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Rassenkunde des Kreises Oppeln

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Academic year: 2022

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1 4 5 8 4 2 j f

n

R Ä S S E V O L K E R B G U T IN S CH L E S I E N

O S K Ä R W I E H L E

R A S S E N K U N D E D E S K R E I S E S O P P E L N

V E R L A G P R I E ß Ä T S C H B R E S L A U

g o r

(2)

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(3)

R AS S E V O L K E R B G U T I N S C H L E S I E N - H E F T S

(4)

R A S S E V O L K E R B G U T I N S CHLE S I E N

H e r a u s g e g e b e n v o n P rofessor Dr. E gon Frhr. v o n E i c k s t e d t , Direktor d e s A n th rop olog. Instituts d er Universität Breslau; Dr. Fritj A r l t , Leiter d e s R assen ­ politisch en A m tes b e i d e r G a u leitu n g und Leiter d e s L a n d esa m tes für R assen -, S ip p e n - und B e v ö lk er u n g sw e se n b ei d er Provinz S c h le sien ; Dr. m ed . e t phil.

Heinrich T e w e s , Leiter d er P sychiatrisch-erb biologisch en L an d eszen trale b ei d er V erw altung d e s S c h le sisd ie n P ro v in zia lv erb a n d es un d Dr. habil. Ilse S c h w i d e t z k y , A ssistentin am A n th ro p o lo g . Institut d er U niversität Breslau

H E F T 5

1 9 3 9

V E R L A G P R I E O A I S C H B R E S L A U

(5)

O S K A R W I E H L E

R a f f e n k u n f c e

O c e K r c i f c e O p p c l n

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V E R L Ä G P R i E B Ä T S C H B R E S L A U

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P r in te d in G e rm a n y

C o p y rig h t 1939 b y P rie b a ts c lis B u c h h a n d lu n g B re s la u I n h a b e r E ric h T h ie l u n d K a rl-H a n s H in te rm e ie r

D ru c k P a u l P lis c h k e B re s la u 1

(7)

Gewidmet meiner lieben Frau!

(8)

: r.

(9)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ... 1 Das L a n d ... 2 Die G eschichte... L Völker und Stämme in vorgeschichtlicher Z e i t ... 4 Die Germanen ... 6 Die S l a w e n ... 7 Die Wiedereindeutschung im M itte la lte r ■ . 8 Die Kolonisten des Großen Königs ... 13 Die R a s s e n ... 15 D urchführung und Umfang der Untersuchungen . . . 15 Die Maße und Beobachtungen ...19 Rassendiagnose und rassische Zusammensetzung . . . 25 Die N achprüfung der B e f u n d e ...27 Darstellung der E r g e b n is s e ... . 32

Zusammenfassung ... 37

(10)
(11)

E i u I e i t u B g

Ausgang und Ziel der modernen Anthropologie ist der Mensch als lebendiger Organismus. Das bedeutet Absage an veraltete Arbeitsweisen, die sich mit der Beschreibung von Einzelmerk­

malen begnügten und Hinwendung zu ganzheitlicher Betrach­

tungsweise. Damit ist die Auffassung klar umrissen, unter der die folgende Arbeit verstanden sein will. Sie soll die rassische Struk­

tu r einer verwaltungstechnischen und darüber hinaus landschaft­

lichen Einheit aufzeigen. Neue Methoden erlauben eine exakte Feststellung der Bassenzusammensetzung und eine weitgehende Sicherung der Ergebnisse1).

Das kann aber nicht genügen. Wie in dem körperlichen und seelischen Aufbau des Einzelnen Blutlinien aus vielen Gene­

rationen Zusammenwirken, so ist auch der Gautypus nicht das zufällige Menschenbild einer Landschaft, vielmehr das Ergebnis einer langen biologischen Entwicklung. Sein W erden hat sich, wie alles organische Geschehen, im Baume und in der Zeit vollzogen.

Darum ist eine historische Unterbauung der Ergebnisse notwen­

dig. Sie stellt wieder den Menschen in den Mittelpunkt der Be­

trachtung. Denn weder vorgeschichtliche Funde, noch auch Kul­

turen als solche sind uns wichtig, sondern haben für uns erst Bedeutung durch die Menschen, die sie schufen.

Die Arbeit wurde in allgemein verständlicher Form gehalten, weil sie nicht allein der Wissenschaft gehören soll, sondern vor allem den Berufskameraden meiner Heimat, den Lehrern des Kreises Oppeln. Sie ist ein Stück Heimatgeschichte.

1) Vgl. H e ft 1 d ie se r R eihe, d a s A n lag e u n d M e th o d en d e r „ R a sse n ­ u n te rs u c h u n g S c h le sie n “, in d e re n R a h m e n diese U n te rs u c h u n g e n t­

s ta n d e n ist, a u s fü h r lic h d a rs te llt. F ü r die A n re g u n g zu d ie se r A rb e it u n d z a h lre ic h e H in w eise bei d e r D u rc h fü h ru n g d a n k e ich m e in em v e r e h rte n L e h re r, H e r rn P ro fe ss o r F rh r . v. E ic k ste d t.

1

(12)

Da s Laud

Der Kreis Oppeln ist mit 140 894 ha der größte in Oberschle­

sien mit seinen 971 321 ha2). Die Einwohnerzahl ist seit der Be­

sitzergreifung Schlesiens durch Preußen in stetem W achsen be­

griffen.

Einwohner pro qkm:

1781 1804 1871 19102) 1925 1933

19 43 65 84 91 99

Die Bevölkerung stieg von 128 082 Einwohnern im Jah re 1925 durch einen Geburtenüberschuß von 18 048 (14,09%, durch­

schnittlicher Geburtenüberschuß für Oberschlesien 10,24%) nach einem W anderungsverlust von 5731 Personen (4,47%) auf 140 399 im Jah re 1933. Damit ist Oppeln auch der oberschlesische Kreis mit der größten Bevölkerungszahl.

Der Kreis Oppeln ist eine wirtschaftliche Einheit: naturge­

geben als Landschaft an einem Stück des oberen Oderlaufs und seinen beiderseitigen Zuflüssen, historisch verankert und gefestigt durch Jahrhunderte als Verpflegungsgebiet für die Oppelner Burg3). In der fruchtbaren Schwemmlandebene zu beiden Seiten der Oder, die sich nach Norden, der Ackerebene Mittelschlesiens, zu erweitert, reihen sich große Dörfer dicht aneinander, und massive, mit Ziegeln und Dachsteinen bedeckte W irtschaftsge­

bäude geben Zeugnis vom W ohlstand der Bewohner. W ährend auf dem rechten Ufer von Oppeln flußabwärts die W irtschaft durch Ziegeleien und eine rege Holzindustrie belebt wird, ge­

hören die Ortschaften im engeren Umkreis der Stadt zu dem Industrieraum , der die Mergelkalke der Kreide zur Grundlage hat. In Oppeln selbst leben 20% der Einwohner von der

2) G em e in d e lex ik o n f ü r d en F r e is ta a t P re u ß e n , Bd. V II, P ro v . O ber­

sc h le sie n v o m 1. M ärz 1932. N a c h tr a g vom M ai 1933. Vgl. S. 31 ff.

Volz, W .: O b ersch lesien u n d die o b e rsc h le sisc h e F ra g e . Z. d. Ges.

E rd k d ., B e rlin 1922. Vgl. S. 169.

3) S tu m p e , F.: D er G an g d e r B e sie d lu n g im K re ise O ppeln. In V e rb in d u n g m it d e r W a n d k a r te „Die B e sie d lu n g des K re ise s O p p e ln “.

D er O b ersch lesier, S o n d e rh e ft, O ppeln 1932. Vgl. S. 9.

2

(13)

Industrie, 39% vom Handel. Das Land ist, ähnlich wie der Kreis Cosel, im Vergleich zu den anderen Verwaltungseinheiten Ober­

schlesiens mit 44% landwirtschaftlicher Bevölkerung nu r wenig industrialisiert'1) .

