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Die Zukunft, 2. November, Jahrg. XXI, Bd. 81, Nr 5.

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Xxl. cthhrg. Berlin,den 2.Yovember1912. ältfzssp

Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt:

Uachdruck verboten

Erscheint jedenSonn abend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelneNicmmer50Pf.

pp

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstraße3a..

1912,·

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wird seitJahrzehnten mitgrossern ErfolgeZurHaustrinlclkur beiNierensries, sieht,stein,Eiweiss undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt. Fluch

den neuesten Forschungen istsie auch demZuckerkranlcen zurlcrsetzung

Seines täglichenKalkverlustes anerster stelle Zuempfehlen.Füreingehende

Mütter und Kinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochenaufbau von hoher Bedeutung.

- 1911= 13,598 Badegäste und2,071,167Flaschenvetsand.= Man—verlangeneueste Literatur portokreivon den Päpstl.Wildunger Plineralquellen, BadWildungen 4.

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Berlin, den 2«.November 1912.

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Reveille

Ouchy

dreiLadenthüreneines holländischenFischerdorfesklebt derZettel,aufdem,mitpeilchenfarbiger»Saloank Extra«, derturko-italischeFriedensfchlußgemeldetwird.DichtbeiNem- brandts HeimathstädtchenLeiden,demWilhelmderStille, der SchweigervonNassau-Oranien, vordreihundertfünfzigJahren mitseinem tollkiihnscheinenden EntschlußzumDeichdurchstichdie Nahrungzufuhr sicherteund ausdemKlammerdruck spanischer Belagerer half;woaufden Trümmern sterilerFremdherrschast dann,als dasGeschenkeines dankbaren Fürsten,dievon den Namen HugosdeGroot,Remberts Dodoens, Scaligers und Boerhaaves imGedächtnißuntrennbare Hochschule entstand.

Dicht amAltenRheinz neben einernochimzweitenOktoberdrittel vonsrischemGrünumleuchtetenGotenkircheausdemfünfzehnten Jahrhundert DieNothunddiePracht Althollands steigtaus derGruft.DieHochzeitseiner KämpfegegenPhilippundAlba,- Cromwell undKarl Stuart, den R0i-solei1 undCondåwirddem Erinnernlebcndig. Jm haager Vinnenhofe fälltdasgreiseHaupt Oldenbarnevelts, dassichausbeinahebismärckischemGemüthss trotzin einenHerrnwillenzu reckengewagthat. Michelde Ruyter läßt seine Admiralsflagge vorderThemsemündungwehen.Wil- helmderDritte,Oraniens größterSohn,stür3tdenletztenStuart, dessenEidam erist, löstdieBriteninsel vomPapstthuni, wird,.als Statthalter indenNiederlanden,KönigvonEnglandunddrängt, mitdervereintenFlottenmachtbeiderStaaten,Ludwig den Vier-

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188 DieZukunft

zehntenbisindenVerzichtdesFriedensvon Rijswijk Doch dasVündnißmitdem Leunmuß,wienoch jedesocietas leonina, denSchwächeren enttäuschen.HollandsNimbus verblaßt,preu- ßischeVayonnettes geleitendenfünften oranischenWillem auf denStatthaltersitzzurück,von demeinPatriotenputsch ihnge- stoßenhat,undderVritenlöwe gebietetmitaiolischerWillkürkraft über die Weltmeere. Hättedertapfere SchwiegersohnJakobs desZweiten,stattdieMehrungseinerHausmachtunddie Aus- dehnung derKirchenreformzuerstreben,dieganzeWuchteigener Krastund einerFestlandskoalition andieSchwächungEnglands gesetzt,dann wäre das LandzwischenYserundEms vielleicht noch dieWohnstätteeinerGroßmachtunddas Antlitz Europens säheanders aus. JnderrechtenStunde derrechte Entschlußund dieWahl dertauglichstenKampfgenossem daranhängtdas Schick- salderstärkstenVölker. Schonverdämmert dieVision.Aus dem Nebelstreif,dervonihrbleibt, tauchtPurpurn aber,wieSonnen- nachglanz,die«Frage:WirdnichtlängeralsdieFriedensverträge vonWestminster,Rijswijk, Vreda derinOuchyvereinbarte Prä- liminarfriedeimEuropäerbewußtfein leben,weilernichteinem einzelnen Staat,weil erdem ganzen Erdtheilein neues Historiens kapitelbeginnt?Mit englischerTinteward er,aufMaschinen- Papier,derDorfkundschaft emsigerProvinzblättergemeldet;ein englischer Sieg. ,,«’talienkäme mitseinemAthemzwarnochleid- lichüber den Winter undFrühling; sehnt sichabernachFrieden.

