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Die Zukunft, 25. November, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 8.

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XX. Jahrg. zerlktyden 25.Yovember1911. It.s.

Irren-geben

Inhalt

Seite Indien ..........".....................M III-Izu Music-km VonAnna Henschke .................258 Ulles umLieb-.«Pon«nyt«Wvolflf-» ............... ..,M pag qusrkfieiiGefpeitst.'"V·on"·"EwaldGedhnrd Seeliger ........262 Dukvklxehenversichrrung." Vonkadon .................270

Uachdruck verboten.

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Erscheintjeden Seien-abend Preis vierteliäbeuchsUner,die einzeersum-er wki.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

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Berlin, den 25. November 1911.

Judica.

Anklageschrift.

Das Wahremußman immer wiederholen, weilauchderJrrthum um uns her immer wieder gepredigtwird-. Jn Zeitungen und Encyklopädien, aufSchulen und Universi- täten: überall ist derJrrthum obenaufund esist ihm wohl undbehaglichimGefühl der Majorität, dieaufseiner Seite ist« Goethe.

-. nferebisinsAschgraue harmlosenLiberalensindvonjedem

"L4Zauberzufangen.Selig,wenn sievonkonservativerFronde schwatzenkönnen.Kaumhat Vethmann dem,ungekröntenKönig«

(Dumeine GüteI) Heydebrandhöflichwidersprochen: imNuist er einimHerzengrundliberaler Mann, derdas ,schwarzblaue Joch«(das Wort entfärbtmirdieZunge)alstreuer Reichsdiener abgeschüttelthat.Kann erBesseres wünschen? Weder ernoch einer derCompagnons.AnderWiederholung desbilligenund einträglichen Spaßes müßten sieeineKinderlusthaben. Beth- mann? Jchkannnicht mehrmit. Wogehandeltwerden mußte,

«saßaufdemStuhldesKanzlers einVeamter aus demJahr einer

«Mittelernte.UndeineNation,die vonKraftundWohlstandan allen Gliedern strotzt,kamdraußennichtzuErtrag,drinnen nicht zuNuhe.Kiderlen möchteich noch nichtvermöbelnznochweniger verhimmelnwiedieLeute,dieHolstein,denLehrer,bis ins Grab gescholten habenunddenSchülernun als einWeltwunder preisen.

Witzig ister;famosdieAndeutung, daßerFrankreichhindern

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2210«· , Die Zukunft.

werde,Marokko für sichzunehmen. Anno 1911;ganz der Alte- allerSchwarzkünstekundig.Wieweitersieht?Darüber schaffen dieArtikel der von ihmzugelassenenJournalistenundExdiplo-s mätchenkeineGewißheit. Auch nichtdie Maske pfiffigenGleich- muthesunddieVersicherung,daßNervositätihmeinunbekannter Zustandsei.« (,,3ukunst«vom ersten April 1911.)

—,,VölligeUnkenntnißakustischerWirkungen:werjeeinevoms fünften KanzlergehalteneRede hörteoderlas, fühltesichvon dieserWahrnehmung gerührt.Herr vonBethmann konntesagenz ,Wirwerden uns niemals unter fremden Machtspruchbeugen;

niemals einsobligatorisches Schiedsgerichtanerkennen. Dochgern jedenVertrag abschließen,deruns nichtUnwürdigeres zumuthet als demanderen Kontrahenten.«Erhat gesagt: ,Eine Verstän- digungüberdie GrenzenderWehrmachtistunmöglich«Muß ausdiesemWort stehen,auchwenn eineKoalition ihndavon ab- zudrängensucht.Und kannsichvonderVerantwortlichkeit nicht dadurch entlasten, daßersein Gesindeausschellenläßt, so seies garnicht gemeintgewesen. UnkenntnißderSchallgesetzeschützt nichtvor derStrafe, die dem zulaut,zuschroff Redende« dräut.

