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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg 7, Nr 16

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Academic year: 2022

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HERflUSGECEBEN ^ V E R E I N E

i E r s c h e in t S o n n a b en d s n. M ittw o ch s. — B e z n g s p r e ls b a lb jä h rl. 4 M ark, p o stfr e i 6,30 M ark, e in z e ln e N u m m ern v o n g e w ö h n . U m fa n g e 30 Pf., stä r k e r e e n ts p r . teu r e r t

| D er A n z e ig e n p r e is fü r d ie 4 g e s p a lt e n e P e t it z e lle b c tr ltg t 60 P f., fllr B e h ö r d e n -A n z e ig e n und fü r F a m ilie n - A n z e ig e n 30 P f. — N a c h la ß a u f W ie d e rh o lu n g e n ! |

A :... - T - — ^ ♦

N u m m e r 16 Berlin, S on n ab en d den 20. April 19 12 V I I . Jahrgang

Zu b e z ie h e n durch a lle B u ch h a n d lu n g en , P ostäm ter und die G e s c h ä ftsste lle C a r l H e y m a n n s V e r l a g in B erlin W .8, M auerstraße 43.44

A lle R e c h t e V o r b e h a lt e n

Eine Studienreise nach Italien, Griechenland und Konstantinopel1)

ausgeführt vom 8. März 1909 bis 9. November 1910 vom Regierungsbaumeister B r u n o I v u h l o w in Beelitz (Mark) W enn ich im folgenden dom W unsche der S ch riftleitu n g

nachkom m e, als T e x t zu der A u sste llu n g m einer Z eichnungen über Ziele und E rfolge m einer S tudienreise zu berichten, so g esch ieh t das m it der A bsich t, den H erren, denen die W a n d er­

ja h re noch bevorstehen, einige nü tzlich e A n regungen zu geben und m it der Hoffnung, die vielen ändern, dio b ereits in Skizzen- biiehern und N otizheften ih re E rn te eingesam m olt haben, zu veranlassen, m öglichst viel aus ih re r G e iste sw e rk sta tt den Kollegen zu N utz und From m en im V erein m itzuteilen.

D er Zw eck der R eise w ar für mich ein rein k ü n stlerisc h er.

D as S tudium der T echnik und die B esch äftig u n g m it archäolo­

gischen F ra g e n konnten n u r nebensächlich b erü c k sich tig t w er­

den. D a es sich für den au s­

übenden K ü n stle r darum han d elt, die F ä h ig k e it zum Lösen m o d e r ­ n e r A ufgaben zu gew innen, so kom m t es n ic h t sowohl d ara u f an, die K u n stg esch ich te v or den D enkm älern zu repetieren oder K onstru k tio n en zu erforschen, die in unserm L ande und in unserer Z e it doch m e ist n u r theoretisches In te re sse haben, es g ilt vielm ehr den W egen nach­

zuspüren, auf denen die alten M eister bei der S chöpfung ih re r so eindringlich w irkenden W erke vorgegangen sind. N un m uß schon ein flüchtiges V ergleichen einiger K u n stw erk e der v er­

schiedenen Stilepochen bis zu Schinkels K lassizism us herab dio V erm utung erw ecken, daß die M eister nach ganz bestim m ten P rinzipien, teilw eise so g ar nach festen R egeln g e a rb e ite t hab en ; das S tu d iu m von R andbem er­

kungen und H ilfslinien auf H an d ­ zeichnungen in den Ufficien zu F lorenz und der K u n s ttr a k ta te der A n tik e und der R enaissance,

') E in e A u s s t e llu n g d er S k izze n d es H errn K u lilo w fin d et d e m n ä ch st im A r c h ite k te n h a n se s t a t t .

A bb . 223. A th e n . K o r e n h a lle d es E r e c h lh e io n W ie d e rg a b e e in e r A q u a r e ll - S k iz z e v o n B ru n o K u b lo w

j a das bloße V orhandensein d e ra rtig e r T ra k ta te von der H and der g rö ß ten M eister aber b e w e i s t unzw eifelhaft, daß diesen M ännern das m oderne Schaffen nach rein h isto risch -arch ä o lo ­ gischen G esichtspunkten oder g a r nach dem Gefühl („nach S chnauze“ , wie der bezeichnende T erm inus technicus der H och­

schule la u tet) vollkom m en ferngelegen h at. W enn ich dann w eiterh in noch bedachte, in welchem G rade sich so g ar bei dem S tudium auf der H ochschule dem K u n stle h rlin g der M angel joglichen festen A n h alts b em erk b a r m acht und daß d o rt infolge

dor allgem ein b e n sch e n d en U n ­ sic h erh eit in bezug a u f die F o rd e ru n g e n dor K u n st in der A rc h ito k tu r dem S tudierenden die beste Z e it für seine k ü n st­

lerische E n tw ick lu n g u n g e n u tz t v o rü b erg eh t, so m ußte m ir ein V ersuch, durch u n m ittelb ares S tudium dor W erke und S chriften dor alten M eistor ih ren K u n s t­

regeln nachzuforschen und dann wohl g a r durch eigne B eobach­

tu n g und Reflexion ih r W ork fortzusetzon, um so w ertvoller und w ü nschensw erter erscheinen.

B esonders e rm u tig t w urde ich in meinem B eginnen da­

durch, daß ich die grö ß ten M eister neu erer Z e it, S chinkel und Sem per, auf ähnlichen W egen fo rt­

sch reiten sah, und daß ich in S chriften allerjü n g sten D atu m s:

dem „Problem der F o rm “ von H ild e b ra n d t, den „E lem en tar­

g esetzen der bildenden K u n s t“

von H . Cornelius und der „O r­

n am en tleh re“ von Pfeiffer und m anchen ändern ähnliche B e­

streb u n g en w iederfand.

A ber die A rbeiten dieser M änner behandeln te ils ab­

sichtlich, te ils u n b ew u ß t n u r E inzelgebiete der K u n stw irk u n g . E s feh lt noch vollkom m en eine L eh re, die alle K u n stforderungen zusam m enfaßt und die zur E rk lä ru n g aller K u n stw irk u n g en hinreicht. E ine d e ra rtig e T heorie

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14.4 W ochonschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin Sonnubond, 20. April 1912

A bb. 224. G en u a . G a r ten in P a l. D o r ia . W ie d e r g a b e e in e r fa r b ig e n S k iz z e in T e m p e r a te c lin ik v o n B r u n o K ublow .

(nach der übrigens auch S chiller und G oethe für ih r besonderes K unstfach, die Poesie, g efo rsch t haben), aufzufinden, gew isser­

m aßen w ieder in den W e r k s tä tte n der alten M eister se lb st die K unstgeheim nisse zu belauschen, um dadurch zu r eignen ernsten schöpferischen T ä tig k e it den festen G rund zu legen, das w ar der H auptzw eck m einer Reise.

D ann aber fiel m ir bald auf, daß säm tliche bedeutenden B aum eister, in deren W issen sch a ft ja die T heorien aller ändern Zw eige d arste lle n d er K u n st m itbeschlossen sind, auch au f ändern G ebieten, z. B. in der K enntnis d er m enschlichen Ge­

s ta lt, hervorragende F e rtig k e it besessen haben, daß oft in den A rbeiten der M aler und In ta rsie n m e iste r die w ich tig sten bau- k ü n stlerisch en G edanken und E n tw ü rfe zu finden sind, denen ein u n g ü n stig es G eschick eine V erw irklichung ü b erh a u p t oder

■wenigstens die u n b e rü h rte D au e r bis auf u n se re T age v e rsa g t h at. Z. B. M o n te O l i v e t o : In ta r s ia vom C ho rg estü h l: P iaz za del Campo m it dem ursp rü n g lich en Z u sta n d des P al. Pubblico zu Siena. D eshalb h a tte ich mich nun, sow eit die Z e it n ur irgend erlau b te, auch p rak tisch m it dem P insel nach der N a tu r zu üben, die T echniken der bildlichen D arste llu n g e n zu stu d ieren und die W e rk e der M alerei, P la stik , D ekoration und des K unstgew erbes, die j a sowieso oft g en u g von derselben P erso n geschaffen w aren, m it in den B ereich m einer F o rschungen zu ziehen. —

W enn man v o rau sse tz t, daß der Zw eck je d e r K u n st der ist, durch A nw endung bestim m ter physiologisch und psycholo­

gisch b e g rü n d e ter K u n stm itte l eine bestim m te G em ütsverfassung, die S tim m ung, hervorzurufen, so muß der L ernende und F orschende bei seinen A rbeiten den u m gekehrten W e g ein- schlagen, d. h. er muß sich über die von dem K u n stw erk e r ­ zeu g te W irk u n g k la r w erden und dann die diese W irk u n g e r ­ zeugenden U rsachen durch V ergleich und S chlußfolgerung e r­

forschen.

