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Die Zukunft, 3. November, Jahrg. XV, Bd. 57, Nr 5.

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xv. Jahrg. Erklin,den3.Yovember1906. Alt-.5.

Herausgehen

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Maxtmtltan Hamen.O

Inhalt: «

Seite Enthüllungem Ill. ...........................169 parteamCornet-seh Vonxmuj Mütter ..·.........,....199 Transvaah Vonzketichanz ..........-...........199 Velbstankeigem Vonschaun-g schlaf, gingeMaria, esittliche-Tit ...204 Gan-hunger. Von»ich-on..............-..... ...208

Nachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,die einzelneNummer 50Pf.

Berlin;

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraße3a.

1906.

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Berlim den 3. Kornember 1906.

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Enthüllungen.

Ins-) Bism arcksEntlassung.

Verlasse Dich auf Fürsten nicht!

Siesindwie eineWiege.

Werheute Hosianna spricht,

, Ruftmorgen: Crucitigel

itdiesenVersenpflegteBismarck dieErzählungderVorgängeeinzu-

« leiten oder zuschließen,die zuseinerEntlassunggeführthatten.Die VersesollenauseinemaltenKirchenliedstammenundnachTagen,andenen FriedrichWilhelmder Vierteungerechtundungnädiggewesenwar, bei der AbendandachtimHausedesfrommenGeneralsLeopoldvonGerlachgesun- gen wordensein. »Vonihrer Wahrheit«,sagtederFürst,,,konnte ichmich eigentlichnur amAnfangundamEnde meinespolitischenLebens-überzeu- gen. Dennder alteHerrwarzuverlässig.Gentleman: Siekönnensichnicht vorstellen,wieseltenDas indieserSphäre ist.Er wars.Kavalier alterSchule undpreußischerOffizier.WirklichEdelmann,imbestenSinndesWortes, undnichtderMeinung,durcheinbesonderesGeheimrathsverhältnißzum LiebenHerrgottvon demSatzNoblesse obligedispensirtzusein.Vorher habe ichMancherleigesehen(persönlichhatteichüber denarmen König,der

um meinepolitischeErziehungbemühtwar,ja kaumzuklagen;ernahmso- gar meineSchroffheitengnädigauf);und wasichnachherameigenenLeibeer- lebthabe...« WerChlodwigslangweiligeTagebiicherliest,mußglauben,der KonfliktzwischenKaiserundKanzlerhabe knappdrei MonatevorBismarcks

··)S.»Zukunft«vom13., 20.,27.Oktober1906.

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170 DieZukunft.

Entlassungbegonnen.DieserGlaubewürdetrügen;wiefastjeder,dersichauf Angabendestreulosernur auf seinenVortheil bedachtenMannes stützt.

",,Cave:adsun1!«DasstehtaufeinerPhotographie,diederfünfund- zwanzigjährigePrinz Wilhelmvon Preußendemneunundsechzigjährigen FürstenBismarckzumGeburtstagschenkte.»NimmDichinAcht:ichbin Dir nah !«LächelndzeigtederKanzlerdasBild.»Duweißtwohlnicht,meinFreund, wiegrobDubist?DieseJugend glaubtsichfürchterlicher,alssieist. Aberich denke,wieMephisto:Esgiebtzuletztdochnoch’anin.« Jm Dezember1887 empfahlerdemneunzigjährigenKaiser,dessenSohnvondendeutschenAerzten aufgegebenwar,denPrinzenWilhelmallmählichindieStaatsgefchäfteeinfüh- renzulassen.Daswarnichtleichtzuerreichen.DerKaiserschwiegeineWeile;

