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Die Chemische Industrie, 1941, Jg 64, Nr 8

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DIE CHEMISCHE INDUSTRIE

HERAUSGEGEBEN VON DER

WIRTSCHAFTSGRUPPE CHEMISCHE INDUSTRIE N A C H R I C H T E N - A U S G A B E

64. J a h r q a n q BERLIN, 21. FEBRU AR 1941 N r. 8 - 10S

NACHDKUCt\ NUR MIT GENAUER QUELLENANGABE GESTATTET

Festpreispolitik erfordert Gewinnstop.

I

n der am 4. 9. 1939 erlassenen Kriegswirtschaftsverord­

nung besagt der § 22, daß alle Preise für G üter jeder A rt nach den Grundsätzen der kriegsverpflichteten Volks­

wirtschaft zu bilden sind. D a gerade dieser Paragraph lange Zeit keine eindeutige Kommentierung erfahren hat, mag es verständlich scheinen, daß ihm eben wegen seines allgemein verpflichtenden Charakters keine ausschlag­

gebende Bedeutung beigemessen wurde. H inzu kommt, daß für das weite Gebiet der Preisbildung bereits vorher

— und zw ar beginnend m it der Preisstopverordnung von 1936 — zahlreiche Anordnungen im Zuge der Preisüber­

wachung erlassen worden waren, die bis in die jüngste Zeit ihre logisdien und zweckmäßigen Ergänzungen fanden.

Erst im letzten Q uartal 1940 wurde auch Fernerstehenden offensichtlich, daß der Preiskommissar auf eine un­

mißverständliche Auslegung in dem Sinne, daß sich die W irtschaft aufs strengste einer kriegsverpflichteten Preis­

bildung zu befleißigen hat, W ert legt. Mehr noch, daß die A rbeit des Reichskommissars für die Preisbildung in den nächsten M onaten ganz im Zeichen dieses § 22 stehen wird.

Erst kürzlich machte Reichskommissar W agner vor der Presse in dieser Hinsicht sehr aufschlußreiche- Äusführun- gen. W enn auch die Preisentwicklung, für gewisse K on­

sumgüter, das gerechtfertigte wie ungerechtfertigte Aus­

weichen nach Qualitätspreisen das H auptaugenm erk des Preiskommissariats erfordert, so muß doch alles vermie­

den werden, um d ;e in einem Kriege nun einmal begrenzte Erzeugung von Verbrauchsgütern einem unnötigen Druck auszusetzen. Einem Druck, der dadurch entsteht, daß einem kleineren Volumen an Verrbauchsgütern nicht nur die schon durch M ehrarbeit höheren Löhne und Gehäl­

ter, sondern auch noch höhere Unternehmergewinne ge­

genüberstehen. Dem Unternehmergewinn wird nicht etwa deshalb ein besonderes Schwergewicht beigelegt, weil es sich in jedem Einzelfall um größere Beträge handeln dürfte, sondern weil er gleichzeitig den Gradmesser dafür abgibt, ob und in welchem Umfange Preissenkungen mög­

lich sind. Die Preissenkungswünsche des Reichskommis­

sars können von dem einzelnen Unternehmen gar nicht ernst genug genommen werden. Selbstverständlich sind Gewinnrücklagen fü r alle Zwecke der Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit eines Betriebes nach wie vor nicht nur gestattet, sondern erwünscht, denn den erhöhten A n­

forderungen der späteren Betriebsumstellung auf eine Friedenswirtschaft soll in allen Fällen Rechnung getragen werden. D aß über die H öhe solcher Rücklagen U nter­

nehmer und Preiskommissar jedoch häufig geteilter An­

sicht sein werden, liegt schon darin begründet, daß der Preiskommissar m it Recht darauf hinweisen kann, daß die deutsche W irtschaft auch nach Kriegsende auf vollen T ou­

ren laufen wird, also .,Kon ¡unkmcriickschläge“ alten Stils wie etwa nach dem W eltkrieg niemals eintreten werden und dara^^ ab zielen d c—Rü.cksj^llungen heute als unge­

rechtfertigt e Gewinne gewertet werden müssen.

D er Reichskommissar für die Preisbildung ist über­

zeugt, daß der einzelne ganz genau wisse, wann ein Kriegsgewinn vorliege oder nicht, und gerade deshalb glaube er von Einzelvorschriften absehen zu können, die

einerseits nur den W irtschaftsablauf erschweren, anderer­

seits aber auch Lücken offen lassen, die stets gerade jene zu finden wissen, auf deren Erfassung es zuerst ankom m t.

Der Appell an das Verantwortungsbewußtsein und man darf in diesem Zusammenhang auch ruhig sagen: an die Vaterlandsliebe des einzelnen w ird zweifellos mehr E r­

folg haben als der E rlaß noch so scharfer Verordnungen.

M it Recht appellierte der Leiter der Reichsgruppe In d u ­ strie, G eneraldirektor Zangen, an die Disziplin des ein­

zelnen Unternehmers und betonte, daß audi nicht der ge­

ringste Zweifel an der verantw ortungsbew ußten Einstel­

lung der gesamten W irtschaft aufkommen dürfe. W enn die. Erträgnisse der W irtschaft im ersten Kriegs jah r viel- fach höher ausfielen, als veranschlagt wurde, so wird darin nur selten ein Verstoß gegen den § 22 der Kriegs­

wirtschaftsverordnung erßTickt werden können. Eine vor­

sichtige K alkulation gehört nun einmal zu den Pflichten eines ehrbaren Kaufmanns, der eintretende Kostendegres­

sionen, die vielerlei G ründe haben können, nur schwer vorausberechnen kann. Sind aber einmal überdurchschnitt­

liche Gewinne entstanden — wobei als Durchschnitt kaum der beste Jahresabschluß anerkannt werden dürfte — so müssen daraus im Sinne der kriegsverpflichteten W irt­

schaft eindeutige Konsequenzen gezogen werden, mögen sie auch noch so schwer fallen!

Schon jetzt lassen sich drei Wege erkennen, die v o r­

aussichtlich zur Durchführung des—Gewinnstops vom Preiskommissar beschntten werden dürften. Erstens han­

delt es sich darum, in der Vergangenheit gemachte Ueber- 1 J gewinne abzuschöpfen und dem Reich zuzuführen. D er Preiskommissar betonte dabei, daß es ihm keineswegs auf das Geld, auf die dadurch erfaßbaren Summen ankomme.

W äre das der Fall, so könnte er ja viel m ehr Strafen als bisher verhängen. Einzig entscheidend sei, daß diese Ge­

winne nicht mehr der Preissenkung dienstbar gemacht werden könnten und infolgedessen anderweitig erfaßt werden müßten. Stellt sich somit die Gewinnabschöpfung gewissermaßen als ein N otbehelf dar, so ist die zweite M aßnahme von weitaus größerer Bedeutung: die künftige ¿1 Verhinderung von Uebergewinnen. Das M itteF hicrtur / Ist die~kom prom ißlose“"Äusnutzung der Preissenkungs- möglichkeiten auf allen Geb'eten, und zw ar s o w o B im wehr- wie konsumwirtschaftlichen Sektor. S tatt G ew inn­

abschöpfung soll eine P reissenkung und nur, wo das nicht möglich, eine PreisstaSilität erreicht werden. Doch auch hier ist noch eine Gewinnabschöpfung denkbar, nämlich dann, wenn eine mögliche Preissenkung zu gering aus- fallen würde, also unlohnend wäre wie beispielsweise bei ganz geringen Senkungen von Kartellpreisen. D er dritte und letzte W eg ist fü r die Allgemeinheit von größtem Interesse. Nach dem W illen des Preiskommissars soll in der nächsten Zeit durch Erlasse um L A nordnungen eine -7 preismäßige Entlastung im Sektoc-dcr KonsumgütcrTier- 'y' beigeführt werden. D ieA nordnung auf dem T extilgebiet f dürfte hier als erste M aßnahme zu werten sein, der sehr bald weitere folgen werden. In diesem Zusammenhang werden die bisherigen K alkulationen in der Verbrauchs­

gütererzeugung einer strengen Nachprüfung unterzogen werden.

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1 0 6 - N r. 8 DIE CHEM ISCHE IN DU STRIE 21. Februar 1941

N euregelung der Pap ie r- und Zellsto ffb ew irtschaftu ng.

B

ie Reichsstelle fü r Papier und Verpackungswesen Anordnung Nr. 4: Vorschriften hat nunmehr in Zusammenfassung der seither von

ihr erlassenen 21 Anordnungen und zahlreichen Sonder­

egelungen die Bestimmungen der Papier-, Pappen-, Zell­

stoff- und Holzstoffbewirtschaftung in 4 G rundanord nungen zusammengefaßt. Dabei wurden sogleich gewisse notwendige Aenderungen berücksichtigt.