E s is t also zu beobachten, welche S tim m ung das gerade b e tra c h te te K u n stw erk h erv o rru ft, au f w elchen S innes- oder G e istestätig k eiten diese S tim m ung b e ru h t und dann is t zu untersuchen, d urch welche K u n stm itte l diese T ä tig k e ite n hervor- gorufen w orden sind. D a es sieh um die G ew innung m öglichst allgem ein g ü ltig er R e su lta te handeln m uß, so e rg ib t sich w eiter, daß eine m ö g lich st große Z ah l von B eobachtungen und V er­

gleichen anzustellen is t, und zw ar ohne irgendw elche Be­

sc h rä n k u n g auf bestim m te S tilepochen, und daß schließlich auch das S tu d iu m der N a tu r n ic h t v ern a c h lä ssig t w erden darf.

D enn alles M enschenw erk b e ru h t doch z u le tz t a u f dem V or­

bilde der N a tu r oder g eh o rc h t ih ren G esetzen, sei es, daß jen e

se lb st z u e rst m it ähnlichen M itteln Stim m ungen schafft oder sei es, daß sie die F u n k tio n der aufnehm enden O rgane und d am it die A rt der anzuw endenden K u n stm itte l bestim m t.

D en bequem en B esuch vieler auch abgelegener S tä d te und L andschaften erm öglichte ich m ir dadurch, daß ich, w enigstens in Italien und Sizilien, den w eitau s grö ß ten Teil der Reise m it dem F a h rra d e zu rücklegte. D er Reisew eg w ar im großen und ganzen folgender: M ünchen, V erona, M antua, V icenza, V enedig, P ad u a, F e ra rra , R avenna, die via E m ilia h inauf nach B ologna und w eiter bis P iacenza, dann quer durch die lom bardische Ebene über Crem ona an den G ardasee, an den Seen en tlan g nach Iv rea, von d o rt A b stech er nach A osta, zurück nach T u rin und dann über C asale M onferrato nach M ailand. Von P av ia auf der alten von S chinkel p rä c h tig gesch ild erten R oncostraße nach G enua, an der R iv iera en tla n g nach C a rra ra , P isa , L ucca, P is to ja und F lorenz. Von F lorenz nach S an Gim ignano, durch das H ochland nach V o lte rra und Siena. Nach kurzem A uf­

e n th a lte bei den M önchen von M onte Oliveto an den T rasi- inenischen See bei C ortona, h ie ra u f nach A rezzo, über die A penninenpässe nach U rbino; von P e sa ro aus an d er K ü ste der A d ria en tlan g bis A ncona, bei L o re to w ieder h inauf in s Ge­

birg e und nach Gubbio und ü b er den T iber fo rt nach P eru g ia.

Im D ezem ber nach C hiusi, M ontepulciano und P ien z a; durch schrecklich ödes L and au f der u ra lte n R öm erstaße nach Radi- cofani, A quapendente und B olsena und schließlich von O rvieto nach Rom in die W in te rq u a rtie re . Im F rü h ja h r nach kurzem A usflug in die C astelli rom ani durch E tru rie n nach V iterbo, Corneto T arq u in ia, Toscanella, M ontefiascone, zum zw eiten Male nach O rvieto, w eiter ü b er die G ebirge nach Todi und zu den schim m ernden S täd te n am Rande der um brischen E bene: nach A ssisi, Foligno, Spoleto. A n den W asserfällen der M arm ore au fw ärts dem L aufe des Velino entgegen nach A quila, über die verschneiten A bbruzzen nach Celano durch die wilde S ag ittario - sch lu ch t nach Sulm ona und schließlich bei M onte Cassino in die w eite sta u b ig e Ebene Campaniens.

Von Capua nach C a serta und B enevent, bei S alerno an den Golf, die K ü ste n straß e en tlan g nach Ravello und Amalfi, über die B erge der H albinsel fo rt mich S o rre n t und dann nach N eapel und Pom peji. Im J u n i g in g s hinüber nach P alerm o und w eiter ziem lich genau au f den S puren S chinkels und G oethes durch Sizilien: Segosta, E ry x , T rap an i, S elinunt, G irgenti, C astrogiovanni, Palazzuolo-A crelde, S y ra k u s, C atania, T aorm ina, M essina, Cefalü, Palerm o. D ann noch einm al zu rü c k nach Neapel und P ä stu m und, da ein B esuch A puliens der C holeraepidem ie w egen n ic h t m öglich w ar, zu Schiff an den

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Nr. 16. V II. Jahrgang W ochenschrift des A rch itek ten-V erein s zu Berlin

A bb. 225. V e n ed ig . P ia z z a v o r d e r S c u o la di S a n M arco. W ie d e rg a b e e in e r fa rb ig e n S k iz z e v o n B ru n o K u h lo w

K üsten S iziliens entlang, nach K re ta und A th en . D a der U r ­ laub zu E nde ging, konnte ich in M ittelgrieehenland n u r noch D elphi und E leusis, und auf dem P eloponnes Olympia, M essenien, E pidaurus, T iry n s, A rgos, M ykenai und K orinth sehen und m ußte dann ü b er S m yrna und K onstantinopel nach W ien und in die H eim at zurück.

E s is t h ier n ic h t der O rt und Raum , au sfü h rlich zu e n t­

w ickeln, inw iew eit ich auf dieser Reise die eingangs entw ickelten Ziele erre ic h t habe; wie au s dem Z usam m enklang der W irk u n g s­

m ittel auf dio D re ih e it: A uge, V ern u n ft und P h a n ta sie die E in ­ h eit der k ü n stlerisch en W irk u n g b e ru h t und welches diese W irk u n g sm itte l se lb st sind; wie in der M o n u m e n ta larch itek tu r das P rin z ip in g ro ß a rtig o r Klarheit, und E in fachheit h errsch t, wie es sich in der F estd e k o ra tio n in seinen u rsprünglichen n atu ra listisc h e n W u rzeln en tsch leie rt und wie auch in be­

sonderen A ufgaben, wenn z. B. bei B runnendekorationen durch H in z u tritt des dynam ischen E lem ents des W a sse rs und des verm ittelnden Gliedes der P la s tik der R eichtum der Motive alle F esse ln zu sprengen scheint, seine H e rrs c h a ft die F ülle der D etails zu ru h ig e r E rsch e in u n g zusam m engreift. — D as aufgesam m elte zeichnerische M aterial lege ich in der A u sste llu n g den Kollogen vor; von den w issenschaftlichen S tudien w ird an ä n d e r n O rt einiges m itg e te ilt werden.

V ielleicht findet sich auch sp ä ter noch G elegenheit, von dem, w as d er K odak ersch n ap p t h a t, das eine oder andere im V erein zu zeigen und au s den T agebüchern einige M itteilungen zu machen.

Zum S chlüsse noch einige W o rte zu den au sg este llten Z eichnungen:

W äh ren d der Reise kam es m ir n ic h t d ara u f an, einige wenige sch ein b ar abgeschlossene A rb e ite n zu liefern oder in m ehr oder w eniger g eistreichen Skizzen eine A r t zeichnerischen T agebuchs zu führen, als vielm ehr darauf, m öglichst viel A n ­ regungen und M aterial beizubringen, auf G rund dessen die Reise noch au f J a h re h inaus Stoff zu k ü n stle risc h e r und w issenschaft­

licher A rb e it liefern soll.

A us ähnlichen U eberlegungen e rk lä rt sich das F ehlen von m aßstäblichen A ufnahm en in m einen M appen.

Ich habe absichtlich verm ieden, m eine Z e it m it la n g ­ w ierigen A rb e ite n zu v erlieren, die schließlich schon soundso oft von ändern gem ach t und veröffentlicht w orden sind. Ich habe es vorgezogen, an O rt und S telle n u r den E indruck m ög­

lic h st g etre u festzu h alten . D er V ergleich der in der E rin n eru n g und auf dem P ap ie r festgelogten W irk u n g sfo rm m it den durch P h o to g rap h ie und A ufnahm en s te ts zugänglichen W iedergaben

der D aseinsform en is t im m er m öglich und w ird s te ts von neuem lehrreich sein. D a für die E rsch ein u n g die F arb e eine H a u p t­

rolle sp ielt und g erad e diese d urch keine R eproduktion w iedergegeben w erden k ann, so ko n n te ich n ic h t um hin, den g rö ß ten Teil m einer A rb eiten farbig auszuführen.