DieTürkei würdeihngerngewähren (überdieBedingungenist man imWesentlichenja längstklar),wenn nicht jeder Pforten- hüterdas Odiumscheute,mitdemneue Gebietshingabeihnbe- droht.DochdasWuthgeschreidesBalkanbundes übertöntdie schwachen Geräuschedeslibyfchen Krieges;die imHerzenge- fährdeteTürkei kannihren letzten afrikanischenVesitzdenItalie- nern lassen.Diehaben dann,was sie so lange begehrten; und merken, daßsieVritenundRussenAlles, demdeutschenVundes- genossennichtsdanken.Englandwill(weileswollenmuß)Deutsch- lands GefährteninseinenEoncern ziehenundfich,inEgypten oder Arabien,einenKhalifen schaffen,mitdessenStimme esauf seine indischen Mohammedaner einwirken kann ;muß also, ohne dieAbsichtzuentschleiern,neue, empfindlicheSchwächungder Türkei wünschen.«Das wurde hiergesagt,alsder Balkanlärm

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R eveiLlle. 139

anfing.Daswar das ZielDerer,die inglimmende Funkenblie- sen,bissie zurFlamme aufprasselten.Nunistserreicht. Die Stu- dentenhorde, die insVerathungzimmer dertürkischenMinister einbrach,konntefürein paarStunden,justso lange,wieihrGeheul feige PaschasderAusdruck derVolksstimmedünkte,denAufschub desNückzuges ertoben,dochdieendgiltige Kapitulationnicht hin- dern. Von dreiLadenthüreneines holländischenFischerdorfes grinst derPartezettel,der anzeigt, daßdieosmanischeMondsichel (trotzFerdisParole wars nie einHalbmond)vonAfrikas Himmel wich.»Gestern, amfünfzehntenOktober1912,umsechsUhrabends istinOuchy derPräliminarfriede unterzeichnetworden«

FürJtalienistskeineKleinigkeit. Undmirscheint ziemlich (nein:unziemlich) thöricht,daßdiemeistenZeitungleiterdasEr- eignißkaumnochderRede werth findenundeinzelnedie»Kon- zessionen«,die Bictor Emanuel demKhalifen gewährt hat (und, fast alle,inseinem eigenenInteressegewährenmußte) durch Fett- druckhervorheben, um HerrnOmnes indenGlauben zulullen, Rom habeimGrunde nichts Rechtes erreicht.Viel. Unverlier- bares. DieSchwachheitvonTunis unddieSchlappevon Adua sind verschmer3t.Das Trachten,aus Italien,nachdem hübschen WortdesHerrn CharlesLoiseau L’Ita1jeetla«questiond’0«rjent«), einenNegenschirmzumachen,den desBesitzers Hand nachkeiner Seite hinmehr aufspannen kann, ist mißlungen.DiealteFrage

»Andiamo aTrjp01j?« ist glorreichbejahtworden. Nichteinehalb- wegsernsthasteSchlachtverloren; nichteinSchiffbeschädigt.Blut ist geflossen, mancher Jüngling kehrtniewieder insSoldat-angen- landheimunddieStaatskasse istumeinehalbeMilliarde ärmer.

