AllsDemInhaltsReichskanzler Hermann
ILIüllek,MutzurVerantwortung; InROMMIIHOUJ
Dr.G.5chultze-pfaelzer, DasWesender·.eichswchr;PeterGraßmann, 6.m. -
Arbeiterinteressen undcharationslastenz Dr. Thomalla, Reichsunfall- zennasperiagb.h.,Berlinw verhütungswoche; Regierungsrat Hilde Oppenheimer, DerdeutscheUrbeitss Halt-jährlich 2,50Mark-Jähtlich 5,-mark markt;Dr.Paul
Herzog,ZumhundertstenGeburtstagdesdeutsch-am·erikanifchenckIchej mzweim«mon«Hich
Staatsmannes CakSchutz; Dr.21uguttMutter, ProduktivgenoIfenfchaftcn. Dukchjedespostzmkzu beziehen
Mitteilungenriet Reichszentkale tükBeimatctienlt
nächst-nett sämtlicher Beiträge nurmitQuellenangabe gestattet’
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Der Oelmatdienst
Mut
zurVerantwortung!
Von Reichskanzler He rmannM ü l ler.
Jnweiten Kreisendes deutschenVolkes nimmt das Ge-
raune über das Versagendes parlamentarischen Systemszu.
Kein Wunder. ImVolke fehlt vielfach, ungeachtetderPartei- richtung des einzelnen,ldasVerständnis fürdasGezerreum Ministerportsesfeuilles,dasuns imReichUndinPreußennicht zu festenRegsierungsverhältnissenkommen läßt. Ängstlichie Gemüt-er sehenbereits den ,,.Faschismus«vor den deutschen Toren. Bestärktwer-den sieindiesem Gefühl durchdenVor- marschder Diktatur inEuropa. Sierbisen fieldiesemSystem zuletztkampflosanheim.
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Trotzalledem wird in Deutschlanddie Diktatur nicht marschieren. Weder dieitalienische, nochdie spanische,noch die serbische,noch die litauische Regierungsmethode istin Deutschlandmöglich.
Welch-e Teile des Volkes sollten-unterX-einemDiktator,
unter einem Direktorium oder unter irgendeiner Art des
deutschenFaschismus zufrsiiedengestielltwerden? Etwa die Opfer derJnflationp Wer glaubtdas?
Wer bildet sichein, daßdie Diktatur uns von den Folgen desKriegsv erlust es befreienkönnt-e?Sollen dieFesselndesVersailler Vertrages dann durch Artikel 48der Rieichsverfassunig beseitigtwerden? Genau wieHerr Kapp»den fremdenMissionenzuBeginn sein-er fünftägigsenRegierungs- - zeit ankündigte, daßerdenVersailler Vertrag erfüllenwürde, wär-e die Erfüllunsgspolitik die Grundlage auch jeder faschsistischen Außenpolitik Deutschlands. Das müßtenatür- lichsofortdenzornigenWiderspruch aller extremnationali- stischenElemente hervorrufen, diefür Realpolitik zukein-er ZeitVerständnishaben.
Bildet sichjemandein, daßmit Gewaltmethoden eine mehr föderalistische Reichs-verfassun-g durchgesetzt werden kann? Würde dasdenT ändern- helfen,diefür dieKriegs- folgengenau sohaftenwiedasReich?
Wiewürdeendlich die Steuserpolitik ohneidiie Kon- trolle desparlamentarischen Systems aussehen?Glaubt jemand imErnst, daßdieunter demSteuerdruck notleidenden Schichten des deutschenVolkes einem Tandvogt willig-erdie Steuer- gelderabliefernwürden? Wie solldieNot der Tand- wirtschaft von einem Diktator behobenwerden? Glaubt jemand wirklich, daß sichein starkerMann findenkönnte, der dieHand-elsvertragsbseziseshungenzubefreundetenLändern mit rauher Hand zerreißenwürde und damit Millionen Deutscherschwerschädigt»e,die in Deutschl-andnicht leben können,wenn Deutschlandnicht Waren exportiertP
Die deutschen Angestellten und Arbeiter müssen sichvor allem darüber klar sein:Errichtung einer -
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«Diktaturwürde sich umsetzeninAbbau derSozialpolitik. Das deutsch-eVolk istnachKrieg und Jnflation mehrals jedes andere ein Volk derAngestellten,Arbeiter und Beamten ge- worden. Maßnahmengegen dieSozialpolitikwürden die- Un- zufriedensheit dieserSchichten ungeheuer schüren, die,ihrer ganzen politischen Bildung nach,an sich schonzum stärksten Widerstandbereit wären gegen jeden Vserfassungsverletzer.
