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Die Chemische Industrie, 1941, Jg 64, Nr 35/36

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DIE CHEMISCHE INDUSTRIE

H E R A U S G E G E B E N V O N D E R

WIRTSCHAFTSGRUPPE CHEMISCHE INDUSTRIE N A C H R I C H T E N - A U S G A B E

64. Ja h rg a n g B E R L IN , 5. S E P T E M B E R 1941 N r. 35/36 - 469

N A C H D R U C K N U R M IT G E N A U E R Q U E L L E N A N G A B E G E S T A T T E T

Bausteine der

W

ä h re n d die G egner D eutschlands b estreb t sind, durch einen R edeschw all, w ie w ir ih n lange nicht erlebt haben, die Illu sio n einer britischen N achkriegs- hegemonie ü b er E u ro p a zu p ro p ag ie re n , w erden gerade in diesem E u ro p a B austein an B austein seiner N e u o rd ­ nung an ein an d erg efü g t. D ie ganze D isk re p a n z zwischen den angelsächsischen W unsch träu m en u n d der eu ro ­ päischen W irk lich k e it w u rd e dadurch gerade in der vergangenen W oche w ied e r einm al besonders deutlich sichtbar.

E in e r d er w esentlichsten politischen B austeine der europäischen N e u o rd n u n g w a r zw eifellos das nach der F ührer-D uce-B cgegnung herausgegebene am tliche C o m ­ m uniqué über die B edeutung des fü n ftä g ig e n T re ffe n s der beiden S taa tsm ä n n er. In ihm w u rd e zum erstenm al deutlich unterstrichen, d aß die Besprechungen nicht allein m ilitärischen B elangen galten, sondern auch die Z u ­ kunftsgestaltung E u ro p as, un d h ie r insbesondere die Sicherung eines d au e rn d en europäischen Friedens, be­

trafen. D as T re ffe n der europäischen Ju g e n d in Breslau kann als ein w eiterer politischer B austein z u r eu ro ­ päischen E inigung angesehen w erden. A u f künstlerischem Gebiet zeigt die tr o tz des K rieges durchgeführte B iennale in V enedig, d aß sich die N e u o rd n u n g nicht n u r a u f das Politische beschränkt, so n d ern schon 'heute ih ren ersten N iederschlag im K u nstschaffen der V ö lk er fin d et.

A u f w irtschaftlichem G eb ie t müssen zw ei in der vergangenen W oche v e ra n sta lte te Messen als besonders gewichtige B austeine z u r Schaffung einer europäischen W irtschaftseinheit angesehen w erden. Es w aren dies die 21. D onaum esse in P re ß b u rg , a u f der sich 25% m ehr Aussteller ein fa n d en als im V o rja h r, u n d d ie g roße Leipziger H erstm esse, die m it 6625 A usstellern un d 106 432 rm belegter Fläche einen neuen R e k o rd a u f­

zuweisen h at. D ie Z ah l d er ausländischen A ussteller w a r um 64% h ö h er als im v ergangenen J a h r. Angesichts der Leipziger W irk lic h k e it k o n n te S taa tsse k re tär G u tte re r die w irtschaftlichen G ru n d s ä tz e fü r den A u fb a u E u ro p as verkünden. Es sind dies: großräum liche O rd n u n g bei W ahrung d er berechtigten eigenen Interessen der ein­

zelnen V ö lk er, ehrliche R ücksichtnahm e a u f die echten Bedürfnisse d er sich zu sam m enfindenden V e rtra g s p a rt­

ner, Lösung d er einzelnen A u ßenhandeisverflechtungen aus der S p h äre d er zu fä llig gegebenen G eschäfts- u n d G ew innm öglichkeiten u n d H in ein ste llen dieser V e rb in ­ dungen in den trag fäh ig en R ah m en gegenseitiger E r ­ gänzungsm öglichkeiten a u f lange Sicht, F ü h ru n g der W irtschaft der einzelnen L än d e r u n te r dem G esichtspunkt der großräum licheii O rd n u n g u n d V erpflichtung.

B em erkensw ert erscheint uns, d a ß S ta a tsse k re tär G utterer sich nicht d a ra u f zu beschränken brauchte, diese G rundsätze als p rogram m atische T hesen zu verk ü n d en , sondern d a ß er bereits d a ra u f hinw eisen ko n n te, w ie sehr sich schon heute z u r technischen V erw irklichung

Neuordnung.

dieser G ru n d sä tz e p raktische W ege abzeichnen. Diese p raktischen W ege sind: L enkung d er H a n d e ls - und Z ahlungsbilanz, A usbildung eines schlagkräftigen, v o n bürokratischen H em m ungen m öglichst b efreiten V e r­

rechnungsverkehrs o d er an d ere M a ß n ah m e n der W ä h ­ rungssicherheit u n d eine diesen technischen W egen a n ­ gepaßte W irtsch a fts- und v o r allem P re isp o litik der .europäischen V e rtra g sp a rtn e r. D eutlich kam in d er R ed e des S taatssekretärs D eutschlands W ille zum A usdruck, E u ro p a die K risenerschütterungen, die es seit dem W e ltk rie g in bitterst-jr N o t u n d E len d m itgem acht h at, ein fü r allem al zu ersparen. W ö rtlich e rk lä rte der S ta a tsse k re tä r am Schluß seiner A u sfü h ru n g e n : „ D ie deutsche R eichsregierung ist d er M einung, d a ß besser als alle A u fk läru n g en , V o rträ g e u n d B roschüren d er E inblick in die deutschen V erh ältn isse w irk t, die m it eigenen A ugen gew onnene U eberzeugung, d a ß der deutsche W eg, der zugunsten der A llgem einheit a u f ge­

wisse in d iv id u elle aus dem B esitz herv o rg eh en d e V o r­

rechte verzichtet, der einzig mögliche W eg ist, um ohne E rschütterung des w irtschaftlichen u n d k u ltu re llen Lebens der V ö lk e r der E rd e zu einer besseren L ebensgestaltung zu fü h re n .“ W ir sind überzeugt, d a ß kein englischer S taatsm an n es heute w agen k an n , einen ähnlichen A us­

spruch zu m achen. E in E inblick in die britischen V e r­

hältnisse, die gekennzeichnet sind durch einen A u sv e rk a u f aller W e rte, einen organisatorischen W irr w a r r o hne­

gleichen u n d d e r k ra m p fh a fte n A u frec h te rh a ltu n g einer Scheinmacht bei gleichzeitigem A b trete n des F ü h ru n g s­

anspruchs a n die W irtsc h a ft der U SA ., d ü rfte selbst dem eingefleischtesten anglo p h ilen E u ro p ä e r als w enig h o ff­

nungsvoll erscheinen. Es w irk t deshalb besonders grotesk, w enn H e r r E d en in der abgelaufenen W oche v erk ü n d e te:

„ E u ro p a und auch D eutschland wissen je tzt, v o r w elcher W a h l sie stehen, der neuen O rd n u n g H itle rs o d er der unseren.“ E u ro p a w eiß dies tatsächlich. B reslau, P re ß ­ bu rg u n d nun w iederum L eipzig zeigen aber bereits, d aß E u ro p a die W a h l schon w eitestgehend g etro ffen h a t.

Dies ist auch keineswegs verw underlich, denn die beiden M ächte der europäischen N eu o rd n u n g , D eutschland u n d Ita lie n , sind nicht n u r m ilitärisch in d er Lage, den englischen H egem onialanspruch zu einer Illu sio n zu machen, sie sind auch in der Lage, den europäischen V ö lk ern w irtschaftlich als K onsum enten u n d L ieferan ten etw as zu bieten.

D ie B eteiligung Ja p an s, Brasiliens, C hiles und des Ira n s an der L eipziger Messe bew eist im ü b rigen, d aß auch außereuropäische L än d e r die B edeutung der w ir t­

schaftlichen N eu o rd n u n g E u ro p a s erkennen un d bereit sind, am A u fb a u eines v ern ü n ftig e n W irtschaftssystem s a u f der G ru n d la g e der P o litik der A chsenm ächte m it- zuarb eiten . D ies alles sind T atsachen, w äh re n d die P ro g ram m e d er G egner D eutschlands sich noch im m er im R au m e der Illusionen u n d P h ra sen bew egen. (2531>

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470 - Nr. 35/36 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE 5. September 1941

D ie A b fü h r u n g d e r U e b e r g e w in n e . V e r g le ic h s z e its y s te m f ü r d ie c h e m is c h e In d u s trie .

