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Die Zukunft, 29. August, Jahrg. XXII, Bd. 88, Nr 48.

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Herausgehen

Æaximilian Bari-en-

Inhalte

Seite wirstund-whom .................. .....269 Deuklckxer Bang ......"....·.."..............292 Kriegszustand Voncadon ..... ...............298

Nachdruckverheim.

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Verlin, den 29.August 1914.

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Wir sindBarbaren.

Sonnenaufgang imWesten.

WasNeichslandistzumzweitenMaslvon einemdeutschenHeer erobert worden.Jn dieserGewißheitheiltedasLeid banger Wochen.RichtvonFurchtbewirktes. DaßFrankreichunterliegen werde, galtalssicher.DochderVorkampfkonnte lange währen; länger,alsdas aufzweiLandfronten bedrohteReich wünschen durfte. Seit JahrzehntenhattenallenichtinBlindheit seligen Franzosengestöhnt: »Wirwerden geschlagen sein, ehedieRufsen sich rühren.«Deshalbwurde,vor derletztenAnleihegewährung, derFreundindieBedingunggekettet,Militärbahnenzubauen, dieinsechzehnTagendieMobiimachung des ganzen Aussen- heeresermöglichen.Nochwardie Gleisstrecke nichtvorgezeichnet:

da kam derKrieg.Was thun,umdieWuchtdesdeutschenAn- pralleszudämmenund derwestasiatischenLangsamkeitdesGe- nossen,derfürdieBesörderungeines ArmeecorpsfastfünfTage braucht, ZeitzumAufmarschzuschaffen?Nur derverwegenste Angrisfkonnte ansZielhelfen. WenndasReichslandüberrannt, dasdeutsche-Heergezwungen wurde,aufHeimatherdezukämpfen, kames, selbstwenn dasGlückmitihm war, nicht mehrganzfrifch, nichtinungeschmälerterGliederstarkeandenEisengurtder Vo-

"gese"ngrenze;undinzwischenkonnten dieAusseninPreußenein- brechen,mitdenruchbarenMitteln ihrerHordentaktikSchrecken verbreiten,Königsberg,vielleichtgarGraudenzundThornbe-.

lagernund demdeutschenNorden diehelleStimmungtrüben.

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270 - DieZukunft.

Frankreichabersähe nachdemwinzigstenSiegimElsaßoderin LothringendenHimmeloffenund wärefürs Erstedann gegen denUmsturzderStaatsordnung gefeit.Blafet,Trompeter!Bald hören wir, daßdiedeutscheFlottevernichtet,inPola,Castel- nuovo, Spizza keinSteinchenmehrfest vermörtelt ist,bei Dün- kirchenoderAntwerpen dasDreivölkerheer,Vriten,Franzosen, Belgier,schonzutötlichemStreichausholtundItaliensVor-drang nachSüdtirol undJstrienHabsburgsHeeraus Polen wegsplit- tert.Einholder Traum. DerErlebnißzu werden schien. Wochen lang sahen OberelsasferundLothringerdieFahnederNepublik flattern. (Lernten sie endlichnun begreifen,warumwir, auch ihre klügstenFreunde,nochimmer ihrLandals dasGlacis gegenFrank- reichbetrachtenmußten?Oder istwahr,was ichinFeldbriefen ernsterMänner lese:daßElsasserundLothringer, nichteinzelne nur, aus hundertWinkeln denFranzosenheimlichgeholfenund hinterrücksaufDeutschegeschossenhaben?NiewürdesolcheTücke ihnen, niemals, verziehen.) Wochen lang sahen siewothheilers folgefranzösischerTruppenund hieltendrumdieerlogenen Siege fürglaublich. Mülhausen,Altkirch, Schirmeck,Schlettstadtsogar:

morgen säumtdasGekribbel derRothhosendengrünen Rhein.

