• Nie Znaleziono Wyników

Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 7. Jahrgang, 1. Märzheft 1927, Nr 5.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 7. Jahrgang, 1. Märzheft 1927, Nr 5."

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

1."Mrzhefi1922

dimtl

JohfgangVll M. F ,

kllUll

» mitteiluksgenTM . AusdemJubalig DeutschlandundPolen. DieAufgaben staats-

.

laRDPYWMT« RelchssenkkäleMk«5eimatchenjt bürgerlicherAufklärungsarbett.vonmin,-R.Dk.Strah1.—»1)eutschekZentralveklagh:k,·;BerlinW 35

Dach-stackIämtsichek Beiträge wein,DeutscherRhein.«Redevon Dr.v.Drkander. M.d. R. Hztviihktich2.5"omsku-säh-lich 5,-Inm- nmmitouenenzngwe genauer Polizei undStaat. VonPolizetpräsidentCrwin Barth,Altona. erscheintDurchjedeszweimalPost-Imzuwen-nichbeziehen-

DIGPMV Tauf

, » « «,

NachEinemOkiginalixiuoleumfchnlttvonA.Diåxker

(2)

«

-. DerHumans-m - - »

W

Deutschland-

Der Beginn der ,deutsch-polnischen Ver- han dluug en über denAbschlußeines Handelsvertrages liegtgenau 2Jahre zurück.Siebegannenam 1.März.1925, und wenige Tage daraufüberreichte diedeutsche Delegation der polnischen den Entwurf eines Handelsvertrages aus 30Artikeln, von denen dieersten zehndieFragederEinreise, des Aufenthalts und der Niederlassung, die letzten zwanzig dieZollsäize betrafen. VomSeptember1925abwurden dann - diesebeiden Hauptgebieteder Verhandlungen inzwei ge-

LondertenKommissionen behandelt. Nachwie vor .ildeten aber dieseVerhandlungsthemen ein untrennbares Ganzes. Auf deutscherSeite mußteman aufdiegleichzeitige RegelungderZoll-undderRiederlassungsfrageineinem Ver- tragum somehr Wert legen,alsdieNiederlassungvonReichs- deutschenund reichsdeutschenFirmen inPolen vielfach auf Schwierigkeiten stieß.Die Verbindung derbeiden Materien imHandelsvertrag ist außerdemindenvon Deutschland seit demKriegeabgeschlossenen Handelsverträgendurchaus üblich.

Dererste deutsche Entwurf des Handelsvertrages wurde von derpolnischenSeiteabgelehnt;diePolen legten ihrerseits- einen anderen Entwurf vor. DieansichschwierigenVerhand- lungenwurden wenigeMonate nach ihremBeginndurch. einen von Polen herbeigeführten Zol-lkrieg belastet. Als näm- licham 15.Juni 1925dieDeutschlanddurchArt. 268b des VersaillerVertrages und Art. 224 diesGenferAbkommens überOberschlesien auferlegteVerpflichtung ablief,Kohleaus

PolnischsOberschlesien zollfrei einzuführen—- eshandelte sich um 500000 tmonatlich «——,fordertendiePolen,daß Deutsch- land diese Verpflichtung freiwillig weiter übernehmen sollte, da während.der schwebenden Verhandlungen die Verhand- lungsbasisnichtgeändert werden dürfe,eine Forderung, die offenbarvollkommen unbegründetwar, dajaderAblaufder deutschen Verpflichtung automatisch erfolgte, alsogar keine Handlung Deutschlandsvorlag. AlsDeutschlanddiepolnische

exForderungablehnte,hieltendiePolen sich für«berechtigt,durch infuhrverbote diedurch diewegfallendeKohlenausfuhr ent- stehende Verschlechterungihrer Handelsbilanz auszugleichen, d.h., denZollkriegzueröffnen. Deutschlanderwiderte mit entsprechendenMaßnahmen. Polenhatdann in der Folge noch wiederholt durchEinfuhrverbote undProhibitivzölle seine Einfuhrbeschränkt,währendDeutschlandüberseine anfäng- lichenGegenmaßnahmennichthinausgegangen ist«

Den zweijährigen Verlauf der mühsamenund arbeits- reichendeutsch-politischen Verhandlungen zuschildern,würde zu weit führen.Das Ergebnis entsprach jedenfallsderaußer- ordentlichen Mühenicht. Trotz einer gewisse-nAnnäherung derbeiderseitigen Standpunktewar man noch zuAnfang dieses Jahres von einer Einigungsnoch weit entfernt.

