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Die Zukunft, 5. September, Jahrg. XXII, Bd. 88, Nr 49.

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Jahrg. Juli-»du 5".Heptembet1914-L It.—-— 49.

Herausgehen

Maximilian III-Harima-

Inhalt-

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Parvlet·ctalais .........................801

Deutsche-FBang

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Engl-uswTraum. Voncadon ...................330

Ugchdruckverboten.

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ErscheintjedenSonnabend-.

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Berlin Verlag der Z ukunft.

Wilhelmstraßesa.

1914.

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ZEIka «XENIEN-»,

Berlin, den 5.September 1914.

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Parole: Calais.

Am SchandpfahL

ieberlinerRegirungmuß,nochimSeptember,einen billigen Bandveröffentlichen,derallesindenerstenMobilmachung- wochenüberdeutscheZuständevon denHauptzeitungenderErde Berichtetezusammenfaßt.Jn einerUebersetzung,derenTreue der daneben stehendesremdsprachigeWortlautverbürgt.Ohneirgend- welclDenTadelszusatz.NurdieRegirung kann,mitdemVeistand ihrerVertreter inden neutralen Ländern,denStoffsammeln.Der nichtbeamtete Politiker ist seitdemerstenAugusttagvon derGunst desZufalls abhängig,derihmeinBlatt aus London,Paris- Petersburg, BrüsselvorsAuge wirst; sogaraus Rom, Mailand, Genf,Madrid ist Brauchbares schwerzuerlangen. Immerhin habeichgenug gelesen,umzuwissen,daß diesesVändcheneine Veweismittelsammlungbietenwürde,wiekeinejewar. Daßes dasWerk deutscher Waffenvollenden unddemErdkreis zeigen könnte,welcheAsterbrutuns würgenwollte. »DieMobilmachung stößtaufdiegrößtenSchwierigkeiten.Ueberall istdieStimmung derMassengegendenKrieg MitblankerWasfe werdendieAuss gehobenenzurEinkleidungin dieKasernegetrieben.DerKaiser, dersich Tage langgegen dieKriegserklärung gesträubthat,ist heute machtlos; nicht vielbesserdranalsder ineinPrunkgesängs niß Eingekerkerte.DieMilitärparteihatdenKronprinzen aus ihrenSchild gehoben undeineSchreckensherrschaft eingerichtet.

Schon isteinsozialdemokratischerAbgeordneten sinddiebekann-

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302 DieZukunft.

testenAgitatoren nachhastigem Standrechtsspruch erschossenwor- den. Natürlichbreitet dieEmpörungsichvon-TagzuTagweiter aus.«SowarderAnfangDann kamenstärkereKünste.»DerKron- prinz istvon derHandeines Deutschen getötetworden. Aus den GrenzprovinzeninWestundOstfliehendieEinwohnerinSchaaren und belastendieMittelprovinzen, denen ohnehin Hungersnoth drohtunddiefürdieFlüchtlingewederObdachnochAahrungha- ben.Mählichsickertauchdie Kundevondendeuts chenAiederlagen durch,diedem BolkumjedenPreis verheimlicht werden sollten.

Elsasserund Lothringerhabendas französischeHeermitAus- brüchenstürmischerBegeisterungbegrüßtunddieStellungen,die dieseBorkämpferderMenschlichkeitundGesittunginkurzenStun- den erobert haben,sindso fest, daßderdeutsche Generalstabander Möglichkeit, sie zurückzugewinnen,verzweifelt.DieganzeNords seeküste,in deren Hauptorten, HamburgundBremen,dieKauf- mannschaftalleZahlungeneingestellthat, stehtunterdemEindruck derenglischenMarinesiege,derenersteOpferdreideutscheDreads noughtsundeinDutzendderneusten Torpedoboote waren. Jm OstensindsämmtlicheBefestigungen unfertigunddas Entsetzen über denraschen Einmarsch derrussischenKerntruppen,deren UeberlegenheitselbstderdümmsteBauer erkennt,istunbeschreib- lich.DieWenigen,dienoch aufdas verbündeteOesterreichsUngarn gehoffthatten,wissenjetzt,daßdieBöhmen,Mähren,Slovenen, Kroaten,Dalmatiner, Serben, Südtiroler denWehrdienstge- weigetthabenund daßPolemNutheneankrainerinhellenHaufen derFahne Rußlandszustkömen.FranzösischeFliegethabenin Deutschlanddiewichtigsten Brücken.Bahnübergänge,Tunnels zerstört.DieEisenfaustdesMilitarismus kanndenBolkszorn nicht länger mehrbündigemBerlin hat sichzuerstwider die Ka- marilla erhoben.Das KaiserschloßanderSpreestehtinFlammen.