Anordnung N rA : Bewirtschaftung und Einfuhr von Holz­

sulfit-, Stroh-, Natronzellstof} und -holz- stoff („Reidisanzeiger“ Nr. 305 vom 30. 12. 1940):

Die neue Anordnung N r. i enthält die Bewirtschaf­

tungsvorschriften für N atronzellstoff in der seitherigen Form. Die Maßnahmen werden jedoch ausdrücklich auf Sulfit- und Strohzellstoff jeder A rt und Q ualität aus­

gedehnt, d. h., es wird eine schriftliche Verarbeitungs­

genehmigung, die zugleich als Bezugsgenehmigung gilt, für die Verarbeitung dieser Produkte erforderlich. Für H olzstoff kann die Reichsstelle Papier- und V er­

packungswesen die gleiche Regelung einführen. M it einem Rundschreiben hat die Reichsstelle hierzu bereits bestimmt, daß H olzstoff nur in den Mengen verarbeitet werden darf, für die von ihr eine schriftliche V erarbei­

tungsgenehmigung erteilt wurde.

Die Anordnung um faßt weiter Bestimmungen über die Zulassung zum Abschluß und zur V erm ittlung von Einfuhrgeschäften in Zellstoff, H olzstoff, Papier und Pappe.

Anordnung Nr. 2: Herstellungs- und Verarbeitungsvorschrif­

ten für Papier, Karton und Pappe.

(„Reidisanzeiger“ Nr. 305 vom 30.12. 1940).

Alle Anordnungen und Regelungen auf dem Gebiet der Herstellung und Verarbeitung von Papier, K arton und Pappe werden im Rahmen der A nordnung 2 zu­

sammengefaßt. Neu ist die Einführung einer Inhalts­

übersicht, die der Anordnung vorangestellt ist, um die Uebersicht über die an sich umfangreichen Bestimmungeij zu erleichtern.

Anordnung Nr. 3: Verteilungsvorschriften („Reidisanzeiger“

Nr. 305 vom 30. 12. 1940).

Diese Anordnung enthält eine Neufassung der Be­

stimmungen über die kriegswirtschaftliche Verteilungs­

organisation der Reidisstelle, in die V orsdiriften über Großhandelsauslieferungen aufgenommen sind. Gleich­

zeitig werden in einer Bekanntmachung N r. 1 die V er­

teilungsbeauftragten und Verteilungsstellen veröffent­

licht.

über die Bewirtschaftung von Altpapier, Natronpapier- (Kraft­

papier-) abfällen und gebrauchten Na­

tronpapiersäcken („Reidisanzeiger“ Nr. 305 vom 30. 12. 1940).

Die A nordnung fa ß t die seitherigen Bestimmungen über A ltpapier, über die Verw ertung von gebrauchten Natronpapiersäcken zusammen. Insbesondere w ird be­

stimmt, daß der unm ittelbare Bezug von A ltpapier durdi V erarbeiter genehmigungspflichtig ist. D erartige G eneh­

migungen können nach § 8 insbesondere solchen Fällen erteilt werden, in denen ein unm ittelbarer Bezug von A ltpapier aus örtlichen oder betrieblichen Gründen ohne M itw irkung der H än d ler namentlich zur Ausnutzung von Rücklieferungsmöglichkeiten besteht oder durchge­

fü h rt werden soll. fä®*)

Verpackung von Kunstharzlacken.

A

uf G rund der Bestimmungen der Anordnung V p . 4 der Reich ¡stelle fü r Papier und Verpackungswesen w ird durdi die Bekanntmachung N r. 4 („Reidisanzeiger“

vom 17. 2. 1941) angeordnët, d aß Kunstharzlacke in Behältern oder Dosen aus Pappe oder in kombinierten Behältern oder Dosen (Boden und Deckel Schwarzbledi, R um pf Pappe) abzufüllen sind. Die Bestimmung gilt nur bei Verwendung von Behältern oder Dosen bis zu einem Durchmesser von 125 mm. Betroffen hiervon werden die H ersteller und Lieferer von Ocllacken und Phthalatharzlacken, farblos oder pigmentiert, sowie von Oelfarben, die m it einem Lösungsmittel verdünnt sind, das aus Benzin- oder Benzolkohlenwasserstoffen oder einem Gemisch beider besteht.

Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß die Bestimmungen der Anordnung Vp. 4 für die Verpackung von Erzeugnissen aus dem Betreuungsbereidi der Wirtschafts­

gruppe Chemische Industrie gelten, soweit diese Erzeugnisse üblicherweise in Behältern aus Blech verfüllt werden. Mit der Anordnung werden nidit Verwendaingswrbote ausgespro­

chen, sondern Verwendungsgebote für Packungen aus Aus­

tauschstoffen, insbesondere Pappe. Mit dem Erlaß derartiger Verwendungsgebote wird vor allem erreicht, daß sämtlidie Betriebe, die Produkte herstellen, welche für eine Verpackung in Austauschpackungen geeignet sind, die _ Umstellung vor­

nehmen müssen und nicht lediglich diejenigen Betriebe auf Austauschpackungen abgedrängt werden, die die ursprünglich verwendeten Behälter im Augenblick nicht erhalten können.

Die Verwendungsgebote sehen eine gleichmäßige Verwendung für sämtliche Hersteller vor und gestatten dabei gleichzeitig einen entsprechenden Uebcrblick über die voraussichtlich notwendig werdende Zurverfügungstellung sowohl von Aus­

tauschpackungen als audi der verbleibenden Blechpackungen.

D e r U n ile v e r-K o n ze rn .

A u flö s u n g des b ritis c h e n S e ife n - und M a rg a r in e m o n o p o ls .

D

er U nilever-K onzem gehört nicht nur zu den ganz wenigen führenden Firm en der chem ischen Industrie Großbritanniens, sondern nimmt darüber hinaus durch seine fast auf alle L änder der W elt verteilten Produktions-, Rohstoff- und H andelsinter­

essen einen führenden Platz in der W eltw irtschaft ein. Entstehung und Aufbau des K onzerns sind bei­

spielhaft für die Geisteshalturig, aus der heraus die liberalistischen W irtschaftsführer der angelsächsi­

schen W elt Jahrzehnte hindurch zu arbeiten pfleg­

ten: durch die Zusammenfassung der w ichtigsten B etriebe der gleichen Branche und die Angliederung von eigenen Rohstoffgrundlagen sowie von A bsatz­

organisationen für den M assenvertrieb h at sich der Konzern auf dem britischen M arkt eine einzigartige Monopolstellung verschafft, mit deren Hilfe die ge­

schäftlichen Interessen der K onzernleitung auf Kosten der V erbraucherschaft rücksichtslos d u rc h ­

g esetzt w erden konnten. Daß d e r K rieg auch an das Gefüge dieses R iesenkonzerns rü h rt, so wie er b e­

reits m anchen hochgetürm ten Bau der britischen W irtschaft zum E instürzen gebracht hat, kann heute schon als T atsach e hingenomm en w erden. D er Kon­

zern h a t im bisherigen V erlauf des Krieges nicht nur seine kontinentaleuropäischen In teressen restlos ein­

gebüßt, sondern d arüber hinaus auch eine schwere E rschütterung d e r P roduktionsgrundlagen im b riti­

schen M utterland hinnehm en müssen. D er w eitere V erlauf des Krieges w ird zahlreiche andere R evi­

sionen im K onzernaufbau erzwingen, die von ge­

sam tw irtschaftlichen N otw endigkeiten und von d e r R ücksicht auf das europäische Gem einw ohl diktiert w erden.

Geschichtlicher A b riß der Konzernentw icklung.

Seit 1937 gab es zwei Spitzengesellschaften des Unilever-Konzerns: die Lever Bros, & Unilever N. V.,

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21. Februar 194-1 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE N r. 8 - 1 0 7

Rotterdam (AK. 500 Mill. hfl., davon 305 Mill. hfl. einge- zahlt), die s-eit dem Herbst 1940 unter deutscher Führung steht und daher in diesem Zusammenhang außer Be­

tracht zu bleiben hat, sowie die britische Dachgesell­

schaft, die Lever Bros. & Unilever, Ltd., London (AK.