»Wir hatten ihn einst.Wirwerden ihnwieder haben.Deralte Galliergeist stiegaus derGruft.Müden Völkern, schrietJhr,ver- lebten fehledieKraftzuOffensive? Dann sindwirFranzosen blutjungzsind,die uns welk schalten,arme Tröpfe. Unsere Offen- five ist mindestens so kühnwieBonapartes. Wirsprangenvor,

-führen ausEuremBoden,aufdem uns geraubten, denKriegund Jhr müssetEuchinVertheidigung schränken.Das hattetJhrnicht erwartet. Stehet entsetztvorEurem Kriegsplan,dernur nochein werthloserPapierfetzen ist,und zittertvor dernächstenUeber- raschung!«Jnwelchen Taumel magdieGrenzkundedasHerz, dasHirnderpariserLothringervom SchlagderPoincare und Varres gerissenhabenIAufdieWolkenburgsolcherHoffnungwas

ren selbstsienichtgeklettert.WerindenletztenJahrenmitredli- chenFranzosen sprach,weiß,daßsienur aufEhrenwahrungrech- neten;hinterdenFestungenund-Sperrforts, dachtensie, halten unsereLeutesichwohl,bisRußlandsundEnglands Eingriffuns Athemraumschafft.Nun blies dieTrompete,derEisengurtseiun- angetastetund vorn werde, aufdeutschem Grund, gefochten,ge-

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Wir sindVarbarenr 271 siegt.UnserOhrahntdasJubelgebrüll derVoulevardmenschheit.

Vrachesjähab undwichbänglichemSchweigen? Wir hatten nichtgezagt.AnchdieallerVorgängeKundigen nichteineStunde lang.Aber (heute dürfensiesfagen)derGedanke, daß auchin West unser Heer auf Heimatherde fechten müsse,fraß manches ZweigleinderFreudeanderurkräftigemurgesundenErhebung deutscherPolkheit. Wocheum Woche.Deutsche Kugelnzerstör- ten dasWerk deutscherHände.DieNeutralen konnten inden Wahn gleiten, DeutschlandächzeschoninunsichererDefensiveund könneseinenGenossennichtaus neuem Dranglösen.DiePor- stellung,daßüberMülhausenFrankreichsFahne weheundder EindringlingdenMauern dermetzerFestungnahe, kroch auf Spinnenbeinen übersGemüth. Jetzt erst istswieder frei.Fortan kämpftinWest unser Heer aufdervom Feindbestellten Scholle.

Und das Reichskand istuns zumzweitenMal erobert worden.

DenPlan schürztederWunsch,inunsere Aufmarschlinieein breites LochzureißenunddenWestarmeendadurchdieMög-·

lichkeitgemeinsamen Handelnszunehmen.HältherrJoffre,trotz derWarnungdes Kameraden Pau,denGroßenGeneralstabdes deutschenHeeresfüreinenKlubwirrköpfigerMüßiggängerZJn dem-Gelände,das seitJahrzehnten die StättegewissenhafterArs beit,»ernstesten Kriegsspieles war,wollte derFranzosdeutsche Kriegerfoppen? WehdemReich, dessen Schickfaldereitlen WahnsuchtsolchesFeldherrnanvertrautistlAn dreiStellen brach, inderviertenAugustwoche,dieFluthdes Germanenwillens die von keckerListbereiteten Deiche:beiLongwy, zwischen Metzund denPogesen, beiNeufchateau.DieArmeenNuprechts vonBays

ern undAlbrechts vonWürttembergdrücktendieFranzosencorps aufdieLinieLunåvillesBlamont undder Armee desKronprinzen WilhelmgelangderStoß,der desweichendenFeindes Flanke aufriß. (GrollendiePhilister diesem Wilhelmnun noch,weiler geschrieben hat, jederSoldat sehnedenTag herbei,der zumKampf fürsVaterland ruft?) Tage lang, Nächte lang hattendieHau- bitzen gedonnert, daßdieFreiburger, dieStuttgarter denWiders hall hörten. Paris aber,das gesternnochmitder Wundermär vomBergDonon,mitlangen Epopöenüber dieinLothringener- strittenenSiegegefüttertworden war,vernahmnun,Klugheitem- pfehleschleunigenRückzug.Auch,daßderSieger Tausendege-

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272 DieZukunst.