DerKaiser selbst soll gesterninFrauenkleidern entflohensein«

Diese Auslese giebt nichtdasAergste.VieltollereBerichteund Stimmungangaben sindinalleWinde verbreitet worden«Nicht vonWinkelblättern. Diekümmernuns nicht.DerenLebenszweck istdieSchachermachei. Denen muß jedes WeltereignißGeld schwitzen-IndieBeweismittelsammlunggehörtnur,wasingroßen ZeitungenderfünfErdtheilestand.Was dieNeuter,Havas und ihrSippcngelichtergekündeth.aben.DaswirddenLebenden,wird

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Parole: Calais. 303 ihrenEnkeln nochdieruchlose ErbärmlichkeitunsererFeinde er- weisen. Des Klüngels,der demDeutschen ReichdasKabelzer- schnitt,anallenKüstenschmutzigeLügeaushökerteund demim Land saubererMenschheitdrum derPlatzam Schandpfahl gebührt.

JnKriegszeitsinktauchdieGeltungmanchersittlichenWerthe.

Der WillezumSieg,zurWahrung,zurMehrung desVolkheitbes sitzesknebeltzageVedenkenzundheiligdünktselbstfeineSeelen je- desMittel,das,nur umFußesVreite,denSchrittdesVolksschicks salsdemgroßenWillens ziel nähert.KeinStaubkorn,keinKnötchen furchtsamer Vorstellung darfdieStrasfungdesnationalenThats vermögens hemmen. DasAuge erregterMassenähneltdemver- größernden Glas; ihm schwilltzufortwirkendem Gesch·ehniß,was deerick desKundigenalsunbeträchtlichenVorgangerkennt.Des- halb wägtinsolcherZeitdasGewissendieVflichtzurWahrhaftigs keitnichtimmer sogenau wieindenstillenStunden desEinzel- lebens.NichtüberjedeGefahrdarf eineVogenlampegehißt,nicht jedeSchlappe,derenFolgendienächsteSonne wegsengenwird,sos fort gemeldetwerden. Klugheitbefiehlt,dieunerfreuliche zwischen günstigereMeldungen zuverpacken.DieKlemme,indie derFeind gerathen ist, hellerzubestrahlen, alsseine Möglichkeit,aus dem Drangwieder insFreiezufindenNach banger Harrpauseeinen ErfolgeinVischendicker zubauschen,als unter wolkenlosem Him- melnothwendigwäre. DieKraftdesVolkes darf nicht splittern, seinVertrauen nichtwanken.JederWachebegreifts ;undnimmt, wieUnvermeidliches, hin, daßeinGebild derHoffnung ihmals Erlebniß dargestelltwird. EinStaat, derlange gezaudert hat, wirdsichmorgen unsererFrontanreihen. Aufruhr,derdemLande desFeindes dräut,zücktseitgesterndasRacheschwert. Rechts senkt NothdieHäupter;linksschlottert bleichesEntsetzen.So wars immer,seiteinSchreiberheermitficht.HieristAnderes: die VergiftungallerQuellen,ausderenAbflüssenKenntniß,Erkennt- nißgeschöpftwerden konnte. Wirsindnicht sündenlos. Manche Fettletternlinie konnte wegfallen.Manche Scheltredewäre ent- behrlich.Der Starke,inSiegerglanzSchreitende braucht nichtzu schimpfen; schadetnur sich,nur demdurchkräftigeThaterworbe- nenAnsehen,wenn ersichinroheKränkungdesschwächerenFein- deserniedert. Gerade dieLeute,dienochimJunijedenGeneral alsgroßspurigknurrendenSchnauzbart,jedenLieutenantimWstz-

