x1x. Jahrg. sum via 26..gugutt1911. Yr.48.
Herausgehen
Maximilian Hart-en.
Inhalt
Seite
Ernking .................-.·............273
schwarze Gruppen ...........................291
Rapvlevns Ieiclxnam ..............·..........299
Deutschland-, Mart-käm Kbemnien ...................303
Theobald ...........·..................305
Uachdruck verboten.
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Erscheint jeden Sonnabend.
Preis vierteljährlich5Mart, dieeinzeerNummer 50Pf.
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Berlin.
Verlag der Zukunft.
Wilhelmstraßesa.
1911.
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Berlin, den 26.August 1911.
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Ernting.
Ridiculus mus·
WasPersonal derberliner Gesandtschaften,das schonrecht ärgerlich gewordenwar, weildieunsaubere marokkanische Sache ihmdieWegenachSils Maria undCaux, Ostendeund Dinard sperrte, ist,amzwanzigstenAugusttag,vonallerimSommer desMißvergnügenserlittenen Peinreichlich entschädigtworden.
Denn amzehnten Sonntag nach Trinitatis wurde derWortlaut desdeutsch-russischenVertrages überPersienveröffentlicht:und aus demDiplomatencorps kam,vonaltenundjungenLippen,ein frohesJauchzen.Selten istaneinem Sonntagaus undnachex- territorialenGeschäftshäusern so ofttelephonirtwordenznieviel-
«
leichtnochvonso lustig Erregten. ,,Also endlich!Fast zehnMo- nate sindseitderKonzeptionverstrichen.EinlebensfähigesKind wirdschnellerfertig.·Dahabenwirs nun. Gerade jetzt:weildie Vescherung (mitdembösesten Schnuper riecht mans) aufWil- helmshöhedieStimmung heben sollte.HabenSieschongelesen?
Wirlagen unter denBänken, Pflegte OnkelSarcey zusagen,wenn ersichineinem Possentheater gekugelt hatte. Das einzigErnst- haftedran istdieGewißheit, daßMaimon gut gearbeitet hat,als er(wars nichtimJanuar?) denInhalt an ein londoner Abend- blattverschacherte. ,Matin«und,Times« hatten darauf vorbereitet, daßNeratow jetzt,unter Druckundgegen neue Konzessiönchen, unterzeichnenwerde. szolskij undPaulCambon mußtenMiß- verständnisseder lieben Oeffentlichen Meinung scheuen.Obman hierdieStirn haben wird,einen Triumphdraus zumachen?
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274 - DieZukunft.
Sicher.SieunterschätzendastoupetderWilhelmstraßenochim- mer. ZwarwirddereinköpfigeAdlermitVersprechungengefüttert, diederbiedere Moskowiter, je nach Bedarf,haltenoder nicht haltenkann ; aber esist,nachlangerVapierebbe, dochwieder ein richtiger,unterschriebenerundgestempelterVertrag, mitdemsich stolziren läßt.Und daßRußland, während seinFreundund Ver- bündeter mitdenVerlinern Händelhat,mitDeutschlandeinen Vertrag schließt:keineKleinigkeit,mavjeillel Zwarhat Deutsch- land, währendseinFreundundVerbündeter vondenWestmächten bedrohtwar, mitFrankreichdenFebruarvertrag geschlossen (der demaccord überVersien ähneltwieeinfaulesEi demanderen).
Zwarkönnte es einenVertragmitsolchen ,Vrofiten«morgen von
England,sogarvonFrankreichhaben. Thutnichts:wirwerden lesen,quetout estpour le mieuxdanslemeilleur desmondes. Und daman inPetersburg, Paris,London dasWürmchennichtgleich beimNamen nennen darf, sondern sich,viaPresse,stellen muß,als seiVeträchtlichesindieWeltgekommen,wirddasgewohnte Spiel- chendiesmal hier leichtzuarrangiren sein.«DerMann, derso sprach,kenntseine Leute;weiß,daßinVerlinW. 8nichts mehrun- möglich ist.Habt Jhrnicht wirklichaus einzelnenWinkeln ge- hört,derVertragvom neunzehnten August1911seiein unge- meiner Erfolg deutscherStaatsmannskunst? Einerlei. DasVer- sonalderberlinerVotschaftenbrauchtfortan nichtzubereuen, daß eslängeralssonstimWestenderSpreestadt ausharren mußte.