Der kleinere, links der Oder gelegene Teil des Kreisgebietes grenzt im Westen an das Falkenberger Ländchen mit seinen vielen stimmungsvollen Fischteichen im dichten unfruchtbaren Wald, der als Vorposten des großen rechtsodrigen Waldlandes von Osten her über die Oder vorgeschoben ist. Dieses große Waldgebiet östlich der Oder, das fast das ganze rechte Ufer be­

deckt, wird nu r durch einen schmalen Gürtel, den Muschelkalk­

rücken des Chelm, unterbrochen, dessen letzte Ausläufer noch in den äußersten Süden des Kreises hineinreichen. Zwischen Mala- pane und Stober, dessen sumpfige Niederung den Kreis von Mit­

telschlesien trennt, dehnen sich weite Kiefernwälder auf gewal­

tigen Schichten diluvialen Sandes, der auf großen Flächen zu Dünen zusammengeweht ist. Moore und Teiche sind selten. In schmalen Wiesentälern, die Ufer von hellen Birken umsäumt, ziehen träge die Flüsse und die Flößbäche dahin.

Die ungeheuren Waldbestände und kleinen darin eingebetteten Wiesen mit ihren Baseneisenerzen waren die Grundlage der durch Friedrich den Großen begründeten Industrie. Hier sinkt der Bodenreinertrag weit unter den Kreisdurchschnitt und wird nur einigermaßen ausgeglichen durch den der relativ gesegneteren Oderebene; aber auch hier gibt es selten Weizenfelder und keinen Zuckerrübenanbau. Der G rundsteuerreinertrag pro ha beträgt im Kreise Oppeln 7,23 RM, im Kreise Leobschütz dagegen 31,06 EM!5) Der Anteil der Waldfläche erreicht 45% und wird nur noch vom Kreise Guttentag mit 47% übertroffen. Auf größeren freien Flächen breiten sich nicht selten unregelmäßig und weit über die F lu r verstreut alte Siedlungen aus (Lugendorf, früher Lugnian; Ilnau, früher Jellowa)6). Meist an den Flößbächen in den stillen W äldern liegen dagegen wie mit Lineal und Zirkel gezeichnet die Reihendörfer der friderizianischen Kolonisten mit ihren deutschen Namen, ihren schlichten protestantischen Kirchen und einfachen Häusern.

4) O lbricht, K.: S ch lesien . G ru n d riß e in e r L a n d e sk u n d e . B re s la u 1933. — D ers.: E in ig e s ü b e r O b ersc h le sie n s W ir ts c h a f t im L ic h te d er S ta tis tik . „D er O b e rsc h le sie r“ X II, 5., 1930. Vgl. S. 352 ff.

5) G em e in d e lex ik o n , zit. A nm . 1.

9) Vgl. V erze ich n is d e r im R e g ie ru n g sb e z irk O ppeln u m b e n a n n te n O rtsc h a fte n . O ppeln 1937/38.

3

(14)

D ie G esch ich te

Völker und Stäm m e in vorgeschichtlicher Zeit7).

Die ältere Steinzeit überliefert uns die ersten Erzeugnisse der K ultur. Erdgeschichtlich entspricht sie dem Eiszeitalter.

Die dritte Vereisung stieß bis zur Mährischen Pforte vor und schuf die sandigen und kiesigen Böden rechts der Oder. Erst in der folgenden Zwischeneiszeit und während der letzten Vereisung mögen die ersten Menschen auch Oberschlesien durchstreift haben. Die Fundplätze liegen aber n u r im fruchtbaren Löß der Kreise Leobschütz, Cosel, Neiße und Ratibor8).

Anders wird es in der mittleren Steinzeit. Das Eis ist bis Schweden zurückgewichen. Die trockenen Dünen in der wild­

reichen Landschaft sind willkommene Rastplätze für die Jäg er­

bevölkerung. Aus dieser Zeit stammen die ersten Funde im Kreisgebiet (Falkendorf, Liebenau, Winterfeld, Groschowitz, Podewils)9).

Mit dem trockenwarmen Klima vom 4. Jahrtausend v. d. Ztr.

ab wichen die riesigen Urwälder allmählich weiten Step­

pen. Damals entstand die „Keimzelle“ des heutigen Schlesien10).

W ahrscheinlich ist damals auch die rechte Oderseite unseres Ge­

biets nu r von kleinen W aldinseln durchsetzt gewesen. Die reiche Anzahl von Funden zeichnet den Weg der „Bandkeram iker“11) von Böhmen her über die Grafschaft Glatz und durch die M äh­

rische Pforte die Oder abwärts. Der Mensch dieser donaulän­

dischen K ulturen ist bereits seßhaft. Über seine rassische Zuge­

hörigkeit geben uns nu r außerhalb Schlesiens gefundene Grab­

funde Aufschluß12): in Mitteleuropa ist offenbar die nordische

7) F ü r d ie G ru n d z ü g e d e r B e sie d lu n g vgl. P e te rse n , E.: S ch le sie n v o n d e r E isz e it b is in s M itte la lte r. L a n g e n s a lz a /B e rlin /L e ip z ig 1935.

8) R a sch k e , G.: E rg e b n is s e d e r o b ersc h lesi'sch en U rg e s c h ic h ts fo r­

sc h u n g . A us O b ersc h le sie n s U rzeit, Die P ro v in z O b e rsc h le sie n VI, 8, 1931. Vgl. S. 161—183.

9) U m ein e v e n tu e lle s N a c h sc h la g e n zu e rle ic h te rn , se ie n h ie r f ü r d ie im T ex t g e n a n n te n O rte d ie f rü h e re n N a m e n a n g e f ü h rt (in K la m ­ m e rn ): B irk e n ta l (B irkow itz), D am m fe ld e (D a m m ra tsc h ), E h re n fe ld

(G oslaw itz), E is e n a u (Z elasno), E r le n g r u n d (K rzan o w itz), K lo ste rb rü c k (C zarnow anz), R u te n a u (C hrosczütz), S c h ö n k irc h (C h rzu m czü tz), Sto- b e r ta l (K ro g u lln o G rü n d o rf), W in te r fe ld (Zaw isc). — Vgl. a u c h Abb. 1, U n te rs c h rift.

10) O lbricht, K.: 1933, zit. A nm . 4. Vgl. S. 92 ff.

11) Seger, H .: V ölker u n d V ö lk e rw a n d e ru n g e n im v o rg e s c h ic h t­

lic h e n O std e u tsc h la n d . In : Volz, W .: D er o s td e u tsc h e V olksboden.

B re s la u 1923. Vgl. S. 67—86.

12) P e te rse n , E.: 1935, zit. A nm . 7. S. 31 (n ac h G ü n th e r): E s is t k e in r a s s is c h e in h e itlic h e s V olk m e h r, „ein R a sse n g e m isc h a u s w e stisc h e r, o s tis c h e r (alp in er), d in a ris c h e r u n d n o r d is c h e r R a s s e “. — L eb z elter, V.:

N o rd isc h e R asse u n d B r ü n n r a s s e in d e r J u n g s te in z e it in N ie d e r­

ö ste rre ic h . F o rsc h . F o rts c h r. XI, 14, 1935. N ach d e r B e sc h re ib u n g (sc h m a le u n d a u ß e r o rd e n tlic h h o h e S ch äd el, b re ite N asen) s c h e in t m ir e in d in a r is c h e r E in s c h la g d e u tlic h d a zu sein . — V irchow , R.: E x k u r ­

4

(15)

Rasse der Hauptbestandteil dieser Bevölkerung. Die K ultur von Jordansm ühl gibt dann das erste rassenmäßige Zeugnis für die Über Schichtung dieser donauländischen Völker durch nordische Menschen13). Um die Mitte des 3. Jahrtausends mag die durch­

aus friedliche Auseinandersetzung erfolgt sein. Verstreut finden wir auch Überreste der frem dartig anmutenden Glockenbecher­

kultur, deren kriegerische Träger der dinarischen Rasse zuzu­

rechnen sind14). So ist am Ende der Jüngeren Steinzeit in Schlesien ein Mischvolk ansässig, das Stämme südlicher H er­

kunft, nordische Volksteile und dinarische Bestandteile in sich auf genommen hat, deren Verschmelzung in der Endstufe dieses Zeitalters durch eine einheitliche (Marschwitzer) K ultur mit allen Erscheinungen eines seßhaften Bauerntums verbürgt wird, die aber fraglos unter der geistigen Führung nordisch-indoger­

manischer Menschen steht. Das Kreisgebiet verzeichnete schon 1931 56 Funde dieser Zeitstufe, zumeist an den Flußläufen, vor allem an der Oder15).

So bleibt es auch am Anfang der Bronzezeit, mit der die dich­

teste Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit erreicht w ird10). Der Wald weicht infolge eines nacheiszeitlichen Klimaoptimums noch weiter zurück. Auch die rechte Oderseite zeigt jetzt mehr Funde.

