XXIL Jahrg. Berlin,den1.Youember1913. Ye.5.
Die Zukunft-is
Herausgehen
Maximilian Kardew
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Uebrrseedeuksche. VonFritzRecksmalceckew en ..........152
DieWahrheit VonEmll Mart-tot ..·..............156
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Büdbalxth Voncado n..............·........165
Briefwerlxsel ............................169
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wird seitJahrzehnten mitgrossetn ErfolgeZurHaustrinkkur beiNierengries
Gicht,stein, Eiwe185 undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt- Nach
den neuesten Forschungen istSieauch demZucker-kranken ZurErsetzung
seines täglichen Kalkverlustes anerster stelle zuempfehlen. —Fürangeht-ach
Mütter und Kinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochen-dulden von
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14,327Badegäste und2,245,831Flaschenversanck = Mssllverlange neuesto Literatur portokreivon den
JJFürsti. Wilclunger Mineralquelle-m Badwilcknngen 4.
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von Tresckow Königl. Kkiminallcommissar n.D.
Zuverlässigste vortrauliche Ermittelungen und Beobachtungen jeder Akt.
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Die Zukunft
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Berlin, den 1. November 1913.
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Feuer-wert
WerausschmerzendcmErleben sichdashoheGlückgerettethat, aneinen persönlichüber allemMenschenschicksal,Völker- schicksalwaltenden Gott zuglauben, Der muß,vom hüllenlos leuchtenden Himmel her, durchdasGehöstder dritten Oktober- wochedieHerrnstimmevernommen haben. Nicht zornig dröhnte sieinsein Ohr, noch nichtwieeineszurhärtestenStrafeentschlossc-
nen Richters; inTrauer war ihres Tones Majestät dicht einge- fchleiert,wieeines ernstenVaters würdige Rüge,diezärtlichem Gefühl schwer sichentband undihrerWirkenskraft selbst nichtge- wiß ist. »Das Deutsche Reichwill aus seinemWahntraum nicht erwachen.Weil ichsliebhabe, sparte ich nichtanWarnungund Zeichen. Dochweiter schläft es; wähnt sich,demNachtwandlcr gleich, auf steilstem FelsgratundHaussirstsowohlgeborgenwie aufdemMoostcsppich einer von Sommermorgenwindchen ge- streicheltenAu,hinter schlaftrunkenen TröperdesrechtenWeges- sosicherwie unter desweisesten Erzengels Obhut;undseinTraum haßtdenWarner, alskönnenur dessen Weckrus ihmdenSturz, jähenTodihmbereiten.Und hängteichdenvonBlutfarberöthesten meinerKometenvors Erddachfenster:dieRuthe,vordermanches dreist fuchtelnde Kindervolk zuschlottern begann, schrecktsoEr- wachsene, Aufgeklärte nicht mehr. Durch ihre Nachtlodere ein grasseres Licht. Durchdie inTageshellegekünstelteNacht ihres üppigsten Boiksrausches Wenn eingedrillter Dünkel sich hoch überderAhnenthat, nah schonden Sternen glaubt,flackere ihm
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138 DieZukunft.
zuHauptvon meiner BlitzeZackendasGewölb,überslammedas Kunstlichtund lehrewillige Seelen erkennen,inwelche Gefahr schlafsüchtigeWahrheitscheusichverklettert hat. Vielleichttaumelt endlichdann auchdieDienstmannschaft auf.«Jahrhundertseier.
Das öffentlicheGeweseDeutschlandsistdemPreußischenvon1813 so ähnlichwiederBulgarenferdi demsauberen HeldenBlücher.
Thut nichts;gefeiertmuß werden. Umwickelt,liebeBürger,mit Papierguirlanden jedenDorn,dengetreuesErinnernins Fleisch derVolkheitdrückenkönnte,undsüßetdieWorte,diesonst wohl bitteren Nachschmackließen. NichtsAnderes hörederNachbar alssolchesEine: Wiewirs soherrlichweitbrachten.Leiderwill dieserNachbar sichnichtinstumme Andacht bequemen.Erfragt,
wodasPreußenderHeidenzeitwittere;warum inallerNednerei garnichtvonderHilfe gesprochenwerde,diedemzerstücktenAdler- land vonNussenundVriten,OesterreichernundSchwedenkam.
