9teid)3'©efe|f)latt.
M 23 .
3 t l ^ a W : S R e ^ t ä a n W a lt S o t b n u n g . <5 m .
(9ir. 1258.) 3fadjt§antoalt§orbuung. S3om 1 . 3 ult 1878.
S & * Don ©otte§ ©naben £)eutfd)et ^ a ifc r, $6nig Don ^teufen x.
»etorbnen im ta rn e n be§ IReicb3, nad) erfolgter Suftimmung be§ 33unbe§ratl)g unb be§ SReid^^tagS/ mag folgt:
gulaffung ¿ur ^ed)tsann>altfd)aft.
§- i .
Sur 9lcc^t§anmaltfd)aft fann nur augetaffen merben, mer bie ga^igfeit
¿um SfUdjteramt erlangt l)at.
8- 2.
2ßer bte f$;äbigfeit ¿um 9ticf)teramt in einem S3unbesftaat erlangt l)at/ fann in jebem Sßunbesjtaate ¿ur 9ved)t6amnaltfd)aft ¿ugelaffen merben.
§• 3.
Heber ben Stntrag auf Sulaffung entfebeibet bie ßanbegiujlijtoermaltung.
S5or ber @ntfd)eibung ift ber Sßorftanb ber SlmualtSfammer gutachtlich
SSÖer ¿ur SRed)t§anmaltfd)aft befähigt ift/ mu§ ¿u berfelben bei ben ®erid)ten be§ Söunbebftaatg, in meld)em er bie ¿um gtid)teramte befäl)tgenbe P rüfun g bejianben bat, auf feinen Antrag ¿ugelaffen merben.
<Da§ «Recht auf Sulaffung bei einem mehreren 33unbe§jlaaten gemeinfehaft«
lieben (Berichte mirb babureb begrünbet, ba§ ber Slntragfteller in einem biefer SBunbeSftaaten bie ¿um 9tid)teramte befäbigenbe P rüfun g beftanben bat.
SRtidj8'©eftj}6i. 1878. 36
SluSgcgcBen ju Serlitt ben 13. 3 u li 1878.
S e r Antrag eineg nad) ben »otftel)enben 23orfd)tiften berechtigten Sintern*
IMevS barf nur attg ben in biefem ©efe|e begeid)neten ©rünben abgelel)nt t» erben.
S ie gulaffung mufj »erfagt Serben:
1. penn ber Slntragjfctter in golge ftrafgericf>tlichen U rte ils bie gähig»
fett gur SSefieibung öffentlicher Slemter bauernb »erloren bat ober sur Seit nid)t beft^t;
2. penn ber SlntragjM er in golge ehrengerichtlichen ilrtfjeilg »on ber fRecht§anroaltfchaft auSgefd)loffen ift;
3. penn ber 9lntragfieller in golge gerichtlicher Slnorbnunq in ber 33er- fugung über fein Sßerntogeu befdjränft ift;
4. penn ber StntragjMier ein Slmt betreibet ober eine 93efdjäftigunq be- petbt, meld)e nad) ben ©efe^en ober nad) betn ©utacbten beg 33or*
ItanbeS ber 2lm»altgfammer m it bem SSeruf ober ber 2Bürbe ber Sded)t8amoaItfd)aft nicht Vereinbar ftnb ;
5
6
menn ber SlntragfM er nad) bem ©utad)ten beg 93or|tanbe8 ber 9ln«
paltsfammer ftd) eineg S3erl)alteng fd)ulbig gemacht bat, loelcbeg bie 9lugfd)ltej)ung »on ber 9ted)tgam»altfchaft bebingen mürbe;
menn ber Slntragjteller nad) bem ®utad)ten be8 93orftanbe8 ber 9ln=
maltgfammer in golae eine§ förderlichen ©ebredjeng ober megen ein»
getretener 0 d)t»äd)e feiner förderlichen ober geizigen Kräfte gur ®r»
füllung ber Pflichten eineg 9techt8anmaltg bauernb unfähig ift.
§• 6.
S ie gulaffung fann »erjagt t» er ben:
1. penn ber Slntragfteller, nad)bem er bie gciljigfeit gut 9lecbtgamoalh fp a ft erlangt hatte/ mahrenb eineg Qeitraumeg »on brei fahren loebcr a g gtechtgamoalt gugelaffen ift/ nod) ein 9ffeich§-/ 0 taatg< ober
©emeinbeamt befletbet hat, nod) im 3 ujiigbienjt ober alg Selmer beg Siechtg an einer beut|d)en llnioerjität tl)ätig gemefen ift;
2. penn ber «dntragfteüer in golge ftrafgerid)tlid)en ilrtheilg bie gäbiq.
fett gur 93efleibung öffentlicher Stemter auf Qeit »erloren hatte;
3. penn gegen ben Slntragfleller, melcher früher 9led)tgam»alt gemefen ijl, innerhalb ber lebten gioei 3 ahre tut ehrengerichtlidfen Verfahren auf SSermetg ober auf ©elbftrafe »on mehr alg einhunbertfünfgiq üDtarf erfannt morben ift.
§• 7.
gegen ben nadh §. 4 berechtigten 9lntragfteller megen einer ftrafbaren
^a nb lu ng , melche bie ilnfaljtgfeit gur Sefleibung öffentlicher Slemter gur golge
haben fann, bie öffentliche Mage erhoben, fo ift bie Gsntfcheibung über bie gu*
lajfung bis ju r SSeenbigung ber Unterfuchung augjufefcen.
S- 8-
© ie gulaffung erfolgt bei einem beftimmten (geriete.
Kammern fü r .ganbelgfadjen, welche il)ren 0 i$ an einem anberen Orte, als an bem be§ ßanbgerid)tg i)aben, fmb im 8 in ne biefeg ©efe|eg al§ befonbere
©ericf)te anjufeijen.
§• 9.
© er bei einem Slmtggeric&te jugelaffene 9ted)t§anwalt fann auf feinen Sin*
trag zugleich bei bem ßanbgertd)te, in beffen SSegirfe ba§ Slmt0gericf)t feinen
@ i| bat, fowie bei ben im 'Söcgirfe beg 2anbgerid)tg befinblichen Kammern fü r
£anbelgfad)en jugelaffen werben. © ie gulaffung mu§ erfolgen, wenn fte nach bem übereinftimmenben ©utad)ten beg Dberlanbeggerichtg unb beg Sßorftanbeg ber Slnwaltgfammer bem gntereffe ber 9ted)tgpflege förberltd) ift.
§. io.
© er bei einem Kollegialgerichte jugelaffene 9ted)tganwalt ift aufifeinen Sin*
trag mgleid) bei einem anberen, an bem Orte feineg Sßoimfiijeg befinblichen KoUegialgeridjte ¿u^ulaffen, wenn ba§ Dberlanbe8gerid)t burch pena t& efölu fj bie gulaffung bem gntereffe ber &ted)t§pf(ege fü r förberltd) erficht
(Srflärt ba§ Dberlanbeggericht bie gulaffung einer beftimmten Slnjafjl »on 9ted)t§anwälten fü r förberltd) unb beantragt innerhalb einer befannt ju madjenben uierwödfigen g rift eine größere Slnjaj&l »on SRerttSanwälten il)re gulaffung, fo entfcfjeibet unter ben Slntragflelfern bie ßanbegjuftijoerwaltung.
§. 11.
3 ft ber 9ted)t§anwalt bei einem ßanbaerichte ¿ugelaffen, weicheg ¿um S3e*
girf eineg mehreren SSunbegftaaten gemeinfchaftlicljen ©berlanbeggeridjti gehört, fo fann er gugleid) bei bem le|teren jugelaffen werben, auch toenn bagfei.be an einem anberen Orte feinen ©ifc hat.
§• 12.
9luf Slntrag eineg ßanbgerichtg fönnen bei bemfeiben SFtedE)t§anwäIte, welche bei einem benachbarten ßanbgericbte ¿ugelaffen ftnb, wiberruftidj gugelaffen werben, wenn nach bem ®utad)ten be§ £)berlanbeggerid)t§ bie gulaffung ¿ur orbnungg»
mäßigen (Srlebigung ber Slnwaltgprojeffe etfotberlid) ift.
