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Die Zukunft, 27. August, Jahrg. XVIII, Bd. 72, Nr 48.

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XVllL Jahrg. Ettlin,den27.guguft1910. Ye.48.

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Uachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteljährlich 5 Mark, die einzelneNummer 50Pf,

Derliep Verlag der«thkunft

WilhelmstraßeZa.

1910.

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Abonnement

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Berlin, den 27.August 1910.

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Tschernagora

MikolaPetrowitsch-Njegos, derneunundsechzigjährigeFürst

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vonMontenegro, willvom achtundzwanzigstenAugusttag

an Königheißen. (Vielleicht hater,alsVerfasserderDramen

»DieBalkanzariza«und»DerArnaut«,just diesenTag gewählt, damitseinKönigthum zugleichmitdemKollegen JohannWolf- gang GoethedenGeburtstagfeire.)JwanTschernojewitsch,der im Lande desSchwarzenBerges, zwischenSkutari undKattaro,ge- gen EndedessünfzehntenJahrhundertsdasKlosterCetinjegrün- dete,konntenicht ahnen, daß auf dieserStätte einsteinchristlicher KönigimKonakthronenwerde.Kein KönigseinesStammes frei- lich; die imWiderstandgegen dasTürkenjochvon denBenezias nern unterstütztenTschernojewitschsind,nacheinemBruderzwist, derJwans SohnGeorgausCetinjejagte,ausgestorbenundihr letztesimHaemusgebietsichtbaresHaupt,SkenderbegTscherno- jewitsch, hattedasZwergsürstenthumalsStatthalter desSultans verwaltet. DochbliebdasMühen,demHerrschaftrechteinege- wisseKontinuität zuwahren, nichtganzertraglos.Jwans Kloster war nochunter demHalbmond,alsSitzdes Wladika undseiner bischöslichenMacht,dieCitadelle desSchwarzen Berges;ward, wenn dieTürken esdurch Feuerzerstörthatten,jedesmalwieder- aufgebautundist heute noch,alsGruftdesGroßwojwodenMirko undderVischöfe Peter undDanilo, denMontenegrinern heilig.

Der russischePeter, dendieEuropäerdenGroßen-nennen,-hat

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diestrategischeund die nationale Bedeutung desBerglandesfrüh erkannt. WährendKarlderZwölftevonSchwedenum Türken- hilfewiderRußland warb,dieHohePforte durcheinenFetwades Scheichulelam demZarenreichdenKriegerklärenließund Peter, beinahesoberedtwie späterdie über atrocities klagendenBriten,die europäischenGroßmächtezurBefreiungderchristlichenGriechen, Serben, Bulgaren,Walachenaufrief,mußtesein BoteMilorado- witschdenTschernagorzen (Montenegrinern) einSendschreiben bringen,worin derGossudarkündete,erzieheindenHeiligen Krieg,derdieNechtgläubigenausderTürkennoth erlösensolle,und rechne aufdenBeistand allerjevon denOsmanen geknechteten Christen.,,WennJhr handelt,wiediePflichtEuch gebietet,wird Mohammeds Hordeindiearabische Wüstezurückgejagt.«Zum erstenMalhörtendie unter derTürkenherrschaftlebendenChristen solcheWorte;zumerstenMalmeldeteRußland sichalsdenlegi- timen Erben derPalaeologen vonByzanz. (1710;inzweiJahr- hundertenhatsdenAnspruch nichtdurchzusetzen vermocht.)Whi- dikaDanilo aus demHaus derRiegos ließ sich durch Peter-s wuchtigeWorte zurTschernagorzenvesperhinreißenundbegann, mitseinemMenschenhäuflein,denKrieggegen dieTürkei. Peter war am Pruthbaldsobedrängt,daßerfroh seinmußte,alsder (mitrussischemGold bestochene) GroßwesirihminFalczineinen erträglichenFriedensschlußermöglichte.Miloradowitschabersaß ruhiginCetinjeund erklärte in einem feierlichstilisirten Erlaß, dieTschernagorzen seiennur demZarenzuTreue, Gehorsamund Kriegsdienst verpflichtet.Das klangwieder gut; unddaman sich inKonstantinopelum denSchwarzenBergkaumnoch kümmerte und denWladika vonCetinjenachseinemBelieben schaltenließ, kamsnichtzuschroffemKonflikt.Als dievonPeteraufgestachelten Tschernagorzenvor densiegendchürkenauf venetisches Gebiet geflohenwaren,hatten nicht siedieFolgenzutragen,sondern die Bürgerderchublik Venedig, diesichweigerte, dieFlüchtlinge auszulicfern. Sultan Ahmed nahm ihrMorea, triebsieausden letztenKaudiotcnburgen,wurde aber, nachdemOesterreicheinge- griffenhatte, durchdieSiegedesPrinzenEugenbei Peterwardein undBclgrad1718zanricden vonPassarowitzgenöthigt,in dem VenedigzwarMorca endgiltigaufgabunddenSüdostenderHers zegowinaräumte, KaiserKarlderSechsteaberNordserbiemdie

