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Die Zukunft, 25. November, Jahrg. XIV, Bd. 53, Nr 8.

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xlv. Jahrg. Berlin den25. Yovemlier1905. Ur.8.

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Uachdruck verboten.

T Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft

Friedrichstraße10.

1905.

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Berlin- den 25. Kovember 1905.

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Nebelung.

ÆmKalendertagdesEinsiedlersFelixvonValoiszdendieTrinitarierzu ihrenStiftern zählten,waren seitderUnterzeichnungdeszweitenpariser Friedensvertragesneunzig Jahrevergangen.Das Datum konntegeradejetzt indeutschenHirnen froheund trübeErinnerungwecken.Als, nachWaterloo und demletztenderHundertTage,Vandamme beiMeudon geschlagen,Da- voutzumRücknggezwungen,FrankreichsHauptstadtdemSiegerübergeben war,hatteBliicheranKnesebeckgeschrieben:»MeinTagewerkistvollendet:

Paris istmein!MeinenbravenTruppen, ihrerAusdauer undmeinemeiser- nenWillenverdankeichAlles.«SchnellhattenimReichdesKorsendieHeere derkoalirtenMächtedann denNorden undWestenbesetztundFriedrichDohna, Scharnhorsts Schwiegersohn,konnte dieRosseseinertapferenReiter in der Loiretränken..Hellglänzte,wieeinstin derFritzenzeit,PreußensStern: die Wucht,dernieunnützlichausschweifendefuror preußischerKerntruppenhatte invierTagendenKriegentschieden.FrankreichwarwehrloanParis geboten Müfflingundeuel; und derSaalinderOrangerievonSaintCloud,derim Brumaire derSchauplatzdesStaatsstreichesgewesenwar,wurdenundieWerk- stattberlinischerMilitårschneider.»Teufelskerle«nannteKaiserFranz,als erin BliichersHauptquartierdieOsfizierebegrüßte,nichtohneNeiddiePreußen;und MetternichsagteoffenzuStein,einösterreichischesHeerhättenachLignyminde- stenssechsWochenzurErholunggebraucht.AnLobsprüchenfehlteesden Män- nernFriedrichWilhelmsalsonicht;nurgreifbarerLohn warddemSieger nicht gegönnt.LordCastlereaghundWellingtonhattenmitnochheutebewunderns- wertherMeisterschastdieRegie geführt.DieAbtrennungvonElsaßsLoth- ringen, sagtTreitschke,,,warmöglich,wenn die Alliirten sichzunächstunter

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274 DieZukunft.

sicheinigtenunddanndie Bourbonen in das verkleinerteKönigreichzurück- riefen; siewarunerreichbar geworden,wenn mandarübermiteinem befreun- detenKönigverhandeln mußte«.Damit sieunerreichbarwerde,ließWelling- ton,ehediedreiMonarchen nochinParis angelangtwaren,unterdemSchutz britischerBayonnetteLudwigdenAchtzehntenin dieTuilerieneinziehenDurch diese List, schriebHardenberginseinTagebuch,war die Koalition in einen amphibischenZustand versetzt.JndenHauptquartierenderbeiden Kaiserließ man sichdieUeberrumpelunggerngefallen;freute sichamEndegarihrer.