Bei denZollfragen spieltehierbeiaufderpolnischenSeite der immer stärker ausgeprägtel Protektionismus eineRolle. Polen hatte durcheineaußerordentlichscharfe gewaltsame Drosselung seiner Einfuhr seine HandelsbilanzseitdemHerbst1925aktiv gestaltet,fürchteteaber. nun, durch Einfuhrzugeständnissedie Aktivität seiner Handelsbilanz und damit seinezum zweiten Male devalvierte Währungerneut zu gefährden. Jn der

«Niederlassungsfrage wollte Polen nur einem beschränkten Kreis von ReichsdeutschendasRiederlassungsrechtzugestehen, teils aus ders-— durchaus unbegründeten—- Furchtvor einer übermäßigen deutschen Einwanderung, teils aus Angstvor einer wirtschaftlichen ÜberlegenheitdesdeutschenElements.

Außerdemwollte Polen sichdieRegelungdes Fremdenrechts durchinnereGesetzgebung vorbehalten, was natürlich den Wert eines Vertragesüberdiegleiche Frage stark herabsetzen mußte.

ImFebruard.I. führtedann die mitderRiederlassungs-

- frage zusammenhängendeAusweisungsfragezueinem

-,Konflikt,«dermiteiner vorläufigen Aussetzung der Handelsvertragsverhandlungen endigte.

Polen hatvon jeher sehr stark daraufhingearbeitet, das Deutschtumaus dem von Deutschlandabgetretenen Gebiet zuverdrängenund inderTat hierbeiauch erreicht,daßetwa I» Million Menschen aus diesem Gebiet abge- wand ert sind. Als Mittel zudiesem Zweckwandten die 70

und polen

polnischen Behörden vielfach auch Ausweisungen an, die natürlichnur gegen Reichsdeutscheoder solche Personen,die diePolenals Reichsdeutsche ansahen, verfügtwerden konnten.

Da dieseAusweisungen zu fortgesetzten Reibungenzwischen denRegierungen beider Länder führten, versuchtedie-deutsche Regierung schonvor Jahren, eine VerständigungmitPolen überdiezueiner AusweisungberechtigendenGründe herbei-

szuführen,undschließlichgelangesimJahre 1924, eineAbrede dieserArtzustandezubringen, wonachnur bestimmte,genau präzisierteGründe derLästigkeitAusweisungennachsich ziehen konnten. Die Reibungen hörten auch nachdieser Verständi- gungnicht auf,verminderten sich aber. Mit der Nieder- lassungsfragewolltediedeutsche Regierungnun auch die Aus- weisungsfrage endgültig regeln, sowie diesbeispielsweisein dem deutsch-finnischen und in dem deutsch-schwedischen Handelsvertrag geschehen ist.DiePolen gingen jedoch hierauf nichtein,ja, sieerklärten imHerbstv. J.sichdurch dieim

Ealhre1924getroffene Vereinbarung nichtfür gebunden zu

aten. ·

In derTatsetztenetwa mitEnde vorigen Jahres Aus- weisungen von Reichsdeutschen aus Polenwieder in ve rstärkt em Maßeein. Besonders betraf dies Polnisch-Obersch1esien,wo derchauvinistische WojewodeGra- zynskidengroßen deutschen Erfolg beidenGemeindewahlen imNovember v. J. mit einer verstärkten Entdeutschungs- politikbeantwortete. DerWojewode ginghierbei soweit, daßervierleitenden Beamte der-OberschlesischenKleinbahns Gesellschaft,dieseit3—5 Jahren in Polnisch-Oberschlesien ansässigwaren, die weitere Aufenthaltserlaubnis mit der alleinigen Begründung versagte, daßan ihreStelle polnische Beamte gesetztwerden sollten.»Erversuchtealsonicht einmal, diese Ausweisungenmiteiner individuellen Tästigkeitzu recht- fertigen. Man sah sich also auf deutscherSeitederunmöglichen Situation gegenüber,daßmit Polen über das Auf- enthaltsrecht von Reichsdeutschen verhan-

