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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 7. Jahrgang, 2. Märzheft 1927, Nr 6.

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Jahrgang Vll Nr. 6

D 2sMökzhest1921

Onmatdtmst

· IMMIIUUSCUCek AusdemInhalte Beethoven.vonDr.Karl Kobald. Rededes InRCWMWOUT

Kelchzentkqle fürHeimqtdienjt ReichskanzlersDr.Marxam Z.März1927imReichstag.—- Zur ZentkäspeklägsjsksBerlinW 35

nachdruckIzmmchek Beiträge Frage derAufbrtngungderDaweszahlungen.VonDr.H. JIBerger.— Jan-jährlich 2,50 mark-Ists-lich 5,-muk nmmitouenenangäbe gestattet Dieneueamtliche Großhandelsindexziffer.Von Dr. A lfr edJa c obs.

Jst-FeiietåxizFortgatrmslzi:0Fäs-

Ideetbooen 1770-1827

Nacheiner Steinzeichnung vonK a r l Bauer -München

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.Dei Heimqioieust ·

Beethoven

Von Dr.Karl Kobal d,Ministerialrat imOsterr. Unterrichtsministerium.

Jnderalten RheinstadtBonn befindet sicheinschlichtes, kleines Bürgerhaus,bar jedes Schmuckesund Zierates. Man gelangt über eine schmaleTreppe zu einer eng-en Dach- kammer,zuder alljährlich Scharen von Menschenaus aller Herren Länder in tiefster Andacht pilgern. Zwischenkahlen Wänden stehtdortauf schlichtem Postament einBildnis, auf dessenhohe Stirn zuweileneinleuchtender Sonnenstrahl fällt;

vor demSockelliegteinLorbeerkranz,dernieverwelkt. Hier wurde im Dezemberdes Jahres j770 dem Kölnischen Hof- musiker Johann van Beethoven ein Sohn geboren,der den Namen Ludwig erhielt. Aus dieserkleinen dumpfenDach-

kammer gingderGenius hervor,von deminalleLänder der

Welt eine neue Botschaft des Heils drang, die Schwachen und Verzagten aufrüttelnd,die Starken zu sittlichgroßer Tat befeuernd, der Genius, aus dessenSeel-ejubelnd die wunderbare Weise strömte,die alle Menschenzu Brüdern

macht.

«

Das LebenBeethovens war von Leiderfüllt. Schon aus seineKindheit fieleninfolge unglücklicher Familienverhält- nissedieSchatten eines tragischenGeschickes.Bald erregte das Kind durch sein Klavierspiel und sein freiesFantasieren die Bewunderung der Bonn-er Musikfreunde, besonders nachdem er in ChristianGottlob Neefe,einem feinsinnigen· Musiker,einen Lehrer gefunden hatte, der zielbewußt seine hervorragenden Fähigkeitenweiter bildete. Jm Jahre 1787 unternahm der jungeTondichter dann seine erste Reisenach Wien, um hier den Unterricht des damals berühmtesten Meistersder Töne,Mozart, zu genießen. »Aufden gebt acht, der wird einmal in derWelt von sichreden machen«

sollMozarts Urteil geläutethaben. Jnfolge der schweren Erkrankung seiner Mutter kehrte Beethoven jedochbald wieder nach Bonn zurück,wo ihn das gleichmäßigeLeben

.der Residenzerneut umfing. Kurznach dem Tode seiner Mutter wurde erzum kurfürstlichen Kammermusiker ernannt und hatte,daseinVater aus dem Dienste entlassenworden war, neben demeigenennun auch denUnterhalt seinerbeiden jüngerenBrüder zubestreiten. .

Einwichtiges Ereigniswar esfürBeethovens weiteres Leben, als imJahre 1791dergroßeösterreichischeKomponist Josef Haydn auf seiner Reisenach London auch in die Rhein- stadtkam,wo derjungeTondichter Gelegenheithatte, ihm einigeseiner Kompositionenvorzulegen. AlssichderWiener Meistergünstig über sie ausgesprochen und zugleichbereit erklärt hatte, Beethoven Unterricht zuerteilen, reiste dieser im folgenden Jahre wieder nachWien.

