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Die Zukunft, 25. November, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 8.

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Jahrg. serkitydmJs. genomer1916. st. s.

Jahrgang 25

Herausgehen

Maximilian Kardem

Inhalt-

seht Bürgertum-edle ...·.................".....219

Degen Ren-Manch Von-Fra«Fcrdinand Vanmgarten .... 238

weitenwrlibilanp Vonteonhard Ueumann ........... 242

nachdruck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlith 5 Mark, die einzeer Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft-.

Wilhelmstraßest- mö.

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Deutschen Krieger-Hilfsband, Beflis, Kochstkalze 6X7

Staatlich genehmigt fürdieRegelunjderKriegswohlfahrkss

pflegt-»det-den heimkehrenden Knesern zur Rückkehr m das Erwerb-leben behilflich ist;tkektallenach besten

Kräften zur Erfüllung unserer natIonalen Aufgabe bu-

Jiihkllchek Mindestbcltksc Mk.5,00. Druck-schen aufWunsch zurVerfügung-

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Berlin, den 25.November 1916.

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Bürgertragoedie.

lePolitik istzumChaosgeworden. DieSchuld istinder

, flüchtigenUnruhezusuchen, womit KaiserJoseph seitdem Tod seinerMutter (Maria TheresiaJpersönlicheGeschäfteund internationale Politikbetreibt.Weilerin demKönigvon Preußen denschlimxnstenFeind seiner ehrgeizigen Plänesieht,willihmder KaiserRußland abspänstigmachen,umihndurchdieTrennung

"

von einem sowichtigenBundesgenossenzuvereinsamen,damit erderösterreichischenMonarchie nichtmehrgefährlichwerden könne.Zu diesem ZweckistderKaisernachRußland gereist,hat dortdiephantastischenPlänederKaiserin,dieihrenjüngsten Enkel aufdenThrondonKonstantinopei setzenwollte,kennen ge- lerntundsichdadurch beiihrlieb Kindgemacht,daßerihrer Eitel- keitschmeichelteund ihrgegen dieTürkendenBeistandseiner ganzen Kraftversprach.DaerPatiomkinundWoronzow (den PräsidentendesHandelsamtes) fürsichzugewinnen verstand, hater,ohneRücksichtaufden wiener Brauch,mitKatharinaein Vündniß geschlossen.Ervergaßnur,daß.FrankreichdiePernichs tungderihm verbündeten Türkei nichtzulassendarf.DesKaisers Ziel ist,nachderTrennungRußlandmitPreußenzuverfeinden, dasman mit vereinten Kräftendannniederwerfenkönnte. Weil er,inungeduldiger Hast,immer hundert DingezugleicherZeit unternimmt,hatteervon denHolländerndiefreie Schiffahrtauf derScheide gefordert(was durchausgegen denSinn desWest- fälischenFriedens ist)unddurch dieseUngerechtigkeitHollandzu

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entschlossenem Widerstandgezwungen. Das fragte,vonFrank- reichsSchwächlichkeitenttäuscht,obesvonPreußenHilfezuhoffen habe.DerKönigließ(durchdenKabinetsministerGrafenFinckew stein)antworten, daPreußennichtzu denBurgendesWestfäs lischenFriedens gehöre,weder mitHolland nochmitFrankreich verbündetseiund sichinfremdenStreit nicht einmischenwolle, müsseHollandsichanFrankreich halten,dasihmBeistandschulde.

Wahrscheinlichaberwirdes inAngstseinund denHolländern ebenso feige Rathschlägegebenwiegesterndenihm auchverbün- detenTürkem WeilFrankreich durchunverzcihliche Schwachheit sichum allesAnsehenbringt,kannderKönigvon Preußen sich miteinerMachtvon soschnellverbleichendemGlanznichtein- lassen. (TrotzdemPrinzHeinrich, desKönigsVruder,das Bünd- nißmitFrankreichempfiehlt.)WerdieLage inRußlandbedacht hat, mußerkennen, daßderKönigdenWeg wählen mußte,den Klugheitihm vorschreibt.Seit demTod ihres GünstlingsLanstois istdieZarinintiefeSchwermuthversunkenundkümmertsichnicht mehrum dieGeschäftezbleibt sieindieserStimmungundrafft sichnichtwieder indenPlan zurEroberung Konstantinopelsauf, sowird ihr BündnißmitOesterreichsichraschlockern. Großfürst PaulPetrowitsch aber, ihrSohn,stehtunerschütterlichzuPreußen.