Undendlich die Beamten lEin Diktator würdeihnen diseRechtenehmen, die dieRievolution ihnenerhalten und dieRiepublik ihnen garanstierthat. Es ist«kein cZufall,daß geradeindeneuropäischenLändern,indenen dieDemokratie beseitigt ist,dieAbsetzbarkeitderBeamten einschließlichder Richtergrundsätzlichanerkannt ist. —
Gar nicht reden willichvon dem Mißtrauen,dasinder ganzen Weilt erzeugtwürde,wenn inirgendeinerFormdas halbabsolutistissche RegimentderVorkriegszeitwieder errichtet würde· Wer von Außenpolitikauchnur eineleise Ahnung hat,mußdaszugeben.
DieErrichtung einer Diktatur inDeutschland ist des-halb ernsthaftnichtzudiskutieren. Wofürwir zusorgenhaben, ist, daßdas parlamentarische System funktioniert. Das war derWille derWählserinnenund Wäshler,alssieimMai 1928 überdiseBürgerblockpolitik quittsierten.
In Deutschland sindnur Koalitionsregierungen möglich, solangewir soviel-eparteien haben. DieFrsaktionenhaben diepflicht,dieVoraussetzungen füreinehandlungsfähigeRe- giersungzuschaffen.Man wird von keiner Regierung,inder sichVertreter msehrererparteien zugemeinsamer Arbeit ge- funden haben, Unmögliches ver-langen dürfen. In einer Koalitionsregierung kann keine Partei ihre letztenwelt- ·
anschaulsichenForderung-endurch-setzen. Das Kompromiß spielt inder poslitihdiedieKunstdes Möglichen sein soll,immer einegroß-eRolle. Parteienaber, die mitVorlagen undEnt- scheidungeneiner Regierungnichtzufrieden sindunddeshalb ihren Sturz herbeiführen,habendiepflicht, nun ihrerseits zuzeigen,was siekönnen.
Beiuns istleider dasfranzösischeSystemnochnichtein- geführt,nach derdieRegierungjederzeit»dieVertrauensfrage stellen-kann. Dieses Systemerhöht die Verantwortungdes Parlaments. Was wir aber über-all,besondersaber in der politik brauchen, istder Mut zur Verantwortung.
Wir brauchen Mut zur Verantwortung desVolkes beiden Wahlen, VerantwortungsbewußtseinderFraktionem Verant- wortungsfreucdigkeit bei der Regierungin der Durchsetzung dessen,was siealswahr-richtig und notwendig erkannt hat.
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«viel wenigerins Militärweseii
Der Heimoidiensi
XDas Wesen der Reiche-wehe
Von Dr.G.Schultzespfaelzer.
DieWehrmacht derdeutschen Republik stellteinen ganz neuen TypusdesHeereswesensdar. Erwurde«unsaufgezwungen,und dochwurde ervon uns geschaffen,denn die Organisationsformist inkeiner Truppe jemalsentscheidendgewesen. DieIdee,dasZiel und diezweckhafte Verwirklichung bestimmenüberWert oder Un- wert. DieReichswehrläßt sich
Daraus ergibtsichdieMöglichkeit, diesekleine Scharvon vorn- hereinaus dem bestgeeigneten Menschenmaterial auszulesen. Das Angebot anFreiwilligen überstieg zumeistdenjeweiligenNeu- bedarf um einVielfaches. Ein Zeichendafür, daßviele junge Leute ihrenLebensweggernfüreinelängereStrecke militärischge- stalten.Wäre dieScharder Ent-
mitdemhistorischenSöldnertum —w » ·n
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nichtvergleichen.
