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Die Zukunft, 10. November, Jahrg. XV, Bd. 57, Nr 6.

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IV. Jahrg. Berlin,den10.Wut-einher1906. Ur.6.

Herausgehen

Maximilian Larven.

Inhalt:

Seiie

Enthüllungen.lv. .................. ..s......211

DerJetkdeuøpslast. VonFranz Fett-ac- ...·............. 231

Glollem VonZumuec Hunger ...................;234

Chvdeieelxi als-Zekrlxuer. VonWolfgang von Deutscqu .......·.241

Dierosenrothe Klagge. VonIsts-da Freiin von Wüten- ..........247

Keichgbsnägirm VonkLaden .....................,.248

Rachdruck verboten.

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·Erscheint jedektSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,die einzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

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Berlin, den 10. November 1906.

Enthüllungen.

1v.-·-) Getreten erQuark.

HnFolgedesalten,unversöhnlichenKrieges,den überall undimmerdar UnfähigkeitundDummheitgegenGeistundVerstandführt(siedurch Legionen,erdurchEinzelnevertreten),hat Jeder,derdasWerthvolleund Echtebringt,einenschwerenKampfzubestehen:gegenUnverstand,Stumpf- sinn,verdorbenen Geschmack,PrivatinteressenundNeid,alle inwürdiger Alliance,ähnlichder,von welcherChamfort sagt:En examinant laligue dessotscontre les gens si’esprit,encroirait voirune conjuratjonde valetspourecarter lesmaitres.« Daß dieserschopenhauerische»Aphoris- muszurLebensweisheit«nicht übertreibt,hatBismarck öfteralsandere MenschenhohenWuchseserfahren;underfährtes,alsUeberlebender,noch heute. DaßereineDynastie gründen,dieHohenzollernins Dunkeldrängen, demHausOesterreichdie TreuebrechenundsichmitHautundHaar Nuß- landverschreiben,als einneuer BusirisdasVolkmetzelnwollte: Das Alles und manchesAndereistunwiderleglichalsfalscherwiesen.Thutnichts DerRiese sollundmußverbranntwerdenoderimSchandpfuhl ersticken.NeueScheite werdengeschichtet,neuerKlatschwird,neaeVerleumdungaufdenMarktge- schleppt;hundertmalbeschniiffelterBreinocheinmalbeleckt.Jrgendwerhatvon

demGeheimrathHeinrichGefscken(dernunzehnJahre,fünfMonateund zehnTagetotistunddemman denletztenSchlafdesGerechtengönnendürfte) gehört,derersteKanzlerhabedieAbsichtgehabt,denihmunbequemenKron-

F)S.»Zukunft«vom13., 20.,27.Oktoberund Z.November1906.

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212 DieZukunft.

prinzenFriedrichWilhelminPreußen(und alsoauchimReichsvonderThron- folge auszuschließen;Schonals LebenderwarGeffckenfürdieKronzeugen- rollenichtzubrauchen.DerBefangenheitallzu verdächtig.JhnhatderZorn desPelideuhitzigerverfolgt,als demruhigZuschauendennöthigschien.Kein Wunder. BismarcksGeniuslebte inLeidenschaften;hat sichimFeuerver-

zehrt.Wer den Mann nüchternenDiplomaten,"kühlenHüterndesGesetzes vergleicht,ihnfürkalt undklughält,fürdenschlaustenErrechnermöglicher undnützlicherWirkung,DervergreiftsichimMaß. Dieser (immer mußichs wiederholen)gehörtzum genus irritabilo vatum. HattedasheißeTempe- rament,dieempfindlichenNerven,diemusischeGrundstimmu—ng,diejähe SubjektivitätdesvomGenius demMutterschoßentbundenenKünstlersWar von dengroßenSchöpfern,den Kündernneuen Heils jeEinerstets gerecht?

AuchdemGegner stets,derihmdieWirkungins Weite zuwehren trachtete?