Englandmuß jetzt,um seineZukunftzusichern,neue Freunde suchenundvondenalten,wievonsichselbst,diehöchsteKraftleistung fordern.FeldmarschallRobertsundSirCharlesBeresford kön- nen dieHändereiben:ihrem Wunschdämmert dieErfüllung. Herrv Delcasså hatimMarineministerium besserlohnende Arbeit als- einstamQuaid’Orsay.UndHerr vonTirpitzkann ein neues Bau- Programm besinnen.« (,,Zukunft«vom achten April 1911.)

»DerWinter zogerst heran,alsich schon hörte,das Aus- wärtige sollezumPivotdesWahlaufmarschesgemachtwerden; dennkeinUnbefangener könnedochleugnen,daßesdabessergehe alsinVernhards Aera. Dochvon derMöglichkeit, ohneuner- schwinglichesodermitnationaler Würde unvereinbares Wehr- geldeinen maritim mächtigenBundesgenossenzufinden,sindwir soweitwiejeindenTagenVülows.Noch sehe ich nicht,wie-aus diesemWinkel einWahlerfolg aufblühen soll. HastDu irgendwo einenZunftgenossenaufgestöbert,derbezweifelt, daßFrankreich das Westsultanatsachtzuerobern trachtenwerde und vonuns dasRecht dazuerworben habe? Auchmir ist nochkeiner vors Auge gekommen.Da Kiderlen nichtKriegführenwill(und,«wenn

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Judica. 241 ers wollte, nichtdieErlaubnißdazu bekäme),versteheichnicht, weshalberdieBefreiungvonderAlgesirasakteerstrebt (diena- türlich,sobaldsievon denFranzosen, imDrangderNoth, noch weiter zerfetztwürde, auch füruns nicht mehrzugeltenbrauchte).

Bismarck wußte,warumerstetsvoreinerPolitik warnte, dienur denZweckhabe,Andere zuärgern,undnur das Ergebniß,uns, ohne jedengreifbaren Gewinn,unbeliebt zumachen.DaßKider- len mit einer(verspäteten)marokkanischenAktion dasVaterland retten, seinen Chefaus der·Patschehauenundderdeutschen-Le- bensaufgabedienen könne,werde ich erst glauben,wenn ichser- lebthabe. Ueberlege,wiedieFolgenaussähen,wenn einzum FriedenåoutranceEntschlossenerzum drittenMalvon einerMehr- heitzumRückzuggezwungen würde;und vergiß nicht, daßder TadeldesSittenbruchesnurvorblankenSchwertern verstummt.« (»Zukunft«vom dreizehntenMai 1911,) ,,SiebenJahre lang beschäftigtunsnun Marokkoz kauenwir nun an dieser hartenSpeise.Undnochimmer giebts Leute,die wähnen,daßsiedemLeibdesReiches einesTagesgedeihenwerde·

Wenn nieeinedeutscheNote über Marokko geredet hätte:uns wärenichts verloren; unddiekostbareZeitam Endedochbesser angewandtworden. Per variosscasus, pertotdiscrjmina rerum sind wirwiederaufdenFleckgelangt, aufdem wirimJuni1901 und imMärz 1904, nach Nadolins zweiGesprächen mitDelcasiseE,wa- ren: AnerkennungdesfranzösischenSonderrechtes undWahr- ungderdeutschenHandelsinteressemEingroßer Aufwand nutz- losistverthan.SolcheHäufungmuthwilligerwirkterNiederlagen undRückzügewirdmanin derGeschichte starkerGroßmächtenicht leichtfinden.Sodarfs nichtweiter gehen.DawirMarokkonicht fürunswollen,unseremGewerbe undHandelaber dasSultanat, wenn Frankreichescivilisirt, immerhinnützlicherwird alsim Zustandanarchischer Hordenbarbarei (die,je mehrsiedieFurcht

vor denEuropärern verlernt,derenResormsuchtum so heftiger widerstrebt):warum solltenwirdenFranzosen, stattdasTempo ihresMarscheszuverlangsamen, nicht schnelleransZielhelfen?

