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Die Zukunft, 9. Februar, Jahrg. XXVI, Bd. 100, Nr 11.

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XXVLJahrg. Berlin,den 9.Februar1918. Yr.Il.

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Herausgeber :

Maximilians Hart-en.

Inhalt:

Seite Kischenrwsview ..........................289 Jesuiten inderEntsetzung. VoaAlexander Mofktowski .......293

Traum. VonKonstantin Vrunner ........ ......297

Reue-Deutschland VonEber-hats Freiherrn von Vanctclmann. .299 Kurs Deutschl-ins VonMoritk Grafen von Straschwitk ...... 300 ZwischenThis-g nnd Mai-. VonHans Flemming ...-. .....302 Vers-. VonChristian Morgenstern .............. .305 pi·bklgischsJragr. VonTheodor Wolff ..............»Zw-

Nachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

Preis viertekjährkich6,50Wars, dieeinzekne Jammer 60Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.·

Großbeerenstraße67.

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Berlin, den 9.Februar 1918-

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achlanger Finsternißfreut Rumänien sichwieder eines-

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Sonnenstrahles.SeinHeer istinReni undKischeneweinges- zogen. Das vomSchwarzen Meer,vonDnjestrundPruthbe- grenzte, vönTrajansRömern derneuen Provinz Dazienange- slickte,vonAurelian denGoten überlasseneLand,das von den BissendenNamenBcssarabien empfing,kannsichins dakoswas lachische Rumänenreicheingliedern. Jahrhunderte lang hat es, nach 1367,zur Moldau gehört; ist,aus tatarischerundtüskischer Herrschaft,1812anRußlandgekommen,1856aber,imPariser- Frieden,der Moldau zurückgegebenworden. Der nahm es, auf Rußlands Antrag,der Berliner Kongreß.Vorvierzig Jahren- hörteerdierumänischenMinister Bratianu undCogalniceanu, die,als füreineHalbstunde,wiezuvordieGriechen,Zugelassene,.

von denGroßmächtendenBeschlußerbaten,dieUnabhängigkeit- der vereinten Donausürstenthümer anzuerkennenundihr Gebiet nichtzuschmälern.DaßvonderMoldau undWalacheiVessaras biennicht getrenntwerden dürfe, hat schon(1782,in einemBrief«

an JosephdenZweiten)Katharina gesagt.Nun wills ihrUr- enkel,widersein Wort,demFürstenKarol nehmen,dessen Heer ihmaus der Klemme von Plewna,zum Siegüber dieTürken geholfen hat.Der klugeKarlAnton von Hohenzollernschreibt srühandenbangen Sohn: »SollteRußlandaufdemWiederge- winndesrumänisch-bessarabischenlinkenDonauusers beharren,.

sowäre Das eineKalamität für Rumäniem Nachinnen: weil,-

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290 , DieZukunft.

trotzsiegreichemKrieg, sein Gebiet verkleinert würde; nachaußen- weileinsderEndzieledeutschenundösterreichischemStrebens, diefreie Donau,illusorischwürde.«Jn Rent, Jsmael, Bolgrad undanderen Orten amRömerwall istderjungeFürst1866fast herzlicheralsaufderWalachenerde begrüßtworden.Doch Alex- ander Nikolajewitsch will,wie vorundnach ihm mancherKurz- sichtige, daßderKrieg ,Etwas einbringe«; wenn nichtTürken- land,wenigstensdenvonder SchmachdesPariserFriedens ihm geraubtenTheilBessarabiens.Karolmagsichtrösten:das Donau- deltaund dieDobrudschabisKüstendje(Konstanza)entschädigen ihnvon dem,Berlust. Der Ueberlistete hofft noch aufdieHei- mathin einethief an denDeutschenKronprinzensagter:»Ich wünschte,daßwirdieErhaltung Bessarabiens demDeutschen ReichZudanken hätten,daseinesTagesdochanderUmbildung sderOrientdinge mitzuwirken habenwird ; dieSympathiengewön- nen dadurcheinefeste Basisundkönntennicht mehr durch Zutri- guengestörtwerden. Außerdem istdieDonau aucheindeutscher Strom und wir,alsdieWächter seiner Mündungen, habenein Recht auf Deutschlands Jnteressean derbessarabischenFrage.«