delt wurde, während Polen gleichzeitig

Reichsdeutsche willkürlich- als wirtschaft- liche Konkurrenten abfchob.

Infolgedessenerhielt derdeutsche GesandteinWarschau

«EndeJanuar, alsonochvor derBildungdesneuen Kabinetts,- die Weisung, diepolnische Regierung um dieZurücknahme dieservier Ausweisungen zuersuchen und sie gleichzeitig darauf hinzuweisen, daß angesichtsder systematischen Bestre- bungen zur Verdrängungdes Deutschtums inschesonderein PolnischpOberschlesiendie Aufrechterhaltung dieser Auswei- sungendie Fortsetzung der Handelsvertrags- verhandlungen auf das ernftkeste gefährden würde. Die polnischeRegierung zeigtesichaber diesen Vorstellungen gegenüber unzugänglich. AufGrund derBe- ratungen einer Ehefbesprechungderbeteiligten Ressortsvom II.Februar teiltehieraufderdeutsche Bevollmächtigte fürdie Handelsvertragsverhandlungen, Staatssekretära. D.Lewald, dem polnischen Bevollmächtigtenvon Pradzynski in einem Schreiben mit, daßdieReichsregierung dievorläufige Aussetzung derin Berlin geführtenVerhand- lun gen fürgebotenhalte. Statt dessen sei zunächstzuver-

suchen,dieFragederAusweisungen und derhiermit zusam- menhängenden Maßnahmenzuregeln. Eine Anregung zu derartigen Verhandlungen über dieAusweisungsfrage hatte der deutsche GesandteinWarschauderpolnischenRegierung bereits AnfangFebruar d.J.gegeben. Das Schreiben des deutschen Bevollmächtigtendrückte schließlichdie Hoffnung aus, daß diese Verhandlungen zueinem Ergebnisführenund danachauch dieGesamtverhandlungen alsbald wieder aufge-

nommen werden würden. , .

Wieaus diesemSchreibenhervorgeht, wird dieRegelung der Ausweisungsfrage von deutscherSeite nach wie vor als ein TeilderimHandelsvertrag zuregelndenFragenange- sehen. Nur aus praktischenGründen,vor allem wegen des Widerstandes der polnischenDelegation, sollen dieseSpe- zialv erh and l ung en aufdiplomatischemWegeinWar-

schau geführtwerden. -

(3)

Ver Veiiuaidiensi

Diese Schritte derReichsregierung lösten auf polnischer Seite einelebhafte Agitation aus, inder dieSchuld an derKrisisderHandelsvertragsverhandlungen Deutschland zugeschobenwerden sollte. Jndieser Agitation, diebesonders inder französischenPresse ihren Widerhall«fand,wurde die Ausweisung der vier deutschenBeamten als eine Bagatelle hingestellt,dieüberdies mitdenHandelsvertragsverhandlungen nichtszutun habe,währendessichinWirklichkeit um ein Glied einer Kette von Maßnahmenhandelte, diederTendenz der gleichzeitigen deutsch-polnischen Verhandlungen ins Ge- sicht schlugen. Eswurde gänzlich wahrheitswidrig behauptet, eine EinigungbeidenVerhandlungen seiinnaher Aussicht gewesen,es wurde DeutschlanddieSchuld am Beginndes

