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Die Zukunft, 1. August, Jahrg. XXII, Bd. 88, Nr 44.

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xXlLJahrg. ItrlüydenI.Yuguft1914. Yr.44.

Mir Zukunft-is-

Herausgehen

Maximilian Karl-m

Inhalte

Seite

DerKrieg................ ........ ...137

Dach-I Mallhäugpamvm Von Klaus pringszheim. .... .....150

Belbllanxeigem VonEhrenstein, Veraus, Otto, picard .’«·.....158

Dich-mie. VonTheSvedberg ..........·.."......161

Diearmen Dankt-m VonLaden. .,.»«......... ...167

Uachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

Preis vierteljährlich5Mart«dieeinzelne Nummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft WirhelmstraßeZ-.

1914.

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Berlin, den 1.August 1914.

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Der Krieg.

»UTFuists hier gesagtdiesemSommerworden.wirdSchicksNeunal.«Amvonszehn LesernechzehntenMaidachten:1914 DieGrille eines Mürrischem aufundüberunsererErde sahes langeja nicht so stillaus;nachAgadir,Tripolis,Vaikan istAlles müde und unslächelt, endlich wieder,einesheiterenSommers Sonne ;stärksteVürgschaft:das insHerzlichegewandelteBer- hältnißzuEngland. Nun ist, dennoch,Sturm geworden.Und wenndes SchicksalsWaltennichtsichtbareWandlungdesMacht- standeserwirkt,ists EnglandsSchuld. (Vielleicht habt Jhrin- zwischengelesen:»Das Verdienstbritischer Friedensliebe.«)

OesterreichsUngarnhatdemKönigreichSerbien Kriegan- gesagt. OesterreichsUngarns Truppen stehenimFeld. Daßin.

solcherStunde alleKritikdesVergangenen, auchdesnochFort- wirkenden schweige,gebietetdieeinfachste,Allen verständliche- Pflicht.Gebötesie schon, selbstwenn wirdieStunde nicht nah- glaubenmüßten,dieunser eigenesHeerindengroßenKam-Pfarrs- rückensieht. Michdünktenothwendig (und ich habe dieserUebers zeugung oft schrofferenAusdruck gegeben,alsManchembehagte), daßderKampffrüherausgefochtenwerde;und dieArt,wieer unter demJulimond,mitunwürdigem Schimpfund aufs cheuchens demLärm, journalistischvorbereitet wurde,schienmirso häßlich wieschädlich.Vorbei. Jetztist nicht Muße,zuerörtern,obsnicht bessergewesen wäre,wennderStrahlaus entwölkterhöheerden-

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138 DieZukunft.

wärts zuckte.»Wer staatsmännischdenkt, darf nichtandieBewins selung gemachter FehlerdieZeitvertrödeln; sondern mußsichauf diese Fehler,wieausdengewachsenen Fels, stellenundEinem nur nachsragen: »Wie nütze ichdasGewordene?« DerTonad- vokatorischerKlägerschriftsätze,derdenHandel sowidrigein- leitete,darf nicht längerinunserem Ohr haften. Jetztgehtsum dieMacht; nichtum RechtoderUnrecht:umsVaterland. Nicht heute mehr istzuPrüfen,ob das WagnißdesWurfes klugwar.

Denn derWürfel fiel.Fegetdrum alleErinnerung anOesters reichsFehlund Schwachheit,an das allzuflinkeFuchtelnmit Deutschlands Schwertaus dem GedächtnisztVor fünf Jahren und fünfMonaten habe ich hier gesagt,dieMächte,diefürSer- bien einenKrieg führen wollen, mögenesthun. »Heutelieber als morgen.Dann sollman ihnen nicht erstZeitzugemächlicherVors bereitunglassen, sonderndieStunde wählen,die in Berlin und Wien denGeneralstäbendiefürdenKampfgünstigstescheint.«