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Tschernagora. i275 Kleine Walachei, das temesvarer Vanat und einen Theilvon Nordbosnien erhielt. AucheinwichtigesDatum: zumerstenMal intervenirte EnglandmitderMahnung,denBesitzstandder Tür- kei zuerhalten. Nächstes:derEuropäerkongreßvon Nimirow, wo,1737,Rußland schondieSuzerainetätüber dievon derTür- kei zulösenden Donaufürstenthümer forderte. Das konnte der Sultan nichtgewährenundKaiserKarlnicht wünschen.Der war, alsDeutscher Kaiser,zwarNußland verbündet, gönntedenMos-- kowiternabernicht so rascheErweiterung ihrersüdosteuropäischen Machtfphäreund zwangsie,durch denhastigenAbschlußdesBel- graderF,riedensvertrages, aufalles eroberteGebietzuverzichten, Asowzuentfestigenundihre SchiffedemSchwarzenMeer fern zuhalten.Unter diesenBedingungenbewilligteihnendiePforte einen,,Friedenauf ewigeZeit«.Schondamals schriebeinhell- sichtiger Franzose, das Osmanenreichhabe seinLebennur der Eifersuchtund demSonderinteresseeinzelner christlichenStaaten zudanken,denen diemusulmanischeWirthschaft wenigerunbe- quem seialsderMachtzuwachs,den der Antritt der Türkenerb- schaftehrgeizigen Gegnern bringenkönnte.NachdemSiegüber RußlandundOesterreichwar dieTürkei so gekräftigt,daß siedie Schwedengegenneue Moskowiterzettelung miethenkonnteund diekleineTheokratieamSchwarzenVergnicht zubeachtenbrauch- te.Jhres SchicksalsWende begann erst,als diedeutsche Katha- rina auf Peters Thron saß. Jm FriedenvonKütschukKainard- scheverlor Abdul HamidderErstedie Krim unddieBukowina, erlangte Rußland,mitdreiSeefestungen,dasRechtausfreie Fahrt imSchwarzenMeer und durchdenBosporus »Ehe noch zehn Jahreverstrichensind«,schrieb1784derPreußischeGesandte Diez ausKonstantinopel,,,wird dieTürkei verschwunden,wirdihreuro-

päischerBesitzvonNußlandverschlungen sein-«Soweitlangte im erstenRausch auch Katharinens Hoffnung:unddochbrachteder nächsteKriegundderFriedevonJassy ihrnurdenwinzigenBor- theileiner denTürkenunbequemen Grenzregulirung imNordem AuchdieTschernagorzenwurden nun aberwieder lebendig. Die Wuthüber dasTreiben desStatthalters KaraMahmud Pascha Voschatly,dervonSkutari, seiner Provinz,aus immer wiederin montenegrinische Rechte eingriffundschließlichgarzwei fürdas BerglandwichtigecZjestungenbesetzen ließ,triebsiezumVersuch

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bewaffneter Abwehr. DerUebermüthigewurde beiKrusage- schlagen,nach wiederholtem Angriff getötetundWladika Peter Petrowitsch, dem,als demSieger,dieBrda,das östlicheBerg- land,sichnun unterwarf, herrschtemitKreuzundSchwert fortan über einen ansehnlichenorientalischenKirchenstaat.

