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Der Baumeister, Jg. 33, Beilage, Heft 3

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BEILAGE ZUM>BAUMEISTER<

MÄRZ 1935 e M ONATSHEFTE FÜR BAUKULTUR UND BAUPRAXIS » H E F T 3

Ü b erlau f vom Kongom eer ins Tschadseebeclten, 100 m Höhenunterschied

ERSCHLIESSUNG AFRIKAS DURCH BINNENMEERE

S A H A R A B E W Ä S S E R U N G D U R C H M IT T E L M E E R S E N K U N G E in Vorschlag von Ilcrm a n Sörgel und B ru n o Siegivart

Vorwort der Sch riftleitu n g : Im Nachfolgenden gehen w ir als Erstveröffentlichung einen Vorschlag desselben Verfassers wieder, welcher in H eft 5 des 29. Jahrgangs (1931) des Baum eisters Anregungen für Neulandgewinnung am M ittelm eer veröffentlicht hat. W enn derartige Projekte zunächst auch utopisch oder praktisch schwer erreichbar scheinen mögen, so eröffnen sie doch neben der Anregung, welche sie der Architektenphantasie und dem Landschaftsgestalter geben, Perspektiven au f eine ganz neue A rt völkerumfassender technischer Aufgaben. U nter dem Gesichtspunkt eines ausgezeichneten Aufsatzes über „P ro b le ­ me der Geopolitik — Großraum A frik a“ von D r. H ubert Hager im „Völkischen Beobachter“ , M ünchner Ausgabe vom 17. F e ­ bruar 1935, gewinnen die folgenden Ausführungen eine höhere Bedeutung. D ie Schriftleitu ng D er K am p f ums Dasein ist nichts anderes als ein K am p f um

den Lebensraum . W ill das Abendland, d. h. die weisse Rasse und K u ltu r Europas, nicht untergehen, so muß A frik a erobert und w irtschaftlich nutzbar gemacht werden. A frik a ist das einzige Land ganz großen Ausmaßes, das noch unausgebeutet auf der Erd e zur Verfügung steht. D ie Lage zu Europa ist außerordentlich günstig und die Erschließung bedeutet für den Bevölkerungsüberschuß und die Ernährung Europas eine Lebensfrage. Ein e Erschließung im Sinne der alten K o lon ial­

p olitik genügt nicht: aus Europa und A frik a muß eine W irt­

schaftseinheit im Sinne Atlantropas werden. Das ist durch die moderne Technik möglich (siehe H . Sörgel: „A tlan tro p a“ , Verlag P ilo ty & Löhle, M ünchen). D er Zeitpunkt zur notwen­

digen Einbeziehung A frikas in den europäischen W irtschafts­

kreis ist gekommen, w eil sich sonst Euro pa selbst zerfleischt, eine Beute der zehnmal so bevölkerungsstarken Gelben w ird und w eil A frika zur Selbständigkeit erstarkt oder von anderen E rd ­

teilen erobert w ird. (Indische A rbeiter, japanische W a re n !) W ie ist die technische Erschließung A frikas m öglich? Belgien besitzt etwa 40 meteorologische Stationen im Kongogebiet.

Das Museé océanographique in Monaco enthält die hypso­

m etrischen K arten von A frik a m it den Höhenkurven über und unter + 0 in Abstufungen von 200, 500, 1000, 2000 M etern.

Diese beiden Quellen bilden die Unterlagen zu dem Pro jek t einer Erschließung Innerafrikas durch große Binnenm eere, dessen Resultate im folgenden zum erstenmale veröffentlicht werden. E s ist die ergänzende Erw eiterung und Bekrönung des bekannten Atlantropaprojektes einer Saharakultivierung durch Mittelm eersenkung.

Nach Ansicht der Geologen w ar der tiefste T e il des Kongo­

beckens einst ein Binnensee. B is zur Höhe von 500 M eter über dem Meere ist das Becken vollkom m en geschlossen m it Aus­

nahme des Kongoausflusses beim Stanley Pool, so daß man durch eine Staum auer an dieser Stelle wieder einen Süßwasserbinnen-

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B 38 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE H EFT 3

sec von gewaltigen Ausmaßen erstehen lassen kann. E r schließt eine Fläche von 900000 Quadratkilom etern ein. Dabei wird nur ein Land vernichtet, dessen K lim a nach deutschen und belgischen Berichten dem W eißen durchaus unzuträglich ist, hauptsächlich wegen M alaria und Schwarzwasserfieber, und wo selbst viele Schwarze der Tse-Tsc-Fliege erliegen. W enn die W eißen A frika auf die Dauer beherrschen wollen, so darf die Überzahl der Schwarzen ihnen gegenüber nicht zu groß werden.

Also haben sie ein Interesse daran, Gegenden zu vernichten, wo nur der Schwarze leben kann. Dazu komm t, daß die w ert­

vollen Bergwerke fast ausschließlich in den höheren Gegenden

liegen, die durch die Seenbildung und den Wasserweg natürlich leichter zugänglich werden.

Vom Stan ley Pool bis zum eigentlichen Kongobecken ist die Entfernung noch etwa 80 Kilom eter. H ier verläuft der Kongo in einem re lativ engen T al. Die Enge dieses Tales ist für die Sperrung günstig, die oberste Staum auer w ird möglichst ta l­

aufw ärts gelegt. Der Stanley Pool w ird auf 300 M eter, also nur einige M eter höher als sein jetziges Hochwasserniveau gestaut, so daß die Stad t Leopoldville im Trocknen bleibt. Der untere Kongo kann in vier Staustufen fü r Kraftw erke ausgebaut werden.

Oberhalb einer jeden Staustufe entsteht bis zur nächsten ein länglicher See. Wegen des großen Querschnittes ist die W asser­

geschwindigkeit in diesen Seen sehr gering, so daß günstige Bedingungen für die Binnenschiffahrt gewährleistet sind. D ie vielen Strom schnelleil und Fälle verschwinden durch Ü b er­

flutung. Hochseeschiffe werden ohne Sc/uvierigkeiten in den großen Kongosee und weiter hinauffahren und so Z e n lra la frik a erschließen.

Auch werden sie nicht wie in den großen nordamerikanischen Seen bzw. im Lorenzostrom einen T e il des Jahres durch den Frost lahmgelcgt. W enn man die oberste Staum auer zuerst baut, so können alle ändern im Trocknen ausgeführt werden. Um B a u ­ zinsen zu sparen, wird man den Damm m it zunehmender F ü l­

lung allm ählich, d. h. also möglichst langsam, ausbauen.

D ie jährliche Gesamtwassermenge des Kongo ist ca. 12000cbkm oder 40000 cbm/sec. Daraus resultieren durch das verdoppelte Gefälle (infolge der Stauung!) 240 M illio n e n Pferdekräfte. E n t­

nim m t man von diesen 240 M illionen anfänglich 30 M illionen P S und steigert sie während der Füllungszeit des Kongobeckens auf 60 M illionen P S , so ist das Kongobecken in ca. 133 Jah re n gefüllt.

Nördlich vom Kongobecken bildet der Tschadsee das Zentrum und die tiefste Stelle eines weiteren, allseitig abgeschlossenen Beckens. Der Süßwassersee, dessen Spiegel etwa in einer Höhe von 240 Meter über dem Meere liegt, hat keinen Abfluß. Die Flüsse laufen ihm von allen Seiten zu. Das gesamte Tschadsee­

becken ist — soweit aus den K arten ersichtlich — ungefähr bis zu einer Höhe von 400 Meter über dem Meere geschlossen, könnte also bis zu dieser Höhe und Ausdehnung m it W asser gefüllt werden. Da, wo der Ubangi, der größte nördliche, rechts­

ufrige Zufluß des Kongo, ein K n ie nach Norden m acht — näm lich bei ca. 5° nördlicher Breite und 18° östlicher Länge — nähern sich Kongo- und Tschadseebecken, so daß man verhältnism äßig leicht einen Durchstich und Ü b erlau f ( m it K ra ftw e rk ) vom Kongobecken in das 100 Meter tiefer liegende Tschadseebecken hauen kann. So wird die Füllung des Tschadseebeckens und eine W asserstraße als Ergänzung der Trans-Saharabahn bis zum M itteljneer möglich. A frika wird von innen durch Süß­

wassermeere und Schiffahrtswege sowie durch W asserwerke und Fernkraftleitungen erschlossen. D ie großen W asserflächen erzeugen durch Verdunstung Niederschläge und Fruchtbarkeit.