Lasset ihn schwatzen.DerMittagderVölkerschlachtwinkt. Nach Leipzig,woFriedrich AugustvonSachseneinst,alsBonapartes Genosse,vonden verbündeten Heeren besiegt,vonden in dieer-
stürmteStadteinziehendenKriegsherrenAlexander undFriedrich Wilhelm nichteines Blickes werth geachtet wurde,rusteinvon klügerem Nath bedienter FriedrichAugustnun Alldeutschlands Fürsten.Sind siedortvereint, dann sollvon allenThürmendes Reiches dieGlockejubeln;nach demselbenStundenschlagüber kahleFelder, gelbe,rothe,braune Baumwipfelhinbis andas winterlichwerdende Meer, dasin Nebeln vonWonneund Graus desNovembersturmcs träumt,die Kunde tragen: Soinnig istin unserenHerrscherfamilien,aufjeglichem GipfelnationalenLebens dieEintracht, so fromm,aufHöhen,iuTiefen,unsererMenschheit Sinn,daszvom goldenen Stuhlzufrieden derWeltrichteraufuns niederlächelt. JederStrangistgeprüft.Da schlitztsichdasBlau des Himmelskleidesundaus zackigenRändern wirbelt Feuer.
Für einesBlickesDauerists wieBotschastdesSonnenaufganges.
Und wieErwachensGeräusch schwirrtsdurchdieLuft.Horchetl Seufzerüber dieMühsaldes Etwerbes,derseit Jahrennicht so kargwar wie indiesem Herbst.DasNöchelnsterbender Osfiziere, unter denen desStahlvogelsFittich brach. HäßlicherZwistim erstenHausdesReiches.Das neuste,größte;schnellsteLuftschiff ver-brennt währendderProbesahrt undmordetsiebenundzwanzig
cis-I-
Feuerwerk. 139 deutscheMänner. Glockenton schwingtnun vonallenThürmen.
Ruft erzuTrauetklage? Nein: zurbunten Lusteines Prunk- festes.Dasdatfnichtabgesagtwerden.WasdächtedasAusland?
·Raketen,Schwärmer,LeuchtkugelnprasselninsfrüheDunkel.Gelb blinkt desSachsenrossesSchädelaus Laub. Jahrhundertfeier.
Das System Zeppelin.
»DenSachverständigstenwar dieechterdinger Katastrophe keinZufall,keinaccident,sonderndieunvermeidbare, vorausge- seheneFolgeeines gefährlichenSystems. Jstvon denTrunkenen Einer gewiß,daßdemnächstenSchiffdes GrafenZeppelinein minder düsteres Schicksalbeschiedenist?Nein? Dann magJeder bcdenken,daß3eppelinsnunDeutschlandsSchlappewäre.,Auf- tragvonderNation«,,nationalerLuftschiffbaufonds«:solcheWorte sindKetten und binden dasReich. Und höherals derMann, auchderedelste, muß uns,vielhöher,desReiches Wohl gelten.
Dem zeugt derTaumelnie einenMessias Daskannsichnurselbst erlösen,mitdem ganzen Aufgebotmännlicher Kraft« Vorfünf Jahren, am fünfzehnten August 1908,waren hierdiese Sätzezu 1esen.NureinemHäufleinhattensie nichtallzunüchternenKlang.
