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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 1, H. 7

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

M O N A SSC H R ffl DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE »REDIGIERT U-HERAUSGEGEBEN VON DR- HERMANN BECK U N D D -M E /E R .

I. JAHRG. JU L I 1908 7. H E F T

JAPAN ALS ABSATZGEBIET

FÜR D IE DEUTSCHE MASCHINENINDUSTRIE.

Von H. NÖLKE, In g e n ie u r in ToKio.*)

W enn die W e rte d er in Ja p a n an s den v ersch ied en en U rsp ru n g slän d ern eingeführten M aschinen usw . u n te r sich und m it d e r g esam ten M aschinen­

einfuhr J a p a n s v erg lich en w erd en , z eig t sich, w elch en h e rv o rra g e n d e n A nteil an d ieser E infuhr E ngland h a t, und w ie se h r D eu tsch lan d dag eg en zu rü ck - s t e h t D ie folgende Z ahlentafel e n th ä lt die W e rte d er au s den v ersch ied en en L ändern eingeführten M aschinen usw .

allgemeine Maschinen Lokomotiven W agen usw.

Ursprungsland 1907 1906 1907 1906

Yen*) Yen Yen Yen

G roßbritannien 14 674 028 9 735 942 907 240 1272 612

V erein ig te S ta a te n 8 310 333 5 962 871 2 108 914 1 079 517

D eutschland 3 248 575 1 987 021 136 564 164 372

F ran k reich 409 775 253 158

B elgien 210 517 270 683 127 352 111042

S chw eiz 24101 37 989

a n d e re L än d er 59 536 14 964 264 7 034

in sg esam t 26 936 865 18 262 628 3 280334 2 634 577

*) 1 Yen = 2,09 M.

E s is t dabei zu b em erk en , daß diese Zahlen keinen A nspruch auf unbe­

dingte G en au ig k eit m ach e n ; a b e r sie stellen d as z u v e rlä ssig ste M ateria l dar, das ich e rh alten konnte. Im allgem einen w e rd e n die W e rte e tw a s h ö h er an­

genom m en w e rd e n können.

*) D er V e rfa sse r h ä lt sich z u rz e it in D eutschland auf. Z uschriften e tw a ig e r In te re sse n te n v e rm itte lt die R edaktion.

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H iernach is t E ngland m it m eh r als d e r H älfte d e r g e sa m te n M asch in en ­ einfuhr beteiligt, A m erika b leib t h in te r E ngland zu rü ck , n im m t a b e r u n g efäh r noch ein D ritte l d er E infuhr für sich in A nspruch, w ä h re n d D eu tsch lan d z w a r an d ritte r S telle ste h t, a b e r doch nu r m it dem z eh n te n T eil d e r G esam tein fu h r b e te ilig t ist und n u r ein Fünftel von E n g lan d s A nteil liefert. D eu tsc h la n d ist also w o h l einer d er d rei H au p tlieferer für J a p a n , a b e r leid er d e r le tz te .

W elc h es sind nun die U rsach en d ie se r sc h lech ten S tellu n g D e u tsc h la n d s?

In e r s te r L inie sind sie in d e r A usbildung und E rzie h u n g d e r jap an isch en T e c h ­ n ik er zu suchen. Als sich J a p a n v o r m eh r als 35 J a h r e n auch den tech n isch en W issen sch aften zu w a n d te , kam D eu tsch lan d als L e h rm e iste r auf diesem G e­

b ie t noch n ich t in B e tra c h t; die A usbildung b e w e g te sich fa s t ausschließlich in englischen und am erik an isch en B ahnen und ric h te te sich v o rn eh m lich nach V o rb ild ern d ieser L än d er. E ngland und A m erik a w a re n es, die in e rs te r L inie zu r E rteilu n g d es tech n isch en U n te rric h ts h e ra n g e z o g e n w u rd e n . Die S tu d en ten te c h n isc h e r F ä c h e r gingen zu ih re r w e ite re n A usbildung m eistens nach E ngland und A m erik a und w u rd e n d o rt d urch ja h re la n g e n A ufenthalt m it den E rzeu g n issen d ie se r L ä n d e r g u t v e rtra u t. D iese in E n g lan d u nd A m erika erzo g e n e n In g en ieu re befinden sich h e u te in leiten d en S tellu n g en und sind bei d er B eschaffung n e u e r M aschinen au ssch lag g eb en d . E s is t nu r n atü rlich , daß die F a b rik a te , die ihnen d u rch E rzie h u n g und p ersö n lich e B e k a n n tsc h a ft und E rfa h ru n g am v e rtra u te s te n g e w o rd e n sind, in ih ren A ugen den V o rzu g haben.

G enau w ie d e u tsc h e r Einfluß in m ilitärisch en , ju ristisch en , m edizinischen und zum T eil b e rg - und h ü tten m än n isch en D ingen h eu te noch deutlich w ah rn e h m ­ b a r und von b e stim m te r E in w irk u n g auf die E n tw ick lu n g ist, ist es d e r a m e rik a ­ n ische und englische auf allgem ein tech n isch en G eb ieten . W elc h en Einfluß ein ein ze ln er A u slän d er auf die E n tw ick lu n g d es von ihm b e a rb e ite te n G ebietes hab en kann, z e ig t folgendes B eisp iel:

D ie e rs te gro ß e S ch iffsw erft des L a n d e s in Y okosuka, die d am als der T o k u g a w a -R e g ie ru n g g e h ö rte und s p ä te r d er k a ise rlic h e n R e g ieru n g übergeben w u rd e , s te llte v o r u n g efäh r 35 J a h re n den h eu tig en fran zö sisch en A dm iral B e rth e a u a ls S c h iffb au k o n stru k te u r an, und d er Einfluß d ieses M an n es w ä h ­ re n d sein er jah relan g en T ä tig k e it z e ig t sich h e u te noch in den vielen franzö­

sisch en M aschinen im Y o k o su k a-A rsen al, u nd e r le b t w e ite r in den japanischen M asch in en in g e n ieu ren , die ein st sein e S c h ü le r w a re n und h e u te in den M arine- und P riv a tw e rfte n ho h e S tellu n g en einnehm en, o b w o h l F ran k reich seinen V o rsp ru n g n ic h t zu w a h re n g e w u ß t h a t u nd b e so n d e rs se it dem jap a­

nisch -ch in esisch en K riege d e r en g lisch e Einfluß in m arin e te c h n isc h e n K reisen v o rh e rrsc h e n d ist.

Im M ilitä ra rse n a l d ag eg en finden w ir v ie le d e u ts c h e M aschinen, ebenso w e rd e n d eu tsch e M aschinen oft in B e rg - und H ü tte n w e rk e n g e b ra u c h t.

Die L e h rm e iste r J a p a n s in W is se n sc h a ft und T ech n ik g e h ö rte n , w ie ge­

sa g t, v ersch ied en en N ationen an, und ihr Einfluß h a t sich in b ez u g auf d a s E r­

lern en frem d er S p ra c h e n se ite n s d er J a p a n e r g elten d g em ac h t. J e nach d em sich h eu te ein J a p a n e r d ieses o d e r jen es S o n d erfach zum B eru f e rw ä h lt, h ä lt er auch die E rle rn u n g ein er b e stim m ten F re m d sp ra c h e fü r n o tw en d ig .

W ährend fast alle Ä rzte und die m eisten Juristen und Bergm änner deutsch sprechen oder verstehen, gibt e s nur verhältnism äßig w en ig e Techniker mit deutschen Sprachkenntnissen; doch sprechen und verstehen diese fast alle die

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JA PAN ALS A BSA TZG EBIET 243

•englische S p rach e. H ierd u rch w ird das B ek an n tw erd en und d as Studium d e u ts c h e r E rzeu g n isse seh r e rs c h w e rt. W enn auch m it B estim m th eit an g e­

n om m en w erd en kann, daß d er japanische Ingenieur, der zum S tudium d eu tsch er M aschinen nach D eutschland geht, in den m eisten F ab rik en m it d er englischen S p ra c h e auskom m t, so w ird ihm doch der A ufenthalt in D eutschland w en ig er a n g en eh m sein, w enn er das D eutsche nich t b e h errsch t, und e r w ird sich in E n g lan d und A m erika w o h ler fühlen, w eil e r sich d o rt der S p ra c h e des L andes b ed ien e n kann.

D iese U m stände m achen es erklärlich, daß deutsche M aschinen v e rh ä ltn is­

m äß ig w en ig b ek an n t sind und deshalb in gerin g erem M aße gek au ft w erd en a ls englische und am erik an isch e. Es ist oft erstaunlich, w ie w enig japanische T e ch n ik er ü b er deutsche M aschinen u n te rric h te t sind. W enn d er jap an isch e In g en ieu r, der nich t län g ere Z eit in D eutschland w a r oder durch an d e re U m ­ s tä n d e m it deutschen E rzeu g n issen und F a b rik a te n v e r tr a u t g e w o rd en ist, ir­

g e n d eine M aschine b rau ch t, dann w eiß er genau, w elch e englischen oder a m e rik a n isc h e n F ab rik a n te n dafür in F ra g e kom m en; e r w eiß ab e r kaum , ob so lch e M aschinen auch in D eutschland g eb a u t w e rd e n , noch v iel w e n ig e r von w elchen Firm en. D aher w ird er lediglich die E ngländer und A m erik an er in B e tra c h t ziehen.