Keiner. NichteinmalJesus,unter AllenderMildeste.Unddie Anderen gar, deren ErdenspurdasSpäheraugenachprüfenkann !PaulusundMoham- med,HildebrandundLuther,Caesar, Karl,Fritz,Buonarotti undBuona- parte,GoetheundWagner:demAristeidesgleichtKeiner(undAristeides selbst,derGerechte,hat früherkennengelernt,daßsein Gesichtsfeldschmaler gewesenwar alsdesThemistokles).MußewigdenndasWortdergoethischen Ottilie wahrbleiben, daßderHeldnur vom Heldenanerkannt werden,der Kammerdiener nur Seinesgleichenschätzenkönne? Willman sichnie ent- schließen,OttoBismarckals Einen suigeneriszunehmen,nieaufhören, die,,Fehler«,ohnedieseinewuchtigeWirkung,seineTragoediengrößedoch nichtzu denkenist,ihminsSchuldbuchzusetzen?ErhateinelichtloseKind- heitgehabt,die Mutternie liebengelernt,sichselbsterzogen, gegenfeindliche Weltengekämpftund,dashoheZielvorm Auge,unter derLasteinerAus- gabe,diekeinAndererbewältigenkonnte,auchdapersönlicheFeindschaftge- wittert,woeinKälterernur sachlichenGegensatzkonstatirt hätte.Konnteers jedesmalsorgsamabwägen?Blieb ihm dazudennMuße?Erhatte Wich- tigereszutun;und mußteaufJeden schießen,derihmdenWegsperrenwollte.

Soistsdemguten Gefsckengegangen. SeinMartyriumwarnichtall- zuschlimm.DreiMonateUntersuchunghaftDannwurdedas Verfahrenein- gestellt.DerallmächtigeHausmeierwar dochnichtmächtiggenug,umauch nur dieErösfnungdesHauptversahrenserwirken zu können.Währendder UntersuchungistGeffckenunsanftbehandelt worden;alserausdemGesäng- nißzuBambergerkam,lechzteernacheinerEigarre. Vielleichtschrieberdiese schlechteBehandlungnichtohneFugdemKanzlerzu- Der konnte denharrt-

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Enthüllungcn.1V. 213 burgerJuristenlängstschonnicht riechen.EinHyperkonservativer,demauch sderradikalsteDemokrat willkommenwar,wenn ersichihmgegen Bismarck verbünden konnte. Die Deklaranten derKreuzzeitung,Roggenbach,Stofch, Bamberger:wiesichsgeradetrasUndimmer dichtbeimKronprinzen,immer bemüht,denGrolldesmüßigalterndenHerrngegen diePolitikdesKaisers, desKanzlers zu"schüren.Als imJahr1885deralteWilhelmernstlicherkrankt war,sorgtedasKonsortiumfürdenFalldesThronwechselsvor:Geffckenschrieb den«ErlaßandenReichskanzler«-,derimMärz1888dannverössentlichtwurde.

DerKronprinzhatihngebilligtzumdieselbeZeitBismarcknachPotsdamge- rufenundgefragt,oberauchunterdemzweitenKaiserimDienstbleiben werde.

Ja,wardieAntwort,wenn keineParlamentsregirung beabsichtigtundunsere PolitikvorfremdländischemEinflußgesichertist.Beides,sagtederKronprinz

»miteinerentsprechendenHandbewegung«,seinichtimGeringstenzufiirchten.

DerPaktwar alsogeschlossen;undGefsckenbliebsimHintergrund.Wilhelm stirbt,die(vonGesfckenversaßten)ErlassedesKaiserswerdenalseinBekenntniß zum Liberalismus undalsFriedrichseigenstesWerkbewundert;undnach denneunundneunzigTagenwirddasKriegstagebuchdesKronprinzenver- öffentlicht.DaßdiePublikation einzelneBundesfürstenkränkenunddieSiid- deutschenverstimmenmußte,daßsiedemGefügedesjungenReichesgefähr- lichwerdenkonnte, wissenwirausBismarcks Jknmediatbericht;daßdieses Tagebuchnichtüberallhaltbare Wahrheit bot, auchausFreytags Schriftüber denKronprinzen.UndhinterdemBuschfandderKanzlerwieder den alten Feind.Derhatte Friedrichbeschmutzt,ohneBismarcksHilfedenerstenSchritt insRegentenlebenzuthun.DerwarderJnterpolatordesTagebuchesDessen TakilosigkeitkonntejetztkaumbeschwichtigtenMißmuthaufstacheln.Dahat denRecken,derdenschwierigstenTheilseinerArbeitbedrohtsah,derZornüber- mannt. Wie imLauf eineslangenLebensso manchenGegner,haterauch Gesfckenüberschätzt.DerHanseat (ichhatteein paarBriefevonihm,dersich auch alsDichter strebendbemühte)warwohlnichtb·ösartig;täppischnurund vonunklugbedientemEhrgeizgeblendet.EinWortgläubigerzkeinPolitiker.

