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Glückauf, Jg. 50, No. 3

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GLÜCKAUF

Berg» und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 3 17. Januar 1914 5 0 . Jahrg.

Der Bergbau Argentiniens.

Von D r. Chr. G r o t e w o l d , Berlin.

(Schluß.) 2. D e r S a l z b e r g b a u u n d d ie G e w i n n u n g v o n

R o h s t o f f e n f ü r . d ie c h e m i s c h e I n d u s t r i e . D ie Salzgew innung in A rgentinien erstre ck t sich bislang n u r au f K ochsalz (C hlornatrium ) u n d a u f Salze d er B o rsäu re. In den w eiten abflußlosen G ebieten k o n n te n sich Salzablagerungen in großen A usdehnungen bilden, große Strecken haben sogar den C h arak ter v ollstän d ig er Salzw üsten angenom m en. N am entlich au f d e r H ochfläche von A tacam a, die von hohen R a n d ­ gebirgen um geben u n d gleichfalls d urch gew altige

G ebirgsketten in m ehrere T eile zerlegt ist, finden sich au sg ed eh n te Salzseen, deren schlam m ig sum pfiger I n ­ h a lt m it einer so dicken Schicht reinen K ochsalzes b e­

d eck t ist, d aß diese einer festen E isdecke gleicht u n d m an d arübergehen kann. H ier wie au ch in einigen än d ern Gegenden der A nden pflegen B auern der U m ­ gegend S tücke aus dem Salz herauszuschlagen und au f L am as ins T al zu schaffen. D as Salz ist so rein, d aß es ohne w eiteres zum G enuß tauglich ist. E s h at a u f den V erfasser einen hö ch st eigentüm lichen E in ­ d ruck gem acht, a ls au f einem R itt über einen derartig en Salzsee zum A bkochen haltg em ac h t u n d d as zum B e­

reiten der Speisen erforderliche Salz vom Boden a b ­ g e k ra tz t w urde, im m erhin fü h rt A rgentinien noch den größten Teil seines Salzes vom A usland ein, obwohl au c h an den Seeküsten Salzgew innung betrieben wird.

D a sich die B eförderung des andinischen Salzes durch die E isenbahn sehr teu e r s te llt, findet keine A usfuhr s ta tt, so d aß die A u sbeutung d er gew altigen Salzreich- tü rn er bisher n u r eine örtliche B e d eu tu n g h a t.

Schon in ab seh b arer Zeit w ird d er A bbau der b o r s a u r e n S a l z e von viel größerer W ichtigkeit w erden.

D iese finden sich nam entlich in der F orm des B or­

n a tro n k alzits, eines D oppelsalzes der B orsäure m it N atron und K alk , im ganzen Gebiet des H ochlandes von A ta cam a zerstre u t, m eistens an den R ändern d er Salzseen. V erm utlich sind bei G elegenheit v u lk a ­ nischer D urchbrüche 'oder d urch Spalten des Gebirges B orsäuredäm pfe in die oberflächlichem Teile d er die A tacam a-H ochebene überragenden Gebirge gelangt, wo sie allm ählich vom Schm elzw asser des spärlichen Schnees aufgelöst u n d heim E in strö m en der R innsale in die Salzseen abgelagert worden sin d 1.

1 vgl, S c h in i (11 und O r o t e w o 1 d . A rgen tin ien . H ann over 1912.

D as B o rn a tro n k a lz it kom m t gewöhnlich in fa u st­

großen K nollen vor, die von den E ingeborenen ihrer Form wegen »Papas«, d. Ir. K arto ffeln , g en an n t w erden.

In ihrem In n e rn sind die blendend weißen riadeiförm igen K ristalle des Salzes rad ial angeordnet. D ie K nollen legen sich zuweilen eng a n ein an d er und bilden d a n n m it erdigen M ineralien v eru n rein ig te »Ban k vorkom m en <•.

Die G ew innung geschieht au f die d en k b a r einfachste W eise u n d ä h n e lt m ehr einer K a rto ffelern te als einem B ergbaubetriebe, d a sie durchw eg im T agebau erfolgt.

Die frisch herausgegrabenen K nollen haben nieist einen b eträch tlich en W assergehalt. Sie w erden daher z u n äc h st g etro c k n e t u n d d ann d u rch Sieben und S ch ü tteln von an h aften d em Schm utz befreit. D arauf erfolgt .ih re V erpackung in Säcke und die V erladung auf M aulesel. B edauerlicherw eise h a t das in te rn atio n ale B o ra x -S y n d ik a t, d as in Chile große G ruben in ähnlicher A rt b etre ib t, früher im B etrieb gew esene G ew innungs­

s tä tte n in A rgentinien an g ek au ft u n d stillgelegt, w odurch der argentinischen V olksw irtschaft ein nicht u n b e trä c h tlic h er Schaden erw ächst. D as S y n d ik at sucht ab er auch an d ere G esellschaften, selbst u n te r A nw endung gesetzw idriger M ittel, wie B edrohung m it W affengew alt, Z erstö ru n g von G renzzeichen usw., an d er E röffnung neuer B etrieb e zu h in d ern . Ich selbst war bei m einer A nw esenheit au f d er P u n a1 von J u ju y Zeuge d e ra rtig e r V orkom m nisse, die noch je tz t die arg en ­ tinischen G erichte beschäftigen.

E inen eigentlichen A ufschw ung wird die G ew innung der B orsalze ab er erst nehm en können, wenn ihre F u n d ­ s tä tte n d urch D rah tseilb ah n en V erbindungen m it der E isenbahn erh alten .

Seine technische V erw endung findet d as B o rn atro n ­ k alzit zur H erstellu n g d er reinen B orsäure und des B orax (borsaures N atro n ). P ro zen tu al ist es wie folgt zusam m engesetzt (th eo retisch ):

o //O B o r s ä u r e a n h y d r it WOB S o d a ... ■ 7,80 K a l k ... 14,11 W a s s e r ... 34,01 100.00

1 D as W ort >>J*u»n« b e d e u tet so w o h l H o ch eb en e a ls auch d ie hier a u ftreten d e B er g k r a n k h e it.

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86 G l ü c k a u f Nr. 3

H inzu tre te n in d er P rax is n a tu rg e m ä ß gewisse V erunreinigungen, nam entlich d u rch K ochsalz, Gips usw.

(nach D r. F ritz R eichert). Die chem ische F orm el ist Ca Na BO.j (ohne W asser). D ie N am en der w ichtigsten B o ra x fu n d stä tte n sind: Im T errito riu m d e los A ndes (Puna de A ta c a m a ): D iablillos, R ato n es, Iio m b re m uerto, P asto s grandes, A n tu ca, C aurchari, au f der P u n a de J u ju y : S ä lin a g ran d e m it m e in e m B etrieben.

Die öden H ochflächen d er P u n a s e n th alten aber au ß e r K ochsalz u n d B orsalzen noch eine R eihe von ändern V erbindungen des N a tro n s, z. B. ein von den B ew ohnern in A nto fo g asta de la Sierra »Coipa« ge­

n a n n te s u n d zum W aschen b e n u tz te s Gemenge ver­

schiedene!' N atriu m salze, d a s in A usblühungen au s der E rd e d rin g t.

N ach R e i c h e r t1 soll dieses M ineral in genügend großen Mengen Vorkommen, um den A ufbau einer S o d ain d u strie zu erm öglichen. D ie hier g e n a n n te Ge­

gend ist reich an erloschenen V ulkanen, es k an n d ah er nicht W under nehm en, d aß sich hier auch L a g e rstä tte n von Schwefel befinden, die freilich d er Ungeheuern E n tfern u n g en wegen in kein er absehbaren Zeit n u tz b a r zu m achen sein w erden. D asselbe g ilt von A launlager­

s tä tte n , die sich in d er gleichen Gegend befinden; ihr in A ngriff genom m ener A bbau m u ß te der ungünstigen W irtsch aftlich k eit wegen aufgegeben w erden.

.'¡. D ie G e w i n n u n g f o s s i l e r B r e n n s t o f f e . E in s d er größten H em m nisse, die d er E n tw ick lu n g d er argentinischen In d u strie u n d nicht zum wenigsten der B erg b au in d u strie von jeh er entgegengestanden haben u n d noch stehen, ist der Mangel an B rennstoffen.

Die etw a 0,5 Mill. qkm großen W älder A rgentiniens kön n ten zw ar B rennholz und H olzkohle in großen Mengen liefern, zum al bei richtiger forstm ännischer B ew irtschaftung, u n d tatsäch lich haben sie den B ergbau der A ndengegenden bisher allein m it B ren n sto ff v er­

sorgt. Dies w ird auch wohl in Z u k u n ft noch so bleiben, denn d er T ra n sp o rt des H olzes über einige H u n d ert K ilom eter ste llt sich im m er noch billiger als der der Kohle von E u ro p a oder A m erika über die See u n d dann noch m ehr als 1000 km ins In n e re des L an d es hinein.