D er Ja p a n e r ist seh r k o n se rv a tiv . Is t e rs t einm al das E rzeu g n is eines

■bestimmten W e rk e s bei einer japanischen F a b rik eingeführt und b e w ä h rt es sich, so ist ihm eigentlich dam it der E rfolg g e sic h e rt; denn d as W e rk w ird N achbestellungen von derselb en F a b rik und neue A ufträge von änd ern Kunden

■erhalten. So kom m t es, daß m an im allgem einen als L iefe rer von D am pf­

m aschinen, K esseln oder än d ern M aschinen die Nam en b estim m ter Firm en im m er w ied erk eh ren sieht. Auf m anchen G ebieten g lau b t infolgedessen der Ja p a n e r nur die M aschinen b estim m ter ihm b ek a n n te r F ab rik en als leistu n g s­

fäh ig und z u v e rlä ssig ansehen zu dürfen. So z. B. kom m en h e u tz u ta g e für die .zahlreichen jap an isch en S p in n ereien als A ntriebm aschinen n u r die D am pf­

m asch in en z w e ie r englischer W e rk e in F rag e.

Die F ab rik en , die in einzelnen Z w eigen zu einem solchen Rufe gekom m en sin d , haben fa st ein M onopol, und ihre E rfolge sind g e sic h e rt; es sind dies aber m e ist englische und am erik an isch e, und m an findet nur v e rsch w in d en d w enig d e u tsch e N am en d aru n ter.

Kom m t der B erg nich t zum P ro p h eten , so muß der P ro p h e t zum B erg e kom m en. D a der jap an isch e T ech n ik er, w ie oben au sg efü h rt, sich b ish er D eu tsc h la n d nur in geringem M aße z u g ew an d t h at, lag für den deutschen F a b rik a n te n um so m ehr V eran lassu n g v o r, se in e rse its den japanischen M ark t n ach d rü c k lic h zu b earb eiten . Daß e r an dessen E ro b eru n g ein h e rv o rra g e n d e s I n te re s s e h a t, s te h t au ß er allem Zweifel.

In w e lc h e r W eise su ch t nun der deutsche M asch in en fab rik an t zu seinem Z ie le zu g elan g e n ? In den m eisten Fällen b eg n ü g t er sich dam it, daß er einer i n Ja p a n an sässig en F irm a, m eist einer deutschen, seine A llein v ertretu n g ü b e r­

f r a g t und dann auf A ufträge w a rte t. Eine A llein v ertretu n g in Ja p a n zu erhalten, is t se h r einfach. Einm al ü berschw em m en in den letzten zehn Ja h re n die deu tsch en E infuhrfirm en in Jap an , die fa st alle auch M aschinengeschäfte b e ­ tre ib e n , die deutschen F ab rik an ten m it A ngeboten als A lle in v e rtre te r; so n st a b e r g e n ü g t ein B rief an d as G en eralk o n su lat in Y okoham a, um eine F irm a zu

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finden, die die Interessen der suchenden Fabrik wahrzunehm en sich b ereit erk lärt

E s g ib t h e u te w o h l kaum eine g rö ß e re d eu tsch e F a b rik , die n ic h t einen so g en an n ten „ S o le-A g en t“ in J a p a n h a t, und so ko m m t es, daß v ie le d e u ts c h e E in fu h rg esch äfte in Ja p a n A lle in v e rtre te r v on 100 o d er m eh r d eu tsch en M aschinenfabriken sind. E s is t dabei a b e r n ich t zu v e rg e s s e n , daß dies in e r s te r Linie n ach k aufm ännischen G esich tsp u n k ten g e le ite te E in fu h rh ä u se r sind, d eren Ziel es ist, einen m ö g lich st g roßen A nteil an d e r G esa m te in fu h r des L an d es zu haben. Sie b e sc h rä n k e n sich d a h e r d u rc h a u s n ic h t darau f, den A b satz d e r v on ihnen v e rtre te n e n d eu tsch en F a b rik e n zu fö rd e rn , so n d e rn suchen g leich zeitig m ö glichst v iele englische und am e rik a n isc h e M aschinen einzuführen, w obei ins G ew ich t fällt, daß d eren V e rtrie b au s den oben a n ­ gefü h rten G ründen in d e r R eg el le ic h te r ist.

Zu w elch en M ißständen d as h e u te b e lie b te V erfah ren d e u ts c h e r M asch in en ­ fab rik en in J a p a n führt, z e ig t d as Folgende. V or ein ig er Z eit v e rla n g te ein s ta a tlic h e s W e rk in J a p a n , d a s se h r v ie l d eu tsch e M aschinen k au ft, v o n d en v e rsc h ie d e n e n E in fu h rh äu sern eine L iste ih re r A lle in v e rtre tu n g e n . D ie ein­

g eg an g en en L isten füllen einen dicken B and, u n d b e so n d e rs in te re s s a n t is t e s, daß in v ielen F ällen m e h re re F irm en an g ab en , die A lle in v e rtre te r e in e r b e ­ stim m ten F a b rik zu sein, w a s auf den F ra g e s te lle r k e in e s w e g s einen g ü n stig en E in d ru ck m ach e n konnte.

B e tra c h te n w ir uns nun die T ä tig k e it ein es solchen A lle in v e rtre te rs n ä h e r.

E s sind m eisten s se it J a h r e n in J a p a n a n sä s sig e F irm en , d e re n H au p t­

g e sc h ä ft allgem eine E infuhr und A usfuhr ist, un d d ieses G esch äft um faß t e b en jed en erd en k lich en G eg en stan d , m it dem v ie lle ic h t G eld v e rd ie n t w e rd e n k a n n . In d e r R eg el befinden sich die jap an isch en N ied erlag en d ie s e r F irm e n in d e n H a fen städ ten Y okoham a und Kobe. S e it ein e r R eih e v o n J a h r e n b efa sse n sieb die m eisten F irm en au ch m it M a s c h in e n g e sc h ä fte n ; denn die m ä c h tig e n in­

d u striellen R egungen, die den le tz te n jap an isch en K riegen folgten, un d m it denen eine erh ö h te M asch in en ein fu h r v e rb u n d e n w a r, w e c k te n w o h l die Ü b e r­

zeugung, daß M aschinen ein n e u e r a u s s ic h ts re ic h e r E in fu h rg e g e n sta n d sein w ü rd e n , und fa s t jed e F irm a w a rf sich d a h e r auf d ieses G e s c h ä f t D ie E r­

k e n n tn is w a r richtig, a b e r n ic h t ric h tig is t es, daß m an M a s c h in e n g e sc h ä fte eb en so b e tra c h te n d arf, als w en n m an D ü n g er, S tiefelw ich se, S c h a u m w e in e o d er K leiderstoffe v e r k a u f t T ro tz d e m so v ie le d e u ts c h e F irm e n M asch in en ­ g e sc h ä fte se it J a h r e n b e tre ib e n , sind doch n u r z w e i o d e r d re i d a, die ein en d eu tsch en o d e r eu ro p äisch en In g en ieu r u n te r ih ren A n g e ste llte n h ab en . E s g ib t ja in D eu tsch lan d K aufleute, die m it g ro ß en E rfolgen a ls V e r tr e te r v o n M asch in en fab rik en tä tig sind, a b e r d iese H e rre n h ab e n sich m e ist d u rch ja h re ­ lan g e, ausschließliche T ä tig k e it auf tech n isch em G eb iete die n ö tig e n K en n t­

n isse u n d E rfah ru n g en an g e e ig n e t un d sin d m eh r o d e r w e n ig e r T e c h n ik e r g e ­ w o rd e n , w a s m an v o n den kaufm än n isch en A n g estellten ein es E in fu h rh a u se s in J a p a n n ic h t sag en kann.

D as erste Erfordernis für einen erfolgreichen Vertrieb von W aren ist, daß man das, w a s man verkaufen w ill, kennt und versteht. S o w e it es sich um Maschinen handelt, kann diese Bedingung von einem kaufm ännischen V er­

treter in Japan ohne technische Erfahrungen nicht erfüllt w erden.

D ie zw eite Bedingung ist, daß man das A rbeitsgebiet, die K undenkreise

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JA PA N ALS A BSA TZG EBIET 245 und die K unden se lb e r kennt. E rfüllt d er k a u fm ä n n isc h e -V e rtre te r in Jap an nun die le tz te B ed ingung?

Bei au slän d isch en F irm en in Jap an ist es im allgem einen d er jap an isch e A n g estellte, d er so g e n a n n te B anto, der m it dem japanischen A bnehm er v e r ­ h an d e lt und den A bschluß d es G eschäftes in d er H au p tsach e v o rb e re ite t. So is t es jm m e r g ew esen , und so ist es heute noch. D er E rfolg ein er F irm a h ä n g t zum w e ita u s g rößten T eil von d er T ü ch tig k eit o d er L eistung d er B an to s ab.

W en n eine F irm a einen b eso n d ers guten B anto h at, dann is t d as allgem ein b e ­ k an n t. D er E u ro p äer b efaß t sich in den m eisten Fällen nu r m it den B u re a u ­ a rb e ite n , b e a rb e ite t das M aterial, d as der B anto h eran b rin g t, und fü h rt die nötigen K orrespondenzen usw . H a t der A gent in H am burg n eu e M u ster oder n eue G eg en stän d e g esan d t, dann g ib t m an d iese dem B an to m it P re isa n g a b e und ü b erläß t es ihm, K unden h erbeizuführen. D iese K unden su c h t d er B anto e n tw e d e r u n m ittelb ar im K reise se in e r persönlichen B ek an n ten od er m itte lb a r u n te r den ihm v o n le tz te re n zug efü h rten P erso n en . Ein planm äßiges V o r­

gehen k e n n t d e r B an to kaum . E r b e s o rg t häufig auch die E inziehung der A ußenstände und die E rledigung g e w iss e r d e lik a te r G eldangelegenheiten, ohne hierbei ab e r v o n sein er F irm a ü b e rw a c h t w e rd e n zu können, w a s leich t zu M iß v erstän d n issen zw ischen den K unden und dem E infuhrhause führt. D urch V orkom m nisse d ieser A rt und durch gelegentliche V eru n treu u n g en d er B an to s h a t sich bei dem japanischen A bnehm er ein g e w iss e s M ißtrauen gegen diese A rt der V erm ittlungen h erau sg eb ild et.