Bei den Skizzen h an d e lt es sieh darum , das W esentliche m öglichst p rä g n a n t w iedorzugeben, deshalb muß die d arstellende T echnik sich dem G egenstand anpassen. F ü r D arste llu n g der K om position g e n ü g t die K o nturzeichnung, sei es als flüchtige F e d e r-o d e r B leiskizze, z. B S c u t a r i , L an d u n g sp latz , V i t e r b o , K reu zg an g in Mad. dolla Q uercia oder als so rg fä ltig ere Z eich­

nung, z. B. F l o r e n z , V orhalle der Capella P a z z i; fü r das S tu ­ dium der F o rm k ann die D a rste llu n g der B ele u ch tu n g n ic h t e n tb e h rt w erden, und da habe ich m it V orliebe nach dem M uster a lte r H andzeichnungen eintönig g e tu sc h te F edersbizzen gem acht, z. B. L o r e t o , T aufbecken im Dom; das S tudium der G esam t­

erscheinung v e rla n g t dio F arb e, und zw ar habe ich fü r flüchtigere Skizzen das A quarell, z. B. A t h e n , D etail der K orenhalle am E rechtlieion (Abb. 223), für gen au ere S tu d ien aber die Tem pera- teebnik, als besonders bequem und g erade fü r arch itek to n isch e D ekorationen, z. B. P o m p e j i , M ännerapodyterium in don N ati- aner T herm en und la ndschaftliche L ufteffekte, z. B. G i r g e n t i , A u ssic h t vom H eratem pel, G e n u a , G arten im P al. D oria (Abb. 224), als besonders geeig n et gern angew andt. F ü r se h r eingehend und so rg fä ltig zu stu d ieren d e O bjekte m ußten die verschiedenen T echniken v ere in ig t w erden: A uf eine p ersp ek tiv isch so rg fä ltig h erg e stellte , z. T. m it der F ed er p räz isie rte Z eichnung folgte ein die B eleuchtungseffekte und F o rm gebung festh alten d e U n te r­

m alung m eist m it b ra u n e r oder g ra u e r T usche, w orüber dann die E igenfarben g e le g t w urden, au f die schließlich die abtönenden L asu re n und dekorierenden D eta ils g e s e tz t w erden konnten, P e r u g i a , W a n d im Cambio, M a i l a n d , In d er P o rtin a rik a p e lle bei S. E u sto rg io . S elb stv erstä n d lich w ar es dabei, daß die in den th eo retisch en S tu d ien gefundenen G esetze der K om position bei den größeren S tu d ien p rak tisch e rp ro b t w'urden, und zw ar im m er m it R ü c k sic h t darauf, einen der E rscheinungsform m ög­

lic h st kon g ru en ten E in d ru ck zu erzielen, w as sich bek an n tlich durch s ta rre s F e sth a lte n au n u r g eo m etrisch-perspektivischen G esetzen n ic h t erm öglichen lä ß t; V e n e d i g , P la tz vor der Scuola di S an Marco (Abb. 225).

Im vorstehenden habe ich den Z w eck der R eise angegeben und die M ittel d arg e leg t, die ich an g e w an d t habe, um meinem Ziele näherzukom m en. D en L e se rn und den B esu ch ern der A u sste llu n g b leibt es überlassen, zuzuseheu, inw iew eit ein ähnliches V orgehen fü r sie förderlich sein kann.

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1 4 6 W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin Sonnabend, 20. April 1912

Eine Tränkungsanstalt für Nutzhölzer

Vom Geheimen Regierungsrat D ie R ech tsp rech u n g in den neu erd in g s b e rü c h tig t gew or­

denen Schw am m prozessen is t von J a h r zu J a h r schw ankender gew orden; an S telle der erhofften B e ru h ig u n g t r i t t U n g e­

w ißheit.

Viele -wagen kaum noch ein H au s zu verkaufen, aus Sorge, daß ihnen vom g ew in n lu stig e n K äufer h in te rh e r ein P rozeß w egen angeblichen M inderw erts oder g a r wegen dolosen Ver- schw eigens einer vielleich t nach bestem W issen vorgenom m enen R e p a ra tu r an g e h ä n g t w ird, ein P rozeß, durch welchen der V er­

k äufer in G efahr g erät, das v erk a u fte H au s zuriicknehm on zu m üssen un d dabei den g ezah lten S tem pel ganz oder teilw eise einzubüßen, oder einen oft nach Z ehntausenden von M ark be­

rech n eten M inderw ert horauszuzahlen.

U m dem E n tste h e n von S chw am m bildungen am H olzw erk des H au ses en tg eg e n zu treten , w erden die w und erlich sten V o r­

schläge g em ac h t; so w ird so g a r die A nw endung p h y sik alisch er U n tersu c h u n g en au f der B a u ste lle in V o rsch lag g ebracht, um den G rad d e r F e u c h tig k e it in don R äum en des N eubaues (n ich t n u r in der L u ft, sondern auch im M auerw erk und dessen F ugen, in dem L ehm oder der K oksasche der Zw ischendecken), vo r W e ite rfü h ru n g und A n ein an d erreih u n g d er einzelnen A rbeiten sc h rittw e ise bis zu r V ollendung des N eubaus (nicht nach dem persönlichen Em pfinden, sondern m itte ls en tsprechender A ppa­

ra te ) zu p rüfen und dauernd zu überw achen. D abei soll auch alles in den Bau g eb ra ch te Holz au f das äußerliche und i n n e r ­ l i c h e V orhandensein von Schw am m sporen hin u n te rsu c h t w erdon! ?

Die U m se tzu n g dieses G edankens in dio T a t w ird jedoch kaum d urchzuführen sein, weil eine solche U n tersu c h u n g eine V erzö g eru n g der B auvollendung um W ochen und M onate h e r­

beiführen w ürde. E s dü rfte auch n ic h t m öglich sein, einen B alken in a l l e n T e i l e n d e ra rtig zu untersuchen, daß m an ihn als „frei von S chw am m sporen“ erk lären kann.

Bei dioser S achlage i s t es dringend zu w ünschen, ein w irk ­ lich b rau c h b ares und b ew äh rtes M ittol zu finden, um dio S chw am m bildung im H au se zu v erh ü te n und so auch die schw ie­

rigen und fü r den B eteilig ten so ungew issen Schw am m prozesse ganz aus der W e lt zu schaffen. D ieses M ittel is t dad u rch g e­

geben, daß n u r noch s t e r i l e s u n d s c h w a m m s i c h e r g e ­ t r ä n k t e s H o lz in A nw endung g e b ra c h t w ird, wie dies neben der B e n u tz u n g so n stig er einfacher, erp ro b ter B auvorschriften vom V erfasser schon w ied erh o lt em pfohlen w orden ist.

D as T ränken der E isenbahnschw ellen b ie te t h ier ein a u s­

gezeichnetes V orbild. V or w enigen Ja h rz e h n te n w urden noch u n g e trä n k te Schw ellen verw endet, welche nach einer k urzen Reihe von J a h re n durch S chw am m bildung z e rs tö rt und infolge­

dessen au s den G leisen ausgew echselt w erden m ußten. H eu te ; w ird keine Schw elle m ehr u n g e trä n k t v e rle g t und dadurch is t erre ic h t w orden, daß das Holz n ic h t n u r neben dem E isen seine S telle b ehauptet, sondern neben dem selben m ehr und m ehr an T errain gew innt. D abei findet das T rä n k en der Schw ellen n ic h t etw a an zahllosen S tellen des L an d es oder wohl g a r auf jedem größeren Bahnhof, vielm ehr n u r an ganz vereinzelten O rten s ta tt, un d die g e trä n k te n Schw ellen werden oft viele H u n d e rte von K ilom etern w eit tra n sp o rtie rt.

D ie T rä n k u n g des H olzes für H ochbauzw ecke g e s ta lte t sich w esentlich einfacher, und es b leib t zu hoffen, daß in Z u k u n ft jede m ittle re S ta d t einen oder m ehrere fahrbare Im p rä g n ie r­

ap p a rate b esitz t, w elche die A rb e it des T rä n k en s a u f den P lätzen d er einzelnen Z im m orm eister v errich ten können.

A u s diesen G ründen i s t es gew iß eine erfreuliche T atsache, daß endlich m it d er A u fstellu n g eines solchen A p p arates in B erlin se ite n s der bekannten F irm a „R ü tg ersw erk e-A k tien g esell­

s c h a ft“ d urch die fü r dieses S ondergebiet gebildete „B auholz- K onservierung G. m. b. H .“ *) der A nfang gem acht w urde.