Kam dersiebenzigjährigeGraf Ferdinand Zeppelininfeinem EWunderkahnnichtvomBodenseebisandenMain,vom Goldenen Niainz nicht nachStuttgart? Schwebte nicht,wieeinMärchen- -gcbild,"das schöneSchiffüber Etwins Kirche? Daßesaufdem echterdinger Feld verbrannte,war einZufall,dessenTücke kein Menschenhirn abwendenkonnte.DerDeutsche abernicht hindern darf, auchinderLustwelt sichvornan zufühlen. Schon liefter, TdenFranzosenseieinzweitesSedan verloren,denVriten eine zunvergeßlicheWarnungüberdenKanal gerufen; liest, daßDeutsch- jlandimZeitraumvonzweiJahrenzwölftausendAluminiumschiffe bauen undaufdieser-FlottesechshunderttausendMannnachDos veroderPortsmouth bringenkönne.Dann,schlimmeVettern,naht EuchdieNacht.Von der Maus bisan die Memel jauchztdie Freudenbotschaftvondem deutschenSieg. Echterdingen? Ein zletzterVersuchderElementargewalten,ineifernderRachsuchtden
«Meisterzustrafen.StürzenwolltensieihmundhalfenihminVers -gottung.Diewährt fort;trotzallemMißgeschick.Währendder erstenFahrt stürzt,am zweitenJuli1900,das vom Grafenge-
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führteLustschisfindenBodensee;bleibt,weilesaufsWasserniec derkam,unzerstörtundwird,arg beschädigt,vonDampfern in die Bergehallezurückgeschleppt.Zweite Fahrt: amsiebenzehntenOk- tober 1900.DerGraf istFührer.Ueber demBodenseePlatzenim Schiffsgehäus Gasballons undderKahnwirdnur dadurchge- rettet, daßeraufden See niederkommt. Er wird (dievorderen Gondeln findmitWasser gefüllt)indiefchwimmende Hallezu- rückgeschleppt.Bier Tagedanach istwiederZeppelinderFührer.
DefekteinderLuft.NachdemNiedergangtreibt das Luftschiff, das mitseinen Bropellern nachFriedrichshafen gelangen will, nach Meersburg und wirderstbeiKonstanz,eheesameer oder an derRheinbrückezerschellen konnte,vonDampfern eingeholt undan starken Stahltrossenin dieHallebugsirt.Amdreißigsten November 1905bricht schonbei derAusfahrt einWindstoßdas vordere Steuer ; dasSchiff musznach schwachemAufstiegsversuch niedergehenund treibt inWindeseile demSchweizerufer des Bodensees zu,woes, trotzZeppelinsFührung,zumWrackge- worden wäre,wenn dieDamPferesnicht noch frühgenugeinge- holtund zurückgeschleppthätten.AmachtzehntenJanuar 1906 drängtder Wind dasLuftfchiff schonüberFriedrichshafenvom Bodenseeab; beiWangen, imwürttembergischenAllgäu,landet es(demder Motor versagt hat) aufeinegereuteteWaldstelle;
wirdvomWind völligzerstörtundnur dasAluminium kannge- borgenwerden. Auch dieseFahrthatte GrasZeppelingeleitet.
Zlwar demontirt,3 IIvernichtetworden.ZIlIwurde,nach glück- lichenFahrten, umgebaut,auf BefehldesKaisersvom Kriegs- ministeriumgekauftundin Metzstationirt.Z leUtdeyUach sechs- wöchigerLebensdauer,beiEchterdingen vomFeuer verzehrt. Auch ZVwurde,nachdemesausderNückfahrtvonBitterfeld beschä- digtworden war,von derMilitärverwaltung angekauft; aufdem Rückwegvonderhomburger Kaiserparadewurde es,nach fünf- monatiger Lebensdauer, beiWeilburgzerstört. ZVlkam, nach verspätenden HavariembisinsGelände derNeichshauptstadt und, nach beträchtlicherenDefekten,indieBodenseehalle zurück;
noch mehrere Fahrten waren vom Glückbegünstigt;bei Oosim Schwarzwaldverbrannte dasSchiff,daseinJahr erlebthatte.