KannBismarch um einemHohenzollerngefälligzusein, auchdie- semRussenwunschdieErfüllung weigern? AufBratianus erste Frageantwortet eroffen:Nein.Nirgends Hilfe.Andrassy:»Wir können doch nichtfürVessarabieneinenKriegführen.«Veaconss -field: »JnderPolitik istUndankostder Lohnfür wichtigen Dienst.«

Waddington, FrankreichsErster Vertreter, müht sichwenigsten s, den Rumänen Silistriazuerlangen.DerBerliner-Friedeknüpft dieAnerkennung derUnabhängigkeitanzweiVedingungemGe- währdesVürgerrechtesandieJudenundNückgabedesvonden Thalwegendes Pruth und desKiliabegrenztenGebietes.

DieDobrudscha, auchden1913,imBukaresterFriedem fast vtrtiihloserworbenen Theil, habendieRumänen anVulgarienver- loren,dasdieGebur tstott seiner ersten Neichseinheitnurder Ge- walt wieder räumen würde. DadervorvierzigJahrenden Ru- mänen aufgezwungeneTauschsie SchadeundSchandedünkte, müssensie zufriedensein,wennVessarabien,dassichseitein paar

"WochenRepubliknennt,garbisnachKischenew,ihremKischlanu, hinauf, sichihrem Staatsverband einfügt.Obsie dessen Rechts- formwahrenoder ändernwollen,istzunächstihreSache. Nur:

mitGalatzundVraiia alsHafenvororten kannihr Handel nicht

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Kisfchenew-Kiew.« 29I auskommen. Vernunfträth,ihnenKonstanza zurückzugeben,das- Vulgarien entbehrenkann. Räthauch,den inUngarnlebenden Rumänen alledemStaats bestandunschädlichenSelbstverwal- tungrechtezugewähren.Das zarifcheRußlandhat, ohneden

PruthködenRumänienindenKriegzu lockenvermochtunddann ohne wirksamenBeistand gelassen.Das republikanifcheRußland hatesgehöhntundbespien.Mit derWunde von1878verharscht auchdieErinnerungan den Eiswind, dervonBerlin und Wien

«

damals andieUntereDonau wehte.Hier ist rascherundnutzbarer Fkkedmsschlußmöglich.Und Serbien, Montenegro, Griechen- land werden denWestmächtennicht langefüglambleiben-WMU sie sehen, daßRumänien sichinleidlichenFrieden gebettethat.

AuchmitderUkkainerrepublikkann morgen Friede werden, wenn dieKundevomSiegderCentralrada bestätigtwird.Wahr- scheinlichklingtsie.Den Leninisten,derenDünkelsichvermaß,von Petrograd aus die inSintfluthgerisseneWeltvomFluchdesKa- p’.talismuszulösen, naht mähiich wohlderSonnenuntergang.

Nach schnellem FriedensfchlußmitRumänien wäre dieFreiheit derUkraina,imNothfallmitdeutscherund austroiungarischer Waffenhilfe,festzuverbürgen.Nur darfderPolitiker nichtver- gessen, daß sichs hierumLand handelt,demeinauferstandenes Russenreich nicht,wiedembessarabifchen Zipfel,entsagenwird.