AmzehntenDezember 1910stehtimDeutschenReichstag der Herr auf,der denTiteldesKanzlersträgt,undspricht also:,,Die Entrevue inVotsdam hatuns dieGelegenheitgegeben,zu kon- statiren, daß DeutschlandundRußlandeingleichmäßigesInter- essean derAufrechterhaltung desstatus quoimnahenOrient ha- benunddaherkeinerlei Politik,von welcherSeite sie auchkom- men möge,unterstützenwerden,dieaufeineStörungdiesesZu- standesgerichtetwäre.«(Antwort:Wers glaubt,wirdselig.Nuß- land wünschteineschwache,Deutschlandeinestarke Türkei. Für Rußland istdieOrientalische FrageheutedieMeerengenfrage undjeder zurechnungfähigeMinisterdesZarenwirdjede Politik, von welcherSeite sie auchkommen möge,fördern,diedenstatus quoändert, Oesterreichs Einflußin dieSüdslavengebietedämmt unddenNussendenWegausdemSchwarzeninsMittelländische Meer öffnet.),,JnNordpersienhatRußlandeineprivilegirteStell-
Jus-)-
Ernting. 275 ung,dieihmdasRecht aufalleKonzessionenzuEisenbahn-,Te- legraphen-undWeganlagen giebt;dochwirdesnichtnur unse- ren Handel nichthindern, sondern auchdieHerstellungeinerAn- schlußliniefür seineüberKhanekin-VagdadgehendeEinsuhrnach Persien erleichtern.«(Antwort:Die VagdadbahnsollamEuphrat einen transkaspischenStrang erhalten,inden dierussischeAus- fuhrmünden kann.Wir helfen denRussen alsoandenPersischen GolfundaufdenkürzestenWegnachIndien«Mit demVerspre- chen,dendeutschenhandehderaufStaatskonzessionen verzichten muß, nichtzuhindern, ist dieserDienst nicht allzu theuer bezahlt.)
»Beide Regirungensind entschlossen,sichinkeinerlei Kombinatio- nen einzulassen,die eineaggressiveSpitzegegenden anderen Theil habenkönnten.« (Antwort: »Dasistnichtneu. SchoninSwine- mündehatNikolaiAlexandrowitsch zumDeutschenKaisergesagt:
»AufderSeiteDeiner FeindewirstDu michniemals finden.«Da Rußland fürs ErstekeinenKrieg führen kann, istderVerzichtauf
»aggressiveSpitzen«ihmkein Opfer,derVerzichtDeutschlands aber einbeträchtlicherGewinn. WennzweiMänner,deren einergesund undstarkist,derenanderer siechimSpital liegt,sichverpflichten,nicht gegen einander zufechten, machtderLazarus eingutesGeschäft.) Daßman so mühsamVereinbartes, so scheuzuVerheimlichendes ins Licht zerrt, eheesnochinParagraphen gebrachtward,istim- merhinneu. Nur aus derEinfaltdesReichsdamoetas erklärlich (dem,denken sie draußen,derim Amt kaum warm gewordene Staatssekretärnoch nichtdie Kandare angelegthat).Latetanguis in herbaP Nußland istdenFranzosenverbündet,den Vriten be- freundet,denOesterreichern nochverfeindet. Werihm öffentlich nachsagt,eswerdesichunter keinenUmständenineinedem Deut-
’
schen Reich feindlicheKombination einlassen,spricht aus, daß esentschlossen sei,diewichtigstenStaatsverträgezubrechen.Und das Deutsche Reich,dassichinkeine denRussenfeindlicheKom- bination einlassen will, mußbereitsein,dendeutsch-österreichischen Vertragzubrechenundvonallem den TürkenVerheißenen nichts zuhalten.Seit inNacconigiNikolaiAlexandrowitsch undVictor Emanuel, aufderEisenbahn zwischenModane undEhambåry dieHerreanwolskij undVichongeplauderthaben,istdassranko- russisch-italische·Valkanabkommengegen Oesterreich fertig;vom Dreibund derNestdesWeststranges zerstört.AmerstenOktober istszolskij (derdenfasteinJahr lang unterbrochenenVerkehr
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276 DieZukunft.
mitdemGrafenBerchtold,OesterreichsBertreter, nochselbstwies deraufgenommen hat)alsBotschafter nach Paris gegangen und iauf seinem Ministerstuhl sitztnun derkränkelnde Herr Sasonow.