D er sehnlichste W unsch aller argentinischen Volks­

w irte w ar d a h er schon lange d a ra u f gerich tet, daß Kohle gefunden werden m öchte, u n d m an h a t sehr gründliche U ntersuchungen vorgenom m en, ob nicht dieses w ichtigste a ller M ineralien irgendw o in a b b a u ­ fähigen Mengen im L an d e v orhanden w äre. F ü r den ganzen N orden d er R epublik k an n diese F rag e h e u te g la tt v ern ein t w erden. D ie karbonische F orm ation ist n u r sehr spärlich u n d nirgends in großer A usdehnung v e rtreten . In än d ern geologischen F orm atio n en d ü rfte ab e r eine kohlebildende F lora nicht vorhanden gewesen sein. A nders liegen die V erhältnisse vielleicht im Süden.

Im T errito riu m N euquen ist tatsäch lich K ohle gefunden worden. B edenklich stim m t dabei n u r die m ir gem achte M itteilung, d aß jene K ohle V anadium e n th a lte n soll.

Dieses E le m en t ist auch in ändern argentinischen Kohlen

1 Los Y iic iu iie iito s d e b o ra to s y o tr o s produ ctoa m in erales ex p lo ta b le s del T er r ito r io d e lo s A n d es. A n ales del M in isterio de A g rieu ltu ra , S eccio n G eo lo g ia usw ., T o m o II. M em . 2.

gefunden w orden, die sich d an n bislang bei genauer P rü fu n g noch im m er als a sp h a lta rtig e Stoffe erwiesen haben. Im m erhin ist ab er a u f d er W eltau sstellu n g von Chikago je n e r K ohle ein Preis erteilt worden.

T e rtiä re Kohlen (B raunkohlen, Lignite), zu deren Vorkommen bei der großen A usdehnung d er te r ­ tiä re n F orm atio n en in A rgentinien G elegenheit genug vorhanden w äre, sind bislang auch noch n ich t zweifel­

frei in abbauw ürdigen Mengen nachgew iesen, wohl aber g ibt es in F eu erlan d u n d P atag o n ien gew altige T o r f m o o r e , deren A bbau für d as so brennstoffarm e L and im m erhin von W ert sein k ö n n te, wenn ja der Torf auch n ich t gerade einen idealen H eizstoff d a r­

s te llt; besser als K u h m ist, m it dem m an in der P am pa sogar D am pfm aschinen heizt, ist er ab er fraglos. E s fehlt jedoch d o rt u n te n völlig an A rb eitsk räften zu seiner Gew innung.

P e t r o l e u m . Mehr E rfolg als m it dem bescheidenen K ohlevorkom m en scheint m an neuerdings m it dem P etroleum g eh ab t zu haben. In sehr vielen Gegenden der R epublik finden sich b itum inöse Schichten kleinerer A usdehnung. An m anchen O rten h a t m an auch unlängst P etroleum quellen erschlossen, die fü r In d u strien von ö rtlicher B ed eu tu n g d u rch au s ausreichend sein d ü rften , so z. B. in den P rovinzen J u ju y , S a lta und Mendoza.

D abei ist es n a tü rlic h keinesw egs ausgeschlossen, daß eine gründliche D urchforschung der betreffenden G egen­

den d u rch T iefbohrungen noch üb errasch en d e E rgebnisse liefern k an n .

E inen w irklich aufsehenerregenden E rfolg hat m an bei B ohrungen in d er N ähe des kleinen H afen o rtes Comodoro R iv a d a v ia im T errito riu m C hubut g ehabt.

E ine von d er R egierung zu r U n te rsu ch u n g des Vor­

kom m ens eingesetzte K om m ission h a t am tlich ü b er den B efund an O rt u n d S telle im Ju n i 1911 einen B ericht e rs ta tte t, dem n ach steh en d e A ngaben entnom m en sind.

»Es sind bislang 7 B ohrlöcher niedergebracht.

B o h r l o c h N r. 1, d as schon im J a h re 1903 be­

gonnen w urde, hat 165 m Tiefe erreicht. E s k o n n te wegen zu geringen D urchm essers n ich t w eiter nied er­

gebracht w erden.

B o h r l o c h N r. 2 w urde am 22. März 1907 begonnen und am 2S. J a n u a r 1908 beendet. Am 13. S eptem ber 1907 tra f m an bei einer Tiefe von 535 m au f P etroleum , das u n te r eigenem D ruck an die O berfläche stieg. Z. Z.

des B esuchs der Kom m ission w ar d a s B ohrloch versto p ft, doch w aren noch 2600 cbm d a ra u s gew onnenes P e tro ­ leum vorrätig.

B o h r l o c h N r. 3 w urde am 14. Mai 1908 begonnen und am 15. F e b ru a r 1909 beendet. Bei 545 m stieß m an au f Gas, das noch am T age des B esuchs der Kommission m it solcher H eftigkeit au sströ m te, daß es m ehrere H u n d e rt M eter weit zu hören w ar.

B o h r l o c h N r. 4 w urde am 24. O ktober 1908 be­

gonnen u n d am 19. O ktober 1909 beendet, nachdem es bei 535 u n d 507 m P etroleum fü h ren d e Schichten d u rc h teu ft h a tte . Zeitw eilig ist d as P etroleum auch aus diesem B ohrloch von selbst herausgeström t, sonst w urde es gepum pt.

B o h r l o c h N r. 5. D iese B ohrung w urde einer P riv a t­

gesellschaft ü bertragen, die vom 14. Septem ber bis

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17. J a n u a r 1914 G l i i c k a uf 87 10. N ovem ber 1909 die T iefe von 149 m erreichte. An

diesem T age erfolgte ein heftiger G asausbruch, der die E n tste h u n g einer gew altigen .F lam m e an der M ündung des B ohrloches zur Folge h a tte . Bei d er Anwesenheit der K om m ission i 1/, J a h re sp ä te r b ra n n te das F euer noch.

B o h r l o c h N r. 6 w urde am 11. J a n u a r 1910 be­

gonnen u n d erreichte am 12. N ovem ber 1910 bei 530 m die P etroleum führende Schicht. D ann brach leider das B ohrgerät.

B o h r l o c h N r. 7 w urde am 1. J a n u a r 1910 begonnen u n d am 2. J u n i 1910 beendet, nachdem m an bei 544 m fündig gew orden war. Beim Besuch d er Kommission tr a t ein d ü n n e r S tra h l P etro leu m aus dem Bohrloch«.

Alle B ohrlöcher liegen u n m itte lb a r an der K üste, w odurch die M öglichkeit eines billigen T ran sp o rtes gegeben ist. Allerdings werden H afen b au te n erforder­

lich sein, da die offene R eede von Comodoro R ivadavia keinen Schutz gegen S tü rm e bietet.

N achdem das V orkom m en von Petroleum fest­

gestellt w ar, w urde d urch die erw ähnte Kommission die F rage g ep rü ft, ob sich eine im m ittelb a re V er­

w endung des P etroleum s als B rennstoff für die Loko­

m otiven der E isenbahn von Comodoro R iv ad av ia nach dem In n ern , die bis zum See B uenos Aires in den Anden verlän g ert w erden soll, erm öglichen läß t. Um den H eizw ert festzustellen, ließ m an einen Zug von 268 350 kg in 30 m in eine S trecke von 13,5 km m it einer D u rchschnittssteigung von 14 ° / 00 und einem D am pfdruck von 120 Pfd. durchlaufen. D er V erbrauch b etru g 410 kg P etroleum . D er gleiche Zug v erb rau ch te u n te r denselben Bedingungen 975 kg Kohle. D er Heiz­

w ert des P etro leu m s v e rh ä lt sich also zu dem der Kohle wie 238 : 100. Die E isenbahn, die bis heute den größten Teil des P etroleum s v e rb ra u c h t, zah lt d afü r 10 Pesos

= 18 a/fl/t, wozu noch 6 Pesos T ran sp o rtk o ste n kom m en, w ährend sich der K ohlenpreis au f 40 Pesos stellt.

N euerdings h at m an eine E in ric h tu n g geschaffen, die g e s ta tte t, das P etroleum u n m itte lb a r in die T a n k s d er E isenbahn zu pum pen. Die B rennstoffkosten für den oben erw äh n ten Versuch stellen sich also bei Petroleum heizung a u f 4,1, bei K ohlenheizung auf 39,0 Papierpesos. Auf d er In d u striea u sste llu n g in Buenos Aires w urde m it P etro leu m von Comodoro R ivadavia ein h u n d ertp ferd ig er D ieselm otor getrieben, d er s te ts vorzüglich g e a rb e ite t • und viele d er au s­

gestellten M aschinen m it B e trie b sk raft versorgt hat.

Ü ber die geologische B eschaffenheit der P etro leu m ­ lag erstätten liegt eine g u tach tlich e Ä ußerung des in D iensten der argentinischen R egierung stehenden d e u t­

schen Geologen D r. W . S c h i l l e r vor, worin ausgeführt wird, d aß die in dem dem S ta a te v o rbehaltenen Bohr- gebiet von Comodoro R iv ad a v ia erschlossenen P e tro ­ leum - und G asquellen anscheinend reichhaltig sind, u. zw. erstere m ehr als letztere.