M an b ea b sic h tig t z u n ä ch st die A u sb re itu n g und E in fü h ru n g dieses V erfahrens in G roß-B erlin und w ill, sobald dasselbe, wfie m it S ich e rh e it zu erw arte n ist, w eitergehend Boden faß t, zu r H e rste llu n g tra n sp o rta b le r A pparate schreiten. Jedenfalls dü rfte es von allgem einem In te re sse sein, d ie E in ric h tu n g einer solchen A n lag e und das beim T rä n k en angew andte V erfahren n äh e r kennen zu lernen.

*) B u re a u im R ü tg e r s lia u s e , B erlin , L U t z o w s t r .33/36, A r b e it s p la t z L ic h t e n b e r g , F r a n k fu r te r C h a u sse e 39/40.

Professor E. Dietrich in Berlin

E in w eiterer V o rteil dieses V erfahrens b e s te h t darin, daß n u r g eruchlose und u n v erbrennliche T ränkstoffe verw endet w erdon, und daß durch das T rän k en des H olzes m itte ls geeig­

n e te r L ö sungen neben der S ich eru n g gegen Schw am m bildung noch eine S ich eru n g gegen E n tflam m barkeit des Holzes erreic h t w ird, so daß zu hoffen ist, daß insbesondere die in le tz te r Z eit grassierenden D ac h stu h lb rän d e e in g esc h rä n k t w erden können.

Die G esellschaft is t ih res Erfolgos so sicher, daß sio sogar G a r a n t i e gegen das A u ftre te n von Schw am m bei A nw endung des von ih r g e trä n k te n H olzes üb ern im m t und dies so g a r bei N eubeuten fü r diejenige Reihe von J a h re n , in welchen m an e r ­ fahrungsgem äß m it dem V erfall des H olzes d u rch den einen oder ändern der b ekannten holzzerstörenden P ilze rech n et.

D urch am tliche V eröffentlichung im le tzten H efte der im A rb e itsm in isteriu m h erausgegebenen„H ausschw am m forschungen“

is t inzw ischen noch fe stg e ste llt w orden, daß k ü n stlich g ezüch­

te te , frisch w uchernde H ausschw am m bildung in g e trä n k te s Holz, w elches für dio V ersuche von den R ü tg ersw erk en zur V erfügung g e s te llt w orden w ar, w eder einzudringen, noch das Holz zu zer­

stö ren verm ochte, obgleich solche V ersu ch e in besonders feuch­

tem und k ü n stlic h erw ärm tem Raum o an g o stellt zu worden pflegen. D as Holz w urde von dem M ycel n u r „bew achsen“, wie

| auch eine G lasp latte oder ein S tein bew achsen w orden w äre. — E s is t dem nach bei V erw endung ste rile r und g e trä n k te r H ölzer die B ild u n g von Schw am m herden ausgeschlossen.

D as gleiche g ü n stig e R e s u lta t ergaben auch ausgedehnte V ersuche, die in K ohlenbergw erken w ährend eines Z eitra u m s von m ehr als sechs J a h re n a n g e ste llt w urden und die B ra u c h ­ b a rk e it des em pfohlenen B auholzk o n serv ieru n g sv erfah ren s auf das d eu tlic h ste erw iesen haben. D iese R e su lta te sind um so

| b ea ch ten sw erte r, als m an K ohlengruben d ire k t als k ü n stlich e

! F ä u ln isk e lle r ansprechen kann, indem h ier alles n ic h t en t­

sprechend behandelte Holz b ere its nach sechs M onaten durch F ä u ln is abgängig w ird. A ußerdem sind die in diesen B e rg ­ w erken den V erfall des Holzes bew irkenden P ilz a rte n im großen : und ganzen dieselben, m it denen m an bei der Z e rstö ru n g des

Holzes im H ochbau zu rechnen hat.

D ie V orteile des neuen V erfah ren s bestehen (im G egensatz zu r W irk u n g eines bloßen A n stric h s des Holzes m it antisep- tischon M itteln) in seiner d urchgreifenden und dauernden W irk u n g , ohne daß die K osten des H olzes, wie n achstehend d arg e leg t w ird, eine w esentliche E rh ö h u n g erfahren.

B e s c h r e i b u n g d e s I m p r ä g n i e r v e r f a h r e n s . D ie zu r A u sfü h ru n g des V erfahrens dienende A p p a ra tu r b esteh t aus einem z irk a 17 m langen Im p räg n ierk essel m it einem D u rc h ­ m esser von 2 m und einem F a ssu n g sra u m von z irk a 50 cbm.

In dem selben können gleich zeitig etw a 25 cbm Holz im p räg n iert werden. Neben dem Im p räg n ierk essel i s t etw as e rh ö h t der so­

gen a n n te A rb eitsk essel von zirk a 10 m L än g e und 2,3 m D u rc h ­ m esser au fg e stellt, w elcher etw a je 40 cbm F lü ssig k e it fassen k ann und m it R ü h r- u n d W a rn v o rric h tu n g e n a u s g e rü s te t ist.

In diesem sogenannten A rb e itsk e sse l w erden die zu r H erb ei­

fü h ru n g des Schwam m - resp. F e u ersc h u tze s notw endigen Im ­ prägnierstoffe zur A uflösung g eb ra ch t. D er F a ssu n g sra u m des A rb e itsk e sse ls k an n deshalb k lein er sein, weil dio im Im p rä g n ie r­

k essel befindlichen H ölzer an sieh R aum fortnehm en, so daß der Im p räg n ierk essel gleichw ohl w ährend der A rb e it ganz m it F lü ssig k e it g efü llt ist.

D er zum B etrieb e der R ühr- und W ärm v o rric h tu n g en n o t­

w endige D am pf w ird in einem W ölfischen H eißdam pflokom obil- kessel von 22 qm Heizfläche erz eu g t, der m it einem D ru ck von 10 A tm . betriebon wird. M ittels der L okom obilm aschine worden g le ich z eitig die z u r A u sfü h ru n g des Im p rä g n ie rv e rfah ren s g e­

b rau c h ten L u ft- und F lü ssig k eitsp u m p en b e tä tig t. A ußerdem sind noch die üblichen K ontro llap p arate, w ieM ano- und V ak u u m ­ m eter, sowie F ern th erm o m e te r, vorhanden, die den die A nlage bedienenden M aschinisten je d e rz e it in den S ta n d setzen, g leich­

ze itig die in den E in z ela p p arate n herrschenden Z u stän d e zu kon­

tro llieren .

D as zu trän k en d e Holz w ird auf kleinen eisernen, der F orm des K essels angepaßten, au f Gleisen laufenden W ag en verladen und diese W agen w erden in den Im prägnierkessel eingefahren, w elcher ebenfalls m it einem passenden Schienengleise au sg e­

r ü s te t ist. H ierau f w ird der Im präg n ierzy lin d er lu ftd ic h t ver-

(5)

Nr. 16. V II. Jahrgang W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin 1 4 7

A bb. 220

Im p räg n ierzy lin d er resp. in das Holz eingepreßt w erden. D ieser D ru c k w ird m indestens 1 bis 2 S tunden u n te rh a lte n .

H iera u f w ird d ie lm p rä g n ie r- flü ssig k eit aus dem Im p rä g n ie r­

zylinder in den A rbeitskessel zurückgedrilcktjJ und dann je nach B e d arf im Im p rä g n ie r­

zylinder [ein aberm aliges V a ­ kuum erzeu g t, um nach M ög­

lichkeit überflüssige F lü s s ig ­ k eit am und im H olze, welche auch das A b tro ck n en der H ölzer u n n ö tig verzögern w ü r­

de, zu entfernen. N ach dem O effnen' des Im p rä g n ie rz y lin ­ ders w ird das H olz dann ausgefabren und je nach B e­

d arf sofort an die V erb rau ch s­

ste lle g e fü h rt oder z u r A u s­

tro ck n u n g und sp ä te m V er­

w endung aufgestapelt.

schlossen und in ihm ein V a ­ kuum von z irk a 65 cm Queck­

silbersäule erzeu g t, welches m indestens 30 M inuten auf dieser H öhe u n te rh a lte n bleibt, um die in dem H olzinnern be­

findliche L u ft herauszusaugen.

N ach Oeffnen der V erb in d u n g s­

leitu n g zw ischen Im prägnier- zylindor und A rbeitskessel t r i t t dann die auf z irk a 6 5 ° vorge- w ärm te lm p räg n ierfiü ssig k eit in den Im p räg n ierzy lin d er bis zur vollständigen F ü llu n g ein und h ierd u rch erfo lg t schon eine p a r­

tielle S ä ttig u n g des H olzes m it der Im prägnierflüssigkeit. Die vollständige S ä ttig u n g des H olzes w ird schließlich da­

durch h erbeigeführt, daß m ittels einer F lü ssig k eitsp u m p e w eitere F lü ssig k eitsm en g en bis zu einem D rucke von 7 A tm . in den

• S f c l .