DieStadt,dienun desTondichters zweite Heimatwurde, genoßdamals mehr denn jeden Ruhm und das Ansehen der ersten MusikstadtEuropas, siewar der Weltmarkt des Musiklebens. Hierhatten inder Barockzeitdie Tonkünstler Cesti, Draghi, Schmelzer, Taldara, Reutter, Fux, Porsile, Wagenseilu. a. gewirktund dieKeimezur weiteren Ent- wicklungderösterreichischenTonkunst gelegt, hier hatteGluck seinReformwerk," Mozartseine Meisterwerke geschaffenund damit derdeutschen Oper dieBahn gebrochen. Nochlebte Altmeister Haydm der die Jnstrumentalmusik zur Höhe geführt, siebzehn Jahre, als Beethoven inWien weilte, und schriebin diesen Jahren seine bedeutendsten Tondichtungen, die »Schöpfung«,die ,,Jahreszeiten«,das populäre öster- reichischeLied,die »Volkshymne«. Haydnwar damals die musikalischeBerühmtheitWiens, und Beethoven war esver- gönnt,eine Zeitlang seinenUnterricht zugenießen. Sein Genie und warme Empfehlungenvon Freunden ebneten ihm schnelldie Wege in jeneadligen Kreise, die damals das Wiener Musikleben beherrschten; sie wurden freigebige Gönner und Förderer seiner Muse. So erwarb er sichbald in Wienals ausübender Künstlerund Komponist eine ge- achteteund gesicherte Stellung, diees ihmermöglichte,bis. zuseinemTode als freierund unabhängigerTondichter zu Wirken. Sein Leben schiensichimmer günstigerzugestalten.

Da traf ihn ein harter Schicksalsschlag: Jm Jahre 1798 begannsein Gehörleiden,das inallmählicher Steigerung zu- 86

letztin völlige Taubheit übergehen sollte. Schwerbedrückte diesesLeiden das Gemüt Beethovens. Er flohindieEin- samkeitderNatur, einewehmutsvolle Stimmung überfielihn, sein Stolzund Selbstbewußtseinbrachenzusammen,erwollte aus dem Leben fliehen. »Oihr Menschen,dieihr michfür seindseligistörrischoder misanthropisch haltet«, schrieb er damals »in dem denkwürdigen»Heiligenstädter Testament«, ,,wieunrechttut ihr mir,ihrwißtnicht diegeheime Ursache von dem,was euchso scheinet.Mein Herzund mein Sinn

waren von Kindheit an fürdas zarte Gefühldes Wohl-

wollens; selbst große Handlungen zuverrichten, dazuwar ich immer ausgelegt. Aber bedenket nur, daß seit sechs Jahren einheilloserZustand mich befallen,durchunvernünftige Arzte verschlimmert,von Jahr zuJahr inder Hoffnunggebessert zuwerden, betrogen,endlichzu demüberblick eines dauernden Übels (dessen Heilungvielleicht Jahre dauern oder gar un- möglich ist)gezwungen, mit einem feurigen lebhaften Tem- peramente geboren,selbst empfänglich fürdie Zerstreuungen derGesellschaft, mußte ich frühmichabsondern,einsammein Leben zubringen; wollte ich auch zuweilenmicheinmal über alles das hinausfetzen, owie hartwurde ich durchdiever-

doppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehörsdann zurückgestoßen,und doch war’s mir noch nichtmöglich,den Menschenzusagen:..Sprechtlauter, schreit,denn ichbintaub;

ach wie wär es möglich-,daßich dann dieSchwächeeine-s Sinnes angebensollte,derbeimir ineinem vollkommeneren Grade als beiandern sein sollte,einen Sinn, denich-einst inder größtenVollkommenheit besaß,ineiner Vollkommen-

låeibt,wieihn wenigevon meinem Fachegewiß noch gehabt

aen. .. .

Doch· die Flucht in den Frieden der Natur, das Empfinden ihrer alles heilenden Kraft, der Glaube an den Wert der Kunst,der Rauschdes schöpferischen Menschen halfenihm,den Gedanken der Selbstvernichtung zubesiegen.