-Zollkrieges zugeschobenu.dgl.m. ,

«

Das Schreiben des deutschenBevollmächtigten vom 12. Februar erwiderte der polnische Bevollmächtigte am 15. Februar. Er teilte in seinemSchreiben mit,daßdie polnische Delegation gemäß den Instruk-

tionen ihrer Regierung Berlin verlasse, gab

aberebenfallsderHoffnung aufdenWiederbeginnderHandels- vertragsverhandlungen Ausdruck. Die von deutscherSeite angegebenen Gründe fürdieAussetzungderVerhandlungen

lägenaußerhalb seiner Zuständigkeit,doch sei nach- Auffassung seiner RegierungdieAussetzungderVerhandlungennichtnot- wendiggewesen.Damit wirdderpolnischen RegierungdieEnt- scheidungüber denpositivenVorschlagdesdeutschen Bevollmäch- tigten,zunächstdieAusweisungsfrage zuklären, vorbehalten-

Diese Entscheidung der poln-"ischen Regie- rung wirdfürdieertführung derdeutsch-polnischen Han- delsvertragsverhandlungenvon großer Bedeutung sein. Hat diepolnische Regierung, wiesiedasoftbetont hat,den guten Willen,zueiner VerständigungmitDeutschland zu"gelangen, sowird siedas deutsche Angebot, dieAusweisungsfrage zu regeln, nichtablehnenkönnen,zumalallein mit derKlärung dieserFragevielKonfliktstoff zwischenbeiden Regierungen aus derWelt geschafftwird. Lehntdiepolnische Regierung ab,so zeigt siedamit,daßdas Bestreben,beiihrerEntdeut- schungspolitikfreie Handzuhaben,stärker ist,alsderWille zur Verständigung Von deutscherSeite istvon jeherund auch in derjetzigen kritischenSituation derWunschund der guteWillevorhanden gewesen,diewirtschaftlichen Beziehun- genmit polendurch einen Handelsvertrag inderWeisezu regeln,wieesdenstarken gemeinsameanteressen derbeiden Rachbarländer entspricht.

DieAufgaben staatsbürgerlicherAufklärungsarbeit

Kundfitnk-Boriraa durchdenKölner Gender im Februar 1922.

VonMinisterialrat Dr.S trahl, Leiter derR.f. H.

Wohl niemals in seinerGeschichte sindin verhältnis- mäßig kurzer Zeit Ereignisseinsolcher Zahlund von solch unerhörter, fast entwurzelnder Tragiküber das deutscheGe- samtvolk hereingebrochenwie indenletzten anderthalb Jahr- yehntem Selbstdas Unglückdes Zojährigen Krieges hat nichtsoandenGrundlagen derExistenzdes ganzen Volkes gerüttelt,daimmer nur einzelne Gegendenvon der Kriegs- furie heimgesuchtwurden und daindemdamals nochdünn- besiedeltenund vorwiegendagrarischenLand sich wenigstens diewirtschaftlichenSchädenverhältnismäßigleichtausgleichen ließest DieNapoleonischen Kriegehabenganze Landesteile Und ganze Schichtender Bevölkerung—- man denke z.B.

andenMusenhofinWeimar —- ziemlichunberührtgelassen.

SIFehabengleichfallsnicht annähernd diewirtschaftlichenZer- rUttUUgen gebracht,die wir nach demWeltkriegeerlebt haben.

, Wieganzanders hatsichdas Geschick unserer Zeitent- wickeltlAufdasUngeheureErlebnis desKriegesfolgteder pglltifcheUmsturz.Kaum hattensichdieinneren Verhältnisse Wedereinigermaßenberuhigt,da« trat alsFolgedeswider- sinnigenFriedensdiktates mit seinen unerfüllbaren For- derungen,derZerreißung deutscherLandeund der weiterhin andauernden Absperrungvon derWelt, eineVernichtungaller Grundlagenderdeutschen Wirtschaftunddamit dermateriellen Vkraussetzungensur die Existenz unzähligek Deutscherein.