Die meteorologischen und klim atischen Folgen kann man zwar nicht m it Sicherheit vorausbestimmen; sie sind im Rahm en des Gesamt-Atlantropaprojektes aber unwesentlich. Denn der Niederschlag braucht nicht einmal in das gleiche Einzugsgebiet zu fallen, in welchem er durch Verdunstung entstand. W enn er in ein anderes, benachbartes, z. B . in dasjenige des Zambesi oder des N il fällt, so geht von der Gesam tleistung nichts ver­

loren. Diese wird nur zum T eil an andere Stellen verlegt. Das kann unter Umständen sogar von V orteil sein: D er W in d über­

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H E F I ' 3 D E I I B A U M E IS T E R / M Ä liZ 1935 / B E I L A G E B 39

Eu ro p a und die W elt beim Beginn des Im p erialism u s A u s : ,,Problem e der GeopolitikGroßraum A frik a

Entwicklungstendenzen der K ra ftlin ien fe ld er in der Nachkriegszeit von D r. I I . H ager (V o lk . Beobachter vom 17. Feb ru ar 1935)

nim m t die Kraftübertragung, er besorgt sie ohne Energieverlust und kostenlos. Oder m it anderen W o rten : E s vollzieht sich eine erwünschte Dezentralisation der am unteren Kongo auf re lativ geringen Raum konzentrierten Krafterzeugung. W as das be­

deutet, und wie ungeheuer die K ra ft des Kongo, von dessen Nutzbarm achung man bisher keine Ahnung hatte, in W irk lich ­ keit ist, davon kann eine Übersicht der ausbaufähigen W asser­

kräfte der Erd e eine Vorstellung- geben.

Ausbaufähige W asserkräfte der E rd e in M illio n e n P S A. Ohne Atlantropaprojekt

Europa 601 „

A frika 190| ' ' ' ' A m e r ik a ...120 Übrige W e lt ...80

B . M it Atlantropaprojekt Atlantropa (d. i. Eu ro ­ pa und A frika . . . . 500*

A m e rik a ... 120 Übrige W e l t ... 80 700“

(H icrvon sind bis jetzt nur 33 ausgebaut, und zwar: Europa [m it A frika] 13,1 — Am erika 17,6 — Übrige W e lt 2,3 M ill. P S .) F ü r die Kraftleistung komm t noch folgendes in B etrach t: Die innere Z irk u la tio n des Wassers in A frik a erhöht die Leistung.

W enn das in einem der neuen Afrika-Seen verdunstete Wasser

— am Tschadsee nim m t man die jährlich e Verdunstungshöhe m it 4 Meter an — durch den W in d in einen Sec, der höher liegt, verschleppt w ird und dort als Regen niederfällt, so erzeugt dieses W asser auf dem K raftw erk, das die Gefällstufe zwischen beiden Seen ausnützt, eine gewisse M ehrleistung gegenüber dem,

* A ls o d as D o p p e lte w ie b is h e r a n g e n o m m e n . D ie 250 M illio n e n P S Ü b e r s c h u ß e n ts p re c h e n d e n r u n d 1000 M illio n e n T o n n e n K o h le n , d ie h e u t e a u f d e r E r d e z u r K r a f t e r z e u g u n g d ie n e n . D ie

schwarze Kohle

k a n n also d u r c h d ie w e iß e K o h le A t la n t r o p a s

voll und ganz ersetzt

w e rd e n !

was die norm al nach dem Meere ablaufende Wassermengc leisten würde. (H ie r ist das „W e n n “ noch recht groß! D ie Schriftleitung.)

Jedes Wassercpiantum , das durch solche Mehrleistungen frei und verfügbar w ird, kann man für die K u ltivie ru n g der nörd­

lichen Gebiete Afrikas verwenden, so daß sich schließlich die Bewässerung der Sahara durch Mittelm eersenkung (wie sie in dem Buche „A tla n tro p a “ ausführlich dargelegt ist) und die Erschließung Innerafrikas durch Binnenm eere (wie sie hier kurz skizziert ist) in die Hände arbeiten und in einem großen neuen E rd te il „A tla n tro p a il gipfeln. Atlantropa m it 40,4 M illionen Quadratkilom eter wäre dann auch territo rial q u an titativ einem Panasien m it 42 M illionen und einem Panam erika m it 43 M il­

lionen Quadratkilom etern gewachsen.

D er Grund, warum Europa die höchste K u ltu r ausbilden konnte, liegt darin, daß Europa außerordentlich günstig von Meeres­

teilen durchsetzt ist. D er Grund, warum A frik a noch unaus- gebeutet und jungfräulich ist, liegt darin, weil es ein durch W asserstraßen unzugänglicher riesiger Erdblock ist. Aus der N ot kann die moderne Technik eine Tugend machen, indem sie im Innern A frikas Binnenm eere schafft und so die Schätze eines ganzen ungeheuren, aber noch schlafenden Erd teils in den W irtschaftskreis Europas einbezicht. D ie Jahrhunderte haben uns und unserer Technik A frika gleichsam wie eine gefüllte, unangetastete Sparkasse aufgehoben. Den Schlüssel, die Brücke zu diesen Schätzen, als da sind: Siedlungsland, N ahrungsm ittel und Rohprodukte, bilden der Gibraltardam m m it seinen E le k triz i­

tätswerken und die Bewässerungsm öglichkeit der Sahara durch das Atlantropakraftnetz. Im beschränkten Raum w ird die Technik dem Menschen schließlich zum U nheil, im weiten W irklingsfeld aber zum unersetzlichen Bundesgenossen.

GROSSRAUM EURAFRIKA

H in w eis a u f einen A u fsatz von D r. I I . H ager im „V ö lkisch en Beobachervom 17. Feb ru ar 1935 D ie Spannungen zwischen Abessinien und Ita lie n (m it Jap an

im Hintergründe, das Geld, Menschen und Friedens- wie Kriegs­

m aterial nach Abessinien einführt) lenken die B lick e der Öffent­

lich keit in erhöhtem M aße auch in Deutschland auf einen E rd ­ teil, dessen Früchte bisher von europäischen Völkern zwar geerntet, aber meist nur in wesentlich geringerem Maße gesät worden sind.

D r. H ubert Hager weist in seinem vorgenannten Aufsatz die großen historischen und geopolitischen Linien auf, die geeignet sind, Europa auf lange Zeiträum e hinaus seinen Platz im neuen geopolitischen K raftfeld der Erd e zuzuweisen.

So würde zwischen dem großam erikanischen und dem asiatischen Großwirtschaftsraum (Eurasien) der europäisch - afrikanische Großwirtschaftsraum für sich organisch bestehen können (Eur- afrika). Jed er dieser drei W irtschaftsräum e könnte für sich autark aufgebaut werden und dann in fruchtbringenden G üter­

austausch m it den zwei anderen Großräum en treten.

W enn sich gleichzeitig die M en talität der Völker von liberali- stischem Egoismus zu gesundem N ationalitätengefühl umbilden ließe, könnten neue Kriege und W eltbrände nur noch durch pathologische und hysterische Störenfriede entzündet werden.

Harbers

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DER BAUMEISTER / MARŻ 1935 / BEILAGE HE FP 3

SCHULHAUSBAU UND ERZIEHUNG IN DER SCHWEIZ

Die Volksschule des Kantons Zürich ist organisiert gemäß den Bestim m ungen der kantonalen Gesetze und Verordnungen.

D ie Schulpflicht dauert acht Ja h re und ist erfüllt am Ende des Schuljahres, in dem das 14. A ltersjahr zurückgelegt ist. Organi­

satorisch gliedert sich die Volksschule in drei Elem entarklassen:

1. bis 3. K lasse; drei Realklassen: 4. bis 6. K lasse; zwei Ober- stufcnklassen: 7. und 8. Klasse, und drei Sekuudarklassen. Die dritte Klasse der Sekundarschule ist faku ltativ.

W ie bei allem, so läßt sich auch bei der Volksschule eine fort­

währende Entw icklung feststellen. Als Beginn derselben mögen die Bestrebungen gewertet werden, die schon in der M itte der achtziger Ja h re des vorigen Jahrhunderts m it der Einführung der Knabenhandarbeit einsetzten.

Im Arbeitsprinzip entstand die neue Methode, die w ertvolle Eigenschaften des Schülers entwickelte. Sozialpädagogische E in ­ richtungen sind eine w ertvolle Ergänzung. Durch Spielnach­

m ittage, erweiterten Turnunterricht w ird die körperliche E n t­

wicklung unserer Jugend gefördert. Vorzügliche Sammlungen und Übungsräume ermöglichen eine Unterrichtsgestaltung, die im Interesse des Kindes liegt. F ü r den H ausw irtschaftsunter­

richt der Mädchen dienen Schulküche und Hauswirtschaftsraum . Nebst dem bereits Angeführten ist auch dem Schulhausbau alle Aufm erksam keit geschenkt worden. Freundliche, helle und gut belüftbare Räum e sind eine Vorbedingung für ein freudiges Schaffen. D er neuzeitliche U nterrich t erfordert verm ehrte Räum e, W erkstätten, Turnsäle und Spielwiesen. W ohl wird dadurch der Schulhausbau wesentlich verteuert; es muß dies jedoch im Interesse der Schüler in K a u f genommen werden.