Daswürdealsothörichthandeln,wenneseinsonützlichesVündniß löste,ummitFrankreichs heruntergekommenerMachtein neues zu-knüpfen.DieKönigin(MarieAntoinette)vonFrankreich würde, aisSchwesterdesKaisersvon Oesterreich,durch ihrenEinfluß alleVereinbarungen beiderMächteüber gemeinsame Kriegs- führungvereiteln. PreußensStaatswohl und unverjährbare Interessenwären denRänkenderversaillerHöflingeundWeiber ausgeliefertundabhängigvon den Launen derKöniginund den SchranzenLudwigsdesSechzehnten. WiedieDingeheuteliegen, wäre einBündnißmitFrankreicheinüblerNothbehelfundhöch- stensrathsam,wennanderswo keinVundesgenossezusindenwärr.

ORichelieu,Mazarin, MerzehnterLouis: waswürdetJhrsagen, wenn JhrdieSchmachEuerNachfolger sähetundhörteti Frank- reichfolgt sklavischderKönigin undläßt sichvon Oesterreichbe- herrschen.JnNußlandsinddieVakunin,Besborodko, Woronzow bis in dieFingerspitzen österreichischundwirkönnen,wenn wir uns nichts selbstEtwas vormachen,nur aufdenThronfolger

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VilrgertragoedieS 221 rechnen. England, dessen Regirung nochkeinefesteGestaltge-

wonnen hatunddessenStaatsmaschine (durchdieKriegegegen

sdieamerikanischenKolonien,Frankreich,Spanien, Holland)ge- schwächtist,"wirdsichfürs Erste nicht aufgroßeDingeeinlassen.

Schweden und Dänemark sind kraftlos.Man müßtecinenVund deutscher Fürsten schaffen, dessen Zweckwäre,dasbestehende Reichssystemzuerhalten.Kommt es zumKrieg,so mußman alle Reichssürsten hineinziehen,ihnenSubsidien zahlen (wasnicht unmöglich wäre),mitihrerHilfeuns ausderKlemme lockern und indiesemBund denVölkermassen, die beideKaiserhösegegenuns ins Feldschickenwürden,die Stirn bieten. Einanderes Mittel willmirnichteinfallen. Einem Pferdkannman zwardieHaare einzelnausreißen,aberdenSchwanz mußmanim Ganzenpacken.

DerFürstenbund,denichvorschlage, soll Jedemseinen Besitz sichern und einenehrgeizigen,unternehmunglüfternenKaiserhin- dern,diedeutscheVerfassungStück vorStückzuzerstören.Lassen dieFürsteneinpaar Jhresgleichenerdrücken,dannkommtschließs lichdieReihe auchandieAnderen,denen nurdasVorrechtbleibt, -in derHöhledes Polyphemzuletztverfpeistzuwerden.erd der Bund geschaffen,sokann die Stimme dervereintenNeichsstände denKaiservomMißbrauchseiner Machtabhalten;isterwider- spänstig,sohatereinePartei, diesichmitseiner Kraft messen kann,gegen sichzunddasDeutscheReichkannzur-Vertretungsei- ner Interessen Bundesgenossen finden.Wirwollennichteinen Krieg beginnen,sondernunsnur gegen RechtsbrücheundLän- derraub desKaisersschützen.Man mußdieaufihren Sonder- interesseneingeschlafenenStaaten aufrütteln.LegenwirdieHände indenSchoß,dann ist so sicher,wiezweimalZweiBier giebt,daß demKaiser freieHandbleibt,zuthun,was ihmgeradebeliebt.«

Diese Sätze schriebderzweiundfiebenzigjährigeKönigs-riß (den,nachderMeinungdes einstindenDeutschenReichstagab- geordneten Herrn DanielBlumenthal, nurSchmeichlergroßnen-