Die P etroleum führenden Schichten gehören einer F o rm atio n an, die durch Ü berreste von D inosauriern ge­

kennzeichnet ist u n d von d er gew öhnlichen patagonischen Fo rm atio n ü b erla g ert w ird. L etztere zeigt häufig flache K up p eln oder Dom e, deren Linien die d a ru n te r liegenden Schichten im allgem einen folgen. Diese E r ­

scheinung g e sta tte also, auf den Verlauf d er Petroleum führenden Schicht Schlüsse zu ziehen, in d er Weise, daß, w enn m an m it einer A nzahl peripherisch angelegter Bohrlöcher fündig gew orden sei, m an auch annehm en dürfe, d aß d as eingeschlossene G ebiet P etroleum führe.

W eiter soll es nach Schiller- sehr w ahrscheinlich sein, d aß sich in großem Tiefen noch w eitere P etro leu m ­ schichten m it voraussichtlich noch besserm Ol finden.

Die tägliche E rzeugung d er bisher niedergebrachten B ohrlöcher b etru g im Bohrloch 2 5000 1, im B ohr­

loch 4 8400 und im B ohrloch 7 10 000 1. Dieses E r­

gebnis kann, verglichen m it den besten am erikanischen P etroleum gegenden, für sehr günstig gehalten werden, wenn auch die Ergiebigkeit der russischen Bohrlöcher n ich t erreicht wird. Bei N iederschrift dieser Zeilen w ar m an sich noch im u n klaren d arü b er, ob die argen­

tinische Regierung d as P etroleum von Comodoro R iv a­

d avia im R egiebetriebe ausbeuten oder der P riv a t­

industrie überlassen wird. Manche E rfahrungen, die m an in A rgentinien m it P rivatgesellschaften gem acht h a t, sprechen gegen die letztere E n tsch eid u n g 1. Die C om pania M endocina de Petroleo z. B. begann 1886 m it ungenügendem K ap ital zu arbeiten. E s gelang ihr allerdings, dieses zu erhöhen, ab er s t a t t sich auf die P etroleum vorkonunen von C acheuta zu beschränken, v e rz e tte lte sie ihr K a p ital m it P etroleum bohrversuchen in den entlegensten G egenden d er R epublik und ging schließlich an Geldm angel ein. I h r E rbe tr a t das W estern A rgentine P etroleum S y n d icate an, das ebenfalls m it ungenügenden M itteln a rb e ite t. Auch p riv ate B ohr­

gesellschaften, die sich in d er N ähe von Comodoro

■Rivadavia b e tä tig t haben, scheinen m it unzureichenden M itteln zu arb eiten , n u r eine von ihnen h a t ein Bohrloch von 650 m niederbringen können, m it dem sie auch ölführende Schichten angetroffen h at. Die K osten eines B ohrloches bei Comodoro R iv ad av ia stellen sich, alles eingeschlossen, auf etw a 150 ,!(,/m Tiefe. U nter Z ugrundelegung einer täglichen A usbeute von 8000 1 w ürde sich die E rzeugung eines B ohrloches, das bis 600 in Tiefe also 90 000 J(, kosten w ürde, au f 3000 cbm jährlich stellen. D a heute das P etroleum an die Eisen­

b ah n zum Preise von 10 Pesos 18 M / t abgegeben wird, w ürde m an also bereits im ersten Ja h re m ehr als die H älfte der K osten des B ohrloches heraus­

bekom m en.

4. D ie S t e i n b r u c h i n d u s t r i e u n d d ie G e w i n n u n g v o n E r d e n .

R echtlich ste llt das argentinische G esetz — nach dem Vorgang fast aller europäischen B erggesetz­

gebungen — die S tein b ru ch b etrieb e den eigentlichen B ergbaubetrieben insofern gegenüber, als es an ihnen kein B ergw erkseigentum a n e rk e n n t, ihre A usbeutung vielm ehr dem B esitzer d er O berfläche ü b erläß t. Die Folge davon ist, d aß B etriebs- u n d E rz e u g u n g ssta ti­

stik en noch lü ck en h after ausfallen als beim eigent­

lichen B ergbau, wo sie schon rech t m an g elh aft sind.

Bescheidener in ihren A nsprüchen an die zu ihrem

i N ach den M itteilu n g en des D e u ts c h -A r g e n tin is c h e n Z en tral­

verb an d es, B erlin , H e ft 7, O kt. 1913, s c h e in t inan je tz t zu ein er A rt g e m is c h te r U n te r su ch u n g ü b ergehen zu w o lle n , da der reine S ta a ts­

betrieb z u s c h w e r fä llig sein dü rfte.

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88 G l ü c k a u f Nr. 3 B etriebe notw endigen technischen und w issenschaft­

lichen E in rich tu n g en sowie an das K apital, ist die arg en ­ tinische S tein b ru ch in d u strie heute w irtsch aftlich besser entw ickelt als d er Bergbau.

Auch sie h at zw ar u n te r T ransportschw ierigkeit viel zu leiden g eh ab t und leidet noch heute d a ru n te r, denn es ist z. B. sogar möglich, H austeine billiger von Norwegen nach Buenos Aires zu befördern als aus der in der Provinz B uenos Aires selbst gelegenen .Sierra de Tandil. In den argentinischen Berggegenden, auch in solchen, die G elegenheit zur W asserverladung h ätten , fehlt es bis heute noch an A rbeitskräften.

An n u tzb aren Steinen findet sich in den v er­

schiedensten G egenden A rgentiniens vor allem G r a n i t , fiir den es zu Bordschwellen, als S traß cn p flastcr und zu Bauzwecken an V erw endung nicht fehlt, E rachl- iirul A rbeiterschw ierigkeiten lassen, aber, wie gesagt, den Bezug von H austeinen aus E u ro p a noch o ft vor­

teilh after erscheinen. N ach dem »Censo industrial«

fiir litlt) sind nur für etw a dO000 Pesos argentinische H austeine in einem Ja h re v erarb eitet worden, Be­

d eu ten d er ist der V erbrauch des Landes an M a r m o r , ln den vorhandenen S tcinm etzw erkstälten (!M) ist etw a für

2 0 0

000 Pesos argentinisches und für 250 000 Pesos frem des M aterial zur V erarbeitung gekom m en.

B edeutender noch ist d er V erbrauch in der M arm or­

w arenerzeugung (Marmolería)« H ierin bestanden 215 B etriebe, d a ru n te r 188 ausländische, die für 328 000 Pesos argentinisches, a b e r für 1,35 Mill. Pesos fremdes R ohm aterial v e rarb eiteten . Dabei ist Argen­

tinien nicht etw a arm an schönem M armor. Die stark e E infuhr erklärt sich eben auch w ieder a u s g ü n stig e re r' Seefracht und aus m angelhafter Erschließung der eigenen Schätze.

Di«1 K a lk i n d u s t r i e hat in V erbindung m it d er regen B au tätig k eit infolge d er stark en Bevölkerim gs- zuim hm e eitle weil günstigere Entw icklung nehm en können als die bisher erw ähnten Zweige der S teinbruch- betriebe. Mil Lieferungen im W erte von ü b er 3 Mill.

Pesos hat sie den B edarf der K alkbrennereien zu etw a 0 5 ‘o zu decken verm ocht.

Die w ichtigsten K alksteinbrüche finden sich in d er Sierra de Córdoba, von wo aus b eträch tlich e Mengen

Beitrag zur Geschichte d

Von Bergassessor D r.-In g . Mit R ücksicht au f das verm ehrte Interesse, d as neuerdings den m ikroskopischen U ntersuchungen d er S teinkohle entgegengebracht wird, sei nachstellend ein Überblick über d en G ang d er E ntw icklung gegeben, den dieser Zweig d e r W issenschaft genom m en hat.

H u t t o n 1, d e r an »dünnen Platten«, also wohl D ü n n ­ schliffen, die verschiedenen A rten d e r bei New castle verkom m enden K ohle3 u n tersu ch te , h a t sich als erste r

i l*roc?e<ll»itts o f th e G e o lo g ie « ! S o c ie ty , 1S33, Jan u ar; I.ou d on

«U(l R lllnburull l'llilo s. 1MKM. II, l S33, s . SM.

- s. I .i n k : (5 b ,r il -o Ü rip ru n g der S tein k o h le n un d B ra u n k o h len n ach m ik ro sk o p isc h ™ U ntersu ch ungen), A bh. o. K gl. Akart d. W issen seh . su B er lin an s dem J a h re 1838, Jg . 1839, S. SS lt.

auch in die B ergbaugegenden von F a m a tin a v e rsan d t w erden, um als Zuschlag beim V erh ü tten d er Erze zu dienen.

N atu rg em äß h at die sta rk e B a u tä tig k e it auch eine sehr lebhafte Z i e g e l b r e n n e r e i ins L eben gerufen, zumal es an gutem M aterial d a fü r fa st nirgends im L ande fehlt. 1281 B etriebe, die 1:1 150 M ann b e­

schäftigen und für 18 Mill. Pesos F a b rik a te erzeugen, sind nachzuw eisen. D abei fin d et ab e r noch eine gewisse E infuhr von Ziegelsteinen s ta tt.