Es ist allerdings zuzugeben, daß dieses se it Ja h re n b e n u tz te B an to sy ste m tro tz der M ißstände, die es m it sich b rin g t, u n te r g ew issen U m ständen nicht zu entbehren i s t So z. B. lä ß t es sich n ich t au ssch alten , w en n es sich um g e ­ w öhnliche W are n g e sc h ä fte h andelt, die m it H än d lern g em ac h t w e rd e n , w elch e niem als aus J a p a n herau sg ek o m m en sind und keine an d e re S p rach e als Jap an isch sprechen. Solchen L euten w ird es an g en eh m er sein, m it ihren L an d s­

leuten zu v erhandeln.

Beim M aschinengeschäft lieg t die S a c h e a b e r anders. H ierfür ist es v o r allem nötig, daß der B an to o d er der V erk äu fer T ech n ik er is t o d e r tech n isch e V orbildung h at. Nun is t es a b e r für frem de F irm en a u ß ero rd en tlich sc h w e r, erfa h re n e jap an isch e Ingenieure zu b ek o m m en ; s e lb st solche, die eben e rs t die technischen Schulen d u rch g em ach t h aben, sind kaum fü r d iese T ä tig k e it zu gew innen. Jap an isch e In g en ieu re sind eben nur in g e rin g e r A nzahl v o rh an d en . D er au sg eb ild ete japanische Ingenieur w e n d e t sich lieb er d er jungen In d u strie se in e s V aterlan d es zu, die se lb e r einen großen, kaum g ed eck ten B ed arf an T ech n ik ern h a t, als daß e r sich b ei frem den F irm en m it dem E in fu h rg esch äft befaßt. E s is t se lb st fü r jap an isch e E in fu h rh äu ser nich t leicht, g eeig n e tes tech n isch es P e rs o n a l zu bekom m en. M aschinengeschäfte w e rd e n in Ja p a n zum w e ita u s g rö ß ten T eil m it solchen Ja p a n e rn , m eist T ech n ik ern gem acht, die ja h re la n g im A usland w a re n und seh r g u t englisch sp rech en . D er F rem d e kann m it diesen u n m ittelb ar v erh an d eln , w a s ihnen in den m eisten Fällen auch angenehm er ist.

W ie b e re its b em erk t, v e rk e h rt nun d er frem de K aufm ann fa st nie m it se in e r K undschaft un m ittelb ar, so n d ern m eist durch seinen B an to und b e ­ s c h rä n k t sich auf die B u reau tä tig k eit. So kom m t es, daß er, s e lb st w enn er 10, 20 o d er 30 J a h re in Ja p a n an sässig ist, m eist ü b er re c h t w enig persön-

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liehe G esch äftserfah ru n g m it J a p a n e rn v e rfü g t und die ja p an isch e In d u s trie fa s t nie au s eig en e r A nschauung k ennen g e le rn t h at. A lles k o m m t zu ihm durch den B anto. M an so llte annehm en, daß ein F re m d e r, d e r e tw a 20 b is 30 J a h re in Ja p a n lebt, m it L an d und L eu ten gen au v e r t r a u t sei. D as is t a b e r se lte n d e r Fall. Die jap an isch e S p ra c h e , d eren K enntnis h ierfü r doch d a s e r s te E rfo rd e rn is ist, k ennen die m eisten n u r so w e it, um sich m it ih ren B o y s o d er A n g estellten in unv o llk o m m en er W eise v e rs tä n d ig e n zu können. D ie Zahl d e re r, die im stan d e sind, V erh an d lu n g en in ja p a n isc h e r S p ra c h e zu führen, is t ä u ß e rs t g ering. Ingenieur L ey b o ld , d er e tw a 8 J a h r e in J a p a n leb te, und durch dessen T od im J a h r e 1907 die d eu tsch e In d u strie einen tü c h tig e n P io n ie r v e rlo re n h a t, g a lt u n te r den d eu tsch en G e sch äftsleu ten als d e r einzige g u te K enner d e r jap an isch en S p ra c h e un d ih re r S ch riftze ich en .

A uch äußerlich k en n z e ic h n e t sich d iese K luft zw isc h e n den F rem d en und den Ja p a n e rn . M it v e rsc h w in d e n d e n A usnahm en liegen die G e sc h ä fts­

h ä u se r und B u re a u s d er A u slän d er in Y okoham a un d K obe, u nd z w a r in den N ied erlassu n g en , die den F rem d en n ach d er E röffnung d ie s e r H äfen a n g e w ie se n w u rd en , und au s denen sich im L au fe d e r J a h r e s ta ttlic h e K olonien e n tw ic k e lt h a b e n ; ebenso liegen die W o h n h ä u se r, b e so n d e rs in Y okoham a, für sich ge­

so n d e rt und bilden ein eu ro p ä isc h e s V iertel.

D as e rg ib t w o h l g an z an g en eh m e L eb en sb ed in g u n g en , und d e r K aufm ann, d e r täg lich n u r den W e g zw isc h e n sein em H au se, dem G e sc h ä ft un d dem Klub m ach t, w ie d a s häufig d er F all ist, m e rk t vo n d e r ja p an isch en U m gebung se h r w en ig . B is v o r zehn J a h r e n m ag dies den V e rh ä ltn iss e n e n tsp ro c h e n h ab en . M an sa g t, daß in jenen alten g u ten Z eiten d e r ja p a n isc h e K unde n ach Y okoham a zu dem frem d en K aufm ann k am , w e n n e r e tw a s k au fen o d er b e ­ stellen w o llte, und g a r d as G eld gleich m itb ra c h te . D a m a ls e rz ie lte auch d a s E in fu h rg esch äft noch g ro ß e G ew in n e m it le ic h te r M ühe. D iese Z eiten sind a b e r jed en falls je tz t v o rü b e r. H e u te is t d e r K o n k u rren zk am p f so v ie l s c h w e re r, daß jed e F irm a sich se h r um ih re K unden b em ü h en m uß, w e n n sie nich t Z urückbleiben w ill. An den P lä tz e n , w o die frem d en F irm e n ih re H ä u se r h ab en , also in K obe un d Y okoham a, is t d e r B e d a rf u n d d a s G e sc h ä ft v e r ­ sch w in d en d klein. D ie H a u p tp lä tz e fü r H an d el und In d u s trie sind h e u te T o k io und O saka. H ier so llten h e u te die frem d en F irm en sitzen , w e n n sie in en g er F ühlung m it ih ren K unden sein w o llten , w a s u n b ed in g t n o tw e n d ig i s t E s w ird doch w o h l k au m e in e r F irm a , d e re n T ä tig k e itsfe ld in B erlin l i e g t e im fallen, sich e tw a in S p an d au o d er P o ts d a m n ie d e rz u la s se n . V on den frem den F irm en in J a p a n sind es a b e r se h r w en ig e, die ih re a lth e rg e b ra c h te G e w o h n ­ h e it aufgeben und nun die G esch äfte in T o k io un d O sa k a v o m P la tz e s e lb st a u s b etreib en .

D ie b ish erig en A u se in a n d e rse tz u n g e n fü h ren zu dem S ch lü sse, daß die je tz ig e A rt d er V e rtre tu n g in den m eisten F ällen n ich t die B ed in g u n g en e rfü llt, die d er d e u tsch e M asc h in e n fa b rik a n t an sie ste lle n m üßte. A uch w e rd e n die In te re ss e n d e r d eu tsch en In d u strie bei diesem S y ste m n ic h t in d e r W e is e w a h r ­ genom m en, daß die A usfuhr sich in ein e r d e r B ed eu tu n g d ie s e r In d u s trie im W e lth a n d e l en tsp re c h e n d e n W e is e en tw ic k e ln k ö n n te.

D ie zw isch en F a b rik un d A lle in v e rtre te r ab g e sc h lo sse n e n V e rtr ä g e sin d in b ezu g auf die B indung d e r b eid en P a rte ie n an ein a n d e r m e ist ä h n lic h e r A rt

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JA PAN A LS ABSA TZG EBIET 247 w ie in D eutschland. W enn die F a b rik an D ritte v e rk a u ft, sch ließ t sie g ew ö h n ­ lich für ihren V e rtre te r eine P ro v isio n ein.

In D eutschland v e rg e b e n die F ab rik en in d er R egel ihre V ertretu n g en für bestim m te kleinere B ezirke, w ie z. B. P ro v in z H an n o v er, K önigreich S achsen, R h einisch-W estfälischen In d u strieb ezirk usw . M eisten s is t je d e r P la tz des B ezirk e s vom W o h n sitz d es V e rtre te rs leich t e rre ic h b a r, so daß d er V e rtre te r die w irtsch aftlich en und geschäftlichen V orgänge in seinem B e z irk b e h errsch en kann. Die F a b rik v e rla n g t nun vo n ihrem V e rtre te r, daß er ih re E rzeu g n isse in seinem B ezirk b ek an n t m acht. D a e r dies w ohl m e ist schon im eigenen In te re sse tu t, ersc h e in t es b erech tig t, w enn er eine P ro v isio n e rh ä lt, falls die F a b rik u n m ittelb ar o d e r durch D ritte G eschäfte abschließt.

In J a p a n liegen die V erh ältn isse a b e r w esen tlich an d ers. Einm al is t d a s G eb iet w e it g rö ß er als d a s eines deu tsch en B e z irk s v e rtre te rs , und dann ist die jap an isch e In d u strie doch nich t so klein, daß d er V e rtre te r ohne w e ite re s ü b er alle V orkom m nisse im L an d e u n te rric h te t sein könnte. W ä h re n d der B e z irk s v e rtre te r einer F a b rik in D eu tsch lan d sein e g an ze K raft den In te re sse n ein er o d er einiger F ab rik en w id m et, sich in der R egel auf eine b estim m te K lasse von M aschinen b e sc h rä n k t, b efaß t sich der k aufm ännische V e rtre te r Ja p a n s e rs te n s w e it m ehr m it allgem einen A usfuhr- od er E infuhrgeschäften, und zw eite n s v e r tr itt e r oft 100 M aschinenfabriken a lle r G attungen, w o fü r es häufig an geeignetem P e rso n a l fehlt.