WarsdennnichtAnmaßung,daß dieseskleinePreußenimbelgischenFeld- zug denRussenundOesterreichernkeinLorberblättchengelassenhatten?So flinken Nebenbnhlern auch freiwillig nochaufdieHöhezuhelfen,wäre die größteDummheit gewesen;schlimmgeriugschon,daßderRuhmihreAdlerbe- strahlte. Blücherbatseinen König, »dieDiplomatiker anzuweisen, daß sie nichtwiederverlieren,wasderSoldat mitseinemBluterrungenhat.«Guei- senauforderte für Preußen Mainz,Luxernburg, Ansbach-Bayreuthund Nassau, fürBayern EntschädigunginElsaßsLothringenundschriebanHar- denberg: »Sohochhat Preußennochniegestanden!«Das war vielleicht richtig;dochderSoldat sahnicht, daßPreußenimRathderGroßmächtever- einsamtwarund die dreiVerbündetensichindemWunschzusammenfanden, denStaatFriedrichs nichtzugefährlicherKraftheranwachsenzulassen.Wenn Preußenerstarkte,warOesterreichsdeutscheHegemonie,EnglandsSpielplau ausdemKontinentbedroht;undweunPreußenanseinerWestgrenzenichtmehr verwundbar blieb,war esauchnichtmehraus siußlands Wohlwollenrnge- wiesen.Dazukam derbritischsrussischeWettbewerbum die Liebe der bellc France. WellingtonließseineTruppenimboulognerWäldchenlagernund warängstlichbemüht,denNationalstolzderFranzosenunddiebesondereEitel- keitderPariserzuschonen.Alexauder,deriuHeidelbergunterwegsindenDunst- kreis derredseligenFrauv«onKriidener-,derFriedensbarbar-a,gerathenundvon dieserflachenModechiliastinzumWeltheiland geweihtwordenwar,ließnur Milde noch vondergesalbtenLippe träuerundkündete derMenschheit,die Stunde christlichenVergebensseinun gekommen.Auch Metternich,dersein OesterreichnichtdenGefahrenoberrheinischerMachtstellungaussetzenwollte, mir-niedensanftmüthigenMannundmahnte,denFranzosen nichtllnerträg- lichesaufzubürden.Unbarrnherzigundunerbittlich,hießes,sind1viedernurdie Preußen.Heischtihr Staatskanzlernicht Saarlouis,Diedenhofen,Metzund blicktgieriggarnachBurgund?WagtihreSoldateska nicht,amGeburtstagdes KönigsihreQuartierezu illuminiren? HatderunbeugsameWilleihrerFeld-

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Nebelung. 275 herrennichterreicht,daßdiegestohlenenKunstschätzeausgeliefertwerdenmuß- ten?TrugamdrittenAugusttagnichtdasHausihresKönigsdieherausfor- derndeJnschrift:Parcerosubjectisotdebellarosuporbos ?JmErnst:auch dieserVorwurfwardihnen nichterspart.UnddieDeutungdesvergilischen SpruchesbewiesselbstderKurzsicht,daßderGallierstolznochnicht gebrochen war unddieBürgervon Lutetiasich,trotzdenNiederlagen,demWeißen Schrecken,derRasereiblinderParteiwuth,nochnichtalsUnterlegenesühlten.

Zuver-denken warsihnennicht;dennnmihreGunstwarben mithitzigem Eiferdiebeiden größtenMächtederKoalition. Fürdenvielleichtnichtalle fernen TagorientalischerVerwickelungenwolltenRussenundBritensichden französischenBeistandsichernundAllesdeshalb meiden,was diePsychedesjäh

vonsteilerHöheherabgeworfenenVolkesunheilbarverbitternkönne.England lsosfteaufdieErhaltnngderentenlecordialomitFrankreich,iiberdiemansich imJanuar verständigthatte,undLordCastlereaghbetonteimmerwieder,das einzigeZieldesKrieges seidieåeendnngderRevolution gewesen,diesesZiel sei erreichtnndderSiegerdürfeaneineVeränderungdesfranzösischenLänder- bestandes erst denken,»wennsiedemAugederMenschheitalseinenothwen- digeundsittlichgerechtfertigteMaßregelerscheinenwird«.Einstweilenmüsse

erFrankreichsVersprechenglauben; werdeerdurchkriegerischenEhrgeizwieder -enttäuscht,dannseiesZeit,nocheinmal zudenWaffenzugreifen.Jetztmiisse