141,43 Mill. £, davon 67,45 Mill. £ eingezahlt). In der britischen Konzernspitze sind sämtliche Interessen des Konzerns in Großbritannien und dem britischen Reich zusammengefaßt, während die Interessen des Konzerns in allen anderen L ä n d e rn bei der niederländischen Dach­

gesellschaft lagen. Diese Regelung stellte den Abschluß einer jahrzehntelangen Entwicklung dar, die ursprünglich von zwei völlig voneinander getrennten Interessengruppen ihren Ausgang genommen hatte. Auf der einen Seite stand die 1894 mit einem Kapital von nur 1,5 Mill. £ gegründete Firma Lever Bros,, Ltd., die sich ursprünglich auf den Betrieib der Seifenfabriken in Port Sunlight be­

schränkte, später die Kontrolle über die anderen Groß­

betriebe der britischen Seifenindustrie erwarb und so­

wohl Ln Europa -wie in Uebersee zahlreiche Seifenfabriken errichtete. Die starke Stellung der Lever Bros., Ltd., in der britischen Oelmühlen- und Margarineindustrie da­

tiert erst seit 1925, als die Kontrolle über die British Oil

& Cake Mills, Ltd. auf die Lever-Gruppe überging, Auf der anderen Seite standen die Gruppen Jürgens und Van den Bergh, die ihren Ausgang von zwei Butterhan­

delsgeschäften in d er niederländischen Stadt Oss genom­

men und sich bis zu ihrem im Jahre 1927 unter der Firma Margarine Unie N. V. bzw. Margarine Unie, Ltd., erfolg­

ten Zusammenschluß die ausschlaggebende Steilung in der kontinentaleuropäischen und britischen Margarine­

industrie gesichert hatten. Drei Jahre später erfolgte durch den Zusammenschluß dieser beiden Hauptgruppen die Bildung des Unilever-Konzerns, wobei zunächst noch sowohl die Firma Lever Bros., Ltd., wie auch die Dach­

gesellschaften der Jürgens- und Van den Bergh-Gruppen bestehen blieben. Erst das Jahr 1937 brachte mit der Bildung der britischen und niederländischen Konzern- spitze den organisatorischen Aufbau des Unternehmens endgültig zum Abschluß. Für die Entwicklung der Ver­

hältnisse in Großbritannien war dabei von Bedeutung, daß die sehr beträchtlichen britischen Produktionsinter­

essen der Gruppen Jürgens und Van den Bergh endgültig auf die britische Dachgesellschaft übergingen, während umgekehrt die kontinentaleuropäischen und sonstigen nichtbritischen Interessen der Lever-Gruppe der nieder­

ländischen Konzemspitze zugeschlagen wurden.

Die Liste d er Tochtergesellschaften, die die Lever- Gruppe auf Grund dieser Vereinbarung an die jetzt unter deutscher Führung stehende kontinentaleuropäische Gruppe verloren hat, erstreckt sich auf fast alle europäi­

schen und eine große Anzahl von überseeischen Ländern.

Mit zu den ältesten ausländischen Gründungen von William Lever gehörte die niederländische Firma L evers Zeep Mij. N. V., Rotterdam (AK. 10 Mill. hfl., davon 6,5 Mill. hfl. eingezahlt), mit ihrem großen Seifenwerk in Vlaardingen, In Belgien befand sich die Compagnies Réu­

nies de Huileries du Congo-Belge et Savonneries Lever Frères (Huilever) S. A., Brüssel (AK. 350 Mill. Fr.), im Besitz d e r Lever-Gruppe; diese Firma besitzt Seifen­

fabriken in Baesrode und Forest Midi und kontrolliert neben ihren bedeutenden Rohstoffinteressen in der Kongo-Kolonie die Savonneries Congolaises S. A., die eine Seifenfabrik in Leopoldville betreibt. In Frankreich gehörte an erster Stelle die Nouvelles Savonneries Lever

& La Vierge Réunies S. A., Paris (AK. 53,43 Mill. Fr.), zum Interessenbereich der britischen Gruppe; von der Firma werden Seifenfabriken in Haubourdin-lez-Lille, Marseille, Nantes und Aubervilliers (Seine) betrieben.

Von weiteren früheren Tochtergesellschaften der briti­

schen Gruppe in Frankreich ist noch die Etablissements Verminck S. A., Marseille (AK. 52 Mill. Fr.), mit einer Körperpflegemittelfabrik in Croix-Sainte bei Martigues sowie die A stra S. A. (AK. 101 Mill. Fr.) mit Margarine- faibriken in Rouen und anderen französischen Städten zu erwähnen. In d er Schweiz hatte Lever bereits um die J a h r h u n d e rtw e n d e mit der Gründung der Savonneries Helvetia S. A., Olten, Fuß gefaßt, der in der Folgezeit eine Reihe w eiterer Finnen angegliedert wurden. Im M ittelpunkt der italienischen Konzerninteiressen stand die Lever Fratelli S. A., Mailand. Auch in Ungarn, Jugo­

slawien und Rumänien hatte Lever teilweise zusammen

mit ändern Gruppen bedeutende Interessen in d er Seifen­

industrie erworben. In Dänemark gehörte die Levers Säebefabrikker S. A., Glostrup (AK. 2,3 Mill. Kr.), in Schweden die Bröderna Lever A. B., Stockholm (AK.

1,5 Mill. Kr.), und in Finnland die Abo Tval A. B., Abo (AK. 6 Mill. Fmk.), zum Interessenbereich der britischen Levergruppe, Von den überseeischen Tochtergesellschaf­

ten ist an erster Stelle die Lever Bros. Co., Cambridge, Mass. (USA,), mit mehreren Seifen- und Speiseölfabriken zu erwähnen. Auch in Argentinien, Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern hatte Lever eigene Fabriken ins Leben gerufen. In Niederländisch Indien wurde die Lever’s Zeep Mij. N. V., Batavia, in China die Nanyang Soap & Candle Co. Ltd., Shanghai, auf den Philippinen die Philippine Refining Co., Manila, und in Siam die Siam Industries Ltd., Bangkok, durch die britische Kon­

zernspitze kontrolliert. Mit d er Abstoßung aller dieser Interessen hat sich der britische Konzern nach dem Uebergang der niederländischen Gruppe auf die deutsche Leitung des Einflusses auf die Seifen- und Margarinever- sorgung des europäischen Kontinentes für immer ent- äußert.

Produktionsbild des Konzerns.

Der Konzern beherrschte bei Kriegsausbruch die Seifen-, Oel- und M argarinemärkte in Großbritannien und dem britischen Reich. W eiter waren bedeutende Inter­

essen in der Papier- und Textilindustrie sowie zahl­

reichen anderen Industriezweigen in seinem Besitz. Die meisten in seinen Fabriken verarbeiteten pflanzlichen und tierischen Rohstoffe wurden von ihm selbst gewonnen;

ebenso h atte er die Kontrolle über den Groß- und Klein­

handelsabsatz seiner Erzeugnisse restlos in d er Hand.

K o n t r o l l e d e r b r i t i s c h e n S e i f e n v e r s o r g u n g .

Der Konzern beherrscht rund vier Fünftel der b riti­

schen Seifenerzeugung und übt damit praktisch ein Monopol in d er Seifenversorgung aus, da der Inlands­

verbrauch bis auf geringe Mengen ganz durch die ein­

heimischen Fabriken gedeckt wird; auch die Ausfuhr von Seifen, auf die durchschnittlich 8—10% der Erzeugung entfallen, wird überwiegend von den Konzernunterneh­

mungen gestellt. Der einzige bedeutende Außenseiter ist die von den Konsumvereinen betriebene Cooperative Wholesale Society, die in ihren Fabriken in Manchester, Newcastle und London etwa 10% d er Seifenproduktion herstellt. Geht man für die letzten Jahre in Ermange­

lung von genauen statistischen Nachweisungen von einer Seifenerzeugung von insgesamt 500 000 t aus, so würde danach die Produktion der Konzernfabriken in Groß­

britannien an Seifen aller Art auf etwa 400 000 t zu ver­

anschlagen sein. Davon würden im einzelnen 200000 t auf Waschseife für den Haushaltsgebrauch, 30 000 t auf Toilette- und Rasierseifen und 100 000 t auf Seifenpulver und -flocken entfallen; die Erzeugung an Seifen für industrielle Zwecke und Wäschereien ist auf etwa 40 000 bis 50 000 t zu veranschlagen. W eiter werden von den Seifenfabriken des Konzerns an Chemikalien in größerem Umfang Aetznatron und Wasserglas hergestellt. Die Gly­

cerinerzeugung bewegt sich zwischen 20 000 und 25 000 t.