Seitdem hatdie FamilieNjegos-PetrowitschinMontcnegro regirt;istdas Land,unter demSchein türkischerOberhoheit, fast unabhängiggewesen.Seitdem wardasTrachtenallerFamilien- häuPteraufeinZielgerichtet:aufeinen HafenamMeer. Derstreit- bareBischofPeter hat,alsBundesgenossederAussen,gegen Frankreich gefochten und,unter demFeuerderBritenflotte, die BochediCattaro erobert; mußtedieersehnten Buchtenaberden Oesterreichernräumen. Danilo,derNeffedeszweiten Wladika Peter,wollte nichtBischofheißenund nannte sich Fürstenvon MontenegroundHerrnder Brda. DaspaßtederPfortenicht;und alsdieTschernagorzendie kleineFestung Zabljakbesetzthatten, wurde OmerPaschamitsechzigtausendMann insBergland ge- schickt,um OrdnungzuschaffenunddieWidersPenstigen zuzüch- tigen.AlleSüdslaven zetertenlautgegen dieKnebelungMonte- negros. DursteOesterreichdenRussendiedankbare Rolle des Christenschützerslassenundruhig mitansehen, wieseinHandelin Bosnien durchOmers wüsteWirthschaftimBisthumgeschädigt wurde? Franz Josephließ durchdenFeldmarschall-Lieutenant GrafenLeiningeninKonstantinopeleinUltimatum überreichen, das(auszeranderen Zugeständnissen)dieAbberufungOmers for- derte undderPsorte erklärte,wenndiewienerWünsche nicht nach demAblaufdesfünftensTageserfüllt seien,werde einösterreich- ischesHeerinBosnieneinmars chiren. DieserDruck wirkte.Ehenoch Nußlandinterveniren konnte,wurde Omer Paschaheimbernfen.

DessenHeer hättezuvölligerUnterwerfungderTschernagora ge- nügt.Mit gutem RechtkönnendieOesterreicheralsobehaupten, Montenegro seivonihnenausLebensgefahr gerettetundvonna- hemTürkenfchreckenbefreitworden. Nicht fürimmer. DreiJahre nach Leiningens Erfolg forderte, aufdemPariser Kongreß,der den Krimkriegendensollte,dertürkischeDelegirtevondenMächtendie Anerkennung derThatsache,daßMontenegro zumOsmanenreich gehöre.Danilo Protestirte;erklärte in einem Nundschreibemdie Tschernagoraseieinfreies Land,demvonRechteswegen dieHer-

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Tschernagora. 277

zegowinaunddieHälftevonAlbanien zugesprochenwerdenmüßte.

OesterreichkonnteindieserSchicksalsstunde für seinen Schützling nichtvielthun:eswurde selbst ja genöthigt,dieDonaufürsten- thümerzu räumen.JmvorigenHerbsthatte GrafBuol-Schauen- stein,SchwarzenbergsNachfolger,zuBeust gesagt: »DieDonau- fürstenthümerhabenwirinderTasche!«Wurde dann ,,vorZorn feuerrothundstiegwieeineRakete indieHöhe«,alsinParis, am

siebenundzwanzigstenMärz 1856, Alexander Walewski,der als FrankreichsVertreter demKongreßvorsaß,ihnfragte,wann9ester- reich seine Truppen aus denFürstenthümern zurückziehenwerde.