A bb. 227

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W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin Bei dom g esch ild erten Im p rä g n ie rv e rfah ren nim m t ein

K u bikm eter K iefernholz z irk a 300 bis 400 k g F lü ssig k e it auf, w elche bei dem anschließenden entsprechenden A u stro ck n u n g s- verfahron ihre w irksam en Stoffe im H olz ab lag ern . D urch A n ­ bohren und A nschneiden lä ß t sich le ic h t feststellen , daß alle d u rch trän k b a re n , d er F ä u ln is au sg e se tz te n Teile des H olzes von der Im p rä g n ie rllü ssig k e it erfü llt sind.

E in v orhandener R e g istrie ra p p a ra t v erzeichnet genau die sich im Im p rä g n ie ru n g sz y lin d e r abspielenden V o rg ä n g e; durch V e r­

w iegen des H olzes vor und nach der Im p rä g n ie ru n g lä ß t sich außerdem le ich t eine w eitergehende K o n trolle über dio v er­

b rau ch te M enge Im p rä g n ie rllü ssig k e it herbeiführen und so w erden dio V orgänge ak ten m ä ß ig festgelegt. Jedem B esteller s te h t es außerdem frei, den ganzen V o rg a n g durch seine V e r­

tre te r überw achen zu lassen.

Bei H erste llu n g fah rb arer T rä n k u u g sa n sta lte n is t eine Z e r­

legung des 17 m -K ossels in zwei H älfte n von je 8 —9 m L än g e in A u ssic h t genom m en, welche auf besonderen R a n d u n te r­

g estellen fah rb ar gem acht w erden.

Sonnabend, 20. April 1912 A bgesehen von besonderen B estellungen w erden in der Regel folgende g ebräuchliche H o lzstärk en g e trä n k t w erden, deren A n ­ w endung durch einen M in isteria lerla ß n euerdings für S ta a ts ­ b au te n besonders em pfohlen w orden is t:

10/10 10/13 13/13 13/16 13/18 13/24 13/26 2 1/24 21/26.

D ie beste S ache v e rlie rt aber schließlich an B edeutung, wenn ih re E in fü h ru n g zu k o stsp ielig w ird. M an k an n dies von dem vorliegenden V erfahren nach den M itteilu n g en der G esellschaft n ic h t sagen, w enn sich bei einem reg u lä re n fünfstöckigen B e r­

lin e r W ohnliauso die pro 1 qm berechneten B auk o sten n u r um 2 l /s bis 3 % steig ern . D ieser goringo M ehraufw and w ird reich ­ lich durch die S ich e rh e it aufgew ogen, n ic h t in einen in seinem E rg e b n is u nabsehbaren S chw am m prozeß v erw ickelt zu w erden oder einen B randschaden zu erleiden, bei welchem auch dio beste V ersich eru n g niem als volle D eckung g e w ä h rt und wobei fü r eintretendo M ietsvorlusto ü b erh a u p t kein E rsatz g eleistet w ird.

Der Wettbewerb zum Neubau eines Königlichen Opernhauses in Berlin

B e r i c h t ü b e r di e H a u p t v e r s a m m l u n g d e s A r c h i t e k t e n - V e r e i n s zu B e r l i n am 1. A p r i l 1912

( F o r ts e t z u n g a u s N r. 15, S e it e 14‘2)

B e s p r e c h u n g im A n s c h l u ß an d en e i n l e i t e n d e n B e r i c h t d e s R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r s a. D. © r. s ^ u ß . S i e d l e r V o r s i t z e n d e r H e r r S t a d t b a u r a t a. D. T h e o d o r K ö h n :

M. H . Sie haben durch Ih re n la u ten B eifall b ere its au sg ed rü ck t, wie se h r Sie das in te re ssie rt h a t, w as u ns H e r r S iedler h eu te v o r­

g e tra g e n h a t. Ich m öchte auch m einerseits ihm den verbindlichsten D ank des V orstandes aussprechen fü r seine ausführlichen, lic h t­

vollen und in te ressa n ten A usführungen.

H e r r R e g i e r u n g s r a t B l u n e k : M. H . W enn ich m ich h ier zum W o rte melde, so g esch ie h t es n icht, um in eine B esprechung des V o rtra g s cin zu treten , donn ich kann sagen, daß ich m it dem V orredner, von ganz nebensächlichen P u n k te n abgesehen, völlig übereinstim m e. Ich w ill n u r au f eine A eu ß e ru n g des H errn V o rtrag en d en etw as n äh e r eingehen. E r m einte, daß er sich zu n ä ch st m it seinem U rte ile v ereinsam t g efü h lt habe m it A u s­

nahm e w eniger S tim m en in der T agespresse. Ich m öchte ihm daraufhin m itteilen, daß sich u n ab h ä n g ig von ihm , schon an ändern O rten A rc h ite k te n gefunden haben, die sich in gleichem S inne wie er äußerten, wenn auch d arüber n ic h ts in die P re sse g e la u g t ist. N ach den Z eitu n g sb eric h ten w urde im V erein für deutsches K un stg ew erb e eine R esolution angenom m en, welche zu den b ish erig en W ettbew erben einen öffentlichen W ettbew erb v erla n g t. Ich m öchte m itteilen — w as n ic h t in den Z eitungen s ta n d — , daß die A nnahm e dieser R esolution heftigen W iderspruch vou einer Reihe von A rc h ite k te n erfuhr. A u ch is t v ielleicht n ic h t überflüssig zu erw ähnen, daß die V ersam m lung se h r schw ach b esu ch t w ar, und daß ein g ro ß er Teil der A nw esenden aus L aien, d a ru n te r viele D am en, b estand, die auch zum Teil m itg e stim m t haben. D as ganze V erfahren h a t etw a einem D utzend H erren V eran lassu n g gegeben, aus dem V erein für deutsches K unstgew erbe au szu treten . D er H e rr V o rtra g en d e m ag h ie ra u s entnehm en, daß e r doch n ic h t so einsam gestan d en h a t, wie er annahm .

H e r r M a g i s t r a t s b a u r a t N i t z e : M. H . D er H e rr V or­

red n e r h a t eine A eußerung des V ereins fü r deutsches K u n st­

gew erbe m itg e te ilt und h a t e rk lä rt, daß dem V erein au ß e r den F ach m än n ern noch viele andere M itglieder angehören. D ie F a c h ­ w e lt h alte ich für berufen, sich darü b er zu ä u ß e rn ; dem N ich t­

fachm ann aber m öchte ich das R echt, ü ber d e ra rtig e F ra g en abzustim m en und h ie ra u s M ehrheitsbeschlüsse zu erzielen, ab ­ sprechen, solange die V ereine in der M ehrzahl au s N ichtfach­

leu ten bestehen, vielm ehr au s ändern H erren und D am en ohne eigentliche M einung, die sich n atü rlic h von dem V o rsta n d oder g ew andten R ednern beeinflussen lassen . Solche V ereine haben aber R esolutionen gefaß t und an den L a n d ta g g eschickt, um ihn ih re rse its zu beeinflussen. Ich h alte es für dringend n o t­

w endig, daß auch der B e rlin er A rc h ite k ten -V erein , der durch seine B e d eu tu n g und sein A nsehen sowie durch seine große M itgliederzahl wohl berufen ist, eine m aßgebende M einung abzugeben, sich hierzu äu ß ert. Ich glaube wohl, daß die A n­

s ic h t des A rc h ite k te n -V e re in s einen g ew ichtigen E in d ru ck bei dem L a n d ta g e m achen w ird. Ich habe m ir erla u b t, eine R e­

solution aufzustellen und m öchte Sie b itte n , dieser R esolution zuzustim m en. Sie la u te t:

„D ie h eu tig e V ersam m lung sc h lie ß t sich den A usfü h ru n g en des R eferenten D r. S iedler an und g ib t d er U eberzeugung A u s­

druck, daß das zu r G ew innung von V orentw ürfen für den N eu­

bau des K gl. O pernhauses eingeschlagene V erfahren zu einem bis je tz t d urchaus brau ch b aren E rg eb n is g e fü h rt h a t .“

Ich b itte Sie, zu dieser R esolution S tellu n g zu nehmen.

V o r s i t z e n d e r : M. H . E s is t vorgeschlagen worden, daß der V erein zu dem V o rtra g e des H e rrn S iedler und zu der R e­

solution, die H e rr N itze soeben verlesen h at, h eu te S tellu n g nim m t. Ich m öchto fragen, ob jem and das W o rt w ünscht.