Die Ukraina ist noch,wiesie, nachGibbons Schilderung,dieaus- Preußenhingewanderte Gotenhorde fand.»DerReichthuman WildundFischen,die ungemeineFruchtbarkeitdesBodens-der- hohe WuchsdesHornviehs,dieFülledichterVienenschwärme:

AlleszeugtvonderUeppigkeitdieserNatur-« DieKofakemSa- porogerundandere, haben nichtvielfürdasLand gethan.Und anderKornkammer,demHeerdenparadies haftet auchderDuft desältestenRufsenmyihos. Kiew,dervonKis,demältestendrei- erSlawenbrüder, gegründeteWalfahrtort,ist ihmdie Mutter al- lerRussenstädtezehrwürdiger nochalsAowgorodrweilesdie Krippe der russifchenChristenheitwurde.Aus Kiewzbasseit882

«

dieHauptstadtRußlandswar,fuhrdieGroßfürstinOlga, Jgors Witwe,mitgroßemTroßzurTaufe nachKonstantinopeLJnKiew wurde ihrEnkel Wladimir von feinerFrau,derSchwester des KaisersBasilius, überredenmitseinem VolkdenGlauben an

JesusChristuszubekennen.DurchKiewsStraßenwirddasge- stern nochvon Wladimir angebeteteStandbild desflawischen

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292 DieZukunft;

Donnergottes Perun geschleppt,an jederEckeihmdersilberne Kopf,derGoldbart, derRumpfvon zwölf stämmigWilden ge- prügeltund daszerbeulteScheusaldannindenFluß geschleu- dert.Ein UkasdesBekehrten vehmt jeden nochdenGötzenAn- hangenden als FeinddesHeilands und des Großfükstenzbe- siehlt,dieLeichenderungetauften BrüderWladimirs auszugra- ben unddurchdenSegenderChristenptiesterzuweihen.Bei Kiew gräbt sich,imelftenJahrhundert, derPope HilariondieHöhle, diesich,unter demAbtTheodosios,zu demHöhlenkloster,der KiejewopetscharskajaLawra,weitet undüber der bald dann die steinerneKathedrale himmelan ragt.Bisins vierzehnte Jahrhun- dert bleibt, nochindenWirbeln derTatarensluth,Kiew allen Aordslawen dieGlaubenshauptstadtz und kehrtaus litauischer und polnischer Herrschaftindenalten,vonTrennun gweh noch geheiligtenGlanzzurück.Gleich nachderTaufeundVerlobung mußdieGroßsürstin Katharina Alexejewna mitihremPeter-, mitMutter, Schwiegermutter,großem Gefolgeund Schlaswas gennachKiewpilgern. (Unterwegs wird,mithohenEinsätzen, lustig Pharao gespieli.)HinterdenPriestern, MönchenzNon- nen,Heiligenbildernund Kirchensahnentummeln sicham Ein- zugstag dievon Wladimir entthronten Heidengötter;und in der Maske des greisen Stadtgründers KijhuldigteinStudent derKaiserin unddethautpaar. ZehnKlöster, achtzig Griechen- kirchen: sosiehtdie Stadt heute aus,die kaumdreihunderttausend Einwohner zählt,injedemJahr aber beinahe ebensovielePilger umfängt.NachKiewtrugendieKrimtataren denWunsch, sich, mitdemRecht aufSelbstverwaltung derUkraina einzuotdnenz kam vondengalizischen Ruthenen dieZustimmungzudemBe- schluß,demneuen Polennichteinen ZollderUkrainererde von

Eholmland,Podlachien,Wolhynien hinzugeben.JnKiewem- PfahlderBauerkongreßund ein wunderliches »Böikerparlas ment«denEintritt in dieBereinigtenStaaten vonNußland.Die hatdennichtvon Raub oderBettel Lebenden der Leninismus verleidet. Wer ihnaus demFeuermeerausschäumendenHasses retten will, entreißtdemReichRuriks undKatharinens die Rand- länderanderOstseeundamSchwarzenMeer. OhneKiew,Odessa, Charkowwärenicht,würde nie wieder Nußland. Friedemitder Ukraina kannuns nur gedeihen,wenn ihndervon Vernunft aus Chaosentbundene RussenstaatohneGram bestätigendarf.