undsagtedann(indemletztenBrief,denerseinemKanzlerschrieb)amTag vorderWeihnacht: »Im Prinzipbinichganzeinverstanden, daßDies ge- schehe;aber dieAusführungisteinesehrschwierige.Sie werdenjawissen,daß dieansichsehrnatürlicheBestimmung,dieichauf Ihren Rath traf, daßmein Enkel W. in meinerBehinderungdielaufendenErlassedesCivil-undMi- litärkabinetsunterschreibenwerdeunterderUeberschrift,Auf Allerhöchstcn Befehlt,daßdieseBestimmungdenKronprinzensehrirritirl hat,als denke man inBerlinbereitsanseinenErsatz!BeiruhigererUeberlegungwirdsich meinSohnwohl beruhigthaben.SchwierigerwürdedieseUeberlegungsein, wenn ererfährt,daßseinemSohnnunnoch größereEinsichtin die Staats- geschäftegestattetwird undselbsteinCivil-Adjutantgegebenwird,wieich seinerZeitmeinevortragendenRathebezeichnete...JchschlageJhnendaher vor,daßdiebisherigeArt derBeschäftigung-ErlernungderBehandlungder- Staats-Orientirungbeibehaltenwird,Dasheißt:einzelnenStaatsministerien zugetheiltwerdeundoielleichtaufzweiausgedehntwecde,wieindiesemWinter, womeinEnkelfreiwilligdenBesuchdesAuswärtigenAmtsfernerzugestatten neben demFinanzministerium,welcheFreiwilligkeitdannvonNeujahrganz fortfallen könnte,undvielleichtdasMinisteriumdesJnneren,wobeimeinem Enkel zugestattenwäre,in(unleserlich)Fällen sichimAuswärtigenAmtzu orientiren.DieseFortsetzungdesjetzigenVerfahrenskann meinenSohnwe-

nigerirritiren, obgleichSieSicherinnernwerden, daßerauchgegendieses Verfahren scharfopponjrt. Jchbitte SiealsoumJhreAnsichtindieserMa- terie.«HandundHirn sindmüde.Auchhier,woessichumeinenAktderFa- milienpolitikhandelteund derChefdesHausesfreiverfügenkonnte,begnügte deralteHerr sichmiteinemVorschlagundbatum eineAnsicht.Bismarck konntenichtwidersprechen.DerBriefdesKaiserswar nochnichtsechsMonate

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Enthüllungen.III. 171

alt: dawarseinEnkelDeutscherKaiserundKönigvonPreußen.Wer würde ihnnun in dieStaatsgeschäfteeinführen?DerKanzlernatürlich.Denhat derPrinzjastetshöhergeschätztalsirgendeinenUngekrönten.Prinz Wilhelm, schreibtChlodwig,»istein etwasjugendlichrücksichtloserjungerMann,vor demseineMutter sichfürchtetund derauchmitseinemVaterKonfliktehat«

Soistsgeblieben;und die ElternklagtendemKanzlerihrLeid.Wennsin denneunundneunzigTaaenDifferenzengab,standKronprinzWilhelmimmer aufBismarcksSeite.Der alleinwar ihmAutorität. Demschienerergeben, wiejeein dankbarerSchülerdemMeister-.Schien? IneinemWinkel keimte schonandereHoffnungDeralteKaiserlebtenoch,als GeneralvonHeuduch einAnhängerWaldersees,zuClodwigsagte:»es seienAnzeichendafürvor- handen, daßderPrinz,-wenn erKaiser werde, sichdochnicht aufdie Dauer mit Bismarckwerdevertragenkönnen-«DochdiesesGrüppchenirrtgewiß.

AmerstenApril1888istKronprinz WilhelmdesKanzlersTischgastund sprichtalso: »UmmicheinesmilitärischenBildeszubedienen,soseheichunsere jetzigeLageanwie einRegiment,das zum Sturm schreitet.DerNegimentssI kommandeur istgefallen,derNächsteimKommando liegt schwerverwundet darnieder. Jn diesemkritischenAugenblickwendensechsundvierzigMillionen treuedeutscheHerzensichinBeängstigungund-HoffnungderFahneundihrem Trägerzu,vondemAlles erwartetwird.DerTrägerdieserFahne istunser erlauchter Fürst,unsergroßerKanzler.Mögeerunsführen!Wir wollen ihm folgen.Mögeerlangeleben!«AusBismarcksWunschwurdederWort- laut der RedefürdieoffiziöseVeröffentlichunggeändert(,,weilesmirdoch nichtpassendschien,michauf KostendesleidendenKaisers,dergeradedamals, in derbattenbergischenSache,diejTapserkeiteinesMärtyrerszeigte,feiern zulassen«);abersiewargehaltenworden. DerKronprinzhatte gesagt:Der großeKanzlerführtundwirfolgenihm.Der Erbe des totkrankenKaisers.