Aus dergrenzenloseninneren Not erwuchsihm diesieghafte, moralische KraftzurÜberwindungvon Hemmung und Miß- geschick.Jetzt sprachnur mehrdas innere WesenderDinge zuihm. Jetzt fühlteundverstand seineSeele denWald,den Bach,den Gesang der Vögel,den Zugder Wolken, das Brausendes Sturmes. Es drängteihn nachÜberwindung destragischenSchicksals,nach dem Wiederfinden des eigenen Jchzurunendlichen, unerschöpflichenNatur.

DasschwereLeidwirkte bestimmend auf seinen ferneren Lebensgang. Die Tätigkeitals schöpferischerKünstler füllte

von nun an immer ausschließlicher seinLeben aus und die ausübende alsVirtuosetrat indenHintergrund. DenWinter hindurchwidmete er sichinderHauptstadtderSorgefürdie Ausführung seinerWerke;inderschönen Jahreszeit lebte er

einsamundzurückgezogenineinem derOrte von Wiens Um- gebung.Jndenstillenverträumten Gassenvon Heiligenstadt, Grinzing,Rußdorf, Mödling,Baden stoßenwir noch heute aufalte idyllische Häuser,wo uns schlichte Gedenktafelnvon Beethovens Schaffenund Leben Kunde bringen. Jnseinem körperlichenund seelischenLeiden wurde dieNatur Beet- hovens Trösterin,in seinem künstlerischen Schaffen die

weckende,schützendeMuse. -

Einen Lichtpunktin seinemweiteren Leben bildeten die Tage des Wiener Kongresses,wo seinGenie die Bewunde- rung aller FestgästederStadt erregte. Seine Werke wurden bejubelt, Kaiserund Könige, Feldherren und Staatsmänner huldigten ihm,Dichter feierten ihn in schönen Versen,die Stadt Wien verlieh ihmdas Ehrenbürgerrecht. Beethovens glänzender Aufstieg zur leuchtenden Höhedes Weltruhmes war damalsmit einem welthistorischen Ereignis zusammen- getroffe,fast alle beim Wiener Kongreß versammelten Herrschrund erlauchten Geister Europas hatteninderdenk- würdigen K.onzertakademie, die am 29. November 1814 im großen Redoutensaale stattfand und bei der Beethovens VII. Sinfonie, dieKantate »DerglorreicheAugenblick«und die Schlacht-Sinfonie ,,Wellingtons Sieg«zur Ausführung gelangten, dann auch in den FideliosAufführungen im

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s-——WW...wW-s.»

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Der Heimatdienst

Kärntnertortheater,beidenmusikalischenReunionen imPalais des Fürsten Rasumofsky die Ruhmesurkunde des Meisters besiegelt.Beethoven wurde als erste Persönlichkeitim da- maligen hochgesteigertenWiener Kunstleben anerkannt, er konnte sichmitRecht als einKönig derKunst fühlen.

Eswar injenen glänzenden Tagendas letztemal, daßer indenKreisendergroßen Gesellschaftverkehrte. Von daan wurde infolge zunehmenderTaubheit und sonstiger Leiden seinLeben immer einsamer.Je reifereralsKünstlerward, um so gleichgültigerwurden ihm dieAußenweltund alles, was mit ihr zusammenhing. Taub, fürden menschlichen Verkehrungeeignet, zoger sichimmer mehrauf seineSeele zurück und lebte und wohnte in der inneren Welt seiner Empfindungenund Gedanken,suchtedieNatur und dieEin- samkeit,nur hingegebenseinemkünstlerischen Schaffen.

Nach schwerem Leiden, unter welchem jedoch seine schöpferische Kraft keineswegs erlahmte, sichvielmehr zu immer höherer genialer Eigenart steigerte, starb er im 57.Jahre seinesLebens. DasganzegeistigeWien strömtezu derLeichenfeierdes Meisters. Vor demTore desWähringer Friedhofes,indemdergroße Komponist seine letzte Ruhestätte fand,hielt derHofschauspieler Anschütz jene berühmte,von demDichterFranz Grillparzer verfaßteGrabrede: ,,...Wie der Behemoth die Meere durchstürmt, so durchflog er die Grenzen seiner Kunst. Vom Girren der Taube bis zum Rollen desDonners, von derspitzfindigstenVerwebung eigen-

sinniger Kunstmittel bis zu demfurchtbaren punkt, wo das Gebildete übergehtindieregelloseWillkür streitenderNatur- gewalten,alleshatteerdurchmessen,alles erfaßt....Adelaide und Leonorel FeierderHeldenvon Vittoria und des Meß- opfersdemütiges Lied! Kinder ihr derdrei- undviergeteilten Stimmen! Brausende Symphonie: ,Freude, schönerGötter- sunken«,du Schwanengesangl Muse des Liedes und des Saitenspieles: stellteuchrings um seinGrab und bestreut’s mit Lorbeeren!«