DaßderRückzug erst nachderRatifikation desFriedensvertra- gesbeginnen solle, mußte ihmschließlichgenügen.Dawar für MontenegronichtsRechteszuerreichen; dasVergland mußtesich selbst helfen.Hals zunächstdenbosnischenundherzegowzischen Bauern,die,baldnachdemPariserFrieden,gegendie Türken- tyrannis aufstanden,undschlugam dreizehntenMai 1858bei Grahowodas Osmanenheer so gründlich,daßAbdulMedschid eineGrenzregulirung zugestehenundeine(nichtsehr beträchtliche) VergrößerungderTschernagorabewilligen mußte.Danilo hatfür seinarmes Landnoch allerleiAützliches gethan:dieSteuerpflicht undeineuropäischemMuster nachgebildetes Gesetzbuch einge- führt,dieVlutracheundanderenBarbarenbrauch ausgerodet,die Staatsverwaltung unddieHeeresorganisation demgewandelten Zeitbediirfniszangepaßt.Als eram zwölftenAugust1860ins-Lat- taro von einem Landsmann tötlichverwundet worden undam nächstenTagegestorbenwar, bestiegsein Neffe Nikola,dernoch nichtneunzehnjährigeSohndestapferenWojwodenMirko Pe- trowitsch,denFürstenthron.Derneue Herr,dendasVolk zärt- lichNikiza(Nikoläuschen)nannte,durfteinRuhereifen;brauchte sichimerstenRegirungjahrzehnt nichtmitdenTürkenzubalgen.

NochwarimSüdostenEuropasalleEntwickelungvondemZweifel gelähmt,denJohannWilhelm ZinkeisenindieFrage gefaßthatte:

»WerdendieMächtedesWestensoderwirdderKoloßdes Nor- denssichderGeschickeundderZukunftdesOsmanischenNeiches bemeistern2Das istdieOrientalischeFrage des neunzehnten Jahrhunderts «Noch hindert, lange noch,dieEifersuchtderGroß- mächtediebündigeAntwort. JmHochsommerdes Jahres 1869 heischtMontenegro anderAlbanergrenzezweiWeideplätzeDie

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TürkeisperrtsiedurcheinenMilitärkordon ;giebtaber demaustro- rus fischenDrängen nachundschwichtigtNikola durcheineGeld- zahlung. Seitdem aberkamsfastinjedemJahr zuirgendeinem GeplänkeLAls inKonstantinopel dannAbdulAziz undelfTage danach zwei seiner Ministerermordet worden waren, flackert auf dem Balkan eineneue Flamme auf.Milan vonSerbien fordert dasRecht,alsStatthalter des Sultans inBosnien einzurückeu.

MidhatPascha weigertdieErlaubniß.Milan erklärt derTürkei dreistdenKrieg, stellt sein durch zuströmendeFreiwilligeverstärk- tesHeerunter dasKommando desrussischenGenerals Tscherna- jewundverbündet sichdemTschernagorzen.Serbien soll Bos- nienunddenSandschak Novibazar,Montenegro soll Albanien unddieHerzegowina,«,bemhigen«.SchonistNikolavon denHer- zegowzen alsSouverain empfangenworden ;hat Newesinjebe- lagertunddenTürkenfeldherrnMukhtar Pascha, durch dessen UebermachterzurUmkehr gezwungen ward,beiWrbitza-Wuci- dolendlichbesiegt.Dochden Serben lächeltdas Glück nicht;und als TschernajewbeiDeligrad geschlagen ist, müssendieverbündeten Staaten dieJntervention derGroßmächteerbitten. Draußen hat sichinzwischen Manches geändert.DieFurchtvor bedrohlichem WachsthumrussischerMachttreithngland,mitnoch zähererKraft alsbisher sichfürdieJntegritätderTürkeieinzusetzen.Layard, der dasJnselreichamGoldenen Hornvertritt,schreibt:»Nichtaus Liebezu denTürken odergarzuihrem Glauben, sondernzur Wahrung unserer eigenen Sicherheit müssenwir dasOsmanen- reich ungeschmälerterhalten«DieTürkeistemmtsichdenehrgeizigen OrientplänenNußlands entgegenundderSultan ist,alsHauptdes Jslams, für Britanien, das Millionen mohammedanischerUnter- thanen hat,einnützlicher,vielleichteinunentbehrlicherBundesge- nosse.«LordDerby,derdieseNote empfängt, stimmtderMeinung desBotschafterszu.Rußland muß sichinEuropa alsoeinenHelfer suchen.WelcheGroßmachthatGrund,mitder anglo-türkischenPo- litikunzufriedenzusein ?Oesterreich-Ungarn,das ausDeutschland gedrängt istundsich,wienach Veust auchAndrassyerkannthat,nur imOrientschadloshaltenkann.Amachten Juli1876beginnendie Kaiser AlexanderderZweiteundFranz JosephinReichstadtdie Verhandlungen,die zu der Konvention vomfünfzehntenJanuar 1877führen.(»DieseKonvention«,sagtVismarck,,,nichtderVer-