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auchnichtsgemeinmit denbei- denHeeressystememdieentweder inreiner Formoderingewissen VermischungeninderWelt am meistenverbreitet sind: Sieist weder stehendes Heer aufder Grundlage allgemeiner Wehr- pflicht, nocheineVolksmiliz.
Man kann sogarimZweifel darübersein,obdieReichswehr- angehörigeneinreines Berufs- soldatentum verkörpern. Die Dienstzeitder Mannschaft be- trägtlZJahre. DaderRekrut heuteimDurchschnittsalter von is bis 20 Jahren eingereiht wird,sotritt eralso spätestens AnfangZoins Zivildasein zu-
rückund hat ja dann noch
ein ganzes bürgerlichesLeben vorsich.
DieOffizierslaufbahnprägt sich früherals heute als eine dauernde Berufswahl aus; aber währendman früherjederzeit den Abschiednehmen konnte, muß sich heutederOffiziersans wärter für25Jahreverpflich- ten. Daraus ergisbtsich, daß
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z WunschzumEintritt schwächer :—’" sein. Die strenge Auswahl
machtes demTaugenichts, der sichals unbrauchbar füreinen anderen Broterwerb erweist,un- möglich,im Soldatenleben sein Glück zuversuchen. Selbstver- ständlich schlüpften in dem Chaos des neuen Deutschland zuerst auch mancheElemente in dieTruppen hinein, diedem SoldatenstandenichtzurZierde gereichten. Das istinkrisen- haften Zeiten unvermeidlich, aber inzwischen sinddieUnge- eigneten wieder entferntworden.
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h MÆBLFHCAW« seiner Anlageund dieSchärfung seines Charakters entstammen
aufvolwoooabqemwiin der Reichswehr allerdings nichtnureinerkultur· undwirt- schaftspolitischen Erwägung, sondern liegen auchim unmit-
telbaren Aufgabenkreis Denn
dergeistigund sittlich gereifte Soldat besitztals Funktionsteil desKampfeseine naturgemäße Überlegenheit.Er«kann auch
derOffiziernur inAusnahme- · ». « «
fälleninderHöhe seiner Mannesjahre freiwillig ausscheifdenwird.
Währendsich alsoan derPraxis dermilitärisrhen Fuhrerschaft nichtsGrundlegendes geändert hat, brachtedie Zusammensetzung
derMannschaft ganz neue probleme. ·
ImkaiserlichenHeerwar dieDienstzeit fürdenHauptteil der Truppenur einekurzfristige UnterbrechungderbürgerlichenLebens- stellung.Die Verantwortung der militärischen Leitung fürdas spätere WohlderSoldaten spieltedarum einegeringereRolle. .Der Zivilversorgungsschein, d.h.dieMithilfederMilitärinstanzen bei demAufbau derweiteren Existenz,bezogsichnur auffreiwillig weiterdienende Unteroffiziere,
dieinderRegel auch nach spä- testens·12Jahren mitstaatlicher HilfeineinenZivilberufzurück- kehrten.
DieSorge fürdaskünftige SchicksaldesheutigenSoldaten besitzt alsoeineweithöhereBe- deutung. Speziell militärische Ausbildung genügt nicht,son-, dern dieErziehungzurspäteren Lebenstüchtigkeit mußvon vorn- herein planmäßig aufgebaut und durchgeführtwerden. Zu derSchulungzum brauchbaren Grenadier undKanonier kommt also auchdiezielbewußte For- mung zur persönlichkeit,zum Staatsbürgerundmöglichst auch- die handwerkliche Ausrüstung fürein späteresErwerbsleben.