ZVllwurde nur zehnTagealt;unter demNamen »Deutschland«
sollte es,vonDüsseldorfaus,als PassagierschiffLustfahrtenunters
Feuerwerk III nehmen; am achtund zwanzigstenJuni1910zerstörteesimTeutos burgerWalde derSturm. Seinen Namen undseineFunktion vererbte esdemZ Vlll,deram siebenten April1911 zumersten Mal aufstiegundam sechzehntenMai,nebenseiner düsseldorfer Vergehalle,vomWind vernichtetwurde. Jn denManöverzeiten giebts,1912Und13,allerleiUnfall. EinArmeesZeppelimdessen BaugeheimnißvonschwarzerNachtgedecktbleiben soll,wirdden Franzosen,zugefälliger Ansicht, auf denExerzirplatzgelegtund von widrigemWind(derfranzösischenFliegerndochAufstieg und Landung erlaubt) allzu langeanderAbfahrt gehindert.JmSep- tember 1913scheitert das ersteMarinesLuftschiff,derZeppelin Ll,demschoneinLenzsturm dieRippebrach,in derNordseeund reißt sechzehn deutscheSoldaten in denTod. Amsiebenzehnten Oktober1913 expfodirtderLllüberdemFlugplatzJohannisthaL Siebenund zwanzigTote,darunter dietüchtigstenFachmännerdes Reichsmarineamtcs; einjungerLieutenant,deraus unerträg- lichcrQual um eines Mörders Streichwieum Erlösersgnade gefleht hat,folgt,seinequnsch zuspät,den Kameradenins Grab.
Graf Zeppelin hatte seinLastschiff,mithallender Stimme, »eins derimBetrieb sicherstenFahrzeuge«genannt. Einvom Kron- prinzen desDeutschen Reiches unterzeichneter Aufruf priesden uns durch Zeppelin »im Kampfum dieBeherrschungdesLuft- meeres gewonnenen Vorsprung«.Hieraber fandam zehnten Juni 1911derLeserdieSätze: »Allen,dienichtmitBewußt- seinblind sein wollen, istdieUnbrauchbarkeitdesSystems offen- bargeworden. Vallonhäfenwerden gefordert,drehbareVerge- hallen;undRegimenter müssenfürdenNothfallinVereitschaft sein.Wozu,nachdemMillionenverlust,noch dieserAufwand,der abermals nutzlos verthanwäre undohnedenunstarreundhalb- starreLuftschiffeüberall auskommen? Umsichnoch längerüber dieWesensmängeleines Systems.hinwegzutåuschen,demauch eineMilliarde nichtaufhelfenkönnte?SolchenNiesenkahnindie Luftzubringen,war eine interessante, ernstenLobes würdige Leistung;docheineunnöthige,daderDeutscheParseval (undvor ihmderFranko-BrasilianerSantos-Dumont) mitvielgeringerem Kraftaufwand dasSelbe vermocht hat«KostspieligeKähne, Hal- len,Hafenanlagen,TruppenkonsignatiomAllesnur, damitein paarMenschen,wenndasWetter günstigbleibt, so bequemwie
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injedemanderen Luftfahrzeugvoneinem Ortnachdem anderen befördert werden? DerPrivatmann magdemfriedriehshafener Luftschiffbau sovielGeld hingeben,wieihmbeliebt. DerStaat darfs nicht; darfauch nicht warten, biseins derschönenUnges- thüme auf Menschenheime, Menschenmassenherabgestürzt ist«
WennDeutschland je einen,Vorsprung«hatte,hatsihn heute nicht mehr.DieKurzsichtselbstmußbaldmerken,daßdenFliegern,nichtx dengroßenLuftkähnen,dieZukunstgehörtZepvelinwardvergottet,.