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Tschernagora. 279 linerKongreß,istdieGrundlage desösterreichischenBesitzesan Bosnien und derHerzegowinaundhatden Rufsenwährendihres KriegesmitdenTürkendie Neutralität Oesterreichsgesichert.«) Nußland hatvonGalizien hernichtszufürchtenund kannlosschla- gen.AlsLordDerbyzubremsenversucht,antwortet Gortschakow:

,,DerWunsch,dieTürkeiunabhängigundunangetastetzuerhalten, istnur erfüllbar,wenn siedie GebotederMenschlichkeitachtetund dasGefühlderchristlichenBölkerEuropasnichtlängerverletzt.Da diePforteunfähig scheint,das Lebensrechtderihr unterthanen Christenzuschützen,mußEuropa dafür sorgen, daßderFriedens- vertragvomJahr1856gewissenhaftausgeführtwird.««Eineneue Schlachtordnungalso zundeinneuer Sultan.Das Scheinregiment Murads desFünftenendet nach kurzerDauer undstatt dieses

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Jrrenwird AbdulHamidderZweiteKaiserundKhalif.Dererste Novembertag bringtdenSerben undTschernagorzendenersehn- tenWaffenstillstand.DieBalkankonferenz empfiehltderPforte, die in Albanien und derHerzegowinaeroberten Grenzdistrikteden Montenegrinern zulassenundihnen,alsErsatzdesnochimmer verweigerten Hafenplatzes,dieSchiffahrt aufderBojanazu ge- währen.Das vonAbdulHamid,aufMidhats Nath, einb’erufene Parlament lehntNikolas Friedensbedingungen ab,diePforte willsichdemLondoner Protokol nochgar demrussischenZusatz,der schleunigenFriedensfchlußmitMontenegro heischt, nicht fügen:

am vierundzwanzigstenApril1877rückenrussischeTrupPenindie Moldau und instürkischeArmenienein.Suleiman Paschabahnt sich durch Montenegro denWegnachAlbanien,wird abervon Eetinje nach Podgorizza abgedrängtundNikolas Heererobert Antivari. Jm Präliminarfriedenvon San Stefano erlangtder- Fürst stattlichen Gebietszuwachs: sein Reich soll sichimNorden bisandieMündungdes Lim in diebos.nischeDrina,inderHers zegowinabisüberGazkohinaus undaufderAlbanerseitebis nachSkutari erstrecken.Dabeibleibts nicht.ImBerliner Vertrag

vom dreizehntenJuli1878wirdMontenegroaufkleinerenZu- wachs beschränkt,aberalsunabhängigesFürstenthumanerkannt und erhält, außerherzegowzischenBezirkenund demVergland

vonGusinjeundPlawa, dasKüstengebietvonAntivari. Jstend- lich alsoans Meer vorgedrungen. ZwarfälltSpizza nebstder- KüstenkontroleanOesterreich;aber deralteHerzenswunschder

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280 - DieZukunft.