Habennicht auchwirjede Kolonie,diedürrste mehrals einmal, mit Blut undmitGoldgedüngt? JstderWerth Tripolitaniens undderKyrenaikaetwa geringerals des Herero-undZotten- totenbezirkes,derfür kurze Abendstunden inDiamantenglanz ,prunkt? Deutsche Schiffe können,wenn die fratellanzalatina und EnglandihnendieKohlenzufuhr sperrt,inkeinedeutscheKolonie gelangen.Von Katania nachTripoliisteinKatzensprung Das letzte große, Europäern noch nicht unterthane Mittelmeerland.

Wenn Frankreichsein nordafrikanisches Reichbisnach Tobruk dehnte, wennBritanien, umseineMittelmeerfestungenGibraltar undMalta zusichern, füreinMenschenalter(diedannverlängerte

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140 DieZukunft.

Frist osmanischerAgonie)ausdieTürkenseitetratund diePranke ausdenVombagolfund die Sudabai legte,war dethalern jede naheExpansionunmöglichunddasOstbeckendesMittelmeeres, das ihreVäter einstmare nostrum nannten,römischemEinspruch geschlossen.TripolitanienisteineWüste2Saharaland; dergrößte Theilsandigundunbewohnbar.DochdieZahlundderUmfangder Oasen ist, vonMechya bisnach Kufra, nicht gering;undmußdie libysche Wüste ewig wüst bleiben? Moderner Technikbietetder altePlan, dieSahara zubewässern,kaum noch abschreckende Schwierigkeit DerSudanese isteinbilligerundguterArbeiter.

Und dichtbeiTarabolos-el-Rharb, derTripolis desWestens, tragen aufdemvonPumpbrunnen undKanälchen genäßtenSa- haraboden Pflaumen-—-undPfirsich-,Citronen- und Orangen- bäumeBlütheUndFrucht;spendetdasNiesendacheinesunüber- sehbaren Palmenwaldes Schatten; reistWeizen,Gerste,Mais undjedeArt europäischenGemüsesDieKyrenaika,mitdem(nach HerodotsLibyerüberlieferung)durchlöcherten,RegenundThau schenkendenHimmel,mitdemGrünenVerg(Djebel Akhdar:der Legendenstättedes Gartens derHesperiden)und demRothen Hochland,dessen eisensalzhaltiger HumusdieWachsthumskrast allerPflanzenins Subtropischeerhöht,isteineüppige,Europäern wohnlicheAckerbaukolonie. DieBaivon Tobruk,dieSchwein- furth für Hafenanlagenebenso günstig fandwieLa Balette und Viserta, kann, zwischen West(Marokko,Algerien,Tunesien)und Ost (Valkan, Levante,Egypten,Kleinasien),eineFlottenstation vonmitentscheidenderStärkewerden. DaßderSudansrüherals Tripolitanien vergeben sein werde,konnte Gerhart Rohlss nicht ahnen;war erdeshalbeinblinder Gimpel,daerdenBesitzder Syrtenländer höheralsTunesienseinschätzte?DochdieWuth derAraber duldet,wiediezärtlichere derFrühlingssonne, nichts Weißes;diedauerndeSicherungderherrschastüberLibyenistnie gelungen.Niemals.Nurist damitnicht bewiesen, daßsie auchdem Maschinengewehr, dasinMinuten,ohnedasGeräuscheinerGar- tenspritzezuübertönen, Abertausende hinstreckt,nicht gelingenkön- ne.Schließlich:Jtalienhatte dieegyptischeunddietunesischeGele- genheitversäumt;ihmbliebkeine Wahl.Was esjetzterworbenhat (diedenTürken zugesagte EntschädigungsummeisteinPappenstiel undwirdobendrein nochinRaten gezahlt), darfkeinNüchterner