Im Kreise Oppeln sind die Urnenfeldergräber von Klosterbrück und Erl engrund näher untersucht worden17).

Die Schöpfer der bronzezeitlichen „U rnenfelderkultur“ waren Illyrier, nicht Urslawen, wie der polnische Professor Kostrzewski im Gegensatz zu den Ergebnissen zuverlässiger Forschung, die als Urheimat der Slawen die Landschaft umKiew am Pripet annimmt, behaupten will18). Der Besitz reicher Kupfererzlager und die Be­

herrschung der Handelsstraßen von Mitteleuropa nach Italien führte dann in den Ostalpen zur Entwicklung der prächtigen

sio n n a c h L en g y e l (S ü d -U n g arn ), Z. f. E th n . X X II, 1890. Vgl. V erh.

S- 97-—118. — „D as m ä ß ig h e r v o rtr e te n d e K inn, d e r m ä ß ig b re ite se h r s c h rä g a n g e se tz te A s t“ s in d d in a ris c h e R a sse n m e rk m a le .

13) In d ie se m Z u s a m m e n h ä n g e m a g a u f d a s B u c h H a h n e , H.: D as v o rg e sc h ic h tlic h e E u ro p a . K u ltu re n , V ö lk er u n d R a sse n , B ielefeld u.

L eip zig 1935, h in g e w ie s e n sein. E r s ie h t a lle rd in g s in d em T o te n im H o c k e rg ra b von J o r d a n s m ü h l e in e n V e rtre te r d e r m e d ite rr a n e n R asse.

(Abb. Taf. 8,2 zu S. 33).

14) P e te rse n , E.: 1935, zit. A nm . 7. Vgl. S. 61, Abb. 93/94,

,5) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 15 u n d S. 65, A nm . 3. — R a sch k e , G.: 1931, zit. A nm . 8. Vgl. Abb. 10, S. 14, S. 29 u n d 30.

I(i) H ellm ic h , H .: Die B e sie d lu n g S c h le sie n s in v o r- u n d f rü h g e ­ s c h ic h tlic h e r Zeit. B re s la u 1923. Vgl. Kt. 3.

17) A rn d t, A.: D er U rn e n frie d h o f bei C z arn o w an z , K reis O ppeln.

„A us O b e rsc h le sie n s U rz e it“, H e ft 5. — S tre ck e , M.: Die H e b u n g eines U rn e n g ra b e s bei C z arn o w an z . „A us u n s e re r H e im a t“ II, 3. — R asch k e, G.: D as b ro n z e z e itlic h e D orf K rzan o w itz. „O p p e ln er H e im a tk a le n d e r“

1931.

,s) Vgl. h ie rz u V asm er, M.: Die U rh e im a t d e r S law en. In : Volz, W .:

1926, zit. A nm . 11. Vgl. S. 118—143, K a rte S. 139.

5

(16)

H allstatt-K ultur, deren Anregungen von den nordillyrischen Bau­

ern unserer Heimat willig aufgenommen wurden, obwohl — oder besser, weil ihre innere K raft schon im Schwinden war. Nach den Untersuchungen der wenigen Körperbestattungsgräber der frühen Eisenzeit scheint die Zugehörigkeit dieser Bevölkerung zur nordischen Rasse sicher zu sein.

Die Germanen.

Die Erben der Illyrier sind die Friihgermanen. Raumnot, durch Klimasturz und Überbevölkerung verursacht, treibt sie aus ihrer nordischen Heimat. Langsam drängen sie zwischen Oder und Weichsel nach Süden, Steinkisten- und Glockengräber und die eigenartigen Gesichtsurnen zeichnen ihren Weg. Die erste WTelle, die in unsere Heimat hineinspült, scheint n u r schwach gewesen zu sein. In den Kreisen Öls, Namslau und Oppeln entsteht ein Mischvolk, die Bastarnen. E rst stärkerer Nachschub bringt die rechte Oderseite bis zum Ghelm in den Be­

sitz der Frühgerm anen, deren Südwärtsbewegung sich bis zum Schwarzen Meer fortsetzt19). Funde sind im Kreise Oppeln in Ehrenfeld und Bolko gehoben worden20).

Um 100 v. d. Ztr. werden Schlesien und die angrenzenden Teile Polens von den W andalen besetzt. Nirgends wird der rege Verkehr mit Rom und das Ansehen silingischer F ürsten­

geschlechter deutlicher, als an dem reichen Trinkgeschirr und dem prachtvollen Silberbecher aus dem Körpergrabe von Ehren­

feld (früher Goslawitz/Wichulla) in der Nähe der Stadt Op­

peln21), abgesehen von den in Oberschlesien andernorts gefun­

denen Münzen, einer M ars- und Jupiterstatuette und einem goldenen Siegelring. Obwohl Skelette n u r in geringem Umfange vorhanden sind, können wir aus rassenkundlichen Beobachtun­

gen und Einzeluntersuchungen, für die B astarnen ferner aus antiken Kunstdenkmälern, leicht die vorwiegende Zugehörigkeit zur nordischen Rasse feststellen22).

Die bisher festgestellten Fundorte, d. h. die großen Friedhöfe und zahlreichen Ansiedlungsstellen, zeigen, daß die Germanen sehr lange in Schlesien seßhaft gewesen sein müssen, und daß die Besiedlungsdichte nicht unbeträchtlich war. Im Kreise Op­

19) P e te rs e n , E.: 1935, zit. A nm . 7. Vgl. S. 116 u. 143, Abb. 222 u. 275.

2I>) S tu m p e, F. R.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 14. — R a sch k e , G.: Die F rü h g e r m a n e n in O b ersch lesien . ,,Aus O berschi. U rz e it“ XX, O ppeln 1933. Vgl. S. 26.

21) S tu m p e , F .: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. Abb. im A n h a n g . — P e te r ­ sen, E.: 1935, zit. A nm . 7. Vgl. S. 161, Abb. 310, 311, 312. — S eger, H.:

D er F u n d vo n W ic h u lla . Schles. V orzeit V II, 1899. Vgl. S. 413 ff. — J a h n , M.: A us S c h le sie n s V orzeit. B eitr. z. schles. Gesch. Gleivvitz 1921.

Vgl. S. 4 ff.

22) S ch w id e tz k y , I.: K ö rp e rlic h e Ü b e rre ste sc h le s is c h e r W a n d a le n . A ltsc h le sie n VII, 243—254, 1938.

6

(17)

peln ist die Oderebene wie zu allen Zeiten besonders stark be­

siedelt. Doch liegen einzelne Fundstellen auch mitten im heutigen Wald und weiter entfernt von den Flußläufen23).

Mit der Abwanderung des größten Teiles der W andalen ist Schlesien nicht ganz menschenleer geworden. Es sind Germanen­

reste hier sitzen geblieben24). Bis ins 5. Jahrhundert reicht das Gräberfeld von Gr.-Sürding, und noch 512 w ar der Rückweg durch Schlesien nach Schweden für die aus den W irren der Völkerwanderung sich herauslösenden H eruler frei.

Die Slawen.

Im 8. Jahrh un dert erst haben wir hier und da kleine ver­

streute slawische Ansiedlungen anzunehmen; geschichtliche Quellen fehlen immer noch. Erst später werden sechs Gaue genannt, unter denen das alte Gebiet der Silinger um den heili­

gen Berg als „Slenzane“ erscheint und die Gaue „Opolini“ und

„Golensici“ etwa das heutige Oberschlesien samt dem früheren Österreich-Schlesien umfassen. Sicher entsprachen die Gaue ein­

zelnen slawischen Stämmen, die zwischen sich und ihren Nach­

barn den W ald unbehindert wachsen ließen. So zog sich die

„Preseka“, der Bannwald, in 30 km Breite am Stober und an der Neisse entlang. Die slawische Wirtschaftsweise, vornehmlich Viehzucht, Imkerei und Fischfang, verbot allein schon die An­

siedlung größerer Menschengruppen und verwies sie vor allem in die sumpfigen Talauen an der Oder. So liegen denn auch die Funde im Kreisgebiet im engeren Umkreis von Oppeln. Sie zei­

gen die auffallende Einförmigkeit und Anspruchslosigkeit der slawischen K ultur. Die Ausgrabungen auf der Schloßinsel in Oppeln25) bestätigten die Vermutung, daß hier ein Verwaltungs­

mittelpunkt spätslawischer Zeit gelegen hat, eine Kastellanei, umwehrt von einem Pallisadenzaun, hinter dem einfache Block­

häuser standen, einräumig, ein Raum n u r für Familie und Vieh, und ohne Fenster.