SiefandihrenHöhepunktindenKrisender Jnflation und

Deflation,dieuns unmittelbar vor das Chaos stellten.Noch heutebildenArbeitslosigkeitund bittere Rotbeiuns —- aber letzt»auchindenLändernunserer ehemaligen Gegner;- die erfchütsekndenErgebnisseder blinden Zertrümmerung der

weltwlrtssllgftund desdaraus refultierenden Zurückdrängens deseur·0parschenEinflussesinderweitwirtschaft.

Mittenindieser Zeit katastrophalen staatlichenund wirt- scklgftltchenNiederbruchs istdasdeutscheVolkvor die Auf- gabegestelltworden, sein schicksarin die eigene Handzu nehmensIn einerZeit,inderhäufignichtsuns vom Chaos JU,trennen schien,hat das deutschevdtk

sichdieGrundlagen seMesstaatlichen Lebens, seiner nationaen Einheit, seines materiellen undwirtschaftlichen Daseinsundseinerkulturellen Wkrtestchernund neu schaffen müssenlEine ungeheurege- fchlchtltcheVerantwortung war plötzlich auf dendeutschen Staatsbürgerübergegangen,eine Mitverantwortung fürdas WohlUndWehevon Volkund Staat mußtevon derVolks- gesamtheitübernommen werden, die bis dahinnur regiert worden war. Wenn einmal dieGeschichtsschreibungeinen

gewissen Abstandvon dem Schicksal unsererTagegewonnen habenwird, derallein einklares und unbeeinflußtesUrteil verbürgtzsowird diesUrteil über dieLeistungendesdeutschen Volkes indenNachkriegsjahren sicherlichnicht zuseinenUn-

gunsten ausfallen. . »

Übereinsaber müssenwiruns auchheutenoch völligklar sein:Wir lebennoch immer sozusagenineinem Notbau. Jn schwerster Zeithabenwiruns zwar dieGrundlagenunseres staatlichen Eigenlebens gerettet, und wir dürfen hoffen« daß allmählichauch imZusammenwirkenderVölker Deutschland wieder denihmzukommenden Platz findenwird. Aber heute nochstehenwirin derWelt unter Sonderrecht, unter dem- Minderrecht einesbesiegtenund Jahre hindurchalsmoralisch minderwertig bekämpftenVolkes. Nochheutestehenfremde Truppen soGottwill,nichtlangemehr auf deutschem Boden. Noch heuteleiden Millionen von Volksgenofsenunter einer Verkümmerungdes SelbstbestimmungsrechtsderVölker, das diesittlicheund gerechte Grundlage und Voraussetzung fürdas friedliche Zusammenlebender Völker bildet. Und von wirtschaftlicherGesundung sindwir nochimmer weit entfernt. Jn Stadt und Land leiden weite Kreise äußerste Not. Erschütternd sinddieMillionenzifferndesArbeitslosen- heeres. Wir wollen uns ruhigeingestehen, daß.in derHast,

mit der-wir unter dem Zwange derNot unserestaatlichen

Verhältnisseneu ordnen mußten, manche Fehler gemacht worden sind,diesich jetztauswirken, und die in ruhigen

Zeiten beseitigtwerden müssen. « · - «

Es sind also gewaltige probleme, vor deren Lösung Deutschland auchheute nochsteht, Probleme,deren Lösung—- darüber muß Klarheit bestehen ausschließlichvon der eigenenKraftund dereigenen Einsichtdes deutschenVolkes abhängt.Nachdem- Umbau desReiches ist jetzt jederStaats- bürger berufen,an derLösung dieser Fragen mitzuarbeiten.

Mehr noch: diesRecht, diepolitischen Rechtedes Staats- bürgers imVolksstaate überhaupt, schließeninsich nichtnur das Recht, sondernauch einestarkeVerpflichtung'zur Teil- nahme am öffentlichenLeben. Sie belasten jedeneinzelnen

«zuseinemTeil mit derVerantwortung fürLebenund Fort- schrittdes Staates.