So ist auch das neue Schulhaus Buh nrain den neuzeitlichen Anforderungen angepaßt. Freundliche, helle Schulzim m cr emp­

fangen die Schüler; die Zim m er selbst sind kleiner gehalten, ln einem Prim arschulzim m er können 48 und in einem Sekundar- schulzimmer 36 Schüler aufgenommen werden. D ie Anforde­

rungen. die heute an Lehrer und Schüler gestellt werden, be­

dingen kleinere Schülerzahlen. Als M obiliar ist durchwegs die freie Bestuhlung eingeführt. B is jetzt wurden für die Bestuhlung von Klassenzimmern Schulbänke verwendet, deren H auptm erk­

male die starre Verbindung von Tisch und Sitzgelegenheit ist.

B e i der freien Bestuhlung m it Stahlrohrschulbank ist der Stuhl sowie die Tischplatte verstellbar.

D er dritte Stock ist für die Sekundarschule reserviert; nebst den acht Klassenzimmern ist ein vorzüglich eingerichteter Zeich­

nungssaal für Freihand- und technisches Zeichnen vorhanden.

D ie Bestuhlung ermöglicht den Schülern, stehend oder sitzend ihre A rbeit auszuführen.

E in Dcmonstrations- und Ubungszimmcr für Laboratorium s­

arbeiten ist ebenfalls im dritten Stock. E s ist eine Kom bination, die vollau f den Zweck erfüllt, dem sie zu dienen hat.

Im ersten und zweiten Stock befinden sich 14 Prim arschulzim m er

und zwei Arbeitsschulzimmer nebst einem H ausw irtschafts­

raum . D er letztere dient dem U nterricht für die M ädchen der 7. Klasse, in der Hauptsache jedoch der Gewerbeschule. D urch das Obligatorium der Fortbildungsschule für die der Schule ent­

lassenen Mädchen sind diese Räum e notwendig.

Im Erdgeschoß finden w ir sodann alle jene Räum e, die für den Knabenhandarbeitsunterricht erforderlich sind. Daneben die Schulküche, ein H ortlokal, Brausebad und Sanitätszim m er.

D ie Schulküche entspricht ebenfalls den neuesten Anforderungen.

Je zwei Doppelkochherde, einer m it Gas und der andere m it Ele k triz ität, ermöglichen den U nterricht für 20 Schülerinnen.

Sie w ird von den Mädchen der 8. Klasse sowie von der Gewerbe­

schule für den hauswirtschaftlichen U nterrich t benützt.

D er Schülerhort dient zur Speisung unbem ittelter Schüler oder solcher, bei denen beide Eltern der A rb eit nachgchen. Diese K in ­ der können somit von der Straße fcrngchaltcn werden. D ie Größe des Raum es ermöglicht die Aufnahme von 50 K ind ern, die unter Aufsicht einer H ortleiterin daselbst verpflegt werden können.

F ü r die Schülerspeisungen, M ilch und Suppe, dient auch der K orrid or, wo Tische und Bänke vorhanden sind und der auch hei schlechter W itterung als Aufenthaltsraum von den Schülern benützt werden kann.

D er Handfertigkeitsunterricht für Knaben hat in den letzten Jahrzehnten einen starken Aufschwung genommen. In allen neuen Schulhäuscrn sind denn auch W erkstätten erstellt worden.

Dies trifft auch beim Schulhaus Buhnrain zu. In einer H obel­

und einer M etallw erkstatt werden die Knaben der 7. und 8. Klasse sowie diejenigen der Sekundarschule unterrichtet. M it E ife r und Geschick w ird hier gearbeitet, und mancher Knabe ist durch diese Tätigkeit zu seinem späteren Berufe gekommen. F ü r die 7. und 8. Klasse ist dieser Unterricht obligatorisch und beträgt pro W oche 4 Stunden, für die Sekundarschule ist er fa k u lta tiv und w ird außerhalb der Schulzeit abgehalten.

Anschließend an die W erkstätten wurde ein Brausebad errichtet m it Garderoben für Knaben und Mädchen. E in Sanitätszim m er für den schulärztlichen Dienst bildet den Abschluß.

W ie bereits erwähnt, nimmt auch im neuzeitlichen U nterricht das Turnen und Spielen einen erheblichen Raum ein. D ie F o r­

derung, möglichst im Freien turnen zu können, kann bei diesen großen Anlagen verw irklicht werden.

Ein e Doppelturnhalle sowie zwei große Spielwiesen und der Turnplatz vor dem Schulhaus ermöglichen eine reibungslose Abwicklung des Turn- und Spielbetriebes.

Von der Stad t Zürich ist hier ein W erk geschaffen, das volle Anerkennung verdient. Fü r die Jugend nur das Beste! Diese Parole haben die Behörden der Stadt Zürich beim Schulhausbau befolgt. W ir danken ihnen dafür.

Der Präsident der Kreisscliulpflege G la tta l:

A . Ackerm ann

GRUNDSÄTZLICHES ÜBER SCHULHAUSBAU IN DER SCHWEIZ

Von Dr. Roland Rohn, Zürich

D e r V e r ö f f e n t l i c h u n g d e r n e u e n S c h u l h a u s a n l a g e i n S e e h a c h b e i Z ü r i c h l a s s e n w i r h i e r a l l g e m e i n e A u s f ü h r u n g e n d e s A r ­ c h i t e k t e n ü b e r g r o ß s t ä d t i s c h e S c h u l h a u s b a u f r a g e n i n d e r

S c h w e i z f o l g e n . D ie Scliriftleitu n g

( A u s : „ N e u e Z ü r c h e r Z e it u n g “ v o m 28. X . 34, B e ila g e . )

Über das Them a „Schulhausbau“ ist in den letzten Jah ren sowohl von Pädagogen u n d H ygienikern als auch von A rch i­

tekten lebhaft diskutiert worden. Die Gründe für die neu in:

Leben gerufene Diskussion sind wohl in erster Lin ie in den ver änderten, nachW ahrheit strebenden architektonischen Anschau ungen zu suchen, die die bauliche Gestaltung unm ittelbar aui den menschlichen Bedürfnissen geistiger und körperlicher A r heraus zu entwickeln suchen, im Gegensatz zu manchen früherei Architekturperioden, in denen oft der äußere architektonisch<

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H EFT 3 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE B 41

Ausdruck den inneren Raum bedürfnissen widersprach. — In Zürich ganz besonders w ar das Interesse fü r die Fragen des Schulhausbaues um so reger, als infolge der durch die Kriegs­

und Nachkriegszeit bedingten Zurückhaltung im B a u von Schul- liäusern, sowie infolge der Eingem eindung verschiedener Vororte die Erstellung mehrerer Schulhausbauten dringlich geworden war. In den letzten Ja h re n sind in Zürich mehrere Schulhäuser neuzeitlicher Baugesinnung zur Ausführung gekommen und w eitere harren ihrer Projektierung und Ausführung. Das von der Stad t Zürich in den letzten Jah re n aufgestellte Schulhaus- bauprogramm, dessen V erw irklichung den Behörden in diesen schweren Krisenzeiten nicht leicht fällt, dürfte der Gesamt­

bevölkerung zum W ohle gereichen; denn gute Schulhausbauten bilden eine Voraussetzung für die Heranziehung einer geistig und körperlich gesunden jungen Generation.

W elches sind nun die Gedanken, die in neuerer Zeit, zum Teil au f gesunder, beinahe selbstverständlicher, zum T eil auf ge­

fühlsmäßig-einseitiger und oft die wirtschaftlich-technischen Gesichtspunkte vernachlässigender Grundlage in die Diskussion über neuzeitlichen Schulhausbau geworfen w urden? E in e dieser w ichtigsten Anschauungen ist wohl diejenige, die Schulhäuser w irklich für die K in d er zu bauen, d. b. ihnen ein ihrem A u f­

fassungsvermögen entsprechendes, aufgelockertcs und kleines Raum gebildc zur Verfügung zu stellen. Die Schulbauten sollen deshalb gesund sein und gut belüftete und belichtete Scliul- zimmer besitzen; sie sollen m öglichst m it der N atu r verbunden werden, nam entlich aber auch einen ungezwungenen, schlichten und fröhlichen Aufenthaltsort für die K ind er bilden, in welchem sic sich wohl fühlen; eine Auffassung, die der monumentalen, starren und weltfrem den A rchitektur widerspricht.