HundertJahre sind seitdemTode des großen Meisters verflossen,aber unvergänglichblühen bis zum heutigenTage seine Schöpfungen.Seine Meisterwerke,dieneun Sinfonien, dieMissa solemnis, dieOper »Fidelio«und seineKammer- musikwerkebilden noch heute dasHauptprogramm desöffent- lichenMusiklebensder Welt. Jn denstillenStuben unserer Wohnungen klingen seineSonaten undQuartette als perlen erlesenerHausmusik,wenn sich Gleichgesinnteund Gleich- gestimmtezum künstlerischen Genießen zusammenfinden. Das stolzeWort, das Beethoven selbsteinmal über seineMusik gesagt,daßkeiner, dem sie sich wirklich erschlossen habe, jemalswieder ganzunglücklichwerden könne,giltnoch heute.

Wenn eines dergroßenWerke desMeisterszutönen beginnt, schweigen alle widerstreitenden Meinungen, verstummen zweifel und Sorge.Andachtund Hingebung durchzittern die Herzen,dieBeethovens Musik emporführtin dievon allem erischen freie,lichteSonnenhöhewahren Menschentums.

Reichskanzler Dr. Mark zum Abschlußder großen Aktenpublikation des Auswärtigen Amtes.

Rede anlößlicheiner Feier des Arbeitsausfchusses Deutscher Berbände vom s. März1921 imReichstag

»HochansehnlicheFestversammlungl Jnmeinem Beitragzudervom ArbeitsausschußDeut- scherVerbände herausgegebenen FestschriftzdiedenAbschluß derAktenpublikationendes Auswärtigen Amtes feiert,habe ichdem Gedanken Ausdruck verliehen, daßdieEnthüllung derWahrheitüberdieVorgeschichtedesWeltkrieges eineTat im Sinne der Völkerversöhnung ist. Jch möchtediesen Gedanken heuteabend miteinigenWorten weiter ausführen, denn er scheintmir mehrinsichzuschließen,als aufden

»erstenBlick zu erkennen ist.

Immer stärkerregen sichin allen Ländern diejenigen Kräfte,die daran arbeiten, die Gegensätze zwischen den Nationen zuüberwinden,diesichdarum bemühen, einZu- sammenarbeitenherbeizuführen.Eine deutliche Strömungzur Emmchtmachtsich auf wirtschaftlichemundgeistigemGebiete geltend. Aber diese Strömungwird, wie niemand bestreiten kann,vor allem durcheine nochimmer überaus gewaltige Macht gehemmt: durchdieErinnerung andasgroßeundfurcht- bareErlebnis dereuropäischenVölker, dasderWeltkriegwar.

DesKampfaller gegenalle, deralsAusflußeiner besonderen ZeltepechedieNationen unseresKontinents schon langevor 1914zUeUtzweien begann, liegtuns irgendwienoch im Blute, beherrschtnochUnbewußtdas Denken weiter Kreise und stemmt sichderJdeederVersöhnungentgegen. Dasist nach dem-.WaS,Ses·cheklenist, durchaus begreiflich,aberesbedeutet ZUSIeIchdteergentliche Gefahr fiit jeneEintracht von derich

ebknsprach—Da gibtes, wie mir scheinen will,nur ein MittelzdasHinderniszuüberwinden. Wirmüssenuns über denSinn und dasWesendesungeheurenErlebnissesWelt-

kxteg,«dashinteruns liegt,klarzuwerden versuchen.-Und fkstdiese Arbeit,dienichtnur fürunser eigen,Volk,sondern surdieganze Menschheit ungemein wichtigist,bedeutet die P«Ubllkationderdeutschen Vorkriegsakten einen Beitrag, der nichthochgenug eingeschätztwerden kann.