Dasist nichtgeschehen; auch nicht,alsRußlandkaum daszur Lan- desvertheidigung Nothwendigezuleisten vermochteundFrank- reichkeinbrauchbares Pulverhatte.DenVersuch,dieSerben,die sich tapfergeschlagen haben,als Mörderbande zuverschreien, konnteichnichtmitmachen. Heute sprecheichwieder,wie1909: »Eu- ropaundihrenGeschwisternmuszbewiesen werden,daßdiezwischen Nordsee undAdria herrschenden Kaiser-möchteKraftundAus- dauer genughaben,umauch aufeinemumlauertenundumdrohten WegandasZielihresWollens zugelangen.DieDeutschenmüssen überzeugt werden, daßvonOsteinKriegkommenkann,demnur einTron zaghast ausbiegenwürde unddernicht,wie dieKurz- sicht wähnt, fürOesterreichs,sondern für Deutschlands Lebens- interesse zuführenwäre.«Dieser Krieg tostnun anunseresReiches Mauer.DürfenwirdieGenesisunddenTerminlautbenörgeln?

JetztdenBeweis andieEckenkleben, daß pfiffigereGeschäfts- führerfeinereundbilligereArbeitgelieferthätten?Das hülf-enicht;

könntenur schaden:dieWollenseinheit zersplittern,dieunser stärk- ster Hort ist.JndiesemSommer wirdSchicksal. Jn seinemSchoß ruhenderdeutschenMenschheithelleunddunkleLose.»Was auch drauswerde:stehzuDeinemVolk! EsistDein angeborenerPlatz!« LernetanderHeilsamkeit des Wollens wenigstens zweifeln, dassich seitdreiWocheninmancherleiLautenausgetobt hat.Der

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Der Krieg. 139

Klugeselbst,demWissenschaftund ErfahrungdasAugeklärte,hat imWirbel desEreignissesoft geirrt.BorfünfundfünfzigJahren wollteHellmuthMoltke,schonEhefdespreußifchenGeneralstabes,

»denOesterreicherngegenFrankreichhelfen.»OhneBedingungen undForderungen«,sagteerzuTheodorvonBernhardi. Derda- hinterinseinTagebuchschrieb:»EinebessereAnsicht könntensich, als inPreußenherrschend,dieOesterreichergarnicht wünschen, undwenn siesicheinebeftellen dürften.«Wäre Moltkes Meinung damals durchzudrückengewesen,wirhätten heute nichteinDeuts sches ReichmitpreußischerSpitze.Soweit,hitzigePatrioten,wirkt inderSchicksalsstundeeinEntschluß. Preußens Gefandterin Petersburg, HerrvonBismarck, sahdieNothwendigkeitanders alsinBerlin derGenerallieutenant. Erschrieban den«-Minister Freiherrn vonSchleinitz: »Nichtblos anderKreuzzeitunghabe ich bisher mitBesorgnißdieWahrnehmung gemacht,welcheAllein- -herrschaf.tsichQesterreichin derdeutschenPressedurchdasgeschickt angelegte Netz seiner Beeinflussung geschaffen hatund wie esdiese BJaffezuhandhaben weiß.Ohne siewärediesogenannteOeffents licheMeinungschwerlichzndieserhöhe montirtwordenz ich sage:

diesogenannte,denn daswirklicheGros derBevölkerungistnie- mals für denKrieg gestimmt,wenn nichtdiethatsächlichenLeiden schwerer Bedrückungesgereizt haben.«Schleinitzberuhigtihn bald: »Der Kriegsfuror ist, glücklicherWeise,in Preußen gänzlich -erloschen.«Bismarck abersiehtdenZustandnochimmer wie im Winter 1853,alseran Gerlachschrieb:»JedeZurückhaltung Preußenswirdmit einem pharisäischemBefremdenalsBerrath sanderdeutschen Sache stigmatisirt.DiegutenOesterreicher sind wiederWeberZettelimSommernachtstraum. Siehaben imOrient ihrKreuzzutragen,wolleninDeutschlanddiegroßeRollespielen, inJtalienauchden,Löwen«machenundfürdieeuropäischePolitik über unsdisponiren,ohneuns inderdeutschen auchnur ein,Gott vergelts«zusagen.Wir machendabei,wiemirscheint, stetsden FehlereinesblödenJungen,dersichvonseinemanArroganzund PfiffigkeitüberlegenenEompagnonüberzeugenläßt,wieUnrecht et thut- sichnicht für ihnzuopfern.«Jetztknirschter: »Wirwer- dennichteinmalOesterreichsReserve, sondernwiropfernuns für

«Oesterreich,wirnehmen ihmdenKriegab. Mit demerst-enSchuß

amRheinwirdsderdeutsche KriegdieHauptsacheundOesterreich bekommtLuft.«ErhatdenKrieg gegenFrankreich nicht gescheut.