Der soll sichimerstenDienstquartal denBerlinern indie Arme geworfen haben2NachderRededesHerrnvonBethmannmüssen ebenso einfältig fromme Herzenesglauben.Alles von Eduard Geschaffene entwerthetunddiedeutsch-russischeRückversicherung wiederhergestellt wähnen.Kann Oesterreichin einemKonfliktmit Rußland nicht mehr auf Deutschland,Frankreichin einem Bo- gefenkrieg nicht mehr auf Rußland zählen,dann sinddieHaupt- verträge,dieseitJahrzehntenEuropens Schicksal banden,Plun- dergeworden.SosähedasEndederbosnischen Krisisaus? Die lapidare ThorheitderbethmännischenRede mußte sich rächen.
ZehnTagedanachstandinderRussischenPolitischenKorrespon-
·denz,nur durch OesterreichsEhrgeizundDeutschlandsBeihilfe seiimOrientdieRuhe gestörtund dieKriegsgefahrherausbe- schworenworden ;jetzt,nachdenpotsdamerNovembergesprächem werdeOesterreichinBerlin taubeOhren finden. HerrSasonowließ erklären,Deutschlandhabe aufdie Fortsetzungseiner denRussenim Orient schädlichenPolitikverzichtetund dafürdieZusagederpersi- schenAnschlußlinieerhalten.DasseiderSinndesAbkommens,das natürlichanNußlandsBerträgenundBertragspflichtenkein Jota ändere. Jnseinemklaren undklugenBuch»L’Europeet laJeune
"Turquje«sagt HerrNeue Pinom »Das potsdamer Abkommen befreitdieRussen,während sieinPersienzuthunhaben,vonallen türkischenSorgen. Rußland entzieht sichkeiner,Kombination«;
aber eineösterreichischePolitik,dietieferin denBalkan vordringen möchte,hättenicht mehr aufDeutschlandsUnterstützungzurechnen.
Rußland giebtnichts auf.DieNede des deutschenKanzlersaber klingtfastwieeineVerleugnung,wieeinBedauern derPolitik, dieDeutschlandwährendderbosnischenKrisis getriebenhat«
Nochaber wirdderVertrag ernstgenommen; brave Män- ner mit hohen Titeln könntendenMund dochnicht soweitauf- reißen,wennsienichtEßbaresfürihrenGaumen erhofften.Monde kommenundgehen.DiePetersburger wollennichtunters chreiben.
Der arme Sasonow, erzählen sie, isteingeseiftworden ;daßer krankwurde, isteinSegen: sonst hätten sie ihn vielleichtinBerlin barbirtz jetzt ist sicher, daßwirnur ganzAnodines unterzeichnen.
Hinundherwirdverhandelt. Berliner Bankregenten dieBitte
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Ernting. 277
vorgetragen,denSonderwünschendesmächtigenFinanzministers Kokowzewsich willfährigzuzeigen. Herr Reratow,dersich auf GortschakowsSitzzufühlenanfängt, ist nicht bequem.Dasfehlt nochundDiesesbleibt zuerstreben.Reun Monate seitdem pots- damer Tag,acht seitdertheobaldisch schmetternden Ankündung dergroßen Errungenschaft:undnichtsunterschrieben.Einscan- dalum,wieEuropanie eins sah. DochamEnde handelt sichsum soUngeheures, daßdieLängederUeberlegungzeit dadurcher- klärlichwird.Wie vordervonKarlos fingirtenVerlobungCla- vigosists. »Man fragt,man guckt,man gehtzuGefallen,man wartet,man istungeduldig:vundnun erscheint derHerrund allen Leuten versagtdasWort imMunde. Jchwerderasend, ich laufe davon,wenn michnun dieLeute zuPacken kriegenundfragenund nichtbegreifenkönnen...« Keiner kann begreifen,warum das starkeDeutsche Reich zehnMonate gebrauchthat,um demge- schwächten,aushunderthnden blutendenRußland diesenVer-s trag abzuringen.Was bringter?DemZarenreichunseren Ver- zicht aufRordpersienz DeutschlandsVerpflichtung,indiesemGe- bietkeinenAnspruch aufirgendeineKonzession(Eisenbahn,Schiff- fahrt,Wegebau,Telegraph) zuunterstützen.Für solchenVerzicht hat, nachdenzwischen szolskij und CassinimitRicolsonund Donald MackenzieinAlgesiras undPetersburg geführtenVer- handlungen, England indemVertragvom einunddreißigsten August1907 das Recht aufSüdpersienerhalten. Was bekom-, men wir? DieZusicherung, daßderHandelallerNationen in.