Einzelneerinnern sichvielleichtnochanseinBuch»Frankreich,Russlandund der Dreibund«. DasthörichtesteZeug,das zu erdenkenwar. Bismarck hat dieRufsenindenKrieggegen die Türkengehetztund wollte1875überFrank:

reichhersallen.DerElsaßmuß badischwerden(Weise, TextundVerfasser sindunsbekannt),LothringenfortanzuPreußengehören.Dem Dreibund droht (1893,alsBismarckihn schonrechtlockerfand)keineGefahr.Undein frankorusfischesBündnißistundbleibtunmöglich.DieDarstellungkönnte

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214 DieZukunft.

ausden opcra posluma einesGregorSamarow stammen.WasderZar mitKatkow undGiers,wasBismarck mitOubril undGortschakowunter vierAugenbesprochenhat:AllesistdemHerrnGeheimrath bekannt;und- wörtlich,inAnführungstrichen,ganz wiederHannoveraner ausOstpreußen, bringterdiewichtigstenAusspriichelebender und toterMonarchenundStaats- männer. Ein derFälschungüberführterDragomanistseinHauptzeuge,Zei- tungensind seineQuellen.ErhatdasWortNapoleonsnieVerstanden:Les- åvcsnemenis actuels sont tels qu’jlfauloneher-eher lacomparaison danssPhistoire etnon dan; lesgazettesdu siåcle dornier. KeinAederchen VoneinemPolitiker.Und dasZeugnißdiesesMannessollnunerweisen,daßder ersteKanzlerdenSohn seinesKaisersvonderThronfolgeausschließenwollte.

Hundertmalistswiderlegtworden.Dochwirmüssensnoch einmallesen.

Bismarckselbsthat gesagt,»an derGeschichteseinichteinSchattenvonWahr- heit·«WedernachderpreußischenVerfassungnochnachdemhohenzollern- schenHausgesetzkanneinemThronfolgeyweileraneinerunheilbarenKrank- heitleidet,die Kronegeweigertwerden. Herbert sollzu Eduard(derdamals nochFürstvonWaleswar)gesagthaben,wernichtsprechenkönne,könneeigent- lich auchnichtregiren.Mag sein; einUrtheilüberdieseAeußerungwäreerst möglich,wennderZufallsverlaufdesGespräches,in demsie fiel,bekannt würde.HerbertsVaterhatjedenfallsnichteinenAugenblickdaran gedacht, demKronprinzenseinErbrechtzuversagen.Hätte,auchwenn erdergewissen- loseEgoistundKleberderLegendegewesenwäre,nichtdenmindestenGrund- gehabt,Solcheszuplanen.Daß Friedrich auf seineMitarbeit rechne,wußteer seit1885; wußte:»Auchbei derKronprinzessinbestanddieUeberzeugung, daßmeineBeibehaltungbei demThronwechselimInteressederDynastie liege.«AlsdieserThronwechselinSicht kam,warFriedricheinvondenSach- verständigstenausgegebenerMann.(Mackenziehatteeinepolitische,nichteine ärztlicheAufgabe;die, dafürzusorgen,daßFriedrichalsKaiser sterbe, seine WitwealsKaiserin lebe.)IndieBehandlungdesKranken hatBismarck

nur einmal eingegriffen.»Die behandelndenAerztewaren EndeMai18871 entschlossen,denKronprinzenbewußtloszumachenunddieExstirpationdes Kehlkopfesauszuführen,ohneihmihre Absichtangekündigtzuhaben. Jch erhob Einspruch, verlangte,daß nicht ohnedieEinwilligungdesPatienten vorgegangen und,da essichum denThronsolgerhandle, auchdieZustim- mungdes-Familienhaupteseingeholtwerde.DerKaiser, durch michunter- richtet,verbot,dieOperationohneEinwilligungseinesSohnesvorzunehmen«. GedankenundErinnerungen«,zweiterBand, letztesKapitel.)WennFried-