fangenundhundertfünfzigGeschützeerbeutethabe?Die Meldung hätte erwiesen, daßderRückzugFluchtgeworden,imdrittenTheil desHeeresschon jetztdas Zuchtbandgelockert ist.Wirjauchzen noch nicht. Doch unserHerzistgetrost.Was dieserErntingbe- schert hat, ist mehralseinSieginoffenerFeldschlacht.ZweiPläne haben sichaneinander gemessen,zweiErzreisensichaneinander « gewetzt.DerdeutscheLeitgedankewar richtigundist ausführbar;

derfranzösischewar falschundrostetwieeinevom Sumpf einge- schluckteKlinge.Von derNordseebis-dichtandieAlpenwölbt sicheinstählerner Schild.Erbewegtsich.Er lebt.Freudigträgt ihndieErde;wieeinesMenschenweibes Mutterschoßdie aus LiebeempfangeneFrucht,dienochinWehen beglückt.LassetEure Trompeter blasen,Eure Einschläferervom Augusthimmeldas Blau weglügen:derStahlschildwandelt. Wird morgen zur Klam- mer, diedenAthem abschnürt,inderHirnzelledenWillen drosselt.

Bis dasWort Wahrheit gewordenist,dasGneisenauvor hun- dertJahren sprach: »DieFranzosenahnen nichtnur, sondern wissenjetzt, daßwirihnenüberlegensind.« NachVelleAlliance konnten, nach Sedan mußten sieeswissen. Siewollten nicht.Sie wurden derTotsündeschuldig,dereinzigen,die nie einem Volkver- ziehenward: freplerUeberschätzungdesnationalen Vermögens.

Nach den deutschen SiegenbeiWörthund Vionville,wäh- rend vorMetz schondieEntscheidung nahteundKönig Wilhelm dieErsteund dieZweiteArmee beiGravelotte gegen Vazaine insFeldführte, wurde inder(nochinCottas augsburger Ber-

-lagerscheinenden)AllgemeinenZeitungeinBriefveröffentlicht, denDavidFriedrichStraußanErnstRenan geschriebenhatte.

EinLiberalen einphilosophischundhistorischgeschulterKopfan denweisestenundgelehrtestenMann, der im Gallierland lebte.

»Wir hieltendenKrieggegenFrankreich,alsFolgederEreig- nissedesJahres 1866, fürunvermeidlich.WirhabendenKrieg nichtgewollt;aberwir kanntendieFranzosengenug, umzuwissen, daß sie ihnwollen würden.EsistwiemitdemSiebenjährigen KriegalsFolgederbeidenschlesischenKriege.FriedrichderGroße hat diesenKriegauchnicht gewollt;abererhatgewußt,daßMaria Theresia ihnwollen undnichtruhenwürde,bissieBundesge- nossendafürgewonnen hätte.AufeinhergebrachtesUebergewicht

v(rzichteteinHerrscher,einVolknicht leicht. Frankreichistseitden

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Wir sindBarbaren.« 273 ZeitenNichelieusund LudwigsdesVierzehntengewohnt,die ersteNolle unter deneuropäischenNationen zuspielen,unddurch NapoleondenErsten istesindiesem Anspruch bestärktworden«

DienächsteBedingungdieser Herrscher-tolleFrankreichswar aber dieSchwäche Deutschlands,das seiner Einheit getheilt, seiner Einigkeitzwiespältig,seiner Beweglichkeitschwerfälliggegenüber- stand. DochjedeNation hat ihreZeit;und,wenn sie rechterArt ist, nichtbloseine.Deutschland ließ DichterundDenker aussich hervorgehen, die denfranzösischenKlassikerndessiebenzehnten und achtzehntenJahrhunderts mehrals nur ebenbürtigan die Seitetraten. Deutschland hattediegeistigeFührerrollein Europa übernommen,währendFrankreichdiepolitische, zuletzt freilichin hartem KampfmitEngland,nochimmer fortsührte.DieZeiten erziehen sichihre Männer, vorausgesetzt, daßsichunter demNach- wuchs Persönlichkeitenvom rechtenZeugan derrechtenStelle finden.HerrvonVismarck war einMann vonsolchemZeugund seine Stellung amBundestag inFrankfurt derrechteStandort, um inden innerstenSitzdes deutschenElends hineinzusehen.