Das Schwergewicht der Seifenproduktion des Kon­

zerns liegt im mittelenglischen Industriegebiet. Von den W erken, die ihren Standort zwischen Liverpool und Leeds 'haben, ist vor allem die jetzt von der Lever Bros. (Port Sunlight), Ltd., betriebene Stammfabrik des Konzerns in Port Sunlight am Südufer des Mersey gegenüber von Liverpool zu nennen. Große Bedeutung kommt auch drei weiteren mittelenglischen Seifenfabriken zu, die von d er Joseph Crosfield & Sons, Ltd,, (AK. 10 Mill. £, davon 4,9 Mill. £ eingezahlt), in Warrington am Nordufer des Mersey, der William Gossage & Sons, Ltd., (AK. 5,45 Mill. £, davon 1,9 Mill. £ eingezahlt), in Widnes und der Joseph Watson & Sons, Ltd,, (AK. 1,4 Mill. £, voll ein­

gezahlt), in Leeds betrieben werden. Von diesen Firmen kontrolliert die Joseph Crosfield & Sons, Ltd., die sich vor allem mit der Erzeugung von Hartseifen, Aetznatron und Wasserglas befaßt, eine Reihe von Tochtergesell­

schaften, von denen vor allem der Erasmic Co., Ltd,, mit ihrer Toilettenseifen- und Parfümeriefabrik in W arring­

ton größere Bedeutung zukommt. In Wakefield südlich von Leeds betreibt die zum Konzern gehörige Hodgson

& Simpson, Ltd., eine weitere Seifenfabrik.

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108 - N r. 8 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE 21. Februar 1941 Neben den mittel englischen Seifenfabriken, deren

Rohstoffversorgung sich vor allem auf 'den Hafen von Liverpool stützt, kontrolliert der Konzern eine große Zahl w eiterer Seifen- und Körperpflegemittelfabriken in

■und um London. Von ihnen sind vor allem die W erke der A. F. Pears, Ltd., (AK. 820 000 £, davon 720 000 £ ein­

gezahlt), in Isleworth im Südwesten und der John Knight, Ltd., (AK. 800 000 £, voll eingezahlt), in Silvertown im Osten der Hauptstadt anzuführen. Von sonstigen Kon- zerngesellschaften, deren Produktionsanlagen sich im Be­

zirk von Groß-London befinden, nennen wir noch fol­

gende Firmen: T. H. Harris & Sons, Ltd., und Vinolia Co., Ltd.; Seifenfabriken in Stratford im Nordosten ‘der Stadt.

— D. & W. Gibbs und Price's Soap, Ltd.; Seifenfabriken in Wapping im Osten von London. — Icilma Co., Ltd.;

Körperpflegemittelfabrik im Nordwesten der Stadt. — Wilkie & Soames, Ltd.; Seifen- und Kerzenfabrik im Osten von London.

Außerhalb des mittelenglischen und Londoner Indu­

striegebietes betreibt der Konzern nur einige wenige größere Seifenfabriken. In Bristol arbeitet die Fabrik der Chr. Thomas & Bros., Ltd., in Bath hat das W erk der F. Chivers & Co., Ltd. und in Exeter die Fabrik der I. L. Thomas & Co., Ltd., ihren Standort. Bedeutenden Umfang besitzt schließlich noch die Seifenerzeugung der Ogston & Tennant, Ltd., die Fabriken in A berdeen und Renfrew in Schottland betreibt.

Die Werke des Unilever-Konzerns haben neben der Deckung des -britischen Seifenverbrauches noch die Auf­

gabe, einen wesentlichen Teil zu der Seifenversorgung der .britischen Ueberseegebiete beizusteuern. In- den Dominions hat d er Konzern zwar eine eigene bedeutende Seifenindustrie aufgebaut, die im folgenden noch aus- iührlich dargestellt wird, jedoch fehlt es in den tropi­

schen Kolonien und Protektoraten noch durchweg an größeren Fabrikanlagen, so daß diese Gebiete mit ihrem Seifenverbrauch überwiegend auf Einfuhr angewiesen sind. Da die britische Seifenausfuhr in allen diesen Ge­

bieten im allgemeinen zollmäßig stark präferenziert ist, hat der Konzern trotz zeitweiliger scharfer Bedrohung durch die japanische Konkurrenz ein recht bedeutendes Seifengeschäft mit dem britischen Kolonialreich aufrecht­

erhalten können, wie die folgende Uebersicht über die Seilenausiuhr aus Großbritannien im einzelen zeigt:

1936 1937 1938

* 1000 1000 1000 1000 1000 1000

S e ife n o h n e S p ir itu s g e h a lt:

c w ts . £ c w ts . £ c w ts . £

H a r ts e iic n . . . ... . 603 667 665 835 578 711 n a c h b r itis c h e n L ä n d e r n . 427 486 520 668 449 563

B r it. W e s t a f r ik a . . . . 114 108 136 152 93 96

B rit. W e s tin d ie n . . , . 91 100 111 139 103 124

C e y lo n ... 62 56 86 43 66

M a u r itiu s ... ‘ . 28 33 32 41 31 40 M a l t a ... 16 19 29 36 36 42 T o i le t te s e if e n ... , 66 354 67 361 62 330

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn . 49 257 49 256 45 231

B rit. I n d i e n ... 94 13 65 11 59

C e y lo n ... 29 6 31 5 28

12 4 15 3 15

S c h e u e rs e lf e n u n d - p u lv e r . . 34 63 38 69 27 47

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn . 20 39 20 37 14 25

S e if e n p u lv e r u . - f lo c k e n . ., . 22 67 21 62 33 85

n a c h b r itis c h e n L a n d e rn . . 16 47 16 46 23 62

R a s ie r s e if e ... . 3 48 3 46 2 35

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn . . 2 31 2 32 1 23

S c h m ie rs e ife ... . . 17 19 19 23 17 21

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn , . 10 12 10 12 9 12

A n d e re S e i f e n ... 17 8 20 8 20

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn . . 4 10 4 12 5 12

S p iritu s h a ltig e T o ile tte s e if e n . . 6 54 8 64 7 60

n a c h b r itis c h e n L ä n d e rn . . 5 40 6 50 5 44

B r i t is c h e s O e l* u n d M a r g a r i n e m o n o p o l .

Wie die Seifenindustrie, so wird auch die britische Oel- und Speisefettproduktion von dem Konzern be­

herrscht. Seine Oelmühlen und Oelraffinerien liefern den weitaus größten Teil der Erzeugung an technischen und Speiseölen, die sich in den letzten Jahren zwischen 250 000 und 300 000 t bewegte. Von den Neben- und A b­

fallerzeugnissen der Oelmühlenindustrie setzt der Kon­

zern vor allem bedeutende Mengen von Oelkuchen, F e tt­

säuren usw. auf dem britischen M arkt ab. Der 'höbe bri­

tische Margarinevenbrauch, d er in den letzten Jahren zwischen 180 000 und 190 000 t lag, wird fast ganz durch Konzerngesellschaften bestritten.

Den beherrschenden Einfluß auf die Oel- und Speise­

fettindustrie übt der Konzern durch zwei Tochtergesell­

schaften aus, von denen die British Oil & Cake Mills, Ltd., (AK. 10 Mill. £, davon 7,15 Mill. £ eingezahlt), teils unmittelbar, teils durch die von ihr kontrollierten zahl­

reichen Tochtergesellschaften, Oelraffinerien u. a, in Hull, Ipswich, London, Southampton, Avonmouth, Liverpool, Manchester und Glasgow betreibt. Das Schwergewicht der Margarineproduktion liegt bei der Van den Bergh's

& Jurgens, Ltd., (AK, 8,64 Mill. £, voll eingezahlt], in deren Besitz sich die beiden großen Margarinefabriken in Bromborough am Südufer des Mersey gegenüber von Liverpool und Purfleet am nördlichen Mündungsufer der Themse befinden. W eiter gehören noch zum Interessen­

bereich der Van den Bergh's & Jurgens, Ltd., u. ia. die Olympia Oil & Cake Co., Ltd., und die De Bruyn, Ltd., mit ihren Oelraffinerien in Selby (Yorkshire) und London.

B e h e r r s c h u n g d e r E m p i r e - M ä r k t e .

Der Konzern w ar bereits in seinen Artfängen b e ­ strebt, neben der Beherrschung des heimischen M arktes auch die britischen U eberseem ärkte unter seine Kon­

trolle zu bringen. Die schnelle wirtschaftliche Erschlie­

ßung der Dominions übte zusammen mit der wachsenden Kaufkraft der weißen Bevölkerung einen starken Anreiz in dieser Richtung aus, da sie lohnende GeschäBtsmög- lichkeiten vor allem auf dem Gebiet der Seifen- und Körperpflegemittelversorgung in Aussicht stellte. Heute arbeiten in sämtlichen Dominions sowie in einigen Ko­

lonien Pro-duktionsgesellschaften des Konzerns, deren Schwergewicht in der Seifenproduktion liegt, denen .aber teilweise a-uch eigene Oelraffinerien und Speisefett­

fabriken angegliedert sind.