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N eveilles. 141

eineKolonie erstenNangesnennen; auch nicht,wennin demfranko- italischenGeheimabkommenvon1901(Delcasså-Prinetti)dasHim terland reichlichbemessenund dieOasenzonevonNhatbis Rhada- mesihm zugezähltist.Für PolitikundWirths chaftdes Appeninen- reiches wiegtesdennoch ungemeinschwer;mögenKaufleute,·die langsichtigeWechselnicht lieben,imTontiefster Verachtungdas Geschäft scheltenundMeinungmacherwiederHWieanno Marokko, trillerm »WelchesGlück, daßDeutschland nicht solcheKämPsezu führen hat!«DieserKindertexthätteauchaufdaandiender Gea- poyzeitundaufdieKapkriege gepaßt. Italiens Volkwarnieso einig, vonTurin bisnach Palermo vonsolcherFreudeamVater- landedurchglühLBictorEmanuel und Giolitti müssenheute.thun, ais habeder Gedanke an Albanien nichteinmal imTraum ihr«

Hirngestreift; nochmorgen würdederVerdacht schädlich,das3ihr StreichholzeinFeueranzündenwollte,an deminCetiujeder Schwiegerpapa sein Süppchenwärmenkann. Auch übermorgen isteinTag.DieVolksphantasie hatneue Nahrung.Bald tost sie insBlau, aus dem,wieVlinkfeuer,dasLichtbildeiner Kaiser- kronefunkelt. »Wir sindwiederRömenDie Herrender insLatei- uerinteresse eingemörteltenPapstkirche.Valona ist unsere nächste Etape.UnserArmumfängtdieAdria. SpitzeundAbsatz unseres Küstenstiefelssind fortanRoms HoheitzeichenimJonierineer.«

VonTunesien,vonTuareg,vom englischenSudan ausist das Syrtenreich leichtzugefährden.ZwischenSizilienundder weißenCitadelle vonTripoliliegtMaltaz demKitchenereinstär- keresGeschwadererwirkt hat.Wer darf,nacheinemBlick ausdie Karte,wähnen,JtaliensHerz müssevomneuen schnellsichwieder zumaltenDreibund wenden? Nußland hatdie Türkei unter dem DruckängstigenderDrohunggehalten.Englandihr denWeg durch Egypten,aufdemsieTruppennachBenghasischickenkonnte,verrie- geltund damit ihreNiederlageentschieden; da"nn—aufdemValkan dieZündschnurgezogenunddemvonfünfheerenbedrängtenSul- tan denFriedensschlußabgepreßt.Jtalienwirds nichtvergessen;

undist fürsErste mindestens,mit nochvergrößertemBesitzoffener Küsten,mehralsjezuvoraufEnglandsFreundschaftangewiesen.

Brjtania triumphansPDieNegiedesStaatsstückeslobt den JNeis ster. (Freilichwurde sievonder»Politik«desDeutschen Reiches erleichtert,deren undurchlotbareDummheitvoreinemJahr nicht

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1212 DieZukunft.

dieSpur alten,neu einstudirten Spektakels witterte.)Niemals, sprachKiamilPascha nach derKriegserklärungderValkanbundes- staaten, ,,galtimOsmanenreich England sovielwie heute.«Nach- demeserlangt hat, daß diesesReichesMondsichelvom Himmel Asrikas wich, aqufrikas Boden süreinenneuen KhalisenRaum wurde. DenbrauchtVritania: einGlaubenshaupt, dassichnach ihremWinkneigtoder schütteltunddessendem ganzen Jslam ehr- würdigesWort amNil ihrdieAraber,inIndien diesechzigMil- lionen Mohammedaner inunterthäuigem Gehorsamhält.Griff dieBehauptung, einem ganzen Erdtheil beginne derTodeskamPf dereuropäischenTürkei einenneuen Historienabschnitt,über den Bereich nachprüsbarerWirklichkeitnun etwahinaus? Diese Agoq nieist unaufhaltsam. Und Englands Triumphdrum noch nicht verbriestundbesiegelt.DarfdeszlamsichnichtmehraufEuropens Weide sättigen,dann mußerdieStoßkrast ostwärts wenden; in AsienundAsrikadieGläubigenzurpanislamischenSchlachtwider dieNumi schaaren.Wehdann demSieger vonOuchylDieklüg- stenVritenkennen diese Gefahr; fürchten deshalbdasKoma des Osmanenstaates(dasder PuseyitGladstone,einerderunklügsten, herbeisluchen wollte). Jhrer WünscheZiel isteinesieche,vonAl- mosenerhaltene, dochdemEuropäerbodennicht völlig entwurzelte Türkei,die denKhalisat auf ihrErdenrestchenamBosporus be- schränkt.Siewerdenweder demSlaven aus Koburgnoch dein Hellenenaus Kopenhagengerndie Stadt Konstantins öffnen.