FrankreichhattedieEreignissedesJahres 1866geschehen lassen, inderHoffnung,aus den inneren KämpfendesNachbarlandes Gewinn für seineUebermachtzuziehen; alsessichindieserNechs nung getäuschtsah,konnte esseinen Verdruß nicht verhehlen.

FrankreichhatseitdemStuerapoleonsdreimalseineVerfassung geändert:Deutschland hatniedaran gedacht,ihmdreinzuredenz eshat stetsdas RechtdesNachbars anerkannt, seinHausim JnnerennachVedürfnißund Bequemlichkeitoder auch nachLaune umzubauen. Jstdennnun, was wirDeutschen1866undseitdem gethan haben,etwasAnderes ?Brachte,waswir inunserembis dahin notorischunwohnlichenHausevon Wänden einschlugen, vonBalken einzogen,vonMauern aufführten,demNachbarhaus Erschütterung2Drohtees,ihmLichtUndLuftzuschmälern?Stellte esihmFeuersgefahr inAussicht? NichtsvonAlledemz unser Hausschienihmnur zustattlichzu werden. DieserNachbarwollte inder ganzen StraßedasschönsteundhöchsteHaus besitzen.Und hauptsächlichdurfteunseresnichtzufestwerden: wirsolltenes niemals verschließenkönnenunddemNachbar sollte stetsunbe-

nommen bleiben,wieerfrüher schonmehrfach gethan, nachVe-

lieben einigeZimmerdavoninBesitzzunehmen. Frankreichwill

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274 DieZukunft.

-

seinen europäischenPrimatnichtaufgeben.DerErfolg,umden wirringen, isteinzigdieGleichberechtigungdereuropäischenBöls ker,istdieSicherheit,daß nicht mehreinunruhiger Nachbaruns indenArbeiten des Friedens störenund derFrüchte unseres Fleißesberauben kann. Dafürwollen wirBürgschaftenhaben.«

Nach Sedan, als dasKaiserreich gestürztundTrochuder ersteHerrderDritten Republikgewordenwar, erschien,am sech- zehnten September,imJournaldesDäbatsRenans Antwort. »Das großeUnglückderWeltist, daßFrankreichDeutschland,Deutsch- landFrankreichnicht versteht;unddiesesMißverständnißwird sichjetztnur noch verschlimmern. Jm Jahr1866habenwir(ich sprechevimNamen einer kleinenGruppe wahrhaft liberalekMän-.

ner)mitaufrichtiger Freude gesehen,daßDeutschlandsichals eine Macht ersten Rangeszukonstituirenbegann.Wirglaubten,wie wahrscheinlich auch Sie,dasgeeinte Deutschlandwerde Preußen, demesdieseEinheitzu danken hatte,insichauflösen;nacheinem allgemein giltigen GesetzverschwindetderSauerteig jain der Masse,dieerinGährunggebrachthat«Andie Stelledesanmaß- -endenund engherzigenPedantismus,der unsanPreußenmanchs malmißfällt, wird, so dachten wir,allmählichund fürdie Dauer derdeutsche Geisttretenund mitseinerwundervollen Weite,seiner philosophischenundpoetis chen Sehnsuchtunserquicken. Dochun- seremTraum istder Anblick harterWirklichkeitgefolgt.Wiegroß man dieFehler unserer Regirung darstellen möge: auchdasVer- fahrenderpreußischenRegirung mußgetadeltwerden.Bismarcks Plänesind1865demKaiserNapoleonmitgetheiltworden,derihnen imAllgemeinen zustimmte.Wenn dieseZustimmungdem Glauben andiehistorischeNothwendigkeitdeutscherEinigungentstammte, demWunsch, dieseEinigUUgmöge sichinfreundschaftlichemEin- verständnißmitFrankreichVollziehen,dannhattederKaisertau- sendmalRecht Einen Monat vor demBeginndes Kriegesvon 1866glaubte(wie ichweiß)NapoleonanPreußensSieg;wünschte ihnsogar.Das Zaudern,dieNeigung,gesternGesagtemheute zuwidersprechen, hat demKaiser auchbeidieserGelegenheit,wie beiso vielen,Unheilgebracht.DerSiegvonKöniggraetzkam:und nichtswar vereinbart. Unfaßbarer WankelmuthiDerKaiser,dem dieGroßsprechereiderKriegsparteiund dieVorwürfeder-Oppo- sitiondenBlick trübten, ließsichverleiten,ineinemEreigniß,das