«nen)überdenZustand Europas,dieVündnißmöglichkeitendes -eingeklenrmtenPreußenftaatesund diePflichtschanzeeinesdeut- schenFürstenbundes.DieHoffnung,daß derThronwechselin Russland die Klemme seinesStaates lösenwerde,hatsichihm nicht erfüllt. Katharina überlebteihnum zehnJahre;undaisZar Paul PetrowitschdenGrafenPanin nach Berlin schickte,umdas

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BündnißmitPreußenzuerneuen undzufestigen,hatteFried- richWilhelmderZweitesichimBaselerVertragundindemzu- satzartikelvom fünftenAugust1795festanFrankreich gebunden- undseinFolgerklebtean derPolitik,die vondenNheinquellen bisnachJena geführthat.Das anglosrussischeBündnifz,dasFritz- nichtungern gesehenhätte,wurde durch Katharinas Todverhin- dert und,alsSirCharlesWhitworth, derPetersburgerGesandte- desVritenkönigsGeorg,esspäter durchgedrückthatte,unter-·

Paul nicht mehr wirksam.Während Fritz, sechsJahrenachVol-- tairesTod,inSanssouci denPlanzumJürstenbund bebrütet,, weitetVusfonseineNaturgeschichte,läßtVeaumarchais,dereinst—

dieTöchterderfünfzehntenLilienloUis,Mesdames deFrance,das harfenspiel lehrte,diefrecheKomoedie »FigarosHochzeit«,den-«

Sturmvogelder Revolution, aufflattern, suchtKantdenBegriff der»Ausklärung«zuentnebeln, mörteltHerderdieMauer sei- nerJdeen zurPhilosophiederMenschheitgeschichte,sordertMo- fesMendels sohninseinem»Jerusalem«dieTrennungderKirche

vom Staat, verblutet SchillersluziferischschönerFieskounter demRepublikanerstahl,dringtGoethesinKetten,inEuropäer- hoheittrotziget»Pwmetheus«,dergroße Erleuchtet,ansLicht,.

sammelt Myllerdieseitdemzwölften Jahrhundert inDeutsch- landentstandenen MythenundEpen,schreitioßdasbeschau- cicheGedichtvonLuise,Kortum dasHoheLiedvomKandidaten Jobs,Aloys Vlumauer die Abenteuer desfrommenHeldenAe- neas.FritzensSchachgegenKatharina;von Kant, Bufson, Hek- der bis zurTravestiederHellenenwelt, Fiesko, Figaro,Promess theus,Siegfried, Hagen,Walther,Wolfram,Jobs:üppigerwar wohl selteneinJahr.Goethe sitztinWeimar undberichtetausei- nen Herzog KarlAugustüberSchachteundStollen, Gewerkschaft undSchneidemühle,Wolle und Holz.DerApotheker Buchholz,.

derschoneineWeile vergebens»dieLüfte Peinigt«, läßteinen- Vallonsteigenundstrecktsichvergebens inWetteifermitdenBrü- dernMontgolsier.DerHofdichterbereitet sichfürs Hüttenweserr vor,willseinemineralogischen Ideen aufklärenundbestelltbet demnordhäuserWetterprophetenRosenthaleinBaro- undTher- rnometer. Schmidt,derGeheimeAssistenzrathundJugendfreunds Klopstocks,»kamin einen patriotischenEiferundsprachviel,wie unseren Finanzen sollten dieReisenstärkerangetriebcnwerdens

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Bürgertragoedig 223 esistrecht schade, daßSie nicht wenigstens hinterdemSchirm zugehörthaben. Erist wirklicheinMensch,demesErnstums Gute ist. VielGlückaufJhren WegenundStegenz ichbinauf Ihre Rückkunftsehrbegierig.«Schließt sichderKreis deutschen Lebens ? DerzweiteHerzogKarlvonPfalstweibrücken hatsich demFranzosenkönigverpflichtet,derihmeinen TheilseinerRie- senschuldenbezahlt hat.Damitdertrotzdem nochimmervonGläu- bigernVedrängte sichnicht auchanOesterreichverkaufe,läßtihm, ShinterFritzensRücken,derKronprinzvon Preußen durchden HerzogvonWeimar Geldanbieten. Zuspät:FrankreichsBeutel istdicker.Aufdenheimlichen WegenundStegendieser Reise ist KarlAugust,der demFürstenbundesplanaufseine Weise eifrig gedienthat.Mir,schreithoethe, »istjetzodochsehrlieb, daßSie dieReisemachen,Menschen undVerhältnisse selbst sehenundin derFolgeentwedersichzurückziehenoderaus eigenerErfahrung, Trieb undUeberzeugunghandeln. JhreFrau Mutter war an ihremGeburtstagvergnügtundmunter.Alle dichterischenFeder- kiele hatten sichgeregtundallerlei kleineharmloseGaben waren dargebrachtworden.PrinzKonstantinverherrlichtedasFestdurch seine Gegenwart.Die Stein hat michwiederverlassenzsieschleth

