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Inhalt:
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Jst-genandiese-traunva Vonsatt Seutsty .....·.......267
Derpkrfülxrem VonIst-Jan Zweig ...................271
Uns-Iw. Vonzipichettz Haksseth Pityecm von schoki .......275
Hieb-vielg-TageIrrenlxani. VonGerte-nd Hirfysetq .........230
Mvtrhelxk VonFaden .............-..........-283
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Berlin, den 17.November 1906.
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MusereBorarbeitwirdsohoffeich,denBeifallEurerDurchlauchtfinden.
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SeinesFleißesdarfJeder sichrühmen;und fleißigsindwirgewesen.
DieAufgabewarnicht-ganzleichtunddieBewältigungschienunsnur mög- lich,wenn wir dieSacheselbstindieHandnahmenundsie«täglich,je nach Bedarf,kneten undzurichtenkonnten. Dasistgeschehen.Eine Weiledachte ichdaran,unsereLeutezusammenzuwerundihneneinfachzusagen: ,Seid
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1uhigzverrenntEuchnicht;redetnichtvonKrisen,die nurimHirn EurerZu- trägerundZeilenlöhnerleben.HerrnvonPodbielski,dessenAnblickEuchärgert, werdetJhralspreußischenMinister nichtwiedersehen.DerKanzleristkern- gesund,imVollbesitzdeskaiserlichenVertrauensund wirdmitfesterHandnun, wievorseinerErkrankung,dieZügelsühren.Erarbeitet vonfrühbisspät,be- reitetsichfürdieersehnteGelegenheit,imReichstagRede zustehen,und wird unzweideutigbeweisen,daßunsereLage zwarnichtgeradeherrlich,dochdurch- ausnichtsoschlimmist,wieman siedarstellt.WolltJhrihnstürzen?WißtJhr,
wernachihmkommt? VielleichteinMannderscharfenTonart,einHaudegen undFinsterling.KönntJhrbeidemTauschgewinnen?LaßtalsodasGanzehal- tenundwartetgeduldig,bisJhrdiegroßeRede desFürstengehörthabt.«Das hättegewirkt.Frankfurt,Köln,Lokalanzeiger,Vossische:dahabenwirKredit;
auchanderswo.Seit Wochenwäre Allesleidlichstillgewesen.Doch fand ich- bald, daßdieserWeg nichtandasZielführenwürde,das wirerreichenmüssen.
DieFragedurfte nichtlauten: KanzleroderLandwirthschaftminister2Nicht öffentlich;wederoffiziellnochoffiziös;nicht so, daßman unsfassenkonnte.
Erstens,weil EureDurchlauchtanmündlicheundschriftlicheAeußerungen gebundensind,die inheißenTagenvielleichtnichtzuvermeidenwaren. Zwei-
19
252 DieZukunft.»
tens,weilman EurerDurchlauchtFeindenamHofnichtdieMöglichkeitge- bendurfte,zufagen:,DervonseinerUnentbehrlichkeitmerkwürdigüberzeugte Kanzlerwill EuerMajestät.zwingen,sichvoneinem Vertrauensmann zu trennen«.Eshandelte sichalso darum,denVerdachtdes Duellssozubestrei- ten,daßmansichdraufberusenkonnte underdennochbestehenblieb;nichtsSicht- vares,GreifbaresgegendenMinisterzuunternehmenundihndennochunmög- lichzumachenzihninBeziehungenzu demHauseScherlzuverstricken,indas man,sooftesnöthigwurde,eineFalle stellenkonnte;unddenScheinzuschaffen, erseinochjetztmächtiger,alserinWirllichkeitjewar.DannmußteseinAbgang wie einErfolg desReichskanzlerswirken ; dertrotzdemsagenkonnte:Jchhabe ihn nichtzumGehengezwungen. NachreiflicherUeberlegungschienmir und meinenAdjutanten auchderGlaube andieungefährdetfesteStellungEurer Durchlaucht nicht opportun.Erhättederthatsächlichvorhandenen Unzu- friedenheiteineeinstweilenunverrückt-areZielscheibegezeigt.Daslagnicht inunserem Interesse.UndwelcheGelegenheit,diefürdieNachfolgeetwa denkbaren Kandidaten anzuschwärzcn,bliebuns,wenn wir lautsagten,dem Kanzlerdrohegar keineGefahr?WirmußtenzweiFliegenmiteinerKlappe schlagen.DemPublikumdieUeberzeugungbeibringen:DerKanzlerhats schwer;erverhindertvieleFehler;werihnheftigangreift,dientnur derKa- marilla,die ihn durcheinenihrerLeuteersetzenwill.UndSeinerMajestätdie Sicherheitgeben:DerKanzleristanalldiesenPreßtreibereien·unschuldig,auch