Lilienthal vergessen.FindetDeutschland indieKlarheitzurück?«
Noch nicht. Kinderkrankheit, heißts; die,blödeNörgler,die Genialität desSystems nichtbeknabbern kann.Dessen,,Vorzüg- lichkeit istüber alleZweifelerhaben«; nichtnur demKaiser,ders Jahrelang schroff verurtheilt, dann aber denGrafenlaut»den größtenDeutschendeszwanzigsten Jahrhunderts, den Bezwinger derLüfte« genannt hat.Derfährt nächstensbisandenNordpol (dasGeld fürdieausposaunte »Vorexpedition«giebtHerrvorr
FriedlaendersFuld, der druman seinem Tisch WithelmsBruder speisen dars). DieserGreis hatuns einLuftkriegsschiff gebaut, das,mitmehralsneunzehnSekundenmetern Eigengeschwindig- keit,alles inanderen Ländern Erlangteum Himmelshöbeüber- steigt.Derkann zurKanakfeier über denOzean nach Panama sliegenundAmerikanerund OstasiatendasStaunen,dasFürchten lehren.Sicher istauch sehon,daßerMasehinengewehreaufzustellen undFliegerschwärme,-dieseinen Kahn bedrohen,wiedieGarten- spritzeJnsektengeschwaderwegzuputzenvermag; ganzsicher.Von achtSchisfen dieschorte sind sechs durchSturm oderFeuerzer- stört, ist eins, als unzulänglich,demontirt, eins inderSchutz- hallegeborgenworden? Stitnmtz beweistabernichts. Anfänge.
Wetterpech Noch nichtderrichtigeMotor. Leitnngfehler.Män- gelderHafenanlage.Hat,Alies,tnitdentSystenInichtdasGeringste zuthun. SehtIhrnichtan jedem schönenSontntertag diehell- graue Riesengasblaseüber denStraßenderHanvåstädieksDiese herrlichenLustkreuzerkündenderWeltDentschlands Größe.Der- Erdball neidetsieuns und vorihnen zittertderfrechsteFeind.So- wird,vonunermüdlichenMänlern,geschwatzLWerwarnendda- gegen spricht,von allenPreßrüdentnnbellt. Darfman etwa be- kennen,dasz derPatriotenjubel,den,in solchetnTongedröhn,nicht Fritz, nichtBlücher,nichtVistnarckgehört hat,einenJrrthumbe-
Feuerwerk. 143 jauchzteund voneinerLebensleistung,diewie eines Heilandsan-
gebetetward,nur dieStraffung zähenWillens bewundernss werth bleibt?Daß KaiserlicheMajestätundHoheit,Ministerund Staatssekretäre,Vertreter derVolksseeleundFabrikanten Oef- fentlicher Meinung sogar ihre Macht fürUnbrauchbares einge- setzthaben?Niemals.
Dennoch: jetzt,BetrogeneoderBetrüger, jetzt mußessein.
Wirwollen nichtvonder»Woche«noch vomFilm erfahren,wie GrafZeppelin,,an deroffenen Gruft« (der seinem SystemGe- opferten)aussah. Erist nicht,wieKindermär tutet,«derErfinder derLuftschiffahrt,war auch nichtderErste,dersich,seiteinleichter Motor zuhaben ist,ineinem lenkbaren Fahrzeug langeinder Luft hielt; undseineEnergieleistungist, mitMillionenspende und Massenhymnen,nachgerade überreichlichbelohnt,Uns ekelt,zu lesen,eins seiner Luftschiffe habe,»zuEhrender mit demL Il Um- gekommenenüber demMassengrabaufdemGarnisonkirchhofge- kreist«; ekelt,wieplumpes Theaterspiel imTotenhaus Elender Ausrede sperrt sichunser Ohr. Auch Dampfschiffe sinkenoderver- brennen?Auch Grubengas zerstörtMenschenleben?Ja:vonden abertausend Dampfern, die Meere durchstampfen, spült manch- mal einsgesundesLeben insGrab; imungeheurenBezirkdes Erdbergbaues erschlägt allzu oft nochWetterswillkür fronende Menschheit. Und diesegrausen Ausnahmen wagt dreisterFre- velderDaseinsregeldesZeppelinismus zuvergleichen? Wir brauchen Kohle, brauchendieMöglichkeit,MenschenundGüter
an ferne Küstenzubringen,vonfernen Küstenzuholen zund ohne Gefahr ist Kohle nichtzufördern,derOzeannichtzudurchwandern.
VrauchenwirLuftschiffevonunerträumten Umfängen? Fürdie Jriedenszeitgewißnicht.WasJhrsehet,sind,guteLeute,Neklame-s fahrt-du«Sehr nett. AufdenKorbstühlenderlustigen Aussicht- zimmer,indenen der Kellner Seit undKaviar anbietet,sitztsichs behaglicherals imverqualmteu SpeisesälchendesLuxuszuges.