H e r r B a u r a t O c h s : M. H ., die F ra g e, die uns in der vo r­

geschlagenen R esolution v o rg eleg t ist, is t doch von g roßer B e­

deutung. W enn w ir als A rc h ite k te n -V e re in zu B erlin fü r uns in A usp ru ch nehm en, im deutschen V aterlande der e rste b a u ­ k ü n stlerisc h e V erein zu sein, dessen U rte il spezielles G ew icht beizum essen ist, dann m üßten w ir doch m it unserm U rte il re c h t v o rsich tig sein. D enn w enn w ir sagen: W ir h alten das E r ­ g ebnis des vorliegenden W e ttb e w erb s zu r A u sfü h ru n g für b rau ch b ar, so w ird m au uns doch fra g en : B itte , n e n n t uns dieses b rauchbare R e su lta t. M it ändern W o rte n : W ir m üßten uns in diesem F alle entscheiden, w elches P ro je k t w ir für das beste und zur A u sfü h ru n g reife erk lä re n w ollen; und da sch ein t es m ir doch zw eifelhaft zu sein, ob Sie die A b sic h t haben, sich nach dieser R ich tu n g hin hier h eu te festlegen zu wollen.

Ich m uß ganz offen sagen, daß m ich keines von den vo r­

liegenden P ro je k te n ganz b efriedigt h a t. Ich habe auch durch die W o rte des H e rrn V o rtra g en d e n dieselbe M einung h in d u rc h ­ k lingen hören. D enn wenn er sa g te : E s is t ja noch keiu P r o ­ je k t so au sg efü h rt, wie es im V o re n tw u rf g e p la n t gew esen ist, so sc h ein t m ir das eine wenn auch milde, so doch n ic h t m iß­

v erstä n d lic h e K ritik an dem von ihm so n st b efürw orteten G rubesehen E n tw u rf zu bedeuten. Jed en falls g ib t er d am it der E rw a rtu n g A u sd ru ck , daß m it dem G rubeschen V o re n tw u rf noch n ic h t das le tz te W o rt gesprochen ist. Ich m eine, daß auch für den V erein n ic h t die M öglichkeit v o rlie g t, heuto einen der E n tw ü rfe als en dgültige L ö su n g zu bezeichnen.

Ich m öchte aber noch auf einen ändern P u n k t hinw eisen, den d er H e rr V o rtra g en d e andeu tete. E r h a t au f die ganz außero rd en tlich en A bm essungen des K önigsplatzes hingew iesen.

W äh ren d der P e te rsp la tz 265 m D urchm esser h at, h a t der K önigsplatz eine L än g e von 400 m. M. H ., wenn w ir den K önigs­

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platz b e tre te n und vom R eichstagsgebäudo den B lick nach der S telle rich ten , wo das O pernhaus seine Stolle finden soll, so w irk t dieser u ngeheure P la tz g ar n ic h t m ehr als P latz , sondern m it seiner B epflanzung wie ein schlecht angew achsener P ark . Je d e T o ta lw irk u n g g e h t verloren. U nd w enn m an an einem d era rtig en P la tz e dem W ettb ew erb e die P rogram m bedingung zu­

g runde g e le g t h at, daß keine S tufen zu der F assad e h inauf­

führen dürfen, so bin ich der M einung, daß das G ebäude bei den kolossalen P latzabm essungen versinken muß. A lles das muß uns veran lassen , v o rsich tig zu sein. Ich bean trag e, von der R esolution des H e rrn N itze A b stan d zu nehm en.

V o r s i t z e n d e r : M. H ., H e rr D r. S iedler h a t drei R ich t­

linien au fg e stellt. Ich m öchte fragen, ob er diese als A n tra g b e tra c h te t w issen will, zu der der V erein sich äußern soll?

H e r r R o g i e r u n g s b a u i n e i s t e r a. D. © r .« 3 n g . S i e d l e r : Ich habe bei der A ufsetzung dieser drei S ätze an den G ang der B esprechung gedacht, ich w ollte sie zu r D iskussion stellen.

Ich muß erk lä re n , daß die R esolution, die H e rr N itze vorgeschlagen h at, n ic h t ganz den Ton angeschlagen h a t, den ich darin haben m öchte. Ich m öchte sie so fassen, daß der W ettbew erb noch keinen u n m ittelb ar zur A u sfü h ru n g reifen E n tw u rf g eb ra ch t, daß er aber eine gesunde G rundlage für die w oitero B e arb eitu n g der F ra g e geschaffen h a t, daß aber auf dieser G rundlage sich n u r dann ein vollendetes K unstw erk w ird aufbauen lassen, w enn die W e ite rb e arb eitu n g und A u s­

fü h ru n g n ic h t der V erw altu n g als solcher, sondern dem K ü n stle r u n te r eigner k ü n stle risc h e r V era n tw o rtu n g ü b ertrag e n wird.

Ich m öchte verm eiden, daß die V erw altu n g als solche die V er­

a n tw o rtu n g übernim m t und die A rb e it H erre n ü b e rträ g t, die man k ü n stlerisc h n ic h t zu r V e ra n tw o rtu n g ziehen kann. Meine Resolution is t w eniger im Sinne der V erw altu n g , wie die R esolution des H e rrn N itze. Ich w ürde vorschlagen, den M ittel­

weg einzuschlagen, der in m einen drei S ätzen geboton ist. E s w ird dann v ielleicht auch m öglich sein, die Stim m en zu gewinnen, die gegen eine R esolution ü b erh a u p t la u t w urden.

H e r r M a g i s t r a t s b a u r a t N i t z e : Ich m öchte meine R esolution auf den erste n S atz beschränken.

V o r s i t z e n d e r : H e rr N itze s a g t also n u r : „ D ie h e u t i g e V e r s a m m l u n g s c h l i e ß t s i c h d e n A u s f ü h r u n g e n d e s H e r r n D r. S i e d l e r a n . “

W ir m üssen also über die S iedlerschen R ichtlinien als R e­

solution b era ten und abstim m en.

H e r r S t a d t b a u m e i s t e r , R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r a. D.

L i c h t h o r n : Ich h alte es für notw endig, bevor w ir uns für die vorgeschlagene R esolution entscheiden, daß w ir uns ü ber den Sinn des d ritte n S atzes k la r w erden. E s is t da n u r von „dem K ü n s tle r“ die Rede. Ich meine, wenn w ir eine solche R esolution vor die O effentlicbkeit bringen, dann w ird die O effentlichkeit fragen: W e r is t m it „dem K ü n stle r“ gem eint? Nachdem der H e rr R eferent in seinen A u sfü h ru n g en au f H errn G rube abge­

kommen ist, kön n te die etw as unbestim m te F a ssu n g des d ritte n Satzes so ged eu tet w erden, als habe sich der A rch itek ten -V erein schon für den G rubeschen E n tw u rf entschieden.

H e rr © r .= 3 n g . S i e d l e r : Ich w ürde em pfehlen, diese F ra g e n ich t anzuschneiden. Ich meine, ob der M ann, der den A u ftra g bekom mt, G rube heiß t oder n ich t, das is t ganz gleichgültig.

Einen N am en w ürde ich g ru n d sätz lic h n ic h t nennen. W ir können w ohl das V ertra u e n zu den m aßgebenden K reisen haben, daß sie den besten E n tw u rf aus dem W e ttb e w erb e herausfinden.

H e r r L i c h t h o r n : E s w ar auch n ic h t m eine A bsicht, den Namen in den S atz h ineinzubringen; es m üßte vielm ehr ganz allgem ein g e s a g t w erden, daß, w e n n e i n e r d e r v o r l i e g e n d e n E n t w ü r f e g e w ä h l t w i r d , dann d o m b e t r e f f e n d e n K ü n s t l e r ! volle B ew egungsfreiheit g e w ä h rt werden soll usw.

H o r r R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r a .D . E i s e l e n : Die Sache is t doch n ic h t ganz so einfach, w enn w ir den zw eiten S atz von H errn S iedler annohm en. D enn dieser b a u t sich doch auf seinem vorher g ehaltenen V o rtra g auf, und in diesem h a t er doch S tellu n g fü r einen ganz b estim m ten E n tw u rf, für einen be­

stim m ten N am en eingenom m en. Ich moine, wenn dieser S atz zusam m engehalten w ird m it dem V o rtra g e, so sp ric h t er, wenn w ir ihm zustim m en, aus, daß w ir auch dem V o rtra g in dieser I H in sic h t zustim m en, und ich weiß n ich t, ob das w irklich die M einung der V ersam m lung ist.