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304 DieZukunft

blattlicht sahen,alles Heerwesenals »mittelalterlich«verwarfen unddieSchultern, dieBrauen hoben,wenn Unser-einsdieun- gemeineHirnarbeit deutscherTruppenführer,gardienaheNoths wendigkeiteinesKrieges erwähnte,siegeradeüberbieteneinander jetztgern an DerbheitdesAusdruckes. Sind wilde Teutonen, prasselnvonKriegersgluthundhaben völlig vergessen, daßvorein paarWochenJederihnen»reaktionär«(also:niederträchtig)schien, dermeinte,diePflicht,zumKampfgegen einStaatengebündelin Bereitschaftzubleiben, hindere dasDeutscheReich,sichim Inneren sobehaglicheinzurichten,wiedie Mode desErdwestens empfiehlt MußdasgewandelteWollen sichaber inverächtlichemWort offenbaren? »UnsereFeindekriegendieJacke voll,Hiebe,Prügel, Dresche,Senge,Wichse«:auchUnverzärteltenmißfälltsolcheRede, dieMännerinsKnabenmaszduckt.BlechernerSchnodderton;dem ErzklangdieserSonnenzeitvermählesichdasGelöbnisz,denFeind zuschlagenundzujagen, sein frechesTrachtenzurichtenundzu vernichten,dieSchößlinge seines geilenBegehrensabzuhacken undes,wenn dasBaterland befiehlt,mitStiel undWUrzelstumpf auszuroden.Abertausende fallen, verschmachten, verröcheln;zah- len dieFehlerdesWahns, demsie nicht wehrenkonnten,männ- lichmitLeben undFreiheit«Hart sei,trutzigdieRede, nichtschnöd; von Zornsoll sieschnauben,nichtvonSpeicheltriefen. Nochder Hohnhebe sich himmelwärtsundlassedievonihmGezaustenfühs len, daßGrimm ihneinem!andächtigenGemüthentband. Wir sindder Sünde bloß; undderWunsch,daßdieFederdenKrieg sonobelführewiedas deutsche Schwert,ward noch nicht erfüllt.

HabenwirjeaberdasimLand derFeindeGeschehene, unserer Wahrnehmung Erreichbare schamlos umgelogen? Erzählt, King Georgehabesich entbartet,in Weiberröcke gemummt undseider Bolkswuthsüdwärtsentflohen? Churchill baumeleandemLas ternenpfahl.an den, nach Beressords Prophetie, dievon seiner zuversichtlichprotzendenMarinerechnung betrogene Masseihn henken werde? DieTrümmer derJnvincibles,derSypradreads noughtssaulten imAermelkanal25errn Poincarå seidasBäuch- leingeschlitztund derGoldkäfigimElysionnun demräudigenTis gerClemenceau geöffnetworden? Niemals. Nirgends Am hellen Mittag dürfenwir unsUnbesangenen zumUrtheilstellen.

HilftCaesarsichmitLügen?Streckt’ ich erobernd meinen

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Parole:Ealaisz 305 Arm so weit, Graubärten scheudieWahrheitzuoerschweigen?«

SosprichtderDichter,denBritanien derMenschheit geschenkthat«

SprichtShakespeare,dermiteinem LeuchtspahnderWahrheit allerTeufel spotten,desSatans Majestätselbstmeisternwollte.