Möglichkeitenzur Geltendmachung seiner eigenenAuf- fassungundseines eigenenWillens imstaatlichenLebenwerden für jeden deutschen Staatsbürger verfassungsmäßigund prak- tischinmannigfacher Weise geboten. Esstehtihmnichtnur »

durchdasgrundlegende Rechtaller Staatsbürger,dasWahl- 71

(4)

Der Heime-wiegst

·

«

.

recht,eine Einflußnahme auf diegesetzgebendenKörper- schaftenimReichund indenLändern zu,sondernauch in der provinziellenund kommunalen Selbstverwaltung, inderBe- kleidungvon richterlichen und verwaltungsmäßigen Ehren- ämtern finden sich vielfache Betätigungsmöglichkeitenim öffentlichenLeben. Der Zugang zu Staatsstellungen im Reichund inLändern ist füralleSchichtender Bevölkerung wesentlich erleichtert. Nichtzuletzt findenweite Kreisedes Volkes mittelbar denWegzurEinwirkung aufdiestaatlichen Verhältnissedurch ihreWirksamkeitindengroßen politischen, wirtschaftlichenund sozialen Organisationen.

Allediese Funktionen, diedemStaatsbürgereinen Ein- fluß aufdieEntwicklung des staatlichenLebens gewähren, setzeneinhohesMaßvon politischer ReifedesVolkes inseiner Gesamtheit und von politischen Kenntnissenund politischer Urteilsfähigkeitdes einzelnenvoraus, wenn das Staatswesen reibungslos und präzis arbeiten soll. »

Diese Vorbedingungen liegenfüruns Deutschenicht günstig:die alten historischen SchattenseitenunseresVolks- charakters,«Uneinigkeit, Eigenbrötelei und Rechthaberei haben sichindenJahren des Notleidens vielfachnichtabgeschwächt, sie haben sicheher nochverstärkt.Es ist schließlich verständ- lich,daßderExistenzkampfderjüngsten Zeit,derKampfum .die Selbsterhaltungund um dieErhaltung dersozialenund wirtschaftlichen position bei Millionen von Einzelmenschen und beiganzen fchicksalsverbundenen Gruppen und Berufs- schichten häufigzukaltemEgoismus geführthat. Es ist jetzt

an derZeit,sichwieder aufdas Gesamtinteressezubesinnen.

Und niedürfendieheroischenOpfer,dieMillionen von Brü- dern fürVolk undVaterland gebrachthaben,vergessenwerden.

Im ganzen hat aberleider die innere Zersplitterung, die Schärfeder Meinungskämpfe,dieUnerbittlichkeit der wirt- schaftlichenund sozialen Auseinandersetzungen innerhalb des eigenenVolkes eher zu-als abgenommen. Dies istum so bedenklicher,als.die Gesamtlage auch heute nochkeineswegs einen überflüssigen Kräfteverbrauch und Energieverlust erlaubt.

,

Gibt es nun Mittel und Wege,diesenbedauerlichen Zeiterscheinungenentgegenzuwirkenund dieKräftedesGe- samtvolkesineinem einheitlichen Zielzusammeln?

Bevor manan diese Aufgabeherantritt, mußman sich ihrerSchwierigkeitvon vornherein um somehrbewußt sein, alses sich hiernur umdieMöglichkeiteiner Einwirkung auf menschliche EharaktereigenschaftenundTriebe,alsoum psychos logische Dinge handelt,diesichdemäußerlichenEinflußent- ziehen.-Sicher wird es immer und in jedemVolke eine große Zahl von personengeben,denen jederSinn fürdas große Ganze abgehtund deren Eigensuchtallen Vernunft- gründen widersteht. Auf deranderen Seite stehtaber die überwiegende Mengederer, die dasBestewollen und dieviel- fachnur deswegenirren,weilihnendierichtigeKenntnis und Erkenntnis, diefesten Grundlagen füreineselbständigeUr-, teilsbildung fehlen. Wer überhauptan seinVolk glaubt;

mußdieHoffnung hegen,daß die Zahl dieser Volksgenossen beiweitem. überwiegt.