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Wir sindBarbaren-; 275 ergewolltund herbeigeführthatteunddaseralseinenSiegbe- trachten mußte,eineNiederlagezusehen.WirVhilosophen sind so naiv,zuglauben,daßderErfolg nichtAlles rechtfertigtund auchderSieger Unrecht gethan habenkann. Auch ohneVerein-—- barung schuldete PreußendemKaiserundFrankreichDankund Sympathie.Jhrberliner Ministerium dachtedarüber anders ; es ließsichvoneinemStolzleiten, der einesTagesübleFolgenhaben wird. Glauben Sie mir!ZweiMeinungen sind jetztinFrankreich hörbar.,Lassetuns diesenwidrigenHandelsoschnellwiemöglich enden; Alles,was verlangt wird,abtreten: ElsaßundLothrins gen;jeden Friedensvertrag unterzeichnen;dannaber: tötlicher Haß,rastloseRüstung,VündnißmitJedem, ders habenwill- schrankenlose ErfüllungallerrussischenWünsche; alseinzigesZiel undalleintreibende KraftdesnationalenLebens: Vernichtungs- krieggegen diegermanifcheRasset«SosprichteinePartei. Die andere sagt: ,Wir müssenFrankreichs Jntegritätretten,unsere Verfassungbessern,unsereFehler ablegenund,stattvonRachesür einen vonunsalsungerechten Angreifern begonnenen Kriegzu träumen,mitDeutschlandundEnglandeinenVund schließen,der dieMenschheit aufdenWegenfreierGesittungvorwärts zufüh- renvermag.«Welche PolitikFrankreichwählenwird: Das hängt von Deutschlands Verhalten abzunddamitwird zugleichauchüber dieZukunftderCivilisation entschiedenwerden. DerFriedekann

nur dasWerkEuropas sein;unddiese Europawillnicht,daßein Glied ihrerFamilie allzu sehrgeschwächtwerde.MitgutemRecht fordern Sie eine Vürgschaftgegen dieWiederkehr ungesunder Träume;die stärksteVürgschafthättenSie,wenn Europa dieheute geltendeGrenzregulirung bestätigteundJedem verb·öte,diedurch alte Verträge geschütztenMarksteinezu verrücken. Jedeandere LösungöffnetendloserNachsuchtdasThor.Wir brauchendie Cen- tralmacht vereinigter Staaten« (SoaltistderholdeTraum.)«

Straußantwortete amzweiten Oktober. »Wennvoneinem Dank geredetwerden soll, sogehörtefüreineblosnegativeUnter- stiitzung (imJahr1866) auchnur negativerDank:wennNapoleon einmalLuftempfand,etwasAehnlichesauszuführen,durftePreu- ßen ihm nichtin denWegtreten. UnddiesesNegativehatteihm ja Preußen schonim Voraus geleistet,indemesderEinverleibung von Savoyenund Nizzaindas französischeKaiserreichkeinen

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276 DieZukunft.