man denlegitimenKöniggegenVerschwörerundNebellenstützen,ihmdie Re- organisationdesHeereserleichtern,derbesiegtenNationmildeBehandlnngge- währen.»DieKoalition verringertselbstihre Macht,wenn siedenKönigent- ehrenoderimAnsehenmindern läßt«Capodistrias,der,mitNesselrodeund PozzodiBorgo,inParisfüanßlanddasWortführte,mochtehintersolocken- demAngebotnichtzurückbleiben.NurgegenBonaparte,las maninderDenk- schriftdesin alle SättelgerechtenGriechen, habenwirKrieg geführt,nicht gegenFrankreich;dieGebotechristlicherSittenlehrewürdenverleugnet,wenn wir demunschuldigenLande dasGewaltrechtdesSiegers aufzwängen.Un- sere Aufgabekannnur sein,dieLegitimitätzuwahrenunddasalteHerrscher- hausderBourbons vor neuer Erschijtterungzuschützen.Gentz selbst,das Füchslein,sprachmitsittsamemTadelvonden»engherzigenAnschauungen-«

derPreußen,dieauseinemnur gegen denJakobinergeistgefiihrtenKriegter- ritorialenVortheilzuziehensuchten.11nddiepreußischenStaatstnännerwaren dochwirklichbescheiden·VomElsaß,vonLothringen forderten sie nichts;im Elsaß sollte,nachSteins Vorschlag,ErzherzogKarlvonOesterreichregiren (denaberBruderFranzlieberim Psesferlandgescheithätte)·Jn nennJahren

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27 6 DieZukunft.

hatteFrankreichdiedeutschenStaatendreimalzumKriegegezwungen.Wars daunbescheiden,daßHardenbergErsatzderKriegskosten,Erfüllungdesim erstenpariserFriedensvertragVersprochenenundeinegreifbareFriedensbürg- schaftverlangte?Daßer,nachdemSchlachtrufeinesdeutschenDichters,Van- bansStachelgurtvonFrankreichsGrenzereißennndseinemAdlerlandander Saar und deroberenMosel starkeStützpunkteschaffenwollte?Napoleonhatte

demarmen PreußenmehralsfünfzehnhundertMillionenFrancsabgepreßt;

nur zwölfhundertforderte-«H"ardenbergjetztfürdie vierkoalirten Mächtevon Frankreich.Wie nach ihmeingrößererPreuße,sahundsagteauchdieserKanz- lerschon,daßderKriegnichtnur gegen die Revolution unddieParvenuherrs schaftgeführtwordensei,sonderngegenLudwigdenVierzehnten,gegendieseit derZeitdesSonnenkönigsruheloseEroberergierderFranzosen;prophezeite aucher,selbstimVollgenußmildesterFriedensbedingungenwerdeFrankreich denTagvonWaterloo niemalsdemSiegerverzeihen.Dochwederseinfach- licher Ernst noch HumboldtsdialektischeKunst vermochteEtwas über den RathderDrei; sogardemFreiherrnvonStein verschloßsichjetztAlexanders Ohr; undGneifenaus Memorandum, derletzteVersuch,dasHerzdesZaren zurühren,wurdemitkühlemDank zu anderen Aktengelegt.SeitOefterreich diedeutscheSache verrathen hatte,blieb keineHoffnung.Stein warnoch so naiv,Briten undRassenvordemGlauben zu warnen, DeutschlandsLeid könneihrerPolitiknützlichsein.Nützlich?WerdachteanNutzen2Einernoch selbstloserals derAndere;und AllehintermoralischenBedenkenfestverschanzt.

EastlereaghsfrommerBlickhinginEhrfurchtandem,,AngederMensch- heit«.Metternich erschaudertebei demGedanken,derHeiligeKriegwiderden rebellischenSatanas könne in einenprofanenErobererfeldzugausarten.Eapo- diftrias rief,diePolitik dürfenicht entsittlicht,GewaltnichtderGrundsatzder Staatskunstwerden. All ltonourable mon. UndTalleyrandkonntelachen.

DerKluge nütztedie Stunde. Erwußte,daßvondendreiGrößtennichts Schlimmes zufürchtensei.Hattensiesnichtrnhigebenerfthingenommen,als dervon ihrerGnade regirendeKönigdenkoalirtenHeeren,widerdieüber- nommene Pflicht,RechnungundSoldschuldigblieb? NurPreußen(daszu

arm gewordenwar,umsichinGeldsachendenLuxusderNachsichterlauben zukönnen)hattedurchAndrohungvonRequisitionendasihmGebührende endlicherlangt.Die Antwort aufdiefürdenFriedensfchlußwichtigstenFra- genhingabernichtvonPreußenab.Als derZar,umdenDeutscheneinen BeweisväterlichenWohlwollenszugeben,imSeptember eingewilligthatte, Landau,Saarlonisund einStückdesMaasuferszufordern,thatTalleyrand,.