A

ls m it Beginn des gegenw ärtigen K rieges die K rieg s­

w irtsch aftsv ero rd n u n g erlassen, jede w irtschaftliche T ä tig k e it also den besonderen R egeln un d N o tw e n d ig ­ keiten des K rieges u n te rw o rfe n w urde, w u rd e auch in dem bisherigen G efüge des Preissystem s das E rfo rd e rn is des kriegsw irtschaftlich g erechtfertigten Preises z u r g ru n d ­ legenden Regel erhoben. N ach m ehr als sechsjähriger nationalsozialistischer W irtsch a ftsfü h ru n g , nach fast drei Ja h re n system atischer P re isp o litik k o n n te die S ta a ts­

fü h ru n g a u f dem G ebiet der P reisgestaltung eine F o r­

derung aufstcllen, die in ihrem innersten W esen ethischen C h a ra k te r h a t u n d deren praktische D u rc h fü h ru n g d aher w eitestgehend a u f die eigene V e ra n tw o rtu n g des ein­

zelnen B etriebsführers abgestellt ist. Diese E ig e n v e ra n t­

w o rtu n g w ird durch keinen R ic h tp u n k t und durch kein V ergleichszeitsystem ab g e än d e rt oder g ar aufgehoben.

D enn dies alles ist n u r M aß stab un d A n h a ltsp u n k t, n u r H ilfsm itte l fü r die D u rc h fü h ru n g des G ru n d satzes:

„ N ie m a n d soll am K riege v erd ie n en .“

Diese F o rd e ru n g ist im § 22 K W V O . gesetzlich niedergelegt. D ie nächstliegende u n d von der K rie g s­

w irtsch a ftsv ero rd n u n g auch durchaus gew ollte F olgerung ist eine Sen ku n g d e r P reise ü b erall d o rt, w o k rieg sw irt­

schaftlich nicht gerechtfertigte G ew inne e rz ielt w erden.

Dies g ilt n a tu rg e m äß in erster Linie fü r die Fälle, in denen d era rtig e U ebergew inne durch die K rieg sv e rh ä lt- nisse selbst h erv o rg eru fe n w erden. D e r G ru n d h ie rfü r k an n beispielsweise in reinen K ostenersparnissen oder in K ostendegressionen infolge k riegsbedingter günstige­

rer K a p a z itä tsa u sn u tz u n g liegen. U ebergew inne im Sinne des § 2 2 K W V O . k önnen aber auch fließen aus der B eibehaltung v o n S toppreisen, deren H ö h e am 17. 10. 1936, dem S tichtag der P reissto p v e ro rd n u n g , k o n k u rre n z m ä ß ig b edingt gewesen sein m ag, in denen sich aber der G ew in n a n teil u n te r d er G eltu n g d er K rieg s­

w irtsch a ftsv ero rd n u n g nicht m ehr rechtfertigen lä ß t.

Es h a n d e lt sich also — w enn von etw aigen V e r­

stößen gegen die P rcisstopbestim m ungen in diesem Z u ­ sam m enhang b ew u ß t abgesehen w ird — um G ew in n e aus P reisen, die nach den G esetzen der F riedenszeit zulässig gewesen sein mögen, die aber einer P rü fu n g nach ih rer kriegsw irtschaftlichen B erechtigung nicht sta n d h a lte n un d d ah e r im K riege nicht m ehr v e rtr e t­

b a r sind, also entsprechend gesenkt w erden müssen.

D ies g ilt als G ru n d s a tz fü r gebundene u n d ungebundene Preise, w enn auch bei den ersteren — sow eit es sich um h o riz o n ta l gebundene (K a rte ll-) Preise h a n d e lt — aus w ohl erw ogenen G rü n d e n ein G enehm igungsverfahren eingeschaltet ist. A u f dem G eb iet der ungebundenen Preise h a t neben an d e ren In d u striez w eig e n die chemische In d u strie d e n B ew eis ihres V e ra n tw o r tu n g s b e w u ß ts e in s in n erh a lb d e r K rie g s w ir ts c h a ft durch eine P reissen ku n g erbracht, deren A u sm a ß in ih rer A u s w ir k u n g a u f den V erbrau ch er d ie 100-M illio n e n -G re n z e w esen tlich ü ber­

steig t.

D a m it allein aber ist den E rfo rd ern isse n des § 22 K W V O . nicht G enüge getan. D en n einm al sind diese P reissenkungen vorgenom m en w o rd en vornehm lich zu r V erm eidung k ü n ftig e r U ebergew inne, zum ä n d e rn d a r f nicht übersehen w erd en , d a ß ü bergeordnete G esichts­

p u n k te der W irtsch a ftslen k u n g u n d -fü h ru n g in m anchen F älle n eine P reissenkung unzw eckm äßig erscheinen lassen.

In beiden F ällen erg ib t sich aus § 22 K W V O . die N o t ­ w endigkeit, die in der V erg an g e n h eit bereits erzielten U ebergew inne ab zu fü h re n , d. h. sie aus dem Bereich der p riv a te n S p h äre, in der sie nicht berechtigt sind, herauszunehm en u n d sie d er S ta a tsfü h ru n g zum „ in n e ­ ren Ausgleich un d d am it z u r P re issta b ilitä t“ zu r V e r­

fügung zu stellen.

Auch bei der D u rch fü h ru n g d er G ew in n abfü h ru n g, d er zunächst die K rieg sm o n ate 1939 un d das J a h r 1940 unterliegen, ist u n d b leibt in jedem F alle oberstes Gesetz die E ig e n v e ra n tw o rtu n g des Betriebes. Es k a n n aber nicht v e rk a n n t w erd en , d a ß hierbei F ragen sachlicher u n d fo rm e lle r A rt a u ftre te n , die v o n nicht zu unter­

schätzender B edeutung sind, so d aß sich der Preis­

kom m issar b ere it erk lä rte, a u f V orschlag der einzelnen R eichsgruppen n äh e re A nw eisungen z u r D urchführung des § 2 2 K W V O . zu geben. Im Z uge d er Vorschläge der R eichsgruppe In d u strie ergab sich d a m it auch für den Bereich d er chemischen In d u strie die F rage, welche M aß stäb e o d er A n h a ltsp u n k te ih ren speziellen V erhält­

nissen am ehesten gerecht w ürden.

H ierb e i w a r vo n entscheidender B edeutung die T a t­

sache der außero rd en tlich en U n tersch ied lich k eit d er ver­

schiedenen E rzeu g u n g ssp a rten d e r chemischen Industrie, wie sie organisatorisch in d er W irtsch aftsg ru p p e zu­

sam m engefaßt ist. Es zeigen sich hier im R ahm en einer einzelnen G ru p p e dieselben U nterschiedlichkeiten, die zwischen den einzelnen S p a rte n der Gesam tindustrie ü b e rh a u p t bestehen. D en n das Erzeugungsprogram m der chemischen In d u strie reicht von d e r H e rs te llu n g o rig in ä re r M assen p ro d u k te bis zu Erzeugnissen von höchster V erfein eru n g . Es w erden also sow ohl Güter hergestellt, die an d eren In d u strie sp a rte n als R oh- oder H ilfssto ffe dienen, als auch eine V ielza h l vo n unmittel­

b aren V erb ra u d isg ü tern . Diese S tru k tu r der chemischen In d u strie spiegelt sich auch d arin , d a ß ih r Firm en an­

gehören, deren technische und wissenschaftliche Aus­

rüstung zu den vollkom m ensten u n d kapitalintensivsten A nlag en g eh ö rt, die die deutsche In d u strie überhaupt k en n t. A u f der an d eren Seite gibt es aber auch Firmen, deren in dustrielle W ertsch ö p fu n g v erh ä ltn ism äß ig gering ist u n d die sich schon in sta rk e m M aße reinen H a n d e ls ­ u nternehm en n äh e rn . Diese stru k tu re lle n Unterschiede in n e rh a lb der chemischen In d u strie fü h re n zu einem au ß e ro rd e n tlic h s ta rk v ariieren d e n V erh ä ltn is zwischen K a p ita l u n d U m sa tz bei den einzelnen Firm en. Sind beispielsweise bei der In d u strie der Grundchemikalicn U m schlagsziffern v o n e tw a 0,5 festzustellen, so steigt diese Z iffe r in anderen S p a rte n der chemischen Industrie, insbesondere bei der E rz eu g u n g von Verbrauchsgütern, a u f 3, 4 u n d 5 u n d noch m ehr. D ie Voraussetzungen fü r etw aige R ich tp u n k te fü r die chemische In d u strie sind d adurch w eiter erschw ert, d a ß die einzelnen Firmen im R egelfall m ehreren S p a rte n der C hem ie angehören, die F rage nach dem zulässigen G ew in n bzw . einem hierfür anzulegenden M a ß stab also auch nicht aus einer sparten­

m äßigen B etrachtung der C hem ie b e a n tw o rte t werden kann.