Vergnügen,Hochgefiihl,Sensatiou: nennts, wieJhrwollt. Nicht einedieserFahrtendecktauchnur ihre Koftenxfede solldemMann aufderStraßedenWahn einbilden, daßdiegroßen Kähneall- täglichfahrenundsich schon selbst ernähren. (Daß siehübschzu Haus bleiben,wenn die Vöenzuwild,dieNegensträhnenzu dick sind,merkt, die winzigePassagierzahlahnterjanicht.)Nur für
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denKriegwärensolcheLuftschiffeunsnöthig;nur alsWaffen.
EinWeilchenmochtensie fürdieZweckedesstrategischen Fern- späherdienstesverwendbarscheinen (niemalsfürtaktischeAufgas ben imEngeremdiefordernleichtzufüllendeundzutranspor- tirendeVallons,denen dieLandungund dasLagernnirgendsun- möglichwird).Heuteankertsichda oderdortwohlEiner indiese Hoffnung;odermeint,indenKolonien könne,wennnichtNegens zeit ist,instillerLufteinrascherTruppentransportgelingen. Einer- lei. DieHäupterderTechniksindmitderSache längst fertig.Sie lachendesSchwatzes,der voneinersobeispiellosenHäufungver- nichtender Unfälledas Systemzuentschuldigen trachtet.(Was antwortet JhrdemSchneider-,derzehnwieZunderzerfallende Frackanzüge,einen nachdemanderen,gegen Varzahlunggelie- fert hat und,immer noch,derVorzüglichkeitseines SystemsAn- erkennungheischt?)Sie fragen,obnichtjedeAktiengesellschaftsich Aufträge wünschenmüsse,derenEinkünftum sogrößerwird, je schnellerdergelieferte Gegenstandsich vernützt.Undsie hebendie Achseln,wenn von der»EroberungderLuft«undvonkünftigen KriegerthatenderZeppelinegetrillert wird,dieohne drehbare SchutzhalleoderflachesLandmitfestemAnkergrundundgroßer Halterdienstmannschaftverloren sind.
Nirgends erblickt, unter, auf,über der Erde nirgends,das AugeeinBerkehrsmitteL das sounzrsverlässig,so gefährlich ist wieunserTypus ZundL.Will,trotzdem,dieHamburgsAmerikas Liniemit·ihrerweithintönenden Stimme dieFahrt insolchen Kähnen empfehlen, sowirdsie mitverantwortlich fürdasSchick- salder Wohlhabenden, dieihremRufe folgten.Wollen dieHer-
ren Bethmann,Falkenhayn,Moltke, TirpitzihrPrivatvermögen demLuftschiffbau Zeppelinzuwenden:kjat;aus demschlechten KramkanneinesTages einguterwerden.Von ruchlosemLeichtsinn aber würdedeutschesBlut undGutvergeudet,wenn das Geldder Steuerzahler noch längerin denBodensee geschüttet,unserenSol- datenneue,unnöthigeLebensgefahrzugemuthetwürde.Weilneun theureKähne,ehe siederReichswehr jezunützen vermochten,in Trümmerbarsten,"müssenflinkdrei,sechs,neunneuedesselbenKas libersherbei?Nein.Schlimm genug,daßunsere Verfassungfahrs lässigeMinister nichtindieEisenzange derNegreßpflichtzwängt.
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Feuerwerk. 1215
Der LückemagderVerantwortliche,dergewarntwar,sichfreuen (der, ohne Pfründe, aufdesHirnesLeistungAngewiesene könnte verhungern).Jetzt aber,alswärenurUnvermeidliches geschehen, nochtieferindieUnheilsschluchtgleiten:amEndekämewohlselbst das geduldigedeutsche VolkinZornesbrunst. Zweiundvierzig jungeMenschen getötet(nichtdemVaterland: demGötzenwahnder Jus tanzherrschergeopfert); diekühnstenJünglinge,diebewähr- testenFachmänner,diedasReichsmarineamt inJahrennichter- setzenkann. Millionen verschleudert. Patriotenbegeisterungins falscheFaß gepökelt,wosieranzigwerden mußte. Vorsprung?