AmviertenApril überreichtBismarckimcharlottenburaerStadtschloß dieDenkschrift,in derersagt,ermüsseseineEntlassungerbitten,wenn die PrinzessinVictoriavonPreußendemFürstenAlexandervonBattenbergver- lobt werde. DerKronprinz konferirtfasttäglichmit demKanzler (dem,nach derGeburtstagsrede,KaiserFriedrichineinemheftigenBriefdenSohnun- freundlichgeschilderthat).AmzehntenAprilkommtsinCharlottenburgzum WaffenstillstandzdieKaiserinverständigtsichmit demKanzlerüberKrontre- sorfragenund andereBesitzrechtsansprücheundist»enchantirt««vonihm. Jn- zwischenhat,unterdemEindruckdesantibritischenPreßfeldzuges,derBotschaf-

terMalet andieKöniginVictoriavonEngland geschrieben,derdeutscheGroll

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1 72 DieZukunft.

gegenbritischeIngerenzwerdewachsen,wennJhreMajestätsichmerkbarfür dasHeirathprojektderTochtereinsetze.AmvierundzwanzigstenAprilkommt sie; undempfängtsamnächstenTag oenKanzler.Erklärtsichsürihnund gegen dieKaiserin.DieHeirathist politischgefährlich; und dieTochterdürfesich,als FraudesDeutschenKaisers, nichtnur vomHeimathgefühlderBritinstimmen lassen·SehrvernünftigundenergischSieversöhntsunterMitwirkungFried- richs von Baden)denKronprinzenendlichauchwiederseinerMutter. Ende Maiwird diePuttkamer-Krisisakut.SiebenTagenach PuttkamersEnt- lassungstirbt Friedrich.Undder-Mann,der demgroßenKanzlerals demFührer folgenwill, istKaiser.(Die Absicht,Puttkamer zurückzurufen,giebteraufBis- marcksRath auf;verleihtdemEntlassenenbald aber denSchwarzenAdler.)

AmletztenJulitag besuchtderausRußland,Schweden,Dänemarkfröh- lich heimkehrendeKaiserdenKanzlerundbleibt überNachtinFriedrichsruh

»Damals«,sagtederFürstspäter,,,warderHerrvonfast genanterRücksicht.

Daß ich ihnabendsbisElferwartet hatte, fanderviel zu viel. Undmor- genswar ich nochbeimWaschen,halb nackt,alservormirstand, mich bat, nichtetwaseinetwegenmichinUniformzuwerfen,undmir in denHaus- rockhalf. Auchpolitischmindestens nochdieStimmungdesBakkalaureus, dereigentlichvondenLeuten überDreißignichts wissenmag,vordemeinen Exemplarabergesteht:DerersteGreis,denichvernünftigfand!Nurhats nichtlange vorgehalten«.Wielange?DreizehnTage nachdemSchlafzim- mergesprächschriebderHofpredigerStoeckerandenFreiherrnWilhelmvon Hammersteim »Man mußringsumdaspolitischenCentrum,dasKartell, Scheiterhaueranzündenundsiehellauflodernlassen, denherrschendenOpti- mismusin dieFlammen werfenunddadurchdieLagebeleuchten.Merkt der Kaiser,daßman zwischenihmundBismarckZwietracht säenwill, so stößt man ihnzurück.NährtmaninDingen,woerinstinktiv aus unsererSeitesteht, seineUnzufriedenheit,so stärktman ihn prinzipiell,ohne persönlichzureizen.

Erhat kürzlichgesagt:,SechsMonatewillichdenAlten(Bismarck)verschnau- senlassen;dannregireichselbst«.Bismarckselbsthatgemeint,daßerdenKaiser nichtinderHandbehält.Wirmüssenalso,ohneunsEtwaszuvergeben,dochbe- hutsamsein.«Wir:nichtdiehochkonservativeParteioderFraktion,sonderndas Häuflein,dessenGlieder aussehr verschiedenenGründenfür AlsredWalda- seefechten.Derhatte schondamals dasschlausichinsOhr schmeichelndeWort gesprochen:»EurerMajeståtglorreicherAhnherrwäreseinemVolknieFried- richderGroße geworden,wenn ernebensichdieAllmachteinesMinistersge- duldethätte.«Derwar seitdemzehnten August1888Chef desGroßen

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Eutl)üllungen.HI. 173 Generalstabesundhielt (nachHammersteinsWort) »mitMoltke undAlbedyll wie einRattenkönigzusammen.«KochteaberaufallenerreichbarenFeuern.