Diese Anschauungen haben ihren unm ittelbaren Ausdruck im Flach b au erhalten. D ie sogenannten „Schulbaracken“ der Stadt Zürich zeigen, daß diese Anschauungen schon früher aktuell gewesen sind. D er Flachbau zieht die crdgescliossigen Schul­

bauten den mehrgeschossigen Anlagen vor. D ie Erdverbunden­

heit wie auch der kleine M aßstab entsprechen zweifellos dem kindlichen Gemüte. B e i kleinem Raum program m , d. h. bei einer kleinen Anzahl der Scliulziinm er — etwa zwei bis vie r Schul- räum en — ist dieses Bausystem nicht ungeeignet, obwohl ihm verschiedene N achteile anhaften. E in solcher liegt in der er­

schwerten Isolierung der nicht unterkellerten Räum e gegenüber dem Erdboden; ferner sind bei nebliger W itteru ng die Erd- gesehoßräume gegenüber höher gelegenen Räum en in hygieni­

scher Beziehung im N achteil. W ie Erfahrungen gezeigt haben, ist die Verbundenheit m it der N atu r im Flachbau zum größten T eil illusorisch; denn der U nterrich t im Freien unm ittelbar vor den Klassenzimmern bat sich wegen der gegenseitigen Störung der Klassen als unmöglich erwiesen. Auch der direkte Ein- und Ausgang von den Klassenzim m ern aus hat sich m it Rücksicht au f die verm ehrte Beschm utzung der Räum e nicht bewährt.

B e i großem Raum program m , d. h. bei vielen Scliulzim m ern, führt der Flachbau außerdem zu einer sehr weitläufigen, in ve r­

kehrstechnischer H insicht nachteiligen Anlage. Ferner ergibt sich beinahe zwangsläufig eine rhythm ische W iederholung der parallel gestellten Klassenzim m erflügel, so daß kleine, dreiseitig abgeschlossene Binnenhöfe entstehen, wodurch der freie Z u tritt von L u ft und L ic h t behindert w ird. Auch die freie Aussicht geht verloren. Diese kleinen Höfe müssen beengend auf das Gemüt des Kindes einwirken. B e i stark fallendem Gelände, das eine Staffelung der einzelnen T rakte erlaubt, gestalten sieh die V e r­

hältnisse besser.

D er Flachbau ist jedenfalls nur dann m öglich, wenn ein relativ zum Raum program m großes Grundstück zur Verfügung steht;

diese letztere Forderung hat jedoch zur Folge, daß der Flachbau nur auf dem Lande, d. h. bei niedrigen Landpreisen möglich ist.

D ie hohen Bodenpreise in der Stad t machen es unm öglich, solch große Grundstücke für Schulhausbauten zur Verfügung zu stellen. Aber auch die Erstellungskosten der Flachbauten sind, bei gleichwertiger K o nstruktion, wie mannigfache Berechnungen gezeigt haben, infolge der re la tiv großen Dach- und Fundations- fläche höher als diejenigen mehrgeschossiger Bauten. Diese be­

züglich des um bauten Raum es beträchtlichen Dach- und Fun- dationsfiächen verm ehren aber ganz besonders die U nterhalts­

und Betriebskosten des Flachbaues. Grundstückkosten, Erstel- lungs- und Betriebskosten erhöhen deshalb zusammen die G e­

samtkosten der Flachbauten bedeutend.

Das Blockschulliaus, das die Schulzim m er in mehreren Geschossen zusammenfaßt, hat gegenüber dem Flachbau den V o rteil, re lativ wenig Gelände zu überbauen, die Platzanlagen für den Turn- und Pausenbetrieb gut zusammenfassen zu können und so eine gewisse räum liche W eite und freie Aussicht zu gewähren. Durch große Fenster und offene Spielhallen kann die erwünschte V e r­

bindung m it der N atu r erreicht werden. Durch eine frische und fröhliche Farbgebung, eine feine Dim ensionierung der K o n ­ struktionsglieder und die weitgehende Einbeziehung der G rün­

anlagen kann auch ein Blockschulliaus dem K inde ein lieber Aufenthaltsort "werden. M it R ücksicht au f etwaige Bodennebel und die Isolierung der Erdgeschoßräum c werden die eigentlichen Klassenräum c m it V o rteil in die Obergeschosse verlegt, wogegen das Erdgeschoß zur Aufnahm e von Spezialräum en und Spicl- hallcn reserviert bleiben kann. B e i teurem oder knappem B a u ­ platz und größerem Raum program m , also für städtische V e r­

hältnisse, komm t unter Berücksichtigung der Grundstücks-, Er- stellungs- und Betriebskosten nur das mehrgeschossige Block- schulhaus in Frage.

W as wichtiger erscheint als die W a h l zwischen mehrgeschossigen oder eingeschossigen Bauten, ist die Frage nach der absoluten Größe, d. h. nach dem Raum program m einer Schule. E in kleines Raum program m — etwa ein solches für zwei bis sechs Klassen­

zimmer — w ird sich im m er in einfacher W eise sowohl in archi­

tektonischer als auch in pädagogischer H insicht verw irklichen lassen; es sollte — wie dies in der Stad t Zürich für K leinkind er­

schulen schon der F a ll ist — als Norm für die Kleinkinderschulen wie auch für die Elem entarstufe der Prim arschule in Aussicht genommen werden. E in e dementsprechende weitgehende Dezen­

tralisierung dieser K le in k in d e r schulhäuser hat auch den großen V o rteil, kurze Verbindungswege zum W ohnhaus zu erzielen, was m it Rücksicht auf den im mer gefährlicher werdenden Straßen­

verkehr wesentlich ist. Solche Schulbauten m it kleinem R a u m ­ programm können je nach dem Bauplatz und den zur Verfügung stehenden M itteln ein- oder mehrgeschossig sein.

F ü r die Realklassen ist eine weitergehende Zusammenfassung

— etwa bis zu 12 Klassen — angezeigt. Solche Schulhäuser können als Q uartierschulliäuser ausgebildet werden; das gegen­

w ärtig im Bau befindliche Schrdhaus in Zürich-W ollishofen stellt ein solches Quartierschulhaus m it 12 Klassen dar.

D ie Erstellung großer Schulhäuser, die über ein solches B a u ­ programm hinausgehen, d. h. 20 und mehr Klassen aufnehmen müssen, stellt an den Entw erfenden in architektonischer und pädagogischer H insicht nicht unwesentlich höhere Anforderun­

gen als der B au kleiner und m ittlerer Schulhäuser. Der oft kritisierte und ironisch als „Sch u lp alast“ verpönte B au w ird bei solch großem Bauprogram m unumgänglich sein, sei er nun zusammengefaßt oder aufgelockert. E in e empfundene architek­

tonische Gestaltung ist deshalb hier um so wichtiger. Große Schulhausbauten werden nam entlich als Verbindung von Sekun-

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B 42 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE H EFT 3

dar- und Prim arschule gebaut. D ie Sekundarschule benötigt, wie auch die Prim arschule, weitgehende Einrichtungen für den Turnbetrieb, wie Turnhalle, Turnplätze und Spielwiesen. Die teure Erstellung all dieser Anlagen läßt es in finanzieller H insicht als angebracht erscheinen, größere zentralisierte Schulhaus- anlagen zu schaffen, um deren Anlagewert pro Klassenzimmer zu senken. Auch die reinen Baukosten sind bei größeren Bauten, auf das Klassenzim m er bezogen, kleiner, da die vielen Spezial­

räume, welche die Prim arschule, nam entlich aber die Sekundar­

schule benötigt, einer großen Schülerzahl zugänglich sind und au f diese W eise rationeller ausgenützt werden können. Auch em pfiehlt sich in w irtschaftlicher H insicht eine Zusammen­

fassung verschiedener Unterrichtsgebiete in einem Raum . Im Schulhaus Seebach sind z. B . der Dem onstrationssaal und das Schülerlaboratorium in einem Raum zusammengefaßt und ein entsprechendes, beiden Zwecken dienliches M obiliar erstellt worden. Is t die Anzahl der Klassenräum e so klein, daß die Spezialräume seltener benützt werden, so sind die Anlagekosten eines solchen Schulhauses selbstredend hoch.

B ei räum lich getrennten Sekundär- und Prim arschulen ergeben sich weite W ege zu diesen Spezialräumen wie auch nam entlich zu den Spiel- undTurnplatzanlagen. E in e weitgehend zusammen­

gefaßte Schulhausanlage bedeutet deshalb wohl die rationellste Lösung in finanzieller wie in mancher pädagogischen H insicht.

W ertvolle und verschiedenartige Gründe sprechen für die A u f­

lockerung, für die Zusammenfassung, für mehr- oder eingeschos­

siges Bauen. D ie Anschauungen, welche zur Bevorzugung kleiner Schulhäuser führen, dürften wohl für Kleinkinderschulen und Elem entarklassen richtunggebend sein. F ü r die höhere Stufe der Real- und Sekundarklassen w ird hingegen von F a ll zu F a ll unter Rücksichtnahm e auf die besonderen örtlichen Verhältnisse zu untersuchen sein, wie w eit diesen Auflockerungsbestrebungen entsprochen werden kann; es werden die psychischen Vorteile kleiner Schulbauten ihren wirtschaftlich-technischen Nachteilen gegenüberzustellen sein. E in solcher Vergleich w ird zeigen, in welchem Maße eine Auflockerung, d. h. Dezentralisation der Schulhausbauten in finanzieller, adm inistrativer und pädago­

gischer H insicht verantw ortet werden kann.