In Canada deckt die Lever Bros,, Ltd., mit ihren großen Seifenfabriken und Oelraffinerien in Toronto (Ont.) einen großen Teil des Verbrauchs an Waschseifen, Seifenpulver, Toiletteseifen und Körperpflegemitteln;

auch technische und Speiseöle werden hier in 'großem Umfang gewonnen. Daneben h at sich der Konzern ‘die Kontrolle über die anderen Großbetriebe der Seifen- und Oelmühlenindustrie gesichert, von denen vor allem die W erke d er Royal Crown Soaps, Ltd,, in Winnipeg (Man.) East Calgary (Alb.) und Vancouver (Br. Col.) zu nennen sind. Einen hohen Stand hat die Geschäftstätigkeit in der Südafrikanischen Union erreicht, wo neben d er M utter­

gesellschaft des Konzerns auch eine Reihe anderer dem Konzern später eingegliederter britischer Gesellschaften bereits im Anfang des Jahrhunderts eigene W erke er­

richtet hatten. Neben der Lever Bros. (South Africa), Ltd., die Seifenfabriken in Salt River bei Kapstadt, Con- gella bei Durban und Johannesburg betreibt, ist in die­

sem Zusammenhang vor allem die Crosfield & Gossage (South Africa), Ltd., zu erwähnen, in deren Besitz sich zwei große Seifenfabriken in Mossel Bay bei Kapstadt und Durban befinden. W eiter gehören zu dem Konzern die Surprise Soap Co., Ltd., mit Fabriken in Kapstadt, Durban und Johannesburg und die Transvaal Soap Co., Ltd., mit einem gleichfalls in Johannesburg gelegenen Werk. Außerhalb der Südafrikanischen Union betreibt die Lever Bros. (South Africa', Ltd., noch ein« Seifen­

fabrik in Bulawayo, d er H auptstadt von Süd-Rhodesien.

In der westafrikanischen Kolonie Nigeria hat d er Kon­

zern durch die West African Soap Co., Ltd., eine Seifen­

fabrik in Apapa bei Lagos errichtet. In Aegypten werden die Konzerninteressen durch die Egyptian Oil & Cake Mills, -Ltd., vertreten, die eine Oelraffinerie und Seifen­

fabrik in Alexandria betreibt. In British Indien besitzt die Lever Bros. (India), Ltd., u. a. zwei große Seifen­

fabriken in Bombay und Calcutta. Auch die australische und neuseeländische Seifen- und Oehlmühlenindustrie steht unter der Kontrolle des Konzerns. Die Lever Bros, Pty,, Ltd., betreibt in Australien zahlreiche Seifen-, Oel- und Margarinefabriken, von denen u. a. die W erke in Sydney, Melbourne, Brisbane, Adelaide und Freemahtle zu erwähnen sind. W eiter gehören zum Konzern u. a.

noch die I. Kitchen & Sons Pty., Ltd., unit Fabriken in Melbourne und Sydney, die sich mit der Erzeugung von Seifen, Kerzen und Oelen befaßt, sowie die W. H. Bur- iord & Son, Ltd., mit Seifenfabriken in Broken Hill und Adelaide. In Neu-Seeland betreibt die Lever Bros. (N. Z.), Ltd., eine große Seifenfabrik in Petone bei Wellington-

(5)

21. Februar 1941 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE N r. 8 - 1 0 9

R o h sto ff In te re sse n .

Gleichzeitig mit der Eingliederung der meisten Groß­

betriebe der gleichen Produktionsstufe hat der Konzern seine Interessen auch in vertikaler Richtung nach der Rohstoff- und Absatzseite hin ausgebaut. Von der briti­

schen Oelsaaten- und Oeleinfuhr, die in der folgenden Zusammenstellung ausgewiesen ist, stammte ein sehr großer Teil aus eigenen Pflanzungsbeständen des Kon­

zerns und wurde auf den Schiffen der Konzernflotten nach britischen Häfen verfrachtet. Auch die Waltran- einfuhr lag zum" überwiegenden Teil in den Händen des Konzerns. Die Einfuhr von Oelrohstoffen und Oelen ent­

wickelte sich wie folgt (in 1000 t) :

1936 1937 193S

P a lm k e r n e ... 145 149 134 E r d n ü s s e . ... .... 185 270 326 K o p r a ... .... 124 79 114 S o j a b o h n e n ... 82 99 99 L e in s a a t ... 273 286 276 B a u m w o l l s a a t ...601 672 621

R i c i n u s ... .... 30 32 32

S o n s tig e O e l s a a t e n ... 35 35 28 P a l m ö l ... 120 104 131 K o k o s n u ß ö l ... 11 24 36 S o j a b o h n e n ö l ... 16 6

E rd n u ß ö l ... 5 6 2 L e in ö l ... 22 37 19 W a ltr a n ... 135 152 226

Die wichtigste Dachgesellschaft für die Rohstoff­

interessen des Konzerns ist die United Alrica Co., Ltd., (AK. 15,73 Mill. £, davon 11,0 Mill. £ eingezahlt), deren Kapital sich zu vier Fünfteln im Besitz der von dem Konzern beherrschten Niger Co., Ltd., (AK. 10 Mill. £, davon 8,6 Mill. £ eingezahlt), befindet. In der United Africa Co., Ltd., sind etwa 60 Firmen zusammengefaßt, die vorwiegend im westafri'kanischen Export- und Im­

portgeschäft tätig sind; einige von ihnen beuten eigene Pflanzungsbestände aus, andere befassen sich mit dem A b­

bau von Mineralien. Von den einzelnen Gesellschaften, die teilweise schon seit einem halben Jahrhundert oder länger im Westafrikageschäft tätig sind und im Zuge der wachsenden Monopolisierung des Afrikahandels von dem Unilever-Konzern nach und nach aufgekauft wurden, sind u. a. folgende zu nennen: Richard &. William King, Ltd., (Elifenbeinküste und Kamerun), — W. B, Mac Iver

& Co,, Ltd,, (Nigeria und Kamerun). — Ashanti Obuasi Trading Co., Ltd. (Goldküste). — Cie. Française de la Côte d'ivoire S. A (Elfenbeinküste). — Cavalla River Co., Ltd, (Liberia). — P. Ratcliffe & Co., Ltd. (Sierra Leone),

— Gambia Trading Co., Ltd. (Gambia). — Cie. du Niger Français S. A, (Französisch Niger).

Bis zum Jahre 1937 gehörten auch die sehr ¡belang­

reichen Rohstoffinteressen 'in der Kongo-Kolonie zu dem Interessengebiet der britischen Konzernspitze. Von ihnen

■ist an erster Stelle die Compagnies Réunies des Huile­

ries du Congo-Belge et Savonneries Lever frères (Huilever), Brüssel (AK. 350 .Mill. Fr.), zu nennen, die auf Grund eines 1911 mit dem belgischen Staat abge­

schlossenen Vertrages eine 750 000 ha umfassende Kon­

zession mit Oelpalmbeständen erhalten und in ihrem Konzessionsgebiet sieiben Oelpressereien errichtet hat.

Außerdem kontrolliert sie neben mehreren großen belgi­

schen Seifenfabriken die Erzeugung und den yerkauf von Seifen und verwandten Erzeugnissen in d er Kongo-Kolo­

nie, Ueber ihre Tochtergesellschaft, die Soc. des Cul­

tures au Congo Belge S. A. (AK, 14 Mill. Fr.) besitzt sie beträchtliche Interessen in der Kaffeeproduktion der Kolonie. Auch die Sedec S. A. (AK. 50 Mill. Fr.), die in dem Ein- und Ausfuhrhandel^der belgischen Kolonie eine bedeutende Rolle spielt und außerdem umfangreiche Interessen in Französisch Aequatorialafrika besitzt, war bis 1937 der britischen Dachgesellschaft des Konzerns eingegliedert. Durch das 1937 abgeschlossene Abkommen zwischen d e r britischen und damals niederländischen Konzernspitze gingen die Interessen in Belgien und Bel- gisch-Kongo auf die niederländische Dachgesellschaft über, wobei sich aber allerdings die britische Gesellschaft für 'bestimmte Fälle ein Optionsrecht auf 'die Aktien der betreffenden Gesellschaften vorbehielt. Von diesem Recht wurde im Mai 1940 Geibrauch gemacht, so daß einst­

weilen der britische Konzern wieder die de facto-Ver- fügumgsgewalt über sämtliche afrikanischen Rohstoffinter­

essen besetzt.