Gatte derWitweeinesPrinzenvonHolstein,einesAugustenburgers,also mit demVorrechtbegnadet,dieKaiserinalsNichteseinerFrau ansprechenzu dürfen.DerKaiser sieht ihntäglich,spazirtmitihmdurchdenThiergarten, willihn, nichteinen Vertreter desAuswärtigenAmtes, aufdieReisenach demNordkapmitnehmen-DieTriasformationWalderseesStoecker-Hammer- fteinbrauchtnur nocheinBischennachzuhelfen;,,behutsam,ohnepersönlich zureizen.«Bismarck ist ein schwächlicherRitschlianer,ein lauer Laodicäer undäugeltmit den liberalen FeindendesrechtenGlaubens. Jnderinneren Politik ist sein AllheilmitteldasKartell, dessenFortbestanddasChristen- thum,diemonarchischenund diekonservativen Interessen gefährdet.Als Di- plomatüberschåtzterden«WerthunsererBündnisse,scheut,weilersichfür einenKriegzu altfühlt,dieoffeneAuseinandersetzungmitRußlandundver- gißt,daßDeutschlandalleinstarkgenugist,um esmitjederKoalition auf- zunehmen.Ungefährsolas mansallepaarTage.Wirktsauf denKaiser?Ge- wiß.Er preistdiesittlicheundgeistigeKraftdesHofpredigers.DerGeneral- stabschefhatseinOhuUnd»derAlte«solljanurnochvier Monate,,verschnau- fen«.Derkluge(vonBismarckwohl nichtimmer mit dernöthigenVorsicht gebrauchte)Bleichröderstöhnt:»Werstehtdafür,daßdieHerren nichtwie- der das alteSpiel anfangenund demKaiser sagen:EigentlichbistDudoch nureinePuppe;Bismarckregirt.Dashat aufdenaltenHerrnkeinentiefen Eindruckgemacht;derjungewirdempfindlichersein«.NochaberistdieWir- kungnichtsichtbar.DerKaiser wünschtdieVeröffentlichungdesJmmediat- berichtesüber dasTagebuchdesKronprinzenFriedrich.Nimmt denGrafen HerbertmitausdieReisenachSüddeutschland,Wien und Rom.Uebernachtet amneunundzwanzigstenOktoberwiederinFriedrichsruh.(,,Er ließ michfast dreiStunden lang reden, so daßichnachherfurchtbarmüde war, undzeigte sichvonderliebenswürdigstenSeite.MeineFraukonnteseinheiteres,natür- liches,bescheidenesWesengarnichtgenugrühmen«.)Undschreibtamletzten Dezembertag:,,LieberFürst!DasJahr, welchesunsso schwereHeimsuch- ungenundunersetzlicheVerluste gebrachthat, gehtzu Ende. MitFreude undTrost zugleicherfülltmichderGedanke,daßSiemir treu zur Seitestehen undmitfrischerKraftin dasneue Jahr eintreten.Von ganzemHerzener- flehe ich fürSieGlück,SegenundvorAllemandauernde Gesundheitund hoffezuGott, daßesmirnoch recht lange vergönntseinmöge,mitJhnen zusammenfürdieWohlfahrtundGröße unseresVaterlandes zu wirken«.

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174 DieZukunft-

AlsdieserBriefanka1n,warebeneinJahr seitdenTagenvergangen,in denen KaiserundKanzlerberathenhatten,wieman denPrinzenWilhelmin die Staatsgeschäfteeinführenkönne. Bismarckwußtezwarschon,daßmit dem neuenHerrn nicht leichtzu arbeitenseinwerde;hatteaberversprochen,sich auchschweremDienst nichtzuversagen.DemGroßvaterund derGroßmutter Wilhelms versprochen.(Noch Weihnachten1888schriebAugustaanihn:

,,SiehabenunseremunvergeßlichenKaisertreubeigestandenundmeine Bitte derFürsorgefür seinenEnkelerfüllt.«)Er würdeseinePflicht thunund der JugendihrRechtlassen.Undglaubte,einstin denSielensterbenzusollen.