an demkochbergerWirthschaftkreuzundtheiltblos dasUebel,ohne eshebenzu können. DasFünfteBuchvonWilhelm Meisterhabe ichindessen beendigtundmußnun warten,wie esaufgenommen wird. Einen BriefanSöcnmering(denkasselerAnatomen) über denfamosenKnochen(dasosintecmaxillare,das er, als,denSchiuß- steinzumMenschen«,imMärz1784entdeckthatte), dessenMan- geldemMenscheneinen Vorzugvor demAffengeben soll, habe ich auchgeschriebenundwerde ihnehestensmitdenZeichnungen abgehen lassen.Wenn SienachDarmstadtkommen,habenSie dochdieGüte,denHerrn Schwager(Erbprinzen LudwigvonHess sen) höflichstaufdiezwanzig Louisdorzuerinnern,dieeranseine

«

Kuxe (oom ilmenauerBergiverk) zurücksteht.Er hatmirnichtein- mal geantwortetoderdenEmpfangmelden lassen.Wennermit unserenunterirdischen Operationennichtszuthunhabenwillund sdieErinnerungandasilmeuauer Leben ihmdasGeldnicht aus derTaschelockenkann,sowünschteichnur, daßerdieGewähr- scheine zurückschickteundsichlossagte.DasVertrauen desaus- wärtigenPublici wächstimmer, indessen unserinländisches sich

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gutmüthigmitFatalitäten beschäftigt,die unszufallensollen.Neu- lichhabensiezugleichdasWerk ersäuftund die Arbeiter durch Schwefeldünsteumgebracht.WiesichauchJhrGeschäst(am zwei- brückerHoDwendet:betragen Siesichmäßigundziehen sich,wenn esnichtanders ist,heraus, ohnesichmit Denen zuüberwetfen, dieSiehineingeführtundkompromittirthaben.Bei uns wohnt FriedezwenigstensäußereRuhDieHolländer haben durcheinen wunderbaren GesandtenSubsidienanbieten lassen.Noch weiß Niemand miteinigerWahrscheinlichkeitzufolgern,was kommen werde.DieZweideutigkeitFrankreichs (indemScheidehader,den dieösterreichischeuNiederlandegegenHolland begonnen hatten) machtJedenverwirrt. WirfahrenindessenmitunserenAmeisens bemühungenfort,als wenn es garkeineErdbeben gebe.Vorn SteigenundFallenderFrucht,von zubefürchtendemMangel undnothwendiger Sperre istvielFragens undRedens,vielerlei Meinung, RathundkeinSchluß. Auch ist es, leider,eineAnge- legenheit,in· dereinkleiner Staat fast nichts beschließenkann.

Gotha hat,unter demScheinzustimmenden Wohlmeinens,einen sehr eigennützigenVorschlag gethan. JnsofernesdieUmstände erlauben,lebeichnach Vorschriftmeines Geniusundbefinde mich wohl. Mich heißtdasHerzdasEnde desJahresinSammlung zubringen;ichvollende Mancherlei inThunundLernen, bereite mirdiestilleFolgeeinerThätigkeitaufs nächsteJahrvorund fürchtemichvorneuen Ideen,dieaußerdemKreis meiner Be- stimmung liegen. Jch habeoftbemerkt,daß,wenn man wieder nachHauskommt,dieSeele, statt sichnachdemsustand,denman findet,einzuengen, lieberdenZustandzu derWeite,aus derman kommt, ausdehnenmöchte; undwenn Das nicht geht,suchtman