Wir dürfenes ohneAnmaßungmiteinem berechtigten Stolz aussprechen: wie Deutschenwaren dieersten,dieden WesIUVEnthüllungderWahrheitbetreten haben. Als man uns aufdieAnklagebankverwies unduns mitdemfurchtbaren Vorwukfsbelastete, daßwir allein oder zusammenmit unseren

Bundesgenossen das Unglück Europas entfesselthätten, da faßtenwirdenBeschluß,von demdurch dieAnkläger gefällten Urteil an dieeinzig sicheren Zeugenzuappellieren, dieüber unsereAbsichtenundTaten inderVorkriegszeit Aufschlußzu gebenvermochten: an diediplomatischenUrkunden, indenen dieseAbsichtenund Taten niedergelegt sind.Wir habenohne Rücksichtaufuns selbstdieSchleiervon unseren Geheimnissen gelüftetunddreieinwandfreien Gelehrtendiebishersorgfältig verschlossenen Archive geöffnet,um alleUrkunden,dieirgend- wieeinLichtaufunsere politik inder Epochevon 1871 bis 1914werfenkonnten,derOffentlichkeitunterbreiten zulassen.

Wir wollen soder WeltdieMöglichkeit geben,dieWirklichkeit klarzusehen. Auf diese Weise hoffenwir dengroßenStreit um dieVerantwortung von demFeldderLeidenschaft aufdas Gebiet derehrlichenEinsicht hinüberzuführen,denn nur dort kann eineKlärungund ein wahrhaftiges Urteil gewonnen werden. Wir dürfenwohlheute schon feststellen, daß auf Grund dervon uns veröffentlichtenAkten niemand mehran den Beschuldigungen festhalten kann, die eine haßerfüllte Kriegspropaganda gegen uns überdieganze Welt verbreitete.

Gerade hierin aber erblicken wir einen großen Fortschritt zugleichimSinne derVersöhnung.Dennwiekanneinewahre Eintracht erzieltwerden, solangeimKreisederVölker eines odereinige moralisch gebrandmarktbleibenk

Unsere Aktenpublikation, die»dem hohen Zweckeder Wahrheitund« dergeistigenBefreiungdienen soll, ist nunmehr abgeschlossen.Wirwollen denAugenblicknichtvorübergehen lassen,ohne denHerausgebern: Herrn Dr. FriedrichThimme und professor MendelssohniBartholdy, diesichihrerschweren- und verantwortungsvollen Aufgabemit unermüdlichemEifer und tiefer Aufrichtigkeitgewidmethaben,von ganzem Herzen fürdievonihnengeleisteteArbeit zu danken. UnserDankgilt weiter demHerrn Oberst Schwertfeger,derdurchseineWeg- weiserbände die Aktenpublikation ergänzt und ihre Benutzung erleichtert hat,undnichtzuletztdemVerleger,dem.

Leiterder Deutschen Verlagsgesellschaftfür Politikund Ge- schichte, Herrn Hans Moeller,der alleSchwierigkeitenenergisch undzielbewußtüberwand unddamit eineglücklicheunderfolg- reicheBeendigung desgroßenWerkes ermöglichte.

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Ver Qeimatdienst

Dasglücklichvollbrachte Werk istvon größter Bedeutung füruns alle, und es hat,schonimEntstehen, geradeinder Richtunggewirkt,dieichsoeben gekennzeichnethabe. Auch andere Regierungen habennämlichbeschlossen, unseremBei- spielzufolgenund ihreArchive zuöffnen.

ersteBand der englischen Aktenpublikationen erschienen,der Soeben istder-

dieKrisentage des Jahres 1914 behandelt. Und wie ver- lautet,werden noch mehrereähnlicheUnternehmungen geplant.

DadurchhatunserKampfum Wahrheit und Verständigung immer wachsende Aussichten aufdenendgültigen Sieg. Jn diesemSinne heißeichdenAbschluß unserer Publikationen alseinbedeutungsvolles und freudigesEreignis willkommen.«

Zur Frage der Aufbringung der Daweszahluiigeii.

Von Dr. H.F.Be rge r,Oberregierungsrat.