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?ebelung. 277 alsmuthedas Ultimatum der vier Verbündeten demHausBourbonUnaus- löschlicheSchmachzu.Bisher,hießesinseinerfeierlichenSeptembernote,hat derAllerchristlichsteKönigdievierVettern alsBUndesgenossengegendenAuf- ruhrbetrachtet;dasAnsinnen,vondemaltenFrankreich auchnureineScholle abzutreten,wiirdeer,würdenauchdieVonihm Bevollmächtigtengarnicht erst zur-Kenntnißnehmen.Vielwarjetztjanichtmehrabzuhandeln.DieSprache desnieznoerbliiffendenMinistersundseinesKönigs,diemaneinhochmüthiges Gewinselnennen könnte,wirkteaufdenin dieHeilandsrollegewöhntenAlexan- derimmerhin so stark,daßer,trotzdemnunselbstWellington»einemoralische Lektion«nöthigfand,dieGrenzfestungenCondej und Gioetoon demWunsch- zettel strich.DieReinheitderAbsicht,derGeistderMäßigungundUneigen- nützigkeit,die den Staatenbund unüberwindlichgemachthaben,müssenauch beimFriedensfchlußsichtbarwerden:sohattezweiWochenvprherderrussi- schedempreußischenStaatskanzler gepredigt.DerTag derHeiligenAlliance

war gekommen.MiteigenerHand schriebderFreundderKriidenerdie Ur- kunde,die allechristlichenKönigeeinlud,demBundbeizutreten,dessenein- zigerSonoerain ,,uns.ergöttlicherErlöserJesus Christus«seinsolle.Miteige- nerHand schriebFriedrichWilhelm siesauberab. Und daMetternichmeinte, das leereGeschwätzkönne weder denPapstnochdenSultan ernstlichkränken, meldeteauch Kaiser FranzsichalsBundesmitglied.DerGossudar rief:und Alle,Alle kamen.Nur Englandbliebfern,weilCastlereaghsmitschärferem Blick als derösterreichischeKanzler,dieMöglichkeitVoraussah,einesTagesdie ETürkenmachtgegenRußlandzubrauchen.DerZarkonntegetrostabreisen,der Friedensoertrag unterzeichnetwerden. AmzwanzigstenNovember. Preußen bekamSaarlouis,dasBesatzungrechtinLuxemburgundfünfundvierzigMillio-

snen. AlexanderderErste hattedenGrundsteinzu demHaus gelegt, dessen RichtsestwirAlexanderdenDritten mit denHäupternderRepublikGam- bettasfeiern sahen.England,dassichimerstenPariserFriedenMalta und -Ceylon,dasKaplandnnd dieSeschellen,Helgolandund anderewerthvolle Kleinigkeitengesicherthatte,trugvondemzweitendasProtektoratüber die Ionischen Jnseln heimundwar im Mittelmeer nun fast unüberwindlichge- worden.DochdieHauptfreudederDreiwar: PreußenhattenichtsWesentliches erreicht,DeutschlanddasalteErbtheil nichtzurückgewonnen,Mitteleuropa blieb,wiees vonRichelieugewolltwar. UndEngland,Oesterreich,Rußland hatten sichmünzbarenAnspruchaufdieDankbarkeitder Franzosenerworben.