§• 13.
© ie gulaffung bei bem im Slntrage bejeidjneten ©eridjte bctrf wegen man«
gelnben Söebürfniffel ¿ur Vermehrung ber gal)l ber bei bemfeiben jugelaffenen yied)tganwälte nid)t oerfagt werben.
36*
§. 14.
£)te Sufaffung bei bem im Anträge begeidjneten ©eridjte fann oerfagt
n n t n ! Wenn bemfetben ein Richter angefteüt tfl, m it meinem ber Antrag*
greller tn geraber Sinie Derwanbt ober üerfd)Wägert ober in ber Seitenlinie im fe tte n ©rabe »erwanbt ober oerfcbwägert ift, auch Wenn bie © je, burcb welche bte ©cftwagerfcbaft begrünbet w irb, nid)t metjr bejtettf.
§• 15.
33ie guiaffung eines Rechtsanwalts bei einem anberen ©ericbte fann oer*
fagt werben:
1. wenn gegen ben Antragfteller innerhalb ber reiften gwei 3al)re im ehrengerichtlichen 93erfabren auf 9SerweiS ober auf ©elbftrafe non mei)r als eint;unbertfünfgig «Rarf erfannt ift;
2. wenn gegen ben Antragftellet Sie Mage im ebrengcric&tlic&en 93er*
fahren erhoben ift.
§• 16.
© er 93efd)eib, welcher einem Antragfteller bie beantragte SuiajTung oerfagt, wuft ben © ntnb ber 93erfagung angeben.
SBirb bie gulaffung nach bem ©utadften be§ 93otftanbeS ber Anwalts*
taminer auS einem ber im §. 5 A r. 4, 5, 6 begeicbneten ©ritnbe oerfagt, fo ift auf 93erlangen be§ AntragftellerS über ben ©runb ber Sßerfagung im ehren*
gertc^titc^en 93erfa^ren gu entfd^eiben.
©a§ 25eriangen muß bei ber ßanbcSjuftigtoerwaltung innerhalb ber ftrift
»on einer Sßodft feit ber gufteftung beS 93efd)eibe8 angebradft werben.
©te SanbeSjuftigoerWaltung l)at ben red^tgeitig gefteüten Antrag bem 93or*
ftanbe ber AnwaltSfammer gu überfenben.
§• 17.
SuiajTung bat ber Rechtsanwalt in einer öffentlicben
©tfcung beS ©ertc^tö, bet welkem er gugelaffen ift, folgenben gib gu leiften:
//3d) fd)Wöre bei © ott bem Allmächtigen unb Atlwiffenben, bie dlftidften eines Rechtsanwalts gewtffen^aft gu erfüllen, fo wahr m ir © ott helfe."
§• 18.
© er Rechtsanwalt muß an bem Orte beS ©eridftS, bei welchem er ut*
gelaffen ift, feinen 2Bot)nfi| nehmen.
in w ie w e it benadjbarte Orte im ©inne biefer 33orfd;rift als ein O rt an*
gufehen ftnb, beftimmt bie ßanbeSjuftigoerwaltuna.
©iefelbe fann einem bei einem Amtsgerichte gugelaffenen RedftSanwalte geftatten, an einem anberenOrte innerhalb beS'AmtSgeridftSbegirfS feinen SBohnph
3 ji bcr 9tecßt§antoalt bei meuteren ©ertesten gugetaffen, fo muß er im gatte beg §. 9 am Orte beg Slmtggericßtg, im gälte beg §. 11 am Orte beg
ßanbgericßtg feinen SSoßnßß nehmen. t ,
© ie Silteßrfoften, welcße bei ber Vertretung einer Partei »or einem Kolleg tau geriefte bureß einen bei bemfelben gugelaffenen SFtecßtganwalt babureß entheben, baß ber leitete feinen SBoßnftß nießt am Orte beg ©erießtg ßat, i|t bie ©egen*
partei gu erjlatten nießt nerpftießtet.
§• 19.
3 jt ber SRecßtganwalt an bem O rt etneg ®ericßt§ , bei weteßem er gugelaffen ift, nießt woßnßaft, fo muß er bei biefem ©erießt einen an bem Orte begfetben woßnßaften ftänbigen guftetlunggbebollmäcßtigten bereiten.
Sin ben gufiellunggbenollmäcßtigten fann aueß bie guftellung non Slnwalt gu Slnwalt wie an ben Stecßtganwalt fetbft erfolgen.
3 ft eine guftellung an ben guftellunggbeoollmäcßiigten am Orte beg
©erießtg nießt augfüßrbar, fo fann fte an ben Siecßtganwalt bureß Stufgabe gur jpo jt erfolgen.
§• 2 0.
V ei jebern ©erießt ift eine Öifte ber bei bemfelben gugelaffenen Stecßtg*
anmalte gu füßren. g n ber Sijte ijt ber Söoßnftß ber Stecßtganwalte angugeben.
£ a t ber Stecßtganwatt ben ©ib geteijtet unb feinen SBoßnftß in ©emäßßeit beg §. 18 genommen, fo ift er in bie ßijie eingutragen. Veränberungcn beg Sßoßnftßeg ßat berfetbe unvergtiglicß angugetgen.
SJlit ber ©intragung beginnt bie Soefugniß gur Slugübung ber Stecßtg«
anwaltfcßaft.
© ie ©intragungen ftnb non bem ©erießt auf Soften beg 3tecßt§antt>alt§
bureß ben ©eutfeßen Steicßgangeiger befannt gu maeßen.
$. 21.
© ie gutaffung muß gurüefgenommen werben:
1. wenn ber Stecßtganwalt feinen SBoßnßß (§. 18) binnen brei SJlonaten feit SJlittßeilung beg bie gulaffung augfpreeßenben Vefcßeibeg nießt ge=
nommen ßat;
2. wenn ber Stecßtganwalt ben Sßoßnßß (§. 18) aufgiebt;
3. wenn naeß ber gutaffung fteß ergiebt, baß fte in ©emäßßeit beg §. 5 Sir. 1, 2 ßätte nerfagt werben muffen.
© ie gurücfnaßme fann im gälte beg §. 5 Sir. 1 unterbleiben, wenn ber bafelbfl begeießnete Verfagungggrunb nießt meßr norliegt.
© ie gutaffung bei einem ©erießt, an beffen Orte ber Sxecßtganmalt nießt Woßnßaft ijt, muß gurücfgenommen werben, wenn ber Stecßtganwalt einen SJlonat lang »erfäumt ßat, einen bort woßnßaften guftetlunggbetoollmäcßtigten 3U befielten.
$. 22.
£)ie gulaffung fanrt jurücfgcnommen werben, wenn ber 0tecf)tganwalt in
$olge gerichtlicher 2lnorbnung in ber Verfügung über fein Vermögen be=
fcf)ränft ift,
§. 23.
£)ie_ gurüdnahme ber gulaffung erfolgt burd) bie ßanbegjuftijperwaltung naci) Slnhörung fees 9ted)tganwaltg unb be§ Vorftanbeg ber Slnwaltgfamnter.
© n bie gulaffung jurüdne^menber S3efd;eib mu§ ben © runb ber gurüd»
nähme angeben.
5- 24.
S tirb t ber SRedjtganwalt ober giebt er bie guiaffung auf ober wirb bie gulaffung ¿utüdgenommen ober vertiert ber SRecptganwalt in gotge Urtheilg bie
f
abigfeit ^ur Slugübung ber SFtec^tSantvaltfc^aft, fo ift bie Eintragung in ber ifte ¿u löfchen.£)ie ßöfdhung ift non bem ©erichte burd) ben iDeutfchen Sieidjganjeiger be»
fannt ju machen.
5. 25.
© ie ©tettnertreiung eineg an ber SluSübung feinet Vetufg ¿eitweife per*
Elinberten 9techt3anwaltg fann nu r einem Sftect)t§anwatt ober einem died)tsfunbigen, Welcher minbefteng ¿wei 3 at)re im Vorbereitunggbienfie befd;äftigt worben ift, übertragen werben.
gnfofern bie ©tettnertreiung nic^t non einem bei bemfetben @erid)te ju*
getaffenen StedEdganwalt übernommen wirb, barf bie Veftellung beg SteÜPertre*
terg nur burd) Slnorbnung ber ßanbegjuftigperwaltung erfolgen.