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Jefuiten inderForschung. 293

Jesuiten in der Forschung.

Wienachfolgenden Ausführungen sind,weitabvon jeder poli- tischenoder kirchlichen Vetrachstungart, ausschließlichnach exaktswissenschiaftlichenGesichtspunkten orientirt. Sie sollenmit Betonung der Fachleistung, gleichsam statistisch,diemerkwürdige Beziehung der Jesuiten besonderszur Mathematik erfassenUnd die Thatfache feststellen,daßeine Reihe der wichtigsten Er- gebnissein dieserWissenschaft auf Mitglieder des Ordens zu- rückzuführen ist. Der Weg zuden Quellen istmit Mühsali gepflastert, abererliefert reiche Ausbeute, selbstwenn man sich begnügt, die Ergebnisse nur anzudeuten. Das Material splc hierinleichit faßlicher Form dargestelltwerden·

Wo man auchian die Pforten derMathematik klopft: stets erscheintder selbePförtneram Thor; und gleicher, dergroße S-chloßbew-ahrerund Auskunftertheiler, der Sachkundige und JWegweiserinallen unendlichen Gänge-n desRiesenbaues, stellt

sichals dem Orden verpflichtetvor. Es ist Jean Etienne Mon- -tucla. Sein Gesch.i-ch-twerk,1754 begonnen, ist klsassischgeworden, erselbst darfalsder HerodotderMathematik bezeichnetwerden«

Ob er esim Orden bis zuden formellenWeihen gebracht hat, weiß ich nicht. Daßer seine Anregung und wissenschaftliche Ausbildung auf einem Jesuitenkolleg, in Lyon, empfing, ist gewiß.Mag sein Werk auchin unserenTagen durchdasmoch monumsentalere von Cantor überholt sein,sobewahrt esden Ruhm als des Ersten,der alles P-ersprengte, schwer Leserliche, kaum Auffindbare zur großen Einheiteiner Geschichte aufbaute, die einst die erschöpfendewar und noch heute ihrenRang behauptet. Richt abzutrennen iftMontucla von L-alande,dem bedeutenden Astronomen, dendieGleichrichtungderStudien an IdemselbensJesuitenkollegrmitihmverband. »Eslwürdevom HWeg -abführen,wenn wir dieses Jesuitenzöglings Sonderspuren am JFirmament verfolgen wollten; hierseinur gesagt,daßer UN-

-gefåhr fünfzigtausend Sterne bestimmteund seine himmlisch-en sWeisheitenmit irdischiem Weltmannsschliff als ,,Dame«n-AstW- -nomie« vortrug. Dem Stern Montucla bestimmteer aber die Richtung: dessengroßartiges Gseschiichitwerkentstand auf sein Drangen und wurde nach seinemTode von Lalande fortgeführt.

DerPförtnerhatuns geöffnetund weistuns indenFlügel derforschsendenObedienten. Wir betreten zuerstdieArbeitstätte des Jesuiten Christoph Scheiner, der eben (vor rund drei- Jahrhunderten) imBegriff steht.einen bekannt-en SatzderPla-

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294 Die Zukunft.