andenengegenPodbielski;erläßtdemGeredesodeutlich,wieersirgendkann, widersprechen;dieOeffentlicheMeinunghältseineStellungaberfürnichtmehr ganzfestundüberraschendwürdeMeinHandelnnurwirken,wenn esbewiese, daßMeineGnadeihmnichtentzogen,nichteinmalgeschmälertist.Umdahinzu kommen,mußtenwirdieganzeSacheinEntreprisebehalten;AngriffundAb- wehrleiten,BehauptungundWiderrusin dieWeltsetzen.Dasistgeleistetwor- den.Nichtnur dasDementi: auchdasDementirte kamvonuns.Wirhaben denGeneralstabschefund denFürstenEuleuburg insKreuzfeuergebracht,dkn PlanderAemtertheilungdiskreditirt,demStaatssekretärdesInnerendenWeg verbaut,demdesAuswärtigen,alserinderSonneaufquoll,einenleisenKlappz gegeben.WirließendieGefahrdesAbsolutismuszeigenundsofortdanner- klären,vonsolcherGefahrkönne bei uns imErnstgarnichtdieNedesein.Mit diesemHinundHer erreichtenwirnochzweinützlicheWirkungen.DerAerger tobtesichausundwirdamvierzehntenNovember,imReichstag,kaumnoch sogrelleTönefindenwiedreiWochenvorher.AmHofaber wirdman sichsa- gen: DieStimmungist im·Landeso schlecht,daßeinneuer Kanzlereinen
Praeludium 233
schwerenStand hätte;wirmüssendenaltenalsoverschnaufenlassen,bis die Gestirne ihm nochungünstigersind. Folge: öffentlicherGunstbeweisSeiner Majestät.EntlassungdesverhaßtenMinisters·.AbgeordneteundJournalisten könnensicheinbilden,einenerstenSiegerfochtenzuhaben.Wirgewinnen Zeit.UndfürallesUebrigesorgtdieBeredsamkeitEurerDurchlaucht.«
»Seht hübsch,lieberGeheimrath;wirklichsehrhübschundumsichtig- Jchhabe auchdasGefühl,daßwirin erträglichgekühlterAssiettesind.Furcht- barsindmirdie Leute imParlamentnievorgekommenundichkann mir nicht denken, daßsieüberNachtdasaes triplexcirca peclus(Horaz;no- tirenSies,bitte,für alleFälle)angezogenhaben.DaichmitdenCentrums- koryphäenvorzüglichsteheundAlles,bis zuSchraderundMüller-Sagan, mir dieFreude macht,anmeinenkleinen Diners theilzunehmen,istmit per- sönlicherGehässigkeitkaum zurechnen.VondenKonservativen,dieseitMo- naten denAgrarministerkandidiren,ist nichts Ernsteszufürchten.Bassm
mann isteinGentleman,dessenpatriotischeBeklemmungenmitVernunft- gründenzubeschwichtigenseinwerden.UndjelauterBebelschreit,destobesser für uns; destoklarersehendieAnderen,wemihr Feuer denvKesselheizt.Wir bringendenHerrschaftenja aucheineansehnlicheBescherung.Die Diäten sindnichtvergessen.DasGesetzüber dieBerufsvereinegiebtunsdieGelegen- heit,als moderneMenschenunsvondemdunklen Grunde derrechtenSeite abzuheben,diedenVereinen dieBeschäftigung mitpolitischenAngelegenheiten verbietenwill.Podbielskiistweg. DieFleischtheuerungsuchenwir mit allen verfügbarenMittelnzu lindern(wasjetzt,nachderAusschiffungdeslästigen Passagiers,von linkswieeinSiegderstarkenHandüberagrarischeBegehrlich- keitaussiehtunddurchLoebell den traitablen LeutenhinterStirumundNor- mann dochhalbwegsschmackhaftgemachtwerdenkann).DerVertragmit TippelskirchistvonDernburgauchlängstinallerStille erledigt·Dassindzwei Ueberraschungen,vondenenichmirnützlichenEffektverspreche.Mirscheint, wirsindnichtübelgerüstet.DiepolnischeSchulgeschichteist unangenehm,ge- hörtschließlichaberaufdasKontoStudts,vondemichmichohne Thränen trennen würde.SachedesLandtags.DaßwirvonunseremEntschluß,das Deutschthumin derOstmarkzuschützen,jeumeinesFingersBreiteweichen, darfNiemand hoffen.MitSpahn, Groeber, Bachem,diejanichtumhinkön- nen,auch diesenStacheldrahtanzufassen,kannman sichimmerverständigen DerpreußischeMinisterwechselist auchnichtRe·ichsangelegenheit,brauchtals Themaabernichtunter allenUmständenvermiedenzu werden-Meine Schuld istsnicht, daßHer-rvonPodbielskisichzu krankfühlt,umimParlament selbst
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254 DieZukunft.