Is«

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140 DieZukunft.

Docherwollte ihninderseinemVaterland günstigstenStunde führen; nichtineiner vomBundesgenossengewählten.

Was war 1859geschehen?Am erstenJanuar hatte Kaiser Napoleonzu demGesandtenFraanosephs gesagt: »Ich bedaure, daßdieBeziehungen unsererLänder nicht mehr so gutwiefrüher sind,bitte Sie aber, Jhren Kaiser-meiner persönlichenHochachtung zuvrrsichern.« Europa horcht ängstlichauf.AnallenVörsenstürs zen dieKurse.Trotzdem draußennochNiemand weiß, daßLouis- Napoleon (den OrsinisAttentat indenEntschluß geärgert hat, Oesterreichaus Jtalienzudrängen)mit demGrafenEavourvers abredethabe,BictorEmanuel,derKönigvon Sardinien(Piemont)- solledieLombardei undVenetien, Parma undModena,Frank- reich aber, für seineHilfe,Savoyen undNizzaerhalten. Oesters reich braustinsornauf Dendiplomatischen Verkehr mitPiemont hatesschonabgebrochen. Jedem(auchHerrnvonBismarck)ge- klagt, daßSardinien ihmdieruhige Verwaltung derLombardei unm öglichmacheunddie nationale WühlarbeitfüreinGroßitalien beendet werden müsse;wenn nichtanders: umdenPreis eines Krieges. Wienwarte nuraufdieGelegenheit,denlästigenNach- barzupackenundzuvernichten.Nach Napoleons drohender-An- spracheerklärtes,dieForderungderitalischen Einheit,das Vers - langen,alleJtaliener, auchdievonOesterreichbeherrschten,mit einem Staatsverband zuumfassen, sei nichteinenTag längerzu dulden;jedeNachgiebigkeitunvereinbar mitOesterreichsWürde..

Daß Frankreich denPiemontesen helfen werde,willNiemand rechtglauben.LouisNapoleon gilt,wieheutederZar,alsder ErzfeindallerVölkerfreiheit;undersollte,gegenOesterreichsehr- würdi geLegitimität,die Nevolution unterstützen?JnDeutschland wirdfürdiewiener Wünsche solaut dieTrommel gerührt, daß einhellesOhr siebisandieNewa hört.»Werjetztindem heiligen Kampfzurückbleibe,verrathe das Vaterland und zerreißedie deutscheNation. Mit lärmendem Terrorismus wurde jedeab- weichende Meinung erstickt.Niemals war seit1848 solauten SchallesDeutschlandsEhreundDeutschlandsEinheit gepriesen worden,wieesindiesemZeitungsturmdeswiener Preßbureau geschah.«(Sybel.) Englandwill vermitteln. Antwort vom Ball- hausplatz: »Wir brauchen nicht Vermittler, sondern Alliitte.«

Nußland schlägteinen Europäerkongreßvor,ausdemauchdie italischenStaaten vertreten sein sollen. England, Frankreich,

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DerKrieg 141

Preußen stimmendemVors chlagzu.OesterreichsGeschäftsführer, GrafVuol,ruft: »LieberandenGalgenalsaufsolchenKongreß.«

Zaudertdann aberlängermitderendgiltigenAntwort,alsder klerikal-militärischenHofparteiinden Krampaßt. Schonfürchtet

«Cavour,denKriegswagenseinerkühnenPolitik nocheinmalbrem- senzumüssen.DochderFranzosenkaiserlächeltsphinxischzund flüstertdann: »Seid ohne Sorge; ausAlledem wirdnichts.«