Zum Verwaltungsbereich der Burg gehörten 20 Dörfer26), offene Siedlungen in der Oderebene, deren Bewohner drückende Frondienste taten27). Die weitgehende Arbeitsteilung, die durch

23) M a tth e s, W . u n d U rb a n e k : F u n d o rte d e r W a n d a le n z e it in O ber­

sc h lesien . A u s O berschles. U rzeit, H. 20. Vgl. S. 73—76 u n d die b eig e­

gebene K arte. O ppeln 1930. — P e te rse n , E.: 1935, zit. A nm . 7. Vgl. S. 143, Abb. 275. — S treck e, M.: G e rm a n e n fu n d e im K reise O ppeln. „O ppelner H e im a tk a le n d e r “ XI, 1936. Vgl. S. 55—57.

24) Vgl. h ie rz u L a u b e rt, M.: D eu tsch o d e r sla w isc h ? K äm p fe u n d L e id e n des O std e u tsc h tu m s. B e rlin 1928. Vgl. S. 12/13 ff.

25) P e te rse n , E.: 1935, zit. A nm . 7. Vgl. S. 206 ff.

20) Id z ik o w sk i, F .: G esch ich te d e r S ta d t O ppeln. O ppeln 1863. Vgl.

S. 29/30.

27) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 16 ff. u. die W a n d k a rte .

(18)

die N aturalwirtschaft nötig wurde, erlaubt uns einen Schluß von den Namen (diesmal müssen noch die alten Ortsnamen helfen!) der Dörfer auf die F ron (Kossorowitz von Koszarze = Mäher;

Koby Ino von kobyla = Stute; Zlattnik = Goldarbeiter). Auch die besondere Lage eines Ortes spricht oft aus den Namen (Rogau von rog = Horn, Odervorsprung; Zowade = H inter dem W asser) oder der Ortsgewaltige ( = Sippenältester oder der G rundherr);

(Rudkowitz = Dorf des Budko, Koseform von Budzislaw;

Ghmiellowitz = Dorf eines Chmiel = Hopfen; Luboschütz = Dorf eines Lubosch oder Lub, lubic = schätzen, lieben) u. a. m.

Die H erren des Landes versuchten, ihren Besitz und damit ihre Einkünfte durch Vergrößerung des besiedelten Landes zu er­

höhen (Przyschetz = Lichtenwalde; Ochodz von ochotz = um­

schreiten der neuen F lur). Auch steuerliche Erleichterungen sollten helfen; so errichtete man Freidörfer, Ligota, Lhota (Ell- guth-Turawa, Ellguth-Proskau)28) .

Die W iedereindeutschung im Mittelalter.

Die wirtschaftliche und kulturelle Unterlegenheit ihres Landes gegenüber dem deutschen Westen w ar weitblickenden Herzögen nicht verborgen geblieben. Die Piasten29) holten daher deutsche Kaufleute, H andw erker und B auern ins Land. Sie wurden ge­

rufen als Förderer der K ultur. In einer Urkunde des Klosters Czarnowanz30) vom 11. Nov. 132831) ist als Grund der Aussetzung Gr. Döberns zu deutschem Recht deutlich gesagt, „da im polni­

schen Recht die Bauern und Untertanen wegen Unbeständigkeit des Zustandes keine Nutzung haben mögen“. Das Wesentliche des deutschen Rechts w aren die persönliche Freiheit, die Selbst­

verwaltung der Gemeinde und „der volle E rtrag ih rer Arbeit auf eigenem und vererblichem Grund und Boden“32).

W ir besitzen die Aussetzungsurkunden33) von 11 Dörfern des Kreises (Rutenau, Gr.-Döbern, Poppelau, Falkendorf, Dammfelde,

28) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 18. Ü b er A lte r u n d H e r ­ k u n f t d ie se r O rte vgl. a u c h K re tsc h m e r, H. G., in d e r F e s ts c h r ift f ü r M ax F rie d ric h s e n : V om D e u ts c h e n O sten, B re s la u 1934, S. 266 ff.

K re ts c h m e r b ez w eifelt die s la w isc h e H e r k u n ft d e r E llg u th s.

29) Ü b er die v e rm u tlic h g e rm a n is c h e H e r k u n ft d e r P ia s te n vgl.

P e te rs e n , E.: 1935, zit. A nm . 7, S. 218 u. 235 (L ite ra tu r).

30) D as U rk u n d e n m a te r ia l des K lo ste rs e n t h ä lt Cod. dipl. Sil. I., vgl. f ü r d a s F o lg en d e S. 29—31. C z a rn o w a n z je tz t K lo ste rb rü c k .

31) N ach Id zik o w sk i, F.: 1863, zit. A nm . 26, vgl. S. 53.

32) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3, vgl. S. 24.

S3) D abei is t zu b e m e rk e n , d a ß die w e n ig e n A u s s e tz u n g s u rk u n d e n u n d .R e c h tsv e rle ih u n g e n u n s e re s K re ise s f ü r sic h a lle in k e in B ild geben. E in e Z u s a m m e n s te llu n g f ü r g a n z O b ersch lesien a u f G ru n d d e r Q uellen, a u s d e n e n w ir die W irk u n g d e r B e w eg u n g zu e r k e n n e n v erm ö g e n , g ib t K u h n , W .: Die d e u tsc h e B e sie d lu n g O b ersch lesien s.

S c h a ffe n u n d S ch au e n . M itte ilu n g s b la tt f ü r K u n s t u n d B ild u n g sp fle g e in d e r W o je w o d sc h a ft S ch lesien , K a tto w itz 1933/34, 10. J a h rg . 4/5.

(19)

Eisenau, Frauendorf, Kl. Döbern, Brünne, Walldorf34) und Tar- n au )35). Unter den genannten Dörfern sind 5 durch das Kloster in Klosterbrück (Czarnowanz)36) ausgesetzt worden; es war neben dem Herzog, von dem es mit Schenkungen reich bedacht wurde, der größte Grundbesitzer im Kreisgebiet. Eine Reihe von Namen der ersten Scholzen ist uns überliefert. Orte mit dem Beinamen „Groß“ (Gr. Döbern, Gr. Kochen, Gr. Schimmendorf) sind meist neben kleinen slawischen Siedlungen neu gegründete Dörfer. Eine große Anzahl deutscher Ortsnamen ist später slawi- siert worden37) (Reichenwald=Demhio, es hat heute seinen schö­

nen alten Namen wieder; Smeilsdorf=Chrosczinna, heute Rei­

sern; Gumpertsdorf = Komprachtschütz u. a.). Die Deutschen brachten ihre eigenen Dorfformen38) mit nach dem Osten. Das Angerdorf als typische Form der deutschen Siedlung in der Ebene ist im Kreis Oppeln sehr häufig (Tarnau, Ehrenfeld, Walldorf, Schönkirch u. a.); nicht selten begegnet man noch heute „fränkischen“ Toren39).

34) Vgl. h ie rz u u n d z u m fo lg en d e n S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3.

S. 25 ff. u n d die W a n d k a rte .

35) Die U rk u n d e von T a r n a u b e fin d e t sic h in eaner H a n d s c h rift a u s d em J a h r e 1872 im B r e s la u e r S ta a ts a rc h iv u n te r Rep. 135 E 109 c:

T a r n a u , W i r s b i e, T a r n o w i e t z , K o s s o r o w i t z , S c h u - 1 e n b u r g. E in B e itr a g z u r D o r f - u n d L a n d e s g e s c h i c h t e O b ersch lesien s. E in h is to ris c h e r V e rsu c h vo n R. B. R. U 1 i t z n y, P f a r r e r zu T a r n a u , K reis O ppeln. U n te r d e r U rk u n d e : „N ach e in e r b e g la u b ig te n A b s c h r i f t d es 17. J a h r h u n d e r t s m it n ic h t g an z u n v e r- d e rb te m T ext. Die O rig in a la u s fe rtig u n g g in g im D re iß ig jä h rig e n K riege v e rlo re n .“ D iese H a n d s c h rift is t ein e a u s d en u n m itte lb a r e n Q uellen (H a n d s c h rifte n des S ta a ts a rc h iv s B re s la u , d e r R e g is tr a tu re n des F ü rs tb is c h o fs u n d d e r z e itlic h e n B ehörde, d e r R e g ie ru n g , des L a n d r a ts , des K re isg e ric h ts des Kgl. O p p eln e r D o m ä n e n re n ta m ts , d e r O rtsb eh ö rd en , des E rz p r ie s te r s zu O p p eln u n d d e r T a m a u e r P fa rre i), h e r a u s g e s c h rie b e n e D o rfc h ro n ik des 19. J a h r h u n d e r ts , die d a r ü b e r h in a u s e in e n s e h r w e rtv o lle n u n d re ic h e n B e itra g z u r H e im a tg e ­ sc h ic h te lie fert.