Auch die Frage mehr- oder eingeschossigen Bauens w ird, ab­

gesehen vom Einflu ß des Raumprogram ms, stark von den ört­

lichen Verhältnissen, wie nam entlich von der städtebaulichen Lage und den Landkosten abhängen. B e i den teuren P la tz ­ verhältnissen in den Städten dürfte wohl bei m ittleren und größeren. Schulbauten dem zusammengefaßten mehrstöckigen Blockschulliaus der Vorzug gegeben werden und nur ausnahms­

weise bei ganz kleinen Schulbauten der Flachbau in Frage kommen. A u f dem Lande hingegen m it billigen Bodenpreisen dürfte der Um fang des Raumprogramms, die topographische Lage und bauliche Umgebung für die W ah l ein- oder m ehr­

geschossiger Schulhausbauten ausschlaggebend sein. Der F re i­

luftunterricht, auch wenn er nicht in unm ittelbarer Nähe des Klassenzimmers stattfindet, läßt sich in beiden Fällen durch­

führen.

Außer diesen Fragen stehen noch viele andere zur Diskussion.

E s seien nur kurz die Form der Schulzimm er, die Ausbildung

offener H allen und des Schulhausm obiliars besprochen. — Die Fo rm der Schulzim m er ist für die Stad t Zürich durch die Schulnorm en m it 6,50 m Breite auf 10 m Länge bei einer lichten Raum höhe von 3,50 m festgelegt. Heute lauten viele Vorschläge auf eine Verbreiterung bei gleichzeitiger Verkürzung der Schu l­

zimmer. Ein e solche Form der Schulzimmer würde entweder zwecks besserer Belichtung eine größere Höhe oder beidseitige Befensterung bedingen, welch letztere zugleich m it Querlüftung des Schulraumes verbunden wäre. Ein e Erhöhung der Schul- räum e kommt wohl m it Rücksicht auf die Kosten nicht in Frage;

eine doppelseitige Belichtung wäre hingegen nur bei eingeschos­

sigem B au möglich und würde zudem keine einwandfreien B e ­ lichtungsverhältnisse schaffen. Die Forderung nach Querlüftung der Klassenräum e darf unter Berücksichtigung der heutigen Fensterkonstruktionen, die eine einwandfreie Belüftung der Zimm er erlauben, als Luxus aufgefaßt werden. Hingegen dürfte bei der heute üblichen weitgehenden Auflösung der Fensterwand eine Verm inderung der Raumhöhe annehmbar sein. Im Schul­

haus Seebach wurde sie z. B . auf 3,20 m angesetzt.

D ie Gänge, Treppen- und Abortanlagen kommen in der Regel an die weniger wertvolle Nord- oder Nordwestseite zu liegen.

M it Rücksicht darauf und auch auf die Zugerscheinungen in den Gängen während der Lüftung der Klassenzim m er in den Pausen em pfiehlt es sich sehr, gedeckte offene Sp ielh allen m it Süd­

orientierung anzuordneu, in denen die K ind er sich auch bei schlechtem W etter aufhalten können. Das neu erstellte Schul­

haus Seebach ist durch die Anlage einer solchen großen Sp iel­

halle m it Südorientierung gekennzeichnet.

In den letzten Jahren wurde in der Stad t Zürich dem beweglichen M o b ilia r der Vorzug gegeben. A n statt der starren Schulbänke sind nunmehr für je zwei Kinder ein Tisch und zwei Stühle vo r­

gesehen. Die Vorteile dieser Möblierung sind in der lockeren, leichten und freundlichen Haltung sowie in den verschiedenen Gruppierungsmöglichkeiten zu suchen. Aber auch dieses Mo­

b iliar weist gewisse Nachteile auf. E s braucht mehr Platz , ist also unwirtschaftlicher, die Reinigung der Räum e gestaltet sich schwieriger und die Abnützung des Bodens ist eine größere.

Deshalb wird vielleicht auch hier — wie dies die Behörden Zürichs bereits ins Auge gefaßt haben —- eine gewisse Abstufung vorgenommen werden, wobei das bewegliche M obiliar nur für die ganz Kleinen in Frage kommen wird.

So sehen w ir, daß lehrreiche Bestrebungen sowohl bezüglich der Projektierung der Schulhausbauten als auch hinsichtlich ihrer Ausstattung verfolgt werden. Diese Bestrebungen zielen dahin, psychischen Gesichtspunkten mehr Bedeutung beizumessen;

ihre Übertreibung führt indessen zu unrationellen Lösungen, die auch finanziell nicht annehmbar sind. M an w ird sich deshalb hüten müssen, dogmatisch sein zu wollen, und w ird die verschie­

denen la k to re n wie Raumprogramm, Bauplatzverhältnisse, psychische, pädagogische, hygienische und „la s t not least“ w irt­

schaftliche Gesichtspunkte einander gegenüberstellen müssen.

Ein e vernünftige Abwägung dieser Faktoren w ird von selbst zu einer zweckmäßigen Baugrundlage führen, welche, von einer architektonisch feinfühlenden H and ausgearbeitet, auch ästhe­

tisch zu befriedigen wissen wird.

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(7)

HEFT 3 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE B 43

RICHTPUNKTE FÜR GESTALTUNG UND BEMESSUNG VON SCHULGEBÄUDEN

Von Regierungsbaum eister I i . Volbehr, München D ie folgenden Zeilen wollen versuchen, in gedrängter Form

Aufschluß über die wichtigsten Fragen zu geben, die bei der Planung von Volks- und M ittelschulgebäudcn zu beachten sind.

D ie veränderten schulischen Arbeitsweisen und ihre verschie­

dene Beurteilung, aber auch die landschaftlichen und klim a­

tischen Verschiedenheiten bringen es m it sich, daß über viele Fragen heute noch nicht einheitlich geurteilt w ird und sich daher auch eine allgemein gültige Regel nicht geben läßt. Doch lassen sich bei allen Schulbauten der jüngsten Ja h re gemein­

same Richtpunkte heraussteilen, die für die Gestaltung des Baues maßgebend waren und als allgemein richtunggebend und gültig angesehen werden können.

D ie Lage des Gebäudes im Grundstück

Als Forderungen sind zu erfüllen: Beste Belichtung und Belüf­

tung der Klassenräum e, Abrücken von verkehrsreichen Straßen zur Verm eidung von Lärm und Staub, Schutz des Schulhofes gegen vorherrschende W inde, gut erreichbare, jedoch vom V er­

kehr nicht gefährdete Eingänge. D ie Turnhalle eignet sich wegen ihrer vom Klassenbau abweichenden M aße gut zur Aus­

bildung als selbständiger Baukörper, ebenso können K ind er­

garten und H ort in einem eigenen kleinen Gebäude unterge­

bracht sein. Teilung der Freifläche nach Schulhof und Turn- und Spielplatz, letzterer nach M öglichkeit nicht vor den Klassen gelegen (Lärm belästigung). Günstige Lage des Schulgrund- stiiekes im Stadtplan gestattet Verwendung vorhandener G rün­

flächen als Spielplatz. B e i der Anlage eines 1. Tcilbaucs ist darauf zu achten, daß eine spätere Erw eiterung zwanglos und ohne zu starke Bindung angefügt werden kann. E s kann z. B.

sehr m ißlich sein, einen auf Sym m etrie angelegten 1. Teilbau m it inzwischen verändertem Program m fortführen zu müssen.

E in - oder zweibündige Anlage

D ie einbündige Anlage ist zwar erstrebenswert, doch ist die zweibündige Anlage (Klassenräum e zu beiden Seiten des Ganges) sparsamer und auch durchaus befriedigend, wenn für einwand­

freie Belichtung und Belüftung der Gänge gesorgt ist (große Stirnfenster, geeignete Verteilung der Treppenhäuser, Anlage von Stichgängen, die für Garderoben oder zum Aufstellen von Schaukästen, Aquarien, Blum en usw. verw endet werden können).

Auch eine Anlage, die auf der einen Seite die weniger tiefen Nebenräume (Aborte, Leh rm ittel, A rzt usw.) zusammenfaßt, kann in Betracht kommen.