Infolgedessen h a t d er P reiskom m issar fü r den Ge­

sam tbereich der chemischen In d u strie zunächst für das A ltreichsgebiet eine d ahingehende R egelung getroffen, d a ß als M a ß sta b fü r d ie Errechnung des zulässigen Ge­

w in n s d a s V e rg le ic h sze its y ste m an g e w an d t w ird. Und z w a r w ird zu g ru n d e gelegt der U m sa tz der Ja h re 1936 bis 1938 u n d der um die K ö rp e rsch a ft- bzw . Einkom m en­

steuer v erm in d erte G ew in n dieser Ja h re . Aus dem V erh ältn is zwischen U m sa tz u n d G ew inn ergibt sich der durchschnittliche p ro ze n tu ale N etto u m satzg ew in n der V ergleichszeit. D ieser P ro z e n tsa tz w ird an den Umsatz d er J a h re 1939 un d 1940 angelegt u n d dadurch der zulässige G ew in n fü r diese J a h re in Reichsm ark errech­

net. D e r in den Ja h re n 1939 und 1940 la u t Einkommcn- bzw . K ö rp e rsch a ftsteu e re rk läru n g tatsächlich e rz ie lte G ew inn w ird um die a u f ih n e n tfa lle n d e K örperschaft- bzw . E inkom m ensteuer (ohne K riegszuschlag) vermin­

dert. D ie D iffe re n z zwischen diesem N ettogew inn der

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5. September 194-1 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE N r. 35/36 — 471

Jahre 1939 und 1940 und dem errechneten zulässigen Gewinn fü r diese Jahre ergibt den Uebergewinn, der bei körperschaftsteuerpflichtigen Unternehmungen gleich dem Abführungsbetrag ist. Bei den einkommensteuer­

pflichtigen Unternehm ungen erfolgt ein Ausgleich für den nichtabzugsfähigen Kriegszuschlag zur Einkommen­

steuer dadurch, daß erstens der für die Vergleichszeit ermittelte prozentuale Durchschnittsgewinn um 1% er­

höht w ird und daß zweitens vom errechneten Ueber­

gewinn derjenige Betrag abgesetzt werden darf, der als Kriegszuschlag auf den Uebergewinn selbst entfällt.

D er Preiskommissar hat für die Abgabe der Ge­

winnerklärung gegenüber den Preisüberwachungsstellen ein einheitliches F o r m b la tt geschaffen, das den einzelnen Firmen durch ihre W irtschaftsgruppen zugeleitet wird.

Aus diesem F orm blatt sind im einzelnen die von den Firmen anzugebenden D aten ersichtlich. Insbesondere sieht das Form blatt durch Zu- oder Absetzungen eine Berichtigung des Gewinnes vor, um ihn auf die besonde­

ren Erfordernisse des § 2 2 K W V O . abzustimmen. D ie W irtsch a ftsg ru p p e C hem isdoe In d u s trie wird, in d er nächsten Z e it diese F o rm b lä tte r zugleich m it ein er ein ­ gehenden n äh eren E rlä u teru n g ü b er A r t M id W e ise d er A u sfü llu n g d en ih r angeschlossenen F irm en zu le ite n .

Es ergibt sich also, daß das in der chemischen In ­ dustrie angew andte N ettovergleichsprinzip individuell auf die einzelne Firm a und ihre Situation abgestellt ist.

Bei den eingangs geschilderten Unterschiedlichkeiten innerhalb dieser Industriesparte bietet das N ettover- gleichssystem einerseits die Gewähr, daß den A nforde­

rungen des § 2 2 K W V O . Genüge geleistet w ird, anderer­

seits aber verm eidet diese Regelung eine gewaltsame Unterdrückung der nun einmal vorhandenen tatsächlichen

Verhältnisse. Die ihr innewohnende R elativität ermög­

licht eine Anpassung auch an Veränderungen der V o r­

aussetzungen, die der Errechnung des angemessenen Gewinns zugrunde liegen. W ir erwähnen in diesem Zusammenhang die neuesten Bestimmungen steuerrecht­

licher A rt über gewisse Erleichterungen der Einkom m en­

steuer bei Personalgesellschaften und über die Zu­

schläge zur Körperschaftsteuer. W ie jede generelle Regelung w ird es allerdings auch bei dieser in der Fülle der wirtschaftlichen Tatbestände Fälle geben, auf die das Nettovergleichssystem nur m it gewissen M odifizierungen anw endbar ist. In Voraussicht dieser Möglichkeiten ist aber die Gesamtregelung so elastisch gehalten, daß auch derartige Ausnahmefälle durch Fühlungnahme m it den zuständigen Preisüberwachungsstellen einer befriedigen­

den und sinngemäßen Lösung entgegengeführt werden können.

W enn sowohl der § 2 2 K W V O . selbst als auch die Regelung seiner Durchführung auf dem Gebiet der che­

mischen Industrie bew ußt auf Kasuistik verzichtet,, son­

dern sich auf die Feststellung des Grundsatzes und der regelmäßigen Form seiner Durchführung beschränkt, so ist dam it gleichzeitig wiederum der bereits eingangs hervor­

gehobenen Tatsache Rechnung getragen, daß der eigenen V e r a n tw o r tu n g des B etrieb sfü h rers die letzte Entschei­

dung bei der praktischen Durchführung des § 22 K W V O . im einzelnen Unternehmen zukommt. Dieser eigenen V erantw ortung ist genügend Spielraum gelassen, dam it aber auch eine gleich große Verpflichtung auferlegt, um dem G rundsatz der Kriegswirtschaftsverordnung nicht nur dem Buchstaben nach, sondern vor allem sinngemäß

Geltung zu verschaffen. (2490)

B e d r o h te r W ir ts c h a fts a u fb a u im Ir a n .

D

er britisch-sow jetische U eberfall, der die iran i­

sche R egierung zur Einstellung des W id ersta n ­ des gezwungen hat, trifft das Land m itten in seinem durch den Schah R izah K han eingeleiteten politi­

schen und w irtschaftlichen Aufbau. Die nationalen Bedürfnisse des Iran, für deren D urchsetzung der tatkräftige H errscher nach jahrhundertelanger V er­

nachlässigung schon viel getan hatte, tre te n dam it wieder in den H intergrund: das Land soll von der plutokratisch-bolschew istischen F ro n t zu einem ge­

fügigen W erkzeug in ihrem Kampf gegen das neue Europa gem acht w erden. D am it w erden die großen Errungenschaften, vor allem auf w irtschaftlichem Gebiet, die seit der A bschüttelung der britisch-russi­

schen B evorm undung im ersten Jah rzeh n t nach dem W eltkrieg erzielt w orden sind, auf ganzer Linie in Frage gestellt. D er Iran ste h t in Gefahr, daß ihm das gleiche Schicksal b esch ert ist wie in dem b ritisch ­ russischen V ertrag von 1907, der das Land in In te r­

essensphären aufteilte und dam it für ü ber ein J a h r ­ zehnt jede M öglichkeit einer selbständigen n atio ­ nalen Politik ausschloß.

D e r G r if f n a c h d e m E rdöl.

Neben dem Wunsch, über die transiranische Bahn eine Landverbindung mit dem sowjetischen Bundes­

genossen zu erhalten, ist die britische Politik gegenüber dem Iran vor allem von dem Verlangen diktiert, die E rd­

ölwirtschaft des Landes unter die ausschließliche Kon­

trolle der britischen Waffen zu stellen. Die Ausbeutung der Erdölvorkommen in der südwestlichen Provinz Chu- sistan erfolgt zwar durch die britische Anglo Iranian Oil Co., Ltd., deren G roßaktionär die britische Regierung ist, unter außerordentlich günstigen Bedingungen und zahl­

reichen Privilegien, zu denen u. a. das Recht der zoll­

freien Einfuhr aller benötigten W aren gehört. Mit der wachsenden Unabhängigkeit und nationalen Erstarkung des Iran hat sich jedoch die Stellung f^ r Gesellschaft

fortlaufend verschlechtert, die in einer Zeit der politi­

schen Ohnmacht durch das britische Kapital erpreßten Konzessionsverträge haben gerade in den letzten Jahren in steigendem Maße eine Bewegung für die Kündigung des Erdölvertrages und die Uebernahme der Erdölpro­

duktion in nationale Regie ausgelöst.