Persien gleichberechtigtseinsoll.DenWerth dieserPhrasemüßte spätestensdochdie in Marokko gemachte Erfahrung uns kennen gelehrt haben.Werineinem Orientalenlande dieMachthat, kann, trotz allenBerträgen,denAnderen jedenTagdieHandels- freiheit schmälern.JndendreiJahrenvon 1904 bis1907war unserJmportnach Persienvon 1333000auf3496000,unser Ex- portaus Persien von 1046000 auf5485030 Mark gestiegen.
Glaubt einSachkundiger, daßdie inPersienherrschenden Brit-en undRussenein weiteres Wachsthum unseresHandels,im selben Tempo,zulassenwerden? Zwar hat FürstVülow imReichstag- gesagt:»UnserenInteresseninPersienwirdam Besten gedient,
wenn dieUnabhängigkeitundJntegritätvon Persien und die Freiheitdes Handelsaufrecht erhaltenbleiben. Das englisch- russischeAbkommen greiftindiese Interessennicht ein, enthält
278 Die Zukunft.
vielmehrdieausdrücklicheVerpflichtung, die Souverainetät und UnabhängigkeitvonPersienzurespektirenund fürdieoffeneThiir einzutreten. Uebrigens sinduns bisindieletzteZeitausPeters- burgwieausLondon spontaneZusicherungeninderselbenNich- tung zugegangen.« Wunderhübschzgenau so fings, 1904,mit Marokko an. DieJntegritätreicht so weit,wieesdortdenFran- zosen, hier Vritenund Russen paßt.Souverain ist irgendeine leichtzu lenkende Puppe, dieMuleyHafid oderMohammed Ali heißtund, sobald siesichnichtmehr flinkgenug dreht, durcheine andere ersetzt wird;dieHandelsthüristderbefreundetenNation offen,dergefährlichengeschlossen.Dawirimmer nur ,,verzich- tet«,niedenMuthgezeigt haben,inPersien Beträchtlicheszu unternehmen, imponiren wirdenPersernnicht mehr:unddiese Ansehensminderung wird aufdieEntwickelungunseresHandels nachwirken. AberRußland hat sich verpflichtet,weder denBau derBagdadbahnnochdieBetheiligungfremdenKapitals zuhin- dern,solange(hört!),,ihmdaraus keinerlei Opferpekuniärer oderwirthschaftlicherArt erwachsen«.Glaubt essichgeschädigt oderscheint ihmdieBortäuschungdieses Glaubens nützlich,dann
»hemmt«es wieder. Das setztman in einenVertrag.Das unter- schreibenunsere Geschäftsführer.Das wagen siedemReichstag deutscherNationvorzulegen.WarumnichksDieskandalösschlech- tenHandelsverträge,die,unter derLeitungdes Herrnvon Ki- derlen,mitPortugal und Schwedenabgeschlossenwurden, hat dieserReichstagjainDemuth geschluckt. Vielleicht siehterindem
neuen Elaborat gareinMeisterstück.Denn esbringt (fast klingts
unglaublich)nocheineNussenspende:dieersehnte Anschlußlinie.