doch sovielwiemöglichvon neuen Jdeenbineinzubringenund zuPfropfen, ohne gleichzubemerken,obsie auchhereingehenund passenodernichtsMichzusammenzuhalten, kostetmichmehr,als esscheint,undnurdieUeberzeugungderAvthwendigkeitund des unfehlbarenNutzens hat michzu derpassivenDiätbringenkön- nen,anderich jetzt so festhange.DieAufmerksamkeitunseres Pu- blici wirddurchFrauvonNeckbeschäftigt.(Die seitdreiJahren geschiedenesrommeDichterinElisavonderRecke,geboreneReichs- gräfinvonMedem,dieDeutschlandsberühmteMänneraufsuchte, zu Cagliostroin engemVerhältnissstand-und ihnspäterentlarvt

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Bürgertragoedig 225 hat.) DieUrtheile sind verschiedennachVerschiedenheitderStand- vunkte,woraus dieser schöneGegenstand,derauch verschiedene Seiten habenmag,betrachtetwird. Jchkanngarnichtsvon ihr sagen,dennich habesienur eineinzigMal gesehen.Jedermann behauptetaber,SiewürdennachJhrerZurückkunftderDame die Courmachen(um mich dieses trivialenAusdruckes zubedienen) unddie Dame würdenichtabgeneigtsein,galantsürstlicheGesin- nungen zu erwidern. Denn obsiegleicheinMusterderTugend ur.d(ungeachteteinermanchmal seltsam scheinendenBekleidung, durch welche seibstWieland zu viel vomAackten gewahrwird)ein MusterderEhrbarkeitist,so hatsiedochgestanden, daßihrHerz ihr schon einigeMale Streichegespielt habeunddaßsieeinebe- sondereFreundinundBerehrerin vonFürstensei,dieihreMensch- heit nicht ausgezogenhaben.Aneiner Schlittenfahrtwirdmit großemEifer gearbeitet; bisjetzthabensichdieverschiedenenMei- nungen nicht vereinigen lassen.DieKomoedie (VellomosTruppe gabseitdemJanuar indemneuen Nedoutehaus Vorstellungen) schleichtineinemTorpor hin,dernur beiunsererNation möglich ist.JhreFrau Gemahlin besindetsichnachdenUmständen wohl unddasPrinzchenhabeich gesternmunter imgroßenSaal her- umrutschen sehen. LangenSiebaldwohlundvergnügtindem Kreis an,derJhnendochdernächsteistund bleibt.« ·

Wo Goethe spricht,GeschehenesundWerldendesausseiner Umweltberichtet,da hemmtselbstderHastigegerndenFußUnd rundet sichdem von der weimarer War-teAusblickenden nichtwirk- lichderRing deutschen Erlebens, andessenstählernerBuchtung

erFritzens Schwertmitschmiedensah?DerUngeheure,dermit demKyklopcnhammereinst dendünnvergoldetenStahlreifspren- genwird, sitztnoch ausderMarterbank derpariser Militärschule:

dersünfzehnjährigeAapoleonBonavarte schwitztaufdemWeg zu demLieutenantspatent, dasihninsArtillerieregimentLasåre führensoll.Sterne sinken,Sterne steigen.Wiearm scheintunter so reichemsimmeleinenur zuZerstörungundWiderstand rüstige Zeit,dieManchendoch großdünkt!Fritz,Kathar;na,Joseph,Bo- naparte, in derEngedesMusenhoses KarlAugust;Voltaire, RousseamVussomDiderot, Heloetius,Grimm, Condorcet, Che- nier,Beaumarchais,Carnot,Siåyås,Danton,«-Robespierre,Pin, Fox, Nelsom Wellington, Hertzberg, Stein, Hardenberg,Vlücher,