Stuf bie in Slbfab 1 begeidE>neten ©tellnertreter, auch wenn biefetben nicht 9tecbt§anwälte ftnb, finben bie Vorfd)tiften beg §. 143 2lbf. 1, 2 ber Sipilprojef»
orbnung nicht Slnwenbung. ©ag ©leidhe gilt fü r bie im ^uftijbtenjie befinblichen Stechtgfunbigen, welche minbefteng ¿wei gahre im Vorbereitunggbienfie befd)äftigt worben ftnb, wenn fte einen Stechtlanwalt, ohne alg beffen Stellpertreter befteiit 31t fein, in fa lle n nertreten, in benen eine Vertretung burch einen 3ted;t§anwalt nicht geboten ift, ober wenn fte unter Veifianb beg 9ted)tganwaltg bie Slug»
führung ber ^5arteired)te übernehmen.
^ w e it e t
Sichte unb Pflichten ber 3ftecht8aniüdlte.
§. 26.
2lu f ©runb ber gulaffung bei einem (Bericht ift ber SRechtganwalt befugt, in ben Sachen, auf welche bie Strafprojefjorbnung, bie Eipilprojefjorbnung unb bte iionfurgorbnung Slnwenbung ftnben, Por jebem ®erid;t innerhalb beg 9teid)g
Vertheibigungen gu führen/ als Veiftanb aufgutreten unb, infotreit eine Ver*
tretung burch Slnträlte nidjt geboten ift, bie Vertretung gu übernehmen.
s. 27-
3nfotreit eine Vertretung burch Slnträlte geboten ift, fann nur ein bei bem fprogej^gerichte gugelaffener Stedjtsamralt bie Vertretung al§ sprogefjbenoll»
mäd)tigter übernehmen.
3 n ber münblidhen Verhanblung, einfcblieflid) bet oor bem fprogeßgeric^t erfolgenben VetreiSaufnahme, fann jebod) jeher StechtSamralt bie Slulführung ber Viirteired)te unb fü r ben galt, bajj ber bei bem ^rogefgeriefte ¿um sprogefj*
beoollmachtigten beftellte Svedüsantralt ihm bie Vertretung überträgt, ¡auch biefe übernehmen.
§. 28.
© er Sted)tsaninalt ift «erdichtet, feine S3eruf3thätigfeit getoiffenhaft au§»
guüben unb burch fein Verhalten in SluSübung be§ V e ru fl fotrie außerhalb bcgfelben ftch ber Sichtung trürbig gu geigen, bie fein V e ru f erforbert.
§. 29.
© er Siech t»amralt m uff wenn er ftch über eine SBocbe hmau§ non feinem SSohnfi^e entfernen tritt, fü r feine ©tetlrertretung^orgen, auch bem Vorft|enben be§ @erid)t§, bei trelchem er gugelaffen ift, fotrie bem Stadtgericht, in beffen Vegirf er feinen Sßohnft| ha*/ Slngeige machen unb ben ©tettrertreter benennen.
§. SO.
© er SlechtSantralt, beffen Verufsthätigfeit in Slnfprucf) genommen trirb, ifl toerpfticE>tet, n>enn er ben Slntrag nicht annimmt, bie Slblehnung ohne Vergug gu erflären, tribrigenfallS er ben burch bie Vergögerung ertnadhfetten ©dhaben gu erfeljen hat.
§. 31.
© er 3led)t§antralt hat feine Verufsthätigfeit gu rerfagen:
1. trenn fte fü r eine pflichttribrige ipanblung in Slnfprttd) genommen trirb ;
2. trenn fte ron ihm in berfelben Slecht8fache bereits einer anberen Partei im entgegengefetjten 3 ntereffe geträ nt ift;
3. trenn er fte in einer ftreitigen Slngelegenljeit gewähren fo ll, an berett (Sntfdjcibung er al§ Seichter theilgenommen l)at-
$. 32.
„ ® er Sied)t§antralt ifl nicht rerpflidhtet, ro r S tu f fang feiner SluSlagen unb
©ebühren bie ^»anbaften bem Auftraggeber herauSgugeben.
£5ie Pflicht ¿ur Aufbewahrung ber #anbaften e r lis t m it A b la uf twn fü n f 3ai)ren nad) Veenbigung be§ Auftrags unb fdE)ort not Veenbigung biefe§
Zeitraums, Wenn ber Auftraggeber/ ¡$ur ©mpfangnahme ber ^anbaften auf«
aeforbert, fie nid)t binnen fed)8 «Dionaten nad) erhaltener Aufforderung in Empfang genommen hat.
§. 33.
, Stufier ben in ber ©ioilprojefjorbnung beieidjneten fä lle n hat ba§ Vwjefi«
gertcht/ infoweit eine Vertretung burd) Anwälte geboten ifl, einer Partei auf Antrag einen Stedjtttonwalt ¿nt ABaljrnehmung ihrer 9ted)te beijuorbnen, wenn bte Partei einen ju ihrer Vertretung geneigten A nw alt nicht finbet unb bie 9ted)t§oerfoIgung ober StechtSnertheibigung nicht m u tw illig ober au§ftd)tglo§
erfchemt.
§. 34.
(£iner «Partei, welcher ba§ Armenredjt bewilligt ift, fann auch/ infoweit eme Vertretung burd) Anwälte nicht geboten ift/ gur oorläufig unentgeltlichen SBahrnehmung ihrer Siechte won bem «progeggeric^t ein 9tetf)t8anwalt auf Antrag betgeorbnet werben.
§. 35.
©egen bie (£ntfd)eibrtng, burch abgelehnt w irb/ fleht ber Partei bie orbnung gu.
Wetd)e bie Veiorbnung eine§ 9ted)t§anWalt§
Vefd)Werbe nad) üSJlafjgabe ber ©mlprogefl«
§. 36.
£)ie Auswahl eines beiguorbnenben 3ied)tSanwalt8 erfolgt burch ken Vor«
fihenben be§ ©ericptS aus ber Saht ber bei biefem gugelaffenen Sled)t§anwälte
©egen bie Verfügung fle^t ber «Partei unb bem 3ted)t8anwalte bie Ve«
fd)Werbe nach Sftafigabe ber ©ioilprogefjorbnung gu.
§. 37.
© ie Vtef)rfofien, welche bei ber Vertretung einer armen «Partei burch ben ihr betgeorbneten 3ted)t8anwalt baburd) entliehen, baß ber leitete feinen ABohnüb nid)t am Orte beS ©erid)tS fyat, ift bie ©egenpartei gu erftatten nicht oerpflichtet.
§. 38.
3 n t ^alle beS §. 33 fann ber beigeorbnete SfedEjtSanwalt bie Hebernahme ber Vertretung baoon abhängig machen/ bafj ihm ein nad) ben Vorfd)riften ber
©ebührenorbnung gu bemeffenber Vorfd)ufi gegal)lt 5- 39.
S'ür bie Verpflichtung be§ StecbtSanwaltS, in ©traffadjen bie Vertheibi- gung gu führen, ftnb bie Veftimmungen ber ©trafprogefiorbnung mafigebenb.
3 tt benjenigen fä lle n , in Welchen nach §. 144 ber ©trafprojejforbnung bie SSeficllung beS 33ertE)eibigerS burd) ben Sßorftijenben be§ Sanbgerid)tS ober ben ElmtSrid)ter ¿u erfolgen hat/ liefen ben am ©ifte beS ©erichtS mohnhaften EtedhtSanmälten bie innerhalb beS S^egirfS beöfelben wohnhaften unb bei beim felben ¿ugelaffenen gleich. Stuf IReifefoften unb Tagegelber fü r bie Steife nach bem ©ii^e beb ©eridbtb fiaben biefelben feinen Elnfprudf
©in nach §. 12 wiberruflid) ¿ugelaffener Sfteditsanwalt fann in ©rtnange*
lung oon SRechtSanwälten f welche im SBegirfe beb ©erichtS wohnhaft ftnb/ in ben'gälten beb §. 144 ber ©trafprojefjorbnmtg ¿um Sßertl)eibiger befiehlt in erben.