30) L ange, E.: K lo ste r C zarn o w an z. „D er O b e rsc h le sie r“ 1930.

37) „ A n d e rs a ls d u rc h D eu tsc h e w ä re ja die E in p fla n z u n g d e r f ü r O b ersch lesien so völlig n e u e n R e c h tsfo rm e n g a r n ic h t m ö g ­ lic h g ew e sen .“ D ag eg en is t d e r S ch lu ß : S la w isc h e r O rtsn a m e = sla w isc h e S ie d le r n ic h t b e re c h tig t, d a die D e u tsc h e n oft a n a lte s la ­ w isch e O rts n a m e n a n k n ü p f te n . K o ste n ta l (S p rac h in se l) u n d K a s im ir ( u n m itte lb a r v or d e r G renze des g es c h lo ss e n e n S p ra ch g e b iets) sin d U m se tz u n g e n ä lte r e r s la w is c h e r D örfer. ( K o s te n ta l= A n d e u ts c h u n g a u s G ossentin.) D ie S ie d le r d ie s e r b eid e n ä lte s te n G rü n d u n g e n d e r Z is te rz ie n s e r vo n L e u b u s s p re c h e n n o ch h e u te d eu tsch . Vgl. K u h n , W .:

1933/34, zit. A nm . 33, S. 8 ff.

38) Vgl. h ie rz u S ch ie n g er, H.: F o rm e n lä n d lic h e r S ie d lu n g e n in S chlesien. B e iträ g e z u r M orphologie d e r schles. K u ltu rla n d s c h a ft. B re s­

la u 1930, S. 83. — S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3, vgl. S. 26.

39) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 25 u. u n d d a s Id c h tb ild im A n h an g .

9

(20)

Die Stadt Oppeln selbst ist eine Gründung deutscher K auf­

leute. Schon vor 1217 wurden den „Gästen“ (hospites) Freiheiten verliehen. Der Übergang über die Oder, die sich hier in mehrere Arme teilt, w ar leicht, das Gelände gegenüber der Burg hoch­

wasserfrei. Der uralte Wanderweg am Ufer des Stroms verei­

nigte sich an dieser Stelle mit der ebenfalls sehr alten Straße, die von Südosten her über das waldfreie Gebiet des Chelm her­

aufführte. An diesem von N atur begünstigten Platze entstand eine Kolonialstadt mit viereckigem Ring und regelmäßigem S tra­

ßennetz. 1234 hatte Oppeln bereits volles Stadtrecht, 1285 wurde die Mauer mit 4 Toren gebaut, 1289 das Piastenschloß auf dem Ostrówek, 1295 errichteten die Dominikaner ein Kloster, 1808 entstand ein K aufhaus40).

Umfang und W irkung der mittelalterlichen Kolonisation im Kreisgebiet werden vielleicht deutlicher, wenn wir einen kurzen Blick auf ganz Schlesien, besonders aber Oberschlesien, werfen.

— Das Landschaftsbild unserer Heimat ist entscheidend durch die Besiedlung im Mittelalter geformt worden41). Um 1200 greift die deutsche Kolonisation auf den schlesischen Raum über und pflanzt sich rasch den Sudeten entlang nach Osten fort. Von 3 Seiten nähert sie sich dem Herzogtum Oppeln: Von Norden aus dem K reuzburger Gebiet, von Westen aus dem Breslauer Bistumslande und von Südwesten aus Ostmähren und der Ge­

gend von Troppau her42). „Ungemein wichtig ist die Tatsache, daß Oberschlesien im Mittelalter siedlungsgemäß fast völlig ab­

geschlossen gegen Polen, gegen Deutschland dagegen durchaus offen w ar“43). Am Ende der Kolonisation sind nicht alle Land­

striche Ober Schlesiens in gleicher Weise erfaßt44). Auf den un­

günstigen Böden der rechten Oderseite blieben weite trennende W älder zwischen den Siedlungsflächen stehen. Ein breiter W ald­

gürtel zieht von der alten deutschen Grenze an der Weichsel bis

40) Id zik o w sk i, F.: 1863, zit. A nm . 26.

',1) Z u r V e rte ilu n g vo n W a ld u n d o ffen em L a n d u m e tw a 1200:

S ch ie n g er, H.: W a ld u n d S ie d lu n g s la n d a m B e g in n d e r R ü c k sie d lu n g (K arte). Schles. J a h rb u c h (9) 1937. — S tu m p e, F .: 1932, zit. A nm . 3 (die W a n d k a rte ). — F ü r d a s W a ld g e b ie t z w isc h e n S to b e r u n d M a la p a n e lie g t eine A rb e it von H. G. K re ts c h m e r in M a sc h in e n s c h rift im Geo­

g ra p h is c h e n I n s titu t d e r U n iv e r s itä t B re s la u vor.

4'2) P fitz n e r, J.: Die B e sie d lu n g d e r S u d e te n b is zu m A u sg a n g e des M itte la lte rs. D eu tsch e H efte f ü r V olks- u n d K u ltu rb o d e n fo rs c h u n g 1931/32, 1. J a h rg a n g , S. 65—87 u. 167—191.

43) K u h n , W .: 1933/34, zit. A nm . 33. Vgl. S. 24.

44) E in e n g u te n Ü b erb lic k ü b e r die S ie d lu n g s v e rte ilu n g g ib t S ch u lte , L.: Die R e c h n u n g ü b e r d e n P e te rs p f e n n ig 1447. S tu d ie n ü b e r die d e u tsc h e B e sie d lu n g u n d P a ro c h ia lv e r f a s s u n g O b ersch lesien s. D a r ­ s te llu n g e n u n d Q u ellen z u r sch les. G eschichte. X X III, kl. S c h rifte n , T eil 1, B re s la u 1918. O rig in a l des R e c h e n s c h a fts b e ric h ts ü b e r d e n im A rc h id ia k o n a t O ppeln e in g e sa m m e lte n P e te rs p fe n n ig im S ta a ts a rc h iv B re s la u , Rep. 135 E 7 a. Vgl. d a z u K u h n , W .: 1933/34, zit. A nm . 33, S. 23 f.

10

(21)

gegen Gosel hin, ein anderer liegt um Malapane und Stober und schiebt sich bis Rosenberg vor. Die dazwischen liegende Sied- lungsgruppe um Gleiwitz, die südlich an den alle Zeiten hindurch besiedelten Muschelkalkrücken anschließt, ist im we­

sentlichen kolonisatorischen Ursprungs. Dicht besiedelt w ar vox- allem die Lößplatte im Westoderlande, die bis K rappitz ins Kreisgebiet hineinragt, ähnlich stark w ar die deutsche Siedlung im Falkenberger Lande, das nach Westen zu offen, vom Odertal n u r durch einen schmalen Waldstreifen geschieden ist. Das Odertal selbst ist vor allem in unserem Gebiet — entsprechend der im Zeitpunkt des Beginns der Kolonisation gegebenen Lage, seiner Bedeutung als nächste Umgebung der Residenz und seiner Fruchtbarkeit — durch die deutsche Zuwanderung stark ver­

ändert.

Über die Frage der Herkunft der deutschen Siedler freilich hat die Siedlungsgeschichte keine volle Gewißheit geben kön­

nen45). Nun ist die M undartforschung46), ausgestattet mit neuen Hilfsmitteln, auf neuen Wegen dieser Frage nachgegangen. Nach ihren Feststellungen waren an der Einwanderung in der H aupt­

sache Mitteldeutsche (Thüringer und Obersachsen) beteiligt, zu denen in geringerer Zahl Niederdeutsche und Oberdeutsche (am Südrand Schlesiens Ostfranken und Bayern) kamen. W ährend im Norden Schlesiens Thüringer und Obersachsen stark über­

wiegen, sind es im Süden (in Ostböhmen, Österreich-Schlesien und in den anschließenden Teilen von Oberschlesien) die beider­

seits der Sudeten vordringenden Ostfranken. In der Spätzeit der Kolonisation gab die fruchtbare Bevölkerung der erstbesie­

delten Landschaften ihren Menschenüberschuß weiter nach Osten ab47). Auf kolonialem Boden flössen die Siedlerströme in­

45) A u b in , H.: S ch le sisc h e S ie d lu n g s g e sc h ic h te b e id e rse its d e r S u ­ d eten . Schles. J a h r b u c h 7. S. 9—28, 1935.