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Enthüllungen.1V. 215

ssrichdieseOperationüberlebthätte,wäreerdochdurchdenRuf seinesPflicht- gefühlesgezwungenworden,als einhoffnungloshinsiechenderMann auf die Krone zuverzichten.DaßernichtvordiesenEntschluß-gestelltward, hatte erDem zudanken,derdieheimlicheOperationhinderte.KanzlerundKron- prinzessinfandensichdamalsin derselbenForderung-sWirhabenjetztjaeinen

neuen Zeugen.AmsechstenJuli1887notirtChlodwig,derin Emsmitdem Kaiserund demPrinzenWilhelm,mitWilmowski,Perponcher,Reischachund Anderengesprochenhatte: »JnBerlinwollten dieAerzteoperiren. Mackenzie kam imletztenAugenblickundverhindertedieOperation.Bismarckhatte sich zumKaiserbegebenund gegendieOperationgesprochen.Theilnahmlosigkeit des altenHerrn,auchdesHofes,Dasheißt:derUmgebung.PrinzWilhelm wollte dieVertretunginLondon[beimJubiläumderKönigin)habenundwar

dann mißgestimmt,alsderKronprinzselbstging.Esgietheute,diedenPrin- zenWilhelmalsNachfolgervorzögenundwahrscheinlichhetzen.«(Einen,der unterFriedrichnicht aufdieNachsolgeMoltkesrechnenkonnte-)»DerReichs- kanzlerist fürdenKronprinzen.Hoffentlichwirderwiedergesund;dennPrinz Wilhelmistnochzujung.«Vor vierWochenlasen wirs;undhörenjetztwieder dieFrage erörtern,obBismarckdenKronprinzenumsErbrechtprellenwollte.

NochernsthafterdienichtminderalberneFrage,obeswahrsei, daßBis- marck1890 dasAllgemeineWahlrechtabschaffenundspäterins Amtzurück wollte,umdieseArbeit zuleisten. Erstens:erwollteüberhauptnichtzurück (hätteersonst sogesprochen,wie er,inFriedrichsruh,Wien,Jena, Kissingen, sprach?);wäreumkeinenPreisderWeltunter Wilhelm demeeiten jewieder -Minister geworden.EineinzigesMalhaterdieMöglichkeitderRückkehrHew wogen. AlsHerrNormann-Schumann,denWalderseebezahlte,mitseinenBe- richtendenJrrglauben geschaffenhatte,dem LebendesKaisersdrohevomMit- telohrherGesahr.Damalshießes,Wilhelmseischlaslos,nervösüberreiztund wolle,währenderaufdemMeerErholung suche,dieRegentenpflichtseinem Bruderanvertrauen,derentschlossensei,indiesemFallBismarcksHilfezuer- sssbitten.DieGerüchtewurdenauchindenSachsenwaldgetragen.DerFürst hörte derErzählungstillzu, blicktestilldenRauchwölkchennach,die aus demPfeier- kopfzumBildedesaltenKaisershinzogen,undsagtedann:»Nachmeinerganzen VergangenheitkönnteichmichunterdiesenUmständendemgewünschtenDienst 1jaschwerentziehenundmüßtewohlirgendwiemitrathenundmitthaten.Aber ichglaubenicht,daßichinAnspruchgenommen, daßmanselbstinschwieriger LagedieNothwendigkeitsolchenSchritteszugebenwürdezundbinrechtfrohda- -rüber,daßichsnichtzuglaubenbrauche«.Mit deräußerstenEntschiedenheit

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216 DieZukunft-

hatersichsonststetsgegen dieZumuthunggewehrt,dieLastwiederauf sich- zunehmen.WennerdenAusdrucksolcherFurchtoderHoffnungin derPresse- fand, lächelndnur gesagt:»DieLeutemüssensonderbareVorstellungenvon-

meinenLebensgewohnheitenhaben«.ZuChlodwig, siebenTage nachderEnt- lassung:»DiesedreiWochennochfeinmaldurchmachen?Nein.Hierwerden Siemichnicht wiedersehen.«SoistdieStimmung geblieben.Zweitens: daß.

er1890dasWahlrechtändernwollte,habenselbstseineTodseindebishernicht behauptetEhlodwigsBelastungzeugenstreifendieFrage nichteinmalundim Entlassungsgesuchwirdsienichterwähnt.Stände Bismarck als einschlechter Kerlda,wenn erdieihm jetztzugeschriebeneAbsichtwirklichgehegthätte?