§• 40.
© er SftechtSanwalt ift oerpflichtet/ ben im 33orbereitungSbienfte bei ihm befestigten 0ted)tSfunbigen Einleitung unb Gelegenheit ¿u praftifd;en Elrbeiten
¿u geben.
© ritte « Slfcfcim ttt.
E l n i D a l t g i a m m e r n .
§• 41.
© ie innerhalb beb SBegirfb eineb £)berlanbeSgerid)tS ¿ugelaffenen StedhtS»
anmälte hüben eine SlnwaltSfammer.
© ie Kammer hat ihren ©ife am Orte beb ¡DberlanbeSgeridftS.
§• 42.
© ie Kammer hat einen SSorftanb »on neun EJtitg liebem.
©ureh bie ©efc^äftborbnung fann bie 3 # ber SJtitglieber bib auf fünf«
¿e^n erhöht werben.
§• 43.
© er Sßorftanb wirb burch bie Kammer gemailt.
Sößählbar ftnb bie SJtitglieber ber Kammer.
Sflicht w ä g b ar ftnb:
1. biejenigen, meiere in golge gerichtlicher Elnorbnung in ber Verfügung über ihr SSermögen befcEwänft ftnb/
2
.
biejenigen, gegen welche im ehrengerichtlichen Verfahren ober wegen einer ftrafbaren ^a n b lu n g , Welche bie Unfähig feit ¿ur S3efleibung öffentlicher Slemter gut gotge haben fann/ bie öffentliche Ablage er*hoben ift/
3. biejenigen, gegen Welche im ehrengerichtlichen Verfahren auf ©erweis ober auf ©elbjlrafe »ott mehr als einhunbertfünfig SOiarf erfannt ift/
auf bie ©auer oon fü n f fa h re n nach ber StedhtSfraft beS UrtheilS, V erliert ein Sttitglieb beS ©orjtanbeS bie SBählbarfeit/ fo fd^eibet baSfelbe auS bem ©orjtanbe.
Steidjä < ©efefeBL 187a 37
§• 44.
«Die SBafyl be§ S3orflanbc§ erfolgt auf oier 3< ^iC/ jeboclj m it ber 9Jta§=
gäbe, baf alle ¿wei 3 aE)tc bie £älfte ber Sltitglieber, bet ungeraber gal)l ¿um ersten SJtale bte größere gal)l ausfdjeibet. © ie ¿um erften SJtal 2lusfd)etbenben Werben burd) bag ßoo8 beftimntt.
(Sine Srfa^toa^l fü r ein nor bem Slblaufe ber SSktflpetiobe ausfdjeibenbeg SJtitglieb erfolgt fü r ben IReft berfelben.
§. 45.
© ie 2Bai)l ¿um SJtitg liebe be§ Sßorftanbe§ barf ablelmen:
1. wer ba§ fünfunbfecl^igfte ßebengjaljr nolienbet l)at;
2. wer bie lebten nier 3a^re SDiitglieb beS SSorjianbeg geroefen ift, fü r bie nädjften nier 3 abte-
©a§ freiwillige 9lu§fd)ctben eine? SSJiitgliebeg bebarf ber guftim m ung be§
SBorjtanbeg.
§• 46.
© er SSorjtanb w ä flt au§ feiner SDiitte einen SSorjt^enben, einen fled'oer*
tretenben SSorftfcenben, einen (Schriftführer unb einen ftelloertretenben Schriftführer.
§. 47.
©a§ ©rgebnif ber SBa^len wirb ber ßanbegjuftijnerwaltung unb bem Dberlanbeggericbt angeteigt unb non bem lederen auf Sboften ber Slnroaltgfammer burd) ben ©eutfcfyen 9teid)§anjeiger befartnt gemacht.
§. 48.
© er Kammer liegt ob:
1. bie g e jijM u n g ber ©efdjäftgorbnung fü r bie Kammer unb ben SBorftanb;
2. bie ^Bewilligung ber M itte l ¿ur SBeftreitung be§ fü r bie gemeinfcfafh üd)en Slngelegenbeiten erforberlicfen Slufwanbeg unb bie iöeftimtnung be§ ^Beitrages ber 50titglieber/
3. bie P rüfun g unb Slbnaljme ber feiteng be§ Sßorftanbeg ¿u legenben Slecbnung.
§. 49.
© er SSorjtanb Ijat
1. bie Slufftcfyt übet bie E rfüllung ber ben SJtitgliebem ber Kammer obliegenben ^pflid)ten ¿u üben unb bie ehrengerichtliche Strafgewalt
¿u banbfyaben;
2. ©treitigfeiten unter ben üDlitgltebern ber Kammer auf Eintrag ¿u teer mittein;
3. © treitigf eiten auS bem SluftragSverhältniffe ¿mifd)en einem SDlitgliebe bet Kammer unt) bem Stuftraggeber auf Slntrag beS teueren ju vermitteln;
4. (Gutachten, mefd)e von ber ßanbeSjuffyvcrmaltung, fomie folcbe, meld)e in (Streitigfeiten ¿mifchen einem Sftitgliebe ber Kammer unb feinem Sluftraggeber von ben ©erlebten erforbert merben, ¿u erftatten;
5. baS Vermögen ber Kammer ju vermalten unb berfelben über bie 93er»
maltung jährlich Stedhnung ju legen.
© er 93or|tanb fann bie in Sir. 2, 3 bejeidfneten ©efchäfte einzelnen feiner SJtitglieber übertragen.
§. 50.
© er 93orjtanb fomie bie Kammer ifi berechtigt, 93orfteöungen unb Einträge, meld)e baß ^ntereffe ber 9ted)t8:pflege ober ber StechtSanmaltfchaft betreffen, an bie ßanbeSjuh^vermaltung ju rieten.
§. 51.
© ie ©efchäfte be§ SSorftanbeS merben von ben SJlitgliebern unentgeltlich geführt,- baare SluSlagen merben ihnen erftattet.
§• 52.
© er 93orft|enbe beruft bie 93erfammlungen ber Kammer unb beS 93or»
ftanbeS unb führt in beiben ben 93orft|.
©ie Berufung ber Kammer muh erfolgen, menn jehn SJlitglieber berfelben, bie Berufung be§ 'S3orjlanbeS, menn jmei SJtitglieber besfelben unter Slngabe beS ¿u verhanbelnben ©egenjianbeS fchriftlich barauf antragen, © urd) bie
©efchäftSorbnung fann bie 3 al)t ber SJtitglieber, auf beren Slntrag bie Berufung ber Kammer erfolgen muh, ex^ö^t merben. © ie Kammer fann auf 93cfd)lufj beS SSorftanbeS an jeben innerhalb be§ ßberlanbeSgerichtöbegirfS belegenen O rt, melcher ber 0 itj eines 2 anbgerid)t8 ift, berufen merben.
§. 53.
© ie Sßerfatnmlungen ber Kammer merben mittels öffentlicher 93efannt=
machung in ben burch bie ©efchäftSorbnung beftimmten SSlättern ober mittels fchriftlidjer (Sinlabung ber Slitgliebet berufen, © ie S3erufung beS SßorftanbeS erfolgt mittels fchriftlicher ©nlabung.
© ie öffentliche SSefanntmadhung muh frätejienS am fünften Sage vor ber SSerfammlung erfolgen.
© ie fchriftliche ©inlabung von SJtitgliebem, melche nicht am ©tfce ber Kammer mohnen, g ilt als betvirft, menn baS (EhtlabungSfchreiben fpätefienS am fünften Sage vor ber 93erfammlung eingefchrieben j u r ?poft gegeben ift.
SSei bet Berufung ber Kammer m u f ber ©egenftanb, über melden in ber 93erfammlung ein S3efd)luh gefaht merben fo ll, befannt gemacht merben.
3 7 *
Hebet anbere ©egenflänbe, m it 9tulnat)me bei Slntragl auf abermalige ^Berufung bet Kammer, barf ein 23efd)litß nicht gefaxt merben.
§. 54.
©ie 33efd)lüffe bet Kammer unb bei 33orftanbel toetbeit nad) abfoluter
©timmenmel)rbeit gefaßt. © a l ©leidße gilt fü r bie SBablen.