Seinen B edarf an A s p h a l t d eck t A rgentinien etw a zu 2/ a (75 000 Pesos) aus eigenen V orkom m en.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

D er Verfasser, schildert zum Teil au f G rund eigener .Anschauungen, die er bei seiner im J a h re 1911 im A uf­

träge d e r argentinischen Regierung unternom m enen Reise in die K ordilleren gew onnen h a t, zum Teil u n te r V er­

w endung am tlicher U nterlagen und M itteilungen aus den beteiligten Kreisen die E ntw icklung des argen­

tinischen B ergbaues, indem er zu n äch st die allgem einen, z. T. rech t schwierigen B edingungen e rö rte rt, u n te r denen dieser betrieben w erden m uß. T rotzdem schon in d er Zeit d e r spanischen H errschaft vielversprechende A nfänge m it einem A bbau d er argentinischen M ineral- scliätze gem acht worden u n d obwohl solche in nicht u n b eträch tlich en Mengen vorhanden sind, ist d e r argen­

tinische B ergbau bis au f den heutigen Tag noch zu keiner nennensw erten E ntw icklung gelangt, w ofür die G ründe im einzelnen dargelegt werden. H ierau f erfolgt eine Schilderung d er w ichtigem F u n d s tä tte n , wobei be­

sonders d e r durch eine D rahtseilbahn deutschen Ur­

sprungs erschlossene F am atin a-B ezirk , in dem d er B erg­

bau am w eitesten vorg esch ritten ist, B erücksichtigung findet. Zum Schluß w erden die V ersuche bergbaulicher E rschließung d e r H ochebenen des N ordens der R epublik m it ihren ausgedehnten Salzseen sowie die B estrebungen zur S chaffung einer argentinischen P etro leu m in d u strie und die in m chrern Gegenden d er R epublik arbeiten d en S tein b rü ch b etrieb e besprochen. E in größerer Berg­

b a u b e trie b w ird in A rgentinien e rst nach erfolgtem A usbau des E isen b ah n n etzes und d ich terer B esiedelung des Landes- möglich sein.

Steinkohlenmikroskopie.

G. T h i e l , Z abrze (O.-S.).

um die Steinkohlenm ikroskopie v e rd ie n t gem acht.

In den dortigen drei H a u p ta rte n d er K ohle, d e r reichen, sehr g esch ätzten C akingkohle, d e r K annel- oder P a rro t- und d er Schieferkohle, fand H u tto n au ß e r dem feinen N etzw erk des ursprünglichen, vegetabilischen Gefüges andere Zellen m it einer feinen, leicht weingelb g efärb ten Masse gefüllt, die v erm u tlich b itum inöser N a tu r u n d so flüchtig w ar, d aß sie ganz von d er H itze au sg etrieb en w urde, ehe eine V eränderung in den än d ern B e sta n d ­ teilen erfolgte. Die Z ahl u n d G estalt dieser Zellen w ar bei jed er K o h le n a rt verschieden. I n d er C a k in g kohle

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17. J a n u a r 1914 G l ü c k a u f 89 w ar ihre Z ahl v e rh ältn ism äß ig gering; ihre F orm w ar

länglich, nach d er Meinung H u tto n s jedoch ursprünglich rund. Die V eränderungen sch reib t er d e r E inw irkung von sich ausdehnendem Gase zu, d as in die ein wenig nachgebenden Massen eingeflossen sei u n d einen senkrechten D ruck a u sg eü b t habe. I n den feinsten Teilen dieser K ohle, wo die durch die rhom boidale G estalt der B ruchstücke gekennzeichnete kristallinische S tru k tu r am besten en tw ick elt w ar, fanden sich die Zellen nicht m ehr. In solchen Teilen w ar d as Gefüge einförm ig und d ich t, die kristallinische A nordnung zeigte eine vollkom m enere V ereinigung d er B estan d teile und eine vollständige Z erstörung des Pflanzengefüges.

In d er S c h i e f e r kohle en td e c k te H u tto n zwei A rten von Zellen, die beide m it einer gelben bitum inösen Masse erfü llt w aren. Die einen en tsp rach en den soeben e rw äh n ten in d er C akingkohle v orhandenen Zellen, die än d ern w aren kleiner u n d von einer länglich-rundlichen G estalt. In d er K a n n e lk o h le ( P ä r r o t - oder S p l e n t - kohle) fehlte das kristallinische Gefüge, das in der C aking­

kohle so deutlich a u ftra t, ganz u n d gar. D ie erste A rt von Zellen w ar selten zu sehen; die O berfläche zeigte eine fa st einförm ige Reihe von Zellen d er zw eiten A rt, gefüllt m it bitu m in ö ser Masse. Jed e Zelle w ar von der änd ern durch d ü n n e, faserige A bteilungen g e tre n n t.

H u tto n h ä lt es fü r sehr w ahrscheinlich, d aß die Zellen in d e r K annelkohle von dem netzförm igen B au der M utterp flan zen h errü h ren , u n d d aß sie d urch den stark en D ruck, dem die pflanzlichen Stoffe ausgesetzt w aren, g eru n d e t u n d v e rw irrt w urden. Obgleich die k ristalli­

sierten und n ich tk ristallisierten A rten von K ohle in verschiedenen S chichten auf tre te n , kom m en nach P lutton doch a u ch S tü ck e vor, in denen sich d ic h t nebenein­

an d er beide A rten vorfinden. Dies sch reib t e r einer ursprünglichen V erschiedenheit in den P flan zen zu und g la u b t ferner, d aß das b ren n b are Gas als tro p f­

bare F lüssigkeit in d e r K ohle e n th a lte n sei. E r e n t­

d eck te auch leere Zellen, die w ahrscheinlich solches Gas e n th a lte n h a tte n u n d von d en m it einer b itu m i­

nösen Masse angefüllten Zellen ganz verschieden w aren.

Im A n th ra z it von W ales fanden sich wohl leere Gas­

zellen, n ich t ab er Zellen m it b itum inöser Flüssigkeit.

L in k , d er an die U ntersuchungsergebnisse H u tto n s an k n ü p fte, h ä lt es fü r o ffenbar1, daß dieser von einem ganz än d ern Gefüge re d e t, als im Holz w ah r­

zunehm en is t; sonst w ürde er gewiß ö fte r von F asern sprechen, die ja doch im H olz w eit häufiger als Zellen sind, und nicht n u r an einer Stelle erw ähnen, die faserige Masse tren n e die Zellen v o n einander, »nämlich jed e von d er än d ern , welches im H olz n ich t d er F all ist«. Ü b e r die m it b itum inöser Masse ausgefüllten Zellen g la u b t Link keine A ngaben m achen zu können.

E r g ib t sodann eine große A nzahl von B eobachtungen w ieder, die er bei d e r U ntersuchung von H olz, Torf, H olzkohle, B raunkohle und S teinkohle u n te r dem M ikroskop g em acht h a t. U. a. ste llte er d u rch U n te r­

suchung von Holzkohle fest, d aß d as V erkohlen den B au des Holzes sehr wenig v e rä n d e rt u n d die W ände d e r Zellen n u r schw arz u n d undu rch sich tig m a c h t; auch fand er bei d e r m ikroskopischen B e trac h tu n g von

1 s. L i n k . ;t. a. O. S. 33/4.

fossilem Holz, d aß sein B au durch d a s lange Liegen u n te r d er E rd e n u r wenig V eränderungen erleidet.

S teinkohle aus d er N ach b arsch aft von T a n s a in d er E bene von B o g ata glich u n te r dem M ikroskop dem dichten T orf Von L i n u m , d er h ä u tig e T eile u n d L ängs­

streifen, v erm utlich von den Lagen herrü h ren d , ohne deutliche Q uerw ände und ohne Spuren von H olzfasern zeigte.

Die fe tte , glänzende, in Lagen ausgebildete S tein ­ kohle von N e w c a s t l e zeigte wie die K ohle von S t. E t i e n n e und die von G i c k e l s b e r g1 wenig durchsichtige Teilchen, die m ehr erkennen ließen, wenn m an sie m it rektifiziertem Bergöl kochte. Die d u rc h ­ sichtigen Teilchen w aren gleichförm ig, ohne L ängs­

streifen u n d deutliche Q uerw ände, ganz wie beim Torf.

Die undurchsichtigen Teilchen w aren länglich und g estreift, als w ären sie aus Lagen en tstan d en .

Die Steinkohle au s N i e d e r s c h l e s i e n , in Lagen zerteilt, seh r glänzend, kleinm uschelig im B ruch, zeigte einzelne längliche, häu tig e Teilchen m it L ängsstreifen, m eist ohne, selten m it Q uerw änden. A uch sie glich seh r dem oben erw äh n ten T orf von L inum u n d zeigte keine S p u r von Holz.

S teinkohle von d er K ö n i g s g r u b e (O .-S.), aus Lagen b estehend, n ich t seh r glänzend, fest, m uschelig im B ruch, e n th ie lt einfache vegetabilische M em bran wie d er Torf, hin u n d w ieder m it A ndeutungen von Zellen; in d er Kohle des H eintzm annflözes (K önigs­

grube) e n td e c k te L ink S tü c k e, die v e rb ra n n t erschienen.