Kindermögensglauben.Kindsköpfe,denenjederFreundgleichenWahlrechtes einHeros,jederGegnerdiesesgepriesenenSystemseineVogelscheucheistWok lenwir unsbeisolcherNarrheitaufhalten?DannmüssenwirEnglandschel- tenundPersien rühmen.EinWahlrechtist gut,wenn esdemBedürfnißder Volkheitgenügt; ist schlecht,wenn eseineverständigePolitikhindertoder erschwert.Wahrheit,dieimmerund überallwahrbleibt,giebtesauchimKom- plex dieserFragen nicht.Männer,die vielmehr nachder SeitedesLiberalis-s mushinneigtenals derschönhauserJunker, habendieGewährungdesallge- meinen undgleichenWahlrechtesbekämpftundspäter(icherinnereheutenur anSchaessle)dieAenderungdesWahlgesetzesempfohlen.Bismarck? Am vierundzwanzigstenJanuar 1887hatihn WindthorstimReichstaggefragt, ob er, wieFamabehaupte,dasWahlrechtändern wolle. Hierdie Antwort:

»Der HerrAbgeordnetesagt,erhabe ursprünglichdasWahlgesetznichtge- billigt.Jch habeesursprünglichgebilligt.Ich habeesvorgeschlagen.Jchbe- kennemichvor der Nationals denschuldigenUrheberdiesesWahlrechtesund ichhabeesals meinKindgewissermaßenzuvertreten."Jchgebedeshalbdem AbgeordnetendievonihmverlangteVersicherungvoll undunumwunden:Jm SchoßderBerbündetenRegirungenistvoneinerAnfechtungdesgiltigenWahl- gesetzesinkeinerWeisedie Rede.« DaswarvorderEntlassu11g.Nachher,am zehntenAugust189l,sagteerzudeutschenHochschullehrern(in Kissingen):

»WahrenSiedieReichsverfassung,selbstwenn sieJhnen hierund daspäter nichtgefallensollte!Rathen SierkeinerAenderung,mitdernichtalleBethei- ligteneinverstandensind!DasistdieersteBedingungderpolitischenWohlfahrt- desReiches.«Ein paarSätzeausseinemBucht »Ichhabeniegezweifelt,daß.

dasdentscheVolk,sobaldeseinsieht,daßdasbestehendeWahlrechteineschädliche Jnstitutionsei, starkundkluggenugseinwerde,sichdavonsreizumachen.Kann esDasnicht,soistmeineRedensart, daßesreitenkönne,wenn eserstim-

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Enthüllungen.IV. 217 Sattel säßejeinJrrthumgewesen.JchhaltenochheutedasAllgemeineWahl- recht,nichtblostheoretisch,sondernauchpraktischfüreinberechtigtesPrinzip, sobaldnur dieHeimlichkeitbeseitigtwird,dieaußerdemeinenCharakterhat, dermit denbestenEigenschaftendesgermanischenBlutes inWiderspruch steht...DerEinflußderGebildeten würdesichstärkergeltendmachen,wenn dieWahl öffentlichwäre.« Kein WortvonderAbsicht,auchnur vondem Wunsch,dasWahlrechteinzuschränken.ImEntlassungsgesuchwird dieGe- fahrdesAbsolutismus,nichtdieübermächtigerMasfenherrschaftgezeigt.Trotz Alledemwird deraufgewärmteKohlunswiedervorgesetzt.Occidit miseros crambc repeiitcr mag-istros,ruft Juvenal. Bei unsgiebtsMagister,die, wieBuschensWitweBolte,vondiesemGerichtnie genug bekommen können.

