bis technische N euheiten Vorkommen; das is t aber nur bei einem g u ten K alkulationsbureau m öglich, w elches statistisch fest­

g estellte T atsachen berücksichtigen kann. D er E rfolg zeig t sich w irt­

schaftlich sehr günstig. Die L ohnkosten beim Bau eines K reuzers bei Danzig b etrugen im Ja h re 1903 bei Zusicherung ungeschm älerter A kkorde nur 104 M. für dio Tonne gegen 327 M. bei einer ähnlichen A ufgabe im J a h r e 1901. D er V erd ien st der A rb eiter stieg gleich­

z eitig um 110 u/o.

E nglische Sozialisten sahen im A kkordlohn ein günstiges P rinzip, einen U ebergang zur K ollektivproduktion. Im allgem einen aber zeigt das W o rt: „A kkordlohn is t M ordlohn“ die StimmuDg der A rb eiter­

schaft. Denn das A rbeitsquantum sei der G esundheit schädlich und benachteilige die K ollegen, weil die N orm alforderung w ächst. Die G ew erkschaftsorganisationen sind noch aus dem G runde dagegen, weil die E rhöhung des S tundenlohns die einfache K am pfforderung ist.

D er G edanke, der hierin lieg t, is t sogar einm al ausgesprochen w orden:

„U nser In te re ss e m uß os sein, da unsere A rb eitsk raft die einzige W a re is t, die w ir an den M arkt bringen können, fü r m öglichst hohen Lohn, m öglichst w enig zu leisten .“ Die so denken, handeln tö rich t, sowohl als Produzenten wie als K onsum enten; als Produzenten, weil die W ettb ew erb sfäh ig k eit auf dem W e ltm ä rk te zu sinken d ro h t; als K onsum enten, w eil die K aufkraft des erw orbenen G eldes herabgesetzt w erden w ürde. D enn der ß e z a h le r des L ohnes is t n ich t der U n ter­

nehm er, dieser le g t ihn bloß aus. B ezahler des L ohnes is t der K on­

sum ent. N ur die noch herrschende K am pfesstellung bew irkt es, daß der U n tern eh m er ausschließlich als Feind b e tra c h te t w ird, während er tatsächlich auch F u n k tio n är der G esellschaft ist. Daß also auch Interessengem einschaft besteht, w ird w ohl auch noch e rk an n t werden.

Noch vor 150 J a h re n h errsch te die M einung, daß ein geringerer Lohn die L eu te zu größerem F leiße anhalte. S elbst in den siebziger J a h re n v e rtra t ein preußischer M inister noch einen ähnlichen S tan d ­ pu n k t bezüglich der B ergarbeiter. E s m uß ja zugegeben w erden, daß die A rb eiter w ährend der U ebergangsperioden m it dem erhöhten Lohn und der F re iz e it zu n äch st n ich t selten nichts V ernünftiges anzufangen w issen; bald aber ze ig t sich der intensive V orteil. A nderseits w ird die In d u strie gezw ungen, an den teueren A rbeitslöhnen zu sparen und tech­

nische F o rtsc h ritte anzustreben. D ies fü h rt w ieder erfahrungsgem äß zur S teig eru n g der A rbeitsgelegenheit. So sind Technik, W irtsch a ft und Sozialpolitik auf die D auer eng verbunden. Die Schäden der Ueber- gangszeiten können durch K en n tn is der Folgen der einzelnen M aß­

nahm en v errin g ert w erden. D as gem einsam e Z iel der Technik und Sozialpolitik is t es, die höchste Spannung der V olksenergie zu e r­

reichen. W ie L essin g das S treben nach der W a h rh e it höher sch ätzt als den B esitz derselben, so is t auch die E nergie des R eichtum s- erw erbens für ein V olk w ichtiger als der R eichtum selbst.

D arum : F abricare necesse est, non vivere; aber: D er Mensch bleibt M ensch, und ihn m enschlich zu behandeln, is t w irtschaftlich vorteilhaft.