Es giltalso zunächst,indenbreitesten Kreisen-eineklare Anschauungüberdas Wesendes Staate-s,in demsieleben, seiner Wirtschaft,von dersieleben,und seinerKultur, mit der sie leben,zuschaffen»DieGrundlagenund Grundsätze derVerfassungenvon ReichundLändern, derWegderGesetz- gebung,derAufbauderVerwaltung, dasgeltende Recht,der Stand der Finanzwirtschaft, die großen Probleme, die sich- um die innere Einheit und dieinnere Stärke des Reichs,die Gewaltenteilung zwischen Reichund Ländern drehen,müssen zu allgemeinem Bildungsgut gemachtwerden« Vergleiche mit dem Verfassungslebenanderer Länder bieten Gesichts- punkte dafür;wie unter selbstverständlicherBerücksichtigung derdeutschen Eigenart die Fortentwicklung unsererkonstitu-.

« Wein-sidsma eine pkokje ekstöffnet durch diedas eindringt was meta- alsirdischist,sofängt der Mensch schon an, geborgen zusein,und bereitet steheure umeke

»Ur-staat Wilhelm von Humholdt.·

72

"

tionellen Einrichtungen denkbar ist. Üer dasGebiet der reinen und dervergleichendenVerfassungsunde hinaus istes auchnotwendig, diegroßen theoretischen Fragen,diewir als GrundlagederPolitik überhauptzubezeichnen pflegen,und diepolitischen Ideenkreise,diedemheutigenStaats- undPar- teileben zugrunde liegen,zuerörtern. Dabei mußauchin historischer Betrachtung das in derVergangenheit Bewährte mitdengegenwärtigen Zuständen verknüpftwerden, um Blick- punktesfürdieGegenwart und diezukünftige Entwicklungzu

finden. .

Nichtweniger wichtig sinddiegroßen Fragenkomplexe, diesichaus derAußenpolitik ergeben. Hier müssenimmer noch ingrundlegender WeisedieBestimmungen desVersailler Diktates behandelt werden. Es müssendie schweren Lasten und Fesseln aufgezeigtwerden, die die Bestimmungenvon Versaillesin politischer Hinsichtdem deutschenVolke auf- erlegt haben,und dieEntwicklung,diedieReparationsbestims mungen durchdenDawessplan gefunden haben. Dabei muß diegewaltigeEinbußean Volksvermögenund an wirtschaft- lichenWerten drinnen und inder· Welt draußen,vor allem auch die-Schwächung unseres VolkskörpersundunsererGren- zendurch dieGebietsverlusteinNord undOstundWestnach- gewiesenwerden. Es gilt, weiterhin Grundlagen zuschaffen fürdie Beurteilung unsererBeziehungen zu denfrüheren Gegnern,deren Kenntnis Voraussetzung istzurUrteilsbildung überdiegegenwärtige Weltlage, überDeutschlands Stellung unter denVölkern und überdieaktuellen politischen Fragen, wie dieSicherheitsfrage,das Problem derRüstungundAb- rüstung,dieNeuordnungderHandelsverträge,diewirtschaft- licheund politischeAnnäherung.Die entscheidenden hasen der Außenpolitik,die durchdieAbmachungen und espre- chungenvon Locarno,GenfundThoirygekennzeichnetwerden, müssenjedem deutschen StaatsbürgerinihrenHauptzügenbe- kanntsein. AufklärungüberdenVölkerbund undseine Auf- gaben sowiediedeutschen Erwartungen, diesichan unsern Eintritt indenVölkerbund knüpfen, mußimmer wieder ein- setzen. Eine allgemeineKenntnis der weltpolitischen Lage und Kräfteverteilung, besonders auch unsererBeziehungen zumOsten, ja gewisseelementare KenntnisseinderAuslandss kunde überhaupt gehörenzumpolitischen Rüstzeugdes Staats- bürgers. Vorallem mußdas Interessefürdiedeutschen Stammesgenossen jenseits derGrenzen,fürdas Grenz-und Auslandsdeutschtumund das Brudervolk inDeutsch-Öster- reich wachgehaltenwerden.

dieKriegsschuldfrage,dieBedeutung der Kolonialfragen für das DeutscheReich,sindpolitische Angelegenheiten, diejeden Deutschen angehen.