Daß die britische Politik 'dieser Entwicklung mit wachsender Sorge zusah, ist um so mehr verständlich, als das iranische Erdöl einen entscheidenden Teil zu der Treibstoffversorgung des Britischen Reiches beisteuerte.

Nach der letzten iranischen Außenhandelsstatistik w ur­

den im W irtschaftsjahr 1939/40 von einer Gesamtausfuhr an Erdöl und Erdölderivaten in Höhe von 8,3 Mill. t allein 3,4 Mill. t nach Großbritannien, 1,3 Mill. t nach der Südafrikanischen Union, 0,8 Mill. t nach Britisch Indien, 0,5 Mill. t nach Aden, 0,4 Mill. t nach Aegypten und je 0,2 Mill. t nach Australien und Ceylon exportiert;

von der gesamten Erdölausfuhr wurden danach mehr als 80% im Britischen Reich oder in unter britischer Kontrolle stehenden Ländern abgesetzt. Die wichtigsten britischen Flottenstützpunkte im Nahen und M ittleren Osten sowie in Afrika werden durch iranisches Erdöl versorgt; von Alexandrien, Port Said und Suez am nördlichen und Aden am südlichen Ausgang des Roten M eeres bis nach Karachi in Britisch Indien, Port Darwin in Australien und Simonstown in Südafrika steht und fällt die O perations­

fähigkeit der britischen F lotte im ganzen Bereich des Indischen Ozeans mit dem aus dem iranischen Boden gewonnenen und in der großen Raffinerie von Abadan am Schatt el Arab raffinierten Erdöl.

Mit einer Förderung von 10,5 Mill. t steuerte der Iran 1940 3,5% zu der Weltgewinnung an Erdöl bei und nahm unter den führenden Produktionsländern nach den Vereinigten Staaten, der Sowjet-Union, Venezuela und Niederländisch Indien den fünften Platz ein. Es steht außer Frage, daß die großen Erdölreserven des Landes, die noch weit über die bisher nachgewiesene Menge von 300 Mill. t hinausgehen sollen, an sich eine erhebliche Steigerung der gegenwärtigen Produktion erlauben w ür­

den. Die Regierung des Iran hat sich in den letzten Jahren mehrfach bemüht, für die Erschließung neuer

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472 - N r . 35/36 DIE C H EM ISC H E IN D U STRIE 5. September 1941

Erdölvorkommen Interessenten unter Bedingungen zu gewinnen, die der nationalen Unabhängigkeit nicht ab­

träglich sein würden, und damit ein Gegengewicht gegen die Monopolstellung der Anglo Iranian Oil Co., Ltd., zu schaffen. Wenn diese Bestrebungen bisher noch nicht von Erfolg begleitet waren, so lag das vor allem an der auch nach Vollendung d er transiranischen Bahn immer noch vollkommen ungenügenden verkehrspolitischen Erschlie­

ßung des Landes. Für die nächste Zukunft w erden die bescheidenen Ansätze einer nationalen Erdölpolitik voll­

ständig verkümmern; solange das Land in der Gewalt d e r britischen Waffen bleibt, wird die Anglo Iranian Oil Co., Ltd., ihre Machtstellung nach allen Seiten hin aus­

zubauen versuchen.

Kein britisches Interesse fü r andere M ineralvorkom m en.

Von den zahlreichen nutzbaren Lagerstätten, die der iranische Boden enthält, hat das britische Kapital bisher ausschließlich Interesse für das Erdöl gezeigt; alle übrigen Vorkommen blieben unbeachtet und wurden, soweit vor­

übergehend eine Ausbeutung erfolgte, bald w ieder auf­

gegeben. Man wird annehmen können, daß auch die vor­

übergehende Besetzung des Landes an diesem Sach­

verhalt nichts ändern wird. Die Erschließung neuer 'Vor­

kommen würde, abgesehen von d er Ueberwindung großer verkehrspolitischer Schwierigkeiten, die Anlage neuer Förder- und Aufbereitungsanlagen notwendig machen, deren Errichtung durch britische Firmen angesichts der wachsenden Verknappung an Investitionsgütern in Groß­

britannien in Zukunft noch weniger als bisher durch­

geführt werden könnte.

Soweit eine Ausbeutung von Bodenschätzen bisher erfolgte, geschah das im wesentlichen auf die Initiative der iranischen Regierung, die vor allem die Erschließung der nordwestlich von Teheran gelegenen Steinkohlen- vorkommen im Interesse der in den letzten Jahren neu entstandenen industriellen B etriebe gefördert hat; auch bei Isfahan sowie an d er afghanischen Grenze sind Stein­

kohlenlagerstätten erschlossen worden. Eisenerze kom­

men in der Umgebung von Teheran vor; auf ihrer Grund­

lage wollte die Regierung ein eigenes H üttenw erk er­

richten. Stahlveredler sind mit Ausnahme eines Mangan­

erzvorkommens bei Anarek nicht nachgewiesen. Dagegen finden sich an verschiedenen Stellen des Landes Bunt­

m etalle, von denen vor allem das Kupler-Nickel-Vor- kommen von Anarek, m ehrere Quecksilberlagerstätten, einige Antimongruben und verschiedene Bleizink- und Zinnerzvorkommen zu erwähnen sind. Von sonstigen Mineralien verdient vor allem die große Eisenoxydlager­

stätte auf der Insel Hormuz im Iranischen Golf Erwäh­

nung, die durch das iranische Finanzministerium ausge­

b eu tet wird; die Ausfuhr belief sich im W irtschaftsjahr 1939/40 auf 9203 t Eisenoxyd, von denen 8000 t in Großbritannien und 1200 t in Deutschland Absatz fanden.

Salz wird in bedeutenden Mengen im Süden des Landes gewonnen und teilweise auch exportiert. Die bedeutenden Schweieivorkommen in den Küstengebieten des Irani­

schen Golfs sind bisher im wesentlichen noch uner- schlossen.

So groß danach auch die bergbauliche Bedeutung des Landes in Zukunft einmal sein könnte, wiird doch die Besetzung des Iran, wenn man das Erdöl außer Betracht läßt, nach der Rohstoffseite hin keinen Gewinn für die britisch-sowjetische Kriegführung bringen. Man kann sich auch schwerlich vorstellen, daß das britische Kapital in einem Land größere Risiken eingehen wird, dessen nationale Zukunft durch die brutale Gewalt der britischen Waffen im Keime erstickt werden soll. Die wachsende Ablehnung d er britischen Ausbeutungsmethoden, die mit d er jetzt erfolgten Anwendung von Waffengewalt sich w eiter steigern wird, macht langfristige Investitionen zu einem in jeder Hinsicht unrentablen Geschäft.

Pflanzliche und tierische Rohstoffe verlieren ihre M ärkte.

Auch für die zahlreichen pflanzlichen Rohstoffe, die te ils wildwachsend, teils in Kultur V orkom m en, werden sich in der nächsten Zukunft koine günstigen Aussichten bieten. Das gilt vor allem für die Textilfasern, von denen die Baumwolle einen sicheren M arkt in Deutschland und Jap an fand; die Baumwollausfuhr ist im letzten Ja h r­

zehnt von 10 600 t auf 21 000 t gestiegen. Auch der Absatz von Wolle und Ziegenhaaren wiird auf wachsende

Schwierigkeiten stoßen. Die gleiche Lage ergibt sich bei dem Verkauf des Anfalls von pflanzlichen Drogen, die bisher einen wichtigen E xportartikel darstellten; Opium, Süßholz und Q uittenkem e wurden regelmäßig in größe­

ren Mengen aus dem Iran exportiert (vgl. S. 310). Auch die Ausfuhr von Oelsaaten hatte in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht.

W enn Deutschland vorübergehend auf den Bezug dieser Erzeugnisse aus dem Iran Verzicht leisten muß, so bringt das für die deutsche Versorgungslage keine Schwierigkeiten mit sich, da in dem großen der deutschen Industrie zur Verfügung stehenden W irtschaftsraum leicht ein Ersatz für die ausfallenden Lieferungen geschafft wer­

den kann. Anders dagegen ist die Lage für den Iran, der sein wichtigstes Absatzgebiet für pflanzliche und tierische Rohstoffe einbüßt, ohne daß eine Aussicht auf ent­

sprechend größere Bezüge durch Großbritannien, die Sowjet-Union oder die Vereinigten Staaten besteht. Vor allem der britische M arkt, mit dessen angeblich uner­

schöpflicher Aufnahmefähigkeit die Londoner Propaganda noch immer zu hausieren wagt, kann dem Iran keine Entlastung bringen. Schon u nter normalen Verhältnissen beschränkten sich die britischen Bezüge an iranischen Rohstoffen auf verhältnismäßig unbedeutende Mengen.