Kreta.

»Ichwäredafür,Kreta denGriechenzugeben«

(Bismarck 1879 zuOdoAussele DiekretischenSeeräuber wurden zuerstvomrömischenIm- perator, dann vom griechischen Vasileus gebändigtund unter- worfen.Dem entreißendie Araber dieJnseldesMinosmythos JmzehntenJahrhundertzwingtNikephorosPhokas,denalsschon alternden Soldaten diesüßeDirne Theophano, des lakonischen Schankwirthes unersättlicheTochter,aufdasvomzweitenNoma- nos leergelasseneLager gelockt hat, deanlam indenStaub. Als Nikephoros, das KreuzszepterinderRechten,inder Linkendie Akakia, aus goldenen Sohlen, mitGoldbinden um denLeib,als vergotteter Autokrator durcheineWeihrauchwolkeindieHaupt-

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R evesille. 143 straßevonByzanzschreitet, istderSiegbringer Herrvon Kreta.

FüreinVierteljahrtausend gehörtdieJnseldenGriechen.Fällt, alsdieKreuzfahrerinKonstantinsStadt eingezogensind,den Genuesen,danndenVenezianernzu und wird imletztenDritteldes siebenzehnten Jahrhunderts vonden Türkenerobert. Griechen- aufstände,diestetsniedergezwungenwerden. JbrahimPascha siegtüberCapod’Jstria.DerFriedevonAdrianopel bestätigtdie Türkenherrschaft.Als, nachOttosEntthronung,PrinzGeorgvon Dänemark zumKönigderHellenen gekürtwird(denenEngland,

um dergefährlichenKandidatur LeuchtenbergsVeauharnais zu entgehen,dasRecht ausdieJonischenJnseln zusprechen muß) undeineNichtedesZarenAlexander heimführt,entstehtdasGe- rücht,Kreta seider Braut alsMitgift gewährt.DieGelegenheit scheint günstig. Preußen hatOesterreichgeschlagenundmuß sich gegendenpariser Versucheinerrevanche poursadowarüsten.Von Mitteleuropaist also nichtszufürchten.Alexander darfdemMann derNichte helfen.Die Kreter stehen auf,Freiwilligeströmenihnen ausOstundWestzu undinAthenistdas Ministerium Kumun- duros bereit,Alles auf ihreKartezusetzen. Dochdieerschreckten .Großmächte interveniren, dieHohe Pforte entschließtsichnur zu

winzigenKonzessionenundamneunten Januar 1869verbietetdie pariser Botschafterkonferenz denHellenen, aufKreta zu landen oderdenAusstand durch bewaffneteVanden zuunterstützen.Auf demBerlinerKongreßkämpfenKaratheodorijundMehemedAli fürdasTiirkenrecht aufdieJnselzund sind ihrerSache sicher, seit sie wissen,daßVeaconsfieldzwar,,Etwas für Griechenland thun «, den Sultan abernichtzumBerzicht aufKreta zwingen will.Nach demKongreßwirddemGeneralgouverneur(Wali) einchristlicher Adjunkt(Muchawir) beigeordnet,einTheil derLandeseinkünfte füröffentlicheArbeitenreservirtundschließlichbestimmt,daßeine aus49Christenund31Musulmanenzusammenzusetzende Natio- nalversammlung, diealljährlichmindestens vierzig, höchstenssech- zigTage berathensoll,Gesetzevorschlage,diederSultanbestätigen muß,wenn sieindenNahmen derOsmanenlegislaturpassenund diekaiserliche Machtnicht schmälern. Schon diese Klausel macht denkretischen Parlamentarismus zurPosse.DerWali bleibtJn- sulartyrann undschaltet hinterdem Ornament einerfor show ge- schaffenen Verfassung nach willkürlichemErmessen. Wird, nach

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144 DieZukunft.

neuenAufstandsversuchen,vonAbdulHamid1889mitnoch weiter reichender Macht ausgestattet. DenKretern gehts jämmerlich.