Nur ineiner von Jrrsinn geknechtetenWelt, stöhntausKents Mund seine Stimme, kannWahrheit, dietreue Dogge,inden Kotter geprügeltwerden unddieMöpsin Lüge fettundeiteldas Kaminfeuer überstinken.Ausso stolzemWort glaubtenwirEng- lands Gewissenzuhören.HattennichtLockeundMill,Byronund Draper, EarlyleundRustin diesittigendeMachtderWahrheit gerühmtunddieLügealsKnechtslistverdammt? Vurkemahnt, gehorsamdemWink derWahrheit zufolgenund niemals erst ängstlichzufragen, wohinihrWegführe. DerSieg derLüge, ruft Macaulay, kannniemehrseinalsEintagstriumph. Mit solcher Empfindung schienuns dethite,wie mitBeefundAle,Hammel undPortergenährt.Bequem, fanden wir, isternicht;demFrem- dennirgendseinangenehmerGefährte.Zuerst,dünkeltihn,schuf GottdenBritenzvor demGehudel denHerrnderErde. Diekennt erzwarnicht(odernur aus demrothen ReisebuchdesGlobes trotter), wähnt sie sichaberinalleEwigkeit unterthan undstaunt denauf ihremRund Raum Suchendenwieeinenunverschämten Rüpelan, der nieEhrfurchtvordemJnselleunlernte. »Waswill dennderKerl?«OberderMenschenerkenntnißneue Pfadege- ebnet,demMenschengesichtseineVisionaufgezwungen,oberin seinerArbeitzelleeinenStofferfundenhat,deraufderErdwage dieWirthschaftgewichte verschiebt:erkann nicht Golf spielen, stampftnachAchtabends,mit geschlossenemRochinSchnürstiefeln einherundgiltdemVritendrumnichtals Gentleman.Das wußten wir. Auch, daszderKanalvetter ernsthafte Bücher meidet,den Körper zärtlicherals denGeistpflegt,mitdünnemWissensgepäck auskommt, unseren Dranginmusische Stimmung undübersinn- licheLebensdeutungals »kontinental«bespötteltundsogar sein Geschäft,dentrade,deralles Sinnens undWollens Jnhaltist, längstschonalseinoomReichthum trägGewordener treibt.Dasz jedes Gesprächmit einem Dutzendbriten dersichtbarstenGesell- schaftschichtzur Marter wird,wenn esnichtanHandel, Sport, äußererLebensformhaftet.Unsete Waschschüsseln,Vadewannen, Trinkgeldersind nichtmehr kleiner,Wissen,Fleisz,LeistungDeutsch-

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306 , DieZukunft.

lands sindgrößeralsderEngländer.Dochwirachteteninihnen dieGewöhnunginsteife Redlichkeit. HochmüthigesVolk;aber nichtkrummbuckeligeSchwindler.KalteNechnerz doch nicht willig zubewußtemTrug.Und in denernstestenStunden desReichs- lebens gewiß auf derZinne männlicherPflicht.Sosahenwirsie.

Nichtals die EnkelNichardsdesDritten-,der mitinnigem Blick derGesundheitzweier(aufseinenVefehlgemordeten)Nesfennach- forscht, nochderElisabeth, derdieKunde vom Tod Mariens Stuart denThränenbornaufschleußt.Wirdachten kaum nochan

«Wellington,der dieLorberblütheausBlüchersFeldherrnkranz zupfen wollte,anWolseleysGeprahl,dieBritenflvttehabe nicht einen untüchtigenOffizier,an Salisburys dreiste Behauptung, niehabeeinansahl ebensokleinesHeerdenRuhm desenglischen überstrahlt. DerbysrüdeSchmähungderFestlandsdiplomaten, Granvilles hinterlistigesGezettelgegen unsereAbsichtausbescheis denen Erwerb herrenloser Kolonialkrümel: Alles vergessen.Vor unseremBlickstandennichtdiePflegerdes conventionalcant,deten TugendheucheleimachdemWortEarlyles,ganzeLawinenmensch- licher DummheitüberdieWieseninsel geschüttethatte, sonderndie

"Welteroberer,deren stämmigerGenius nur vomAthem rauher

·Wahrhastigkeitzu leben schien. DiesesVorurtheilist fürimmer ieingeurnt. DaßBritanien denSiegDeutschlandsüberFranzosen undNussen(den esstets fürwahrscheinlich hielt)zuhindern,min- destens zuschmälernsucht,istbegreiflich.DaßesinderHauptstadt öffentlicheReden gegendenKrieg,gegen dieRegirung,dieihn gewollthat,erlaubt,zwingtauchdemFeindAchtungab.Höhere, daß britischeSeeleute aus deutschen Schiffen,dieihr Feuerzer- störthat,dieMannschaft zurettentrachten. Sind wirnichtgerecht?