3 m gatte bet ©timmenqleicbbeit entfcbeibet bie ©tintme bei SSorftfeenbeit, bet Sßaßlen bal Cool.
S ie bei einer Slngelegenßeit beteiligten üDbitglieber ftnb »on bet SSefcßtuß»
faffung über biefetbe aulgefdjloffen.
§. 55.
Sur S3efcf)(ußfäf)igfeit bei SBorftanbel ift bie Sßeilttaßme bet SDteßrßeit bet üSHtgtieber erfotberlicß.
©ie 33efd)tüffe bei SSorftanbel formen m ittetl fdßriftlidjer Slbftimmung gefaßt t» erben/ fofern nic£;t ein SÄitgtieb münblid)e Slbftimmung »erlangt.
§. 56.
Heber bie in einer SBerfammtung gefaßten SSefdßtüffe unb bie (Srgebniffe ber Sßafjlen ift ein sprotofotl aufjuneßmen/ toelcßel »on bem S3orftßenben unb bem (Schriftführer ju unterzeichnen i|i.
§. 57.
© er 93orft_ßenbe hat ben gcfd)äfttid)en SSerfeßr ber Kammer unb bei SSor»
ftanbel ju »ermitteln/ bie SSefcßlüffe berfelben gut Slulfüßtung ¡$u bringen unb bie Hrfunben im 9lamen berfelben ¿u »oll^ießen.
© ie ^affengefdßafte liegen bem Schriftführer ob; er ift gut (Sntpfangnaßme
»on ©elb berechtigt unb »ertritt bie Kammer in ^kojeffen.
§. 58.
© ie SJtitglieber ber Kammer ßaben auf bie in ©emäßßeit bei §. 49 Slbf. 1 9ir. 1 b il 3 unb Slbf. 2 ergeßenben Sabungen ju erfcßeinett/ bie »erlangten 2luffd)lüffe ju erteilen unb ben ju biefem 3 t»ede erlaffenen Slnorbnungen golge gu leiften.
S u r (Srgnnngung einer folgen SInorbnung fbnnen ©elbftrafen b il ¿um
©efanuntbctrage »on breißunbert ÜÖbarf feftgefe|t merben. © er geftfeßung einer
©träfe muß beten fdßriftlicße Slnbroßung »orangeßen.
©egen bie Slnotbnungen ober ©traffeftfeßungen einel beauftragten üDlit»
gliebel bei SSorftanbel ftnbet 23efcßt»erbe an ben SSorftanb ftatt.
§. 59.
© ie Slufftdht über ben ©efdjäftlbetrieb bei SSorftanbel ftebt bem sptäftb entert bei Dberlanbelgericßtl gu. ©erfelbe entfdßeibet über SSefcßtoerben/ meldße ben
©efdjäftbbetrieb be§ Sßorftanbeb betreffen, $ ü r bie Slufftcht unb bie SSefdjwerbett ftnb bie lanbebgefepdhen S3orfcf>rtften mafjgebenb/ welche bie Siufftc^t unb bie SSefchwerben über ben ©efcbäftbbetrieb ber ®ericf)te regeln.
©efe|wibrige iBefcplüffe ober 2Bal>len ber Kammer ober beb öorftanbeb tonnen Oon bem £)bcrlanbesgericl)t aufgehoben werben.
§. 60.
© ie Sßer[)anblungen unb ©rlaffe ber Kammer unb beb Sßorftanbeb/ fowie bie an biefelben gerichteten (Srlaffe unb ©ingaben ftnb/ foweit biefeiben nicht eine ÜBeurfunbung oon SFtechtbgefdhäften enthalten/ frei oon ©ebüffren unb Stempeln.
§• 61.
© er Sßorft|enbe hat jährlich ber Sanbebjuftijoertoaltung unb bem Ober»
lanbebgericht einen fchriftlichen ¡Bericht über bie 2 hättgfeit ber Kammer unb beb 23orftanbeb gu erftatten.
m e t i e t m f & n i t t .
ehrengerichtliche^ Verfahren.
§. 62.
©in 9tecf)tbantoaIt/ welcher bie ihm obliegenben Pflichten (§. 28) oer!e|t, hat bie ehrengerichtliche SSeftrafung oenoirtt.
§. 63.
© ie ehrengerichtlichen ©trafen ftnb:
1. SBarnung;
2. SSertoeib;
3. ©elbftrafe bib ju breitaufenb SDtart;
4. Slubfchlieffung oon ber Stechtbanwaltfchaft.
©elbftrafe fann m it Sßerweib oerbunben werben.
§. 64.
SBegen ^anblungen, Welche ein Stechtbanwalt oor feiner gulaffun^ begangen hat, ift etn ehrengerichtliches Verfahren nur bann guläfftg, wenn jene £>anb*
lungen bie Slubfdhlie^ung oon ber Ütedhtbanwaltfchaft begrünben.
§. 65.
3 ft gegen einen SRechtbanwalt wegen einer ftrafbarcn fpanblung bie öffent
liche Ablage erhoben/ fo ift wäljrenb ber ©auer beb ©trafoerfahrenb wegen ber
nämlichen ^a tfa d )e n bag ehrengerichtliche ©erfahren nicht gu eröffnen unb, wenn bie (Eröffnung fiattgefunben bat, ausgufefen.
3 ft iw ©trafoerfahren auf greifpredpng erfannt, fo finbet wegen ber»
jenigen ^atfad>en, welche in biefem gur Erörterung gefommen ftnb, ein effren»
gerichtliches ©erfahren nur infofern fta tt, alg biefelben an ftd) unb unabhängig
»on bem 3d)atbejianb einer im ©trafgefefe oorgefebenen ¿anblung bie einen»
gerichtliche ©eflrafung begründen.
3 ft im ©trafoerfahren eine ©erurtheilung ergangen, welche bie Unfähig»
feit gur Slugübung ber ed)täanwaItfcd;aft nid)t gur golge hat, fo befchtieft ba§
Ehrengericht, ob a u f erbem ba§ ehrengerichtliche ©erfahren gu eröffnen ober fort»
gufefcen fei.
ibann im ©trafoerfahren eine ^auptoerhanblung nicht ftattfinben, weit ber Slngeflagte abwefenb ifi, fo finbet bie © o rfdfrift beS Slbfafeg 1 feine Sin»
wenbung.
§. 66.
3ufoweit nicht aug ben nadffolgenben ©eftimmungen Slbweicfungen ftd) ergeben, finben auf bag ehrengerichtliche ©erfahren bie ©orfd)riftert ber ©traf»
progeforbnung über bag ©erfahren in ben p r gufiänbigfeit ber ßanbgerichte gehörigen ©traffacfen unb bie © orfcfriften ber §§. 156 Sir. n , 177, 186 biä 200 beg ©erichtgoerfaffungggefefeg entfpred)enbe Slnwenbung.
§. 67.
© er ©orftanb entfcheibet im ehrengerichtlichen ©erfahren atg Ehrengericht in ber ©efefpng oon fü n f ©litgliebern. ©agfelbe befiehl aug bem ©orftfenben, bem ftelloertretenben ©orftfenben unb brei anberen SJtitgliebem beg ©orffanbeg.
© er ©orftanb wählt bie lefteren unb beftimmt bie Steihenfolge, in Welcher bie übrigen SJtitglieber alg ©telloertreter p berufen finb.
§. 68.
guftänbig ifi bag Ehrengericht ber Kammer, Welcher ber Singefciplbigte gur geit ber Erhebung ber Mage anget)ört.
§. 69.
© er Slntrag auf Eröffnung ber ©orunterfucfpng fann oon bem Ehren»
gerichte fowohl aug rechtlichen, alg aug tl)atfäd)lichen ©rünben abgetehnt werben.
©egen ben ablehnenden ©efchluf ftel)t ber ©taatsanwaltfdjaft bie fofor»
tige ©efchwerbe gu.
©egen ben bie ©orunterfuchitng eröffnenben ©efchluf fleht bem Singe»
fdplbigten bie ©efchwerbe nur Wegen Unguflänbigfeit beg Ehrengerichte gu.
§• 70.
©ag Ehrengericht fann befd)ltefen, baf ohne © orunterfudpng bag §aufd»
oerfafren gu eröffnen fei.