Während der Reichsfinanzminister in seinerEtatsrede vordemReichstag erklärte,daßerimgegenwärtigenMomente nochkeine Möglichkeiterkenne, wie wir trotz allen guten Willens die»Rormalzahlungen«des Dawesplans samt»ihren Zuschlägenaus dem Wohlstandsindex aufbringen können, wurde aus Amerika derAuszugeines Berichts desBankiers und Mitgliedes des 2.Sachverständigenausschusses(Kapital- flucht),Robinson, bekannt, nach dem DeutschlandJetzt sehrwohlinderLagesei,seinevollen Reparationszahlungen zuleisten. Beide Äußerungensindteils entstellt,teilsheraus-

,gerissenaus demZusammenhang wiedergegebenund politisch ausgeschlachtetworden. Bei nähererBetrachtung gewinnt

man indessendenEindruck,dersich insbesondereauch beider

·Lektüre der Gilbertschen Berichte aufdränth daßes un- möglich ist,dem reichlich kompliziertenReparationsproblem mit Schlagworten beizukommen, und daß man sichsein ab- schließendesUrteil erstnachPrüfungaller in Frage kom- menden Einzelheiten bilden kann.

Zudem ersten Fallistnur zusagen, daßder Minister indergleichen Rede versicherte,»daßDeutschland auchweiterhin

tun würde, was in seinenKräften stehe,um die über-

nommenen Verpflichtungen loyal zu erfüllen,mist der

selbstverständlichen—- Maßgabe, daßihmhierzuauchdienot- wendigenVoraussetzungengegebenwerden. Erhatdamitdas Bekenntnis zuderReparationspolitik derfrüherenKabinette abgelegtund in demeingangs erwähntenSatzim Ergebnis keineandere FeststellungalsMr. Gilbert getroffen,der auch seinerseits indem letztenBericht es für unmöglicherklarte, einabschließendesUrteil über die künftigen Aussichtendes

,Dawesplans zufällen. «

DerBerichtRobinsons liegtimWortlaut noch nichtvor.

Robinsonhataber seine Gedankengängein einem Aufsatz-)

vom vorigenOktober bereits näherdargelegt; dieAuszuge des jetzigen Berichts enthalten demgegenüberwenig Neues.

Will man denRobinsonschen Gedankengängen folgen, so muß man zunächstdavon ausgehen,daß Robinson Geschäftsmann,

d.h. Bankier, ist,der als solcher einGutachten uber die Zweckmäßigkeitund Sicherheit amerikanischer Anleihenin Europa und vor allem in Deutschlanderstattet. Robinson bejaht dieSicherheit und Zweckmäßigkeitvon Anlagenin Deutschlandund machtlediglichein FragezeichenchinterAn- leihen politischer Körperschaften,wobei ihn vielleichtder theoretischeStreit beeinflußthaben mag, dervor einiger Zeit überdieFrageentbrannt war, obdieReparationszahlungen gegenüberdem Dienst solcherAnleihen denTransfervorrang genössenoder nicht. Zum Beweise fürsein Urteil hat Robinsondieeingangszitterte Behauptung aufgestelltund sie miteinigenArgumenten zuunterstützen versucht. Ermeint, die Kostender Vorkriegsrüstung Deutschlands seienbeiBerücksichtigungaller Faktorenebensohochgewesen, wie die Normalannuitätesn des Dawesplans (294 Milliarden). Hierbei geht Robinson zweifellos von falschen Voraussetzungenaus; denn einmal müssen die-gegen- wärtigen,verhältnismäßighohenRüstungsausgaben inAbzug gebracht werden, sodann sind die gewaltigen Versors gun gslasten zuberücksichtigen,dieuns diefrühereWehr- macht und derKrieg hinterlassenhaben,und endlichistdas Arbeitslosenheer in Rechnungzuziehen,gegen das wir vor demKriegedurch dieWehrpflichtund dieGrößedes HeereszumgroßenTeile sozusagen versichertwaren. Rechnet man diese Faktoren zusammen, so ergibt sich, daßdieDawes- spzahlungendadurchmehr als wettgemacht werden.

O) koteiguAkt-its,NewVork,Oktober 1926.

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»haushalt.