Nichtbereit,amFeindnoch jedehelleWesensseitezuloben? Eine Gewerbeausstellung soll,inLondon,derWeltkundschaftzeigen, daß sie-jedeWaareausEnglandeinhandelnkönne.AnjederEcke wirddemUeberseehändlerRathangeboten;werden dieFragen beantwortet,wo undwielohnendeGeschäfteeinzufädeln,mitwel- chenKniffendiedeutschenWettbewerberniederzuringenoderzu überlisten seien. Auch darüberwundern wir unsnicht;höchstens über dieKurzsicht,die von solchen Künsten haltbaren Vortheil hofft.Aberdas Kabel zerschneidenund dem inStummheitge- zwungenen ReichdannHungersnvthUndAUkahk-Geschwüre

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Parole: Ealais. 307 undPest,demüthigendeNiederlagezu LandundzuWasseran- lügen, jedes«Schiff,jeden Koffer durchstöbern,damit nichtein ZeitungblatteinFlöckchenunbequemerWahrheitins Weitetrage:

denMenschenfresserekeltdie VorstellungsolchenHandelnsWeist esnicht,Deutsche,inden«-Bereicheiner»Krämermoral«. Schändet nichtdenRufeines Standes, der aus demEngsteninSeelen- sauberkeitstrebt.EinKrämer riegeltdenanderen ein, schneidet ihmalleDrähteundKlingelschnurenab underzähltdann rings- um,derUnsichtbare seizusammengebrochenundhabe sich aufge- henkt,um nichtalsUrkundenfälschervorsSchwurgerichtzu kom-

irnen. Wäre,imdunkelstenHöhlenbezirhdieserKrämer nocheine

Stundelangmöglich2Und erstündedochnurals ein armes Lümp- chennebendergroßenBritania.DiealteMetzehat imUmgangmit derbtätschelndenMatrofen dasSchämenverlernt.

»DerEngländerhatwenigAeigungzukleinenGefälligkeiten, dagegenwirder,sobaldereinFreundist,zugroßenDienstleist- ungen auferlegt. Er isteinschlechterNachahmer,fragt nichtviel danach,was Andere aushalten,undfolgt lediglich seinem eigenen Geschmack.Eriststandhaft,bisweilen biszurHartnäckigkeit,kühn undentschlossen, oftbiszurBermessenheit,und handelt nach Grundsätzen,gemeiniglichbiszumEigensinn.Erwirdselten so sehr geliebtwiederFranzose,aberwenn ergekannt ist,höhergeachtet.

DerEharakterdes Engländers dürfte nichtsAnderes bedeuten als dendurch frühe LehreundBeispielerlernten Grundsatz,ermüsse sicheinenCharakter machen (Das heißt:einen zuhaben affektiren);

indemeinsteifer Sinn, aufeinem freiwilligangenommenen Prin- zipzuverharrenund von einergewissenRegelnichtabzuweichen, einem Manne dieWichtigkeit giebt,daßman sicher weiß,wessen man sichvonihmundersichvonAnderenzugewärtigenhat.Für sichundseineLandesgenossenerrichtetderEngländergroßeund vonallenanderenVölkern unerhörtewohlthätigeStiftungen.Der Fremdeaber,derdurchsSchicksalaufenglischenBoden verschla- genundingroßeNothgerathenist,kannimmeraufdemMisthaufen umkommen,weilerkeinEngländer,alsokeinMenschist-«Aus demlen desweisenJmmanuel,dersobehutsam urtheilte,kamen dieFragen:»Hmnicht jeder auchnur mittelmäßigehrlicheMann bisweilen gefunden,daßereinesonst unschädlicheLüge,dadurch ersich entweder selbstaus einemverdrießlichenHandelziehenoder

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308 DieZukunft.

wohlgar einem«geliebtenund verdienstvollen Freund Nutzen schaffen konnte,blosdarum unterließ,umsichimGeheiminseinen eigenenAugen nicht verachtenzudürfen? Hält nichteinenrecht-.

schaffenenMann imgrößtenUnglückdesLebens,das erver- meiden konnte,wenn ersichnur über diePflicht hättewegsetzen können, nochdasBewußtsein aufrecht, daßerinseinerPerson dochdieMenschheit inihrerWürde erhaltenundgeehrthabe, daßersichnichtvor sichselbstzuschämenunddeninnerenAnblick derSelbstprüfungzuscheuenUrsachehabe?«DerBrite,dergegen unskämpft,müßtedieseFragenverneinen. Jhmweist cant,uns Kant denPflichtweg. Fortanaberwollenwir nichtnur denSohn deutscherErde verachten,dersicheitelspreizt,weilihn,den lan- gen, schmalenFußballspieler,inMonrovia derAiggerfüreinen Engländerhielt, sondern auchjeden,demmehrals derblanke Mannesharnisch diefleckigeSchärpedesGentleman gilt-

Spinnengewebe.