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2 26 DieZukunft-

Gneisenau, Scharnhorst, Boyen,Kant,Herder, Lessi-ng,Goethe, Schiller, Lenz,Klingen Leisewitz,Gerstenberg, Wagner, Wieland, Labater,Mendelssohn,Johannes Müller,Winckelmann,Archen-s holz,Bürger, JeanPaul, Heinse, WillenPestalozzi,Hippe l,Poß, Musäus,Dalberg,Jffland,Kotzebue,Schröder, Arndt: nochsind nichtallePlaneten undNebengestirnehieraufgezählt.Um und inDeutschlandwird Gewaltiges: Revolution (deskosmognos mischenund desstaatlichen Lebens),Krieg,Industrie. Fürsten schachern, lüdern,erstickeninSchulden.JnSüd,Westund Mitte desErdtheiles entwurzelt (nurinPreußennicht)derLandadel sichderScholle,verliert dieHerrschaftüber dasBauervolk,zieht indie Hauptstadtund wird, nach versaillerMuster, Hofgesinde undHofschmarotzer.DeutschlandsstärksterSchöpfergeistund welt- männischsterDichtermühtsichumdieHebungdes Bergbauesund derLandwirthschaftund beendetdie»Abhandlung,die ausder ver- gleichenden Knochenlehreerweisen soll,»daßderZwischenkuochen der oberenKinnlade demMenschenmitdenübrigenThierenge- mein sei«. SchleichtdieKomoedie,des Lebens abgekürzteChro- nik,überallinTorporhin? JnWeimar mag,seit Sop DieAcker-

·mann, dieErste Liebhaberin undSängerin,krankist,derGang schläfriggeworden sein.DiePariserhörenam siebenundzwan- zigstenApril1784Figarogegen denAdel, desseneinzigeAn- strengungwar,daßersichgebären ließ,toben,dieBeamtenschaft undCensur höhnen,dasJammerschicksaldesarmen, rechtlosen Bürgersgrimmigbeschluchzemund ahnen,daßaus denErz- stachein seiner Worte, seinem Satansgelächter schon (nach Bo- napartes späteremWort) dieRüstungzur Revolution klirrt.

Zwölf Tagezuvorhatte auch Deutschland seinTheaterereigniß gehabt. KurfürstKarlTheodor,derzwischenderpsäffischenUn- duldsamkeitseinesBeichtvatetsFrank undderstetswilligenDulds samkeiteines Hofhurentrosseseinhertaumelnde Herr Bayerns undderPfalz, dessenHeerimSiebenjährigen Kriegwider Fritz sochtundgegendessenBereitschast,für dasösterreichischeBelgien demKaiserJosephinseinReich Bayern hinzugeben,dieSpitzedes Fürstenbundes sichrichtensollte, hatteinMannheim, nachdem wiener Vorbild,einAationaltheater geschaffen,demerdieBe- stimmung vor-schrieb,»zum allgemeinenVergnügensowohlals zursittlichenBildungdesPublikums zu dienen.« DieLeitung

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Bürgertragoedie, 227 war demReichsfreiherrn Wolfgang HeribertvonDalberganver- traut. Jndengeradlinigen,nachdemWinkelmaßgezeichneten, vom SchloßbeherrschtenStraßenlebten,zwischendenKirchender Jesuiten, Kapuziner,Karmeliter, ruhige Leute,die zwar das Leid unddieWuthderBrüder Moor füreineWeile ausBürgersbes baglichkeitaufzurüttelnvermochte,denenaberFieskos listig freche Thatund Verrinas Berschwörungnicht dieWand derHerzkam-

mer erwärmte. »RepubiikanischeFreiheit isthierzuLand ein Schall ohneBedeutung,einleerer Name. JnBerlin wurde der Fieskoinnerhalb dreier Wochenvierzehnmalgefordertundge- spielt.AberindenAdern derPfäizer fließtkeinrömischesBlut.«

Aus grauer Stimmung schriebs Schiller. Nun hatDalbergihn zumKurfürstlichenTheaterdichterbestellt,ihmdieEinübungdes Bürgerlichen Trauerspieles »KabaleundLiebe«gestattet;und am fünfzehntenAprilwirdes»mitallerVollkommenheit,deren dieSchauspieler fähigwaren, unter lautem Beifallunddenhef- tigsten BewegungenderZuschauer gegeben.«JneinerLoge(die erselbstbezahlt hat)sitzt,nebendem treuen Freund Streicher,der vierundzwanzigjährigeDichter.»MitröthlichemHaar,gegenein- ander sichneigendenKnien,Augen,die,wenn erlebhaftopponirt, schnellblinzeln,währenddesSprechensoftlächeln,einerschönge- formten Naseundeinemtiefen, kühnenAdlerblick,der unter einer sehrvollenibreitgewölbtenStirn hervorleuchtet.«Heutelächelt