Das Denkmal auf der Elisenhöho, Bingerbrück

E in Eichen- und B uchenhain auf der E lisenhöhe wird das A n ­ denken an den großen Mann am w ürdigsten auf die N achw elt hinüber- tragen. K eine T heaterkulisse irgendw elcher F orm , in K onkurrenz m it dem N iederw alddenkm al und den B urgen auf den B erghöhen am Rhein.

K ein W erk , das e n tleh n t der V orgeschichte, von den Pyram iden A egyptens bis hin zu der L edererschen architektonischen P lastik, welche dem Seefahrer an der E lbe sich tru tz ig en tg eg e n stellt — soll das V orbild des D enkmals für den Schöpfer des R eiches sein.

E in heiliger H ain, den gärtnerische K u n st aus so alten Bäumen, ids sie es verm ag, is t auf dem Hochland der E lisenhöhe zu schaffen, der durchblitzt von Sonnenstrahlen den besinnlichen W an d erer dort oben aufnim m t, still ihn auf einfachen W aldw egen le ite t und in die rechte

Stim m ung senkt, der G ro ß taten des einzigen M annes zu gedenken.

Die W aldw oge, geschm ückt m it Zeichen der V erehrung, m it R u h e­

bänken bestellt, sollen hinleiten gegen den Rhein, zu einer w under­

vollen Blum enwiese, an w elcher das größere D enkmal g e se tz t ist, Bism arck als Schöpfer des D eutschen Reiches.

E ine W and, die ein goldenes B ildw erk, goldleuchtend und ab­

g e tö n t in der Farbenw irkung, tr ä g t, is t baulich einfach g eg lied ert und von blühendem Pflanzenschm uck um rahm t.

Bism arck, m ächtig h erv o rtreten d , s tre n g hinausblickend in die F erne, g eleh n t, den P allasch zu r B ru s t erhoben, an einen ihm zu r S eite stehenden Sessel, den K aiser W ilhelm inne h a t, der hinw eist auf W olkengebilde, die von der anderen Seite h er über das Land heranzieben, und das huldigende deutsche V olk darstellen.

19*

(4)

86 W ochenschrift des A rchiteklen-Y ereins zu Berlin Sonnabend, 22. April 1911

Das R elief is t hoch genug angebracht. D aru n ter ein vielstrahliger, k räftig er B runnenausguß, dessen W asserfälle w eiter durch die Blum en der W iese ström end, am A bhang der H öhe h in u n ter in den R hein fällt.

Am B runnenrand sitz t, dem B ism arckbild entgegen, eine deutsche, dem arbeitenden V olke entnom m ene Fam ilie. D er V a te r aufrecht, ein K erndeutscher, schaut grüßend, die H and hebend, auf den Bism arck da droben. Die M u tter len k t den B lick eines jü n g eren K indes hinauf zum Bild. D er ältere Sohn, ein k räftig e r Jü n g lin g , lä ß t sinnend die

W asserstrah len durch die F inger gleiten, m it der anderen H and die R echte des V aters suchend.

E ine M auer m it schönen T orbögen schließt den H ain vom G elände ab, um das Feierliche des O rtes zu erhöhen. Der F estp latz is t tie fe r auf einer T errasse geordnot. Treppenanlagen führon vom R heinufer auf die Höhe.

Möge der B aukünstler verzichten, an dieser Stolle seine K u n st zu zeigen. Sie erzäh lt auf der E lisenhöhe nichts von unserem Bism arck.

Prof. A. T ie d e

Wirklicher Geheimer Oberftnanzrat Gustav Lacomi

Am 9. F eb ru ar d. J . entschlief sanft an einem N ierenleiden, nach kaum einjähriger Ruhe nach anstrengender T ä tig k e it, der W irkliche G e­

heim e O berfinanzrat SDr.*£jng. G ustav Lacomi im 61. Lebensjahre.

Lacom i w ar geborener B erliner und seit dem Ja h re 1878 M itglied des A rc h ite k te n -V e r­

eins. E r h a tte in B erlin das Bauingenieurfach stu d ie rt und sich dem Eisenbahnbau zugew endet, in dem er als B auführer und R egierungsbau­

m eister tä tig war. A ls E isenbahnbau- und Bo- triebsinspektor übernahm er in B erlin das Be­

trieb sd ezern at des B etriobsam ts B e rlin -A n h a lt und zeichnete sich h ier durch seinen Fleiß und geschickte V erw ertung seiner technischen K ennt­

nisse im V erw altungsdienst aus.