Unter dem DruckderGroßmächtebewilligtderSultanihnen 1895 einenchristlichenGeneralgouverneur(KaratheodorijPafcha).Un- gern. Als dieMusulmanenwüthend aufbrüllenunddieHohe Pfortefragen,obderRumi auf derJnfel herrschen,einEhristals Wali mitder christlichenParlamentsmehrheitregiren solle, finden sieim Yildizpalasteinenstillen Helfer.Emin Pascha,dervomWali unabhängigeTruppenkommandant, ruftzuoffenem Kampfgegen Karatheodorij, entzieht ihmdiePolizeimannschaftundsetztdurch, daßderdeszlam verhaßteMannvonTurkhanPaschaabgelöst wird.Straßenputfche.RussischeundgriechischeKonsularkawassen werden gemordet.Wie einLauffeuer gehts durchdieJnseL Zu- erstschickenFrankreich undItalien, dann auchBritanien und Rußland Kriegsschiffeindie Sudabai. DochderBürgerkriegist nicht mehraufzuhalten. JndenStädtensinddieTürkenunantast- bar;imGebirgbefiehltdieEpitropie,derenVanden,auchalsder Sultan neue Truppengeschickthat,nichtniederzuringensind.Darf Griechenland müßigbleiben, währenddie,,Schwesterinsel«keu- chendum ihrLebensrecht ringt?JnderWeihnachtwochedes Jahres 1895 schreibtHerr Vouråe,FrankreichsGesandtenaus AthenanBerthelot (der großeEhemikerleitetunter Vourgeois dasinternationale GeschäftderRepublik), KönigGeorghabeihm gesagt: »Wenndie Türkenwirklich,wie erzählt wird, fünfBa- taillone nachKreta schicken,kann ich für nichts mehr stehenund dieEreignisse müssenihren Lan nehmen«DerklugePaulEam- bon(derBruderdesjetztbeiunsakkreditirten)istinKonstantinopel und schildert Herrn Hanotaux (der Berthelot abgelöst hat)die Möglichkeiten solcher Entwickelung Schon kämpfen aufKreta türkischeSoldaten gegen griechischeFreiwillige.Wielangekanns dauern,bis überalldieHellenen aufstehenunddieRaserei dieses Nationalismus Makedonien ergreift? Europa muß helfen.Eu- ropahilft.AbdulHamid versprichtAlles,was von ihm gefordert wird: Amnestie,getreulicheWahrung derKonstitutionvomzwölf- tenOktober1878,ErnennungeineschristlichenTruppenbefehlss habers. Erkennt seineLeute. Nach kurzerRuhekehrtder alte ZustandderWirrnißzurückundeinschlauerFischerangelt sich wasSchmackhaftesaus dertrübenFluth.BerowitschPascha,der

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Reve«ille. 145 FürstvonSamos,erfährt,alsKommandant,kaum,was vorgeht.