Nochsiehtssoaus. Chlodwig(derimmergern Kamarilla spieltennd sichmitseinenAnliegensogaranHerrnvonLucanus wandte,trotzdemdessen verbindlicheGlätteihmkeinrechtesVertrauen einflößt)willameinundzwan- zigstenJanuar 1889denKaiser »invorsichtigerWeise«gegen dievondenver-

antwortlichenMilitärbehördenfürdasReichslandgefordertenundvonBis- marckgebilligtenMaßregelnstimmen; mußaber notiren: »DerKaiserhüllte sichinSchweigenundwarnicht dazuzubringen,eineMeinungzuäußern.

Jch sah,daßerganzunterdemEinflußdesReichskanzlersstehtundsichnicht traut,einevondessenMeinung abweichendeAnsichtzuäußern.«Dahaben wir einBeispielderTonart. WeilderKaiser,der,ohneVorbereitungaufden Regentenberus,vorsiebenMonaten ausdenThron gelangt ist,geltenläßt, wasdiehöchstemilitärischeundcivileBehördefürnothwendighält,wirdihm MangelanMuthundanSelbständigkeitnachgetuschelt.»So mußteichden Versuchaufgeben,andieserStelleeineStimmungänderunganzubahnen-C JmBunde mitChlodwigist dieKaiserinAugustaunddieGroßherzoginvon Baden(er»ve1tröstetdiehohenDamen aufdieZukunft«);auchderin alle SättelgerechteHerrvonBoettichersprichtschon»sehrvernünftigüberElsaß- Lothringen"(nndwolltevorherdochdenStatthalter abschasfen,Berlepschzum Oberpräfidentenmachenund»dieRegirungnachBerlinziehen«).Schonam fünsundzwanzigstenJanuar abersagtderGroßherzogvonBaden,»esseinicht unmöglich,daßderKaisermitBismarckhintereinanderkommenwerde,wenner merke,daßman ihm nichtAllesmittheilezvorläufigwolle erAllesvermeiden, weilerdenFürstenBismarckfürdieMilitärvorlagebrauche.«Chlodwigfindet, derKanzler»machedenEindruckeinesgeistignichtganzgesundenMannes.«

DieletztenMonate hattendensamoanischenAerger,dieEröffnungdesStraf- verfahrensgegenGeffclen,dieKonfliktemit derRoyalNigerCompanyund demEngländerLevisgebracht,derinSüdwestafrikaderdeutschenVerwal- tungnnbequemwurde;lästigeSachen,dieanständigerledigtwerden,aber

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Enthiillungen.IIL 175 i einenPutzerfolgeintragenkonnten. AmsechzehntenFebruarwird Waldn- seeals neuesMitglieddesHerrenhausesvereidigt.AmerstenAprilholtder Kaiser ihn ab,eheerindieWilhelmstraßefährt,,umdemKanzlerzum Ge- burtstagzugratuliren.(Das Geschenk,eine UlmerDogge,hatte Boetticher ausgesucht.)JmMärzwarBismarcksehroftzumVortrag befohlenworden.

DerGroßherzogvonVadenhatteihnzweimalbesuchtundmitdemKaiserdie Frage erörtert,wielangederKiirassierwohl nochdienstfähigseinwerde.Das sickertdurch.AlserimReichstagfürdie Alters-undJuvaliditätversicherung eintritt,sagtderKanzler: »Ichglaube,daßdieöffentlichenBlätter meiner politischenFeinde übertreiben,wenn sievon mirsagen, daßich,schnellal- ternd,derArbeitunfähigkeitentgegenginge.Einigeskannich nochleisten,aber nichtAlles,wasich frühergethanhabe.WennichdieAufgabeneines Mi- nistersderAuswärtigenAngelegenheiteneinesgroßenLandesundauchnur dienochzurZufriedenheitleisteaufmeine altenTage,dannwerdeichimmer nochdasWerk eines Mannes thun,das in anderenLändern als ein volles Manneswerk undalseindankenswerthesWerkgilt.Wenn esmirgelingt«da- beiinEinigkeitmit allen VerbündetenRegirungenund mitSeiner Majestät demKaiser,imGenußdesVertrauens derfremdenRegirungen,unsereaus- wärtigePolitikweiter zuführen,soseheichDasfürmeineerste, fürmeine primoDeo-Pflichtan.Inallen anderenBeziehungenbinichleichterersetz- bar.Die SummevonVertrauen undErfahrungen,dieichaber in etwa drei- ßigJahren auswärtigerPolitikmirhabeerwerbenkönnen,die kannichnicht vererbenund die kannichnichtübertragen«.Auchnichtvererben.Ein-Vater, derseinemSohndieNachfolgesichernwollte, hättenichtsogesprochen.