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Als inParisdiegroßenHerrendieFedereintauchten,umdenFriedens- Oer·tragzuunterschreiben,wurdeimmärkischenDorfSchönhauseneinacht-

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278 DieZukunft.

monatigesKnäbleingestillt,dasberufenwar undauserwählt ward, diesen VertragmitderDegenspitzezudurchlöchernWashörtedaserwachsendeKind ? DaßdieLandsleute,umdenfremdenEroberer ausdenGrenzenderHeimath zujagen,Gold undSilber,dieEheringesogareingeschmolzen,gedarbtund die magereKostmitZinnoderschlechtemBleizertheiltundin denGaumen beförderthatten. Daß nach solchernationalen AnstrengungdasschwereWerk abergelungenwar;auch,als eswiederholtwerdenmußte,gelungen.Zweisieg- reicheKriege:unddochkeinnennenswertherErtrag. Nochmurrte dasPreußen- volk,flüstertemitgefurchterStirn,bessereZeitenkönntenerstkommen,wenn es- selbst,stattderträgenFürstenundschwachgemuthenEdlinge,dieLeitungder Staatsgefchäfteübernommenhabe;undmancher Patriot sprachzornigBlü- chersNovemberwort ausdemJahr1815nach: ,,PreußenundDeutschland steht, trotzallseinenAnstrengungen,immerwiederals derBetrogenevorder ganzenWeltda.«Gewiß hats derSohnWilhelminensMencken frühgehört;

vielleichtauchdaströstlicherklingende,dasKarlvonVillers,ein indeutscher Wissenschaftheimischgewordener Franzos,1806denTrauerndenzugerufen hatte: »DiefranzösischenHeerehabendiedeutschengeschlageu,weilsiestärker sind;aus demselbenGrund wirdderdeutscheGeistdenfranzösischeneinst besiegen«.Als aus dem KnabeneinJünglinggewordenwar,erfuhrernoch mehr.WieHardenbergvorausgesagthatte,warWaterloo nicht vergessen.

DasRachegerichtbrodelte überlangsamemFeuer.Deråourbon wurdeweg- geschickt,weilerdieRevancheschuldigblieb,derNapoleonidemitJubelbe- grüßt,weilseinNamesie hoffen ließ. Den Briten,Russen, Oesterreichern warSiegundEinzugstriumphverziehen,nurder Prussien im ganzen Lande verhaßt.AuchimElsaß,dessen,,entdeutsch»eZucht«Rückertbejammerthatte;

auchdortpries derBiirger sichgliicklich,weilerbeiFrankreichgebliebenwar- Neue Kombinationen undGruppirungenwaren entstanden;nochaber lebte inParisundLondon,Wien undPetersburgderalteWunsch,demFritzenstaat denWeg ausdenMachtgipfelzusperren.Dasdiinkte den zum Mann ge- reiftenschönhåuserJunkernurganznatürlich.WarvondenVierendenn zu verlangen,daßsieihrenBesitzundihreHoffnungfreiwilligmit eineinFünf- tentheilten?»WoEinesPlatznimmt, mußdas Andrerücken;wernichtver- trieben sein will, muß vertreiben:daherrschtderStreit undnur dieStärke siegt«.StarkmußtePreußenwerden, so stark, daßesdenWiderstandeiner einzelnenGroßmachtnichtzufiirchtenbrauchte.Undbescheidenmußteesblei- ben,durftenochlangenieallzulautreden,mitWeltgebietermienesichniemals- vordrängenund,wiegiinstigauchdieKonjunkturschien,11urumgroßenGegcn-

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Nishi-lang 279 stand sichregen.Dennnochimmer waren Koalitionen möglich;schlimmer dräuendesogar,alsWenzelKaunitzsiegegenFritz geplanthatte.