4S) J u n g a n d re a s , W .: B e iträ g e z u r E rfo rs c h u n g d e r B e sie d lu n g S c h le sie n s u n d z u r E n tw ic k lu n g s g e s c h ic h te d e r sc h le sisc h e n M u n d ­ a r t. H eft 17 v o n W o rt u n d B ra u c h , V o lk sk u n d lic h e A rb e ite n n a m e n s d e r S c h le sisc h e n G ese llsc h aft f ü r V o lk sk u n d e hsgb, v o n T h eo d o r Siebs u n d M ax H ippe, B re s la u 1928. — F rin g s , T h.: S p ra c h e u n d S ied lu n g im m itte ld e u ts c h e n O sten, B e ric h te ü b e r die V e rh a n d lu n g e n d e r S ä c h ­ s is c h e n A k a d e m ie d e r W is s e n s c h a fte n zu L eipzig, P h ilo lo g is c h -h isto ­ r is c h e K lasse, 84. B and, 1932, 6. H eft. L eip zig 1932. — S ch w arz, E.:

S u d e te n d e u ts c h e S p ra c h rä u m e , S c h rifte n d e r D e u tsc h e n A k ad e m ie in M ü n c h en , H eft 21, M ü n c h en 1935.

47) „D em g e sc h lo sse n e n d e u ts c h e n S p ra c h g e b ie t sin d h ie r m it K o ste n ta l. K ä tsc h e r, d ie sseits, S ch ö n w ald , A n h a lt u n d B ielitz je n se its d e r O der S p itze n u n d I n s e ln v o rg e la g e rt. . . . . Dem S p ra c h fo rs c h e r e r­

s c h lie ß t sic h a ls H e rk u n fts g e b ie t d e r d o rtig e n K o lo n isten n ic h t eine a l t ­ d e u tsc h e H eim at, s o n d e rn eine G egend O b ersch lesien s, u n d z w a r d as fru c h tb a re , s e it je b e s ie d e lte L ö ß la n d u m N e u s ta d t u n d Zülz, w elche f r ü h vo n d e r d e u ts c h e n K o lo n isa tio n b etro ffen , se lb e r b a ld A u sg a n g s­

s te llu n g f ü r n e u e w e ite rg e h e n d e W a n d e rb e w e g u n g e n g ew o rd en ist.“

(A ubin, H.: 1935, zit. A nm . 45. Vgl. S. 23.)

11

(22)

einander, vermischten sich die Angehörigen der alten deutschen Stämme mit den altansässigen und schufen sich zu einem Neuen48). Die Frage nach dem Anteil der deutschen Gaue wird erst nach einer einheitlichen und umfassenden rassenkundlichen Aufarbeitung ganz Deutschlands beantwortet werden können49).

Die Blüte der Piastenzeit w ar leider n u r von kurzer Dauer.

Oberschlesien wurde Pfandherrschaft, Spielball zwischen Böh­

men, Polen und Ungarn; Erbteilungen verurteilten es vollkom­

men zur Ohnmacht. Stücke an der Grenze wurden abgerissen:

Severien, Auschwitz und Zator. Der Hussiteneinfall (1430) und der Dreißigjährige Krieg schädigten das Land sehr. Oppeln wurde mehrfach gebrandschatzt und geplündert, die Stadtm au­

ern verfielen. 1396 belagerte Ladislaus Jagello von Polen die Stadt. Ein Heerhaufen der Mongolen, vom zerstörten K rakau herkommend, erkämpfte sich 1241 den Oderübergang bei Oppeln.

Der Dreißigjährige Krieg brachte häufige Truppendurchmärsche durch unser Gebiet, die sich auf der bereits erwähnten alten Handels- und Heerstraße, die von Oppeln über Nakel nach Gr.

Strehlitz und dann weiter nach Beuthen und K rakau führte, bewegten. Ulitznya0) verzeichnet fü r die Gemeinde T arnau in dieser Zeit unter 350 Parochianen 15 Bettler.

Auf dem Lande begann das große Bauernlegen. Die H erren benutzten die geringen Lasten, die die Siedler einst gern auf sich genommen hatten, um sie ins Ungemessene zu steigern51). Das wichtigste Gut der Vergangenheit, die persönliche Freiheit, ging verloren. Die Urbare von 1532 und 1536 geben einen erschüt­

ternden Eindruck von der wirtschaftlichen Lage. Überall gab es wüstgewordenes Land. Ganze Dörfer sind untergegangen (Sbi- czin, Sowschütz, Lendzin, Wiersbie). Es nützte auch nichts, daß außerordentliche Vergünstigungen fü r die Wiederbesiedlung von Wüsteneien ausgesetzt wurden. 1524 w aren in T arnau von 40 Hufen noch 24 unbebaut52). Die ausgekauften Bauern wurden Gärtner, Hofearbeiter und Dreschgärtner, die auf den durch die H errschaft errichteten zahlreichen Vorwerken Frondienste taten.

Im Kreise Oppeln ist eine ganze Reihe solcher Vorwerke angelegt worden. Aus ihnen entwickelten sich später auch neue Dörfer, die man heute noch an der großen Gutssiedlung und den vielen

„kleinen“ Leuten erkennt (Stobertal, Turawa, Hinterwasser, Birkental)53). Der freie Bauernstand des Mittelalters w ar tot.

48) N ad le r, J.: D as s ta m m h a fte G efüge des d e u ts c h e n V olkes. 2. A u f­

lage, M ü n c h e n 1934, vgl. S. 110— 138.

49) v. E ic k ste d t, E. F rh r.: R a s s e n u n te rs u c h u n g D e u ts c h la n d s. Z. f.

R a sse n k . III, 162—171, 1936.

5I>) U litz n y , R.: 1872, zit. A nm . 35.

51) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 36 ff.

52) S tu m p e, F .: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 41 ff. — U litz n y , R.: 1872, zit. A nm . 35. Vgl. die U rk u n d e vom 19. 4. 1493.

M) S tu m p e, F.: 1932, zit. A nm . 3. Vgl. S. 33 ff.

12

(23)

Bevölkerungspolitisch wichtig ist, daß als billige Arbeitskräfte des Großgrundbesitzes vielfach die noch anspruchsloseren Sla­

wen hereingeholt wurden. Alljährlich in der Woche „vor Mariä Heimsuchung“ zogen polnische Saisonarbeiter ein, 1529 zählte man bei Breslau 110054).

Die K olonisten des Großen K önigs55).

Eine neue deutsche Menschenwelle brachte die friderizianische Kolonisation. Der zweifellos interessante Stoff ist schon mehr­

fach bearbeitet worden56). Nicht immer jedoch hat man die Frage nach der Heimat der Kolonisten und dem von ihnen vertretenen Menschentyp unmittelbar gestellt. Die Unterlagen hierfür sind in Kirchenbüchern und in den Akten des Stadtarchivs Breslau vor­

handen57) .

Im Kreise Oppeln sind rund 800 Stellen gegründet worden58).

Nach den in den Akten teilweise enthaltenen Verzeichnissen über die Stärke der Besetzung und unter Berücksichtigung des starken Nachschubs in den ersten Jah ren nach der Gründung kann mit etwa 4000 Kolonisten gerechnet werden. Das war da­

mals fast % der ländlichen Bevölkerung des Kreisgebietes59).

Nach dem ersten Schlesischen Krieg schon kamen böhmische

„Exulanten“ in unsere Provinz. Im Amte Oppeln wurden drei neue Dörfer mit ihnen besetzt. Unter diesen ist Friedrichsgrätz

54) S ch u lte , L.: P o ln isc h e W a n d e r a r b e ite r im 16. J a h rh u n d e rt. D a r­

s te llu n g e n u n d Q uellen z. schles. Gesch. B re s la u 1918. Kl. S ch riften , T eil 1, S. 190 ff.

55) D ieser T eil m u ß te e in e r b e s o n d e re n A rb e it V orb eh alten bleiben.

Sie e rs c h e in t u n te r d em T ite l „Die K o lo n isten des G roßen K önigs im K re ise O p p eln “. D o rt s in d a u c h a u s f ü h r lic h e r u n d g e n a u e r Q uellen u n d L ite r a tu r an g e g eb e n .