Erzherzog AlbrechtvonOesterreichkommtnachBerlin und fordertPreußensHilfe.Wenn eseinverstandensei,werdeOesters reicheinUltimatum anSardinien richtenundzugleicheineViertel- million seinerbestenSoldaten andenRhein schicken,umdort,mit Preußenund den anderen TruppendesDeutschen Bundes,gegen Frankreichzukämpfen.Prinz-Negent WilhelmlehntdenPlan kühl ab, räth,aufdas Ultimatum zuverzichten,undsagt offen, daß OesterreichaufdiesemWegallein bleiben würde. DerErzherzog scheint vonderRichtigkeitdesNathes überzeugtundnimmt auf demVahnhofinherzlicherFreundschastAbschiedvondenHohens zollern,dieihngeleitet haben.AlsWilhelmins Schloß heimge- kehrt ist,meldet ihmFranz JosephsGesandter,das Ultimatum Oesterreichssei nach Turin abgegangen (ausderMilitärkanzlei des Kaisers;ohneZustimmungBuols, dernochwarten wollte).

Darin ist gesagt,diebeispielloseGeduld,dieOesterreich, Jahre lang,gegen diestetenHerausforderungen undWühlereiender sgroßitalischenHetzerund ihrerBegünstigergezeigt habe,könne nichtfortwähren;deshalb verlange es, daßdieturinerRegirung binnendreiTagen dieAbrüstungdurchführe; sonst:Krieg.Drei- undzwanzigsterApril1859.Cavour erwidert,dieFrage, ob Sar- dinien sein Heer entwaffnen müsse,werde derKongreßbeant- worten. Rußland mobilisirtvierArmeecorps,um fürdenFall raschenösterreichischenSieges bereitzusein.Das liberale Eng- land, nichtnur dasderWhigs,begeistert sichfürdieAuferstehung Jtaliens.Preußenerklärt,amsechsundzwanzigstenAPtil,ineinem RundschreibendenGroßmächten,daßeszunächstneutral bleiben undsich ausdenSchutzdesVundesgebietes beschränkenwerde.

VierTage danachrückt das österreichischeHeerinPiemont ein.Schlägtabernicht. »DiegroßeAnneestanddenganzenMai überunthätigin.derLomellina; stattdiesardinischen Streitkräfte schnellzuvernichten,wartetefic ruhig ab,bisNapoleon,überden MontCenis undzurSee überGenua,diegroßefranzösischeArmee

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1212 -s DieZukunft.

herangeführthatte.Diewiener Negirungabersandtedensalten Feldmarschall FürstenAlfredWindischgraetznachBerlin,um durcheinenneuen VertragdieHilfePreußenszugewinnen.«(Ge- neraladjutantPrinz KraftzuHohenlohe-Jngelfingen.) Nichtdem beiAspern undWagram bewährtenFeldzeugmeisterHeß,den das Heerersehnt, istdasOberkommando anvertraut worden,sondern demGrafenFranszulai.DerfühltselbstseineSchwachheitzmöchs tedergroßenPflichtentschlüpfen,hörtaberausdemMund seines Protektors, des Generaladjutanten Grafen Gränne,das allzu lustige Trostwort: »Hats Nadetzky,der alteEsel,getroffen, so wirst Duesauch treffen.«Ertriffts nichtzverzaudert diekostbarsteZeit.

UndVictorEmanuelsagt(später):»DerGyulaiverdienteinDenks mal,weileruns schonte,bisdieFranzosenkamen.« Mitseinen hundertzehntausend Mann konnte erdas um dieHälfte kleinere- Piemontesenheerüberrennen,Turinbesetzen,dieAlpenpässcsper- ren. Er wartet.Der PrinzsNegent vonPreußen schicktden Gene- ralWillisen nach Wien,um zuerkunden, welcheTruppenzahl Oesterreichan denOberrheinwerfenkönne,undumPreußensbe- waffneteVermittlunganzubieten.DamitistdasösterreichischeMi-.