AusdiesemGedankengangistBismarckansSteuer getreten;unddaß ergut durchKlippenund Nebelgelenkthat, wagtheuteKeiner mehr zuleug- nen. ErsaßimVereinigtenLandtag,alsZarNikolauszuLamoriciere,dem GesandtenFrankreichs, sagte,wenn wider Ermatten derfürdieEinigungder deutschenStämme geeigneteMann sichfände,si cotte masse enarmes devcsnait niCt-1ac;rinte,cosomit notro nffaire ävons etämoL (Also, nur ohneKrüdenerphrasen,FortsetzungderPolitikAlexanders.)Erwar schon fürdenBundestagausersehen,alsNesselrode,umdiefünsundzwanzigHerr- scherjahreNikolaiszuverherrlichen,seinem«Kaiserdie(inDeutschlandallzu wenigbekannte-)Denkfchriftvorlegte,in der dieAuflösungdeslästigenfranko- britischenBündnissesgepriesen,diePreußenin denTagenvonWarfchauund OlmiitzangethaneSchmachverzeichnetund demrussischenSchiedsrichterder Ruhm zugesprochenist, d·avoirpr(550rveitoutå lafoisPAllomagne d’une nouvolle guerre detrcnte ans et1’Europed’une conllngraiion genä- rale. Wars eineKleinigkeit,indiesem Europa, ohneeinenstarken,zu- verlässigenFreund, dasDeutscheReichzugründen?DieHabsburg-Lothrin- gerausDeutschlandzudrängen,inBöhmenznschlagenundgleichdanachzuver- föhnen?RußlanddenSiegüberFrankreichhinnehmenznlassen?Unter den Augen Britaniens,derzurSeeunddamalsauchnochalsHandelsbeherrsche- rinunangreifbarenWeltmacht,imWestenundOsten Afrikasdiedeutsche Flaggezuhissen?UndAllesohnedenBeistand derOesfentlichenMeinung,die

«seitder Revolution (derenWehensieerstentbundenward)derSympathieeher alsdemInteressezufolgenpflegtund demstörrigenMarkjunkernieverzeihen konnte, daßer, weilerdieStoßkraftseinesLandesstärkenmußte,die Demo- kratienichtaufkommen ließ. Auf wechselndenWegenschritteransZielund schämtesichgarnicht,eineStrecke weitauchzukriechen,wenn ein dem Vater- landersprießlichesHälmchenausdemBodenzuraufen,aufrechtnichtunverletzt durchsDickichtzukommenwar. MitRußlandmußman sich,solangeesirgend geht, aus guten Fuß stellen: sonstfühlendieWestmächtesichalsHerrenun- seres Schicksalsund ausderpolnischenEckeziehteinGewitter heraus,das mitBlitzundSchlagauchunserem Verhältnißzqusterreich gefährlichwer- denkann.JtalienistfüreineWeile zubrauchen;eheessichgefopptfühltund merkt, daß seinLebensinteresseesanFrankreichweist, mußesentbehrlichge- wordenoderersetztsein.MitFrankreichist noch aufJahrzehnte hinausund vielleichtlängernichtszumachen;·inEuropa mußmansdrumvomeigenenFett

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zehrenlassen,inseinem Kolonialreich ihm,woman irgendkann,vorwärts helfen;undwachsamvorsorgen,daßneuerPreußenhaßihmnichtaktiveBun- desgenossenwirbt. BleibtEngland.Biswirsoweitsind, daßdie Ausein- andersctzungmit demJnselreich(wegendesSiedlungraumesunddesMarkt- absatzes)unvermeidlichwird, fließtvielWasserdurchsRheinbett.Unddann hängtdieEntscheidunganderFrage,obRußlandzu einemasiatischenKrieg bereit undgerüstetoderdenWegallerOrientmächtegegangenist.Warum jetzt schondranvordenken?KeinerhatderVorsehung jein die Kartengeguckt.

SosahBismarckdeutscheStaatsmannspflicht.Niehat erernstlichüber desNachbarsbösesTrachtengeklagt;that ers,dannwarsPhraseologiefür denHaufen.Nie darübergejaminertnochauchnurgestaunt,daßdie in älte- rem BesitzrechtWohnendendemjungen ReichdasLebensauermachten.Das

war dienatürlicheFolgelangerZersplitterungundOhnmacht;undinmancher WirkungaufdenVolksgeistsogarrechtheilsamNiehater nachderNolledesar- biter mundi gelangt, istnie dieflinkvorauseilende Zunge künftigerThaten geworden.Sein Deutschlandsolltenichtängstlich,dochbescheidensein;vor Händelnsichhüten,unvermeidbareaber,wieLaertes,sowackerausfechten,daß demGegnerdieSpurempfangenerStößedieLustnachneuerHerausforderung wehre.Der 1815 Geborenefand,P1-eußenundDeutschlandhabeesinkurzer FristweitgenuginderWeltgebracht,dürfenichtmuthwillignundenNeidder Götter undMenschenreizen, müssesich,wenn nichtEhrennothwehresauf denPlan rufe,einebeträchtlicheWeilestillhalten.WardieseMeinungetwa nichtrichtig?Wer denFrankfurterdemPariser Frieden verglich, mußteer- kennen, daßdieMachtstellungDeutschlands,trotzdemesnichtneue Freund- schafterworbenhatte,über allesAhnen hinaus gestärktwar. Undwassind imLeben eines VolkesfünfundfünfzigJahre?Ebensolange(und länger-viel- leicht)mußtederGermanenstaatsichnungedulden,biserohneFährnißwagen durfte, seineGrenzenzuweiten;undschweigendinzwischensichrüsten.