D er innere B au glich d e r vo rh er beschriebenen S tein ­ kohle aus O berschlesien m it einem Ü berzug von faseriger S teinkohle. Die O berfläche w ar glänzend, d er Q uerbruch weniger glänzend. V ergrößert glichen beide dem T o rf von W o g g e n t i n (häutige T eile m it deutlichen L ängslinien; s t a t t d er Q uerw ände b em erk t m an durchbrochene, am R an d e ausgezackte Stellen).

D ie faserigen T eile w aren a b e r nach L ink deutlich K ohle, so wie sie durch B ra n d zu en tste h e n pflege, was d e r Vergleich m it w irklicher Holzkohle beweise.

Bei än d ern K ohlenproben, V erm utlich auch von d er K ö n i g s g r u b e stam m en d , fand L ink faserige und pulverige schw arze Ü berzüge; die äu ß ern faserigen Teile zeigten deutlich g e b ran n te Kohle. Im In n ern waren wie gewöhnlich P flanzenhäute festzustellen. E benso zeigte sich eine glänzende K ohle von d e r L e o p o l d i n e n - g r ü b e bei B r z e n o k o w i t z (O.-S.) von z a rte n Streifen überzogen, die sich u n te r dem M ikroskop als v e rb ra n n t erwiesen.

Aus alledem schließt L ink, d aß zw eifelsohne diese S teinkohle u n te r d e r E rd e E inw irkungen von F euer e rlitte n habe und d ad u rc h w irkliche Holzkohle ge­

w orden sei. Da die R ich tu n g d e r F asern au f derselben Fläche zuweilen verschieden sei, so liege G rund zu d e r A nnahm e vor, d aß »die Flam m e ange­

schlagen habe«. W oraus die v erk o h lten Teile b estanden haben, sei schw er zu sagen. Beim V erkohlen sei das weiche, lockere Zellgewebe von Palm enholz bestehen geblieben, es h a b e sogar die Spirale eines Spiralgefäßes en th a lte n . An K iefern- und B irkenholz habe ab er

1 Zw ischen Freifoerg u n d C hem nitz.

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90 G l ü c k a u f Nr. 3 d e r B ran d die K ennzeichen d er Gefäße z e rstö rt; die

W ände w aren ganz undurchsichtig.

Die Ä hnlichkeit d er S teinkohle aus den altern F o rm atio n en m it dem dichten T orf von L inum sei sehr auffallend, weniger zw ar, ab e r deutlich genug, auch m it dem lockern Torf. Ü berall sehe m an S puren von Zellgewebe, nirgends deutliche S puren von Holz, wie sic vloch bei der B raunkohle vorkäm en. D aher m üsse er die Steinkohle für die T orfm oore oder vielm ehr für torfartige A blagerurgen d e r Vorzeit halten. D aß sich darin Holz z e rstre u t finden könne, wolle er nicht leugnen, auch nicht d as E rscheinen von K oniferen in dieser F orm ation.

D arauf b esp rich t Link au s sp ä te m F orm ationen stam m ende Steinkohle.

In d er Steinkohle aus dem M u s c h e l k a l k von K a l i n o w i t z (O.-S.) stellte er d ü n n e, unregelm äßige Lagen fest; au f dem B ruch w ar sie m uschelig und m a tt, im S trich glänzend. Die einzelnen T eilchen glichen denen des dichten T orfs; sie bestan d en aus Zellgewebe ohne Spuren von Holz.

Die S teinkohle aus dem u n t e r n L i a s vom D e i s t e r glich äußerlich sehr d e r vorigen. Auch sie b e sta n d aus dünnen Schichten, w ar m a tt u n d im S trich glänzend.

In ihrem Innern zeigte sie einige Teilchen, die dichtem T orf glichen; die m eisten schienen a b e r aus ineinander- gelcgten H olzfasern zu bestehen.

Steinkohle od er H olzkohle au s dem Q u a d e r s a n d ­ s t e i n von Q u e d l i n b u r g w ar seh r z a rt, faserig, äußerlich b rau n , a u f dem Q uerbruch glänzend und schwarz. Sie w ar w irkliches, vielleicht von Koniferen stam m endes H olz; die G efäße zeigten große, wie bei Koniferenholz in einer Reihe oder au ch z e rstre u t a n ­ geordnete Poren u n d H olzstrahlen. A n einigen S tücken w aren die Q uerstreifen von M arkstrahlen seh r leicht kenntlich (das besondere K ennzeichen von D ikotylc- donen).

Link h ält die H au p tm asse d e r S teinkohle fü r T orf, u. zw. offenbar wegen d e r häufig b e o b a ch teten und hervorgehobenen Ä hnlichkeit der kleinen u n d kleinsten Teilchen d er S teinkohle m it gewissen T o rfarten . A nder­

seits v e rtritt er die M einung, d a ß bei d e r Bildung vieler S tein k o h len arten offenes F eu er m itg ew irk t hab e, oder d a ß die fertige Kohle m it F eu er in B erü h ru n g gekom m en sei. T atsächlich ist die Ä hnlichkeit von einzelnen Holz­

kohlenarten m it S teinkohle bei einiger V ergrößerung erstaunlich.

W ährend L ink noch die K ohle in chem isch u n v er­

ä n d ertem Z u stan d u n te r dem M ikroskop d e r U n te r­

suchung u n terw arf, ta t G ö p p e r t einen w ichtigen S c h ritt vorw ärts, indem er die fossilen R este v e rb ra n n te1

u n d a u s dem zurückbleibenden S k e le tt, d a s häufig noch die ursprüngliche F o rm b ew ah rte, die S tru k tu r zu er­

m itteln suchte. Diese U n tersu ch u n g sart w a n d te G öppert zunächst bei F a rn k rä u te rn u n d s p ä te r a u ch bei K ala- m iten a n 3. Die O b erh a u t d er K alam iten lieferte ein K ieselskelett, das ebenso wie d a s d e r lebenden lüqui- se te n au s g e streck ten Zellen m it gew undenen W andungen u n d d a ra u f befindlichen S to m atien b e sta n d . W ie

* v g l G ö p p e r t : G attungen fo s sile r Farne, 183R, V o rred e, S. 18/9.

2 s. V erh an d lu n gen der S c h ic s ie c h e n G e se llsc h a ft fü r vatenH udisch©

K ultur, 1841. S , 144.

G ö p p ert1 au sfü h rt, w äre dieses E rg eb n is bei d e r bloßen m ikroskopischen U ntersu ch u n g d e r kohligen R inde jen er Pflanzen n ich t zu erlangen gewesen. E benso h ä tte n P h i l l i p s 2 u n d R c a d e3 in Asche von T orf u n d Steinkohle T eilchen von Pflanzengew ebe e rk a n n t. G öppert n im m t d as V erdienst, diese U n tersu cln m g sart als e rste r a n ­ g ew an d t zu haben, fü r sich in A nspruch u n d t r i t t E h r e n ­ b e r g'1 entgegen, d e r ähnliche, von F ra n z S c h u l z e an A lexander v o n H u m b o l d t in einem B rief5 a n diesen m itg eteilte E rfa h ru n g e n als eine neue E n td eck u n g bezeichnet. Von Schulze sei das V erfahren n u r in­

sofern einigerm aßen v erb essert w orden, als er vor- gcschlagen habe, die zu u n tersu ch en d e Steinkohle v o r d er V erbrennung m it S alp etersäu re zu behandeln u n d alle K alisalze zu en tfern en , die sonst m it den häufig au s K ieselerde bestehenden P flan zen sk eletten z u ­ sam m enzuschm elzen pflegen, w odurch ihre organische F orm v e rn ic h te t werde.

G ö p p e r t h a t sein V erfahren, S teinkohle zu u n te r­

suchen, viel angew endet und ste ts , auch in d e r dich testen K ohle von m uscheligem B ruch, S k elette von P flan zen ­ zellen gefunden, die n ich t n u r au s K ieselerde, sondern auch aus kieselsauerm E isen o d er au s E isenoxyd, z. T. auch aus T onerde b estan d en . Am m erkw ürdigsten erscheine wohl die E rh a ltu n g von P a re n c h y m - u n d P ro sen ch y m - Zellen im A n th ra z it, den er in d e r d e v o n i s c h e n G r a u w a c k e bei L e o b s c h i i t z (O.-S.) gefunden hab e, sowie in d er d u rch E m porsteigen des P o rp h y rs v e r­

än d erten , stengelig (B asaltsäulen ähnlich) zerk lü fteten S teinkohle d er F ix stern g ru b e in N iederschlesien. Alle diese U n tersuchungen bewiesen ab e r n ich ts w eiter, als d aß m an an dem organisch-vegetabilischen U rsp ru n g d er S teinkohle n ich t zweifeln dürfe.