Widerstand entgegengesetzthatte.WirhättendurchdieAbtretung LuxemburgsderfranzösischenNegirungdenVerzichtan weitere Forderungenerleichternsollen?DerKönigvonPreußenhattesich aufdenPlatzder alten Kaisergestellt.DursteeralsMinderer desReichesdebutiren?Nachdem ersoeben mehreredeutschePro- vinzen fürsicherobert hatte:durfteerin dieverrufenen Spuren derhabsburgischenKaiserdadurch treten,daßerdagegen,wiesie so oft gethan,einedeutscheProvinz, dieihm nichtgehörte,an Frankreichkommen ließ?...Liebenswürdigist auch uns,den preußischgesinntenSüddeutschen,dasspezifischpreußischeWesen nicht.Aberals,politisches Thier«istderPreuße demSüddeut- schen überlegen. OhnedenpreußischenKriegsplan,dersieleitete, ohnediepreußischeHeereseinrichtung,dersie sichanschließenkonn- ten,würden dieSüddeutschenmitallihremguten Willen, allihrer StärkeundMannhaftigkeitdochnichtsgegendieFranzosenaus- gerichtethaben. Wir rechnen aufeinenSiegespreisundglauben nicht, daßwirFrankreichdurcheineschonendeBehandlungver- söhnenkönnten. Ein Volk,das für Sadowa, alsofüreineihmganz fremdeNiederlage, Genugthuunghaben wollte,wirdfürWörth undMetz,fürSedan undParis zehnfachumRacheschreien,wenn wirihm auchweiter nichtszu Leidthun,alsdaßwir esso oftge- schlagen haben.Dawir vonseinemgutenWillenunterkeinenUms ständen Etwaszu erwarten haben, müssenwirdaraufbedachtsein, daß seinüblerWilleuns fortan nicht mehr schadenkann. Die Festungen,dieFrankreichbisherbenutzthat,um von ihnenaus inunserLandeinzufallen,werden wirihmwegnehmen;nicht,um.

vonihnenauskünftigdasfranzösischeLandanzugreifen, sondern, umunserdeutschesLand zusichern. DurchdieVermittlungder neutralen Mächtewollen wirunserZerwürfnißmitFrankreich- nichtschlichtenlassen;bei demletztenSchiedsgerichtdieser Art, dasunsmitFrankreichins Gleichesetzensollte,demWienerKon-·

greß,sindwir zuschlechtgefahren.Wirwerden das Schwert,das wirnur nothgedrungenergrifer haben,zwarnicht eheraus der Hand legen,alsbisderZweckdieses Krieges erreichtist;aberwir werden esauchkeinenTaglängerin derHandbehalten.«

AmeinundzwanzigstenMärz1871,als in denversaillerPrä- liminarien diedeutsche ZukunftderumstrittenenProvinzenge- sichertwaysprach imWeißenSaal des ZollernschlvssesKaiser

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Wir-sind Barbaren, 277·

WilhelmzumDeutschenReichstag:»Wirhaben erreicht,was seit:

derZeitunsererVäter fürDeutschlanderstrebtwurde: die Ein- heitund derenorganische Gestaltung,dieSicherung unsererGren-- zen, dieUnabhängigkeitunserernationalen Rechtsentwickelung MögedemdeutschenReichskrieg,den wirso ruhmreich geführt, einnichtminderglorreicher ReichsfriedefolgenundmögedieAuf- gabedesdeutschen Bolkesfortan darinbeschlossensein,sichindem.

Wettkampfum dieGüterdesFriedens alsSiegerzuerweisen.

Das walte Gott!«Noch einmal,imHerbst(Thierswar schonzum PräsidentenderNepublikgewählt),schriebNenan an Strauß..

Dchriedewar längsiunterzeichnet,fürFrankreichnichts mehrzu.

eiwirkenzunddieVitternißdesVesiegtenschwingtindemTon dess Briefes. »DaßDeutschlandseinenGegner vernichtet hat,war ein.

Fehler;eshatFrankreich behandelt,als ob es nie einen anderen Feind habenkönne. AuchimHaß sollman aber bedenken, daß.

man einstdieBundesgenossenschaftdesheuteGehaßtenbrauchen kann. Lothringen hatzumGermanenreich gehört?Gewiß.Das- giltaberauchfür Holland,fürdieSchweiz,selbstfürJtalien (bis nachBenevent)und,wenn man über denVertragvon Verdun- hinauszurückgeht,fürganzFrankreich.DerElsaßist, nach Rasse undSprache,heuteeindeutschesLand,war aber,wie einTheil Süddeutschlands,einkeltisches,bevor dieGermanen eindrans gen. Wir folgerndaraus nicht, daß Süddeutschland französisch- sein müsse;doch sollman auch nicht behaupten, nachaltemRecht- müsseMetzundLuxemburgdeutsch sein.Wo sollte solcheArchäos logieenden? Wer dieMenschheitmitallzu scharfemGrenzstrichin Rassen scheidet, sündigt nichtnurgegendieWissenschaft, dielehrt,.