nisterium,an dessenSpitzeRechbergdenGrafenBund-Schauen- stein abgelösthat,nicht zufrieden. Sardinien,heißts dort, müssein Ohnmachtgezwungen, dann aberauchNapoleon, derfrecheUsurs pator,gestürztundderangestammte König Heinrich derFünfte aufdenThron gesetzt werden.Dafürist Preußennichtzuhaben, Und während noch verhandelt wird, marschirendieFranzosen inPiemont einundschlagen GyulaibeiMontebello undMa- genta. Daßnun KaiserFranz Josephselbst (mitHeßals Ge- neralstabschef) den Oberbefehl übernimmt, daßWilhelmdie Mobilmachung desPreußenheeresanordnet undinPetersburg und London fürden Gedanken bewaffneterVermittlungauf derGrundlage desterritorialen Besitzstandeswirkt,nützt nicht mehr. Toskana, Modena, BolognahabenihreRegentenweg- gejagt, sichderSacheSardiniens verlobtund denPlemontesen ansehnlichenZuzug geleistet. Oesterreichwird beiSolferinoge- schlagen; seinHeergehthinter dieEtschzurück,giebtdieLombardei aufundbequemt sichbalddanachineinenWaffenstillstand »Der inBerlin anwesendeFeldmarschslI FürstWindischgraetzgab sein Ehrenwortdarauf, daß nach seinerUeberzeugungderWaffen- stillstandkeinenanderen Zweckhabenkönne alsden,derpreußis-

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DerKrieg. 143 schenArmeeZeitzuihremAufmarschzugewährenunddanndie« ThätigkeitvonNeuem zubeginnen.AbervierTagedanacher- folgtederFriedevonVillafranca undKaiser FranzJosephkün- digte seinerArmeeineinerProklamation an,erhabediesenFries dengeschlossen,weil ervon seinen natürlichenBundesgenossen imStichgelassenworden sei.DerPrinzsRegent kam(imGarten vonSanssouci)andenKönig heranundmeldeteihm, mitThränen in denAugen,denunglücklichenFriedensfchluß.«(KraftzuHohen- lohe.) FranzJosephdurftedenGrund,derihnzumFriedens- fchlußzwang, nichtenthüllen.AusdemösterreichischenGeneral- ftabswerküber denKrieginItalien kennen wirdiesenGrund..

DafastalleArmeecorps aufdem Kriegsschauplatz standen(einaus- Ungarnzusammengefetztesmußte,alsunzuverlässig,insInnere-- zurückgeschicktwerden)undfürdiezweineuen Corps, derenAuf- stellung angeordnetworden war, Offiziere, geschulteLeuteund Ausrüstungfehlten,war dieErfüllungdesVersprechens,einHeer andenNhein zuschicken,unmöglichgeworden. Sollte,nach Bester- reichsNiederlagen, PreußenamRheinundinFrankreichsiegen?

Dann war esHerrüberDeutschland. Deshalb forderte Wien,«

daßderPrinzsRegent alsBundesfeldherr demVefehldes Bun- destages unterstelltund imHauptquartier von densicbenzehn Kommissarenunter steter Aufsichtgehaltenwerde. Deshalbbe- quemteesfichamTagnachdiesemAntrag,dessenAblehnungnicht eineStunde langzweifelhaftwar,zumAbschlußdesFriedens mitdem»frechenUsurpator« (derwieder lächelnkonnte).

DieFolgedesdiplomatischundmilitärischschlechtvorbereis teten Ultimatums war, daß OesterreichdieLombardei und(schon damals)dieGewißheitderHerrschaftüberVenetien verlor. Weil essichüber dieeigene Kraftebensowie über die derGegnerge- täuschtundgroßitalischeKonspirationengewittert hatte,wosichs, nachdemWort BiscontisVenostas, nur um die»große,natür- licheVerschwörung«einerganzenAation handelte,derenTheile ausFremdherrschaftinSelbstbestimmung,ausZersplitterungin- Einheitstrebten.Bismarck,Bernhardi,GuidoUsedom(Bismarckz NachfolgerinFrankfurt, derschon empfohlen hat, »die Oeffent- licheMeinungindieZwangsjackezusteckenundanihreStelle unsereMeinungzusetzen«):alleGegnerdeswienerVerlangens nach PreußensGefolgschaftathmen auf.Und freuensichneben- beinochderThatsache,daßdieJtaliener vonFrankreichgeprellt

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144 - DieZukunft-

worden sindundsichnun, wenns soweitist,denPreußenver- bünden müssen.AuchderitalospreußischeVertragvom achten April 1866,der demKönigWilhelmdieSicherheitgab, daßzwei- hunderttausend Jtaliener, sobalderdas Schwert gegenOestek- reichzog,über denMincioindasLand ihrerSehnsuchtvor- drangen,war schließlicheinErgebnißder wiener Fehler.

Deren Wiederholung brauchenwirheutenichtzu«fürchten.