©efchwerbe finbet nicht ftatt.
§• 71.
SDlit bet Rührung ber Vorunterfucpung wirb ein Sxidfter butcp bcn «prü*
ftbenten beS £)berlanbe8gerid)t§ beauftragt.
§. 72.
© ie Verhaftung unb not tauft ge geftnapme fowie bie Vorführung be§
Slngefcpulbigten ift unjuläfftg.
§• 73.
© ie Veeibigung non Saugen unb ©adhoerftänbigen fann in bet Worunter»
fucpung erfolgen/ aud) wenn bie V o ra u8fe|ungen be§ §. 65 3lbf. 2 unb be§
§. 222 ber ©trafprojefjorbnung nicpt nortiegen.
§. 74.
«Beantragt bie ©taatganwaltfcpaft eine (Srgänjung ber 23oruntetfud)tmg/
fo t)at ber Unterfud)ung§rid)ter/ wenn er bem Einträge nid)t ftattgeben w ill/ bte (Sntfcpeibung be§ (£l)tengetid)ig einjupoten.
§. 75.
9tad) gefd)toffener Votuntcrfucpung ftnb beut 5tngefd)ulbigten auf feinen Eintrag bie Srgebniffe bei bisherigen Verfahrens mitjutpeiten.
§• 76.
© ie Slnflagefcprift t)at bie bem Qlngefdjulbigten ¡$ur öafl gelegte «Pflicht, nerteftung burd) Eingabe ber fie begtitnbenben Shatfadpen ju bezeichnen unb*
foweit in ber ßauptnerpanblung Veweife erhoben werben füllen/ bie VeWeiS*
mittet attjugeben.
§ .7 7 .
3 ft ber Slngefd)ulbigte aufjer Verfolgung gefe|t, fo fann bie Mage nur wäprenb eineg Seitraumg non fü n f 3 ‘ü)ren, norn Sage beS Vefd)lufje§ ab/
unb nur auf ©runb neuer Spat fad) en ober «Beweismittel wieber aufgenotnmen werben.
§• 78.
3 n bem Vefdfluffe, burd) weldpen baS ipauptnerfapren eröffnet w irb/ ift bie bem Slngeflagten p tr Saft gelegte «pfltd)tner(et}ung burd) Eingabe ber fte be*
gtünbenben Spatfacpen ju bezeichnen.
§. 79.
© ie Vtittpeilung ber Slnflagefcprift erfolgt mit ber Sabung ju r ,§aupt*
nerpanblung.
§. 80.
© ie SJtitglieber beg Vorfianbeg, weiche bei bet (Sntfdheibttng über bie (Sr»
Öffnung beS ^auptoerfaffreng m itgewirft haben, finb non bet &[)eilnai)me an bem £>auptoerfai)ren nid)t auggefd)loffen.
§. 81.
3 n bet $auf)tner[)anb[ung ift alg ©erid)t§fd)reiber ein bem Vorftanbe nicht angehörenber, am © i|e bet Kammer wohnhafter Slechtganwalt non bem Votftljenben gugugietjen.
§• 82.
©ie £aupt»erhanblung ift nicht öffentiid). ©ie Sftitglieber bet Kammer ftnb alg guhöter gugutaffen, anbete sperfonen nur auf Slntrag beg Slngeflagten nach bem (Stmeffen beb S3otft|enben.
§. 83.
© ie ipauptoerhanblung fann auch ofme Slnwefen[)ett beg Slngeflagten ftattfinben, fofetn er gu berfelben gelaben ift, aud) wenn er im ©inne be§
§. 318 ber ©trafprogefjorbnung alb abwefenb gilt. (Sine öffentliche ßabung ift unguläffig.
©ag (Ehrengericht fann bag petfönltd)e (Srfd)einen beg Slngeflagten unter ber Verwarnung anorbnen, baff bei feinem Slugbleiben ein S3ertreter nicht werbe gugelaffen werben.
§• 84.
2m ber ^auptnerhanblung hält nach Verlefung beg Vefchluffeg über bte Eröffnung beg fpauptöerfahreng ein Veridjterftatter in Slbwefenfieit ber geugen einen V ortrag über bie (Srgebnijfe beg bisherigen Vetfahteng, foweit biefelben ftch auf bie in bem Vefdfluffe über bie Eröffnung beg ^auptoerfaifreng ent»
haltenen Xhatfachen begehen.
§. 85.
©ag (Shrengericht beftimmt ben Umfang ber Veweigaufnahme, ohne herbei burch Slntrcige, V e rg ifte ober frühere Vefchtüffe gebunben gu fein.
§. 86.
©ag (Ehrengericht fann nach freiem (Srmeffen bie Vernehmung non geugen ober ©adfrerftanbigen burd) einen erfuchten dichter ober in ber £auptoerhanb«
lung anorbnen.
Stuf bag (Srfuchen finben bie §§. 158 big 160, 166 beg ©erichtgoer»
faffungggefeheg entfprecf)enbe Slnwenbung.
©te Sßernet)mung muff auf Slntrag ber ©taatganwaltfcbaft ober beg Sin»
gefchulbigten in ber £auptoerhanbiung erfolgen, fofern nicht ooraugfichtlich ber geuge ober ©aclmerftänbige am (Srfd)einen in ber ^auptoerhanblung oerhinbert ober fein (Stfcheinen wegen großer (Entfernung befonberg erfd)Wert fein wirb.
§. 87.
<Die Verhängung Don SwangSmafjregeln, fowie bie gefifehung non ©trafen gegen Seugen unb ©achDetfiänbige, welche in ber §auptoer[)anbiung auSbleiben ober ihre Slugfage ober beren Veeibigung Derweigern, erfolgt auf Erfuchen burd) baS SlmtSgericht, in beffen Ve^irfe biefelben i^ren SSoi)nft| unb in Ermangelung eine8 folctjen ihren Slufentl)alt haben.
§. 88.
£)ie SluSfage eineg außerhalb ber ¿pauptoer^anblung oernommenen Seugen ober ©achoerfiünbigen , beffen Vernehmung nid)t in ber §au|)tüer§anblung er*
folgen m u f, if t / fofern eS bie ©taatSanwaltfchaft ober ber Slngeflagte beantragt ober baS Ehrengericht e8 fü r erforberüd) erachtet, gu Detlefen.
§. 89.
g ü r bie Verhanblung unb Entfdjeibung über ba§ ¡¡Rechtsmittel ber Ve*
fdjwerbe ift baS £)berlanbeSgerid)t guftänbig.
§. 90.
©egen bie U rte ile beS Ehrengerichts ift bie ^Berufung an ben Ehren*
gerid)tShof guläffig.
¡Der Ehrengerichtshof befielt auS bem ^präfibenten beS ¡Reid)Sgerid)tS als Vorft|enben, brei SRitgliebem beS 9ieid)8gerid)t8 unb brei Vtitgliebern ber 2ln=
waltS rammet bei bem 9veich§gerid)te.
$5ie SRitalieber beS 9ieid)Sgerid)t8 merben nach ben Vorfchriften ber §§. 62, 63, 133 beS ©erichtSDerfaffungSgefeheS beftinnnt. ¡Die Vtitglieber ber SlnwaliS*
farnmer werben nor ^Beginn beS ©efd)äftSjahreS auf bie ¡Bauer beSfelben Don ber SlnwaltSfammer gewählt.
2in gleicher SBeife werben brei (Stellvertreter ber Vtitglieber beS fReidE)S=
qerichtS unb gwei ©teltoertreter ber SRitglieber ber SlnvoaltSfammer beftimmt.
Sluf bie Vertretung beS sßräfibenten fmbet bie V o rfd jrift beS §. 65 Slbf. 2 beS ©ericht^DerfaffungSgefeheS entfprechenbe Slnwenbung.
§• 91.
5luf baS Verfahren in ber Vefchtoerbeinftang unb in ber VerufungSinftang finben bie Vorfchriften ber ©trafprogefiotbnung unb ber §§. 82, 83 2lbf. 1,
§§. 84, 86 biS 88 biefeS ©efe^eS entfprechenbe 'Slnwenbung.
§• 92.