BismarcksVorlagehattedieöffentlicheAbstimmungverlangt;geheim wurdesieerst durchdieAnnahmedesAntragesFries. Diese(nichtausseinem Willen stammende)Bestimmunghätteerspätergern wiederbeseitigt.Er meinte,dieSozialdemokratieterrorisiredenArbeiter,zwingeauchdenihr nicht zugehörigen,für siezustimmen. (Jchglaube,daßerirrte,daßauchdieOef- fentlichkeitderAbstimmungdasWahlergebnißnichtdauerndgeänderthätte;

undhabeihmdiesenGlauben nicht verschwiegen.)Erfand, wernichtdenMuth habe, dieKonsequenzenderWahlpflichterfüllungaufsichzunehmen,verdiene nichtdieRechtedesfreienMannes. Sahin den»EinflüssenundAbhängig- keiten,die daspraktischeLeben derMenschenmitsichbringt,gottgegebene Realitäten,dieman nichtignorirenkannund"soll«.Hätte,daihmderBe- griff desKlassenkampfesfremdwar, garnichtsürchterlichgefunden,wenn ab- hängigeLeutegeglaubthätten,so stimmenzumüssenwiedieHerren,anderen

UnternehmerthätigkeiterihrInteressegeknüpftsah.Rückständig?Meinet- wegen.AuchdasGenie bleibt einKindfeinerEpoche,behältdasMalderZeit, der esentbundenward. BismarckhatzwanzigJahrelangnieauchnurversucht, diegeheimeAbstimmungausdemGesetzzutilgenHättees(davonbinichüber- zeugt)auchnichtversucht,wennerlängerimAmtgebliebenwäre;schonumim Auslandnichtden Glaubenzustiften,unsereVerfassungzuständeseienunhalt- bar gew orden.ErhatinseinerMußemit demGedankengespielt.Niemals aber andieBeschränkungdesWahlrechtesgedacht.JnsechsjährigemVerkehrhabe ichnievonihmeinWortgehört,dasvonfern auf solchenWunschhindeuten konnte.Keiner,derihmnahkam, weißsolchesWort zu melden. Als gegen dasReichswahlrecht(ichglaube:impreußischenHerrenhaus) geredetworden war,sagteerzu mir:»DasistzumMindestenrechtunzeitgemäß;heutzutage müssenwirfrohsein,wenn nichtandieVerfassunggerührtwird,und uns

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218 DieZukunft.

hüten,selbstdaran zu rütteln« .UndfeigwarderMannnicht«Hättenie,umeiner Mehrheitnichtzumißfallen,gehehlt,wasihmauszusprechennothwendigschien.

NocheinQuarkgerinnsel.DerKanzler,heißts,war 1890fertig; hatte keinZielmehrundkeinenSchöpfergedanken.Vidtå,mon pauvre 0tton!

Das kannsäuberlichgedrucktwerden und wirddurchAlldeutschlandweiterver- hökert.Lest,wasderKanzlerinReichstagundLandtagnochin denletztenJahren gesprochen,wasderEntamtetezusagengewußthat; lestseinpostumesBuch:

undlachtdanndieFaselhänsederbaus,dieihn Euchalskraftlosen,erschöpften Jammermann zeigen.DaßernachdemMärz1888nichtsRechtesmehrzu leisten vermochte,istrichtig.Hater selbstoftbetont.DieUrsachelagabernicht inihm,sondernindenVerhältnissenKeinerhatsseitdemvermocht.DieCaprivi, Hohenlohe,Bülowsowenigwie unterFriedrichWilhelmdemVierten die Ar- nim, Brandenburg,HohenzollernundAuerswald. DerStäcksteselbsthättees nichtgekonntzaucheinjungerBismarcknurdenAbschiederbeten.Weilfiireinen selbständigenStaatsmann nichtmehrRaumwar.WeilderKaiser,,nuneinmal alleinregirenwollte.«DasweißimdeutschenLand(und auchdraußenleider) jedesKind.WissenlängstAlle,diedamals,weilsienichthinterdenVorhang guckenkonnten,wäh"nten,desKanzlersGenieseiwelkgeworden.Unddochdarf man drucken: BismarckwarfertigundmußtedrumgehenWosindeigentlich all die,,Verehrer«desGroßengeblieben?SeitWochenwirderin derHeimath geschmäht,wirdseinBild denVolksgenossenvonBubenhandbesudelt:und vonEmpörungistnichtszuspürenSinddieTreugeliibdeins Leereverhalltund

nurBezechtenoch,anderKneiptafel,bereit,ihnzufeiern?Den destrncteurs Bonapartes (zudenenselbstTainegezähltwurde)hatman das Lebennicht so leichtgemacht.Fragt,liebeLeute,fortan dochwenigstens,eheJhr Euchmit demMilchmatzfütternlaßt,auswelcherTaschedieKostenderHerstellungbe- zahltwordensind.Manch1nalfindetJhrdannvielleichtdieLösungdesRäthsels