Wer hatimSchwarm derGegnerdenKrieg gewollt? »Kei- ner.«Auch dieseAntwort dünktManchen einer Lügeberstende Hülfe. Jstsabernicht.Keiner wolltedenKrieg.Jn Englander- sehnteeinunfroh alterndes Ministerium dieMöglichkeit,durch rasche Perringerung derWehrkostendasfürdieReichsmöblirung nöthigeGeld aufdieSparkantezulegen.JnRußlandbrauchte einvonderSchuldenlast gelähmter,vonhemmungloserEitelkeit immer wieder gefoppter Diplomat frischenFirnißfürdas Bild, dasihnalseinen Staatsmann undSchicksalsschöpferdemAuge derGläubigen (und Gläubiger)eingeschmeichelt hatte.Und die FranzösischeNepublik,derenPräsident unsicherundruhmsüchtig auf seinem Würdenstuhl saß,ließ sichvondenGefährten,langend undbangend,mitschleppen.Was ichvordreiPierteljahren über denPlan derKonsorten schrieb,dürfte ich heute, nachdemerzum Wrack geworden ist,inkeinembeträchtlichenZugändern.

Um dieJnselnderEngländer,Schotten,Jren,amHorizont desWeltreiches,dasderzäheWille dieserJnselmenschheit schuf, dämmerte mitdemJahr1914 dieHoffnung,denletzten Traum Eduards desSiebentenindenVodengrund lebendigerWitklich- keit zurammen. Oftgenug wurde, dadieserKönig-Kaufmann noch,wieFaustens Helena einstbewundert viel undvielgeschols

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Parole:Calais, 309 ten,inniemals unmännlicherAnmuthunter unswandelte,das—

von dichten,mitBlümchendurchsticktenSchleiern eingehüllteZiel seines Wunsches hier gezeigt: nachderSicherungdes(nichtins- Ungeheure,nur insRothwendige abzurundenden) Vritenbesitzes dieWehrkräftedereuropäischenGroßstaateninunvertückbare Grenzenzuzwingenoderzuschmeicheln,zu überreden oderzu pferchen.Jmmerwieder wurde aufdieStunde hingewiesen,aus- deren Nebeln derRufzurWehrmachtbegrenzung über denAer- melkanal tönenmüsse;immer wieder,Manchem allzu ost, gewarnt, ohnedenKompaßeines nichtvon Wetterlaune beirrbaren Wol- lens,ohnedenzurSpeisung einer Riesenmaschinegestapelten HeizstoffinunsichtigeLuftschichthinauszudampfen. Schlugnun die Stunde undwirkteEduards garnicht titanischer,nur flinkaus ErfahrungbelehrterGeistnochausdemGrab? HerrLlodeeorge, Vritaniens SchatzkanzlerundstärksterAgitator,glaubte,dieUms wandlungderOtigarchie,desvonnobjljtyundgentryzalsdananw eigenthümern,beherrschtenStaates anglo-s normannischerEr- oberer,in einefriedliche, derMassedienstwillige,vonderMassen- empfindungbestimmte Gemeinschaftdürfenicht länger verzaudert werden zbereitete drum,mitschrofferemZugriff,als,imLondonder verblühendenVietoria,derRomantiker KarlMarx zuahnen wag- te,die,, ExpropriationderExpropriateurs «vor; lugte nachdenMils liarden aus,mitdenen desselbstbewußterwachendenVolkesFrüh- hungerzusättigenwäre ; undriefdieVorkämpferderDemokratie, derenAlltagsstimmungstets friedlich,von heroischerLebensaufs fassung abgeneigtist,zumKampf wider»den organifirtenWahns sinnübertriebenerNüstung«.Diedurch Herkunftund Gewohnheit soderbenMitteln fernenKollegen,diesicheher nochimMiniste- riumSeiner HuldvollenMajestatalsdesgrilligenDemosfühlen,..