S c h u l z e h a t in w eitgehendem ! M aße, als von G ö p p ert zugegeben w urde, dessen V erfahren, die S teinkohle fü r die m ikroskopische U n tersu ch u n g ge­

eig n eter zu m achen, verbessert. W äh ren d G öppert die K ohle v e rb ra n n te , um in d er Asche die kieseligen S k elette d er U rstoffe d e r Steinkohle zu er­

kennen, b eh an d elte Schulze® die zerk lein erte S tein ­ kohle m it einem Gem isch von chlorsaurem K ali und S alpetersäure. A us d e r m it dem o x ydierenden Gemisch b eh an d elten Steinkohle zog er d a ra u f m it w ässerigem A m m oniak eine große Menge einer b ra u n e n Masse aus, die in d er ursprünglichen K ohle die E rk e n n u n g d er S tru k tu r v e rh in d erte. So erh ielt e r die n u n m eh r völlig d u rchsichtig gew ordene Z ellenm em bran in einem zur U ntersuchung u n te r dem M ikroskop geeigneten Z ustand. N eben porösen H olzzellen e rk a n n te Schulze in d e r so b eh an d elten K ohle u. a. kugelige M assen, die m an, wie er sagte, fü r Pollen od er Sporen zu h a lte n v e ran laß t sein k ö n n te , u n d selbst bei B rau n k o h len arten , wo die pflanzliche S tr u k tu r fa s t ganz z u rü c k tritt,

1 vtfl. G ö p p e r t : A b h a n d lu n g b etreffend E n tste h u n g d er S te in ­ k o h le n la g e r (P ro s^ ch rifti, H aa rlem , i848, S . 63.

2 L* In stitu t, 1813. X I. 22.

3 vg l. B r o n n und L e o n h a r d , J a h rb u ch fü r M in era lo g ie, G eo g n o - s io und P e tr e fa k ten k u n d e . 183'.», S . *46.

^ E r d n » a n n und M a r o h a n d , J o u ru . f. prakt. C h em ie 1843 Nr. 1. S. 61/3.

5 S e p tem b e r 1°44.

6 s. M onatsberich te (B e rich te über d ie z u r B ek a n n tm ach u n g g e e ig ­ n eten V e ih a iid lu iig c n ) d er K ö u ig l. P reud. A k a d e m ie d. W is se n s c h a fte n zu B erlin , 1855, S. 67«.

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J7. J a n u a r 1914 G 1 ü c k a u f 91

legte er au f diese A rt die Zellen bloß u n d k o n n te u n v er­

ä n d e rte Zellulose beobachten.

Sehr eingehend h a t D a w s o n1 die vegetabilische S tru k tu r d er S teinkohle u n te rsu c h t. N ach seinen F e s t­

stellungen e rk e n n t m an in d er gew öhnlichen bitum inösen Kohle schon m it bloßem Auge B lä tte r einer k o m p ak tem , glänzendem Kohle, g e tre n n t d u rch unebenen Filz und L ager von faserigem A n th ra z it oder m ineralischer Holzkohle. B iese S u b stan z b e ste h t aus T rü m m ern von Prosenchym - u n d G efäßgewebe in verkohltem Z ustande, die etw as p la ttg e d rü c k t u n d m it b itu m in ö ser und m ineralischer Masse von dem um gebenden G estein aus d u rchdrungen sind. Sie h a t sich d urch F äu ln is vege­

tabilischer Stoffe an d er L u ft gebildet, w ährend die d ichte K ohle d u rch Z ersetzung u n te r W ässer e n t­

stan d en ist, b eein flu ß t d u rc h H itze und E inw irkung von L u ft. Dawson b esch reib t d er R eihe n ach die im Z ustand m ineralischer Holzkohle vorkom m enden Ge­

webe von K ry p to g am en (L epid o d en d ro n , U lodendron u n d Farne) und von G ym nosperm en (K oniferen, K alam odendron, S tigm aria und Sigillaria, zu d e r wohl auch das sog. fossile Z ykadeenholz gehört). Die dichte K ohle en tsp ric h t einer viel großem Masse. Ih re Lagen s tim m e n , w eiter verfolgt, m it d em U m riß eines zusam m en­

g edrückten S tam m es überein, w as in gewissem G rade auch von d er Schieferkohle gilt, w äh ren d die G rob­

kohle aus um fangreichen L agen zerfallener P flan zen ­ masse im Gemenge m it Schlam m zu b estehen scheint.

H ä lt m an die K ohle, zum al die schieferige, schief u n te r sta rk e s L ich t (nach einer von G ö p p e r t em pfohlenen Weise), so b ieten die O berflächen d e r K ohlenlam ellen die Form en m ancher w o h lb ek an n ter K ohlenpflanzen, wie Sigillaria, S tigm aria, P oacites (N oeggerathia), L epidoden­

dron, U lodendron usw. d ar. V erfolgt m an die Kohle au fw ärts in die hangenden Schiefer, so fin d et m an die Lam ellen d e r d ich ten Kohle o ft d u rch p la ttg e d rü c k tc kohlige S täm m e u n d B lä tte r v e rtre te n , die nun durch die Zw ischenlagerung des T ons d eu tlich er zu u n te r­

scheiden sind. Folgende E ndergebnisse sind hier von B e la n g :

Ivalam iten und besonders Sigillarien haben, w enigstens in d er m ittlern Steinkohlenform ation, die H a u p tm asse zum P flanzenstoff der S teinkohlenbildung geliefert.

Die H olzm asse d e r Sigillarien- u n d K alam iten-A chsen u n d K oniferenstäm m e, das Treppengefäßgew ebe der L epidodendren- u n d U lodendren-A chsen, endlich die H olz- u n d G efäßbündel d e r F a rn e finden sich h a u p t­

sächlich im Z u stan d m ineralischer H olzkohle. Die äußere R indenhülle dieser Pflanzen in V erbindung m it solchen ä n d e rn H olz- u n d K ra u tte ile n , die sich ohne L u ftz u tritt u n te r W asser zerse tzt haben., erscheinen in verschiedenen G raden d er R ein h eit als d ichte S teinkohle, wobei die R inde d ad u rch , d a ß sie den w ässerigen In filtratio n en den g rö ß ten W id erstan d le istet , die reinste K ohle ergibt.

D as Ü bergew icht des einen oder des än d ern je n e r beiden S tein k o h len b estan d teile h ä n g t noch m it von d er Z ersetzung u n te r W asser od er an d e r L u ft sow ie vom T ro ck e n h eitszu stan d des B odens u n d d e r L u ft ab.

‘ Quart* ju urnal o f th e p e o lo g . so c. XV. S . 6: 6. A nnal* 3 . m a ea z.

o f n a t. 1» st.» 1859 (3), III, S. 439; s. Z i r k e l : D ie m ik r o sk o p isc h e B e s c h a ffe n h e it d er M in eralien und G e stein e , 1873, S. 261/3.

S p ä te r ist es D aw son gelungen, in S teinkohlen von N eu -S ch o ttlan d , vom K a p B reto n u n d aus Ohio au f m ikroskopischem W ege Sporen u n d Sporenkapseln nachzuw eisen, die sich indessen n u r in geringer Menge an d er B ildung der K ohle beteiligen.

W enn ab er auch Sporenkapseln in den m eisten K o hlenarten gefunden w erden m ögen, so scheint doch ihre G egenw art für die Z usam m ensetzung d er K ohle selbst m ehr zufällig als w esentlich zu sein, und sie kom m en w ahrscheinlich reichlicher in den Schiefer- u n d K annel- kohlen vor, die sich in seichten W assern in d er N ähe von I.ykopodiaceen-W äldern ab g esetzt haben, als in den m oorigen oder torfigen A blagerungen, welche die gew öhnlichen, vorw iegend aus R inden- u n d H olzm asse b estehenden K ohlen bildeten. Dawson m ach t auch d a ra u f aufm erksam , d aß m an nam entlich in D ünn­

schliffen die gelblichen Sporangien w eder m it kleinen K onkretionen b itu m in ö ser Masse noch m it pflanzlichen E pid erm isteilen (z. B. von P silophyton) verw echseln d ü rfe. E rw äh n u n g v e rd ie n t noch, d aß d er T asm an it (»white coal«) vom M ersey-F luß in T asm anien zum g rö ß ten T eil aus S porenkapseln von F a m e n zusam m en­

gesetzt ist.

U m einen w eitem S c h ritt h a t R e i n s c h die W issen­

sc h aft d er S teinkohlenm ikroskopie zu fördern gesucht.

E r h a t m eh r als 1200 Steinkohlendünnschliffe nach einem besondern V erfahren herg estellt u n d a u f diese seine B eobachtungen au fg e b a u t, die er in einem u m ­ fangreichen W e rk1 niedergelegt h at.

»Die zu sam m engesetzte S tr u k tu r d e r S teinkohlen aus ungleich h a rte n Substanzen«, so fü h rt R einsch a u s 2,

» g e sta tte t nach H erstellung des P lanschliffes d e r P la tte die H erstellu n g eines m ikroskopischen Reliefs, in w elchäm diejenige S u b stan z, die dem S chleifm aterial u n d dem angew endeten D ru ck W id erstan d leiste t, die erhabenen u n d zum eist zusam m enhängenden P a rtie n b ild et und die V ertiefungen den ausgeschliffenen w eichem u n d loser zusam m enhängenden S ubstanzen entsprechen«. Die A nfertigung d er Reliefschliffe er­

folgte d e ra rt, d aß die Planschliffe z u n ä c h st m it feinstem , geschlem m tem Schm irgel, in m anchen F ällen au ch m it geschlem m ter K reide (oder noch besser m it ein er au s einer K alklösung m it Soda ausgefällten K alkerde) glattgeschliffen w urden. D a ra u f w urden die g la tte n F lächen m it G lyzerin a n g efeu ch tet u n d m it 1 qcm großen, knötchenfreien K o rk stü ck ch en m it d e r H an d nach verschiedenen R ich tu n g en ausgerieben. Bei h a rte m K ohlensorten w an d te R einsch s t a t t des K orkes ein in F o rm eines stu m p fen M essers geschliffenes, 1,5 cm breites Stückchen U rtonschiefer od er sehr feinkörnigen grauen oder ro te n Silurschiefer an, dessen stu m p fe Fläche e r au f die Steinfläche a u fse tz te und sie, m it ein w-enig w ässerigem G lyzerin b efeu ch tet, in bogen­

förm iger Bew egung die F läch e allseitig b erü h ren ließ.