Der W altranbedarf des Konzerns wind vorwiegend durch die Southern Wlialing & Sealing Co., Ltd., gedeckt,

bei der sämtliche W alfangintercssen des Konzerns zu­

sammengefaßt sind. Die Gesellschaft unterhält eigene Walfangstationen in der A ntarktis sowie auf den Ac-uße- ren Hebriden.

Kontrolle des britischen Lebensm itfelhandels.

Wie die Rohstoffversorgung, hat der Konzern sich auch die Beherrschung des Groß- und Einzelhandels der von seinen Fabriken 'hergestellten Erzeugnisse gesichert und damit gleichzeitig die Kontrolle über einen großen Sektor des britischen Kleinhandelsgeschäfts in die Hand bekommen. Seine Handelsinteressen erstrecken sich von Molkereiprodukten über Fleischwaren und Fische bis zu Schokolade und Eiscreme. Tausende von Filialen der Lebensmittelbranche in London und anderen englischen Städten stehen unter seiner Kontrolle.

Von den Firmen, die als Dachgesellschaften tfür die Einzelhandelsinteressen des Konzerns anzusehen sind, ist an erster Stelle die Home & Colonial Stores, Ltd. (AK.

4,5 Mill. £, davon 4,3 Mill. £ eingezahlt), zu nennen, die u. a. die Allied Suppliers, Ltd. (AK. 0,7 Mill. £, voll eingezahlt), und die Lipton, Ltd. (ÄK. 3,25 Mill. £, davon 1,13 Mill. £ eingezahlt), mit ihren zahlreichen Tochter­

gesellschaften kontrolliert. Die Lipton, Ltd., b etreibt neben ihren rund 1000 Filialgeschäften Tee-, Kaffee- und Kautschukplantagen auf Ceylon und übt über die Thomas I. Lipton, Inc., New York, maßgebenden Einfluß auf den Teehandel in den Vereinigten Staaten aus. Zwei weitere Tochtergesellschaften der Home & Colonial Stores, Ltd., die Meadow Dairy Co., Ltd. (AK. 1,7 Mill. £, davon 1,4 Mill. £ eingezahlt), und die Maypole Dairy Co., Ltd. (AK.

3 Mill. £, voll eingezahlt), betreiben zahlreiche Einzel­

handeisgeschäfte in d er Lebensmittelbranche.

Den zweiten großen Komplex der Handelsinteressen des Konzerns umfaßt die Mac Fisheries, Ltd. (AK.

3 Mill. £, davon 2,5 Mill. £ eingezahlt), die von den in ihrem Eigentum befindlichen nordschottischen Inseln Le­

wis und Harris Fischfang im großen betreibt und sich mit dem Groß- und Kleinhandel mit Fischen, Wild, Ge­

flügel, Fleischwaren usw. befaßt. Die Gesellschaft be­

sitzt zahlreiche Fischfangflotten, Fischräucher- und Kon- servierunsganlagen sowie eine große Zahl von Einzel­

handelsgeschäften, in denen neben Fischen auch zahl­

reiche andere Lebensmittel vertrieben werden. W eiter gehören zum Interessenbereich der Mac Fisheries, Ltd., Käse-, Wurst- und Schokoladefabriken sowie u. .a. auch Eiskonditoreien. Die Konzeminteressen im Handel mit Fruchtkonserven sind in der Associated Canners, Ltd.

(AK. 1,65 Mill. £, davon 1,62 Mill. £ eingezahlt), zusam­

mengefaßt, die eine große Zahl von Firmen aus der Konservenbranche kontrolliert.

Von den Handelsinteressen des Konzerns ist schließ­

lich noch die Glycerin, Ltd,, zu erwähnen, in deren Hän­

den der Absatz d er gesamten Glycerinproduktion der Konzerngesellschaften liegt.

Kriegseinflüsse im Unilever-Konzern.

Durch den bisherigen Verlauf des deutsch-englischen Krieges sind die Interessen des Konzerns bereits aufs stärkste in Mitleidenschaft gezogen worden. Da seine größten W erke sich in den Industriegebieten von Lon­

don und Liverpool befinden, die ständig besonders nach­

haltigen deutschen Luftangriffen ausgesetzt sind, kann angenommen werden, daß der Produktionsablauf zahl­

reicher Fabriken zum mindesten stark gestört worden ist. Außerdem wird durch die ständig wachsenden Schiffsraumschwierigkeiten die Versorgung mit Oelroh­

stoffen stark behindert, so daß die Konzemleitung damit rechnen muß, daß ihre auch durch Luftangriffe stark dezimierten Rohstoffvorräte allmählich zur Neige gehen.

Die seit Kriegsausbruch erfolgte Verschlechterung in der geschäftlichen Lage hat einen deutlichen Ausdruck in .der Tatsache gefunden, daß die Firma sich entschließen mußte, 1940 die Zwischendividende ausfallen zu lassen; in englischen Finanzkreisen rechnet man mit einer sehr beträchtlichen Kürzung der Gesamtdividende für das ver­

gangene Jahr.

Die militärischen Siege Großdeutschlands im Früh­

jahrsfeldzug 1940 haben weiter die finanziellen Bezie­

hungen des britischen Konzerns zu d er europäischen Seifen- und Margarineindustrie endgültig zerrissen. Die

(6)

110 - N r . 8 DIE CHEM ISCHE IN DUSTRIE 21. Februar 1941 niederländische Dachgesellschaft des Konzerns, in der

alle außerbritischen Beteiligungen zusammengefaßt waren, wurde im Herbst vergangenen Jahres auf die Notwendigkeiten der deutschen Wirtschaftsführung abge­

stimmt und durch personelle und sachliche Maßnahmen in den großdeutschen Wirtschaftsorganismus eingeglie­

d e r t Damit ist gewährleistet, daß in Zukunft die von plutokratischer Gewinnsucht diktierte Politik der b riti­

schen Konzemleitung in der Versorgung der europäischen Bevölkerung mit so lebenswichtigen Erzeugnissen, wie Seife, Margarine und zahlreichen anderen W aren nicht mehr mitzusprechen hat.

Die Zusammenfassung der kontinental europäischen Unileverinteressen unter deutscher Führung wirft aber gleichzeitig auch die Frage nach dem Schicksal der

«außereuropäischen Interessen d er früheren niederländi­

schen Dachgesellschaft des Konzerns auf. Wie bereits er­

wähnt, wurde 1937 «ine Aufteilung sämtlicher Beteili­

gungen zwischen der britischen und niederländischen Konzernspitze vorgenommen, und zwar derart, daß die Beteiligungen in Großbritannien und dem britischen Reich der britischen und sämtliche anderen Interessen der niederländischen Dachgesellschaft zufielen. Wie in dem Geschäftsbericht für 1939 mitgeteilt wurde, ist gleichzeitig mit der Aufteilung vereinbart worden, daß die auf die niederländische Gesellschaft übergegangenen Aktien zur Sicherung des Kaufpreises auf eine Londoner Treuhandgesellschaft zu übereignen und bei dieser zu hinterlegen waren. Gleichzeitig -wurde d er britischen

Dachgesellschaft eine Option auf den Rückerwerb der Aktien unter bestimmten Voraussetzungen eAngeräumt;

diese Option wurde von d e r britischen Konzernspitze im Oktober 1939 auf eine zu diesem Zweck gegründete südafrikanische Tochtergesellschaft der niederländischen Gruppe, die Overseas Holdings Ltd., Durban, übertragen.

Da die letztgenannte Firma am 11. 5. 1940 von diesem Recht Gebrauch machte, liegt nun das Eigentum an den in Rede stehenden Aktien mit allen Rechten und Ver­

pflichtungen bei dieser südafrikanischen Gesellschaft, die zwar rechtlich der deutsch-niederländischen Kon- zemgruppe eingegliedert ist, de facto jedoch dem bri­

tischen Interessenbereich angehört. Der im Herbst 1939 erfolgte Rückerwerb d e r französischen Interessen durch die britische Gruppe ist durch die politische Entwick­

lung inzwischen gegenstandslos geworden.

Bei dieser Sachlage ist der deutsch-niederländischen Gruppe zur Zeit die Verfügungsgewalt über die über­

seeischen Beteiligungen entzogen; das von der früheren Leitung der niederländischen Konzernspitze geschlossene Abkommen hat u nter scheinbarer Wahrung d er Rechts­

ansprüche der niederländischen Gruppe ■wichtige Betei­

ligungen der britischen Gruppe in die Hände gespielt.

Wenn der neuen Konzernleitung zur Zeit in d e r V er­

tretung ihrer aus 'dieser Sachlage entstandenen Inter­

essen und Ansprüche auch die Hände gebunden sind, so wird doch spätestens nach d er siegreichen Beendigung des Krieges eine grundlegende Bereinigung des ganzen

Fragenkomplexes erfolgen. (666)

Finnlands Seifen- und K erzen in d u strie.