Nation ist erfüllt.JndenWintermonaten desJahres1879muß sieimBandenkrieg gegen die Albaner kämpfen,dieGusinjeund Plawa nichträumenwollen. Nachlangwierigen Verhandlungen, indiealleinteressirtenGroßmächteeingreifen,verzichtetMonte- negro auf dieseBergbezirkeunderhält dafür denbiszurBojana- mündung reichenden StreifenderAdriaküstemit derHafenstadt Dulcigno, deren UebergabeDerwischPaschamiteiner osman- ischen Kerntruppevon denAlbanern erzwingt-DerKhalif ist,das geistliche OberhauptalleranMohammed Glaubenden, genöthigt, selbst denWiderstand ihmunterthanerGläubigengegenneueGe- bietsforderung christlicherSlaven zubrechenunddenso gesäu- berten islamischenBodendenChristenabzutreten.Amsiebenund- zwanzigstenNovember1880ziehendieTschernagorzenindieihnen von denTürken geöffneteHafenstadtein.WoeinstVyzanz, dann Venedigund seitdrei Jahrhunderten derSultan-Khalifgeherrscht hatte, funkeltüber demrothenFeld,indemMontenegros Doppel- adler dieSilberschwingenspreitet,imSonnenlicht nun dasgol- deneKreuz,diegoldeneKrone desfreien Ehristenfürsten.

NikizasDeristjetztneununddreißigJahrealt,sitztvierLustren lang aufdemFürstenthromwirdaber vondenLandsleuten noch immer wieeinHeldenjüngling gehätschelt.Der, heißts, hilftuns sicherausderArmuthundEnge;kannderTschernagora,der die Venezianer denlateinischenNamen gaben,einesTagesnochwer- den,was imvierzehntenJahrhundertStephan Duschan,derZar allerSerben undGriechen,dersüdslavischenHoffnungwar. Hat ernicht schonvielerreicht? Jn Paris, als blutjungerStudent derKriegswissenschaft,dieGunstLouis Napoleons gewonnen, dieihmnützlichwurde,als derEinundzwanzigjährigedenAuf- standdesherzegowzischenSchmiedesLukasWukalowitschunter- stützthatte,vonOmersUebermacht aber gezwungen worden war, vor Europens Thronenum glimpfliche Friedensvermittlung zu bitten. Erhatdas Bündniszderbeiden Serbenreiche durchden Entschluß ermöglicht,sein Heerundsichselbstunter denOberbefehl MichaelsObrenowitsch,deskühnenFürstenvonSerbien,zustellen und,wenn das Einigungwerkdieses Opfer fordere, seine Krone Michael,der dieSerbenerde vonderSchmachtürkischerZwing- burgen befreit hatte,zuüberlassen.JmDupapasz,bei Antivari undDulcigno dasOsmanenheer besiegt.Das Säkularsehnen

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Tschernagora. 281

seinesVolkes nachdemoffenenMeer endlich gestillt.Und in Petersburg den(unter Milan sacht verbleichenden) Glanzdes Hauses Obrenowitschüberstrahlt.Für zwanzigJahre,eine imVöl- kerleben kurzeZeitspanne,istsgenug. Kann diesemNikola nicht vielmehrnochgelingen?NichtimMannesalter dieSerbenein- ung,von derseine Jugendträumte ? DerSüdslavenlegendewird derstattliche, muthige Fürst schnellzumHerosundHortdesins UnermeßlicheschweifendenGroßmachtwahnes; undNikola weiß sich schlau aufdenwärmsten PfühldesNationalvertrauens zu betten.EinVolk,dessenKopfzahlnoch nicht dieViertelmillion e»r- reicht,einHeervonfünfzigtausendfelddienstfähigenLeuten: damit ist derAnspruch aufhaltbarenHeldenruhmheute nichtleichtzuer- kämpfen.Nikolas ZufallssiegeimKampf gegenMukhtar und Su- leiman Paschasichern ihn nicht.DemSinnenden hilfteineFami- lienerinnerung War sein Großohm nicht,derzweite Peter Betro- witsch Njegos,alsNationaldichterberühmt2Erhatdie Bergeund dasFreiheitsehnen,denMuthundStammesstolzdertschernagor- zischenSerben besungen;inDrama und Volkslied sich,einBischof derOrthodoxenKirche,versucht. DiesemVorbild strethikola nach.