Istsnur eineAntwortaufdasGerede über den»raschalterndeneKanzs ler« oder derVersuch,sichdasRessortdesAuswärtigenalsAltentheilzu retten? Jedenfalls läßt sichausderRede beiHofEtwasmachen.Die Ver- bündetenRegirungensinddarinvordemKaisergenannt;mitdem derKanz- lernur ,,einig«zuseinbraucht.Kein WortvonderGehorsamspflicht.Der AusdruckdesstolzenBewußtseins,in der internationalen Politikunersetzlich zusein.»Werihn hört,mußwahrhaftigglauben,wirsäßenimtiefstenSand fest,wenn ervomBocksteigenmußWelcheRolleerdabeidenKaiserspielen läßt,istihm gleichgiltig.Undwergenauhinsieht,merkt,daßerauchdenalten Herrn nochimGrab zu verkleinernsucht«.Der Beweis? »Ich darfmir die sersteUrheberschaftder ganzensozialenPolitikvindiziren;esistmirgelungen, sdieLiebedeshochseligenKaisersWilhelmfürdieSachezugewinnen.«Richtig.-

»»AlleinJhrWerkgroßerVoraussicht«:sohatte,in einemBriefandenKanz-

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176 DieZukunft-

ler,derersteKaiserseineBotschaftenvon1881 und1882 genannt.Darfmauss- aberöffentlichsagen?DerrichtigeHausmeier.-HoheZeit,daßdieLeutewieder ankaiserlichesRegimentgewöhntwerden. Alle paarTageist jetztVortrag, AudienzoderKronrath.JmAprilwird GeneralVerdydu Vernois zumpreußi- schenKriegsministerernannt;wider denWunschdesMinisterpräsidenten;.

auf Empfehlung Waldersees,der einenVertrauensmann imMinisterium habenundeinenmöglichenNachfolgermitEhrenabschiebenwill.Nochaber kommtsnichtzumsichtbarenKonflikt.JmMaibeginntderAusstandder westfålischenBergarbeiter.AmAchtzehntensprichtderKanzlerimReichs- tag.(Ahnter,daßesdasletzteMalist?Erläßt sichimFoyerphotogra- phiren.)Erverhehltnicht, daßermitfastallenParteien schlechtsteht;auch derKonservativennichtmehr sicherist (denenderschwartowerHammerstein dennahen SturzdesKartellpatronsverkündethat).VomEinundzwanzig- stenbis zumSechsundzwanzigstenistKönigUmbertosmitseinemSohnund Crispiin Berlin. DerKaiserschenktdemitalienischenMinisterpräsidenten einePhotographiemit derAufschrift: gentilhomme gentilhomme, åi corsaire corsaire etdemj.Crispi glaubtsichalsKorsarenerkannt und rennt·

aufgeregtin dieWilhelmstraße,woer,nichtganzleicht,überzeugtwird,der«

Satz sollenur ausdrücken,daßdes-Kaiserihnfüreinengentilhomme halte- AmTag nachderAbreisederJtalienerist Kronrath.DerStri«ke,derbeendet schien,hattewiederbegonnen.DerKaiserhat vierzehnTagevorherdie Dele- girten Bunte,SiegelundSchröderimSchloßempfangenundgesagt,wenn fich,,sozialdemokratischeTendenzenin dieBewegungmischen«,werdeermit- unnachsichtlicherStrenge einschreiten.Jm Kronrath sprichtersehrschrosfgegen dieGrubenbesitzer.,,WenndiesereichenLeutenichtVernunftannehmen,ziehe ichmein Militärzurück;wirdihnendannderRothe Hahn aufsDachihrer Villen gesetzt,ists nichtmeineSchuld.«Bismarck antwortet,auch diesen- reichenLeutenseiderSchutzderStaatsgewaltnach preußischerTraditionund Verfassungnichtzuversagen; ihr Recht,über dieArbeitbedingungennach-