«

Noch umfangreicher sindvielleichtdieKenntnisse,dieder deutsche Staatsbürger aufdem Gebiete derWirtschafts- und Sozialpolitik besitzen muß,wenn er seine pflichtenimöffent- lichenLeben gewissenhaft erfüllenwill. Außer der großen Zahl von Tagesfragen, diehierdauernd anihnherantreten, mußer«imgroßeneinen Einblick habenindieinnere Ver- flechtungderdeutschen Wirtschaft,indiegegenseitige Abhän- gigkeit von Landwirtschaft, Industrie, Handelund Verkehr.

Ein besonders bedeutsames Teilproblembilden indieser Hin- sichtdieBeziehungen zwischenStadt undLand. Ebensowich- tig istdieKenntnis derVerknüpfungderdeutschen Wirtschaft mitderWeltwirtschaft,desRohstoffproblemsund seiner poli- tischen Zusammenhänge Rationalisierung der Wirtschaft, Kreditnot, Konjunktur, internationale Truste schließen Pro- bleme insich,sdieweitestgehend Interesse erheischen.Dazu kommt das gewaltige Gebiet der» sozialpolitischen Gesetz- gebung,dieprobleme vonArbeitsmarkt, Arbeitslohn, Arbeits- zeitund Arbeitsschutz,dieGrundfragen fürdieZukunftsent- wicklung Deutschlands sind.

sammenhangdiewichtigenGebiete von Siedlungund·Woh-

yknlgsbawVolkshygieneund Volksgesundheit nichtunerwähnt

eien.

Es handelt sichbeidieser Aufzählung lediglichum die Anführung einiger praktischer Beispiele von Fragen und Fragenkomplexen,deren grundlegendeKenntnis zumRüstzeug jedes deutschen Staatsbürgers gerechnet werden-muß,der sich einUrteil inpolitischen Dingenbilden undseinerAuffassung

»imöffentlichenLebenAusdruck verleihenwill. Selbstverständ- Der Stand derForschungenüber

«

Endlichmüssenin diesem Zu-«

«

..k,·.

GIVE-W

«

«

««"du«-»-

Cytaty

Powiązane dokumenty

Aufgebaut ist das Vertragswerk auf dem »Gründsatze der Meistbegünstigung, die zwar insofern keine uneingeschränkte ist, als die hierfür in Fragekommenden Waren bzw.

es sich, wie stark der Eindruck auf das memelländische Deutschtum war; wie hoch man es einschätzt, daß auf dem Wege über die freie See eine neue Brücke geschlagen ward zwischen

,,Hie Norden, hie Süden« ist heute das Kampfgeschrei in China, und es sah eine Zeitlang so aus, als wolle das große Reich in zwei Teile zerfallen. Schon manches Mal in der

(PEVIsM) eine hundertprozentige Ausnutzung zu, während bei Sach- l!«Efet'llligen erhebliche Verluste (bis zu 50 v. Dem Schuldnerland gestattet er die Abtragung seiner Schuld durch

Es kennzeichnet die eigenartige Natur der Verhältnisse im Memelgebiet, daß Direktorium und Landtag sich bisher auf die Bildung einer tragfähigen Regierung nicht einigen konnten, daß

In der Zwischenzeit wappnete sich die französischePartei zur Gegenwehr, indem sie durch die Regierungskommission die Einrichtung eines so- genannten militärischen Bahnschutzes

dieser Stelle bereits gegeben worden (Jahrgang 1926, Heft 5, Seite 71). Um zu einer Vorstellung über den Sinn einer Großhandelsindexs ziffer zu gelangen, geht man am bestenvon

Man braucht nicht so weit zu gehen, um zu sehen, daß Eng- land in der Tat starke Interessen in diesem Gebiet hat« Einmal sind diese Interessen wirtschaftlicher Art, unter