OfthatbekümmerterPatriotismusnachdemUrsprungdesZwistesge- fragt,der denaltenKanzlervonderSeitedesjungenKaisers riß. Hier ister.

NichtdasPersönlichewars. DashätteBismarck,seufzendzwar,hingenom-

men. Auch nichtdieBehandlung derSozialdemokratie.Daßermitdernicht soschnell,wieseinJugendmuth hoffte,»alleinfertigwerden«könne,hätte WilhelmderZweitebaldeingesehen.Unvermeidlichwar dieTrennung nur, weil überDeutschlandsinternationale PolitikkcineVerständigungmehrmög- lichwarziiberdieWeltpolitikimweitestenSinn desmißbrauchtenWortes.Jm

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leb.lung. 281 dritten Bandeder»GedankenundErinnerungen«hateinstarkes,vonLeiden- schaftdiktirtcsKapiteldieGenesis diesesZwiespalteserzählt.Daswerden die heuteMündigennunwohlleidernichtlesen.Glaubtdennaber diegroßeSchaar -derBismarckbewunderer,ihrHeroshättesiebenJahrelang soschroff,wie ers that(undschrofferwar esnichtvorstellbar),derPolitikdesKaisers opponirt, wenn sie seinemvorausdenkenden Sinn nichtunheilvoll erschienenwäre?

SchätztihreBiertischbegeisterungihnsogering,das;siehinterallseinenStachel- redennur denwinzigenGroll desweggejagtenLakaiensucht?Dersprachnicht aus demgroßenGreis; sonderndieUeberzeugung,daßdieMethode kaiser- licher PolitikdasReich nachkurzerGlanzzeitinLebensgesahrreißenmüsse.

DashatderFürst hundertmal ohneMenschenfurchtausgesprochen.DerPsy- schologekonntesichTiber denGegensatznichtwundern. EinLandedelmann, d.ndie enge undkargePreußenwirthschafterzogenhatte, mußteDeutschlands PflichtundRechtsanspruchanderssehenalsein imGlanzfrischgefirnißter Kaiserei Erwachsener,derobendreinnochderSohnViktoriensundihresin prunkvollerRepräsentatinnundunklaremMachtgesühlschwelgendenFriedrich

war. Derhielt,wieseinManagerspätereinmalgesagthat,vielerleiKombi- nationen fürmöglich(undkeinevielleicht siirganzunmöglich).Der konnte inbrünstigglauben,wasin dem einenJahrzehnt zwischen1860und70 ge- lungenwar,seiausweiteremFeldinebensokurzerFristdesGeschickesMächten sabzuringen.Damals:Deutschlandgeeint;jetzt:DeutschlandinderWeltvornan.

VonderHanddesAhnendasSchwert,vonderHanddesEnkelsder Dreizack geschmiedet.Damals dieAuseinandersetzungin denGrenzendes altenReiches, wozuja auch dieRückeroberungvonElsaßsLothringengehörte;jet3tdiederdeut- schenVitalitätgebührendeGebietserweiterung.Einswurdedabeizunächstlei- .dervergessen.AlsKönigWilhelmsichdas zumMachterwerbnöthigeWerkzeug schuf, hatteernichtvor Europens Ohrgesagt:Jch brauchedasHeer,uln Dänecnark,Oesterreich,Frankreichniederzuwerfen.Hätteersogesprochen, dannwäreselbstdergenialsteMinisternichtansZiel seinesWillens gelangt.