Mit den zunehmenden Schiffsraumschwierigkeiten, die sogar die Heranführung von unm ittelbar für die Rüstung bestimmten Rohstoffen in wachsendem Umfang in Frage stellen, entfällt für den britischen Handel jede Möglich­

keit. jetzt etwa zusätzliche Bezüge aus dem Iran durch­

zuführen.

D ie Zukun ft der Industrialisierung.

Mit der für die nächste Zukunft zu erw artenden Ein­

schrumpfung des Außenhandels wird auch die Industri­

alisierung des Iran einen Rückschlag erfahren. Der Auf­

bau einer Reihe Von modernen Verbrauchsgüterindustrie­

zweigen auf d er Grundlage von einheimischen Rohstoffen, der tim wesentlichen durch die Regierung erfolgt, ist aufs engste mit der Gestaltung der Außenhandelsbeziehungen verkoppelt worden, wobei der G üteraustausch mit Deutschland weitaus im Vordergrund stand. Während im allgemeinen die Einfuhr von der Beibringung von Export­

zertifikaten abhängig gemacht wurde, w ar den Impor­

teuren deutscher Erzeugnisse im Rahmen der jährlich aufgestellten Einfuhrkontingente eine wesentlich größere Bewegungsfreiheit eingeräumt worden. Diese elastische Handhabung der Handelsbeziehungen mit Deutschland ermöglichte es der Regierung und den an d e r Indu­

strialisierung beteiligten privaten Unternehmern, ihren Bedarf an Investitionsgütern in wachsendem Umfang in Deutschland zu decken und damit die Voraussetzungen für den Aufbau einer leistungsfähigen modernen Industrie zu schaffen. An dieser Sachlage hatte sich auch im Kriege bisher nichts W esentliches geändert, im Gegenteil, die deutschen Lieferungen zeigten im W irtschaftsjahr 1939/40 teilweise sogar noch eine Zunahme gegenüber dem vor­

hergehenden Berichtszeitraum. Beispielsweise erhöhte sich die Einfuhr von Eisen- und Stahlwaren von 27,8 Mill.

Rials auf 30,2 Mill. Rials, von Mineralfarben, Farb- und Gerbstoffen von 9,5 auf 10,2 Mill. Rials, von pharma­

zeutischen Spezialitäten von 3,6 auf 5,9 Mill. Rials und von nicht besonders genannten chemischen Erzeugnissen von 6,7 auf 9,0 Mill. Rials. Demgegenüber stand auch eine wesentliche Erhöhung der deutschen Bezüge, die sich im W irtschaftsjahr 1939/40 insgesamt auf 393,3 Mill. Rials gegen 205,8 Mill. Rials im vorhergehenden Berichts­

zeitraum beliefen.

Die plutokratisch-bolschewistische Front, die den Iran jetzt mit Versprechungen überschüttet, wird niemals in d er Lage sein, den deutschen H andelspartner zu er­

setzen. Im Gegensatz zu der großdeutschen Wirtschaft, die trotz stärkster Anspannung durch gewaltige Rüstungs­

aufgaben ihren E xport nach allen Ländern Kontinental­

europas und w eit darüber hinaus aufrechterhalten hat, steht der britische Ausfuhrhandel seit Kriegsbeginn im Zeichen eines dauernden Rückganges, der bei z a h l r e i c h e n

früheren Abnehmern der britischen Industrie einen akuten Mangel an lebenswichtigen Erzeugnissen hervor­

gerufen hat. Daß die Sowjet-Union mit der ständig um sich greifenden Desorganisation ihrer Industrie zumal nach dem Verlust großer W irtschaftsgebiete nicht in der Lage ist, nennenswerte Lieferungen nach dem Ausland zu

(5)

5. September 1941 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE N r. 35/36 - 473

tätigen, 'braucht nur am Rande verm erkt zu werden. Aber auch die Vereinigten Staaten sind durch die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in ihrem eigenen Land so in Anspruch genommen, daß eine Ausweitung ihres Exports kaum noch an Frage kommt.

Neben dem altüberlieferten Handwerk, zu dem vor allem das ausfuhrorientierte Teppichgewerbe gehört, arbeiten zur Zeit bereits m ehrere größere Industrie­

betriebe in dem Iran. Von ihnen -verdienen vor allem die Betriebe der Baumwoll- und Wollindustrie Erwähnung, unter denen 'die staatliche Filature et Tissage d'Indien- nerie d'Achraf und die W ollweberei von Hadji Hussein Kazerooni in Isfahan m it den führenden Platz einnehmen;

insgesamt umfaßt die Baumwollindustri.e etwa 25, die Wollindustrie etwa 10 Betriebe. W eiter gibt es einige Lederfabriken in Täbris, Isfahan und Mesched. Die Nah­

rungsmittelindustrie umfaßt vor allem mehrere Zucker­

fabriken in *den Provinzen Teheran, Azerbeidschan und in einigen anderen Landesteilen, Getreidemühlen, G e­

tränkefabriken, B ierbrauereien und einige Konserven­

fabriken. In den letzten Jahren wurden w eiter mehrere Zementiabriken, eine Glasfabrik und eine Papierfabrik in Betrieb genommen bzw. die Bauarbeiten an diesen Vorhaben entscheidend gefördert.

Verhältnismäßig unbedeutend ist bisher die chemische Eigenproduktion des Landes. H ergestellt werden in größeren Produktionsstätten vor allem Zündhölzer; in den fünf Fabriken in Isfahan, Teheran, Täbris, Zandjan und Charoud wurden im letzten W irtschaftsjahr 97,5 Mill.

Schachteln erzeugt. W eiter arbeiten eine dem Industrie- und Bergbauministerium unterstehende Teerdestillation hei Teheran, Seifen- und Kerzenfabriken gleichfalls in der Nähe d er H auptstadt sowie in Täbris und mehrere kleine Betriebe der Arzneimittel- und Körperpflegemittel- industrie. Von den im Bau befindlichen Fabriken ist vor allem die staatliche Sodafabrik zu erwähnen, die in der Umgebung d e r H auptstadt errichtet wird. Eine Sonder­

stellung nimmt die Erzeugung von Chemikalien durch die Anglo Iranian Oil Co., Ltd., ein, die in Abadan Schwefel­

säure aus eingeführtem Schwefel für den Bedarf ihrer Raffinerie herstellt.

Deutschland führte in der Chem ieeinfuhr.

Die geringe Eigenerzeugung zusammen mit dem wachsenden Verbrauch vor allem an Schwerchemikalien führte in den letzten Jahren zu einer lebhaften Steigerung der Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen, die in erster Linie und in weitem Abstand vor anderen Län­

dern durch die deutsche Industrie befriedigt wurde. Läßt man die zollfreie Einfuhr d er Anglo Iranian Oil Co., Ltd., die aus naheliegenden Gründen vorwiegend von Groß­

britannien gestellt wurde, sowie die anderer Konzes­

sionsträger außer Betracht, so war Deutschland an der für das W irtschaftsjahr 1939/40 mit 9,9 Mill. 3V)l aus­

gewiesenen Chemiieeinfuhr mit einem Anteil von 43%

beteiligt; in weitem Abstand folgten die Vereinigten Staaten mit 28%. Frankreich mit 13%, Großbritannien mit 5% und die Sowjet-Union mit 1% der Bezüge. Von

den einzelnen Fachgruppen entfielen größere Beträge vor allem auf die K autschukwaren, Arzneimittel, Schwer­

chemikalien und Teerfarben. Kleine Einfuhrposten stellten Körperpflegemittel, Gerbstoffextrakte, photo­

chemische Erzeugnisse sowie Erdöl- und Teerprodukte.

Ganz unbedeutend ist bisher d e r V erbrauch an Kunst­

seide, chemischen Düngemitteln und Schädlingsbekämp­

fungsmitteln. Die von der Regierung geplante Intensi­

vierung der Landwirtschaft, die neben großen Aufgaben auf dem G ebiet der künstlichen Bewässerung vor allem auch eine Zunahme des Verbrauchs von Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln ausgelöst hätte, er­

öffnet für die Zukunft dem Absatz von chemischen E r­

zeugnissen im Iran w eitere günstige Aussichten.