H e r r B a u r a t S p i n d l e r : Zu dem vorgeschlagonen W o rt­

la u te der R esolution muß ich betonen, daß die Redo dos H e rrn D r. S iedler ihrem In h a lte nach öffentlich b ek a n n t w erden w ird. H e rr D r. S iedler is t in seinem V o rtra g e ganz entschieden auf H e rrn G rube abgokom men und die O effentlichkeit w ird auf G rund der Resolution glauben, daß w ir m it H e rrn S iedler eben­

falls au f H e rrn G rube abgekom m en w ären. Ich h alte deshalb weil das doch n ic h t allgem ein der F a ll is t — , die R esolution in dieser F orm für u n rich tig .

H e r r G e h e i m e r O b e r b a u r a t S y m p h e r : M. H., ich b itte um E ntschuldigung, daß ich als In g en ie u r h ierzu auch etw as sage. Ich glaube, es m uß, w ie auch H e rr D r. S iedler empfohlen hat, davon abgesehen w erden, einon bestim m ten A rc h ite k ten zu empfehlen. D erjenige aber, der g ew ä h lt w erden w ird, soll volle F re ih e it haben. W ir können heute n ic h t sagen, H errn L ittm a n n s E n tw u rf is t der beste, oder H e rrn G rubes E n tw u rf i s t der beste, dazu bin ich w enigstens zu rz eit n ic h t in der L age. W enn w ir eine d era rtig e E m pfehlung einer P erson aussprechen w ürden, so könnte m an uns denselben V orw urf m achen, d er ändern V er­

einen gem ach t ist, näm lich daß w ir über eine Sache u rte ilte n , die w ir n ic h t ganz übersähen. Im übrig en bin ich d urchaus für die R esolution des H errn Dr. Siedler. Sie en tsp ric h t dem, was wir m. E. alle unterschreiben können.

V o r s i t z e n d e r : M. H ., der A rch ite k ten -V erein entsclieidot sich h ier n ic h t fü r eine bestim m te P erson, sondern er verlan g t, daß einem K ü n stle r die Sache ü b ertrag e n w erde, und daß der K ü n stle r, der die Sache a u sfü h rt, frei ist. Ich w erde es noch­

m als vorlesen. (Geschiolit.) D as is t ganz allgem ein und n ic h t auf eine bestim m te P erson gem ünzt.

H e r r A r c h i t e k t B e i t s c h e r : M. H .! Ich glaube, diese R e­

solution w ürde einen S tu rm der E n trü s tu n g in den R eihen der unabhängigen A rc h ite k te n des ganzen D eutschen Reiches e n t­

fesseln. D enn diese h a t n ic h t nu r u n te r u ns in dem A rc h i­

tekten-V erein zu B erlin so m anchen G egner, sondern zweifellos auch in den au sw ä rtig en L okalvcreinen. Ich befürchte, daß die W ic h tig k e it dieser A ngelegenheit von Ihnen w eit u n te rsc h ä tz t w ird. Sie m öchten durch das A nsehen, w elches unser V erein in der R e ic h sh a u p tsta d t und außerhalb derselben genießt, der R esolution einen N achdruck geben, die zu einer radikalen L ö ­ su n g treiben soll. A n d erseits m öchten Sie diesen schw er­

wiegenden S c h r itt w ieder abschw ächen. E ine endg ü ltig e L ö su n g dieser für den A rc h ite k te n sta n d so überaus w ichtigen F ra g e schaffen Sie h ierdurch n icht. D er h eu tig e V o rtra g h a t keine K läru n g , insbesondere der k ü n stlerisch en S eite herb eig efü h rt.

Ich m öchte Sie b itte n , reiflich zu überlegen, wie w eit Sie gehen dürfen, um der S ache zu n ü tzen und diese um einen w eiteren S c h ritt v o rw ä rts zu bringen.

H e r r R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r H a n s M e y e r : M .H .! U eber die einzelnen P u n k te des V o rtra g s h e rrs c h t noch lange keine E inm ütigkeit. W enn ich ein S tenogram m des V o rtra g s des H e rrn D r. S iedler vor m ir h ä tte , so kö n n te ich in seh r vielen P u n k te n eine andere M einung äußern, zum B eispiel bin ich ganz anderer A n sic h t ü b er den k ü n stlerisc h en W e r t des E n tw u rfs G rube als H e rr Siedler. Die V ersam m lung is t noch lan g e n ich t über das Them a einer A n sich t, so daß es keinen Sinn h a t, eine R esolution d a rü b e r zu fassen. D ie V ersam m lung is t dabei, die R esolution, die von H e rrn S iedler schon la u abgefaßt ist, noch la u er zu m achen. E ine en tschiedener gefaßte Reso­

lution fand g a r keine Gegenliebe. Ich bin der M einung, daß w ir eine R esolution g a r n ic h t fassen können. R esolutionen sind dazu da, um einm ütigen M einungen einer V ersam m lung A u sd ru ck zu geben. D eshalb ste lle ich den A n tra g , heute ü b erh a u p t keine R esolution zu fassen und b itte ü ber diesen A n tra g als den w eitergehenden z u e rs t abstim m en zu lassen.

H e r r R e g i e r u n g s b a u f ü h r e r © i p l » 3 n g . S c h w a r t z : D er H e rr V o rredner h a t eben g esag t, wenn er ein S tenogram m des V o rtra g s des H e rr D r. S iedler zu r H and h ä tte , so w ürde er an m anchen P u n k te n einhaken. D a ra u s allein g e h t schon hervor, daß diese P u n k te n u r ganz unw esentliche sein können.

W ir haben ja aber g a r n ic h t vor, u n s über die A u sfü h ru n g en des H e rrn D r. S iedler auszulassen, sondern ü ber d as E rg eb n is des V o rtra g s, das sind die von H e rrn D r. S iedler au fg estellten L eitsätze .

H e r r R e g i e r u n g s b a u m e i s e r B e r n h a r d H o f f m a n n : Ich w ürde m einen, w ir könnten h eu te zu einer Resolution

(8)

1 5 0 W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s za Berlin Sonnabend, 20. April 1912 kommen. U nser Verein kann unm öglich einig sein m it den

A u sfü h ru n g en der d ile tta n tisc h en T ag e sk ritik . U n se r V er­

ein w ird sich einig sein, daß die A rb e it sich in ric h tig e r B ahn befindet, daß die A ufgabe eines höfischen O pernhauses ganz besondere A n sprüche ste llt, die g eg e n w ärtig eine öffentliche A u sschreibung n ic h t a n g e b rach t erscheinen lassen. Ich glaube, w ir können doch eine R esolution fassen.

V o r s i t z e n d e r : H e rr M eyer h a t den A n tra g gestollt, keine R esolution zu fassen. Ich b itte diejenigen H erron, welche wollen, daß keine R esolution gefaß t w ird, die H an d zu erheben.

Ich b itte um die Gegenprobe. D as is t bei w eitem die M ehrheit.

W ir kommen zur W e ite rb e ra tu n g über die R esolution.

H e r r B ä u r a t O c h s : Ich w ürde b itten , über jed en ein­

zelnen P u n k t noch besonders die D iskussion zu eröffnen.

V o r s i t z e n d e r : D ann, m. H ., sind S ie d am it ein­

v erstanden, daß w ir die B esprechung n u r über S atz 1 eröffnen.

Sio w ünschen den S chuß der D iskussion. Ich bringe also den ersten A b sa tz u n se re r R esolution zu r A bstim m ung.

Das is t die M ehrheit. A b satz 1, w elcher la u te t:

„Das in der öffentlichen Presse ausgesprochene vernich­

tende U rteil über das Ergebnis des Wettbewerbes kann als ein fachm ännisch richtiges nicht a n erka n n t werden"',

is t also angenommen.

D ann kommen w ir zu A b satz 2.

H e r r R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r B o e r s e h m a n n : Ich linde, im zw eiten P u n k te der R esolution lie g t das H au p tg ew ich t, nam entlich der O effentlichkeit gegenüber. I h r kom m t es d arauf an : Soll ein allgem einer W e ttb ew erb gem acht w erden oder n ic h t? D ieser P u n k t i s t in dor R esolution n ic h t genügend g e­

k lä rt. A lle ändern V oreine, die sich gegen das V erfahren und gegen die P ro je k te ausgesprochen haben, haben klipp und k la r g e s a g t: E s soll ein öffentlicher W e ttb e w erb g em ac h t w erden.

U eber diesen P u n k t sch w eig t die R esolution. E s sc h ein t m ir aber n ic h t der g e rin g ste G rund vorzuliegen, w eshalb w ir unsere en tg eg e n g ese tzte M einung n ic h t ebenso unzw eideutig, zum A u s­

d ru ck bringen sollen, nachdem w ir nun einm al wohl m it ü ber­

w ältigender M a jo ritä t a u f dem B oden des b isherigen V orfahrens zu stehen. Ich w ürde vorschlagen zu sa g en : „D as V erfahren h a t zu einem E rg e b n isse g efü h rt, auf dem w eiterg ea rb e ite t w erden kann. Von einem öffentlichen W ettb ew erb e m uß n u n ­ m ehr A b stan d genom men w orden.“

H e r r B a u r a t G r a o f : M. II., ich b itte , diesen Z u satz fo rt­

zulassen. Sie w erden es vielen in diesem S aale m öglich machen, der R esolution zuzustim m en, w enn Sio ihn fortlassen. E s g ib t doch L eu te, die an d erer M einung sind.