seinenFeinden entgegentretenzukönnen.IchhabeseinSachverständniß,seine- TüchtigkeitindenGeschäften(auchin denendesStaates,meine.Herren:ichdenke, dieseKonzesfionkönntemandemHeiterkeitbedürfnißwohlmachen)stets freu- diganerkanntund binsicher,vondemverehrtenFreund,in demicheinenschwer ersetzbarenMitarbeiter verliere,dasZeugnißzuerhalten, daßich ihn niemals, wederdirektnochindirekt,zum Rücktrittgedrängthabe.NurdieKomplika- tionvonschwererGichtmit einemäußerstschmerzhaftenGallensteinleiden undeinerNervenerschöpfung,dienacheinerunwürdigenHetzenur allzube- greiflichist,hatden Minister,andessenCharakter nichtderkleinsteMakelklebt, verhindert,imReichstagzuerscheinenundmitgewohnterTapferkeit seine Sachezuführen.NurdieseKrankheit,dielänger,alswirAlle-gehoffthatten,.
derärztlichenKunst trotzt, sieallein(ichwiederholeesmit allemNachdruck) hatSeineMajeftätbewogen,demEntlassungsgesuchdesbewährtenMax-:- nesdieGenehmigungnichtmehrzuversagen.Ungefährsowerdeichsmachen;
wenn derWindnicht nochumschlägt.Dabei läßt sichvielleichtgleichsagen, daßman dieSchmerzempfindungenderMänner,dievon einemMinister- amtscheidenmüssen,imAllgemeinenwesentlichüberschätze.Wirthun unsere Pflicht,klammernunsabernichtaneineWürde,dieheutzutage(hierkönnte icheine ganzkurzeLachpauselassen)dochmehrBürdeist,alsMancherahnt,und sindimmerbereit,dembesserenMann,dem nochunverbrauhten,denPlatzzu räumen.WannDasgeschieht,hängt,wiejadervorliegendeFall lehrt, nicht stetsvonunseremfreienWillenab, sondern (Jhre Heiterkeit mißverftehtdie AbsichtmeinerWorte)oft auchvonäußerenUmständen,diestärkerfindals unser PflichtgefühlundunsereLiebe zumBeruf.Omncs una manet nox.