Jmalten Heereblieb derkrie- gerische Zweckganzüberragend, weil die sozialeZukunftsfrage:
hineinspielte.Freilich darfman darüber die reinsoldatische Durch- bildungdeseinzelnen Reichswehrmannes nichtvernachlässigen.Bei derlangen Dienstzeit müßtedas Metier schließlich ohneweiteres gründlicherlernt werden; aber diesoldatischeSchulungwird auch planmäßigins Jntensive gesteigert,weil daskleine Heernur bei äußersterSchlagfertigkeitseinerAufgabe gerechtwerden kann. Die Armeedarfnur aus 100ooo Mann und4000 Ofsizierenbestehen.
InkeinemLande derWelt stehteinso geringerBruchteil derBe- völkerungunter Waffen.
DeutschePappe-Attrappen undenglischeundfranzösische Tanko
einer zahlenmäßigenÜbermacht
» · » standhalten, in der diePer-
sonlichkeitsgeister schwächerentwickelt sind. Das hatman inallen Bewegungskriegen beobachten«können. MögenimStellungskampfe dieErfahrung unddiebiologischen Bedingungeneinegrößere Wich- tigkeithaben; sobald derSoldat losgelöstvon derMasse nach eigenem Urteil und Entschluß handeln soll, steigtdieBedeutung des inneren Bildungsgrades Auchtechnische Mängellassensich durchein.Erziehungsniveauausgleichen. Alle anderen Armeen Europas sind im Besitzdermodernsten Waffen, währendwir in unserenmechanischenKampfmitteln durchden VersaillerVertrag ganzunzeitgemaß herabgedrücktsind. Uns fehlen ja nichtnurdie
Flugzeuge,dasGasund Tanks, sondern sogardieschwereAttil- lerie bestehtnur aus einigenun- beweglichen Festungsgeschützem Dakann nur derbessereSoldat und durchgeprägtere Mensch einen bescheidenen Ausgleich schaffen. Unsere Reichswehr be- stehtweder auseinerArmee von Kadres, wie Frankreich zuwei- len fälschlichbehauptet, noch herrscht in ihr dasKrümpers sztem;aberjederMann istzur
llOFhstmöglichenLeistung des KonnensundderSinne undder persönlichen Zucht vorgebildet.
Mansiehtes unserenTruppen in Front, aufPostenoderin Marschkolonnean,daß sie mehr alsstrammundexakt sind. Mit bloßer Dressur ist heuteeinegute Truppelängst nicht mehrzube- gründenundzuerhalten. Das, was man früher in abspre-
» » chendem Sinne »Kasernenhof«
nannte,gibt es nichtmehr.DiealteJnstruktionsstundemitihren mitunter komischenEinzelzügen hat aufgehört. Dafürwird fast taglichein vielfältiger»bürgerlicher Unterricht« erteilt, währenddie militarfachlichenUnterweisungeninvielekleineSpezialgebiete zer- legtsind.Wennman sich früherdenTagesdienstplaneiner Kom- pagnie ansah, sowar dergrößteTeil desVormittags durchFuß- exerzieren oderandere Dingedesreinen Drills ausgefüllt. Heute ist er abwechslungsreichergeworden und man findetzuweilen sogar zehnerleiverschiedeneBetätigungim Rahmen eines Halbtages.
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Der Heimatdiensi,
Die Volkstümlichkeit deralten Armee beruhte zumgrößten Teil aufderTatsache,daßdiemeisten männlichenStaatsbürger selberdendamaligen»buntenRock«anzogen, und esgabeigentlich kaum Familien, von denennicht irgendeinAngehörigerdiente oder gedienthatte. Da wußte
man genau Bescheid;jeder kannte den Gefreitenknopf und dieTressedesUnter- offiziers,konnte den Ser- geantenvom Feldwebelun- terscheiden, den Fahnen- junkervom Leutnant. Die Achselstückeund Sterne bis um Generaloberst waren
sozusageneins. kleines Einmal-
Heute sinddieChar-
gen der unteren Dienst-
gradeganzanders geordnet, und das Publikum weiß nicht mehr rechtBescheid darüber,wen es vor sich hat. Mansoll natürlichdie Bedeutung der kleinen
Rangabstufungen nicht überschätzen, aber·es wird dochvielen immerhin in- teressant sein, wie sich heutederAufbauderArmee gliedert.