Wie die meisten übrigen Länder des Nahen Ostens gehört der Iran zu den Landstrichen, zu deren w irtschaft­

licher Erschließung die chemische Industrie einen ent­

scheidenden Teil beisteuern wird. Deutschland h a t mit seinen von Jah r zu Ja h r erhöhten Lieferungen an Che­

mikalien aller A rt den Grundstein zu dieser Entwicklung gelegt, die jetzt zum Schaden des Iran durch die G e­

walt der Waffen unterbrochen worden ist. Daß es sich daboi nicht um einen endgültigen Abschluß, sondern nur um eine zeitweilige Unterbrechung der d e r deutschen chemischen Industrie im Iran gestellten Aufgaben han­

delt, steht für jeden unvoreingenommenen Betrachter außer Frage.

Das Schicksal des Iran — eine Leh re und M ahnung.

Für den ganzen Nahen Osten stellt die Betrachtung der wirtschaftlichen Folgen, die der militärische Ueberfall der britisch-sowjetischen M achthaber für den Iran nach sich zieht, eine ernste Lehre und Mahnung für ‘die Zu­

kunft dar. Die in jahrelanger Zusammenarbeit laufge- bauten Handelsbeziehungen zwischen Großdeutschland und dem vorderasiatischen Wirtschaftsraum, die in den natürlichen Bedürfnissen der V ertragspartner ihre sicherste Stütze finden, haben ein so starkes inneres Ge­

wicht, daß ihnen auf weite Sicht gesehen auch die zeit­

weilige Unterbrechung durch den Eingriff raumfremder M ächte nicht schaden kann. An Stelle eines von J a h r zu Jahr wachsenden Güteraustausches, d e r den orientali­

schen Ländern die Erschließung ihrer wirtschaftlichen Reichtümer, sichere M ärkte für ihre Erzeugnisse und die Deckung ihres Bedarfs an Investitionsgütern und hoch­

wertigen Verbrauchswaren garantierte, bringt Groß­

britannien, 'ganz zu schweigen von d e r Sowjet-Union, den Ländern des Nahen Ostens das D iktat seiner Waffen, in dessen Gefolge Verelendung und wirtschaftlicher Rückschritt auf allen Gebieten eintreten werden. Dieser Zustand kann und wird nicht von Dauer sein; das wissen die Völker des Orients heute bereits oder werden es in Kürze begriffen haben, wenn sie die wirtschaftlichen Fol­

gen der britischen Aggression am eigenen Leibe zu spüren bekommen, Deutschland, Europa und d e r Nahe Osten gehören zusammen und werden auch wirtschaftlich wieder zusammenwachsen, sobald die Stunde dazu ge­

kommen ist. • (2537)

N eu er S ta rt im G üteraustausch D eutschlan d-Türkei.

I

n diesen T agen beginnen in A n k a ra zw ischen der deutschen D elegation u n ter Führung des G e­

sandten Dr, Clodius und der türkischen R egierung die V erhandlungen über den A bschluß eines neuen deutsch-türkischen H andelsvertrages, der die G rund­

lage für eine fru ch tb are N eugestaltung des gegen­

seitigen W arenaustausches abgeben soll. B ereits an­

läßlich d er U nterzeichnung des deutsch-türkischen F reundschaftsvertrages vom 18. 6. 1941 w ar 'die Aufnahme von V erhandlungen ü ber einen neuen W irtschaftsvertrag ins Auge gefaßt w orden, durch den die seit dem H erbst 1939 rückläufigen H andels­

beziehungen ü b er den R ahm en der seitdem abge­

schlossenen K om pensationsabkom m en hinaus auf eine b re ite G rundlage gestellt w erden sollten. Dies Ziel n ä h e rt sich je tz t seiner V erw irklichung. Die Bedürfnisse der beiderseitigen V olksw irtschaften sind so aufeinander abgestim m t, daß sie 'die V or­

aussetzungen für eine geradezu ideale E rgänzungs­

w irtschaft bilden. W ährend D eutschland ein auf­

nahm efähiger und -williger P a rtn e r für die zahl­

reichen m ineralischen, pflanzlichen und tierischen Rohstoffe ist, die die T ürkei dem W e ltm ark t anzu­

b ieten h at, kann die deutsche W irtsch aft a n d e re r­

seits den infolge der bisherigen tü rk isch en H andels­

politik seit K riegsbeginn sta rk angestauten B edarf der T ürkei an Investitionsgütern und hochw ertigen V erbrauchserzeugnissen aller A rt decken. In diesem Zusam menhang erh ält die deutsche chem ische Indu­

strie besonders w ichtige A ufgaben zugew iesen, da die Einfuhr von C hem ikalien in den türkischen A uslandsbezügen eine h ervorragende Rolle spielt.

D ie Entw icklung des deutsch-türkischen Handels.

Bis zum Herbst 1939 standen die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen im Zeichen einer ständigen E r­

weiterung und Vertiefung. Bereits im ersten Nachkriegs-

(6)

474 - N r. 35/36 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE 5. September 1941 t

jahrzehnt entfiel ein nennensw erter Anteil des türkischen W arenaustausches auf das Deutsche Reich, so daß die seit 1933 planmäßig durchgeführte Ausgestaltung der Handelsbeziehungen mit den Südoststaaten auch in der Türkei einen günstigen Ausgangspunkt vorfand. Die von dem Nationalsozialismus von Jah r zu Ja h r vertiefte Abstimmung der Handelsbeziehungen zwischen dem deutschen W irtschaftsraum und den Rohstoffgebieten Südosteuropas und des Nahen Ostens h atte zur Folge, daß 1938 Deutschland an d e r Einfuhr bzw. Ausfuhr d er Türkei mit 48 bzw. 51% d e r Umsätze beteiligt war, Alle übrigen Länder, u nter ihnen auch Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die Sowjet-Union, folgten in sehr weitem Abstand. Auch 1939, in einem Zeitraum also, der bereits im Zeichen der seit Kriegsausbruch einsetzenden rückläufigen Entwicklung des deutsch- türkischen Güteraustausches stand, ergab sich noch keine wesentliche Verschiebung gegenüber d en Vorjahren:

auch in diesem Jah r entfielen auf den W arenaustausch mit Großbritannien nur je 6% der Einfuhr und Ausfuhr.

Die Wendung nach London — eine gefährliche Episode.

Die zeitweilige Abkehr, die die Türkei von der Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland durch die Bündnisverträge mit Paris und London im Jahre 1939 und die auf deren Grundlage abgeschlossenen W irtschafts­

verträge mit den W estmächten vollzog, erwies sich für die türkische Volkswirtschaft sehr bald als wenig nutz­

bringend, ja als gefährlich. Das Land verlor m it der Nichterneuerung des deutsch-türkischen Verrechnungs­

abkommens seinen wichtigsten M arkt und leistungs­

fähigsten Lieferanten. Die Versprechungen der britischen Regierung, der Türkei einen vollen Ausgleich für diese V erluste zu schaffen, erwiesen sich in der Folgezeit schnell als undurchführbar. Großbritannien w ar w eder in der Lage, die Ausfuhrgüter der Türkei in auch nur annähernd ausreichenden Mengen auf dem eigenen M arkt unterzubringen oder den Absatz idieser Erzeugnisse auf dritten M ärkten zu vermitteln, noch konnte es den laufenden Bedarf seines V ertragspartners an Investitions­

und Verbrauchsgütern in d er Weise decken, wie Deutsch­

land das Jah re hindurch zur Zufriedenheit aller Beteilig­

ten getan hat. Seit Kriegsbeginn erreichten uns in ständig w achsender Zahl Meldungen aus der Türkei, die von einer zunehmenden Verknappung an zahlreichen lebens­

wichtigen chemischen Erzeugnissen berichteten. Alle Versuche, den britischen P artner zu einer wesentlichen Erhöhung seiner Lieferungen zu bestimmen, blieben ver­

geblich; die Lieferunfähigkeit der britischen Industrie und die von Monat zu Monat wachsenden Transport­

schwierigkeiten machten die Einlösung der der Türkei leichtfertig gegebenen Versprechungen unmöglich. Ob­

wohl der deutsche Anteil am türkischen Außenhandel 1940 auf 14 bzw. 13% der Einfuhr und Ausfuhr absank, erhöhten sich die britischen Quoten nur auf 12 bzw. 10%.

Es kann unter diesen Umständen nicht verwundern, daß der gesamte auswärtige W arenhandel der Türkei im abgelaufenen Jah r eine starke Einschrumpfung erfahren hat; das gilt vor allem für die Einfuhr, die von 118,2 Mill. £T, 1939 auf 68,9 Mill. £T. im abgelaufenen Jah r zurückging.

Eine kritische Zuspitzung erfuhr die Versorgungslage der türkischen W irtschaft mit dem E intritt Italiens in den Krieg, der seit dem Sommer 1940 britische Liefe­

rungen durch das M ittelmeer praktisch völlig unterband.