DierussischeNegirungwirdsichdieLinieTeheransKhanekinkon- zediren lassenundsiedervonSedidjeh nach Khanekin führenden ZweigstreckederBagdadbahn anschließen.»Sie behält sichdie endgiltige Liniensührungvor, wird aber hierbeidenWünschen der deutschen RegirungRechnungtragen.«Sie kannausdieAus- nützungderKonzessionverzichten,sieeinerfremdenFinanzgruppe überlassen,derdeutschenRegirung erlauben,sürsichselbstum die Konzessionzuwerben, wahrtsichaber(hört!)das Recht,»sichin jeder ihr erwünschtenForm an denArbeiten zubetheiligenund gegenErstattungdervondemErbauerthatsächlich aufgewendeten Kosteninden BesitzderEisenbahneinzutreten«.Das sinddie
»3usicherungen«,durchdie wir»entschädigt«werden. Unnöthig,
z-'
Ernting. 279 vor Erwachsenenauchnur einWort darüberzusagen;unnöthig auch, aufdieStellen hinzuweisen,wosich, seitMaimons Liefe- rung andie»EveningTimess-,JnhaltundFormdesVereinbarten geänderthaben. RußlandkanndiepersischeEentralbahn,diesein Generalstab vor zehn Jahrentraciren ließ,nachdenbei Mukden undin derTsushimastraßeerlittenenSchlappen nichtmehrbauen, istinPersien verhaßtundwilldrum, nachdemesdenentthronten SchahMohammed Aliwieder insLand geschmuggelt hat (damit erdieReformdesHeeresund derFinanzen hindereunddem NachbareinträglicheUnruhestifte),den inTeheranGebietenden zeigen, daß sein GossudarDeutschlandinderTaschehat.Von demEisenstrang,der London derJndusmündungverbinden soll, sindkaum noch mehralsfünfhundertKilometer zu bauen. Das wird Englandbesorgen;undbisvomBosporus überHaifaund durch Palaestina dertrockeneWegnachEgyptenfertig ist,können diedrei«(vielleichtsindsbald vier)widerDeutschlandverlobten Großmächtesichgegen diese Gefahrassekuriren.Natürlich müssen inPetersburg undMoskau dieZeitungenthun,als habe Nuß- landuns mitWohlthat überhäuft;dürfenaberdenAusdruck der Hoffnung hinzufügen, daß Deutschlanddemneuen Abkommen,
»dasalleBündnisseundFreundschaften Nußlandsunberührt asse,treuer bleiben werde als derAlgesirasakte«.Und inder RussischenPolitischenKorrespondenzwird, auf daßjedemTäu- schungversuch vorgebeugtwerde,höchstoffiziösgesagt: »Rußland wirdnichtzaudern,wenn die Stunde zuwirksamem Eingrifffür Frankreichs Interessegekommen ist.DerBotschafterLouis weiß aus vielen GesprächenmitHerrnReratow, daßseineHeimath aufdenBeistand unseres AuswärtigenAmtes mitvollerZuver- ficht rechnen darf.« KeineKombination mitaggressiver Spitze.
DieEnttäuschtenhoffen,denfünf veröffentlichtenVertrags-—- artikeln seieineGeheimklauselangehängtworden,die dasWich- tigste neugierigen Blicken berge. AuchdenAussen ist,beimAb- schlußdesAugustvertrages vom Jahr1907, jaEtwas zugesag worden,das nichtbekanntwerden durfte:dieOeffnungder Meer- engen-Bisheute sind sie nicht geöffnet; werden auchübermorgen nochgeschlossensein.Was soll,was kannRußlanduns verspro- chenhaben?Daß essichvon denVriten lösen(alsosich,außerden chinesischenundpersischenSchwierigkeiten,derGefahreinesanglo- japanischen Angriffes aussetzen)oderdenFranzosendasWort
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brechenwird? EinNarr magsglauben.Daßesversuchen will, uns so lange,wieseianteress eirgend erlaubt, befreundetzu blei- ben?DiesesWillenssindwir,auch ohne Geheimklausel,sicher.Da- fürbürgtdie Längederdeutsch-russischenGrenze.Ein geschwächtes Reussenreich,dasnichtwagen darf, seineEentren vonden zuver- lässigen Truppen zuentblößen,und das derEinfalleines deut- schen Armeecorps indieOstseeprovinzen schoninLebensgefahr bringen könnte, muß trachten, sichdieFreundschaftdes starken deutschenNachbars zuerhalten (biseswieder gesundist).