56) S ch ie n g er, H .: F rid e riz ia n is c h e S ie d lu n g e n re c h ts d e r O der bis 1800 a u f G ru n d d e r A u fn a h m e n v o n H a m m e r u n d von M assenbach.

B re s la u 1933, vgl. S. 98: d o r t B e ru fu n g a u f D ieterici, C. F. W .: Ü ber die V e rm e h ru n g d e r B e v ö lk e ru n g in E u ro p a s e it d em E n d e o d er d er M itte des 17. J a h rh . A bh. d. K önigl. A kad. W issen sch . B erlin, 1850 u n d 1852, S. 110. — S tu m p e, F.: D er G an g d e r B e sie d lu n g im K reise O ppeln. I n V e rb in d u n g m it d e r W a n d k a r te „Die B e sie d lu n g des K reises O p p eln “. D er O b ersch lesier, S o n d erh eft, O ppeln 1932. — Ders.:

D as S ie d lu n g s w e rk F rie d ric h s des G ro ß en im N o rd teile des K reises O ppeln. D er O b ersch lesier V II, 32—37, 102—107, 231—240, 1925. — S ch ie n g er, H.: Die frid e riz ia n is c h e S ie d lu n g in S chlesien. D er O ber­

sc h le sie r X V III, 346, 1936.

57) E s k o m m e n v o r a lle m in B e tra c h t St.A .Br. Rep. 35, 199, 201 c, 207 a, 223 b.

58) St.A.Br. P. A. X. 29v. Die h ie r u n te r d em 31. X. 1774 a u fg e ste llte D e sig n a tio n is t u n v o lls tä n d ig . Sie u m fa ß t n u r 22 K olonien u n d m uß s in n g e m ä ß e rg ä n z t w erd en .

59) Z im m e rm a n n , E.: B e iträ g e z u r B e sc h re ib u n g von S chlesien. III, S. 29, B rie g 1784.

(24)

als Inzuchtkolonie ein Sonderfall60). Die Böhmen stellten sicher

% der Siedler. Hauptherkunftsgebiete sind die Grenzdistrikte am Oberlauf der Elbe und um Troppau und Jägerndorf. Der über­

wiegende Teil der Kolonisten stammt jedoch aus dem Westen des Reiches. Es sind vor allem Hessen vom Vogelsberge und W ürttemberger vom Neckar. Die Hüttenfachleute waren im Ber- gischen und im Erzgebirge zuhause. Einheimische (Oberschle­

sier) rückten erst in die Siedlerstellen ein, als die „Ausländer deutscher Nation“ ihre Besitzungen aufgaben61). Sie kamen fast ausschließlich aus den umliegenden Amtsdörfern und siedelten vor allem in den „Klafterschlägerkolonien“ (Liebenau, Antonia).

Die Kolonisten waren eine Auslese. Die Akten sprechen sich gerade darüber sehr eindeutig aus. N ur gesunde und mutige Menschen verlassen ihre Heimat, oft unter Verlust des gesamten Vermögens. Die Arbeit war hart, die Männer starben früh, Schwächlinge mußten die Rodearbeit rasch wieder aufgeben.

Abenteurer verließen alsbald freiwillig das ungastliche Land oder wurden zwangsweise „vom Schub über die Grenze“ ge­

bracht.

Das Kolonisationswerk hat den Erfolg nicht eingetragen, den man nach der aufgewandten Mühe in volkswirtschaftlicher und bevölkerungspolitischer Hinsicht erwarten durfte. Es w ar nach seiner Anlage in seinem Gedeihen verknüpft mit einer im W ald­

gebiet nunm ehr heimisch gewordenen Industrie. Mit ihrer Ver­

lagerung nach dem Südosten Oberschlesiens aber wurde einem Teil der Siedler die Lebensmöglichkeit nahezu genommen, dem anderen stark beschränkt, zumal der Boden n ur geringe E r­

träge abwirft. Viele Kolonisten verkauften daher ihre Besitzun­

gen, zogen weiter oder suchten andere Möglichkeiten des F ort­

kommens. Die Hilferufe aus den W äldern trafen jetzt auf R at­

losigkeit und Enge, den Ämtern fehlte der rastlose und ideen­

reiche Geist des Großen Königs.

Nach der friderizianischen Zeit hat kein wesentlicher neuer Zuzug ins Kreisgebiet mehr stattgefunden, damit auch keine we­

sentlichen Veränderungen der Bevölkerung von außen her. Die geschilderten Besiedlungsschichten sind also die Grundlage fü r die Bassenzusammensetzung, die nunm ehr dargestellt werden soll.

60) Vgl. h ie rz u S. 17 u n d S. 34, a u c h die g e s c h ic h tlic h e n G ru n d ­ la g e n in m e in e r u n te r A nm . 55 z itie rte n A rb eit.

61) In d en „ E rb v e rs c h re ib u n g e n f ü r K o lo n iste n “ is t „ a u s d rü c k lic h v e rb o te n “, die ih n e n „erb- u n d e ig e n th ü m lic h “ ü b e rg e b e n e S telle a n e in e n „ u n te r th ä n ig e n E in lä n d e r “ zu v e rä u ß e rn . (N ach e in e r so lc h en

„ K o n firm a tio n “ in m e in e m B esitz, a b g e d ru c k t im A n h a n g d e r in d e r 55. A nm . d ieses T eils z itie rte n A rbeit.)

.14

(25)

D ie R assen

D urchführung u nd U m fang der Untersuchung62).

Ziel der Rassenuntersuchungen in Schlesien ist eine mög­

lichst genaue Erfassung des Gautypus als Ganzheit und seine Auflösung in die beteiligten Rassenanteile mit Hilfe moderner wissenschaftlicher Methoden. Die vorliegende Arbeit sollte daher keine Spezialuntersuchungen geben, sondern den Durchschnitt des Kreises Oppeln erfassen. Die beiden Städte Oppeln und K rappitz wurden von vornherein ausgeschieden. Es hatte auch keinen Wert, einige wenige Dörfer herauszugreifen und genau- estens zu untersuchen. W ir haben es nu r zu oft erfahren, daß ein einzelnes Dorf nicht die ganze Landschaft kennzeichnet. Es kann eine kleine selbständige biologische Einheit bilden, weit­

gehend unterschieden von den benachbarten Orten. Konfession, Geschichte, wirtschaftliche Lage, Heiratsbeziehungen u. a. spie­

len hier hinein und lassen mitunter eine Gemeinde ganz aus dem Rassenbilde der Landschaft herausfallen. Auch von der „runden Zahl“ 100 wurde aus diesen Gründen abgesehen, wenn die Ge­

fahr vorlag, Ergebnisse durch Vereinigung von zwei Ortschaften zu verwischen. N ur wenn es sich wirklich um „gleichgelagerte“

Orte handelt, wurden sie vereinigt. Das konnte und mußte der geringen Bevölkerungszahl wegen hei den Kolonien geschehen.

Unter dem Netz von 25 Ringen (Abb. 1), die das Kreisgebiet bedecken, sind Plümkenau-Süßenrode mit Neuwedel und Tau- entzien mit Blumenthal vereinigt. Malapane gilt gleichzeitig für Antonia und Hüttendorf. Das im Sommer zeitweise ausgetrock­

nete Flußbett der Malapane ist Heiratsgrenze. Liebtal und Kreuzwalde sind nicht n ur wegen ihrer dichtbenachbarten Lage, sondern auch ihrer jahrhundertealten gleichen geschichtlichen Vergangenheit verbunden. Getrennt blieben Groß-Döbern und KL- Döbern, bei denen sich vielleicht ein Unterschied in der rassi­

schen Zusammensetzung ergeben konnte. Das Problem der deutschrechtlichen und slawischen Siedlung sollte auch hier nur angedeutet werden. Ein Vergleich mit der K arte von Stumpe zeigt, daß bei der Bearbeitung eine möglichst gerechte Verteilung der Ortschaften entsprechend ihrer geschichtlichen Vergangen­

heit angestrebt wurde. Zudem kann es sich bei der jahrhunderte­

langen Vermischung im Endergebnis nu r um ganz geringe Dif­

ferenzen handeln. Die Zahl der Kolonien wurde nach dem Ver­

hältnis abgewogen, in dem sie zum Bevölkerungsaufbau des Kreises heute stehen. Sie ist eher zu gering angesetzt worden.