£>ie Verdatungen ber ©taatSanwaltfchaft werben Don ber ©taatSanwalt»
fchaft bei bem £)berlanbe8gerid)te, in ber VerufungSinjtang Don ber ©taatS*
anwaltfchaft bei bem ¡ReichSgeridjte wahrgenommen.
Stiixfyä < 187a 38
§. 93.
3 m pralle be§ § .1 6 3lbf. 2 tnirb ol)ne ©efd)(ug über bie Eröffnung be§
Hauptnerfahreng gut §auptDetl)anb(ung gefehlten.
©a§ (Ehrengericht fann nad) ©taggabe be§ §. 86 auch bte ©ernehmung be§ SlntragjlcUerä nor ber Hamptnerhanblung anorbnen.
$Dem 3lntragfteller ftrtb auf ©erlangen bie il)m ju r Saft gelegten 2t) at*
fad)en fomie bte ©emeismittel nor ber §auptneri)anblung fd)riftlid) anjugeben.
©a§ ©erfahren ift einjufteilen, trenn ber Slntrag auf (Sntfdheibuna im e[)rengerid)tlid)en ©erfahren ¿urüdgenommen tnirb; bie Soften trägt in biefern Salle ber Slntragfteller.
§. 94.
S ür ba§ ©erfahren tn erben tneber (Gebühren noch Stempel/ fonbern nur baare 3lu§lagen in Slnfap gebracht.
© er ©etrag ber Soften ift non bem ©orftitenben fefpuftellen. © ie geft*
feijung ift nolljtredbar.
Sofien, n)eld)e toeber bem Stngefchutbigten noch einem © ritten aufertegt toerben ober non bem ©erdichteten nicht eingejogen tnerben formen, faden ber Kammer <$ur ßaft. ©iefeibe haftet ben Sengen unb Sachoerftänbigen fü r bie ihnen ¿ufommenbe Sntfd)äbigung in gleichem Umfange/ tnie in ©traffachen bie Staats taffe. ©ei tneiterer (Entfernung bcs Aufenthaltsorts ber gelaberten Eßer fort eit ift benfelben auf Eintrag ein ©orfd)itp ju betnilligen.
© ie Hinterlegung ber gefe|lid)en (Entfchäbigung fü r Eperfonen, tnelche non bem Angeflagten unmittelbar gelaben ftnb, erfolgt bei bem Schriftführer beS
©orftanbeS.
§. 95.
Ausfertigungen unb SluSgüge ber IXrtpeile be§ (Ehrengerichts ftnb non bem
© d)tiftfül)ter beS ©orftanbeS jtt ertl)eilen.
§. 96.
© ie AuSfd)liegung non _ ber Siecptgantnaltfchaft tritt m it ber 9ted)tSfraft be§ UrtgeilS ein. ©iefeibe mirb non bem Schriftführer beS ©orftanbeS unter
©iittheilung einer m it ber ©efcheinigung ber ©ollftredbarfeit nerfel)enen beglau
bigten A bfdjrift ber UrtheilSformel ben (Berichten/ bei melden ber 9ted)t3amoalt gugelaffert tnar; unb ber ßanbeäjuftijnertnaltung angejeigt.
§• 97.
(Belbfirafen (§§. 58/ 63) fliegen ¿ur Haffe ber Hammer.
© ie ©ollftredung ber eine (Belbftrafe auSfprechenben (Entfärbung erfolgt auf (Brunb einer non bem Schriftführer beS ©orftanbeS ertheilten/ m it ber ©e- fd)einigung ber ©ollftredbarfeit nerfehenen beglaubigten A bfd)rift ber (Entfd)ei- bungSformel nach ben ©orfepriften über bie ©ollftredung ber U rte ile in bürger*
liepen 9ted)tSftreitigfeiten.
©aSfelbe gilt non ber ©ollftredung ber bie Höften feftfepenben ©erfügung.
© ie ©ollftredung mirb non bem Schriftführer beS ©orftanbeS betrieben.
Jynitftcr Slfefcim itt.
SRcc^tganicaltfc^aft bei bem $Keid>ßgerid)te.
5- 98-
Stuf bie 3ved)t§anwaltfd)aft bei bem 3teid)§gertd)te ftnben, infoweit uid)t tn ben nachfolgenben Paragraphen abweidjenbe SBeflimmungen enthalten ftnb, bie SSorfdhriften ber erften vier Slbfdmitte biefeö ©efefjeg m it ber SJtafjgabe Slnwen*
bung , baff an bie ©teile ber Öanbegjuftijverwaltung ber Sleicpöfangler unb an bie ©teile bei Dberlanbeggericptg bag 9veid)§gerid)t tritt.
§. 99.
© ie gulaffung ju r 9ted)t8anwaltfchaft unb bie gurüdnal)me ber gulaffung bei bem 9teid)8gerid)t erfolgt burd) bag P räjtbium beg 9leichggericht8. ©agfelbe en tle ibet über ben Stntrag auf gulaffung nach freiem ©rmeffen, ieboch vor=
behältlich ber 23orfd)rifien ber §§. 1/ 5.
§. 100.
© ie gulaffung ju r 9techt§anwaltfchaft bei bem 9veid)8geritht ift m it ber gulaffung bei einem anberen ©erid)t unvereinbar. , ,
© ie bei bem 3ietd)8gerichte jugelaffenen 3ied)tsanwältc bürfen bet emem anberen ©erid)te nicht auftreten.
§. 101.
©ine Uebertragung ber bem projefjbevolltnächtigten suftebenben SSertre^
tung auf einen bei bem 3teich§gerichte nicht jugelaffenen 9ted)t§anwalt finbet nicht ftatt.
§. 10 2.
© ie Slnwaltgfammer bei bem $Reid)8gerid)te wirb burch bie bei bemfelben
mgelaffenen Stechtganwälte gebilbet. . . . _
© ie SDtitgtieber beb ©hrengerid)tsl)of8 tonnen nicht SJtttglieber beb ©htens gerichtS fein.
(»ecfoötcr Sffefcfm itt.
0d)lujf= unb Heberganggbeftitnmungen.
§. 103.
©iefe§ ©efeh tritt/ vorbehaltlich ber SBejtimmungen ber §§. 112/ 113, im ganzen Umfange beg Sfteid)§ gleichseitig m it bem ©erichtSverfaffungggefefc in Straft.
§. 104.
© er am Orte eineg obersten fianbeggerid)tg wohnhafte SRechtSarrtvalt fann bei biefem ©erichte mgelaffen werben, wenn nach bem ©machten be8 leideren bie gulaffung ju r orbnunggmäfigen ©rtebigung ber Slnwallgprojeffe erforberlich ift.
© ie bet einem oberfien Sanbebgerid)te gugetaffenen 9ted)tbanwätte ftnb Sltitglieber ber Slnwalibfammer, in bereu SSegirfe oab Oeridjt feinen © i£ f>at.
§. 106.
©ie erfie ÜBerfammtung ber Stnwattbfammern finbet gur SBa^I ber 9Jiit- giieber beb 23orftanbeb binnen brei Monaten nach bem gnfrafttreten biefeb
®efe|eb jla tt.
©ie 23erfammlung wirb non bem spräftbenten beb Dbcrtanbcbgerichtb, bei bem 3teid)bgerichte bon bem 5pväftbenten beb legieren berufen, ©en SS er für in berfeiben friert ber 5prafibcnt ober ein bon it)m beauftragteb SDiitgtieb beb
©eric^tb.
© er S3orfi^enbe ernennt fü r bie SSerfammtung aub bereu SDtitte einen Schriftführer.
§. 107.
©en gur geit beb ffrtfrafttreienb biefeb ©efetjeb bor^anbenen Stecbtb*
anwälten (Stnwälten, Slbnofaten, Slbuofatanwätten, 'iproturatoren) fann bie gutaffung bei einem ßaitbebgerid)te, in beffen SSegirfe fte bibt)er ihren 2Bol)nft|
Ratten/ nicht berfagt werben/ wenn fte biefetbe bor bem gjnfrafttreten biefeb
©efet^eb ober binnen brei üDtonaten nad) bemfetben beantragen.
©iefetben ftnb/ fofern fte bie gutaffung bei bem öanbgericftt ifireb SBotjn»
ft|eb beantragen/ befugt/ ihren bibt)erigen iß o t)n jt| betgubebalten.