N ehm en w ir an, eine F irm a v e rtre ib e B erg w erk sm asch in en . D ie H au p t­

k ohlenfelder J a p a n s liegen in Kiushiu, und um dorthin zu gelangen, g e b ra u c h t m an m it dem Schnellzug von K obe au s rd. 20 Stunden. Zu den gleichfalls b ed eu te n d en K ohlenfeldern in H okkaido (Y esso) g e b ra u c h t m an vo n Y okoham a au s so g a r zw ei T age. Auch zu den großen K u p ferb erg w erk en kann m an n ich t in k ü rz e re r Z eit als in zw ei T ag en gelangen. E s is t also nicht so leicht, das g ro ß e G ebiet zu b earb eiten .

E ine w e ite re U rsach e d er geringen B eteiligung D eu tsch lan d s am ja p a ­ nischen M asch in en g esch äft ist die allgem eine U nkenntnis der japanischen V er­

h ältn isse seiten s der F ab rik an ten .

W as w eiß m an h e u te in D eutschland im allgem einen vo n J a p a n ? W a s k en n t in sb eso n d ere d er d eu tsch e M asch in en fab rik an t v on den industriellen V erhältnissen J a p a n s ? D urchgängig w ird es nur se h r w en ig sein und ü b er ziem lich u n k lare V orstellungen n ich t hinausgehen. W enn d e r d eu tsch e F a b rik a n t sich a b e r Jap an a ls M a rk t sich ern w ill, dann m uß e r e s kennen lernen, und b ish er h a t e r keine W e g e eingeschlagen, die dahin führen.

D iese U nkenntnis h a t den deutschen F a b rik a n te n gelegentlich zu H andlungen geführt, die g eeig n e t w a re n , ihm se lb e r zu schaden.

So w a rn te z. B. v o r einiger Z eit eine d eu tsch e H an d elsk am m er v o r japanischen B esuchen. Die F olge d avon ist, daß h eu te in Ja p a n allgem ein das G erü ch t geht, jap an isch e B esu ch er seien in D eutschland n ich t w illkom m en.

D iese W a rn u n g z e u g t von einem g ew issen M ißtrauen gegen jap an isch e B e­

sucher. In w ie w e it h a t ein solches M ißtrauen für den deutschen M aschinen­

fab rik an ten B ere c h tig u n g ? F ü r den F ab rik an ten , d er m it Jap an G eschäfte m achen w ill, ü b erh a u p t nicht. E s kann ihm nu r e rw ü n sc h t sein, daß d e r In te r­

e ssen t, den er n ich t aufsucht, zu ihm kom m t, so daß er G elegenheit h a t, dem B esu ch er die V orzüge sein er E rzeugnisse d arzulegen, um sich ihn als A bnehm er

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ABHANDLUNGEN

zu sich ern . D er a n d e re F a b rik a n t, d er kein In te re s s e a n d e r A usfuhr n ach J a p a n h a t, e rw e is t a b e r d e r d e u tsc h e n In d u s trie einen D ienst, w e n n e r b e re it ist, jap an isch en B e su c h e rn sein e W e rk e zu zeigen.

D ie jap a n isc h e In d u s trie in ih rem E n tw ic k lu n g ssta d iu m b ra u c h t frem d e M aschinen in g ro ß e r M enge. W en n jem an d eine M asch in e kau fen w ill, so w ü n sc h t e r sie n atü rlich e r s t k en n en zu lern en , u nd zu dem Z w e c k e g e h t d er J a p a n e r n ach A m erik a und E u ro p a. W ü n sc h t m an nun, daß d e r Ja p a n e r d eu tsch e E rz e u g n isse e rw e rb e n soll, so m uß e r G eleg en h eit h ab en , sie m it englischen und a m erik an isch en v e rg le ic h e n zu können. In E n g lan d und A m erik a sin d se h r v ie le F a b rik e n , in den en J a p a n e r ein e L e h rz e it d u rch m ach en können. W en n d e r junge J a p a n e r so e tw a 3 J a h r e b ei A rm s tro n g o d e r einer ähnlichen F irm a g e a rb e ite t h a t, h ab e n d ie englischen M asch in en in ihm sp ä te r den b e s te n F ü rs p re c h e r. In D eu tsc h la n d sin d n u r w e n ig e W e rk e , die den Ja p a n e rn so lch es E n tg eg en k o m m en zeigen, un d m e ist n u r die, die m it ja p a ­ nischen B eh ö rd en o d er G esellsch aften d u rch g rö ß e re A u fträg e g u t b e k a n n t sind.

G rö ß tes E n tg eg en k o m m en den jap an isch en B e su c h e rn g e g e n ü b e r is t also der einzige W e g , d iese m it d e u tsc h e n M asch in en v e r t r a u t zu m achen.

E s w ird k e in e s w e g s e r w a r te t, daß m an e tw a einen J a p a n e r in ein e be­

stim m te F a b rik a tio n ein w eih t, d am it e r v ie lle ic h t s p ä te r sein em L e h re r Kon­

k u rre n z m a c h t; a b e r m an d a rf n ich t jed en J a p a n e r, d er n a c h D eutschland kom m t, v on diesem S ta n d p u n k t au s b e tra c h te n . V iele einflußreiche Ja p a n e r h ab en sich ü b e r die H altu n g d e u ts c h e r W e rk e b e k la g t, w o v o n ich einige B ei­

sp iele g eb en kann.

Im J a h r e 1907 sa n d te d a s K aiserlich e S ta h lw e rk z w ei O b erin g en ieu re, die se h r v ie l m it dem E in k au f v o n M asch in en zu tu n h a b e n , fü r einige M onate n ach D eu tsch lan d . E in er d e r H e rre n w o llte sich au ch d a s W e rk ein e r b e ­ k a n n te n D am p fm asch in en fab rik an seh en , die ihm em pfohlen w o rd e n w ar, und fuhr dorthin. D as E rg e b n is d e r R e ise w a r, daß m an dem H e rrn auf die B e s u c h k a rte sc h rie b , die F a b rik w e rd e n iem an d em g e z e ig t; e r w u rd e also g a rn ic h t em pfangen. E ine so sc h a rfe Z u rü c k w e isu n g h a t n a tü rlic h zu r F olge, daß d e r B etreffen d e d a s W e rk b e i A nschaffung n e u e r M asch in en s ic h e r n ic h t in B e tra c h t zieh en w ir d ; au ß erd em tr ä g t ein so lch er V orfall z u r V e rs tä rk u n g des V o ru rte ile s ü b e r d a s V e rh a lte n d e u ts c h e r F a b rik a n te n J a p a n e r n g e g e n ü b e r b e i

Ein a n d e re r F all! D er L e ite r d e r M asc h in e n b a u a b te ilu n g e in es M arin e­

a rs e n a ls re is te gleichfalls im J a h r 1907 n ach A m erik a u nd E u ro p a , um für eine n eu e W e r k s ta tt M aschinen usw . zu kaufen. E s k am en fü r d iesen Z w e c k auch eine g a n z e R eihe H e b ezeu g e und d a ru n te r ein R ie se n k ra n fü r 200 t in B e­

t r a c h t D ie für d iesen K ran v o n d e u tsc h e n W e rk e n ein g eh o lten A ngebote h a tte n den B eifall d e r m aß g eb e n d en M än n er gefunden, u nd es w a r b e g rü n d e te A u ssich t v o rh a n d e n , daß ein T eil d e r A u fträg e n a c h D eu tsc h la n d geh en w e rd e . Jed en falls h a tte d er B etreffen d e die A bsicht, in D eu tsc h la n d die ein sch läg ig en F irm en zu b esu ch en , w ie e r m ir in ein er ein g eh e n d en B e sp re c h u n g am T a g e v o r se in e r A b reise m itteilte. D ie d eu tsch en W e rk e w u rd e n au ch h ie rv o n in K enntnis g e s e t z t

Im F e b ru a r 1908 k e h rte d e r g e n a n n te H e rr n a c h J a p a n z u rü c k , und ich h a tte w ie d e r eine Z u sam m en k u n ft m it ihm. B ei s e in e r A nkunft in L ondon w a r ihm v o n Ja p a n e rn , die D eu tsch lan d b e re is t h a tte n , m itg e te ilt w o rd e n , daß sich d eu tsch e W e rk e g e g e n ü b e r ja p an isch en B e su c h e rn w e n ig

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JAPAN ALS A BSA TZG EBIET 249 freundlich zeigten. W ie w e it diese ihm g em achten M itteilungen b eg rü n d et w aren , kann ich nicht b eu rteilen , ebensow enig, ob sie e tw a von u n b eru fen er S eite in d er A bsicht g em ach t w urden, den Ja p a n e r in E ngland festzu h alten . Jed en falls w a r d as E rgebnis, daß e r sein P ro g ram m ä n d e rte , die in D eu tsch ­ land b eab sich tig ten B esuche unterließ und schließlich alle A u fträge nach E n g ­ land gingen. D as ist b eso n d ers b etrü b en d , da D eutschland für den 200 t-K ran g u te A ussichten h a tte und für die S icherung des A uftrages se h r v iel A rb eit au fg ew en d et w o rd en w a r. Die A nsicht, die der betreffende Ja p a n e r über d eu tsch e M aschinen äu ß erte, w a r du rch au s günstig, w obei es seh r ins G ew ich t gefallen w a r, daß er in englischen M arin earsen alen viele d eutsche M aschinen g esehen h a tte . A ber e r b ek lag te sich w iederholt, daß die m eisten Ja p a n e r, die e r in London tra f und die in D eutschland g ew esen w a re n , v on der sch lech ten A ufnahm e g esp ro ch en h ätten , und e rk lä rte , es sei für D eu tsch lan d unbedingte N otw endigkeit, den japanischen B esuchern freundlicher entgegen zu kom m en, w enn man auf V erg rö ß eru n g des G eschäftes m it Jap an rechnen w olle.