Seifen.

D

er S eifen v erb rau ch -der fin nländischen B ev ö l­

k erung b eläu ft sich in n o rm alen Z e ite n au f 12 000— 13 000 t jährlich. D as sind etw a s m eh r als 3% kg p ro Kopf. M eh r als 95% des V erb ra u c h s w u rd en durch die einheim ische In d u strie g ed eck t.

V on d e r In la n d sp ro d u k tio n w ied eru m e n tfielen 95%

a u f fünf F a b rik e n . D er R e st v e rte ilte sich auf w e i­

te r e fünf B etrieb e, Zw ei F a b rik e n sin d allerd in g s an die S ow jet-U nion a b g e tre te n w o rd en , von den en

« ine w ah rsch ein lich an einem a n d e re n O rt w ie d e r e rric h te t w erd en w ird . A u ß e r d e r in d u strie lle n E r ­ zeugung erfolgte noch eine S e ife n p ro d u k tio n in g e ­ ringerem A usm aß in K le in b e trie b e n u n d auf d em L ande durch die B au ern selbst.

O bgleich d e r g rö ß te T eil d e r A u sg an g sm ate­

rialien aus dem A u slan d e bezo g en w ird, w a r die V ersorgungslage F in n lan d s in bezug auf S eifen zu B eginn dieses K rieges n ich t b eso rg n ise rre g e n d . D ie L a g e rv o rräte w a re n v erh ältn ism äß ig groß, au ß e rd e m w u rd en g rö ß ere R ohstoffsendungen aus dem A u s­

lan d e e rw a rte t. M it d e r Z eit s p itz te sich jedoch die Lage im m er w e ite r zu, so d a ß am 15. 10. v. J . schließlich doch zu ein er R atio n ieru n g d e r H e r­

stellung und des V e rb rau ch s g e sc h ritte n w e rd e n m ußte. D ie R atio n ieru n g b e z ie h t sich auf alle S e i­

fen m it einem h ö h e re n F e tts ä u re g e h a lt als 4%.

P r o d u k t io n .

An fabrikmäßig hergestellten Seifen und Wasch- mitteln wurden 1937 rund 11 800 t verbraucht, -davon -waren 11500 t einheimischer Erzeugung. Für 1938 lauten die entsprechenden Zahlen 12 400 t bzw. 12 100 t. Der W ert der fabrikmäßig hergestellten Seifen betrug 1937:

68,5 Mill. Fmk. (3,7 Mill. ÄW), im Jah r darauf 69,1 Mill.

Fmk. (3,7 Mill. Im einzelnen wurden folgende Sei­

fenerzeugnisse hergestellt:

1937 1938 1937 1938

t t M ill.F m k . M ill.F :

7946 8002 40,7 37,9

392 420 10,4 U . l

128 172 1.3 1,5

761 1090 5,8 8 ,6

2489 2421 10,3 10,0

1937 1933

M ill.F m k . M ill.F m k . 1,0

1,8 5,9 1,3 6,82,6 1,0

2,21,1 3,1 1.3 9.4 3,0 0,8

Die in der finnischen Statistik 1938 aufgeführten 10 U‘ V, 9) Seifenfabriken befassen sich außer mit der H er­

stellung von Seifen nooh mit d e r Produktion verschie­

dener anderer Erzeugnisse. Der Gesamterzeugungswert dieser Fabriken belief sich 1938 auf 90,18 Mill. Fmk.

gegen 88,96 Mill. Fmk. 1937. Die Zahl d e r beschäftigten A rbeiter war von 268 auf 275 gestiegen. Hergestellt wurden außer Seifen noch:

1937 ■ 1938

t t

P u t z p u l v c r ... 269 283 K r is ta lls o d a ... .... 1777 2056 G l y c e r i n ... 377 333 L y s o l ... 238 199 T a llö l ... 1766 2026 P e c h ... 2037 2372 V e r s c h ie d e n e s ...

R o h s t o f f v e r b r a u c h .

An Oelen und Fetten wurden von den finnländischen Seifenbetrieben rund 5000 t jährlich verbraucht, davon kamen rund 80% aus dem Auslände. Ausschließlich aus­

ländischer Herkunft waren von den Rohstoffen noch calc. Soda und Parfümessenzen, überwiegend W asser­

glas, während die verbrauchten Harze überwiegend in­

ländischer Herkunft waren. Infolge der Absperrung von den überseeischen Zufuhren hat sich die finnische Re­

gierung gezwungen gesehen, den Fettverbrauch d e r Sei- ienfabriken auf ein Drittel, nämlich auf rund 140 t im Monat zu drosseln. Man untersucht die Möglichkeiten, Austauschstoffe heranzuziehen. So sind Versuche unter­

nommen worden, die Fettstoffe aus den städtischen Ab­

wässern für die Seifengewinnung dienstbar zu machen.

Man hat errechnet, daß z. B. in Helsinki auf diese Weise jährlich 80—90 t Seifenfett gewonnen werden könnten.

Im übrigen ist die einheimische Fettgrundlage für die Seifengewinnung noch knapper geworden, denn ein Teil d e r früher von den Fabriken verbrauchten Fettstoffe wird für Ernährungszwecke benötigt.

Knochenfett wurde früher in drei Fabriken ■gewon­

nen, eine davon, nämlich die von Havis, ist an die Sowjet- Union gefallen. Die Leistungsfähigkeit der verbliebenen beiden Fabriken soll nach Möglichkeit gesteigert w er­

den. Der gesamte Knoohenanfall Finnlands wird auf rund 18 000 t jährlich geschätzt. Davon wurde bisher ein Drittel in den drei Fabriken verarbeitet. Die beiden in Finnland verbliebenen Fabriken sollen rund 5500 t Knochen zu etwa 480 t Knochenfett verarbeiten können (über die Neugründung s. S. 119).

Der Anfall von Harzöl h a t sioh mit dem Rückgang der Celluloseerzeugung ebenfalls vermindert.

(7)

21. Februar 1941 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE N r. 8 - 1 1 1

Die Seifenindustrie ist teilweise dazu übergegangen, Ausiauschseifen herzustellen, die einen geringeren F e tt­

gehalt ials 4% aufweisen und somit frei verkäuflich sind.

Im Jahre 1938 wurden in den finnischen Seifen­

fabriken folgende Rohstoffe verbraucht:

R o h s to ffe d a v . a u s lä n d . R o h s to ffe

1937 t 1000 F m k .

u n d H a lb f a b r ik a te u n d H a lb f a b r ik a te

S e il e n t M ill. F m k . t M ill. F m k .

P a lm - u n d K o k o s ö l . . 1834 9,2 1834 9,2

O le in u . a n d . F e tt s ä u r e n 172 0,7 172 0,7

A n d e r e F e t t e u n d O e le 3145 14,9 2008 9,5

H a r z e ... 7101 107 455 1,6

A e t z n a t r . u . K a lila u g e 1225 3,1 20 0,1

S o d a , e a le ... 1343 19 1343 19

W a s s e r g la s ... 316 0,4 259 0,3

P a r f ü m e s s e n z e n . . . . 5 1,4 i 5 1,4

V e r s c h ie d ... 3,1 2,3

H e r s t e l l e r f i r m e n .

Mit d er Gewinnung von Tallöl und der Erzeugung von Tallölsöhmderseife befassen sich zwei Unternehmen der Celluloseindustrie, nämlich die Enso-Gutzeit O. Y.

und die Lohja-Kotka O. Y., .die im Jahre 1938 rund 2400 t produzierten. Außerdem wird Seife in Finnland noch von folgenden Unternehmen hergestellt:

Havin O. Y. Viipuri (Wiborg). Das Unternehmen ist 1864 gegründet. Das Aktienkapital beträgt 6 Mill. Fmk., die Reserven 3,76 Mill. Fmk. Neben Seifen werden noch Kerzen, Leim und Glycerin hergestellt. Die Betriebs­

anlagen befinden sich in dem an die Sowjet-Union ge­

fallenen Gebiet, Die Firma, die das bedeutendste finni­

sche Seiienuntemehmen darstellt, wird die Fabrik vor­

aussichtlich nach Abo verlegen.

Turun Saippua O. Y. — Abo Tval A.-G,, Tnrku (Abo). Die 1924 gegründete aus der Aströms Seifen­

fabrik in Abo hervorgegangene Tochtergesellschaft des Unilever-Konzems arbeitet mit einem Aktienkapital von 6 Mill. Fmk., sie betrieb neben der Hauptfabrik in Abo eine Filiale in Hangö. Der letztere Betrieb ist allerdings an die Sowjet-Union abgetreten worden. Der Absatz des Unternehmens belief sich 1939 auf 21,1 Mill. Fmk. gegen 17,5 Mill. Fmk. 1938 und 15,5 Mill. Fmk. 1937.