D ie H erstellu n g d e r fü r den D ünnschliff b estim m ten K o h len p lättch en e rfo rd e rt nach R einsch eine besondere Sorgfalt. D ie A nfertigung von H orizontalschliffen durch die K ohle b iete keine Schw ierigkeiten. S enkrechte S ch n itte gew inne m an am b esten d u rch A bsagen m it

1 R e i n s c h : N e u e U n tersu ch u n gen üb er M ik r o stru k tu r der S te in ­ k o h le des Karbon der D v a s u n d T r ia s. 1881.

3 a. a. O. S . 2/3.

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92 G l ü c k a u f Nr. 3

H ilfe eines h a rten , etw a 0 cm langen S ägeblättchens m it ein wenig gefran sten Z ähnen, da sich sonst die Säge klem m e u n d das spröde M aterial springe. Die Dicke des P lä ttc h e n s richte sich nach dem b earb eite ten M aterial. Bei sehr zusam m engesetzten Flözen m üsse die R o h p la tte bei 1,5 cm K an ten län g e 4 bis 5 mm dick sein. Vor dem Schleifen m üsse m an die Stückchen au f ihre H a ltb a rk eit prüfen. F ü r m anche K ohle sei es g u t , die P lä ttc h e n vor dem R ohschleifen zu er­

w ärm en und m it einer M ischung von gebleichtem W achs und reinem P araffin zu trän k en .

W ährend nun nach allen bisherigen, auch neuern, w issenschaftlichen F eststellungen die S teinkohle ein festgew ordenes fossiles H um userzeugnis d a rste llt, ganz überw iegend e n tsta n d e n au s hochorganisierten P fla n zen 1, g lau b te R einsch in seinen R elicfdünnschliffen R este und Form en vorw eltlicher G ebilde zu erkennen, die sich m it heute lebenden Pflanzenform en n ich t v er­

gleichen lassen. N achdem er zu n äch st verkieselte Protoplasm agebilde im S ilur e rk a n n t zu haben m einte, ü b er deren w ahre N a tu r er nach zahlreichen Ver­

gleichen m it V orkom m nissen d e r Kieselerde aller Art keinen Zweifel h a tte , suchte er zu r E rh ä rtu n g seiner B eweisführung zu n äch st en tsp rech en d e rezente Ge­

bilde und ferner dieselben oder en tsp rech en d e vor­

w eltliche G ebilde in einem än d ern als v erkieselten Z u­

stan d e zu finden, d a ja m öglicherweise alle die von ihm als P rotoplasm agebilde g ed e u te te n F o rm en am E n d e nichts anderes sein k ö n n ten , als einfache K ristalli- sationserscheim m gen d er K ieselsäure. D ie A uffindung d er verm eintlichen Plasm icn des K arbons in den D ü n n ­ schliffen im verk o h lten (nicht d urch M inerallösungen v eränderten) Z u stan d e h at ihm nun »eine F ülle des schönsten und d eu tlich sten M aterials« geboten. Alle von ihm »neugefundenen« G ebilde, u n te r denen er d urch Vergleich vieler E inzelproben die einzelnen G rundgestalten fe ststellte, vereinigte er u n te r dem N am en P rö tö p h y te n (U rpflanzen); bei den en d as Leben und die verschiedenen L ebensstadien des O rganism us an n ack tes P ro to p lasm a (Zellstoff) g ebunden sei. V or­

nehm lich dieser neugebildeten A bteilung d e r U rpflanzen g la u b te Reinsch einige andere rezente Gebilde zu ­ weisen zu m üssen, die alle ohne eine zellulosehaltige, von d er In n en su b stan z kaum verschiedene A ußen­

schicht seien, und die m an bis d a h in , wohl ohne G rund, teils bei d en P hvcochrom algeu, teils bei d en Pilzen u n te rg eb rach t habe. Alle diese fraglichen rezenten Pflanzengebilde erschienen ihm nach seinen E rfahrungen n u r »als die letzte n A usläufer ein er alle Z e ita lte r d er E rd e d u rchlaufenden, bis in unsere Zeit hineinragenden großen und einstens m ächtig entw ickelten P flan zen ­ gruppe«.

R einsch te ilt in seinem W erk die niedern K ry p to ­ gam en in sieben K lassen ein u n d b eschreibt ausführlich die F orm en d e r nach seiner M einung in den D ü n n ­ schliffen erk en n b aren U rpflanzen. E r w ar, wie v o n G ü r iib e i* au sfü h rt, in d e r D eu tu n g d e r gew onnenen E rgebnisse wenig glücklich, indem er die aufgefundenen

i .m. P o t o n W * : I>ic E n tste h u n g d er S tein k o h le, 1910, S 8.

- a. v o n G - Ö mb e l : B e itr ä g e zur K en n tn is d er T ex tu r v er h ä ltn isse d' r M inertukoh leit. S itz u n g s b e r ic h te -d er K gl, b a y e r isc h e n A kad. d.

\Vi8»etu»eh.. M atb^ phys, K l. l&M, t» S. l t l ft*. '

Zeichen d e r T e x tu r d e r H a u p tsa c h e nach n ic h t als das e rk a n n te , w as sie w irklich sind, näm lich Gewebe von b e­

k a n n te n P flanzengebildcn, en tsp rech en d den je tz t leben­

den. Auch habe sich R einsch d u rc h m ineralogische E in ­ lagerungen, e tw a d urch K a rb o n a t- und K ieselb lättch en , Schw efelkiesdendriten usw ., vielfach täu sch en lassen, so d aß er sie als zu seinen »Protoplasm en« gehörig d eu tete.

D ennoch habe sich R einsch in bezug au f die T e x tu r- v crh älln isse d er M ineralkohle u n b e stre itb a re V er­

dienste erw orben. P o t o n i e1 h ält die A rbeiten von R einsch für völlig w ertlos u n d bezeichnet jede. E r ­ w ähnung seiner angeblichen E rfolge als einen » L ite ra tu r­

ballast«. R einsch ist zweifellos m angels genügender V orkenntnisse Irrw ege gegangen, u n d m an k an n sich eine V ertiefung in sein um fangreiches W erk ersparen.

V on G ü m b e l fällt neben L ink und G ö p p ert das g rö ß te V erdienst um die W issenschaft vom A ufbau d er S teinkohle zu. E r b a t, um die K ohle usw. d er U n tersuchung zugänglicher zu m achen, n ich t, wie R einsch, die in d e r K ohle e n th a lte n e n pflanzlichen Reste au f m echanischem W ege von ih re r U m gebung zu befreien v ersucht, sondern h a t sich vielm ehr zu diesem Zweck d e r z u e rst von S c h u l z e v erw endeten O x y ­ d a tio n sm itte l (K alium chlorat und S alpetersäure) b e­

dient. In dem V erführen hat Güm bel allerdings einige wichtige Ä nderungen e in tre te n lassen. Am zw eckm äßigsten erw ies sich zu n äch st die A nw endung einer g e sä ttig te n Lösung von K aliu m ch lo rat u n d einer Salpetersäure von 1,47 spez. G ewicht. Bei zu leb­

h a fte r E in w irk u n g d er M ischung (die er kurz B leich­

flüssigkeit nannte) a u f gewisse junge kohlige S u b ­ stanzen w urde sie beliebig v erd ü n n t. Als w ichtig e rk a n n te G üm bel, die E inw irkung im allgem einen langsam (tagelang) erfolgen zu lassen. Bei zu geringer E inw irkung, erk e n n b a r a n d e r hellgelben (a n s ta tt tiefbraunen) F a rb e d e r B leichflüssigkeit, m uß dagegen die F lüssigkeit m it einer stä rk e rn v e rta u sc h t oder die O xyd atio n sw irk u n g d u rch E rw ärm en v e rs tä rk t w erden.

M anche K ohlenartcn, die einer d e rartig en M ischung einen großen W id erstan d leisten, w erden am besten m it K alium chlorat in P ulverform verm ischt u n d in einem Probierröhrchen m it sta rk e r S alp etersäu re ü b e r­

gossen. (Dabei ist V orsicht anzuw enden, da ebenso wie beim Erw ärm en d e r B leichflüssigkeit w ährend ihrer E inw irkung au f K ohle leicht explosionsartige Z er­

setzungen e in tre te n können.) Bei gewissen K ohlensorten, die, wie ältere anthrazitiS che F aserkohle u n d d erb er A n th razit, sogar d e r E inw irkung von festem K aliu m ­ chlorat und S alp etersäu re w iderstehen, is t es nach Gümbel bisweilen zweckdienlich, die Kohle vo r d er A nw endung d e r B leichflüssigkeit in k o n z e n trie rter Schw efelsäure zu kochen. W enn auch d an n noch d e r gew ünschte E rfolg au sb leib t, so m uß m an zu dem von G öppert angew endeten E inäschern d er K ohle schreiten.