blinzeltenundschwichtigtenmitderWimper: NehmetseineRede,.

desWalisers, nichtgarso feierlich ernst;erplantanew departure (nachdemWort seines Vorbildes Gladstone,derfreilichweniger munter-,mehr Presbyter alsMarktschreierwar)undspäht nach- demPfahl,andenerseinen Kahn,bis dieMannschaftgeheuert, die Ladunggespeichertist,kettenkönnte.Auch sieaberduldeten gern, daßSendbotenBritaniens dasFestlandabtastetenund(ohneir- gendwelcheVollmacht, versteht sich)in denHauptstädtender vom Wehraufwand wundgedrücktenStaaten leisfragten:HättetJhr

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c10 DieZukunft.

Lustzu einemsüEsErsteunverbindlichenGeplauderüberdieMög- lichkeit,dieRüstunglastzuerleichtern?NurausVritanien konnte dieFrage kommenzerstnachdemohneBlutverlustinSüdosteuropa erfochtenenSieg,der dasaufeinerHalbinsel(Liautung)begonnene WerkaufeinerHalbinsel(Valkan)endete. Aufdem Wappenschild desGeeinten Königreiches blinkt,unter demgekröntenGoldlös wen,insanfterem GlanzDavids Harfe.DerenSilbersaitenrührt nun dersonst so Wilde,der in derTaufeden Namen David em-

pfing(undvor dem dieGoliathsso zittern,daß sie,um nichtindie ZangeseinesEnteignerwillensgeklemmtzuwerden, ihren Land- besitz,denuralten derBedsord sogar,zuleidlichem Preis los- schlagen),undläßt sie tönen,wieJubals einstsang.»Nochvor einem Jahrdurftenwireinen so kühnen Schrittnichtwagen;je- derVersuchzurWehrmachtbegrenzung hättedamals einen ge- fährlichenRückschlaggebracht.JetzterstschlugdiegünstigeStunde;

unddie heiligstenInteressen derMenschlichkeitundGesittung mahnenuns,dieseStunde nichtzuversäumen.« Honnysoitqui mal y pense: ausblauemBand schlingtder Spruch sichumBritaniens Naubthierschild.WehdemZweisler,derkeuscheTugendmitlo- ser Verdächtigung kränkt!Nur lehrtjedes BuchderGeschichte, daßEnglands Weltgeschästimmer am Bestenrentirte, wenn Menschlichkeit,Gesittungund anderes heiligeGut als seines TrachtenshöchstesZieldenGläubigengezeigtworden war.

DieZeit, jubelt David,wardnun erfüllt.EinJahr lang hat, mitGreysZunge,England alsWeltenrichter gesprochen. Ossenbar ward derChristenheit,demJsl am, denBindu, Buddhisten, Shins toisten, daßdiegewaltigsteWestmachtdieGeschickedes Erdballes lenkt;daßihrerOssice,wieeinem Delphoi, dieRathsucherzu- strömen;daß sie Mohammeds Reich vernichtenund inneues Leben retten konnte,heute noch aushungern undernährenkann.

Offenbar,daß sie ihre Freunde reichlich (kostenlos: Mongolei) zubelohnen,dieihr Verfeindeten inSanstmuthzubändigenund die gezähmtenmitsuckerstückchen(kostenlos:Angola)zubeglücken vermag. JhrWille gebietet,wie weitinSüdostderSlawenwall sich strecken, nach welchemVeutetheilHellasgreifen,was vom Albanerland ohneFremdherrnbleiben dars.UnddenRichter- tuhlumjauchztdieDankbarkeit derMächte,die inGeduld,De- muth,OpferbereitschaftderweisenLeitungBritaniens gefolgtsind

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Parole :Ealaisz 311

und das mit demGlück derMenschheit befrachtete Schiffvom londonerLotsendurchKlippen,überUntiefenhinwegsteuernließen.