Das Problem der Aufbringung der Repa-

ratio nsleistunge n liegt also keineswegsso einfach, wiees Robinson glaubenmachen will. Esgestaltetsichauch dadurch nicht einfacher, daß Robinsonuns vorrechwet, daßdie Reparationsbelastung lediglich den 20. Teil desNational- einkommens ausmacheund,inArbeit ausgedrückt,»nur«etwa zweiGratisarbeitsstunden in derWochefürdendeutschen Arbeiter bedinge. Abgesehendavon, daßdieZahlenunter- lagen für diese Angaben unzuverlässig sind, istesverfehlt,die FragederAufbringung derReparationslasten allein für sich« zubetrachten, ohne alle sie beeinflussenden Faktoren in Betrachtzuziehen. Jnsbesondere läßt sichauch einVergleich dersiskalischen Belastungdereinzelnen Schuldnervölkernicht mitso einfachen Methoden,wiesieRobinson,Kemmerer und andere namhafteAmerikaner empfehlen, anstellen,weil dieses Problem anerkanntermaßenviel zukompliziertist. Worauf

es hierbeiankäme, wäre allenfalls dieFeststellung,was dem einzelnen nach Berücksichtigungaller steuerlichen und son- stigen Lastenzum Lebensunterhalt verbleibt; aber selbst diese Feststellungen lassen sich, falls sie überhaupt einwandfrei er- folgen können,nur mit Vorbehalten zuinternationalen Ver- gleichen heranziehen. Ebensowärees falsch, sich lediglich auf die Untersuchung der einzelnenAufbringungsquellen zube- schränkenund festzustellen, daßetwa beider Reichsbahn die Dinge einfacher lägenals beiderIndustrie oderdemReichs- BeiderPrüfungderAufbringungsfrage sindviel- mehr alle Auflagen zuberücksichtigen,diedieWirtschaft und die arbeitende Bevölkerung zugunsten der öffentlichen Hand belasten,und ersteinelängere praktische Erfahrung auf Grund einer geordneten, sparsam funktionierenden und aus-

geglichenen Gesamtwirtschaft wird ein Urteil ermöglichen, wieweit dieAufbringung derReparationslast aufdieDauer möglich und mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlandsvereinbar ist. Von einer geordnetenWirtschaft und klaren Erkenntnisquellen fürdieendgültige Steuerkraft sindwir aberz.Zt.nochsehrweitentfernt,undes ist schließ- lichetwas ganzanderes,dauernde Tributzahlungen, dieindas Ausland fließen,zu·extrahieren, als Steuern für innere Zwecke aufzubringen. Auch Mr. Gilbert hatinsseiner Rede inNew yorkim Januar 1926betont, daß große Schulden- zahlungen unter den Völkern einen ungewissen(almost an

untried) Faktor darstellten. ,

Eine gesonderte Untersuchung des Aufbringungss und desTransferproblems kann alsonichtzukonkreten Schluß- folgerungen führen; beidebilden vielmehr für Deutschland ein einheitliches Problem. Dies wird am bestendurchdie Funktion unserer Ausfuhrindustrie veranschaulicht, dieeinen wesentlichenTeil der deutschen,der Tragung der Steuerlasten dienenden Volkswirtschaft bildet. Ohne Ein- räumung entsprechenderAbsatzmärktewird es uns nicht möglich sein,denerforderlichenAusfuhrüberschußzuerzielen, der es nachAuffassungder Sachverständigenallein ermög- lichenkann,daß Deutschland dieReparationszahlungen für dieDauer leistet. DieBemühungen unserer Gläubigerländer, Sachleistungen großenStils zubeziehen, bringen dieLösung des Reparationsproblems keinen Schritt weiter —- siever-«

hindernhöchstenseinen Rückschritt-—, dadiedeutsche Gratis- ausfuhrzunächsteinmal durch einen entsprechenden Überschuß der normalen Handelsausfuhr verdient werden muß.

Es genügtaber nichtallein, dieAusführindustriewett- bewerbsfähigund erfolgreich zu gestalten,sonderndarüber hinausisteineSteigerung des Produktions- und Abs atzumfanges imallgemeinenerforderlich, wenn eine weitere Voraussetzungdes Dawesplans, nämlichdieAufrecht-

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