nimetrie aus der Mechanikdes reinen Denkens in diezeich- nerischse Praxis zuverpflanzen. Ererfindet den ,,Storchschsna-—- bel«,ein Werkzeug, das die Lehrevom Parallelogramm in- zweckdienliche Wirklichkeit übersetzt.Man kann damit irgend- welcheZeichnung oder Landkarte aus einem Größienverhältnißs in ein anderes übertragen. Die Erfindung Schxeiners,die bei ihre-m erstenAuftauchen Staunen erregte, kann noch heuteals- ein kleines Wunder betrachtetwerden: sie verleihteinem Zeichen- stift mathematische, ja, künstlerische Denkkraftund giebt ihmdie- Fähigkeit, nach- vorgelegten Originalen Aehnlichkeitinbestimm- temMaßstabzuschaffen.Aber auchindiehöhere Mathesever- stieg sich Scheiner miteinem Verfahren zur mechanischenHer- stellungvon Kegelschnitten,beschrieb-enineiner Lateinschrift,die- 1614 in Jngolstadt erschien. Sein Name knüpft sich nochan ein Phänomen,dassich gerade inden Frostsschauernderaller- neusten Zeit zuunliebsamer Bedeutung ausgewachsen hat: er war der Entdecker der Sonnenflecken, verwickelte sichaus diesem Anlaß ineinen Prioritätstreit gegen Galilei, worin seinAn- spruch aufdas Porrecht der Berechnung sich-er begründet ist.

Aus derBeobachtung derFleckenerkannte er zuerstderen Eigen- bewegung; und vermochte,unabhängig davon, als Erster die Botationzeit der Sonne und die Lageihres Aequators zube- stimmen. Fügenwir hinzu, daßerdieersteKarte derMond- berge entwarf, daßersich auchinder Optik durch·ein Experi- ment verewigte, das noch heut seinenNamen trägt, so ergiebt sichiein höchst stattlich-erAusweis zu Gunsten dies-esForschers, der in NeisseNektor des Jesuitenkollegiums wurde.

Der Jesuit in der benachbarten Arbeitzelle istFranz von Aiguillon, genannt Aquilonius, geboren 1566 in Brüssel,der Ersteseines Zeichens,derin Belgien Mathematik lehrte. Aus- gehendvon physikalischen Betrachtungen, dieerzueinem Sechs- bänder über Optik verdichtete, gelangteerzur Projektions-Lehre, besonders zur prsojektivischen Abbildung kugeliger Gebilde auf Ebenen. Eigentlicheine phantastische Beschäftigung:dasAuge- desBetrachters vertiseft sichinden Mittelpunkt derErde, wan- dert an die Oberflächeund fliegtbis indieUnendlichkeit,be- festigtsichan denPolen gedaschter Kugeln,um dieabzubildenden Punkte des Erdglobus in bestimmten Perspektiven zuerfasse·n..

Aber das Phantastische liegtnur inderMethode, währenddie Ergebnisse den praktischen BedürfnissenderKartenentwürfedie- nen. Längst sinddieNamen ,,orthogrsaphische««,»stereographi- sche«sProjektioniinl alle Abhandlungenübergegangen;zumerst-en

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Jesuiten inderForschung. 295 Mal wandte sieAquilvnius an, deranf xdiesemGebiet denNang eines Pfadfinders verdient.

Ganz im Abstmkten schwebte seinOrdensbruder, der bel- igische Jesuit JeanCharles delaFaille Sein in Antwerpen

1632gedrucktesWerk »Theorcmata decentro gravitatispartium circuli etellypsis« beschäftigtsichmitAufgaben,Die,vom Stand- PUUkt Unserer Zeit gesehen,miteinem unmöglichen »Wenn«Ope- -riren. »Wenn« die Quadratur des Kreises gefundenwürde, sso beweistder scharfsinnigeJesuit, dann ließe sichder Schwer- punkt jedes Kreisabschnittesbestimmen;und er liefertauchdie Methode, aus derKenntnißderSchwerpunktedieQuadraturab- .zuleiten. Genau einVierteljahrtausend später hab-enLindemann und Weierstraßdas voraussetzende »Wenn«aus dem Gebiet der lebendigen Hoffnung herausgeschafft und aufdem großen Friedhof der Unmöglichkeiten begraben. Der belgische Jesuit manövxirtealso eigentlich im Felde des Unerfüllbaren,wenn sauch seineBeweisführung allen Anforderungen derinsichge- schlossenen mathematischen Logik entsprochen habenmag.