H e r r R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r B o e r s e h m a n n : Ich m öchte au frec h terh alten , daß g e s a g t w ird, von einem w eiteren öffentlichen W ettbew erbe soll A b sta n d gonommen w erden. Um aber ein E in v e rstän d n is zu erzielen, bin ich bereit, als F assu n g n u r die E infü g u n g der W o rte „ o h n e ö f f e n t l i c h e n W e t t ­ b e w e r b “ in den zweiten S atz der R esolution vorzuschlagen.

H e r r P r o f e s s o r S a c k u r : Ich w ürde vorschlagen, zu sa g en : D er V erein h ä lt dafür, daß bei dem je tz ig e n S tan d e der A n gelegenheit von einem öffentlichen W ettb ew erb eine F ö rd e­

ru n g der S ache n ic h t m ehr zu erw arten ist.

H e r r B a u r a t S p i n d l e r : M. H ., hiergegen muß ich pro­

te stie re n . E s i s t doch eine etw as kühne B e h au p tu n g , daß ein öffentlicher W ettb ew erb eine B auangelegenheit ü b erh a u p t n ic h t fördern könne. D am it erd ro sselt man die W ettb ew erb e. Ich w arne vor A nnahm e dieses V orschlags.

H e r r G e h e i m e r O b e r b a u r a t S y m p h e r : D er W e r t is t d ara u f zu legen, daß bei dem je tzig en fo rtg e sc h ritten e n Z u ­ sta n d e der E n tw ü rfe ein öffentlicher W e ttb e w erb keinen beson­

deren E rfo lg m ehr v e rsp ric h t. D as zu beurteilen, g laube auch ich sa ch v e rstän d ig zu sein.

V o r s i t z e n d e r : D an n d arf ich w ohl d arü b er abstim m en lassen, ob w ir einen solchen Z u sa tz m achen oder n ich t. Ich b itte diejenigen H erren , welche gegen einen solchen Z u sa tz sind, die H and zu erheben. (G eschieht.) Ich b itte um die Gegenprobe.

(G eschieht.) D as is t die überw iegende M ohrheit. E s i s t also g ru n d sä tz lic h ein solcher Z u satz beschlossen.

H e r r B a u r a t O c h s : M. H., ich h alte die P la tz fra g e für au ß ero rd en tlich w ichtig. D enn wenn w ir je tz t erklären, der W ettbew erb h a t ein R e s u lta t ergeben, dann haben w ir auch zu der P la tz fra g e S te llu n g genom m en. Ich stehe au f dem S ta n d ­ punkte, daß kein P la tz so u n g ee ig n e t is t, wie der K önigsplatz.

Ein' O pernhaus, das, abgesehen vom B ühnenhaus, eine be­

sc h rä n k te H öhe h a t, w ird a u f dem P la tz e einen küm m erlichen E in d ru ck m achen, n am en tlich , w eil die Sockel fohlen. Ich w ürde sagen, daß u n te r der V o rau ssetzu n g , daß dieser P la tz g ew ä h lt w erden sollte, das E rgebnis des W ettbew erbs kein be­

friedigendes gew esen ist. S oll die Siedlersche R esolution an ­ genom m en w erden, so m öchte ich b itte n , diesem B edenken durch eine einschränkende B em erkung A u sd ru c k zu geben.

H e r r P r o f e s s o r S a c k u r : Die P la tz fra g e is t doch ent­

schieden, und es ist doch g a r kein Zweifel m ehr, daß das T h ea ter dahinkom m en soll.

H e r r P r o f e s s o r K l ö p p e l : W enn wir die P la tz fra g e auf­

w erfen, so w äre es, als ob w ir n ic h t in der W e lt lebten. Ich b itte , don A n tra g Ochs abzulehnon.

H e r r R e g i e r u n g s - u n d B a u r a t A d a m s : W ir sollen eine R esolution fassen über die E ntw ürfe, n ic h t über die Grund-- stü ck frag e, und zw ar für den L a n d ta g ; nie können w ir aber diesem vorschlagen, G ru n d stü ck an k äu fe rü ck g ä n g ig zu m achen, fü r die er in den v o rjäh rig e n E ta ts M ittel b ew illigt h a t?

H e r r P r o f e s s o r S a c k u r : D er P la tz is t g ekauft. Ich kann n ic h t v ersteh en , w as eine R esolution für einen Sinn haben soll, in der au f die P la tz fra g e noch hingew ieseu w ird D as h eiß t doch die B a sis für unsere F ra g e verschieben.

H e r r B a u r a t O c h s : M. H .! Ich m öchte d ara u f aufm erk­

sam machen, daß der B eschluß, den die H erren fassen wollen, doch seh r schw erw iegeud sein w ird und m öchte daher v e r­

mieden sehen, daß m an die S ache übers K nie bricht. E r sch ein t der öffentlichen K ritik einen bequem en A n g riffspunkt zu bieten.

E s i s t g e s a g t w orden, die P la tz fra g e sei lä n g s t entschieden.

S olange d er B au n ic h t in A n g riff genommon ist, kann meines E ra c h te n s diese F ra g e im m er noch w ieder aufgeworfon w erden. D arum h an d e lt sic h ’s j a n ic h t, sondern um die w eitere F ra g e, ob die P ro je k te , die w ir gosehen haben, auf den P la tz hinpassen. D a ste h e ich au f dem Standpunkte, dalV~

für säm tliche P ro je k te der K ö n ig sp latz ungeeig n et w äre.

S tellen Sie sich das R eichstagsgebäude v or und denken Sie sich den Sockel d aru n to r fortgenom m en, dann w ürde die ganze ä sth etisch e W irk u n g des G ebäudes v e rn ic h te t sein.

V o r s i t z e n d e r : D ie D eb a tte is t geschlossen. W ir kommen z u r A bstim m u n g über A b satz 2 u n serer R esolution m it der E in fü g u n g der W o rte : „ohne öffentlichen W e ttb e w erb “ . Die A bstim m ung h a t die A nnahm e des A b satzes ergeben. D erselbe la u te t also:

Der W ettbewerb h a t zw a r noch keine Vorschläge gebracht, die ohne weiteres a u sfü h rb a r sind, er h a t aber in seinem Ergebnis eine G rundlage geschaffen, a u f der ohne öffentlichen W ettbewerb w eitergearbeitet werden kann.

WTir kom m en zum d ritte n A b satz u n se re r R esolution.

H e r r G e h e i m o r O b e r b a u r a t S y m p h e r : Ich m öchte, um jed e B ezugnahm e auf eine bestim m te P erso n zu verm eiden, b eantragen, zu sagen: „dem zu w ählenden K ü n s tle r“ .

V o r s i t z e n d e r : Ich d a rf einschränkend annehm en, daß Sie d am it einverstanden sind, daß ich den S atz m it dem Z u satz- a n trag e Sym pher, also u n te r E in fü g u n g der W o rte : „ d e m zu w ä h l e n d e n K ü n s t l e r “ zu r A bstim m ung bringe. Ich b itte diejenigen, die dafür sind, die H an d zu erheben. Ic h b itte um die G egenprobe. D anach is t der A b satz 3 m it dem Z usatz- a n tra g e S ym pher angenom m en. E r la u te t also:

Der W eiterarbeit w ird n u r dann der E rfolg sicher sein, w enn dem zu w ählenden K ünstler innerhalb der durch A u f­

gabe und Program m gegebenen Grenzen volle Bewegungs­

fre ih eit gew ährleistet und ihm m it voller künstlerischer V eranhvortung die E ntw u rfsb ea rb eitu n g und künstlerische Oberleitung übertragen w ird.

H ie rm it is t die T ag eso rd n u n g u n se re r h eu tig en S itz u n g e r­

led ig t, ich schließe dieselbe.

F flr d ie S c h r if t le it u n g v e r a n tw o r tlic h : B a u r a t M. G u t h in B e r lin “W. 57, B ü lo w s tr . 35 t - Oarl H e y m a n n s V erla g ln B e r lin W. 8, M a u er str. 43 44. — G e d r u c k t v o n J u liu s S it t e n f e ld , H o fb u c h d ru ck e r., B e r lin W . 8, Mau e n t r. 43/44 Nr. 16

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