,VordreißigJahren hatGeneral Gordon in einem Gesprächmit seinemLandsmann Pardyvorausgesagt,nach 1910werdeVritas niengenöthigt sein,mitDeutschlandum dieSeeherrschaftzu rin- genund,wenn es indiesem Wettstreit unterliege,alleKolonien,

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242 - Die Zukunft.

sogarIndien,demSiegerzu räumen.Bedenket dieses Wort,Bür- ger der Dritten Nepublikl Gelingteineanglo-deutscheVerstän- digung, so schwindetdieHoffnungaufMachtzuwachs und der EinflußEurer Politikversickert;kommtszumKrieg, sozahltJhr dieKosten. WolltJhrwarten, bisdieFristzurOption versäumt ist?Wir könnenEuch mehr bieten,alsEnglandvermag.Dieun- gestörteHerrschaftimWestbeckendesMittelmeeresz dieBürg- schaftgegen einen Japanerangriff auf Jndochina; das dem Ko- lonialreichwillkommene Recht,dieOstgrenzederHeimathvon Truppenzuentblößen;morgen Marokko undbalddanachTripolis unddenungesperrten Weg nachAbessinien.EntschließetEuchzu einemhinterhaltlosen Bündniß:dannhabtJhr aufEuropensFest- landEuchwider keinenFeindmehrzuwassnenund könnt dasam

HeerersparteGeldder Marine zuwenden.AnzweiWeltmeeren schaarensich dieAngelsachsenzweierErdtheilezurEinheitdesWol- lens.Können wiraltenHader nichtschlichtenoderausbrennen, so gehörtdas nächsteJahrhundert demanglo-amerikanischenVunde undEuropas chrumpftin dieBedeutungeinesausAsiens Riesen- leibvorragenden Höckerszurück.Bereintsindwirunbesieglich.Wir habendieWucht,Jhr habtdieFlamme.Diemüssenwir,ehees zu spät wird,inBlut ersticken,wenn sie auch fortannur denZorn unsererFeindehitzen soll. EntschließetEuch, füreineringsum belächeltePhrasedieSicherung EurerGroßmacht einzutauschen.

Keiner hilft EuchzumSiegüber dasDeutscheNeichUnd unsere Obligationenund Aktien werden Eurem Kapitelbesseren Zins bringenalsdieStaatsrenten deswarmen und des kaltenOrients, demJhrneues Geldleihenmüßt,damit erden vonalterSchuld fälligen Coupon einlösenkönne« Aus allenGebieten greifbarer, münzbarerWirklichkeitwinktEuchGewinn ; undJhrverliert nur eines Traumes Spektakel.«SodürfteeindeutscherStaatsmann heutezuFrankreich sprechen.DieZeitist reif;und dieGelegen- heit,da Moinier vor Fez rückt,günstig.DieKunde von einem frankosdeutschenVündniß dränge raschins dunkelste Kabylens dorfund rissedentollkühnstenKaidaus stolzem Nebellenwahm Dieinternationale Politik, sprach Bismarck, ,isteinflüssigesEle- ment,das unter Umständen zeitweilig fest wird,aberbei Verän- derungenderAtmosphäreinseinen ursprünglichen Aggregatzu- standzurückfällt.«Was gesternfalschwa-r,kann heute schonrichtig

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Judica. 248 gewordenundmorgen, alseinUnwiederbringliches, verzaudert sein. Ewig falschbleibt nur diePolitik,diedenFeindnicht schreckt unddie derFreund selbstonfair nennt. Nechtsbruch, Wortbruch wirderst nacheiner gewonnenen Schlachtgnädigverziehen.«

(»Zukunft«vom zwanzigstenMai 1911.)

»Wasjetztversuchtwird,istunzulänglichHerrvonKiderlen läßt andeuten, daßeringemächlicherRuhedieEntwickelungder Dingeabwarte undsicherstregen werde,wenn dieFranzosendie Absichtenthüllen,sichneue Herrschaftcentrenzuschaffen.Dann?

Der Erwerb einer KohlenstationtrügedemStaatssekretär den lauten BeifallderGalerie ein;brächtedemReichaber nur die lästigenPflichten,nichtdieVortheileeinerMittelmeermacht und, ohnegreifbaren Nutzen,diesteteMöglichkeitneuen Konfliktes mit denWestmächten. Jrgendeine winzigeKonzessionistnun, daFrankreichs Polizeimandat abläuft, leichtzuerreichen.So Kleines genügtuns abernicht.Denn dieStunde schlug,die einen unerträglichenZustandenden muß.Unerträglich istergeworden.