Sine nochmalige ÜBeeibigung biefer 9ted)tbanwälte ftnbet nid)t ftatt.
©en gut Seit beb gnfra'fttretenb biefeb ©cfe|eb bort)anbenen Stedjtb«
anwälten/ weiche bei ben an ihrem 3öol)nff|e befinblicfyen mehreren kollegial*
gerichtet! bie 2lnwaltfd)aft aubguüben berechtigt ftnb, fann bie gleichzeitige gm iaffung bei ben an bemfetben Orte an bie ©teile ber bibherigen tretenben Itottegialgerichten nicht nerfagt werben/ wenn fte biefetbe oor bem gnfrafttreten biefeb ©efe^eb beantragen, © urd) tanbesberrtiche S3erorbnung fann in biefern gatte fü r eingelne Orte bie gteichgeitige gutaffung bei mehreren itoiiegiaigerid)ten aubgefchloffen werben.
§. 108.
©iefenigen/ welche gur geit beb gnfrafttretenb biefeb ©efeiteb bie gät)igfeit gur 91ed)tbanwattfd)aft erlangt haben/ fönnen gur 9ted)tbanwattfet)aft gugelaffen werben/ aud) wenn fte bie gäi)igfeit gum 9tid)teramtc nicht erlangt haben. _
©iefetben haben nach SJtafigabe beb §. 4 ein Stecht auf gutaffung bei ben
©erichten beb S3unbebftaaib, in welchem fte bie gät)igfeit gur Sted)tbanwatt=
fchaft erlangt haben.
© ie gutaffung eineb folchen gum Stid)teramte nicht befähigten Stntragftetterb fann aud) bann oerfagt werben, wenn biefetbe nicht war bem gnfrafttreten biefeb
©efe|eb ober binnen brei Monaten nach bemfetben ober, fattb ber Slntragfteller gtt biefer geit ein Sinti befteibet, m it welchem bie Sted)tbanwaltfd)aft nicht wer«
einbar ifl, nicht nor Slbtauf non brei Sftonaten nad) bem Slubfcheiben aub biefern Slmte beantragt wirb.
$ . 105.
£)ie SanbeSgefetje formen fü r foldje Kategorien t>on StedjtSanwatten unb Sur SlecftSanwaltfcfaft SSefäfigten (§§. 107, 108), fü r treidle bie gäfngfeit ¿um 9tid)teramte nid)t erforberlicl) war, beftimmen, baf? beren gutaffung ¿u Berfagen ober nur unter 23efd)ranfungen ju ertEjeüen fei.
§. h o.
© utd ) lanbeSferrlidje SSerorbnung fann bte SanbeSiuflij'oerwaltung auf einen geitraum non brei 3at)ren nad) bem 3nfrafttreten biefeö ©efefjeS errnäd)*
tig t werben, bie gutaffung ¿ur SftecftSanwaltfdjaft benjenigen ¿u Berfagen, welche tm gu^ijbienfte ftd) beftnben, fowie benjenigen, weld)e auS bemfelben auSge*
fd)icben ftnb, oime in einen anberen gweig beS SReid)8* ober ©taatSbienfteS ober in ein befolbeteS ©emeinbeamt übergegangen ober ¿ur StecftSanwattfdjaft ¿uge*
taffen worben ¿u fein.
Stuf © runb einer feieren (Ermädjtigung fann jeboef) bie gutaffung ben*
fertigen nicf)t oerfagt werben, Weldje biefelbe binnen einem 3at)re nad) erlangter gäljigfeit ¿ur SledjtSanwaltfdjaft ^ beantragen unb nict)t bereits im ¿¡¡uftijbienfie angeftetit worben fmb. g ü r biejenigen, welche bie gäljigfeit ¿ur StedjtSanwalt*
fdjaft bei bem gnfrafttreten biefeS ©efeijeS bereits erlangt Ratten, lauft biefe g r iff noch minbeflenS brei SJlonate nad) biefem geitpunfte.
§• 111.
S3iS ¿ur SBal)l beS SSorftanbeS ber SlnwaltSfammer ifl bie Stnljörung beS*
felben nad) ben 23orfd)riften ber §§. 3, 99 nid)t erforberlid).
§. 112.
Stuf Stnorbnung ber ßanbeSjuflijoerwaltung fönnett fetjon Bor bem fgnfraft*
treten beS @ericf)t3oerfaffung3gefefje8 bie 9led)t3anwaltSliften (§. 20) angelegt unb (Eintragungen ber in ©emäjföeit be§ §. 107 erfotgenben gutaffungen be*
w irft werben.
$Die ßanbeSjuflijoerwaltung beflimmt bie ©erictjte, weld)e bis ¿u bem bejeidjneten geitpunfte bie ßiften ¿tt führen t)aben.
§. 113.
lieber ben Slntrag auf gutaffung m r gtedjtSanwaltfcfjaft bei bem 9leid)§»
gerieft entfdjcibet Bor bem gnfrafttreten beS ©ericftSoerfaffungSgefe|eS an ©teile beS ^3räfibiumS beS 9teid)Sgerid)t3 baS Plenum beS 9leid)S = 6 berfanbelSgerid)tS.
©aS teuere fa t bis ¿u bem bejeiefneten geitpunfte bie 91ed)tSanwattSlifte 3u führen.
§• 114.
m it guftim m ung beS SßunbeSratfjS fann bie SanbeSjuftijBerwaltung, wenn in bem SSejirf eines nur einem S3unbe8ftaate ungehörigen £)bertanbeSgerid)tS
Sieicf,S. ©cfefcDt. 1878. 39
§• 109.
bag ©hflem be§ fransöftfd^cn IRec^tg unb an bem © i|e einzelner 2 anbgerid)te ein anbereg ©hftem beS bürgerlichen fRec£>t§ befielt, ober wenn bag umgeM)rte 93erl)ältni§ obwaltet, btc bei biefen Sanbgerid)ten ¿ugelaffcnen Sted)tganwälte in ben bafelbft »erhanbelten ^rojeffen big ¿ür (Einführung eineg_ gemeinfchaftlidhen bürgcrlid>en @efe^bud)8 ju r Vertretung ber V ar^ i cn aud) bei bem ©berlanbeg»
gerid)te jutaffen.
§. 115.
Stuf bie gegen einen 9led)tganwalt (§. 107) ju r 3 eü beg 3 nfrafttteten§
biefeg ©efe^eg anhängigen ©igjiplinarfadjen frnben bie S tim m u n g e n ber
§ § .8 , 9 , 10, 12 beg <Smführungggefe|eg ju r © trafrrojefjorbnung entfprechenbe Slnwenbung.
Sin bie ©teile beg nach ben biglferigen ©efe|en jujtänbigen oberjtcn Öanbeggerichtg tritt ber Shrertgericbtg^of nach SJlafgabe beg §. 90.
§. 116.
Sine nach ben bisherigen ©efe|en erfannte geitigc (Entziehung ber SSefugnifj
?ur Slugübung ber Sledbtganwaltfchaft (©ugpcnfton, ©ienftfperre) ift im ©inne ber §. 6 Sir. 3, § .1 5 Sir. 1, § .4 3 Sir. 3 fü r eine härtere ©träfe alg Sßermeig
m erachten. , .
© er ßanbeggefef?gebung bleibt übertaffen, ju beflimmen, m welchem Sßer*
l)ältni§ anbere bigfer julafftge ©trafen gu ben im §. 63 bezeichnten flehen.
Hrfunblich unter Unferer §od)1teigenhänbigen Unterfc^rift unb bcigcbrud»
lern ilaiferlichen 3 nftegei.
©egeben Sleueg bei spotgbam, ben 1. 3 u li 1878.
3 m Slderhochften Sluftrage ©einer S)lajejMt beg ^aiferg:
(L . & .) grtebrid) SE111> e t m / ^ronprin^
g ü rft n. SSigm ard.
ßerauSgegeben im 9?eidjSfan3[er'5ltnt.
S3crtin; gebrucft in bet uormaligen ©efyeimen Dber'£)op3ucf)bru(ferei (unter Sieic^SrertDaitung)*