Ich bin ü b erzeu g t, daß sich viele Ja p a n e r auch ein er guten A ufnahm e e r­

freuen, ab er se lb st w enn m eine B eispiele n u r v e re in z e lte V orkom m nisse ken n ­ zeichnen, so ist dabei zu b erü ck sich tig en , daß d iese schnell genug in Jap an b ek an n t w erd en und uns dann schaden, g an z ab g eseh en davon, daß sie auch von der ausländischen P re s s e zu r B ekäm pfung des deutschen W e ttb e w e rb e s b en u tz t w erd en .

Alle B efürchtungen hinsichtlich der G efahren, die dem deutschen M aschinenfabrikanten durch jap an isch e B esu ch er e n tsteh en könnten, sind unbegründet, da die Ja p a n e r z u rz e it g a rn ic h t d aran denken, die M aschinen­

industrie des L andes zu entw ickeln. Ihr H a u p tau g en m erk ric h te t sich v ielm eh r auf ganz an d ere G ebiete. D as folgende V erzeichnis e n th ält eine A ufstellung der seit dem ru ssisch -jap an isch en K riege, d. h. e tw a seit Juli 1904, bis D ezem ber 1907 gegrü n d eten o d er geplanten G esellschaften auf den v e r ­ schiedenen G ebieten.*)

neue Unternehmungen Kapitalerhöhungen

Yen Yen

B an k w esen 55 360 000 99 909 810

Spinnerei 37 603 000 52 405 430

B ergbau 92 020 000 21 100 000

elek trisch e U nternehm ungen 137 810 000 37 860 250 E isenbahnen und S traß en b ah n en 344 934 000 116 319 800 F ab rik atio n (s. d. folg. E rläu ter.) 377 831 800 124 007 000

F ischereiunternehm ungen 32 575 000 1 760 000

S chiffahrtsw esen 43 750 000 8 400 000

V ersich eru n g sw esen 38 600 000 21 250 000

H andel 147 275 000 56 453 440

1 307 758 800 535 465 730

*) Die A ngaben stam m en von der R eichsbank von Jap an . D er V erfasser ist b ereit, In teressen ten n äh e re M itteilungen ü b er die e in z eln e n U n te r­

nehm ungen zukom m en zu lassen.

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D iese A ufstellung zeigt, w e lc h e r a u ß e ro rd en tlich e U n te rn e h m u n g sg e ist in den Ja p a n e rn steck t. W en n auch n ich t zu e rw a rte n w a r, daß G rü n d u n g en in einem solch au ß ero rd en tlich en U m fange w irk lic h leb en sfäh ig w e rd e n k o n n ten , so e r ­ h ä lt m an doch ein se h r d eu tlich es Bild, w elch en G eb iete n d a s jap an isch e K apital sein H a u p tin te re s se zu w e n d e t, un d k ann h ie ra u s zw eck d ien lich e S ch lü sse ziehen. D ie jap an isch en G ründungen gehen in e r s te r L inie d arau f aus, die n atü rlich en P ro d u k tio n sq u ellen d es L a n d e s a u sz u n u tz e n und b e z ü g ­ lich d er F a b rik a tio n n u r solche R ohstoffe zu v e ra r b e ite n , d e re n B eschaffung k ein e S c h w ie rig k e ite n m a c h t und für d eren F e rtig fa b rik a te die je tz t v o r­

liegenden V erh ältn isse b e so n d e re n G ew inn v e rs p re c h e n . D ie L iste d e r u n ter die A bteilung F a b rik a tio n fallenden N eugrü n d u n g en v o n G esellsch aften gibt ü b e r die A bsichten d e r jap an isch en In d u s trie w e ite re n A ufschluß. E s kom m en d a h au p tsäch lich folgende F a b rik a tio n sg e b ie te in F ra g e : k ü n stlic h e r D ünger, Z u ck erraffin erie, G a sa n sta lte n , P a p ie rfa b rik a tio n , W e b e re ie n , Z iegeleien, Z em en tfab rik en , M ühlen, S ch iffsw erften , G lasfab rik atio n , E isw e rk e , Z elluloid­

fab rik en , D ru c k e re ie n , S äg em ü h len usw . U n te r all den z a h lre ic h e n neuen G rü n d u n g en findet m an a b e r n u r d rei o d er v ie r M asch in en fab rik en . D ie ge­

p la n te E n tw ick lu n g d e r v o rste h e n d e n F a b rik a tio n s g e b ie te b ie te t a b e r dem d e u tsc h e n M asch in en fab rik an ten ein re ic h e s A b satzfeld für sein e E rzeugnisse.

D enn die w en ig en b e ste h e n d e n jap an isch en M asch in en fab rik en sin d g an z außer S ta n d e , den B e d a rf d es L a n d e s zu d e c k e n , u nd d ie g ro ß en a lte n U n te r­

n ehm ungen o d e r die G esellsch aften d es L an d es, die b e re its ü b e r en tsp rech en d e E rfah ru n g en v erfü g en , b ezie h en ih re M asch in en fa s t d u rc h w e g v o m A uslande, s e lb s t dann, w en n die b etreffen d e M a s c h in e n a rt in J a p a n s e lb s t h erg estellt w ird . W en n die oben g e n a n n te n U n tern eh m u n g en au ch n ic h t alle zu r A us­

führung gekom m en sind, so s te h t doch zu e rw a rte n , daß sie m it d e r Z eit ins L eb en gerufen w e rd e n . D ies w ird w ie d e ru m z u r F o lg e h ab en , daß sich viele ja p an isch e In g e n ie u re auch n ach D e u tsc h la n d w e n d e n w e rd e n , um den B e­

d a rf d ieser G ründungen an M asch in en u n te r U m stän d en d o rt zu decken.

W en n nun ein ja p a n isc h e r Ingenieur, sa g e n w ir zu einem D am pfm aschinen­

fa b rik a n te n k o m m t u nd v on diesem m it M iß trau en b e tr a c h te t w ird , so h ätte d a s n u r B e re c h tig u n g , w en n d e r J a p a n e r ein u n m itte lb a re r K o n k u rren t, etw a d e r e rfa h re n e L e ite r ein er g le ic h a rtig e n F a b rik w ä r e ; denn n u r d ieser könnte b estim m te A nordnungen d er d e u tsc h e n F a b rik fü r sein en B e trie b ausnutzen.

S o lch e F a b rik e n g ib t es in J a p a n v e rs c h w in d e n d w en ig e. S e lb s t w en n der ja p an isch e K o n k u rre n t a b e r g e w iss e V e rfa h re n fü r n a c h a h m e n s w e rt halten sollte, is t n ic h t zu v e rg e s se n , daß ihm in s e in e r F a b rik n ic h t d e r A rb e ite r­

stam m z u r V erfügung s te h t w ie dem d e u tsc h e n F a b rik a n te n . M ag d e r japa­

n ische A rb e ite r noch so g e sc h ic k t sein, so w ird e r sich doch n ic h t in w enigen J a h re n die E rfah ru n g en e in es g u ten d eu tsch en M a s c h in e n sc h lo sse rs aneignen können. A uch la s se n sich die d u rch G en e ra tio n e n v o n d e u tsc h e n A rb eitern e rw o rb e n e n E rfah ru n g en n ich t ohne w e ite r e s d u rch bloße U n terw eisu n g en eines In g en ieu rs auf die ja p an isch en A rb e ite r ü b e rtra g e n .

D a rü b e r is t w o h l kein Z w eifel, daß w ir k ein e M itte l b e sitz e n , die E n t­

w ick lu n g d e r jap an isch en In d u s trie au fzu h alten , ö ffn en w ir a b e r dem Ja p a n e r u n se re T ü re n n icht, w ie es E n g lan d un d A m erik a b is h e r s te ts g e ta n h ab e n so w e rd e n d iese b eid en L ä n d e r w e ite r allein den N utzen d a ra u s ziehen.

S e lb s t w en n auf g e w isse n G eb iete n die A usfuhr d e u ts c h e r E rz e u g n isse

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JA PA N A LS A BSA TZG EBIET 251 n ach J a p a n zu rü ck g eg an g en is t od er g ar au fg eh ö rt h a t, w ie z. B. d er d e u tsch e K aufm ann keine S tre ic h h ö lz e r m eh r nach Jap an v erk au fen kann, so muß m an doch b each ten , daß sich u n se r H andel m it Ja p a n im g anzen b ed eu te n d e n t­

w ic k e lt h at. W ä h re n d z. B. der W e rt der E infuhr d eu tsch er W a re n im J a h re 1892 nur 6 375 048 Yen e rre ic h t hat, stieg e r bis 1905 auf 42 579 960 Yen. G e­

w isse F e rtig fa b rik a te finden infolge der E ntw icklung in Jap an keinen A b satz m e h r; d esto m ehr a b e r is t d er B ed arf an M aschinen g estieg en , so daß heute die V erh ältn isse für den deutschen M aschinenfabrikanten nich t ungünstig liegen.

W elche V orbedingung h a t eine F ab rik zu erfüllen, um erfolgreich e x ­ p o rtie re n zu k ö n n en ? W enn eine F a b rik sich m it d er A usfuhr b esch äftig en w ill, so muß sie sich e rs t m it dem G edanken v e r tr a u t m achen, daß d er W e tt­

b e w e rb in ü b erseeisch en L än d ern viel g rö ß er is t als in der H eim at o d er auf dem K ontinent. Um diesen h ä rte re n K onkurrenzkam pf erfolgreich b esteh en zu können, muß sich d er F a b rik a n t d a rü b e r k la r w e rd e n , in w elch en sein er E rzeu g n isse e r am leistu n g sfäh ig sten is t; denn nu r m it diesen w ird e r ein e r ­ sprießliches A u sfuhrgeschäft b etre ib e n können.