Graf Berchtold ist nichtder Mann überhasteterEntschlüsse;auch nichteiner, dersich derKampflustTis zasblindgefangengiebt.Und GeneralstabschesConrad vonsoetzendorfvon anderemSchlagals dieFeldherren von1859.Wirkönnengewißsein,daßjedeMög- lichkeitvorbedacht,vorgewogenward.DieserFeldherrweiß,was erwill, und,was erkann.DaßerdennächstenFeind geschlagen odereingekesselthaben muß, ehevonNordostdergrößereanrückt.

Er wirdnichtwarten,bis demPiemont,gegendaserficht,Sukkuks kommt. Sein Heerist gut.Und seinstählernerWille hatFlügel.

»Wenn Fürsten Kriegwollen, sobeginnensie ihnundlassen dannvoneinem fleißigenJuristen beweisen,daßauf ihrer Seite das-Recht sei.«SohöhntFritzvonPreußen.JnderwienerNote an Serbien, deren rauhe Härte ohne VorganginderGeschichte ist, lehrtjeder Satz, daßOesterreichsUngarndenKriegwollte. Weil esüberzeugtwar,ihnwollen zumüssen.Weil esnichtwarten durfte,bis es alsneue Türkeibehandelt,vonvieroderfünfSeiten zugleichangegriffenwurde,RußlandauchdiePolennoch köderte und·dergefährlicheGlaube entstand,denarmen FranzFerdinand überlebeimErzhauskeinkräftigerWille.Weil nurderKrieg,den die'besten GeisterderArmee, nichtausEhrgeiznochgarausVe- förderungsucht,etfehtttemdieHauptschädenbeiderReichshälften undderGesammtmonarchieheilen könnte.Weil erheute noch, vielleicht nicht mehrmorgen, zuführenwäre. Undweilselbstdie Niederlage nach muthigem Kampf,vondem dieWaffenehreheller leuchtet,derMeinung vorzuziehen ist,dasHabsburgerreichhalte sichnurmühsam noch aufzitterndenBeinen undkönne zwar mit derZungekeifen, doch nimmermehr mitdem Schwertkämpfen.

Denkbar istauch,daßFreiherrvonConrad gesagt hat,ervermöge nicht fürdenNeichsschutzzubürgen,wenn die Union Serbiens mit Montenegro vollzogenund Numänien festanRußland gekettetsei.

Nur dieAblehnung,nichtdieAnnahmedes inderNote Geforders

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Der Krieg. 145

tenkonntedenWienernnützew Denklugen SerbenPaschitschund PatschuwarderMuthund derWitzzurAnnahme, auchdesunan- nehmbar Scheinenden,zuzutrauen. »Wir müssen jetzt (hätten sie gewispert)dasGanzeschlucken:gerade,weildieOesterreicherwün- schen, daß wirsnichtüberdieLippelassem Jhre Enttäuschungmag vunströsten,bisRußlandbereitistundauchdiesenTagslawischer Schmachrächt.«SolcherVerzichtaufheldenallure hättetrutzigere KühnheitgefordertalsderverwegensteKampfgegenUebermacht.

DochdenMinistern redet inSerbien längstdasOffiziercorpsdrein (das sie deshalbgernmalgeducktsähen)und dasHaus Karageors gewitschsteht auf schwankem Grund. Herr Paschitsch hatals Pa- triotgehandelt: ohnegroßenGestusfastAlles hinuntergewürgt.

Daer,fürs Erste,aberein paarTropfeninderBitterwasserflasche lassenmußteund erOesterreichs Absichtaus nüchternem Auge sah, wußteergenau,was kommenwerde,undstimmte, nochbevor serdie Antwortnote (einMeisterstückweiserTaktik)demGesandten FranzJosephsübergab,demBeschlußderHeeresmobilisirung zu. Inzwischenarbeiteten dieJuristendesVallhausplatzes an derRechtfertigungschrift.Diemag einstweilen ruhen. Diewar wichtig, so langederHandelalsRechtsfrage frisirtwurde. Was wäre, jetzt noch, durchdenVeweis gewonnen, daßWien indiesem FallvonseinenAgentennicht besserbedientworden istalsin den FällenRastitschundProchaska? Jchbinsicher,daßderDoppel- mord inSarajewo derbelgrader Regirung höchstunwillkommen war (soist,nachdemBerichtdesHerrnDr.Dillon,eines Gelehrten undPolitikers vonEigengewicht,auchdieMeinung desGrafen Berchtold); daßderserbischeBauerundKaufmann,Jntellektuelle undSoldat sichnichtinden Sünderwinkel zuverkriechenbraucht;

unddaßeinesTages einPaschitschdemOesterreicher,derihn nach demAnlaßzu denvielen Verschwörungen fragt,ungefährant-