Jtalien,nichtFrankreichnur,istuns voraus und Britania rühmt sichganzer Fliegerschwadronen. Wir habenzulangeam Leim eines SystemsgeklebtzallzufrommdemGewimpel vomNordpol, von Panania undanderen Gelobten Landen hervertraut. Den FeindenzurLust.Diehüten sich,über denZeppelinismus ihr letztesWort hörbarzusprechen.(Neid?Hohn.»Wunderschöne Schiffe,dieschnellstenimLuftmeer,doch, nachaller bisherge- sammeltenErfahrung, dereigenen Mannschast gefährlicherals demGegner.«)DerenFreude putztsichinFlaggengala,wenn wir neue ZundLbestellen.Entschleiertdas Geheimniß ihrerKon- struktion.Erlaubet demLuftschisfbauZeppelin,seineKähne jedem Staat, fdersiehabenwill,um ziemlichen Preis zuliefern.Und wartet,des Starrkrampfes ledig, ab,wasdraus wird ; obesAuf- träge regnetunddieArbeitfülledannausgröbstemMißgriff hilft.
EinekostbargefaßteGasblase, dieinjederFährnißunge- heure Stoffmengen verliert, könntekaumirgendwo jemalsdas Mittel des Massenverkehrs für MenschenundGüter werden.
LuxuspostkutschederLüfte allenfalls. Diewärefürdas Reich werthlos; müßte sich alsovom Geld ihrerKunden fristen.An Stellen,wowederzulöschennochzuladenist,eineNothlandung abermöglichwerden soll,brauchtsolchesSchiffdrehbare Hallen und einepräsenteHalterschaar(fürausdemKursgetriebeneoder leckeDampfersindkünstlichgefügte OzeaninselchenmitHafen- arbeitergarnisonnochnichtverlangtworden); undseineFahrtvon einerzur anderen Station hat nichtdiemindeste Beweiskraft für dieVrauchbarkeitinden ganz anderen UmständendesKrieges.
DochdenNamen desschwäbischenGrafen hatderSüdwind der
1116 DieZukunft.
Volksgunstbisin dieFaltendesGötterthronhimmels gewirbelt (einemLilienthal oderDavid Schwarz würde nichteinDrittel dieserSchiffbruchzahl verziehen);undderAndacht gesellt sichdie Schreckensdrohung. KaiserundPrinzen, KanzlerundRessorts chefs,Zeitungleiter selbst sollen jämmerlichgeirrtunddieSense- gedengelthaben,diekräftigeJugendblütheinBündelmähte2Aus allenWinkeln schieltZweifel,kriecht MißtrauenzaberkeinWille waffnet sichzuBekennermuth. Berlin-ist dieschönsteStadt der Welt,UnterdenLinden diebeste Oper derWelt, amKurfürstemsp damm das prächtigste LichtspielhausderWelt,inderBehrens straszedieelegantesteVar und derleckerste Mädchenmarktder Welt. Jn solchen Glanz taugtnur dasgrößte, stärkste,sicherste, schnellste LuftschisfderWelt. Als einSymbol furchtsam protzen-.
derUnwahrhaftigkeit steigtes mitSchraubengeröchelauf, schwebt rasselnd, platztüberLeichenundStank. Durchdie inTageshelle gekünstelteNacht üppigsten VolksrauschesläßtesderGott,der Deutscheredlich will,vorumnebelten Köpfenverlodern.
Der Löwe istlost
JndieZwietrachtschrillenFestjammersunddumpfen Gruft- jubelsheultausFinsternißplötzlichderRuf: »DerLöweistlosl«
VorderThüreines Gasthauszimmers wardergesehen. JmKlein- bürgerfkiedeneines Straßenbahnwagens Erdurchschnaubtdie guteStadt LeipzigundtausendVlinzelaugen haben,müde und trunkene,die mitKrallen dräuende Tatzeerblickt.Eines Löwen?