Dchlödeste mußtenun,endlich,merken,was geschehenist;wel- chesGeschehenvondenunthätigscheinenden Häuptern Europas -abgewartetwurde. England glaubte,denBilanzgewinndesJah- res 1913andemTag,derihmein neues Häufleininternationaler Verträgeschichtet,inseine Münzstätte schleppenund inUmlauf durchdas weiträumige Jmperium bringenzukönnen,dasnach stärkenderNahrunglechzt.Wozunochiäumen?DieSpesenthürs men sichinFirnhöhe.Und keineNothwendigkcitbefiehlt noch, denquritaniens GunstengebuchtenSaldo demVlickEuropens zuverhängen.Jetztdarf jedes Auge merken,daßaus demZeit- abschnitt,derMillionen einUnheilsjahr (ein alten,vorderZahl DreizehnscheuenAberglaubenbestätigendes)dünkte,derLöwedes indunkler Stille erlisteten Nutzens Löwentheilheimtrug.Auch das Augedes Gefährten,derimGewölb diesesJahres seiner eigenen Sache,derihm heiligsten,denSiegzuerstreiten wähnte.

Jrrthum, laßlosderAugenBand! Das freie Gesichtsfelderlaubt, klar zuerkennen,werSieger ward,wer ohneMühensertragoder mit blankem Scheingewinn nach Haus schleicht,wersichmitklei- nem Profit begnügenmuß.WirdRußland,wenn auchaus seiner SchneenachtderMorgen desAbrechnungtages graut,mitdem Senior-Bannerzufrieden seinunddenMinister-,der es insolche Partnership drängte und,wenn erauch nicht mehr fürdieFirma zeichnet,dochfürdieLustralbilanzverantwortlich bleibt,aus freu- digem GrmüthswillenindenRang großerStaatsmännerheben?

Wenn Alexander Petrowitschszolskij, derdenGossudar allerReusseninParis, am ZahlschalterdesZarenreiches,ver- tritt, morgen aus demAmtsbezirkschiede,wäre dieNamens- dauer,dieerstdenanderWirkensmöglichkeitverzweifelndenMas gister FaustTrugdünkt,imErinnern ihm füreinelange Weg- streckegewiß.DemMann, derzweiJahrenachdemFriedenvon Portsmouth (dereinen vonEnglandmitJapans Waffengegen NußlandgeführtenKrieg endet)überPersien,Afghanistan,Tibet sichmitBritanien verständigtunddamitderTriplesEntenteaus Traumgebilden ingreifbare Wirklichkeithilft.DerOesterreich- Ungarn demüthigenwillundnichtnur aufdesTrachtensAus- führungverzichten,sondernauchvorEuropensOhr gesteh"enmuß,

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Fechten müssen: an den lieblichen Knabenrumpf des Friedens dürfen wir uns nicht klammern; die Gegner, über deren wundeLeiber wir aufdie Höhekletterten, leben noch, sind

Soll es noch einmal so werden? Wiederwurde dem Borstoß von Velfort nach cMülhausen die Spitze geftumpft. Ein Eorps zurückgeschlagen und von seiner Schutzstätte weggedrückt;schon

Eins ist gewiß: wirthschaftlich und finanziell sind wir bereit, wie kein Staat jemals zum Krieg bereit war. Am Anfang der letzten Juli- woche hatte die Reichsbank, bei einem

Unbachisch war sie ohne Zweifel vom Standpunkt jener Ueberliseferung, als deren Urheber vielleicht (ich spreche nur eine Bermuthung aus) Felix Mendelssohn zu gelten hat ; und

Er dichtet natürlich Ab und zu fährt er im Wagen nach Berrr zu literarisch-en Freunden und liest dort vor, was er etwa geschrieben hat. Man lobt ihn selbstverständlich riesig,

er nicht: »Sie sind mitschuldig« ; sondern: »Der Mann giebt sich für Jhren Rächer aus.« Kann aber aus der Centrumspress e (i1x deren dunkelstem Winkel angedeutet wird, das Ganze

Das sagt er nicht, wie Minna vielleicht glaubt, aus Eitelkeit, sondern aus be- rechtigtem Stolz. Jst der dritte Akt erst fertig, dann ist er frei und König, denn das Werk wird

von Conrad war sein Mann; mußte aber, weil er den General- inspektor nicht als ihm Vorgesetzten, zwischen ihn und den Kaiser geschobenenAufseher anerkennen wollte (noch,