(Zweimal.Horaz?Manmerktswohlnicht;undhier istdielebhaftesteHeiter-- keitsicher.NotirenSiesalsojedenfalls.)DamitistdenWitzenüberdenwackeln- denKanzler schonvorgebeugt.Das wärensoetwadieHauptsachen.Auswel- cherEckekönnteesnunnochheulen?SehenSieirgendwonochandereWolken?«
»Nirgends.WennebennichtdaseigentlicheThemadieserwillkom- menen nationalliberalen Jnterpellation,dieAuswärtigePolitik...«
»Natürlich.AberdafechtenwirinderVerschanzungDieJnternakennt nur,werimHausesitztund dieAkten gelesenhat.DaranglaubenAlle;bis tiefin die Dem okratiehinein.UnddieLeute, ausdie es unsankommt,wer- denstill,wennman siemithöflichemErnstwarnt: Noliturbare circulos meosl Auf diesemFeld stolpernnur besondersungeschickteWanderer;wie unserjungerFreund nebenan,demsolcheLektion dennauch nicht schadet.Was da zu erwarten ist,wissenwirja.DasVerhältnißzuItalienläßtzuwünschen
Praeludium. 255 -iibrig?Nichtganz zubestreiten.Wir-habenunsreundlicheAeußerungengehört undkönnennichtverkennen,daßdieVolksstimmungschwanktunddieJnteressen- kurvesogarsichvonunsetwasabzuneigenscheint.WirddieseSchwankung,diese Abneigungaber dauerndsein?JstsienichtdasResultatinternationalerVer- hetzungdie uns überall alsStörenfiiedzuverdächtigensucht?Kanndasgroße Kulturvolk,mit demunshunderthistorischeAlpenpässeverbinden,mitdemwir tausendjährigenBesitzgemeinhabenunddessenEinheitinderselbenStundege- borenwardwieunsere,kannesjemalsvergessen,wasihmdasBündnißmitderger- manischenVormachtgeleistethat?JndenJahrzehntendesFriedens,dendievon weisenStaatsmännerngeschlossenenVerträgegesicherthaben,.istdieBlüthege- reift,derItaliensWirthschaftsichheutefreuendarf.SolcheErfahrungüberlebt VerstimmungenundMißverständnisse.WerheuteItalien überredenwollte, diesesBündnißaufzugeben,würdeeinentschiedenesNein alsAntworterhalten.
DaswissenwirnichtnurausunzweideutigenErklärungenderverantwortlichen Politiker.Auchin derPresse,soweitsieals AusdruckderOeffentlichenMeinung geltendarf,hatsichindenletztenMonateneinUmschwungvollzogen,sindgewich- tigeStimmen vernehmbargeworden,diesagen:Wir wollen mitFrankreichbe-
freundet bleiben,aberandemerprobtenBändnißmitDeutschlandfesthalten.
Daskann unsgenügen.UnsereAufgabeist ja nicht,zwischendenNachbar- nationenUnfriedenzustiften. Mögensieruhigdie BandeneuerFreundschaft knüpfen(lesamisde«nos amis sont nos amis oder könnenesdocheines Tageswerden);dazu brauchensieälterenichtabzureißen.Wirsind,Gottsei Dank,nichtin derGesahr,alsquantitkånegligeablebehandeltzu werden«
WennItalien dieAbsichthätte,seinenWegvon unseremzu trennen: wir könntensertragen;derSchadewärefürunsgeringeralsfürdenanderenTheil.
DieseAbsichtbestehtabernicht. JchhabenachdieserRichtungvonautorita- tivsterSeitediebündigstenVersicherungenerhaltenund werdevielleichtbald in derLagesein,beweiskräftigesMaterial darüber in dieOeffentlichkeitzu bringen. Jchwillnichtsbeschönigen,gewisseSchwierigkeiten,dieNöthigung zugewissenModifiiationen nichtleugnen.Auchnichtbestreiten,wasJederweiß:
daßalleBündnisseimLaufderJahrelockerer werdenund dasInteressezu neuer Gruppirungdrängenkann-.Quidsitfulurum cras, fugequaerere!
(ZumdrittenMal? Macht nichts)DerVorsehung, hatmeingroßerVor- gängergesagt,können wirnichtin die Kartengucken.Heuteaberhabenwir keinenirgendwieernsthaftenGrundzurKlageiiberItalien;über dasoffizielle .Jtalien,meineich,dasnichtfiir jedePreßq uerele undjedenHetzartikelverant- wortlichzumachenist«DerDreibund ist ofttotgesagtwordenzniemalshatte
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derWunschdieKraft, diesesFriedenswerk wirklichzu töten.Sollte esjetztge- lingen?OesterreichhatunserstvorKurzemeinenBeweisseinerBundestreue undFreundschaftgegeben,anden"ich,weilerallgemeinbekanntgewordenist,
nur flüchtigzu erinnernbrauche.DieKonfliktsmöglichkeiten,diezwischen OesterreichundJtalien zuentstehenschienen,sind beseitigt;und derweite Blick,dieungewöhnlicheBegabungundhoheErfahrungdesFreiherrnvon
Aehrenthal,meinesverehrtenFreundes,bürgtalleinschondafür,daßsie,selbst wennsiewiederauftauchensollten,ungefährlichbleiben. Aus einerMittheilung desselbenhervorragendenStaatsmanneshabe icherstvorwenigen-Tagenge- hört,welchenWertherauf dieJntimitätderbeidenKaiserlegtUndtrotzAlle- demsoll«derDreibund,denselbstFrankreichnichtmehr alseinfeindlichesGe- bildebekämpft,unhaltbargewordensein?AuchderärgstePessimist,scheintmir, könntehöchstensdochfragen,obdieserBundnochallenBedürfnifsengenügt.«
»DieseWendungzueinergewissenSkepsisscheintmirtaktischmeister- haft.Damit wäregleichwiedereineunbequemeSpitzeabgebrochen«.