Der, leichtsinniges Volk, müßte,wieDantes Jmperatorenadler,.
allgegenwärtigsein.Mindestens zehnLöwen sinds, zwanzigviel- leicht; undalleStadtkreisinsassen anLeib undLebengefährdet.
LärmetdieSchutzmannschaftaus kurzemSchlafundpochetans ThorderKasernenlDerWüstenkäniggehtum,schütteltdieMähne undwird,was ihm wehrlosbegegnet,gierig verschlingen-.
ZweitesWarnzeichen undSymbolon. Von demWellen-·
leundrohtdemZollernstaat,dann garwohldemReichLebens- gefahr.Wenn derjungePrinz ErnstAugust,ohne zuvoraus- drücklichausdasKönigsrechtüberHanover verzichtetzuhaben, denBraunschweigerthron erklettern darf,müssenGermaniens GötterinWalhalldieKoffer packen.MußFritzensErbe auf-
Ih
Jene-wert 1117
stöhnenwieder zumThanvon andor erhöhteMacbeth: »Der PrinzvonEumberland! DaliegteinStein, derwill, sonst fall’·
ich, übersprungen sein,weilermich hemmt-«SeitWochen liestes- diegeängsteteVürgergilde.Wird erverzichten?Nicht?Dann kehrtdasChaoswieder. Feierlich habenzweiKanzler, zweiJür- stenverschiedenenSchlages, erklärt,Preußenkönnenicht »indem benachbartenVundesstaateinewelfischeRegirung dulden, durch- diederpreußische,unterdem SchutzderNeichsverfassungstehende—
Besitzstand gefährdetwürde«.Kannessieheutenun dulden? Die- serFragewar die Antwort zufinden, ehedieTochterdesDeut-- schen Kaisersund Königsvon Preußen sichdemEnkelGeorgs desBlinden verlobte. DerBund junger Herzen sichertdie Ver-- söhuung,dieBismarck vergebenserstrebte,als erimJanuar 1866mitdemGrafen Platen über dieMöglichkeitverhandelte, demPrinzen AlbrechtvonPreußendiePrinzessinFriderikevon Hanoverzufreien.ZweiKaiser wurden, NußlandsundJndiens,.
ins berliner Schloß bemüht; Männerküsse siegeltendenPakt;.
FeierchörerühmtendiehoheErrungenschaftpreußisch-deutscher Staatsweisheit. Alles nichtigeHofkurzweil? Jllumination nur«
undSchwärmergeprassel?Weil derinunterthänigerEhrfurcht ersterbendeHerr vonVethmann dieSachemitdem täppischenUns geschickangepackt hat,dasihninalleWegegeleitet,-sollderH-ader nocheinmal aufflackern?Weil irgendwoeingroberArtikel ge- drucktworden ist,sollaus sachtvernarbendemFleischdieHeft-- klammer gerissen,dieklaffendeWunde derVrandgefahr ausge- setztwerden? Nein. Der Hochzeitspruch,derdemvon Hymens FackelnumglühtenPaardenhöchstenSitzimHerzogthumBraun- schweig vorsieht,hatNechtskraft erlangtundistgegenAnfechtung gefeit.War erfalsch: dieFolgen aufdasHauptdesVerantwort- lichen.Unfugists,häßlicheThorheit,denSchwiegersohndesPreu- szenkönigsderAbsicht aufHochverrathzuzeihen.ErhatdemFah-i- neneid das Gelöbniß angefügt, »nichtszuthunund nichtszu unterstützen,was darauf gerichtet ist,denderzeitigen Besitzstand Preußenszuvrrändern.«Konnteer,konntesein Vatermehr thun,.
ohne sichinSchmachzudemüthigenunddemAnhangdieTreue eines düsterenHalbjahrhunderts mitentehrendemUndank zu lohnen? Hochverrätherwürdeer,wenn er,nachtiickischerErlistung