,worten wird, wie, 1873,ViscontisVenosta demMinister Franz Josephs geantwortethat:»Diepaar kleinenBerschwörungenvon kurzerDauer waren unbeträchtlichnebendergroßen,natürlichen, spontanenVerschwörungAller.EureRegirungmethodenundPo- 1izeisitten habeninunseren ReihendieDisziplinerhalten«Die Sucht nachKriminalgeschichtenkönntedurchdieschmählicheCails lauxposse (»1asaintefarce«)dochbisindenHerbstgesättigtseinund dürfte nichtins Politische langen.Oesterreich-Ungarnhat mehr iSerben als beideSerbenstaatem daherdieSchwierigkeit.Der

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1116 - DieZukunft.

Kriegsollfie wegwirbelnDasistseinnächsterZwecEJsternothwen- dig,dannisterauch gerecht;und,nach demtapferenWortMacchia- vellis,einfrommes Werk,wenn nurvonseinemPanzernoch Hoff- nung blinkte.Glorie kann er, wiemühsamer,imGebirg,imSteinge- röllderEngpässe,seinmag,derGroßmacht,dieihngegen einklei- nes,armes,von zweiFeldzügenerschöpftesVolkführt,nichtbrin- gen« Unddaßerpopulärist,vonHeerundVolkmitJubelbegrüßt wird,solltenunsere Genossen nichtzu lautbetonen. »Kriegerischer Sinn beseeltedasHeer,vonfreudiger Siegeszuversicht waren Of- fiziereundSoldaten bewegt;Tausendevon Landleuten strömten andenStraßen zusammen,umdemHeerLebensmittel feilzubieten undumsichdeskriegerischenAnblickeszuerfreuen.DerKriegwars fürdiewehrhaftenPölkerderMonarchie eineHerzenssacheund ihreheißenWünsche begleitetendasHeerin denKampf.« Diese SätzehatHeernFriedjung überdenAusmarsch desHeeresge- schrieben,dasnach SkalitzundTrautenau, JitschinundKönig- graetzzog-UeberdieRechtsertigungschriftderStaatsjuristen wird- instillererseitzu reden sein«DaßeinKriegnothwendigwar,be- weistnur sein Ertrag. Papier gilbt. OesterreichsUngarn braucht raschen, nicht allzu theuerbezahltenSieg.

Wo derPlan ausgebrütetwordensei, inWien oder inBer- lin,wardgefragt;vonEifernden geantwortet:»JnWien«;und dann gemeldet, »dieMittheilung,daßdieösterreichischeRoteder berliner Regirung nicht früherals denanderen Kabineten be- kanntgeworden sei,habeinLondon, Paris undPetersburg einen vortrefflichen Eindruck gemacht«TrotzderRügedesHerrn Lieb- knecht(aber inUebereinstimmungmitdemHandelnrother Partei- herrscher)bleibeichin derMeinung, daßverantwortlichRegirende oft nichtnurberechtigt, sondern sogarverpflichtet sind,Wahreszu leugnen undUnwahres zubehaupten. Dieses Recht,diesePflicht desvonKollektivsittlichkeitGeleitetenschränkenzweiVedingungen ein.DieUnwahrhafiigkeit datfwedererweislich noch demStaats- interessezuwidersein.Eigentlichistsnur eineSchranke: denner- wiesene Unwahrheit schadetdem Kredit desStaates,vondessen Höhesiekam.Schändlichwäre,zumBeistelpUndinfamirendwie einPerbrechen imAmt dieAngabe,eineGroßmacht,diedeutlich ausgesprochenhat, daß siemitihrenFreundendas Schwert ziehenund fechten werde,habe sichvon diesen Freundenge-

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