(DaWahresundFalschesjetztwieder wieKoriander undMäusedreck durcheinandergeworfenwird,willich erwähnen,daßimMinisteriumdes KöniglichenHauseszweiKriegstagebiicherxdesKronprinzenFriedrichWil- helm liegen,dieamneuntenOktober 1888,also nachderAbfassungdest- mediatberichtes,auf BefehldesKönigs nachFriedrichsruhgeschicktworden sind.BeidesindvonderHanddesKronprinzen geschrieben.DasvonGesi- ckenveröffentlichtewar einTheildeslängeren,offenbarerstnachdemKrieg indieserForm entstandenen,in demBismarck,RottenburgundBuschviele Jnterpolationenfeststellenkonnten.Politischeswareingeflicktworden.Nach zweiTagen gingendie DokumenteinsMinisterium zurück).

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Enthii·rrungen.·1v. 219

KaiserundKanzler.

Amvierten Novemberistin denLeipzigerNeustenNachrichteneinStück ausBismarcks »vertraulichenAeußerungenüber die Motive meines Rück- trittesausdemDienst«veröffentlichtworden. Jch habe Grund,zuglauben, daßdiesePublikation nichtvonErben desFürstenbewirkt wordenist.Von wem?Bismarckhat denEntwurs(derzunächstnur intimemGebrauchzuge- dacht war)amvierundzwanzigstenMärz1891inFriedrichsruh,nebstdem Entlassungsgesuch,demaltenMoritzBuschübergebenundihmnichtver- boten,dieseSchriftstückefür sichzukopiren.Das wußtendieSöhnezund waren angenehmerstaunt,alsam Tag nachdemTode des Vatersnur das Entlassungsgesuch(imBerlinerLokalanzeiger),nichtauchderKommentar ver-

öffentlichtwurdeNunisterdochausdemDunkelgetaucht-Undbestätigtauthen- tisch,wasichvorachtTagenhierüberdieHauptursachedesBruchesgesagthabe.

Ueber dasMorgenverhör,das demBesuchWindthorsts folgte, heißt es(indemjetztgedrucktenTheildesEntwurfes)nur: ,,EinerAllerhöchsten Kontrole meines persönlichenVerkehrsin undaußerDienstkannichmich nichtunterwerfen«.DiesesThema isteinstweilenerledigt;einwichtigeresfolgt.

»JnmeinemEntschlußzum Rücktrittvon meinenAemternbinichdadurch gefestigtworden, daßichmichüberzeugthabe, auchdieAuswärtigePolitik Seiner Majestätnichtvertreten zu können.UngeachtetmeinesVertrauens aufdieTriplealliancehabe ichdochdieMöglichkeit,daßsieeinmalversagen könne,nie ausdenAugenverloren.Jn Italien stehtdieMonarchienichtan starken Füßen;dieEintrachtzwischenJtalien undOesterreichist durchdie Jrredenta gefährdet;inOesterreichkann, trotzderZuverlässigkeitdesregi- rendenKaisers,dieStimmunganderswerden.UngarnsHaltungistniesicher zuberechnen; es kannsichundOesterreichinHändelverwickeln,denen wirfern bleibenmüssen.Deshalbbinichstetsbemühtgewesen,die Brückezwischenuns undRußlandnieabzubrechen,undglaube,denKaiserAlexanderinfriedlichen Absichtensoweitbestärktzuhaben,daßicheinenrussischenKrieg,beidemauchim FalleinessiegreichenVerlausesnichtszugewinnenist,kaumnochbesürchtezhöch- stenswürdevondort ausuns entgegengetretenwerden,wennwir nacheinemsieg- reichenKriegvonFrankreichneueGebietsabtretungenverlangten-Rußlandbe- darfderExistenzFrankreichs,wie wirderOesterreichsalsGroßmachtbedürfen.

NunhatderdeutscheKonsulinKieweingehendeBerichte,zusammenwohl zweihundertSeitenstark,überrussischeZustände,darunterauchüber militäri- scheMaßnahmen,eingesandt,vonwelchenicheinige,politischerNatur,Seiner Majestäteingereicht,andere,militärische,demGeneralstabderArmee(inder

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