Unterbaltungoraum Einstnannte man denGe- freitendenhöchstenGrad derGemeinheit, dasstimmtnun heute nicht mehr,denn esgibtbiszumUnteroffizierdreiZwischengrade.
Aus demGrenadier wird ersteinObergrenadier, aus diesemein Gefreiterundzuguter LetzteinOber-ge-
freiter.SoistdieMannschaftslaufbahn, in derman mindestenssechs Jahre Dienstzeitbiszumviertenund höchsten Grade derGemeinheit braucht. Will man aufdieUnteroffizierslaufbahn los- fteuern,so bedarfesnachvierDienst- jahren,wenn man eszumGefreitenge- brachthat, einer Prüfung und dann gehtes aufwärts zumUnterfeldwebel undzumOberfeldwebel. Derhistorische- Sergeant istverschwunden. Da alle Chargenanwärter einschließlich des Offiziers aus dem Mannschaftsstande hervorgehen und Bevorrechtete von Anfangan fehlen,soläßt dieBe- förderung längerals früher auf sich warten.
Auchderspätere Offizier machtzu- nächst15Monate Frontdienst alsein- facherMuskote und erreicht denalten Feudaltitel »Fahnenjunker« erst nach einem Examen. Dieeinstige Kriegs- schule, heutedieWaffenschuleinDres- den,wird inzwei Kursenvon je zehn
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Monaten absolviert. Aberdann trägt
manchemilitärische Einrichtung, diefrühereinen sachlichenSinn besaß,würde heutebloßeRomantik sein«
Die Hauptgliederung der Armee inGruppenkommandos und Wehrkreise dürfte noch längst nichtso populär sein,wiediealte
Daßdiese Beköstigungvon jederÜppigkeitweitentfernti
—sichvon selbst,aber diese sorgfältige Auswahl undZubereitung soll Einteilung in Armeekorps, diesichzumgrößten Teil mit denProvinzen deckten. DieWehrkreise sinddergeographische Raum für dieverteilten Standorte einer Jnfanteriedivision. Aufdiesieben Wehrkreise bauen sichdie beiden Gruppenkom- mandos inBerlin undKassel auf.Demnach gibtes vergleichsmäßignur zwei »Kommandierende«. Man muß freilich auch bedenken, daßdieTruppenstärke nureinAchteldesletztenVorkriegsheeres ausmacht.
Diesedeutsche Wehrmacht lebt wieein großer Familienverband, indemdiemoderne Organisation nicht das Patriarchalische zerstört, sondern auf neuer, zeitgerechter Grundlage neu gestaltet. Die einzelnen kleinen Lebensgemeinschaften besitzen einen ausgesprochenen Heimcharakter. Man haust nicht mehrinübereinander getürmten Schlafkojen;
zuViert, zuSechs hatman sein Schlafzimmerund dazu nocheinen besonderen Wohnraum. Man speist anweißgedecktenTischenundhatSinnfürBlumen- schmuck. AuchdieVerpflegung bestehtinkeiner lieblosenMassenkost.Wenn man die Küchenzettel einiger Wochen iiberfliegt, so findetman Abwechse- lungundRücksichtaufmoderne Ernährunä,shygieneversteht natürlich auchdenZweck haben,demSoldaten Sinn füreinemaß- volle Genußfreudigkeitzubringen und ihnfür seinganzes Leben
Eßraum man noch lange nichtdas Achselstück,sondernnennt sichzunächst«"
Oberfähnrich.Sodauert alsodieOffiierslaufbahn biszum Leut-
—nant vierJahre,doppelt solangewiefrüer.Da« dieAbiturientenreife fast durchwegzurVormerkung fürdieOffizierslaufbahn gefordert wird, gibtesalsodenblutjungenLeutnant nicht mehr. Erwird inderRegel24Jahresein,biser
-
dieuntersteOffizierswürde erreicht hat.DenMar- schallstab habendieSoldaten zwar nicht so häufig im Tornister getragen, wiees dasSchlagwortbe- hauptet, aber immerhin schloß dochdieoffizielle Laufbahn erstmitdemGeneralfeldmarschallab.So weitkannes derjetzige deutsche Offizier eigentlich nicht mehr bringen. Mit demGeneralderInfan- terieoderArtillerie isteszuEnde,unddasgenügt ja schließlichauch. Herrvon Seekthatallerdings durch einen besonderenVerleihungsakt nochden Generaloberst geerntet.Einen MarschallderReichs- wehrbesitzenwirnicht.-Undes brauchtsich auch keinJüngling,derindie Armee eintritt, denKopf zuzerbrechen,oberes etwa dochwerden könnte.