»Undgenügternichtallen:washindertuns,morgenschon,in derun- beschränktenFreiheiteinergeachtetenund, ichdarfesohneUcberhebungaus- sprechen,gefürchtetenGroßmacht,für Ergänzungzusorgen?VorzweiJah- ren(reichenSie mirdochmal dieMappe herüber;danke),nein:vorfast schon- dreiJahren habe ichimReichstaggesagt:,Wir stehenzuzwei großenMäch- tenin einemsicherenBundesverhältniß,zufünfanderenMächteninfreund- schaftlichenBeziehungen.ImUebrigenglaubeich,daßwir unsvorderIso- lirung,von derHerrBebelsprach,garnicht sosehrzufürchtenbrauchen.
Deutschlandistzustark,umnichtbündnißfähigzusein.Fürunssindman- cherleiKombinationen möglich;undwenn wirnurunserSchwert scharfer- halten, brauchenwir unsvordemAlleinseinnichtzufürchten-.Dasistheute nochebenso wahrwie imApril1904. Wennwir diesmal eineThronrede vernähmen,würdeihrGrundton heller klingenalsimvorigenJahr. Da- malsmußtenwirvon,korrekten·Beziehungenreden undsagen:,EinBlick aufDeutschlandsinternationale StellungdarfsichderWahrnehmungnicht verschließen,daßwirfortdauerndmitVerkennungdeutscherSinnesartund VorurtheilengegendieFortschrittedeutschenFleißeszurechnenhaben.Die- Schwierigkeiten,diezwischenunsundFrankreichindermarrokkanischenFrage- entstandenwaren,hattenkeine andere Quelle alseineNeigung,Angelegen- heiten,indenenauchdasDeutscheReichInteressenzuwahrenhat,ohneunsere-
Mitwirkungzuerledigen.SolcheStörungenkönnen,aneinemPunktunter- drückt,aneinemanderenwiederkehren.DieZeichenderZeit machenes der
Praeludium. 257 NationzurPflicht, ihreSchutzwehrgegenungerechteAngrifsezuverstärken.«
SolcheSchwarzsehereiwäreheutenicht mehrnöthig.Werkannleugnen,daß esbessergewordenist?DiemarokkanischeAngelegenheitistzuallseitigerBe- sriedigungerledigtworden; nachdemGrundsatze,zu dem wir unsVonvorn herein bekannthabemWederSieger nochBesiegte!Wirachtenjedeslegitime Recht,lassenaberauchUnsersnicht schmälern.AnderSpitzederfranzösischen Regirungstehtein bedeutender Mann,der unsvielleichtnicht geradeliebt, dessenhoheKulturundphilosophischeBildung (suchenSiemir bis morgen denTitelseinesMärchendramasheraus)aber dieGewährgiebt,daßernicht daran denken kann,dasUnheileinesWeltkriegesheraufzubeschwören.Die erste Handlung seinerinternationalen Politik,dieAbstattungdesDankes füreinegroßherzigeWillensregungunseresKaisers,zeigtdennauch,daßwir vondieserSeitederpeinlichstenKorrektheitgewißseindürfen.DasSelbe darfman,ohne Schönfärbereizutreiben,vonEnglandsagen.DasVerhält- niß ist nochnicht ideal,gegenvorübergehendeTrübungnichtgesichert;die Spannung hatabernachgelassen.DerBesuchinKronberghatdasherzliche EinvernehmenderbeidenMonarchengezeigtundgrundlosemGeredeein Endegemacht·DieEindrücke,diehervorragendeRepräsentantendeutscher StädteausdemJnselreichmitgebrachthaben,der überalles Erwartenglanz- volleEmpfang,der dennamhaftestenVertretern deutschenSchriftthumes drüben bereitet worden ist,derintimeVerkehr,dersichzwischendemengli- schenKriegsministerund denhöchstenJnstanzenunserer Heeresverwaltung entwickelthat:dasAllesbeweist,daßin den Völkern undihrenFührerndas BewußtseinderBlutsverwandtschastmitneuerKrasterwachtist.Nochwas?«
»EinWortüberfortdauerndeVerdächtigungenwärewohlangebracht.«
»Richtig.NochimmergiebtesLeute,dieunsdie Schulddaranzuschrei- ben, daßihreSuppe nichtschmecktoderdaßsieanSchlaflosigkeitleiden.Wir solleninEgypten,inTripolisanderenNationendasLebenschwermachen.