GroßenRespekt hättenwir dem Nächstenzu bezeugen, dessenName aufewsig mit einem zum eisernen Bestande der

«WissenschaftgehörigenSatze verbunden bleibt. Manchem der von der ,,Guldinsch.enRegel« als von einem Verfassungartikek der Nanmlehre vernommen hat,wird esüberraschemzuerfah- ren, daß auchGuldin ein Jesuit gewesenist.Seine einprägs same Regel, diesich-imWesenskern mitdem Beweis desDela Faille berührt, besagt: daßder Jnhalt jedes Umdrehungkörpers gefunden wird,wenn man die Größeder Drehflächemit dem Wegemultiplizirt, den derSchwerpunkt dieser Fläche beschreibt.

Ein eleganter Satz,denzwei schöneKennzeichenzieren: dieAll- gemeinheit und eine dem Beweisevoraneilende KraftdesEin- 1euchtens. Und dennoch:der Lorber sitztnicht sonderlich-fest auf dem Haupt des Paul Guldin. Denn der Name Guldinsche Regel besteht sozuUnrechtwie derName »Amerika«,derdie Ehre aufden Nachfahren Amerigo Vespucci häuft, ohneVVU dem wirklichenEntdecker Notiz zunehmen. Keplerund Rocca hattendieSchwerpunkt-Weisheit vor Guldin. Und auchdamit wären wir noch nichtbeim ursprünglichen Finder. Der wohnte in Alexandria, hieß Pappus und hatteden schönenNotation- -satzschon zwölfhundert Jahre vor Guldin entdeckt. Ungerechte Bevorzugung in der Titulatur iftnicht vereinzelt und gehört mit vielen anderen indas langeRegister, das uns von den Launen der Dame Wissenschafterzählt-

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296 - DieZukunft.

Mit dem Werdegang unseres Leibnizbleibt derName des Jesuiten Honoratus Fabri verbunden, nicht geradeinnig, doch immerhin merkenswerth Fabri wiarJesuit amOrdenskollegiumt in Lyon, wurde später nachsRom berufen und wirkte dort in hervorragendem Amt am Gerichtshof der anuisition. Er in- quirirteaber auchdie Niathemsatik;und seinWerk von 1659

«SynopsisGeometrjca« gehörteneben den Exaktfchsrifteneines Huyghens, Descartes und Pasoal zu den Grundlagen, aufl denen Leibnizseine eigenen Viedeutsamkeitenauszubauenverstand.

Handeltees sichim Falle Guldin um ein Nach.entdecken, soscheintin dem folgendendie Gleichzeitigkeithervorragender Geistesthaten vorzuliegen. Jgnacse Gaston Pardies, Magister

am Jesuitenkollegium von Pau, untersuchte die Eigenschaften der merkwürdigenKrummlinie »Eykloide«und erkannte dabei, daßein Schiwerkörper,der aufeinem sabsteigenden Eykloidems arm gleitet, stetsin genau der selben Zeitbeim«Tiefpunkt nn- langt, einerlei, inwelcher Entfernung erdieFallbewegung be- ginnt. DieseAnsage gehörtzu den Ueb-errasch-ungsåtzen·,die sich abseits von jedervorbestehenden Evidenzentwickelt haben;

aus der Unendlichkeitall-er Kurven hebt sichdie Eykloide durch den Gleichzeitfall als ein vereinzeltes Wunder heraus. Jndie Ehren der Veweisfindung theilensichPardies und Huyghens, die fastzugleich-er Zeit, unabhängigvon einander, schufen.