ZweimalhatrussischerEinspruch(derArmenienvordemDruck deutscherSchienensträngebewahrenwollte undsich aufein1902 derAngstdesSultans AbdulHamidabgelistetesMonopol be- rufen konnte)dieAenderungderVagdadbahntrace erwirkt;statt der überAngora- Siwas andenTigrisundrecta nach Vagdad führendenStreckewurde dersüdlichereWegüberAdana gewählt.
Jetztkönnen dieErbenGeorgs vonSiemens, wenn sieinSyrien derFranzosen sicher sind,ohneFurchtvor neuer Störungweiter- bauen. Kann UluKischlamitAleppo durcheineEisenbahnver- bunden und überDamaskus-Haifa derLandwegnachEgypten gebahntwerden. anwischen wirdEngland, dessenafghanische Agentenlängst,schon seitEurzons Vicekönigszeit, vorgearbeitet undvonMossulbis nachKoweit und im ganzen JrakVertrauens-s männer bewaffnet haben, sichmitderTürkeiüber dieEndstrecke unddenPersergolfverständigen. Vielleicht auchmituns einen Vertrag(nachdemMusterdesjetzt veröffentlichten)über Cen- tral- und Südpersien abschließen:wenn unsere Geschäftsführer oskrupellossind, trotzallemdem Deutschen Reich von briti- chen Ministern angethanenSchimpfmitderNegirung Georgs desFünftenzuverhandeln. Dann kommtaus London dieZu-
«
stimmungzurErhöhungdestürkischenZolls;wird,allmählich, derwichtigsteTheilderVagdadbahn internationalisirt. Jn diese Entwickelung,diedurchdenEntschlußderdeutschenGesellschaft,
dieBahn auch ohnedie auserhöhtentürkischenZolleinkünftenzu sicherndeKilometerbürgschaftzubauen,durchbrochenschien, weist derneue Vertragwieder zurück.DendurfteeindeutscherStaats- mann allenfalls demZarenals einGastgeschenkbewilligen;weil ersich sagenkonnte: »UeberdieZukunftderBagdadbahn wird amPersischen Golf entschieden;undbiswir da denbritis chenEin- lußzuschleußenvermögen,muszsichinEuropa dasVerhältnisz
Ernting. 281 derKräftegründlich,unszuGunsten,geänderthaben.«DerEin- fall, diesenLäppervertrag,derdieuns,von denAbsolutistenbis zudenDemokratenundKommunisten,höchstunfreundlicheRussen- ftimmungnichtbefsernwird,zumEreignißzublähen,Monate lang beschwatzenundals Bluff benutzenzulassen,konnte nur einem dem Großbetriebinternationaler Politik völligFremden kom- men. Wie beschämendkümmerlichistdie im Drama derErdge- schichtedemDeutschen ReichzugemutheteRolle! Warum mußte es,mitseinensünfundsechzigMillionenMenschen,seinerWehr- undErwerbskraft, auf Marokko,Abessinien, Persiengarsobe- scheidenverzichten?Einmal konnte es,endlich,denGierigen,die schondenLöffelhoben,zurufen: »Halt!Euer Ränzlein istvoll genug. Von diesem Gerichtwillich mitesfen.«Rein: Deutschland verzichtet;immer. Jstfroh,wenn esPapierneBürgschaftenfür seineHandelsfreiheit heimtragenkann. UmdiesesLebengenüg- samerFriedlinge zuführen, brauchen wirnichtinjedem Jahr dreizehnhundertMillionen Mark für HeerundFlotte auszuge- ben;demVolknichteineLastdirekterundindirekter Steuern auf- zubürden,deren Schwerenichtinsichtbaren, demRationalgefühl einleuchtenden ErfolgenihreRechtfertigung findetund deren DruckdeshalbdasWachsthum aller(im eigentlichenWortsinn) konservativen,dasReich fest stützendenKräftehemmen muß.