Der zweite zur Verfügung stehende Verkehrsweg, der über den Hafen Basra im Irak und die Bagdad-Bahn führt, besitzt nur eine recht beschränkte Leistungsfähig­

keit, so daß er in keiner Hinsicht als gleichwertiger Ersatz für die M ittelm eerstraße in B etracht kommt. Es sind zwar Versuche durchgeführt worden, einen Teil des Güteraustausches auf die Bagdad-Bahn umzuleiten, jedoch scheinen die Ergebnisse recht fragwürdiger N atur gewesen zu sein. Im ganzen genommen hat also die Türkei für die vor zwei Jahren erfolgte A bkehr von den W irtschaftsbeziehungen mit Deutschland teuer bezahlen müssen. Nicht nur zahlreiche Verbrauchsbeschränkungen, verbunden mit einer fortlaufenden Erhöhung der Lebens­

haltungskosten, mußte sie dafür in Kauf nehmen; gleich­

zeitig wurde die türkische W irtschaftsführung auch dazu gezwungen, ihre langfristigen Investitionspläne, vor allem

auf dem G ebiet der Industrialisierung, aufzugeben oder ihre Durchführung wesentlich zu verlangsamen.

Warenhunger auf allen Gebieten.

Die Räumung der bei Kriegsausbruch noch vorhan­

denen reichlichen Läger nötigte die Türkei bereits im Sommer 1940 zu dem Abschluß eines Vertrages mit Deutschland, der in dem verhältnismäßig bescheidenen Umfang von insgesamt 21 Mill. £T. die Lieferung ver­

schiedener besonders dringlich benötigter Erzeugnisse vorsah. Im Mai 1941 wurden zusätzlich m ehrere Kom­

pensationsgeschäfte getätigt, in deren Rahmen vor allem chemische Erzeugnisse und Maschinen nach der Türkei geliefert wurden.

Die seit Kriegsbeginn getroffenen verhältnismäßig geringfügigen handelspolitischen Vereinbarungen zwischen Berlin und Ankara deuten in ihrer Struktur auf die dringendsten Bedürfnisse der türkischen W irtschaft hin, die in erster pinie in großen Lücken auf den Gebieten der Maschinen- und Chemikalieneinfuhr ihren Ausdruck gefunden haben. Aus der in dem folgenden Aufsatz ge­

gebenen Uebersicht über die Entwicklung der türkischen Chemieeinfuhr geht zwar hervor, daß neben schweren V erlusten die Bezüge in einzelnen Fachgruppen ver­

hältnismäßig gut behauptet waren, ja teilweise sogar eine Zunahme erfahren haben. Diese Entwicklung muß jedoch in vielen Fällen auf die V erteuerung der Einfuhrpreise zurückgeführt werden, der keine entsprechende Er­

höhung der mengenmäßigen Umsätze gegenüberstand.

Außerdem bringt der fortschreitende Ausbau d e r türki­

schen W irtschaft eine von Ja h r zu Ja h r wachsende Nach­

frage nach chemischen Erzeugnissen aller A rt mit sich, so daß selbst bei igleichbleibenden Bezügen die Ent­

stehung fühlbarer Lücken nicht ausgeschlossen erscheint.

Falls die türkische Regierung ihre weitgespannten Pläne auf den G ebieten der Landwirtschaft und Industrie durch­

führen will, benötigt sie dafür zahlreiche chemische Er­

zeugnisse in einem Umfang, der w eit über den bisher erreichten Stand d er Einfuhr hinausgeht.

Auf dem Gebiet der Verbrauchsgüterversorgung stehen Lieferungen von pharmazeutischen Erzeugnissen im Vordergrund, Die einheimische Arzneimittelerzeugung, deren W ert etwa bei einer halben Million Reichsmark liegt, deckt nur einen ganz geringfügigen Teil des Ver­

brauchs, so daß das Land die seit Jahren eingeführten und bew ährten deutschen A rzneim ittel nicht entbehren kann. Völlig von der Einfuhr abhängig ist die türkische W irtschaft in d er Versorgung m it den meisten Schwer­

chemikalien sowie m it Teerfarben, Kunststoffen, photo­

chemischen Erzeugnissen und zahlreichen Mineralfarben.

Die von der Regierung aufgestellten Projekte zur Er­

zeugung von Schwerchemikaiien auf der Grundlage von einheimischen Ausgangsmaterialien konnten seit Kriegs­

ausbruch nicht wesentlich gefördert werden, so daß die Versorgungslage in den letzten zwei Jahren keine ein­

schneidenden Veränderungen erfahren hat. Einen «ehr niedrigen Stand h at bisher noch der Verbrauch von chemischen Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungs­

m itteln, deren Verwendung in der Landwirtschaft im allgemeinen noch unbekannt geblieben ist. Die Regie­

rung bemüht sich seit geraumer Zeit, diesen Zustand zum Zwecke einer Intensivierung der landwirtschaft­

lichen Erzeugung zu ändern, und es kann dam it gerechnet werden, daß sich für diese Erzeugnisse in Zukunft aus­

sichtsreiche M öglichkeiten auf dem türkischen Markt bieten w erden. Mit der von der Regierung geförderten Motorisierung wächst die Nachfrage nach Bereifungen, mit der Errichtung neuer Fabriken und Verkehrseinrich­

tungen steigt der Bedarf an Mineralfarben, Lacken, Holz­

konservierungsmitteln, Kunststoffen usw, ständig.

Die Türkei auf der Reichsmesse Leipzig.

Die vorsteh en d en A usführungen über die Be­

deutung des sich zu einem neuen S ta rt anschicken­

den deutsch-türkischen H andels w erd en in beson­

d erer W eise durch die T atsach e u n terstrich en , daß auf der R eichsm esse in Leipzig der türkische B ot­

schafter G erede sich zu der deutsch-türkischen Interessengem einschaft b ekannte, die nach seinen W o rten ihre U rsache in d er ökonom isch-struktu­

rellen Ergänzungsfähigkeit d e r beiden beteiligten

(7)

5. September 1941 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE N r. 35/36 - 475

W irtschaftskörper habe. G leichlaufend m it den in der T ürkei geführten offiziellen V erhandlungen w ird auch die R eichsm esse m it ih re r gew altigen U eber- schau über die P ro d u k tio n sk raft der deutschen

Industrie den G edanken der deutsch-türkischen W irtschaftsgem einschaft p ra k tisch in hervorragen­

dem M aße zum N utzen b eid er beteiligten Länder

fördern. (2548)

D i e C h e m i e e i n f u h r d e r T ü r k e i .

E

n tg eg en d e r a b sin k e n d e n T e n d e n z d e r g esa m te n züge d e r S c h w e rc h e m ik a lien e rh e b lic h an, so daß .tü rk isc h e n W a re n e in fu h r, d ie im ab g e la u fe n en ih r A n te il an d e r g e sa m te n C h e m ie e in fu h r n u n m eh r J a h r g e g e n ü b e r 1938 ein e E in b u ß e von 54%, gegen- fast ein D ritte l a ü sm ach t. A uffällig ist a u c h d ie ü b er 1939 ein e so lch e v o n 42% e rlitt, h a t sich d ie E in fu h rzu n ah m e b ei den P u tz - u n d P o lie rm itte ln , C hem ieeinfuhr re la tiv g u t b e h a u p te n k ö n n en . S ie die in d en le tz te n d rei J a h r e n au f m eh r als das betrug im J a h r e 1938 12,8 M ill. L tqs., 1939 11,47 40fache g estie g e n ist, F e r n e r h a t d e r E in fu h rb e d a rf Mill. L tq s, u n d 1940 10,9 M ill. L tq s. D ies b e d e u te t an T e e rfa rb e n u n d Z w isc h e n p ro d u k te n zugenom - ftir das v e rg a n g e n e J a h r im V erg leich zu 1938 ein e m en. D iese S te ig e ru n g e n gingen h a u p tsä c h lic h zu V errin g eru n g um 15%, w ä h re n d im V erg leich zu L a ste n d e r K a u tsc h u k w a re n , d e re n B ezüge im J a h r e 1939 ein V e rlu st v o n 5% e in tra t. D am it stieg d e r 1940 um m e h r als 50% z u rü ck g in g en . A n n ä h e rn d C h em iean teil an d e r G e sa m te in fu h r von 8,54% 1938 h a lb ie rt h a b e n sich die B ezüge v o n ch em isch en auf 9,7% im n ä c h stfo lg e n d e n J a h r u n d auf 15,8% im D ü n g em itteln , v o n M in e ra lfa rb e n u n d F a rb w a re n Ja h re 1940, sow ie von so n stig e n K u n ststo ffen . D ie ü b rig en F a c h -