Umdie»rotenHosen«,d.h.diebreiten roten Doppelstreifen zuerhalten, brauchtman zwar auch.
wiefrüher nicht gleichGeneral zuwerden,aberder- Generalstab, diese ruhmvolle Erinnerung unserer Geschichte, besteht nicht, mehr. Dafürtreten heute dieOffizieredesReichswehrministeriums indemaltenGeneralstabs- kleide auf.Mancher traditionsfreudige Deutschemagbedauern, daß wir keine Ulanen und Husarenund keineKürassiere mehr haben, sondern daßderReiter schlechthineinReitersmann bleibt. Aber 76
davon zuüberzeugen, daßdieSättigung keinetierische Funktionist. ImGesell- schaftszimmergibtesKlavier, Billard und Radioanlagen, illustrierte Blätter und ZeitungennachderWahlderSol- daten. AlleZimmer habenGardinen, Tischdecken,elektrische Lampenmitbun- tenSchirmen. Einen anschaulichenEin- druckvon demLeben undTreiben un- serer Truppenvermittelt dasSchriftchen
»Der Reichswehrsoldat«vonHauptmann Dr.Hefseim Verlag vonsHermann Paetel. Hier erfährtman allesWissens-- werte;dawerden nichtnurZahlenund Tatsachen aufgereiht,sondernwirkliche Bildersvomheutigen deutschen Soldaten-
leben innerhalb und außerhalbdes
Dienstesentrollt.
DieBeteiligung am Gottesdienft ist freiwilliggeworden,unddiereligiöse Seelsorgenur für jene vorgesehen,die danachVerlangen tragen. Jm Winter finden monatlich ,,Kasernen-Abend- stunden« statt,deren Besuchebenfalls freigestellt ist« Diese Abendstunden,an denen geistlicheund weltlichekulturelle Erzieher teilnehmen, erfreuensich großer Beliebtheit. Hierkann man sich offenaussprechenund alles zurErörterung stellen,was derinnere MenschaufdemHerzenhat.
Die Gegenwartsfragen beschäftigen jaden jungenMenschen heutzutage durchschnittlich weit stärkerals früher-.
AuchderSoldat denkt über Sinn und Zweckseines Lebens ernster nach und
» läßt sichmit der Phrase H— nichtmehrabfüttern. Die einstigefeierliche Pathetik in derJugendbildungbleibt heute wirkungslos, undauch derjungeSoldat lehntwie seineganzeGeneration die falschepose ab. Wenn
man sichund die Um-
x« welt weniger feierlich nimmt, so brauchtdarunter dieDisziplinnichtzulei- den. Jm Gegenteil, die sachliche Hingabe steigt,
Schlafstube wenn schlichte Selbstver-
ständlichkeitdasgekünstelte Begeisterungspathos von ehedemzurückdrängt— FürdieHebung desWissensund dieberuflicheSpezialvorbereitung nachder Ent- lassung sorgtderbürgerliche Unterricht. Mit demfünften Dienfts jahrsetzt diese Fortbildungsschule ein und erstreckt sichdem-