-WilhelmderZweitewarseit1890nichtvomGeniebedient,wollte esnicht sein:undsiehtheutekeinenseinerdominirendenWünscheerfüllt.Vielerlei ward

·Versucht,dochniekröntefortwirkenderErfolgdasunermüdlicherneuteMühen.

Aus allenErdtheilenkamEnttäuschungWäreBismarckdchichtgewesen, ials denmancher»Verehrer«ihn sieht: nochim Grabkönnteertriumphiren.

Erruht;undkeine KundeausseinemDeutschlanddringtin dieGruft ,UnterTannen. Parva licctcomponero magnisP DaHerodotdieskythische

»derattischenKüste«Vergildie ArbeitderBienen demWirkenkyklopischer

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282 DieZukunft.

Blitzschmiedevergleicht,maganchheutenochdemKleinengestattetsein, nach demGrößten sichvordenBlick zustellen.WaresSpottlust, Skandalsucht, perverseFreudeamAergerniß,wasmich trieb,immerwiederaufdieFehler undIrrungen wilhelminischerPolitikhinzuweisen,seitdreizethahren,doch nichtganzungefährdet,stetsvorderExponirnngdes inderVolkheitEistenzu warnen? AbneigungvondemRednerstil,demKunstgeschmackdesMannes, der,wieerauchalsPersönlichkeitbeschaffensei, auf seinem hohen Sitzals ein blinkendesFeldzeichen,demfernsten Betrachter sichtbar,iiber dieNation hinleuchtet?NureingewissenloserHalunkeließesichvon soniedrigerRegung verlocken. Undwiemüßteman überdie GebildeteneinesVolkesurtheilen,die znAbertausenden,inVonJahrszahrwachsenderSchaar,sounwürdigemGan- kelspielAugeund Ohrliehen?Nein;undwenn armsäligeSchreibsklaoenseelen

,esnochsoostaufBefehlwiederholen:keinwerthvollerMenschglaubtandieMär vonaretinischerGeilheit nach Skandal,vonderSpekulation auleatschsucht undnochelleren TriebdesHeerdenthieres,dasauf zweiZinkenin dieSonne stiert.DieErkenntniß,manchmalvielleichtnnrdieAhnungnahenderGesahr hießmichredenzundweilHunderttausendenlängstdieselbeSorgernitdunklern Fittich durchsHirn schwirrt,fand auchdieschwacheStimme Gehör.Diesich daranärgern,solltendasUeberwuchernderosfiziellenundoffiziösen,derkon- servativenundliberalenLügehindernWenn nicht beinahe alleQnelIen,ans denendieOeffentlicheMeinungdenDurstzustillengewöhntwar,Vergiftet wären,drängtensichernicht soVieleandenschrnalenBorn Jrgendwo muß ausgesprochenwerden,wasist; heutenoch,wievorneunzig Jahren. Als,nach demzweitenPariserFrieden,derDeutscheBund durchseineSprachrohretäg- lichfrecheund alberneLügeninsVolkschreienließ,schriebGörresgrimmig inseinen,,Merkur«:»WiedieJendomesäuleeinfortwährendesZeichennn- serer Schande ist, sosollimRheinischenMerkurdiefortwährendeProtesta- tion des Volkes gegenallesHalbeundSchlechteniedergelegtwerden,aufdaß dieNachwelterkenne: dieZeitgenossenwaren damitnicht einverstanden!«

DasistkeinbequemesProgramm;dochkanndieNothderZeiteserzwingen.

Siezwingt auch,1905wie1815,zuunverzierlichterRede. Wirfind wiederallein;undderKanzlerläßt,auchdarinHardenbergsehrunähnlich,in seinerZeitungnunElegieniiberdasbittereUnrechtanstimmen,dasdies-Nachbar- schaftunserem frommenSinnTag oorTag thue.DerdeutschenPolitikwird ruhigeWürde,Festigkeit,Wahrhaftigkeitnachgerühmt,derAnkliigerschwarm alsskrnpellosesGesindelgeschildert.AusdieRundfrageeinerpariser Zeit- schriftseienfastnur Antworten eingelanfen,indeneuDeutschlandbeschimpft

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