Vaasan Saippuatehdas O, Y. Wasa Tvalfabriks, A. B,, Vasa. Das Gründungsjahr der Firma ist 1886, das A ktien­

kapital beträgt 4,8 Mill. Fmk. Hergestellt werden Seifen, Kerzen und Rohglycerin.

Idman & Arvela A, B., O. Y., Helsinki. Die Grün­

dung erfolgte 1907. Das Aktienkapital beläuft sich auf 1 Mill. Fmk. Hergestellt werden chemisch-technische Erzeugnisse, Parfümerien, Seifen usw.

Fabriks A. B, Kronoby, Kronoby. Die 1906 gegrün­

dete Gesellschaft arbeitet mit einem Aktienkapital von 700 000 Fmk.

C. Jönsson & Co. A. B,, O, Y., Turku (Abo). Das seit 1865 bestehende Unternehmen verfügt über ein A ktienkapital von 150 000 Fmk. sowie über Reserven von 100 000 Fmk.

W eitere Unternehmen sind die Merikosken Saippua­

tehdas, Oulu (Uleaborg), deren Gründung 1906 erfolgte und die neben Seifen auch Kerzen herstellt, ferner die Salon Saippuatehdas, O. Y., Salo, mit Erzeugung von Sei­

fen und chemisch-technischen Produkten (1930 gegrün­

det] sowie die Sokeain Teknillinen Tehdas Teo O. Y., Helsinki, deren Gründung 1938 erfolgte (Aktienkapital 75 000 Fmk.)j Produktionsgegenstand: chemisch-tech-

nische Erzeugnisse, wie Seifen, Körperpflegemittel usw.

Von den kleineren Unternehmen haben sich aber in den letzten Jahren offenbar nicht alle mit der Seifen- erzeugung befaßt, denn die Industriestatistik führt nur, wie bereits gesagt, 10 Fabriken auf.

A u ß e n h a n d e l .

Die Einfuhr "von Seifen und Waschmitteln ist ge­

ringfügig. Sie betrug — unter Einschluß von A ppretur­

mitteln und Glycerin — 1939 nur 14,99 Mill. Fmk. (0,76 Mill. M ) gegen 12,75 Mill. Fmk. (0,68 Mill. Ml) 1938 und 13,62 Mill. Fmk. (0,74 Mill. Mt) 1937. Die für 1939 aus­

gewiesenen Produkte d e r finnischen Außenhandelssta­

tistik können mit denen des Vorjahrs nicht in allen Po­

sitionen verglichen werden, da eine Umgruppierung in den Anschreibungen erfolgt ist. Schmierseife, Türkisch­

rotöl, Lysol, Kreolin usw. sind nicht mehr getrennt aus­

gewiesen, während die Einfuhr von flüssigen und festen Appreturmitteln neuerdings in einer einzigen Position ausgewiesen wird. Im einzelnen stellte sich die Einfuhr von Seifen und W aschmitteln folgendermaßen:

G e w ö h n lic h e S e ii e . . . 147 2459 156 2732 D ä n e m a r k ... 51 426 46 253 D e u t s c h l a n d ... 41 1261 47 1653 F r a n k r e i c h ... 40 285 25 153 S c h m ie r s e if e , T ü r k i s c h r o tö l 201 1564 182 1398

G r o ß b r ita n n ie n . . . . 60 479 33 272

D e u ts c h la n d ... 21 286 26 425 V e r . S ta a te n ... 60 297 82 448 S c h w e d e n ... 19 194 7 42 L y s o l. K r e o lin u . a . s e l-

f e n h a ltig e D e s in f e k tio n s ­

m itte l ... 61 354 83 479

D ä n e m a r k ... 29 152

N i e d e r l a n d e ... — ( 35 122

8 119

A p p r e tu r m itt e l, flü s s ig 181 3062 203 36071

D e u t s c h l a n d ... 87 1723 93 1877

27 267 28 271

G r o ß b r ita n n ie n . . . . 17 196 15 122

11 493 20 901

A p p r e tu r m itt e l, l e s t . . . 43 999 36 994 D e u t s c h l a n d ... 23 525 21 464

233 5180 258 3540

N i e d e r l a n d e ... 118 2460 220 2850 D e u t s c h l a n d ... 49 1090 25 490

1938 1939

: 1000 F m k . t 1000 F m k .

115 1119

578 9001

239 2540

Auf der Ausfuhrseite ist lediglich Glycerin als grö­

ßerer Posten zu nennen. 1939 wurden hiervon 165 t im W erte von 1,1 Mill. Fmk, exportiert gegen 320 t im W erte von 3,2 Mall. Fmk. 1938 -und 227 t für 3,5 Mill.

Fmk. 1937.

Kerzen.

In den Jahren 1937 und 1938 waren in Finnland fünf Kerzenfabriken in Betrieb gegen 4 im Jah re 1936. Die Erzeugung belief sich 1938 auf 707 t im W erte von 11,5 Mill. Fmk. gegen 645 t im W erte von rund 11 Mill. Fmk.

im Jahre 1937. Die Kerzenindustrie beschäftigt 75 bis 80 Arbeiter. Die Rohstoffe sind fast ausschließlich aus­

ländischer Herkunft. Im Jahre 1938 wurden verarbeitet

O:

Le im e rze u g u n g in D ä n e m ark.

kbwohl d e r K n o ch en an fall in D ä n e m a rk a u ß e r- _'o rd e n tlic h groß ist, w ird d o rt k e in K n o c h e n ­ leim h e rg e ste llt, so n d ern die K n o ch en w e rd e n fa st re stlo s zu F u tte rm itte ln v e ra rb e ite t. F ü r die H e r­

ste llu n g von Lederleim b e s te h e n zw ei B e trie b e , d ie 1939 d u rc h sc h n ittlic h 23 (i. V. 21) A rb e ite r b e sc h ä f­

tig ten . D ie E rzeugung d ie se r B e trie b e n ah m 1939 auf 443 t im W e rte v o n 630 000 K r. (391 t, 543 000 Kr.) zu, G elatine w ird von d e r A /S D an sk G e la tin e F a b rik erzeu g t, die jedoch s ta rk m it d e r a u slä n d i­

sc h en K o n k u rre n z zu k äm p fen h a t. E in z e lh e ite n ü b e r die P ro d u k tio n sh ö h e lassen sich n ic h t e rm it­

teln . A u ß e rd e m w u rd e n n ach d e r a m tlich en P ro ­ d u k tio n s s ta tis tik 1939 in einigen F a rb e n - u n d L a c k ­ fab rik e n 266 t K leister und Pflanzenleim für 189 000 K r. (254 t, 197 000 K r.) sow ie in v e rsc h ie d e n e n ch e ­ m isch -tech n isch en B e trie b e n pflanzliche K lebstoffe für 968 000 (752 000) K r. h e rg e ste llt. In d ie se r Zahl d ü rfte n jedoch n u r e tw a 35% d e r d än isch en G e ­ sam terzeu g u n g v o n p flan zlich en K leb sto ffen e rfa ß t sein.

Die Einfuhr von Leim und Gelatine hat ihre Auf­

wärtsbewegung 1939 fortgesetzt; sie w ird mit 1,44 Mill.

Kr. (0,73 Mill. Ml) gegen 1,16 Mill. Kr. (0,63 Mill. Ml) im Vorjahr bew ertet. Hauptlieferant w ar wie bisher Deutschland. Stabil w ar mit 185 000 Kr. (94 000 Ml) gegen 180 000 Kr. (98 000 Ml) 1938 der an sich geringe Auslandsabsatz. E in f u h r

1938 G c la tin e p u l v e r

H a u s e n b la s e u . a . in.

... <t) 73 (1000 K r.) 153

( t ) 6 7

(1000 K r.) 288 T is c h le r le im ...(t) 526 (1000 K r.) 629 A n d e r e r L e i m ... (t) (1000 K r.) F is c h le im , L e im in T u b e n . . . . (t) K le i s t e r u n d P f la n z e n le im

(1000 K r.) 15 . . . (t) 74 (1000 K r.) 64 H e k to g r a p h e n - u n d W a lz e n m a s s e (tj 4

(1000 K r .) 15

i r A u s f u h r

1939 1938 1939

107 4 1

225 18 5

65 18 9

297 62 31

483 42 102

566 47 91

178

218 i

11 4 4

19 18 18

114 52 51

116 21 24

2 2 2

6 14 6

(592)

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