MittäppischerWerbunghabenwirerwirkt, daßeingesargteHoffs nungdenDeckelsprengteund,blinzelndzunächst,wieder insLicht lugte.MitNadelstichen,mitDemüthigungen,denenkeineSchwäch- ungdesNachbars folgte,habenwir den Gallierdünkel imBrenn- punktverwundet.Soll essoweitergehen?Nachjedem Vorsprung französischerKolonialpolitikderLärmunddasewigfruchtlose Dip- lomatengezänksicherneuen? DieFranzosenmüssenerfahren,end- lich,wasDeutschland will.Nichteinesanftere,versöhnlicheStimms ung. Dienütztuns nicht;lüde demReichnur eineSchonungpflicht auf,dieandunklenTagenhöchstlästigwerdenkönnte. Wirwollen nicht länger gelähmt sein; nichtbeijedem SchrittdieGewißheit mitschleppen, daß Frankreich fürdieersteStunde deutscherNoth Bundesgenossenzusammentrommelt.Vorwärts wollen wir;und könnens nur, wenn wirFrankreichnocheinmal besiegenoderin einfestes,hinterhaltlosesBündnißüberredenUngemeinerRhes torenkünstebedarfes zudiesemZwecknicht;nur derRückkehrdes Glaubens an diedeutscheWillensbereitschaftzumKrieg.Das

vor vierzigJahrenverschlossene Hauswirdallzueng.Und jeder deutscheEnkelwürde dieFolgenspüren,wenn dieAhnen die zur Dehnungdes nationalen Machtbereiches ihnengewährte Frist inertraglosem, applaussüchtigemSpielschmählichvertrödelthäts

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2214 - DieZukunft.

lten.Frankreichtbrauchtdennichtvon denPresidios beherrschten HaupttheilvonMarokkozDeutschlanddieErlösungvon vierzig- jährigemUebel-;EuropadieMöglichkeit,gegendasvordrängende Angelnthumeinigzuwerden. DieGunstderGestirne ruftzu rascher Entscheidung.DieRepublikkann einenFreund haben,der ihrallen GlanzderSonnentage zurückbringtund dessenSame imSchoß ihresGartens eineneue BlütheeuropäischerMensch- heitzeugtYDochaucheinenFeind, der, seit sie ihnkennenlernte, nichtentmannt worden ist«(,,Zukunft«vom erstenJuli1911.)

»Eine Regirung, dielästige,demvon ihrbetreuten Reich schädlichePflichtabschüttelnwill, muß schweigend handeln; be- ruftsie sichaufihr,Recht«,so entschleiert siereizbare Schwachheit undsinktindieGemeinschaftdesKnirpses,dersich verspekulirt hat und,’als ein unbewußtins DifferenzspielVerlockter, aus der Klemme zuschlüpfensucht.AusdasRecht,Marokkos poli- tischesSchicksalmitzubestimmen,haben wir,von 1880bis1910, oft verzichtet;und das seitdemersten Julitag Geschehenewird durchkeinen Rechtsvertrag gedeckt.GegendieAlgesirasakte hattein diesemSommer nichtFrankreich,sondern Spanien ge- sündigt,das,wider denWillen des Sultans, innichtgefährdete GegendenTruppenvorschickte.MaurasEanalejas wurde von