D er F inanzm inister M iquel, w elcher eine größere S parsam keit bei den B auten und tech ­ nischen A ngelegenheiten der ändern M inisterien für erw ünscht hielt, berief Lacomi als geeigneten Fachm ann in das Finanzm inisterium , um im Sinne des M inisters diese G esichtspunkte bei den V er­

handlungen m it den übrigen R esso rts, g e s tü tz t auf seine technischen K enntnisse, zu vertreten .

Lacomi h a t sich dieser schw ierigen Aufgabe m it g rö ß ter Sachkenntnis und G ew issenhaftig­

k e it u nterzogen und sich die A nerkenntnis und das V ertrau en der M inister M iquel und R hein­

baben erw orben, wie durch zahlreiche A u s­

zeichnungen und V orleihung des K ronenordens II. K lasse m it dom S te rn und des E h ren d o k to rs der Technischen H ochschule zu A achen zum A usdruck kam. Lacom i verband m it großem V erständnis die F äh ig k eit, seine technischen K enntnisse im V erw altu n g sd ien st zur vollen W irk u n g zu bringen; er w ar u n v erh eiratet, aber allen seinen F reu n d en und B ekaunten ein steto r H elfer und Förderer, der jed en Dank zurückw ies und seine H ilfe ste ts als etwas S elbstverständliches b etrach tete.

Seinem W unscho gem äß h a t die U eber- führung der Leiche nach L eipzig zur V er­

brennung ohne B egleitung und L eichenzug stattgefunden.

Die K ränze der Kollegen des F in an z­

m inisterium s bedeckten seine irdischen R este.

B a s s e l

Baudirektor K. J. C. Zimmermann

E in e r der w enigen Zeugen aus fernen Z eiten baukünstlerischen Schaffens, B au d irek to r a. D. Zim m erm ann, is t am Sonnabend, den 18. März, in W andsbek nach kurzem L eiden entschlafen, der über 50 Ja h re dem V erein als M itglied an g eh ö rt hat.

K arl Jo h an n C hristian Zim m erm ann w urde am 8. N ovem ber 1831 in E lbing geboren, be­

suchte d o rt das Gymnasium und bezog 1851 die B auakadem ie Berlin. Nach m it A uszeichnung bestandener B auführerprüfung und nach vier­

jä h rig e r prak tisch er T ä tig k e it und teilw eise gleichzeitigem Studium auf der Bauakadem ie w urde ihm 1860 bei dem Schinkelw ettbew erb auf dem G ebiete des H ochbaues der erste P reis n eb st R eisepräm ie zuteil und ein J a h r später errang er die gleiche A uszeichnung auf dem Gebiete des W asserbaues. So in wohl einzig­

a rtig e r W eise ausgezeichnet und durch eine längere Studienreise durch D eutschland, F ra n k ­ reich und Italien an W issen bereichert, übernahm er im Ja h re 1864 die L eitu n g des Stadtbauam ts in B reslau, die er ach t J a h re lang ausübte.

Im J a h re 1872 w urde er an die Spitze des staatlichen H ochbauw esens der F reien und H an sestad t H am burg berufen. D ie gew altige E ntw icklung der ersten H an d elsstad t D eutsch­

lands se it dieser Z eit ste llte ihm eine ste ts w achsende F ü lle bedeutsam er und eigenartiger

A ufgaben, die fast alle G ebiete des öffentlichen H ochbauw esens be­

trafen. U nd diese A ufgaben, für die zum T eil e rs t n o ch neue Typen zu entw ickeln w aren, h a t er u n te r klarem E rfassen und strenger D urchführung der praktischen F orderungen erfü llt und B auw erke g e ­ schaffen, deren Raum organism us in vieler B eziehung vorbildlich wurde.

Aus dem Bericht des Preisgerichtes

Entwurf: „Nur 36 V .U . Straflenland und 12,14 ha Parkflächen“.