H ier w ird von dem F a b rik a n te n häufig der F eh ler gem acht, daß er alle sein e E rzeu g n isse in dem b etreffenden A usfuhrlande ab se tz e n w ill. D as is t in den m eisten Fällen unm öglich. W enn z. B. ein d eu tsch es W e rk in zehn od er m ehr A bteilungen alle m öglichen A rten von M aschinen h e rs te llt, is t es zw eifel­

los v o rte ilh a fte r, w enn zehn M aschinen aus einer A bteilung an S telle v o n je einer M aschine aus den zehn A bteilungen a u sg efü h rt w e rd e n . W enn der F a b rik a n t in E rk en n tn is dieses U m standes d aran g eh en w ü rd e , sich für die A usfuhr auf ein bestim m tes E rzeu g n is zu sp ezialisieren , dann w ä re n je d e n ­ falls b e sse re E rg eb n isse als b ish er zu e rw a rte n . Die n ä c h ste F ra g e für den F ab rik an ten ist, w ie e r seine E rz e u g n isse in dem b etreffenden L an d e a b se tz t.

Is t ein F a b rik a n t in D eu tsch lan d o d er in E u ro p a gut eingeführt, so g la u b t er vielfach, er m üsse auch in ü b erseeisch en L än d e rn b e k a n n t sein und b ra u c h e sich nu r zu r Ausfuhr b e re it zu erk lären , um A u fträg e zu erh alten . E r u n te r­

lä ß t es infolgedessen häufig, die ihn v e rtre te n d e k aufm ännische F irm a in z w e c k ­ m äßiger W eise zu u n terstü tzen . D ie bloße Ü b ersen d u n g vo n K atalogen und ähnlichem M aterial is t dazu d u rch au s unzulänglich.

D arü b er, w ie e r seine E rzeu g n isse im Inland und auf dem K ontinent a b ­ s e tz e n kann, is t d er F a b rik a n t se h r g u t u n te rric h te t. W ill e r z. B. einen

g rößeren A uftrag in R ußland erlan g en o d er d o rt seinen A b satz v e rg rö ß e rn , dann sch ick t er einen sein er D irek to ren od er Ingenieure dorthin und läß t durch d iese d as F eld b earb eiten . A llgem ein g esp ro ch en h e iß t d a s: e r muß seinen G esch äften n a c h g e h e n , um A u fträg e zu erh alten .

In Ja p a n liegen die V erh ältn isse n ich t n u r ebenso, sondern noch w e it sch w ierig er, und ie sc h w ie rig e r das G esch äft ist, desto ein d rin g lich er muß es b e a rb e ite t w erd en . D ieser U m stand w ird oft au ß er a c h t gelassen.

Um ein A usfu h rg eb iet zu ero b ern , b e d a rf es eines V o rgehens a n d e re r A rt.

D er b e ste W eg w ä re der, daß d er F a b rik a n t einen sein er Ingenieure, d er seine E rzeugnisse g u t kennt, nach Ja p a n e n tse n d e t und ihn die d ortigen V erh ältn isse eingehend stu d ieren läßt. Eine d e ra rtig e E inrichtung kom m t n atü rlich nu r für ein W e rk in F ra g e , das auf genügenden A bsatz in Ja p a n rech n en k an n ; für dieses w ird sie sich ab e r auch b e z a h lt m achen. K leinere F ab rik en können

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a u i d ieselbe W eise v o rg eh en , indem sich m e h re re von ihnen, die fü r g leich e In d u strie g e b ie te tä tig sind, zu sam m entun und einen g em ein sam en V e r tr e te r au ssen d en , d e r a b e r w o h lv e rs ta n d e n keine zu g ro ß e Zahl v o n F a b rik e n v e r ­ tr e te n d ürfte. D iese m üßten zudem noch m ö g lich st auf dem g leich en G e b ie t arb e ite n , also z. B. im D ru c k e re iw e se n , in d e r T e x tilv e re d e lu n g o d e r im B e rg ­ bau. In so lc h e r W e ise gehen a b e r h e u te v e rs c h w in d e n d w en ig W e rk e v o r.

D ie se r In g en ieu r h a t in E rfa h ru n g zu b rin g en , w e lc h e s bei den in F r a g e kom m enden F irm en die w irk lic h m aß g eb en d en P e rsö n lic h k e ite n sind, und sie dann m it den E rzeu g n issen sein es W e rk e s v e r t r a u t zu m achen. S o lch e ein­

g eh en d en U n terw eisu n g en sind dem J a p a n e r se ts s e h r e r w ü n s c h t W e ite r w ird e r die allgem einen V e rh ä ltn isse k en n en lern en u nd sich ein U rte il bilden können, w e r als d er g e e ig n e tste stä n d ig e V e r tr e te r fü r sein e F irm a in B e tra c h t kom m t. E rfre u lic h e rw e ise h ab e n einige w e n ig e d eu tsch e F irm en d iesen W e g eingeschlagen. Zum T eil a b e r h ab e n sie z u n ä c h s t für einen V e rtr e te r ge­

so rg t und diesem z u r U n te rs tü tz u n g einen In g en ieu r für einige Z e it z u r Seite g e s te llt R ic h tig e r d ü rfte es sein, w e n n d e r A b g e sa n d te e r s t g an z unabhängig a u ftritt, m it v e rs c h ie d e n e n E in fu h rh äu sern F ü hlung n im m t und sich e r s t nach g e n a u e r K enntnis d er V e rh ä ltn isse fü r einen festen V e rtr e te r e n ts c h e id e t o d er sich g a r ü b e rh a u p t fre ie H an d v o rb e h ä lt.

A ls m u s te rg ü ltig v e rd ie n t h ie r d a s V o rg eh en d e r S iem en s - S c h u c k e rt W e rk e e rw ä h n t zu w e rd e n . D iese la s se n d a s ja p an isch e G e sc h ä it durch eine A nzahl d e u tsc h e r In g en ieu re v o n ih ren ja p an isch en N ie d e rla ssu n g e n au s b e ­ arb e ite n und sind so b a h n b re c h e n d fü r die d e u tsc h e In d u s trie tä tig .

In d er T a t ko m m t im G e g e n sa tz h ie rz u fa s t au ssch ließ lich die kauf­

m än n isch e E infuhrfirm a in J a p a n für den V erk au f in B e tra c h t. W en n d iese nun a b e r rd. 50 b is 100 M asch in en fab rik en v e r tr itt, ohne zu r W ah rn eh m u n g so v ie le r In te re ss e n ü b e r einen g e w a ltig e n A p p a ra t an te c h n isch em P e rs o n a l zu v erfü g en , auch vo n den F a b rik e n n ic h t u n te r s tü tz t w ird , dann lie g t es auf d er H and, daß d e r E rfolg in den m eisten F ällen a u sb le ib e n w ird .

W ä h re n d d er eig en e V e rtr e te r d es W e rk e s b e s tre b t sein w ird , die E r­

zeu g n isse se in e r F irm a a b z u se tz e n , lieg t dem E in fu h rh au se in e r s te r Linie d a ra n , daß es d a s G esch äft ü b e rh a u p t zum A bschluß b r i n g t D azu h a t es m eisten s m it den b illig sten P re is e n die b e ste n A u ssich ten . S o h a t sich ge­

w iss e rm a ß e n ein A usfuhrprinzip h e ra u s g e b ild e t, w e lc h e s dahin fü h rt, w en ig er auf die G üte, als auf die B illig k eit des F a b rik a te s W e r t zu legen.

W enn a m e rik an isch e u nd en g lisch e F a b rik a n te n d u rc h e ig e n e V e r tr e te r auf ih re K osten kom m en, so llte d a s G leiche doch fü r eine A nzahl d eu tsch er W e rk e auch e rre ic h b a r sein.

W en n sich d er F a b rik a n t ü b er d a s g ee ig n e te A u sfu h rerzeu g n is un d über die V e rk a u fso rg a n isa tio n sc h lü ssig g e w o rd e n i s t k o m m t n u n m eh r d a s zum V e rtrie b e n ö tig e M a te ria l, also K atalo g e und P re isliste n , in B e tr a c h t K ataloge m ü ssen u n b ed in g t in en g lisch er S p ra c h e g e sc h rie b e n u n d w o m ö g lich au ch m it en g lisch em M a ß sy ste m v e rs e h e n se in ; denn d ieses k o m m t dem jap an isch en fa s t gleich, und d e r jap an isch e In g en ieu r is t d a m it v e r tr a u te r . V on den P r e is ­ listen is t k e in e s w e g s zu e rw a rte n , daß g rö ß e re M asch in en n ach so lch en v e r ­ k a u ft w e rd e n , obw ohl die englischen un d a m e rik an isch en W e rk e fü r D am pf­

m asch in en , s e lb st d er g rö ß ten A bm essungen, P re is lis te n an alle E infu h rfirm en V erteilen . E s is t a b e r eine N o tw en d ig k eit, den K unden einen A n h alt ü b e r den

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JA PA N A LS A BSA TZG EBIET 253 P re is ein er M aschine zu geben, und desw egen sind P re isa n g a b e n unbedingt erfo rd erlich . E s d ü rfte ra tsa m sein, die K atalogpreise so zu stellen, daß der jap an isch e K äufer d a ra u s ersieh t, w iev iel die M aschine auf sein W e rk ge­

liefert un g efäh r k o s te t; d. h. sie sollten einen Z uschlag von 40 bis 50 vH e n t­

halten, durch den E isen b ah n frach ten , S eefrach ten , S pesen und Zoll g e d e c k t w e rd e n können. E n th ält d er K atalo g p reis nur gerin g e Z uschläge, so w ird der K äufer leicht durch den großen U nterschied zw ischen K atalo g p reis und dem endgültigen K o sten an sch lag ü b e rra sc h t. W enn dann der K atalog noch m it den nötigen C o d e -W ö rte rn a u sg e rü ste t ist, dann kann sich d as E infuhrhaus leich t teleg rap h isch ü b er den P re is einer bestim m ten M aschine u n terric h ten .