Soll dieMinorität derAnmaßungeinerradikalenMehrhcit ge- opfert,diemitTürkenblut gedüngteJnselleichtfertigden unreinen Numi ausgeliefertwerden? SofragendieMusulmanen. Doch auchdiechristlichenKreter sind nichtzufrieden. Heischen, außer demchristlichen Generalgouverneur, derauchüberdie Trupren frei verfügenmüsse,und derAussichtpflichtderGroßmächte,die griechische Staatssprache unddas Recht,dieEinnahmen, nach einem derPforte zuzahlenden Tribut,nur fürdieInteressender Inselzu verwenden. JnderenGebiet wirdinzwischenlustigge- sengtundgebrannt,geschändetundgemordet.Undderbehutsame König Georg,deramLiebstendenHerrgotteinen gutenMann seinließe,kann demDrangderOeffentlichen Meinung aufdie

Dauer nicht widerstehen. Offiziere,Soldaten laufenaus feinem Heerzu denkretischenRebellen. Kommts zumTürkenkrieggegen Neuhellas? Noch nicht.Abd ulHamid läßt sichvon dembitten- den,warnendenWort derBotschasterkonferenzerweichen.Vero- witsch Pascha soll fünfJahrelang Wlali sein und,alsbesondere Auszeichnung, denNang derWesire erhalten-Justiz undPolizei werden imCinvernehmenmitderKonsularkommissionvonKanea reorganisirt. Was fürdenWohlstand derJnsel geschehen kann, wird ohne Aufschub geschehen. Jubelinderkretischen Christen- gemeinde.,,Lassetuns,die wir Kinder desselbenLandesundan dessenGedeihen,ChristenundMusulmanen, ingleicher Weise interessirtsind,denalten Haderfürimmer vergessen und, statt einander nachHabeundLebenzutrachten,fortannur imWett- streit friedlicherArbeit nochum denSieg ringen.«Sostehtsin derChristenproklamation. Endlich Friede ausKreta. Fromme schluchzen.DieDiplomatenrösten sichamGefühl ihresErfolges- Nicht lange«Drei Tage nachderProklamation kommtaus Kandia die Kunde vonneuem ChristengemetzeLWieder ziehen TürkenhaufenvonHauszuHausundsichern sichdieHerrschaft über die Städte. Wieder fordern sielautdasRecht, nach ihrem Sinn dieJnselzuregiren,derenBevölkerungzuzweiDritteln dochaus Christen besteht.Und AbdulHamidersinnteineneue Finte.UmdieJnselzu,,beruhigen«,schickterZihni Pascha hin, der,alsGroßherrlicher Generalkommissar, mehr gelten mußals derChrist Verowitsch;undbald auchanallen EckenFeuerchen

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146 DieZukunft.

anzuzündenversteht. JmJanuar 1897 Ehristenverfolgungin Kanea. DerWali,dieKonsuln,dieKatholische Missionwerden bedroht,diemeistenHäuserzerstört,dieChristen halbnackt durch

dieStraßen gescheucht. AufderVrandstattfehltsanBrot;nicht ein BäckeristdemTod entronnen. DieUeberlebendenflüchtenins Gebirg, hissendieGriechensahneund beschwörendie Brüder in Hellas,dieJnselzu annektiren. Delijannis verliestim athenischen Parlament dieDepesche,inderGeneralkonsulGennadis das hoffnungloseElend derChristenmeldet: undwieeinMann er- hebt sichdieKammer zumKriegsrufgegendie Türken.EinPanzer soll hinüber.Und PrinzGeorg,desKönigs zweiter Sohn, wird miteinerTorpedoslottille diehastiginSmyrna zusammengezoge-

nen türkischenTruppen hindern, aufKretazu landen. Amsech-·

zehnten Februar 1897landet OberstWassosdortmitdreiGrie- chenbataillonen undnimmt imNamen seines KönigsdieJnsel inBesitz. Hellas muß siegen. Dreihunderttausend Griechen sind bereit, Konstantins Stadt vorider Türkenschmachzusäubern.