WirsindamEndeauchdafürverantwortlich,daßdieWeinerntezuwünschen übrigließ,dieGoldaktienschlechtstehenund dasGeldknapp ist. Dochkann konstatirt werden, daßsothörichteBehauptungennichtmehrsoleichtGlauben findenwienochvoreinemJahr.DasisteinErfolgunsererfriedlichen,stetigen Politik,die alleZweideutigkeitvermeidetundderenLoyalitätnachund nach aufallenSeiten anerkanntwerden muß.Woraufgründensichalsodie,Besorg- nisse«,vondenendieJnterpellationspricht?SindsienichtvielleichtnurResiduen derElektrizität,die in derLuftlag,nachderEntladung abernichtmehrgefähr- lichist? (EinganzwirksamesBild,scheintmirzwirwollens unsmerken.)Ita-
258 DieZukunft-
lien,Oesterreich,Frankreich,England; bleibtnochRußland.Daistdas Ver-«
hältnißüberjedenZweifelerhaben.Rückblickeanfrüheretwavorgekommene MißverständniffeliegennichtimInteresseeinermitkraftvollerMäßigungvor- wärtsstrebendenPolitik;wir wollensieDenenüberlassen,die insFäustchen lachen,wennfiemiteinemScheinvonRechtdasSchuldkontoihresVaterlandcs belastenkönnen.HeutefinddieBeziehungensogut, daßselbstderunfreundliche Kritikernichtsdaranauszusetzenvermag.JchhabeszolskijsErklärungen.
AuchüberdieVerhandlungenmitEngland,diesichnatürlichnichtgegenuns richten,sonderneineAssekuranzgegen etwa imFernenOsten auftauchendeGe- fahrenfchassensollen.Wir wärensehrunklug,wennwir injederVerständigung fremderNationeneinenschwarzenPunktamHimmelunsererWünscheffähen Nichtminderunklugfreilich,wenn wirunsereKartenaufdecktenund den Mit- spielernunsereTrümpfezeigten.Es kannSituationen geben,indenenderlei- tendeStaatsmann Angriffehinnehmen,auchohnehamletischeAnwandlun gen diePfeileundSchleuderndeswüthendenGeschickeserduldenmuß,weilerdie nationaleSache pflichtgemäßüberseinePerson stellt,lieber-unfähigalsin- diskretgescholtenseinwill unddeshalbnichtverrathen darf,unterwelchen Werbungenerdraußenzuwählenhat,währenderinderHeiknathhartgetadelt wird. (Solche Andeutung,denkeich,wirdsichgut machen.)Wir werdenes mitGenugthuung begrüßen,wenn breiteSchichtenderBevölkerungsichernst-
hafteralsbishermit deninternationalenVorgängenbeschäftigen.Nurdürfen dieWortführerdieserSchichtensichnichtdarübertäuschen,daßwir,beimbesten Willen, nichtimmerim Standesind,ihren durchausbegreiflichenWissens- durstzustillenundihnenalleThatsachenundStimmungmomentemitzu- stheilen,die uns bekanntsind.Barbarus hic egosum,quianon intellegor ulli: andiesesin denTristienbeschriebeneSchicksalmußUnsereinssichfür alleFällegewöhnen...BleibtnunnocheinwichtigerPunkt?