Berlinausermuntert,nicht getadelt.Wolltenwir unsalsgewissen- hafte Schützerder Akte demRechtsgefühl Europens empfehlen, so mußten wir, nachdenArtikeln 8und9,dieBeschwerdender vondenherrschendenUnruhen,bedrohten«DeutschenaufdemUm- wegüberdas Diplomatische EorpsinTangerandenGeneral- inspecteur leiten. Durstenwirnichtindengeschlossenen Hasen einer Küstenstadt,inderEuropäerkeinWohnrechthaben, also berechtigteHandelsinteressennichtzuwahrensind,einKriegs- schiffsenden. (Alsder DuChaylaimvorigenHerbstAgadikan- gelaufenundderKommandant denPaschabesuchthatte,wurde dieThatsache geradebei unsals gröblicheVerletzungderAkten- pflichtgebucht.) ,AufEuer Recht habtJhrinfeierlichster Form verzichtet.Das Gebot derAktebrechtJhr selbst.Sie völligzu

zersetzen,wolltJhr denFranzosen gestatten,wenn sieEuchein Trinkgeld,einsaftiges Kongostückchen,geben.Das nennt Jhr einenKampf fürs Recht?«Dierügende Frage war zu erwarten.

Klügerwärs deshalbgewesen, gar nicht erstmitdemRecht her-

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Jud-ica. 245 umzufackelm ZweiWegeöffnetensichdemStaatsmann. Auf dembequemenThalwegkonnte erzu einerBesserungder kame-

runer Grenzekommen. ,Sie gehenimScherifenreichraschervor,

als nachJhrerVersicherung anzunehmenwar. Englands Zu- stimmung haben SiemitderHingabe Egyptenserkauft;unsnur ein gestempeltesPapier gegeben.Das genügtnicht-«Als be- scheideneLeutesindwiraber schonmit eineranständigenAbrun- dung unseres westafrikanischen Kolonialbesitzeszufrieden,die Jhnenkeinen wesentlichenVerlust bringt,uns aberermöglicht, Vor den Landsleuten mit einerEntschädigungzuparadiren.«Da- fürhätte Herr Cambon sichgern eingesetzt; reilich auchkeinen Zweifeldaran gelassen, daßdieErwerbung der französischen Kongoküste,die unter deutscherFlaggeeineaufBelgiens"Kongo- staat lastende Hypothek wäre, ohne EnglandsEinverständniß nicht möglichseinwerde.SolchenKleinkram konnte derStaatssekretär währendderkissinger Entfettungerledigen; soschwachistdie Firma nicht,dieervertritt,dasz sie ihrenganzen Kreditaufbieten muß,um einwinziges Geschäftchenzumachen.Daer denanderen Wegwählte,denschmalen,steilen, mußtedieLandsmannschaft glauben,seinWille sucheeinanderes Ziel;seizumAeußersten entschlossenundderZustimmungdesKaisers,desKanzlersgewiß.

Raschaber löstesichringsumnun dieSpannung. Wenn das·Ge- töse,daseiner Wikingerpolitik voranzudröhnenschien,nur die Möglichkeitschaffen soll,einSchnittchenvon denafrikanischen Tropenkolonien Frankreichszuerschnavpen, brauchtkeinNaher sich,keinFernernoch genirtzufühlen. ,Balkandipl"omati"e. Um einenMolenbau, eineKanonenlieferungoderZinszahlungdurch- zudriicken,wirdeinKriegsschiffindenHafendesLandes geschickt,

mitdessenGeschäftsträgernman gestern nochintim war. Ohne Mordslärmund wildes Gefuchtel gehtsdauntennichtz auch muß derHerr GesandteDenen zuHausdoch demonstriren, welcher Kraftleistungerfähigist.Demeiskalten, verschlagenen Schwaben warabernichtzuzutrauen,daszerdiedenRussen verbündete,den Briten befreundeteNepublikmitHamidsTürkeiundPeters Ser- bienverwechseln werde.«DieWirkungdesJrrthumswirdschnell sichtbar-. Diesseits und jenseitsvom Atlantischen Ozean:nir- gendseinegewichtigeStimme fürDeutschland.DervonEduard geschaffeneConcern stehtinalterKraftwiedervor AllerAugen.

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246 , DieZukunft.

Zufallsexcellenzensollennichtwähnen,DeutschlandsSchick- sal sei ihrerLaune unterthan. Wenn hinter ihremEntschluß,den WestmächtendieFaustzu[ballen,nichtderunbeugsameWille stand,jedeFolge,diewidrigsteselbst,tapfer aussichzunehmen,dann warihrThundasWerkruchloserThorheit.Was wolltensie?Ein edlerJrrthum glaubt: Südmarokko. Denhatdas männlicheBe- wußtseingezeugt, daßDeutschlandRaum brauchtundderThei- lungder Erde nicht immer,inselbstloserTugend,zuschauen darf.