JmParis desZweitenKaiserreiches haterinsLiteratenhandwerk hineingeblicktundseinem Patrioteneifer kann in derSpracheder Alitutinowitsch undRaditschewitscheinklangvoller Vers, eine wirksame Strophenichtunerreichbarsein.Erwagts; seinLiedgrüßt dasMeer,überdessen Buchtendlichnun dieweiß gekreuzte rothe Standarteim Morgenwind flattert, grüßtdasGebirg,überdessen Kämme derWeginGroßserbiensZukunftführt.Ergiebtdem Lande dieNationalhymne unddasNationaldramaHeldundSän- ger.EinBalkan-Björnson;undeingekrönter,dernichtzufürchten braucht,durch dasSchauspiel geschäftlicherTüchtigkeitseinenNim- buszuschmälern.WennerseineHausmachtmehrt,dienter janur dem Vaterland. Jstsetwa nichthohenLobeswerth, daßerdasfest verriegelteHerzAlexandersdesDritten erobert, derihn lautfeinen besten(nicht,wie allzu wörtliche,denSinn entstellendeUebersetzung behauptet, seinen,,einzigen«) Freund nennt? Nicht ungemein schlau, daßersichganzalsGeschöpfunddankbaren Bewunderer

«Rußlands giebt, seit MilanObrenowitsch sichdemOesterreichAn- drassys zugewandthat2Dieslavische Vormachtschienunüberwind- lichundAlexanderderZarvonEuropa.AufMilan,den-geistreichen

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282 - DieZukunft.

Lüdrian, ist fürdieErledigungnüchterner Geschäftenichtzurech- nen. Nikolalerntihn allmählichhassen;freutsichdesEheskandals imbelgraderKonak,desHaderszwifchenBaterundSohnundhofft, alsAlexandermitseinerDragaderDynastiedasGrab schaufelt, zurRettung aus gefährlicherWirrnißberufenzu werden. Der selbe Mann, dergesagt hat, er«fei,wenn dieEinungder Serben- staatendadurchbeschleunigtwerde, bereit,zuGunsten Michaels Obrenowitsch aufdas Regentenrecht zuverzichten, trachtet jetzt nachderDoppelkronederObrenowitschundNjegos; und gilt, noch immer,imSüdslavenbereichals derneue Dufchan,dender GottallerRechtgläubigen fürdasgroßeWerkderSerbensamm- lung auserwählt habe.Mit bedächtigerKaufmannsklugheithat derfürstlicheVarde seinemGottdas Wunder zuerleichtern,der VorsehungdiegünstigeKonjunkturzuschaffen versucht. Milena, dieTochterdes verarmten Wojwoden Wukotitsch,hat ihm zehn Kinder geboren. Solcher Segen mußdemVater,dem.Vaterland zinfen.PrinzessinZorkawirddemferbis chen Thronprätendenten Peter Karageorgewitsch, Miliza demrussischen Großfürsten Peter Nikolajewitsch,StanademHerzogGeorg vonLeuchtenbergHelene gardemitalischen KronvrinzenVictor Emanuel vermählt;Prinz Mirko holt sichausdemHaus ObrenowitschdieEhegefährtinund nur Danilo, derErbprinz,mußsichinglanzloser Gattungmit derStrelitzerin Jutta bescheiden.Nikola hat starkeTrümpfein seinemSpiel:Nußland,dieSlavenstimmung,JtaliensBeistand- Wirdihm einstdieNachfolgeAlexandersObrenowitsch angeboten, dann widerspricht gewißkeineMacht. Keine? HierwarinNiko- las Spielberechnung einFehler.Oesterreich-Ungarnhattemit derOmladina,denserbischenJugendvereinen,die indemFürsten derTschernagoradenMessiassahen,zuvielAergererlebt,um wünschenzu»können,daßRikola inCetinjeundBelgrad herrsche unddieAttraktion desgroßserbischenGedankens noch mehre. Auf demWestbalkan, alsoinOesterreichsnächsterJnteressensphäre, eindenRussenblindergebener Fürst,anAlbaniens Grenzeder zwiefach gekrönteSchwiegervater einesKönigsvonItalien: we- der in Wien nochinBudapestdurftemans dulden. Diepanser- bische AgitationgegenHabsburgs Herrschaftwäregestärkt,Ita- liensDrang nachAlbanien begünstigt,dieAnnexionderinReich- stadtundBerlin demKaiserFranz Joseph zugesagtenBalkan-

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