,,EigentlichnurnochdieAnspielungaufdaspersönlicheRegiment.«
,,Verstehtfich.DaistdasClicheija gegeben.JederDeutschehatdas Recht,inRede,SchriftundBildseineMeinungfreizuäußern.Will mans nur demKaiser nichtgönnen?Sollerunfrcier seinals dergeringsteBürger?
WennseineMeinungManchen mißfällt:Anderen gehenwieder andereAn- sichtengegen denStrich. ,Nur mußderKnorrdenKnubbenhübschvertragen«
Daßdaaufbeiden SeitennochEinigeszuwünschenbleibt,bestreiteichnicht FürpolitischeEntschlüsseistderReichskanzlerverantwortlichEr kann und trilldieseVerantwortungwederabwälzennochtheilen.Anihnsollman sich haltenundsichnichtvonLegendenbildungenverleitenlassen,inihmein wil-
·Praeludium. 259 lenlosesWerkzeugzusehen,eineMarionette,derenBewegungeneineunsicht- bareHandleitet. DieserKanzler,vondemfromme Wünscheschonwievon einemabgethanen,nichtmehrarbeitfähigenMannsprachen,hatniemalsum dieBenefiziendesKrankenrechtesgebeten,istauchinderZeitkörperlicherBe- hinderungnichtmüßiggewesenundsiehtunbefangenemUrtheilmitruhiger Zuversicht entgegen.Er ersuchtaberjeden Patrioten, auchdemKaiserzu geben,wasdesKaisers ist.An allenKüsten,in allenStädten,dieerbesucht hat, istdererhabeneRepräsentantdesDeutschenReichesenthusiastischbe- grüßtwordenundnochklingtinunseremOhrderstürmischeJubelnach,der ihninMünchenempfing.(Pourtalesverdientfür dieseLeistungwirklichein Ertralob Jch hattekaum zuhoffengewagt, daßersso ohne Mißtonfertig bringenwürde-)An nationalen Feiertagen verstummtebenkleinlicheTadel- suchtund dasVolk lernterkennen,daßHeiligenur imHimmel thronen,der ErdenkinderhöchstesGlück aber diePersönlichkeitist;diewohlkeinVerstän- digerunseremKaiserabsprechenwird.UndnachsolchenTagenneuerVerbräde- rung vonSüd und NordsollenwiraneinetiefgehendeMißstimmung,an dieFurchtvorRücksällenin denAbsolutismusglauben?Glauben, daßunsere Zuständeschlechtersindals die andererLänder? Blicken Siedochumsich, meine Herren... Achso.Na,ichdenke,esgeht. Jst schließlichauchimApril 1904 gegangen, trotzdemderseligeReventlow sogrobwar undHerrvon Oldenburg seinenWitzspazirenführte.Vielschlimmer wirdsjetztwohlnicht«.
Wahrscheinlichnichtvielschlimmer.Ich schreibeinderNachtvordem großenTag,derdenVertretern desVolkesendlichwiederdasedle Bild des Kanzlers zeigensoll. »Der früh Geliebte, nichtmehrGetrübte,erkommt zurück.«DagiebtsGratulationen,werdenHändegeschüttelt,wehtOsterlust.
WenndieDurchlauchtdenKopf zurücklehntodernur über die Stirnstreicht, fürchtetJedereinenneuen Ansall. Glückwunsch,ängstlicheSchonung:da sindderKritikimmerhinGrenzengesetzt.Sehr schlaualso,daßderErstan- dene dieJnterpellation(solcheSachenwerden bei unsvondenerhaltenden Parteienjanur aus Wunschgemacht;wurdens auchunterBismarck) fürden TagderWiederkunfterbat.Erster Vortheil:Wiedersehensstimmung;den Mann,derimAprilzusammenbrach,wird keinHöflicherimNovembermit derKeulebedrohen.Zweiter Vortheil:dieBerathungdesReichshaushaltes wirdvonvornhereinentgiftetundwirktnichtmehralsAdventsensation.Sehr schlauauch,daßderKanzlerdieJnterpellationaufdenMittwoch legenund«
sichfürdenDonnerstag(weilermitAehrenthalkonserirenmuß)gleichab-