W ährend Schulze nach d er A nw endung d er oxydierenden M ittel die K ohle m it A m m oniak von d er ih r an h aften d en b rau n en F ä rb u n g b efreite, fand G üm bel, d aß A m m oniak nach d e r E in w irk u n g d er Bleichflüssigkeit in dem erh alten en R ü c k sta n d einen großen Teil d e r K ohlensubstanz, in d e r die P flanzen-

1 «. a. Ö. S . 12.

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17. J a n u a r 1914 G l ü c k a u f 93 te x tu r ausgezeichnet erk e n n b ar w ar, vollständig au f­

löste und zerstörte. D aher h ielt er es fü r zweckm äßig, bei A nw endung von A m m oniak vo rh er die erste m ik ro ­ skopische U ntersuchung der Kohle vorzunehm en.

A n sta tt des A m m oniaks em pfahl er jedoch, stark en Alkohol zu v e rw e n d e n ; verunreinigende Salze, die sich gegebenenfalls bei d er B ehandlung m it Alkohol aus- scheiden, können m it geringen Mengen von W asser gelöst und e n tfe rn t w erden.

Z ur U ntersuchung erweisen sich nach G üm bel m öglichst dünne, dabei ab er gleichm äßige, p la tte n ­ förmige S p litte r am v o rteilh aftesten , die m an bei einiger Ü bung leicht m it dem H am m er hersteilen könne, wenn n ich t fü r besondere Zwecke größere S tü ck e erforderlich seien. O ft erlaube es jedoch die K o h len art nicht, der­

artige B ruchstücke zu gew innen, so d aß m an dann S p litter, wie sie sich eben b ieten , verw enden m üsse. Auch losgelöste D ünnschliffe seien m eist b ra u c h b a r; doch stehe d er dabei gew onnene V orteil zu der bei ihrer A nfertigung aufgew endeten Mühe in keinem V erhältnis.

Bei d er B ehandlung mit. den g en annten Chemi­

kalien leisten einige P flanzenteile in d er Kohle besondern W id erstan d , z. B. E piderm algebilde, Pollen- k öm er, S am en h äu tch en usw. D erartige GeWebe nehm en oft einen b eträch tlich en A nteil an d e r Z usam m ensetzung d er M ineralkohle; m an m uß d ah e r n ich t unterlassen, die m it B leichflüssigkeit u n d Alkohol behandelten K ohlenproben noch einer nachträglichen E inw irkung einer v e rd ü n n te n L ösung von A m m oniak oder K alium ­ h y d ro x y d zu unterw erfen. In m anchen Fällen w ar es nötig, die zu behandelnden K oh len sp littcrch en vor A nw endung d e r B leichflüssigkeit einer vorbereitenden E inw irkung d urch andere L ösungsm ittel zu unterw erfen, u. zw. z. B. durch F lu ß säu re bei Schieferarten, um die von erdigen T eilen eingeschlossene kohlige S ubstanz freizum achen, u n d durch Alkohol, Ä ther, Schwefel­

kohlenstoff, B enzin usw ., um in sehr harzreicher Kohle die den Angriff d e r B leichflüssigkeit störenden K ohlen­

w asserstoffe zu entfernen.

Güm bel m achte ferner auf häufig vorkom m ende Erscheinungen aufm erksam , die sich bei d e r m ikrosko­

pischen U ntersuchung zeigen und T äuschungen v e ra n ­ lassen k ö nnten. So lassen S p litterch en von Schiefer in d e r Kohle o ft eine zellenartige S tr u k tu r erkennen, was zu dem G lauben führen k a n n , d a ß m an es m it Pflanzenzellen, also m it pflanzlichen R esten zu tu n habe. F e rn er tre te n o ft harz- oder h um usartige A us­

scheidungen in F orm v o n dü n n en H äu tch e n u n d selbst g ro ß em F locken einer gelblichen und graulichen Masse auf, die von ä u ß e rst zahlreichen, ru n d en , ungleich­

großen u n d unregelm äßig v e rte ilte n L ech em d u rch ­ brochen sind. F e rn e r erw äh n t G üm bel ru n d e, tiefbraun oder gelblich g efärb te kleine K ügelchen, die u n te r dem M ikroskop zum V orschein kom m en u n d zuweilen in au f­

fallend gleicher Große so an ein an d erg ereih t erscheinen, d aß sie a n gewisse Algen- u n d Pilzform en erinnern.

Noch täu sch en d er erscheinen größere, vollständig runde K ügelchen, die en tw ed er m assig oder im In n e rn hohl u n d d a n n von einer n ach A rt d e r v o rh er beschriebenen H äu tch en durch lö ch erten H ülle um schlossen sind. Sie können leicht zu Verwechslungen m it Sporen und Pollen

oder D iatom een V eranlassung geben. Die S ubstanz der Kügelchen v erflü ch tig t sich in der W ärm e u n d wird von Alkohol z. T. aufgenom m en. Diese Kügelchen bestehen d ah er nach der A nsicht G üm bels w enigstens z. T. aus Fossilhärz. E ndlich n e n n t er als derartig e E inlagerungen dünne B lättchen von fischschuppenartigem Aussehen m it konzentrischen Linien und strah lig faserigen S treifchen. Sie b estehen anscheinend aus Quarz. Ä hnliche aus K alk-, D olom it- od er E isen sp at, Schwefelkies, Bleiglanz oder Blende bestehende und durch ihre weiße F arb e oder d en m etallischen G lanz auffällige B lä ttc h en lassen sich in erstau n lich er Menge au f den feinen K lüften d er Glanzkohle vor ihrer B ehandlung m it d er Bleichflüssigkeit w ahrnehm en.

A ußerdem zeigen sich in m anchen K ohlenarten ziemlich zahlreiche kleine, scheibenförm ig gewölbte, cocoolithenähnliche K örperchen m it z a rte n konzen­

trischen S treifchen. Sie bestehen v erm utlich ebenfalls au s K ieselsubstanz.

G üm bel h a t an T orf und torfähnlichen kohligen Massen, an q u a rtä re n , torf- und m ineralkohlenähnlichen S ubstanzen, an te rtiä re r B rau n - und Pechkohle, an m esolithischer M ineralkohle u n d an M ineralkohle der K arbonschichten U ntersuchungen angestellt. Den eigent­

lichen M itte lp u n k t seiner U ntersuchungen b ildet die M ineralkohle des K arbons, u. zw. die kohligen S ubstanzen d er jü n g em Reihe d er paläolithischen A blagerungen.

Vor allem lagen ihm K ohlenproben von den G ruben S t. In g b e rt in d e r R heinpfalz, au s W estfalen, Sachsen, d er P ilsener M ulde, S ü d ru ß lan d , G roßbritannien, N ordam erika und T asm anien vor, als deren b ek an n te A b arte n er Glanz-, M att-, (Streif-,) B ack-, S inter-, S and-, G rob-, R uß-, K annel- u n d B ogheadkohle, B ra n d ­ schiefer, F aserkohle (an th razitisch e Holzkohle) und A n th ra z it n en n t.

In zartem , dun k elg efärb tem K o h l e n s c h i e f e r , den G üm bel d urch längere B ehandlung m it v e rd ü n n ter F lußsäure aufgelöckert h a tte , gelang es, u n e rw artet zahlreiche, vortrefflich erh alten e, allerdings seh r zer­

stü ck elte P flanzenteile auszusondern. Teilweise konnte m an in diesen noch d as P flanzengew ebe erkennen.

G rößere, im K ohlenschiefer ein g eb ettete P flanzen- und B latteile ließen sich d urch F lu ß säu re selten loslösen, d a die K ohlenrinde z. B. bei F arn en , L epidophyllen, Sphenophyllen und A nnularien in kleine rhom boedrische S p litterchen auseinanderfällt. Als v o rte ilh a fte r erwies es sich, die noch m it ein er dü n n en Schieferunterlage versehenen P flanzenteile m it d e r B leichflüsigkeit zu behandeln. Bei seh r z a rte n Pflanzen kann m an ab e r auch hier selten m ehr als bloße A ndeutungen d er Ge­

webe sehen; n u r die langgestreckten Zellen d er B la tt­

nerven u n d die E p id erm is entziehen sich fa st nie d er B eobachtung. Bei d en nadelförm igen B latteilen von L epidodendron, die einen festem Z usam m en h alt haben, g ib t sich d a s Pflanzengew ebe in G estalt d eutlich lang­

g estreck ter Zellen besser zu e rk e n n e n ; nach B ehandlung der o x y d ierten K ohle m it A m m oniak b em erk t m an auch p aren ch y m atisch e Zellen und E p id erm isb lättch en m it Spaltöffnungen.

In d e r K o h l e n r i n d e d e r K alam iten a u s den K ohlen­

schichten von St. In g b e rt, die selbst nach E inw irkung

Cytaty

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