M alapane und Sacken zeigen n u r kleinere Abweichungen, Der- schau ist durch die Nähe der Stadt vollkommen aufgesprengt.

G2) Vgl. H e ft 1 d ie se r R eihe.

15

(26)

A b b .l. D i e u n t e r - s u c b t e n O r t e . S c h ra ffie rt: W a ld

1. A lt B a u d e n d o rf (frü h e r A lt B u d k o w itz), 2. P lü m k e n a u - N euw edel, 3. F ic h te n (fr. K a d lu b -T u ra w a ), 4. F rie d ric h s g r ä tz , 5. I ln a u (fr. Jello- w a), 6. B lu m e n th a l-T a u e n tz ie n , 7. B rü n n e (fr. B rin n itz ), 8. F a lk e n ­ d o rf (fr. F a lk o w itz ), | 9. M a la p a n e , 10. O std o rf (fr. S ch o d n ia ), 11. B e rg ­ d o rf (fr. D an ietz), 12. T a r n a u , 13. Gr. K o ch en (fr. Gr. K ottorz), 14. D e rsc h a u , 15. M a lsd o rf (fr. M alino), 16. H in te rw a s s e r (fr. Sow ade), 17. Kl. D öbern, 18. K re u z w a ld e -L ie b ta l (fr. B iad a cz-L u b o sc h ü tz), 19. S ack e n , 20. Gr. D öbern, j 21. R og au , 22. G o tte sd o rf (fr. B o g u sch ü tz ), 23. H a lb e n d o rf, 24. G u m p e rts d o rf (fr. K o m p ra c h tsc h ü tz ), 25. W a lld o rf (fr. B ow allno). — Die A n o rd n u n g g ilt f ü r a lle T ab e lle n , a u c h die P a ra lle lk u r v e n .

16

(27)

So bleiben schließlich n u r die kaum vermischten Kolonien im Norden und Friedrichsgrätz, das eben als Sonderfall gewertet werden muß und in jeder Hinsicht „aus der Reihe tanzt“. Die Verteilung der Dörfer über das Kreisgebiet entsprechend der Aufgabe, den Durchschnitt zu erfassen, erfolgte also nach den geographischen Bedingungen unter möglichster Berücksichti­

gung der geschichtlichen Vergangenheit in flächenhafter Unter­

suchung.

Um die Intensität der Untersuchung festzustellen, will ich die Untersuchten zu denen, die hätten untersucht werden können, ins prozentuale Verhältnis setzen. In den Monaten August-

T ab. 1.

Körperhöhe

Variationsbreite der Ortsmittel 164,8— 169,7

V e r t e i l u n g i n %.

Ort N M k le inS eh r K lein

ü n te r- raittel- groß

M ittel­

groß Ü ber- m ittel- groß

Groß S eh r

1 3 0 - 1 5 0 - 1 6 0 - 164— 1 6 7 - 1 7 0 - groß

149,9 159,9 163,9 166,9 169,9 179,9 180—X

A lt B a u d e n d o rf 100 168,1 3 22 17 19 37 2

j P lü m k e n a u -

20 16 33

N euw edel 70 168,1 4 24 3

I F ic h te n 50 166,3 12 24 16 26 22

1 F rie d ric h s g rä tz [ lln a u

120 150

164,8 168,1

1 25

7 20 16

16 21

18 19

19 34

1 3 B lu m e n th a l-

25 16 33

1 T a u e n tz ie n 50 166,6 18 8

B rü n n e 50 168,4 4 14 22 18 38 4

iF a lk e n d o r f 52 168,8 10 10 21 17 40 2

SM alapane 50 166,8 12 26 14 14 32 2

bOstdorf 40 169,5 7 10 10 23 45 5

B e rg d o rf 60 169,2 3 9 28 15 45

I T a r n a u 80 169,0 5 10 19 16 50

Gr. K ochen 50 168,8 14 20 10 14 36 6

D e rsc h a u 40 169,6 2 15 13 20 50

M a lsd o rf 80 168,7 5 14 15 28 34 4

H in te rw a s s e r 50 167,3 10 20 18 28 20 4

Kl. D ö b ern 50 169,3 8 16 8 18 48 2

K re u zw a ld e- pSr.;

16 29

L ie b ta l 100 166,7 6 28 21

S ack e n 80 168,7 '5 12 19 22 40 2

Gr. D öbern 65 169,6 1,5 14 12 28 43 1,5

B ogau 60 167,3 2 28 27 8 35

G o tte sd o rf 50 169,5 4 10 16 28 42

H a lb e n d o rf 75 167,8 6 15 20 24 35

G u m p e rtsd o rf 80 168,8 2 20 17 25 28 8

W a lld o rf 80 169,7 1 15 14 22 44 4

K re is O ppeln 1732 168,2 0,04 7,1 16,8 17,6 19,9 36,5 2,1

17

(28)

September 1934 und Juli 1935 wurden 1732 M änner und 403 F rauen aufgenommen (die F rauen sollen in einer besonderen Arbeit für ganz Oberschlesien zusammengefaßt werden). Der Kreis Oppeln zählt 60 702 männliche Personen. Das Deutsche Reich hatte 1925 30 196 823 Männer, davon standen 13 237 821 im Alter von 20—50 Jahren, das sind annähernd 44%. Die analoge Zahl für den Kreis Oppeln ist dann 26 708. Der P ro­

zentsatz der Untersuchten beträgt auf den Reichsdurchschnitt bezogen also 6,5 %63) (bei Berücksichtigung des oberschlesischen Altersaufbaues wird die Prozentzahl noch höher). Das bedeutet,

T a b . 2

Absolute K opf- und Gesichtsmaße

Morph. Joch­

Ort N Kopf­

länge Kopf­

breite

Ganz­

gesichts­

höhe

bogen­

b reite

Nasen­

höhe

Nasen­

breite

A lt B a u d e n d o rf 100 184,9 160,1 123,2 142,2 56,1 35,1

P lü m k e n a u -

N euw edel 70 185,7 160,5 123,5 141,3 55,8 34,7

F ic h te n 50 187,6 159,3 121,0 141,6 55,3 36,1

F rie d ric h s g r ä tz 120 188,3 157,2 124,1 140,8 56,3 35,6

Iln a u 150 186,3 160,4 122,3 142,4 57,9 35,2';

B lu m e n th a l-

T a u e n tz ie n 50 186,5 159,5 123,5 142,2 56,6 34,2

B rü n n e 50 188,1 161,3 122,2 143,8 56,1 35,7

F a lk e n d o rf 52 188,2 159,5 126,3 142,9 58,5 35,6 -

35,8 35,2 >

M a la p a n e 50 187,8 159,4 125,6 143,1 57,1

O stdorf 40 189,5 160,7 125,7 144,0 56,5

B e rg d o rf 60 186,2 160,4 124,7 142,7 55,4 33,7

T a r n a u 80 186,6 161,6 125,1 144,7 57,9 35,9

Gr. K cc h cn 50 185,9 160,0 124,7 143,4 57,7 35,2 f

ü e rsc h a u 40 188,6 160,7 127,0 144,5 56,0 35,3

M a lsd o rf 80 186,8 160,5 124,8 142,3 56,2 35,2

H in te rw a s s e r 50 186,1 159,6 125,1 142,8 57,8 35,7

Kl. D öbern 50 187,3 161,5 125,0 143,8 56,0 35,9

K re u zw a ld e-

L ie b ta l 100 185,8 159,9 123,4 142,4 56,7 34,6

S ack e n 80 187,5 159,0 125,1 142,1 56,8 34,4

Gr. D ö b ern 65 188,5 161,6 125,8 143,2 56,3 36,0

R ogau 60 186.8 160,8 124,7 143,5 55.9 35,6

G o tte sd o rf 50 187,3 161,3 122,2 143,2 56,3 35,0

H a lb e n d o rf 75 186,0 160,2 123.8 144,6 54,9 34,8

G u m p e rtsd o rf 80 186,2 160,8 126,2 143,2 57,7 35,4

W a lld o rf 80 186,6 159,6 127,2 142,8 57,8 34,5

K re is O ppeln 1732 187,0 160,2 124,5 142,9 56,6 35,2

63) S ta tis tik des D e u ts c h e n R eiches, Bd. 401, I, Die B e v ö lk e ru n g des D e u ts c h e n R eich es n a c h d en E rg e b n is s e n d e r V o lk sz ä h lu n g 1925 B e rlin 1928. Vgl. S. 559 u n d 586.

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