F lu r und Treppe

Flu rb reitc bei einreihiger Bebauung mindestens 2,50 Meter, bei zweireihiger Bebauung mindestens 3,0 M eter. W eiträum igkeit komm t bei schlechtem W e tte r dem Betrieb in den Pausen zugute. Treppen gut beleuchten, nicht Wendeln, keine zu langen Läufe. Stufenhöhe nicht über 16 cm, Treppenbreite je nach Benützung 1,50 bis 2,0 Meter. Als A n halt für die Zahl der Treppenhäuser kann gelten, daß die W ege zur Treppe höchstens 30 M eter betragen sollen. Eingänge und W indfänge geräumig ausbilden.

Klassenzim m er

Seine Größe ist grundlegend für den En tw u rf. Sie hängt ab von der Anzahl der Schüler und der gewählten Einrichtung (feste Schulbänke, meist zweisitzig, oder lose Tische und Stühle).

Gefordert werden je K in d etwa 1 qm Bodenfläche und 5 cbm Luftraum . Gebräuchliche Abmessungen je nach Schülerzahl und A lter etwa von 6 x 8 M eter bis 6,5 X 10 M eter. Tiefen wesentlich über 7 M eter wegen Belichtung und teurer Deckenkonstruk­

tionen verm eiden. Raum höhen je nach Lage von 3,20 bis 3,70 M eter. Lage der Klasse nach Süden, Osten und W esten möglich.

Als Id eal kann reichliche Besonnung ohne Belästigung des U nterrichts gelten. Nordzim m er nur für vorübergehend be­

nützte Räum e (Zcichensaal, W erkraum , Naturkunde usw.).

Fensterfläche ein Fü n ftel bis ein Sechstel der Bodenflächc.

Fensterpfciler schmal ausbilden, ein völliges Auflösen der Fensterwand in Glas erscheint zumindest bei Volks- und M itte l­

schulen übertrieben (Blendung, teuer in Konstruktion, U nter­

halt und Heizung). A u f einfache, leicht zu bedienende und reinigende Fensterkonstruktionen achten. D ie Forderung nach fließendem kalten W asser im Schulsaal gilt heute nicht als übertrieben.

Kleiderablage

wird in den Klassen nur selten (aus Gründen der Diebessicher­

heit und Störungsfreiheit) gefordert, dann in lüftbaren, an der Rückwand der Klasse angebauten Schränken. B illig er und vo r­

herrschend ist Unterbringung auf Gängen und Stichgängen.

Verschluß durch G itter usw. gegen Diebstahl vorsehen.

Aborte

Fü r 3 Knabenklasscn mindestens 2, für 3 Mädchenklassen mindestens 4 Sitze vorsehen. Der Vorraum soll unbedingt durch Fenster entlüftet und m it Waschgclegonheiten ausgestattet sein. B e i kleinen Schulen genügt abwechselnd ein Knaben- und ein Mädchenabort in jedem Stockwerk.

K e lle r und D ach

Ein e Unterkellerung des ganzen Gebäudes (außer der frei­

stehenden Turnhalle) w ird meist schon wegen der Installationen usw. durchgeführt, es“ ist bei verständnisvoller Durchbildung daher zweckmäßig und w irtschaftlich, geeignete Räum e (W e rk ­ stätten, Bad , Schulküche, Bastelraum , Speiseraum usw.) im Untergeschoß unterzubringen. Klassenräum e, H o rt und K in d e r­

garten sollen keinesfalls im K e lle r untergebracht sein. Geeignete Geländegcstaltung vor den Fenstern der Aufenthaltsräum e ver­

meidet auch im Untergeschoß den Eind ru ck des Kellers.

Das Aufreißen der Dachflächen durch Klassenfenster ist zu ve r­

meiden, Klassen im Dach nur an Giebelm auern legen. Allenfalls können Räum e, die weniger Belichtung verlangen (Lich tb ild ­ raum , Lehrm ittel usw.) im Dach untergebracht sein.

Turnhalle

Grundfläche 11x18 M eter untere Grenze, 13x22 M ittelm aß.

Lichte Höhe mindestens 5 M eter. D ie Turnhalle dient heute vie l mehr als früher auch als Fcstraum (Übertragung von natio­

nalen Feiern, Schulfeiern, Schüleraufführungen) und wird sehr oft an Vereine zur selbständigen Benützung abgegeben. E in eigener Zugang ist daher erwünscht und es soll die Turnhalle m it Nebenräumen gegen das Haus abgeschlossen werden können.

Anlage von Wasch- und Brausegelegenheiten. Ein e kleine, ein­

fache Bühne ist vorzusehen oder soll in einfachster W eise auf- geschlagen werden können. B e i der Anlage von zwei Turnhallen auf gemeinsame Benützbarkeit (Schiebetüre, Harm onikaw and)

(8)

B ild 4. D ie Tafel ist als M odelltisch benutzbar

B 44 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE IIE E T 3

achten. E s ist auch die Anlage einer größeren Turnhalle und eines kleineren Gym nastikraum es möglich.

Heizung und Lüftu n g

D ie W arm wasserheizung verdient wegen ihrer milden W ärm e den Vorzug, doch w ird m it Rücksicht auf die kurze tägliche Betriebszcit und auf die Gefahr des Einfrierens in den W in te r­

ferien vielfach auch die Dam pfheizung ausgeführt. Räum e für V erw altung und soziale Räum e müssen auch in den Ferien geheizt werden können, sie müssen also an einem eigenen Strang liegen oder noch besser eine Zusatzheizung erhalten und werden daher zweckmäßig neben- oder übereinandergelegt.

D ie Frage der künstlichen Belüftung w ird sehr verschieden beurteilt. D ie meisten neuen Schulen verzichten auf künstliche Zuführung von Frischluft und begnügen sich m it Abführung der verbrauchten L u ft. B e i gesunder Lage w ird auch darauf verzichtet und ausgiebige Fensterlüftung durchgeführt.

Allgem eines

D ie neuere Z eit wendet sich vom vielgeschossigen M onum ental­

bau der dicht bebauten Stadt ab und bevorzugt nach M öglich­

keit die Anlage schlichter, ungezwungen in das Stad tb ild ein­

gefügter Baukörper, die den Forderungen nach L ic h t und L u ft vo ll gerecht werden. Die Schule soll so gestaltet sein, daß sie geeignet ist, im Kinde ein Heim atgefühl aufkom men zu lassen und ihm frohe Erinnerungen an seine Schulzeit ins Leben m it­

zugeben. E s ist daher Aufgabe des A rchitekten, sich eine leben­

dige Vorstellung vom Wesen der Schule und des U nterrichts zu verschaffen. Jed e Einzelheit soll schlicht, aber grundgediegen und liebevoll durchgebildet sein, im M aßstab soll Rücksicht auf das K in d und sein Em pfinden genommen werden. E in e kleine M alerei, ein verzierter Brunnen, eine P la s tik machen dem K ind e, ebenso aber auch dem K ü nstler Freude, der für diese junge W e lt schaßen darf.

EINE NEUARTIGE SCHULTAFEL

Entw orfen von Louis Graap, Tischlerm eister, Stralsund

B ild 1. D ie T afel ist verschließbar B ild 2. Einstellung der T a fel a u f halbe Höhe

B ild 3. Müheloses Herabgleilen der T afel

Die Größe der Tafel bei Serienhcrstellung ist 2,00 : 1,00 m. Der Blendrahm en ist fest m it der W an d verbunden. B e i Neubauten empfiehlt es sich, ihn in die W and einzulassen, so daß die Tafel im W andniveau liegt. D ie nutzbare Schrcibfläche innerhalb des Blendrahm ens ist verschließbar und ermöglicht die Zurück­

stellung des erarbeiteten Stoffes für den späteren U nterricht, wie B ild 1 zeigt. Das W enden der Tafel erfolgt durch Vorziehen

des unteren Tafelrandes. Die Tafelkante bleibt m it der Ober­

kante innerhalb des Blendrahmens und gleitet langsam und fast geräuschlos verm ittelst eines keinem Verschleiß unterworfenen Preßluftm echanism us nach unten wie bei B ild 3. H a t die Ober­

kante der Tafel den U nterteil des Blendrahm ens erreicht, wird sie leicht nach oben gekippt, so daß die ursprüngliche U n ter­

kante jetzt Oberkante der Schreibfläche ist und die ursprüng-

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HEFT 3 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE B 45

liehe Rückseite Vorderseite der Tafel. N ach dieser W endung schließt der Preßluftm echanism us die T afel autom atisch, daß sie von ohen her nicht zurückfallen kann, sondern wiederum nur durch Vorziehen der Unterkante zu wenden ist.

Seihst der kleinste Schüler kann an der Oberkante der Tafel schreiben und die Tafel vo ll ausnützen, wenn zu Beginn der

oben geschilderten W endehandhabung die Tafel an jeder Seite angekettet w ird, so daß sie m it der Oberkante in halber Höhe des Blendrahm ens stehenbleibt (siehe B ild 2). W ird aber bei der Stellung des Bildes 2 die U nterkante der Tafel w eiter hervor­

gezogen, bis die Oberkante auf dem unteren Blendrahm en liegt, ist der stabile und geräumige M odelltisch fertig (B ild 4).