ernoch nicht«Sitzt still,insichgekehrt;undharrtdochinruhiger HeiterkeitdesSpieles. »Alsnun aberdieHandlung begann-

wer vermöchtedentiefen,erwartenden Blick,dasSpielderun- teren gegendieOberlippe,das3 asammenziehenderAugenbrauen,

wenn Etwas nicht nachWunschgesprochenwurde,denBlitzder Augen,wenn aufWirkung berechneteStellen diese auch hervor- brachten, werkönnteDasbeschreibent«Nachdemersten Akt öffneterdieLippen. »Es geht gut.«Alsnachdem wildenAuf- trittin Millers Haus,wo derBürgertrotzigsichgegen dieWill- kür desadeligen, hochbetitelten Schinders, der reinen Herzens strebende,redlich schwärmendeSohn sichgegendenBerbrechers willen desmächtigenBaters aufreckt»derVorhang gefallen ist, schnelltdieMengevom SitzundlöstdieSpannung desGemü- thesintosenden BeifallderLungenundHände.DerDichterdankt durchNeigungdesKopfes. »DieHuldigung ließihnwieberauscht

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228 DieZukunft-

zurück.Jnseinen Mienen,inseineredlen,stolzen Haltungzeigte sichdasBewußtsein,sich selbstgenug gethanzuhaben,unddie Zufriedenheit,daßseineVerdienstemitAuszeichnungbeehrtwurs den.SolcheAugenblicke,inwelchendasaufgeregteGefühleines bedeutenden Menschensichplötzlichganzunverhohlen undna- türlich äußert, sollteman durcheinetreue Zeichnung festhalten können. Dies würdeeinenCharakter leichterdurchschauenlassen, alsdurchbeschreibendeWorte möglichist.«Streichersagts;er fühlt, daßderFreunderstjetzt,imTheater,das Klima gefunden- hat, »indemerlebtundwebt.«Undwähnt vielleicht, hierund heute sei gelungen,was imfreienKunstreich ewig geltenmüsse.

Doch Schiller selbst hat, freilichinstillerer Stunde,das ernstlich bedachte Wort gesprochen: »WerdieKunstalsEtwas, dasim- mer wirdundnieist,betrachtet,kanngegenjedesProdukt gerecht sein, ohne dadurch eingeschränktzu werden«Es istaber imCha- rakterderDeutschen, daß ihnenAlles gleich festwirdunddaß sie dieunendliche Kunst, sowiesieesbei derReformation mit der Theologiegemachthaben, gleichin einSymbolum hineinbannen müssen.Deshalbgereichen ihnenselbst trefflicheWerkezum Ver- derben,weilsiegleichfürheiligund ewig etklärtwerden undder strebende Künstlerimmer daraufzurückgewiesenwird. Andiese- Werkenichtreligiösglauben,heißtKetzereizunddochistüber allen Werken dieKunst,dienurinstetemFottschrittihrHeil findenkann.«

Als einWerk derKunstdas Drama vonder Millerin und ihremFerdinandinbrünstigzuloben,würdenurdemeingeschlum- merten Gewissen heute noch leicht.DieGeräusche deutschen Le- bens,daswar,finddarin. »DiesittlicheWelthatdenVerfasser alseinenVeleidiger derMajestät vorgefordertzseineganzeVer- antwortung seidasKlima,«unterdemseinWerkgeborenward«:

der zurVertheidigung desRäubergrauses geschriebene Satz könnteauchfürdasVürgerlicheTrauerspielgelten. EinHerzog,

»der mitdemTalisman seinerGrößejeden Gelusteines Frauen- herzens,wie einFeenschloß,ausderErde rufenkann,der den SaftvonzweiJndien aufdieTafel setzt,aus WildnissenPara- diese ruft, dieQuellen seinesLandes instolzen BögengenHimmel springen,dasMark seinerUnterthanen in einemFeuerwerkhin- pufsenläßt«,derseines LandesKinder,ihrerWehklage taub, spa- nischenoderamerikanischenWeibern verschachertund mitden aus

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