Bis indie Tiefschsichtender Geometrie führendie gelehr- ten Traktate des Girolamo Saccheri, beinah-ebis in dieUr- gründe,wo dieZweifelan derAlleingiltigkeit derEuklidischien Sätze wurzeln. Sacchieri(1667bis 1738)war Jesuit und be- wahrte seine Lehrthåtigkeitan dem vom Orden geleiteten Kol- legium derBrera inMailand. Er hat seinenRuhm· nichter- lebt und dieTragweite seinerUntersuchungen auchswohlkaum.l geahnt. Erstein Jahrhundert später setztean einem von Sac- kheri erreichtenPunkt jenegrundstürzendeKritik ein,dieeine

»Nicht-Euklidische«Geometrie abspalten sollte. Er selbstbe- kannte sich noch festzuder Ausschließlichkeitdes Euklid;und dennoch mußman heute,wenn man nach Bolh.ai,Lobatschefkij und Riemann von einer Uebergeometrie redet,dieStammlinie des revolutionären Gedankens aufSaccherizurückleiten.

Zweiandere Jesuiten, Gregorius von Sanct Bincentius und Alfons Anton deSa.rasa, findenwir aufgleichlaufenden Wegen zuden selben Erkenntniszzielen. Es gingihnenähnlich wie den Alchemisten,die Gold machenwollten und Porzellan- im-Tiegelfanden. Das Gold-Phantom blieb auch für siedie

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Traumz 297 Quadratur des Kreises; und als höchst VerwekthhakesNeben- produktergab sichbeiihnendasAuftretenvon Logarithmenbei gewissen eigenthümlichi begrenzten Flächenråumen. Das große Werk des Gregorius erschiengegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs inder ungeheuren Ausdehnung von 1225 Folioseiten Die Literatur nennttim Zusammenhang damit als Beurtheiler fürund gegen nocheine Reiheanderer Männer, darunter Leo- taud und Tacquet, diejedenfallsineinem Punkt übereinstimm- .ten: sie gehörten allesammtzur Kongregation derJesuiten.

Hättenwirunser Thema nicht auf dieseallein gestellt, son- dern auf andere Ordensgemeinschaftenund darüber hinaus überhaupt Priester, Klösterliche, Domherren, Aebte, Professo- ren der Theologie zum Wettbewerb zugelassen,sowürden wir überhaupt schwerlichans Ende gelangen. Oft erscheinen siein der GeschichtederMathematik als die Stützender forschenden Gesellschaft; um nur einige der allerberühmtesten außerder Reihe zu nennen: Cavalieri, der Jesuat und Schöpferder Jndivisibilien, Pater Mersenne und Nicolaus Cusanus, der, zwischen Theologie, Philosophie, Juristerei und Mathematik schwebend,beieiner. besondersgelungenen Schwingung bis zur Höheeines Kardinals aufstieg. Sehranspruchsvolle Leserkönn- ten dieLeiter nochweiter nachoben verlängert wünschen. Jhre Forderung soll erfülltwerden. EinstlehrteinNeims ein ge- nialer Mathematiker, der neben anderem« Perdienstlichen die arabischen Ziffernins Abendland einführte. Nach seinerbür- gerlichenMatrikel hießerGerbert; alsSilvesterderZweite ist er anno 999 Papst geworden. Mathematischs gesprochen,be- deutet seinepersönliche Laufbahn die einmalige Lösungeiner

deispiellos schwierigen Maximal-Aufgabe ,

Charlottenburg Alexander Moszkowskks

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Traum.

IS war,alsfäße ichiim-Theater. Die SzeneeinfreierPlatzin

- einem Dorf; inderMitte eine uralte,mächtigeLindei Jch konnte Alles unterscheiden,trotzdemAlles inFinsternißlag. Der Porgrund angefülltmitMensch-en;ganz vorn, etwas von»den übri- genabgesondert, derSprecher-. Sprecher mitwundertiefer, wundc:- weich-erStimme;so hatte ich sieeinmal inJünglingstagenvon einein Mönchegehört.Der Sprecher derKlager:erklagte dieungeheukte

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- des rusfischenMarxismus und der Kreuzlinie Bakunins habe ich im dritten Dezemberheft (,Das fahle Pferd «) zu zeigen versucht, Dem weiträumigenGedankenzeughaus Bakunins entnahm

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