Doch ernstePatrioten dürfendenWahnnichtnähren.Nationaler Anstandundnationaler Vortheil weisenuns andere Wege.Ein KaiserunddreiKanzlerhaben,indreißigJahrenwohldreißig- mal,betheuert,dasReicherstrebeinMarokko keinenLandbesitz.

Nehmenwirjetztdiekleinste Parzelle,dannsinddieseVetheueruns genals Heuchlergeredeerwiesen.Und solcherErwerb schwächt uns,statt uns zustärken.MachtDeutschland zumPuffer zwischen EnglandundFrankreichundhäuftuns in allenJslamsbezirken das Mißtrauen.DenTrostspruch,wirkönnten,daalles Andere verthan sei,mitderPanthergrimassedochEtwas fürWestafrika erlangen (,wenig ist mehrals nichts«),wehrenwirab.Wollen keinTrinkgeldfürdieZustimmungzu einem Handeln,das wir Tagvor Tagalsrechtswidrigverurtheilt haben.Bleibts bei der bloßenGrimasse,dann istderfranko-britischeBund füreinMen- schenalterunlösbar geknüpft,füreinJahrhundert inder Alten undinderAeuenWelt dieAngelsachsenherrschaftgesichert:und demDeutschen Reich mehr verloren, als ihmin einer tropischen odersubtropischenKolonie ersetztwerden kann. Dienützlichste Lösung?Wer fünfMillionen deutscherSoldaten ins Feldzu stellen vermag, kanndenFranzosendieBedingungvorschreiben, unter der das nordafrikanischeReich,die Nouvelle Francemitihren braunenDioisionen,zuhaben ist.Wer dazu nichtdieNervenhat, durfte sich nichtindieFeuerliniedesEuropäerspottesvorwagen.

NichtimSus nocham Kongowollen wir ,entschädigt«werden.

Um dieMacht,dieZukunftdesDeutschenAeichesgehtder Kampf.

EineSchlappe noch,ein zagesWeichen:undnur das Schwert kannretten,was ZungeundFedergefährdet haben.«

(,,Zukunft«vom neunundzwanzigstenJuli 1911.)

»DerenglischeSchatzkanzlerLloydGeorge hatangedeutet»

Vritanien habedemPreußenstaatdasLebengerettetundfür so

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Indien« 247 edles Thunnur Undank eingeheimst.WersolcheWorte spricht, fälscht, leichtfertigoderwiderbesseresWissen,dieGeschichte.Der selbe MinisterSeiner huldvollenMajestäthatuns mitDrohung zuschreckenversucht.DesReichskanzlersPflichtwäre,alsdes Wahrers deutscherWürdeunddeutscherZukunft,gewesen,durch denMund desBotschafters fragenzulassen,ob dieNegirungdes Vereinigten KönigreichesdieVerantwortung fürdie Rede des Schatzkanzlers übernehme.Erhats nicht gethan.Hat geduldet, daß auf seinemEinfluß zugänglichenBlätterndie internationale Unverschämtheitals eineharmlose,nichtgegenDeutschlandge- richtetePlaudereidargestelltwurde. DieMänner,die alsReichs- vertretek handelndurften,mußten wissen,was sie wollten,und ohneWank aufdemfestenGrund ihresWollens stehen.Was wollten fie?Ein fettesStückvom congoFrangaisPDas war,

sammtdensranzöfischenVesitzernderMonopoleundKonzessionen, ohneLärm zuhaben.Einen SchachermitdemTogoland? Der Beamte, derdaran je gedacht hätte, müßtealsLandesverräther geächtet,von deutschemQuellundHerdfeuergescheuchtwerden.

Jrgendeinen nettaussehenden Vertrag, derihnendenSchein einerLeistunggiebt, derRepublikund derenErben aber dieMög- lichkeit sichert,diedemRachekrieg günstigsteStunde zuwählen?