Erdgeschoß i M. 1:300

2. Obergeschoß

G ru n d riß das Sunlighthauses L in k s Feuersicheres H au s der Z u ku n ft aus Backstein

CHICAGO UND DIE WORLD’S FAIR

Von Carl-H einz Schiissler Im H inb lick auf die zurzeit stattfindende Leipziger Messe glaub­

ten w ir diesen Beitrag über das Ausstellungs- und Messe- wesen der U .S .A . veröffentlichen zu sollen.

D ie Schriftleitung D ie zweitgrößte Stad t der Vereinigten Staaten im Staate Illin o is m it ihren nahezu 4 M ill. Einw ohnern lud 1933 und 34 die W e lt zu ihrem 100jährigen Geburtstag ein. H atte sie 1893 die 400-,Jahrfeier der Landung des Christoph Columbus zur ersten W eltausstellung veranlaßt, so ist es heute das Bestreben Chicagos, der neuen wie auch der alten W e lt zu zeigen, was es seit seiner Ernennung zur Stad t im Ja h re 1833 geleistet hat und in Zukunft vollbringen w ill.

Das Kunstm useum , eigentlich schon ein T eil der „ F a ir “ , zeigt bedeutende Gemälde alter M eister aus dem 13. Jahrhundert

bis zur modernsten am erikanischen M alerei. W ährend vor hundert Jah re n m ir ganz wenige gute B ild e r ihren W eg über das große W asser nach Am erika fanden, waren es bis zur M acht­

übernahme A d olf H itlers leider M illionenwerte, die von Deutsch­

land in am erikanische Museen und in Privatb esitz gelangt sind.

Bevor w ir das eigentliche Gelände der F a ir betreten, w ill ich Grundsätzliches über Konstruktion und Form der Ausstellungs­

gebäude vorausschicken.

D er A rchitekt und Bühnenbildner Joseph U rban hat an den Ausstelluugsgcbäuden 24 Farben ausprobiert, und zwar fallen je 2 0 % des Gesam tanstrichs auf W eiß , B la u und Gelb, sowie 1 5 % auf Schwarz. Sparsam verwendetes G rün läßt die zahlreich angepflanzten Bäum e, Büsche und Hecken besonders gut zur W irkun g kommen. A u f 8000 qm Blum enbeeten wächst unter

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B 46 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE H EFT 3

ilcr Leitung der beiden Landschaftsarchitekten V itale und Geiffert eine Flora aus Gladiolen, Dahlien, Rosen, Geranien sowie vielen anderen Blum en, die m it den liebevoll angelegten Alpinum -Gärten die Ausstellung verschönen.

B e i der Planung der Gebäude und der Konstruktion waren zwei Dinge von Anfang an klar. M an mußte eine Stad t für die Dauer von 150 Tagen und nicht für Menschenalter bauen. N ich t W e rk ­ stein, sondern Asbest-, Gips- und Sperrholzplatten sowie ähn­

liche Lcichtbaustoffe erfüllten ihren Zweck, wenn sie m it einem wasserabweisenden Anstrich versehen wurden.

A lle Ausstellungsgebäude sind fensterlos. E s ist dadurch jedem Besucher die Gewähr gegeben, bei jeder W itterung und zu jeder Tageszeit die Auslagen, Modelle, Zeichnungen usw. bei gün­

stigster Beleuchtung studieren zu können. A rchitekt wie Aus­

steller haben eine ständige Kontrolle über L ic h t und Lüftung.

Als erster Bau entstand das Verwaltungsgebäude m it einem M ittelbau in Blau und Silber und dominierenden Anbauten in gelbem Anstrich, welche die Büroräum c enthalten.

Das Thema der Ausstellung ist W issenschaft. W as diese ent­

deckt, verwendet die Industrie, der Geist erfindet und der Mensch paßt sich den neuen Dingen an oder er w ird von ihnen umgebildet.

In der medizinischen Abteilung interessiert uns Deutsche am meisten der „T ransparent-M ensch“ aus Zelluloid, welcher in Dresden hergestellt wurde. E s gibt nur zwei dieser A rt in der W e lt, die Herstellungsdauer ist 18 Monate bei einem Preise von 10000 D ollar. M it emporgehobenen Arm en steht er in natür­

licher Größe durch und durch beleuchtet auf einem runden Sockel. Jed er Knochen und M uskel, jede Sehne und Ader ist in diesem deutschen M eisterwerk zu erkennen.

D er Astronom ie haute man aus Regenbogengranit am Ende der nördlichen Insel das „A d le r- P la n e ta riu m “ , verbunden m it dem astronomischen Museum. E in Zeiß-Projektor, der einzige in den Vereinigten Staaten, zeigt den wißbegierigen Ladies die W under des Him m els, die sie leider in der N atu r sehr selten zu sehen bekommen, da es der Dunst der Großstadt nicht zuläßt.

Als nächstgrößerer und architektonisch besonderer Bau lenkt das „Reise- und Verkehrsgebäude“ unsere Aufm erksam keit auf sich; entworfen von H olabird, Bcnn ett und Burnham . Das Dach hing man m it Kabeln an 12 Stahltürm cn 40 m über dem Erdboden auf. Dieser Dom ist m it Dehnungsfugen versehen, um bei den starken Tem peraturschwankungen das Ausdehnen sowie Zusammenziehen zu ermöglichen, das eine Veränderung des Kreisum fanges von 1,60 m bewirken kann. Je nach dem Luftdruck oder der Schneelast kann sich das Dach um 18 Zoll heben oder senken. Diese Eigenart gab dem Gebäude denNam en

„D e r atmende Dom“ .

In der „G en eral Ex h ib its Group“ drucken Deutsche in histo­

rischer Tracht wie in guter alter Zeit auf der Original-Gulenbcrg- pressc aus demM ain zerM useu m . AlsD eutscher wird man freudig begrüßt und bekommt ein nettes Büchlein als Souvenir. Am 60 m hohen „Havolinc-Thcrm om eter“ vorbei kommen w ir zur

„H a lle der Religion“ , in der unsere evangelische und katholische K irch e m it vereinten K riiß e n die beste Schau fü r Sakralkunst zeigen. Am erika sandte kurz vor Eröffnung der W o rld ’s F a ir einen Kunstsachverständigen nach Berlin, der eine Auswahl moderner Meisterwerke kirchlicher Bau- und Kleinkunst beider Konfessionen zusammenstellte.

Außer dem „Federal-Building“ , in dem 18 Bundesstaaten ihre Erzeugnisse zeigen und durch B ild , W o rt und Ton die N atu r­

schönheiten sowie die Ausbildung auf ihren Hochschulen und U niversitäten vortragen, hat der Staat Illin o is ein besonderes Ehrenhaus — das Illin o is State Build ing — bekommen.

2 La g e n ^ C e lo te x - "

W a n d is o l.

Beto n Stran-Stahl- A b d e ck p la tte '// Sperrh o lzp l.

1" stk. Putz

172

* stk. B e to n

(>,k Celotex- D aeh iso lieru n g

y 2" stk. C e lo te x

G ip sp la tte Konstruktion des D a c h e s

Nagel

“ pspl S tran - Stah l

/G ip sp latte y i l0 cm stk.

A n schluß der inneren W ä n d e

Ein z elh eit d er Türzarge Konstruktionseinzelheitcn zum Stran-Stahl-H aus

Entsprechend der zeitgemäßen technischen Entw icklun g gab der A rch itekt Raym ond Hood dem „Ele ctrica l- B u ild in g “ und dem „R ad io-Build ing “ moderne Fassaden, die außer guter Gliederung und Beleuchtungstechnik Reliefs als Einzelheiten zeigen.

Der „M aya-Tem pel“ erzählt von der 2000 Ja h re alten K u ltu r seines Volkes, das 1200 a. D. auf der m exikanischen H albinsel Y u k atan seine höchste Entw icklung im Pyram iden- und Städ te­

bau erreicht hatte.

D er „Goldene Tempel von Je h o l“ in R o t und Gold ist die naturgetreue Nachbildung des Sommerhauses eines Mandschu- kaisers aus dem Jah re 1767.

Die „H om e Planning H a ll“ und die folgende Beschreibung einiger Bungalows (Einfam ilienhäuser) führt uns zur am erika­

nischen Bauweise von heute und des moderneren Morgen.

A lle diese kleinen Häuser sind nicht unterkellert, aber jedes hat eine Garage und bis auf eine Ausnahme ein flaches Dach. Die meisten von ihnen sind von Fabrikanten errichtet, welche die Verwendung und Güte ihres M aterials zeigen wollen. Aber auch A rchitekten und Dekorateure haben vollau f zu tun gehabt, um dem Them a „Fo rtsch ritt“ gerecht zu werden.