E s ist h eu te au ß ero rd en tlich sc h w e r, von deutschen F a b rik a n te n m it den K ostenanschlägen, die in englischer S p rach e gesch rieb en und in denen die P re is e f. o. b. (frei an B ord) des V erschiffungshafens g e ste llt sein m üssen, auch gen au e A ngaben ü b er den R aum inhalt und das G ew ich t d er v e r ­ p ackten M aschinen zu e rh a lte n .’ D iese sind a b e r unbedingt erfo rd erlich , um die S e e fa h rt genau kalk u lieren zu können. In den m eisten Fällen w e rd e n die F rach ten bei M aschinen nach dem R aum inhalt berech n et. W enn d er F a b rik a n t nun a b e r h ie rü b e r kein M ateria l b esitzt, dann v ersch afft e r es sich am z u ­ v erlässig sten , w enn e r seine E xpedition an w eist, jede v e rp a c k te M aschine, die die F ab rik v e rlä ß t, au szu m essen und d a rü b e r L isten zu führen. So w ird er m it der Z eit ein b ra u c h b a re s M aterial sam m eln können.

K osten an sch läg e englischer W e rk e en th alten die A ngaben ü b er N etto- und B ru tto g e w ic h te d er M aschinen so w ie die R aum inhalte bis in die kleinsten E inzelheiten.

In d er B earb eitu n g der A usfuhrangelegenheiten können w ir ü b erh a u p t von den E ngländern und A m erikanern se h r viel lernen. So z. B. b e w a rb e n sich v o r einiger Z eit v ersch ied en e E in fu h rh äu ser in Ja p a n um die V e rtre tu n g eines am erik an isch en W e rk e s für B erg w erk m asch in en . Die F a b rik a n tw o rte te , daß m eh rere B ew erb u n g en vorläg en , daß eine E ntscheidung a b e r e rs t getroffen w erd en könne, n achdem einer d er Ingenieure d er F a b rik sich üb er die V erh ält­

n isse in Jap an und ü b er den g eeigneten V e rtre te r durch m ehrm onatigen Auf­

e n th alt im L ande u n te rric h te t h ätte. Inzw ischen konnten die E in fu h rh äu ser ihre L eistu n g sfäh ig k eit zeigen, w enn ihnen an der V e rtre tu n g gelegen w ar.

So kom m t es, daß m an h eu te se h r viel englische und am erik an isch e Inge­

nieure in Jap an trifft, d eu tsch e dagegen seh r w enige.

S e lb st die englischen und am erik an isch en W erk e, die gute V e rtre te r in Jap an haben und b e re its große A ufträge empfingen, ü b erlassen d as G esch äft n icht einfach den V e rtre te rn , so n d ern schicken von Z eit zu Z eit im m er w ie d e r ihre Ingenieure nach Jap an , in rich tig er E rk en n tn is des U m standes, daß der b este V e rtre te r niem als die S o n d erk en n tn isse ü b er die v ersch ied en en E rz e u g ­ nisse haben kann w ie d er Ingenieur, der ja h ra u s jahrein d am it zu tun hat.

S o w erd en englische und am erik an isch e W e rk e in Ja p a n volkstüm lich- (Schluß folgt.)

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254

PATENTGERICHTE.

Ton D iplom -Ingenieur FELIX NEUBAUER, Berlin.

In den vom P a te n ts c h u tz v e re in in den 70er J a h re n d es v o rig e n J a h r ­ h u n d e rts au fg e ste llte n E n tw ü rfen d es P a te n tg e s e tz e s w a r b e re its ein e S o n d e r- g ü r'c h ts b a rk e it für P a te n ts a c h e n u n te r M itw irk u n g vo n te c h n isc h g eb ild eten R ic h te rn v o rg e sc h la g e n . So oft die In d u s trie G eleg en h eit g e h a b t h a t, sich zu ä u ß ern , is t d ie se r G ed an k e w ie d e r v o rg e b r a c h t w o rd e n , e r s t 1886 bei der P a te n te n q u e te und v on 1900 an auf allen K o n g ressen für g e w e rb lic h e n R e c h ts­

sch u tz. N eu erd in g s ist die B e w e g u n g n ach d ie s e r R ich tu n g im H inblick auf die g e p la n te A b än d eru n g des P a te n tg e s e tz e s le b h a fte r g e w o rd e n . A ußer m e h re re n A u fsätzen in F a c h - und T a g e sz e itu n g e n sind v o r k u rz e m z w e i B ro ­ sch ü ren ersch ien en , die, v o n v e rs c h ie d e n e n S ta n d p u n k te n au sg eh en d , auch zu e n tg e g e n g e se tz te n E rg e b n is se n kom m en. D en a b le h n e n d e n S ta n d p u n k t nim m t d er L a n d ric h te r D r. R a th e n a u 1) ein, w ä h re n d d e r P a te n ta n w a lt B. T o lk sd o rf2) sich e n tsch ied en fü r eine S o n d e rg e ric h ts b a rk e it a u s s p r ic h t D e r le tz te re n S ch rift, die den G eg en stan d eingehend, k la r und treffen d b e h a n d e lt, sin d die n achfolgenden A usführungen zum T eil entnom m en.

B eid e A u to ren — u n d m it ihnen die V e r tr e te r d e r In d u strie , ja s o g a r die J u s tiz b e h ö rd e n des R eich es und P re u ß e n s — sin d d a rin einig, daß die R e c h t­

s p re c h u n g in allen A ngeleg en h eiten des g e w e rb lic h e n R e c h ts s c h u tz e s lan g ­ w ie rig un d u n z u v e rlä ssig ist, u nd daß die In d u s trie ü b e r d iesen Z u sta n d m it R e c h t K lage f ü h r t A uch d arin sin d alle einig, daß d ie G ru n d u rsa c h e der m an g elh aften R echtspflege auf diesem G eb iet in d e r S c h w ie rig k e it b e s t e h t den n u r ju ristis c h g eb ild eten R ic h te rn den te ch n isch en T a tb e s ta n d so v e r ­ stän d lich zu m achen, daß sie die R e c h tsla g e d a ra u s en tn eh m en können.

Die V ern eh m u n g v o n S a c h v e rs tä n d ig e n , die h e u te d a s ein zig e M itte l b ild e t k an n bei d er jetzig en G e ric h tso rg a n isa tio n n u r in A u sn ah m efällen zum Ziele führen. D enn d a s G e ric h t u nd d e r S a c h v e rs tä n d ig e s p re c h e n im m er zw ei v e rs c h ie d e n e S p rach en . D ie eig en tlich e S p ra c h e des T e c h n ik e rs, in d er k lar u nd ersch ö p fen d alles g e s a g t w e rd e n k an n , is t die Z eichnung. A b e r diese S p ra c h e k a n n v o r G e ric h t n ic h t g e sp ro c h e n w e rd e n , u n d z w a r au s zw ei G ründen. E inm al m uß d er R ic h te r die S ch lü sse, die e r z i e h t in W o rte n aus- d rü c k e n u n d sch riftlich n ied erleg en . D as w ird e r s e lb s t d an n n ic h t können, w en n e r au s d e r Z eichnung die S a c h e e rfa ß t h a t D a s a n d e re M al a b e r ist d iese S p ra c h e dem N ich ttech n ik er reg elm äß ig u n v e rs tä n d lic h , u n d d a s in einem G rad e, d e r fü r den T e c h n ik e r u n erm eß lich i s t Ich e rin n e re m ich ein e s F alles, w o ein R ich terk o lleg iu m d e r Z eichnung e in e r H a n d w a sc h m a sc h in e ein fach ster A rt ra tlo s g e g e n ü b e rs ta n d ; als dann die M asch in e s e lb s t v o rg e fü h rt w u rd e , s a g te d er V o rsitz e n d e : „ Ja , w a ru m m ach e n S ie denn v o n einem so einfachen D ing so k o m p lizierte Z e ic h n u n g e n ? “

E s b le ib t also n u r die m ündliche V e rstä n d ig u n g z w isc h e n S a c h v e rs tä n ­ digen und G e ric h t üb rig , w en n vo n d e r häufig unm öglichen V o rfü h ru n g im G e­

ric h ts a a l ab g e se h e n w ird . A b er auch d a ste h e n u n ü b e rw in d lic h e S c h w ie rig ­ k eiten en tg eg en . D enn es lä ß t sich h e u te v o n k ein em L aien die K en n tn is auch

*) R a th e n a u , F r itz : D as S a c h v e rs tä n d ig e n w e s e n in P a te n tp ro z e s s e n . B e r ­ lin, C a rl H ey m an n s V erlag , 08.

2) T o lk sd o rf, B .: D ie P a te n tg e ric h te . H a n n o v e r, H elw ing, 08.

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JA PAN ALS A BSA TZG EBIET 255 n u r d er alltäg lich sten technischen Dinge und ih rer N am en e rw a rte n . S eit die H e rstellu n g aller u n se re r L ebensbedürfnisse aus der zugänglichen K lein w erk ­ s t a tt des H a n d w e rk e rs in die abg esch lo ssen e F a b rik v e rle g t ist, ist d e r M eh r­

zahl der M enschen alle K enntnis davon entzogen. So fehlt dem nur juristisch gebildeten R ich ter nicht nur d er Ü berblick ü b er v e rw ic k e lte re te ch n isch e V o r­

gän g e und D inge, so n d ern auch der V o rra t tech n isch er G rundbegriffe und ein­

fa c h s te r V orstellungen, d er zum Aufbau eines solchen G eg en stan d es e rfo rd e r­

lich ist.

D am it bleibt dem R ich ter das G utachten des S a c h v e rstä n d ig e n im m er u n v erstän d lich . K eine noch so k la re S ach d arstellu n g w ird dem R ich ter nützen, w en n ihm die E lem ente d er Sache, ihr N am e und ihre tech n isch e B ed eu tu n g un b ek an n t sind.