Hartmannvon AueerzähltdiefrommeMär vonzweiVer- gen,diesicheinander inHochzeitbrunstverbanden, um ein an
GrößeundAnsehnlichkeit ihnen gleichesKindindieWelt zu brin- gen, die derHerrgott aber,denMenschenzuHohnundWarnung, nach langemKreißennur einFeldmäuslein gebärenließ.Mutato nominedeGermanja Theobaldj fabulanarratur. Derneue Vertrag, der dieleidige Vagdadgef chichteeinBischen erleichternmag,wäre nicht langerRede werth, selbstwenn man ihninkurzerFristun- tersAmtsdachgebrachthätte.DaseitleGeschwätzhat ihn fürein PaarMonate zu einer Bedeutung gebauscht,deren Folgen jeden eingeheimstenBortheilüberwögen.Erste:OesterreichsUngarn war durchdielauteAnkündung, daßDeutschland »sichinkeinerussen- seindlicheKombination einlassen werde«, genöthigt,sichmitRuß- landzuverständigen;istwieder aufdemWegnachMürzstegund hatschonamAnfangdesneuen Marokkostreites erklärt, daßes uns diesmal keinenSekundantendienst leistenwerde. Das war
vorauszusehen(und ift hiervorausgesagt worden):diedeutsche
-·.«."....5
282 DieZukunft.
Erklärung,unter allenUmständenfürRußlandzuoptiren,nimmt demaustro-deutschen BündniszZweckundWerthundzwingt je- den gewissenhaftenHabsburg-Lothringer, mit demZarenreich (das ja auch Italiens Balkanwünsche dämpfenoder hitzen kann) wieder insReine zukommen.3weite Folge:DieTürken (die auch indemDeutschendenChristenhund hassen)sind unruhiggewor- den. DeutscheFörderungrussischer Orientpläne: diese Möglich- keit,die desKanzlersDezemberrededoch unzweideutig verhieß, konnte ihnen nicht lächeln.Fragtdie paar deutschenVeamtender Anatolischen Bahnen (die, vergeßts nichtimBagdadrausch, auf türkischemBoden von türkischemPersonal bedient werden und ausderenstrategischen WerthderJslam stolzeHoffnungsetzt),wie unbehaglichseitdem ihreLage gewordenistDieJunge Türkei muß inRuszlanddenErbfeind sehenundjedemGenossendesZaren misztrauen.Gareinem,der,nachdem ersichstets gerühmt hat,als Einzigernicht nach islamischemLandzulangen,einKriegsschiff ineinen Musulmanenhasen schicktund damiteinVesitzrechtan- zumeldenscheint.NachdemGestus von Agadirwurde die Stimm- ungdrumnoch ärger; undHerrvonMars challwirdnachder Rück- kehr seineganzeVetriebsamkeitbrauchen,um unsdas(allzurasch) zunehmendeTürkenmondviertelzuentwölkenHatinVerlinKeiner derFragenachgedacht, warumMahmud Schewket wohldenver- ehrtenPaschaColmar vonderGoltz gebetenhabe,dennahenden HerbstnichtinundbeiKonstantinopelzu verleben?DieBotschafter derWestmächtemüßten blitzdummeKerlesein,wenn sievonun- serenFehlernnichtProfitirthätten.JstauchKeinem ausgefallen,wie lässigdieNettung desvers chleppten Jngenieurs Richterbetrieben wurde? Füreinen Vriten oderAmerikaner,RufsenoderFran- zosenwärendieDiktatoren der Türkeimitanderem EiferinsZeug gegangen. Füreinen Deutschentraben siesichnichtinSchweiß.
Und inderWilhelmstraszescheintman dieschimpflicheSachewie einen vergnüglichenVorgang aus dem Zeitungbereichder fajts divers zubetrachten;stattmitwiderhallenderStimme indieHohe Pfortezurufen: »WennJhrunsdenzumeeckgemeinsterEr- pressunggefangenenMann nichtschleunigaus Euren Räuber- lagernzurückschafst,gehtsEuchandenKragen!«Werdenim Aus- land thätigeDeutschevonderReichsmachtnicht mehr geschützt?
Und merken nachgerade nicht selbstdieliberalsten Schreiber, daß wirmitunsererFriedsamkeitnirgendsnurdasAllergerinqstedurch-