daß wirklichreine Rassennurinsehr wenigen Ländern wohnen:

ertreibtauchzu,zoologischen«Kriegen,zuVernichtungskämpfen,.

wie dieverschiedenenGattungen derNager undFleischfressersie manchmalgegeneinanderführen.JmGlanzseinesKriegerruhmes kannDeutschlandseinen wahrenBeruf verfehlen.Wir müßten gemeinsamdensozialen FragendieAntwort suchen.Das Han- delnderPreußischenStaatsmänner hataberbewirkt, daßFranks reichnur einZielvorsichsieht:dieRückeroberungder verlorenen Provinzem Uns ereLagezwingtuns,denDeuts chenhaßderSlawen zuschüren,denPanslawismus zuhätschelnundohneeinschrän- kendeBedingungfortandemrussischenEhrgeizzudienen-«

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478 DieZukunft.

-

Sowar, auf beidenSeiten, vor dreiundvierzigJahrendie Stimmung.DieBiographendesChristenheilandssprachenbesser, fühltenabernichtanders alsihre gebildetenLandsleute. Wir haben,hießesinDeutschland, unser Reichshaus verschlossenund denSchlüsselindieTasche gesteckt.SchlüsselundSchloß,wurde aus Frankreichgeantwortet,haben zweiJahrhunderte languns gehört;wissetJhr, dieaufEureNaturforscherleistung sostolzseid, nicht,daßWesenvonstraff centralisirtemLebensbau denVerlust eines wichtigenGliedes nicht ertragen?Der Gallier verschmerzt nicht,wieLateiner, Slawen,Germanen selbst, einihm angethanes Leid ;tröstet sichnicht,wiesie,andemGedanken,alseinTapferer einem Tapferenerlegenzusein. UndGallierist,trotzallerJnsusion römischenundgermanischenVlutes, derFranzosegeblieben;seit dasFallbeildieHäupterdesbesten Adels,derfremden Stammes war,gemähthat,ist der Galliergeist,einnachdenTagendesgroßen Juliercaesars kaumverändertenzurHerrschaftgelangt. Derruht nicht,bisauf seinem SchildedieScharte ausgewetzt, seinerKlein- odienkrone das geraubteJuwelwieder eingefügt ist.Jhrhabt uns verkannt. Alles wäreanders gekommen,wenn Euer blinder Bismarck (einen Tollhäusler nannte ihn,imGesprächmitdem feinenPoeten ProsperMårim6e,am biarritzerStrand LouisNas poleon)Uns inBersaillesbehandelt hätte,wieOesterreichinNis kolsburgvon ihmbehandeltworden war: alsein vomWaffen- glückbesiegterGegner,aufdessenFreundschaftmanfürdienächste Woche rechnenwollteunddurfte...Das hättederKanzlergern gethan;gern, nachfreiemWillensermessen, über alleFelderdes Schachbrettesverfügt. Als diepotsdamer Kamarilla ihndes Vonapartismus, alsoder Sünde wider denHeiligen GeistderLe- gitimität,verdächtigte,schriebBismarck anGerlach:,,Frankreich zähltmir, ohneRücksichtaufdiejeweilige Person anseinerSpitze,

nur alseinStein,und zwareinunvermeidlicher,indemSchach- spielderPolitik,inwelchemichnur meinem Königundmeinem Landzu dienen Berufhabe. Jchwillnichtsweiter als: anderen Leuten denGlauben benehmen, siekönntensichverbünden,mit wem siewollten,aber wirwürden eherRiemen ausunsererhaut schneidenlassenalssiemitfranzösischerhilfevertheidigen.«Zehn Jahredanach,alserden Dritten NapoleonzumvorletztenMal sah,sagte,amTischdesKaisers, einMarschallvonFrankreichzu

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