Dann habensiedesReiches Schicksalspflichtnieauchnurgeahnt.« (,,Zukunft«vom fünften August 1911.)

»Warum wurdenim Mai nichtalleerreichbarenKenner Ma- rokkos,Nord-, West-sund Eentralafrikas,- Offiziere,Beamte, Fortscher,warum nichtalle imGefühlskreisderWestmächtehalb- wegsHeimischennachBerlin getrommelt,in einKreuzverhörge-

nommen undausdas Ergebniß Beschlüssegebaut? Dann hätte

Herrvon Kiderlen nichtdiefalscheAnfangstaktikgewählt.Die Herren vonBethmann undKiderlen kennenwederEnglandnoch Afrika. Mußten sie nichtvon Leuten,die beide Welten gründlich kennen,Rath holenundsichdannaufeineForderung stellen,von dernichtumFußesbreitezuweichenwar?Siehabennichteinmal dasKolonialamtgehört.Das kamerstzumWort,alsderWille zur HingabedesTogolandes bekannt gewordenwarzwidersprachdann mitlöblicherEnergie(unddieSpurdeszwischendenbeidenReichs- ämternvordemsFeind entstandenenStreites istin derPresse heute nochsichtbar:jededemAuswärtigenAmt unbequeme Notiz giltin

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248 - DieZukunft.

Nummer 76 alsausNummer62 inspirirt). Jst solcherZustandwür- dig?DemNeich ersprießlich2DievomKaiserverbürgte Unabhän- gigkeitdes Sultans vonMarokko undeinezehnmal für heiliger- klärte Aktedürfen wir, so langewirdas Vedürfnifz nach Selbst- achtungundinternationalen honneurs haben,um keinen Preis verschachern.Was sollenwirfordern? Keinen Tropenlandfetzen vonunbestimmbaremZukunftwerth;keinenHafen, der, nachdem Spottwort desAdmirals John Fisher,derVritenflotte dieer- wünschteGelegenheitzueinem raschenBombardeursiegüberdeut- schenBesitzliefernwürde ;also auch nichtFernando Po; garnichts, was einerWestmachtgehört.Das Schlimmste,was uns geschah, istdie internationale Unverschämtheit,die uns vonbritischenMi- nisternzugemuthetundvoneinem deutschenReichskanzler, dem Verwalter eines jährlichenMilitärtributes von fünfViertel- milliarden, bisheuteohneeinWörtchenderAbwehr hingenom- men wurde. Diemußgesühntwerden. DieVerträgevom achten April1904 undvom neunten Februar1909 sindveraltet. Ein neuerAfrikasVertrag müßteEgyptenderbritischen,Marokkoder französischen,AbessinienderdeutschenJnteressenzone zusprechen undden dreiGroßmächteninden dreiDunkelhautreichen gleiche Wirthschaftrechte gewähren-DannkönntenauchstolzeDeutschezu- fr.iedensein.«(,,Zukunft«vomsechsundzwanzigstenAugust1911.)

Neatus

Jnseiner zweiten Vertheidigungrede hatdermuthwilliger NeichsschädigungangeschuldigteHerrKanzlergesagt,erwartenoch immer auf Einen,derihm zeige, ,,wie·wirmitbesserem Erfolgaus denmarokkanischen Schwierigkeiten herausgekommen wären,als esthatsächlichderFallgewesen ist« Hat alsodenGlauben zuer- wirkenversucht,erseinur gescholten,nieaberaufeinenWeg ge- wiesen worden,deran einlohnendes Ziel führenkonnte. Schon derExtraktaus demhiervorundnachAgadirVeröffentlichtenbes weist,daßauch diesebethmännischeVehauptungunhaltbarist. Ein StaatsmannvonMittelwuchshätte erkannt,wasgeschehenmusztez -hätte,ohnelangeUeberlegung,gefühlt,wasnichtgeschehendurfte.

Niemals hatte sich,in vierzigJahren nicht, solcheGelegenheitzur Mehrung derReichsmachtgeboten-FrankreichmuszteNiarokkohais ben; sonstwarsmorgen inAlgerienundTunesien gefährdet-Nach

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