«freierUeberzeugungzuverhandeln,seiineinernichtsozialistischenGesellschaft unbestreitbar.DerKaiserhabe geirrt,alserden,,vaterländischenSinn«der· vonihmempfangenenDelegirtenrühmteundihnen,die,,decidirteSozial- demokraten«seien,lobendnachsagte,siehätten»sichderFühlungmit der So- zialdemokratieenthalten«;derKanzler fürchteeineneueTäuschungdes Aller- höchstenVertrauens undmüsse,wenn erauchdenbeantragtenBelagerung- zustandnochnichtfürnöthighalte,dochfürenergischeSchutzmaßregelnein- treten. Schon währendersprach,fühlteer,daßernichtmehralleKollegen-

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Enthüllungen.111. 17 T hintersichhabe;konnteesabernichtbeweisen.DerKaiserschiedverstimmt.Eine ängstlicheExcellenzringtdieHände.,,HättenEuerDurchlauchtesihm wenig- stensuntervierAugengesagt!«Antwort:,,SollichimKronrathvielleichtden OberstenderEunuchenspielen?DannhättedieGeschichtedochwirklichkeinen Zweckund es wärenurschadeum dieverloreneZeit. EhreandReputationkann- ichdemAllerhöchstenDienst nicht opsern.«VierTage danachwurdeHage- meisterausWestsalenabberufenundimOberpräsidiumdurchStudtersetzt.

Jm Juni ist der Konfliktmit derSchweiz (FallWohlgemuth-Lutz) HauptstoffallerpolitischenGespräche.AuchKonservativeerzählen,derKaiser tadle dasbrüskeVorgehendesKanzlers.DerGroßherzogvonBadenist»er- bittertüberBismarck;selbstHerbertsage,erversteheseinenVaternichtmehr, undvieleLeutesingenan, zuglauben, daßernichtmehrrichtigimKopfe sei- DerKaiserwerdeVertrauen gewinnen,wenn erjetzteinMachtwort einlege und denStreit beendige.Bismarck lassesichjetztnurvonegoistischenMo- tiven leiten. Er wollekeinenKrisgmehr;deshalb macheerdenRussenaller- leiAvancen, lanciremitunterArtikel gegenOesterreichundverwirredieGeister.«

NachdiesenMittheilungendesGroßherzogsnotirtChlodwig:»Esistmög- lich,daßesdemnächstzu einemZusammenstoßzwischenKaiserundKanzler

kommt.Das wäreschlimmtrotzAlledem.« Bismarck gehtnachVarzin,der Kaiser (mit Herbert) nachEngland.Amelften August sindBeide wieder in Berlinundkonserirenziemlichlange.AmnächstenTagekomthranz Joseph mitdemThronfolger,demGrafenKalnokyunddessenSektionchesSzögyenyi.

DerKaiservonOesterreichbesucht,mitFranz Ferdinand,denFürstenund schenktihm seineMarmorbüste.AmvierzehntenAugustsragtHerr vonSzö- gyenyi,ob Bismarcknichtwenigstensprinzipiellzum-AbschlußeinesHandels- vertragesmitOesterreich-Ungsarnbereitsei;höfliche,aberentschiedeneAbleh- nungBeideKaiser hattende11Handelsvertraggewünscht.Ameanzigstenreist derKanzlernachFriedrichsruh.AmDreiundzwanzigstensiehtChlodwiginMetz (woeinWilhelmsdenkmalenthülltwird)denKaiserundFriedrichvonBaden.

DerGroßherzogerzählt:,,DieSchwankungendesKanzlers(zwischenNuß- land undOesterreich)haben denKaiserstutziggemacht,dagegen sein eigenes Selbstgefühlgehobenzermerke,daßmanihm hierund daEtwas verschweige, und werdemißtrauischEshat schoneinenZusammenstoßzwischenKaiser undKanzler gegeben(imKronrath)undman mußdie Eventualität insAuge fassen,daßderKanzlereinmalgehe.Wasaber dann? DerKaiserdenkesich wahrscheinlich,daßerselbstdieauswärtigePolitikführenkönne« Dasseiaber sehrgefährlich.«Waldersee,demChlodwig(wiejedemMächtigen,demernah

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