D ie S tr u k tu r d e r C h em ieein fu h r h a t im L au fe g ru p p e n sp ielen v erh ä ltn ism ä ß ig ein e u n te rg e o rd - der d re i B e ric h tsja h re v e rsc h ie d e n e A e n d e ru n g e n n e te R olle, Im ein zeln en e n tw ic k e lte sich die E in ­ erfah ren , W ä h re n d b ei d e r M e h rz a h l d e r F a c h - fu h r ch em isch er E rz eu g n isse w ä h re n d d e r le tz te n g ruppen V e rlu ste e in g e tre te n sind, stieg en die Be- d rei J a h r e fo lg en d erm aß en :

1938 1939 1940

M ill. m 1000 L tq s . % M ill. ' M 1000 L tq s . % M ill. 3 l ä 1000 L tq s . %

S c h w e r c h e m ik a lie n , e i n s c h l. H o lz v e r k o h lu n g s p r o d . 5,99 2 557,5 22,6 5,48 2 343,6 23,2 6,84 3 450,6 31,6

C h e m is c h e D ü n g e m i t t e l ... 1,06 537,5 4,0 0,58 294,8 2,4 0,42 213,7 1,9

T e e r f a r b e n u n d Z w i s c h e n p r o d u k t e ... 2,02 1 017,9 7,6 1,75 882,7 7,4 2,47 1 246,9 11,4

M in e r a lf a r b e n , F a r b w a r e n ... 1,49 754,0 5 ,6 1,40 708,5 5,9 0 ,8 8 442,6 4,1

F ir n is s e , L a c k e , K itt e ... 0 ,3 8 193,8 1,4 0,35 174,3 1,5 0,40 204,3 1,9

S p re n g s to f f e , Z ü n d w a r e n ... 0,35 177,3 1,3 0,16 80,3 0,7 0,14 69,2 0,6

P h a r m a z e u tis c h e E r z e u g n is s e ... .... 5,36 2 705,4 20,2 5,21 2 632,7 22,1 4,93 2 491,0 22,8

A e th e r is c h e O e le , k ü n s tli c h e R ie c h s to f f e . . . 0.5S 291,9 2,2 0,55 279,1 2,3 0,42 213,S 1,9

K ö r p e r p f le g e m itte l ... 0,04 19,2 0 ,2 0,04 21,4 0 ,2 0,03 17,3 0,1

S eife n u n d W a s c h m i t t e l ... 0,10 50,8 0 ,4 0,06 31,4 0,2 0,02 10,0 0,1

L eim u n d G e l a t i n e ... ... 0,19 94,0 0,7 0,17 87,6 0,7 0,26 133,7 1,2

G e r b s to f f e x tr a k te ... 0,15 73,8 0,6 0,06 32,8 0,5 0,01 4,4 0,1

K u n stse id e ... 1,0$ 543,4 4,1 0,82 413,4 3,5 0,81 407,1 3,7

S c h n itz - u n d F o r m s to f f e ... .... 0,26 133,1 1,0 0,26 131,4 1,1 0,28 141,7 1,3

S o n stig e K u n s ts to f f e ... 0,71 357,6 2,7 0,59 297,4 2,5 0,39 194,8 1,8

P h o to c h e m is c h e E r z e u g n is s e ... 0,57 286,7 2,2 0,57 288,7 2,4 0,56 283,7 2,6

S c h ä d lin g s b e k ä m p fu n g s m itte l ... * 0,51 259,3 1,9 0,36 180,8 1,5 0,10 50,7 0,5

P u tz -, P o l i e r - u n d R e in ig u n g s m itte l ... 0,05 23,3 0 ,2 0,04 19,1 0,2 0,02 9,1 0,1

K a u t s c h u k w a r e n ... .. . . 4,06 2 052,7 15,3 4,00 2 018,9 17,0 1,98 999,0 9,1

W a c h s- u n d S te a r in w a r e n ... 0,25 124,1 0,9 0,32 162,9 1,4 0 ,1 2 60,8 0 ,6

E rd ö l u n d T e e r p r o d u k t e ... 1,03 520,5 3,9 0,52 264,5 2,2 0,48 242,5 2,2

S o n stig e e h e m . E r z e u g n is s e . . ... .... 0,26__________ 129,2______ 1^0________ 0,25___________ 125,9_______ 1^1_______0,09 43,6 0,4 In s g e s a m t ... .... 26,49 12 803,0 100 23,54 11 472,2 100 21,65 . 10 930,5 100

U nter den Lieferländern für chemische Erzeugnisse Die Zunahme des italienischen Einfuhranteils ist in stand bis zum 'Beginn des gegenwärtigen Krieges erster Linie auf verstärkte Lieferungen von Teerfarben Deutschland mit einem Anteil von mehr als 50% weitaus und Zwischenprodukten, von Schwerchemikalien, Mineral- an der Spitze. Es lieferte hauptsächlich pharmazeutische färben und Farbwaren, pharmazeutischen Erzeugnissen, Erzeugnisse und Schwerchemikalien, ferner in bedeuten- Kunstseide und photochemischen Erzeugnissen zurück- deren Mengen noch Kautschukwaren, Teerfarben und zuführen. Dagegen hat die Einfuhr von Kautschukwaren Zwischenprodukte, M ineralfarben und Farbwaren, Kunst- aus Italien beträchtlich abgenommen. Deutschland lde- seide -und Kunststoffe und Düngemittel. An zweiter ferte 1940 hauptsächlich pharmazeutische Erzeugnisse so- Stelle stand 1939 Italien mit einem Anteil von 10,9%, wie Teerfarben und Zwischenprodukte, letztere jedoch gefolgt von den Ver. Staaten mit 8,8% -und Großbritan- in vermindertem Umfang. Erheblich zurückgegangen sind nien mit 7,1%. W eitere Lieferanten waren Rumänien, auch die deutschen Lieferungen von Schwerchemikalien, Bulgarien, die Niederlande, Frankreich, Ungarn, Grie- M ineralfarben und Farbwaren, Kautschukwaren, Kunst- chenland und die Sowjet-Union. seide und Kunststoffen. Ganz in Fortfall gekommen sind

Aus den im vorhergehenden Aufsatz geschilderten 1940 -die Bezüge von Düngemitteln photochemischen Er- Gründen hat sich der Anteil der Lieferländer an der Zeugnissen Erdöl- und Teerprodukten Leim und Gela- türkischen Chemieeinfuhr im Jah re 1940 wesentlich ver- «?e, G erbstoffextrakten Seifen und Waschmattein, schoben. W ährend 1938 Deutschland noch einen Liefer- Wachs-, Stearin- und Fetterzeugnissen,_ Schadlmgsbe- anteil von 55,1% -und 1939 einen solchen von 50,9% b e- kämpfungsmitteln, Putz-, Polier- und Remigungs- sowie saß, ist 1940 Italien mit einem Anteil von 23,1% an die Körperpflegemitteln aus Deutschland Großbritannien hat erste- Stelle getreten. Deutschland belegte den zweiten 1940 lediglich seine Lieferungen für Kautschukwaren und Platz mit 12,4%. In der Reihenfolge der Lieferländer Schwerchemikalien in größerem Umfange erhöhen kön- folgte sodann Großbritannien mit 11,7%. Rumänien, nen. In geringerem Ausmaß stiegen auch die Bezüge von dessen Anteil 1938 nur 0,8% betragen hatte, rückte 1940 Teerfarben und Zwischenprodukten sowie von Arznei­

aul den vierten Platz mit 8,0% (1939; 3,4%) der gesamten mitteln aus Großbritannien. An den erhöhten Lieferungen türkischen Chemieeinfuhr. Auch Bulgarien konnte seine von Schwerchemikalien beteiligten sich u. a. Rumänien Stellung mit einem Anteil von 6,5% (i. V. 3,9%) wesent- urui Bulgarien.

lieh verbessern. Als Lieferländer folgten ferner die Nie- S c h w e r c h e m i k a l i e n .

derlande mit 5,7 (5,3) %, die Vereinigten Staaten, die

vom dritten auf -den siebenten Platz zurück-gedrängt wur- Die türkische Einfuhr von Schwerchemikalien den, mit 5,6 (8,8) %, Frankreich mit 5 (2,6) %, Ungarn stammte 1940 in erster Linie aus Italien, Rumänien und mit 4 (1,5) %, Griechenland mit 3,8 (1,6) % und die Bulgarien; 1939 war Deutschland das Hauptlieferland mit Sowiet-Union mit 1,2 (0,7) %. einem Anteil von 43%.

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