D ie U nkenntnis d er technischen S p rach e fü h rt dazu, daß d er R ich ter dem S a c h v e rstä n d ig e n auch noch n ic h t einm al die F ra g e n v o rzu leg en v erm ag , die für die R e c h tsfra g e a u ssch lag g eb en d sind. D as h a t allerdings noch eine z w e ite U rsache. In F ra g e n des P a te n t- und G e b ra u c h sm u ste rre c h te s — d as sind die G ebiete, auf denen die em pfindlichsten M ängel z u ta g e g e tre te n sind — is t es näm lich in d er R egel ü b erh a u p t n ich t m öglich, die R ec h tsfra g e von d er F rag e des T a tb e sta n d e s zu tren n en . So b leib t dann n ich ts übrig, als dem S a c h ­ v erstä n d ig e n beide F ra g e n gem einsam v o rzu leg en . Ist dann der R ich ter nicht im stande, die D arlegungen des S ach v e rstä n d ig e n aufzunehm en, so ist die S chlußfolgerung, die der S a c h v e rstä n d ig e zieht, auch zugleich das U rteil, das der R ich ter, w ollend o d er nicht, e rlassen muß.

Es ist v e rs u c h t w o rd en , die M ängel durch Z uw eisung aller S ach en aus dem g ew erb lich en R ech t an bestim m te, b e so n d e rs h ierfü r zu sam m en g esetzte K am m ern einzelner L an d g erich te zu heben. Zu R ich tern dieser K am m ern sollen b e so n d e rs geeignete P ersö n lich k eiten a u sg e w ä h lt w erd en , w elch e durch die häufige B eschäftigung m it technischen D ingen S ach k u n d e g enug haben od er erlangen, um dem V o rtra g d er S ach v e rstä n d ig e n folgen zu können. Ein V ersuch dieser A rt (D r. R ath en au ist M itglied d e r betreffen d en K am m er) in B erlin h a t z w a r eine B esseru n g g eb ra c h t, ab e r keine hinreichende.

Dr. R ath en au sch läg t als w e ite re s A bhilfsm ittel eine b e s s e re A usw ahl der S a c h v e rstä n d ig e n und eine zu diesem Z w eck zu schaffende O rg an isatio n vor.

Daß das nicht hinreicht, w e ist T o lk sd o rf sch lag en d nach. D r. R ath en au b e ­ k lag t sich v o r allem über m an g elh afte V erstän d lic h k eit d e r S a c h v e rstä n d ig e n - G utachten. A ber es liegt ja auf d er H and, daß d er b e ss e re S a c h v e rs tä n d ig e durch au s n ich t e tw a d er ist, d e r dem R ich ter b e s s e r v erstä n d lic h ist. W ohl a b e r ist zu b eso rg en , daß d er J u r is t g en eig t sein w ird , nich t d er M einung des S a c h v e rstä n d ig e n zu folgen, der die b e sse re n G ründe h a t, sondern dessen, den er b e ss e r v e rs te h t.

T o lk sd o rf nim m t nun den V orschlag w ie d e r auf, G erichtshöfe zu schaffen, die m it Ju riste n und T echnikern b e s e tz t sind. Sie sollen für S treitig k eiten und S tra fsa c h e n einschließlich d er N ichtigkeits- u nd L öschungsklagen au s dem P a te n t-, G eb rau ch sm u ster-, W aren z e ic h e n re c h t, v ielleich t auch au s dem G e­

sch m ack sm u ster- und W e ttb e w e rb sg e se tz , ausschließlich zu stän d ig sein. Die K am m ern d er erste n In stan z sollen aus zw ei Ju riste n und drei T echnikern, die S e n a te d er zw eiten Instanz aus drei Ju riste n und zw ei T ech n ik ern gebildet w e rd e n ; als R ev isio n sin stan z soll, w ie b isher, das R eich sg erich t urteilen.

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N ach ein er ü b ersch läg ig en R echnung ü b e r Z ahl und U m fang d e r z u e n t­

sch eid en d en S ach en w ü rd e die M öglichkeit b e ste h e n , d a s D e u tsc h e R eich in a c h t B ezirk e zu teilen, in d e re n jedem ein d re i K am m ern u m fa sse n d e s P a te n t­

g e ric h t e r s te r In sta n z S itz un d Z u stä n d ig k e it h ä tte . D ie D re iz a h l d er K am ­ m ern g ib t G eleg en h eit z u r T eilu n g d e r S ach en n ach te c h n isc h e n F a c h ric h ­ tungen. D ie gleiche T eilung w ü rd e in dem z e n tra le n P a te n tg e ric h ts h o f (z w e ite In sta n z ) stattfin d en , d er zw eim a l d rei S e n a te h a b e n soll.

D ieser w o h lb e g rü n d e te V o rsch lag b ie te t die A u ssich t auf ein e v ollkom m ene L ösu n g d er A ufgabe. D enn daß R ic h te rk o lle g ie n au s J u r is te n u n d T ech n ik ern z u r B e u rte ilu n g vo n R e c h tsfra g e n m it tech n isch em H in te rg ru n d v o rzü g lich g eeig n e t sind, b e w e is t die allseitig e A n erk en n u n g d e r R e c h tsp re c h u n g des P a te n ta m te s , d essen A bteilungen so z u s a m m e n g e s e tz t sind. D as a b e r is t der K ern p u n k t d er F ra g e , dem g e g en ü b er alle N eb en b ed en k en z u rü c k tre te n .

D aß sich g ee ig n e te P e rs o n e n z u r B e se tz u n g d e r te c h n isc h e n R ic h te rste lle n finden lassen , und z w a r in je d e r g e w ü n sc h te n A nzahl, z e ig t w ie d e ru m das P a te n ta m t. A uch die D u rc h fü h ru n g d es P a te n ta n w a lts g e s e tz e s v o m 21. M ai 1900 z e ig t es. In diesem G e se tz w ird v o n den P a te n ta n w ä lte n au ß er ein er a b g esch lo ssen en H ochschulbildung, ein e r ein jäh rig en g e w e rb lic h e n u n d z w e i­

jäh rig en T ä tig k e it auf dem G e b ie t d es g e w e rb lic h e n R e c h ts s c h u tz e s au ch die A blegung e in e r R ech tsp rü fu n g v e rla n g t. D ie Z ahl d e re r, die diesem V erlan g en e n tsp re c h e n , w ä c h s t vo n J a h r zu J a h r. E s k a n n also au ch e r w a r t e t w e rd e n , daß sich eine genü g en d e Z ahl v o n B e w e rb e rn fü r die te c h n isc h e n R ic h te r­

stellen d er P a te n tg e ric h te m elden w ird , denen ein g le ic h a rtig e r S tu d ie n - und P rü fu n g sg a n g au fzu erleg en sein w ird .

S e lb s tv e rs tä n d lic h ist, daß v o r den P a te n tg e ric h te n a u ß e r R e c h tsa n w ä lte n auch P a te n ta n w ä lte als P r o z e ß v e r tr e te r zu z u la sse n sind. D as h e u te u n v e r­

m eidliche V erfah ren , daß h in te r dem R e c h ts a n w a lt u n s ic h tb a r d e r P a te n t­

a n w a lt s te h t, d e r in W irk lic h k e it den P ro z e ß le ite t — denn d er R e c h ts a n w a lt w ird im allg em ein en den tech n isch en Stoff e b e n so w e n ig b e h e rrs c h e n w ie der R ic h te r, un d d aru m seinem S a c h v e rs tä n d ig e n , d. h. dem P a te n ta n w a lt sein er P a rte i, a u sg e lie fe rt sein —, d ieses V e rfa h re n is t m itsch u ld ig an dem jetzig en unbefried ig en d en Z u stan d e.

D er E in w an d , d e r vo n d er G eg en seite h a u p tsä c h lic h g eg en die N euein­

rich tu n g g e lten d g e m a c h t w ird , die „ D u rc h b re c h u n g d e r R e c h ts e in h e it'', ist eine in h altlo se P h ra s e . D ie R e c h tse in h e it h a t n ic h t d u rc h die Schöffen- u nd G e sc h w o re n e n g e ric h te , die G e w e rb e - und K a u fm an n sg erich te u nd d ie — den v o rg e s c h la g e n e n P a te n tg e ric h te n se h r ähnlichen — K am m ern fü r H an d els­

sach en g elitten u nd w ird d aru m a u ch n ich t d u rch die P a te n tg e ric h te leiden.

D ie o rg a n isa to risc h e A b tre n n u n g d e r P a te n tg e ric h te h a t n ic h ts m it d e r R e c h t­

sp re c h u n g zu tun, so n d e rn is t eine V e rw a ltu n g s s a c h e ; sie is t auch, w e n ig ste n s fü r die e rstin s ta n z lic h e n P a te n tg e ric h te , m ein es E ra c h te n s k e in e u n b ed in g te N o tw en d ig k eit.

D er w a h re G rund d es W id e rsp ru c h e s is t au ch h ie r die T rä g h e it d es B e ­ steh en d en . A uch h ie r, w ie auf dem G eb iete d er V e rw a ltu n g , h a n d e lt es sich daru m , den S a c h v e rs tä n d ig e n a n die m aß g eb e n d e S te lle zu se tz e n , an d e r sich die re in fo rm ale B ildung n ich t b e w ä h r t h a t. H ier a b e r sin d die M iß stän d e d er b e ste h e n d e n E in rich tu n g so h eftig h e rv o r g e tre te n , daß sie ein e Ä n d e ru n g e r ­ z w in g e n , und es is t b e g rü n d e te A u ssich t v o rh a n d e n , daß d iese Ä n d eru n g im S in n e d e r T ech n ik erfo lg t, die sich an sch ick t, den ihr g e b ü h re n d e n P la tz e in - zunehm en.

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