D ie A rbeit is t ein T eilentw urf und b esteh t aus einer B ebauungs­

skizze für den w estlichen T eil des Tem pelhofer F eld es. Die Skizze zeig t manche Schönheiten, aber Blöcke von ungew öhnlich g ro ß er Tiefe m it H intor- oder Innengebäuden sowie geräum igen In n en g ärten , die offenbar zur gem einsam en B enutzung der U m w ohner bestim m t sind. j Die V erkehrslinien sind unzureichend. Von N orden feh lt z. B. eine | ausreichende durchgehende V erbindung. Die vom V e rfa sse r beabsich- ■ tig te W e iterfü h ru n g der südw estlichen D iagonalstraße w ürde nach L age der örtlichen V erhältnisse n ich t ausführbar sein. W enn, wie der V erfasser angibt, für S traß en m it Einschluß des P arklandes n u r

W en n er auch n u r in den früheren W erk en seiner ham burgischen T ä tig k e it als K ü n stler von feinem V erständnis für vornehm e W irk u n g und wohlabgewogene V erh ältn isse sich b etätig te, so zeigte er doch später, als er m it dem W achsen der A m tsgeschäfce sich in eigner P erson künstlerischem Schaffen nicht m ehr w idm ete, ein volles V erständnis für die neueren Ström ungen k ü n stlerisch er B etätigung.

Die B ürde des A m tes h a tte B audirektor Zim m erm ann n ich t abgehalten, seine K raft in den D ienst der A llgem einheit zu stellen. A cht J a h r e lang bekleidete er das A m t des V or­

sitzenden im H am burgischen A rch itek ten - und Ingenieurverein, der seiner hohen W ertsch ätzu n g für den verdienstvollen L e ite r in der E rnennung zum E hrenm itglied A usdruck gab. A uch der H am burgische K unstverein v ertrau te ihm, der durch un au sg esetzte kunstgeschichtliche Studien und durch seine w eit über den D ilettantism us hinausgehende B etätig u n g als A quarellm aler sich auch über den Rahm en des A rchitekturschaffens ein feines V erständnis für die ändern G ebiete der K u n st angeeignet h atte, w ährend vieler Ja h re das A m t des V orsitzenden an. So stand er bis zum 77. L ebensjahre im Schaffen des Lebens, in

• seltenem Maße ausgezeichnet durch eine glänzende B egabung und reiche praktische E rfahrung, hoch- g esch ätzt von den Fachgenossen, v e re h rt als w ohl­

wollender, gerechter V o rg esetzter, geliebt von der ihn ganz verstehenden G attin, an deren Seite er noch drei J a h re in stille r Z urückgezogenheit sein reiches Innenleben leben konnte. Nun is t er geschieden. Die E rin n eru n g an den seltenen Mann von um fassender Bildung und vor­

nehm er G esinnung wird bleiben. E r b e

über den Wettbewerb Groß-Berlin

V erfasser: A rch itek t H e r m a n n J a n s e n zu B erlin — A ngekauft - 3 6 % des Geländes verw endet sind, so folgt daraus allerdings noch n icht, daß 64 % für die B ebauung gew onnen w erden, da wohl die Innengärten noch davon in A bzug zu bringen sind, w odurch eine V erm inderung des Baulandes auf etw a 5 8 % ein treten würdo. Und selbst diese m äßige A usnutzung is t erkauft durch A nordnung zahl­

reicher Innenhäuser, welche keine unm ittelbare Z ufahrt von der öffentlichen S traß e besitzen und deshalb vom w irtschaftlichen S tan d ­ punkte m inderw ertig sind. D agegen verdient der Gedanke, im A n­

schlüsse an den V iktoriapark eine Grünfläche durch das ganze Gelände zu ziehen, besondere A nerkennung.

F ü r die S ch riftleitu n g vera n tw o rtlich : B au rat M. G u t h in B erlin 'W. 57, B ü low str. 35

C arl H eym anna V erlag in B erlin W. 8, M auerstr. 43/44 — G edruckt bei J u liu s S itten feld , H ofbuchdrncker., B erlin W. 8, Maueratr. 43'44 Nr. 16

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