Der Epirus, Makedonien, Albanien wird ausstehen.Der von Christenblut triefendeAbd ulHamid,denderVrite Gladstone schon vorhereinen Mörder,derFranzoseBandal denNothen Sultan genannt hat,fliegtindieLuft,diearmenischen undkre- tischenMärtyrerwerden gerächtund diebrünstigenWünsche endlich erfüllt,dieseitdenKreuzfahrertagen aufEuropens Ge- wissenlasten. Wie einSauserrausch gehts durch Griechenland;

unddasHäufleinderNüchternenwirdüberheult. Daßdie Val- kanrivalität keinem Stamm einen Sieg nochgareinen völligen Triumph gönnt, scheintvergessen.Wird dentrunkenen Hirnen raschaber eingehämmert. FürstFerdinand vonBulgarien, der weiter siehtalsdieHaemusvettern, läßt Alexandervon Serbien nach Sofia kommen undverabredet mitihm,was zugeschehen habe,wenn dieGriechen nachMakedonien vordrängen.Das Sammlungministerium Simitsch erklärt,beijederAenderung des statusquomüsseauchSerbienKonzessionenfordern.Schonglimmts inMakedonien. Schon hetztderSultanAlbanesenhorden gegen dieGriechengrenze HöchsteZeit fürdieeuropäischeLöschmann- schaft.Salisbury läßtinKonstantinopelherrisch empfehlen,der Insel,unter derOberherrschaftdesSultans, Autonomie zu ge- währen;inAthen,sichmitdiesem Erfolgzubescheidenund die

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Reveijlle. 1 II 7

Truppen zurückzuziehenHanotaux schließtsichdiesem Vorschlag unundsagtinderKammer: »La Cretevaeireremise endepötpar le sultan entrelesmajns de1’Europeetjoujradåsormais d’une admi- -ni5tration autonome sous la suzerainete de la Porte.«JnBerlinwird der internationalen PolitikvomKaiser dieRichtung gewiesen.Der eilt,alservondemGriechenvorstoßgehörrhat,injäh aufflackern- dem ZornzudemMarquis deNoailles, demVotschafterder FranzösischenRepublik,und ruft,dieGroßmächte müßtenden Piraeus, die ganzeHellenenküsteblokirem Europa dürfeeinVolk nicht schonen,dasseinenNachbar so frivol herausgefordert und denFriedendesErdtheilesgefährdet habe. (Vier Tage danach rufterdie Märker zum»KampfgegendenUmsturz«undspricht denunvergeßlichenSatz: »Dieses Gefechtkönnen wirnur sieg- reichdurchführen,wenn wir unsimmerdar desMannes erinnern- demwirunser Vaterland, dasDeutsche Reich,verdanken undin dessen Nähe durchGottes Fügung so mancher brave, tüchtige Nathgeber war,der dieEhre hatte,seineGedanken ausführenzu dürfen,dieaberAllehandlanger seineserhabenenWollens wa- ren,erfülltvon demGeist dieses erhabenenKaisers.«)Griechen"- landsollseineTruppen zurückziehenKönig Georg möchtewohl, darfabernicht;wäreunmöglich,wennerwieder nachgäbe.Wird dasVersprechen derAutonomie etwa bessergehaltenwerden als frühereVerheißungen?Sicher nicht. Darf Hellasdiechristlichen Brüder schutzlosderislamischen Wuth preisgeben? Nein. Man lassedieJnsulaner abstimmenzsiewerdendeutlichsagen, obsietiir- kischbleiben,obgriechischwerden wollen. Solaut, daßman siebis insSpreeschloßhört.Vorher darfWassos dieJnsel nicht räumen.

Britanien hatkaumZeit, sichernstlichumKretazu kümmern.

Kitchener ist aufdemMarsch nach DongolaundVerberzder Su- danwichtigerals das Gekribbel amStrand desAegeermeeres.

Vielleicht läßt sich doch irgendein Vortheil herausschlagen. Die Großmächteblokiren diekretische Küste,um dieLandungneuer Truppen(aus AthenundSmyrna) zuhindern,und schickenselbst Kontingente aufdieJnsel.Dieerweisen sichbaldalszuschwach;

undSalisbury findet,dasfürdenChristenschutz Nöthige sei auch vonzweiMächtenzuleistenzsogarvon einer-Warum sollen Eng- land, Rußland,Deutschland, Oesterreich Soldaten imArchipela- gos halten?SeitKarlMartel beiVoitiers dieAraber schlug,seit

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