E s sind zwei Wohnhäuser unter ihnen, die uns am meisten interessieren dürften, da als Baum aterial bei dem ersten B a c k ­ stein und für das zweite Holz, also uns bekannte Baustoffe verwendet wurden.

Als vollständig feuerfestes Haus der Zukunft angepriesen, wurde das erstere vom Architekten A. Rebori, Chicago, entworfen und von der Common B rick M anufacturer’s Association hergestcllt.

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H EFT 3 DER BAUMEISTER / MÄRZ 1935 / BEILAGE B 47

Das „S u n lig h t Housc“ in Nurholzkonstruktion ist das einzige Haus m it steilem Dach unter den Ausstellungsobjekten. Die äußere Form sowie die Fensterteilung ist in beiden Flügeln die gleiche. Der beigefügte G rundriß zeigt die Lage der einzelnen Räum e zueinander. Der Eingang in der M itte des Wohnhauses führt in eine Vorhalle, durch die w ir geradeaus in den größten Raum , das W ohnzim m er m it Ausbau zum Sec hin gelangen.

Das 7 m lange, in am erikanischer W aln u ß furnierte Zimm er geleitet durch eine vicrflügeligc F a lttü r zum Speisezimmer in heller Eich e, das in direkter Verbindung m it der Küche steht.

A lle Schränke sind darin eingebaut und selbstverständlich ist alles aus Holz. N ur von der H alle aus zu erreichen ist rechts der Schlafteil m it Eltern- und Kinderschlafzim m er, zwischen denen das B ad liegt. Das H aus ist m it einer Kühl- und H eiß lu ft­

anlage versehen. Links liegt sym m etrisch zum Kinderzim m er die eingebaute Garage.

Als drittes Einfam ilienhaus der W eltausstellung lernen w ir das

„Stran -Stecl Housc“ kennen. A n technischen Neuerungen der Inneneinrichtung ist ein interessantes dreiteiliges Badezim mer sowie das Garagentor zu nennen, das in seiner ganzen Länge

unter die Decke gerollt w ird. Das M aterial des Hauses ist an sich lange bekannt, doch sind die Stahlrahm en in abgeänderter Form hergcstellt. Zw ei charakteristische M erkm ale unterschei­

den den sogenannten Stran-Stahl von dem alten M aterial seiner A rt. D ie Rahm en sind so geform t, daß sie von jedem Zim m er­

mann ohne besondere Übung verlegt und im Akkord so aufge­

richtet werden können, als wenn er in Holzfachw erk baut.

Ferner können Leichtbauplatten wie Celotex oder H olz direkt au f den Stahlrahm en genagelt werden. D ie beigefügte Skizze mag die K onstruktion ergänzend erklären.

Zum Schluß möchte ich das „Florid a-H au s“ nicht unerwähnt lassen. Dieses Kuriosum in seiner schrecklich nüchternen, kreis­

runden Form aus Stah l und Glas überrascht sogar den Besucher des Landes der unbegrenzten M öglichkeiten. Neben dem E in ­ gang liegen Vorrats- und Heizraum , in dem die Warm - und Kühlluftvcrsorgung eingebaut ist und im Treppenhaus in der M itte des Rundlings zur 1. Etag e, dem Wohngeschoß, und zum Tropengarten im Obergeschoß geleitet w ird. Dieses „H a u s der Zukunft“ m ußte natürlich auch eine Garage erhalten, doch nicht, um ein Auto untcrzustellen, sondern stets ein P riv a t­

flugzeug startbereit zu hallen.

DIE PANETTONI- UND KEKSFABRIK MOTTA IN MAILAND

A rch itekt: Regierungs-Baum eister K a r l Elsässer, Stuttgart

Vorwort der Sch riftleitu n g : In Ergänzung der 'Veröffentlichung einer Stuttgarter Großbäckerei im H au p tteil dieses Heftes bringen w irT ex t und Erläuterungen zu den a. T. 33-35 wieder- g C E e b e n e n Grundrissen einer nach den Entw ürfen desselben Architekten im W erden begriffenen Großbäckerei in M ailand.

Die Firm a M otta in M ailand m ußte infolge Platzm angel ihren im engen Stadtzentrum in der Nähe des Doms gelegenen Betrieb an den Stadtrand verlegen und erstellt dort in der V iale Corsica zurzeit unter der M itarbeit des Verfassers ein größeres Fab rik ­ anwesen, das in erster Lin ie der Herstellung von Panettoni, Keks, Schokolade, Karam ellen, kandierten Früchten u. a.

dienen soll.

Die Umgruppierung brachte große Schw ierigkeiten m it sich, da der Betrieb infolge dauernd anwachsender Aufträge in verstärk­

tem Maße ungehindert weiterlaufen mußte. Ferner hat man es gerade m it der Herstellung der Panetton i m it einem ausge­

sprochenen Saisonartikel zu tun, dessen B ed arf in den Monaten vor W eihnachten und Ostern auf das Fünffache anschw illt. In dem dadurch auch plötzlich größer werdenden Raum bedürfnis und der vorübergehenden Vergrößerung der Arbeiter- und An- gcstclltenzahl liegt ein Hauptproblem der organisch richtigen betriebstechnischen und baulichen Gestaltung der ganzen A n ­ lage.

Billig ere Arbeitskräfte als bei uns, aber auch der an sich lang­

same und kaum zu beschleunigende Herstellungsprozcß lassen eine durch maschinelle Einrichtungen etwa mögliche raschere und wirtschaftlichere Ilcrstellungszcit nicht zu.

M ehr als bei uns ist auch in Ita lie n infolge der höheren Tem pera­

turen auf ausgiebige Bewetterungsanlage zu achten, wodurch in Verbindung m it der sachgemäßen Anordnung der Arbeits­

und Lagerräum e unter Berücksichtigung der Forderungen der Berufshygiene ein ausschlaggebender V orteil für die Güte der W aren und für die Erhöhung der A rb eitskraft erzielt werden kann. E s folgen hier die Erläuterungen zu den Grundrissen auf den Tafeln 33 bis 35.

E r d g e s c lio ß

1 Ein fah rt, 2 Ausfahrt, 3 Pförtner, 4 Maschinen und Geräte, 5 Magazinbüro, 6 Eingang für Angestellte, 7 Garage und W e rk ­ stätte, 8 W . C. für Chauffeur, 9 M agazin, 10 Laden, 11 W ied er­

verkäufer.

W a re n e in la u f und E x p e d itio n : 12 Zurichten und Einpacken, 13 Postversand, 14 Versandbüro, 15 Expedition an Filialen , 16 Expedition an W iederverkäufer, 17 K o n tro llb iiro, 18 Roli- w aren-Einlauf, 19 Arbeiter-Eingang, 20 Pförtner.

F a b rik a tio n : 21 Panettoni-Kühlung, 22 Backsaal, 23 Gärräum e, 24 Konditorei, 25 Panettoni-Verarbeitung, 26 Panettoni-K üh­

lung, 27 Fertigw aren, 28 W . C. für Frauen, 29 W . C. für M änner, 30 W . C., 31 Lager für Öl und Benzin, 32 A lte Maschinen, 33 u.

34 Garagen, 35 W erk statt, 36 Fahrräder, 37 Ein fah rt.

Erw eiteru n g : 38 Rohwareneinlauf, 39 Autohof, 40 Garagen, 41 W erkstätten, 42 Backsaal, 43 Autom atische Öfen m it darüber­

liegenden Gärschränken, 44 Technische D irektion, 45 Tech­

nisches Büro, 46 Chemisches Laboratorium . U n t e rg e s c h o ß

Betriebszentrale: 1 Kohlcnraum , 2 .Maschinen- und Kesselhaus, 3 Gas und W asser, 4 E le k tr. Schaltraum (Zentrale), 5 W e rk ­ statt, 6 Gebläse für Rohrpost, 7 Abfälle.

Lagerung von Flüssig keiten : 8 Sirup-Zubereitung, 9 Sirup- Lagerung, 10 Essenzen und Alkohol, 11 Liköre, 12 W ein , 13 M uskateller und Schaum wein, 14 Flaschenreinigung, 15 Ein- ilaschung.

Packm aterial: 16 Kistenherstellung, 17 K isten und Körbe, 18 Packm aterial, 19 Einw ickelpapier, 20 Zurichtung von K isten.

Lagerung von Rohstoffen: 21 Kühlanlagen, 22 Vorkühlung, 23 Hauptkühlung, 24 Rosinen, 25 M andeln und Nüsse, 26 Scho­

kolade, 27 Verfügbarer Lagerraum , 28 K eller für Laden.

Erw eiteru n g : 29 Rohwarenlagcrung, 30 Kistenherslellung, 31 Lager, 32 Technische Zentrale, 33 Durchgang zur erwei­

terten Zentrale, 34 Verfügbar.

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